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Zitat

Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt's nicht.

Konrad Adenauer

Prolog

Das Leben kann so einfach sein. So beschwerdelos. Man kann glücklich in den Tag hinein leben. Die Beliebteste der Schule sein, oder viele Freunde um sich herum haben. Vielleicht glaubt man, sogar die große Liebe gefunden zu haben. Jedoch braucht es nur einen einzigen Grund, um genau das Gegenteil zu erreichen. Freunde werden zu Feinden. Die große Liebe wird zu einer Person, die man mehr hasst, als sein eigenes erbärmliches Leben. Die gerade mal 16-jährige Eleanor muss all dies und noch mehr durchleben. Sie ist oft auf sich alleine gestellt. Doch ein Grund, lässt sie immer weiter lächeln und gibt ihr einen Halt. IHRE TOCHTER!

Kapitel 1.

 Von aller Welt ausgestoßen und beobachtet, machte ich mich auf den Weg zur Schule. Langsam hätte ich mich dran gewöhnen müssen, doch ich konnte es nicht. Bei jedem Blick der mich beobachtete und den Kopf schüttelte war es so, als würde ich für einen kurzen Moment aufhören zu Atmen. Mein Handy klingelte und riss mich aus meinen Gedanken. Ich ging ran.
„Hallo?“.
„Hey Schatz ich wollte dir sagen, dass ich heute nicht mit zum Arzt kann, weil…“, ich unterbrach ihn.
„Denk dir keine Ausrede aus. Es ist in Ordnung. Langsam hab ich mich damit abgefunden, dass dir alles scheißegal ist“, sagte ich und legte auf, ehe er antworten konnte. Ohne es zu bemerken, hatte ich meine Hand auf meinen Bauch gelegt, der schon aussah wie eine Runde Kugel und das mit 16 Jahren. So was konnte auch nur mir passieren. Der Gedanke ließ mich nicht los, dass er das mit Absicht getan hatte.

Ich öffnete die Schultür und ging rein. Wieder trafen mich diese vorwurfsvollen Blicke, die mehr sagten als tausend Worte. Sie widerten sich vor mir, als hätte ich irgendeine Seuche die höchst ansteckend wäre. Selbst die Lehrer behandelten mich, als wäre ich vollkommen verblödet. Nur weil ich schwanger war, hieß das nicht, dass ich dadurch blöd wurde. Wenigstens meine Klassenlehrerin verstand mich. Ich schmiss meine Tasche neben mich und setzte mich auf meinen Platz. Meine Klasse hatte aufgehört mich als Schlampe, Hure oder ähnliches zu bezeichnen, weil sie merkten, dass mich ihre Meinung genauso wenig interessierte, wie ihre Anwesenheit.
„Alles in Ordnung?“, fragte mich meine beste Freundin. Ich nickte nur und versuchte zu lächeln. Obwohl rein gar nichts in Ordnung war.
„Und kommt Callum zur Untersuchung heute?“.
„Nein, er hat wieder keine Zeit“, sagte ich und versuchte desinteressiert zu klingen. Sie umarmte mich einfach und drückte mich an sich.
„Du weißt, dass ich für dich da bin, oder? Ich komme mit dir.“, flüsterte sie und ließ mich dann los.
„Danke, Lexi“, sagte ich dankbar und lächelte sie an. Sie schaffte es immer wieder mich zu beruhigen. Sie ist das Beste, was mir in meinem Leben passiert ist. Egal wie es mir ging, oder was für Fehler ich tat, sie blieb an meiner Seite und tröstete mich. Es klingelte und der Unterricht begann. Ich bekam kaum was mit. Immer wieder kreisten meine Gedanken um Callum. Es war nicht nur mein KIND. Es war auch seins. Ich weiß noch wie er ausgerastet ist, als ich ihm sagte, dass ich das Kind bekommen wollte.

„DU BIST SCHWANGER?  VERDAMMT!!“, schrie er mich an und lief hin und her. Ich hatte damit gerechnet, dass er nicht begeistert sein würde, doch dass er so ausrastet hätte ich nicht gedacht.
„Wer hat mich denn abgefüllt und mit mir geschlafen?“, murmelte ich. Schnell packte er mich fest an meinen Armen.
„Dazu gehören zwei.“, zischte er. „Du tust mir weh.“, zischte ich zurück und drückte ihn weg.
„Ich hatte nie eine WAHL dazu gehabt. Du wusstest, dass ich nicht mit dir schlafen würde. NICHT in diesem Alter. Und jetzt?! Ich bin schwanger verdammt. Bist du glücklich?! Hast du erreicht was du wolltest? Hat sich das gelohnt?“, schrie ich ihn an und bei jedem Wort lief eine Träne nach der anderen meine Wangen hinunter.
„Es...es tut mir leid. Ich bin nur so geschockt. Verzeih mir, Eleanor“, sagte er nun und nahm mich in seine Arme.
„Du hast mir keine Wahl gelassen.“, schluchzte ich. „Es tut mir leid.“, sagte er immer wieder und strich über meine Haare.

„Eleanor? Kannst du bitte das wiederholen was ich gesagt habe?“, fragte mich mein Lehrer. So ein Mist.
„Ich…Ich hab nicht zugehört.“, sagte ich und mein Blick senkte sich wieder auf das Blatt Papier vor mir.
„Aha!“, sagte Herr Stoon und nickte dabei, als hätte er mich ertappt. Die Stunden gingen schnell vorüber und ich lief wieder nach Hause. Gleich würde meine Mutter mir wieder einen Vortrag halten, dass ich es mit einem Kind niemals schaffen würde richtig zu Leben. Es überhaupt zu erziehen und so weiter. Ich wusste, dass es sehr schwer sein würde, doch ich würde mein Baby nicht umbringen. Auch wenn es nicht gewollt war. Es war mein Baby. Mein Fleisch und Blut, wie könnte ich einen Teil von mir umbringen und weiterleben, als wäre nie etwas gewesen? Ich könnte es nicht. Schon jetzt bekam ich Muttergefühle. Manchmal spürte ich, wie ihr kleiner Fuß gegen meinen Bauch trat. Obwohl es etwas weh tat, musste ich jedes Mal vor Freude weinen, weil ich es sooo süß fand. Leider war ich mit meinen Gefühlen allein, denn mein Freund, ihr Vater interessierte sich kein bisschen für sie. Naja, so kam es mir zumindest vor. Ich nahm meinen Schlüssel aus meiner Tasche raus und öffnete die Tür. Schnell ging ich zu meinem Zimmer und schloss die Tür hinter mir zu. Ich legte meine Tasche auf mein Bett und stellte mich vor den Spiegel. Ich berührte mit meinen Händen meinen Bauch und spürte wie etwas sich in mir bewegte. Ich lächelte leicht und atmete tief ein und aus um nicht wieder vor Freude zu weinen. Das war mein Baby. Mein kleines Mädchen. Und ich liebte sie schon jetzt…

 

 

Kapitel 2.

„Du hättest es nie kriegen sollen.“, flüsterte Callum und legte seine Hand auf meinen Bauch.
„Was sagst du da! ES IST DEINE TOCHTER!“, schrie ich ihn an und wollte seine Hand weg schlagen. Doch plötzlich bewegte sich etwas in meinem Körper, als würde es sich gegen etwas wehren.
„Was tust du?“, brach ich schwer heraus und krallte mich an ihm fest, um nicht umzufallen.  Es fühlte sich so an, als würden mich tausende Schwerter von Innen durchbohren. Ich schrie schluchzend er solle doch bitte aufhören, doch er tat es nicht. Ich wusste nicht was er machte, aber ich wusste, dass er meinem Baby weh tat. „Dieses Baby hast du nicht verdient.  Du wirst nie eine gute Mutter für sie sein. Da wäre der Tod besser für sie.“, flüsterte er und strich mit seiner freien Hand über meine Haare.
„NEIN!“, war das erste Wort was ich raus brachte und versuchte mich zu wehren. Blut lief über meinen Bauch und umhüllte seine Hand. Mir wurde schwindelig als ich bemerkte, dass meine Tochter aufgehört hatte zu kämpfen und nichts mehr tat.
„Wieso?“, fragte ich schluchzend und versuchte durch meine Tränen hindurch zu sehen. Was vergeblich war. Meine Beine fingen an zu wackeln und mir keinen Halt mehr zu geben. Ich fiel um und umschlang meinen Bauch.

Wieder einmal stand ich schweißgebadet auf und wischte mir mit meinem Handrücken über meine Stirn.
„Es war nur ein Alptraum.“, ermahnte ich mich jedes Mal.  Langsam stand ich auf, ging zum Spiegel und schob mein T-Shirt hoch, nur um mich wie jedes Mal zu vergewissern, dass es meinem Baby gut ging und es nur ein Alptraum gewesen war.
„Ich bin da.“, flüsterte ich erleichtert und strich über meinen Bauch. Sie war wach und ich spürte es. Ein Lächeln umspielte wieder meine Lippen und wieder war ich mehr denn je froh, meinen kleinen Engel in meinem Bauch zu tragen.

Ich zog mich schnell um und band meine Haare nach hinten zu einem Pferdeschwanz zusammen. Da ich lange Haare hatte,  sah es nicht sehr besonders aus, aber immerhin. Dann ging ich in die Küche, schmierte mir schnell zwei Brote und nahm mir eine große Flasche Wasser mit. Als letztes gab ich meiner noch schlafenden Mom einen Kuss und ging aus dem Haus. In der Schule angekommen, lief ich geradewegs zu meinem Schließfach und gab die Kombination ein.
„An ihrer Stelle hätte ich die Schule erstmal abgeschlossen, anstatt die Beine breit zu machen.“, sagte ein Mädchen hinter mir zu ihrer Freundin. Beide sahen mich mit einem herabwürdigenden Blick an, die nun mal diese Obertussen drauf hatten, wenn es darum ging jemandem das Leben schwer zu machen.
„Hättet ihr den Mut dazu, würdet ihr es mir ins Gesicht sagen.“, sagte ich lachend und zwinkerte ihnen zu. Auch wenn es mir sehr zu schaffen machte, dass sie so über mich dachten, tat ich so als wäre es mir vollkommen egal. Lexi kam, beleidigte die beiden Mädchen und scheuchte sie weg. Beide gingen sofort weg. Ich weiß nicht wieso, aber jeder hatte Respekt vor Lexi. Nicht nur, dass sie einfach die Beste in allem war was sie tat, sie war einfühlsam und wenn sie einmal sauer wurde, dann richtig. Und das wusste hier so ziemlich jeder.
„Hey Süße, mach dir keinen Kopf wegen diesen Tratschtanten“, sagte sie und umarmte mich. Sie legte ihre Hand auf meinen Bauch und flüsterte:„Dir auch einen Guten Morgen mein kleiner Schatz".
Ich spürte wie meine Tochter anfing sich zu bewegen. Das machte sie nur bei Menschen, die sie liebte. Jedenfalls vermutete ich das, denn bei ihrem Vater tat sie es nie.
„Du bist die Beste, weißt du das?“, fragte ich und lächelte sie an. Wie immer hätte ich weinen können, weil ich sowieso total überemotional war, doch ich konnte es gerade noch so unterdrücken.
„I know.“, sagte sie lachend.
„Hey Schatz.“, sagte jemand und ich drehte mich um. Es war Callum. Wie immer, war er in lässigen Klamotten gekleidet. Eine einfache schwarze Hose mit einem weißen, bedruckten T-Shirt, dass ich ihm mal geschenkt hatte.
„Schatz, ich hab dir was zur Entschuldigung gekauft.“, sagte er und reichte mir eine Tüte.
„Ich bin dann schon mal im Klassenraum, Süße“, sagte Lexi und gab mir einen Kuss auf die Wange. Sie sah dabei Callum wütend an und ging. Völlig überrascht nahm ich die Tüte an mich und zog ein T-Shirt raus. Es war schwarz und zeigte das Skelett eines Baby´s. Irgendwie fand ich es total putzig und umarmte Callum, obwohl er es nicht verdient hatte, denn zum Arzt bin ich gestern mit Lexi alleine gegangen. OHNE IHN, obwohl er der Vater war. Aber ich hatte keine Lust auf Streit, also ließ ich es zu, dass er mich küsste und an sich zog. Schließlich war ER der Vater meiner Tochter. Und ich liebte meine Tochter, mehr als mein Leben und mehr als alles andere auf der Welt. Sie war mein Engel. Seine Lippen lösten sich von meinen und er blickte mir tief in meine Augen. Ich hielt seinem Blick nicht stand und guckte mit gesenktem Kopf auf den Boden.
„Es tut mir für alles was ich dir angetan habe, so leid.“, flüsterte er und drückte mich an sich.
„Ist schon in Ordnung.“, sagte ich und ergänzte in Gedanken: ist ja nicht so als wäre ich nicht daran gewöhnt. Seine Hand legte sich auf meinen Bauch und aus irgendeinem Grund fühlte ich mich unwohl und schob sie weg. Er sah mich irritiert an.
„Lass es einfach gut sein ja?“, sagte ich bloß und nahm meine Bücher aus dem Schließfach und schloss es wieder zu. „Wir sehen uns dann später.“, sagte ich und ging.
„Eleanor, bleib stehen!“, sagte er, packte mich an meinem Arm fest und ließ nicht mehr los. „Lass mich…ich muss zum Unterricht.“, zischte ich ihn an. Der Schulflur war bereits leer, nur noch Callum und ich standen da und sahen uns wütend an.
„Du weißt, dass ich es nicht mit Absicht mache.“
„WAS machst du nicht mit Absicht? Du bist nie da, wenn ich dich brauche. Letztens musste ich zum Arzt mitten in der Nacht, weil es mir scheiße ging Callum. Und du hast zu mir gesagt du kommst nicht mit, weil du Arbeiten musst. Weißt du ich hätte dich ja verstanden, wenn du wirklich arbeiten gewesen wärst. DU WARST stattdessen mit Kumpels von dir saufen!“, sagte ich und merkte wie warme Tränen über meine Wangen liefen. „Du hättest da sein müssen, bei mir und deiner Tochter, aber stattdessen warst du mit Freunden weg und lügst mir dreist ins Gesicht“, schrie ich ihn an.
„Immer geht es nur um dich und deine Tochter. Nie kann ich mal Zeit FÜR MICH haben.“, schrie er zurück.
„DU lebst dein Leben aus. Kannst tun und lassen was du willst!!! Ich hingegen muss immer wieder zum Arzt. Ich verzichte auf Partys, die veranstaltet werden und ich gehe in keine Diskos mehr. Du hingegen TUST ALLES was DU willst und WANN du es willst!“, ich holte tief Luft.
„DU BIST NIE DA CALLUM“, schrie ich ihn an und schlug ihm gegen seine Brust.
„Du Interessierst dich einen Scheißdreck um unsere Tochter. Und dann lügst du, von wegen du liebst mich. Wenn du mich schon nicht liebst, dann liebe wenigstens deine Tochter, als wäre sie das schönste auf der Welt!“, schrie ich ihn an und schlug immer wieder auf ihn ein.
„Eleanor! Du weißt nicht wovon du redest!“, schrie er zurück.
„Das weiß ich sehr wohl. Du hast mich nie geliebt! Und das wirst du auch jetzt nicht tun. Du wolltest nur mit mir schlafen!“, zischte ich und versuchte mich von ihm zu befreien, doch er hielt meinen Arm nun so fest, dass es allmählich weh tat. Er packte meinen anderen Arm ebenfalls an und schüttelte mich, als wäre ich eine Puppe.
„DU WEIßT NICHT WOVON DU REDEST!!!“, schrie er mich an.
„Du…tust…mir…weh!“, keuchte ich. Er ließ mich sofort los und ich taumelte nach hinten und fiel auf denn kalten steinernen Boden. Ich keuchte immer wieder auf und schrie laut auf. Was es auch war, es raubte mir denn Atem.
„Es tut weh“, schrie ich und krümmte mich. Callum hob mich sofort hoch und ich legte meine Arme um seinen Hals.
„Halt es durch Schatz. Es wird alles gut.“, sagte er hektisch zu mir. Tränen liefen meine Wangen hinunter und verdeckten mir die Sicht.
„Pass auf mein Mädchen auf.“, flüsterte ich, bevor mir schwarz vor Augen wurde und ich in Ohnmacht fiel.

Kapitel 3.

Kälte umhüllte mich… Sie ließ mich schaudern. Doch trotzdem kämpfte ich dagegen an. Wie sollte man gegen etwas kämpfen, was man nicht kannte, fragte ich mich. Es kam mir so vor, als würde ich fallen und nie das Ende erreichen können. Als wäre mir sogar der Tod nicht vergönnt. Selbst jetzt ließ der Schmerz nicht nach.

„Eleanor?!“, flüsterte eine Stimme fragend und erleichtert zugleich. Ich blinzelte gegen die hellen Lichtstrahlen an und versuchte meine Augen zu öffnen. Hände umfingen meine und hielten sie fest, als würden sie mich nie mehr los lassen wollen. Doch ich wusste es besser.
Ich gab nur ein leises, „Mhh.“, von mir und versuchte mit schweren Augenliedern etwas zu sehen.
„Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht.“, sagte er und küsste mich auf meine Stirn. Egal wie aufrichtig es klang, ich glaubte ihm nicht. Langsam leckte ich über meine trockenen, aufgerissenen Lippen und schluckte. Meine Hände legten sich auf meinen Bauch und ich wartete ab, dass mein kleines Mädchen mir ein Zeichen gab, dass es ihr gut ging und ich mir keine Sorgen machen musste. Als hätte sie gewusst was ich dachte, trat sie an die Stelle mit ihrem kleinen Fuß, an der meine Hand auf meinem Bauch ruhte. Tränen füllten wie jedes Mal meine Augen und ich lächelte.
„Ihr geht es gut. Die Ärzte haben gemeint, dass du Ohnmächtig geworden bist, weil du unter Stress stehst.“. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen, also nickte ich schwach und blickte auf das weiße Bettlaken.
„Ich weiß du hasst mich. Ich kann es verstehen. Ich meinte das alles gar nicht so. Es… Ich… Ach ich weiß auch nicht. Du weißt wie meine Eltern sind und erst meine Freunde.“. Langsam hielt ich es nicht mehr aus und sah ihm in die Augen.
„DU hast immer wieder irgendwelche Ausreden, die nach deiner Meinung das wieder gut machen sollen, was du zuvor angerichtet hast. Nur leider wirken sie nicht mehr. Es ist mir egal ob du Stress mit deinen Eltern oder Freunden hast. Etwas, was man kaputt macht Callum, kann man nicht einfach wieder mit Kleber zusammen setzen und wie neu erscheinen lassen. Es wird immer kaputt bleiben. Mit all den Rissen und Lücken. DAS….“, ich nahm seine Hand und legte sie auf meinen Bauch, „DAS…ist unsere Tochter. Du musst für sie da sein und für mich auch. Egal was Andere sagen. Du hast immer davon geredet, dass du mich liebst. Wo ist diese Liebe jetzt?“, fragte ich ihn noch etwas benommen.
„Engel es tut…“, doch bevor er ausreden konnte, klingelte sein Handy. Er ging ran und ich konnte schon ahnen mit wem er redete. Er legte wieder auf und sah mich entschuldigend an.
„Lauf zu deiner Mutter. Lass mich einfach in Ruhe.“, zischte ich und drehte mich auf die andere Seite, so dass ich sein Gott verdammtes Gesicht nicht mehr sehen musste.
„Ich liebe dich.“, flüsterte er und ging aus dem Zimmer raus. Wie immer war ich allein und blickte raus aus dem Krankenhausfenster. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass keiner da war. Dass sie mich alleine ließen, in der Annahme, ich würde schon alleine zurechtkommen. Selbst meine Mutter verabscheute mich. Mein Vater sprach gar nicht erst mit mir. Für ihn war ich Luft. Als hätte ich nie existiert. Als wäre ich nie sein kleines Mädchen gewesen. Callums Eltern hassten mich mittlerweile auch. Angeblich hätte ich ihren Sohn dazu gezwungen und ich hätte doch das Baby abtreiben sollen, als ich noch die Chance dazu hatte. Doch ich werde nicht das Leben meiner Tochter vernichten, nur weil ihre dumme Mutter einen Fehler begangen hatte. Sie ist mein Mädchen, mein Engel, mein ein und alles. Wie kann ich so etwas töten. Andere würden sagen, das geht doch leicht. Doch keiner kannte meine Gefühle. Die Kleine war mir bereits jetzt schon ans Herz gewachsen. Schließlich war sie meine Tochter. Ich schniefte. Egal was passieren würde, ich würde immer zu meinem Kind halten. Ich würde eine gute Mutter sein. Doch ich zweifelte sehr stark daran, dass sie auch einen Vater haben würde.

„Süße, wach auf.“, flüsterte eine mir bekannte Stimme und ich blickte erschöpft Lexi an.
„Hey.“, sagte sie und strich über meine Haare,
„Ich hab mir echt Sorgen um dich gemacht, aber ich will jetzt im Moment gar nicht wissen WIE es passiert ist. Sondern wie es dir geht“.
„Mir geht’s gut. Bin etwas verwirrt und hab Kopfschmerzen. Ich weiß einfach nicht was ich denken soll. Stell dir mal vor ich wäre gestorben. Meine Eltern hätte es nen scheiß Dreck interessiert. Ich will nicht wieder nach Hause…“, murmelte ich.
„Ich nehme dich mit zu mir. Meine Eltern wollen auch, dass du bei uns lebst und wohnst. Meine Mutter hat die gleiche Erfahrung mit mir durchlebt, die du jetzt mit deiner Tochter durchlebst. Sie kennt das Gefühl ausgeschlossen und wie Abschaum behandelt zu werden. Deshalb war ich heute bei dir und hab alles eingepackt. Deine ganzen Anziehsachen und deinen Schmuck. In deinem Zimmer stehen nur noch Möbel, die brauchst du aber nicht. Meine Mutter hat dir ein Zimmer eingerichtet, das direkt neben meinem Zimmer ist.“, sagte sie lächelnd und ich fing an zu weinen.
„Danke, du bist echt die Beste“, sagte ich schluchzend und umarmte sie so fest ich konnte. Ich wusste einfach nicht mehr, was ich sagen sollte. Ich bin einfach vollkommen sprachlos. Keine Wörter der Welt könnten beschreiben, wie froh ich bin so eine Freundin zu haben.
„Kein Problem. Jetzt schaffen wir dich erstmal hier raus. Mein Bruder wartet im Auto auf uns.“. Ich nickte, immer noch geschockt, und versuchte mich aufzurichten. Lexi half mir zu stehen und ich stützte mich an ihr ab. Ich setzte mich auf einen Stuhl im Flur und sah all die bekümmerten Menschen, die auf ihre Angehörigen warteten und innerlich hofften, sie würden gesund wieder raus kommen. Wenigstens hatten diese Menschen Jemanden. Jemand, der für sie da war und für sie betete. Außer Lexi hatte ich keinen... Verschwommen blickte ich zu Boden und versuchte ruhig zu atmen. Abermals schluckte ich und versuchte mich wieder zu sammeln. Hände legten sich auf meine Knie und ein verzweifeltes Gesicht blickte in meins.
„Hey, Süße. Mach dich nicht fertig. Es wird alles Gut werden. Glaub mir doch einmal. Dieses eine Mal.“, flüsterte sie und wischte meinen Tränen weg, die ich unbewusst geweint hatte. Ich versuchte schwach zu lächeln und biss auf meine Unterlippe.
„Okay.“, hauchte ich leise in den Raum und versuchte aufzustehen. Wie immer half sie mir und zusammen gingen wir die Treppen runter.

Ihr älterer Bruder James wartete schon im Auto und stieg sofort aus als er mich sah. Seine blonden Haare wehten hin und her, als der Wind mit einem Rauschen an uns vorbei eilte. Seine kristallklaren, blauen Augen sahen mich erschrocken und zugleich traurig an. Ich merkte, wie er die Zähne zusammen biss, als er von meinem Gesicht herab sah und meinen großen Bauch erblickte. Ich wendete meinen Blick von ihm ab und hielt mich an Lexi fest.
„Lexi setzt dich. Ich helfe ihr schon“, sagte er mit seiner tiefen, aber dennoch Gefühlvollen Stimme, die einen erschaudern ließ. Er kam näher und umfing meine Hand, mit seiner anderen hielt er meine Hüfte fest und zog mich zu sich. Lexi ließ mich los und setzte sich ins Auto.
„Was hast du bloß getan Kleines?“, flüsterte er in mein Ohr und ich spürte wie mein Herz schneller schlug. Ich traute mich nicht ihn anzuschauen und blickte einfach in die Ferne. Zu sehr schämte ich mich. Behutsam führte er mich zum Auto und öffnete die Tür, ehe er mich einfach hoch hob, als wäre ich das Leichteste der Welt und mich ganz langsam auf den Rücksitz setzte. Seine warmen Arme lösten sich von mir und ich Atmete erleichtert wieder auf. Ich hatte wohl die ganze Zeit die Luft angehalten. So erging es mir immer wenn ich ihn sah und jetzt, jetzt traute ich mich noch nicht mal ihm in die Augen zu blicken. Und ich wusste nicht wieso? Wieso fühlte ich so? Wieso war es mir nicht egal was ER dachte? Ich schob meine Gedanken beiseite und guckte aus dem Fenster heraus.

Kapitel 4.

Die Autotür öffnete sich. James hob mich hoch, nahm mich in seine Arme und trug mich in das Haus.
„Du musst das nicht tun.“, flüsterte ich.  Ich hatte Angst noch lauter zu sprechen, denn wenn ich das tat, würde er das zittern in meiner Stimme bemerken.
„Ich kann auch laufen.“, fügte ich hinzu. Doch er ignorierte mich einfach und drückte mit seinem Ellenbogen auf die Klingel. Lexi stand mit den Koffern hinter uns und sah mich lächelnd an. Ich versuchte zurück zu lächeln und ohne es zu bemerken lehnte ich mich dabei an seine Brust. Plötzlich fühlte ich seinen Herzschlag. Er war ganz und gar nicht ruhig, wie ich erwartet hatte. James war genauso nervös wie ich. Seine Augen trafen meine und ich hob meinen Kopf wieder hoch. Als wollte er was sagen öffnete er seinen Mund, doch dann ging die Haustür auf und Lexis Mutter sah mich strahlend an.
„Hey, mein kleines Mädchen ist ja da.“, sagte sie strahlend wie eh und je und küsste mich auf meine Stirn. Lexis Mutter war immer für mich da gewesen. Und sogar jetzt mochte sie mich. Sie war einer der wenigen Menschen die trotzdem zu mir hielten, egal was war.
„Mom, Eleanor ist müde. Könnten wir sie erst ins Bett bringen, bevor du mit ihr redest?“, fragte Lexi und natürlich stimmte ihr, ihre Mutter zu. Die beiden waren wie ein Herz und eine Seele. So sollten Mutter und Tochter sein. Meine Mutter hingegen… hasste mich. Und das seit… naja schon immer. Also war es im Grunde keine Neuheit für mich, doch seit ich schwanger war, war sie noch wütender und hatte mehr Hass in sich, als je zuvor. Wir gingen rein und James trug mich die Treppen hoch.
„Eleanor, ich bin gleich bei dir. Ich muss nur schnell einkaufen gehen. Ich komme sofort wieder!“, schrie Lexi die Treppen hoch.
„Okay!“, rief ich zurück. „James, behandel sie gut solange ich nicht da bin.“.
„Immer doch kleine Schwester. Sie liegt mir genauso am Herzen wie dir.“, rief er Lexi zurück und flüsterte den letzten Satz eher, als dass er ihn laut sagte. Was meinte er damit? Er machte die Zimmertür erneut mit seinem Ellbogen auf und wir traten in ein hell beleuchtetes Zimmer ein. Ein großes rundes Bett stand in der Mitte, eine Kommode stand zur Rechten und ein kleiner Nachttisch zur Linken. Das Bettlaken war in einem hellen, leuchtenden Grün gehalten und erfüllte den Raum mit so viel Anmut und Hoffnung, dass mir der Atem weg blieb. Mein Zimmer zu Hause, sah eher trist und traurig aus. Dieses Zimmer lebte regelrecht. Ein großes Fenster ließ eine Flut von Lichtern in das Zimmer eindringen die es hell erleuchten. Ein kleiner, aber dennoch wunderschöner weißer Schrank, mit Verzierungen stand an der gegenüberliegenden Wand. James legte mich sanft auf das Bett und sah mich lächelnd an.
„Falls du etwas brauchst ruf‘ nach mir.“, sagte er und ging zur Tür. Es dauerte einen Augenblick, bis ich den Mut fand, ihn etwas zu Fragen.
„James!“, sagte ich und merkte wie ich dabei zitterte.
„Ja?“, fragte er und drehte sich ruckartig wieder um, als würde er etwas von mir erwarten.
„Ich… ich wollte dir bloß danken. Du hättest das hier nicht machen müssen, mich tragen oder überhaupt…“, ich atmete tief ein, „oder mich hier her bringen, aber trotzdem hast du es getan. Ich würde zwar gern wissen weshalb, aber ich denke es ist nicht gerade der richtige Zeitpunkt das zu fragen“, beendete ich meinen Satz und krallte meine Finger in die weiche Decke, um nicht umzufallen.
„Sagen wir einfach, ich weiß es selbst noch nicht so genau. Doch wenn ich bescheid weiß, dann sag ich dir Bescheid.“, sagte er und sein Mundwinkel zuckte leicht nach oben. „Ich nehme dich beim Wort.“, ermahnte ich ihn lächelnd. Er schnaufte lächelnd und nickte.
„Tu das.“, dann ging er raus und schloss hinter sich die Tür zu. Ich weiß nicht was mich hier erwarten wird, aber langsam habe ich etwas Angst davor. Nicht Angst vor der Familie, sondern vor meinen Emotionen, wenn ich bei ihm bin. Mein Handy klingelte und ich öffnete sofort meine Augen. Ich war wohl eingeschlafen. Ohne auf das Display zu gucken griff ich nach meinem Handy und ging ran.
„Hallo?“.
„Wie kannst du es wagen abzuhauen?“, schrie Callum.
„Was geht dich das an?!“, fauchte ich. „Sehr viel. Ich bin bei deiner Mutter und sie hat gesagt du solltest wieder zurück kommen. DU kannst nicht einfach so verschwinden. DU kannst nicht mehr nur an dich denken, du trägst ein KIND in dir verdammt!“.
„Ach jetzt interessiert dich deine Tochter oder wie? Als ich im Krankenhaus lag, haben sich meine Eltern nen Scheißdreck drum geschert und jetzt wollen sie mich zurück? WILLST DU MICH VERARSCHEN?“, schrie ich aufgebracht in mein Handy. Die Tür flog auf und ich beachtete nicht mehr was Callum ins Telefon schrie, sondern sah James wütend an, der mir das Handy aus meiner Hand nahm.
„Jetzt hör mir mal zu Freundchen. DU wirst Eleanor nicht mehr belästigen. Weder DU, noch ihre gefühllosen Eltern. Wenn du sie auch nur eine Sekunde lang unglücklich machst, drehe ich dir deinen verdammten Hals um.“, schrie er wütend und legte einfach auf, ohne auf die Antwort von Callum zu warten. Ich blickte ihn erschrocken an. Er kam zu mir und drückte mich an sich, als er bemerkte, dass ich geweint hatte. In letzter Zeit spürte ich es noch nicht mal, wenn ich anfing zu weinen. Langsam wurde es zur Selbstverständlichkeit. „Weine nicht wegen diesem Arsch.“, flüsterte er und strich über meinen Rücken.
Ohne nachzudenken sagte ich: „Die ganze Nachbarschaft hat uns sicher gehört und reden sicherlich schon.“.
„Sollen sie doch. Über etwas Anderes können sie ja nicht reden. Ihr Leben ist viel zu langweilig, sie brauchen Action“, sagte er und ließ mich langsam wieder los, nur um mich anzusehen.
„Komm ich nehme dich mit runter. Lexi kommt sicher auch gleich.“. Ohne, dass ich antworten konnte, hob er mich hoch und trug mich runter. Zwar immer noch von der Aktion geschockt, die James hier abgezogen hatte, wehrte ich mich trotzdem nicht. Dazu war ich viel zu erschöpft, also ließ ich es zu. Es wunderte mich mehr, wie er sich für mich einsetzte.

 Ich nahm mir ein paar Himbeeren aus der weißen Porzellanschale und warf sie in meinen Mund. Zufrieden seufzte ich auf,  als meine Geschmackssinne auf den wundevollen Geschmack von frischen Himbeeren trafen.
„Die sind verdammt gut.“, sagte James hinter mir und ich zuckte leicht zusammen.
„Ganz ruhig Eleanor. Ich bin’s nur.“, sagte er lächelnd und legte seine Hand auf meine Schulter.
„Wo ist deine Mom?“, fragte ich.
„Sie ist mit Lexi mitgegangen. Ich wollte eigentlich kurz zu meinem Kumpel, weil ich ihm einen Film zurück geben muss, aber ich kann dich nicht alleine lassen. Also kommst du mit?“. Wenn ich jetzt nein sagen würde, würde er mich trotzdem mitnehmen also nickte ich und versuchte aufzustehen. Er versuchte mich wieder hoch zu heben, doch ich schob ihn sachte weg.
„Ich will selbst laufen. Das tut mir gut. Wirklich mir geht es gut.“, sagte ich und zwang mich zu einem Lächeln.
„Wie du willst.“, murmelte er und zog seine Jacke an.

 James klingelte und ich stand neben ihm. Im Auto warten wollte ich nicht, da war es mir viel zu stickig. Kurze Zeit später machte ein etwa 1.80 großer Junge die Tür auf und sah mich erschrocken an.
„James, seit wann schwängerst du Mädchen?“, fragte er verblüfft. Meine Augen weiteten sich und ich sah James erschrocken an.
„Das war nicht ICH, ihr Freund hat ihr das angetan.“, murmelte er vor sich hin und ich merkte wie sein Blick wütend wurde. Er redete so darüber, als wäre es irgendeine Seuche, die ich mit mir trug. Es war egal, von welchem Schwein ich schwanger war, dieses Kind in mir gehörte mir und meine Tochter war KEINE Seuche! „Ich gehe wieder zurück zum Auto.“, zischte ich, ohne es zu bemerken und stampfte mit lauten Schritten zum Auto zurück. Wie konnte er nur? Nicht nur, dass meine Familie mein Kind als Krankheit betrachtete, die man einfach mal so weg machen konnte. Jetzt auch noch ER. Ich kannte ihn schon so lange und…und…und ich hätte es einfach nicht von ihm erwartet, dass er genauso denkt wie DIE.
„Das ich auch immer solche Bastarde kennenlernen muss.“, fluchte ich zu laut und knallte meine Faust gegen das Autodach. Ein stechender Schmerz durchfuhr meine Hand und meine Nägel bohrten sich in meine Haut. Ich hielt meine Hand hoch, merkte wie Blut meinen Ellenbogen herunter rann und zitterte am ganzen Körper.
„Verdammt.“, zischte ich und versuchte es irgendwie weg zu wischen.
„Was tust du da?“, rief James hinter mir und kam näher. „Nichts.“, sagte ich und versuchte meine Stimme gefühlsneutral klingen zu lassen. Schnell stieg ich ins Auto ein und wartete, dass er endlich das Gleiche tat und los fuhr. Er setzte sich neben mich und legte seine Hände auf das Lenkrad, dann sah er mich irritiert an und merkte ein paar Sekunden später was leuchtend rot meinen Arm runter lief.
„Was hast du getan?“, fragte er und nahm ohne zu zögern meine linke Hand in seine. Ich hatte nicht bemerkt, dass sie immer noch zu einer Faust geballt war. Erst als James versuchte, meine Finger sachte wieder zu lösen merkte ich, dass ich mir die ganze Zeit über noch mehr Schmerzen zugefügt hatte.
„Es ist nichts.“, flüsterte ich und zog meinen Arm weg.
„Fahr einfach.“, fügte ich noch hinzu und richtete meinen Blick gerade aus. Er tat was ich ihm sagte, und das verletzte mich noch mehr, um ehrlich zu sein. Er hätte wenigstens Fragen können, wieso ich das getan habe. Aber anscheinend war es ihm egal. Langsam fragte ich mich, wieso es mir überhaupt was aus machte. Mein Freund rief nicht an, er besuchte mich nicht und es war mir egal geworden. Doch James fragte nicht wie es mir ging und sofort wurde ich wütend. Verdammt, was hatte das zu bedeuten?

Lexi war bereits nach dem Abendessen schlafen gegangen und ihre Mom war bei ihrer Freundin. James räumte den Tisch ab und keiner half ihm, was mir leid tat. Ich stand vom Sofa auf und ging in die Küche. Er nahm gerade einen Teller in seine rechte Hand und trocknete ihn ab.
„Brauchst du vielleicht Hilfe?“, fragte ich ihn und lehnte mich an der Theke an.
„Du kannst mir, mit diesem großen Bauch den du da hast, ganz sicher nicht helfen.“, sagte er und sah auf meinen Bauch, als wäre es irgendein Monstrum was ich mit mir trug.
„Sag mal geht’s dir noch gut?“, schrie ich ihn an.
„Was für ein Problem hast du? Mein Kind ist kein Monster oder sonst was. Es ist mein KIND“, zischte ich. Er legte den Teller weg und kam näher an mich heran. Meiner Meinung nach etwas zu nahe.
„Du solltest es sowieso bald erfahren, aber eigentlich nicht SO.“, zischte er zurück und nahm mein Handgelenkt in seine Hand als ich ihn wegschubsen wollte.
„GEH WEG VON MIR JAMES.“, zischte ich und schüttelte meinen Kopf. Mit der anderen Hand hielt er mein Kinn fest.
„Sieh mir in die Augen.“, befahl er mir und ich tat es. Tränen rannen meine warmen Wangen herunter und ich blickte in seine großen, leuchtenden Augen.
„Dieses Kind, das du in dir trägst, hätte nicht von diesem Arsch sein sollen. Es hätte von mir sein sollen. Ich habe dich immer geliebt, doch deine Mutter wollte nie, dass ich mit dir zusammen komme. Sie hat gewollt, dass Callum dein Freund wird. Ich hab den größten Fehler meines Lebens gemacht und es dir verschwiegen. Doch ich wollte nichts kaputt machen. Weißt du wie ich gelitten habe, als ich immer wieder gesehen habe, wie er dich mit anderen Mädchen verarscht oder dich am Telefon anlügt? Wenn du hier zu uns kamst und heultest? Jedes Mal hat es mich eine größere Überwindung gekostet, nicht zu Callum zu gehen und ihn Tod zu schlagen. Und jetzt bist du schwanger von ihm. Ich kam zu spät…“, flüsterte er den letzten Satz und ließ mich dann los. Als hätte mir jemand die Luft zum Atmen genommen, sah ich ihn unter Tränen an. Er ging so schnell weg, wie er gekommen war und ich stand alleine in der Küche. Seine Wärme war weg, seine Stimme, sein Atem, der meine Wange bei jedem Wort gestreift hatte. Ich schluckte und leckte über meine Lippen. Das darf alles nicht wahr sein…

 

Kapitel 5.

Ich erinnerte mich wieder an das was schon längst vergangen war, so oft hatte ich versucht es immer wieder zu verdrängen. Es einfach zu vergessen, doch nun ging es nicht mehr…..

Ich saß draußen auf der Bank und starte raus aufs Meer. James hatte es wieder einmal geschafft mich zu überzeugen und mich mit ihm zu treffen. Wie konnte man ihm auch schon widerstehen, fragte ich mich selbst und schnell fand ich heraus das ihm keiner widerstehen konnte, selbst ich nicht. Nicht nur wegen seinem Aussehen, nein die Art und Weise wie er mit mir sprach, wie er mir zuhörte und einfach so war wie er ist. Das Äußere zählte für mich nicht. Ich weiß noch als ich James meistens völlig ignoriert hatte, auch wenn er gut aussah war er für mich wie ein weiterer Mensch denn ich nicht kannte. Doch seitdem ich ihn aus Zufall kennengelernt hatte, war alles anders geworden. Ich habe gesehen wie wertvoll er ist, wie wertvoll sein Charakter ist. Ich zuckte zusammen. James hatte sich schon neben mich gesetzt und ich hatte es die ganze Zeit nicht bemerkt.
„OH GOTT, du hättest dich nicht an mich heranschleichen brauchen“, flüsterte ich etwas außer Atem.
„Tut mir leid, dass wollte ich echt nicht“, sagte er lachend. Ich beugte mich zu ihm rüber und lehnte meinen Kopf an seine Schulter an. Er strich über mein Haar und spielte damit, während ich raus auf das offene Meer sah. Die Sonne würde bald auf gehen und ich freute mich schon unheimlich auf das ganze Lichtspektakel. „Weißt du was ich mich frage?“.
„Mhhh?“, gab ich von mir und schloss für kurze Zeit meine Augen.
„Wieso ich dich nicht schon vorher kennengelernt habe?“. Ich legte mich hin und legte meinen Kopf auf seinen Schoss, damit ich ihn besser ansehen konnte. Langsam öffnete ich wieder die Augen.
„Das ist eine ziemlich gute Frage“, sagte ich lächelnd und nahm mit beiden Händen sein Gesicht in meine Hand und zog ich herunter zu mir. Meine Lippen legten sich auf seine und ich seufzte leise. Als würde ich das weichste Kissen küssen. Ich löste mich wieder von ihm und blickte in seine strahlenden Augen. Er hob mich hoch in seine Arme und ich schrie auf.
„Was tust du da“, fragte ich lachend und klammerte mich an ihm fest, aus angst zu fallen und teils weil ich seinen Geruch über alles liebte.
„Etwas was ich schon lange mit dir geplant hatte“, sagte er und streifte sich seine Schuhe ab. Ich war Barfuss wie immer. Er rannte mit mir in seinen Armen zum Wasser und ich schrie ihn warnend an er soll es ja nicht wagen, doch schon warf er mich mit sich in das lauwarme Wasser rein. Ich tauschte auf und holte Luft, James hielt mich an meiner Hüfte fest und zog mich zu sich. Er streifte mir meine Haare von meinem Gesicht und sah mich lächelnd an. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich. Ich blinzelte als mich Lichtstrahlen trafen. Die Sonne ging auf.
„James ich muss nachhause“, sagte ich und drückte ihn ein letztes mal an mich.
„Ich komme dich morgen besuchen, dann könne wir einen schönen Tag zusammen verbringen“, sagte er.
„Okay ich warte auf dich“, sagte ich und ging raus aus dem Wasser.
„Eleanor?“.
„JA?“, sagte ich mit so viel Erwartung darin das ich sie sogar raus hören konnte.
„Ähm…Pass auf dich auf“.
„Mache ich. Du auch“.
Am nächsten Tag war er nicht erschienen und hatte auf keinen meiner Sms geantwortet. Und wenn ich mal bei Liz war, war er komischer weise NIE zuhause.

„Scheiße“, fluchte ich und verdeckte mein Gesicht mit meinen Händen. Ich schniefte und konnte einfach nicht fassen, was James mir gerade gesagt hatte. Was hatte er damit gemeint, dass meine Mutter das nie gewollte hatte das wir zusammen kamen?. Er hatte mir weh getan, er war einfach aus meinem Leben verschwunden und dann war’s jetzt die Schuld meiner Mutter? Ich öffnete wieder meine Augen und wischte über meine nassen Wangen, dann ging ich die Treppen hoch und trat in sein Zimmer ein, ohne anzuklopfen. Er hielt ein Bild in seiner Hand und versteckte es schnell, als er bemerkte das ich da war.
„Was willst du?“, fragte er und ich sah die Wut in seine Augen aufblitzen.
„Die Wahrheit. Warum du damals einfach verschwunden bist, ohne ein Wort, als wäre nie etwas davon passiert, als hätte ich nie eine Rolle in deinem Leben gespielt“.
„Komm lass uns raus gehen und laufen, da kann ich es dir besser erzählen“. Ich nickte nur und folgte ihm raus.Es war ziemlich kühl und der Wind wehte ab und zu noch kühlere Luft in mein Gesicht. Ich verschränkte die Arme zusammen und wartete neugierig auf seine Erklärung.
„Du frierst ja“, stellte er fest und zog sein Sweat-Shirt aus.
„Nein das musst du nicht“, sagte ich doch er war gerade schon dabei es über meinen Kopf zu streifen. Mir wurde sofort wärmer und ich ertappte mich dabei wie ich immer wieder seinen Duft in mich Hineinsog. Ich blickte auf seinen Durchtrainierten Bauch herab und schämte mich sofort dafür. Er hatte sich kein bisschen verändert seit damals.
„Jetzt wirst du aber frieren“, entgegnete ich. Er schüttelte seinen Kopf und steckte seine Hände in seine Hosentasche.
„Du willst wirklich die Wahrheit erfahren was?“. Ich nickte sofort.
„Ja, mehr als alles andere auf der Welt“.
„Sie wird dir nicht besonders gefallen“, murmelte er.
„Es war so……….

 

Kapitel 6

„Ich klingelte und wartete, dass mir deine Mutter die Tür aufmachte. Es dauerte nicht lange und die Tür ging auf. Sie ließ mich gar nicht erst reden, warum ich da war und was ich wollte. Sie sagte zu mir, ich solle dich vergessen wenn ich dich wirklich liebe, denn ich würde dir nicht gut tun und ich hätte dir nichts zu bieten. Ich fragte sie warum sie so dachte, doch sie meinte sie hätte ihre Gründe und sie hätte mit Callum´s Eltern eure Zukunft schon geplant. Deshalb sollte ich nichts durcheinander bringen. Denn es würde eh nichts aus uns werden. Sie wiederholte immer wieder, ich solle dich aufgeben, damit du ein glückliches Leben führen kannst. Callum wäre ja reich und ich nicht. Sie wusste wahrscheinlich wie sehr ich dich liebte, deswegen ging ich weg und antworte dir nie auf deine Anrufe oder SMS. Ich hatte eh keine Chance bei dir und ich liebte dich wie verrückt. Erst vor 3 Monaten habe ich erkannt, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Ich habe gespürt, wie sehr ich dich noch immer liebe und es mich fertig macht. Wenn ich sehe wie dich Callum jeden Tag verarscht und du keine Ahnung davon hast... Ich wollte zu dir, dir alles erklären und mich entschuldigen. Ich wollte dir sagen, dass ich dich immer noch Liebe. Doch dann habe ich vor ungefähr einem Monat gesehen, wie du mit einem strahlenden lächeln in deinem Gesicht einfach da standest und in den Babyladen geblickt hattest. Ich sah deinen Bauch, den ich am Anfang zuerst gar nicht bemerkt hatte. Du sahst so glücklich aus, dass ich mir dachte du wärst froh von IHM schwanger geworden zu sein". 

Er holte tief Luft.
„Dass ich dachte, dass du ihn liebst.“, beendet er seinen Satz. Ich stellte mich vor ihm und blockierte so den Weg.
„Es ging mir nie ums Geld. Du warst der erste Junge in meinem Leben gewesen, den ich liebte… Und dann warst du einfach weg… Du weißt ich habe dich nie wegen deinem Aussehen geliebt, oder weil du beliebt bist. Ich habe mich in DICH verliebt. In das, was du zu mir gesagt hast, wie du mich jedes Mal aufs neue überrascht hast und ich jedes Mal dachte noch mehr kann ich dich nicht lieben. Aber ich habe dich jeden Tag mehr geliebt. Jede Minute, jede Sekunde… Ich war noch nie in Jemanden so verliebt, wie in dich. Doch du warst auch derjenige, der mich zum ersten Mal so sehr verletzte, dass ich dachte, es könne mir keiner mehr was anhaben. In diesem einen Jahr versuchte ich dich zu vergessen, was zwischen uns gewesen war und was hätte sein können, wärst du gekommen. Ich habe versucht alles zu verdrängen, als wäre es nie gewesen, nie passiert".
Meine Wimpern wurden nass, als ich meine Augen für einen kurzen Moment schloss und tief ein und aus atmete.
„Ich habe Callum mal geliebt, doch nie so wie ich dich geliebt hatte. Callum hat mich abgefüllt, mich betrunken gemacht…Erst am nächsten Tag wusste ich, was in dieser Nacht passiert war. 3 Wochen später merkte ich, dass etwas nicht mit mir stimmte und dann… sagte man mir, ich wäre schwanger. Alle wollten, dass ich es abtreibe…Doch ich konnte es nicht, ich liebte es jeden Tag mehr, denn es war mein Kind. Und du sahst immer so glücklich aus in den Pausen, wenn ich dich sah. Mädchen umschwärmten dich regelrecht, weil du 1. total beliebt bist und 2. jetzt auch noch reich bist, doch mir ging es nie ums Geld. Ich hatte mich schon viel früher in dich verliebt, als du noch keines besessen hattest und ich dachte einfach, dass du nicht so gelitten hast wie ich damals.“.
Eine Träne nach der anderen lief über meine kalten Wangen und ich spürte in jeder einzelnen Träne die Trauer, die sich dahinter verbarg.
„Du hättest nicht auf meine Mutter hören sollen.“, flüsterte ich und wollte wieder zurück zum Haus gehen, doch James hielt mich an meiner Hüfte fest und zog mich zu sich.
„Ich wollte, dass du glücklich wirst. Doch ich habe dich immer weiter geliebt, nie aufgehört dich zu lieben, selbst als ich erfahren habe das du schwanger bist.“. Mit großen Augen blickte ich ihn an und konnte nicht fassen, was er gerade gesagt hatte.
„Aber es ist nicht von dir, wie kannst du mich dann lieben?“, fragte ich fassungslos.
„Es ist von dir. Es ist ein Teil von dir, Eleanor, und wenn dieses Baby auf der Welt ist, werde ich es genauso lieben wie dich. Und das weiß ich jetzt schon.“. Er legte seine Hand auf meinen Bauch und sah mir tief in die Augen.
„Ich habe mich immer gefragt, wie es ist jemanden bedingungslos zu lieben und dieser Person zu verzeihen, egal was sie getan hat. Ich habe es für unmöglich gehalten, doch du beweist mir das Gegenteil, James.“.
Er beugte sich leicht vor und ich stellte mich auf die Zehenspitzen, damit sich unsere Lippen trafen. Ich stellte fest, wie sehr ich dieses Gefühl vermisst hatte, ihn bei mir zu haben. Ihn einfach zu küssen und seinen Geruch einzuatmen. Langsam löste er sich von mir. Mit geschlossenen Augen lächelte er und dann öffnete er sie, nur um mir in die Augen zu blicken und zu zeigen, dass er mich genauso vermisst hatte wie ich ihn. Plötzlich legte ich meine Hände auf seine Brust und stützte mich ab, als eine stechender schmerz eintrat und ich nach Luft schnappte. Er nahm mich in seine Arme und trug mich mit schnell Schritten zu seinem Auto. Schnell legte er mich auf den Rücksitz und fuhr los.
„Halte durch, Eleanor.“, sagte er panisch und guckte in den Rückspiegel des Autos. Ich schrie immer wieder auf und biss mir auf meine Unterlippe, bis ich mein eigenes Blut schmeckte. Ich weiß nicht was los war, aber ein Gefühl sagte mir, dass irgendetwas mit meiner Tochter nicht stimmte. 

Kapitel 7.

Ein langer Weg. Er findet kein Ende. Ich renne auf den Lichtstrahl in der Ferne zu und hoffe so, das Ende zu erreichen. Doch ich komme nie an. Ich bin erschöpft… ermüdet vom rennen. Ich hab keine Kraft mehr und ich will auch nicht mehr. „Eleanor kämpf weiter, halte durch!“, höre ich eine Stimme. Verwirrt drehe ich mich nach rechts und links um, doch da ist keiner. Ich renne weiter und atme tief ein und aus… Plötzlich stolpere ich und falle. Keiner hält mich… Es fühlt sich unendlich lange an, bis mein Körper den kalten steinernen Boden berührt und mir schwarz vor Augen wird.

James Sicht…

Ich ging hin und her und wartete, dass sie vom OP-Saal wieder kam. Doch das tat sie nicht. Eine Stunde war es nun her und immer noch kam kein Arzt, um mir zu sagen, was Sache war. Eine normale Geburt konnten sie nicht durchführen, weil das Baby falsch im Bauch lag. Sie mussten einen Kaiserschnitt einleiten und weil ich nicht der Vater vom Kind war, durfte ich nicht mit rein. Nur wenn sie zugestimmt hätte, aber sie war in Ohnmacht gefallen, als ich sie mit dem Auto hier her gefahren hatte. Und seitdem, war sie nicht mehr aufgewacht. Keiner der vorbeigehenden Ärzte sagte mir, was los war. Sie wimmelten mich ab und rannten wieder in den OP-Saal und ließen mich alleine im Ungewissen. Mit zittrigen Händen trommelte ich mit meinen Fingern auf einen Tisch, als ich mich hinsetzte.
„Sind sie James?“, fragte mich jemand und ich nickte. Es war ein Arzt.
„Ja der bin ich. Ist irgendetwas mit Eleanor oder dem Baby?“. Der Arzt blickte zu Boden, dann sah er mich entschuldigend an.
„Sie müssen sich entweder für das Baby, oder für ihre Freundin entscheiden. Wir wissen nicht ob wir beide lebend da raus bekommen.“. Es traf mich wie ein Schlag.
„NEIN, das ist nicht ihr ernst.“, sagte ich wütend und traurig zugleich. Eine Träne lief über meine Wange und meine Augen brannten.
„Retten sie meine Freundin.“, sagte ich mit bebender Stimme und konnte es nicht fassen, was ich gerade gesagt hatte. Aber ich konnte sie nicht verlieren, egal ob sie mich danach hassen würde. Der Arzt legte seine Hand auf meine Schulter.
„Es tut mir aufrichtig leid.“, sagte er und verschwand hinter den Türen zum OP-Saal. Ich schluchzte und konnte nicht fassen, was mir gerade gesagt worden war. Ich stand auf und lehnte meinen Kopf gegen die weiße Wand. Ich schlug mehrfach mit meinem Kopf gegen die Wand und schrie immer wieder: „NEIN, NEIN, NEIN!“. Das darf nicht wahr sein. Ich hatte sie seit langem wieder bei mir und dann DAS!!! Als wolle das Schicksal, genauso wenig wie Eleanors Mutter, dass wir zusammen kommen. Als wären wir nicht füreinander bestimmt.

 Eleanor´s Sicht…

 Ich blinzelte, als mich die Sonnenstrahlen trafen. Langsam öffnete ich meine Augen und gähnte leise. Was war gestern Nacht passiert? Ich sah mich um, wo war ich hier? Ich hatte einen weißen Kittel an und in meinen Armen steckten irgendwelche Kanülen, die zu einem 3-Kammer Beutel führten. Schnell krempelte ich den weißen Kittel hoch und sah meinen Bauch an. Habe ich mein Kind gestern zur Welt gebracht? Ich überlegte, doch ich konnte mich einfach nicht daran erinnern. Was war gestern bloß passiert? Die Tür ging auf und James kam rein. Er sah mit den Nerven fertig und vollkommen schlaflos aus.
„Oh Gott Eleanor.“, sagte er und drückte mich an sich. Ich hörte wie er schluchzte und immer wieder sagte, dass es ihm leid tue. Doch wieso entschuldigte er sich? OH GOTT, wo war mein Baby?
„Wo ist meine Tochter?“, sagte ich und versuchte ruhig zu bleiben.
„Eleanor, ich weiß du wirst mich hassen. Ich hatte keine andere Wahl.“, sagte er schluchzend und sah mir in die Augen. Ich sah Trauer, Reue und Hass auf sich selbst.
„WO IST MEINE TOCHTER?“, zischte ich jetzt und spürte wie eine Träne nach der anderen über meine Wangen liefen.
„Sie ist auf der Intensivstation für Neugeborene. Sie ist gestorben und wurde wieder belebt. Sie wird gerade mit einer Maschine am Leben gehalten. Ohne diese Maschine würde sie wahrscheinlich sterben.“, sagte er und ich sah wie eine Träne nach der anderen über seine Wangen liefen und es immer mehr wurden. „WAS?“. Das darf nicht wahr sein. Womit hatte ich das verdient?

James Sicht…

Ich saß nun schon drei Stunden neben ihr und sie hatte weder etwas gesagt, noch hatte sie geweint. Sie blickte bloß auf ihren Bauch. Die Krankenschwester kam und meinte ich solle raus gehen und sie für ein paar Stunden alleine lassen. Ich fragte sie, ob ich wirklich gehen soll. Doch sie antwortete mir nicht und ich denke, es wäre besser wenn ich für eine Stunde weg ginge und mir etwas Starkes zu trinken holte. Denn das brauchte ich jetzt. Ich küsste sie auf die Stirn, sie zuckte zusammen doch sagte nichts.

Eleanor´s Sicht…

Endlich war ich alleine. Ich zog mir die Kanülen aus meinen Armen heraus und stand auf. Etwas wackelig auf den Beinen, verließ ich mein Zimmer und ging in Richtung der Intensivstation.

James Sicht…

Ich nahm mir meinen vierten Kaffee aus dem Automaten und merkte, wie auch er einen furchtbaren Nachgeschmack hatte, genau wie die drei vorherigen. Doch das war nicht von belang, er erfüllte seinen Zweck und ließ mich klar denken. Kein Auge hatte ich zu getan. Die ganze Nacht war ich bei dem Baby gewesen und erst als die Sonne aufgegangen war, bin ich zu Eleanor gegangen. Ich hatte sie ins Herz geschlossen, wie sie mit ihren kleinen Händen versuchte etwas anzufassen und festzuhalten. Die ganze Nacht über hatte sie meinen kleinen Finger festgehalten und nicht einmal losgelassen. Selbst als sie eingeschlafen war. Ich versuchte meine Tränen zu unterdrücken und nahm einen kräftigen Schluck von dem Kaffee. Dann stand ich auf, nahm einen letzten schluck vom Kaffee und ging zur Intensivstation. Danach würde ich wieder zu Eleanor gehen. Plötzlich hörte ich ein leises Weinen und Schluchzen. Ich blieb stehen und stellte mich vor das Fenster. Ich konnte in den Raum sehen, wo das Baby lag und davor heulte Eleanor.
„Verlass mich nicht mein Engel. Du bist das Einzige was ich habe. Das einzig Richtige in meinem Leben.“, schluchzte sie und strich leicht über die Wangen ihrer Tochter. Selbst von hier aus konnte ich sehen, wie es sie fertig machte, ihre Tochter so zu sehen. Es zerriss selbst meine innerste Seele und mein Herz. Es fühlte sich so, als würde jemand immer wieder mit einem Messer in mein Herz stechen und nicht aufhören. Als würden tausend Scherben in mir zerspringen. Eleanor bemerkte mich, aus lauter Trauer, nicht einmal. Ich strich mir meine Haare nach hinten und versuchte nicht zu weinen. Doch ich hielt es nicht aus. Ich ging zu ihr rein, drehte sie um und drückte sie fest an mich. Zusammen weinten wir und ich spürte wie sie ihre Fingernägel in meinen Rücken drückte und mich so festhielt, als hätte sie Angst ich würde sie auch verlassen. So blieben wir eine Zeit lang, bis sie mich los ließ und in meine Augen blickte.  Der Kontrast zur Iris war nicht mehr zu erkennen, da die Augen blutunterlaufen waren. Ich küsste sie auf ihre Stirn und dieses Mal zuckte sie nicht zusammen.
„Ich lass dich jetzt alleine, wenn du es willst".
Sie schüttelte den Kopf und ich wischte ihre Tränen weg, doch es brachte eigentlich nichts, denn sie weinte weiterhin.

 

Kapitel 8.

1 Woche später.

James Sicht…

 Die ganzen Tage über war ich nicht von ihrer Seite gewichen. Sie lag auf ihrem Bett und redet kaum noch. Das ging schon seit genau einer Woche so. Sie guckte meist raus aus dem Fenster und sagte nichts. Ich nahm sie dann immer mit zur Intensivstation, damit sie zu ihrem Baby konnte. Jemand klopfte an der Tür. Eine Krankenschwester erschien kurz daraufhin und kam rein. Sie hielt Eleanors Tochter in ihren Armen. Die zweite Krankenschwester, fuhr die Maschine hinterher. Eleanor legte sich hin und nahm ihre kleine Tochter ganz vorsichtig in ihre Arme.
„Wir haben sie eben gesehen und sie taten uns leid. Für dreißig Minuten kann ihre Tochter hier bei ihnen bleiben, dann müssen wir sie wieder mitnehmen.“, sagte die Krankenschwester und ich dankte ihr. Eleanor weinte und lächelte mich leicht an, als ihre Tochter auf ihrem Bauch lag. Sie war wunderschön. So etwas wunderschönes, hatte ich in meinem Leben noch nie gesehen.
„Sie ist wunderschön.“, sagte ich und setzte mich neben Eleanor. Eleanor redete noch immer nicht und nickte nur. Die Trauer fraß sie regelrecht auf. Die Tür flog mit einem lauten Knall auf und Callum kam rein. Er sah uns wütend an und wollte anfangen zu brüllen. Doch ich stand auf, packte ihn am Kragen, schleifte ihn trotz seiner wehr mit raus und schloss die Tür hinter uns. Ich drückte ihn an die Wand und hob ihn hoch.
„Du wirst jetzt sofort von hier verschwinden. Wenn ich dich auch nur einmal in der Nähe von den Beiden sehe, bringe ich dich um.“, zischte ich und ließ ihn los. Er fiel zu Boden und rang nach Luft.
„Das ist meine Tochter.“, schrie er.
„Nicht mehr. Sie und Eleanor sind kein Teil von deinem Leben mehr, sondern von meinem. Das waren sie schon immer und werden es jetzt auch sein. Verpiss dich oder ich prügle dich Tod.“. Er stand auf und ging weg. Ich ging wieder rein zu Eleanor und küsste sie und das Baby auf die Stirn. Sie lächelte mich wieder schwach an und blickte wieder zu ihrem Baby. Wenn das Baby sterben würde, würde Eleanor innerlich sterben und nie mehr so sein wie sie mal war. Das wusste ich. Doch trotzdem genoss ich den Moment, denn es war unser letzter gemeinsamer…

 Eleanors Sicht…

 „Nein nehmt sie mir nicht weg.“, schluchze ich und hielt die kleine Hand meiner Tochter fest.
„Beruhigen sie sich.“, sagte die Krankenschwester sanft und löste meine Hand von meiner Tochter. James kam zu mir und drückte mich an sich.
„Es wird alles gut.“, flüsterte er und ich beobachtet wie sie meine Tochter wieder weg brachten. Ich schluchzte immer wieder auf und krallte mich an James Schulter fest.
„Sie geht für immer von mir weg. Sie lässt mich alleine… Das kann sie doch nicht“, flüsterte ich und spürte wie immer mehr Tränen über meine Wangen rannen. Ich wusste das mein Baby nichts dafür konnte und keine Gedanken oder Emotionen hatte. Es war nunmal ein Baby, aber trotzdem tat es weh sie gehen zu sehen. Das Gefühl jemanden zu verlieren, den man liebte und dem man nicht helfen konnte, war das schlimmste Gefühl, das ich je empfand. Als würde sie an meinem Herz klammern und nicht loslassen wollen, als würde sie um Hilfe bitten und nach mir schreien. Das Schlimme daran war, egal was ich versuchen würde, ich könnte ihr nie helfen. Ich will sie nicht verlieren. Ich hatte sie knapp neun Monate in meinem Bauch getragen und jetzt wollte sie einfach weg…
„Ohne sie will ich nicht mehr Leben.“, murmelte ich gedankenverloren.
„Sag so etwas nicht. Sie wird es schon schaffen.“. Ich hörte das Zittern in seiner Stimme und ich löste mich von ihm. Seine Augen waren leicht rot und glasig. Es liefen ihm ebenfalls Tränen über seine Wangen. Er wischte sie sofort weg.
„Wie willst du sie eigentlich nennen?“, fragte er um das Thema zu wechseln.
„Ich dachte an Deyna.“.
„Der Name ist wunderschön. Er passt perfekt zu ihr.“. Ich seufzte. Er legte sich neben mich hin und ich lehnte meinen Kopf auf seine Brust. Sein Herz schlug - das von meiner Tochter würde es bald nicht mehr tun. Mit Tränen in den Augen schlief ich ein.

James Sicht...

Langsam löste ich mich von ihr, als ich bemerkt hatte, dass sie eingeschlafen war. Ich wischte sanft ihre Tränen weg und stand auf. Ich sah raus aus dem Fenster und stellte fest, dass ich wohl mit ihr eingeschlafen war, denn draußen war es schon dunkel. Entschlossen ging ich in Richtung der Intensivstation. Friedlich und nichtsahnend lag sie in ihrem kleinen Bett und schlief tief und fest. Sie war mit mindestens fünf dicken Wolldecken zugedeckt. Nur ihren Kopf konnte man sehen. Ihre Hände hatten sie mit in die Decke eingewickelt. Plötzlich stupste mich jemand an und ich drehte mich um.
„Ich habe eine sehr erfreuliche Nachricht für sie.“, sagte der Arzt und lächelte mich an.
„Eleanor, wach auf mein Engel.“, flüsterte ich ihr zu und lächelte sie an. Sie blinzelte erst, doch dann riss sie ihre Augen weit auf und sah mich verwirrt an.
„Wie kannst… Sie ist doch… ohne Maschine…“, stotterte sie und setzte sich sofort auf.
„Ich weiß nicht wie, auch die Ärzte wissen es nicht, aber Deyna hat’s irgendwie überstanden.“, sagte ich lächelnd und bemerkte wie mir selbst Tränen über die Wange liefen…Es waren Freudentränen. 

Kapitel 9.

Eleanor´s Sicht...

Ich schrie leise auf und nahm meine Deyna in meine Arme. Ich küsste ihr kleines Gesicht. Ihre Nase, ihre Augen, ihre wundervollen Wangen. Ich weinte vor Freude. Doch dann fing ich an zu lachen.
„Warum hat meine Tochter einen Strampler von einem Jungen an?“, fragte ich lachend und kuschelte sie an mich.
„Meine Mutter hat nichts anderes gefunden. Von Lexi hatte sie alle Babysachen weggeschmissen und meine waren natürlich noch da.“. Ich sah ihn mit großen Augen an und lächelte. Ich hätte es bemerken müssen, dass er von ihm ist, denn ich konnte seinen Duft riechen. Es war so normal für mich geworden, in seiner Nähe zu sein, seinen Duft einzuatmen und zu wissen, dass er mich niemals wieder verlassen würde. Jetzt roch sogar meine Tochter nach ihm.
„Keine Angst, Lexi und meine Mom sind shoppen gefahren. Sie sind wahrscheinlich gerade dabei dein und Deyna´s Zimmer einzurichten und Kleidung für die Kleine zu kaufen“. „Ich finde es sogar total süß, was sie anhat.“, sagte ich und nahm seine Hand in meine.
„Danke für alles.“, sagte ich und er küsste mich und Deyna auf die Stirn. „Für meine  kleinen Engel, immer wieder gern.“. Ich war froh, das alles überstanden zu haben. Denn ohne sie, hätte ich nicht weiterleben wollen. Und jetzt, jetzt hatte ich denn perfekten Freund, ein wunderschönes Mädchen namens Deyna und eine Familie die hinter mir stand. Zwar waren sie nicht meine richtige Familie, aber ein wundervoller Ersatz. Ich wusste jedoch ganz genau, dass das alles nicht lange halten würde. Irgendwann würde meine Mutter und Callum alles wieder zerstören…

 Langsam ging ich die Treppen hoch. In meinen Armen lag meine Tochter, friedlich schlafend und nichtsahnend, was außenrum geschah. James lief hinter mir her und hatte meine Tasche in der Hand. Wir gingen in mein Zimmer und ich erstarrte augenblicklich. Lexi und ihre Mom hatten aus dem Zimmer ein Märchenparadies geschaffen. Wer weiß wie lange sie dran gearbeitet hatten, um es so traumhaft hinzubekommen.
„Wie findest du es?“, fragte mich Lexi.
„Wundervoll.“, sagte ich und ließ meinen Blick über den gesamten Raum schweifen. Die Wände waren in einer sehr dezenten Rosé-Farbe gestrichen. Eine große Pflanze ragte über das Bett von Deyna. Es sah aus wie das Reich von Tinkerbell. Das hatte ich früher so gerne geguckt und jetzt hatte meine Tochter ein Bett, das sagenhaft aussah. Mein Bett stand auf der anderen Seite, war rund und groß. Eine lilafarbene Bettdecke machte mein weißes Bett prachtvoller denn je. Weiße, große und wahrscheinlich plüschige Kissen, waren an die Wand gelehnt und verliehen meinem Bett einen gewissen Touch. Ein großer Spiegel bedeckte die gegenüber liegende Wand. Er war so groß wie die Wand selbst, vom Boden bis zur Decke. Ich brach in Freudentränen aus und legte meine Tochter ganz sachte in ihr neues Bett. Ich umarmte Lexi und ihre Mutter und sagte ihnen, wie sehr ich ihnen dankbar war.
„Das haben wir gerne gemacht.“, sagte Lexi und drückte mich fest an sich.
„Du bist meine Schwester, das ist das mindeste was ich für dich tun kann.“. Lexi´s Mutter nahm meine Hände in die Ihren. „Du weißt, wir alle sind für dich da. Du bist nie alleine. Wie Lexi schon gesagt hat bist du ihre Schwester und somit auch meine Tochter. Das warst du schon immer.“, sagte sie und umarmte mich ebenfalls.
„Ich danke euch so sehr. Ihr seid einfach alles für mich. Ihr seid wahrscheinlich das Beste in meinem Leben und ihr werdet es auch immer bleiben. Ich bin total sprachlos. Weiß gar nicht was ich noch sagen soll, außer: Danke, dass es euch gibt.“.
„Zieh dich um, dusch dich und komm dann runter. Ich und Mom machen schon mal was zu essen.“, sagte Lexi und küsste mich auf meine Wange. Sie nahm ihre Mom an die Hand und ging raus aus dem Zimmer. James war die ganze Zeit im Raum gewesen und lächelte mich nun an. Ich lief auf ihn zu und umarmte ihn. Umschlang seinen Hals mit meinen Armen und blickte in seine blauen Augen.
„Ich liebe dich, James.“, flüsterte ich und küsste ihn. Etwas war anders an diesem Kuss, als an all denen davor. Dieser Kuss war...wie soll ich es sagen, einzigartig, wundervoll, anders?! Ich weiß es nicht, aber er ließ mich glücklich werden. So als wäre das, das einzig Richtige auf der Welt. Er umfing mein Gesicht mit seinen Händen und löste sich ganz vorsichtig von mir. Ich öffnete meine Augen und blickte wieder in seine. Für einen kurzen Moment stellte ich mir vor, in diesen blauen, meeresgleichen Augen zu schwimmen, in ihnen zu versinken und wenn es sein musste, sogar zu ertrinken und zu sterben. Er strich mit seinem Finger über meine Lippen und lächelte mich an.
„Wofür habe ich das verdient?“, flüsterte er, da Deyna schlief und er sie nicht wecken wollte.
„Ich wollte dir das schon so oft sagen, aber ich konnte es nicht. Und jetzt….ich konnte es einfach nicht mehr zurück halten. Ich bin so glücklich, wie noch nie zuvor in meinem Leben.“, flüsterte ich leise zurück und lehnte meinen Kopf an seine Brust.
„Ich werde dich immer glücklich machen, mein Engel. Du und Deyna seid das Wichtigste in meinem Leben geworden und ich werde alles dafür tun, dass euch nichts passiert und ihr immer glücklich seid.“.
„Ich weiß.“, flüsterte ich und lächelte. Es verging vermutlich eine Ewigkeit, in der wir einfach nur da standen, uns innig umarmten und dem Herzschlag des anderen zuhörten. Als Deyna anfing zu weinen, löste ich mich von ihm und ging zu meiner Tochter. Sie war aus ihrem Schlaf erwacht und versuchte ihre kleinen Handschuhe auszuziehen, um sich das Gesicht zu zerkratzen, wie es jedes Baby tat. Ich wollte sie gerade auf den Arm nehmen und sie trösten, als James sie nahm und in seinen Armen hin und her wiegte. Augenblicklich wurde sie leise und schloss ihre kleinen Äuglein wieder. Ich zog Deyna ihre Handschuhe aus und sie nahm sofort ihren Daumen in den Mund und nuckelte dran. Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, also küsste ich sie ganz vorsichtig auf ihre winzige Stupsnase. James strahlte übers ganze Gesicht
„Lass sie uns mit nach unten nehmen. Unten ist auch noch ein Kinderbett, dort können wir sie reinlegen und dann selbst was essen.“, flüsterte er und ich nickte. Schnell öffnete ich die Tür und hielt sie auf. James ging die Treppen runter und ich folgte ihm. Lexi und ihre Mutter hatten denn Tisch bereits gedeckt und sahen nun James mit großen Augen an. Lexi kam zu mir rüber und beugte sich zu meinem Ohr.
„Ich wusste, dass aus euch wieder was wird.“, flüsterte sie und lachte dabei. Ich verdrehte lachend die Augen und nickte, als ich bemerkte, dass ich mich ergeben musste. Wenn ich ehrlich war, war es schwer vor Lexi irgendetwas geheim zu halten. Sie erfuhr alles. James legte Deyna in das kleine, weiße Kinderbett, das golden umrändert war. Ich wusste, dass das Alles bestimmt eine Menge gekostet hatte. Auch wenn Lexi´s Familie reich war, fand ich das echt zu viel.
„Das wäre alles gar nicht nötig gewesen.“, sagte ich zu Lexi und ihrer Mutter. Sie schüttelten die Köpfe, als wollten sie keine Widerrede hören. Lexi schlug mir sogar gegen meine Schulter.
„Aua, womit habe ich das verdient?“. „Sei einfach still und akzeptiere, dass du uns wichtig bist.“, sagte sie mit einer ernsten Miene. Doch das hielt sie es nicht lange aus und fing an zu lachen. Es klingelte und ich sah Lexi an.
„Erwartet ihr jemanden?“, fragte ich und sah auf die Uhr. Es war 20:11 Uhr.
„Nein, eigentlich nicht.“, sagte sie misstrauisch und ging weg, um die Tür aufzumachen. Die Tür flog auf und Callum stürmte wütend rein. „Was fällt dir ein!“, schrie Lexi. Sie war zu Boden gefallen, rappelte sich gerade auf, doch es brachte nichts. Sie taumelte wieder zurück.
„Eleanor du kommst mit dem Baby nach Hause, aber sofort!“, schrie er und packte mich fest am Arm. „Nein, das werde ich nicht!“, schrie ich und versuchte mich von seinem Griff zu lösen. Plötzlich hob er seine Hand und verpasste mir eine Ohrfeige. Ich fiel zu Boden und legte ungläubig meine Hand auf meine pochende, schmerzende Wange. Ich spürte förmlich, wie sie rot wurde. James packte Callum am Hals und drückte ihn gegen die Wand. Dann ließ er ihn los und boxte ihm genau ins Gesicht. Ich blieb leise auf dem Boden liegen, unfähig das zu glauben was gerade passiert war.
Er hatte mich geschlagen… Er hatte es wirklich getan… James kam an meine Seite und hob mich hoch. „Alles okay?“, fragte er besorgt. Er drückte mich an sich. Callum war schon längst aufgestanden und hielt Deyna nun im Arm. Sie fing sofort an zu weinen. Ich löste mich von James und nahm meine Tochter aus den Armen ihres Vaters.
„Lass meine Tochter in Ruhe.“, zischte ich und drehte ihm den Rücken zu. James kam und packte Callum am Kragen. Er schleifte ihn regelrecht aus dem Haus heraus.
„Wenn du noch einmal hier her kommst, Callum, schwöre ich dir, werde ich jeden einzelnen Knochen in deinem kleinen Körper brechen!“, schrie ihn James wütend an. So wütend hatte ich ihn noch nie gesehen. Ich wiegte Deyna hin und her, doch sie hörte nicht auf zu weinen. Lexi´s Mutter stand neben Lexi und half ihr hoch. Sie hatte sich beim hinfallen den Kopf an der Wand gestoßen und blutete jetzt.
„Ich bringe sie schnell ins Krankenhaus. Es ist nichts schlimmes, aber ich will dennoch sichergehen, dass alles in Ordnung ist.“, sagte sie und stützte Lexi ab. Sie gingen und ich hätte, mit meiner Tochter zusammen, heulen können. James schloss die Tür hinter seiner Mutter und seiner Schwester und eilte zu mir. Sein wütender Gesichtsausdruck ging sofort weg, sobald er Deyna ansah. Er nahm sie aus meinen Armen und kuschelte sie an sich. Deyna wurde leise und schloss ihre Augen. Er küsste sie leicht auf die Stirn und legte sie in ihr Bett. Unter schock sah ich ihn an und merkte erst jetzt, wie erschöpft ich war und wie sehr mein Kopf brummte. Er kam näher zu mir, ohne darauf zu warten, das er mich umarmte, ging ich auf ihn zu und vergrub mein Gesicht in seiner Brust. Ich schluchzte leise auf und wimmerte. Meine Wange tat weh, mein Kopf brummte und meine Beine schienen keine Kraft mehr zu haben, um mich zu halten. Er strich über meine Haare und hob mich in seine Arme. Wie ein kleines verletzliches Kind, lag ich in seinen Armen. Er setzte sich, mit mir auf dem Schoss, auf das Sofa. Ich kuschelte mich an ihn und versuchte einfach alles zu vergessen.
„Weine nicht.“, flüsterte er und küsste mich auf meinen Haaransatz.
„Es wird alles gut. Ich werde ihm noch eine Lektion erteilen.“, sagte er und ich hörte den wütenden Unterton in seiner Stimme. Es war klar gewesen, dass ich niemals einen einzigen verdammten Tag glücklich sein konnte. Wenn Callum mal nicht meine Laune verderben konnte, dann war es meine Mutter. Einer von beiden schaffte es immer. Er hatte mich geschlagen… Ich konnte es einfach nicht fassen… Ich vergrub wieder mein Gesicht in seiner Brust. Er sollte nicht sehen, wie ich weine, er sollte einfach nicht mit mir leiden. Er hob mein Kinn mit einem Finger hoch und blickte mir tief in die Augen. Er wischte meine Tränen weg und legte seine Hand auf meine rot gewordene Wange. Es schien so als würde all der Schmerz fort gehen, doch wenn er sie weg ziehen würde… würde mich die Realität wieder einholen. Um das zu vermeiden legte ich meine Hand auf seine und blickte ihn einfach an. Als würde es nichts anderes auf der Welt geben. Außer ihn und meine Tochter. Die dank ihm, tief und fest schlief.

Kapitel 10.

Ich blinzelte und gähnte leise. Neben mir lag James. Tief und fest schlief er an meiner Seite. Ich krabbelte, über ihn hinweg, vom Sofa und sah auf die Uhr. Es waren schon drei Stunden vergangen und ich hatte Lexi nicht gesehen. War sie wieder vom Arzt zurück gekommen? Mhh… Mit leisen Schritten ging ich zum Bett meiner Tochter und hörte ihr einfach nur beim Atmen zu. Ich sah sie an und war der glücklichste Mensch auf Erden. Ich war froh, dass ich sie hatte. Ohne sie, ergab mein Leben keinen Sinn mehr. Ich wandte meinen Blick von ihr ab und ging ganz vorsichtig die Treppen hoch. Lexis Zimmertür stand sperrangelweit offen und ich hörte ein leises Wimmern. Ich ging schnell in Lexis Zimmer und sah, wie sie auf ihrem Bett saß und ihr Gesicht, mit den Händen verdeckte.
„Lexi?!“, fragte ich verwirrt, doch ich wartete nicht auf eine Antwort von ihr. Ich umarmte sie und legte meinen Kopf auf ihren. Ich wusste zwar nicht warum sie weinte, aber egal was es war, ich würde jederzeit für sie da sein. Ich strich ihr ganz langsam über den Rücken und versuchte sie zu beruhigen. Sie schniefte kurz und sah mich dann an.
„Eleanor, ich habe einen so großen Fehler gemacht, und ich kann ihn mir nicht verzeihen. Ich kann´s keinem sagen und ich weiß auch nicht, ob du mich dann noch als Schwester betrachten würdest, wenn du erfährt was ich getan habe.“.
„Sag es mir einfach. Ich kann und werde dich nicht einfach so als Schwester verweigern können. Nicht nach alldem, was du für Deyna und mich getan hast.  Besonders für mich“. Sie sah auf ihre weiße Bettdecke und spielte nervös damit.
„Ich… Ich habe Callum angerufen und ihm gesagt, dass er dich verloren hätte. Dass du jetzt endlich glücklich wärst mit meinem Bruder und…“, ich unterbrach sie. „Stopp mal, aber wir hatten keinem davon was erzählt.“, sagte ich verblüfft.
„Eleanor, du weißt ich finde alles heraus und so verliebt und glücklich, wie mein Bruder dich anguckt, ist das kein Geheimnis. Er verfolgt dich auf Schritt und tritt, lässt dich nie alleine und versucht dich einfach vor allem zu beschützen.  Außerdem habe ich auch gesehen, wie du ihn anguckst. Ich bitte dich, du weißt, dass das ein Kinderspiel für mich war“.
Wo sie Recht hatte, hatte sie Recht. Von Anfang an wusste ich, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie herausfand, was zwischen mir und James lief. Doch so schnell hatte ich zugegebenermaßen nicht damit gerechnet.
„Ich habe Callum angerufen und ihm alles Mögliche unter die Nase gerieben. Wie glücklich du jetzt wärst. Dass Deyna einen besseren Vater hätte und noch mehr. Es dauerte keine Stunde, bis er dann schließlich vorhin kam und alles zerstörte und dich Ohrfeigte. Es tut mir so leid. Das wollte ich nicht. Ich wollte, dass er mal endlich sieht, dass du ihn nicht brauchst und er so etwas Wertvolles wie dich und Deyna nun verloren hat.“, sagte sie und bei jedem Satz wurde ihre Stimme immer mehr zu einem leisen Wimmern. Lexi war allseits dafür bekannt, dass sie kleine Sachen oder Dinge gerne mal übertrieben darstellte. Sie war meine Drama-Queen und Schwester und dafür liebte ich sie. Ich lächelte sie an.
„Es war nicht deine Schuld. Ich meine, früher oder später wäre er von selbst gekommen. Ich bin dir nicht Mal böse, also übertreib nicht so, Schwesterherz. Alles ist in bester Ordnung.“, sagte ich und sie umarmte mich und atmete erleichtert auf.
„Ich dachte du würdest mich hassen“. Ich verdrehte leise lachend die Augen.
„Wegen so was, hasse ich doch nicht meine Schwester. Lass dir was Besseres einfallen, Lexi.“, sagte ich lächelnd und lachte auf.
„Du bist blöd. Ich hab mir echt Gedanken gemacht, du würdest mich hassen und du… Du machst einen Witz daraus.“, sagte sie und schlug mir leicht gegen die Schulter.
„Lass mich.“, sagte ich lachend und tat als wäre ich empört.
„Geh schlafen Schwesterherz, morgen wollen wir picknicken gehen und einfach nur Spaß haben“.
Ich nickte, stand von ihrem Bett auf und wünschte ihr noch eine gute Nacht. Ganz leise schlich ich die Treppen herunter, oder sagen wir, ich versuchte leise die Treppen runter zu gehen. Anscheinend gelang es mir nicht, denn James stand vor der Treppe und sah mich müde an. Obwohl er müde war lächelte er jedoch. Ich ließ mich in seine ausgebreiteten Arme fallen und die Treppen hoch tragen. Er legte mich ganz vorsichtig auf mein Bett und als ich mich umsah, sah ich meine Tochter in ihrem Bett liegen.
„Hast du sie hier hoch gebracht?“, flüsterte ich. Er nickte und küsste mich auf meine Nasenspitze. Ich umschlang seinen Hals mit meinen Armen und zog mich, mit sich ins Bett. Dann kuschelte ich mich an ihn und schloss meine Augen, als ich seinen Herzschlag hörte. Wir wurden eins… als würde nur ein einziges Herz weiter schlagen und das andere verstummen…

 Warme Sonnenstrahlen fielen in mein Zimmer und trafen mich direkt im Auge. Ich blinzelte und setzte mich hin. James lag nicht mehr neben mir, ich sah mich hektisch um, doch er war nirgends. Bestimmt ist er unten oder in seinem Zimmer. Ich warf meine Bettdecke zur Seite und stand langsam auf. Deyna schlief wie immer tief und fest, wie ein Stein. Sie war schon ein besonderes Baby. Sie wachte nachts so gut wie nie auf, sie schlief äußerst lange. Trotzdem war sie das schönste in meinem Leben. Sie ließ mich all die Probleme um mich herum vergessen. Sie ließ mich lächeln, selbst wenn die Welt nicht fair zu mir war. Ich kniete mich hin und legte meinen Kopf auf ihr Kinderbettchen. Ihr kleine Stupsnase, ihre wundervollen Augen und ihre kleinen Lippen faszinierten mich. Deyna war das wunderschönste Baby in meinem Leben. Ich weiß, dass jede Mutter ihr Kind für das schönste und beste hält. Früher hatte ich so oft darüber gelacht und hatte gesagt, wie schwachsinnig das doch war. Aber jetzt verstand ich so einiges. Alles was sie tat, selbst wenn sie lächelte oder laute von sich gab, war für mich, als würde ein Weltwunder passieren. Als wäre sie das einzig Wichtige, das ich zum Leben brauchte. Ihr Atmen und ihr Herzschlag waren alles für mich… es war Lebensnotwendig für mich. Plötzlich riss mich das Knirschen der Tür aus meinen Gedanken und ich drehte mich um. James war schon bereit, sich neben mich zu knien, als ich aufstand und ihn einfach nur umarmte.
„Ich liebe dich.“, flüsterte ich und lehnte meinen Kopf an seine Schulter.
„Guten Morgen mein Engel.“, sagte er und ich bemerkte, dass er damit nicht mich meinte. Ich sah ihn an und folgte seinem Blick. Deyna war wach geworden und zappelte mit ihren Armen und Beinen herum und lächelte James dabei an. Ich ging zu meiner Tochter, nahm sie ganz sanft aus ihrem Bett raus und kuschelte sie an mich. James nahm sie mir sofort aus den Armen und kuschelte selbst mit ihr.
„Hey…“, sagte ich und sah ihn lachend an, „das ist meine Kuschelmaus.“.
Er beugte sich rüber zu mir und gab mir einen Kuss.
„Geh du runter zu Lexi und meiner Mom. Ich ziehe Deyna solange an und wechsele Windeln. Verzeih mir, dass ich dich eben Ignoriert habe, aber als ich sah das Deyna wach wurde, konnte ich nicht anders.“, sagte er und sah Deyna wieder an. Ich verstand ihn zu gut. Deyna war ein kleiner, leuchtender Stern, der wirklich jeden in seinen Bann zog. Selbst ihre eigene Mutter.
„Ist in Ordnung.“, sagte ich und küsste Deyna auf ihre kleine Stupsnase.  Ich ging die Treppen runter und machte mir dabei die Haare.
„Guten Morgen.“, sagte ich gut gelaunt und gab Lexi´s Mutter einen Kuss auf die Wange. Das Gleiche tat ich dann auch noch bei Lexi. Alle beide sahen mich Lächelnd an und wünschten mir ebenfalls einen guten Morgen. Dann tauschten sie einen „du hattest recht, ich sehe es auch“ Blick und ich verdrehte die Augen. Ich schnappte mir ein mit Marmelade beschmiertes Brot und biss rein. „Mhhhh“, seufzte ich, als ich die Erdbeeren herausschmeckte.
„Wo ist eigentlich Deyna? Ich will sie auch mal im Arm halten.“, sagte Lexi und sah mich prüfend an.
„Sie ist bei James.“, sagte ich mit halbvollem Mund. Lexi´s Mutter kam zu mir rüber und ich schluckte denn letzten Bissen runter.
„Ich bin froh, dass du ihm eine zweite Chance gegeben hast.“, sagte sie und umarmte mich. Dann ließ sie mich los und öffnete den Kühlschrank. Alles schien in meinem Leben auf einmal so perfekt zu laufen. Es war kaum vorstellbar. Lexi´s Mutter packte einen Korb mit vielen Leckereien, für das Picknick am Mittag, ein. James verbrachte jede freie Minute mit mir und Deyna. Lexi war für mich da. Was wünschte ich mir mehr? Um ehrlich zu sein, war ich es nicht gewohnt glücklich zu sein. Es fühlte sich so toll an. Als würde mein Herz vor lauter Freude herausspringen und tanzen wollen. Ja ich weiß, es klang total verrückt und übertrieben, aber ich war so glücklich, dass ich schwören könnte, dass mein Brustkorb zu klein für mein Herz war….denn es war voll von der Liebe dieser einen Familie. Lexi kam rein und hielt Deyna in ihren Armen. Deyna streckte die Hände nach Lexi´s Sonnenbrille aus und tatschte immer wieder auf ihre Gläser. Es schien alles SO verdammt perfekt, dass es mir wiederum eine scheiß Angst einjagte. Hände legten sich um meine Hüfte und ein warmer Atem streifte meine freie Schulter. Ich lehnte mich automatisch an James, genoss seine Wärme und seinen Duft.
„Heute wird uns nichts und niemand den Tag versauen.“, flüsterte er in mein Ohr und sah Lexi dabei zu, wie sie mit Deyna spielte.

Kapitel 11.

Nach dem wundervollen Frühstück, fuhren wir sofort zum See, um dort unsere Decke auszubreiten, damit wir Picknicken konnten. In genau zwanzig Minuten, waren wir auch schon da und ich nahm Deyna in meine Arme. Ich stürmte mit ihr zusammen zum See, zog meine Schuhe aus und setzte mich mit ihr hin. Ihre Füße wurden vom warmen Wasser überflutet. Sie lachte oder zumindest war es dieses süße Babylachen, das sie von sich gab und mich zum mitlachen animierte. James kam gleich zu uns gerannt und hob mich mit Deyna zusammen hoch. Er trug uns einfach zur Decke, wo Lexi und ihre Mutter schon alles vorbereitet hatten. Lexi´s Mutter hatte sogar an ein kleines Bettchen für Deyna gedacht. Ich legte sie hinein und wischte mit einem Handtuch ihre Füße trocken. Es würde ein wundervoller Tag für uns anfangen… Es wurde langsam dunkel und ich hatte Lust, ins Wasser zu gehen. Ich zog meine Shorts und mein Oberteil aus und stand im Bikini da.
„Ich gehe kurz ins Wasser, dann komme ich wieder.“, rief ich den Anderen zu, ehe ich ins Wasser rannte. James folgte mir und hatte unter seinen Sachen natürlich eine Badeshorts an. Er überholte mich, nahm mich in seine Arme und warf mich mit sich ins Wasser. Ich schrie lachend auf und fiel mit ihm zusammen ins lauwarme Wasser. Ich weiß nicht wie viel Zeit verging, als wir im Wasser waren und uns ansahen. Ab und zu küssten wir uns und immer wieder sagten wir, dass wir uns liebten…Aber ich fand es war Zeit, wieder zu Deyna zu gehen. Wir rannten wieder zurück zu unserem Platz und ich sah Lexi und ihre Mutter mit großen Augen an. Lexi´s Mutter blutete am Kopf und ich sah mich um…WO WAR DEYNA?! Meine Augen füllten sich mit Tränen und Lexi schoss zu mir rüber.
„Eleanor regt dich bitte nicht auf…“, eine Träne nach der anderen lief über ihre Wangen.
„Deyna wurde entführt…".
Ich schrie laut auf und schluchzte… Nein das durfte nicht wahr sein! NICHT MEINE TOCHTER!!! Lexi und ihre Mutter waren ins Krankenhaus gefahren. James war bei mir geblieben, obwohl ich ihn beleidigt und verflucht hatte. Er hatte es nicht verdient so von mir behandelt zu werden, aber ich wollte zu meiner Tochter. Ich schluchzte immer wieder laut auf und kniete mich vor ihr Bett. James hatte mich nach Hause geschleppt, ich hatte ihn angeschrien, ihn getreten und geschlagen, aber er hatte es ertragen und mich einfach nach Hause getragen. Es war mir ganz egal gewesen, wer es gesehen hatte, sollten sie doch denken ich wäre verrückt. Mein kleines Mädchen war weg!!! Ich stützte meinen Kopf am Bettrand ab und hielt ihre Decke in meinen Händen.
„Es ist nicht deine Schuld, Eleanor.“, flüsterte er und kniete sich neben mich. Ich sah ihn an und bemerkte, dass selbst er Tränen in den Augen hatte.
„Doch ist es. Ich hätte da sein müssen… Ich hätte für sie da sein müssen.“, schluchzte ich und schlug mit meiner Faust gegen die Wand. James nahm meine Hand in seine und ließ sie nicht mehr los.
„James?! Fahr mich bitte zu Callum.“, sagte ich plötzlich entschlossen. Er sah mich verwirrt an, doch dann wusste er, an was ich dachte.
„Du denkst das ER sie hat?“, fragte er und ich nickte. Wir standen sofort auf und James nahm seine Autoschlüssel von der Kommode.

Kapitel 12.

„Bleib du sitzen. Ich regle das alleine.“, sagte ich und stieg aus, in der Hoffnung er würde mir nicht widersprechen. Die ganze Fahrt über hatte ich mir ausgemalt, wie ich Callum den Hals umdrehen würde, was ich alles zu ihm sagen würde. Ich kochte förmlich vor Wut. Mein Köper zitterte vor Adrenalin, das dafür sorgte ihn nicht erschlaffen zu lassen. Wäre ich nicht so wütend, würde ich wahrscheinlich in Ohnmacht fallen oder zusammenbrechen. Aber ich konnte das erst, wenn ich meine Tochter in den Armen hielt und wusste, dass sie in sicheren Händen war. Ich schlug mit meinen Fäusten gegen die Tür.
„CALLUM, MACH SOFORT DIE TÜR AUF!“, schrie ich. Meine Hände taten schon weh und ich spürte sie kaum, aber das war mir egal. So oder so würde ich Callum umbringen. Callum´s Mutter machte die Tür auf, diese alte Furie, und ich stieß sie beiseite.
„Was erlaubst du dir…?“, sagte sie empört und ich packte sie am Kragen ihrer pinkfarbenen Jacke und drückte sie gegen die Wand.
„WO IST MEINE TOCHTER?“, schrie ich sie an und hatte das stille Bedürfnis ihr ins Gesicht zu spucken.
„Ich weiß nicht wo deine Missgeburt von Tochter …“, ich schlug ihr mit meiner geballten Faust ins Gesicht. „Die einzige Missgeburt sind SIE.“, zischte ich und stieß sie nochmals gegen die Wand. Sie keuchte auf und ich ließ sie los. Sie fiel mit einem lauten Knall zu Boden und sagte nichts mehr. Ich rannte die Treppen hoch zu Callum und entdeckte, wie ihn James gepackt hatte und auf ihn einschlug. Er musste wohl nach oben gegangen sein, als ich mit Callum´s Mutter abgelenkt gewesen war. Warum hatte er nicht auf mich gehört? Ich sah ihn verdutzt an.
„Du scheiß Penner! Wenn du mir nichts sagst, wo meine Tochter ist bring ich dich um!“, schrie James ihn an. Seine Tochter?
„Das ist nicht deine Tochter.“, krächzte Callum und spuckte Blut auf den Boden, „sie gehört mir!“.
„Eleanor und Deyna gehören jetzt zu mir und nicht zu dir!“, schrie er ihn an und schlug weiter auf ihn ein. Ich bekam mich wieder ein und packte James an der Schulter und zog ihn von Callum herunter.
„James, hör auf.“, sagte ich, völlig außer Puste. Er stand auf und sah Callum hasserfüllt an.
„Wo ist Deyna?“, sagte ich und ging auf Callum zu.
„Ich weiß es nicht verdammt. Warum fragt ihr das alle?“.
„DU LÜGST!!“, schrie ich ihn unter Tränen an und gab ihm eine Ohrfeige. Seine linke Wange färbte sich augenblicklich rot und er sah mich erstaunt an.
„SAG MIR WO SIE IST!“, schrie ich und packte ihn an seiner Schulter. Er schüttelte meine Hand ab und ging ein paar Schritte zurück.
„Ich weiß es nicht!“, schrie er. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich schlug immer wieder auf ihn ein und schrie, er solle mir meine Tochter wieder geben. Callum winselte unter mir und versuchte mich von sich herunter zu werfen, aber ich saß auf ihm und schlug auf sein Gesicht und seine Brust ein. James packte mich plötzlich von hinten und zog mich an sich. Ich schrie und schlug um mich.
„CALLUM DU BIST TOD!“, schrie ich und versuchte ihn zu fassen. Doch er hatte sich in die hinterste Ecke seines Zimmers verkrochen und ich konnte nicht hinterher, da James mich festhielt. Und gegen James kam ich nicht an.
„LASS MICH!!“, schluchzte ich und gab allmählich auf mich gegen James zu wehren.
„Komm, er hat sie wirklich nicht, wir haben ihn genug fertig gemacht. Er hat mehr verdient, das weiß ich Liebste, aber wir müssen Deyna finden.“, sagte er und ich wusste, dass er Recht hatte. Also beruhigte ich mich und er ließ mich ganz langsam wieder los. Ich tat einen Schritt auf Callum zu und er zuckte zusammen. James machte sich schon bereit mich festzuhalten, aber das war nicht nötig. Ich spuckte Callum ins Gesicht.
„Du elender Mistkerl. Verreck in der Hölle.“, zischte ich und ging aus seinem Zimmer.

 Es waren schon Stunden vergangen und ich neigte langsam dazu durchzudrehen. Schlaflos und völlig erschöpft vor lauter schreien und weinen, ging ich schlurfend in die Küche und machte mir einen starken Kaffee. Ja, das hatte ich jetzt definitiv nötig. Ich musste bei klarem Verstand bleiben und ein schwarzer Kaffee würde mir vielleicht helfen, solange es ging, klar zu denken. Ich füllte Wasser in den Wasserkocher und drückte auf den Knopf, damit es kochen konnte. Erschöpft sah ich auf den rot blinkenden Knopf. Hände legten sich auf meine Hüfte und zogen mich näher zu einem Körper. Ich wusste ganz genau, an wem ich nun lehnte. Sein Geruch verriet James. Kein anderer roch so gut wie er. Ich schloss kurz die Augen und lehnte mich an ihn. Ich hatte einfach keine Kraft mehr.
„Engel. Ich werde dir gleich etwas sagen, aber versprich mir, dass du nicht sauer wirst.“, flüsterte er und ich öffnete sofort meine Augen, drehte mich um zu ihm und sah ihn neugierig an.
„Sag es doch einfach. Ich bin sowieso zu müde. Warum sollte ich denn sauer werden?“. Er sah mich traurig an, dann lehnte er sich an die Theke und verschränkte seine Arme.
„Meinst du nicht auch, dass es komisch ist, dass Callum, Deyna nicht hat? Ich meine, wenn er sie nicht hat, dann bleibt doch nur eine Möglichkeit“.
„WIE KANNST DU ES WAGEN?“, schrie ich ihn an. Ich tippte mit meinem Finger auf seine Brust.
„Meine Eltern mögen nicht sehr darüber erfreut sein, dass ich schwanger geworden bin und das mit 16, aber sie sind keine Monster. Sie sind meine ELTREN VEDAMMT.“, schrie ich und tippte immer weiter auf seine Brust. Er wich ein paar Schritte zurück und versuchte mich zu beruhigen.
„Das habe ich damit nicht gemeint. Ich wollte nur alle Möglichkeiten durchgehen“.
Ich schlug gegen die Wand und biss die Zähne zusammen. Er hatte Recht und das wusste ich. Aber meine Eltern?! Sie wären zu so einer Tat nicht fähig, oder doch?
„Ich weiß verdammt. Aber es sind schließlich meine Eltern.“, murmelte ich und ließ mich auf den nächst besten Sessel fallen.
„Sie haben mich groß gezogen. Sie waren immer für mich da, jedenfalls bevor ich schwanger wurde. Aber sie würden so etwas Grausames nicht tun. Sie würden einer Mutter nicht ihr Kind nehmen. Nicht meine Eltern.“. Er legte seine Hände auf meine Schultern und blickte mir tief in die Augen.
„Schatz ich weiß, dass sie dich lieben, aber Deyna haben sie schon immer gehasst. Deine Mutter hat Deyna verabscheut. Ich hab es dir nicht gesagt, aber deine Mutter hat bei meiner Mutter Telefonterror betrieben und hat ihr gedroht“.
Ich sah ihn entschuldigend und erschüttert zugleich an.
„Davon wusste ich nichts. Es tut mir so leid.“, entschuldigte ich mich.
„Komm wir müssen zu deinen Eltern. Sofort. Ich will Deyna wieder in Sicherheit wissen.“. Er stand auf und streckte mir seine Hand entgegen. Ohne zu zögern, legte ich meine Hand in seine und er zog mich hoch. Wir stürmten zu James Auto und fuhren los.

Kapitel 13.

Ich klingelte und klopfte, doch keiner machte Anstalt mir die Tür zu öffnen.
„MAMA mach die Tür auf“, schrie ich. Es dauerte nicht lange und die Tür ging auf. Meine Mutter sah mich verschlafen in ihrem Morgenmantel an.
„Kind hast du mal auf die Uhr geguckt“, sagte sie sichtlich wütend.
„Wo ist Deyna?“, fragte ich sie und stieß sie weg um rein zu gehen, James folgte mir.
„Diese Mistgeburt ist nicht hier“, sagte sie und ich schlug sie mitten ins Gesicht, ohne darüber nachzudenken.
„Du bist eine genauso Herzlose Schlampe wie Callum´s Mutter“, zischte ich und sah zu wie sie zu Boden fiel. Ich ging in alle Zimmer, aber nirgends war meine Tochter zu sehen.
„WO IST SIE VERDAMMT“, schrie ich und stürmte wieder und wieder durch alle Zimmer.
„Ich hab dir doch gesagt das ich es nicht weiß“, murmelte sie. Ich sah meine Mutter an, ihr leicht angeschwollenes, rotes Gesicht blickte wütend und verzweifelt zugleich. Am liebsten hätte ich meine ganze Wut und all den Frust an ihr ausgelassen, aber schließlich war sie noch meine Mutter. Auch wenn sie eine dumme Kuh war und alles und ich meine wirklich alles ins Schlechte zog, war sie dennoch meine Mutter. Und heute hatte ich ihr genug angetan. Jetzt würde ich sie in Ruhe lassen. Was mich aber wunderte war die Tatsache das mein Vater nicht zuhause war.
„Wo ist eigentlich Dad?“, fragte ich und lehnte mich an die gegen über liegende Wand an.
„Um ehrlich zu sein…..“, sie versummte und guckte verwirrt in die Gegend, als hätte sie es erst jetzt bemerkte das ihr Mann fehlte,
„Jetzt wo du es gerade sagst. Dein Vater ist mit mir zusammen schlafen gegangen. Wie immer eigentlich, aber ich habe nicht bemerkt das er weg gegangen ist“. Seit wann schlich sich Dad aus dem Haus raus?
„James!“, schrie ich nach ihm und rannte zu der Haustür hinaus. James folgte mir natürlich und ich nahm ihm seine Autoschlüssel aus der Hand. Er stellte keine Fragen und folgte mir zum Auto. Dieses Mal fuhr ich und er saß auf dem Beifahrer Sitzt. Ich war zwar erst 16, aber für meine Tochter würde ich dieses Risiko eingehen. Ich konnte Auto fahren, dass hatte ich schon früh genug gelernt und dort wohin ich fahren wollte, hätte ich James aus lauter Aufregung nicht erklären können. Also übernahm ich dieses Mal die Führung und folgte meinem Instinkt.

Kapitel 14.

„James bleib einfach im Auto. Tu mir denn Gefallen. Wenn es das ist was ich erwarte, dann will ich es alleine schaffen“, sagte ich gedankenverloren und blickte raus in die Dunkelheit. Mein Herz raste und mein Körper zitterte vor Adrenalin. Das hier musste ich alleine klären und das wusste ich. Er nahm meine Hand, was ich kaum wahrnahm.
„Ich werde 5min hier drine bleiben.  Mehr halte ich nicht aus. Versteh es doch Eleanor. Du und Deyna seid jetzt mein Leben“.
Eine Träne nach der anderen ran über meine Wangen und ich küsste ihn schnell, dann löste ich mich von ihm und ging raus. Zielstrebig steuerte ich auf das kleine Ferienhaus von meinem Vater. Früher war er immer mit mir hierher gekommen. Wir hatten hier in der Nähe zusammen geangelt und unsere Ferien verbracht. Jetzt war es eher total heruntergekommen und von Efeu bewachsen. Ich öffnete die Tür und trat rein. Ich hörte ein leises weinen und folgte blitzartig der Stimme meiner Tochter….
„Deyna?!“, rief ich leise nach meiner Tochter und sah mich um. Schnell rannte ich die Treppen hoch und folgte der Stimme meines weinenden Kindes. Sie war in meinem alten Kinderzimmer. Ich öffnete die Tür und traute meinen Augen nicht. Mein Vater hielt eine Pistole gegen sie gerichtet.
„WAS TUST DU DA?!“, schrie ich ihn entsetzt an und ging einen Schritt nach dem anderen auf ihn zu. Er hob die Hand und sah mich warnend an.
„Komm keinen Schritt weiter oder ich töte sie“.
„Das kann nicht DEIN ERNST SEIN“, schrie ich ihn unter Tränen an.
„Sie ist meine Tochter. Sie ist deine Enkelin. Wie kannst du einem kleinen Kind das Leben nehmen, für einen Fehler denn ihre dumme Mutter getan hat. Wenn du schon jemandem das Leben nehmen willst, dann nimm MEINS“, sagte ich Seelenruhig und ging auf meinen Vater zu. Dann umfing meine Hand die Pistole und richtete sie auf meine Brust.
„Ich habe denn Fehler getan mich in einen Arschloch zu verlieben. Ich habe denn Fehler getan und nicht SIE. Dad, sie ist das schönste und wichtigste in meinem Leben geworden. Das ein Fehler so wunderschön sein kann, hat mir keiner gesagt. Sie ist mein ein und alles“, flüsterte ich und blickte mit verschwommenen und Tränen gefühlten Augen meine kleine Deyna an.
„Töte mich, wenn es sein muss. Aber tu ihr nicht weh“. Mein Vater sah mich erschrocken an und versuchte die Pistole weg zu ziehen, aber ich ließ sie nicht los.
„Tu es, dann geht es dir besser. Aber lass SIE dafür leben. James wird auf sie aufpassen, da bin ich mir sicher. Er liebt sie, obwohl er nicht der Vater von ihr ist“, ein kleines lächeln huschte über meine Lippen.
„Ich will sie nur einmal Küssen und sie in Arm nehmen, dann kannst du es endgültig zu ende bringen“.
Ich nahm die Pistole an mich, dann schob ich meinen Vater beiseite und nahm Deyna weinend in die Arme.
„Ich Liebe dich mein Engel, vergiss das nicht. Mama wird immer bei dir sein, mein Engel“, flüsterte ich leise schluchzend in ihr Ohr. Ich küsste sie auf ihre Stirn, dann auf ihre kleinen Wangen.
„Eleanor?!“, rief James nach mir und ich drehte mich um. Er stand vor mir. Er brach in Tränen aus als er Deyna sah, schnell kam er zu mir, nahm Deyna in seine Arme und küsste sie.
„James?“.
„Ja, Schatz?“, er strahlte übers ganze Gesicht.
„Versprich mir das du für Deyna da sein wirst. Das du sie immer lieben wirst und auf sie aufpassen wirst. Egal was passiert. Das du da sein wirst, wenn sie ihren ersten Schritt macht und das erste Wort spricht. Das du immer DA SEIN WIRST“.
„Du weißt das ich das werde, aber wieso sagst du das jetzt?“.
„Versprich es mir einfach“.
„Ja, ich verspreche es dir“.
Ich stelle mich auf Zehnspitzen und küsste ihn innig. Dann ließ ich ihn los und ging zu meinem Vater. Ich gab ihm die Pistole, drehte sie wieder um so, dass sie zu mir zeigte und legte seinen Finger auf den Abzug.
„Tu es“.
„Ich kann nicht“, flüsterte er.
„Du wolltest es so also tu es“, zischte ich und drückte auf denn Abzug. Es vergingen keine Sekunden und ein lauter Knall ertönte. Ich keuchte auf, als mich der unerträgliche Schmerz durchfuhr. Mit Tränen in denn Augen, fiel ich zu Boden und hörte nur noch das schreien von James und das weinen meines Kindes. Meiner Tochter…

Kapitel 15.

James Sicht...

„Lexi nimm Deyna mit nach Hause. Ich bleibe hier. Pass auf sie auf, ja?“.
Sie wischte sich ihre Tränen weg und nahm Deyna in ihre Arme. Sie drückte Deyna fest an sich und küsste sie auf ihre Stirn.
„Mama wird es schon besser gehen, meine Engel. Sie wird wieder“, flüsterte sie Deyna beim gehen zu. Ich setzte mich hin und verdeckte mein Gesicht mit meinen Händen. Wie konnte Eleanor mir das nur antun? Ich brauchte sie mehr denn je. Ich brauchte sie mehr, als sie mich brauchte, denn ohne sie fehlte einfach was. Und jetzt wurde mir das mehr denn je bewusst.
„Scheiße“, fluchte ich und ballte meine Hände zu Fäusten um nicht zu weinen. Der Arzt kam rein und rief nach meinem Namen. Hastig stand ich auf und lief auf ihn zu.
„Wie geht es ihr?“.
„Sie hat nur knapp ihr Herz verfehlt, aber ihr Zustand ist sehr kritisch. Wir wissen nicht ob sie es schaffen wird. Zur Zeit ist sie noch bei Bewusstsein und sie verlangt nach ihnen. Eigentlich müsste sie sich erholen, denn gleich wird sie wieder in die nächste Op. geschickt, aber sie hört nicht auf ihren Namen immer wieder zu rufen. Sie können für 5min zu ihr rein, aber nicht länger“.
Ich nickte und folgte dem Arzt auf die Intensiv Station. Es war nur ein paar Tage her gewesen, wo ich wegen Deyna hier war und jetzt war es Eleanor die hier lag. Der Arzt öffnete die Tür zu ihrem Zimmer und ich eilte zu ihr. Sie wirkte total blass, aber für mich war sie das schönste Mädchen auf der Welt. Gedankenverloren und mit schwarzen Augenringen unter ihren Augen, sah sie mich leicht lächelnd an. Sie versuchte sich aufzusetzen, doch ich drückte sie wieder runter. Der Arzt verließ den Raum und ließ uns alleine.
„Wie konntest du nur?“, fragte ich und bemerkte wie mir eine Träne nach der anderen über meine Wangen ran. Sie wollte mir Antworten, doch ich legte leicht, meinen Finger auf ihre Lippen.
„Tu mir nur einen Gefallen und bleib am Leben. Lass mich nicht alleine, Eleanor ich kann nicht mehr ohne dich. Selbst das Atmen fällt mir schwer. Tu mir diesen einen Gefallen und kämpf um dein Leben. Du bist es Deyna und mir Schuldig. Deine Tochter hört gar nicht mehr auf zu weinen. Lexi geht es beschießen, wir alle können uns ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen. Du musstest so viel erleiden, so viel durchmachen, aber zusammen haben wir alles geschafft. Mach jetzt also keinen Rückzieher, lass deine Tochter und mich nicht alleine. Bitte, Eleanor tu uns das nicht an“, ganz leise und verletzt beendete ich meinen Satz und sah in ihre Augen. Tränen fielen auf ihre weiße Bettdecke und strich ganz sanft über ihre Wangen.
„Ich Liebe dich mein Engel“, sagte ich und küsste sie ganz vorsichtig. Ich spürte ihre Tränen auf meiner Haut und löste mich von ihr.
„Es wird alles gut. Du schaffst das“.
Sie weinte immer mehr und sah Gedankenverloren zu der Weißen Wand gegenüber ihr. Das Gerät neben ihr fing an zu piepen und sie schnappte immer wieder nach Luft. Schnell drückte ich auf denn Knopf und rief nach einem Arzt, der gleich darauf rein kam und mich sofort raus schickte. Sofort kamen 5 weitere Ärzte und legten sie auf die Trage um sie wegzubringen. Der Arzt warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu und verschwand mit Eleanor. Aus lauter Wut schlug ich gegen die Wand und ballte meine Fäuste zusammen. Ich musste meine Wut an dem Mann auslassen, der für all das Verantwortlich war. Ich stieg in mein Auto und fuhr los. Zuvor hatte ich Lexi angerufen damit sie bei Eleanor bleiben konnte, und Deyna war gerade bei meiner Mutter. Es dauerte nicht lange und ich stand vor der Haustür von Eleanor´s Eltern. Ich klopfte mindestens 7 Mal und niemand öffnete mir, aus lauter Wut schlug ich ein Fenster kaputt, mit bloßen Fäusten und stieg so in das Haus ein. Der Vater von ihr kam sofort ins Wohnzimmer rein und sah mich erschrocken an.
„HABEN SIE EINE AHNUNG WIE ES IHRER TOCHTER GERADE GEHT?“, schrie ich ihn an und ballte meine Fäuste zusammen.
„Sie hat sich das angetan nicht ich“, sagte er und nahm sich ein Glas, dass er dann mit Wein auffühlte.
„Ich verlange nur eine Sache von ihnen. Lassen sie Eleanor, meine Tochter und mich in Ruhe. Kommen sie ja nicht in die Nähe der beiden oder ich bringe sie um!“, ich holte tief Luft um ihn nicht jetzt sofort umzubringen, aus lauter Wut würde ich das sogar tun.  Ohne mit der Wimper zu zucken.
„Und das meine ich Wort wörtlich“, zischte ich.
„Keine Sorge mein Lieber. Ich werde rein gar nichts tun. Ich hoffe nur sie stirbt, damit sie ihren Fehler sieht und andere junge Mädchen auch“.
Verdutzt starrte ich ihn an. Hatte er das jetzt wirklich gesagt? Ohne zu zögern packte ich ihn an seinem Kragen und hob ihn hoch, er zappelte und versuchte sich aus meinem Griff zu lösen.
„Ich würde sie so gerne umbringen, weil sie allen beiden weh getan haben, aber dann würde mich Eleanor hassen. Denn anders als sie würde sie ALLES für ihre Familien tun, egal ob sie sie liebt oder nicht.  Sie haben keine Ahnung was es heißt eine Familie zu haben. Sie sind eiskalt, vielleicht besitzen sie sogar kein Herz“, schrie ich ihn an. Ich warf ihn weg und er knallte gegen denn Glasstisch der sofort zerbrach.
„Merken sie sich eines. Wenn ich sie auch nur in der Nähe von Eleanor oder Deyna sehe, sind sie ein toter Mann“. Und mit diesen Worten stieg ich wieder aus dem Fenster aus und ging zu meinem Auto.

Kapitel 16.

Lexi´s Sicht...

„WAS?“.
„Das darf doch nicht wahr sein. Ich komme sofort“, sagte ich und legte auf. James hatte einen Unfall gebaut und wurde jetzt hierher gebracht. Ich hätte diesen Trottel aufhalten sollen. Mit all diesem Frust und der Trauer, hätte er nicht Autofahren dürfen. Scheiße, Scheiße, SCHEIßE !!!!. Schnell rannte ich die Treppen runter, ohne auf denn Aufzug zu warten und wartete dort auf James. Sie würden ihn jetzt sicher hier hin bringen.
Es vergingen nur Minuten und James wurde auf einer Art liege gebracht. Alles was ich sah war Blut verschmiert. Ich rannte hastig zu ihm und zusammen mit ein paar Ärzten schoben wir die Trage.
„Du bist echt ein hohles Kind James“, schluchzte ich und hielt seine Hand fest.
„Ja das bin ich Schwesterherz“, brach er schwer heraus und hustete.
„Ich werde wieder okay, geh du hoch zu Eleanor. Sie braucht dich“, flüsterte er und ließ meine Hand wieder los. Er wurde weiter geschoben und ich stand reglos dar. Mein Bruder war schwer verletzt, meine beste Freundin war kurz vorm sterben. Ich fiel auf die Knie und weinte. Die Gänge waren leer, man hörte nur mein leises weinen und schluchzen.
„Wieso?“, flüsterte ich ins nichts. Mein Rücken lehnte sich an die Wand und ich verdeckte mein Gesicht mit meinen Händen.
„Dr. Müller können sie mir sagen wie es Eleanor  geht?“. Der Arzt sah mich Mitfühlend an, doch dann deutete er mit seiner Hand auf einen Freien Stuhl vor ihm.
„Setzten sie sich doch“. Ich tat was er sagte und wartete ungeduldig auf seine Antwort.
„Ich wollte es ihrem Bruder nicht sagen, aber der Zustand in dem ihre Freundin ist“, er holte tief Luft und suchte nach den richtigen Worten, „ist sehr kritisch. Sie liegt derzeit im Koma. Wir wissen nicht wann sie aufwachen könnte. Oder ob sie überhaupt wieder aufwacht, aber es könnte auch sein das es nur ein leichtes Koma ist und sie in ein paar Tagen oder Wochen aufwacht".

3 Tage später

Eleanor´s Sicht...

Wenn alles keine Bedeutung mehr hat und du das Gefühl hast endlich frei und ohne Sorgen zu sein, ja dann bist du genau an dem Ort wo ich jetzt bin. Eine grüne Wiese breitet sich unter mir aus. Die Sonne schien oben hell am Horizont und es war angenehm warm. Ich trug ein weißes kurzes Kleid, das hin und her wehte, wenn mir die kühle Brise einen leichten Kuss hauchte. Ich machte mir um nichts Gedanken, denn ich lebte im hier und jetzt. Keine Sorgen zu haben und einfach sich wohlzufühlen, war das schönste Gefühl das ich je gehabt hatte. Ich blickte in die Ferne und sog die Frische Luft ein. Es roch nach Sommer, stellte ich lächelnd fest. Ein hauch von frisch gemähtem Gras und Blumen Gerüchen, von frischem Wasser das in der ferne in einen kleinen Bach plätscherte, erfühlte meinen Geruchssinn. Doch dann hörte ich in der Ferne ein Lachen. Ich stand langsam auf und ging in die Richtung in der ich das Lachen hörte. Je näher ich kam, desto deutlicher wurde mir das es ein Kind war das fröhlich lachte. Ohne es zu bemerken liefen mir Tränen über meine Wangen und ich sah Deyna vor mir. Nur in viel älterer Größerer Form. Sie sah mindestens aus wie 10 Jahre. Jetzt überschlug sich meine Welt, ich hatte mir die ganze Zeit etwas vorgelogen, ein Leben ohne Deyna, ohne meine Tochter, war kein glückliches Leben. Sie bei mir zu haben, zu wissen das es ihr gut ging, DAS war das schönste Gefühl das ich haben konnte. Doch ich hatte sie alleine gelassen. Ich sah wie James sie in seine Arme nahm und sie in der Luft drehte. Als ich nach ihnen Greifen wollte, verblasste alles und ich stand wieder alleine da.

 

Kapitel 17.

Ich atmete tief ein und aus und stand auf. Ich zog die ganzen Kabel weg von mir und lief raus aus dem Krankenhaus Zimmer. Irgendetwas sagte mir das es James nicht gut ging. Durch die Gänge zu irren und nicht zu wissen wo James ist machte mich verrückt. Etwas war passiert mit James. Das wusste ich, denn ich spürte wie die andere Hälfte meines Herzes starb. Ich spürte wie es sich langsam aufzulösen drohte. Meine Beine gaben bald denn Geist auf, das wusste ich. Denn ich taumelte von einer Wand zur anderen, nur um nicht hinzufallen. Ich musste es einfach bis zu ihm schaffen. Ich hatte keine Wahl, denn ich liebte ihn. Hastig drehte ich mich um als eine Liege an mir vorbei sauste. Mindestens 5. Ärzte schoben die Liege, auf dem ein anscheinend schwer verletzter lag, denn die Ärzte redeten wild durcheinander. Ich wollte mich gerade umdrehen und weiter gehen als ich die Augen erkannte, die mich damals hier aus dem Krankenhaus geholte hatten.
„NEIN“, schrie ich unter Tränen und rannte ihnen humpelnd hinterher.
„JAMES“, schrie ich nach ihm und bekam endlich die Liege zu fassen. Plötzlich packten mich 2. Schwestern an meine Schulter und zogen mich weg. Ich krallte meine Finger in die Liege und versuchte mich an ihr festzuhalten. James Augen öffneten sich und er sah mich mit einem schwachen lächeln an, das kaum zu sehen war. Eine Träne ran über seine Wangen und dann schloss er seine Augen wieder. Ich ließ die Liege los und meine Beine gaben endgültig nach. Meine Knie berührten denn kalten, dreckigen Krankenhaus Boden und ich schluchzte laut auf. Die Krankenhaus Schwestern packten mich an meine Schulter und versuchten mich hoch zu ziehen, doch ich blieb auf dem Boden liegen.
„Verlass mich nicht“, flüsterte ich. Ich kauerte mich in eine Ecke und zog meine Beine an meinen Körper heran.


„Engel“, rief jemand nach mir und ich spürte wie mich jemand an sich drückte. Ich öffnete meine Augen und sah Lexi.
„Oh Gott“, schluchzte ich laut auf und warf mich ihr um denn Hals. „James“, brach ich schwer heraus und vergrub mein Gesicht in ihre Schulter.
„Ich weiß Engel. Ich weiß“, flüsterte sie und strich über meine Haare. Sie zog mich hoch und ich stütze mich an ihr ab.
„Wir ziehen dir jetzt etwas bequemes an und ich helfe dir zu duschen. Aber zu Deyna lasse ich dich nicht. Sie soll ihre Mutter nicht in diesem Zustand sehen. Danach können wir nach James nachfragen. Okay?“.
Ich schüttelte meinen Kopf.
„Ich kann nicht. Muss bei James bleiben“, sagte ich und versuchte so wenig wie möglich zu reden, denn ich bekam nicht gerade viele Wörter raus.
„Doch du kannst. Wir müssen! Wir müssen für Deyna stark sein und für James. Wir sind es ihm schuldig“, sagte Lexi und bemerkte wie sie selbst jetzt auch zu weinen anfing. Tränen rannen ihr über ihre roten Wangen.
„Na komm schon“, sagte sie und brachte mich wieder in mein Krankenhaus Zimmer. Lexi kämmte mir übers Haar während ich das Wasser über meinen Kopf hielt. Ich sah die weißen Fliesen an und schloss dann meine Augen. Lexi nahm mir denn Duschkopf wieder ab und shampoonierte meine Haare erneut. Ich hörte ihr schluchzen, doch ich sagte nichts, denn Lexi mochte es nicht wenn man sie weinen sah. Sie hörte wahrscheinlich auch meines. Obwohl Wasser über mein ganzes Gesicht lief, fühlte ich meine warmen Tränen die über meine Wangen liefen und nicht aufhören wollten. Deyna ging es gut. Sie war bei Lexis Mutter. Sie ist in besten Händen. Doch der Gedanke wollte
mich nicht los lassen, das ich für denn Unfall von James schuld war. Ich bin an allem Schuld.
„Lexi?“.
„Ja Engel?“, fragte sie und ich hörte wie sie leise schniefte.
„James wird es besser gehen, nicht wahr?“.
„Ja, Engel. Das wird er“, versuchte sie zu sagen, doch ich hörte das leise wimmern dahinter.

Nachdem ich geduscht hatte föhnte Lexi mir die Haare, kämmte sie und flechtete sie anschließend. Von alldem bekam ich so gut wie nichts mit. Ich starte in denn Spiegel und sah mich an. Unter meinen Augen waren schwarze Augenringe, die man mehr als deutlich sah. Meine eigentlichen roten Lippen, waren unnatürlich rose blass und aufgeschürft. Meine Wangenknochen sah man nun sehr deutlich. Ich war total abgemagert. Bestand nur noch aus Trauer und Knochen und ein bisschen Blut das in meinem Körper lief. Denn Herzschlag meines Herzens spürte ich schon lange nicht mehr. Ich wusste das es schlug, doch wirklichen leben tat es nicht. Ich weiß nicht wie ich es erklären soll. Es ist so als hätte dir jemand dein Herz rausgerissen, einen großen Teil, einen bedeutenden Teil abgeschnitten und denn Rest wieder in dich hineingetan. Es fehlte etwas. Es fehlte jemand, der es wieder heilen konnte. Der mich wieder zum lachen brachte. Denn ich und meine Tochter liebten, weil uns immer wieder aufs neue zum Lachen brachte, selbst wenn es uns nicht gut ging. Jetzt war er kurz davor mich zu verlassen. Deyna zu verlassen. Und was konnte ich tun?! Nichts!!! Ich konnte nur dastehen und zusehen. Ich hatte keine Macht darüber zu bestimmen das er weiter Leben sollte, aber ich hätte sie gerne. Ich nahm Lexi denn Kamm aus der Hand, legte ihn neben das Waschbecken und drehte mich wieder zu ihr um. Ich drückte sie fest an mich und tat das was ich hätte die ganze Zeit tun soll. Für sie da sein. Sie hatte alles für mich getan, obwohl sie selbst mit allem fertig war. Ihr Bruder würde vielleicht sterben. Mein James würde vielleicht sterben.
„Er wird es schaffen, Schatz“, flüsterte ich ihr zu und unterdrückte ein schluchzen.
„Er ist dein Bruder. Wenn er es nicht schaffen sollte wer dann?!“. Endlich lies Lexi ihren Gefühlen freien lauf und schluchzte laut auf. Sie vergrub ihr Gesicht dieses Mal in meiner Schulter und krallte ihre Fingernägel in meine Arme, doch ich sagte nichts. Ich fühlte keinen Schmerz, ich fühlte mit ihr. Ich weinte ebenfalls. Unsere Tränen vermischten sich und wurden eins. Ich spürte all das was sie fühlte. Sie ist meine Schwester. Arm in Arm, standen wir da und hofften das wir uns Irrten und James nicht sterben würde. Ich hoffte es sooo sehr.

 Es waren genau vier Tage vergangen und ich durfte noch immer nicht zu James. Es hieß er bräuchte seine Ruhe um sich vollständig zu erholen.  Doch ich wusste was das bedeutet. James war immer noch in Gefahr, er konnte jede Sekunde seinen letzten Atemzug tun, jede Minute seine Augen schließen und für immer geschlossen halten. Lexi schlief auf meinem Krankenhausbett, ich saß vor James Zimmer. Ich konnte durch das große Fenster rein gucken und immer wenn er kurz zusammen zuckte, stand ich auf und legte meine Hand auf die Glassscheibe, so als würde ich versuchen ihn festzuhalten und nie mehr los zulassen. Ich durfte nicht rein, die Tür war abgeschlossen. Selbst wenn ich gegen das Fenster hämmern würde, würde er es nicht mitbekommen. Also sah ich ihm zu wie er litt, hörte zu wie die Maschine piepte und fühlte seinen Schmerz. Meine Tochter hatte ich gestern Abend gesehen. Sie hatte ein wunderschönes weißes Sommerkleid an. Und eine kleine schleife in ihrem kurzen Haar. Sie war sofort in meinen Armen eingeschlafen und hatte sich an mich geschmiegt. Seit langem hatte ich an diesem Tag wieder gelächelt.
„Eleanor?“, sagte jemand und ich sah hoch. Mein Vater stand vor mir und sah mich an.
„Was machst du hier?“, zischte ich wütend und stand auf.
„Ich weiß du hasst mich und ich weiß das ich alles falsch gemacht habe. Du weißt wie ich bin. Ich habe nicht nachgedacht und einfach gehandelt. Ich wollte nicht das du so schnell erwachsen wirst, du warst doch mein kleines Mädchen und dann……dann wurdest du auf einmal selbst Mutter einer kleinen Tochter. Deine Mutter hat es zwar nicht Interessiert, aber mir hat es das Herz gebrochen. Ich wollte mich bei dir und James entschuldigen und auch bei deiner Tochter“.
„Weißt du was wir drei durchleben mussten. Und sie hat einen Namen Vater, sie heißt Deyna und ist genauso ein Teil von mir wie von dir. Du bist ihr Opa du hättest für sie da sein müssen und nicht Gedanken haben müssen sie umzubringen. Sieh an was du angerichtet hast, denkst du wirklich mit einem einfachen es tut mir leid, ist alles wieder in Ordnung? DENKST DU DAS WIRKLICH? Geh einfach. Ich will dich und Mutter nie wieder sehen. Ihr habt mein Leben ruiniert. Anstand das ihr mir geholfen habt, habt ihr mich ausgestoßen behandelt wie eine Mörderin oder sonst was. Die Familie meine Freundes James sind nun meine richtige Familie. Sie haben das getan was ihr nicht getan habt. Sie haben mir all ihre Liebe gegeben, sie waren für mich und Deyna da. Egal wie schwer es für sie war, egal wie sehr sie selbst darunter gelitten haben, das nennt man Familie. Und nicht sowas was IHR seit“, schrie ich ihn an und schubste ihn weg von mir. Bei jedem Wort hatte ich das Gefühl meinen Vater immer mehr zu verletzten, doch es war mir egal.
„Von Mutter hätte ich es erwartet das sie so sein würde, denn sie war schon immer die Herzloseste Person die ich kannte, aber von dir….von dir hätte ich gedachte das du mich unterstützten würdest. Aber so sieht man wie sehr man sich in jemanden täuschen kann“.
Sein Kopf senkte sich, er nickte als hätte er es verstanden und gebe mir Recht, dann drehte er sich um und ging einfach. Erschöpft ließ ich mich auf denn Stuhl fallen und verdeckte mein Gesicht mit meinen Händen. Hatte ich all das echt verdient? Was hab ich nur falsch gemacht, das ich so grausam bestraft wurde? Ich schluchzte leise auf und strich mir durchs Haar.

Kapitel 18.

Heute sollte mein Schönster Tag sein. Callum sollte eigentlich gleich da sein. Ich stellte mich vor meinen großen Spiegel, in meinem Zimmer und zog meine Schwarzen High Heels an. Mein Schwarzes Kleid war perfekt für denn Sommerball. Es ging mir vorne nur bis zu denn Knien und hatte ganz leichte wellen, hinten war es jedoch sehr lang und schleifte hinter mir  auf dem Boden, wie eine Art schleppe. Die ebenfalls gewellt war. Vorne hatte es einen leichten Ausschnitt, der mit Silbernem Glitzer ganz dezent verziert war und das Kleid war Trägerlos. Meine Haare waren geöffnet. Schöne Locken lagen auf meinen Schultern. Geschminkt hatte ich mich selber und auch dort hatte ich versucht nicht zu sehr zu übertreiben. Meine Wimpern waren lang und schwungvoll mit Mascara aufgepuscht worden, ein silbern dünner, glitzernder Strich war über ihnen und meine Lippen waren nur mit einem durchsichtigen Lipgloss überzogen, denn ich hatte schon von Natur aus Rote Lippen. Ich drehte mich einmal im Kreis und lächelte mein Spiegelbild an. Heute würde mein Tag sein.
„Eleanor?“, rief mein Vater nach mir und ich ging hastig raus aus dem Zimmer. Wahrscheinlich war Callum schon da. Und ich hatte Recht er stand vor meinem Vater und sah mich mit großen Augen an, er streckte seine Hand nach mir aus und ich legte meine in seine. Mein Vater gab mir einen Kuss auf meine Wange und ließ mich dann mit Callum gehen.

Angekommen am Ball hackte ich mich in seinem Arm ein und zusammen gingen wir dann in die große Halle. Alle sahen uns an. Er in einem weißen Hemd, darüber eine Schwarze Weste und eine schwarze Hose. Seine Haare wirbelten durcheinander in jede Richtung, doch trotzdem sah er umwerfend gut aus. Jedes Mädchen ist eifersüchtig auf mich, weil ich neben diesem super Typen stehe, der nicht nur super ist, sondern auch super aussieht. Wir setzten uns gar nicht hin sondern tanzten und drehten uns denn ganzen Abend lang. Callum brachte immer wieder diesen super leckeren Drink und jedes Mal ging es mir so als würde ich auf Wolken tanzen und schweben.
„Callum ich will das nicht mehr trinken. Es reicht für heute. Ich fühle mich irgendwie komisch“, gestand ich ihm glucksend und hielt mich an ihm fest um nicht umzukippen.
„Komm schon Schatz, einen kannst du wohl noch trinken. Heute ist unser Abend, darauf müssen wir anstoßen“, sagte er mit seiner sexy tiefen Stimme. Was seit wann war denn eine Stimme sexy fragte ich mich als Callum mir das Glass an meine Lippen drückte und ich alles auf einem austrank. Dann nahm er meine Hand und führte mich in irgend so ein Zimmer.
„Wass….machsstt…duuu?“, nuschelte ich und sah nur noch ganz verschwommen.
„Nichts Engel. Entspann dich einfach“, sagte er und küsste meinen Hals. Ich schloss meine Augen und sackte zusammen. Das Letzte was ich spürte war wie mir meine Klamotten vom Leib gerissen wurden und ich auf einem Bett geworfen wurde.

 Ich schnappte nach Luft und öffnete meine Augen.
„James“, flüsterte ich und wischte meine Tränen weg. Das war meine schlimmste Nacht gewesen und jetzt hatte ich endlich denn richtigen gefunden und der war drauf und dran zu sterben. Ich schluchzte laut auf und lehnte meinen Kopf an die Wand. Ich stand auf und ging schnell in die Cafeteria, ich brauchte einen starken Kaffee, denn ich musste etwas trinken, damit ich nicht mehr einschlief und von dieser einen Nacht träumte. Das Leben kann so einfach sein…..wenn es nicht so kompliziert wäre. Ich seufzte und nahm einen kräftigen Schluck von meinem Espresso, der extra stark war. Ich wollte und konnte es mir einfach nicht mehr leisten zu schlafen, wenn ich solche Träume bekam, die mich an Callum erinnerten und an diese widerwärtige Nacht. Das aus so einem bescheuerten Fehler, so etwas Wunderbares entstehen konnte, hätte ich nie gedacht. Mein Engel ist der reinste Sonnenstrahl. Sie bringt jedem gute Laune, egal wie es einem geht, sie schafft es immer mir ein lächeln ins Gesicht zu zaubern. Wie gern hätte ich sie jetzt bei mir. Ich leckte über meine Lippen und nahm noch einen Schluck. Es ist besser so. Wenn mich Deyna so sehen würde, dann würde es ihr genau schlecht gehen. Sie durfte und sollte meine Trauer einfach nicht spüren. Bei Lexi und ihrer Mom war sie besser dran. Ich nahm denn letzten Schluck aus der Tasse und wischte mit einer Serviette leicht über meinen Mund. Aber fragen wie es meiner Tochter geht konnte ich ja. Ich nahm schnell die Tasse, stellte sie auf ein Tablett ab und ging raus auf die Krankenhaus Terrasse. Ich wählte Lexi´s Handy Nummer auf meinem Handy.
„Hey Engel“, sagte Lexi die meine Nummer schon auswendig kannte. Sie versuchte fröhlich zu klingeln, doch ich hörte ihre Trauer raus.
„Hey Schwesterherz, mach dir keine Sorgen James geht’s so weit so gut. Bis jetzt hat sich an seiner Verfassung nichts geändert“, sagte ich.
„Das ist Gut“. „Wie geht’s meinem kleinen Engel? Macht sie dir Schwierigkeiten?“.
„Ach quatsch. Sie ist von uns allen die bravste. Sie ist entweder am Schlafen oder wenn sie wach ist, ist sie nur am Lachen und spielt mit ihrer neuen Rassel“, sagte sie dieses mal lachend. Ich lachte auch und konnte es mir vorstellen wie diese kleine Hexe mit ihrer neuen Rassel spielte und sich schlapp lachte. Ihr lachen war so goldig. Meine Tochter halt, dachte ich und grinste seit langer Zeit wieder übers ganze Gesicht. Ich hörte ein leises lachen und wusste sofort das es von meiner Tochter war.
„Engel, ich muss jetzt auflegen. Deine Tochter will das ich mit der Rassel Geräusche mache“, sagte sie lachend und wir verabschiedeten uns.  Ich steckte mein Handy wieder in meine Hosentasche und ging wieder rein.

Kapitel 19.

Ich saß wieder vor dem Zimmer von James und blickte zu ihm rein. Es hatte sich noch immer nichts geändert. Tränen rannen langsam über meine Wangen und ich schniefte leise. Ich stand auf und legte meine Hand auf die Fensterscheibe. James Zimmer war ganz am Ende, hier ging keiner vorbei. Das war das einzig gute daran. Ich konnte weinen so laut wie ich wollte, keiner würde mich hören. Außer denn Ärzten die zu bestimmen Uhrzeiten hierher kamen, war ich mit James alleine. Ich versuchte die Tür von James Zimmer zu öffnen. Sie ging auf. Das wunderte mich, denn eigentlich war sie immer verschlossen. Ich rannte förmlich rein und eilte an James seite.
„Liebling, ich bin bei dir“, flüsterte ich strich über seine Haare und hielt seine Hand in meiner fest. Ich kniete mich hin.
„Bitte lieber Gott, ich liebe ihn so sehr….“, ich schluchzte laut auf, „bitte hilf ihm…Ich kann ohne ihn nicht mehr. Ich hab all denn Schmerz verdient..nicht er“.
Plötzlich ging die Tür auf und der Arzt sah mich besorgt an. Er nickte einer Krankenschwester zu, die mich raus schleppte, ich ließ James Hand widerwillig los.
„Was machen sie jetzt mit ihm?“, fragte ich, als der Arzt die Liege worauf James war mit ihm zusammen weg schob.
„Wir bringen ihn zur nächsten Operation und für sie empfehle ich es, sich von ihrem Partner fern zu halten, denn das tut ihnen nicht gut“, sagte sie und strich über meine Schulter.
„Haben sie jemand schon so geliebt, das ihnen es egal war was mit ihnen passiert? Sie einfach bei ihm sein mussten…ohne ihn nicht mehr konnten, selbst das Atmen ihnen schwer gefallen ist? Und ihr Herz stehen bleibt, wenn er sie ansieht? Haben sie sich schon mal so sehr nach jemanden gesehnt, das sie nur noch Schmerzen gespürt haben, wenn sie ihn nicht mehr sahen oder in seiner Nähe waren?“, fragte ich sie, ließ mich auf denn Stuhl hinter mir fallen und sah dem Arzt hinterher der James weg schob.
„Nein“, sagte sie und sah auf denn Boden.
„Aber ich schon“, schluchzte ich und lehnte meinen Kopf an die kalte weiße Wand.
„Ruhen sie sich aus. Das wird schon“, sagte sie nur und ging davon. Und wieder war ich alleine…ohne ihn…

 

 

Kapitel 20.

„Lexi“, sagte ich erstaunt und eilte an ihre Seite. Sie trug Deyna auf ihrem Arm und wippte sie leicht hin und her. Deyna streckte ihre Arme nach oben und versuchte Lexi´s Haare anzufassen. Sie gab mir Deyna in die Arme und setzte sich hin.
„Wo ist James?“, fragte sie leise.
„Er ist im OP-Bereich“, antworte ich leise zurück. Ich legte meine Freie Hand auf ihre Schulter, dann kniete ich mich, mit Deyna in denn Armen runter und küsste Lexi auf ihre Stirn.
„Engel du weißt ich bin immer für dich da. Es wird alles gut werden…ich meine James ist stark. Er wird es schaffen“, sagte ich und spürte wie Tränen mir in die Augen stiegen. Ich unterdrückte sie, Lexi durfte mich jetzt nicht weinen sehen. Ich musste jetzt für sie und Deyna stark sein…ich musste für sie da sein.
„Eleanor wäre es für dich okay wenn du mit Deyna raus gehst? Fahr mit ihr spazieren, ihr Kinderwagen ist vor der Tür. Ich möchte jetzt alleine sein“.
„Nein Lexi. Du kommst mit“, sagte ich bestimmt und packte sie am Arm.  Zusammen gingen wir einen Cafe gleich gegenüber vom Krankenhaus trinken. Sie bestellte sich einen Kuchen und ich mir was anständiges zu Essen. Ich hatte seit Tagen nichts richtiges zu mir genommen. Meistens hatte ich mir nen Kaffee geholt und hatte dann keinen Hunger mehr. Die Kellnerin schrieb alles auf ihren Notizblock und ging dann rein. Wir saßen draußen an der frischen Luft. Deyna schlief tief und fest in ihrem Kinderwagen, denn Lexi´s Mutter anscheint neu gekauft hatte. Das Teil sah nach etwas sehr teurem aus.
„Wann habt ihr denn Kinderwagen gekauft?“, fragte ich um sie abzulenken.
„Vorgestern oder so. Bin mir nicht mehr so sicher. Die Tage ziehen einfach so an mir vorbei…“, sie seufzte,
„Naja eigentlich haben wir ihn nicht gekauft. Es ist James alter Kinderwagen, meine Mutter hat es immer im besten Zustand gehalten. James wollte das Deyna seinen Kinderwagen kriegt. Eigentlich wollte er das seine Kinder eines Tages damit rumgefahren werden, aber er sieht Deyna als sein eigene Tochter an…er liebt dich Eleanor. Das hat er schon immer und ich wusste es und konnte es dir nicht sagen, weil ich nicht deine Beziehung mit Callum kaputt machen wollte. Und er hatte es mir verboten es dir zu sagen. Und jetzt…jetzt hat er dich und Deyna endlich und und…..“, sie schluchzte leise auf und konnte denn Satz nicht zu Ende reden, doch ich fügte ihn in Gedanken zu Ende. Jetzt hatte er mich und Deyna, würde aber wahrscheinlich sterben. Es bestand eine Chance von 50 % das er überleben konnte. Ich umarmte sie und strich ihr übers Haar.
„Er wird es schaffen“, flüsterte ich ihr ins Ohr und hörte selbst das zittern meiner Stimme. Deyna fing an zu weinen und Lexi stand sofort auf.
„Macht es dir etwas aus wenn ich Deyna wieder mit nachhause nehme und auf sie aufpasse, nach dem wir gegessen haben?“.
„Nein Schwesterherz, du kannst auf sie aufpassen“, sagte ich. Sie lächelte mich dankbar an und setzte sich mit Deyna in denn Armen wieder hin.
„Wo ist eigentlich deine Mutter?“, fragte ich sie.
„Sie ist bei ihrer Schwester. Als meine Tante davon erfahren hat, ist sie sofort zu uns gekommen hat meine Mutter abgeholt und ist weggefahren. Wenn meine Mutter James in diesem Zustand sieht…bringt es sie um“, flüsterte sie denn Satz zu ende. Die Kellnerin kam mit einem Stück Kuchen und einem Teller mit Hänchen und Kartoffeln an. Sie stellte es auf unseren Tisch und murmelte ein: „Guten Appetit“, bevor sie verschwand.
„Mhh, sieht das lecker aus“, sagte ich zu Lexi um sie abzulenken und klaut ein Stück Kuchen von ihr. Sie sah mich lächelnd an.
„Was würde ich nur ohne dich und Deyna machen?“.
„In deinem Zimmer sitzen und dir 10 Tafeln Schokolade in denn Mund stopfen“, sagte ich lachend und sie schlug mich sachte auf die Schulter.
„Aua“, sagte ich und grinste. „Das hast du verdient“, sagte sie mit vollem Mund und ich fing an zu lachen. Plötzlich lachte Deyna auch und spielte wieder mit Lexi´s Haaren.
„Sie ist echt das beste was dir passieren konnte Eleanor“, sagte Lexi und küsste Deyna immer wieder auf ihre rosigen süßen Babywangen.
„Ich weiß“, sagte ich und sah meine Tochter an.

Kapitel 21.

Lexi und Deyna waren wieder gegangen. Ich allerdings ging wieder zurück ins Krankenhaus, nachdem ich die Rechnung bezahlt hatte. Ungefähr 3 weitere Stunden saß ich vor James Zimmer und wartete das er wieder von der OP kam. Ein Arzt kam vorbei und lächelte mich an. Mein Herz schlug immer schneller. Ich hielt unbewusst die Luft an und stand sofort auf.
„Wie geht es James?“, fragte ich denn Arzt und klang hysterisch dabei.
„Ihm geht es sehr gut. In ein paar Minuten wird die Wirkung des Narkose Mittels nachlassen und sie können dann mit ihm reden“, sagte er Arzt und tätschelte mir die Hand, als ich anfing vor Freude zu weinen.
„Oh lieber Gott danke“, schluchzte ich und umarmte denn Arzt.
„Tausend dank“. Ich ließ ihn wieder los und strahlte übers ganze Gesicht.
„Nichts zu danken“, sagte der Arzt und ging wieder weg. Kurze Zeit später kam auch James auf einer Trage wieder rein in sein Zimmer.  Ich hielt die ganze Zeit seine Hand fest und wartete das er wieder aufwachte. Lexi hatte ich bereits angerufen, sie holte wahrscheinlich gerade ihre Mutter ab und bereiteten alles zuhause vor. Lexi´s Mutter kochte bestimmt was schönes für ihren Sohn. Plötzlich öffnete James seine Augen und sah mich an. Warme Tränen rannen über meine Wangen und fielen auf sein Gesicht.
„Oh Gott tut mit leid“, schluchzte ich und wollte sie weg wischen, doch James nahm meine Hand in seine und küsste sie. Ich konnte nicht anders, ganz vorsichtig lehnte ich mich nach vorne, legte meine Lippen sanft auf seine und seufzte dabei. Wie ich dieses Gefühl vermisst hatte ich nahe zu sein.
„Ich liebe dich“, flüsterte ich und weinte immer mehr, „Ich liebe dich so sehr James“.  Ich strich ihm eine Strähne aus seinem Gesicht und küsste ihn immer wieder auf seine Lippen. Von nun an würde alles gut werden. Das musste es einfach… Angefangen mit einem Kuss.

 Ganz langsam setzte James sich in das Auto und stöhnte leise dabei auf.
„Die Ärzte haben dir gesagt das du noch eine Stunde bleiben sollst, aber nein du wolltest sofort nachhause“, meckerte ich ihn an, sieg ebenfalls ein und starte das Auto. Theoretisch durfte ich noch gar kein Auto fahren, doch anders ging es nicht. James konnte nicht fahren, Lexi hatte auch keinen Führerschein und Lexi´s Mom war viel zu Aufgeregt um Auto zufahren. Naja ich durfte mich nicht erwischen lassen. Auto fahren konnte ich schon lange. James hatte es mir gezeigt, bevor wir uns ineinander verliebten. Da war ich 13. Ja ich war ein sehr dummes Mädchen. Mit 13 lerne ich Auto zu fahren, mit 16 ließ ich mich schwängern und mit 16 fuhr ich weiter Auto. Man muss aber dazu sagen das ich nicht mit Callum freiwillig schlafen wollte, der Mistkerl hatte mich abgefühlt.
„Du Meckertante“, sagte er lachend, „Ich wollte zu Deyna und meiner Familie. Was soll ich in diesem trostlosen Krankenhaus“.
„Achsoo…alles klar. Und ich dachte du wolltest mir nur näher sein“, sagte ich spielerisch schmollend. Die Ampel wurde rot und ich hielt an. Ich drehte mich zu James um, der neben mir saß. Plötzlich legten sich warme Lippen auf meine und ich drückte ihn sanft weg. Wie gern würde ich ihm hier und jetzt in die Arme fallen und nie mehr los lassen, aber das konnte ich nicht.
„Spar dir das für später auf. Du musst gesund werden Schatz“, flüstere ich ihm zu und fuhr los, als die Ampel wieder grün wurde.
„Mir geht’s prima“, sagte er und lächelte mich von der Seite an.
„Das kannst du deiner Oma erzählen, aber ich glaube dir kein Wort. Du kannst noch nicht mal ins Auto steigen ohne dabei zu stöhnen. Und warum stöhnst du? Weil du mein lieber Freund krank bist und es dir dreckig geht. Und das wiederum heißt, das Lexi, deine Mom und ich dich rund um die Uhr versorgen werden bis du wieder Gesund bist“.
„Kochst du dann auch für mich?“, fragte er lachend.
„Ja, aber ich glaube das brauche ich gar nicht. Deine Mutter wird mich nicht lassen“, sagte ich grinste ihn an.
„Da hast du recht. Was soll ich machen ich hab die beste Mutter auf der Welt“.
„Ja, da hast du Recht. Sie ist echt die beste“, sagte ich und dachte an meine Mom, die genau das Gegenteil war. James hatte so ein Glück. Damals als ich ihn kannte führte er ein normales Leben. Sie hatten genug Geld, er hatte eine wundervolle Familie und war glücklich. Naja ich war auch glücklich gewesen, mit meiner Mom hatte ich mich zwar noch nie besonders gut verstanden, aber trotzdem war ich glücklich. Wo James Vater war, wusste ich jedoch nicht. Naja, was ich eigentlich sagen wollte war, ich hatte James schon vor alldem Geld geliebt. Sie wurden es später so reich. Und ich gönnte es ihm und seiner Familie. Die Mutter von ihm hatte hart dafür gearbeitet und das als Alleinerziehende Mutter. Meine Mutter war wie soll ich es sagen, kaltherzig…und das tat mir am meisten weh. Zu wissen das wirklich jeder denn ich kannte ne super Mutter hatte, nur ICH nicht. James Hand umfing meine und ich sah ihn an. Er wischte mir eine Träne weg, die ich unbewusst geweint hatte.
„Sie ist auch deine Mutter. Sie liebt dich wie ihre eigene Tochter. Aber wenn wir heiratten sollten irgendwann dann ist das keine Unzucht oder sowas. Du bist ja nicht biologisch gesehen ihre Tochter…“, ich ließ ihn nicht ausreden und schlug ihn sachte auf sein Bein.
„Du dummer lieblicher Trottel“, sagte ich lachend.
„Aber dein dummer lieblicher Trottel oder?“.  Er sah mich erwartungsvoll an.
„Ja. Meiner“, sagte ich und lächelte ihn an. Seine Augen strahlten und so blieben sie auch die ganze Fahrt über.

„JAMES“, rief seine Mutter nach ihm verzweifelt und warf sich ihrem 2 Köpfe größeren Jungen in die Arme. Ich ging zu Lexi, nahm ihr Deyna aus denn Armen und küsste sie auf ihre Stirn.
„Geh zu deinem Bruder mein Engel“, flüsterte ich ihr zu. Sie stand erschrocken da und bewegte sich nicht. Leise fielen auf ihre rosigen Wangen, glänzende Tränen hinab. Sie stand einfach da und sah James an. Ich gab ihr einen schubs. Lexi´s Mom ging zur Seite und James nahm seine Schwester in die Arme. Lexi begann bitterlich zu weinen. Sie vergrub ihr Gesicht in James Schulter und ihre Finger krallten sich in sein Shirt. Sie wollte ihn nicht mehr los lassen. James flüsterte ihr immer wieder leise etwas zu, drückte sie an sich, strich über ihren Kopf, doch Lexi konnte nicht anders. Sie schluchzte immer wieder laut auf und hielt ihren Bruder fest, aus Angst dieses Mal würde er sie verlassen. Ich kuschelte meine Tochter an mich und küsste sie.
„Na mein Engel. Papa ist da. Papa ist endlich wieder da Deyna“, flüsterte ich ihr zu und sie fing an zu lächeln und mit ihren Händen mit meinen Haaren zu spielen. James war zwar nicht ihr echter Vater, aber das war mir egal. Für mich war er es und für Deyna auch. Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich sah Lexi´s Mutter an.
„Ja, Deyna mein Engel, dein Papa ist endlich da“, sagte sie zu Deyna und küsste sie auf ihre Nasenspitze. Mir kamen die Tränen und ich umarmte Lexi´s Mutter ganz sanft, damit ich Deyna zwischen uns nicht zerquetschte. Plötzlich spürte ich wie Deyna mir weggenommen wurde und drehte mich um. Es war nur James. Er nahm sie und warf sie immer wieder in die Luft, kuschelte sie an sich und küsste sie weis Gott wie viel mal ab.
„Meine Tochter“, sagte er und kitzelte sie. Deyna´s lachen übertönte alles im Raum und alle fingen dank ihr an, auch zu lachen. Mein Leben würde von nun an besser werden, dachte ich mir und lächelte…

Kapitel 22.

10 Jahre später

„Deyna“, rief ich nach meiner Tochter und ging raus in denn Garten. Sie spielte mit ihrem Vater Fußball. Och ne…dachte ich mir. Wenn ihre Hose voller Grasflecken und Matsch war durfte ich das wieder waschen.
„Engel…pass bitte auf deine neue Hose auf“, rief ich ihr zu und setzte mich neben Lexi auf die Liege hin.
„Schwesterherz lass sie doch Spaß haben. Außerdem ist es die Schuld deines Mannes. Sofort als sie aus der Schule kam, hat er sie über die Schulter geworfen und in denn Garten gebracht nur um Fußball zu spielen“, sagte Lexi lachend.
„Was soll ich machen mein Mann hat sie nun mal nicht alle“, sagte ich frech grinsend und sah zu wie Deyna ein Tor schoss.
„YEAH das ist mein Mädchen“, rief ich ihr zu und sie lächelte mich an. James packte sie von hinten, drehte sich mit ihr und warf sie dann hoch in die Luft, dann fing er sie auf und knutschte sie ab. Deyna wusste das Callum ihr Vater war, aber sie wollte ihn nicht sehen. Was ich verstehen konnte. Denn sie liebte James, sie liebte ihre Tante Lexi und ihre Oma. Ich legte meinen Kopf auf Lexis Schulter und umarmte sie.
„Danke für alles Schwesterherz“.
„Nicht dafür. Du hast meinen Bruder glücklich gemacht, mich und meine Mutter auf einmal. Das können wir dir nie wieder gut machen. Dank dir haben wir Deyna unseren kleinen Sonnenstrahl“. Die Sonne schien hell am Horizont, das Lachen von Deyna und James fühlte meine Ohren und Lexis Herzschlag. Sie waren meine Familie. Sie waren alles für mich und ich würde sie nie mehr loslassen, das stand felsenfest.

 

THE END 

Meinungen

So nun endet der erste Band der Buchserie : Leere Seele
Ich hoffe es hat euch gefallen, falls ihr es gelesen habt und bis hier her gekommen seid, würde es mir sehr viel bedeuten wenn ihr mir eure Meinung da lässt (:
Das Buch wurde leider nicht korrigiert dafür fehlt mir die Zeit, wer sich freiwillig meldet und das gern machen würde, meldet euch bei mir :D Würde mich auch darüber sehr freuen <3

Impressum

Texte: Diese Geschichte ist alleine meiner Fantasie entsprungen und daher bitte ich diese nicht zu klauen, da mein Herzblut in all meinen Geschichten steckt
Bildmaterialien: Weheartit- aber selbst bearbeitet
Lektorat: Die beste von allen (: Michi J.P.
Tag der Veröffentlichung: 02.05.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Meinen Fans auf meiner berühmten Facebookseite I Love Kurzgeschichten (:

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