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Ich öffne meine Augen. Das war kein sehr erholsamer Tag ! Peter hat die ganze Zeit in ohrenbetäubender Lautstärke Musik gehört und die Anlage steht direkt neben meinem Käfig, grrr. Was du fragst dich warum ich sage Käfig??? Öhm naja, ich meine was denn sonst. Ich lebe in einem Käfig, ja da glotzte was! Nun ja, ich bin ein Hamster falls du es nicht wusstest, ein ganz kleiner süßer Dsungarischer Zwerghamster! Ich krabbele ganz gemütlich aus meinem Holzhaus und mein erster Gang geht sofort zum Tonschälchen mit meinem Futter. Oh, wie nett, da liegt eine Weintraube. Ich liebe Weintrauben über alles. Ich schaue freudestrahlend nach oben und zucke zusammen. Da sitzt etwas weißes auf meinem Käfig. Es hat Flügel, Knopfaugen, Federn und gefährlich Krallen. Und das schlimmste, es starrt mich an !!! „Ahhhh!!!“, quieke ich. „Was bist denn du für ein komischer Vogel?“, fragt das 'Etwas'. „Na wer von uns beiden ist denn hier denn wohl der Vogel?! Du ja wohl!“, schimpfe ich empört. Er lacht hochnäsig und meint: „Reg dich ab kleiner. Da ich höflich bin, stelle ich mich vor. Ich bin Igor von Wellensittich, und dieser Mensch, Peter genannt, hat mir den Titel, Snowbird, gegeben. Und mit wem habe ich das Vergnügen?“ Ich schnaufe und sage: „Ich bin Rubin, ein Dsungarischer Zwerghamster, und Peter ist mein, mein Mensch!!!“ „Das tut mir aber leid kleiner, jetzt bin wohl ich der Herr hier. Au revoir !!“, trällert das Federvieh und flattert davon. Ich beschließe ihn nicht zu beachten und gebe der Weintraube meine volle Aufmerksamkeit und verschlinge sie. „Mhhhhh“, brumme ich zufrieden. Dann begebe ich mich auf mein Haus, eine kleine Leiter ermöglicht mir das hinaufkommen. Ich starre in die Leere und denke nach. „Dieser verdammte Vogel wird mir mein ganzes Leben versauen! Was denkt Peter sich nur dabei, will er mich ersetzen oder was?! Und was hat dieser Vogel vor??? Oh, ich glaube ich habe Angst, alleine mit ihm zu sein wenn ich im Außenkäfig bin!“ Es überkommt mich eine plötzliche Müdigkeit und ich begebe mich wieder in mein Haus um zu Schlafen.

Etwas rüttelt sanft an meinem Häuschen und Peters Stimme sagt leise: „Rubin, mein Lieber komm raus. Es geht mal wieder in den Außenkäfig! Ich muss dein Streu wechseln.“ „Wie fürsorglich er doch ist“, denke ich und kraxle ins Freie und kriege einen Schock. Das weiße Federvieh sitzt auf Peters Schulter, oh nein, er hat ihn ganz in Besitz genommen. Mein Peter für immer Verloren. „Nein, du darfst nicht aufgeben. Er nimmt dir nicht deinen Peter weg, du warst zu erst da !!!“, spreche ich mir selber Mut zu. Meine Stupsnase hoch erhoben marschiere ich auf allen Vieren zur Käfigtür. Peter öffnet die Klappe, nimmt mich vorsichtig auf die Handfläche und bugsiert mich in den Außenkäfig. Er ist größer als mein Käfig und hat kein Gitterdach sondern ist von einem Gitterzaun umrandet. Und hier drin ist auch kein Streu sondern Zeitungspapier. Eigentlich mag ich es sehr gern hier drin denn Peter hat mir jede Menge Spielsachen geschenkt. Eine Wippe, ein Holzklotz mit ganz vielen Röhren zum durchkriechen, eine Laufscheibe und eine Schaukel, die mag ich am liebsten, denn das sanfte hin und her schwingen beruhigt mich immer sehr. Auch heute versuche ich mich auf die schwingenden Bewegungen zu konzentrieren, doch ich fühle mich ständig von ihm beobachtet. Grrr. Ein Glück ist Peter im Raum, sonst hätte ich ziemlich großen Schiss, aber so kann mir nichts geschehen. Aber oh nein was ist das!? Peter geht zur Tür, das Etwas sitzt auf meinem Käfig. Peter murmelt: „Jetzt muss ich eben noch frisches Wasser holen“, und geht hinaus. Der Vogel funkelt mich an und startet sofort seinen Angriff. Er fliegt auf mich zu und ich bin wie erstarrt. >>Bums<< falle ich von meiner Schaukel, eine recht schmerzhafte Landung, und dann renne ich, immer schneller im Käfig herum. Dieses verdammte Miststück immer hinter mir her, meine Kräfte schwinden, oh nein, gleich hat mich eingeholt, nein nein. Da, Schritte auf der Treppe, Peter !!! Auch das Federvieh hat sie gehört und fliegt wieder auf seinen Platz, das heißt auf meinen Käfig. Grrr. Peter kommt rein, nichts ahnend. Er merkt nicht was ich durchgemacht habe, sondern säubert den Käfig zu Ende und setzt mich wieder rein, oh noch nie habe ich mich so gefreut wieder in meinem kleinen Heim zu sein.

Die nächsten Wochen werden zur reinsten Qual für mich, immer wenn ich mit dem Vogel alleine bin und im Außenkäfig verweilen muss, jagt er mich. Hin und her, vor ihm gibt es kein Entkommen mehr. Ich bin ein Gestrafter. Ich habe jede Minute Angst, Angst um mein Leben, und in den nächten suchen mich Albträume heim. Mich kränkt es, denke ich an früher zurück an schöne unbeschwerte Zeiten. An mein tolles Hamster leben....

Wieder einmal jagt mich Igor durch den Käfig, und diesmal geht er einen Schritt weiter er greift mich an, mit den Krallen hebt er mich in die Luft. Mir wird ganz schwindelig, und wenn ich schwitzen könnte, stände mir der Schweiß jetzt auf der Stirn. Jede Sekunde kann er mich fallen lassen, oh bitte, Hamstergott lass den Horror ein Ende finden. Was ist das? Peter kommt zur Tür herein und sieht mit offen Mund das Geschehen, Igor ist in Panik und lässt mich fallen. Oh nein nein nein ! Ein harter Aufprall erfolgt. Peter kniet sich neben mich und hebt mich sanft hoch um mich zu untersuchen, dabei verflucht er den Vogel und ich denke nur noch ein Wort: „Sieg!!“

Jetzt ist dieser Wahnsinn schon ganze zwei Jahre her, damals war ich 1 Jahr und jetzt bin ich ein alter Hamstergreis. Peter hat mich damals sofort zum Tierarzt gebracht und es dauerte nicht lange da war ich wieder auf den Pfoten und Igor wurde rausgeschmissen, keine Ahnung was genau mit ihm passiert ist. Ich weiß nur das ich danach Peters einziges Haustier war und immer noch bin. Und jetzt liebe Freunde, ist es Zeit für mich zu gehen, für immer als glücklichster Hamster der Welt die Augen zu schließen. Au revoir!!!

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Tag der Veröffentlichung: 02.09.2011

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