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Und ich schrieb Tagebuch auf meiner Haut.

Der 10. September 2011, 00:27 und ich sitze noch wach und schreibe...schreibe hier und jetzt eine Geschichte, meine eigene Geschichte...Ich schreibe hier so etwas wie Tagebuch, über meine Vergangenheit, über das was schon geschehen ist und auch durch diese Zeilen nicht wieder rückgängig gemacht werden kann...nicht von mir, nicht von dir und wahrscheinlich auch nicht von Gott. Es fing an an einem kalten Dezember Tag im Jahr 2009, ich saß zu Hause und dachte nach, über eine Freundin, die sich ihre Haut aufschnitt, ich wusste noch genau wie sie es sagte: „ Ich ritze mich“ und damals konnte ich es noch nicht verstehen, was hieß es sich zu ritzen dachte ich mir....ich konnte es damals nicht verstehen wie sich ein Mensch die eigene Haut aufschneiden konnte, es ergab für mich keinen Sinn. Damals, als alles noch gut war, und mich die Welt liebte genauso wie ich sie. Ich weiß nicht ob damals auch alles gut war, auf jeden Fall denke ich mir, ich hatte es damals noch nichts so wahrgenommen, denn es war doch immer schon da, dieser Streit, diese Brücke zwischen mir und meinen Eltern. Ich verstand mich einfach nicht mit ihnen, und wir stritten wirklich jeden Tag, 365 Tage im Jahr... und irgendwann war es genug, ich dachte an meine Freundin und wie es sich wohl anfühlen würde sich zu schneiden, ob es gut tun würde...Ich holte mir ein Taschenmesser, krämpelte meine Hosenbeine hoch und setzte an, Tränen kullerten mir übers Gesicht. Ich drückte die kalte Klinge in mein Bein und zog, es tat weh, aber irgendwie auch nicht, irgendwie tat der Schmerz gut...Und so „ritzte“ ich mich das erste mal, es war nicht Tief, aber es blutete, es war aber ein neuer Anfang, der Anfang eines Tagebuches auf meiner Haut.
Dieser Schmerz gefiel mir und es wurde zur Gewohnheit, ich wollte es nicht wahrhaben aber ehe ich mich versah war ich süchtig, es ging viel schneller als ich mir dachte...ich konnte es nicht mehr lassen....immer wieder griff ich zur Klinge, mittlerweile nahm ich nicht mehr Messer, ich nahm Rasierklingen, nagelneue, dass sie ja schön scharf waren, die Schnitte wurde immer tiefer immer größer, sie klafften auseinander, gar nicht schön anzusehen, ich war nie stolz darauf, nein, sicher nicht aber ich konnte nicht mehr ohne, dieses ritzen war ein Teil meines Lebens geworden ohne den ich nicht mehr konnte, auf meiner Haut zeichneten sich Spuren, von Leben, Spuren von mir selbst zugefügten Schmerzen...hässliche Narben entstanden, die nie wieder ganz verschwinden werden...mein Tagebuch auf der Haut, für die Ewigkeit.
& dann irgendwann wurde mir klar, dass sich dadurch nichts änderte..rein gar nichts...Die Probleme bestanden weiterhin auch das ritzen änderte sie nicht. Ich ging nie zu einem Psychologen, redete mit niemanden darüber holte mir nie Hilfe. Ich schämte mich so sehr. Im Sommer zog ich kaum kurze Hosen an... die Leute starrten auf meine Beine, auf meine Arme auf meinen Pulz...ich konnte es nich verstecken und mit jedem Blick der Leute bereuhte ich es mehr. Immer mehr. Ich wollte es rückgängig machen aber es war zu spät. Die Narben werden bleiben, für immer. Ich versuchte alles mögliche, bildete mir ein wenn ich Zitronensaft daraufstreuen würde, würden sie verschwinden...schmierte Make up drauf aber nichts half man sah es und ich konnte nicht dagegen machen. Rein gar nichts...Immer wider versuchte ich damit auf zu hören...versteckte mir selbst die Klingen, versuchte mich ab zu lenken. Und es klappte teilweise...aber nur für ein paar Tage... Immer wieder aufs Neue griff ich zur Klinge, immer wieder ritzte ich mich tief in die Haut. Es schmerzte und es tat so gut. In dieser Zeit hasste ich den Sommer, hasste die Sonne...Denn Sommer bedeutete Narben zeigen. Ich konnte ja schlecht den ganzen Sommer mit Pullover und langen Hosen rumlaufen. Irgendwann, dann fing ich an zu schreiben... fing an meine Gefühle auf zu schreiben einfach so...Es war gut zu wissen jemanden zu haben, der immer "zuhörte" auch wenn es nur ein Blatt Papier war. Es half, ein bisschen jedenfalls. Immer weniger ritzte ich mich und war stolz auf mich, aber auch immer wieder enttäuscht von mir als ich es wieder machte. Irgendwann dann dachte ich gar nicht mehr daran mich zu ritzen. Ich kam in die neue Schule lernte neue Leute kennen und Freundete mich mit denen an. Es ist nicht so, dass ich vorher nie Freunde hatte. Ich hatte nähmlich viele. Nur es waren eben Falsche... Ich sah das Leben wieder mit neuen Augen. War nicht mehr so pessimistisch, bei ihnen konnte ich so sein wie ich es immer wollte. Verrückt und fröhlich eben. Ich merkte schnell, dass es wahre Freunde waren. Ich sagte es ihnen nie, ich weiß nicht wieso aber ich behielt dieses "kleine Geheimnis" für mich. Ich ritzte kaum noch und irgendwann dachte ich gar nicht mehr daran. Ich habe die Klingen und die Messer immer noch dort wo ich sie damals hatte...und ich werde sie dort auch lassen. Ich brauche sie nicht mehr...Mein "Tagebuch auf meiner Haut" beendete ich. Manchmal will ich es wieder machen, aber ich bin stark genug es nicht mehr zu tun. Es ist Vergangenheit und wird es auch bleiben. Heute verstehe ich nicht mehr wieso ich es machte...wie tief musste ich gesunken sein um so etwas zu machen? Ich hasste das Leben und heute liebe ich es. Das Leben ist eben das was man aus ihn macht. Mein Tagebuch auf der Haut ist beendet aber es existiert noch und wird es auch für immer...denn die Narben bleiben...für immer...

Impressum

Texte: Alle Rechte liegen bei mir
Tag der Veröffentlichung: 15.06.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch allen, die es lesen (:

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