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„Der glaubt doch nicht wirklich, dass ich diese verschimmelte alte Puppe da küsse! Der hat doch nicht mehr alle Latten am Zaun!“, ich kam gerade schimpfend aus dem Erste-Hilfe-Kurs und meine Freundin Bine versuchte mich zu beruhigen. „Ach Kati, mach dir nichts draus, es hat sich gelohnt das zu üben, vielleicht kippt genau heute ein süßer Kerl mitten auf der Straße um und du musst ihm eine Mund-zu-Mund-Beatmung machen.“ Ich schaute sie zweifelnd an, mit ihren langen blonden Haaren und ihren unendlich langen Beinen sah sie neben mir aus wie ein Topmodel. Ich strich über meine braunen Locken, lächelte dann und sagte: „Sabine, du bist einfach unertragbar optimistisch.“ Dann gab ich ihr einen Kuss auf die Wange zum Abschied und wir gingen in verschiedene Richtungen nach Hause. Ich war noch ganz in meine (bösen) Gedanken (über den dummen Lehrer) versunken, als mir ein süßer, braun haariger Junge entgegenkam und meinen Blick einfing. Er grinste mich an, und mein Blut hatte gerade nichts besseres zu tun, als direkt in meine Wangen zu schießen, sodass ich sofort meine Schnürsenkel (die gar nicht vorhanden waren, weil ich Klettverschlüsse hatte) eingehend betrachten musste. Ich hörte ein leises Lachen und ärgerte mich maßlos über mich. Plötzlich erinnerte ich mich daran, dass mir ein Freund einmal gesagt hatte, dass er es süß fände, wenn ich rot werde, also versuchte ich selbstbewusst auszusehen und schaute auf.

„Pass auf!“ Auf einmal fand ich mich im Gebüsch neben dem Weg wieder und fragte mich was das sollte, als ich lauten Krach hörte. Ich rappelte mich so schnell es ging wieder auf und bekam ein Gewirr aus Beinen, Armen und einem Fahrrad zu sehen. Ein Junge, der anscheinend weder Bremse noch Klingel, noch Licht an seinem Fahrrad hatte, zerrte dieses schnell aus den Gliedmaßen des Braunhaarigen und machte sich davon. Ich rief ihm noch hinterher, aber dann erinnerte ich mich an den anderen, kniete mich hin und legte meinen Kopf auf seine Brust um zu hören, ob sein Atem noch regelmäßig ging. Sein Herz schlug immer schneller und plötzlich stöhnte er. Ich untersuchte ihn auf Verletzungen und als ich sein Handgelenk berührte zuckte er zusammen und stöhnte wieder. Als er aufstehen wollte, drückte ich ihn wieder auf den Boden und sagte, dass er warten sollte, bis ich einen Arzt geholt habe. Er schaute mich fassungslos an, „Einen Arzt?! Wozu das denn? Ich hab doch nicht mal 'nen Kratzer!“ Zur Demonstration berührte ich sein linkes Handgelenk leicht, was ihn zurück zucken und scharf einatmen ließ. Auf meinen fragenden Blick hin zischte er nur: „Nagut. Aber ich gehe selber hin.“ Ich lächelte ihn an, „Gut, ich komme mit, damit du auf dem Weg nicht irgendwie wegen einer Gehirnerschütterung umkippst oder so.“ Er wollte schon widersprechen, aber mein strenger Blick brachte ihn zum verstummen. Ich half ihm auf und fragte, wie er eigentlich hieß. Er grinste und sagte, dass er Danny hieße. Ich schaute ihm in seine braunen Augen und sagte: „Danke Danny. Du hast mich in den Busch geschubst.“ Er lachte und grinste mich an, „Keine Ursache, immer wieder gerne.“

„Handgelenk verstaucht. Eigentlich müsstet ihr den Kerl, der einfach davon gefahren ist, wegen Fahrerflucht anzeigen.“ Der Arzt verband das Handgelenk sorgfältig und schaute Danny ernst an, „Gut, dass du deine Freundin aus dem Weg gestoßen hast, sonst wäre vielleicht einer von euch auf der Straße gelandet und dann hätte es einen ernsten Unfall geben können.“ Ich guckte den Jungen dankbar an und bedankte mich noch einmal. Er grinste und schaute auf den Boden.

„Wo wohnst du eigentlich?“, ich betrachtete Daniel neugierig und nippte an meinem Kakao. Wir saßen in einem gemütlichen Café und unterhielten uns. „Neubaugebiet, bin gerade erst hergezogen, wir haben vorher im Süden gewohnt-“, „Oh klasse“, unterbrach ich ihn, „da wohne ich auch! Dann können wir ja bei Schulanfang zusammen zur Schule gehen!“ Er schaute mich nachdenklich an, legte den Kopf schräg und sagte dann: „Ja.. das können wir wohl.“ Ich legte mein Kopf auch schräg, und fragte: „Was ist? Du musst nicht, wenn du nicht-“, „Doch, doch! Ich finde dich nur so.. interessant.“ Ich musste lachen und zeigte auf mich, „Mich?! Aha. Was gibt es denn an mir bitte Interessantes?“ Danny schaute mich ernst an: „Du bist so aufbrausend und erfrischend, deine Anwesenheit ist sehr angenehm.“ Ich wurde wieder mal rot und schaute schnell in meine Tasse. Er lachte: „Das wird sicherlich noch eine lustige Freundschaft.“ Ob er wohl Recht behalten würde?

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Tag der Veröffentlichung: 19.12.2009

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