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Luftkuss

Luftkuss

 

 

 

„ Guten Morgen!“, Valerie meine neue Arbeitskollegin winkt mir zu und ich winke zurück. Ich hänge meine Jacke in den Spind und ziehe mir meine Arbeitskleidung an, dann befestige ich mein Namensschild und wasche mir noch einmal meine Hände. Es geht los. Mein zweiter Arbeitstag. Ich freue mich, auch wenn es aktuell sehr anstrengend ist weil ich die Abläufe noch nicht alle kenne in diesem Hotel. Valerie deutet auf die Schalen und wir tragen alles hinaus auf den großen Tresen. Dann schenken wir Milch, Saft, Wasser in die einzelnen Karaffen. Die ersten Hotelgäste betreten den Frühstücksraum, den wir fertig eingedeckt und vorbereitet haben. Wir laufen viel hin und her, füllen auf, räumen ab, decken neu. Die zwei Stunden des Andranges vergehen wie im Flug. Auch der letzte Gast ist eingetroffen, ein älterer Herr, der sehr lange am Tisch sitzen bleibt, wie ich gestern schon festgestellt habe. Valerie und ich warten bis auch der letzte Herr den Raum verlassen hat, dann räumen wir den Rest weg und dann hole ich den Staubsauger und sauge durch den Raum. Valerie wischt unterdessen alle Flächen und Tische ab. Wir lüften, dann wird einmal durchgewischt. Im Anschluss decken wir die Tische neu ein für das Mittagessen.

„Wie hast du geschlafen?“, fragt Valerie, als wir später zusammen Servietten falten. Ich zucke mit den Schultern. „Ganz gut soweit.“, antworte ich. „Soll ich dir noch bei was helfen heute in deiner neuen Wohnung?“, fragt Valerie. Ich schüttele mit dem Kopf und lehne mich zurück. „Lieber wäre es mir du würdest mir das nächstes Schwimmbad zeigen.“ Sie wirft lachend den Kopf in den Nacken und ihre bonden Haare lösen sich fast aus ihrem Dutt. „Ja gerne doch. Ich hole dich mit dem Auto ab.“

 

„Eine gute Idee“, sage ich, als Valerie und ich später gegen Abend im Schwimmbad durch das kühle Nass schwimmen. „Find ich auch. Ich war lange nicht mehr schwimmen, dass tut gut.“ Antwortet sie und lächelt. „Schöne Idee von dir.“ Wir schwimmen an den Beckenrand. „Der sieht auch nicht schlecht aus.“ Murmelt Valerie und stößt mich an. Ich schaue in die Richtung wo ein großer Mann und engen Badehosen gerade die Treppe hinunter ins Wasser steigt. Er grinst in unsere Richtung. „Nicht mein Fall“ antworte ich und Valerie spritzt mir Wasser ins Gesicht. „Hey, dass ist ja auch mein Fall.“ Sie stößt sich mit den Füssen vom Beckenrand ab und schwimmt in seine Richtung. Ich bleibe am Beckenrand, drehe mich leicht herum, um das Spektakel mit anzuschauen. Valerie ist alles, aber nicht schüchtern. Sie schwimmt geradewegs an dem Typen vorbei und strahlt ihn an. Sowie ich es erkennen kann formt sie ihm lautlos ein „Hi“ entgegen, welches er wiedergibt. Dann schwimmt der Typ allerdings trotzdem  weiter seine Bahn ohne weiter auf Valerie einzugehen. Ich steige vorsichtig über die Leiter aus dem Wasser und ziehe meine Badelatschen an. Dann nehme ich mir mein Badetuch vom Stuhl und gehe weiter zur Liegeecke, dort wähle ich den äußersten Liegestuhl und schließe für einen Moment entspannt die Augen. Ich bin zwar erst vierunddreißig, fühle mich allerdings manchmal wie fünfzig. Valerie kommt wenig später zu mir und stupst mich an. „Hey nicht schlafen“ sagt sie. „Wir ziehen uns jetzt an und dann zeig ich dir ein tolles Lokal wo man gut und günstig was essen kann“ „ Wo ist denn der Typ geblieben?“, frage ich sie und halte Ausschau, aber außer ein paar einzelner Senioren sehe ich niemanden im Schwimmbecken. Auf der anderen Seite im Kinderbecken sehe ich dann allerdings den Typen zusammen mit einer Frau und zwei kleinen Kindern. Valerie verdreht nur die Augen und zuckt mit den Schultern. Wir gehen zur Umkleide.

 

Später sitzen wir in einem schönen Lokal. Wir bestellen etwas zu Essen. Ich möchte noch zur Toilette bevor unser Essen serviert wird. Kurz vor der Tür zur Toilette auf dem langen Flur rempelt mich fast ein Typ an. Er stoppt vor mir und schaut mich an. Ich hebe meinen Kopf und sehe ihn an. Er hat dunkelrotes bis braunes Haar, Bartstoppeln und grünbraune Augen. Er hat breite Schultern und ein markantes Gesicht. „Entschuldige.“ Murmelt er und ich nicke nur. Dann gehe ich an ihm vorbei. Als ich die Tür schließe schaue ich nochmal hoch und sehe wie er stehen geblieben ist und schaut mich noch einmal an. Dann gehe ich zur Toilette. Als ich an meinen Platz zurückkomme huscht mein Blick nochmal durchs ganze Lokal, doch ich kann den Typen nicht sehen. Erst als ich mich setze und nach rechts aus dem Fenster schaue, sehe ich ihn. Er schaut mich an und lächelt, dann steigt er in ein dunkles Auto, eine Art Van mit einem anderen Mann zusammen. Ich schaue verlegen wieder zur anderen Seite. Valerie reißt ihre Augen weit auf. Sie fuchtelt mit ihrer Serviette vor meinem Gesicht herum. „Hallo!! Erde an Fea!“, lacht sie. Sie hat alles mitverfolgt. „Was war das denn?“ fragt sie mich und ich zucke mit den Schultern. Eine nette ältere Dame bringt uns das Essen an den Tisch.        „Hey Charlotte, weißt du wer die zwei Männer in dem dunklen Van waren ?“ fragt Valerie die ältere Dame. Diese lächelt. „Du meinst einer der Arbeiter ? Ich weiß nicht wen du genau meinst. Hier kommen mehrere Firmenautos am Tag vorbei.“ „Schade, hätte ja sein können.“ Sie sieht zu mir herüber und ich schaue nur noch verlegen aus dem Fenster. „Peinlich ist dir nichts oder?“ frage ich sie und sie schüttelt den Kopf. „Das habe ich mir schon gedacht.“ Wir essen unsere veganen Burger und unseren Salat, dann bringt Valerie mich nach Hause. Ich dusche abends noch und schaue TV. Ich lackiere mir meine Fußnägel und kuschel mit meiner Katze Mauzi. Mauzi ist eine weiße Perserkatze. Bevor ich ins Bett gehe bemerke ich das ich nur noch kaltes Wasser bekomme. Das fängt ja gut an denke ich mir und husche ins Bett. Dort schaue ich mir noch über Netflix eine Serie an bis ich einschlafe. In der Nacht schrecke ich auf weil meine Heizung komische Geräusche von sich gibt. Ich schlurfe rüber ins Wohnzimmer und lege mich dort mit Mauzi auf mein Sofa. Dann nicke ich irgendwann wieder ein. Um 4.30 Uhr klingelt mein Wecker. Um 5.30 Uhr verlasse ich das Haus um zum Hotel zu gehen. Von dort aus rufe ich später am Vormittag meine Vermieterin Frau Glas an und bitte sie um ihre Hilfe bezüglich meiner Wohnung. Sie verspricht mir eine Heizungsfirma vorbei zuschicken.      Als ich am Nachmittag nach Hause komme, lege ich mich erst einmal mit meiner Katze Mauzi auf die Couch. Nach einer Stunde teste ich das Wasser, doch leider bekomme ich kein Warmwasser. In der Küche bereite ich mir einen Gurkensalat zu, dann schneide ich mir ein paar Scheiben Brot runter, die ich dick mit Butter beschmiere und mit Käse belege. Während ich beim Essen bin, klingelt es an der Haustür. Ein Mann mit Käppi auf dem Kopf und schwarzen lockigen Haaren steht vor mir in einer schwarzblauen Latzhose. Ich lasse ihn herein. „Sie sind von der Heizungsfirma ?“ frage ich und der Mann stellt sich vor. „ Ja, Firma Rohr und Kranz. Was ist denn das Problem ?“ Ich zeige ihm die Heizung und er sieht sich alles an. Er hebt die Abdeckung der Heizungsanlage ab und überprüft. „ Drehen Sie bitte mal alle ihre Wasserhähne auf.“ bittet er mich und ich folge der Bitte. Dann nickt er und geht zur Tür heraus, er redet mit seinem Kollegen wie ich durch die geöffnete Tür sehen kann. Die Farbe des dunkeln Vans kommt mir bekannt vor und nun erkenne ich auch , ich schlucke einmal, ich sehe in die Augen von dem fremden Typen von gestern aus dem Lokal, als dieser direkt auf mich zukommt mit einem Koffer in der Hand. Er lächelt mich an. „Hallo.“ Sagt er „Ich soll was austauschen.“ Er geht an mir vorbei und ich nehme seinen Duft wahr. Er ist viel größer als ich merke ich jetzt wobei das auch nicht besonders schwer ist weil ich gerade mal 160 Zentimeter groß bin. Ich drehe mich zu ihm um und schaue ihm dabei zu wie er etwas an der Heizung austauscht. Er erklärt mir noch die einzelnen Begrifflichkeiten, schaut mich dabei hin und wieder an und ich nicke nur. Dann fragt er seit wann ich hier wohne und sagt mir, dass hier jeder jeden kennt, er mich hier aber noch nicht gesehen hat ausser gestern im Lokal. Ich erzähle ihm das ich hier seit einer Woche wohne und aus beruflichen Gründen hergezogen bin und das ich in dem Hotel  „ Waldquelle“ arbeite. Er nickt und schaut mich freundlich an. Er hat sehr sanfte Augen und seine Art etwas zu erklären oder auch zu fragen ist sehr angenehm. Unangenehm werde ich aus meiner Schwärmerei gerissen als plötzlich der andere Typ mit den schwarzen Locken wieder rein kommt. „ Hey Elmar, ich fahre schnell zu Herrn Talmann.“ Sagt dieser zu Elmar, wie ich jetzt weiß. „ Ist gut, dann mach das. Ich schick dir ne Nachricht wenn ich durch bin hier.“ Elmar hebt seine Hand und winkt seinem Kollegen zu. Dieser braust schnell mit dem Van davon. Ich gehe zurück in die Küche und stelle den Wasserkocher auf. Irgendwann einige Minuten später ist Elmar mit seiner Arbeit fertig und geht mit seinem Koffer nach draußen. Er tippt etwas in sein Handy. „ Möchtest du einen Tee?“ frage ich und fühle mich im nächsten Moment eigentlich völlig bescheuert. „ Danke aber nein.“ Sagt Elmar und lächelt mich trotzdem freundlich an. Dann schaut er wieder in sein Handy. Wow das war mal eine heftige Abfuhr, aber wenn man es recht bedenkt, war es keine richtige Abfuhr, denn der Mann ist schließlich zum arbeiten hier und nicht zum Tee trinken und so komme ich mir ein weiteres Mal völlig dumm vor. Das ganze ändert sich auch nicht, als ich beginne mich um meinen Privatkram zu kümmern und einfach nur die Pinsel von meiner letzten Streichaktion in einen Behälter aufzusammeln. Irgendwas sinnvolles muss ich ja machen, während meine Wohnungstür noch offen steht und Elmar sich in meinem Türrahmen anlehnt. Plötzlich fällt mir dummerweise auch noch mein Pinselbecher aus der Hand weil ich auf dem Tuch ausrutsche welches auf dem Fliesenboden ausgelegt ist und ich laufe knallrot an. Noch während ich mich innerlich drauf einstelle gleich böse auf die Fliesen zu fallen, hat Elmar blitzschnell reagiert und fängt mich auf. „ Alles in Ordnung?“ fragt er und lässt mich dann sofort wieder los, während ich mir unbeholfen an meinem grauen Wollpulli zerre und meine Haare versuche zu sortieren. „ Ja es geht schon.“ Murmel ich und bin im nächsten Moment eigentlich leicht angenervt. Wenn er ja zum Tee gesagt hätte, wäre mir diese Peinlichkeit hier erspart geblieben. „ Du hättest ja auch einfach mit mir Tee trinken können.“ Denke ich laut und schlage mir im nächsten Moment die Hand vor den Mund. Elmar reißt die Augen weit auf und sieht mich verduzt über sein Handy heraus an. „ Wie bitte ?!“ fragt er und lächelt dann aber, so das ich mich wieder schnell beruhige. „ Nichts, alles gut, dass war dumm von mir.“, murmel ich und fühle mich ziemlich unsicher. „ Ich lasse dich mal allein. Mein Kollege ist auf dem Weg. „ sagt er und geht zur Tür heraus. „ Ja okay“ antworte ich, doch Elmar ist schon zur Tür heraus. Er ist wohl doch nicht so ein toller Typ wie ich denke stelle ich fest.

 

3 Wochen später …

„ Ich sage dir, dass ist der Knaller, du wirst begeistert sein.“ Valerie sprudelt heute fast mal wieder über, aber inzwischen kenne ich ihre Art und ich mag sie. Heute hat sie mich an einem Samstag mit zu einem Fitnessstudio genommen und dort ziehen wir uns gerade in der Umkleide um. Dann gehen wir zu den Sportgeräten. Zum aufwärmen gehen wir jeweils aufs Laufrad. Dann nehmen wir uns die einzelnen Geräte vor um am Ende des Trainings wieder beim Laufrad anzukommen. „Wie oft machst du das ?“ frage ich sie völlig ausser Atem. „Aktuell nur einmal die Woche weil ich nach der Arbeit immer wieder was anderes zu tun habe.“ Antwortet sie und ich weiß was sie meint, da sie täglich viele Sachen neben der Arbeit macht. Valerie sitzt halt nicht still und sie schläft auch nicht wirklich viel, wie ich nun schon häufiger mitbekommen habe, wenn sie mir nachts um 2 eine Sprachnachricht schickte und einmal um 4 sogar anrief. Ein großer Typ kommt auf uns zu und Valerie hüpft vom Laufrad um den Typen kurz zu drücken. „ Hi Gerald, na wie geht es dir, darf ich vorstellen, dass ich Fea“ Sie deutet auf mich und ich wische mir verschämt mit meinem Sporttuch den Schweiß von der Stirn. Meine dunkelblonden Haare kleben mir nicht nur an der Stirn sondern auch im Nacken. Ich habe meine langen Haare zusammengebunden und trotzdem fühle ich mich gerade wie ein nasser Waschbär. Gerald hat wunderschöne blaue Augen, einen breiten Oberkörper, sehr breite Oberarme, ein sehr markantes Kinn und blonde Haare zusammengebunden zu einem Zopf. Eigentlich mag ich keine langen Haare aber bei Gerald sieht es richtig gut aus. Er kommt auf mich zu und reicht mir die Hand und ich nehme sie zaghaft und wir lächeln uns an. „Hi ich bin Gerald, ich arbeite hier.“ Stellt er sich vor und lächelt. „Wenn du hier trainieren möchtest kannst du gleich mal mit mir mitkommen, dann machen wir einen Vertrag fertig.“ Ich nicke. „Wenn ich mich noch kurz frischmachen und noch umziehen darf, dann gerne.“ Sage ich und Gerald zwinkert. „Du siehst schön aus so wie du jetzt bist aber gerne kannst du dich noch schöner zurecht machen. Mir soll es recht sein.“ Ich erröte leicht und Valerie lacht lautlos auf und zieht hinter Geralds Rücken in meine Richtung eine Grimasse. Ich muss nun fast lachen. „Okay, dann wird ich mich mal umziehen“

Als ich wenig später mich umgezogen habe verabschiede ich erstmal Valerie, die schon mal hinaus geht und dann gehe ich zu Gerald an den Tresen. Gerald flirtet gerade mit einer anderen älteren Frau. Ich beobachte die beiden und nippe an meinem Wasser. „ Sooo dann geht´s auch schon los.“ Sagt Gerald eine gefühlte Ewigkeit später. Wir besprechen meine Situation, ob ich schon mal in einem Fitnessstudio war, was ich mir vorstelle, was mein Ziel ist und dann kommen natürlich noch die privaten Daten hinzu wo Gerald dann heraus bekommt das ich quasi ledig bin. „Würdest du mit mir ausgehen ?“ fragt er unverblümt nachdem ich den Vertrag unterzeichnet habe und wir alles soweit erledigt habe. „Ich denke schon, aber ich schätze mal das du das so ziemlich jede Frau hier fragst oder ?“ kontere ich direkt und Gerald hält sich gespielt beide Hände vor die Brust. „Du brichst mir das Herz mit solch einer Unterstellung, wie kannst du nur so grausam sein ?“ er lacht und ich lache auch. „Ja ich möchte mit dir ausgehen, gerne.“ „Dann hole ich dich heute um 8 Uhr ab ?“ fragt er und ich nicke. „Mach das.“

Gegen kurz nach acht steht Gerald am Abend mit seinem roten Sportauto vor meiner Tür. Das Auto, bestehend aus 2 Sitzen, gefällt mir zwar überhaupt nicht, Gerald sieht aber umso umwerfender aus. Als ich es hupen höre und warte, dass er eigentlich an der Haustür klingelt, bin ich kurzzeitig enttäuscht, doch dann schüttele ich lachend den Kopf. Wie albern und altmodisch von mir zu erwarten das der Mann mich an der Tür abholt. Ich gehe aus der Wohnung durch den Hausflur und öffne die Haustür, dann bleibe ich einen Moment stehen, aber Gerald macht keine Anstalten aus dem Auto zu steigen, er winkt mich zu sich her. „Steig ein Puppe!“ ruft er und ich weiß für eine Sekunde gar nicht, was ich davon halten soll. Dann überwinde ich mich und gehe locker zum Auto und steige ein. Küsschen links, rechts und schon braust Gerald los. Ich habe Mühe mich am Sitz festzukrallen. Er dreht die Musik auf, Rockermusik, die mir gar nicht gefällt und trotzdem bin ich still und lasse mich überraschen. Wir fahren ziemlich lange über verschiedene Dörfer, mein Magen knurrt merklich laut, ich hätte wohl zu Hause doch eine Kleinigkeit essen sollen. Irgendwann rast er mit seinem Sportwagen noch über ein Kopfsteinpflaster und dann bremst er ab und kommt mit seinem Wagen zum stehen. Ich fühle mich leicht benommen, lächle ihn aber freundlich an. Gerald strahlt mich mit seinen blauen Augen und seinen hellen weissen Zähnen an. „Madame wir sind da !“ sagt er und wir steigen aus. Es geht eine steinerne Treppe hinauf durch einen gemauerten Bogen, überall stehen schöne grüne Pflanzen. Uns kommt angenehme Musik entgegen. Wir sind in einem hübschen Restaurant auf einer Terrasse mit einem weiten Ausblick auf den See. Es ist herrlich und doch ein wenig frisch. Ich wickle mir meine Strickjacke enger um meinen Körper. Gerald greift mir in den Nacken und möchte mir die Strickjacke ausziehen. „Nein, die möchte ich gerne anbehalten.“, sage ich und versuche mich aus seinem Griff zu lösen. Er kitzelt mich im Nacken, was nicht witzig sondern eher etwas unangenehm ist. Dann lässt er von mir ab und schaut mich an. „Bist du prüde?“ lacht er in einem lauten Lachen und ich verziehe leicht mein Gesicht. Dann umarmt er mich und zieht mich mit sich an einen freien Tisch. Der Kellner kommt zu uns und legt uns zwei Menükarten hin. „Wir nehmen schonmal vorweg 2 Kaffee.“ Sagt Gerald und ich schaue ihn an. Warum bestellt Gerald für mich mit, denke ich. Kaffee trinke ich abends eigentlich weniger. „Oder möchtest du einen Schnaps, damit du lockerer wirst?“ lacht Gerald. „Nein danke.“ Sage ich und schüttele den Kopf. Ich nehme die Menükarte und lese darin. Als der Kellner wiederkommt bestellen wir unser Menü. Gerald bestellt zusätzlich ohne mich zu fragen ein Dessert für uns beide. Dann beugt er sich vor und nimmt meine Hand. „Du bist ein zartes Pflänzchen.“ Murmelt er und streichelt mit seinem  Daumen über meinen Daumen. Ich schaue ihn direkt an. Seine Augen leuchten so schön, aber irgendwas stört mich und ich weiß einfach nicht was.

Gerald erzählt über seine Arbeit im Fitnessstudio, über seine Sportkarriere und dann redet er von Autos. Er redet und redet und redet und irgendwann merke ich, dass er mich noch gar nichts zu mir gefragt hat und das macht mich etwas traurig. Ich schaue nur noch gedankenverloren auf den See, inzwischen ist es dunkel und die meisten Gäste des Restaurants sind gegangen. Gerald bezahlt und dann gehen wir auch. Beim Auto angekommen beugt Gerald sich vor und möchte mich küssen doch ich drehe meinen Kopf zur Seite. „Entschuldige“ sagt Gerald und steigt ein ohne mir vorher meine Tür zu öffnen. Ich steige ebenfalls ein und Gerald bringt mich nach Hause. „Alles okay bei dir ?“ fragt er auf dem Rückweg. „Ja alles okay.“ Murmele ich und weiß doch, dass dies eine Lüge ist aber ich bin zu müde um dies heute noch zu diskutieren. Gerald und ich bleiben bei mir vor dem Haus noch im Auto sitzen. „Sehen wir uns wieder?“ fragt Gerald. „Ich bin dir doch zu prüde.“ Sage ich und drehe mich zu ihm und lächele ihn an. Gerald streichelt meinen Oberschenkel und schaut mich an. „Nein du bist eine Lady.“ Flüstert er und streichelt ganz sanft mit seiner Hand über meine Wange. Ich schließe meine Augen und genieße kurz dieses streicheln. „Ich danke dir für den schönen Abend.“

Dann steige ich aus und zu meiner Überraschung steigt Gerald auch aus. „Soll ich noch mit reinkommen ?“ fragt er und grinst mich schief an. Ich lächele ihn an und schüttele den Kopf „Du hast es eben selbst gesagt, ich bin eine Lady und eine Lady nimmt einen Mann nicht am ersten Abend mit in die Wohnung.“ Gerald lacht auf, fährt sich mit allen zehn Fingern durch sein Haar und stößt ein leichtes Stöhnen aus. „Du machst es einem Mann nicht leicht!“ Dann geht er zurück zum Auto und braust davon. Ich schließe die Tür auf und schlüpfe ins Haus.

1 Woche später …

Bisher haben Gerald und ich uns nur einmal beim Fitnessstudio gesehen und wir haben ein wenig über Whats App hin und her geschrieben, aber außer, „WIE WAR DEIN TAG“ und „GUTE NACHT“ kam von mir und von ihm nicht viel. Meine Woche im Hotel war sehr anstrengend und anders als Valerie, die mit ihren dreißig Jahren jeden späten Nachmittag noch diversen Hobbys nachgeht, brauche ich nach der Arbeit meine Ruhe und lege mich oft früh ins Bett. Als ich an diesem Sonntag arbeiten muss fragt Gerald mich ob er mich in der Mittagspause besuchen darf. Wir sitzen in der Mittagspause also gemütlich auf der Terrasse des Hotels in einer Ecke wo nur Mitarbeiter sitzen und genießen die Sonnenstrahlen. Gerald hat mir eine Schachtel Pralinen mitgebracht und während wir uns unterhalten, streichelt er meinen Oberschenkel. „Ich finde dich wirklich sehr anziehend Fea.“ Murmelt Gerald und ich erröte leicht. „Ich bin halt nicht so schnell Gerald.“ Antworte ich und sehe ihm in die Augen.  Ich weiß außerdem schon sehr viel von mir, aber du weißt kaum etwas von mir.“ Gerald lacht. „Das du eine wunderschöne Frau bist, dass weiß ich.“ Sagt er und ich schüttele mit dem Kopf. „Das ist aber nicht alles Gerald.“ Wir schweigen einen Moment. „Wollen wir morgen zusammen schwimmen gehen ?“ frage ich ihn und Gerald stimmt dem zu. Wir verabschieden uns mit einer Umarmung und Gerald küsst mich auf die Wange. Dann streichelt er mir noch über den Kopf und über den Rücken. „Du riechst gut Fea.“ Flüstert er mir ins Ohr und ich zucke leicht zusammen. Ich mag seine Nähe und doch ist sie mir nicht ganz so vertraut. Ich weiß nicht woran es liegt, dass ich mich nicht so ganz fallen lassen kann bei ihm. Während Gerald geht sehe ich ihm noch nach. Er ist ein toller Mann aber irgendwas hindert mich ihm näher zu kommen.

Als ich dieses Problem am nächsten Morgen beim Tische eindecken Valerie erzähle weiß diese sofort was Sache ist. „Wahrscheinlich hat es bei dir einfach nicht gefunkt und er landet bei dir in der friendzone.“ Sagt sie und zuckt mit den Schultern. „Sowas passiert halt, da kann der Typ halt noch so geil aussehen. Hätt ich dir auch gleich sagen können, er passt nicht zu dir.“ Ich starre sie mit offenem Mund an und weiß nicht, was ich antworten soll. „Du hast es mir aber nicht gleich gesagt.“ „Ja weil ich mir nicht sicher war. Manchmal passen ungleiche Menschen ja trotzdem gut zusammen.“ Dann lachen wir doch beide. Als ich ihr erzähle das ich mich mit Gerald zum schwimmen verabredet habe, bietet sie an, mitzukommen um alles mal genauer zwischen uns zu beobachten. „Du kannst allein zum schwimmen gehen aber nicht bei uns mitkommen. Wie sieht das denn aus ? Ich habe Gerald gerade soweit das er vielleicht heute mal fragt, was in meinem Leben so passiert und was ich mache und was mir wichtig ist.“ Valerie zuckt mit den Schultern. „Auch gut. Beobachte ich euch eben aus der Ferne und ich stehe dir mit Taschentüchern zur Seite, denn ich glaube nicht, dass sich Gerald heute plötzlich für dein inneres Wesen interessiert. Bei Dem zählen die äußeren Werte. Er möchte dich im Bikini sehen.“ Ich bewerfe sie mit einer Serviette und sie duckt sich schnell unter einen Tisch, dann prusten wir beide lauthals los. „Du spinnst doch“ lache ich. Den Rest des Tages flachsen wir bis zum Arbeitsschluss noch viel herum. Wie immer eigentlich.

Nach der Arbeit eile ich nach Hause wo Gerald schon mit dem Auto vor der Tür steht. „Du darfst heute noch bei mir mit in die Wohnung. Ich muss noch meine Katze füttern und selbst schmiere ich mir noch schnell ein Brot.“ Erkläre ich Gerald. Gerald folgt mir in meine Wohnung und setzt sich wie selbstverständlich in meine Wohnstube auf die Couch. Ich ziehe mich schnell im Bad um, dann gebe ich meiner Katze Futter und dann mache ich mir selbst noch eine Kleinigkeit zu Essen. Währenddessen reden wir, wie so oft über Sport. Gerald erzählt mir was er im Fitnessstudio am gestrigen Abend noch erlebt hat. Ich höre ihm zu und dann geht´s los und wir fahren zum Schwimmbad. Bevor wir aus dem Auto steigen zieht Gerald mich an sich ran und drückt mir einen Schmatzer auf die Wange. „ Du siehst bestimmt heiß aus“ haucht er dann und zwinkert.

Dann sind wir im Schwimmbad und Gerald tatscht mich unter Wasser permanent an, nimmt mich in den Arm, umarmt mich von hinten, seine Lippen suchen meinen Nacken und er beißt sogar sanft rein. Ich mag irgendwann seine aufdringliche Art gar nicht mehr so das ich aus meiner Not heraus, weil ich weiß das Valerie auf der Liege liegt, sie zu uns rufe und frage ob wir ein Wettschwimmen machen wollen. Gerald ist zuerst verdutzt, dann ist allerdings sein Kampfgeist geweckt. Ich lasse ihn dreimal gewinnen, da es mich überhaupt nicht interessiert, die erste zu sein. Valerie muss zwischenzeitig immer wieder umher glucksen und ruft „ Herrlich“ dabei weiß ich ganz genau das sie sich kaputt lacht innerlich weil ich Gerald nicht wirklich Paroli bieten kann und sie recht hatte damit, dass er mehr an meinem Äußeren interessiert ist. Zum Ende täusche ich Magenschmerzen vor und Gerald und ich verabschieden uns am Schwimmbadausgang, weil ich ihm versichern kann, dass Valerie sich gut um mich kümmern wird. Dann gehen Valerie und ich noch ins Lokal essen. Dort sitzen auch wieder Elmar und sein schwarz gelockter Kollege am Tisch. „Der gelockte Kollege ist übrigens Laif. Ein sehr netter Mann, aber halt auch schon ewig verheiratet und zu alt für uns.“ Murmelt Valerie. „Und Elmar selbst kenne ich nur vom sehen. Er war mit meinem ältesten Bruder früher zur Schule, aber ich weiß nicht viel von ihm. Eigentlich gar nichts. Scheint ruhig zu sein der Typ.“ Ich schaue in die Richtung von Elmar und Laif bis Elmar mich entdeckt und die Hand hebt um mich zu grüßen. Ich hebe auch die Hand und grüße ihn auch und dann passiert etwas ganz Eigenartiges. Es kribbelt in meinem Bauch und ich weiß nicht warum. Die Kellnerin Charlotte kommt zu uns an den Tisch und Valerie und ich zahlen unsere Rechnung. „Ich glaube ich geh nochmal für kleine Mädchen“ flüstere ich Valerie zu und diese nickt. „Okax mach das. Ich warte dann draußen auf dich.“ Sie geht raus aus dem Lokal und ich gehe Richtung Toilette und dann schaue ich auf Toilette noch in den Spiegel und muss lächeln und ich weiß nicht warum. Als ich wieder aus der Damentoilette auf den langen Flur gehe kommt Elmar mir entgegen. Auch er möchte scheinbar zur Toilette. Ich gehe zur Seite weil der Flur doch recht schmal ist und Elmar geht ebenfalls zur Seite, dann bleiben wir beide auf gleicher Höhe stehen und Elmar schaut zu mir runter in meine Augen. Er steht plötzlich ganz dicht vor mir und die Luft zwischen uns ist wie elektrisiert. Ich traue mich kaum noch zu atmen, mein Herz pocht wie wild und ich kann seinen Duft wahrnehmen. Er riecht so verboten gut das ich ihn am liebsten umarmen möchte. Auch er scheint von mir irgendwie unerklärlich fasziniert zu sein. Es dauert wenige Sekunden dann räuspert er sich und tritt einen Schritt von mir weg, als müsste er sich vor mir schützen. „Und mit der Heizung bei dir alles in Ordnung?“ fragt er und fährt sich mit der rechten Hand durch sein Haar. „Ääääh“, ich bin völlig überrumpelt weil ich gar nicht weiß, was ich sagen soll. „Ja doch, die funktioniert gut.“  „Schön, schön.“, sagt er kaum hörbar, dann räuspert er sich nochmal und nickt mir zu „dann mach´s mal gut. Man sieht sich.“ Er wendet sich ab und ich schüttele verwirrt den Kopf. Ich bin sowas von irritiert das ich die falsche nächste Tür öffne und in der Besenkammer stehe. Dann muss ich über mich selbst lachen. Als ich das Lokal verlasse sitzt Valerie schon mit lauter Musik im Auto. „Wo bleibst du denn?“ fragt sie. Ich erzähle ihr meine Begegnung und sie muss lachen. „Du bist irgendwie eine Romantikerin!“ Bei mir zu Hause schauen wir dann noch einen Film. Als Gerald mir an diesem Abend wieder eine Nachricht mit „GUTE NACHT PUPPE“ schickt, bin ich gar nicht so erfreut. Ich denke fast, dass Gerald tatsächlich eher nur ein guter Freund für mich ist, aber ich bin mir einfach nicht sicher.

2 Tage später …

Valerie hat mir mitten in der Nacht eine Nachricht geschrieben, dass es im Hotel ein Heizungsleck gibt und das es wohl inzwischen ein größeres Problem gäbe, wodurch die Heizungsfirma die nächsten Tage im Hause des Hotels sei. Somit kann ich mich heute Früh bereits darauf vorbereiten, dass ich vielleicht Elmar über den Weg laufe, da es die Heizungsfirma im Ort ist, die auch für das Hotel zuständig ist. Ich habe gemischte Gefühle. Heute Morgen habe ich sogar ein wenig Mascara aufgetragen was ich sonst eher weniger mache für die Arbeit. Von meinen Wimpern ist aber leider kaum was zu sehen und meine Augenbrauen sind auch ziemlich mager, so das ich immer nachmalen muss. Als Valerie und ich fleißig für das Frühstück alles eindecken und auftischen, ist von der Heizungsfirma noch nichts zu sehen. Unser Chef Herr Bach kommt auf uns zu und bittet uns im Aufenthaltsraum für die Heizungsfirmenarbeiter den Tisch einzudecken. Wir staunen nicht schlecht. Valerie ist dies gewohnt wenn eine Firma kommt, aber ich kenne es so nicht. Valerie erklärt mir dann das es in ferner Verwandtschaft einen Zusammenhang gibt, da irgendwelche Uropa miteinander verbrüdert waren aber so genau weiß sie es auch nicht. Als ich die letzte Karaffe auf den Tisch stelle höre ich Schritte und Stimmen von Männern. Auch Laif seine Stimme erkenne ich wieder. Schnell gehe ich durch den Personalgang hinaus. Ich möchte jetzt nicht unbedingt Elmar über den Weg laufen.

Im Laufe des Tages laufe ich tatsächlich niemandem von der Heizungsfirma über den Weg. Valerie ist diejenige, die ihnen im Laufe des Nachmittages noch Getränke bringt. Ich halte mich zurück. Als ich zuletzt gehe weil Valerie bereits vor mir mit dem Auto gefahren ist, schlendere ich entspannt zu meinem Fahrrad. Es ist heute ein sonniger Tag und ich bin froh, dass ich an diesem späten Nachmittag noch ein wenig von der Sonne abbekomme. Ich überlege mir gerade was ich zu Essen kochen soll weil mir tierisch der Magen knurrt, als ich Schritte hinter mir höre und zusammen zucke. Ich drehe mich vorsichtig um und sehe direkt hinter mir Elmar wie er in seiner Arbeiterklamotte mit beiden Händen in den Hosentaschen hinter mir steht und mich mustert. „Du bist mir heute doch nicht etwa aus dem Weg gegangen ?“, fragt er gerade heraus und ich erröte leicht. „Nein nicht direkt, wieso ?“, frage ich zurück und halte mir die Hand als Sonnenschutz über die Augen um besser in seine Richtung zu schauen. „Dann ist ja gut. Ich dachte du hast vielleicht eine Abneigung gegen mich entwickelt.“ Er zuckte mit den Schultern. „Nein habe ich nicht.“ Mein Herz beginnt inzwischen vermehrt zu klopfen und mir wird warm und kalt. Ich weiß nicht wieso. Elmars Stimme ist so dunkel und so sanft und ruhig. Ich bin fasziniert. Er erklärt mir kurz was im Hotel bei der Heizung repariert werden muss und fragt mich dann wie heute mein Tag war. Ich berichte ihm, dass ich von meinem Chef bereits von den Problemen mit der Heizung wüsste und dann erzählte ich ihm was heute so bei mir los war. In dieser Zwischenzeit, wo ich erzähle laufen wir nebeneinander her und er hat mir sogar angeboten mein Rad zu schieben. Dies hab ich aber abgelehnt und dann bestand er aber darauf, wenigstens meinen Rucksack zu tragen. Irgendwann sind wir am Ende der Straße angelangt, diese teilt sich in links und rechts. „ Möchtest du jetzt nach Hause oder wollen wir noch zusammen etwas essen? Ich könnte was vertragen.“ Sagt Elmar und deutet auf den Imbisswagen vor dem Einkaufszentrum. „ Pommes ? Ja warum eigentlich nicht.“ Ich nicke und wir steuern direkt auf den Imbisswagen zu. Dort stehen ein paar Tische und ein paar Stühle. „Es gibt auch vegane Burger.“ Sagt Elmar und ich ziehe verblüfft die Augenbrauen hoch. „ Wirklich ? Das wusste ich gar nicht.“, sage ich und lache „ Aber woher weißt du, dass ich vegane Burger esse?“ „ Ich habe deinen Teller beim letzten Lokalbesuch genaustens unter die Lupe genommen beim vorbeigehen an euerm Tisch.“ Er zwinkert mir zu und es sieht zum dahinschmelzen aus. Ich muss mich zusammenreißen mit meiner Schwärmerei. „Das ist mir gar nicht aufgefallen.“ Entgegne ich und überlege tatsächlich fieberhaft wie mir das entgehen konnte. Elmar überrascht mich wirklich positiv. Anstatt einfach bestellen, als wir dran sind, bedeutet er mir mit einer Geste, dass ich zuerst sagen soll, was ich bestellen möchte und ich nehme einen veganen Burger und eine Cola. Er nimmt einen richtigen Burger und fragt mich dann ob wir uns eine Pommes teilen möchten, woraufhin ich nicke. Ich lächele als wir beide uns an den Tisch setzen. Elmar nimmt eine Serviette und wischt damit den Tisch ab. Als die Dame unsere Bestellung ausruft, holt Elmar alles und stellt es uns schön auf den Tisch. Er bestand auch darauf für mich mit zu bezahlen. Ich habe mich nun schon dreimal bedankt. Wir essen und mir läuft die Soße vom Burger aufs Shirt und dann noch auf meine Hose. Ich fühle mich peinlich berührt aber Elmar, der gerade einen Schluck von seiner Cola genommen hat, muss so stark lachen, dass er ein wenig Cola neben den Tisch ausspucken muss, woraufhin ich dann auch losprusten muss. Wir lachen beide lauthals, so das wir uns die Bäuche halten müssen. Als wir uns beruhigt haben, nimmt Elmar ein Tuch und tupft mir erst an der Hose ab und dann fragt er etwas verlegen ob er mir auch am Shirt abtupfen soll woraufhin ich dann aber mit dem Kopf schüttele, da es doch etwas dichter an meiner Brust ist und ich nicht möchte, dass er dort tupft. Aber nicht weil es mir unangenehm sein könnte, sondern eher, weil ich glaube total kribbelig zu werden und tausend Schmetterlinge in meinem Bauch durcheinander fliegen würden. Als wir alles aufgegessen haben bringt Elmar mich noch zu Fuß nach Hause. Ich bedanke mich für alles und Elmar winkt ab. „Sehr gerne.“ Sagt er und hebt zum Abschied nur seine Hand. Ich bin leicht verunsichert. Gefalle ich ihm als Frau oder eher nur als Kumpel ? Warum umarmt er mich nicht zum Abschied oder sagt noch irgendwas ? Ich lächele ihn an und hebe ebenso meine Hand. Dann schließe ich die Tür auf und gehe hinein. Eine Nachricht schreiben kann er mir ja leider nicht, weil er nicht einmal meine Handynummer hat. Die Heizungsfirma hat maximal meine Haustelefonnummer. Als ich sehr spät in der Nacht ins Bett gehe wühle ich noch die halbe Nacht von links nach rechts. Ich kenne Elmar nicht einmal aber er fehlt mir. Mit ihm zu reden ist wundervoll. Als ich endlich fest eingeschlafen bin klingelt mein Wecker und ich muss mich wieder fertig machen für die Arbeit. Ich klatsche mir extra eine Ladung Puder mehr ins Gesicht weil ich ziemlich müde aussehe. Das sieht auch Valerie als wir uns in der Hotelküche treffen. „Guten Morgen, was ist denn mit dir passiert?“, fragt sie und lacht. Wir decken die Tische ein und füllen alles auf. Auch für die Heizungsfirmenmitarbeiter im Aufenthaltsraum. Ich habe Valerie währenddessen alles erzählt. „Das hört sich nach schwer verliebt an." Sagt sie. „Aber wenn von ihm nichts kommt außer Friendzone, dann würde ich an deiner Stelle bei Gerald bleiben, also ihm zumindest eine Chance geben. Der will dich nämlich, dass ist nicht zu übersehen. Valerie lacht und zwinkert mir zu. Ich stöhne laut auf. „Ach du sagst das so einfach. Gerald und Elmar sind total verschieden. Aber du hast ja recht. Gerald will mich, Elmar wohl eher nicht.“ Ich seufze. Im Laufe des Tages gibt es wieder viel zu tun. Ich stehe gerade im letzten Flur und sortiere in die oberen Schränke Tischdecken ein, als Jemand über den Flur auf mich zukommt. Ich stehe auf einer Leiter und werde plötzlich runtergehoben. Es ist Gerald. Er wirbelt mich einfach einmal in die Runde, ohne mich loszulassen. „Hallo mein süßes Zuckerpüppchen. Ich wollte dich überraschen und Valerie hat mir verraten wo ich dich hier finde.“ Ich lächele gequält und bitte ihn mich runterzulassen. Er küsst mich auf die Wange und lässt mich hinunter. Dann gehen wir gemeinsam in den Garten in die kleine Ecke auf die Bank wo nur wir Angestellten uns aufhalten. Ich habe uns einen Kaffee geholt und wir unterhalten uns. Vielmehr erzählt Gerald was er wieder alles im Fitnessstudio erlebt hat. Ich nicke und höre ihm zu. Er streichelt meinen Oberschenkel. Dann begleite ich ihn noch hinaus, wo wir noch am Nebeneingang stehen bleiben weil Gerald mich unbedingt nochmal umarmen möchte. „Ich wollte nicht stören.“ Höre ich plötzlich eine dunkle Stimme und ich reiße mich erschrocken von Gerald los. Ich drehe mich um und da steht Elmar wenige Meter hinter uns und schaut mit finsterer Miene in unsere Richtung. Gerald grüßt ihn nur mit erhobener Hand. „Du störst nicht, ich wollt grad gehen.“ Sagt er und ich fasse mir innerlich an den Kopf. Irgendwie ist es auch ganz gut das Gerald nichts von der Situation versteht. Ich wende mich wieder Gerald zu und nicke. „Ja dann bis dann.“ „Ich rufe dich an Zuckerpuppe.“ Gerald beugt sich vor und küsst mich auf die Wange. Ich erröte, aber nicht weil Gerald mich verlegen macht, sondern weil ich mich einfach sehr unwohl fühle. Als Gerald zu seinem Sportwagen geht sehe ich ihm nicht nach, sondern gehe wieder durch den Nebeneingang rein, ohne nochmal in Elmars Richtung zu schauen. Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Gestern Abend hat sich Elmar mir gegenüber freundschaftlich verhalten und heute klingt es fast so, als wäre er eifersüchtig. Oder bilde ich mir das ein ? Wünsche ich mir das einfach nur ? Ich laufe den Flur entlang und als wenn das nicht schon an Blamage reichen würde höre ich Elmar hinter mir her laufen. „Fea!“ ruft er und ich laufe weiter. „Fea bleib bitte stehen!“ ruft er. Es klingt ein wenig dunkel und aufgebracht und ein wenig flehend. Ich bleibe stehen, drehe mich aber nicht zu ihm um. Was möchte er von mir ? Ich weiß es nicht. Er steht nun ganz dicht hinter mir, beugt sich zu mir herunter. Ich spüre seinen Atem. Er atmet schwer. Ich nehme seinen Duft wahr. Er sagt nichts. Warum sagt er nichts ? „Entschuldige wegen gerade eben. Ich weiß auch nicht, was da in mich gefahren ist.“ Raunt er mir ins Ohr. Ich bleibe immer noch still stehen und drehe mich nicht zu ihm um. Eine gefühlte Ewigkeit stehen wir so da und niemand bewegt sich, dann merke ich, wie Elmar sich abwendet und wieder zurück geht durch den Flur zum Ausgang. Am liebsten würde ich ihm hinterherlaufen, aber was soll ich ihm sagen und wozu sollte ich das überhaupt tun ? Ich schüttele mit dem Kopf. Was ist nur los mit mir ?

 

„Klarer Fall von schwerer Verknalltheit. Dich hat´s komplett erwischt meine Süße.“ Erklärt mir Valerie stunden später am Abend im Lokal meine Verwirrtheit. Ich halte ihr mein Glas Wasser entgegen „ Ja dann Prost.“ Und kippe es dann in einem Zug runter. Das alles hilft mir nicht weiter. Gerald interessiert mich nicht, doch der interessiert sich für mich und Elmar hat es mir angetan, doch der will nur Freundschaft. Ganz großes Kino. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte ich drüber lachen, aber mir ist gerade nicht nach lachen zumute. Charlotte kassiert bei uns ab und Valerie möchte aufbrechen. „ Lass uns doch noch ein wenig hier sitzen bleiben. Vielleicht kommt Elmar noch mit seinem Kollegen.“ Sage ich und schaue Valerie bittend an. „ Sorry, aber der Zug ist abgefahren. Wenn er bis jetzt nicht hier war, wird er nun auch nicht mehr auftauchen.“ Sagt sie und legt ihre Hand auf meinen Unterarm, dann beugt sie sich zu mir vor: „außerdem mal ganz ehrlich? Was erhoffst du dir davon und was soll das bringen ? Das du ihn dann vom Tisch aus anschmachten kannst? Mach dich nicht lächerlich, dass hast du nicht nötig.“ Ich seufze schwer auf und nicke mit dem Kopf. „Ich habe eine bessere Idee. Du gehst jetzt mit zu mir und wir stopfen uns mit ungesunden Sachen voll und machen einen Serienmarathon. Du suchst aus, was wir gucken.“ Ich lächele sie dankbar an. Eine gute Idee.

 

2 Tage später …

Gerald hat mich von der Arbeit abgeholt und wir fahren zusammen ins Kino in die nächstgrößere Stadt. Den Film hat er entschieden, aber zum Glück gibt es Popcorn so habe ich wenigstens etwas, womit ich mich beschäftigen kann. Es ist ein Actionstreifen der ganz besonderen Art, es wird im Film viel geschossen und ich komme nicht drumherum mich in Geralds Arme zu flüchten. Er scheint es zu genießen mich fest an sich zu drücken, streichelt meinen Oberschenkel und vergräbt zwischendurch sein Gesicht in mein Haar, sucht meinen Hals und küsst ihn sanft. Eigentlich wollte ich heute Abend mit ihm über meine nicht vorhandenen Gefühle für ihn reden, aber er hat sich so sehr gefreut, mich zu überraschen mit dem Kinobesuch, so das ich es nicht übers Herz gebracht habe, ihn einfach abzuservieren. Ich habe mir fest vorgenommen nach dem Kino mit ihm zu reden. Als der Film zu ende ist, möchte Gerald meine Hand nehmen, doch ich umfasse die leere Popcorntüte wie einen wertvollen Schatz mit beiden Händen, zucke mit den Schultern und lächele ihn an. Er lächelt zurück und legt dann einfach seinen Arm um meine Taille, dabei bemerke ich, wie er seine Hand einmal sanft runtergleiten lässt Richtung meinem Po und wieder hinauf. So habe ich mir das nicht vorgestellt. „Wollen wir noch was trinken gehen?“ fragt er mich und ich nicke. „Warum nicht, morgen ist mein freier Tag.“ Er fährt mit mir zurück in unseren Ort und wir nehmen mal nicht das Lokal in dem Charlotte arbeitet, sondern in den Pup im Ort, wo die bunten Lampions vor dem Eingang hängen. Valerie hat mir bereits von dem Pup erzählt, es ist am Wochenende recht gut besucht, aber nicht besonders groß. Es gibt mehrere Tische verteilt in verschiedenen Ecken, überall stehen große Palmen und das Licht ist leicht gedimmt. Es wird angenehme Musik gespielt, ich fühle mich direkt wohl. Gerald nimmt meine Hand und zieht mich gefühlt einmal komplett durch den Pub bis wir am letzten Ende in der Ecke Platz nehmen. Eine Frau mit blonden sehr langen Haaren kommt direkt zu uns und möchten wissen ob wir schon bestellen möchten. Gerald und die blonde Frau umarmen sich und Gerald stellt mich vor. „Das ist Fea. Fea, dass ist Linda.“ Linda nickt mir freundlich zu und ich nicke freundlich zurück. Es wundert mich nicht das Gerald so ziemlich Jeden hier im Ort kennt. Er bestellt für uns zwei Longdrinks und dann beginnt er mir von seinen Fitnessstudiogeschichten zu erzählen.  Darf ich dich mal fragen was du zwischen uns beiden siehst?“ beginne ich mutig, als Gerald kurz inne hält mit seiner Erzählung. Er sieht mich mit großen Augen an und runzelt dann die Stirn, so als würde er die Frage nicht verstehen. „Wir sind auf dem Weg ein Paar zu werden.“ Antwortet er dann und prostet mir zu, doch ich hebe mein Glas nicht sondern bewege meinen Kopf langsam von links nach rechts und wieder nach links. „Was willst du mir sagen?“ fragt Gerald jetzt. Er stellt sein Glas auf den Tisch und beugt sich vor zu mir. „Ich denke wir sind auf dem Weg Freunde zu werden, nicht mehr und nicht weniger.“ Sage ich und halte ihm nun mein Glas entgegen. Gerald lässt nun seine Schultern hängen und seine Mundwinkel gehen nach unten. Er hebt ebenfalls sein Glas und prostet mir zu, aber glücklich sieht er dabei gerade nicht aus. Es vergehen einige Minuten. Gerald starrt ganz still und regungslos in den Raum des Pubs. Wir hören nur die Musik und die Stimmen der anderen Gäste. Ich wage nicht, noch etwas zu sagen sondern warte ab. Dann holt Gerald einen Schein aus seiner Gesäßtasche hervor, steht auf und legt den Schein auf den Tisch. Er wirkt etwas steif. „Tja, wenn wir das nun geklärt haben, können wir ja gehen. Ich bringe dich noch nach Hause.“ Gerald schaut mich nicht mehr an, er steht neben dem Tisch. „Ich finde den Weg selbst, danke Gerald.“ Sage ich und bleibe auf meinem Stuhl sitzen. „Ja dann. Mach´s gut. Man sieht sich.“ Gerald hebt nur noch kurz die Hand, ohne mich anzusehen und verlässt dann fast fluchtartig das Pub. Ich nehme mein Glas in die Hand und nippe an meinem Longdrink. Ich hoffe ich habe Gerald nicht zu sehr verletzt. Ich nehme mein Handy in die Hand und tippe Valerie eine Nachricht. Es dauert keine halbe Stunde, dann kommt sie zu mir in den Pub und drückt mich. Dann bestellt sie sich einen Longdrink. Als später die Musik aufgedreht wird und einige in die Mitte des Pubs gehen um zu tanzen, zieht Valerie mich auch mit in die Mitte. Wir lachen und tanzen und ich freue mich, dass Valerie mich aufmuntert. In den frühen Morgenstunden laufe ich völlig übermüdet nach Hause. Den Sonntag liege ich abwechselnd im Bett und mit meiner Katze Mauzi auf dem Sofa. Am Abend dusche ich und mache mich frisch. Valerie holt mich ab und wir fahren ins Lokal wo Charlotte arbeitet. „Ich lag heut den ganzen Tag im Bett.“ Stöhnt Valerie und greift zur Tageskarte. „Ich könnt jetzt glatt ein ganzes Schwein verdrücken.“ Sie lacht. Ich nicke stumm aber lächele sie an. Ich bin selbst auch nicht viel fitter und Hunger habe ich auch, denn ich hatte bisher heute nur einen Apfel. „Was darf´s denn sein, Mädels?“, fragt Charlotte als sie an unseren Tisch kommt. Wir bestellen und lehnen uns zurück. „Wann hast du vor, wieder ins Fitnessstudio zu gehen?“ fragt Valerie mich und holt einen Taschenspiegel aus ihrer Handtasche hervor. Sie reibt sich die Augen und untersucht ihre Haare. „Weiß ich noch nicht. Vielleicht warte ich einige Wochen, bis Gras über die Sache gewachsen ist.“ Murmel ich und verschränke die Arme. Valerie legt den Taschenspiegel zurück in ihre Handtasche. „Ja aber mal ehrlich. Es war ja nix zwischen euch oder gibt es was, was ich nicht weiß?“ Sie fuchtelt nun mit ihrer Haarbürste vor meiner Nase herum. „Nein es war tatsächlich nichts. Außer das ich fast alle Geschichten vom Fitnessstudio kenne und Geralds Karriere als Trainer.“ Ich zucke mit den Schultern. Valerie kichert und legt sie Haarbürste wieder in die Handtasche. Gerade als ich einen Schluck von meiner Cola nehme, sehe ich wie ein schwarzer Wagen auf den Parkplatz fährt und es steigen Elmar und eine mir fremde Frau aus. Ich spüre einen stechenden Schmerz in meiner Brust und mein Magen wird noch flauer als vorhin schon. Ich ducke mich etwas hinunter und Valerie schaut mich fragend an, bis sie versteht, warum ich dies mache. „Oh ha Mister Love ist da.“ Sie verdreht die Augen. „Schätzchen noch einmal. Das hast du nicht nötig.“ Ich schüttele mit dem Kopf und presse die Lippen zusammen, weil ich Angst habe das Elmar meine Stimme hören kann, wenn ich jetzt etwas sage. Aber nein, er geht mit der fremden Frau direkt zum Tresen und lehnt sich dort an. Die Frau erzählt ihm etwas und er lacht. Ich fühle mich schlecht. Valerie folgt meinem Blick und sieht ebenso in Richtung Tresen. „Wenn mich nicht alles täuscht ist das die Schwester von seinem Kollegen, die wohnt auch hier im Ort.“ Stellt Valerie trocken fest. „Danke für den Hinweis.“ Ich verstehe jetzt, warum Elmar sich mir gegenüber so komisch verhält. Er will nur Freundschaft weil er schon eine feste Freundin hat. Warum hat er das nicht erwähnt ? Warte mal, hatten wir das Thema überhaupt ? Ich glaube nicht. Aber warum empfinde ich dieses Knistern zwischen uns? Habe ich mir das nur eingebildet ? Fragen über Fragen. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Charlotte bringt uns unser Essen. Ich esse wie ein Spatz. Ich beobachte Elmar und diese fremde Frau. Sie lachen miteinander. Dann nimmt Elmar eine Tüte von Charlotte entgegen und die beiden gehen wieder zum Ausgang. Ich sehe zu ihm hin und plötzlich sieht er auch zu mir und unsere Blicke treffen sich. Er hätte lächeln können und winken können, irgendwas. Aber nein, er schaut einfach wieder weg und geht zügig mit der Frau Richtung Ausgang. Auch beim Auto schaut er nicht zurück. Es trifft mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich erzähle Valerie noch einmal alle Details von dem Tag wo Elmar und ich zusammen am Imbiss essen waren und wie die Funken zwischen uns sprühten. Valerie zuckt mit den Schultern. „Liebchen bei dir haben die Funken gesprüht, bei ihm scheinbar nicht. Entweder er ist tatsächlich vergeben, dann ist er der größte Idiot, weil er dir beim Imbiss scheinbar mit seiner Art Hoffnungen gemacht hat oder er ist ein Idiot weil er dich einfach nicht interessant genug findet. Fazit: Er ist so oder so ein Idiot.“

 

1 Tag später …

„ Die Heizungsfirma hat heute ihren letzten Arbeitstag im Hotel. Der Chef wünscht, dass wir Mittagessen für die Leute auftischen.“ Ich falte gerade Servietten, es ist kurz vor Mittag. „Ja dann machen wir das.“ Ich helfe ihr beim Tisch decken. Als wir Schritte hören gehe ich zum Nebeneingang raus in die Kantine. Valerie folgt mir. „Fehlen nun die Soßen und dann ist alles fertig.“, sagt sie und ich drücke ihr die Soßen in die Hand. „Mach du das bitte.“ Sie nickt und geht zu den Männern in den Aufenthaltsraum. Ich lehne mich an die Wand und schließe einen Moment die Augen. Nach Feierabend fahre ich mit meinem Fahrrad nach Hause und stehe lange unter der Dusche. Dort lasse ich meinen Tränen freien Lauf. Als Abschluss sozusagen. Elmar ist nicht an mir interessiert als ist das so. Dann eben nicht. Ich werde mich damit nicht länger beschäftigen. Bei einer Netflixserie am späten Abend schlafe ich dann im Wohnzimmer auf meiner Couch ein.

 

1 Woche später …

Inzwischen war ich wieder im Fitnessstudio und konnte mich recht angenehm mit Gerald unterhalten. Er hat mich sogar für heute auf ein Essen eingeladen und wir sind nun Freunde. Ich habe ihm erklärt, dass er auch mal zuhören muss, wenn ich ihm etwas erzählen möchte und das üben wir jetzt. Heute sitzen wir im Lokal und Gerald fragt mich gerade wie er die Gabel richtig halten muss, während ich ihn auslache und mir den Bauch halte, um überhaupt noch Luft zu bekommen. Gerald fuchtelt mit der Gabel in der Luft herum und albert mit mir. „Nein das geht anders, schau mal ..“ Mir bleibt der Satz im Hals stecken als ich plötzlich Elmar am Tresen stehen sehe und er mit dunklen Augen zu uns rüber schaut. Aber dieses Mal lasse ich mich von seinem bösartigen Blick nicht verunsichern. Ich ringe mit Fassung, nehme einen Schluck von meiner Cola ohne meinen Blick von Elmar abzuwenden, dann schaue ich wieder zu Gerald und nehme Gerald seine Hand um ihm die Gabel richtig zu richten, wie er sie für ein feines Diner halten sollte. Gerald drückt mir ein Bussi auf die Wange. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt von ihm Bussis zu bekommen, wir haben darüber gesprochen, dass dies keine Bedeutung hat. Im nächsten Moment kippt Gerald in seinem Elan mein Colaglas um und die Colaspritzer fliegen mir direkt ins Shirt. Während Gerald zum Tresen flitzt, vorbei an Elmar und von Charlotte einen Lappen holt, eile ich gedankenverloren zur Toilette um das schlimmste zu verhindern. Das Elmar mir folgt, bekomme ich erst mit, als er im Türrahmen der Damentoilette lehnt und mir dabei zuschaut, wie ich mein Shirt mit einem nassen Tuch betupfe und dann den unteren Teil des Stoffes unter den elektrischen Fön halte. Dieser ist sehr laut. Elmar steht immer noch im Türrahmen. In meinem Bauch beginnt es sehr stark zu kribbeln und ich möchte es mir verbieten, aber es geht nicht. Ich rieche Elmar und möchte ihn am liebsten aus der Tür schubsen, doch ich kümmere mich ruhig um mein Shirt. „Du hast scheinbar ein Talent für Flecken in deinen Shirts und Hosen.“ Schmunzelt er. Als ich aufschaue fängt er meinen Blick ein und geht einen Schritt auf mich zu. „ Was möchtest du von mir?“ frage ich ihn. Ich hebe meine Hand und halte Elmar auf Abstand. Er nimmt meine Hand und hält sie sanft. Ich spüre seine Wärme und mein Herz fängt wie wild an zu pochen. Im nächsten Moment kommt Gerald durch den Flur gestürmt und Elmar lässt abrupt meine Hand los. Er wendet sich blitzschnell von mir ab und stürmt auf die Herrentoilette. „Alles okay bei dir Fea ? Kommst du klar oder soll ich dir meinen Pulli leihen ?“ fragt Gerald. „Nein schon gut.“ Murmele ich und zeige auf mein Shirt. „Schau, nur zwei kleine Punkte, dass ist halb so schlimm.“ Gerald schaut einmal in die Herrentoilette rein, dann steht er wieder bei mir in der Damentoilette. Er beugt sich zu mir vor. „Kann es sein, dass hier gerade Jemand bei dir war und vor mir geflüchtet ist oder bilde ich mir das ein ?“ Ich zucke ahnungslos mit den Schultern. „Ich hatte den Fön laufen. Wenn Jemand hier war, dann habe ich es nicht mitbekommen.“ Gerald und ich gehen zurück an unseren Platz, Gerald hat mir eine neue Cola bestellt und ich schiebe sie in die andere Richtung des Tisches. Gerald lacht auf. Im nächsten Moment kommt Elmar von der Toilette und setzt sich wieder an den Tresen. Er bestellt nichts bei Charlotte, er sitzt einfach nur mit verschränkten Armen auf dem Barhocker und schaut in unsere Richtung. Als ich in seine Richtung schaue, durchbohrt sein Blick mich fast und in meinen Ohren beginnt es leicht zu rauschen, so lautes Herzklopfen habe ich. „Lass uns zahlen und gehen.“ Schlage ich Gerald vor. Dieser nickt und wir winken Charlotte zu uns. Nachdem wir bezahlt haben, verlassen wir das Lokal. Ich drehe mich am Ausgang noch einmal zu Elmar um, doch dieser ist nicht mehr zu sehen. Gerald und ich setzen uns in Geralds Auto. Er schlägt vor noch ins Kino zu gehen doch ich winke ab. „Morgen muss ich früh raus.“ Sage ich und gähne. Wir halten vor meinem Haus und ich steige aus. Inzwischen können Gerald und ich uns nett freundschaftlich umarmen. Ich erwidere seine Umarmung und er bietet mir dann noch an mich noch zur Tür zu bringen. „Mach dir keine Umstände.“ Sage ich. Gerald steigt trotzdem mit mir aus und umarmt mich vor der Haustür nochmal, er streichelt mir übers Haar und über den Rücken. „Fea ich mag dich sehr.“, flüstert er mir ins Ohr. „Ich finde dich auch nett Gerald“, sage ich und möchte mich von der Umarmung lösen. „Bitte bleib noch bei mir.“ Stöhnt Gerald mir ins Ohr und seine Lippen wandern zu meinem Hals. „Bitte nicht. Wir haben das doch geklärt.“ Flehe ich nun fast, weil ich Schwierigkeiten habe mich aus seiner Umarmung zu lösen. Im nächsten Moment höre ich nur noch ein dunkles „Lass sie los!“ und dann wird Gerald unsanft von mir gezogen und weggeschubst. „Ich verpasse dir Eine wenn du sie nochmal so anpackst!“  Gerald reibt sich durch sein Gesicht und hebt beschwichtigend beide Hände. „Hey, alles cool, bleib locker!“ sagt er und sieht dann zu mir rüber „Sorry, kommt nie mehr vor.“ Ich bin wie erstarrt und schaue zu Gerald und dann zu Elmar. Elmar ist uns gefolgt. Sein Auto steht wenige Meter weiter hinten in der Dunkelheit an der großen Eiche. Gerald steigt in sein Auto und braust davon uns Elmar nähert sich mir langsam und bleibt mit ausgebreiteten Armen vor mir stehen. „Darf ich?“ fragt er und ich flüstere fast ein „Ja“ und dann nimmt Elmar mich ganz sanft in den Arm und ich fühle mich unheimlich geborgen und wohl. Ich möchte am liebsten die Zeit anhalten. Ich bin so müde und fühle mich so schlapp und doch bin ich in diesem Moment so glücklich, als könnte ich fliegen. „ Was ist das zwischen dir und diesem Typen?“ fragt Elmar mich sanft und hebt mit einer Hand mein Kinn an und schaut mir in die Augen. „Da ist nichts, dass habe ich ihm aber auch schon erklärt. Und was ist mit dir und deiner Freundin mit der du im Lokal warst?“ frage ich ihn. „Ich habe keine Freundin, sie ist die Schwester von Laif meinem Kollegen.“ Antwortet er. Er schaut mir tief in die Augen. „Warum bist du mir immer aus dem Weg gegangen?“ „Weil ich dachte, dass du nur Freundschaft möchtest.“ Antworte ich. Elmar lächelt, dann stupst er mit seiner Nase meine Nase an und dann suchen seine Lippen meine und während ich meine Lippen öffne um ihn mit seiner Zunge einzulassen, seufze ich auf und kralle mich fest an Elmar. Elmar hebt mich hoch und nimmt meine Schlüssel aus der Tasche. Er schließt die Türen auf und trägt mich in meine Wohnung. Sanft legt er mich auf die Couch und beugt sich über mich um mich noch einmal zu küssen. Dann deckt er mich liebevoll zu. „Du solltest jetzt schlafen, ich sehe doch wie müde du bist.“ Flüstert er ganz sanft und haucht mir einen Kuss auf die Stirn. Ich umschlinge meine Arme um seinen Hals und ziehe ihn nahe zu mir runter. „Bleib doch hier.“ Er lächelt und küsst mich sanft auf den Mund. Dann legt er sich zu mir und hält mich im Arm. Mein Herz pocht und meine Oberschenkel inzwischen auch. An Schlaf ist nicht zu denken. Auch Elmar liegt mit klopfendem Herzen neben mir und streichelt mir über den Rücken. Ich drehe mit meiner Hand seinen Kopf zu mir und beuge mich über ihn, um ihn zu küssen. Wir küssen uns so lange, bis unsere Lippen total angeschwollen sind und wir einschlafen. Ich bin so glücklich verliebt …

 

                                              

 

 

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 03.05.2022

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