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Herz steht Kopf

Mein Auto war voll gekrümelt und hatte Staub angesetzt, so das ich mir dachte, dass ich erstmal zur Tankstelle fuhr. Gesagt, getan. Es war ein dunkler Himmel an diesem Nachmittag, die Blätter flogen herum, ich wickelte mir meine Strickjacke enger um den Körper, obwohl es nicht wirklich kalt war. Es war ein stürmischer Wind, dennoch nicht frostig, es war noch halbwegs angenehm, wir hatten Anfang Oktober, sowieso viel zu mild für diese Jahreszeit. Während ich an der Tankstelle energisch mit dem riesigen Staubsaugerrohr kämpfte, fuhr ein schwarzer Audi neben mir ran und parkte ebenfalls an der Druckluft- und Staubsaugersäule. Ich kniete gerade im hinteren Wagenteil, beugte mich runter um auch dort die Krümel wegzubekommen. Meine Haare hatte ich zu einem Zopf zusammen gebunden, die ersten Strähnen hatten sich allerdings schon wieder heraus gelöst, so das ich sie wieder hinters Ohr klemmen musste. Dort blieben sie in meiner gebeugten Form natürlich nicht. Ich stieg etwas unbeholfen rückwärts aus dem Auto, trat noch einen Schritt zurück, um meine hintere Autotür zu schließen und hörte ein „ Autsch!“ , erschrak, denn ich hatte wohl Jemanden getroffen mit meinem Ellenbogen. Ich drehte mich um und da rieb sich vor mir ein Typ den Kopf. Er hatte wohl soeben einen Euro in die Saugmaschine gesteckt, denn der gegenüberhängende Staubsauger begann laut an zu surren. Ich entschuldigte mich und zuckte noch mit den Schultern, hielt mein Staubsaugerrohr hoch, wollte ihm nur klarmachen, dass niemand ein Wort vom anderen verstehen würde, sollte er sich nun mit mir unterhalten wollen. Er hatte dunkelblondes Haar, hinten kurz und der Pony war etwas länger, fiel ihm teilweise in die Stirn. Seine Augen waren hell, blau oder grün, dass konnte ich so genau gar nicht erkennen. Er trug lässige Jeans und ein dunkelblaues schlichtes Baumwollhemd, dass hinten aber aus der Hose hing. Er war gut gebaut, nicht zu dick, nicht zu dünn. Er lächelte mich an, nickte ebenfalls und widmete sich seinem Staubsaugerrohr. Ich saugte noch meinen Kofferraum aus, beobachtete den Typen aber nebenher. Überflüssig zu erwähnen, dass ich den Kofferraum nicht mehr wirklich sauber bekommen hatte. Meine Blicke hafteten an dem Typen und der war nun akribisch mit aussaugen beschäftigt. Er klopfte sogar seine Fußmatten aus, wozu ich ehrlich gesagt zu bequem war. Soviel Arbeit wollte ich mir heute doch nicht mehr machen, schließlich hatte ich schon 6 Stunden gearbeitet und ich war müde.

Da es keinen Sinn machte, den Typen weiterhin zu beobachten, wo ich mit allem fertig war, seufzte ich innerlich, lief noch einmal zur Tankstelle rein und kaufte mir dort noch eine Zeitschrift.

„ Du hast mich beobachtet.“, rief der Typ mir zu und grinste frech. Ich stand völlig perplex neben meinem Auto und wollte gerade einsteigen, sah zu ihm rüber und wurde leicht rot. „Das hättest du wohl gerne, was ?!“, entgegnete ich ein wenig schnippisch, da ich mich ertappt fühlte und schüttelte mit dem Kopf. Was war das denn für ein arroganter Typ ?! Furchtbar ! Nun entdeckte ich, dass etwas an meinem Scheibenwischer klemmte. Energisch erhob ich mich wieder aus meinem Sitz, stieg so halb aus meinem Auto und griff mir den Zettel. Ich saß im Auto, schnallte mich an, ließ meinen Wagen an und faltete den Zettel auseinander. Eine Telefonnummer und der Name Marco. Ich sah nochmal rüber zu dem Typen, er lächelte mir zu und mimte mit seiner rechten Hand das telefonieren Zeichen. Ich lächelte zurück nickte und setzte dann zum rückwärts fahren an.

Während ich den Weg nach Hause antrat, dachte ich an Marco. Er sah schon unverschämt gut aus und schüchtern war er scheinbar auch nicht. Ob ich ihm erstmal eine Nachricht schickte oder sollte ich ihn direkt anrufen ? Aber wann ? Direkt wenn ich zuhause war oder lieber später ? Vielleicht auch erst morgen ? Und wenn er immer so war und jeder x beliebigen Frau seine Nummer gab ? Das war alles sehr ungewöhnlich.

Ich summte zum Song und kam daheim an.



Ich rieb mir müde die Augen und sah schlaftrunken auf mein Handy. Zwei Nachrichten von meiner Freundin Pia. „ Süße, was machst du heute noch?“ und „ Süße, bist du schon daheim ? Ich antwortete ihr „ Bin daheim, bin eingeschlafen. Melde mich später Hase!“ Tatsächlich hatte ich mich direkt aufs Sofa gelegt, mich zugedeckt und musste erstmal ausruhen nachdem ich zu Hause angekommen war. Ich wohnte alleine mit meiner Katze Molli, die gerade bei mir lag und sich an meinem Bein anschmiegte. Sie schnurrte zufrieden. „ Komm Molli, lass uns mal schauen, was wir noch zu essen haben.“, sagte ich zu ihr. Wie so oft ging ich alleine rüber zur Küchenzeile. Molli schaute vom Sofa aus zu, während ich den Kühlschrank durchforstete. Viel war ja nicht mehr da. Welcher Tag war heute ? Freitag. Aha, da hatte ich ja morgen noch Zeit zum einkaufen. Ich schnappte mir Käse, Tomaten, Butter und machte mich zwei Brote. Dann schlurfte ich wieder zum Sofa und schaltete den Fernseher ein. Ich aß meine Brote, scrollte nebenbei mein Handy durch, Emails, Facebook, Nachrichten, dass übliche halt und dann fiel mir ein, dass Marco vielleicht schon auf eine Nachricht wartete. Also fummelte den Zettel aus meiner Hosentasche und tippte seine Nummer in mein Handy. Sein Profilbild konnte ich bei Whatsapp leider nicht sehen. Ich schickte ihm eine zwanglose Nachricht „ Hi, bin die Tankstellenfrau von heute. Hier meine Nummer. Freu mich, wenn du dich meldest. „

So, geschafft. Ich grinste in mich hinein. Es dauerte keine Minute, da hatte ich auch schon eine Antwort von ihm und sein Profilbild sah ich nun auch. Es war ein Foto von seinem Auto. Okay, dachte ich mir. „ Hi Fremde. Wie heißt du eigentlich ?“ Stimmt ja, wir haben uns nicht vorgestellt. „ Felizitas“ schrieb ich ihm schnell zurück. „ Felizitas, schöner Name. Was machst du heute noch Felizitas ?“, schrieb er zurück. Ich lächelte. Nun war ich vollkommen hin und weg. Er hatte tatsächlich Interesse. Wow. Ich fühlte mich plötzlich sowas von gut. Unbeschreiblich. „ Ich mach einen ruhigen Abend und du ?“ antwortete ich. „ Ich wollt was trinken fahren. Hast du Lust ? Im Streichers ? Um 9? „ fragte er. Ich musste jetzt bis über beide Ohren grinsen. Wow ging der ran. Es war bereits halb 8 und ich sah aus wie ein Zausel. Aber das wäre zu schaffen. Ich schrieb ihm ein kurzes „ Klar, gerne.“ Und hüpfte dann vom Sofa. Nun musste ich mich schnell duschen.

„ Wieso meldest du dich nicht Süße ?“ schrieb Pia, als ich um kurz vor 21 Uhr aufgebrezelt ins Auto stieg und kurz auf mein Handy schaute. „ Hase ich hab ein kurzfristiges Date. Ich erzähls dir später oder morgen.“ Schrieb ich ihr und ließ dann den Wagen an. Ich hatte meine braunen Haare offen gelassen nach dem fönen, ich trug eine schwarze Jeans und ein graues enges Shirt, dazu meine schwarze Lederjacke. Ich hatte mir meine weißen Sneakers angezogen. Ich selbst fand mich toll. Während ich das „ Streichers“ wenige Minuten später betrat, hatte ich Herzklopfen bis zum Hals. Da saß Marco schon ganz lässig am Tresen auf einem Barhocker. Er trug immer noch seine blaue Jeans, allerdings hatte er ein schwarzes Hemd an und es hing ihm diesmal nicht aus der Hose. Und als ich auf ihm zuging, begrüßten wir uns mit einer leichten Umarmung und er roch sehr gut. Er bat mich einen Tisch auszusuchen und ich entschied mich für einen Tisch am Fenster. Wir tranken einen Kaffee zusammen. „ Magst du nichts essen ?“, fragte er mich und sah mich eindringlich an. Ich schüttelte mit dem Kopf. Sein bohrender Blick fraß mich förmlich aus und ich hatte Mühe seinem Blick standzuhalten. „ Du hast total schöne Augen.“, sagte er und lächelte. „ Danke.“, murmelte ich und war schon fast ein wenig verlegen. So wie ich das erkennen konnte, hatte er blaue Augen. Und diese leuchteten richtig schön. Vielleicht war es auch das Licht im Lokal. Zumindest hatte er schöne große Augen. Er fragte mich nach meiner Familie, nach meinem Beruf, nach meinen Hobbys, Freundinnen, einfach alles, wo ich zuletzt selbst überlegen musste. Dann erzählte er kurz und knapp was er beruflich machte. Es war bereits 23 Uhr durch, als wir uns entschlossen das Lokal zu verlassen. „ Es war ein wunderschöner Abend.“, flüsterte Marco mir ins Ohr als wir draußen vor meinem Auto standen. Er strich mir über die Wange und hob mein Kinn leicht an, dann beugte er sich zu mir runter und seine Lippen berührten meine Lippen. Ich erwiderte den Kuss, er umfasste mit beiden Händen meine Taille und ich umarmte ihn. Wir verschmolzen ineinander zu einem intensiven Zungenkuss und mir war heiß und kalt zugleich. Als ich mich loslöste hatte ich das Gefühl zu schweben. Marco konnte unheimlich gut küssen. Absolut gut. Er streichelte mir über die Wange und wir sahen uns einen Moment in die Augen. „ Ich mag dich gar nicht gehen lassen.“, flüsterte er und streichelte meinen Rücken unter meiner Jacke. „ Ich mag auch gar nicht gehen, aber der Abend ist zuende und es ist spät.“, flüsterte ich zurück. Marco küsste mich nochmal. Es war wieder absolut fantastisch, doch diesmal schob ich bestimmt seine Hände von mir, da er bereits anfing, mir unters Shirt zu fassen. „ Ich wünsche dir eine Gute Nacht“, murmelte er und lächelte. Er wusste ganz genau, dass er ein wenig zu weit gegangen war. Ich lächelte ihn an und nickte. „ Die wünsche ich dir auch.“ Dann stieg ich in mein Auto und brauste davon. Als ich zu Hause war, war es bereits kurz nach Mitternacht.


„ Sag mal, wo bist du denn die ganze Zeit und warum meldest du dich nicht mehr, Süße?“, Meine Freundin Pia klang recht energisch am Telefon und ich war noch völlig durcheinander. Sie hatte mich im Dauerlauf angerufen und mich geweckt am frühen Morgen um 10 Uhr. „Ich hab dir doch geschrieben, dass ich ein Date hatte gestern.“, rechtfertigte ich mich. „ Ich komm gleich mit Frühstück.“ Sagte Pia und legte auf. Ich watschelte ins Badezimmer und klatschte mir erstmal Wasser ins Gesicht. Dann zog ich mir meinen Morgenmantel über.


„ Wie ist das denn passiert ? Komm erzähl !“, Pia lief um mich herum, bedeutete mir, dass ich mich setzen sollte , was ich auch tat und sie deckte den Tisch, während ich erstmal meine Gedanken sortieren musste. Während wir unsere Brötchen aßen erzählte ich ihr meine Story mit Marco und ich musste zugeben, ich war selbst am glühen beim erzählen und Pia grinste mich an und schüttelte dann mit dem Kopf. „ Wahnsinn.“, murmelte sie und nippte an ihrem Kaffee. „ Ich meine, wie oft passiert das denn heutzutage noch, dass man einen guten Typen kennenlernt Süße ?! Und dann noch an der Tanke, eh, ich fass es nicht. Du Glückspilz!“ Sie breitete die Arme aus und kam zu mir rüber, um mich zu drücken. „ Oh Süße, dass ist sooo schön.“ „ Find ich auch.“, murmelte ich.

Beim Blick aufs Handy stellte ich fest dass Marco mir leider nicht geschrieben hatte. Auch gestern Abend nicht mehr. Ich war ein wenig irritiert, vielleicht hatte ihm das Date nicht gefallen oder vielleicht hatte ich ihm nicht so gefallen. „ Gemeldet hat er sich aber noch nicht wieder.“ Ich zuckte mit den Schultern und zog die Augenbrauen hoch. Pia kniff die Augen zusammen. „ Hmmm,… dass ist schon merkwürdig.“ Ich erhob mich von meinem Stuhl und räumte den Tisch ab, während Pia in ihrem Handy tippte. „ Was hat er denn so von sich erzählt?“, fragte sie mich nebenbei. Ich rieb mir durchs Gesicht. „ Puh, nicht viel. Nur das er so einen Job hat, wo er ziemlich gestresst ist halt.“ „ Ja und was ist das für ein Job?“, wollte Pia wissen, legte ihr Handy zur Seite und sah mich fragend an. „ Ach du liebe Zeit. So genau hab ich das gar nicht mitbekommen. Er hat keine genau Bezeichnung genannt, also so wie Koch oder Maurer oder so. Nur das er viel Stress hat, viel unterwegs ist und so.“ Pia sah mich verblüfft an. „ Feli, ich bitte dich! Du weißt aber doch sicher wo er wohnt, oder ?“ „ Er wohnt in Königshausen.“ , antwortete ich und zwinkerte ihr mit einem Lächeln zu. „ Siehst du, ein bisschen was weiß ich schon von Marco.“ Pia schaute wieder in ihr Handy und ich räumte den Geschirrspüler ein. „ Wollen wir doch mal schauen.“, murmelte sie und tippte energisch auf ihr Display. „ Was wollen wir mal schauen Pia?“, dabei betonte ich ihren Namen besonders streng. „ Hör auf den armen Marco zu googlen oder bei Facebook zu suchen.“ „ Wieso denn ? Du musst doch wissen, auf wen du dich da einlässt?!“, entgegnete sie und sah unschuldig in meine Richtung. Ich musste nun lachen. „ Ja dann mach. Du lässt es ja doch nicht sein.“ „ Schon passiert.“ , antwortete sie. Nix gefunden. Es gibt nur einen Marco in Königshausen und der ist verheiratet. Sie hielt mir ihr Handy hin und ich betrachtete das Bild eines Pärchens. Nun war ich getroffen. Richtig getroffen. „ Ohhh nein!“, Pia wusste sofort was los war, nahm das Handy weg, legte es auf den Tisch und nahm mich erstmal wortlos in den Arm. „ Das ist er.“, flüsterte ich ihr kaum hörbar ins Ohr und war im nächsten Moment richtig enttäuscht. „ Tut mir leid Süße. Vergiss ihn bitte. Lass uns heute was machen, okay ? Kino oder Wellness, was du magst, ja ?!“, Pia strich mir sanft über den Kopf. Ich nickte. „ Können wir. Tut bestimmt gut.“


Zum Mittag aßen wir im Vitalino und zum Nachmittag gingen wir in der Stadt shoppen.

Zum Abend wollten wir ins Kino. Es lief ein neuer Film, auf den wir schon beide gespannt waren. Als Pia und ich an der Abendkasse in der Schlange standen entdeckte ich Marco am Popcornstand und stieß Pia an. „ Schau mal einer an.“, murmelte sie. „ Die treulose Tomate.“ „ Ich möchte am liebsten im Erdboden versinken.“, raunte ich Pia zu, doch die blieb ganz cool und lief zum Marco rüber. Ich sah nur wie er sich mit ihr unterhielt, kurz, dann kam sie kreidebleich zu mir rüber. „ Was ist denn los ?“, fragte ich sie, doch dann kam Marco auch schon zu mir und nahm mein Gesicht in beide Hände, küsste mich und strahlte mich an.“ Deine Freundin hat mich ziemlich komisch angemacht, aber ich habe ihr kurz alles erklärt. Ich freue mich, dich zu sehen. Kriege ich deine Nummer nochmal?“ Ich war völlig verdattert und wusste gar nichts mehr. „ Moment mal, was ist eigentlich jetzt los ?!“, ich schob Marco von mir weg und blickte erst ihn, dann Pia ratlos an. „ Er ist geschieden. Das Bild hab ich ja auch gegooglet. Das war nicht mehr aktuell.“, gab sie kleinlaut von sich. „ Und schreiben konnt ich dir nicht, weil mein Handyvertrag letzte Nacht beendet war und ich es völlig versäumt hatte, da muss ich dann am Montag erstmal hinterher.“ Ich riss die Augenweit auf und starrte ihn ungläubig an. „ Was ist das denn ?“, fragte ich ihn. „ Du hast doch trotzdem meine Nummer. Dann hättest du mich halt von einem anderen Telefon aus angerufen. Sag mal, für wie blöde hälst du mich eigentlich?“ Marco fuhr sich mit beiden Händen durch seine Haare, er schaute verzweifelt zu Boden und überlegte sich scheinbar eine neue Erklärung. „ Ich hab dir doch erzählt, dass ich einen anstrengenden Job habe. Ich musste heute arbeiten, wann hätte ich das machen sollen ?“ Scheinbar hielt er mich für völlig bescheuert. Inzwischen war ich innerlich nicht mehr irritiert, sondern sauer und das bekam auch Pia mit, worauf hin sie sich einmischte. „ Am besten wäre es, ihr geht gemeinsam wohin, wo ihr Zeit für euch habt und ich mach mich aus dem Staub. Oder hast du einen Freund dabei, Marco ?“ Marco sah Pia irritiert an, dann begriff er und drehte sich um, winkte einen schlaksigen Typen herbei. „ Das ist Tobias. Tobias, dass ist die Frau von der ich dir erzählt habe, Felizitas und das ist, wie du gerade ja selbst bemerkt hast ihre Freundin Pia. Ihr seit ja sicherlich Freundinnen, oder ?“ Pia nickte Tobias zu und lächelte in meine Richtung, was nur soviel bedeuten konnte, dass sie mit Tobias ins Kino wollte. Ich nickte ihr zu und wir bedeuteten uns das telefonier Zeichen. Tobias lächelte Pia ebenfalls zu und Pia nahm wie selbstverständlich seine Hand. Da standen Marco und ich nun, nicht mehr an der Kasse, der Kinoschlange, sondern daneben. Der Trubel hatte sich aufgelöst, der Film war sicher schon angefangen. Ich wusste nicht so recht, was ich machen sollte. Marco ergriff die Initiative und nahm meine Hand. Er sah so lieb aus und überhaupt nicht wie ein Lügner. „ Darf ich dich auf einen Kaffee oder auf ein Essen einladen?“, fragte er. Ich nickte. „ Kaffee klingt gut.“

Wir saßen einige Minuten später im kleinen Stadtkaffee mit Ausblick auf den Marktplatz. Inzwischen war nicht mehr soviel los auf den Straßen. Der Marktplatz leerte sich, aber das Cafe füllte sich. Wir hatten einen Platz am Fenster. Es war gedämpftes Licht und wir teilten uns eine Bank, saßen auf einem weichen Schaffell. Es war schon sehr angenehm, so dicht neben Marco zu sitzen. Er streichelte meinen Handrücken, fragte mich ruhig nach meinem Tag. „ Es tut mir leid, dass es so gekommen ist, andererseits freue ich mich, dass wir nun zusammen sitzen.“ , flüsterte er mir ins Ohr. Ich nickte. Ich fand es auch schön.

Wir lauschten den Gesprächen der anderen Leute, nippten an unserem Kaffee und gingen wenig später Hand in Hand wieder hinaus. „ Du müsstest jetzt bei mir mitfahren, damit ich dich nach Hause bringen kann, oder ?“, fragte Marco mich etwas verlegen. „ Ich kann auch zum Kino zurück und fahre mit Pia nach Hause. Wir sind mit ihrem Auto da.“, entgegnete ich. „ Ehrlich gesagt…“, Marco strich mir übers Haar und beugte sich ganz dicht zu mir herunter. Unsere Nasenspitzen berührten sich und mir wurde heiß und kalt. „ ..ich möchte dich gerne in meinem Auto nach Hause bringen. Oder, wenn du magst, noch mit zu mir.“ „ Das geht ja sehr schnell“, flüsterte ich fast. Er streichelte meinen Rücken und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss. „ Somit kannst du dich aber auch gleich vergewissern, dass ich tatsächlich alleine lebe.“, entgegnete er leise und küsste mich erneut. „ Das glaube ich dir auch so.“, murmelte ich und lachte leise. Es war zu schön mit ihm.

Ich ließ mich von ihm zu sich nach Hause fahren. Ich ließ es zu, als er mir zu Hause, nachdem er die Haustür hinter sich geschlossen hatte, meine Jacke auszog, meine Schuhe. Wir küssten uns wie zwei Ertrinkende, ich dachte innerlich, ich müsste verbrennen, so leidenschäftlich küsste er mich. Marco drückte mich sanft mit dem Rücken zur Wand, schob mit seinen Händen mein Shirt hoch, streifte es mir über den Kopf und küsste mich wieder, wanderte mit seinen Lippen meinen Hals hinunter, umfasste meine Brüste und saugte sich an meinen Brustwarzen fest. Seine Hände wanderten tiefer und ich stöhnte auf. Er hob mich hoch und ich ließ mich von ihm auf sein Bett tragen….


„ Du bist eine wunderbare Frau Felizitas.“, flüsterte Marco mir ins Ohr, als wir später eng aneinander gekuschelt in seinem Bett lagen. Mir fehlten immer noch die Worte. Ich hatte selten solch leidenschaftliche Liebe erlebt. Marco war unglaublich zärtlich und doch auch so erfahren. Ich schmiegte mich an ihn und war einfach nur glücklich.

Am nächsten Morgen frühstückten wir gemeinsam auf seinem Balkon. Es war ein wenig frisch am Morgen. Marco hatte meinen Stuhl mit Kissen ausgepolstert und mir eine extra dicke Decke gegeben. Ich war wunschlos glücklich. „ Was wollen wir jetzt aus uns machen ?“, fragte er mich, nachdem wir zu ende gefrühstückt hatten. „ Wie meinst du das ?“, lachte ich. „ Möchtest du meine Freundin sein ?“, fragte er mich und kniete vor mir . Ich lachte noch mehr. „ Gerne möchte ich deine Freundin sein.“

Wir küssten uns und begannen wieder uns ineinander zu verlieren. Nach einer gemeinsamen langen heißen Dusche zogen wir uns an und ich machte meine Haare zurecht. Wir liefen Hand und Hand durch den nahegelegenen Park. Es war einfach schön mit ihm.

Als wir nach einem Essen beim Italiener wieder bei ihm zu Hause ankamen, brachte er mich mit seinem Auto nach Hause.

Wir telefonierten am Abend und auch noch einmal in der Nacht. Auch in der kommenden Woche sahen wir uns jeden Abend und verbrachten viele leidenschaftliche Stunden miteinander. Am kommenden Wochenende klingelte dann ununterbrochen sein neues Handy, während wir gerade einen Film gemeinsam bei ihm zu Hause anschauten. Marco verließ das Zimmer und telefonierte Im Badezimmer. Als er fertig war, kam er zurück und wollte den Film weiter mit mir schauen, doch ich sah ihm an, dass etwas nicht in Ordnung war. „ Wer war am Telefon?“, fragte ich ihn. „ Meine Tochter.“, antwortete er. „ Deine Tochter ?“, fragte ich ihn und sah ihn verblüfft an. „ Du hast mir gar nichts von einer Tochter erzählt.“

„ Ich habe aber eine Tochter. Sie ist schon 16. Sie wohnt bei ihrer Oma. Ihre Mutter ist vor einiger Zeit ausgewandert und sie möchte nun gerne bei mir wohnen.“ Marco wagte es nicht mich anzuschauen. Ich musste erstmal schlucken. Das hatte ich alles nicht gewusst. „ Deine Exfrau ist ausgewandert ?“, fragte ich ihn. „ Nein, meine Exfreundin aus Schulzeiten. Meine Exfrau und ich haben keine gemeinsamen Kinder.“ „ Und du hast aus Schulzeiten mit einer Exfreundin ein Kind ? Oh je. Wo lebt deine Tochter?“, fragte ich. Der Film war nun nebensächlich geworden. Marco erzählte mir, dass er nur kurze Zeit in der Beziehung mit der damaligen Schulfreundin war, dass diese sich dann getrennt hatte und weg gezogen ist. Viel später erfuhr er, dass sie schwanger war und Marco selbst erkannte die Vaterschaft an, so wie es sich gehörte. Seine Eltern verlangten es so. Dies war nun viele Jahre her. Seine Tochter Hannah kam alle 3-4 Wochen mal. Sie wohnte etwa eine Autostunde von ihm entfernt. Hannah war nun unglücklich bei ihrer Oma, da ihre Mutter vor einem halben Jahr zu ihrem neuen Partner nach Italien gezogen ist, wohin Hannah auf keinen Fall mit wollte. Marcos Exfrau kam weder mit der Exfreundin aus Schulzeiten zurecht, noch mit Marcos Tochter Hannah, somit wurde aus einer kurzen Ehe von einem Jahr eine schnelle Scheidung. Marco erzählte mir, dass Hannah nun immer öfter anrufen würde, um zu fragen, wann sie endlich zu ihm ziehen könnte. Nachdem Marco nun mich kennengelernt hatte, wollte er erstmal abwarten. „Ich möchte dich nicht verlieren, wo ich dich gerade erst habe. Ich meine, …wir kennen uns ja noch nicht mal so lange.“, flüsterte Marco und strich mir durchs Haar. Ich nahm seine Hand. „ Aber du musst mich doch gar nicht verlieren.“, flüsterte ich zurück. „ Du verstehst das nicht.“, stammelte Marco. „ Ich bin früh Vater geworden und habe früh gelernt Verantwortung zu tragen und ich konnte nie lange eine Beziehung halten wegen meiner Tochter. Ich möchte sie aber auch auf keinen Fall ausschließen, da sie schließlich zu meinem Leben gehört.“ Marcos Stimme klang ganz sanft, aber auch Traurigkeit hörte ich heraus. „ Ich versuche es zu verstehen.“, flüsterte ich zu und gab Marco einen Kuss. „ Ich habe bereits eine Scheidung hinter mir, ich bin nun 32 Jahre alt und möchte irgendwann auch gerne eine richtige Familie.“ Marcos Augen leuchteten vor Freude und gleichzeitig vor Trauer. „ Ich habe ja gar nicht vor, mich von dir zu trennen.“, antwortete ich. „ Stell mir deine Tochter vor und wir werden sehen, was passiert.“ Marco lächelte mich warmherzig an. „ Du bist so eine wunderbare Frau. Ich habe mich an der Tankstelle sofort in dich verguckt.“ Gestand Marco und küsste mich. Ich erwiderte seinen Kuss. „ Dann lass es uns versuchen.“ Flüsterte ich und Marco strich mir sanft übers Haar.




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Texte: SkySky
Bildmaterialien: SkySky
Cover: SkySky
Lektorat: SkySky
Tag der Veröffentlichung: 23.12.2017

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