Lukas sah betrübt auf den Tresen in seinem Lokal, wo mittlerweile nur noch ein Glas mit sauren Gurken und ein Glas mit alten Bonbons standen.
Früher war die Gaststätte Zum schwarzen Fasan für seine kulinarischen Besonderheiten berühmt gewesen, aber heute wurden die Lebensmittel rationalisiert.
Deshalb beschloss er vor gut drei Jahren, aus dem Restaurant, das er geerbt hatte, ein Tanzlokal zu machen. Die einzige Möglichkeit, überhaupt Geld zu verdienen und seine Angestellten weiterhin beschäftigen zu können.
Nicht, dass Lukas Otto Viktor von Nassau es nötig gehabt hätte, arbeiten zu gehen. Seine Familie war uralt und genauso reich, allerdings gab es einige Gründe für ihn in Wiesbaden zu bleiben, wo er das Lokal seines Großvaters führte.
„Glaubst du, dass sie heute Abend wieder handgreiflich werden?“
Die Stimme seiner besten Kellnerin riss ihn aus seinen Gedanken.
Seufzend drehte er sich zu ihr, um ihr ein Lächeln zu schenken.
„Ich hoffe nicht. Gestern war ich bei Polizeileutnant Börner, wo ich mich beschwert habe. Ich kann ja verstehen, dass die Soldaten Unterhaltung suchen, aber nicht auf diese Weise.“
Julia nickte leicht, wobei sie verängstigt aussah.
Erst letzte Woche feierten einige SS-Männer bei ihnen. Die Leute betranken sich hemmungslos. Es kam, wie es kommen musste, ein Streit eskalierte.
Lukas hatte Glück, dass er durch seine Beziehungen die Schäden schnell beseitigen lassen konnte. Trotzdem verunsicherte es seine Angestellten, wenn Soldaten das Lokal betraten. Nur wer fühlte sich zurzeit noch sicher? Sie alle saßen auf einem Pulverfass.
„Ich wünschte, wir wären in der Lage, die Zeit zurückzudrehen“, flüsterte die junge Frau, ehe sie sich auf die Lippe biss.
Die Nazis sperrten die Menschen schon für weniger ein.
Lukas legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Keine Angst, hier darfst du sagen, was du denkst. Es sei denn, wir haben geöffnet.“
Mit einem Grinsen nickte er zur Tür, die gerade von einer weiteren Angestellten aufgeschlossen wurde.
Jetzt im Januar öffneten sie bereits um 20:00 Uhr, allerdings nur von Donnerstag bis Sonntag. Auch eine Bevormundung durch die kommandierenden Generäle, die die Stadt unter ihrer Fuchtel hielten.
Es dauerte nicht lange, bis die ersten Gäste erschienen, die einfach den Alltag vergessen wollten.
Lukas nickte den Musikern zu, einer kleinen Band bestehend aus vier Männern, die für Unterhaltung sorgten.
Neben der Kapelle gab es eine Tanzfläche, genug Sitzgelegenheiten und in einem Nebenraum sogar eine Billardplatte.
Hinter der Theke führte eine Tür in die Küche, die heutzutage kaum noch benutzt wurde. Einen weiteren Raum, den man nur durch die Küche erreichte, nutzte er als Büro.
Früher war es das private Zimmer seiner Mutter gewesen, die sich dort zurückziehen konnte, falls sie eine Pause brauchte.
Wie sie ihm erzählt hatte, war sie ein paar Mal vor seinem Vater in ihren Rückzugsort geflüchtet.
Lukas schmunzelte, als er an diese Geschichte dachte. Damals gestand man dem Adel besondere Rechte zu, was Helena oft genug gezeigt wurde.
Seine Mutter war eine Bürgerliche, als sie sich in den Prinzen von Nassau verliebte. Seine Eltern liebten sich auch heute noch so sehr wie zu der Zeit, was beneidenswert war.
„Guten Abend, der Herr.“
Die weibliche Stimme ließ Lukas lächeln.
Josephine von Lüttwitz war eine enge Freundin seiner Familie, sodass er sich aufrichtig freute, sie zu sehen.
„Hallo Josephine, ich hoffe, es geht dir gut.“
Er eilte zu ihr, um sie freundschaftlich zu umarmen.
Die ältere Frau nickte lächelnd.
„Ja, wobei ich deine Mutter vermisse. Sie war schon viel zu lange nicht mehr in Wiesbaden.“
Seufzend stimmte Lukas ihr zu, allerdings gab es dafür einen triftigen Grund.
„Du weißt, dass sie sich keinesfalls offiziell in der Stadt zeigen darf. In Dänemark kennt sie keiner, dort ist sie sicher. Aber ich denke, dass sie sich bald hier blicken lässt. Ich schicke dir eine Nachricht, sobald sie sich in meiner Villa aufhält.“
Josephine nickte leicht. Sie war in das Familiengeheimnis eingeweiht, außerdem wusste sie von einigen Aktivitäten, die Viktor und Helena unternahmen, um Leben zu retten.
Wie gerne hätte sie sich den beiden angeschlossen, nur lehnten ihre Freunde ihre Mitarbeit rigoros ab.
Die Tür ging auf und eine Gruppe SS-Soldaten kam herein, woraufhin Lukas sich ihnen in den Weg stellte.
„Meine Herren, es tut mir leid, dass ich Sie aufhalten muss, aber wir sollten vorher ein paar Regeln aufstellen.“
Einer der Männer lachte abfällig, gleichzeitig versuchte er, sein Gegenüber zur Seite zu schieben, was ihm nicht gelang.
„Ich habe mit Polizeileutnant Börner gesprochen. Die Auseinandersetzungen von letzter Woche werden sich keinesfalls wiederholen. Ich sehe mich ansonsten gezwungen, gerichtlich gegen Sie vorzugehen.“
Der Soldat, der Lukas wegschieben wollte, starrte ihn nur ungläubig an. Der Besitzer des Schwarzen Fasans war als Schönling verschrien. Niemals hätte er ihm so viel Kraft zugetraut, um ihm zu widerstehen.
„Wir sind die Polizei in Wiesbaden. Wie wollen Sie uns da belangen?“
Ein weiterer SS-Mann grinste ihn spöttisch an, wobei Lukas an sich halten musste, um in seiner Rolle zu bleiben, die er diesen Mistkerlen immer vorspielte.
„Ich lege Beschwerde gegen Sie beim kommandierenden General Steppuhn ein. Sie werden schon sehen, dass niemand einem unbescholtenen, arischen Bürger die Existenz nehmen darf.“
Pikiert hob der Gastwirt die Nase in die Luft, gleichzeitig schniefte er empört.
Josephine hustete leise, um ihr Lachen zu unterdrücken, denn der Sohn ihrer besten Freundin spielte den Stoffel perfekt.
Die Soldaten lachten rau, dann stieß einer ihm hart gegen die Schulter, sodass er einen Schritt zurücktrat.
„Geh aus dem Weg, du Wicht. Bring uns lieber genug Apfelwein.“
Mit der Ansage gingen sie auf einen Tisch zu, der in der Nähe der Tanzfläche stand.
Lukas sah ihnen mit einem diabolischen Lächeln hinterher. In dem Augenblick sah er seinem Vater verdammt ähnlich, wobei er gewiss genauso gefährlich war. Diese Leute würden schon noch sehen, was sie von ihrem unflätigen Benehmen hatten.
Julia blickte ängstlich zu ihm herüber, als die Männer lautstark nach dem Wein verlangten.
„Entschuldige mich bitte. Ich muss meine Kellnerin schützen.“
Lukas drehte sich auf dem Absatz um, ging zur Theke, um das vorbereitete Tablett zum Tisch zu bringen.
Er servierte den Leuten ihren Apfelwein, dabei riss er sich zusammen, um ihnen das Getränk nicht ins Gesicht zu schütten.
Dieser Abschaum war in seinen Augen der Untergang Deutschlands, aber der Führer sah das wohl anders.
Auf dem Bankett am Samstagabend würde er sich mal ausgiebig mit dem Chef des Generalstabs Oberst Meißner unterhalten. Sollte das auch nichts nutzen, ging er seinen eigenen Weg. Bei dem Gedanken musste er wieder ein bösartiges Grinsen unterdrücken.
Da sein Lokal sehr beliebt war, lenkte ihn die Arbeit ab, denn seine zwei Kellnerinnen schafften es unmöglich alleine, zumal sie Angst vor den SS-Leuten hatten. Aus gutem Grund.
Die Tür schwang erneut auf und Generalmajor der Polizei Jedicke erschien zusammen mit seinem Adjutanten sowie drei weiteren Stabsoffizieren.
„Guten Abend, die Herren, darf ich Sie zu einem Tisch bringen? Oder sind Sie etwa dienstlich unterwegs?“
Mit einem gewinnenden Lächeln sah er die Männer an.
„Nein, von Nassau, wir sind privat hier. Auch Soldaten brauchen mal etwas Abwechslung.“
Jedicke sah ihn überlegen an, da er ihn für einen Feigling hielt, der sich mehr mit seiner Garderobe beschäftigte, als gut für ihn war.
Diensteifrig brachte Lukas die Gäste zu einem großen Tisch, der direkt neben dem stand, an dem die anderen Uniformierten saßen.
„Vielleicht darf ich Sie bitten, ein Auge auf Ihre Untergebenen zu haben? Letzte Woche gab es Streit, anschließend musste ich mein Lokal renovieren. Außerdem fürchten sich meine Angestellten seitdem vor diesen Männern.“
Seine Stimme klang eiskalt, sodass der Generalmajor ihn verwundert ansah.
„In unserer Gegenwart wird sich ein deutscher Soldat benehmen“, versicherte Braun, der Adjutant, ihm.
Lukas nickte leicht, um seine Zustimmung zu zeigen, es brachte nichts, jetzt zu widersprechen, obwohl er es besser wusste. Sobald die hohen Herren genug getrunken hatten, waren sie genauso unberechenbar.
Wie immer bekamen sie alle Hände voll zu tun, sodass er kaum die Zeit fand, sich mit Josephine zu unterhalten, die mittlerweile mit ihrem Mann und ihren Freunden an einem Tisch saß.
Pünktlich um 1:00 Uhr zur Sperrstunde verabschiedeten sich die letzten Gäste, damit Lukas die Haupttüre zuschließen konnte.
Die beiden Kellnerinnen blieben noch, um aufzuräumen, aber auch, um den ungehobelten Soldaten aus dem Weg zu gehen.
„Ich kann euch nach Hause bringen oder euch ein Taxi bestellen“, bot ihr Chef, zum hundertsten Mal, an.
Julia lächelte, schüttelte allerdings bestimmt den Kopf.
„Nein, danke. Gleich ist es sicher, dann liegen diese Bestien betrunken in ihren Betten.“
Darauf hoffte Lukas auch, denn seine Freunde würden in einer guten Stunde erscheinen. Die SS-Männer sollten ihnen besser nicht in die Hände fallen.
Als die Mädchen gegangen waren, zog er sich in sein Büro zurück, wo er sich schnell umkleidete. Sein feiner Anzug wich strapazierfähigen Hosen und einem Pullover, wie die Hafenarbeiter ihn trugen. Für das, was er vorhatte, benötigte man keine Abendgarderobe.
Wie fast immer an den Tagen, an denen der Schwarze Fasan geöffnet hatte, klopfte jemand um 2:30 Uhr an die Scheibe.
Sofort schwang die Eingangstür auf, nur um hinter den zehn dunklen Gestalten wieder abgeschlossen zu werden.
„Lukas, mein Lieber, du siehst deinem Vater bei jedem Treffen ähnlicher.“
Pauline von Nassau umarmte ihren Cousin, der sie ein wenig erstaunt ansah.
„Pauline, was tust du hier? Papa bläst mir den Marsch, wenn ich erlaube, dass du mitkommst.“
Die Frau mit der auffälligen, weißen Gesichtsfarbe lachte leise.
„Glaubst du wirklich, dass Viktor mir keinen Spaß gönnt? Im Gegenteil, er würde mich sogar selbst mitnehmen, wäre er der Anführer.“
Sie deutete auf die anderen Leute, deren Haut im Dunkeln leuchtete, während ihre Augen blutrot schimmerten.
„Wir wollen unsere Freunde nicht mit Familiengeschichten langweilen, oder? Außerdem haben wir einiges zu tun.“
Mit einem unruhigen Gefühl gab Lukas nach, obwohl er wusste, dass sein Vater alles für die Sicherheit seiner Nichte getan hätte.
Sie setzten sich an einen Tisch und einer der Männer breitete eine Stadtkarte aus.
„Es sind weitere Hinrichtungen auf dem Freudenberger Schießplatz geplant. Darüber hinaus wollen sie einen Transporter mit behinderten Menschen ins Hospital nach Hadamar schicken“, berichtete er.
Das neueste Unternehmen dieser Bestien war, dass sie jeden, der nicht in ihr Schema passte, in verschiedene Krankenhäuser verschleppten, wo die angeblichen Patienten umgebracht wurden.
„Was können wir tun?“
Eine junge Frau warf die Frage, die sie alle interessierte, in die Runde.
„Wir haben Unterkünfte und Verbündete in Bierstadt, darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Flüchtlinge im Biebricher Schloss unterzubringen.“
Lukas runzelte die Stirn.
„Karl, du machst Witze. In dem zerfallenen Kasten? Der bricht doch zusammen, wenn man nur hinsieht.“
Der Angesprochene schüttelte ernst den Kopf.
„Nein, es sieht zwar so aus, allerdings gibt es etliche Räume, die gut erhalten sind. Natürlich ist es keine Luxusunterkunft, aber ausreichend, bis unsere Verbündeten sie ins nächste Versteck schaffen, ehe deine Eltern den Transport nach Dänemark oder sogar nach England organisiert haben.“
Erneut deutete Karl auf die Karte, um seinen Leuten zu zeigen, wohin sie die Geretteten bringen konnten.
„Wir müssen vorsichtig sein, damit man uns nicht bemerkt. Zu viele Tote machen diese Schweine nur stutzig.“
Klara, eine Frau um die vierzig, blickte besonders die Jüngeren in der Runde an.
„Wir sollten sie einfach aussaugen, dann ist Ruhe“, murmelte Frank, ein dunkelhaariger Mann, der offensichtlich kaum etwas für das NS-Regime übrighatte.
Lukas lachte leicht.
„Willst du dir unbedingt den Magen verderben? Aber Spaß beiseite, wir sind bei Weitem nicht zahlreich genug, um so viele Soldaten zu töten.“
Keinem von ihnen machte es etwas aus, ein Menschenleben zu beenden, zumindest solange derjenige es verdient hatte.
„Gut, lasst uns die Leute aus den Krankenhäusern und Pflegeheimen holen, ehe die Nazis es tun.“
Karl faltete die Karte zusammen, steckte sie in seine Jackentasche, danach stand er auf.
„Pauline, du bleibst bei Lukas. Hör auf ihn, er ist der Erfahrenste von uns.“
Sie lachte kopfschüttelnd, doch dann stimmte sie versöhnlich zu.
Schnell besprachen sie noch, wer sich welches Gebäude vornehmen wollte, anschließend machten sie sich auf den Weg, um unschuldige Menschen vor einem grausamen Tod zu bewahren.
~~°~~
Lukas lief gemeinsam mit Pauline am Kochbrunnen vorbei, über die Spiegelgasse bis zur Wilhelmstraße, die die Wiesbadener liebevoll La Rue nannten. Hier kamen sie am Staatstheater an, rannten am Warmen Damm entlang, bis sie auf die Frankfurter Straße abbogen. Über die Humboldtstraße erreichten sie die Beethovenstraße, wo sich das St. Josefs Hospital befand: ihr heutiges Ziel.
Durch ihre übermenschlichen Kräfte bewältigten sie die Strecke von knapp zwei Kilometern in weniger als einer Minute.
Grinsend strich Pauline sich das lange Haar aus dem Gesicht, ehe sie auf ein offenes Fenster im oberen Stockwerk deutete.
Gott sei Dank hatten sie überall Verbündete, die genauso wenig von den Machenschaften der NS-Regierung hielten, wie sie selbst.
„Nach dir“, flüsterte Lukas, anschließend verbeugte er sich galant.
Pauline kicherte leise, während sie geschickt die Fassade hochkletterte, dicht gefolgt von ihrem Cousin.
Kaum eine Minute später standen sie in dem leeren Raum, wo sie von einer Nachtschwester empfangen wurden.
„Ich dachte schon, ihr kommt nicht mehr. Beeilt euch bitte. Ich habe keine Lust aufzufliegen.“
Die Frau zitterte vor Angst, trotzdem setzte sie ihr Leben aufs Spiel, um ihre Patienten zu retten. Es war längst kein großes Geheimnis unter den Schwestern, dass die Leute in Hadamar nur der Tod erwartete.
Vorsichtig öffnete sie die Zimmertür, sah ängstlich auf den Flur, ehe sie hinausging, gleichzeitig winkte sie ihren nächtlichen Besuchern, damit diese ihr folgten.
Karl hatte ein perfektes Nachrichtensystem entwickelt, sodass jeder Verbündete schnell informiert wurde und sie so viel Unterstützung bekamen, wie möglich.
Leise schlichen sie über den Stationsflur, die Treppe herunter, bis in einen Trakt, in dem die Patienten untergebracht waren, die am nächsten Tag in die Tötungsanstalt abgeschoben werden sollten.
Lukas betrat das erste Zimmer, in dem sechs Kinder im Alter von etwa zehn Jahren lagen.
„Sie sind körperlich behindert. Fünf von ihnen benötigen einen Rollstuhl. Dieter braucht Krücken, um zu laufen“, flüsterte die Krankenschwester, die bei ihren Worten auf das letzte Bett deutete.
Eiskalte Wut auf diese Mörder kochte in Lukas hoch, als er die schlafenden Kinder betrachtete. Wie konnte irgendjemand es wagen, sich zum Gott über Leben oder Tod aufzuspielen?
Schnell schluckte er seinen Unmut herunter, denn an dem Ort brachte es ihn kaum weiter.
Vorsichtig weckten sie die kleinen Patienten.
„Ich bin hier, um euch in Sicherheit zu bringen. Ihr sollt morgen nach Hadamar geschickt werden. Dort gibt es Ärzte, die euch töten wollen. Es ist wichtig, dass ihr absolut ruhig bleibt“, erklärte Lukas.
Die Kinder zuckten ängstlich zusammen, blieben jedoch still, was kein Wunder war, nachdem, was sie erleben mussten. Zuerst hatte man sie von ihren Eltern getrennt, um sie ins Krankenhaus zu schaffen, wo sie seit gut zwei Wochen keinen Besuch bekommen durften. Das Ziel war es, die Familien auseinanderzureißen, damit niemand Einspruch erhob.
Er trat an das nächstliegende Bett heran.
„Wie heißt du?“
Der Junge schluckte, gleichzeitig zitterte er vor Furcht.
„Heribert“, flüsterte er.
„Gut, ich bin Lukas. Ich bringe dich an einen sicheren Ort.“
Mit den Worten hob er ihn auf seinen Arm und schlich mit ihm aus dem Raum. Erst als er sich im Flur befand, rannte er los.
Verängstigt blickten die kleinen Patienten Irene an, die beruhigend lächelte.
„Keine Angst, die beiden sorgen wirklich dafür, dass niemand euch etwas tut.“
Trotzdem fing einer der Jungen an zu weinen, woraufhin Pauline ihn auf den Arm nahm, um ihn aus dem Zimmer zu bringen. Bei ihrer Schnelligkeit würde keiner aufmerksam werden, denn sie schaffte es, innerhalb von Minuten im Biebricher Schloss zu sein. Dort kümmerten sich ausgebildete, meist jüdische, Ärzte um die Patienten, außerdem fiel es in dem verfallenen Gebäude nicht auf, sollte es Krach geben.
Nach und nach holten sie zuerst die Kinder aus dem Trakt heraus, in dem die Todeskandidaten auf ihren Abtransport warteten, anschließend widmeten sie sich den Erwachsenen.
Hier mussten sie auf eine vorbereitete Erklärung zurückgreifen, wieso sie einerseits so stark, andererseits so schnell waren. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass es eine Genmutation sei, die sie so veränderte. Die Wahrheit würde die Leute nur verschrecken.
Vorsichtig betraten sie das erste Zimmer, wo Irene die Männer weckte. Bei diesen Patienten handelte es sich um körperlich behinderte Menschen, die aus ihren Wohnungen gezerrt worden waren. Entsprechend ängstlich verhielten sie sich auch jetzt.
„Bitte, hört uns zu. Wir wollten euer Leben retten, denn in Hadamar erwartet euch keine Sicherheit, sondern der Tod!“
Die Krankenschwester sprach leise, aber eindringlich, sodass sie sofort die komplette Aufmerksamkeit der Leute hatte.
„Ich bin Lukas von Nassau. Meine Verbündeten und ich bringen euch in ein sicheres Versteck. Von dort aus werdet ihr in verschiedene Zwischenstationen gebracht, ehe meine Eltern euch nach England oder Dänemark holen können. Wir sitzen alle in einem Boot, nur dass wir durch eine Genmutation extrem schnell und stark geworden sind. Wer hierbleiben möchte, der kann es mir jetzt sagen.“
Aufmerksam sah er sich in dem Krankenzimmer um, allerdings entschied sich niemand dafür, zu bleiben.
„Ich habe von der Einrichtung in Hadamar gehört. Meine Base wohnt dort. Sie hat mir gesagt, dass es in den vergangenen Tagen ständig nach verbranntem Fleisch stinkt“, bemerkte ein Mann ängstlich.
„Genau, denn es wurde eine Gaskammer zusammen mit einem Krematorium eingerichtet“, bestätigte Lukas.
Auf die gleiche Art gingen sie auch in den restlichen Zimmern vor, sodass die Patienten in ihre Rettung einwilligten.
Erst kurz vor der Dämmerung hatten sie das letzte Opfer vorerst in Sicherheit gebracht.
„Vielen Dank, Schwester Irene. Ohne dich wären diese Menschen heute gestorben.“
Lukas sah sie dankbar an, während sie nur leicht nickte.
„Ich hoffe nur, dass wir nicht auffallen“, flüsterte sie, doch sie wusste, dass das Risiko verschwindend gering war.
Denn wer würde glauben, dass sie die Patienten gerettet hatte, obwohl offensichtlich war, dass sie keinen Transporter benutzte, keinerlei Lärm erzeugte und vor allem, es vor ihren Kolleginnen geheim hielt?
„Kommst du mit zu mir?“
Pauline nickte mit einem Lächeln.
„Ja gerne. Deine Villa ist gemütlicher als mein Mausoleum.“
Ohne seine Antwort abzuwarten, rannte sie los, nur um eine Minute später vor seiner Haustür zu stehen.
Schnell schloss er die Tür auf, um sie galant ins Haus zu bitten.
Die Vorhänge im großen Flur hatte jemand zugezogen, sodass sie sich jetzt in Sicherheit befanden.
Mit einem Glitzern in den Augen ließ Pauline sich auf einen Sessel fallen, der an der gegenüberliegenden Wand stand.
„Das war knapp, aber wir haben alle rausgeholt.“
Sie sprühte geradezu vor Lebensfreude, etwas, dass ihr zu Lebzeiten selten vergönnt war.
„Ja, du hast recht, allerdings würde ich es jederzeit wieder tun. Ich hoffe nur, dass der Wahnsinn bald ein Ende hat.“
Auch Lukas setzte sich in einen der zierlichen Sessel, die noch von seinem Vater stammten.
Einen Moment atmeten sie durch, ehe er aufstand, um die Tür zur Bibliothek zu öffnen.
„Der Flur ist zwar abgedunkelt, aber nicht völlig sicher. Lass uns hier rein gehen, da kann uns kein Sonnenstrahl treffen.“
Höflich ließ er Pauline den Vortritt, um sorgfältig hinter sich die Zimmertür zu schließen.
„Diesen Raum kenne ich besser als du. Dein Vater und seine bezaubernde Ehefrau Helena überließen mir die Wohnung für ein paar Wochen, als mein damaliges Domizil abgerissen wurde. Die Bücher haben mich schon immer fasziniert.“
Bewundernd strich Pauline mit den Fingerspitzen über einige Buchrücken. In der Tat gab es etliche kostbare Erstausgaben, die man sonst nur selten fand.
Für einen Moment schwelgte die Frau in ihren Erinnerungen, bis sie sich wieder an ihren Cousin wandte.
„Wie wollt ihr das Verschwinden der Patienten vertuschen?“
Neugierig sah sie ihn an.
„Im Flur hinter der unteren Eingangstür werden ein paar unserer Leute warten. Sie überwältigen die Fahrer, stehlen die Transporter und es sieht so aus, als ob es die Gegner des Regimes gewesen wären. Es ist alles gut vorbereitet, außerdem gibt es viele Bürger, die uns unterstützen.“
Pauline dachte einen Augenblick nach, ehe sie den Kopf schüttelte.
„Wenn jeder weiß, was wir sind, dann bleibt unser Geheimnis nicht mehr lange eins.“
Lukas lachte leise.
„Niemand ist genau informiert. Heutzutage ist die Devise: Je weniger man erfährt, desto besser. Keiner steckt seine Nase in Dinge, die ihn nichts angehen.“
Mit den Worten reichte er seiner Cousine ein Glas Wein, das diese mit einem dankbaren Lächeln annahm.
~~°~~
Hanna seufzte leise, als sie sich endlich auf den Heimweg machen konnte. Die Frühschicht im Krankenhaus war anstrengend, allerdings durfte sie jetzt noch nicht an eine Pause denken, da ihr Bruder auf sie wartete.
Johannes saß seit seiner Geburt im Rollstuhl, sodass sie ihn in ihrer Wohnung versteckte. Das funktionierte auch nur, weil er in der Lage war, sich mit zwei Krücken zu behelfen, wenn er ins Bett gehen wollte.
Solange sie unterwegs war, musste er sich mit einem alten Zinneimer für seine Notdurft begnügen.
Als Krankenschwester bekam sie mehr mit als ein Großteil der Wiesbadener Bürger, daher war ihr bewusst, dass man ihn schnellstmöglich beseitigen würde.
Zum Glück war ihr Zuhause ein umgebauter Schuppen, in der normalerweise nur eine Person Platz fand.
Hier im Hinterhof des eigentlichen Wohnhauses lebte sie somit ziemlich versteckt, ein weiterer Pluspunkt. Nur zog es im Winter beträchtlich, aber es war besser zu frieren, als vergast zu werden.
Am Freitagabend ging sie immer mit ihren Kolleginnen tanzen. Heute besuchten sie den Schwarzen Fasan.
Viel lieber wäre sie zu Hause geblieben, doch das fiel auf. Eine junge Frau, die nie ausging, um sich zu vergnügen, zog unliebsames Interesse auf sich.
Natürlich war ihr Bruder mit seinen sechzehn Jahren alt genug, um alleine zu bleiben, allerdings verstand sie ihn auch: Er langweilte sich extrem.
Hanna bog in die Platter Straße ein, wo sie eine kleine Wohnung gemietet hatte. Schnell lief sie über den Hinterhof auf ihre Haustür zu, die sie gerade aufschließen wollte, als jemand sie ansprach.
„Guten Tag, Fräulein Koch, Sie sind ja heute früh dran.“
Die Stimme hinter ihr sorgte dafür, dass sie die Zähne zusammenbiss.
Ihre Nachbarin glich einem Wachhund. Es gab nichts, was ihr entging. Gott sei Dank hatte sie bisher keine Anzeichen davon bemerkt, dass Johannes hier lebte.
Sie dachte, dass der Junge im Hospital sei. Sollte sie jemals auch nur die Spur einer Ahnung bekommen, würde sie Hanna sofort an die Gestapo verpfeifen.
„Guten Tag, Frau Gerster, ja, ich bin in dieser Woche in der Frühschicht.“
Hanna musste sich bemühen, wenigstens halbwegs freundlich zu bleiben.
Sie hätte der alten Spionin am liebsten kräftig die Meinung gesagt, nur endete das bestimmt böse.
„Haben Sie gehört, dass aus Ihrem Hospital Kranke verschwunden sind? Das ist doch ein Skandal, oder? Die armen Leute, darunter befanden sich auch Kinder.“
Die Krankenschwester seufzte leise. Hier kam sie offensichtlich nicht so schnell weg.
„Ja, es bleibt kaum aus, dass wir mitbekommen, wenn Patienten verschwinden. Den ganzen Tag war die Gestapo im Haus, um nach Spuren zu suchen.“
Sie erinnerte sich genau an die schrillen Schreie der Putzfrau, die im Keller die Leichen der Krankenwagenbesatzung gefunden hatte. Insgesamt sechs Männer, die die Leute abholen sollten, wurden tot aufgefunden.
Die Belegschaft musste ein hartes Verhör über sich ergehen lassen, wobei Hanna froh war, dass sie erst nach dem offensichtlichen Verbrechen ihren Dienst angetreten hatte.
„Ich hoffe, dass die Mörder bald gefasst werden. Bestimmt handelt es sich um Juden, denen kann man alles zutrauen.“
Auf diese Aussage wusste Hanna keine Antwort, zumal sie es anders sah, aber die Meinung behielt man im Moment besser für sich.
„Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. Ich muss weiter, heute Abend treffen wir uns mit ein paar Kollegen im Schwarzen Fasan.“
Die Nachbarin nickte grinsend.
„Die Jugend sollte auch mal rauskommen, da haben Sie völlig recht.“
Schnell drehte Hanna sich um und verschwand in ihrem Hausflur.
Aufatmend blieb sie stehen, sammelte sich, um kurz darauf in die Kammer zu eilen, wo ihr Bruder auf sie wartete.
Der Raum war von außen nicht einsehbar, sodass sie sicher sein durfte, dass Johannes von niemandem entdeckt wurde.
„Du bist spät“, knurrte der Junge.
Liebevoll strich sie ihm über die Haare, was er mit einem hektischen Kopfschütteln zu verhindern versuchte.
„Die Schnepfe von drüben hat mich aufgehalten. Wenn die könnte, würde sie glatt ihre Nase auch in unsere Wohnung stecken.“
Mit einem Lächeln streifte sie ihren Mantel und die Schuhe ab, räumte beides ordentlich weg, ehe sie ihr Halstuch ablegte.
„Hast du etwas gegessen?“
Besorgt sah sie ihren Bruder an, der ziemlich blass aussah.
„Ja, aber es wird nicht mehr lange reichen. Kannst du ein paar Lebensmittel besorgen? Ich hab solchen Hunger auf ein Marmeladenbrot.“
Missmutig sah er sie an.
Wie könnte sie es ihm verdenken? Den ganzen Tag war er eingesperrt, durfte nie nach draußen, außerdem musste sie ihn oft genug auch noch alleine lassen. Dazu kam, dass verschiedene Nahrungsmittel rationalisiert wurden. Da niemand von Johannes wusste, gab es für ihn keine Lebensmittelkarte, mit der sie Brot, Butter, Marmelade, Milch, Eier, Fleisch oder Fett bekam.
„Ich versuche morgen, ob ich etwas im Lebensmittelhandel bekomme. Es tut mir leid, aber ich möchte verhindern, dass sie dich nach Hadamar bringen.“
Offen sah sie ihn an, wobei sie jetzt die Angst in seinen Augen erkannte.
Vor ein paar Tagen hatte sie durch einen Zufall von den Tötungen in der Klinik in Hadamar erfahren.
Als einige Patienten abgeholt wurden, belauschte sie ein Gespräch der Fahrer, die sich darüber ausließen, dass es an der Zeit sei, Deutschland von dem Abschaum zu befreien.
„Vielleicht sollte ich freiwillig hingehen. Ich bin doch nur eine Belastung für dich. Hitler hat recht, wenn er von lebensunwertem Leben spricht“, bemerkte Johannes bedrückt.
Sofort nahm Hanna ihn in die Arme.
„Nein, so darfst du nicht denken. Du bist ein liebenswerter, intelligenter junger Mann. Irgendwann finden wir einen Weg, um dich aus diesem Loch zu holen und du kannst zeigen, was in dir steckt. Bitte behalte deine Zuversicht, damit ich mir keine Sorgen machen muss.“
Tränen traten ihr in die Augen, als sie daran dachte, was ihren Bruder zu so einer Äußerung trieb.
„Aber, Hanna, meinst du, ich bin dumm? Du isst immer weniger, weil ich bei dir bin. Wie lange willst du das noch durchstehen? Du läufst jeden Tag fast sechs Kilometer zur Arbeit, anschließend schuftest du in der Klinik.“
Besorgt sah Johannes sie an, dabei erschien er ernster, als es seinem Alter nach zu erwarten wäre.
„Wir schaffen das. Du musst nur durchhalten. Mach dir um mich keine Sorgen. Oft genug kann ich auch im Krankenhaus essen“, flunkerte sie.
Der Junge nahm es ohne Kommentar hin, obwohl er wusste, dass sie log.
„Ich muss gleich wieder los. Wir treffen uns im Schwarzen Fasan.“
Seufzend nickte ihr Bruder, gleichzeitig griff er nach dem Buch, das er vorhin weggelegt hatte.
Normalerweise spielten sie abends Karten oder unterhielten sich, aber er sah ein, dass seine Schwester sich möglichst unauffällig benehmen musste.
„Zieh nicht so ein Gesicht. Glaub mir, ich würde nach dem Tag lieber hierbleiben.“
Mit einem bedrückten Lächeln sah sie ihn noch einmal an, ehe sie ins Badezimmer lief, um sich frisch zu machen. Anschließend ging sie ins Schlafzimmer, um ein dunkelgrünes Kostüm herauszusuchen. Der Rock reichte ihr bis zum Knie, dabei war er eng geschnitten, allerdings so, dass sie sich ausreichend bewegen konnte. Dazu trug sie eine weiße Leinenbluse und die Kostümjacke, die ihre Taille betonte.
Seufzend blickte sie in den Spiegel, man sah ihr an, dass sie abgenommen hatte, aber sie musste mit der Lebensmittelration, die ihr zugeteilt wurde, auch Johannes satt bekommen.
Nach dem Besuch der Gestapo würde sie liebend gerne zu Hause bleiben, früh ins Bett gehen und die Decke über den Kopf ziehen, anstatt die gut fünf Kilometer zu dem Tanzlokal zu laufen.
Bloß nicht auffallen, war die Devise, also biss sie die Zähne zusammen, zog ihren dicken Mantel über, verabschiedete sich von ihrem Bruder, um sich kurz darauf auf den Weg zu machen.
Nachdenklich lief sie die Straße entlang, während sie über den seltsamen Vorfall in der Klinik nachdachte.
Irgendwer hatte fast zwanzig Patienten abgeholt, die sechs Leute getötet, die für den Transport verantwortlich waren und dafür gesorgt, dass niemand etwas mitbekam. Inständig hoffte sie, dass die Kranken lebten und keiner sie irgendwo tot auffand.
Die Tatsache, dass die Krankenwagenfahrer lediglich zwei kleine Wunden am Hals aufwiesen, gab ihr zu denken. An Vampire glaubte sie nicht, aber irgendjemand wollte offensichtlich, dass man sich an diesen Mythos erinnerte.
Mit einem leisen Seufzen bog sie in die Karlstraße ab, jetzt war es nur noch ein kurzes Stückchen, bis sie das Lokal erreichte.
Schnell zauberte sie ein Lächeln auf ihr Gesicht, ehe sie das Gebäude betrat. Direkt hinter der Tür blieb sie stehen, damit sie sich umsehen konnte.
„Guten Abend, herzlich willkommen im Schwarzen Fasan. Kann ich Ihnen behilflich sein?“
Ein beeindruckender Mann mit dunklen Haaren und stechenden grünen Augen kam zu ihr.
„Vielen Dank für die nette Begrüßung. Ich wollte mich mit meinen Arbeitskolleginnen treffen, doch offensichtlich sind sie nicht da.“
Verlegen sah Hanna sich in der Gaststätte um, nur erkannte sie niemanden.
„Möchten Sie sich vielleicht trotzdem setzen? Der Tisch dort drüben in der Nische ist frei.“
Freundlich deutete der Herr auf eine Ecke.
Da sie davon ausging, dass ihre Kollegen später erschienen, nahm sie das Angebot schüchtern an. Schnell hängte sie ihren Mantel an die Garderobe, steckte den Schal in die Manteltasche, anschließend lief sie in die angegebene Richtung, um Platz zu nehmen, dabei lächelte sie dem Mann noch einmal zu.
Lukas blickte ihr hinterher. Sie gefiel ihm, allerdings kam sie ihm auch bekannt vor, nur wusste er nicht, wo er sie bereits getroffen hatte.
Zu gerne würde er sich zu ihr setzen, leider rief die Arbeit, sodass er sich zuerst um ein paar andere Gäste kümmern musste.
Eine Viertelstunde später ging die Tür auf. Weitere zehn Personen betraten das Lokal, unter ihnen Irene, die der Wirt natürlich sofort erkannte. Jetzt tat er so, als ob er sie noch nie gesehen hätte. Niemand durfte von ihrer Verbindung wissen.
„Guten Abend, die Herrschaften. Was darf ich für Sie tun?“
Freundlich begrüßte er die kleine Gesellschaft, die die schwarzhaarige Schönheit bereits sahen.
„Wir sind mit Hanna Koch verabredet“, antwortete eine stämmige Dame, gleichzeitig deutete sie auf die junge Frau.
Galant trat Lukas einen Schritt zur Seite, dabei musste er sich ein Grinsen verkneifen.
Hanna hieß sie also, ein passender Name, wie er fand. Er nahm sich vor, sie näher kennenzulernen, denn irgendetwas an ihr berührte ihn.
Mit fröhlichem Hallo begrüßten sich die Leute, anschließend bestellten sie etwas zu trinken, ehe die Ersten sich auf die Tanzfläche begaben.
Jeder wollte vergessen, was um ihn herum passierte, einfach für eine Weile die Bedrohung zur Seite schieben, die ständig über ihnen schwebte.
Obwohl das Hören der ausländischen Radiosender mittlerweile unter Todesstrafe stand, bekamen die Bürger einiges mit und viele ahnten, dass sie keinen guten Zeiten entgegengingen.
Hanna hörte den aufgeregten Gesprächen an ihrem Tisch zu, lächelte und antwortete, falls man sie direkt ansprach, ansonsten hielt sie sich eher im Hintergrund.
„Wie sieht es aus, sollen wir morgen ins Kino gehen? Quax, der Bruchpilot mit Heinz Rühmann läuft. Außerdem hatte ich gestern meine letzte Nachtschicht für diese Woche.“
Irene blickte auffordernd in die Runde.
Hanna schüttelte ablehnend den Kopf.
„Nein, ich habe immer noch Frühschicht, da reicht es mir, wenn ich heute spät ins Bett komme“, blockte sie mit einem Lächeln ab.
Einige stimmten zu, andere hatten schon anderweitige Verabredungen, allerdings nahm Lukas der schwarzhaarigen Frau ihre Ausrede nicht ab. Er stellte gerade neue Getränke auf den Tisch, als er die Antwort hörte.
Neugierig musterte er sie, achtete aber darauf, dass sie es nicht mitbekam. Sein siebter Sinn sagte ihm, dass ein völlig anderer Grund dahintersteckte.
Bevor sie auf ihn aufmerksam wurde, drehte er sich um und lief zurück zur Theke, nur sah er vor seinem inneren Auge ständig ihr melancholisches Lächeln.
Nach einer guten Stunde kam seine Gelegenheit, Hanna saß einsam am Tisch, während ihre Bekannten tanzten oder sich an der Billardplatte vergnügten. Schnell ging er zu ihr.
„Ganz alleine? Ihre Freunde scheinen Sie vergessen zu haben.“
Erschrocken blickte sie ihn an, offensichtlich war sie in Gedanken gewesen.
„Das sind meine Kolleginnen“, korrigierte sie ihn, als ob das etwas an der Tatsache änderte, dass sie zurückgelassen wurde.
Hanna musterte den Gastwirt, der so gar nicht zu seiner Rolle zu passen schien. Er trug eine elegante schwarze Stoffhose mit Bundfalten, einen dunklen Blazer, der auf Taille geschnitten war und darunter erkannte sie ein weißes Hemd. Eine gemusterte Krawatte rundete seine Erscheinung genauso ab, wie feine Lederschuhe.
Irgendwie hatte er etwas von einem Schönling, aber seine kalte Aura verriet ihr, dass hinter der Fassade ein Mann steckte, den man fürchten sollte.
„Möchten Sie denn nicht tanzen?“
Charmant lächelte er sie an, sodass Hanna nicht anders konnte, als sein Lächeln zu erwidern.
„Ohne den entsprechenden Partner ist das sehr schwierig.“
Sofort hielt Lukas ihr die Hand hin.
„Darf ich bitten?“
Verlegen suchte sie nach einer Ausrede, doch der Gastwirt packte bereits ihr Handgelenk, um sie von ihrem Stuhl hochzuziehen.
„Eine Absage akzeptiere ich nicht“, flüsterte er ihr zu, während er sie zur Tanzfläche brachte.
Gott sei Dank konnte Hanna den Foxtrott tanzen, der gerade gespielt wurde, sodass sie sich mit einem Lächeln auf den Mann einließ.
„Ich bin übrigens Lukas von Nassau“, stellte ihr Tanzpartner sich jetzt vor.
Ein wenig verlegen nickte sie.
„Hanna Koch.“
Er führte sie in eine Drehung, wobei sie beinahe aus dem Takt kam, aber das wusste er zu verhindern. Er tanzte so gut, dass sie völlig die Zeit vergaß.
„Was machen Sie beruflich, wenn ich fragen darf?“
Interessiert betrachtete er die Frau, die er in seinen Armen hielt, während er sie über das Parkett schweben ließ.
„Ich bin Krankenschwester im St.-Josefs-Hospital.“
Bei der Antwort wäre er fast gestolpert, denn damit hatte er nicht gerechnet. Doch jetzt fiel ihm ein, wo er sie schon einmal gesehen hatte. Sie besuchten die Orte, an denen sie aktiv wurden, immer in gewissen Abständen. Außerdem schoss es ihm durch den Kopf, dass man sie als Verbündete gewinnen könnte, sodass es beim nächsten Einsatz mehr Rückendeckung gab.
Allerdings wollte Lukas Hanna auch ohne diesen Hintergrund kennenlernen. Sie faszinierte ihn, wobei er dafür kaum eine Erklärung fand. Im Normalfall waren Frauen für ihn ein nettes Spielzeug, das man möglichst schnell wieder loswurde.
Immer hatte er sich eine Beziehung wie die seiner Eltern gewünscht, nur bisher gab es keine Dame, die sein Herz wirklich erreichte.
Die Musik wechselte und er müsste sie eigentlich zu ihrem Platz bringen, doch noch wollte er sie nicht loslassen. Ohne sie vorzuwarnen, begann er mit dem Wiener Walzer.
„Puh, das ist ein Übergang“, bemerkte sie lachend, dabei hielt sie sich an ihm fest.
Sofort packte er sie, gab ihr Halt, um sie erneut in eine enge Drehung zu ziehen.
„Das ist mein Lieblingstanz, da die Dame mir so kaum mehr entkommen kann“, raunte er ihr zu.
Irritiert blickte sie ihm in die Augen, weil sie seine Worte nicht wirklich einschätzen konnte, doch er lachte schon wieder.
Viel zu schnell ging auch dieser Tanz vorbei.
„Bitte, ich brauche eine Pause und Sie müssen sicherlich zu Ihrer Arbeit zurück.“
Mit einem entschuldigenden Lachen deutete Hanna auf die Gäste, die auf ihre Bestellungen warteten. Die beiden Bedienungen waren hoffnungslos überlastet, außerdem kamen genau in dem Augenblick einige SS-Soldaten herein.
Interessiert bemerkte Hanna, dass sich das Gesicht dieses gut aussehenden Mannes für einen ganz kurzen Moment abschätzig verzog, als die SS-Leute das Lokal betraten. Nur verschwand sein Gesichtsausdruck so schnell, dass sie dachte, sie hätte es sich eingebildet.
Galant brachte Lukas sie zu ihrem Platz.
„Ich danke Ihnen für die Tänze.“
Er küsste ihre Hand, sah ihr tief in die Augen, ehe er zurück an seine Arbeit ging.
Verträumt blickte Hanna ihm nach, bis ihre Kollegin sie ansprach.
„Sag bloß, Lukas von Nassau hat dich aufgefordert?“
Verwundert nickte die junge Frau.
„Ja, das hat er. Wieso fragst du?“
Irene grinste breit.
„Weil er nie mit einem Gast tanzt, zumindest bis heute. Er ist da extrem eigen.“
Verlegen zuckte Hanna mit den Schultern. Was sollte sie auch darauf antworten? Sie kannte den Herrn ja nicht mal.
Am Nachbartisch wurde es laut, außerdem sahen einige der SS-Leute, die offensichtlich zu viel getrunken hatten, ständig zu den Krankenschwestern herüber, was die kleine Gruppe sehr beunruhigte.
„Ich glaube, wir müssen langsam nach Hause. Die Gesellschaft hier gefällt mir immer weniger“, murmelte Dagmar leise, sodass nur ihre Kolleginnen sie hörten.
Sofort stimmte Hanna ihr zu, auch ihr waren diese Männer unheimlich. Schnell stand sie auf, nur um kurz darauf von einem der Kerle am Arm gepackt zu werden.
„Du verlässt uns wirklich schon, Süße?“
Seine Stimme klang verwaschen, außerdem schwankte er etwas, trotzdem schaffte sie es nicht, sich zu befreien.
„Bitte lassen Sie mich los. Ich möchte gehen.“
Sie hoffte, dass sie energisch genug herüberkam, um ihn in seine Schranken zu verweisen, doch leider war das Gegenteil der Fall.
„Du stehst also auf die harte Variante. Willst wohl mal sehen, wie ein richtiger Mann reagiert, was?“
Der Soldat lachte dreckig, gleichzeitig zog er sie dichter an sich.
Verzweifelt drückte Hanna gegen ihn, versuchte Abstand zwischen sich und den Betrunkenen zu bringen, was ihr kaum gelang.
Ihre Kolleginnen wichen angstvoll zurück, zumal auch noch die anderen Kerle auf sie zukamen.
„Lassen Sie mich los!“
Hanna wurde lauter, sodass jetzt Lukas auf die Szene aufmerksam wurde. Augenblicklich drängte er sich an ihre Seite.
„Sofort lässt du sie los!“, befahl er hart.
Der Soldat lachte erneut, dabei musterte er sein Gegenüber.
„Du glaubst, dass du mir Befehle erteilen kannst? Du bist ein Drückeberger und Schwächling.“
Mit der Beleidigung wollte er Lukas stehen lassen, doch dieser packte ihn am Arm, sorgte dafür, dass er sich herumdrehte, ehe er seine Finger von Hannas Oberarm löste.
„Pack sie noch einmal an und ich zeige dir, was für ein Schwächling ich bin. Oder ist es dir lieber, wenn ich dich bei Jedicke melde?“, zischte er dem Kerl zu.
„Der Generalmajor hat Besseres zu tun, als sich um einen kleinen Gastwirt zu kümmern. Geh mir aus dem Weg, du verweichlichter Kadaver.“
Die Beleidigung ließ Lukas nicht auf sich sitzen. Mit einem gut gezielten Hieb traf er den Soldaten in den Magen, der sofort wie ein Klappmesser zusammenklappte.
Blitzschnell drehte von Nassau sich um, damit er mögliche weitere Angreifer sehen konnte, dabei zog er Hanna hinter sich.
„Noch jemand, der sich gerne mit mir anlegen möchte? Oder will einer von euch diese Damen belästigen?“
Eingeschüchtert traten die Männer zurück, wobei sie ihren Kumpel mit sich nahmen.
„Er hat es bestimmt nicht böse gemeint“, murmelte einer, in dem Bestreben, die Wogen zu glätten.
„Geht nach Hause und schlaft euren Rausch aus. Lasst euch erst wieder hier blicken, wenn ihr nüchtern seid.“
Damit zeigte Lukas auf die Eingangstür.
Die Soldaten zogen ab, allerdings war ihm klar, dass sie wiederkommen würden. Außerdem hatte er seine Tarnung gefährdet, aber das bereute er nicht wirklich.
Er drehte sich um, hob Hannas Kinn mit dem Handrücken an, bis sie ihm in die Augen sehen musste.
„Alles in Ordnung? Der Kerl hat Ihnen doch nichts getan, oder?“
Besorgt musterte er das blasse Gesicht mit den großen, blauen Augen, die ihn jetzt dankbar anblickten.
„Nein, er hat mich nur erschreckt“, flüsterte Hanna, gleichzeitig wich sie einen Schritt zurück.
Bedauernd ließ Lukas sie gewähren, obwohl er sie zu gerne beschützend in seine Arme gezogen hätte.
Verwirrt von seinen eigenen Gefühlen, nickte er nur kühl.
„Soll ich Sie und Ihre Kolleginnen nach Hause bringen? Nur für den Fall, dass diese Kerle noch irgendwo hier herumlungern?“
Jetzt blickte er auch die anderen Frauen an, die sich ängstlich an die Wand drückten.
„Danke, ich bin sicher, dass sie mir nicht auflauern werden. Dazu bin ich zu unwichtig“, blockte Hanna sofort ab.
Auf gar keinen Fall wollte sie, dass irgendjemand sie zu ihrer Wohnung begleitete. Sie blieb auf Abstand, zeigte jedem, dass sie ein Einzelgänger war.
Noch einmal musterte Lukas sie so eindringlich, dass ihr die Knie weich wurden.
Für einen ganz kurzen Augenblick streifte sie die Versuchung, sich an ihn zu lehnen, um Kraft zu tanken, doch sofort schob sie diese Gedanken zur Seite.
„Ich danke Ihnen, dass Sie sich so für mich eingesetzt haben. Gute Nacht.“
Ehe irgendjemand sie aufhalten konnte, lief sie aus dem Lokal, sah sich ein wenig ängstlich um, ehe sie sich auf den Heimweg machte.
Enttäuscht sah Lukas auf die Tür, die gerade wieder ins Schloss fiel, bis er sich an ihre Kolleginnen erinnerte.
„Was ist mit Ihnen, meine Damen? Soll ich Sie vielleicht begleiten oder ein Taxi für Sie rufen?“
Irene lächelte ihn dankbar an, doch auch sie schüttelte den Kopf.
„Wir sind genug, um zur Not Hilfe zu holen, allerdings glauben wir, genau wie Hanna, dass die Männer sich zurückgezogen haben. Eventuell könnten Sie kurz mit nach draußen gehen und nachsehen?“
Sofort stimmte er zu, ging zur Tür, um sie für die Frauen aufzuhalten, anschließend sah er sich auf der Straße um, aber von den Soldaten war keine Spur mehr zu sehen.
Die Gruppe verabschiedete sich, dabei zwinkerte Irene ihm heimlich zu. Sie würden sich in den nächsten Tagen wiedersehen, wenn er erneut Patienten aus der Abteilung im Keller holte.
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Der restliche Abend verlief fast schon langweilig, wobei Lukas immer wieder an Hanna denken musste.
Sie verheimlichte etwas, außerdem war sie erschreckend dünn, was er beim Tanzen gut gefühlt hatte.
Sein Beschützerinstinkt meldete sich lautstark, sodass er am liebsten hinter ihr hergelaufen wäre, um sicherzustellen, dass niemand sie belästigte.
Er lächelte leicht, da er sich eingestand, dass er sich verliebt hatte.
Die anwesenden Gäste lenkten ihn ab, was ihn zwang, seine Träumereien in den hintersten Winkel seines Gehirns zu schieben.
Pünktlich zur Sperrstunde schlossen sie, da er kein unliebsames Interesse der Obrigkeit auf sich ziehen wollte.
Genau wie am letzten Abend trafen sich seine Leute gegen halb drei Uhr bei ihm.
Lautlos schlichen sie ins Lokal, als er ihnen öffnete, dabei waren sie fast unsichtbar. Eilig verriegelte er die Tür hinter ihnen, schaltete das Licht ein, anschließend setzte er sich zu seinen Verbündeten.
„Der nächste Transport ist für die kommende Woche geplant. Sie wollen so schnell wie möglich eine ordentliche Welt schaffen.“
Karl verzog angewidert das Gesicht, als er ihnen die Neuigkeiten mitteilte.
„Sie sollten sich selbst vernichten, dann wäre Deutschland um einiges sauberer“, meinte Daniela, eine sportliche Frau, die schon so manchem Soldaten das Fürchten gelehrt hatte.
„Sie werden immer aufdringlicher. Heute musste ich einem der Kerle Einhalt gebieten, weil er auf eine Besucherin losgegangen ist.“
Lukas seufzte besorgt.
„Es ist kontraproduktiv, wenn sie wissen, wie stark du in Wirklichkeit bist. Deine Rolle als Feigling, der sich nur um seine Kleidung kümmert, sorgt dafür, dass du von ihnen nicht ernst genommen wirst. Somit bist du in der Lage, sie auszuspionieren.“
Michael runzelte die Stirn, denn sollte Lukas Tarnung auffliegen, mussten sie praktisch von vorne anfangen. Ihre Spitzel brachten ihnen Informationen über bestehende Aktionen, doch was die Nazis planten, erfuhren sie nur durch ihn.
„Ich weiß, aber welche Alternative hatte ich schon? Glaubst du, ich sehe zu, wie diese Idioten eine Frau in meinem Lokal bedrohen? Außerdem gehört sie zu den Kolleginnen unserer Verbündeten, Irene“, verteidigte er sich.
Silke sah ihn eindringlich an, ehe sie breit grinste.
„Unser Prinz Eisenherz hat sich verliebt“, stellte sie lachend fest.
Lukas knurrte nur leise. Auf die Provokation würde er gar nicht eingehen.
„Was gibt es Neues, außer dem Transport nächste Woche?“
Energisch lenkte er das Thema wieder auf ihre Mission zurück. Sie waren kaum hergekommen, um sich über sein Gefühlsleben auszutauschen.
„Nicht viel. Die Lebensmittel werden nach wie vor rationalisiert, während die Herren Offiziere sich die Bäuche vollschlagen. Das wirst du morgen Abend ja sehen. Die Kinder gehen immer weniger zur Schule, sondern verrichten Arbeiten auf den umliegenden Bauernhöfen oder in den Rüstungsfabriken. Ansonsten bemüht sich das Regime, die Leute möglichst in Ruhe zu lassen.“
Die Deutschen waren von einem neuen Krieg kaum begeistert, da ihnen noch der letzte Weltkrieg in den Knochen steckte, daher war diese Strategie absolut nachvollziehbar.
„Ich bin gespannt, was du morgen Abend herausfinden kannst. Irgendwas brodelt unter der Oberfläche und die Morde an den Kranken sind nur die Spitze des Eisbergs“, bemerkte Karl, der Lukas eindringlich anblickte.
„Haben deine Eltern irgendwelche Informationen für uns? Sie sitzen doch auch an der Quelle, so wie ich deinen Vater kenne.“
Pauline streifte die Kapuze ab, sodass ihr Cousin sie erkennen konnte.
„Nein, sie sind in Dänemark, wo es relativ sicher ist. Sollten sie etwas herausfinden, werden sie sich umgehend mit mir in Verbindung setzen. Aber was zur Hölle tust du hier?“
Genervt sah Lukas sie an.
„Wir hatten besprochen, dass du dich künftig aus den Aktionen heraushältst. Du sollst Nachrichten entgegennehmen und an unsere Verbündeten weitergeben“, fügte er noch hinzu.
Die Frau, die jetzt in ihren Vierzigern zu sein schien, verdrehte die Augen.
„Ich bin mehr als neunzig Jahre älter als du. Vielleicht ist es besser, wenn du zu Hause bleibst?“
Tag der Veröffentlichung: 18.11.2019
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