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Kapitel 1 - Unheimliche Einladung

Müde schloss Tanja ihre Haustüre auf und sammelte seufzend die Briefe vom Boden auf. Der Postbote ignorierte den neuen Briefkasten immer noch und warf ihre Post durch den kleinen Schlitz an der Tür.
Achtlos legte sie die Briefe zusammen mit der alltäglichen Werbung und ihrem Autoschlüssel in der Küche auf den Tisch, dann schaltete sie die Kaffeemaschine ein.
Sie kam gerade von der Schicht in der Fabrik, sah sich resignierend um, nur um festzustellen, dass ihr die Wohnung nicht nur kalt, sondern auch leer vorkam. Seit sie ihren langjährigen Lebensgefährten rausgeworfen hatte, fühlte sie sich hier kaum mehr zuhause. Natürlich weinte sie dem elenden Betrüger keine Träne nach, was unter anderem daran lag, dass sie ihn mit seiner Kollegin im Bett gefunden hatte.
Außerdem hatte sie ständig das Gefühl, als ob sie jemand beobachtete. Es war gruselig, vor allem weil sie sich nicht erklären konnte, woher diese Empfindung kam.
Endlich war die Saeco aufgeheizt und sie drückte den entsprechenden Knopf für eine Tasse Kaffee.
Die Arbeit in der Fabrik gestaltete sich eintönig und lud zum Grübeln ein. Acht Stunden Fliesen aussortieren beanspruchten das Gehirn kaum. Auch das stellte einen Punkt in ihrem Leben dar, der ihr schon so lange bitter aufstieß.
Aber irgendwie schaffte sie den Absprung nicht, dabei legte ihr Exfreund Matthias ihr noch zusätzliche Steine in den Weg. Solange sie zusammen waren, erzählte er ihr, wie schwer es war einen Job zu finden. Sie solle froh sein, überhaupt eine Beschäftigung zu haben.
Natürlich wollte er nicht, dass sie einen Bürojob fand, dann hätte er sich ja kaum mehr mit dem Flittchen treffen können, während sie Spät- oder Nachtschicht schob.
Langsam ging sie mit der Tasse in ihr Wohnzimmer, auch hier fühlte sie die Leere. Die Stille erdrückte sie. Obwohl sie durch das Panoramafenster direkt auf die Stadt sehen konnte und viele Menschen sie um diesen Ausblick beneideten, würde sie sofort aufs Land ziehen.
Erschrocken drehte sie sich um, als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm, doch es befand sich außer ihr niemand in dem Zimmer.
Mittlerweile war sie Mitte dreißig, dabei blickte sie auf ein Leben zurück, bei dem sie mehr gegeben hatte, als zu bekommen. Sollte das wirklich schon alles gewesen sein?
Ein verlogener Bastard, der sie betrog, ein Job, der ihr die Energie raubte und Einsamkeit? Es sah ganz danach aus, denn ihr fehlte die Kraft, um noch einmal durchzustarten. Von ihren ehemals zahlreichen Freunden gab es heute nur eine, Katrin. Sie hatte all die Jahre treu zu ihr gehalten, egal was passierte.
Die letzten Tage des Aprils zeigten sich ungemütlich, regnerisch und kalt, eben Aprilwetter, doch so allmählich schien es aufzuklaren.
Die Bäume in der Straße unter ihr bekamen ein grünes Kleid und vor dem Haus hatte sie die ersten Schneeglöckchen sowie Krokusse gesehen. Der Frühling kam, so wie jedes Jahr, genauso wenig würde sich etwas ändern.
Langsam ging sie in die Küche zurück, um sich einen weiteren Kaffee zu holen. Auf dem Regal über der Spüle standen ein paar Diätdrinks, die sie verhöhnten, denn auch hier versagte sie in schöner Regelmäßigkeit.
Immer zu Silvester nahm sie sich vor, endlich was gegen ihr Übergewicht zu tun, aber spätestens im Februar brach sie die Diät wieder ab.
Die Kaffeemaschine spuckte einen neuen Kaffee aus und Tanja erinnerte sich daran, dass sie die Post noch nicht durchgesehen hatte. Sie stellte die Kaffeetasse auf den Küchentisch, der locker für zehn Personen ausreichte, und sah den kleinen Stapel durch.
Die Werbung warf sie direkt in den Mülleimer, davon bekam sie mehr als genug. Eine Rechnung war darunter, ebenso ein Brief ohne Absender, allerdings auch ohne Briefmarke.
Neugierig riss sie den Umschlag auf, eine Einladungskarte flatterte heraus. Noch einmal prüfte sie die Adresse, denn hier musste es sich um einen Irrtum handeln, es gab keinen, der sie einladen würde, doch diese Karte war eindeutig an sie adressiert.
Nachdenklich drehte sie das feine Papier in der Hand, sah die geschwungenen schwarzen Linien, die nicht wirklich etwas verrieten. Auf der Vorderseite stand lediglich, dass es eine Einladung war.
Endlich öffnete sie die Karte und las verwundert den Text.
Es lud sie tatsächlich jemand ein, auf der Schaumburg die Walpurgisnacht zu feiern. Sie wusste gar nicht, dass dort solche Partys stattfanden. Seit das Gebäude vor einigen Jahren verkauft wurde, war es sehr still um das alte Gemäuer geworden.
Das Schloss befand sich auf einem Hügel ein paar Kilometer von ihrer Heimatstadt entfernt. Schon aus der Ferne sah es wie eine Burg aus, in der Dracula hauste. Um es mit einem Wort zu sagen, düster.
Als junge Frau war sie einmal drin gewesen, aber sie erinnerte sich noch genau an das eindrucksvolle Tor mit dem Bären oben drüber. Die Steine der Mauern erschienen fast schwarz und auch im Inneren fühlte sie sich bedrückt.
Sollte sie die Einladung wirklich annehmen? War sie mutig genug ausgerechnet diese Nacht in einem unheimlichen, alten Gemäuer zu feiern?
Andererseits war alles besser, als hier alleine zu hocken.
Das Telefon ließ sie aus ihren Gedanken hochschrecken, dabei hätte sie beinahe die Karte fallen gelassen, die gleichzeitig als Eintrittkarte diente. So wie es aussah, gab es nur geladene Gäste, darüber hinaus war der Eintritt frei.
Schnell lief sie ins Wohnzimmer, angelte nach dem Telefonhörer, um sich zu melden.
„Hey Liebes, was machst du am Wochenende?“, erklang Katrins Stimme.
Ein erleichtertes Lächeln huschte über Tanjas Gesicht. Es war ja klar, dass diese Überraschung von ihrer Freundin kam, alles andere war unlogisch.
„Hallo Süße, ich habe deine Karte gerade gelesen, aber ich bin unsicher, ob wir die Walpurgisnacht ausgerechnet in dem alten Schloss feiern sollten“, antwortete sie mit einem Schmunzeln.
„Wovon sprichst du?“
Sie klang ehrlich verwundert.
„Mal im Ernst, die Einladung zum Tanz in den Mai auf der Schaumburg ist nicht von dir?“, hakte Tanja verunsichert nach.
„Nein, ich wusste nicht mal, dass dort eine Veranstaltung stattfindet. Was ist das für eine Party? Gehst du hin? Und hast du eine Vermutung, von wem du eingeladen wurdest?“, wollte Katrin aufgeregt wissen.
„Langsam Liebes, ich habe keine Ahnung. Hier steht nur, dass ich um zwanzig Uhr vor Ort sein soll. Darüber hinaus möchten sie Abendkleidung sehen, da hört es bei mir bereits auf. Ich besitze kaum etwas Passendes zum Anziehen. Das ist keinesfalls was für mich“, antwortete Tanja kurz entschlossen.
Dieses Abenteuer war zu viel für sie, außerdem hatte sie wirklich keinen Schimmer, wer dahinter stecken könnte.
„Oh nein, du gehst. Ich will genau wissen, was auf der Schaumburg passiert und wie die Party war. Komm schon, du bist doch auch neugierig. Du kannst deinen heimlichen Verehrer auf keinen Fall enttäuschen“, bedrängte die Freundin sie sofort.
Einen Augenblick schwiegen sie, während Tanja die Einladungskarte unschlüssig in der Hand hielt. Dresscode war etwas, das sie abstieß und unsicher machte. Ein Abendkleid wurde gefordert, nur wo um alles in der Welt bekam sie das bis morgen Abend her?
Erschrocken drehte sie sich um, als sie erneut aus den Augenwinkeln was durch den Raum huschen sah. Aber auch dieses Mal war niemand im Zimmer, so war es immer, jedenfalls seit Matthias ausgezogen war.
„Du solltest unbedingt hingehen. Es wird Zeit, dass du wieder am Leben teilnimmst“, riet Katrin ihr leise.
In dem Moment klingelte es an der Tür, sodass Tanja sich schnell von ihrer Freundin verabschiedete. Sie wollte nicht zu einer Veranstaltung gedrängt werden, die ihr unheimlich war und bei der sie sich bestimmt fehl am Platz fühlte.
Sie stellte das Telefon zurück in die Ladestation, kurz darauf drückte sie auf den Knopf für die Gegensprechanlage.
„Ich habe ein Paket für sie, wenn sie mir öffnen, komme ich hoch“, meldete sich eine männliche Stimme.
„Gut, ich bin im fünften Stock“, antwortete sie, gleichzeitig betätigte sie den Türöffner.
Es summte, allerdings dauerte es eine ganze Weile, ehe jemand an ihre Tür klopfte. Ein Blick durch den Spion bestätigte ihr, dass der Kerl wirklich von UPS war.
„Bitte hier unterschreiben“, bat der Mann mit einem Lächeln, als sie geöffnet und das Paket entgegen genommen hatte.
Sie verabschiedete ihn abwesend, in Gedanken überlegte sie bereits, was das für eine Sendung sein könnte. Tanja war sich sicher, dass sie in der letzten Zeit nichts bestellt hatte.
Neugierig legte sie das Paket auf den Wohnzimmertisch und öffnete es. Zuerst sah sie eine Lage Seidenpapier, dann hielt sie die Luft an, denn unter dem Papier kam ein traumhaftes, dunkelrotes Abendkleid zum Vorschein.
Völlig überwältigt hob sie es aus der Verpackung, dabei fiel ein kleiner Briefumschlag auf den Boden. Eilig hob sie ihn auf, während sie in ihr Schlafzimmer ging.
In ihr tobte eine Mischung aus Misstrauen, Neugier und Freude, als sie das Kleid vor ihren Körper hielt, um sich im Spiegel zu betrachten. Selbst bei der oberflächlichen Musterung merkte sie, dass es perfekt passen würde, gleichzeitig verdeckte es auch noch ihre Pölsterchen.
Dieses Gebilde aus Satin und Seide war einfach ein Traum, doch ihre Verwirrung wuchs. Jetzt wusste sie erst recht nicht, wer dahinter steckte, nur eins war klar, die Einladung und das Kleidungsstück gehörten zusammen.
Vorsichtig legte sie das kostbare Stück auf ihr Bett, um die Karte zu öffnen in der Hoffnung, dass sich das Rätsel endlich auflöste.
„Ich möchte, dass du das Ballkleid morgen Abend trägst. Meine Limousine holt dich pünktlich um halb acht Uhr ab. Ich freue mich auf dich, B.“
Immer wieder las sie den kurzen Text, aber ihr wollte partout niemand einfallen. Wer um alles in der Welt war dieser Mann?
Für sie stand fest, dass es sich nur um ein männliches Exemplar ihrer Gattung handeln konnte. Eine Frau würde sie niemals zu einer Party bitten, ihr ein Kleid senden und einen Wagen schicken. Wieso auch?
Tanja war hin- und hergerissen. Sollte sie wirklich so wahnsinnig sein, die Einladung von einem offensichtlich völlig Fremden anzunehmen?
In ihrem Leben hatte es kaum Platz für Träume gegeben. Nach der Schule drängte man sie in die Lehre zur Schneiderin, was ihr extrem schwerfiel, darüber hinaus machte ihr die Tätigkeit überhaupt keinen Spaß. Allerdings kam sie nicht gegen ihre Eltern an.
Eine kurze glückliche Episode verlebte sie mit ihrem Lebensgefährten, ehe der sich immer rücksichtsloser und uninteressierter verhielt. Sie wollte gar nicht wissen, wie lange er sie schon betrog.
Ihre Unfähigkeit Kinder zu bekommen, schien ihn zusätzlich abzuschrecken, doch über diesen Punkt weigerte sie sich, nachzudenken. Es war eine Tatsache, die sie hinzunehmen hatte.
Vielleicht war es wirklich Zeit für ein wenig Leichtsinn und etwas Leichtigkeit in ihrem Leben.
Schnell lief sie ins Wohnzimmer, in dem Paket fand sie passende Unterwäsche, Seidenstrümpfe sowie Schuhe. Mit zitternden Fingern holte sie sich das Telefon, um Katrin erneut anzurufen.
Atemlos erzählte sie von dem atemberaubenden Kleid und der geheimnisvollen Karte.
„Du musst dahin, sonst sterbe ich vor Neugier“, forderte ihre Freundin aufgeregt.
„Ich nehme mein Handy mit, sollte da ein hinterhältiges Ding ablaufen, bin ich sofort wieder weg. Außerdem weißt du ja, wo ich bin“, bestätigte Tanja.
Sie wollte nicht länger die vernünftige Spaßbremse sein, die kein Risiko einging und niemals etwas Unschickliches tat. Ihre Mutter hatte ihr immer gepredigt, dass sie sich wie eine anständige Frau zu benehmen hatte.
Partys, wilde Knutschereien oder Nacktbaden im Freibad kamen bei ihr keinesfalls infrage. Sobald jemand was Verwegenes vorschlug, erschien die mahnende Miene ihrer Mutter, sodass sie sich verschreckt zurückzog.
„Bist du noch dran?“, erkundigte Katrin sich, weil ihre Freundin nicht antwortete.
„Ja bin ich. Hab nur daran denken müssen, was meine Mum dazu sagen würde. Aber du hast Recht, ich gehe. Was hab ich denn zu verlieren? Mit meinem Handy kann ich mir jederzeit ein Taxi rufen und es ist an der Zeit etwas zu ändern“, stimmte sie fast schon euphorisch zu.
Dieses Mal verabschiedeten sich die Freundinnen endgültig. Dann lief Tanja mit einem breiten Grinsen ins Schlafzimmer, um sich noch einmal den Traum von einem Kleid anzusehen, mit dem sie morgen zu ihrer geheimnisvollen Verabredung ging.

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Der nächste Tag zog sich für Tanja unerträglich in die Länge. Immer wieder überlegte sie, ob sie einen Fehler machte. Solche Abenteuer war sie einfach nicht gewohnt, dazu kam, dass ihre Arbeit ihr viel Spielraum für Grübeleien verschaffte.
Endlich konnte sie abstempeln und nach Hause fahren. Mit einem tiefen Seufzer schloss sie ihre Haustür auf, ging ins Wohnzimmer, wo sie sich auf einen Sessel fallen ließ.
Ihre Überlegungen wanderten zu dem kommenden Abend, was sie wohl auf der Party erwartete? Wer war der geheimnisvolle Kerl? Warum gab er sich nicht zu erkennen, immerhin schien er ja zu wissen, wo sie wohnte. Wieder einmal fragte sie sich, ob es vielleicht besser war, einfach abzusagen und das Kleid zurückzusenden? Es zwang sie niemand, in die Limousine zu steigen.
Ein schrecklicher Verdacht kam ihr. Was, wenn gar kein Auto sie abholte? Falls das alles nur ein grausamer Jux war?
In ihrer Jugend und während ihrer Schulzeit gab es genug dieser Scherze. Verabredungen, die nur dazu dienten sie bloßzustellen, freundliche Worte, die sie in Sicherheit wiegten, nur um sie tiefer verletzen zu können und ähnliche Vorkommnisse, die man heute als Mobbing bezeichnen würde.
Sie schluckte schwer, dann schob sie die Gedanken zur Seite. Niemand wagte es noch sie dermaßen zu demütigen, da sie gelernt hatte sich zu schützen und zu wehren.
„Ich werde keinesfalls kneifen“, murmelte sie entschlossen.
Müde schloss sie für einen Moment die Augen, lehnte den Kopf an das Polster und dämmerte weg.
Erschrocken fuhr sie aus dem Schlaf hoch, dabei sah sie sich benommen um. Sie lag auf dem Sessel im Wohnzimmer, doch sie hatte keine Ahnung, wie lange sie geschlafen hatte. Das durfte nicht wahr sein. Hoffentlich war sie früh genug aufgewacht, um den Fahrer noch zu erwischen. Ein schneller Blick auf die Uhr sagte ihr, dass ihr etwas Zeit blieb, allerdings sollte sie sich langsam beeilen.
Das heiße Wasser der Dusche tat ihren verspannten Muskeln gut, außerdem beruhigte es sie ein wenig. Einen Moment schloss sie die Augen, stellte sich vor, dass sie gleich einem sehr charismatischen Mann gegenübertreten würde. Dieses Mal achtete sie auf die Uhrzeit und bedauerte, dass sie so lange geschlafen hatte. Auf der anderen Seite war sie ausgeruht, sodass sie ihr Gegenüber nicht mit einem gigantischen Gähnen abschreckte.
Sie föhnte sich die Haare, legte ein dezentes Make-up auf, das ihre Augen betonte, dann ging sie ins Schlafzimmer, wo sie das Geschenk ihres heimlichen Verehrers aufbewahrte.
Hier stand sie vor einem mittelgroßen Problem, denn das Kleid besaß einen Reißverschluss am Rücken und sie hatte keine Ahnung, wie sie es schließen sollte. Gleichzeitig überlegte sie, woher der Mann sie so genau kannte, dass er in der Lage war, passende Kleidung auszusuchen.
Ehe sie sich weitere Gedanken machen konnte, klingelte es an der Haustüre, was sie erschrocken zu der Uhr an der Wand blicken ließ. Verdammter Mist, es war tatsächlich schon kurz vor halb acht.
Noch einmal verbog sie sich, um den Reißverschluss endgültig hochzuziehen, doch es blieb ein Spalt offen. Resignierend schlüpfte sie in die halbhohen Pumps und lief zur Gegensprechanlage. Sie musste einen anderen Partygast bitten, ihr das Kleid zuzumachen. Irgendjemand auf der Party würde ihr bestimmt helfen, sie war hoffentlich nicht die einzige Frau dort.
„Ich komme sofort“, brachte sie hervor.
„Lassen Sie sich ruhig Zeit, es eilt nicht“, erklang eine tiefe, angenehme Stimme.
Ausatmend schlüpfte sie in ihren langen Mantel, der auch das offene Ballkleid verdeckte, holte ihre Clutch mit den wichtigsten Sachen und machte sich auf den Weg nach unten.
Mit Katrin hatte sie ausgemacht, dass sie in regelmäßigen Abständen simsen würden. Zumindest bis klar war, dass es keine Gefahr gab.
Vor dem Haus wartete eine große, schwarze Limousine mit getönten Scheiben. An der Beifahrertür lehnte ein mittelgroßer Mann mit blonden Haaren, der ihr ein unverbindliches, distanziertes Lächeln schenkte.
Höflich öffnete er ihr die hintere Tür, reichte ihr eine Hand, sodass sie einsteigen konnte. Dankbar nickte sie ihm zu. Die Fahrt dauerte nur knappe zwanzig Minuten, ein Umstand, den sie bedauerte, wenn sie den Innenraum so sah. Selbst der obligatorische Sektkühler stand für sie bereit, aber sie war auch so schon nervös genug, deshalb verzichtete sie lieber erstmal auf Alkohol.
Sofort zog sie das Handy aus der Handtasche und schickte die erste SMS an Katrin, damit diese wusste, dass sie unterwegs war.
Seufzend ließ sie sich in die weichen Polster sinken, anschließend schmunzelte sie, es war bestimmt nicht das Schlechteste, so verwöhnt zu werden.
Die Limousine fuhr nach einer Weile durch das große Burgtor, was Tanja verwunderte, normalerweise war die Durchfahrt verboten. Sie bemerkte das Schweitzerhaus im Aufgang zum Burgeingang, kurz danach parkten sie vor dem Haupteingang.
Höflich öffnete der Fahrer ihr die Tür, hielt ihr erneut eine hilfreiche Hand hin und schenkte ihr ein Lächeln.
„Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend. Der Ballsaal ist gleich hier rechts. Ihr Gastgeber erwartet Sie“, damit drehte er sich um, stieg ein und fuhr davon.

Kapitel 2 - Walpurgisnacht

Noch einmal atmete sie tief durch, sie war so weit gegangen, dass sie jetzt nicht kneifen würde, obwohl ihre gesamten Alarmanlagen ansprangen.
Sie ging zu dem zweiten Torbogen, wollte gerade nach der Türklinke greifen, als das Tor bereits aufschwang und einen Blick in den Saal freigab.
Überwältigt blieb sie einen Moment stehen, blickte auf die kleinen Grüppchen, die überall herumstanden, dabei fühlte sie sich fast in ein Märchen versetzt.
Am anderen Ende des Ballsaals gab es eine Theke, allerdings liefen auch Kellner durch den Raum, um die Gäste zu bedienen. Ein Büffet wurde an der rechten Seite aufgebaut, wo es einige Sitzgelegenheiten und Tische gab.
Die Kronleuchter, die von der Decke hingen, verteilten goldenes Licht, welches für eine magische Stimmung sorgte. Es sah überhaupt nicht wie der typische „Tanz in den Mai“ aus, eher wie der Ball bei Aschenputtel.
Einer der Diener, die die Tür geöffnet hatten, bat sie höflich um ihre Einladung.
„Natürlich, Entschuldigung“, murmelte sie und holte die Karte aus der Handtasche.
Mit einem Lächeln reichte sie ihm die Einladungskarte, dabei bemerkte sie irritiert, dass seine Miene für einen Moment erstarrte, dann fing er sich wieder und nickte ihr zu.
„Darf ich Ihnen den Mantel abnehmen?“, wollte er wissen, aber sie schüttelte schnell den Kopf.
„Bitte, mir ist ziemlich kalt, ich würde ihn gerne anbehalten. Ist das ein Problem?“, hakte sie besorgt nach.
„Selbstverständlich, wie sie wünschen“, damit trat der Typ einen Schritt zurück, nicht ohne sie noch einmal zu mustern.
Langsam ging sie in den Saal, spürte die neugierigen Blicke auf sich, die dafür sorgten, dass sie sich extrem unwohl fühlte. Sie kannte niemanden hier und es herrschte eine seltsame, fast feindselige Stimmung. Außerdem trugen die Leute alle Kostüme, die an Fabelwesen erinnerten, somit war sie in ihrem Ballkleid absolut overdressed.
Unsicher suchte sie mit den Augen den Raum ab, ob irgendwer ihr wohl mit dem Problem ihres Reißverschlusses helfen könnte, aber es gab keinen, der sie auch nur freundlich ansah. Seufzend beschloss sie den Rückzug anzutreten, es blieb eben doch nur ein schöner Traum.
„Ah da bist du ja“, eine Stimme riss sie aus ihrer Grübelei und sie blickte auf den Mann, der sich aus der Menge löste.
Beinahe hätte sie angefangen zu sabbern, denn der Kerl sah umwerfend aus. Er war groß, schlank und die feinen grauen Strähnen in seinen schwarzen Haaren, machten ihn erst recht interessant.
In dem schicken Anzug, der seine athletische Figur zur Geltung brachte, schien er sich wohlzufühlen. Seine Iriden schimmerten in einem dunklen Braun, außerdem erschien jetzt ein sympathisches Lächeln auf seinem Gesicht.
Mit eleganten Schritten ging er auf sie zu, streckte ihr eine Hand entgegen, anschließend zog er sie weiter in den Raum, wobei sie völlig vergaß, dass sie gehen wollte. Natürlich richtete sich in dem Augenblick die gesamte Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sie, sodass sie sich wie auf dem Präsentierteller fühlte. Ein Raunen und Murmeln lief durch den Saal, dabei spürte sie die Abneigung der restlichen Gäste zu deutlich.
„Danke für die Einladung“, murmelte sie, gleichzeitig senkte den Blick.
Sie war kaum in der Lage in seine Augen zu sehen, außerdem war dieser Mann einfach zu sexy, hier handelte es sich bestimmt um einen üblen Scherz. Ein dumpfes Gefühl von Gefahr breitete sich in ihr aus und sie musste sich beherrschen, um nicht zurückzuweichen.
Immer noch hielt er ihre Hand fest, während er sie durch den Ballsaal bis zu einer versteckten, kleinen Kammer führte.
„Soll ich dir mit dem Reißverschluss helfen?“, raunte er ihr ins Ohr, als er sie in den Raum schob, der offensichtlich als Garderobe diente.
Erschrocken riss sie die Augen auf, dabei sah ihn fast schon ängstlich an.
„Woher wissen Sie?“, weiter kam sie nicht, denn sein leises Lachen stoppte sie sofort.
„Ich habe das Ballkleid für dich ausgesucht, daher weiß ich genau, dass du es unmöglich alleine schließen kannst“, erklärte er ihr erheitert.
„Dann war es Absicht“, zischte sie und wollte ihre Hand befreien.
Ruhig hielt er ihrem blitzenden Blick stand, zog sie sogar noch ein Stückchen näher zu sich, dabei grinste er sie versonnen an.
„Nein, war es nicht. Ich sah dieses Kleid und wusste, dass du bezaubernd darin aussehen würdest“, antwortete er ihr.
Ihre Gegenwehr verpuffte regelrecht, als sie leise aufatmete, gleichzeitig studierte sie den Fußboden, mit der Aussage hatte sie sich mal wieder blamiert. Wieso musste sie ihm auch solche Absichten unterstellen?
Sanft hob er ihr Kinn mit dem Handrücken an, zwang sie ihm in die Augen zu sehen und fesselte sie mit einem unsichtbaren Bann. In seinen Iriden glomm ein roter Funken auf und es sah aus, als ob sie sich schwarz verfärbten.
Tanja schloss kurz die Lider, zwinkerte und versank erneut in diesem bodenlosen Abgrund. Sie spürte die dunkle Aura des Mannes und in ihrem Gehirn tobte das Wort „Gefahr“ herum.
„Niemand wird es wagen dich hier schlecht zu behandeln, das verspreche ich dir“, murmelte er.
„Es tut mir leid, ich ... ich weiß nicht, wie ich es erklären soll“, stotterte sie, wobei sie sich innerlich krümmte.
Wieso konnte sie ihm nicht kühl und beherrscht entgegentreten? Ihn einfach fragen, was das alles sollte und wer er war?
„Du bist so oft unfair behandelt worden, dass du instinktiv mit einer Falle rechnest“, gab er selbst die Antwort.
Wieder blickte sie ihn erstaunt an, woher kannte er sie so gut.
Endlich schaffte sie es sich aus dem Bann zu befreien, den er allein mit seinem Blick auf sie gelegt hatte. Sie holte tief Luft und wollte wissen, wer er eigentlich war, da legten sich seine kühlen, schlanken Finger auf ihre Lippen.
„Für deine Fragen ist es viel zu früh. Ich verspreche dir, du wirst alles erfahren, wenn es an der Zeit ist. Aber jetzt sollte ich das Kleid schließen, damit wir zu meinen Gästen zurückkehren können“, stoppte er sie.
Mit sanfter Gewalt zog er ihr den Mantel aus, ließ sich auch nicht stören, als sie langsam mit dem Kopf schüttelte. Achtlos warf er das Kleidungsstück zur Seite und sofort kam ein junges Dienstmädchen, die sich um die Garderobe kümmerte.
Der Mann beachtete sie kaum, sondern drehte Tanja vorsichtig um, schloss den Reißverschluss, anschließend legte er einen Arm um ihre Schultern, während er neben sie trat.
„Dann mal los, auf ins Vergnügen“, bestimmte er und führte sie in den Ballsaal zurück.
Unsicher ging sie mit ihm, allerdings musste sie zugeben, dass sie sich geschmeichelt fühlte, dass ausgerechnet so ein Prachtexemplar sich für sie interessierte. Wieder sprang ihre Alarmanlage bei diesem Gedanken an. Ein solcher Mann hatte einfach keinen Grund, sich um sie zu kümmern.
Er stellte sie einigen Gästen vor, die sie lächelnd begrüßten, doch als er von einem Diener abgelenkt wurde, sah sie deutlich die neidischen und abfälligen Blicke, die über ihre Figur wanderten. Ganz sicher war sie hier nicht gern gesehen.
Charmant reichte er ihr ein Glas Champagner, dabei zwinkerte er ihr verlangend zu. Nur ehe er ihr ein Kompliment machen konnte, zog ihn ein kleiner Mann in einem dunkelblauen Anzug zur Seite. Sie flüsterten miteinander, dann kam er mit einer bedauernden Miene zu ihr zurück.
„Es tut mir leid, ich muss mich um eine Kleinigkeit kümmern. Wie wäre es, wenn du was isst, ich bin gleich wieder da“, damit küsste er sie leicht auf den Mund und verschwand durch das Eingangstor.
Fasziniert, aber ebenso verwirrt sah sie ihm hinterher, die zitternden Finger auf ihre Lippen gelegt, als ob sie es nicht glauben könnte, dass er sie geküsst hatte. Wer war dieser Mann?
Erst nach einer Weile spürte sie die wachsende Feindlichkeit in dem Saal und sie blickte sich vorsichtig um. Die Atmosphäre hatte sich verändert, dabei lag es kaum an dem steigenden Alkoholverbrauch.
Eine Frau in einem langen, schwarzen Abendkleid kam auf sie zu und sie sah, als sie vor ihr stehen blieb, dass das Kleid aus tausenden Federn bestand. Es sah fast so aus, als ob sie ein Federkleid, wie ein Vogel besaß.
Schnell schob sie diese Gedanken von sich, so etwas gab es nicht, sie sollte ihre Fantasie im Zaum halten.
„Was haben wir denn da? Ein Menschlein, das sich in die Hölle wagt? Glaubst du wirklich, er interessiert sich für dich?“, erkundigte sie sich mit einer Stimme, die an das Krächzen einer Krähe erinnerte, dabei legte sie den Zeigefinger unter ihr Kinn.
Tanja wollte ihre Hand wegschlagen, doch dann bemerkte sie, den Schnabel in dem Gesicht dieser Gestalt und sah die Krallen, die sie statt Finger besaß.
Irritiert schnupperte sie an ihrem Glas, hatte man ihr Drogen gegeben? Oder was ging hier vor sich?
Der Klingelton ihres Handys ertönte und zeigte ihr eine SMS an. Sofort ließ die Krähenfrau sie los, schenkte ihr noch ein verächtliches Lächeln, ehe sie in der Menge verschwand.
Schnell zog Tanja sich in eine Ecke zurück, nahm das Handy aus der Tasche, um die SMS zu lesen. Katrin erkundigte sich besorgt, ob alles in Ordnung war, da sie sich nicht wie vereinbart gemeldet hatte.
Verwirrt von der Begegnung mit dieser seltsamen Frau, setzte sie sich auf eine der gepolsterten Bänke, die man an den Wänden entlang aufgestellt hatte. Erneut blickte sie sich in dem Saal um, dabei erkannte sie, dass es sich keinesfalls um Kostüme handelte. Entsetzt registrierte sie, dass sich auf dieser außergewöhnlichen Party Wesen befanden, die es gar nicht geben dürfte. Einige trugen Hörner auf dem Kopf, andere besaßen reptilienartige Schwänze sowie Klauen. Ihr Verstand schrie auf, dass das unmöglich die Realität sein konnte, allerdings glaubte sie genauso wenig, dass man sie unter Drogen gesetzt hatte.
„Entweder jemand hat mir was ins Glas gemischt oder hier gehen seltsame Dinge vor sich“, schrieb Tanja und schickte die SMS ab.
Eine Hand legte sich auf ihre Schulter, was sie erschrocken zusammenzucken ließ, aber die rauchige Stimme ihres Gastgebers beruhigte sie augenblicklich wieder.
„Ganz ruhig, ich habe dir doch versprochen, dass dir nichts passiert“, murmelte er, dabei sah er sie eindringlich an.
Langsam zog er sie von der gepolsterten Bank hoch, sah ihr tief in die Augen und schlang beide Arme um sie. Die Zeit schien stehen zu bleiben, während sie eine Geborgenheit fühlte, die ihr unbekannt war.
Sanft drückte der Mann ihren Kopf an seine Schulter, hielt sie, als sei sie extrem zerbrechlich, bis das Zittern nachließ.
„Was ist das für eine Gesellschaft?“, flüsterte sie mit einem Ton, der verriet, dass sie es gar nicht wissen wollte.
Liebevoll hob er ihr Kinn an, um sie zu küssen. Langsam glitt seine Zunge über ihre Lippen, leckte über ihre Mundwinkel und raubte ihr den Atem, als sie den Mund öffnete.
Seine Zungenspitze drang vorsichtig in ihre Mundhöhle ein, strich über ihre Zähne, dabei erregte er sie nach allen Regeln der Kunst. Sein Geschmack überwältigte sie, gleichzeitig meinte sie, etwas wie Schwefel zu riechen. So schnell der Gedanke gekommen war, vergaß sie ihn.
Dieser Kuss ließ sie alles vergessen, wo sie sich befand, was sie gesehen hatte und dass sie vor Angst zu gerne zurück in ihre Wohnung geflüchtet wäre.
Genüsslich schloss sie die Lider, gab sich dem süßen Rausch hin, den sie so sehr ersehnte. In ihrem Leben hatte es noch nie jemanden gegeben, der ihre heimliche Sehnsucht nach Geborgenheit und Liebe stillen konnte, bis zu dem Moment. Er gab ihr das Gefühl, als ob sie angekommen sei.
Völlig verwirrt sah sie ihm wieder in die Augen, als er von ihr abließ. Mehr erstaunt als entsetzt erkannte sie die Schwärze in seinen Iriden, die das sanfte Braun ersetzt hatte. Langsam floss diese Dunkelheit auch in seine Skleren, bis sie in zwei Abgründe blickte, die sie zu verschlingen drohten. Trotz des furchterregenden Anblicks fühlte sie sich immer noch sicher und zu ihm hingezogen.
„Wer bist du?“, flüsterte sie, dabei legte sie eine Hand auf seine Wange.
Er schloss die Augen, legte seine Hand über ihre, dabei schmiegte er sich in ihre Handfläche. Einen langen Augenblick blieben sie so stehen, ehe er sie erneut ansah. Dieses Mal schimmerten seine Iriden wieder Braun und auch die Skleren waren weiß, wie es sein sollte.
„Man nennt mich Belial“, antwortete er mit seiner samtigen Stimme.
„Wie grausam müssen deine Eltern gewesen sein, dich nach einem mächtigen und genauso bösartigen Dämon zu benennen“, flüsterte sie traurig.
„Kennst du dich aus? Ich meine mit bösen Geistern?“, erkundigte er sich süffisant, während er sie zurück in den Ballsaal führte, in dem die ersten Paare tanzten.
„Nur das, was man in der Kirche zu hören bekommt. Meine Mutter war eine gläubige Katholikin“, wehrte sie lächelnd ab.
„Ja, die Pfaffen, wissen eine Menge“, bemerkte er, wobei seine Stimme einen zynischen Klang bekam.
Ehe sie weiter fragen konnte, zog er sie auf die Tanzfläche und drückte sie eng an sich.
„Ich kann nicht tanzen“, flüsterte sie entsetzt, als er sie auch schon im Walzertakt drehte.
„Lass dich von mir führen, du kannst es“, erwiderte er und machte keine Anstalten sie loszulassen.
Kurz darauf schwebten sie über das Parkett, so als ob sie nie was anderes getan hätte. Die Situation bekam etwas Unwirkliches, wie ein Traum aus dem man ungern erwachte. Nur war dies die Realität, doch sie fragte sich ernsthaft, wieso sie auf einmal Walzer tanzen konnte.
Gesichter flogen an ihr vorbei, die nichts Menschliches besaßen, dabei sah sie höhnisches Grinsen, abwertende Mienen und bösartige Blicke. Gestalten mit Hörnern standen jetzt an der Theke, während sie zwei schlangenähnliche Wesen am Büffet sah.
„Wo bin ich hier? Was war in meinem Glas?“, wollte sie verunsichert wissen und kam aus dem Takt.
Sofort schlang sich der Arm ihres Tanzpartners fester um sie.
„Du bist auf Schloss Schaumburg und in deinem Glas war Champagner. Doch auf dieser Welt ist keineswegs alles so, wie ihr Menschen es gerne hättet“, erklärte Belial mit einem amüsierten Lachen.
Irritiert sah sie ihn an, als ihr die Wahrheit langsam dämmerte. Sie tanzte gerade mit dem Großfürsten der Hölle jedenfalls, wenn man der Kirche glaubte. Aber müsste sie in dem Fall nicht von ihm abgestoßen sein? Sollte sie nicht wenigstens Angst fühlen?
„Nein, vergiss was du über mich und meinesgleichen erfahren hast. Die Priester fürchten, was sie kaum erklären können, so wurden wir zu bösartigen Geschöpfen erklärt“, raunte Belial ihr ins Ohr, als er sie enger an sich zog.
„Das soll ich dir glauben? Wieso weißt du, was ich denke?“, erkundigte sie sich skeptisch.
„Frag dein Herz, es wird dir die gewünschte Antwort geben“, erklang seine Stimme direkt in ihrem Kopf.
Ihr dummes Herz hatte sie bereits einige Mal in die Irre geführt, nur dieses Mal fühlte es sich so richtig und gleichzeitig völlig anders an.
Mit einer letzten Drehung klang die Musik aus und ihr Tänzer führte sie zum Büffet.
„Du hast dich mir widersetzt, was ich absolut nicht schätze. Jetzt wird etwas gegessen“, befahl er fürsorglich, dabei sah er sie fast schon streng an.
Sein Blick machte ihr klar, dass er auf sie aufpasste, aber ebenso bestimmte. Er war der Boss, das musste er wohl kaum beweisen, sie ordnete sich ihm völlig natürlich unter.
Mit einem Teller in der Hand begutachtete sie die Leckereien, wählte aus, was ihr schmeckte, ehe sie sich an den Tisch setzte.
„Isst du nichts?“, erkundigte sie sich erstaunt.
Schnell schüttelte er den Kopf, während er neben ihr Platz nahm.
„Nein, wir ernähren uns von anderen Dingen“, murmelte er mit einem verlangenden Blick, der ihr Herz aus dem Takt brachte.
„Du bist meiner Frage ausgewichen, wieso kannst du meine Gedanken lesen?“, hakte sie erneut nach.
„Ganz recht, ich habe nicht vor, es dir zu erklären“, gab er mit einem unverschämten Grinsen zu.
Ohne weiter über diese Antwort nachzudenken, aß sie, genoss die Köstlichkeiten mit allen Sinnen und schob energisch die Besorgnis zur Seite. Als sie satt war, seufzte sie zufrieden auf, dann riss sie entsetzt die Augen auf.
„Mist, ich habe vergessen Katrin zu schreiben, dass alles in Ordnung ist. Hoffentlich kreuzt sie nicht gleich mit einer ganzen Einheit Polizisten auf“, rief sie erschrocken.
Belial lachte trocken, gleichzeitig schüttelte er den Kopf. Sanft nahm er ihr die Clutch aus den Händen und reichte sie einem vorbeikommenden Diener.
„Sie hat die richtige Nachricht bekommen oder glaubst du, dass ich so einen Fehler mache? Überlass mir alles Weitere, genieß den Abend“, befahl er zärtlich, dabei strich er ihr eine Haarsträhne aus der Stirn.
„Wieso weißt du, dass sie auf meine SMS wartet? Und woher willst du wissen, was sie erhalten hat? Gib mir bitte mein Handy, ich muss sie beruhigen, sonst denkt sie noch, dass mir was passiert ist“, verlangte Tanja aufgebracht.
Die gesamte Situation war bizarr, der Kerl war unheimlich, trotzdem fühlte sie sich so sehr zu ihm hingezogen. Dieser Ort gehörte zu den Plätzen, die sie freiwillig kaum aufgesucht hätte, dennoch wollte sie nicht nach Hause gehen.
Ohne mit der Wimper zu zucken, hielt er ihr das Handy hin, das eigentlich in ihrer Handtasche sein sollte, die der Diener weggebracht hatte. Auf dem Display leuchtete die Anzeige, dass vor über einer Stunde die Antwort von Katrin gekommen war. Schnell nahm sie das Gerät und öffnete die SMS.
Ihre Freundin wünschte ihr einen traumhaften Abend, dabei freute sie sich, dass es so super bei ihr lief.
Benommen las Tanja den Text noch einmal, dann suchte sie die SMS heraus, die sie ihr geschickt hatte. Verwirrt las sie, dass sie Katrin beruhigt hatte, in dem sie ihr schrieb, dass alles perfekt sei.
„Ich bin mir sicher, dass ich das nicht geschrieben habe“, murmelte sie leise.
„Das stimmt auch, ich war so frei, deine Worte abzuändern. Ich kann sehen, dass du nicht gehen willst und ich versichere dir, dass ich auf dich aufpasse, solange du es zulässt“, antwortete Belial sanft.
„Ich werde irre oder? Ich verliere den Verstand und wache bestimmt in einer Gummizelle auf“, flüsterte sie benommen.
Mit einem Ruck zog der Dämon sie auf seinen Schoß, drückte sie an sich, während er ihr tief in die Augen sah.
„Wieso glaubt ihr Menschen immer, dass ihr wahnsinnig werdet, sobald euch einer von uns seine Identität offenbart?“, wollte er leise wissen.
Liebevoll hielt er sie, streichelte über ihren Rücken, gab ihr Halt und Sicherheit, gleichzeitig hauchte er fremd klingende Worte in ihr Ohr.
„Verzauberst du mich gerade?“, erkundigte sie sich träge.
Es tat so gut, wie er sie festhielt. Sein Herz pochte in einem beruhigenden Rhythmus und seine Wärme hüllte sie ein.
„Nein, das wage ich bei dir nicht. Es würde dich verändern, was ich auf jeden Fall verhindern werde“, gestand er ihr.
„Dann bist du die Antwort auf meine Gebete?“, fragte sie weiter.
Jetzt lachte er laut auf, dabei schüttelte er energisch den Kopf.
„Ganz bestimmt nicht. Mich schickt man kaum als Hilfe oder Lösung der Probleme, eher das Gegenteil“, bemerkte er erheitert und in seinen Augen glommen wieder diese roten Funken auf.
„Ich möchte dir einen Deal vorschlagen. Heute Nacht und nur heute Nacht gehörst du mir ohne irgendwelche Konsequenzen. Glaub mir, das ist ein Angebot, das ich sonst niemandem mache“, schlug er ihr plötzlich vor.
„Was soll das heißen? Ich gehöre keinem“, begehrte Tanja auf, doch in dem Augenblick, in dem sie es ausgesprochen hatte, wusste sie, dass es eine Lüge war.
Zu gerne ließ sie sich von dem attraktiven Mann führen, genoss seine Aufmerksamkeit ebenso wie seine Fürsorge. Gleichzeitig zog sich ihr Unterleib sehnsuchtsvoll zusammen, sobald sie daran dachte, sich ihm völlig zu unterwerfen.
„Bist du sicher?“, hörte sie ihn wieder direkt in ihrem Kopf.
„Was erwartest du von mir, sollte ich diesen Deal eingehen? Und was passiert, falls ich nicht einwillige?“, hakte sie unsicher nach.
„Ich will Gehorsam, keine Fragen, dir steht es nur zu, dich zu weigern, wenn etwas dich in Gefahr bringt oder dir Schmerzen bereitet. Die Alternative besteht darin, dass du dich in die Limousine vor dem Eingang setzt und nach Hause fährst“, antwortete er ehrlich, dabei fesselte er sie lediglich mit seinem Blick.
Einen Moment überlegte sie, ob sie diesen Schritt wagen sollte. Verwundert stellte sie fest, dass allein die Vorstellung ihn jetzt schon zu verlassen ihr wehtat. Nur was kam danach?
„Du gibst mich aber nicht an jemand anderen weiter oder verlangst Dinge von mir, die ich nicht geben kann oder?“, fragte sie unruhig.
„Ich passe auf dich auf und um dich weiterzugeben, bin ich viel zu eifersüchtig. Hier geht es nur um uns beide“, beruhigte er sie sofort.
Zaghaft nickte sie, denn der Gedanke aufzustehen, um in ihre stille, einsame Wohnung zu fahren, versetzte sie in Panik.
Seine Hände legten sich an ihre Wangen. Er küsste sie, zwang ihre Lippen auseinander, trank ihren Geschmack. Dieses Mal gab Tanja sich völlig dem Kuss hin, verbot sich sämtliche Vorbehalte und konzentrierte sich nur auf ihn.
„So ist es gut, hör auf dich zu wehren, lass dich gehen“, flüsterte er ihr zu, während sein Atem jetzt über ihre Schläfe strich.
„Ich fürchte mich vor dem Erwachen, wenn ich zu sehr die Kontrolle verliere“, stieß sie fast unhörbar hervor.
„Ich halte dich und fange dich auch auf. Vertrau mir“, verlangte Belial liebevoll.
„Das kann ich nicht. Du bist so anders, außerdem machst du mir Angst, gleichzeitig fühle ich mich bei dir sicher und geborgen“, gab sie verlegen zu. Ein zufriedenes Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit, als er sie auf die Beine stelle.
Der Dämon stand ebenfalls auf, brachte sie aus dem Ballsaal rüber ins Schloss, bis zu einem Schlafzimmer mit einem riesigen Himmelbett. An der Kopfseite gegenüber dem Bett war ein offener Kamin, in dem ein Feuer prasselte, das den gesamten Raum wohlig wärmte.
Mit sanfter Gewalt schob er sie zum Bett, öffnete den Reißverschluss ihres Kleides und zog es ihr aus. Unendlich liebevoll strich er ihr über die Schultern, drehte sie, sodass sie sich mit dem Rücken gegen seine Brust lehnen konnte.
„Gib einfach nach, hör auf zu kämpfen“, raunte er ihr ins Ohr.
Tränen traten ihr in die Augen, weil sie verlernt hatte, zu vertrauen oder die Führung abzugeben.
„Ich weiß nicht wie“, flüsterte sie.
Mit einem Finger zog er ihren Kopf zu sich, küsste ihr zärtlich die Tränen von der Wange, hob sie hoch, um sie gleich darauf auf dem Himmelbett abzusetzen. Sein Blick bohrte sich in ihren, sorgte dafür, dass ihr unruhiger Geist zur Ruhe kam, gab ihr Halt trotz der Unsicherheit und der Angst, die sie beherrschten.
Schnell streifte er seine Kleidung ab und presste sich an sie. Seine Arme schlossen sich um sie, hüllten sie in Geborgenheit ein, sodass sie es endlich schaffte, sich zu entspannen.
Sanft glitten seine Fingerspitzen über ihren Körper, dabei spürte sie, dass sich seine Haut ungewöhnlich heiß anfühlte, trotzdem schmiegte sie sich an ihn. Tanja genoss seine liebevollen Berührungen, seine Finger, die sie erbarmungslos erregten und seine Nähe.
Nie hätte sie gedacht, dass ein Mann oder besser ein Dämon, der so mächtig war wie er und so gut aussah, sich für sie interessieren könnte. Für einen kurzen Augenblick flammte das alte Misstrauen auf.
„Hör auf zu denken, du kennst mich kaum. Ich bin nicht darauf aus, dich zu verletzen“, wisperte seine Stimme in ihrem Kopf, während er ihre Schamlippen spreizte, um mit dem Zeigefinger in sie einzudringen.
„Gefällt dir das, meine Süße?“, erkundigte er sich heiser.
Verlegen drückte sie sich seiner Hand entgegen, brachte aber kein Wort hervor. Moral und Lust kämpften in ihr, denn man hatte ihr beigebracht, dass nur Nutten mit einem Mann schliefen, den sie nicht kannten.
„Sag es mir“, forderte Belial hart, gleichzeitig stoppte er in der Bewegung.
Entsetzt wimmerte sie auf, versuchte ihn irgendwie dazu zu bringen sie weiter zu streicheln, nur hatte sie damit keinen Erfolg.
„Erinnere dich an unseren Deal. Ich erwarte Gehorsam“, raunte er ihr zu.
„Ja, es gefällt mir“, flüsterte sie fast unhörbar.
Ein zufriedenes Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Er rieb träge über ihre Klitoris, brachte sie zum Stöhnen und sich unter ihm zu winden, doch noch dachte er gar nicht daran, ihr die Erlösung zu schenken. Zu sehr genoss er das Spiel mit ihrer Lust.
„Erzähl mir von deinen kleinen schmutzigen Fantasien. Was möchtest du erleben?“, wollte er als Nächstes wissen.
Schnell schüttelte sie den Kopf, egal was er anstellte, aber über diese Dinge würde sie ganz bestimmt nicht sprechen. Es war einfach viel zu peinlich.
„Bitte das geht zu weit“, flüsterte sie, während sie gedemütigt die Augen schloss.
Etwas in ihrem Inneren sagte ihr, dass er die Macht hatte, sie dazu zu bringen, ihm alles zu beichten.
„Vergiss die anerzogene Moral! Tu endlich, was du willst“, zischte der Dämon ihr ins Ohr.
Seine Finger trieben sie langsam aber gekonnt in den Wahnsinn und seine Stimme tat ihr Übriges. Allein mit diesem Mann in einem Bett zu liegen, hätte sie sich nie zu träumen gewagt.
Träge streichelte er sie, hielt sie auf Spannung ohne sie kommen zu lassen, während sie leise wimmerte. Seine Anweisung war deutlich gewesen, doch sie schaffte es einfach nicht, über ihren Schatten zu springen.
„Normalerweise bin ich nicht so nachsichtig. Meine Gespielinnen mögen die harte Gangart, dabei gehorchen sie blind. Du bist etwas Besonderes für mich“, ertönte seine Stimme in ihrem Kopf.
„Wieso?“, wisperte sie atemlos.
„Das erkläre ich dir gerne, sobald du meiner Aufforderung gefolgt bist. Es sei denn, du möchtest abbrechen und nach Hause zurückkehren“, murmelte er.
Erschrocken hielt sie die Luft an. Hatte sie ihn so verärgert oder langweilte sie ihn bereits?
„Was hast du nur für seltsame Dinge in deinem Kopf, als ob du mich jemals langweilen könntest. Und nein, du verärgerst mich nicht. Niemand schafft es zu übersehen, wenn ich mich ärgere“, antwortete er, ehe sie diese Überlegungen ausgesprochen hatte.
„Kannst du meine Gedanken lesen?“, erkundigte sie sich angstvoll.
„Oh ja meine Süße, deshalb macht es keinen Sinn, etwas vor mir zu verheimlichen. Mach es dir nicht so schwer, sprich es einfach aus“, verlangte er, dabei streichelte er sie so sanft, dass sie genüsslich die Augen schloss.
„Ich möchte dich in mir fühlen“, gab sie leise zu.
„Das weiß ich, aber da ist auch noch mehr“, erwiderte er.
Seine Finger rieben stärker über den kleinen versteckten Knoten zwischen ihren Schamlippen und ließen sie aufstöhnen, doch es reichte immer noch nicht. Langsam bekam sie das Gefühl zu platzen, wenn er ihr nicht endlich den Höhepunkt schenkte.
„Ich würde gerne Lustschmerz spüren, wissen wie es ist beherrscht zu werden und trotzdem in Sicherheit zu sein“, wisperte sie.
Ein leises Lachen sorgte dafür, dass sie zusammenzuckte, weil sie dachte, er mache sich lustig über sie.
„Das passt hervorragend, denn ich hatte kaum vor, mich immer so zurückzuhalten. Du sollst bekommen, was du dir ersehnst“, versprach er und jagte ihr damit eine Gänsehaut über den Körper.
„Noch etwas, ich würde mich nie über dich in der Weise amüsieren, denk das nie wieder“, befahl er, als seine Hand hart auf ihren Hintern klatschte.
Erschrocken ruckte ihr Kopf hoch, doch sofort legte sich sein Arm um sie und zog sie eng an ihn.
„Scht, das war erst der Anfang, aber zuerst werde ich beenden, was ich angefangen habe“, ertönte erneut seine Stimme an ihrem Ohr.
Seine Finger glitten in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit über ihre Klitoris. Er reizte sie, bis sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte, dann endlich spürte sie, wie die Wellen des Orgasmus über ihr hereinbrachen.
Mit einem leisen Schrei kam sie, verkrampfte sich in seinen Armen, dabei schloss sie die Lider. In ihr tobte ein Inferno, das alles verbrannte, was mit der Realität zu tun hatte. Gleichzeitig hörte sie die sanfte Stimme des Dämons, der ihr ein unmoralisches Szenario nach dem anderen ins Ohr raunte. Dinge, die ihre Lust anstachelten und somit den Höhepunkt verlängerten.
Endlich ließ er von ihr ab, sodass sie erschöpft die Augen öffnete, um direkt in seine dunklen Pupillen zu sehen. Verständnis, Begehren und etwas, das sie nicht deuten konnte, sah sie darin.
„Willst du wirklich weitergehen? Noch hast du die Wahl“, hakte er erneut nach, obwohl er die Antwort genau kannte.
„Ich möchte wissen, wie es ist“, flüsterte sie.
Im gleichen Moment schlug sie die Hand vor den Mund, erschrocken über ihren eigenen Mut. Unsicher sah sie ihn an, bat ihn mit ihrem Blick, nicht zuzulassen, dass sie einen Rückzieher machte.
„Keine Angst, meine Kleine. Jetzt gehörst du mir“, wisperte es in ihrem Kopf und in Belials Iriden blitzte es rot auf.
Schnell warf er die Decke zurück, setzte sich auf den Bettrand und klopfte auf seine Oberschenkel. Ein wenig neidisch bemerkte Tanja, dass es ihm kein bisschen peinlich war, so nackt zu sein. Ihr war es extrem unangenehm, zumal ihr in dem Augenblick wieder einfiel, dass die letzte Diät auch gescheitert war.
„Komm her“, befahl er, ohne sie aus den Augen zu lassen.
Mit gesenktem Blick stand sie auf, umrundete das Bett, um dann verunsichert vor ihm stehen zu bleiben.
Sie spürte seine Bewegung, als er aufstand und einen Schritt auf sie zuging. Seine unheimliche Körpertemperatur wärmte sie, selbst jetzt, wo er sie kaum berührte.
Langsam hob er ihr Kinn mit den Fingerspitzen an, zwang sie, ihm ins Gesicht zu sehen, dabei musterte er sie seinerseits eindringlich.
„Ich mag es nicht, wenn man sich mir widersetzt. Das ist die letzte Warnung, meine Kleine“, teilte er ihr leise mit.
Tanja schluckte schwer, dann atmete sie aus und nickte leicht.
„Gut, leg dich jetzt über meine Beine“, befahl der Dämon, setzte sich wieder und zog sie mit sich.
Schnell beugte sie sich über seine Oberschenkel, stützte sich mit den Füßen ab, damit sie ihn nicht mit vollem Gewicht belastete, doch er zog sie mit einem Ruck in die richtige Lage.
„Sehe ich so zerbrechlich aus?“, erkundigte er sich spöttisch.
Eine Antwort verkniff sie sich lieber, zumal sie ihn in dieser Situation keinesfalls reizen wollte. Außerdem war sie unsicher, ob sie überhaupt ein Wort herausbrachte.
Sanft streichelte er ihr Hinterteil, fuhr zwischen ihre Hinterbacken und drang mit der Fingerspitze in ihren Anus ein. Mit der anderen Hand hielt er sie an Ort und Stelle, sodass sie es aufgab herumzuzappeln.
„Genieß es“, ordnete er heiser an.
Langsam entspannte sie sich, drückte sich seinen streichelnden Fingern entgegen, die auch ihre Klitoris reizten. Obwohl sie gerade erst einen hammermäßigen Orgasmus gehabt hatte, war sie schon wieder bereit für ihn.
„So liebe ich das. Lass dich gehen, hör auf zu denken“, tönte seine Stimme in ihrem Kopf.
Zu gerne gehorchte sie, selbst wenn das hier nur ein Traum war oder eine einmalige Angelegenheit, würde sie es genießen.
Als sie völlig entspannt auf seinen Beinen lag, schlug er zu. Seine Hand traf hart ihren Hintern, hinterließ deutliche Spuren und einen brennenden Schmerz.
Ruckartig wollte Tanja sich aufsetzen, doch er hielt sie locker an ihrem Platz.
„Jetzt bekommst du die Strafe für deine Weigerung“, flüsterte er ihr zu.
Allein seine Stimme peitschte ihre Lust hoch, aber auch seine Berührungen taten ihr Übriges. Nie hätte sie gedacht, dass es so sein würde, lustvoll und schmerzhaft gleichzeitig. Immer wieder klatschte seine Handfläche auf ihren Hintern, wobei er sie nach einem Schlag sanft streichelte und ihr so die Gelegenheit gab den Schmerz zu verarbeiten.
Ihr Hinterteil fühlte sich heiß an, dabei brannte es enorm, allerdings sammelte sich zwischen ihren Schenkeln erneut Feuchtigkeit, die langsam aus ihr heraus sickerte.
„Schenk mir deine Tränen“, wisperte es in ihrem Kopf, ehe sie ein besonders harter Hieb traf.
Endlich ließ sie sich fallen, hörte auf zu kämpfen, begriff, dass sie jetzt und hier nicht stark sein musste. Tränen strömten über ihre Wangen, im gleichen Augenblick hob Belial sie hoch, als ob sie eine Stoffpuppe sei. Liebevoll drückte er sie an sich, gab ihr Halt, Wärme und Liebe.
Tanja kuschelte sich in diese Umarmung, atmete seinen Duft aus Sandelholz und Feuer ein. Wobei sie glaubte, auch einen Hauch Schwefel zu riechen.
Zärtlich streichelte er sie, gab ihr die Zeit, die sie jetzt brauchte, um das Erlebte zu verarbeiten. Eng zog er sie an sich, flüsterte ihr archaisch klingende Worte ins Ohr, die sie nicht verstand, die sie aber einlullten.
Stunden später brachte er sie zurück in den Ballsaal, wo die verschiedensten Geschöpfe die Walpurgisnacht feierten. In ihren Pupillen erkannte man ein Strahlen und eine neue Selbstsicherheit ging von ihr aus. Belial hielt ihre Hand fest umschlossen, gleichzeitig nickte er ihr zufrieden zu.
Sie tanzten noch einmal, auch dieses Mal verließ sie sich völlig auf seine Führung, vertraute darauf, dass es passte.
Tanja fand Gefallen am Tanzen, immer wieder bat sie ihn, um einen weiteren Tanz, bis sie sich erschöpft an ihm festhielt. Sanft hob er sie auf seine Arme und setzte sich mit ihr auf eine Bank an der Seite. Ein Diener reichte ihr ein neues Glas Champagner, während sie sich vertrauensvoll an den Dämon kuschelte.
Sie trank einen Schluck, dann legte sie ihre Wange an seine Brust, hörte sein Herz regelmäßig und kräftig schlagen. Er nahm ihr vorsichtig die Sektflöte aus der Hand, um sie auf den Boden zu stellen.
„Wieso ich?“, brachte sie hervor, ehe ihr die Augen zufielen.
Statt einer Antwort spürte sie eine Zufriedenheit, die sie so noch nie gefühlt hatte. In ihr keimte das Gefühl auf, dass sie endlich das passende Gegenstück gefunden hatte, gleichzeitig fühlte es sich alles so bizarr an, wie in einem unglaublichen Traum.
„Wenn du dich wirklich auf mich einlassen kannst, dann ruf nach mir“, flüsterte die raue Stimme Belials in ihr Ohr.
Sie wollte ihn ansehen, fragen, was das wieder zu bedeuten hatte, aber ihre Augenlider wogen Tonnen. Müdigkeit schwappte in ihr Bewusstsein und schwemmte die Überlegungen fort.  

Kapitel 3 - Erwachen

Fröstelnd wachte sie auf und sah sich verstört um. Sie lag auf einer Holzbank im alten Ballsaal von Schloss Schaumburg, doch getroffen stellte sie fest, dass sie geträumt haben musste. Alles sah verkommen aus, modrige Luft waberte durch den Raum, in dem die Tapeten von den Wänden hingen. Auf den Tischen erkannte man Tischdecken, die von Motten zerfressen waren, ebenso bedeckte eine dicke Staubschicht die Möbel.
Hier hatte auf keinen Fall gestern Nacht ein Ball stattgefunden.
Steif erhob sie sich von der Bank, durch die blinden Fenster sah sie, dass es draußen bereits hell wurde. Hoffentlich stand das Schlosstor offen, sonst hatte sie ein Problem.
Wie war sie bloß hergekommen? Fahrig strich sie über die Seide ihres Kleides und stutzte. Das Ballkleid war ein Teil des Traumes, aber wieso trug sie es? War sie vielleicht betrunken gewesen und hatte es sich ausgeliehen, ohne sich daran zu erinnern?
„Wenn du dich auf mich einlassen kannst, ruf nach mir“, ertönte es wie ein leises Echo in ihrem Kopf.
Wo hatte sie die Worte bereits gehört? Schlagartig fiel ihr ein, dass sie im Traum mit Belial getanzt hatte, er war es, der ihr diesen Satz zuflüsterte. Noch einmal sah sie sich in dem verkommenen Raum um, dann ging sie zur Tür, die einen Spalt offen stand.
Erleichtert sah sie, dass auch das Schlosstor geöffnet war und schnell schlüpfte sie auf die andere Seite. Tief atmete sie die frische Luft ein, die ganze Zeit hatte sie ihre Handtasche festgehalten, nur von ihrem Mantel war keine Spur zu sehen.
Zu müde und zu traurig, dass diese Begegnung offenbar ein Traum gewesen war, zog sie ihr Handy hervor, um die Nummer von Katrin zu wählen.
„Hey Süße, du musst mir alles genau erzählen“, erklang die Stimme ihrer Freundin.
„Mach ich, aber kannst du mich vielleicht abholen? Zu Fuß ist es ein verdammt langer Weg“, bat sie gepresst.
Katrin stimmte sofort zu, zumal sie hörte, dass es ihr schlecht ging.
Eine halbe Stunde später bog sie in die Zufahrt zum Schloss ein, wo Tanja ihr bereits entgegen eilte.
„Du meine Güte wie siehst du denn aus? Hast du dich im Dreck gewälzt?“, rief sie erschrocken aus.
„Gestern war alles herausgeputzt und wunderschön, aber als ich heute aufgewacht bin, lag überall Staub. Spinnweben hingen von der Decke, als ob seit Jahren keiner mehr hier gewesen wäre“, antwortete sie, dabei umklammerte eine Traurigkeit ihr Herz, die ihr sogar das Atmen schwer machte.
„Du bist dir sicher, dass dir niemand etwas in einen Drink getan hat?“, wollte Katrin wissen, als sie den Kleinwagen drehte.
„Nein, bin ich nicht. Aber ich hoffe, dass es kein Trip war“, murmelte sie schleppend.
Erst in ihrer Wohnung, als sie geduscht hatte und sich in ihrem Jogginganzug auf die Couch fallen ließ, erzählte sie ihrer Freundin von der vergangenen Party.
„Ich fühle mich, als ob ich in Dunkelheit tauchen würde. Mein Herz ist schwer, dabei tut es so weh, an ihn zu denken. Wie kann das sein, wenn ich das nur geträumt hab?“, flüsterte sie verzweifelt.
„Vielleicht sollte ich dich ins Krankenhaus bringen“, meinte Katrin unsicher, sofort wehrte Tanja vehement ab.
Tief in ihr wusste sie, dass sie die Nacht mit Belial verbracht hatte, gleichzeitig spürte sie, dass sie ihm verfallen war. Sein Lächeln hatte sich in ihren Kopf gebrannt, während sie immer noch sein Herz fühlte, das regelmäßig unter ihrer Wange schlug. Es klang so unwirklich, so bizarr und doch völlig klar.
„Es war kein Traum, aber offensichtlich bekomme ich nur diese eine Begegnung“, stieß sie hervor und schluckte die Tränen herunter.
Katrin nahm sie in die Arme, dabei drückte sie sie fest an sich.
„Nein, das denke ich nicht. Nach allem was du erzählt hast, hat er auf keinen Fall nur mit dir gespielt. Wenn er böse wäre, hätte er dich kaum so zärtlich behandelt, sondern gedemütigt oder dir die Seele geraubt“, führte sie ihr vor Augen.
„Du glaubst mir wirklich?“, erkundigte Tanja sich erstaunt.
Ernst nickte die Freundin.
„Es hört sich völlig durchgeknallt an, aber so etwas kannst du dir gar nicht ausdenken. Außerdem besitzt du das wunderschöne Kleid und du hast mir einige SMS geschrieben, das klappt wohl kaum, wenn du unter Drogen gesetzt worden wärst“, bemerkte sie ruhig.
„Was mache ich denn jetzt? Ich vermisse ihn so sehr, nach nur einer einzigen Begegnung. Es fühlt sich an, als ob ich meine große Liebe verloren hätte“, flüsterte Tanja unter Tränen.
Ihr Herz klopfte schmerzhaft und in ihr spürte sie nur diese unendliche Leere, auch etwas, was nicht möglich war. Man liebte keinen Mann, den man nur eine Nacht lang kannte oder doch?
„Hat er vielleicht was zum Abschied gesagt? Denk nach“, verlangte Katrin jetzt, dabei schob sie die Freundin ein Stückchen von sich.
„Ich soll ihn rufen, sobald ich bereit bin, mich auf ihn einzulassen“, murmelte sie.
„Und? Kannst du? Immerhin ist er ein Dämon, einer von den Bösen“, brachte Katrin es auf den Punkt.
„Ich weiß es nicht.“
Unglücklich sah sie ihre einzige Vertraute an. Konnte sie sich ehrlich auf einen Mann einlassen, den sie kaum kannte und der dazu noch behauptete ein Dämon zu sein? Was wenn er wirklich schlecht war und die Kirche doch Recht hatte? Vielleicht war sie auch einfach nur übergeschnappt.
„Gib dir ein wenig Zeit, morgen ist Samstag, da kannst du ausschlafen. Soll ich hier bleiben?“, erkundigte Katrin sich besorgt.
„Nein, du hast schon genug getan. Ich muss nachdenken, mehr erfahren“, blockte Tanja leise ab.
Die Freundinnen verabschiedeten sich, anschließend kramte Tanja ihren Laptop hervor. Den übrigen Tag sowie fast die ganze Nacht verbrachte sie mit der Recherche nach Belial und dem Okkultismus. Sie erfuhr, dass erst die Kirche das Wort Dämon mit dem Bösen in Verbindung gebracht hatte. Eigentlich bedeutete es Naturgeist, ebenso gehörte nicht jeder Dämon zwangsläufig zu der dunklen Seite. Begierig sucht sie sich die Informationen heraus, die das Internet ausspuckte. Zitternd las sie Bericht um Bericht über den Mann oder das Wesen, das sie so beeindruckt hatte. Immer wieder schreckte sie hoch, fühlte sich beobachtet, dabei kroch ihr eine Gänsehaut über den Rücken.
Endlich klappte sie den Computer zu und schlief sich aus, mit dem guten Gefühl zu wissen, was sie tun musste.

~~°~~

Am späten Sonntagmittag wachte sie auf, noch einmal wägte sie alle Informationen ab, doch ihr Entschluss stand fest. Schnell sprang sie unter die Dusche, dann zog sie eine hübsche, gelbe Bluse sowie eine Jeans an.
Die Sonne schien ins Wohnzimmer, als sie es betrat und leise nach Belial rief.
Nichts geschah und ihr Herz zersprang beinahe, es tat unglaublich weh, denn mit einem Irrtum hatte sie keineswegs gerechnet.
„Herr der Lügen“, tönte es in ihrem Kopf.
So wurde er auch genannt, was sollte sie da schon erwarten? Dass er ausgerechnet ihr die Wahrheit sagte?
Weinend fiel sie auf das Sofa, vergrub ihr Gesicht in den Handflächen, ergab sich ihrer Trauer. Zum ersten Mal in ihrem Leben ließ sie sich fallen, ohne Rücksicht und ohne einen doppelten Boden. Sie hielt ihre Gefühle nicht länger zurück, trauerte um das, was sie erlebte und was sich doch nur als dummer Traum entpuppte.
Eine starke Hand legte sich auf ihre Schulter, gleichzeitig wurde sie an eine muskulöse Brust gezogen. Sanfte unbekannte Worte drangen an ihr Ohr, wobei sie wieder diese Geborgenheit spürte.
„Mein ungeduldiges Mädchen hast du ehrlich geglaubt, ich hätte dich angelogen?“, wollte Belial leise wissen.
Zitternd atmete sie ein, drängte die Tränen zurück, dabei sah ihn aus verheulten Augen ungläubig an.
„Du bist wirklich da?“, brachte sie stockend hervor.
„Natürlich, das habe ich dir versprochen. Erinnerst du dich? Ich sagte dir, dass ich dich auffange und solange auf dich aufpasse, wie du es zulässt“, erinnerte er sie.
„Und? Muss ich jetzt mit dir in der Hölle leben?“, fragte sie kleinlaut, während sie sich dichter an ihn kuschelte.
Leise auflachend schüttelte der Dämon den Kopf.
„Auf keinen Fall, wir bleiben hier oder halten uns in einem meiner Domizile auf, wenn du möchtest. Du musst noch einiges lernen, meine Süße, aber dazu haben wir sehr viel Zeit“, beruhigte er sie.
Erneut legte sie die Wange an seine Schulter, gab sich seiner Gegenwart hin und ein kleines Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
Ohne sagen zu können, woher sie die Gewissheit nahm, wusste sie, dass ihr Leben sich jetzt zum Guten drehte. In Zukunft würde sie niemand je wieder verletzen, darüber hinaus spielte Einsamkeit ganz bestimmt nie mehr eine Rolle.
Natürlich tobten tausend Fragen durch ihren Kopf, doch keine davon war in dieser Minute wichtig, wichtig war nur, dass er bei ihr blieb.
„Du willst mich wirklich?“, hakte sie unsicher nach.
Erneut vibrierte sein Brustkorb, als er auflachte.
„Hast du immer noch Zweifel? Wäre ich hier, wenn ich dich nicht wollte?“, erkundigte er sich ernst.
„Vielleicht interessiert dich du nur meine Seele“, bemerkte sie zögerlich.
Eindringlich sah er sie an, dabei fühlte es sich an, als ob er sie mit einem Bann belegte. Sie schaffte es nicht, seinem Blick auszuweichen oder auch nur diesen Blickkontakt zu beenden.
„Falls ich es auf deine Seele abgesehen hätte, besäße ich sie bereits. Nein, ich möchte, dass du sie behältst. Es würde dich zu sehr verändern“, antwortete er endlich.
„Also stimmt es, dass du einem Menschen die Seele rauben kannst“, hakte sie leise nach.
Sanft strichen seine Fingerspitzen über ihren Nacken, kraulten durch den Haaransatz und sie schloss genüsslich die Augen.
„Ich stehle nie, ich nehme, was mir zusteht. Die, die meine Sklaven werden, haben sich das redlich verdient“, murmelte er, ohne seine Liebkosungen zu beendend.
„Du hast mir nicht gesagt, wieso ich etwas Besonderes für dich bin“, erinnerte sie ihn an das Gespräch in der Walpurgisnacht.
„Es gab Wichtigeres und zu diesem Zeitpunkt kann ich es dir kaum erklären. Du bist noch nicht so weit“, antwortete er ruhig.
Seufzend öffnete sie die Augen und blickte ihn nachdenklich an. Jetzt wo er bei ihr war, schienen die Informationen aus dem Internet ihren Schrecken verloren zu haben. Trotzdem musste sie wissen, auf was sie sich hier eingelassen hatte.
„Darf ich dich was fragen?“, erkundigte sie sich zögernd.
„Natürlich, alles, was du möchtest. Allerdings behalte ich mir vor, dir keine Antwort zu geben“, entgegnete er mit einem Lächeln.
Langsam nickte sie, dann schluckte sie, hob ihren Blick noch etwas höher und nahm ihren Mut zusammen. Die Dinge, die ihr auf der Seele brannte, könnte ihn extrem verärgern.
„Man nennt dich Herr der Lügen, woher weiß ich, dass ich dir glauben kann?“, brachte sie hervor.
Im gleichen Moment schlug sie die Hand vor den Mund, erschrocken riss sie die Augen auf. So unsensibel wollte sie die Frage bestimmt nicht stellen, doch sie hatte einfach losgeredet.
Beruhigend sah Belial sie an, strich ihr vorsichtig eine Strähne aus der Stirn und lächelte nachsichtig.
„Stimmt, ich bin der Herr über die Lügen. Was bedeutet, dass niemand in der Lage ist, mich anzulügen. Ich durchschaue jede Unwahrheit sofort. Es heißt aber keinesfalls, dass ich unehrlich bin. Diese Eigenschaft hat mir die Kirche angedichtet“, antwortete er ernst.
Skeptisch blickte sie ihn an, lotete aus, ob sie irgendwas in seinem Gesicht oder in seinen Augen sah, das auf Unehrlichkeit hindeutete.
„Hör auf dein Herz“, wisperte es in ihren Gedanken.
Beschämt senkte sie den Blick. Es gab keinen Grund ihm zu misstrauen, egal was man über ihn sagte, er hatte sein Wort bisher gehalten.
„Verzeih mir“, murmelte sie.
Sanft bettete er ihren Kopf an seiner Schulter, hielt sie fest an sich gedrückt und hüllte sie in diese Geborgenheit ein.
„Ich bin nicht der Böse, obwohl man mir das gerne nachsagt. Im Gegenteil ich sorge für Gerechtigkeit. In meinem Bereich der Hölle werden Menschen bestraft, die anderen übel mitgespielt haben. Glaubst du mir, dass gerade meine Ecke randvoll mit Priestern ist?“, erkundigte er sich.
Stumm nickte sie an seiner Brust. Er brachte ihr Weltbild gehörig ins Wanken, denn plötzlich waren die Rollen getauscht.
„Leute, wie die, die dich leiden ließen, landen gewöhnlich bei mir. Ich sage nicht, dass ich keinen Spaß an meinen Aufgaben finde“, fügte er belustigt hinzu.
„Wirst du es mir zeigen?“, hakte sie leise nach.
„Vielleicht irgendwann, aber im Moment bestimmt noch nicht“, damit war für ihn das Gespräch beendet.
Sanft schob er sie ein kleines Stückchen zurück, hob ihr Kinn an und sah ihr ins Gesicht.
„Hast du heute schon etwas gegessen?“, wollte er wissen.
Verlegen schüttelte sie den Kopf.
„Nein, ich sollte sowieso weniger essen“, bemerkte sie kleinlaut.
Augenblicklich bildete sich eine steile Falte auf seiner Stirn, seine Augen färbten sich schwarz, als ein Grollen aus seiner Kehle kam. Gleichzeitig schien es dunkler und kälter zu werden.
Verängstigt versuchte Tanja von ihm wegzukommen, aber er hielt sie mühelos an ihrem Platz.
„Das will ich nie wieder hören. Du hast keinen Grund dich auf irgendeine Weise zu verachten“, zischte er ihr zu.
Erschrocken nickte sie, dabei fiel es ihr schwer, ein Zittern zu unterdrücken.
Belial schloss einen Moment die Augen, atmete tief durch, dann sah er sie erneut an. Seine Iriden schimmerten in dem vertrauten Braun, sein Lächeln erschien zärtlich und die Atmosphäre im Zimmer fühlte sich kaum mehr bedrohlich an.
„Jetzt weißt du, warum niemand übersieht, wenn ich sauer werde“, bemerkte er mit einem Grinsen.
„Schuft“, stieß sie hervor, als sie ihn auf den Oberarm boxte.
Lachend fing er ihre kleine Faust ein und küsste die Knöchel ihrer Hand.
„Ehe wir essen gehen, muss ich dich warnen. Es wird nicht einfach mit mir, denn ich bin speziell, dabei lebe ich nach meinen eigenen Regeln“, warnte er sie eindringlich.
Aufmerksam beobachtete sie ihn, sah ihm in die Augen, um zu erkunden, was genau er damit meinte. Natürlich ließ er sich keine Vorschriften machen, das war ihr klar. Wer wagte es dem Herrn der Hölle zu sagen, was er zu tun und zu lassen hatte?
„Kannst du mir das detaillierter erklären?“, hakte sie unsicher nach.
Tanja wollte nichts hören, was ihren Entschluss, sich auf ihn einzulassen, ins Wanken brachte, dennoch musste sie wissen, auf was sie sich einließ.
„Ich setze meinen Willen immer durch, egal auf welche Weise. Menschen zwinge ich, in der Regel mir zu gehorchen. Niemand widersetzt sich mir und die, die es versuchen, bereuen es. Darüber hinaus habe ich überhaupt keine Skrupel für Gerechtigkeit zu sorgen oder meine speziellen Kräfte einzusetzen“, antwortete er ehrlich.
Das war verdammt harter Tobak, sie schluckte schwer, sah ihn aber nach wie vor an.
„Willst du mir damit sagen, dass ich keine Rechte mehr besitze, wenn wir zusammen sind?“, brachte sie stockend hervor.
Lachend schüttelte Belial den Kopf.
„Das heißt es auf keinen Fall. Du bist etwas Besonderes für mich. Ich rede davon, wie ich mit meiner Umgebung und meinen Untergebenen umgehe. Glaub nicht, dass sie mich lieben. Im Gegenteil, die meisten fürchten mich. Sie werden neidisch auf dich sein“, erklärte er offen.
Das konnte sie sich gut vorstellen, denn normalerweise fürchtete man den Teufel eben und verliebte sich nicht in ihn.
„Wie sieht unser Zusammenleben aus? Ich habe keine Ahnung, was auf mich zukommt“, erkundigte sie sich immer noch zögernd.
„Ich komme zu dir, sobald ich Zeit finde. So wie die letzten Monate.“
Der Dämon sah sie aufmerksam an, gespannt, ob sie die Anspielung richtig deutete.
„Du warst das? Du hast versucht mich in den Wahnsinn zu treiben?“, rief sie erstaunt.
Langsam rieb sie sich über die Augen, es war fast zu viel für sie, auf der anderen Seite atmete sie erleichtert auf.
„Ja, ich war das. Ich beobachte dich schon eine ganze Weile, deshalb weiß ich auch, dass du etwas Besonderes bist. Nur aus diesem Grund konnte ich dir das passende Kleid schicken“, gab Belial ohne Scham zu.
Tanja lief rot an, als ihr ein sehr unschöner Gedanke kam.
„Du hast mich aber nicht beim Duschen beobachtet, oder?“, hakte sie jetzt atemlos nach.
Fast ein wenig beleidigt schüttelte der Dämon den Kopf.
„Für was hältst du mich? Für einen untervögelten Spanner? Natürlich habe ich deine Privatsphäre respektiert“, gab er unterkühlt von sich.
Erleichtert atmete sie auf und ließ sich wieder gegen ihn sinken, doch in dem Moment knurrte ihr Magen laut und deutlich.
„Genug geredet, wir gehen jetzt essen“, befahl er, dabei schob er sie sanft von seinem Schoß.
Gehorsam ging sie zur Tür, die Belial ihr höflich aufhielt. Vor dem Haus stand eine schwarze Limousine, die natürlich alle Blicke auf sich zog. Zu gerne wäre sie in dem Augenblick an dem Wagen vorbei gegangen, nur um den Nachbarn keinen Gesprächsstoff zu liefern, aber der Fahrer öffnete ihr bereits die Tür.
„Danke“, murmelte sie, als sie hineinkletterte.
Es war das gleiche Auto, das sie auch zur Schaumburg gebracht hatte und auf dem Rücksitz lag ihr Mantel. Fragend blickte sie zu ihrem Begleiter, doch der zuckte nur nichtssagend mit den Schultern.
„Wirst du mir jemals eine Antwort geben, wenn es um deine seltsamen Begabungen geht?“, erkundigte sie sich lächelnd.
Sofort schüttelte er den Kopf.
„Nein, denn das kann und darf ich dir nicht erklären. Manchmal ist es besser, man ist unwissend“, gab er offen zu.
Als die Limousine losfuhr, legte er einen Arm um sie und zog sie sanft an sich. Leise Musik erklang, dabei erkannte sie die Stimme von Elfenthal, eine Gruppe, die sie liebte.
„Du weißt, dass das meine Lieblingsgruppe ist oder?“, wollte sie wissen.
„Natürlich. Es gibt sehr wenig, was ich nicht über dich weiß“, bestätigte er ihre Vermutung.
Normalerweise würde sie so ein Verhalten aufregen, aber in dem Fall steigerte es nur ihr Gefühl der Geborgenheit. Entspannt lehnte sie an ihm, sah ihn an und nahm jede Einzelheit in sich auf.
Belial saß in dem Wagen, dabei dominierte er seine Umgebung auf eine subtile, allerdings beeindruckende Weise.
Er passte in diesen Luxus, wie Tanja bemerkte. Seine Anzughose saß wie angegossen, gleichzeitig verbarg sie, dass er gut ausgestattet war. Schnell lenkte sie den Blick auf seine muskulöse Brust, doch auch das bewirkte nicht, dass sie sich beruhigte, immerhin hatte sie ihn bereits nackt gesehen.
„Ich hoffe, dir gefällt, was du siehst“, murmelte er belustigt, während er seine Hand in ihren Nacken legte, um sie zu kraulen.
„Absolut, nur weiß ich immer noch nicht, wieso du mich willst. Du kannst jede Frau haben ...“, unsicher verstummte sie, als sich seine Augenbrauen zusammenzogen.
„Ja, ich bin sogar in der Lage unter allen Wesen zu wählen. So viele werfen sich mir an den Hals, erhoffen sich meine Gunst. Keiner von ihnen ist es aber wert. Zumal die meisten Lebewesen mich nur als Gefährten wollen, um ihre eigene Macht zu stärken“, brachte er bitter hervor.
In dem Moment wurde ihr klar, wie schwierig es für ihn sein musste, jemanden zu finden, der ihn wollte, ohne ihn auszunutzen.
„Genau deshalb bist du etwas Besonderes. Du denkst zuerst an alle anderen und in dir existiert weder Verlogenheit noch Berechnung“, bestätigte er ihre Gedankengänge.
Verlegen sah sie aus dem Fenster, beobachtete die vorbeifliegende Landschaft und stellte fest, dass sie längst aus der Stadt raus waren.
„Es gibt bestimmt viel Bessere als mich. Ich bin kein Engel und meine Gedanken sind oft ziemlich hässlich“, wehrte sie das Kompliment ab.
„Zum Glück bist du kein Engel, sonst würdest du ja zu meinen Geschwistern gehören. Deine Gedanken sind ehrlich, das ist alles, was ich schätze“, damit beugte er sich zu ihr und küsste sie zärtlich.
Zu gerne gab sie sich diesem Kuss hin, spürte seine warmen Lippen auf ihren, ehe sie verlangend den Mund öffnete, um ihm Einlass zu gewähren.
Seine Hand in ihrem Nacken gab ihr Halt, vergrub sich in ihren Haaren, während er sie regelrecht in Besitz nahm. Sein Geschmack löste ein Feuerwerk in ihrem Kopf aus, welches ihre Sorgen wegbrannte.
Ohne darüber nachzudenken, hielt sie sich an seinen breiten Schultern fest, drückte sich an ihn. Ein leises Stöhnen entkam ihr, aber das war ihr egal.
Atemlos blickte sie ihn an, als er von ihr abließ.
„Erst das Mittagessen, mein Liebling, danach das Dessert“, rügte er sie zärtlich.
„Essen wird überbewertet“, widersprach sie ihm mit einem Grinsen, doch dann verdrehte sie die Augen.
„Ich höre mich an, wie eine untervögelte Jungfrau“, stieß sie hervor.
Belial lachte auf, ehe er tadelnd schnalzte.
„Solche Worte aus deinem Mund? Ich bin entsetzt. Ich glaube, ich sollte dir Benehmen beibringen“, drohte er amüsiert.
Begeistert nickte sie, zu genau erinnerte sie sich an seine Hand, die ihren Hintern zum Glühen gebracht hatte.

~~°~~

Der Wagen parkte vor einem kleinen Restaurant mitten im Wald, was Tanja gefiel. Schnell ergriff sie die Hand des Fahrers, der ihr beim Aussteigen behilflich war.
Einen Augenblick blieb sie stehen, atmete tief durch und sah sich um. Ein Wanderweg führte von dem Ausflugslokal weg, direkt zwischen die Bäume. Der Parkplatz war gut gefüllt, was für das Lokal sprach, aus dem Gesprächsfetzen und Gelächter drangen.
„Hast du einen Tisch bestellt?“, wollte Tanja wissen, als sie auf den Eingang zu gingen.
„Nein, das brauche ich nicht“, antwortete Belial selbstbewusst, dabei nahm er ihre Hand.
Skeptisch sah sie ihn an, wenn er sich da mal nicht irrte.
Gemeinsam betraten sie das Restaurant, das in der Tat voll war. Es gab nur noch eine freie Ecke in einer Nische, nur die war bereits reserviert.
„Es tut mir leid, wir haben keinen Tisch mehr frei und in den nächsten vier Stunden wird sich da kaum etwas tun“, erklärte eine freundliche Kellnerin bedauernd, nachdem sie die beiden begrüßt hatte.
Tanja wollte sich schon umdrehen, doch Belial stoppte sie mit einem leichten Kopfschütteln.
„Sie werden einen Platz für uns finden“, befahl der Dämon, dabei sah er der jungen Frau direkt in die Augen.
Erschrocken registrierte Tanja, dass in seinen Iriden ein Feuer aufflackerte, das selbst sie vor Furcht zusammenzuckte, aber er hielt ihre Hand fest in seiner.
Die Kellnerin starrte ihn angsterfüllt an, dann nickte sie wie in Trance, während sie auf den reservierten Tisch zusteuerte.
„Darf es was zu trinken sein?“, fragte sie mit einem seltsam leeren Blick.
„Wir sehen uns zuerst die Karte an, danke“, damit schickte Belial sie zu ihrer Arbeit zurück.
Entsetzt, aber gleichzeitig fasziniert sah Tanja ihn an.
„Jetzt weißt du, was ich vorhin meinte. Es zu zeigen, ist einfacher als es zu erklären“, teilte der Dämon ihr grinsend mit.
Unruhig rutschte sie auf dem Stuhl hin und her, es war ihr überhaupt nicht recht, dass er sich auf diese Art einen Vorteil verschafft hatte.
„Wir sollten gehen. Die Leute, die den Tisch bestellt haben, tauchen bestimmt gleich auf“, bemerkte sie.
„Und? Das ist kaum unser Problem. Wir werden in Ruhe essen, die Wirtin wird sich mit den Gästen auseinandersetzen müssen“, blockte er unbeeindruckt ab.
„Das ist unfair“, murmelte Tanja.
„Stimmt, aber was ist schon fair? Wie oft bin ich gezwungen mir anzusehen, dass wirklich bösartige Menschen mit ihren Machenschaften durchkommen. Ist das richtig? Solange sie leben, darf ich nur bedingt eingreifen, erst wenn ihre Lebenszeit abgelaufen ist, bekommen sie was sie verdienen“, hielt Belial dagegen.
Die Kellnerin unterbrach ihr Gespräch, indem sie die Speisekarte brachte, dabei himmelte sie den Dämon ungeniert an. Immer wieder zwinkerte sie ihm zu, schenkte ihm ein besonderes Lächeln, wobei sie seine Begleitung völlig ignorierte. Selbst als Tanja sie um ein Mineralwasser bat, löste sie den Blick nicht von dem gut aussehenden Mann.
„Sie sollten die Getränke holen“, bemerkte er genervt.
Sofort lief sie rot an, kicherte verschämt und machte sich auf den Weg zur Theke, natürlich nickte sie ihm auch noch verschwörerisch zu.
„Passiert dir das öfter?“, erkundigte Tanja sich, während sie sich ein Lachen verkniff.
Das Benehmen dieser jungen Frau glich einem pubertierenden Teenager, der gerade seinem großen Idol gegenüberstand, dabei hatte sie den Mann bestimmt nie vorher gesehen.
„Ja, ständig und es nervt. Darüber hinaus lässt sie es an Respekt dir gegenüber fehlen, das werde ich kaum dulden“, entgegnete Belial ungehalten.
Lächelnd winkte sie ab, das war nun wirklich kein Problem, außerdem war sie es ja gewohnt, dass man sie links liegen ließ.
„Sie ist es nicht wert. Ich finde es äußerst amüsant, wie sie sich abmüht und dabei übersieht, dass sie sich zum Affen macht“, gab seine Liebste zu, jetzt lachte sie doch leise auf.
Die Bedienung kam zu dem Tisch zurück, stellte einen Weißwein vor Belial, dann sah sie die Frau an seiner Seite giftig an. Im nächsten Moment kippte das Wasserglas von ihrem Tablett.
Erschrocken sprang Tanja auf, versuchte dieser ungewollten Dusche zu entgehen, dummerweise war es zu spät, ein ziemlich großer, nasser Fleck zierte ihre Bluse.
„Es tut mir leid, aber es ist ja nur Wasser. Das trocknet ja wieder“, bemerkte die Kellnerin hämisch, ehe sie dem Mann erneut zu lächelte.
Belial erwiderte das Lächeln mit einem kalten Blick, ehe er aufstand und mit einer Serviette begann, den Schaden zu beheben. Vorsichtig tupfte er die überschüssige Flüssigkeit weg, dabei nutzte er seine besonderen Kräfte. Kurz darauf sah man kaum noch etwas von dem Malheur, die feuchte Stelle war fast getrocknet.
„Danke“, flüsterte Tanja beschämt, dann sah sie fassungslos hinter der Kellnerin her.
Sie hatte es nicht mal nötig, sich zu entschuldigen oder ein neues Glas zu bringen, stattdessen zog sie ihren Freund mit den Augen aus. Aber auch Belial schien dieser Zwischenfall keineswegs zu stören, es war ja keine Attacke auf ihn.
Mühsam unterdrückte sie ihre Wut, zwang sich zum Lächeln und nahm die Speisekarte, allein um etwas zu tun zu haben. Ihr Begleiter setzte sich wieder, schlug ebenfalls die Karte auf, dabei versteckte er ein hinterhältiges Grinsen.
Als die junge Frau zurückkam, um die Bestellung aufzunehmen, schenkte er ihr einen besonders liebevollen Blick, was Tanja zusammenzucken ließ.
„Vertrau mir“, ertönte es in ihrem Kopf, doch das fiel ihr im Moment extrem schwer.
Sie gab ihre Wünsche an die Kellnerin weiter, gleichzeitig hoffte sie, dass da keine Fehler passierten, da die Bedienung sich völlig auf Belial konzentrierte.
„Sie scheint dir zu gefallen“, knurrte sie, als sie wieder alleine waren.
„Durchschnitt. Kaum jemand, den ich bevorzugen würde“, antwortete der Dämon gelassen, dabei grinste er sie an.
Langsam kochte sie vor Wut. Was war denn mit seinem Versprechen auf sie aufzupassen? Was war mit den großen Worten, dass sie etwas Besonderes darstellt? Bei der ersten schlanken, jungen Frau vergaß er, dass sie ihm gegenübersaß. Schwer schluckte sie, aber sofort rang sie sich ein Lächeln ab. Hier und jetzt zeigte sie ihm bestimmt nicht, wie sehr sie sein Verhalten traf.
Erschrocken zuckte sie zusammen, als er über den Tisch griff und ihre Hand nahm. Mit dieser Geste hatte sie kaum gerechnet, allerdings war sie zu sauer, um ihn einfach gewähren zu lassen. Verbissen versuchte sie ihm ihre Hand zu entziehen, doch dazu reichte ihre Kraft keinesfalls aus.
„Benimm dich“, befahl er ihr leise, aber eindringlich.
Zu gerne würde sie ihm ihr Glas an den Kopf werfen, dummerweise hatte sie ja nicht mal eines. Stumm und genauso steif saß sie ihm gegenüber, als die Kellnerin mit ihrem Essen auf sie zukam.
„Sieh hin“, raunte es in ihren Gedanken, genau in dem Moment stolperte die Bedienung, dabei schüttete sie sich die Lebensmittel über.
Entsetzt blieb sie stehen, sah auf die Schweinerei, denn die Steaksoße tropfte nicht nur von ihrer Schürze, sondern hatte auch die Gäste neben ihr bekleckert. Laut schimpfen sprang ein Mann auf, versuchte die Flecken rauszureiben, was alles nur schlimmer machte.
Eine Entschuldigung stotternd bemühte die junge Frau sich, den Schaden zu beheben, aber das war unmöglich. Die Chefin eilte herbei, entschuldigte sich bei den Geschädigten, gleichzeitig schickte sie die Kellnerin in die Küche, um einen Handfeger mitsamt Putzlappen zu holen.
Belial lehnte sich bequem zurück, sah sich das Spektakel an und grinste bereit, dabei hielt er die Hand seiner Liebsten. Sein Daumen streichelte zart über ihren Handrücken, während langsam ein breites Grinsen über Tanjas Gesicht glitt. So effektiv hatte sie noch niemand gerächt. Ein wenig beschämt blickte sie ihn an.
„Tut mir leid. Ich dachte, dir wäre es egal, wie sie mit mir umgeht“, gab sie verlegen zu.
„Ich weiß, aber genau das werde ich dir austreiben“, antwortete er mit einem Glitzern in den Augen.
Sofort wurde ihr heiß, zu gut wusste sie, was er damit meinte und wie er ihr das Misstrauen abgewöhnen wollte. Schnell rieb sie über ihre roten Wangen, versuchte ihre Erregung irgendwie zu kaschieren, doch es war zu spät, er hatte sie längst durchschaut.
Die Kellnerin eilte mit den Putzutensilien herbei, kniete sich auf den Boden und begann die Scherben einzusammeln. Eine kaum merkliche Bewegung von Belials Zeigefinger führte dazu, dass sie sich schnitt. Blut quoll aus der Wunde hervor, was sie leise aufschreien ließ. Entsetzt sprang sie auf, dabei stieß sie den Wassereimer um, der sich über die Füße eines Gastes ergoss.
Hektisch lief sie los, um das Missgeschick einzudämmen, dummerweise rempelte sie eine Kollegin an, die ein volles Tablett in den Händen hielt.
Wieder zuckte der Finger des Dämons und das heiße Essen kippte auf die unglückliche junge Frau.
„Bitte, lass es gut sein. Sie hat ihre Lektion gehabt“, bat Tanja jetzt.
Ein wenig Rache für das Verhalten gefiel ihr ganz gut, aber das ging doch erheblich zu weit.
„Nein“, seine Antwort klang wie ein Peitschenhieb.
Aufgeschreckt blickte sie ihn an, sah den kalten Ausdruck in seinem schönen Gesicht, was sie zurückzucken ließ.
„Sie hat dich leiden lassen. Niemand hat das Recht dir seinen Respekt vorzuenthalten“, erinnerte er sie hart.
Noch einmal machte er eine kleine Bewegung mit seinem Zeigefinger und die Kellnerin landete der Länge nach auf dem Fußboden. Für die anderen Gäste war sie offensichtlich auf den Essensresten am Boden ausgerutscht, aber Tanja wusste es besser.
„Es reicht. So schlimm war ihr Verhalten nun auch nicht, um sie so zu demütigen und zu verletzen“, zischte sie ihrem Begleiter zu.
Sein kalter Blick richtete sich auf sie, was sie erschauern ließ.
„Du stellst deinen Wert schon wieder infrage, Kleines. Außerdem habe ich dir gesagt, dass ich nach eigenen Regeln lebe. Respekt erwarte ich einfach. Schlechtes, niederträchtiges Benehmen bestrafe ich auf meine Weise“, stellte er klar.
Entsetzt schüttelte Tanja den Kopf, für sie war die Strafe völlig überzogen und ungerecht. Was hatte diese junge Frau denn Schlimmes getan?
„Du kennst ihre Gedanken nicht, aber ich höre sie. Sie hat es verdient. Wenn ich genau überlege, war es zu wenig, doch aus Rücksicht auf dich, werde ich sie verschonen“, raunte Belial ihr zu.
Immer noch schockiert sah sie ihn an, mit einer solchen Reaktion hatte sie einfach nicht gerechnet. Natürlich fand sie das Missgeschick am Anfang irgendwie spaßig und gerecht, nur jetzt ging es zu weit.
Endlich gelang es der Kellnerin und ihrer Chefin zusammen mit der zweiten Bedienung, Ordnung zu schaffen. Kurz darauf sah man, die junge Frau das Restaurant verlassen, was Tanja erneut einen Stich gab. War ihr Begleiter so unversöhnlich?
Das Mittagessen wurde serviert, was ihr die Gelegenheit gab Belial zu beobachten. Er tat so, als ob er was zu sich nähme, allerdings war das lediglich Tarnung, wie sie feststellen konnte. Mühsam würgte sie ihr Steak herunter, denn der Appetit war ihr gründlich vergangen.
Schweigend beendeten sie das Essen, zahlten, anschließend brachte er sie zu der Limousine zurück.
„Wir sollten grundsätzlich etwas klären“, begann er, als die Ruhe bedrückend wurde.
„Stimmt. Es kann kaum richtig sein, dass du jemanden dermaßen verachtend behandelst, nur weil er mich ignoriert“, giftete sie ihn an.
Seufzend atmete Belial aus, wieso dachte jeder, er wäre ein gefühlloses Arschloch.
„Ich bin weder grausam noch unfair. Ich bestrafe nach meinen Regeln, allerdings höre ich ebenso die Gedanken der anderen Menschen. Glaub nicht, dass sie mit dieser kleinen Episode eben alles vergolten hätte“, hielt er ihr entgegen.
„Du meinst, du willst ihr weitere Missgeschicke unterjubeln, nur weil sie mich unfreundlich behandelt hat?“, rief Tanja empört.
„Du vergreifst dich im Ton, mein Herz“, warnte er leise, sofort wurde es ein paar Grad kälter in dem Wagen.
„Oh nein, versuch nicht mich einzuschüchtern, dazu bin ich gerade viel zu aufgebracht“, stoppte sie ihn mit einem giftigen Blick.
„Sie hat sich verletzt und ihren Job verloren, das nennst du gerecht?“, fügte sie hinzu.
„Keineswegs. Das verbuche ich unter Gnade walten lassen“, entgegnete er ihr.
Jeder Atemzug schmeckte inzwischen nach Ozon, wie kurz vor einem Gewitter, genauso düster wurde es in dem Wagen. Die Luft knisterte, doch Tanja ließ sich davon nicht einschüchtern.
„Gnade? Du nimmst mich auf den Arm. Sie hat sich unfreundlich verhalten, aber mir wohl kaum nach dem Leben getrachtet“, rief sie fassungslos.
„Sie hat dir das Wasser mit voller Absicht übergeschüttet oder hast du das vergessen? Außerdem hat sie den Job bekommen, weil sie den Terminkalender ihrer Freundin manipuliert hat. Sie waren beide zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Über ihre Gedanken, dir gegenüber werde ich nicht sprechen, sie sind zu verletzend. Denk daran, ich passe auf dich auf“, knurrte er in einem Ton, der verriet, dass das Gespräch beendet war.
Geschockt, verwirrt und ein wenig überfordert lehnte Tanja sich zurück. Ihre Wut verrauchte, denn mit so viel Hinterhältigkeit hatte sie keineswegs gerechnet. Schüchtern blickte sie Belial von der Seite aus an.
„Tut mir leid“, murmelte sie zerknirscht.
Liebevoll zog er sie an sich, was sie aufatmen ließ.
„So schnell wirst du mich nicht los“, versicherte er, da er wieder einmal in ihren Gedanken gelesen hatte.
„Ich habe dich gewarnt, dass ich nur meinen eigenen Regeln folge. Gewöhn dich daran und misch dich nie mehr ein“, warnte er sie eindringlich.
Zustimmend nickte sie, in Zukunft wollte sie sich raushalten und darauf vertrauen, dass er fair blieb.
„Frauen, erst bist du enttäuscht, dass ich sie gewähren lasse, dann findest du mich zu brutal“, murmelte er.
Schnell kuschelte sie sich an ihn, lehnte ihre Wange an seine Brust, dabei traute sie sich kaum, den Blick zu heben.
„Ich wusste doch nicht, dass sie so ein Miststück ist. Mir kam deine Bestrafung zu hart vor“, nuschelte sie gegen sein Hemd.
„Das ist das Problem mit euch Menschen, ihr seid einfach zu weich und wisst zu wenig. Überlass es in Zukunft mir, wie ich reagiere“, wies er sie an, ehe er sie leidenschaftlich küsste.
„Du hast dir eine Strafe eingehandelt“, raunte er ihr zu.
Seine Stimme ließ sie vor Lust zittern, gleichzeitig spürte sie Respekt vor dieser Ankündigung.
„Keine Angst, auch jetzt passe ich auf dich auf“, beruhigte er sie sofort, ehe er sie erneut mit einem Kuss in seinen Bann zog.

 
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Tag der Veröffentlichung: 01.06.2017

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