Gewidmet all denen, die mich zu dieser Geschichte inspiriert haben. Allen voran meine Freundin Jasmin, die einzige, die mich verstehen kann! Ich danke dir für eine mittlerweile 30jährige Freundschaft!Da mich ein unzufriedener Leser darauf aufmerksam gemacht hat, möchte ich hinzufügen, dass die Erinnerungen von Svenja 1986 spielen und die Zwischenszenen mit Ihrer Enkelin, dann entsprechend später. Und sicher ist es fast unmöglich gegen einen isländischen Reitmeister eine Passprüfung zu gewinnen, aber mal ehrlich, welcher junge Reiter träumt denn nicht davon, einmal einen so großen Erfolg zu haben? Sollten Bücher nicht auch das Unmögliche beschreiben?
Svenja saß vor dem Kamin in ihrem Zimmer und sah auf das Bild in ihrer Hand. Wie lange war es her, seit sie dieses Bild von ihm gemacht hatte? Damals auf einem Hof in Deutschland? Sie rechnete nach und kam auf 68 Jahre. Und er war jetzt schon zehn Jahre tot. Kein Tag verging, an dem Svenja nicht an ihn dachte, ihre große Liebe, Geiry. Es klopfte und ein blonder Wuschelkopf kam durch die Tür. „Amma, was tust du nur hier drinnen bei dem schönen Wetter?“, fragte das Mädchen, welches Svenja an ihre eigene Jugend erinnerte. „Ich hab ein wenig nachgedacht und mich ausgeruht, elskan“, antwortete Svenja lächelnd. Das junge Mädchen kam näher und spähte auf das Bild in den Händen ihrer Oma. Dann nickte sie verstehend. Sie setzte sich zu Svenjas Füßen einfach auf den Boden und sah sie einen Moment an. „Sag mal wie war das eigentlich damals mit dir und Afi in Deutschland?“ Svenja lächelte, daran konnte sie sich noch erinnern als wäre es gestern gewesen. „Willst du nicht lieber ausreiten, Jördis?“ Svenja strich ihrer Enkelin über den Kopf. „Nein, ich möchte es jetzt wissen, erzählst du es mir?“, fragte sie. Svenja konnte sie verstehen, Jördis war in einem Alter, in dem man sich für Jungs und Liebe interessierte und sie witterte eine Liebesgeschichte. „Ok, dann werde ich es dir erzählen………“
"Endlich", dachte Svenja, " jetzt habe ich den Führerschein und kann wieder regelmäßig Reitstunden nehmen. So bin ich nicht mehr auf die Ferienhöfe angewiesen." Sie hatte sich extra nichts für das Wochenende vorgenommen, um sich die verschiedenen Reitschulen in ihrer Umgebung anzusehen. Zuerst wollte sie sich den Islandpferdehof im Nachbarort ansehen. Sie hatte schon so viel über Isländer gehört, aber bisher leider noch keinen geritten. Svenja hoffte nur, dass ihr Taschengeld auch reichen würde. Aber vielleicht konnte sie sich ihre Reitstunden ja auch verdienen. Sie bremste den kleinen Jeep ab und setzte den Blinker. Noch ca. 500 Meter, dann musste sie wieder abbiegen und dann war sie da. Sie konnte schon die Reklame an der Straße sehen. Dann bog sie auf einen Schotterweg ein, der leider sehr viele Schlaglöcher hatte. Svenja wurde so durchgeschüttelt, dass sie keine Zeit hatte, sich umzusehen. Dann endlich konnte sie den Wagen vor der Reithalle parken. Sie stieg aus und sah sich erst mal um. Ein paar Meter neben ihrem Parkplatz war eine Steintreppe, die zu einer Wirtschaft führte. Direkt neben der Treppe war der Eingang zum Stall. Svenja drehte sich um, um sich den Außenplatz anzusehen. Neben dem Schotterweg war ein kleines Dressurviereck, das aber scheinbar nicht sehr oft benutzt wurde, da das Gras an manchen Stellen schon durch den Sand wuchs. Neben diesem Viereck war eine Ovalbahn. Svenja hatte davon gehört, dass auf diesen Bahnen Töltprüfungen abgehalten wurden. Sie selbst war noch nie im Tölt geritten, doch eine Bekannte hatte ihr davon vorgeschwärmt. Die Ovalbahn war geschottert und gewalzt. Rund um die Bahn lief ein weißer Zaun. Es sah sehr gepflegt aus, obwohl das restliche Gelände dringend gemäht werden musste. Soweit Svenja wusste, waren die neuen Besitzer vom Eichenhof erst vor ein paar Monaten eingezogen. Neugierig ging sie zur Stalltür. Erfreut stellte sie fest, dass hier keine der üblichen Verbotsschilder hingen. Zögernd ging sie hinein. Neben der Eingangstür war eine weitere Tür, die offenbar in eine Sattelkammer führte. Svenja sah sich die Pferde an. Sie bemerkte einen Schimmel, der zierlicher als alle anderen war. Sie sprach leise auf ihn ein, doch er schnaubte ängstlich und zog sich in die hinterste Ecke der Box zurück. "Da wirst du kein Glück haben. Wenn Kraki mehr als eine Woche gestanden hat, dann denkt er, er wäre wieder ein Wildpferd", hörte Svenja eine Stimme hinter sich. Sie wurde rot und drehte sich um. "Tut mir leid, ich konnte nicht widerstehen", sagte sie verlegen. Fragend sah die andere Frau sie an. "Ich bin mir sicher, dass ich dich jetzt nicht verstanden habe. Wovon sprichst du?", fragte sie. "Na ja, dass ich einfach in den Stall gegangen bin."Die andere lachte. "Aber warum denn nicht. Wenn du dir die Pferde ansehen willst, dann musst du ja in den Stall kommen." Sie hatte eine Gerte in der Hand und deutete auf den anderen Eingang. "Wenn du möchtest, dann zeige ich dir den Rest vom Gestüt, aber erst muss ich die Reitstunde beenden."Svenja nickte. "Gerne, wenn ich dich nicht störe.""Nein, komm ruhig mit. Meistens ist es lustiger, wenn man Gesellschaft hat."Sie verließen den Stall durch den Hinterausgang, der in einen Hof führte. Hier waren die Außenboxen. Diese Boxen waren in Hufeisenform an die Reithalle gebaut worden. An der rechten Seite zwischen der dritten und vierten Box war der Eingang zur Reithalle, auf den jetzt die Frau zusteuerte. Svenja blieb am Eingang der Halle stehen. Sie wollte nicht stören. "Komm schon, du kannst dich ruhig zu mir in die Halle stellen. Heute habe ich nur Anfänger hier, die du bestimmt nicht störst."Svenja nickte erfreut und stellte sich zu der anderen Frau in die Halle. "Ich heiße übrigens Monique. Und du?""Svenja." Sie lächelte schüchtern. "Bist du Anfänger oder kannst du schon reiten?", fragte Monique."Ich habe auf verschiedenen Reiterhöfen reiten gelernt. Allerdings habe ich noch nie auf einem Isländer gesessen."Monique lachte. "Dann bist du kein Schüler für mich. Ich übernehme nur die Anfänger. Aber unsere Jungs sind schon gut. Leider kannst du im Moment keinen kennenlernen. Sie sind alle auf einem Turnier außer Ásta. Sie ist oben und macht die Kneipe. "Svenja sah enttäuscht auf die Frau neben ihr. "Das ist schade, ich wollte mich an diesem Wochenende für eine Reitschule entscheiden."Monique lachte wieder. "Kein Problem, du kannst ja eine Probestunde bei Ásta ausmachen. Morgen kommt unser Bereiter Höskuldur schon wieder. Vielleicht lässt er sich breit schlagen und reitet mit dir." Monique sah wieder auf ihre Schüler und rief: "Martin, lass die Zügel länger, sonst geht Reynir dir noch durch. Conny denk an deine Beine und setz dich mehr in den Sattel."Sie drehte sich wieder zu Svenja. "Wo waren wir? Ach ja bei unserem Bereiter.""Euer Bereiter gibt auch Unterricht?", fragte Svenja. Monique schüttelte den Kopf. "Nein, nur wenn es sich nicht vermeiden lässt. Aber manchmal nimmt er den einen oder anderen mit auf einen Ausritt. Er ist wirklich in Ordnung. Aber um Unterricht zu geben, müsste er mal ernst bleiben und das kann er sehr schlecht." Monique sah auf die Uhr. "So das reicht für heute. Ásta will gleich noch weg und dann muss ich geduscht haben und die Kneipe übernehmen. Ach ja füttern wäre nicht schlecht."Sie lachte wieder und rief den Leuten zu, die Pferde trocken zu reiten. Sie verließen die Halle und Svenja sah sich noch mal um. Rechts von ihr war ein Durchgang und man konnte auf zwei Paddocks sehen. Direkt vor ihr war eine Anbindestange und dahinter die restlichen Außenboxen. Monique folgte ihrem Blick. "Hinter den Boxen, da ist noch ein Paddock, da stehen unsere Schulpferde gewöhnlich. Wenn sie nicht auf der Weide sind.""Ist es nicht sehr umständlich die Pferde erst jedes Mal von der Weide oder aus dem Paddock fangen zu müssen?", fragte Svenja und blickte bedeutungsvoll auf die riesigen Weiden, die jetzt sichtbar wurden. "Das schon, aber unsere Pferde sind es so gewohnt und sie kommen alle aus Island. Man kann sie nicht einfach so einsperren."Monique sah Svenja von der Seite an. "Schon mal was von artgerechter Haltung gehört?", antwortete sie etwas spitz. Svenja nickte. "Du hast recht, aber hier findet man das nicht so oft."Monique wurde ungeduldig. "Ich würde dich ja gerne noch rumführen, aber die Zeit drängt."Svenja nickte. "Ich helfe dir beim Füttern, wenn du willst."Monique sagte erfreut zu. "Das lass ich mir nicht zweimal sagen."Sie holte aus einem Abstellraum die Futtereimer und füllte sie an der Haferkiste, die am hinteren Stalleingang stand. "Du kannst ruhig in jede Box gehen. Unsere Pferde sind umgänglich. Pass nur auf, dass sie dir nicht abhauen."Svenja nickte und schnappte sich einen Schwung Eimer. Damit ging sie zu den Außenboxen und füllte die Futterkrippen. Als sie damit fertig war, kam ihr Monique schon mit einer Schubkarre voll Heu entgegen."So, das hier noch und dann sind wir fertig."Sie verteilten das Heu und Monique kontrollierte noch mal, ob die Schulpferde trocken und abgesattelt waren. "Wenn du Lust und Zeit hast, dann würde ich dich gerne auf ne Cola einladen."Svenja nickte. "Gerne."Sie stiegen die Treppe hoch, nachdem Monique den Stall abgeschlossen hatte. Im Flur kam sie an einer Tür vorbei, auf der "Büro" stand. Dann folgte eine Tür mit der Aufschrift "Privat" und dann kam auch schon die Kneipentür. "Ich gehe schnell duschen. Sag Ásta sie soll die Cola auf meinen Deckel schreiben. Und mit ihr kannst du auch wegen der Reitstunde reden."Svenja nickte und betrat den Gastraum. Er war in dunklem Holz gehalten und machte einen gemütlichen Eindruck. Am größten Tisch hatten sich einige Jugendliche aus dem Ort versammelt. Einige davon kannte Svenja. Sie begrüßte sie freundlich und ging dann an die Theke. "Ich suche nach Ásta", sagte sie zu der Frau hinter dem Tresen. "Ich bin Ásta." Die Frau sah sie freundlich an. "Ich möchte eine Reitstunde nehmen. Monique sagte, ich solle mit ihnen reden. Eventuell würde der Bereiter mich morgen mit auf einen Ausritt nehmen." Svenja schluckte. Sie war so aufgeregt. Ásta nickte. "Ich werde Höski morgen früh Bescheid sagen. Er nimmt dich mit, wenn ich es ihm sage." Svenja bemerkte, dass diese Frau sie einfach duzte. Sie fand es etwas merkwürdig. Aber Monique hatte sie ja auch einfach geduzt. "Toll, aber was ist, wenn er morgen nicht ausreiten will?", fragte Svenja unsicher. Ásta lachte. "Höski will immer. Nur keine Angst." Sie sprach mit einem starken nordischen Akzent. "Könnte ich bitte eine Cola bekommen?", bat Svenja, um ihre Unsicherheit zu verbergen.Ásta nickte und stellte das Getränk vor Svenja hin. Grade als sie einen Strich auf den Deckel machen wollte, kam Monique dazu. "Nein, das geht auf mich", rief sie. Ásta nickte und sah Monique an. "Ég vill fara nú", bemerkte sie.Monique stellte sich hinter die Theke. "Okay, bless."Ásta nickte Svenja noch mal zu und war dann verschwunden. "Sag mal, was war das denn für eine Sprache", erkundigte Svenja sich verwundert, als Ásta, außer Sicht war. Monique lachte. "Du hast keine Ahnung, oder? Das war isländisch. Die Besitzer vom Eichenhof sind Isländer. Ich sollte besser sagen, die Pächter."Svenja lachte. "Ich habe noch so eine blöde Frage."Monique sah sie abwartend an. "Jeder redet mich hier mit DU an. Ist das normal?""Die Isländer kennen kein Sie. Du kannst uns ruhig auch alle duzen. Aber ich sehe schon, du hast eine Reitschule erwartet, die von der Kavallerie regiert wird." "Ich kenne keine anderen. Läuft es hier denn anders?""Ganz anders. Hier gibt es keinen Befehlston und die Sache läuft viel lockerer ab. Die meisten Leute wollen doch reiten, weil es ihnen Spaß macht und nicht, weil sie geschleift werden wollen."Svenja konnte Monique nur zustimmen. "Ich habe vergessen, zu fragen, wann ich morgen hier sein soll", stöhnte Svenja plötzlich. "Ist nicht so schlimm. Sei einfach um 15.00 Uhr hier. Ich sage Höski morgen beim Frühstück Bescheid." Monique holte ein Whiskyglas. "Willst du auch einen WisCo?", wollte sie wissen."Nein, ich muss noch fahren. Gib mir bitte noch ne Cola. Wann kommt der Typ denn?", fragte sie neugierig. "Wer? Höski? Der kommt irgendwann die Nacht. Warum?" Monique konnte Svenja verstehen. Diese Welt hier war wirklich anders. "Ich meine nur, ich hätte ihn schon gerne vorher gesehen. Deine Kurzbeschreibung hat mich doch ziemlich neugierig gemacht." Sie trank einen Schluck. "Ich kenne niemanden, der nicht ernst bleiben kann."Monique schmunzelte. "Er kann schon ernst bleiben. Aber nicht wenn er Reitschüler sieht. Dann kann er nichts anderes, als sie verulken. Du wirst ihn mögen, bestimmt. Es gib keinen der Höski nicht mag." "Woher willst du das wissen?", erkundigte Svenja sich. Monique lachte wieder und trank ihren Whisky-Cola. "Aus Erfahrung. Wer einmal mit Isländern zu tun hatte, der kommt nur schwer wieder von ihnen los. Sie sind so natürlich, ehrlich und hilfsbereit, wenn es um wichtige Dinge geht", erklärte Monique. "Wie meinst du das?", wollte Svenja wissen. "Du wirst keinen hier finden, der dir freiwillig dein Pferd sattelt. Aber sie würden dir sofort helfen, wenn dich einer angreift oder wenn du eine Panne hast und nachts allein im Wald stehst", lachte Monique. "Erzähl mir mehr über diese Leute. Das klingt toll. Wie viele seid ihr denn hier und wie heißen die Isländer?" Neugierig sah Svenja Monique an. "Da ist zuerst mal Ásta, die hast du ja kennengelernt. Sie ist die Frau von Gunnar, der hat den Hof hier gepachtet. Gunnar ist ein Schürzenjäger, der immer wieder von Ásta zurückgepfiffen wird. Er ist sehr freundlich und sehr charmant. Außerdem sieht er auch gut aus, aber das ist Ansichtssache:" Monique ging zu dem Tisch mit den Jungs, um eine Bestellung aufzunehmen. "Gunnar, den Namen kann ich mir wenigstens merken", lachte Svenja, als Monique zurück war. "Dann haben wir noch Höskuldur und Olé. Olé ist der Sohn von Gunnar. Er gibt sich nur mit Reitschülern ab, wenn er, was von ihnen will. Das heißt, wenn sie weiblich sind. Er ist manchmal etwas seltsam." Monique stellte die Getränke auf ein Tablett und wollte losgehen. "Lass mich das machen", sagte Svenja und nahm ihr das Tablett ab. "Und Höskuldur? Ist er auch mit Gunnar verwandt?", fragte sie, als sie das Tablett wieder abstellte."Nein, er arbeitet nur für Gunnar. Mit ihm kann man Pferde stehlen und Feste feiern. Und dann haben wir noch Geiry. Eigentlich heißt er Asgeir Björn, aber das ist uns viel zu lang. Er ist hier der Reitlehrer. Ruhig, freundlich aber sehr zurückhaltend, solange er dich nicht kennt." Monique lachte wieder. "Und alle sind verheiratet?", fragte Svenja weiter. Monique schüttelte den Kopf. "Wo denkst du hin? Nur Gunnar ist verheiratet."Sie schwiegen eine Weile, dann sah Svenja auf die Uhr. "Ich sollte so langsam nach Hause fahren. Ich danke dir für die Infos. Bis morgen."Monique sah ihr hinterher. "Bis morgen." Svenja hatte das Gefühl, dass sie und Monique gute Freundinnen werden könnten. Sie war gespannt auf den nächsten Tag und auf diese Leute mit den seltsamen Namen. Trotz allem schlief sie schnell ein.Der nächste Morgen verging für Svenja im Schneckentempo. Sie fieberte dem Ausritt entgegen. Es war schon so lange her, dass sie auf einem Pferd gesessen hatte. Außerdem versprach dieser Ausritt, etwas ganz Besonderes zu werden. Sie war eine gute Stunde zu früh auf dem Gestüt und Monique grinste ihr schon entgegen. "Du konntest es wohl nicht erwarten, oder?", neckte sie Svenja. "Nein, ich habe schon so lange nicht mehr auf einem Pferd gesessen. Außerdem bin ich gespannt, was mich erwartet." Auch Svenja konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. "Na dann komm mal mit Pferde fangen. Höski will heute Neisti reiten. Dann gebe ich dir am besten Hammar. Der ist sehr schnell, aber nicht so schwierig zu reiten. Außerdem ist er sehr leicht zu tölten", erklärte Monique und gab Svenja eine Trense in die Hand. "Dann wird es ein rasanter Ausritt, oder?", erkundigte Svenja sich zögernd. "Höski passt schon auf dich auf. Vertrau ihm einfach." Damit verschwand Monique in der Box von Neisti. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie ihn aufgezäumt hatte. Svenja fragte sich inzwischen, ob es nicht doch ein Fehler war nach so langer Pause einen Ausritt zu machen. "Was stehst du denn noch hier rum? Hammar steht in der letzten Box, hier im Stall. Der Schimmel dort hinten", rief Monique ihr zu.Langsam ging Svenja zu dem Pferd und zäumte ihn auf. "Monique sag mir bitte noch, wie tölte ich denn?" Svenja war ziemlich verzweifelt."Das bringe ich dir schon bei", rief jemand von der anderen Seite des Stalles. Höski hatte schon eine ganze Zeit dort gestanden und Svenja beobachtet. Wenn sie ihm nicht gefallen hätte, dann hätte Monique mit ihr reiten müssen. Aber die hier schien in Ordnung zu sein. "Hi ich bin Höski", sagte er.Monique grinste, als er jetzt einen Arm um Svenjas Schultern legte und sie zur Sattelkammer brachte. Der alte Charmeur, er wusste, wie er mit Frauen umgehen musste. Doch dann sah Monique Svenjas Gesichtsausdruck und sie wusste, dass sie einfach Freunde werden mussten. Svenja war keine von denen, die oberflächlich waren und nur ritten, weil es chic war. Svenja versuchte, sich so schnell wie möglich zu befreien. Höski quittierte diesen Versuch nur mit einem müden Lächeln. Svenja gefiel ihm. Sie war wenigstens nicht auf Männerjagd. Hier in Deutschland war er schon so oft gejagt worden, dass er glaubte, es gäbe keine vernünftigen Frauen mehr. "Hier das ist dein Sattel", sagte er und drückte Svenja einen Sattel in die Hand. Sie nickte und lächelte, dann ging sie zu ihrem Pferd, das bereits in der Stallgasse stand und auf sie wartete. "Ich habe einige Zeit nicht im Sattel gesessen. Könnten Sie am Anfang etwas ruhiger reiten?", fragte sie, als sie aufsaßen. Höski sah sie lächelnd an. "Na klar, elskan."Damit trabte er auch schon munter auf den kaputten Schotterweg zu. Svenja sah noch hilflos auf Monique, die sich vor Lachen bog. Dann ritt sie hinter dem Mann her. Vor der Straße blieb Höski stehen. "Ich passe schon auf dich auf. Also bleib in meiner Nähe." Er grinste und sah aus wie ein Lausbub. Svenja grinste zurück. Sie wusste, dass er sie bestimmt nicht auslachen würde, wenn sie einen Fehler machte oder vom Pferd fiel. Dann gingen sie im Schritt über die Straße und verschwanden im Wald. Sie ritten, eine ganze Zeit, schweigend im Schritt durch den Wald. Bis sie auf einen breiten Waldweg stießen. "Du möchtest also tölten?", wollte Höski wissen und sah sie von der Seite an. "Ja gerne, wenn ich es irgendwie hinbekomme." Sie lächelte unsicher zurück. Höski nickte. "Klar bekommst du das hin. So schwer ist es nicht. Und du reitest doch gut. Also nimm die Zügel kürzer und setz dich tief in den Sattel. Der Schwerpunkt muss so weit wie möglich hinten liegen. Und dann vergiss das Treiben nicht." Er sah sie an und Svenja nickte. "Okay, du reitest vor mir, dann kann ich dir sagen, ob du was falsch machst."Svenja lenkte ihr Pferd an ihm vorbei und nahm die Zügel auf. Sie setzte sich tief in den Sattel und verlagerte ihr Gewicht ein wenig nach hinten, dann trieb sie den Wallach beherzt an. Es war ein tolles Gefühl. Sie wurde nicht wie im Trab durchgeschüttelt, sondern ritt fast wie im Schritt, nur viel, viel schneller. "Gut so, toll", rief Höski ihr zu, als er auf gleiche Höhe zog. "Da vorne kommt eine lange Grade. Wie wär’s mit einem kleinen Rennen?" er lachte. "Lieber nicht. Ich weiß nicht, ob ich ihn dann noch gehalten bekomme", blockte Svenja ab. "Ich fange ihn dir schon wieder ein. Also komm. Ich gebe dir auch etwas Vorsprung." Svenja sah die Gerade vor sich liegen und trieb Hammar an. Gleichzeitig gab sie ihm mehr Zügel und der Wallach stob davon, sodass Höski der ganze Staub ins Gesicht flog. „Du Hexe, na warte", rief er ihr lachend hinter her. Und schon war er dicht hinter ihr.Svenja fand Gefallen an der wilden Jagd. Bisher kannte sie nur Ausritte, die wohlgeordnet in der richtigen Reihenfolge geritten wurden. Rennen, wie dieses hatte sie noch nie gemacht. Höski zog jetzt mit ihr gleich. "Du solltest jetzt langsam abbremsen. Da vorn ist der Weg zu Ende", rief er ihr zu. Svenja nickte und nahm die Zügel auf, aber Hammar reagierte nicht. Sie bekam Angst, aber behielt ihre Nerven unter Kontrolle. Höski konnte sehen, wie sie mit ihrem Pferd kämpfte. Er ritt dicht an die beiden heran und griff ihr in die Zügel. "Nur keine Panik, ich helfe dir", sagte er immer noch lachend. Jetzt parierte er sein Pferd langsam durch und auch Hammar wurde gezwungen, langsamer zu werden. Außerdem drängte Höski den Wallach immer mehr vom Weg ab. Genau am Ende des Weges standen sie. "Danke, ich hätte es sonst nicht geschafft", sagte Svenja zitternd. Höski sah sie forschend an. "Du hattest doch keine Angst, oder?", fragte er ernst. Svenja wurde rot und nickte. "Ich habe noch nie eine solche Situation erlebt und ich dachte, schon ich würde irgendwo dort zwischen den Bäumen enden."Höski lächelte. "Es war meine Schuld, entschuldige. Ich hätte dich nicht zu dem Rennen überreden sollen. Du bist noch nie ein Rennen geritten?"Svenja verneinte. "Ich bin sonst immer auf Reiterhöfen geritten, da wurden Abteilungen gebildet und in dieser Anordnung wurde auch im Gelände geritten."Höski verzog das Gesicht. "Wo bleibt denn da der Spaß?", fragte er. Svenja musste grinsen, er konnte kein sch sprechen und so klang seine Aussprache sehr komisch. Höski sah sie wieder an. "Was lachst du denn?""Du darfst mir aber nicht böse sein, wenn ich es dir sage, okay?" "Okay.""Deine Aussprache ist wirklich niedlich. Aber ich lache dich nicht aus. Es klingt nur so ungewohnt." Sie sah ihn wieder scheu an. Doch Höski lachte mit. "Ich möchte nur gerne mal hören, wie es klingt, wenn du isländisch sprichst, dann könnte ich bestimmt auch lachen." Höski konnte ihr nicht böse sein. "Komm lass uns jetzt weiter reiten."Sie ritten einen Bogen und kamen wieder beim Gestüt an. Vor dem Stall wurden sie schon von Monique erwartet. "Höski, Gunnar und Geiry sind eben angekommen. Sie warten auf dich oben in der Kneipe. Gunnar will, dass du ihm ein Pferd für das Turnier nächste Woche trainierst." Monique sah Höski grinsend an. "Soll Gunnar doch selber machen. Ich habe noch was anderes zu tun", brummte Höski etwas verstimmt. Doch dann grinste er wieder. "Das Turnier ist doch in Köln beim Schmitz, oder?", fragte er. Monique nickte. "Ja, bei deiner geliebten Helga", neckte sie ihn."Dann werde ich Gunnar das Pferd bereiten, und sogar als TT mit zum Turnier fahren." Er warf Monique die Zügel zu und rannte die Treppe rauf. "Na, wie war´s?" wandte sie sich jetzt an Svenja. Svenja lachte. "Toll, ich habe meinen Reitstall gefunden. Ich hoffe nur, dass ich es mir auf Dauer auch leisten kann."Sie versorgten die Pferde und Monique sah Svenja an. "Was machst du denn beruflich?" "Ich gehe noch zur Schule. Nächstes Jahr hoffe ich, mein Abitur zu bestehen. Ich lebe also von der guten Laune meiner Eltern." Sie seufzte. Monique sah sie einen Moment nachdenklich an. "Ich könnte hier etwas Hilfe gebrauchen. Wenn es also zu knapp wird, dann sag mir Bescheid. Ich werde es dann regeln. Aber erst solltest du die ganze Mannschaft kennenlernen." Svenja nickte freudig. "Herzlich gerne. Ich werde auf dein Angebot zurückkommen."Sie half Monique noch beim Füttern, dann ging sie in die Kneipe, um den Ausritt zu bezahlen. Enttäuscht stellte sie fest, dass außer Ásta keiner mehr da war. Sie ging zu Ásta und bezahlte die Reitstunde. "Ich hätte gerne nächste Woche eine Reitstunde. Ginge das?, erkundigte sie sich. Ásta nickte. "Natürlich, wann hast du denn Zeit?"Svenja überlegte einen Moment. "Mittwoch ab 18.00 Uhr."Ásta nickte. "Gut, dann kannst du in der Stunde bei Geiry mitreiten. Höski hat uns schon berichtet, dass du gut reitest. Es kommen dann noch drei Reiter.""Toll, dann bis Mittwoch." Svenja wollte sich gerade verabschieden, als Höski wieder in die Kneipe kam. "Du willst doch nicht schon gehen, oder?", fragte er.Svenja nickte. "Doch. Ich muss dringend unter die Dusche."Jetzt lächelte Höski sie zweideutig an. "Du kannst in meiner Dusche duschen. Ich habe es auch dringend nötig."Svenja war an diese Art Humor noch nicht gewöhnt und sah den Mann entsetzt an. "Er macht nur Witze", rief Monique jetzt zu ihr rüber. "Höski, du vertreibst uns noch alle vernünftigen Menschen. Svenja steht bestimmt nicht auf eine solche Anmache", tadelte Monique lachend und ließ sich auf einen Hocker fallen. Sie war gerade hereingekommen. Höski grinste versöhnlich. "Sie hat es schon richtig verstanden. Nicht wahr, elskan?", erkundigte er sich und drückte Svenja an sich. Svenja grinste zurück. "Ich habe schon verstanden. Aber was heißt dieses Wort?" Monique verkniff sich das Grinsen. "Das erklärt Höski dir bestimmt gerne."Svenja sah abwartend auf Höski. "Ich kenne die Übersetzung nicht. Aber in etwa so was wie Liebling."Svenja rückte etwas von Höski ab. "Ich bin aber nicht dein Liebling. Ich kenne dich doch erst seit ein paar Stunden."Monique konnte sich vor Lachen nicht mehr halten. "Für ihn sind alle seine Lieblinge, wenn er eine Frau gut leiden kann. Du musst dir nichts dabei denken."Svenja wurde rot. "Entschuldige, ich dachte ..."Höski schüttelte den Kopf und brummelte auf Isländisch etwas vor sich hin. "Also kommst du nachher wieder. Wir haben samstags abends immer eine Menge Leute hier und jede Menge Spaß." Monique sah sie bittend an. "Natürlich kommt sie wieder. Sie ist doch meine neue Freund", mischte sich Höski ein. "Es heißt Freundin und du weißt doch nicht, ob sie dich überhaupt leiden kann", gab Monique zurück."Ich kann dich sehr gut leiden. Aber ob es für eine Freundschaft reicht, muss ich noch herausfinden. Und ich werde gegen 20.00 Uhr wieder hier sein", lachte Svenja. Dann verabschiedete sie sich von den beiden und fuhr nach Hause, um zu duschen.Svenja hatte noch jede Menge Zeit und so fuhr sie nachdenklich nach Hause. Dieses Gestüt war so anders als alles, was sie bisher kannte. Und der Bereiter gefiel ihr schon sehr gut. Sie war gespannt auf den Rest. Ob die alle so gut gelaunt und freundlich waren? Sie pfiff leise einen Song aus dem Radio mit und freute sich auf einen tollen Abend. Zu Hause wurde sie schon von ihrer Mutter erwartet. "Na du hast dir aber Zeit gelassen. Ich dachte, schon es wäre etwas passiert." Der Ton war vorwurfsvoll und Svenja seufzte leicht. "Du machst dir zu viele Sorgen, Mama. Ich reite doch nicht erst seit gestern. Aber ich habe jetzt keine Zeit, um mit dir zu streiten. Ich will nachher noch mal weg."Ihre Mutter sah sie forschend an. "Und wohin wenn ich fragen darf?""Ich habe ein paar Leute auf dem Eichenhof kennengelernt. Und wir wollen heute Abend noch was unternehmen." Svenjas Ton sagt deutlich, dass ihre Mutter sie in Ruhe lassen sollte. "Du willst dich mit diesen Ausländern herumtreiben?", fragte sie entsetzt.Svenja stand schon auf der Treppe. Sie drehte sich um und sah ihre Mutter ärgerlich an. "Erstens sind nicht alle Ausländer, die auf dem Eichenhof sind. Und zweitens gibt es auch in anderen Ländern Menschen, die genau so sind wie du und ich." Damit ließ sie ihre Mutter stehen und ging in ihre Etage. Hier hatte sie ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer und ein Badezimmer für sich allein. Sie suchte sich eine saubere Jeans und einen Pulli heraus und verschwand unter der Dusche. Als sie sich die Haare föhnte, sah sie auf die Uhr. Es war schon später als sie angenommen hatte. Sie war fast 2 Stunden mit Höski ausgeritten. Trotzdem hatte Ásta ihr nur eine Stunde berechnet. Das fand Svenja mehr als nett, da ihre Finanzen nicht so toll aussahen. Es war jetzt schon 19.00 Uhr und sie wollte noch was essen und sich mit ihrer Mutter aussöhnen. Sie wusste, dass ihre Mutter nur so reagierte, weil sie Angst vor Pferden hatte. Sie konnte einfach nicht verstehen, was Svenja an diesem Sport fand. Als Svenja fertig war, ging sie runter in die Küche und plünderte den Kühlschrank. Dann setzte sie sich zu ihrer Mutter ins Wohnzimmer. "Wo ist Daddy?", wollte Svenja wissen."Er hat heute Nachtschicht. Ich bin also mal wieder alleine", gab ihre Mutter schlecht gelaunt zurück. "Das tut mir leid, Mama. Ich möchte mich auch für meinen Ton eben entschuldigen. Aber ich bin jetzt erwachsen und du kannst mir nicht mehr vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe." Sie sah ihre Mutter bittend an. "Ich weiß, Kind, aber ich habe immer ein schlechtes Gefühl, wenn du mit Leuten zusammen bist, die ich nicht kenne."Svenja konnte sie ja verstehen. "Ich kenne diese Leute auch noch nicht richtig, da kann ich wohl schlecht meine Mutter mitnehmen, oder?", antwortete sie lachend. "Nein, ich verstehe dich schon. Und jetzt hau endlich ab. Viel Spaß." Das ließ Svenja sich nicht zweimal sagen. Sie sprang auf, küsste ihre Mutter und war schon verschwunden. Sie lag gut in der Zeit. Es war jetzt genau 19.30 Uhr und sie würde bestimmt eine gute Viertelstunde bis zum Gestüt brauchen. Und etwas zu früh war immer besser als etwas zu spät. Als sie den Wagen kurz darauf wieder vor der Halle parkte, konnte sie schon Gelächter und Lärm aus der Kneipe hören. Gut gelaunt stieg sie die Treppe hoch. Monique winkte ihr lächelnd zu, als sie die Tür öffnete. "Hi, schön das du kommst", rief sie."Hab ich dir doch gesagt", antwortete Svenja. Höski zog sie auf einen freien Platz neben sich. "Heute Abend gehörst du zu mir", sagte er fest. Svenja sah unsicher auf Monique. Sie wusste nicht, was er damit meinte. Doch Monique lachte und schüttelte unmerklich den Kopf. "Okay, Höski, wenn du meinst." Svenja lachte ihn an. Und als sie ihm in die Augen sah, wusste sie, dass sie in ihm einen Freund gefunden hatte, um den sie so mancher beneiden würde. Auch Höski bemerkte verwundert, dass er sich mit Svenja so gut verstand, als wenn sie sich schon Jahre kennen würden. "Du bist in Ordnung", flüsterte er ihr leise zu. „So und jetzt Whisky-Cola für alle", rief Monique. "Ich muss noch fahren. Für mich bitte etwas Anti-Alkoholisches", sagte Svenja verlegen. Doch Höski zog sie an sich. "Du kannst hier übernachten."Svenja malte sich aus, was wohl ihre Eltern dazu sagen würden und schüttelte den Kopf. "Nein, besser nicht. Ein anderes Mal gerne."Monique hatte ihr schon eine Cola hingestellt so, dass es erst gar nicht zu einer Diskussion kam. Svenja sah sich jetzt erst die anderen an dem Tisch an. Monique folgte ihrem Blick und grinste. "Ich bin wirklich unmöglich. Also der neben mir heißt Georg und dann kommen Birte, Madeleine und natürlich Richard. Und das ist Svenja", stellte Monique sie vor. Svenja sah einen kurzen Moment etwas enttäuscht aus. Sie hatte gehofft die anderen Isländer kennen zulernen. "Der Rest unserer Clique hat sich leider schon nach oben verzogen. Gunnar und Geiry müssen morgen noch mal starten." Erklärte Monique schnell. Svenja hatte sofort das Gefühl akzeptiert zu werden und so was hatte sie noch nie erlebt. Meistens brauchten feste Cliquen erst einige Zeit, bis sie eine neue akzeptierten. „Wie lange reitest du eigentlich?", wollte Höski jetzt wissen. "Ich reite seit gut 10 Jahren, aber immer nur in den Ferien. Ich habe mich so von Reiterhof zu Reiterhof geritten." Sie lachte unsicher. "Dafür reitest du aber gut. Du musst nur vorsichtiger beim Parieren werden", meinte Höski und grinste. Monique sah von einem zum anderen. "Wie meinst du das Höski? Ist heute etwas passiert, was du uns verschweigen willst?" Svenja wurde rot. Sie glaubte fest daran, dass er sie jetzt doch bloßstellen würde. Doch Höski lächelte sie immer noch an. "Es ist nichts passiert. Mir ist eben nur aufgefallen, dass sie etwas hart pariert, okay?" Er log sehr überzeugend. Svenja hätte ihn umarmen können. "Ich danke dir", flüsterte sie ihm zu. Doch Höski sah sie nur erstaunt an. "Wer fährt denn eigentlich zum Turnier nächste Woche", fragte Monique und unterbrach damit die stille Unterhaltung zwischen Höski und Svenja. "Na nur Gunnar und ich. Und Ásta natürlich. Geiry und Olé bleiben dir erhalten." Höski trank seinen Wisco auf ex. "Na toll, das kann ja heiter werden. Ich muss also das ganze Wochenende Olé ertragen. Gegen Geiry ist ja nichts einzuwenden. Er arbeitet wenigstens noch etwas", stöhnte Monique. Ihr Verhältnis zu Olé war offensichtlich nicht das Beste. Svenja lachte. "Wenn du willst, dann leiste ich dir am Wochenende Gesellschaft." Monique nickte begeistert. "Das wäre toll. Du kannst in meinem Zimmer übernachten. Dort steht noch ein zweites Bett.""Du kannst auch in meinem Bett übernachten", meinte Höski und grinste Svenja an. "Aber es wäre nicht so toll, ich bin ja nicht da."Svenja gab ihm einen leichten Schubs. "Ich werde so oder so nicht in deinem Bett übernachten. Außerdem sollten wir erst mal Gunnar fragen. Immerhin ist er der Herr hier, oder?"Höski und Georg sahen sie verständnislos an. "Was hat das denn damit zu tun?", fragte Georg jetzt. Doch dann lachte er. "Du bist noch nicht so oft hier gewesen, stimmt es? Du kennst die Regeln bzw. das Zusammenleben hier noch nicht."Svenja nickte. "Du hast recht. Ich war gestern zum ersten Mal hier."Georg warf den Kopf in den Nacken und lachte. "Dann ist mir jetzt einiges klar. Also wenn Monique oder einer der anderen sagt, dass du hier übernachten kannst, dann ist das in Ordnung. Und Gunnar ist kein Gestütsleiter, wie du ihn dir jetzt vorstellst. Er ist viel lockerer. Wart es ab, dann siehst du was ich meine", Georg trank ihr zu. Svenja fand das alles sehr komisch. Aber sie war jetzt schon fasziniert von den Leuten und dem Gestüt. Es flogen Scherzworte durch die Kneipe und bald setzten sich auch die anderen Gäste zu ihnen an den Tisch. Georg holte seine Gitarre raus und Ásta stellte die Musikbox aus. Die Musik kannte Svenja nicht, und als alle den Refrain mitsangen, beschränkte sie sich aufs Zuhören. Georg sang isländische Lieder, obwohl er Deutscher war. Gegen 2.00 Uhr morgens verabschiedete sich Svenja von den Leuten und sie hoffte, dass sie Freunde werden würden. "Warte ich bringe dich zu deinem Wagen", rief Monique und stand auf.Höski sah auch auf, aber er war sich nicht sicher, ob er die Treppe noch runter kam. Er hatte zuviel getrunken. "Bless elskan", rief er mit schwerer Zunge.Svenja lachte und winkte, dann ging sie mit Monique zusammen raus. "Du strahlst wie ein Honigkuchenpferd. Du magst Höski, was?", fragte Monique leise. Svenja lachte. "Ich mag ihn, aber nicht, so wie du jetzt meinst. Ich liebe ihn nicht. Er ist wie ein großer Bruder, den ich nie hatte. Ich denke, er sieht es genau so."Monique schüttelte zweifelnd den Kopf. "Bei Isländern kann man das nie so genau wissen. Aber er ist schon in Ordnung."Sie blieben bei Svenjas Wagen stehen. "Ich bin froh, dass ich hergekommen bin. Du hattest recht, hier ist alles anders. Viel freier und ohne den üblichen Stress." Svenja hörte auf ein Lied, das aus der Kneipe kam. „Es ist, weil wir hier jeden akzeptieren. So wie er ist. Wenn der andere uns auch so akzeptiert. Es ist sehr schwer, es auszudrücken. Aber du wirst verstehen, was ich meine, wenn du uns näher kennenlernst. Wann kommst du wieder?" Monique sah Svenja an. "Ich habe für Mittwoch eine Reitstunde ausgemacht. Und dann habe ich dir doch versprochen, dass ich am Freitag komme. Nur ob ich dann hier übernachte, weiß ich noch nicht. Ich meine, ich kenne Gunnar nicht mal und auch Geiry und Olé nicht." Svenja war unsicher. Monique grinste. "Das ist kein Problem. Lassen wir es auf uns zu kommen. Wenn du bleiben willst, ist das kein Problem und wenn nicht dann fährst du eben nach Hause." Svenja sah sie forschend an. "Du wärst dann nicht sauer?" „Nein, warum sollte ich. Es ist deine Entscheidung. Ich bin ja schon froh, wenn du tagsüber kommst, sodass ich ein bisschen Hilfe habe.""Ich komme direkt nach der Schule. Gott sei Dank haben sie uns in diesem Jahr nicht wieder Stunden auf den Samstag geschoben." Svenja fröstelte."Du solltest jetzt besser reingehen. Wir sehen uns dann spätestens Freitag", sie sprang in ihr Auto und fuhr los. Monique lachte und stieg die Steintreppe rauf. Im Flur begegnete sie Höski. "Ist sie weg?", fragte er lallend. Monique nickte. "Warum fragst du? Sie ist bestimmt keine Beute für dich, Höski."Höski sah Monique ernst an. "Ich will sie nicht in mein Bett zerren. Ich mag sie eben und ich möchte, dass wir Freunde werden."Monique nickte. "Genau das habe ich auch vor."Damit ging sie auf ihr Zimmer, denn am nächsten Tag musste sie wieder früh aufstehen.Svenja verschlief den meisten Teil des Sonntags, dann fiel ihr ein, dass sie noch für einen Test in Englisch lernen musste. Der Sonntag verging viel zu schnell und Svenja ging früh ins Bett. Sie durfte sich auf keinen Fall in der Schule verschlechtern, denn dann würden ihre Eltern sofort alles auf die Isländer schieben. Aber genau das wollte sie verhindern.Svenja musste sich am nächsten Tag sehr zusammennehmen, denn sie dachte die ganze Zeit an die Leute auf dem Gestüt. Zu allem Unglück hatte sie auch noch 10 Stunden, sodass sie erst um 17.00 Uhr nach Hause fahren konnte. Den Rest des Tages träumte sie vor sich hin. Sie stellte sich vor, dass sie auch mal mit auf ein Turnier fahren würde und dass sie ein voll akzeptiertes Mitglied der Clique würde. Sie konnte es kaum bis Mittwoch aushalten, aber sie wollte den Leuten auch nicht auf die Nerven gehen, also fuhr sie erst zur Reitstunde zum Gestüt. Sie wurde schon an der Tür von Monique begrüßt. "Schön, dass du da bist. Leider hat sich der Plan für heute geändert. Geiry ist zum Flugplatz gefahren, um Gunnar´s ältesten abzuholen. Und dummerweise ist er noch nicht zurück. Du kannst also entweder eine Stunde bei Gunnar nehmen oder mit mir ausreiten." Svenja fühlte sich etwas überfahren, aber dann lachte sie. "Wer reitet denn noch mit uns aus?", wollte sie wissen. "Keiner, ich muss einige neue Pferde aus Island testen und in der Halle ist ja bekanntlich heute kein Platz.""Aber ich würde Gunnar gerne kennenlernen. Ich würde aber auch gerne mit dir ausreiten", sagte Svenja zögernd. Monique lachte. "Geh ruhig in die Stunde bei Gunnar. Wir haben bestimmt noch öfters die Gelegenheit, zusammen auszureiten."Svenja nickte und nahm von Monique eine Trense entgegen. "Dein Pferd steht noch im Paddock. Gunnar hat dir ein ganz besonderes Pferd zugedacht. Skjoni, er war erst einmal in einer Halle. Aber er ist ein Renntölter, also pass im Tölt gut auf, dass er dir nicht durchgeht." Monique ging mit Svenja zum Paddock und sie fingen einen sehr großen Schecken ein. "Wieso darf ich ausgerechnet dieses Pferd reiten?", fragte sie erstaunt. Monique lächelte. "Das hast du Höski zu verdanken. Er meinte, du solltest keine Anfängerpferde reiten, dazu wärest du zu gut. Wenn du genug über Isländer gelernt hast, dann wird Gunnar dich bestimmt bitten, ab und zu die Anfängerpferde zu reiten. Damit die Armen auch mal einen vernünftigen Reiter auf den Rücken bekommen." Svenja schüttelte ungläubig den Kopf. "Das glaube ich dir nicht. So gut kann ich nicht sein."Doch Monique gab ihr keine Antwort, weil sie schon in der Sattelkammer verschwunden war. Sie kam mit einem Sattel für Svenja zurück. "So ich muss jetzt los zur Weide, damit ich mir meine Testpferde rausholen kann. Du kommst doch klar, oder?", wollte sie wissen. Svenja nickte. "Was ist denn mit den anderen? Sind die schon in der Halle?"Monique nickte und war im nächsten Moment verschwunden. Svenja war sehr unsicher. Sie war die Letzte, die in die Halle kam. Aber sie war nicht zu spät. Dennoch wartete alles auf sie. Doch Gunnar begrüßte sie freundlich.Svenja stand mit ihrem Pferd in der Mitte und wartete auf den Befehl eine Abteilung zu bilden. Doch es passierte nichts. "Ist was nicht in Ordnung?", wollte Gunnar wissen.Svenja schluckte. "Reitet ihr hier nicht in einer Abteilung?", fragte sie leise. Gunnar hätte sich beinahe verschluckt. "Nein, warum auch? Unsere Pferde können schon geritten werden und brauchen keinen, der vorneweg trabt." Er unterdrückte ein Lachen. Svenja nickte und ritt auf den Hufschlag. Gott sei Dank kannte sie die Bahnregeln. Aber auch jetzt kam kein Befehl. Irgendwie ritt jeder wie und was er wollte. Gunnar sah ihren ratlosen Gesichtsausdruck. "Svenja kommst du bitte mal?", bat er sie. Svenja ritt zu ihm. "Pass auf, hier reitet jeder so, wie er es will. Wenn ihr Fehler macht, dann sage ich es. Nur beim Rennpass und beim Renntölt gibt es besondere Regeln. Es wird nur auf der Passbahn oder auf der Ovalbahn im Renntempo von den Schülern geritten. "Svenja nickte, sie hatte verstanden. Die Stunde war für sie sehr anstrengend, weil sie sich bemühte keinem in die Quere zu kommen und auch sonst möglichst wenig zu stören. Gunnar lachte vergnügt vor sich hin. Geiry, der inzwischen wieder da war und von der Kneipe aus zugesehen hatte, war sehr zufrieden. So viele gute Reiter gab es auf dem Hof nicht. Und wenn diese hier erst mal ihre Unsicherheit verloren hatte, würde sie sehr gut werden. Als die Stunde vorbei war, ritt Svenja schnell zu Gunnar, der gerade die Halle verlassen wollte. "Entschuldige Gunnar", rief sie. Er drehte sich um. "Ha?" "Ich habe Monique versprochen am Wochenende zu helfen und eventuell hier zu übernachten, wenn du nichts dagegen hast." Svenja sprach schnell und verhaspelte sich. Doch Gunnar lachte. "Nein, ist kein Problem. Schön, wenn Monique Hilfe hat." Damit verließ er nun endlich die Halle und Svenja ritt ihr Pferd trocken. Als sie abgesattelt hatte, kam Monique in den Stall. "Ich habe Gunnar gefragt, ob er was dagegen hat, wenn ich am Wochenende hier bleibe. Es ist alles okay", rief Svenja Monique zu. Monique grinste. "Hab ich dir doch gesagt. Schade nur, dass du Geiry wieder nicht kennenlernst. Er ist am Wochenende auch auf diesem Turnier. "Svenja sah Monique verständnislos an. "Aber ich dachte ....""Ja, ich weiß, aber hier läuft selten etwas so, wie es geplant war." Monique verzog das Gesicht und sie lachten. "Lass uns füttern, heute hab ich nicht so viel Zeit", meinte Svenja und ging schon mal zur Haferkiste. Sie fütterten und dann gingen sie zusammen in die Kneipe. Doch wieder war außer Ásta kein anderer Isländer im Gastraum. Svenja verkniff sich die Enttäuschung, bezahlte und ging. Monique hatte versucht, sie zu überreden noch etwas zu bleiben, aber Svenja musste noch für eine Französischarbeit am nächsten Tag lernen. Den Rest der Woche war Svenja so mit ihren Hausaufgaben und der Lernerei beschäftigt, dass sie nur selten an den Eichenhof und seine Leute denken konnte. Doch dann kam endlich das Wochenende. Nur ihr Erdkunde-Lehrer machte mal wieder Zicken. Er gab ihnen eine ziemlich heftige Aufgabe für das Wochenende auf. Svenja seufzte, sie hatte Monique versprochen sofort nach der Schule zu kommen, aber jetzt würde es doch sehr viel später werden. Ziemlich sauer wählte sie die Nummer von Eichenhof. "Já, hver er thad?", fragte eine Stimme. Svenja schluckte. "Ich hätte gerne mit Monique gesprochen." Sie hoffte, dass der andere sie auch verstand. "Ja? Was ist?", meldete sich kurz darauf Monique. "Hi, hier ist Svenja, ich kann noch nicht kommen. Unser blöder Stammkursleiter meinte, er müsse uns das Wochenende vermiesen. Ich muss erst noch ein Referat vorbereiten."Monique klang enttäuscht. "Was denn für ein Referat?" "Wir sollen uns eine Stadt aussuchen und ihre Entwicklung in wirtschaftlicher, historischer und geografischer Hinsicht darstellen.""Aber das schaffst du an einem Wochenende doch nicht", bemerkte Monique."Stimmt, deshalb müssen wir ja auch nur unsere Gliederung abgeben und dann haben wir noch ca. drei Wochen für den Rest Zeit. Nur ich habe keine Idee, welche Stadt ich nehmen soll. Aber ich komme heute Abend auf jeden Fall zum Füttern." Svenja war so sauer, sie kochte vor Wut, aber dass half ihr auch nichts. "Warte mal, ich bin gleich wieder da", sagte Monique in diesem Moment. Svenja hörte, wie sie im Hintergrund mit jemandem sprach, dann meldete sie sich wieder. "Was hältst du von Hilfe?", fragte sie lachend. "Immer, wenn du sie mir geben kannst.""Nein, ich habe hier nur jemanden, der sich sehr gut mit solchen Sachen auskennt. Du müsstest nur Reykjavík nehmen."Svenja hatte fast damit gerechnet. "Und wer von deinen Isländern hilft mir dann?", erkundigte sie sich neugierig. "Heute Abend hilft dir Olé, und wenn Höski wieder da ist, übernimmt er den Rest. Höski hat auch Abitur und musste mal was Ähnliches machen. Sagt jedenfalls Olé und er sagt auch, dass er dir gerne hilft." Monique schwieg erwartungsvoll. "Super, dann bin ich gleich bei euch. Bis dann", jubelnd legte sie den Hörer auf und packte ihre Tasche. "Ich komme erst am Sonntagabend nach Hause, Mama", rief sie in die Küche, doch prompt kam die Antwort. "Wo willst du denn hin?", erkundigte sich ihre Mutter. "Ich habe dir doch erzählt, dass ich dieses Wochenende bei Monique auf dem Gestüt bleibe und ihr helfen werde." Svenja stand wie auf heißen Kohlen. "Und was ist mit dem Erdkundereferat?", warf ihre Mutter ernst ein. "Woher weißt du denn das schon wieder?" Svenjas Stimme klang genervt. "Martin hat vorhin angerufen und gefragt, ob wir noch die Prospekte von unserem Urlaub in Paris hätten. Dabei hat er mir alles erzählt."Svenja lachte. Martin war ihr Nachbar, und immer wenn es ein Problem gab, fragte er zuerst bei ihrer Familie nach. "Das ist schon geklärt. Ich werde über Reykjavík schreiben. Und die Isländer werden mir helfen. Alles, was dann noch fehlt, werde ich in der Schulbücherei schon finden. Und jetzt lass mich endlich gehen. Monique wartet bestimmt schon." Bittend sah sie ihre Mutter an. Dann fiel ihr etwas ein. "Wenn ich das Referat versaue, dann werde ich mich nicht mehr mit den Leuten treffen, okay?" Sie lächelte ihre Mutter an. "Das ist ein Wort. Denk daran, wenn es, soweit ist", sagte die Frau und verschwand in der Küche. Svenja atmete auf. Sie würde diese Arbeit bestimmt nicht verpfuschen. Kurz darauf kam sie auf dem Eichenhof an. Monique war noch im Stall und Svenja ließ ihre Sachen erst mal im Auto. "Hi, ich dachte schon, meine Mutter würde mich gar nicht mehr weglassen", begrüßte sie Monique mit einem Seufzen. "Schön, dass du da bist. Die Stunde ist gleich vorbei, dann kannst du beim Absatteln helfen. Und dann stelle ich dir auch Olé vor. Hoffentlich kann er dir genauso gut helfen, wie Höski es könnte, wenn er da wäre." Monique lachte. "Ich hoffe es auch. Ich habe meiner Mutter versprochen, keinen von euch wiederzusehen, wenn ich die Arbeit verhaue." Svenja war etwas nervös, doch Monique lachte wieder. "Du wirst sie nicht in den Sand setzen. Wir werden dir alle helfen, du wirst sehen."Sie wollte noch etwas sagen, da kam auch schon Olé in den Stall. "Olé hier das ist Svenja." Monique stellte die beiden einander vor.Olé musterte Svenja einen Augenblick, dann lächelte er. "Du willst also etwas über Reykjavík wissen?", fragte er. Svenja nickte. "Nicht nur etwas, ich muss bis Montag eine Gliederung für ein Referat über die Stadtentwicklung fertig haben. Und dann habe ich ca. 3 Wochen Zeit, um das Referat auch so zu machen."Olé grinste. "Dann sollten wir uns gleich an die Arbeit machen, oder?"Svenja nickte. "Sobald ich Monique geholfen habe, die Pferde zu versorgen."Olé brummelte etwas, das Svenja nicht verstand und ging. "Warum müssen, die immer isländisch vor sich hin brummen?", bemerkte Svenja. "Ich verstehe nie, was sie sagen wollen und ob es positiv oder negativ gemeint ist."Monique lachte. "Dann musst du es eben lernen."Svenja nickte nachdenklich. Wahrscheinlich würde sie es früher oder später auch lernen. Die Reitschüler schreckten sie aus ihren Gedanken hoch. Sie nahm den ersten drei die Pferde ab und band sie vor ihren Boxen an. Da keins der Pferde eine feste Box hatte, war es egal, in welche Box sie, welches Pferd stellte. Svenja sattelte die Tiere ab und fühlte, ob alle trocken waren, dann stellte sie jedes in eine Box und gab ihnen eine große Schüppe Hafer. Monique sah es mit einem Grinsen. "Du solltest ihnen nicht so viel Hafer geben. Sonst werden sie noch dick und fett. Oder einfach nur sehr, sehr schnell", sagte sie bedeutungsvoll. "Aber sie haben den ganzen Tag gearbeitet, oder willst du mir erzählen, dass sie nur eine Stunde gegangen sind?", fragte Svenja zurück. "Nein, sie haben wirklich sehr viel getan heute, aber die Isländer sind sehr genügsam. Sie brauchen kaum Kraftfutter. Aber lass es jetzt gut sein. Olé wartet auf dich oben und ich will dir auch endlich zeigen, wo du heute schläfst." Sie zog Svenja die große Steintreppe hinauf und weiter durch die Tür mit der Aufschrift "Privat". Sie standen in einem engen Flur, direkt vor einer Holztreppe. Die Treppe endete mit einem Knick und sie standen wieder in einem kleinen Flur. Links von ihnen war ein Badezimmer, dann kam das Zimmer von Höski und Olé und geradeaus ging es in das gemeinschaftliche Wohn- oder Fernsehzimmer. Daneben lag Moniques Zimmer. Darin wurden aber auch alle anderen Gäste einquartiert. Und rechts von Moniques Zimmer war Geirys Zimmer, das sogar ein eigenes Badezimmer hatte. Svenja stellt ihre Tasche in Moniques Zimmer. Die Fenster gingen in die Halle runter und in dem Zimmer standen außer einem großen Schrank nur noch zwei Betten, ein Tisch und vier Stühle. "Es ist nicht gerade luxuriös, aber hier hat man Ruhe vor den Jungs", lachte Monique. Svenja sah sich um und nickte. Sie wollte ja nicht ihren Lebensabend hier verbringen. "So, Olé wartet auf dich im Wohnzimmer, da habt ihr jetzt die meiste Ruhe. Denn in der Kneipe ist wohl nicht der richtige Ort zum Lernen, oder?", schlug Monique vor. Svenja schüttelte den Kopf. "Nein, auf keinen Fall, denk daran, ich muss eine gute Arbeit ablegen."Sie ging zum Wohnzimmer und steckte vorsichtig den Kopf durch die Tür. "Hi, ich bin es."Olé sah auf. "Ich dachte schon, du hättest es dir überlegt."Svenja lachte verlegen. "Nein, so viel Hilfe habe ich nicht. Okay, lass uns loslegen. Ich brauche Infos über die wirtschaftliche, die historische und die geografische Entwicklung. Womit sollen wir anfangen?" Olé grinste. "Ich denke, ich erzähle dir erst was über die wirtschaftliche Entwicklung. Weißt du, denn wie du das Referat aufziehen willst?” fragte er. Svenja zuckte ratlos die Schultern. "Ich weiß nur, dass unser Pauker auf viele Zeichnungen und Abbildungen steht. Overhead-Projektor ist sein Lieblingswort. Aber die Gliederung sollte schon Untertitel haben und zu jedem Gliederungspunkt Stichworte. Also ich muss wissen, wann ich eine Schablone oder Zeichnung einsetzen werde."Olé grinste. "Ich kenne Reykjavík sehr gut und ich habe einige Bücher hier, aus denen kannst du die Kopien machen. Dann wird er wohl genug Projektionen haben. Du musst nur die Beschreibungen aus dem Isländischen übersetzen." Svenja sah ihn entgeistert an. "Ich kann doch kein isländisch.""Dafür sind wir ja dann da. So und jetzt hol dir was zum Schreiben, damit wir anfangen können." Olé überlegte kurz, während Svenja einen Block und einen Stift herauskramte.Olé begann mit seinem Vortrag und Svenja schrieb so viel auf, wie sie konnte, doch schon nach kurzer Zeit musste sie Olé um eine kurze Pause bitten. "Du bist zu schnell. Ich kann leider kein Steno", sagte sie entschuldigend. Olé lachte. "Ich wollte nur mal testen, wie schnell du schreiben kannst. Okay hast du denn alles verstanden?"Svenja nickte. "Ja, ich habe alles verstanden und ich denke ich weiß jetzt auch schon, wie das Referat aussehen wird."Sie hielt Olé die Gliederung unter die Nase. "Meinst du wir bekommen das so hin?", unsicher sah sie ihn an. Olé sah einen Moment auf das Blatt und nickte dann. "Klar, warum nicht." Er war so ruhig dabei. Svenja seufzte. "Bitte Olé, das muss ein verdammt gutes Referat werden. Es hängt so viel davon ab." Sie sah ihn bittend an. Olé verstand die ganze Sache nicht. "Warum hängt so viel von einer Note ab?", wollte er wissen."Weil ich meiner Mutter versprochen habe, dass ich euch nicht wiedersehe, wenn das hier in die Hose geht." Olé schüttelte verständnislos den Kopf. "Was hat denn die Schule mit uns zu tun? Wir halten dich doch nicht vom Lernen ab."Svenja nickte. "Das stimmt, aber meine Mutter ist misstrauisch und ich musste ihr was anbieten, damit ich heute herkommen konnte. Aber jetzt lass uns weitermachen."Gegen 23.00 Uhr kam Monique ins Wohnzimmer. "Sag mal wollt ihr das ganze Referat in einer Nacht fertigmachen? Oder kommt ihr heute noch in die Kneipe runter?" Sie schien etwas verärgert zu sein. Olé grinste. "Ist so viel los?", fragte er. Monique schüttelte den Kopf. "Dann würde ich euch ja nicht brauchen. Es ist fast nichts los."Svenja grinste und klappte ihren Block zusammen. "Monique hat recht, lass uns für heute Schluss machen." Olé nickte. Er hätte zwar auch noch ein paar Stunden weiter über Reykjavík geredet, aber jetzt was zu trinken war keine schlechte Idee. Sie gingen in die Kneipe und Svenja sah sich um. Außer Georg und Richard, die sie ja schon vom letzten Mal her kannte, war die Kneipe leer. Doch die Stimmung war gut und Richard zog sie direkt an seine Seite. "Hi, komm wir trinken was", sagte er und Svenja merkte, dass er schon sehr viel getrunken haben musste. Monique stellte den beiden unaufgefordert, zwei Gläser hin. Svenja stieß mit den anderen an und trank einen Schluck. Gleich darauf musste sie husten, denn der Whisky brannte ihr in der Kehle. "Sag mal Monique, was ist denn das für eine Mischung?", brachte sie keuchend hervor. Monique lachte und auch Olé sah sie grinsend an. "Du trinkst nicht oft Alkohol, oder?", wollte Olé wissen.Svenja verneinte. "Nein, weil ich fast immer mit dem Auto unterwegs bin."Olé grinste sie jetzt noch stärker an. "Dann ist es klar, dass du unsere Mischung nicht verkraftest. Aber du gewöhnst dich daran."Svenja schüttelte sich. "Ich möchte mich aber nicht daran gewöhnen. Wenn ich dieses Zeug weiter trinke, dann bin ich am Montag noch blau." Die kleine Runde lachte und Svenja nahm einen weiteren, aber viel kleineren Schluck. So schlecht schmeckte es wirklich nicht, dachte sie bei sich und grinste Monique zu. Nach einigen Minuten befreite sie sich von Richard und stellte sich zu Olé. "Ich habe mich nicht mal bei dir bedankt. Du musst mich für schrecklich unhöflich halten. Ich bin dir wirklich für alles sehr dankbar," sagte sie leise zu ihm.Olé grinste gutmütig. "Ist schon okay."Als die Musikbox einen Discofox spielte, forderte Georg Svenja zum Tanzen auf. Svenja nahm begeistert an. Sie konnte nicht so besonders gut tanzen, dafür machte es ihr sehr viel Spaß. Sie amüsierte sich ganz hervorragend und Monique wusste, dass Svenja den größten Teil ihrer Freizeit hier verbringen würde, wenn sie erst den Rest der Mannschaft kannte. Monique hatte schon bemerkt, dass Svenja auf keinen Fall im Weg sein oder jemandem auf die Nerven fallen wollte. Aber da sie sich mit jedem gut verstand und auch keine Arbeit scheute, passte sie perfekt zum Team Eichenhof. Monique nahm sich vor, ihr das bei der nächsten Gelegenheit zu sagen. Doch jetzt sah sie nur vielsagend auf die große Uhr an der Wand. Es war schon nach 3.00 Uhr und sie musste morgen wieder früh aufstehen. Svenja verstand den Wink und komplimentierte Georg und Richard aus der Kneipe. "Toll, wie hast du das so schnell geschafft?", fragte Monique und wollte gerade die Tür abschließen, als Höski die Treppe herauf kam. "Hallo, mein Lieb", sagte er zu Monique, dann entdeckte er Svenja und beide wurden mit einem Kuss auf die Wange begrüßt. "Habt ihr auf mich gewartet?", erkundigte er sich. Svenja wollte schon verneinen, aber Monique war schneller. "Was denkst du denn eigentlich? Dass wir den ganzen Tag nichts anderes zu tun haben, als dich zu vermissen?" antwortete sie lachend."Es hätte ja sein können", gab Höski beleidigt zurück. Svenja hakte sich bei ihm unter und zog ihn in die Kneipe. "Komm lass uns noch, etwas zusammen trinken." Sie hatte schon mehr als genug und Monique wollte widersprechen, aber Höski schnitt ihr sofort das Wort ab. "Das ist eine gute Idee, elskan", sagte er grinsend.Monique sah ihn warnend an. Doch Höski ignorierte sie. Svenja bemerkte davon nichts. Sie flirtete mit Höski und Olé, dabei wurde sie dreister, als sie es sich selbst zugetraut hätte. Aber sie war den Whiskey-Cola nicht gewöhnt, so wie die anderen. "Svenja, lass uns ins Bett gehen. Morgen ist auch noch ein Tag und ich glaube, du hast jetzt wirklich genug", sagte Monique ziemlich scharf zu Svenja.Svenja schrak zusammen. Sie hatte die Arme um Olés Hals gelegt und wollte ihn gerade küssen. "Was meinst du Monique?", erkundigte sie sich und ließ Olé los. Olé warf Monique einen vernichtenden Blick zu. Sie hatte ihm ein williges Opfer verscheucht, denn er wollte Svenja. Höski bemerkte sofort, was los war und packte Svenja um die Taille. „Komm elskan, ich bringe dich nach oben. Wir haben den gleichen Weg." So schob er sie zur Tür und die Treppe hoch. Svenja kicherte und sah Olé neckend an. Doch dann richtete sie ihren Blick wieder auf Höski und sie wurde ernst. „Danke", flüsterte sie mit schwerer Zunge und küsste Höski auf die Wange, als er sie in ihr Zimmer schob. Am nächsten Morgen klingelte um 7.00 Uhr der Wecker und Svenja hatte einen fürchterlichen Kater. "Mein Kopf, was ist denn eigentlich passiert, Monique?", fragte sie.Monique lachte. "Nichts Besonderes. Du wärst nur um ein Haar in Olés Bett gelandet. Aber gestern Abend warst du nicht unbedingt wählerisch. Wenn Höski es darauf angelegt hätte, dann hätte es auch sein Bett werden können."Svenja wurde rot und schluckte. "Ich habe viel zu viel getrunken. Ich kann mich unmöglich vor den beiden blicken lassen." Am liebsten hätte Svenja sich unsichtbar gemacht und wäre nach Hause gefahren. "Kein Grund rot zu werden. Olé hat es darauf angelegt. Ich hätte dich warnen sollen. So macht er es meistens. Er hat deine Drinks ziemlich verschärft. Und du bist nicht ausfallend geworden, falls das deine Sorge ist", beruhigte Monique ihre neue Freundin. Svenja sah sie unglücklich an. Dann nahm sie sich zusammen und verschwand im Badezimmer. Kurz darauf gingen die beiden füttern und anschließend frühstücken. Olé und Höski saßen schon am Tisch, als Monique und Svenja hereinkamen. Svenja hätte sich am liebsten unsichtbar gemacht, aber Höski grinste sie schon an. „Guten Morgen elskan, komm setz dich zu mir", rief er ihr zu. Svenja nickte und setzte sich. Sie traute sich nicht, einem der beiden in die Augen zu sehen. Doch Höski ignorierte einfach, dass sie nicht so gut drauf war. Er machte seine Witze, so als ob es den letzten Abend nicht gegeben hätte. Und langsam taute Svenja wieder auf. "Wir machen gleich mit deinem Referat weiter", unterbrach Olé plötzlich das heitere Tischgespräch. Svenja nickte und wurde wieder rot. Höski sah fragend von einem zum anderen. "Was wollt ihr machen?", fragte er. "Ich muss ein Referat über eine Stadtentwicklung machen. Olé hat mir seine Hilfe angeboten, wenn ich über Reykjavík schreibe. Und ich müsste ein Idiot sein, wenn ich diese Hilfe ablehne", erklärte Svenja. Höski nickte. "Dann werde ich dir auch helfen. Ich musste so was auch mal machen. Außerdem habe ich von der eigentlichen Stadtentwicklung mehr Ahnung, als Olé." Er grinste Olé frech an, denn jeder konnte sehen, dass es ihm nicht gefiel, wenn Höski dabei wäre.Svenja atmete auf. Ihr war es so viel lieber. Sie wollte auf keinen Fall mit Olé alleine sein. Wer weiß, was er jetzt von ihr dachte. Sie gingen nach oben und Svenja holte ihre Unterlagen. Olé hörte ein paar Minuten zu, was Höski erzählte, dann murmelte er etwas und verschwand. Svenja atmete hörbar auf. Dann sah sie verlegen auf Höski. "Tut mir leid, wegen gestern Abend. Ich habe mich wohl sehr daneben benommen, oder?", fragte sie leise. Höski lachte. "Nein, Olé hat dir mehr Whiskey gegeben, als du vertragen hast. Aber das ist so seine Masche, wenn er eine Frau ins Bett bekommen will. Nur hätte ich es nicht zugelassen."Svenja sah ihn fragend an. "Wieso nicht?"Höski grinste wieder. "Weil du es nicht gewollt hättest. Du bist in Ordnung, und wenn er was von dir will, dann soll er es dir sagen, wenn du nüchtern bist." Svenja lachte. "Du bist wirklich wie ein großer Bruder. Ich danke dir. Aber du sollst wissen, dass ich sonst nicht so viel trinke."Höski nickte und deutete dann auf ihren Papierstapel. "Wir sollten weitermachen oder nicht?" Svenja nickte. Sie wusste, dass um 14.00 Uhr eine Reitstunde angesetzt war und dass Höski zur gleichen Zeit mit einigen Leuten ausreiten wollte. Außerdem sollten die Pferde noch umgekoppelt werden und es waren noch etliche Kleinigkeiten zu tun. Also holte Svenja ihre Unterlagen heraus und sie machten sich an die Arbeit. Sie schafften wesentlich mehr, als Svenja für möglich gehalten hätte. Es fehlten ihr nur noch ein paar Einzelheiten zur geschichtlichen Entwicklung, dann konnte sie die Gliederung abtippen und abgeben. "Glaubst du es ist gut?", wollte Svenja zweifelnd wissen.Höski sah sie nachdenklich an. "Warum nicht?""Ich habe einfach nur Angst. Das ist alles." Svenja versuchte, eine Vorahnung zu unterdrücken. Sie war nicht unbedingt jemand, der alles positiv sah. "So wichtig, wie du es nimmst, ist es nicht! Es gibt Wichtigeres. Also sei locker."Svenja sah Höski an, dann fiel ihr ein, dass er nichts von dem Versprechen gegenüber ihrer Mutter wusste. "Du bist witzig, die Hauptsache weißt du ja noch nicht. Ich habe meiner Mutter versprochen, wenn ich die Arbeit verhaue, dann komme ich nie wieder her." Svenja seufzte. Höski legte den Arm um ihre Schultern. "Es wird gut und jetzt hör auf, dir Sorgen zu machen. Komm lass uns eine Pause machen und reiten gehen. Das hilft gegen Sorgen." Er zog sie von der Couch und aus dem Zimmer. Svenja lachte. "Du hast recht, wie immer."Auf dem Flur trafen sie auf Olé, der Svenja böse ansah. "Ihr scheint ja eine Menge Spaß zu haben. Wir haben immerhin gestern gelernt." Seine Stimme klang so enttäuscht und Svenja blieb stehen. "Wir haben auch gelernt, Olé und nicht was du jetzt denkst. Es tut mir leid, wenn du gestern einen falschen Eindruck von mir bekommen hast. Aber ich will nichts von dir, okay?" Sie sah ihn bittend an und hoffte, dass er es verstehen würde. Olé nickte plötzlich und lächelte. "Ist schon okay, ich war ja auch nicht unbedingt fair zu dir. Lass uns wenigstens Freunde sein:"Svenja grinste. "Okay, aber ich werde nicht wieder mit dir trinken. Jedenfalls nicht in dieser Mischung."Alle drei lachten und gingen zum Stall. Monique war gerade mit ihrem Wallach in der Halle. Als Höski, Olé und Svenja mit ihren Pferden dazukamen. Höski hatte Svenja eins der neuen Pferde gegeben. Es war ziemlich unruhig, aber Svenja war so gut drauf, dass sie spielend mit dem Tier fertig wurde. Monique beobachtete sie aufmerksam und nickte zufrieden. Bald konnte man die Ausritte und auch Anfängerstunden Svenja übergeben und dann würde Geiry endlich Zeit haben, ihr die versprochenen Stunden zu geben. "Svenja ist wirklich in Ordnung und Talent hat sie auch", dachte Monique. Sie ritten eine halbe Stunde konzentriert, nur Höski korrigierte Svenja ab und zu. Plötzlich rief Höski. "Und jetzt spielen wir fangen." Svenja sah verwirrt zu Monique rüber und zuckte mit den Schultern, als Höski auf sie zu galoppierte. Sie grinste. "Das ist gemein, ich weiß nicht mal, ob ich mitspielen will."Höski schüttelte den Kopf. "Du hast keine andere Wahl, elskan." Im letzten Moment wich Svenja ihm aus und galoppierte zu den anderen. Höski sah ihr verdutzt nach. "Na warte du Hexe, ich dachte, soweit wärst du noch nicht", rief er ihr nach, doch Svenja lachte ihn einfach aus. Nach einer guten Stunde beendeten sie das Spiel und ritten die Pferde trocken. Svenja lachte. So glücklich war sie noch nie gewesen. Selbst der Gedanke, dass ihr Freund vor zwei Monaten mit ihr Schluss gemacht hatte, tat ihr nicht mehr weh. Sie war froh, dass es so gekommen war. "Hilfst du mir beim Misten?", fragte Monique und riss Svenja aus ihren Gedanken. "Natürlich, dazu bin ich ja da." Svenja holte sich eine Mistgabel und eine Schubkarre und fing mit den Außenboxen an. Monique reinigte die Innenboxen. Es dauerte nicht lange, da kam Höski in den Stall. "Wo sind denn die Leute, mit denen ich heute ausreiten soll?", fragte er Monique.Monique sah auf. "Die habe ich völlig vergessen. Ist denn keiner in der Kneipe?"Höski schüttelte den Kopf. "Nein, außer Olé ist da keiner."Monique sah auf die Uhr. "Die kommen bestimmt gleich. Dann mal auf zum Pferdefangen."Sie verschwand in der Sattelkammer und holte 4 Trensen heraus. Auf dem Hof rief sie nach Svenja. "Kannst du bitte mal kommen, Svenja?" Svenja kam aus der hintersten Box. "Ja, klar, was denn?", rief sie zurück.Monique zeigte auf den Paddock und Svenja nickte. Sie wusste, dass sie Pferde fangen wollten. Vor dem Paddock trafen sie zusammen. "Sag mal bist du wirklich schon so weit?", fragte Monique verdutzt.Svenja nickte. "Klar ist doch keine Sache."Höski lachte, doch Monique warf ihm einen warnenden Blick zu. Svenja nahm Monique eine Trense aus der Hand. "Welches Pferd?", wollte sie wissen. Monique zeigte ihr einen Schecken und Svenja versuchte, ihn einzufangen. Aber der Schecke machte sich einen Spaß daraus. Er drehte im letzten Moment ab und galoppierte zu den anderen. Svenja schimpfte, doch das nützte ihr auch nichts. Höski grinste und deutete ihr mit dem Kopf an, dass sie das Pferd in eine Ecke jagen solle. Dort fingen sie es dann gemeinsam ein. Es dauerte noch eine Weile, bis sie alle vier Pferde hatten, dann gingen sie lachend zum Stall. Die Reitgäste warteten schon. "Welches Pferd machst du mir fertig?", auffordernd sah Höski Monique an. Monique lachte laut los. "Du kannst dir selbst ein Pferd satteln."Höski sah sie verständnislos an. "Aber für Geiry sattelst du ja auch immer."Monique grinste. "Das ist was anderes und jetzt muss ich mich um die Pferde kümmern," damit ließ sie ihn stehen. Höski sah ihr verdutzt hinter her und sattelte sich sein eigenes Pferd. "Svenja kommst du mit mir?", fragte er plötzlich. Svenja sah über einen Pferderücken auf Höski. Sie hatte gerade den Sattelgurt angezogen. "Ich bin mit den Boxen noch nicht fertig. Aber morgen können wir gerne zusammen reiten."Höski brummelte etwas auf Isländisch und schwang sich dann auf sein Pferd. "Wenn alle fertig sind, sollen sie rauskommen. Ich warte dort." Er war sichtlich verstimmt, dass er mit dieser Gruppe alleine reiten sollte. Svenja sah ratlos auf Monique, doch diese lachte nur. "Warum wollte er, dass ich mitreite?", wollte Svenja wissen, als Höski, außer Sicht war. "Weil es ihm dann mehr Spaß gemacht hätte. Er kennt diese Leute kaum und es sind Anfänger. Also muss er aufpassen, dass auch alle mitkommen. Wenn du mitgeritten wärst, dann wärst du hinter allen geritten und hättest aufgepasst."Svenja grinste jetzt mit Monique und war froh, dass sie nicht mitgeritten war. "Aber du hättest ruhig mitreiten können. Die Boxen hast du ja schon fast fertig." Monique sah sie an. Svenja wurde rot. "Weißt du, es ist so, dass ich mein Geld fast schon aufgebraucht habe und ich will doch nächstes Wochenende wieder kommen." Sie brach ab, aber Monique hatte schon verstanden. "Du bist vielleicht eine. Für den Ausritt hätte Höski dir doch nichts berechnet. Und auch die Hallenstunde war umsonst. Dafür arbeitest du ja an dem Wochenende hier."Svenja schüttelte den Kopf. "Aber Olé und Höski helfen mir ja auch bei dem Referat. Und so viel habe ich ja auch nicht getan."Monique wischte ihre Bedenken mit einem Handzeichen fort. "Das machen die beiden doch gerne. Und überleg dir mal, wenn Gunnar an diesem Wochenende eine Hilfe eingestellt hätte, was es ihn dann gekostet hätte."Svenja wollte noch was erwidern, aber Monique ließ keine Diskussion zu. "Du gehörst doch fast schon zum Team, merkst du das denn nicht?", fragte sie.Svenja nickte glücklich. "Doch und es ist einfach toll."Sie wollte zu ihren Boxen zurückgehen, aber Monique hielt sie noch einen Moment zurück. "Ich wollte dir noch sagen, dass du jederzeit zu uns kommen kannst. Egal warum, auch wenn du nicht reitest oder kein Geld mehr hast. Okay?" Monique wusste, dass die anderen genauso dachten.Svenja sah sie ernst an. "Du sprichst nicht nur für dich?" Monique schüttelte den Kopf. "Nein, ich weiß, dass die anderen genauso denken. Und bei Gunnar und Geiry bin ich auch sicher."Svenja lachte. "Super, ich habe mir schon so lange richtige Freunde gewünscht." Dann ging sie endlich los, um den Rest der Boxen zu misten. Sie war gerade fertig, als ein lachender Höski mit seiner Gruppe auf den Hof geritten kam. Svenja nahm zwei Frauen die Pferde ab und sah Höski fragend an. Doch er schüttelte nur leicht den Kopf. "Ich erzähl es dir später", flüsterte er ihr zu. Svenja versorgte die Pferde und konnte sehen, wie Höski der einen Frau den Arm um die Schultern legte. Monique sah ihm auch schmunzelnd hinterher. "Jetzt hat er wieder ein Opfer."Svenja lachte auch, dann gingen sie duschen. Beide hatten es bitter nötig. "Wenn du willst, dann kannst du bei Geiry duschen gehen", schlug Monique vor. Doch Svenja schüttelte den Kopf. "Nein lieber nicht."Monique zuckte mit den Schultern. "Okay, dann lern ihn erst mal kennen. Solange benutze ich die Dusche. Die ist viel besser als die andere. Aber du willst es ja so."Svenja sah ihre Freundin verdutzt an. "Woher weißt du?""Was? Das du Angst hast Geirys Dusche zu benutzen, ohne ihn vorher zu fragen? Ich kenne dich doch."Sie verschwanden lachend unter den Duschen und eine halbe Stunde später trafen sie sich in der Kneipe. "Wer kocht denn heute?", fragte Olé grinsend und sah Monique und Svenja an. "Rechne nicht mit mir, Olé. Ich kann nicht kochen, ich kann nur vergiften," sagte Svenja erschrocken. Monique lachte. "Bei mir sieht es nicht anders aus und das weißt du." Höski flirtete immer noch mit der Frau. Olé rief ihm auf Isländisch zu, dass die Mädchen sie verhungern lassen wollten. Doch Höski ließ sich nicht stören. "Wozu gibt es denn Pizza-Taxis?" Monique nickte und griff zum Telefonhörer. "Wer will was?", rief sie und schrieb die verschiedenen Wünsche auf. Es dauerte auch nicht lange, da kam die Pizza auch schon. Svenja angelte nach ihrer Börse, doch Olé und Höski hielten sie auf. "Das bezahlen wir aus der Kasse", sagte Olé.Svenja wollte ablehnen, doch Olé ließ keine Diskussion zu. "Du arbeitest hart hier und wir sind froh, dass du da bist, ehrlich." Svenja umarmte die beiden kurz und dann verzogen sie sich in die Küche, um zu essen. "Was steht denn heute noch auf dem Programm?", fragte Monique in Olés Richtung. Olé sah auf seinen Terminplaner. "Gegen 15.00 Uhr kommt noch eine Gruppe von drei Leuten zur Reitstunde. Anfänger." Er sah Monique bedeutungsvoll an. "Gut überredet, ich übernehme sie. Aber nur, weil schon alle Boxen fertig sind." Sie nickte Svenja zu. "Dann kommen um 15.30 Inka, Britta und Steffi. Die wollen ausreiten. Wer meldet sich freiwillig?", erkundigte Olé sich."Ich habe da noch die Anfänger," lachte Monique und freute sich wie ein kleines Kind. Höski sah auf Svenja und schüttelte den Kopf. "Ich werde Svenja noch eine Stunde geben. Sie kann es vertragen. Außerdem kann sie dann bald Ausritte und Stunden übernehmen."Svenja hätte sich beinahe verschluckt, so freute sie sich über das Kompliment. "Das ist aber nicht nötig, Höski. Aber es ist sehr lieb von dir." Svenja sah nicht, dass Höski vorsichtig den Kopf schüttelte. "Wir können doch einen Ausritt mit den Dreien machen. Dann kannst du mir auch eine Menge beibringen."Höski schüttelte stöhnend den Kopf. Olé grinste. "Dann wäre das Thema ja auch geklärt. Und ich übernehme dann die Stunde um 16.30 h." Er klappte den Terminkalender zu."So weit, so gut und wer macht heute Abend die Kneipe?", erkundigte Monique sich, die sich nicht schon wieder hinter den Tresen stellen wollte. "Wenn ihr mir vertraut, dann mache ich es. Ihr müsst mir nur mit den Preisen helfen. Alles andere habe ich schon oft gemacht." Svenja sah von einem zum anderen. Die beiden Jungs grinsten und auch Monique nickte beifällig. "Super, dann haben wir ja heute unseren freien Abend", grinste Monique. "Woher kannst du denn das alles?", fragte Höski.Svenja lachte. "Mein Ex-Freund hatte eine Kneipe und da habe ich oft geholfen und misten ist wohl keine Kunst, oder?"Monique sah auf die Uhr und sprang auf. "Tut mir leid, aber ich habe nur noch eine Viertelstunde Zeit, um die Pferde fertigzumachen." Sie räumte den Teller in die Geschirrspülmaschine und verschwand. Svenja wollte ihr helfen, aber Höski hielt sie zurück. "Keine Panik, die Anfänger müssen selbst satteln. Du kannst also ruhig hier bleiben. Außerdem stehen die Pferde in den Außenboxen." Svenja nickte. "Welche Pferde müssen wir denn gleich fertigmachen?" Höski seufzte. "Das ist ein Problem. Inka ist so schlecht, dass sie uns jedes Pferd versaut. Britta reitet zwar ganz gut, aber sie hat kein Gefühl für die Pferde. Sie ist zu hart. Und Steffi sollte besser Motorrad fahren. Aber alle drei halten sich für sehr gut und wollen nur unsere besten Pferde haben. Vielleicht hast du eine Idee?" Er sah hoffnungsvoll auf Svenja. Sie überlegte eine Weile, dann grinste sie. "Gibt es ein Schulpferd, dass Inka erträgt?", fragte sie. Olé nickte. "Ja, Twistur müsste ihren Stil ertragen können. Aber den reitet sie nie.""Dann sagt ihr doch einfach, dass der arme Kerl endlich mal einen guten Reiter braucht", sie zwinkerte den beiden zu. "Das ist gut. Mensch, dann können wir Steffi auf Hetja setzen und Britta setzen wir auf Gráni. Obwohl keines unserer Pferde solche Reiter verdient hätte." Olé zuckte mit den Schultern. Sie konnten es sich nicht leisten, Reitschüler abzulehnen. "Welche Pferde nehmen wir?", wollte Svenja wissen. Höski überlegte nicht lange. "Du kannst Rubin nehmen. Und ich werde Sirkus nehmen. Dann sind wir auf jeden Fall schneller als die drei und du kannst bei mir vorne reiten."Svenja schluckte. "Du meinst, ich soll Geirys Pferd nehmen?"Höski sah Svenja aufmerksam an. "Já warum nicht?""Ich weiß nicht, ob es Geiry recht wäre. Immerhin ist Rubin nicht irgendein Pferd."„Natürlich ist es nicht irgendein Pferd. Aber es ist okay. Du bist gut genug für ihn. Und wenn du Pass lernen willst, solltest du einen Fünfgänger reiten", gab Höski zurück.„Wenn du solche Angst vor Geiry hast, dann nimm eben Stormur", sagte Olé.Svenja lachte ihm dankbar zu. "Ich habe keine Angst vor Geiry. Ich kenne ihn nicht mal. Deshalb möchte ich auch sein Pferd nicht reiten. Aber zu deinem Pferd sage ich nicht nein. Er ist mir vorhin schon aufgefallen, als ich die Box gemistet habe. Ein schönes Tier."Olé nickte. "Ja, aber er ist nicht ganz einfach. Also pass ein bisschen auf, ja?"Svenja nickte. Dann räumte sie die Küche auf und ging mit Höski in den Stall. In der Sattelkammer warteten schon Britta und Inka auf Höski. Inka klammerte sich sofort an seinen Arm. "Hallo Liebling, schön dich endlich wieder zu sehen. Reitest du mit uns?", fragte sie in einem zuckersüßen Ton. Svenja musste aufpassen, dass sie nicht laut loslachte. Doch Höski ging auf das Theater ein, ohne eine Miene zu verziehen. "Já, Svenja und ich werden euch begleiten. Ich habe da aber noch eine Bitte an euch drei."Inka und Britta sahen ihn an und Steffi schlenderte von den hinteren Boxen heran. "Ja was können wir denn für dich tun?", erkundigte sich Inka. "Unsere Schulpferde müssten mal wieder vernünftig geritten werden. Ihr seid doch gut, dann könntet ihr ein paar Fehler korrigieren, oder?"Alle drei fühlten sich geschmeichelt und nickten. Aber auch jetzt grinste Höski nicht. "Gut, dann bekommt Inka Twistur, Britta Gráni und Steffi, du nimmst bitte Hetja." Höski drehte sich sofort um und zog Svenja mit nach draußen. Jetzt blieb den drei Frauen nichts anderes übrig, als die genannten Pferde zu satteln. Höski und Svenja machten sich auch ihre Pferde fertig und warteten auf die Drei im Innenhof. "Hoffentlich werden die heute noch fertig", brummte Höski. Svenja sah ihn an. "Sei doch nicht so. Sie sind doch ganz nett."Höski schnaubte. "Du kennst diese Biester noch nicht. Am liebsten wäre es mir, wenn sie nicht mehr kämen." Doch in diesem Moment kamen die Drei um die Ecke und Svenja schluckte. Steffi und Inka saßen wirklich schief im Sattel. Svenja wunderte sich, ob man so überhaupt reiten konnte. Sie sah Höski fragend an, der sich kaum das Lachen verkneifen konnte. "Können wir?", ohne eine Antwort abzuwarten, ritt er los. Inka ritt neben ihm. "Kann ich neben dir reiten?", bat sie ihn. "Tut mir leid, aber ich muss ein bisschen auf Svenja hier aufpassen. Sie ist noch nicht so gut. Das verstehst du doch, mein Lieb?", fragte Höski und zwinkerte Svenja zu. Inka nickte und ritt zu Steffi und Britta zurück. Die Drei zockelten hinter Svenja und Höski her. "So brauchen wir das Elend wenigstens nicht zu sehen", sagte Höski grinsend.Svenja lachte. "Also ich reite noch nicht so gut, was?" Höski zuckte mit den Schultern. "In solchen Fällen ist alles erlaubt."Svenja sah ihn von der Seite an. "Was denkst du ehrlich über meine Reiterei?" Höski wurde ernst. "Das weißt du doch. Ich denke, dass du mit etwas Übung zu den Besten gehören könntest."Svenja wurde rot vor Freude über dieses Kompliment. "Danke." Dann galoppierten sie den Berg rauf und Steffi fiel vom Pferd. Svenja konnte zwar nicht verstehen, wie man beim bergauf reiten rückwärts vom Pferd fallen konnte. Aber sie verkniff sich jeden Kommentar. Gott sei Dank hatte sie sich nichts getan. Höski schüttelte den Kopf und half ihr wieder aufs Pferd. Dann beendete er den Ausritt so schnell wie möglich. Als sie wieder zu Hause waren und Svenja alle Pferde versorgt hatte, rief er sie zu sich. "Tu mir bitte einen Gefallen, ja?", fragte er leise in der Sattelkammer. Svenja nickte. "Klar, was denn?" "Spiel einfach mit, damit ich endlich Inka loswerde. Ich kann sie nicht ausstehen. Und dann sollten wir noch mal nach deinem Referat sehen. Mir ist da noch was eingefallen."Svenja nickte lachend. "Alles, was du willst, Liebling."Sie hatte schon verstanden und Höski nickte befriedigt. Engumschlungen betraten sie die Kneipe und Inka wäre beinahe das Glas aus der Hand gefallen. Doch so schnell gab sie nicht auf. Sie bestellte etwas und stellte sich neben Höski. "Hier für den tollen Ausritt", sagte sie und drückte Höski den Drink in die Hand. Doch Svenja schaltete schnell. Sie roch an dem Glas und gab es Inka zurück. "Du solltest wissen, dass er Whiskey-Cola lieber trinkt. Also trink den Pernot selbst." Dann machte sie Olé ein Zeichen und nahm einen Whiskey-Cola entgegen. "Hier Liebling, das hast du dir verdient", sie sah ihm tief in die Augen. Inka hätte ihr am liebsten den Pernot ins Gesicht geschüttet. "Was machst du denn heute Abend, Höski?", erkundigte sie sich lächelnd. Höski sah auf Svenja. "Haben wir heute Abend schon was vor?", erkundigte er sich liebevoll. Svenja nickte. "Ja, ich habe heute Abend Thekendienst." Sie sah auf Inka und bemerkte ihren Patzer. Sofort bekam Inka Oberwasser und himmelte Höski an. "Wie wäre es, wenn wir ins Kino gingen?", fragte sie dreist. Höski hätte sich beinahe verschluckt. "Ohne Svenja gehe ich nicht ins Kino. Wir bleiben heute hier." Inka lächelte. "Gut dann kommen wir auch. Ist doch besser, wenn mehr Leute hier sind."Svenja konnte es nicht glauben, dass Inka nicht auf ihr Theater reinfiel. Diese Frau war wirklich zu blöde. Svenja zwinkerte Höski heimlich zu, dann schlang sie ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn. Höski war im ersten Moment etwas verdutzt, aber dann spielte er mit. Inka war so wütend und verletzt, dass sie zahlte und sofort ging. Steffi und Britta folgten ihr."Gott sei Dank, die sind wir los. Ich dachte schon, ich müsste dich auf der Billardplatte vergewaltigen, damit sie es aufgibt", stöhnte Svenja. Olé sah von Höski auf Svenja und wieder zurück. "Was war das denn jetzt?", fragte er."Theater, warum?" Svenja lachte ihn an. "Einem Freund muss man doch helfen, wenn er in der Klemme steckt, oder?"Olé schluckte. "Aber, doch nicht so.""Doch Olé sonst hätte sie es ja nie kapiert. Aber jetzt beruhig dich. Ich fange nichts mit Höski an." Svenja lachte Olé aus und ging mit Höski nach oben. Sie sahen sich noch mal den Aufbau des Referats an und Höski änderte ein paar Kleinigkeiten. Svenja nickte beifällig. "Toll, dann muss ich es morgen nur noch abtippen. Hoffentlich wird es gut." Höski nahm sie in den Arm. "Mach dir keine Sorgen, elskan. Wenn es daneben geht, dann besuchen wir alle deine Mutter. Wenn sie uns kennt, dann darfst du auch wieder kommen."Svenja lehnte sich an ihn. "Es ist schön, so tolle Freunde zu haben." Monique kam ins Zimmer und grinste Svenja an. Svenja grinste zurück. "Du brauchst jetzt nichts zu sagen und erst recht nichts zu denken. Es ist nichts, egal was Inka, Olé oder sonst wer gesagt hat. Okay?"Monique lachte. "Das ist doch klar. Ich wollte dich auch nur daran erinnern, dass Olé auf deine Ablösung wartet."Svenja sprang auf. "So spät ist es schon, dann will ich den armen Kerl mal ablösen." Höski begleitete sie und auch Monique kam in die Kneipe. Es dauerte nicht lange, dann ging die Kneipentür auf und Georg kam mit Richard herein. Die Jungs aus dem Dorf kamen auch noch und schon bald war die Kneipe voll und Svenja hatte alle Hände voll zu tun. Aber es machte ihr Spaß und sie hatte alles gut im Griff. Höski und Olé waren begeistert. "Mensch du kannst das ja besser, als wir", meinte Olé.Svenja nickte. "Ich habe das über drei Jahre lang fast jeden Abend gemacht. Da macht mir keiner was vor."Monique bot ihre Hilfe an, aber Svenja lehnte dankend ab. Sie hatte alles im Griff. Dieses Mal trank sie nicht mit und so erlebte sie den ganzen Abend nüchtern. Als es ruhiger wurde, zog Höski sie hinter der Theke hervor. "So und jetzt tanzen wir, elskan."Svenja lachte und ließ sich von ihm durch den Raum schwenken. Um 2.00 Uhr schloss sie ab, denn sie wollte auf keinen Fall Ärger mit irgendwelchen Ämtern bekommen. Von wegen Sperrstunde.Es wurde schon langsam hell als Georg und Richard auch endlich gingen. "Jetzt lasst uns schnell ins Bett gehen. In zwei Stunden müssen wir füttern", sagte Svenja gähnend und jagte den Rest aus der Kneipe. Sie war todmüde und fiel sofort ins Bett.
„Hmmm du redest doch jetzt nicht von unserem Höski?“, wollte Jördis plötzlich von Svenja wissen und Svenja musste erst mal in die Gegenwart zurückkommen. „Doch genau der. Höski ist immer unser Freund geblieben“, antwortete sie ihrer Enkelin. Jördis sah ihre Amma schweigend an. „Und du warst nicht mal ein kleines Bisschen in ihn verliebt?“Svenja dachte nach, versuchte die Gefühle von damals nachzufühlen, dann schüttelte sie lächelnd den Kopf.
Jördis saß immer noch zu Svenjas Füßen und sah ihre Ammi an. Dann lächelte sie. „Höski ist ein toller Freund, aber wann hast du denn nun endlich Afi kennengelernt?“Svenja schloss kurz die Augen. „Es hat etwas gedauert, bis ich ihn das erste Mal gesehen hab“, gab sie lächelnd zu….
Monique ließ sie schlafen und fütterte alleine. Immerhin hatte Svenja ihr den ersten freien Abend, seit einer kleinen Ewigkeit beschert. Als Svenja aufwachte, sah sie sich verschlafen um. Dann entdeckte sie, dass Moniques Bett leer war. Sie sah auf den Wecker und sprang auf. Es war schon 10.00 Uhr. Schnell zog sie sich was an und verschwand im Bad. Dann ging sie in die Küche. Hier waren schon alle versammelt."Wieso hat mich keiner geweckt?", fragte sie böse. Höski lachte. Olé schüttelte den Kopf. Wie konnte jemand darüber böse sein?"Du hast die ganze Nacht gearbeitet und dir ein paar Stunden Schlaf verdient", sagte Monique und schob ihr eine Tasse Kaffee hin. "Danke", murmelte Svenja und griff nach der Tasse. "Okay, wir sind gerade dabei den Tag zu planen", erklärte Höski. Svenja nickte. "Und wie weit seid ihr?""Gerade angefangen. Also wir haben heute drei Reitstunden und drei Ausritte. Es wird also stressig", sagte Olé."Die Ausritte sind um 14.00 h, 14.30 h und um 17.00 h geplant. Wir müssen also richtig ran", grinste Höski. Svenja sah auf. "Also ich muss mich heute spätestens um 16.00 h verabschieden. Ich muss doch noch mein Referat abtippen. Außerdem habe ich es meinen Eltern versprochen.""Schade, dann kannst du ja nicht mehr mit mir ausreiten", bedauerte Monique. "Ich habe den Ausritt um 17.00 h. übernommen."Svenja schüttelte bedauernd den Kopf. "Tut mir leid, aber ich möchte ja noch mal wiederkommen.""Dann reitest du eben mit mir um 14.00h", sagte Olé. Svenja stimmte zu. "Okay, wann sind die Stunden?", wollte Höski wissen. "Eine um 11.30h, eine um 15.30h und die letzte um 18.30h. Wer nimmt welche?", antwortete Monique. "Dazu muss ich erst mal wissen, wer kommt", sagte Höski. "Die Stunde um 15.30h kannst du eh nicht übernehmen. Dann kommen die Anfänger Martin, Conny und Nicole. Du könntest die Stunde mit Richard und Georg nehmen um 18.30h", schlug Olé vor. "Wann kommt denn Geiry wieder?", wollte Höski wissen."Gegen Abend und dann wird er bestimmt keine Stunde mehr geben", antwortete Monique. "Gut, die Anfänger übernehmen Svenja und ich. Dann lernt sie direkt, wie so eine Stunde aussieht."Svenja trank ihren Kaffee und versuchte unbeteiligt auszusehen. Aber sie freute sich sehr über die gute Meinung, die alle von ihr hatten. "Und ich übernehme unsere Grazien aus dem Dorf, Kerstin, Petra und Birgit." Olé verzog das Gesicht. "Die sind nicht so schlimm wie Inka, Britta und Steffi", meinte Höski. "Welche Pferde gehen denn in den Stunden?", fragte Svenja, um wieder zum Thema zu kommen. Monique überlegte einen Moment. "Ich hätte gerne für die Anfänger Dufa, Gráni und Gantur."Olé nickte. "Und für Richard und Georg brauchen wir schon etwas bessere Pferde. Ich denke da an Klerkur und Nótt", überlegte Monique weiter. "Für die drei Grazien wird es schwierig. Sie sind nicht soo schlecht, aber auch nicht gerade gut. Wie wäre es mit Twistur, Windur und Sokki?"Olé schüttelte den Kopf. "Auf keinen Fall Sokki. Er muss erst mal lernen, in reinem Takt zu gehen. Im Moment passt er nur. Nehmen wir lieber Brunn Skothur.""Wer soll den denn reiten? Der ist so faul, dass man Krämpfe in den Beinen bekommt", gab Höski zu bedenken. "Ich denke, Viona wäre besser oder noch besser Marie." Monique und Olé nickten. "Gut, dann überlegen wir jetzt noch, welche Pferde beim Ausritt gehen. Monique, du hast dir doch alles notiert oder?" Monique nickte und hob einen Zettel hoch. "Um 14.00 h kommen Birte, Merle, Sonja und Jenny. Alle vier können ganz gut reiten. Birte und Merle nehmen ihre eigenen Pferde. Sonja könnten wir auf Hoyos setzen und Jenny passt gut zu Bylur. Und du Svenja kannst Kraki nehmen." Olé grinste sie an. Svenja dachte sich nichts dabei und nickte. "Gerne."Monique sah Olé zweifelnd an. "Kraki hat wegen seiner Verletzung fast 3 Wochen gestanden. Hältst du es für vernünftig, wenn Svenja ihn reitet?", wollte sie wissen. Olé zuckte mit den Schultern. "Ich denke, sie kann es."Höski nickte. "Klar, Svenja ist doch gut."Monique sagte nichts mehr. "Wer kommt um 14.30 h?", fragte Höski. Monique grinste. "Inka, Britta und Steffi."Höski schüttelte den Kopf. "Oh nein, nicht schon wieder ich. Dieses Mal habe ich nicht mal Svenja dabei, um mir Inka vom Hals zu halten."Monique lachte. "Okay, dann tauschen wir eben. Aber es wird etwas stressig für dich. Du darfst den Ausritt mit Madeleine, Horst und Stefan nicht verlängern."Höski warf Monique einen dankbaren Blick zu. "Werde ich nicht. Und ich danke dir.""Okay, welches arme Geschöpf können wir den Dreien denn dieses Mal geben?", fragte Monique. Olé überlegte. "Wie wäre es mit Viona, Hetja und Hammar?", schlug er vor. Monique zeigte ihm einen Vogel. "Weißt du, ich wollte auch irgendwann mal ankommen. Wenn ich diese Pferde nehme, dann kommen wir nächste Woche wieder. Außerdem ist Hammar viel schneller als die anderen beiden. Ich denke da mehr an Argus, Hammar und Glámar."Höski schüttelte den Kopf. "Nein auf keinen Fall Glámar sie ist viel zu gut für solche Reiter. Nimm lieber Reynir. Der ist zwar auch zu gut, aber er wird nie ins Elite-Register kommen. Bei Glámar haben wir gute Chancen."Monique nickte. "Damit bin ich einverstanden. Um 17.00 h. kommen Madeleine, Horst und Stefan. Horst bekommt Vinur. Ich glaube, er will ihn eh kaufen." Keiner hatte was dagegen. "Madeleine können wir aber getrost auf Glámar setzen und Stefan bekommt Góla." Monique wollte schon ihren Zettel einstecken, aber Höski hielt sie noch einen Moment zurück. "Wen willst du denn auf dem Ausritt reiten, Monique?", erkundigte er sich. Monique sah ihn erstaunt an. "Meinen Wallach Kolki."Olé nickte. "Ich hätte dann gerne Neisti."Höski sah ihn zweifelnd an. "Kraki, Hoyos und Neisti in einer Gruppe?" Olé nickte. "Warum nicht? Das sind alles schnelle Pferde und auch recht gute Reiter. Außerdem habe ich ja Svenja bei mir."Höski sagte nichts mehr, aber man konnte sehen, dass er diese Zusammenstellung für sehr gewagt hielt. "Okay, dann kann ich ja Rubin nehmen. Geiry hat immer so wenig Zeit für das arme Tier."Svenja sah Höski an. "Warum nimmt Geiry Rubin nicht mit auf Turniere?", fragte sie. Höski grinste. "Normalerweise nimmt er ihn mit, aber dieses Mal war kein Platz mehr auf dem Hänger, weil Gunnar noch ein paar Verkaufspferde mitgenommen hat. Er hat Schmitz versprochen, ihm neue Schulpferde mitzubringen."Svenja nickte. Sie hatte sich schon gedacht, dass Rubin nicht irgendein Pferd war. Deshalb hatte sie ihn auch nicht ohne Geirys Erlaubnis reiten wollen.Olé sah auf die Uhr und fluchte. "Es ist schon so spät. Kommt los jetzt. Pferde fangen."Monique und Svenja sprangen auf, doch Höski blieb. Das war keine Arbeit für ihn. Er war immerhin Bereiter. Die Reitschüler standen schon in der Stallgasse und sahen den dreien erwartungsvoll entgegen. Monique und Svenja holten sich schnell drei Trensen und verschwanden im Paddock. Olé unterhielt sich unterdessen mit den Leuten. Es dauerte nicht lange, da konnte die kleine Gruppe mit ihrer Stunde anfangen. Monique und Svenja gingen wieder in die Kneipe. Höski sah sie an und grinste. "Wir haben etwas vergessen. Wer kümmert sich um die Kneipe?"Monique stöhnte. "Immer der, der gerade da ist. Okay?" Höski nickte versöhnlich. Er hatte sie auch nur aufziehen wollen. "Was machen wir jetzt?", fragte Svenja.Monique überlegte einen Moment. "Wenn Höski die Kneipe übernimmt, dann organisieren wir was Essbares für heute Mittag, okay?" Höski stimmte zu. Dann musste er los, um die Leute vom Stammtisch zu bedienen. Monique zog Svenja in die Küche. "Kannst du doch kochen?", erkundigte Svenja sich verwundert.Monique schüttelte den Kopf. "Nein, aber ich muss unbedingt mit dir sprechen. Kraki ist sehr schwierig zu reiten und er hat 3 Wochen in der Box gestanden. Er wird wie ein Pulverfass sein. Und die anderen Pferde sind auch nicht unsere ruhigsten. Überleg dir, ob du nicht doch lieber ein anderes Pferd nehmen willst." Svenja überlegte. "Aber warum bietet Olé mir dieses Pferd an, wenn es so schwierig ist?" Monique zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Aber egal was du tust, bitte sei vorsichtig."Svenja nickte. "Ich werde Kraki nehmen und sehr vorsichtig sein. Mach dir keine Sorgen, ich schaffe das schon. Höski hätte bestimmt auch was gesagt, wenn dem nicht so wäre."Monique nickte, aber ihr war nicht wohl bei der Sache. Es stimmte, dass Svenja gut ritt, aber sie kannte die Isländer und ihre Eigenarten noch nicht. Sie wusste auch nicht, was Olé damit beweisen wollte. Monique stellte sich zu Höski hinter die Theke. "Meinst du, das geht gut?", fragte sie. Höski sah sie irritiert an. "Ha?"Monique seufzte. "Na, Svenja auf Kraki und Olé mit Neisti in einer Gruppe."Höski zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht, aber Olé wird sich schon was dabei gedacht haben."Das Telefon klingelte und Monique nahm ab. Es war Gunnar, der wissen wollte, ob alles in Ordnung war. Lachend legte Monique auf. Als ob sie es nicht schaffen würden, mal ein Wochenende ohne ihn auszukommen.Svenja und Monique gingen die Pferde füttern. "Was ist mit den Pferden, die gerade geritten werden?", wollte Svenja wissen. "Die werden von Olé gefüttert. Wenn er daran denkt." Monique zuckte die Schultern. "Wenn nicht, dann müssen wir darauf achten."Kurz darauf kam Olé zu Svenja. "Ich hab es mir überlegt, Kraki ist wirklich zu schwierig. Nimm lieber erstmal ein ruhigeres Pferd. Wie wäre es mit Freya?""Aber Freya ist doch Gunnars Pferd oder?" Svenja sah ihn an. Olé nickte. "Hast du damit ein Problem? Es ist ein wirklich gutes Pferd." Verwirrt schüttelte Svenja den Kopf. "Nein, ich habe kein Problem. Ich verstehe nur nicht ganz. Wieso gibst du mir Gunnars Pferd, wenn du denkst, dass ich für Kraki nicht gut genug bin?""Ich denke, dass du ihn erstmal in der Halle kennenlernen solltest. Ich nehme dich mit, damit ich eine Hilfe habe. Es wird idiotisch genug werden. Und wenn du Kraki reitest, wirst du keine Chance haben, dich um die Reitschüler zu kümmern." Lachend legte er einen Arm um ihre Schultern. "Außerdem wollte ich mal sehen, wie du reagierst. Bestimmt haben dich die anderen gewarnt, oder nicht?"Jetzt verstand Svenja nichts mehr. "Verstehe ich immer noch nicht, aber wir sollten uns jetzt um unsere Arbeit kümmern." Svenja fütterte die übrigen Pferde, während Monique dieses Mal etwas beim Chinesen bestellte. Während der Mittagspause war die Kneipe geschlossen und die vier konnten sich ungestört in die Küche zurückziehen. "Sag mal was sollte das denn mit Kraki und Svenja?", wollte Monique wissen. "Ich wollte mal sehen, wie sie reagiert. Ob sie mir vertraut oder nicht", antwortete Olé grinsend. "Das ist völlig blöde. Ich kenne Kraki nicht mal. Wie hätte ich denn reagieren sollen?", fragte Svenja sauer. "Du hättest ja auch auf Monique hören können, die dich doch sicher gewarnt hat, oder?" "Du hättest aber den Ärger bekommen, wenn etwas passiert wäre", konterte Svenja geschickt. Olé gab sich geschlagen. "DU hast Recht, lass es uns vergessen bitte."Jetzt erst wurde Svenja klar, was es zu bedeuten hatte. "Wir hatten doch gesagt, wir vergessen den Freitagabend, Olé. Dann solltest du ihn auch ganz vergessen."Ihr Gegenüber wurde rot. "Ich dachte ja nur", stotterte er. Monique und Svenja konnten nicht mehr an sich halten. "Sie hat dich total durchschaut, Olé", lachte Monique. Svenja sah auf die Uhr. "Komm Olé, es wird Zeit, die Pferde zu fangen. Und bitte keine Proben mehr. Wir sind uns doch einig, oder?" Sie schlenderten zum Paddock und Olé grinste Svenja an. "Tut mir leid. Ich wollte doch nur sichergehen." Svenja nickte und fing die Pferde raus, die auf dem Ausritt mitgehen sollten. Nach diesem Wochenende konnte sie die Pferde schon auseinanderhalten. Obwohl sie mit den Namen noch Probleme hatte. Aber Höski hatte ihr vorher alle Pferde beschrieben. Als sie mit den Pferden in den Stall kamen, standen die vier Mädchen schon dort. Merle und Birte gingen ihre Pferde holen und der Rest machte sich ans Satteln. Olé stellte Svenja vor. "Svenja hier wird mich auf dem Ausritt unterstützen. Wenn sie was sagt, dann hört auf sie, okay?" Die anderen nickten und schon ging es auf in den Wald. Es dauerte nicht lange, da waren sie ausgelassen und scherzten miteinander. Auch Olé lachte kräftig mit. Pünktlich um 15.00h kamen sie wieder an und Svenja konnte noch das Absatteln der Schulpferde überwachen. Olé ging zu Höski in die Kneipe. Sonntags nachmittags war hier immer sehr viel los, weil der Eichenhof ein beliebtes Ausflugsziel war. Svenja holte jetzt schon mal die Pferde für die Anfängerstunde. Da die Anfänger selbst sattelten, brauchte sie nur anschließend nach dem Rechten zu sehen. "Monique lässt sich aber ganz schön Zeit", dachte Svenja. Sie sah auf die Uhr und beschloss die Gruppe schon mal in die Halle zu schicken. "Wisst ihr wie man ein Pferd aufwärmt?", fragte sie. Unsicher nickten die Drei. "Okay, leichte Schrittarbeit. Reitet viele Volten und Kurven. Dann hoffe ich euch an Monique abgeben zu können", lachte sie. In diesem Moment ritt auch Monique in den Hof. "Tut mir leid, ist was später geworden", rief sie in die Halle. Svenja winkte ihr lachend zu. "Schon okay hab schon mal angefangen."Monique sattelte ihr Pferd ab und sah nach, ob die anderen Pferde auch richtig versorgt waren, dann ging sie zu Svenja in die Halle. Svenja war mitten im Unterrichten. Mit freundlicher, aber bestimmter Stimme gab sie ihre Anweisungen und sowohl Olé und Höski, die ihr von der Kneipe aus zusahen, als auch Monique waren beeindruckt. "Sag mal, hast du auch mal als Reitlehrer gearbeitet?", fragte Monique überrascht."Nein, ich habe mich nur in die Lage der Reiter versetzt und überlegt, was du gesagt hast. Keiner will wirklich einen Kasernenton. Und Fehler beim Reiten sieht ja wohl jeder, der sich damit beschäftigt." Svenja wandte sich wieder den Reitern zu. "Okay, ich übergebe euch jetzt an Monique." "Schade, bei dir hat es auch Spaß gemacht", rief Conny ihr zu. "Nein, mach ruhig mal weiter, Svenja. Ich bleibe nur hier als moralische Unterstützung", widersprach Monique ihr. Svenja übernahm die Stunde und konnte am Ende zufriedene Schüler aus der Halle führen. Sie war stolz wie Oskar, als sie wieder in die Kneipe kamen. "Das war wirklich richtig gut", rief Höski ihr zu. Olé nickte anerkennend. "Falls Monique es dir nicht schon gesagt hat, dann sag ich es dir, du bist jederzeit herzlich hier willkommen. Und wenn du einen Job brauchst, dann wende dich an uns." Svenja lächelte ihm dankbar zu. Dann sah sie auf die Uhr und erschrak. "Scheiße, ich habe die Zeit vergessen. Seid nicht böse, ich muss sofort los. Ich bin schon eine halbe Stunde zu spät." Sie holte ihre Sachen und wollte schon in ihr Auto springen, als Monique sie noch aufhielt. „Wann willst du denn endlich eine Stunde nehmen?", rief sie ihr nach. "Geht es Mittwochabend gegen 19.00h?" "Dann gibt Geiry eine Stunde. Das wird dir bestimmt gefallen. Außerdem lernst du eine Menge", stimmte Monique zu. Svenja fuhr, so schnell sie konnte, nach Hause. Aber die Zeit konnte sie natürlich nicht einholen. Sie kam eine gute Stunde zu spät. Ihre Mutter begrüßte sie schon an der Tür. "Ich dachte, du würdest überhaupt nicht mehr kommen", sagte sie vorwurfsvoll. "Es tut mir leid, aber ich habe eine Reitstunde gegeben und nicht auf die Zeit geachtet." Svenja sah ihre Mutter bittend an. "Und was ist mit deinem Referat? Was sind das überhaupt für Sachen? Du gibst Reitstunden? Haben diese Leute denn keinen Reitlehrer?" Die Stimme ihrer Mutter war immer ablehnender geworden. "Mein Referat ist so gut wie fertig. Jedenfalls die Gliederung und meine Stichpunkte. Ich muss es nur noch ausformulieren. Und dazu habe ich 3 Wochen Zeit. Und diese Leute haben mehrere Reitlehrer, aber sie meinten, dass ich gut genug bin, um die Anfänger zu unterrichten." Svenja drängte sich an ihrer Mutter vorbei, um direkt mit ihrem Vater zusammenzustoßen. "Schön, dass ich dich auch noch mal sehe. Vielleicht erinnerst du dich besser daran, dass du nächstes Jahr dein Abitur bestehen willst", ermahnte sie ihr Vater. „Aber ich habe wirklich mit den Leuten vom Gestüt gelernt." Sie kramte ihre Aufzeichnungen aus ihrer Tasche und hielt sie ihren Eltern unter die Nase. „Außerdem bin ich mittlerweile volljährig." Damit ließ sie ihre Eltern stehen und ging in ihr Wohnzimmer. Hier tippte sie alles fein säuberlich ab und hoffte, dass es eine wirklich gute Note geben würde. Müde fiel sie ins Bett und schief sofort ein. Am nächsten Morgen hätte sie beinahe den Wecker nicht gehört, so müde war sie noch. Das Wochenende hatte es auch wirklich in sich gehabt. Gerade noch pünktlich kam sie im Klassenzimmer an. Wie immer wirkte ihr Französischlehrer etwas übernächtigt. "Na, Herr Müller, war wieder ein hartes Wochenende, oder?", fragte sie lachend. Der Mann sah sie nickend an. "Du hast es erfasst. Ihr glaubt nicht, was mir passiert ist." Die Klasse grinste. So fing er montags morgens immer an, und dann wussten sie, dass er so lange von seinem Wochenende reden würde, bis die Klingel sie erlöste. Svenja lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und träumte von dem tollen Wochenende auf dem Eichenhof. In den Ferien würde sie auf jeden Fall wieder aushelfen. Vielleicht auch schon vorher. Es war toll endlich wieder Freunde zu haben. Seit ihr Freund sich von ihr getrennt hatte, hatten sich auch die gemeinsamen Bekannten nicht mehr bei ihr gemeldet. Sie hatten eine Clique aber die bestand aus seinen Freunden und so hatte Svenja ihre Freunde mit der Zeit immer mehr vernachlässigt. Das würde ihr nicht noch mal passieren. Sie wollte nicht wieder alleine da stehen. Natürlich hatte sie Schulkameraden, aber das waren keine richtigen Freunde. Außerdem hatten sie alle ganz andere Interessen als sie. Die Klingel holte Svenja zurück in die Realität. In der nächsten Doppelstunde musste sie ihren Entwurf abgeben. Mit zitternden Knien ging sie zu ihrem Stammkursraum. Der Lehrer lächelte sie bösartig an. "Ich hoffe, ihr habt ein schönes Wochenende gehabt."Wenn nicht so viel von ihrer Note abgehangen hätte, dann hätte Svenja ihm jetzt die Meinung gesagt, aber so hielt sie sich lieber zurück. Die Beurteilung würden sie erst am Mittwoch bekommen. Svenja hasste diese Warterei. Der Tag zog sich in die Länge und sie konnte kaum den Schulschluss erwarten. Am nächsten Tag war eine Kursarbeit in Deutsch angesetzt. Sie wollte sich noch einmal einige Textstellen in Goethes Faust durchlesen. Also war der Abend auch schon verplant, zumal sie zehn Stunden montags hatte und sie somit nicht vor 17.00 Uhr zu Hause war. In der Mittagspause saß Svenja mit einigen anderen auf dem Schulhof in der Sonne. Sie hatten schon mal mit den Hausaufgaben angefangen und diskutierten gerade über ein Matheproblem, als Liane sie unterbrach. "Ja, nicht schlecht, der Typ. Kennt den einer von euch? Er scheint jemanden zu suchen", sie nickte mit dem Kopf in Richtung Sporthalle. Gelangweilt drehte Svenja sich um, denn meistens waren Lianes Typen viel zu alt und auch nicht ihr Geschmack. Doch dann erkannte sie Höski. Freudig überrascht sprang sie auf und lief auf ihn zu. "Was machst du denn hier?", fragte sie lächelnd. "Ich hatte in der Stadt zu tun und wollte mal sehen, was du so treibst. Hast du Lust mit mir essen zu gehen?" Wie immer legte er einen Arm um ihre Schultern und grinste. "Tut mir leid, aber der Unterricht geht in einer Viertelstunde weiter." Bedauernd schüttelte sie den Kopf. "Naja, Schade. Aber was hat dein Lehrer zu deiner Arbeit gesagt?" "Nichts, die Ergebnisse bekommen wir erst am Mittwoch und auch nur, wenn er genug Lust hatte, um alles durchzusehen." Missmutig schüttelte sie ein paar Locken aus dem Gesicht. „Kommst du heute Abend? Wir wollen uns einen Videofilm ansehen. Gunnar hat ihn auf dem Turnier gedreht. Wird bestimmt megalustig", hoffnungsvoll sah er auf sie runter. "Ich schreibe morgen eine Deutscharbeit. Leistungskurs. Wichtig für die Abi-Qualifikation. So gerne ich kommen würde, vor Mittwoch schaffe ich es einfach nicht." Höski drückte sie kurz an sich. "Macht ja nichts, dann sehen wir uns den Film eben am Wochenende an. Du kommst doch am Wochenende wieder, oder?" Sie zuckte mit den Schultern. "Ich weiß noch nicht. Wenn ich jedes Wochenende bei euch rumhänge, dann könnt ihr mich bald nicht mehr sehen."Laut lachend zeigt Höski ihr einen Vogel. "Du spinnst. Du gehörst doch schon zu uns. Weißt du es denn immer noch nicht?"Die Klingel unterbrach sie und Svenja musste zurück zum Unterricht, obwohl sie viel lieber bei Höski geblieben wäre. "Los erzähl, wer war das, ist er in festen Händen, wo kommt er her, wie heißt er, wie alt ist er ...", "Mach mal langsam Liane. Er ist kein Opfer für dich. Ich habe keine Ahnung, wie alt er ist und er ist der Bereiter meiner neuen Reitschule. Also kein passender Freund für dich, okay?" Svenja schüttelte Liane ab. Sie konnte sie sowie so nicht so besonders leiden. Höskis Besuch hatte Svenja aufgeheitert und jetzt kam ihr der Rest des Tages auch nicht mehr so lange vor. Als sie zu Hause ankam und gegessen hatte, rief ihre Mutter sie ans Telefon. "Wer ist es denn?", fragte Svenja zurück. "Monique", antwortete ihre Mutter. "Hallo, was kann ich für dich tun?", meldete Svenja sich gut gelaunt. "Du könntest herkommen", lachte es auf der anderen Seite. "Gunnar hat wirklich den Film des Jahres gedreht und mit dir wäre es viel schöner.""Ihr führt mich ganz schön in Versuchung. Aber es geht wirklich nicht. Du weißt doch, dass ich versuche Abitur zu machen und geschenkt bekommt man es eben noch nicht", lehnte sie ab. "Aber dann würdest du auch alle anderen Isländer kennenlernen. Inclusive Geiry und Tyri, Gunnars Ältestem. Ach und Tyri fliegt am Mittwoch schon wieder nach Island zurück. Und wer weiß, wann er dann wiederkommt. Außerdem fehlt hier was, wenn du nicht da bist." Ihre Stimme wurde immer flehender. "Das kann nicht sein, Monique. Wir kennen uns ja noch nicht so ewig lange, dass ich bei euch schon ein unersetzbares Loch hinterlassen würde. Und Tyri werde ich eben ein anderes Mal kennenlernen. Grüß bitte alle von mir", damit legte sie auf und drehte sich zu ihrer Mutter, die hinter ihr stand. "Das war Monique vom Eichenhof. Sie wollten heute zusammen mit mir einen Film vom letzten Turnier sehen. Aber du kannst dich beruhigen, ich habe abgelehnt." Sie hasste es, wenn ihre Mutter beim Telefonieren hinter ihr stand. "Du sagst es, als ob ich dir den Spaß nicht gönnen würde." Jetzt war ihre Mutter beleidigt. "Bitte, ich will nicht mit dir streiten", bat Svenja. "Ich auch nicht, aber anscheinend hast du vergessen, dass du beinahe nicht versetzt worden wärst, als du mit deiner letzten Clique zusammen warst. Immer hast du in der Kneipe herumgehangen. Und die Qualifikation für dein Abitur hast du auch noch nicht sicher", mahnte die Frau. Svenja seufzte. "Ich habe es nicht vergessen. Und die Qualli schaffe ich auch. Mittlerweile stehe ich wieder ganz gut da, wie du bemerkt haben müsstest." Sie drehte sich um und ging in ihre Zimmer. Klar musste sie noch einiges aufholen, denn im letzten Jahr hatte sie arg geschludert, aber sie war doch nicht doof. Lustlos nahm sie ihren Faust und las sich die markierten Teile durch und die Interpretationen ihres Deutschlehrers, die sie fein säuberlich mitgeschrieben hatte.
Svenja machte eine Pause und sah auf ihre Enkelin runter. „Vielleicht verstehst du es nicht so ganz, denn du gehst ja mit deinen Freunden in die gleiche Klasse.“ Jördis dachte einen Moment nach. „Ich stelle es mir schwierig vor, irgendwie wie ein Doppelleben.“ Sie runzelte die Stirn. „Und deine Mutter war sehr streng oder?“ Svenja musste grinsen, denn das hatte sie früher auch oft gedacht. „Weißt du, heute verstehe ich sie. Aber jetzt kommen wir zu der Stelle, wo ich Geiry zum ersten Mal begegnet bin.“Jördis Augen blitzten auf. „Dann erzähl, ich bin furchtbar neugierig.“
Am nächsten Morgen standen vier Stunden Deutscharbeit auf ihrem Plan, dann hatte sie zwei Freistunden und dann folgten nach der Mittagspause noch zwei Stunden Mathe. Der Tag ging wider Erwarten schnell vorbei und Svenja freute sich sehr darauf, am Mittwoch ihre Freunde wiederzusehen. Etwas nervös betrat sie am Mittwochabend den Stall. Doch Monique kam ihr schon auf halben Weg entgegen. "Hi, schön, dass du endlich da bist. Die anderen Reitschüler sind noch in der Kneipe bei Gunnar und Geiry.""Welches Pferd hast du mir denn heute zugedacht?", fragte Svenja und versuchte, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten. Monique sah sie von der Seite an. "Du bist doch nicht nervös oder?" lachte sie. "Du hast gut reden. Ich kenne Geiry nicht, Höski hat ihm wahrscheinlich erzählt, dass ich supertoll reiten kann und was ist, wenn ich vom Pferd falle?", antwortete sie nervös."Dann steigst du eben wieder auf", sagte Geiry hinter ihr. Svenja schnellte herum. Sie kam sich jetzt total blöde vor und wurde rot. "Ist doch keine Sache, oder? Wenn Höski sagt, dass du gut reitest, stimmt das schon. Aber auch jemand, der gut reitet, fällt ab und an runter." Er musste sich ein Lächeln verkneifen. "Ich komme dir wohl ziemlich blöd vor, oder?", wollte Svenja zerknirscht wissen. "Nein, aber jetzt solltest du sehen, dass du mit deinem Pferd in die Halle kommst, okay?" Damit ließ er sie stehen und schlenderte in Richtung Halle davon. "Scheiße", fluchte Svenja vor sich hin. Monique konnte ihr Lachen kaum noch unterdrücken. Sie zeigte auf eine Box. "Da steht Kraki", brachte sie noch hervor, dann rannte sie aus dem Stall. Svenja konnte ihre Freundin vor dem Stall lachen hören. Diese Stunde fing ja toll an. Schnell machte sie ihr Pferd fertig und führte ihn in die Halle. "Haste dich jetzt wieder beruhigt?", fragte Svenja sauer, als sie Monique vor dem Stall traf.Monique nickte ernst. "Ja, tut mir leid. Aber es war zu komisch."Mit verkniffenem Gesicht drückte Svenja ihr das Portemonnaie und den Autoschlüssel in die Hand. "Pass gut drauf auf."Mit zitternden Knien ging sie in die Halle. Sie war die Erste und wollte gerade aufsteigen, als Geiry zu ihr trat. "Alles in Ordnung?", wollte er wissen. "Ja, klar." Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. "Gut, dann pass auf. Kraki hat jetzt fast 4 Wochen gestanden. Er ist ein bisschen schwierig. Aber du schaffst das schon", meinte er ruhig. Diese Information beruhigte Svenja nicht unbedingt. Sie erinnerte sich genau an die warnenden Worte von Monique am Wochenende. Mit einem Blick sah sie, dass die Kneipe voll war. Wenn sie runterfiel, dann hätten jede Menge Leute was zu gucken. Geiry war ihrem Blick gefolgt. "Achte nicht auf sie. Die Meisten sehen eh nicht zu." Dann ging er zu einem Stuhl, der in der Mitte der Halle stand, und machte es sich bequem. Irritiert sah Svenja ihm zu. So was hatte sie noch nie erlebt. Kopfschüttelnd schwang sie sich in den Sattel, und noch ehe sie die Zügel aufnehmen konnte, schoss Kraki los. Je mehr sie versuchte, ihn zu bremsen, desto schneller wurde er. Ihr kamen Höskis Worte in den Sinn. Sehr viel vorsichtiger versuchte sie, Kraki zu parieren, aber es half nichts. Langsam bekam sie Panik. Als sie an der Hallentür vorbei kamen, scheute Kraki und bockte Svenja ab. Geiry kam sofort zu ihr. "Alles in Ordnung? Hast du dir wehgetan?", fragte er besorgt. "Nein, ich bin nur sauer. Aber das musste ja wohl passieren." Wütend klopfte sie ihre Reithose ab und fing ihr Pferd ein. Die anderen Schüler kamen jetzt auch in die Halle. "Schade, das Schönste haben wir scheinbar schon verpasst", rief Horst lachend. "Hör nicht hin", beruhigte Georg sie, "er ist schon so oft vom Pferd gefallen, dass wir gar nicht mehr lachen." Svenja lächelte ihm dankbar zu. Ihr war der Spaß vergangen. Verlegen ging sie mit Kraki an der Hand zu Geiry. "Scheinbar bin ich nicht gut genug für ihn. Würdest du mir bitte ein anderes Pferd geben?" "Nein, wieso? Ob du gut genug bist, oder nicht, werde ich entscheiden. Und du bist nicht die Erste, die von Kraki abgebockt wird. Können wir anfangen?", rief er den anderen zu.Was blieb ihr anderes übrig, als sich wieder in den Sattel zu schwingen. Dieses Mal konnte sie die Zügel aufnehmen und schaffte es sogar, im Schritt anzureiten. Doch schon nach der kurzen Seite merkte sie, wie sie mehr und mehr die Kontrolle über das Pferd verlor. Geiry beobachtete sie genau. Kraki war sehr schwierig, das wusste er. "Ich bekomme ihn nicht gehalten", rief Svenja.Geiry stellte sich auf den Hufschlag und sah den beiden gelassen entgegen. Entsetzt bemerkte Svenja, dass sie genau auf ihn zurasten. Sie wollte schon an ihm vorbei lenken, als er eine Hand ausstreckte und Kraki ins Zaumzeug griff. Schnell trat er einen Schritt zur Seite und sah Svenja grinsend an. "Hast du ein Problem?", fragte er. Sie konnte kaum fassen, was geschehen war. Doch dann musste sie lachen. "Nein, jetzt nicht mehr. Gib mir doch bitte einen Tipp, wie ich dieses Pferd reiten soll.""Lass die Zügel lockerer und nimm die Schenkel weg. Er ist heiß genug", grinste Geiry. Svenja beherzigte den Rat und konnte Kraki am Ende der Stunde sogar gezügelt galoppieren, ohne dass er durchdrehte. Als sie die Halle verließen, ging Geiry neben ihr. Er legte ihr einen Arm um die Schultern. "Du solltest öfters Pferde wie Kraki reiten."Entsetzt lehnte sie ab. "Danke, ich halte nicht viel davon, jede Reitstunde herunter zu fallen. Außerdem bin ich nicht so gut, dass ich solche Pferde wirklich reiten könnte." "Du hast es aber doch bewiesen. Kraki ist beinahe perfekt gegangen", widersprach Geiry.Svenja hätte ihm gerne erklärt, dass es nur durch ihn möglich war. Nachdem er sie so unspektakulär gestoppt hatte, verlor sie ihre Angst. Vertrauen schoss es ihr durch den Kopf. "Es war doch nur, weil ich dir vertraut habe", antwortete sie. Grinsend drückte Geiry sie an sich. "Genau und dadurch verlierst du Angst und Unsicherheit." Sie hatten den Stall erreicht und Geiry machte sich auf den Weg in die Kneipe. Fasziniert sah Svenja ihm hinter her, bis Monique sie leicht anstieß."Die anderen haben ihre Pferde bereits versorgt", sagte sie lachend. "Tut mir leid. Ich beeile mich und helfe dir dann beim Füttern, okay?" Schnell sattelte sie ihr Pferd ab und griff sich die Eimer, die Monique füllte. "Sag mal Geiry, ist er immer so ruhig?", erkundigte sie sich, als die beiden Frauen das Heu verteilten."Ja, warum fragst du?""So einen Reitlehrer habe ich noch nie gehabt. Ich meine, keiner konnte mir bisher helfen, wenn eins meiner Pferde durchgegangen ist. Da hieß es immer abwarten, bis es von alleine langsamer wird." Svenja war völlig verwirrt. "Du hast es doch gesehen und weißt, was ich meine.""Geiry weiß, was er tut. Immerhin reitet er nicht erst seit gestern. Aber frag mich jetzt nicht, wie lange er schon reitet. Ich weiß es wirklich nicht. "Forschend sah Monique die Freundin an. Dann grinste sie breit, denn den Gesichtsausdruck kannte sie sehr gut. "Komm wir gehen noch in die Kneipe. Und jetzt gibt es keine Widerrede."In der Kneipe wurde Svenja sofort von einem grinsenden Olé in Empfang genommen. "Du warst richtig gut.""Danke, ich weiß es jetzt zu schätzen, dass du mir Kraki am Sonntag nicht gegeben hast. In Zukunft werde ich auf solche Pferde verzichten.""Kommt nicht in Frage. Du musst dich nur daran gewöhnen", mischte Geiry sich ein. Svenja wollte nicht mit ihm streiten, außerdem wusste sie jetzt schon genau, dass sie jedes Pferd reiten würde, das Geiry ihr gab. "Ich gebe mich geschlagen, aber jetzt muss ich los. Ich danke dir für die Stunde", damit bezahlte sie und verließ die Kneipe. Geiry sah ihr lächelnd hinterher. "Jetzt hat sie mir nicht mal gesagt, was aus ihrem Referat geworden ist", maulte Höski. "Ich rufe sie morgen sowie so an, dann kann ich fragen", beruhigte Monique ihn. Langsam fuhr Svenja nach Hause. Sie hatte völlig vergessen, dass die Note für ihr Referat noch ausstand. Es war ja auch nur eine vorläufige Bewertung, die zusammen mit der Note für den Vortrag des Referates die Gesamtnote ergeben würde. Sie freute sich jetzt nur darauf, Geiry wiederzusehen. Dieses Vertrauen, welches er ihr einflößte, war so stark, dass sie es selbst fast nicht glaubte. Immerhin war er ein Fremder für sie. Immer noch in Gedanken ging sie in ihre kleine Wohnung, ohne auf ihre Eltern zu achten. Ihre Mutter stand kurze Zeit später in der Tür. "Sag mal geht es dir gut?", fragte sie besorgt."Ja, warum fragst du?" "Du kommst hier herein wie ein Schlafwandler. Außerdem hast du noch nichts von deiner Note in Erdkunde gesagt. Ist es so schlimm, wie ich erwarte?" Auffordernd sah die Frau sie an. „Note? Ach du meinst das Referat. Nein, ich habe noch keine Beurteilung bekommen. Und jetzt möchte ich noch etwas lernen." Svenja hatte bestimmt keine Lust, sich jetzt mit ihrer Mutter zu unterhalten. "Was willst du denn um 22.30h noch lernen?" Verdutzt sah Svenja auf die Uhr. Sie hatte nicht mal mitbekommen, wie spät es schon war. "Dann gehe ich jetzt ins Bett. Gute Nacht Mama." Sie verschwand im Schlafzimmer und ließ eine ziemlich verdutzte Mutter zurück. Der nächste Tag rauschte so an Svenja vorbei. Sie hatten nur sechs Stunden, so war sie schon um 13.30h. zu Hause. Ihr Erdkundelehrer hatte immer noch keine Zeit gefunden, um die Arbeiten durchzusehen. Aber es war ihr auch egal. Svenja überlegte, ob sie zum Eichenhof fahren sollte oder nicht. Andererseits sollte sie vielleicht besser für die Mathearbeit morgen lernen. In ihre Überlegungen hinein klingelte das Telefon. "Hi ich bin’s", rief Monique ihr entgegen. "Schön, dass du anrufst. Ich habe mir gerade überlegt, ob ich lieber Mathe lerne oder zu euch rüberkomme", lachte Svenja. "Und ich wollte fragen, ob du am Wochenende schon, was vorhast.""Nein, bis jetzt noch nicht. Warum?" Sie wurde neugierig."Naja, Gunnar und Ásta wollen Samstagabend gerne ins Kino und da habe ich angeboten, dass ich jemanden für die Kneipe besorge. Und Sonntag kommen gleich 3 Anfängergruppen, die schaffe ich nicht alleine. Höski und Olé haben dich in höchsten Tönen bei Gunnar gelobt und er ist einverstanden dich bis auf Weiteres als Wochenendhilfe einzustellen.""Moment mal", unterbrach Svenja. "Was heißt hier einstellen?""Naja, der Verdienst ist sehr klein. Gratis Reitstunden, Kost und Logis. Und wenn du was anderes vorhast, dann müsstest du es mit Gunnar absprechen. Und in der Woche gäbe es dann auch keine Gratisreitstunde." Monique war immer schneller geworden. "Mensch da fragst du noch. Ich komme gleich nach der Schule. Wenn die Note für das Referat passt. Ich habe es immer noch nicht wieder." Ihre Stimme verriet wie besorgt Svenja war. "Mach dir keine Sorgen. Es wird schon", tröstete Monique. "Ich will nicht wieder alle meine Freunde verlieren. Verstehst du", jammerte Svenja. Monique lachte. "Du verlierst uns nicht, nur weil du einige Zeit vielleicht nicht kommen kannst. Wir kommen dann zu dir.""Ich nehme dich beim Wort und jetzt lerne ich wirklich für Mathe. Wir sehen uns ja morgen", verabschiedete sich Svenja. Strahlend drehte sie sich um und begegnete dem Blick ihrer Mutter. "Du willst also wieder das ganze Wochenende auf diesem Hof bleiben?", fragte sie unwillig. "Ja werde ich. Unsere Abmachung steht und solange ich keine Note habe, kann ich dorthin oder nicht?" herausfordernd sah sie die Frau an. "Wann willst du denn mal lernen?" "Ich verzichte in der Woche auf fast jedes Vergnügen und lerne wirklich viel. Auch jetzt werde ich nicht zum Eichenhof fahren, sondern Mathe pauken. Außerdem kann Höski mir helfen er hat auch Abi.""Höski was ist denn das für ein Name?" Ihre Mutter schnaubte. "Ein isländischer Name, und er passt sehr gut zu ihm." Svenja hatte keine Lust mehr sich noch länger mit ihrer Mutter zu streiten und ging auf ihr Zimmer. Es war immer dasselbe Thema. Ihre Eltern glaubten, dass sie die Schule nicht ernst genug nehmen würde. Aber Svenja nahm die Schule verdammt ernst. Sie wollte mal so viel verdienen, dass es für ein eigenes Pferd reichte. Sie nahm sich die letzten Aufgaben noch mal vor und hoffte, dass es ihr jetzt verständlicher würde. Mathe war ein Buch mit sieben Siegeln. Leise fluchte sie vor sich hin, als sie bei der Probe einer Aufgabe ein anderes Ergebnis erhielt. Die Arbeit war schon morgen, also musste sie unbedingt verstehen, wie man solche dämlichen Gleichungen löste. Ihr fiel Martin ein, aber der war ja noch schlechter in Mathe als sie. Dann fiel ihr Höski ein. Ob sie ihn wohl um Hilfe bitten konnte? Unsicher ging sie zum Telefon und rief auf dem Eichenhof an. Geiry meldete sich. "Hallo Geiry, hier ist Svenja. Kannst du mir bitte Höski geben?", bat sie mit zitternder Stimme. "Ja", sagte Geiry merkwürdig ruppig und kurz angebunden.Svenja hatte aber keine Zeit darüber nachzudenken. Schon meldete sich Höski. "Hallo mein Lieb, hast du Sehnsucht nach mir?", fragte er frech. Svenja lachte. "Ja, das auch. Sag mal hast du Ahnung von Gleichungen, Mathe?""Ja, du auch?" Er lachte und nahm Svenja gerne auf den Arm. "Nein, eben nicht und ich schreibe morgen eine Arbeit darüber. Was soll ich denn machen?" Sie hörte sich ziemlich verzweifelt an. "Hey, elskan, nur keine Panik. Ich habe jetzt Zeit, wenn du willst, dann komme ich gleich rüber. Oder du kommst her", sagte er sanft. Höski hatte schon bemerkt, dass Svenja es ernst meinte. "Wenn du kommen kannst, dann wäre ich dir sehr dankbar. Außerdem können meine Eltern sich dann überzeugen, dass du kein Penner, Dieb oder was Schlimmeres bist." Svenja lachte leise. "Gut, ich bin in einer halben Stunde bei dir."Aufatmend legte Svenja den Telefonhörer auf und begegnete dem fragenden Blick ihres Vaters. "Ich habe einen meiner neuen Freunde gebeten, mir bei Mathe zu helfen. Ich verstehe da nur Bahnhof und er kann es. Höski wird gleich hier sein, kann er mit uns essen?", fragte sie bittend. "Das musst du mit deiner Mutter absprechen. Aber ich freue mich, dass man mal einen deiner Isländer zu sehen bekommt", antwortete der Vater ruhig.Svenja lächelte ihn an. Mit ihm verstand sie sich besser als mit ihrer Mutter. Er regte sich nicht immer gleich so auf. Seufzend schlenderte sie in die Küche. "Mama? Ich bekomme gleich Besuch, weil ich diese dämlichen Gleichungen in Mathe nicht verstehe. Kann einer mehr mitessen?", erkundigte sich Svenja vorsichtig. "Natürlich kann Martin mitessen. Das weißt du doch", antwortete die Mutter erstaunt."Martin ist in Mathe noch schlechter als ich. Nein, es kommt jemand vom Eichenhof. Ich habe dir doch von Höski erzählt. Er hat versprochen zu helfen. Ich kapier es wirklich nicht und kann jede Hilfe brauchen." Sie sah ihre Mutter bittend an. "Okay, unter der Bedingung, dass ihr hier in der Küche lernt. Dann sehe ich wenigstens, dass ihr lernt und nichts anderes macht."Svenja gab nach. Nur so konnte sie ihre Mutter beruhigen. Es war zwar ziemlich peinlich, aber Höski würde es verstehen. Kurz darauf klingelte es. Svenja stellte Höski ihren Eltern vor. Am Gesicht ihrer Mutter konnte Svenja ablesen, dass sie angenehm überrascht war. Kein Wunder bei den Gerüchten, die über den Eichenhof im Umlauf waren. Sofort machten sie sich über die Aufgaben her und Höski erklärte Svenja mit einer Engelsgeduld, wie man Gleichungen löste und wo ihre Fehler lagen. Endlich hatte Svenja es kapiert. "Wir essen gleich. Du bleibst doch, oder?", fragte sie, als ihre Mutter ihr ein Zeichen gab. "Nein, danke elskan, aber ich muss in einer halben Stunde mit einer Gruppe ausreiten. Du kommst ja nicht jeden Tag, also muss ich mich auch mit den Anfängern rumärgern." Er grinste. Svenja strich ihm im gespielten Mitleid über den Arm. "Du tust mir wirklich leid. Aber am Freitagnachmittag bin ich ja wieder da." Sie grinste. Höski verabschiedete sich von Svenjas Eltern und fuhr wieder zum Eichenhof. "Ein ganz netter junger Mann. Und offensichtlich weiß er, wie wichtig eine gute Schulausbildung für dich ist", gab ihre Mutter zu. Svenja unterdrückte ein "Siehste-Gesicht" und nickte nur. "Also kann ich am Wochenende wieder auf den Eichenhof? Ich könnte dort Arbeit bekommen, um meine Reitstunden zu bezahlen." Hoffend sah sie ihre Eltern an. "Wenn deine Erdkundenote gut ist, dann ja. Und du versprichst, dass du die Schule nicht vernachlässigst." Ihre Mutter sah ein, dass sie Svenja nicht verbieten konnte, auf den Eichenhof zu fahren. Außerdem hatte Höski einen wirklich guten Eindruck auf sie gemacht. Wenn sie dort war, hatte sie auch gleichzeitig jemanden, der ihr bei den Problemen half. Das war natürlich ein riesiger Vorteil. Am nächsten Tag war Svenja sehr nervös. Wie immer wenn sie Mathe schrieben. Es war nun mal nicht ihre starke Seite. Doch als sie die Aufgaben sah, konnte sie aufatmen. Sie hatte alles gestern mit Höski geübt und wusste auf einmal nicht mehr, warum sie damit nicht klargekommen war. Wie immer schrieb der Lehrer die Ergebnisse der Aufgaben an die Tafel, nachdem er die Arbeiten eingesammelt hatte. Svenja verglich ihre Lösungen mit denen an der Tafel und hätte beinahe laut gejubelt. Sie hatte bis auf eine Antwort alles richtig. So gut hatte sie in Mathe noch nie abgeschnitten. Ihr Lehrer sah, wie sie sich freute. "Na, Svenja, hast du dieses Mal mehr richtig als deinen Namen?", fragte er mit leisem Sarkasmus. Svenja überhörte die Stichelei und nickte selig. "Ich habe sogar vier von fünf Aufgaben richtig. Und ich weiß, dass ich bei der fünften Aufgabe ein Vorzeichen falsch gesetzt habe." Der Lehrer nickte zufrieden. Er hatte immer gesagt, dass sie nicht zu dumm, sondern nur nicht interessiert genug sei. In der nächsten Stunde hatte sie Erdkunde, und als der Lehrer ihre Referatgliederungen herausholte, wurde Svenja mehr als nur mulmig.Wie immer spannte er alle auf die Folter. Langsam fing Svenja an, zu beten. So viel hing von ihrer Note ab. Endlich sah der Lehrer zu ihr. "Wenn du es wirklich so hinbekommst, dann werde ich dir mindestens eine Zwei geben müssen", sagte er langsam. Jetzt konnte Svenja wieder atmen. Die ganze Zeit hatte sie die Luft angehalten."Ich bekomme es hin. Das dürfte kein Problem sein", antwortete sie. Den Rest vom Schultag ging sie wie auf Wolken. In der Pause rief sie auf dem Eichenhof an und erzählte Monique die gute Nachricht. "Mein Leben ist gerettet. Ich kann weiter zu euch gehören", seufzte sie. "Du bist vielleicht doof. Ich habe dir doch schon gesagt, dass wir dich nicht einfach so hätten fallen lassen. Übrigens Geiry hat sich schon erkundigt, ob du am Wochenende kommst", sagte Monique."Warum? Ich meine, ist etwas Bestimmtes?""Nein, aber er hat nicht so viel Lust mit den Anfänger auszureiten und da kann er dich so gut brauchen", lachte Monique jetzt. Die Klingel störte die beiden. "Ich sehe dich nachher. Wie du gehört hast, muss ich die beiden letzten Stunden in Angriff nehmen. Tschau." Svenja legte auf und rannte schnell zum Musiksaal. Sie mochte Musik, aber heute war es ihr einfach nur lästig. Aber auch die beiden letzten Stunden vergingen und Svenja konnte endlich nach Hause fahren. Darauf hatte ihre Mutter bestanden. Sie sollte sich wenigstens verabschieden. Schnell holte sie ihre Tasche aus dem Schlafzimmer, umarmte ihre Mutter und küsste ihren Vater auf die Wange. "Wir sehen uns Sonntagabend. Macht euch keine Sorgen, wenn es etwas Später wird." Damit war sie auch schon aus der Tür.Auf dem Eichenhof warf sie ihre Tasche in Moniques Zimmer und ging dann in den Stall. Aber weder in der Kneipe noch im Stall konnte sie jemanden finden. Langsam schlenderte sie zur Halle. Hier gab Geiry eine Einzelstunde und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war der Reiter nicht sehr begabt. Als er Svenja bemerkte, rief er der Frau zu sie solle einfach weiter reiten. Dann kam er an die Tür. "Hallo mein Lieb, schön das du endlich da bist. Die anderen sind ausgeritten und Gunnar ist mit Ásta einkaufen gefahren." Lächelnd sah er sie an. "Gut, dann werde ich mich jetzt um die Kneipe kümmern, wenn du mir sagst, wie ich rein komme." Svenja lächelte zurück.Geiry zog einen Schlüssel aus der Tasche und ließ ihn in ihre Hand fallen. "Ich komme gleich nach, elskan." Dann wandte er sich wieder seiner Schülerin zu. Schmunzelnd ging Svenja wieder die alte, verwitterte Steintreppe hoch. Sie hatte gerade noch gehört, wie die Frau verzweifelt versuchte, mit Geiry anzubandeln. Jetzt verstand sie auch, warum er so genervt war. Sie schloss die Tür zur Kneipe auf und stellte sich hinter der Theke. Ásta hatte alles sehr sauber hinterlassen, sodass Svenja jetzt Zeit hatte, Geiry zuzusehen. Obwohl diese Reiterin sich so dämlich anstellte, konnte sie sehen, dass Geiry ruhig und ausgeglichen blieb. Er beendete die Stunde und kam gleich darauf zu Svenja in die Kneipe. Die Reitschülerin folgte ihm auf den Fuß. "Das war eine wundervolle Stunde Geiry. Ich wünschte, wir könnten noch einen Ausritt machen." Schmachtend sah sie ihn an und ihr Blick sagte, dass sie bestimmt nicht auf einem Pferd reiten wollte. "Tut mir leid, Anja. Aber ich habe Svenja versprochen, ihr zu helfen. Und wie du weißt, ist freitags abends immer viel los." Sofort stellte er sich neben Svenja hinter die Theke. Svenja konnte sich ein Lachen kaum verkneifen. Die Frauen waren hinter den Isländern wirklich her, wie der Teufel hinter der armen Seele. Die Frau sah enttäuscht auf Geiry, doch er hatte sich schon umgedreht, und fummelte irgendwas am Schrank hinter ihm."Kann ich bitte einen Kaffee bekommen", fragte Anja jetzt. Ihre Stimme hatte einen harten, eisigen Klang, als sie sich Svenja zuwandte. Gleichmütig nickte Svenja und verschwand in der Küche. Doch gleich darauf rief sie nach Geiry. "Kannst du bitte mal kommen? Ihr habt mir nicht gesagt, wo das Kaffeemehl ist", rief sie, obwohl sie die Dose schon in der Hand hatte. Sofort stand Geiry neben ihr. Als er ihr Ablenkungsmanöver sah, musste er grinsen. "Hier im Schrank", sagte er laut genug, dass Anja es hören musste. "Danke, dass du mich mit ihr nicht alleine gelassen hast", flüsterte er ihr zu. "Sie ist in der Lage, mich sofort auf die Billardplatte zu zerren." Wieder mussten beide grinsen. Zusammen betraten sie den Gastraum und Svenja bemerkte den bösen Blick, den Anja ihr zuwarf. Es dauerte nicht lange, bis die anderen von ihrem Ausritt zurückkamen. Sofort wurde Svenja von ihren Freunden begrüßt. Monique wollte Geiry ablösen, aber sie erhielt nur einen bösen Blick von ihm. Leise flüsterte sie Svenja zu. "Du kennst Anja bereits?"Svenja grinste und sah einen Augenblick auf Anja. Sie konnte sie einfach nicht leiden. Antipathie auf den ersten Blick. "Ich hätte gerne darauf verzichtet und sie sicherlich auch", gab sie ebenso leise zurück. In diesem Moment wandte sich Anja an Svenja. "Kannst du auch, was anderes, als tratschen? Vielleicht kannst du mir ja wenigstens etwas zu trinken geben?", erkundigte sie sich überheblich. Svenja nahm diese Attacke ruhig hin. "Wenn du mir sagst, was du möchtest, dann wirst du es sofort bekommen. Aber bisher hast du ja keine Zeit für eine Bestellung gehabt." Mit einem bezeichnenden Blick auf Geiry unterstrich sie, was sie nicht aussprechen wollte. Verärgert sah Anja sich um und hätte sich beinahe verschluckt, als sie die grinsenden Mienen um sich herum sah. "Gib mir einen Wodka, einen doppelten." Sofort reichte Geiry Svenja die Flasche und ein passendes Glas. Auf keinen Fall wollte er vor die Theke zurück. Anja sollte ihn einfach nur in Ruhe lassen. Außerdem demonstrierte er, dass er voll und ganz hinter Svenja stand, als er sagte. "Gib ihr ruhig etwas mehr, dann ist sie schnell glücklich, wenn sie mich doppelt sieht."Wütend kippte Anja den Wodka hinunter und stürmte aus der Kneipe. "Geiry mach sie nicht wütend. Sie übernachtet heute hier, und wenn du keinen Platz für sie in deinem Bett hast, dann wird sie bei uns schlafen." Monique seufzte."Oh nein, rechne nicht auf mich, elskan. Eher lasse ich Svenja und dich bei mir schlafen." Entsetzt sah er Monique an. "Das dürfte etwas eng werden", bemerkte Svenja trocken. Es war natürlich nicht toll, mit einer solchen Giftziege das Zimmer teilen zu müssen, aber es würde gehen. "Was will sie denn schon wieder hier. Erst letzten Monat hat sie mir geschworen sich nicht mehr blicken zu lassen", sagte Geiry genervt. "Das war doch nur Ablenkungsmanöver. Siehst du es denn nicht. Seit du mit ihr Schluss gemacht hast, versucht sie, dich wieder ins Bett zu bekommen", erklärte Monique liebenswürdig. Geiry sah sie ungläubig an. "Das ist nicht dein Ernst, oder?" Grinsend nickte Monique. "Oh doch und ob.""Dann wird es höchste Zeit, dass ich mir eine Freundin suche." Geiry grinste und sah auf Svenja. Sie grinste zurück. In der kurzen Zeit, in der sie Geiry kannte, hatte sie ihn sehr zu schätzen gelernt. Mehr fast als alle anderen. In dieses Gespräch platzten Gunnar und Ásta. Sie stellten sich zu der kleinen Gruppe an die Theke und Ásta grinste Svenja an. "Schön, dass du dich opferst. So kann ich heute richtig ausgiebig mit meinem Mann weggehen."Svenja lächelte zurück. "Keine Ursache. Mir macht es Spaß.""Du nimmst mein Angebot also an?", fragte Gunnar. Geiry sah auf. "Welches Angebot?"Gunnar erklärte es ihm und Svenja konnte ein Aufleuchten in seinen Augen sehen. "Die Idee ist klasse. Wir können wirklich noch ein Mädchen für alles brauche. Außerdem sind Ausritte zu zweit geführt viel sicherer." Geiry machte ein sehr zufriedenes Gesicht. "Und zu zweit macht es mehr Spaß. Keine Frauen mehr, die sich einem an den Hals werfen", bemerkte Höski. "Dann ist ja alles klar. Aber ich weiß immer noch nicht, ob Svenja damit einverstanden ist." Gunnar sah fragend auf die lachende Svenja. "Bei so viel Beistand kann ich ja nicht nein sagen. Es macht mir wirklich Spaß, mit euch zu arbeiten."Darauf wurde angestoßen und gleich danach machten sich Gunnar und Ásta fertig, damit sie rechtzeitig ins Kino kamen. Langsam füllte sich die Kneipe und Svenja hatte ziemlich viel Arbeit. Geiry ließ sich nicht davon abbringen, ihr zu helfen. Schon bald flogen Scherzworte durch die Kneipe und die ausgelassene Stimmung lockte auch Anja wieder runter. "Konnte sie uns nicht mit ihrer Anwesenheit verschonen", flüsterte Geiry ärgerlich, als sie in der Tür erschien. "Komm gib ihr eine kleine Chance", sagte Svenja zu ihm. Doch er konnte sie nur ungläubig anstarren. "Das ist doch nicht dein Ernst. So wie sie dich eben behandelt hat? Und du setzt dich für das Miststück noch ein?"Svenja lachte. "Aber Geiry, verstehst du, denn nicht warum sie so reagiert? Sie liebt dich und ich bin ihr ziemlich im Weg. Außerdem kennt sie mich nicht." In Gedanken fügte sie hinzu, dass sie Anja trotzdem nicht leiden konnte. Aber wenn Geiry mal was mit ihr hatte, wollte sie den beiden bei einem Versöhnungsversuch nicht im Weg stehen. Monique hatte diese Unterhaltung mitbekommen. "Geiry, ich muss schnell was mit Svenja besprechen. Kannst du bitte kurz übernehmen?", fragte sie bittend. "Klar, aber lasst es nicht die ganze Nacht dauern", gab er lächelnd zurück. "Aber Monique ich habe zugesagt, die Kneipe zu machen. Wir können morgen immer noch darüber sprechen." Svenja war allerdings entgangen, dass Geiry sich enttäuscht in eine Ecke zurückgezogen hatte, als sie ihm so offen eine andere Frau ins Bett legen wollte. Monique zog Svenja mit sich in die Küche. Hier schloss sie die Tür. "Was soll das Monique? Willst du, dass alle meinen, ich sei unzuverlässig?", erkundigte Svenja sich aufgebracht. "So ein Quatsch. Auch dir steht eine Pause zu. Und jetzt zum Thema. Willst du Geiry eigentlich mit Gewalt wehtun, oder was?", fuhr Monique sie verärgert an. Svenja verstand nur Bahnhof. "Warum? Ich wollte ihm nur nicht im Weg stehen, wenn er sich mit seiner Freundin versöhnen möchte."Seufzend schüttelte Monique den Kopf. "Ich werde dir mal etwas über Anja erzählen. Vor fast drei Monaten tauchte sie hier auf. Machte mit Geiry rum und gab ihm das Gefühl, dass sie es ziemlich ernst meint. Geiry war überglücklich. Doch nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht durfte er sie nicht mal mehr in den Arm nehmen. Nach dem Frühstück stand plötzlich ihr Freund Ingo, unser Pferdetransporteur auf der Matte." Monique schluckte. Ihr hatte Geiry so leidgetan und sie hätte Anja am liebsten erwürgt. "Naja, auf jeden Fall hat sie dieses Spielchen sehr oft abgezogen und jetzt hat Geiry einfach keine Lust mehr auf sie. Er wird sich nicht mit ihr versöhnen. Er liebt sie nicht mehr. Und sie ihn auch nicht."Svenja schloss kurz die Augen. "Was hab ich angerichtet? Wie kann ich es wieder gut machen?", fragte sie kleinlaut."Geh zu ihm und rede mit ihm. Er mag dich", riet Monique. Sie gingen zurück in den Gastraum. Kaum stand Svenja wieder hinter der Theke, ging Geiry ins Bett. Traurig sah sie ihm hinter her. Auf keinen Fall wollte sie ihm wehtun. Aber sie konnte jetzt schlecht hinter ihm herrennen. "Mach dir nichts draus. Ihr bekommt morgen genug Zeit zum Reden", versprach Monique.Kurz darauf wurde Svenja wieder von ihrer Arbeit abgelenkt. Es wurde sehr spät, bis sie endlich ins Bett gehen konnte. Und ihr letzter Gedanke war wieder Geiry. Am nächsten Morgen begrüßte er sie, als sei nichts gewesen. Immerhin konnte sie es ja nicht besser wissen, sagte er sich. Svenja beschloss, alles zu vergessen. Sie wollte nicht schon wieder einen Fehler machen. Beim Frühstück saß sie zwischen Höski und Geiry."Okay, wer will heute welchen Ausritt machen und welche Stunde geben?", rief Gunnar gut gelaunt in die Runde. "Ich werde gleich mit den Anfängern ausreiten, aber nur, wenn Svenja mitkommt", sagte Höski. Doch Geiry protestierte. "Ich werde sie um 14.00h. mitnehmen. Immer soll ich alleine mit den Leuten reiten."Monique und Svenja sahen sich an und lachten. "Wenn es so weiter geht, dann kommt Svenja heute nicht vom Pferderücken", gab Gunnar trocken von sich. "Es kommen zwei Anfängergruppen zur Stunde um 11.00h. Ich kann unmöglich zwei Gruppen auf einmal übernehmen", gab Monique zu bedenken. "Geiry kann dir eine abnehmen", murrte Höski. Doch Gunnar schüttelte den Kopf. "Geht nicht. Um 11.00h. kommen auch Horst und Richard und die wollen eine Stunde von Geiry.""So kommen wir nicht weiter", mischte sich Olé ein. "Was liegt heute überhaupt alles an?", fragte er. Gunnar holte einen Terminkalender aus einer Schublade und sah kurz rein. "Heute ist echt Stress angesagt. Es stehen fünf Stunden und vier Ausritte auf dem Plan. Davon sind zwei Stunden und drei Ausritte für Anfänger. Also drei Stunden um 11.00h."Monique sah Gunnar an. "Ich übernehme eine Anfängerstunde. Ist doch klar.""Wenn ihr meint, ich kann es schon, dann übernehme ich auch eine", sagte Svenja leise. "Natürlich kannst du", ermunterte Olé sie. "Gut, dann haben wir um 11.00h. nur noch die Stunde mit Horst und Richard und die wird Geiry übernehmen. Klärt bitte untereinander, welche Pferde ihr haben wollt und wo wer unterrichtet. Und das ihr Svenja nicht übervorteilt. Sie traut sich ja kaum, was zu sagen", bemerkte Gunnar lachend. "Okay, ich reite heute Morgen mit den Anfängern alleine aus", gab Höski sich geschlagen. "Damit hätten wir die Anfängerstunden verteilt und den ersten Ausritt. Aber wir haben ja noch mehr. Wer will denn gerne mit Steffi, Inka und Britta ausreiten?", erkundigte Gunnar sich freundlich. Jetzt sah wirklich jeder in eine andere Richtung. "Wer hat denn um 14.00h. Zeit?", fragte Gunnar weiter. Niemand reagierte. "Wie sieht es aus Svenja, kannst du die Drei unter Kontrolle bekommen?" Svenja hätte sich beinahe verschluckt. "Das schon, aber ich kenne mich im Gelände nicht aus. Und wenn ich eine von denen nach dem Weg fragen muss, dann tanzen sie mir gleich auf der Nase herum." Sie sah bedauernd auf Gunnar. "Gut, Geiry, du wolltest Svenja doch gerne begleiten um 14.00h. oder?", forschte Gunnar jetzt weiter. "Ja, aber ich habe Madeleine und Lisa versprochen mit ihnen ins Gelände zu gehen", blockte Geiry sofort ab. "Dann geht eben Höski mit Madeleine und Lisa ins Gelände. Oder möchtest du lieber Anja begleiten?", bemerkte Gunnar spitz. "Ich gebe mich geschlagen. Also reite ich mit Svenja und den drei Grazien." Geiry sah ziemlich verärgert aus, aber er hielt sich zurück. "Olé du hast die Ehre mit Anja und Marlies ins Gelände zu gehen. Die beiden wollen gegen 15.00h. reiten", bestimmte Gunnar und Olé nickte ergeben. "Okay, dann gehe ich selbst mit der Anfängergruppe um 16.00h. ins Gelände", sagte Gunnar. "Jetzt fehlen uns nur noch zwei Stunden, richtig?", fragte Geiry."Richtig, und da du als Reitlehrer angestellt bist, hast du die Ehre. Eine Gruppe kommt um 16.00h und eine um 18.00h. Und Höski du solltest dich mal wieder auf Sirkus setzen. Er wird übernächste Woche beim Turnier mitgehen. Und denk daran, dass wir noch ein paar andere Berittpferde haben. Zum Beispiel die beiden Braunen, die eingetöltet werden sollen." Höski nickte genervt. Er wusste, wie seine Aufgaben lauteten. "Gut, damit wäre ja alles klar. Ich bin jetzt im Büro, Papierkram machen." Gunnar verließ die Küche und Geiry stellte mit Monique und Svenja den Plan für die Stunden auf. Es war schon 9.00h. also mussten sie sich ziemlich beeilen. Einen Teil der Boxen hatte Monique schon unter der Woche gemistet, aber es fehlten noch einige und die wollten sie jetzt in Angriff nehmen. Sofort waren Svenja und Monique verschwunden. Geiry sah ihnen lachend hinter her. Er freute sich auf den Ausritt mit Svenja, auch wenn Britta, Inka und Steffi ihn ziemlich störten. In seine Gedanken platzte Anja. "Schön, dass ich dich mal alleine treffe. Neuerdings scheinst du ja auf Schulmädchen zu stehen", bemerkte sie spitz. Geiry ließ sich nicht von ihr provozieren. "Was willst du?", fragte er gelassen. "Wir sollten uns mal unterhalten, oder nicht?" Anja lächelte ihn an. Sie hatte ziemlichen Streit mit Ingo und brauchte jemanden, der sie ablenkte."Ich wüsste nicht worüber. Aber wenn du willst. Ich höre dir zu", gab er gelangweilt zurück. "Hast du denn alles vergessen?", erkundigte sie sich mit lockendem Ton."Nein, ich habe bestimmt nicht vergessen, wie Ingo in meinem Zimmer stand und du mit ihm abgerauscht bist. Und ich habe auch nicht vergessen, dass du meine Nähe am Morgen danach nicht ertragen konntest. Und ich habe auch nicht vergessen, dass du nie mit Ingo Schluss gemacht hast." Jetzt konnte er ruhig darüber sprechen, er hatte es verkraftet. "Und jetzt muss ich zu meiner Stunde." Damit ließ er sie stehen und ging. Natürlich war er fast eine Stunde zu früh im Stall, aber er zog die Gesellschaft der Pferde vor. Langsam ging er zu seinem Pferd und strich ihm leicht über die Stirn. Er sprach leise auf Isländisch auf ihn ein und Rubin schnaubte zufrieden. Svenja konnte die beiden beobachten, während sie die vorletzte Außenbox mistete. Sie bewunderte seine ruhige Art und wie toll er mit Pferden umgehen konnte. Rubin vertraute ihm vollkommen. Geiry sah sich um, dann rief er nach Monique. "Kannst du mir bitte Rubin fertigmachen? Ich will ihn etwas auf der Bahn reiten. Bin lange nicht dazu gekommen", bat er freundlich. Monique tat ihm den Gefallen, dann kam sie zu Svenja. "Wenn du sehen willst, wie gute Reiterei aussieht, dann geh jetzt zur Passbahn. Geiry will trainieren."Svenja war gerade mit der Box fertig geworden und ließ sich so was nicht zweimal sagen. Sie legte die Mistgabel weg und schlenderte zur Passbahn. Hier sah sie Geiry gespannt zu. Der war so vertieft in sein Training, dass er Svenja erst nicht bemerkte. Dann ritt er zu ihr und stoppte. "Hi elskan, willst du mal ein richtig gutes Passpferd reiten?", rief er und stieg im selben Moment ab. Svenja zögerte. "Geiry, ich weiß nicht", stammelte sie. Doch Geiry sah sie nur ruhig an und hielt ihr die Zügel hin. Svenja lächelte ihm zu und stieg auf. Das Pferd reagierte auf die kleinste Hilfe. Es war ein Traum Rubin zu reiten. Geiry gab ihr ruhig einige Anweisungen, wie sie Rubin in Pass zu legen hatte. Außerdem korrigierte er, wenn sie einen Fehler machte. Svenja war so glücklich. Sie strahlte richtig, als sie im Rennpass über die Bahn flog. Monique stellte sich zu Geiry. "Jetzt hast du jemanden glücklich gemacht", bemerkte sie. Gedankenverloren antwortete er. "Ja, ich weiß." In diese glückliche Stimmung kam Anja. Sie kam geradewegs auf Geiry zu. Monique bemerkte sie etwas früher. "Ich verziehe mich, unser Monster kommt", flüsterte sie und verschwand. Geiry verzog leidend das Gesicht, denn Anjas Miene nach, würde ein handfester Krach folgen. "So, Rubin geht es also wieder besser? Mir hast du gestern noch gesagt, dass ich ihn nicht reiten kann, weil es ihm nicht gut ginge", fuhr Anja ihn an. So langsam wurde Geiry sauer.„Wer mein Pferd reitet, das bestimme immer noch ich, klar?", er sah Anja warnend an. Dann wurde seine Aufmerksamkeit wieder völlig von Rubin und Svenja gefesselt. Sie passte verdammt gut zu seinem Pferd. Und auch zu ihm, wenn er ehrlich war. Svenja ließ Rubin jetzt im Schritt gehen."Hey, du Flittchen, komm sofort von dem Pferd runter", schrie Anja ihr jetzt zu. Bevor Svenja auch nur eine Antwort geben konnte, hatte Geiry ausgeholt und Anja eine Ohrfeige gegeben. Jetzt saß Anja auf dem Boden und heulte. "Ich habe dir gesagt, dass es meine Sache ist, wer auf dem Pferd reitet. Und sie reitet zehnmal besser als du", brüllte er. Dann gab er Svenja ein Zeichen, dass sie Schluss machen sollte. Sie hatten nur noch eine halbe Stunde, dann kamen die Reitschüler zur ersten Stunde. Svenja tat Anja fast leid, doch sie hielt sich nicht bei ihr auf. Im Stall wartete Geiry auf sie. "Wenn du willst, kannst du Rubin jederzeit reiten. Du bist gut genug für ihn”, lächelte er ihr zu. "Danke, aber ich habe noch eine Menge zu lernen." Scheu sah sie ihn an. "Wegen Anja möchte ich mich entschuldigen. Ich hätte wissen müssen, dass sie so reagiert."Ungläubig sah Svenja ihn an. "Bitte, Geiry es war doch nicht deine Schuld."Verlegen blickte er auf sie runter. "Es ist meine Schuld, weil Anja dich als Rivalin ansieht. Ich habe ihr wohl nicht deutlich genug gemacht, dass es vorbei ist. Wenn sie Ärger macht, dann sag mir bitte sofort Bescheid."In einem Impuls legte Svenja ihre Hand auf seinen Arm. "Keine Angst ich komme schon klar." Ihr Gespräch wurde durch eine dämlich grinsende Monique unterbrochen, die mit einer Horde Kinder in den Stall kam. "Wir stören nur ungern, aber die Arbeit ruft."Geiry und Svenja lächelten den Kindern entgegen. Sofort teilten sich die Gruppen auf und Monique und Svenja halfen ihnen, die Pferde zu satteln. Geiry würde Horst und Richard auf dem Dressurviereck unterrichten. Es war zwar ziemlich ungepflegt, aber es würde gehen. Svenja hatte die Halle bekommen, so konnte Gunnar sofort sehen, wenn sie Hilfe brauchte. Und Monique ging auf die Ovalbahn. Gunnar konnte schnell sehen, dass Svenja eine gute Hand für die Kinder besaß. Monique hatte ihm schon erzählt, wie gut Svenja letztens mit den Erwachsenen Anfängern klargekommen war. Er lächelte vor sich hin, bis Ásta zu ihm kam. "Wir können wirklich glücklich sein. Sie ist gut. Und sie kostet uns nicht viel." Ásta nickte. Svenja war ihr lieber als viele andere, die auf dem Hof aufgetaucht waren. Sie war die Erste, die ihrem Mann keine schönen Augen machte. Stattdessen sah es so aus, als ob Geiry endlich die Richtige gefunden hatte. "Ja, wir können wirklich froh sein, dass sie zu uns gehört", antwortete sie. Gunnar küsste sie, dann sahen sie schweigend in die Halle runter. Svenja brachte die Stunde ohne Schwierigkeiten hinter sich, so wie es alle erwartet hatten. Im Stall ermahnte sie die Kinder sich ordentlich um die Pferde zu kümmern, dann holte sie sich die Mistgabel und nahm sich die letzte Box vor. Wenn die sauber wäre, dann wollte sie noch mal nach den Pferden sehen. Geiry hatte gehofft, sie im Stall zu treffen und sie noch ein paar Minuten für sich zu haben. Aber als er in den Stall kam, stellte er enttäuscht fest, dass sie nicht dort war. "Suchst du jemanden, Geiry?", wollte Monique grinsend wissen. "Nein, warum?", er stellte sich dumm. "Ich dachte, du wolltest noch mal nach Svenja sehen?" Wieder grinste Monique ihn an. "Was du immer denkst. Ich wollte nur nach den Pferden sehen und jetzt gehe ich nach oben", kopfschüttelnd stapfte er zum Ausgang. Nachdenklich sah Monique ihm hinterher. Es wäre so schön, wenn das mit Geiry und Svenja klappen würde. Sie wäre bestimmt die richtige Frau für ihn. Monique nahm sich zusammen und ging zu Svenja. "Hi, ich bin gerade fertig geworden. Was liegt jetzt an?", fragte sie fröhlich, als sie Monique im Hof traf.Bevor sie antworten konnte, kam Höski mit seiner Gruppe in den Hof geritten. Also nahmen die beiden einigen Anfängern die Pferde ab. Monique strich einem Pferd über den Rücken und sah Höski vorwurfsvoll an. "Sag mal, was hast du denn mit denen gemacht?", wollte sie ärgerlich wissen. "Wir sind heute etwas schneller geritten. Gunnar musste ja unbedingt darauf bestehen, dass ich Boggi nehme", knurrte Höski. Jetzt verstand Monique. Boggi hatte auch unter einem guten Reiter nichts in einer Anfängergruppe zu suchen. Verständnisvoll sah sie sich um. Bis auf zwei Reiter sahen die Leute ziemlich mitgenommen aus. "Okay, die Pferde müssen trocken geritten werden. Wer kann noch und wer will noch?", fragte sie in die Gruppe hinein. Höski ritt sein Pferd schon zur Halle und überließ alles andere Svenja und Monique. Wie erwartet meldeten sich die beiden, denen der Ritt offensichtlich Spaß gemacht hatte. Monique schickte sie zur Halle und gab eins der Pferde an Svenja weiter. "Jetzt ist trockenreiten angesagt", bemerkte sie überflüssigerweise. Svenja folgte ihr in die Halle. Sie hatte einen Rappen, Reynir, der sehr sensibel, aber auch sehr folgsam war. Mit langem Zügel ließ sie ihn durch die Halle trotten. Höski kam an ihre Seite. "Hi elskan. Alles klar bei dir?" "Natürlich, ich bin doch bei euch." Sie lachte zurück. Nach einer guten Viertelstunde stellten sie die Pferde weg und gingen zum Essen. Es flogen Scherzworte durch die Luft, nur Anja hielt sich sehr zurück. Einige Male verzog sie überheblich das Gesicht. Als ob solches Benehmen unter ihrer Würde wäre. Svenja bemerkte es, aber achtete nicht weiter auf sie. "Treffen wir uns um 19.00h. im Fernsehzimmer?", fragte Höski Svenja plötzlich. Geiry verzog schmerzhaft das Gesicht und Anja lächelte hämisch. Ihr kam es nur gelegen, wenn sich jemand anderes um ihre Rivalin kümmerte."Warum sollte ich?", antwortete Svenja verwundert. "Na, wir sollten uns an die Fertigstellung deines Referates machen, oder meinst du nicht?", lachte Höski. Geiry atmete erleichtert auf und grinste Höski dankbar an. Anja dagegen wurde mürrisch und verließ die Küche ohne ein weiteres Wort. "Aber ich sollte dann in der Kneipe sein", gab Svenja zu bedenken. "Nein, heute übernehme ich die Kneipe wieder. Du hast schon genug gearbeitet", meldete sich Ásta. Svenja nickte ihr dankbar zu und nahm Höskis Angebot, ihr weiterhin zu helfen, gerne an. Sie wollten gerade weiter über das Referat reden, als Geiry grinsend unterbrach. "Ihr habt heute Abend noch genug Zeit. Jetzt müssen wir uns um den Reitbetrieb kümmern.""Geiry hat recht. In einer halben Stunde kommen Steffi, Britta und Inka", stimmte Gunnar zu. "Und wir haben uns noch nicht überlegt, welches unserer Pferde so gut ist, dass sie es nicht verderben können." Alle lachten, aber es war Tatsache. "Wenn wir Svenja auf Sirkus setzen, dann hat sie wenigstens was davon. Und Sirkus auch," bemerkte Höski. Gunnar lachte und drohte ihm mit dem Finger. "Du willst doch nur einen Teil deiner Arbeit auf Svenja abwälzen."Höski tat sehr beleidigt, aber kurz darauf lachte er wieder. "Was schlägst du denn vor, großer Meister?", fragte er Gunnar. "Sirkus ist schon okay für Svenja. Aber das Problem ist nicht, welches Pferd sie nimmt." Gunnar überlegte und sah Geiry ratlos an. "Ich denke, wir geben den Dreien Seifur, Klerkur und Argus. Bei den Pferden habe ich keine Bedenken. Außerdem können Höski und Olé sich ja später mal draufsetzen." Geiry zog fragend eine Augenbraue hoch und sah die Zwei an. "Ist okay, wir haben ja heute Nachmittag Zeit", brummte Olé. Er würde bei allem zustimmen, solange er nicht mit den Dreien ausreiten musste. "Okay, dann werde ich jetzt mal die Pferde fertigmachen. Welches soll ich dir satteln?," fragte Svenja zu Geiry gewandt."Wie machst du das, Geiry? Immer findest du jemand, der dir das Pferd sattelt", rief Höski aus und sah Geiry an."Ich mache nichts, Höski. Wie du gehört hast, brauchte ich nicht mal darum zu bitten. Ich werde Braieg nehmen", sagte er zu Svenja. "Genau das ist es, Höski. Geiry bittet um nichts", antwortete Monique grinsend. Svenja ging lachend zum Stall, doch kurz darauf erschien auch Geiry."Tut mir leid, so schnell bin ich nun auch wieder nicht", sagte sie leise. "Ich wollte dir helfen. Und ich kann mir mein Pferd auch selbst fertigmachen", gab Geiry zurück. "Nein, auf keinen Fall. Aber vielleicht könntest du den drei Frauen helfen?", bat sie. Er nickte lachend und ging auf die Drei zu, die ihre Pferde sattelten. Svenja war mit Sirkus und Braieg schneller fertig als Britta, Steffi und Inka. Langsam schlenderte sie mit den beiden Pferden auf die Gruppe zu. "Oh bitte nicht schon wieder diese Kuh", stöhnte Inka auf. Geiry sah sie irritiert an. "Was hast du gegen Svenja?", wollte er wissen. "Ich kann sie einfach nicht leiden. Außerdem verstehe ich nicht, warum sie nicht bei Höski ist. Sie sind doch ein Liebespaar", giftete Inka. Geiry verspürte einen Stich in seinem Herzen, aber er ließ sich nichts anmerken. Schon als sie am Telefon Höski verlangt hatte, war es ihm aufgefallen. "Du bist ein Esel, Geiry", dachte er. "Sie ist viel zu jung für dich. Kein Wunder, dass sie lieber mit Höski befreundet ist."Svenja konnte sehen, wie Geirys Gesicht sich verzog. Nur für einen Augenblick. Innerlich fluchte sie, als sie diesen Satz gehört hatte. "Du bist ja nur neidisch, Inka. Und jetzt sollten wir losreiten. Immerhin haben wir noch mehr zu tun", sagte sie hart. Auf dem Ausritt würde sich hoffentlich ein günstiger Moment zeigen, in dem sie Geiry alles erklären konnte. Geiry nahm ihr schweigend das Pferd ab und ritt an die Tété. Zuerst sah es so aus, als ob er vorne alleine bleiben wollte, doch dann drehte er sich um und rief Svenja zu sich. Er wollte es von ihr selbst hören. Während sie zum Wald ritten, waren Inka und Steffi zu nah. Also ritten sie schweigend. Nach einem ziemlich langen Galoppstück kam endlich der richtige Zeitpunkt. Die drei Frauen lagen so weit zurück, dass sie bestimmt nichts hören konnten. "Kann ich kurz mit dir reden, Geiry?", fragte Svenja bittend. Geiry nickte und sah sie abwartend an. Er war sauer, dass er die Enttäuschung nicht besser verarbeiten konnte. "Ich möchte dir was erklären." Sie holte tief Luft und hoffte, dass er es ihr auch glaubte. "Jetzt wird sie mir erzählen, dass Höski ihr Traummann ist", dachte Geiry traurig. "Es ist nicht so, wie es aussieht. Ich habe nichts mit Höski. Wir sind nur Freunde. Und als Freund habe ich ihn geküsst, um Inka zu zeigen, dass er nicht an ihr interessiert ist." Zitternd sah Svenja auf ihn. Sie wollte lieber das Reiten aufgeben, als ihm noch mal wehzutun. "Aber, dann ist Inka ja umsonst eifersüchtig", brachte Geiry erstaunt hervor."Ja, aber sie darf es nicht erfahren. Also denk dir nichts dabei, wenn ich mich gleich besonders um Höski kümmere. Sie ist so doof, dass es mit einer normalen Erklärung nicht funktioniert." Svenja schluckte und grinste Geiry leicht an. "Davon haben wir noch mehr Frauen hier. Anja gehört auch dazu", murmelte er. Jetzt musste Svenja grinsen. "Wenn du willst, dann helfe ich dir gerne, sie eines Besseren zu belehren."Abwehrend schüttelte Geiry den Kopf. "Nein, dann würde sie versuchen dich zu bekämpfen. Auf keinen Fall will ich dich in der Schusslinie haben. Mit Anja werde ich schon fertig. Trotzdem danke für dein Angebot." Lächelnd sah er sie an. Er würde Anja schon loswerden, aber nicht in dem er ihr vorspielte, dass Svenja seine Freundin sei. Erst wenn es so war, dann würde Anja merken, dass sie verloren hatte. Und dann würde sie sich nicht mehr wagen Svenja anzugreifen. Als sie in einem langen Bogen zum Stall zurückritten, kamen die drei Frauen wieder in Hörweite. Also unterhielten sich Svenja und Geiry wieder über unverfängliche Dinge. Am Stall angekommen, übernahm Svenja Braieg und versorgte die beiden Pferde. Anschließend sah sie nach den Tieren von Inka, Steffi und Britta. Natürlich hatten sie vergessen, die Pferde zu füttern und zu tränken. Kopfschüttelnd erledigte Svenja das. Dabei fand Monique sie. "Da steckst du also. Ich dachte schon, Geiry hätte dich verloren", grinste sie. Svenja lachte. "Nein, er doch nicht. Aber ich musste erst mal die Pferde versorgen.""Du hättest die Reiter herholen sollen. So ist es üblich", belehrte Monique sie. "Danke, aber Inka kann mich jetzt schon nicht leiden und ich will keinen Rekord im Unbeliebtsein aufstellen." Svenja strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. "Und wie war der Ausritt?", fragte Monique jetzt neugierig. "Wie soll er schon gewesen sein?" "Hast du mit Geiry sprechen können, wegen Anja?" Monique stampfte mit dem Fuß auf. "Mensch, du weißt, doch was ich meine.""Nein, diese Sache ist so aus der Welt. Aber ich musste ihn überzeugen, dass ich nichts mit Höski habe. Ich weiß nur nicht, warum ich es unbedingt wollte", wunderte sich Svenja. Monique lachte auf. "Na, du bist ja naiv. Du bist verliebt bis über beide Ohren. Und da kannst du ihn wohl nicht bei dem Glauben lassen, dass du einen anderen willst, oder?"Svenja schüttelte langsam den Kopf. "Nein, das glaube ich nicht. Geiry ist doch viel älter als ich."Monique zeigte ihr einen Vogel. "Als ob das was ausmachen würde. Warte es einfach ab und geh ein bisschen auf ihn ein. Dann wirst du ja sehen."Damit beendeten sie das Gespräch und gingen in die Kneipe. Geiry setzte sich sofort zu Svenja und Höski setzte sich auf die andere Seite, denn Inka war auch noch da. "Bitte Höski, sag ihr einfach, dass sie nicht dein Typ ist. Dann können wir mit dieser blöden Maskerade aufhören", flüsterte Svenja bittend. Geiry konnte sie genau verstehen und grinste. "Du kannst ihn doch jetzt nicht im Stich lassen. Sie wird ihn nie wieder loslassen, wenn sich herausstellt, dass du nicht seine Freundin bist", lachte Geiry. "Solange du noch solo bist, tut es ja auch keinem weh", fügte er hinzu, dabei betonte er die Wörter so lange.Svenja sah ihm in die Augen und plötzlich wusste sie, was er ihr sagen wollte. "Na, gut, wenn du es sagst. Solange ich noch Single bin, werde ich mitspielen." Auch sie betonte das gleiche Wort. Dann legte sie besitzergreifend eine Hand auf Höskis Arm und lächelte ihn verliebt an. Dabei stellte sie sich vor, dass er Geiry sei. Inka knirschte mit den Zähnen, aber sie traute sich nicht, etwas zu sagen, solange Geiry in der Nähe war."Hilfst du mir die Pferde für die Stunde fertigzumachen, elskan?", fragte Svenja zuckersüß. Geiry grinste und sah gespannt auf Höski. "Was dachtest du denn, mein lieb." Höski war sofort aufgesprungen und ging eng umschlungen mit Svenja in den Stall. Geiry verkniff sich ein Grinsen und sah Inka an."Na, Inka, wann möchtest du denn mal wieder eine Stunde nehmen?", erkundigte er sich. Diese drei Katastrophenreiter wollten immer nur ausreiten und er hätte ihnen bestimmt etwas beibringen können, also sprach er sie immer wieder auf eine Reitstunde an. "Ach, weißt du Geiry, ich reite doch lieber aus. Da kann man eine ganze Menge lernen. Aber nur wenn diese Kuh nicht mitreitet. Sie drängt sich immer so in den Vordergrund, dass für uns andere kein Platz mehr bleibt." Ärgerlich schnaubte sie auf.Erstaunt sah Geiry auf Inka. Doch bevor er etwas sagen konnte, gab Anja auch ihren Senf dazu. "Genau, Inka, das kannst du laut sagen. Ich habe keine Ahnung, wie sie das macht, dass alle sofort fliegen, wenn Madame ruft. Sogar Geiry hat sich in ihrem Netz verfangen." Bösartig sah sie auf Geiry. "Wenn ihr meint. Aber ich finde es in ihrem Netz okay. Und jetzt entschuldigt mich, ich muss eine Stunde geben", sagte er ruhig und verließ die Kneipe. Im Stall warteten schon die Reitschüler auf ihn. Lächelnd sah er, wie Svenja einem jungen Mann erklärte, wie er satteln musste. Er war der Einzige, der noch nicht fertig war. Höski stand an einer Box und kraulte einem Braunen die Mähne. Endlich hatte der Mann es geschafft. "Willst du mir nicht Gesellschaft leisten?", bat Geiry leise. Svenja lächelte. "Tut mir leid, aber wir müssen noch den Stall in Ordnung bringen. Außerdem kann ich nicht bei dir sein, solange Inka noch in der Kneipe ist. Vielleicht bei der zweiten Stunde." Bedauernd sah sie ihn an. "Bei der zweiten Stunde ganz bestimmt. Immerhin reitest du ja dann", gab Geiry trocken zurück. "Davon weiß ich ja noch nichts", lachte Svenja. "Jetzt weiß du es ja. Ich überlege mir noch, welches Pferd ich dir gebe", grinste Geiry und Svenja wusste, dass es eine anstrengende Stunde werden würde. Als die Reitschüler endlich alle in der Halle waren, schnappte Svenja sich einen Besen und fing an zu kehren. Dann wollte sie mit Monique noch einen Teil der Pferde auf die Weide bringen. Es war Anfang April, und da es ungewöhnlich mild für diese Jahreszeit war, konnten sie ruhig über Nacht draußen bleiben. Höski sattelte sich ein Berittpferd und ging auf die Ovalbahn. Er wollte das Pferd endlich eintölten. Immerhin war es seine Aufgabe. Es dauerte nicht lange, da stand auch Inka an der Ovalbahn und himmelte ihn an. Aber solange er auf dem Pferd saß, drohte ihm keine Gefahr. Monique hatte noch Ordnung in ihrem Zimmer geschafft und kam jetzt in den Stall. "Toll, du bist ja schon fertig. Dann können wir jetzt die Pferde rausbringen. Und nach dem Wasserfass sehen." Monique strahlte. Seid Svenja aufgetaucht war, hatte sie viel mehr Freizeit. "Reitest du heute Abend auch in der Stunde mit?", fragte sie, als sie die Pferde durch einen schmalen Gang zur Weide trieben. "Ja, Geiry hat es mir eben mitgeteilt. Er überlegt sich, welches Pferd biestig genug für mich ist." Svenja grinste. "Wird schon nicht so schlimm werden", wollte Monique trösten, aber Svenja schüttelte den Kopf. "Ist mir egal. Selbst, wenn er sagt, ich solle ein Rhinozeros reiten, würde ich es tun. Darin vertraue ich ihm völlig."Monique lächelte wissend. Sie hatte sofort gespürt, wie es zwischen den beiden knisterte. "Schön, dann können wir ja anschließend füttern, oder?" Svenja nickte. "Und was liegt sonst noch an?""Nichts. Der Stall glänzt und unsere Aufgaben sind für heute erledigt. Bis aufs Füttern."Ausgelassen liefen die beiden zurück zum Stall, wo Höski sich verzweifelt gegen Inka wehrte. "Bitte, Inka, lass es. Wenn Svenja dich so sieht. Außerdem will ich nichts von dir", flehte Höski, als Inka ihn gerade ins Heu ziehen wollte. "Ich hoffe, ich störe nicht, Inka", sagte Svenja so laut, dass Inka zusammenzuckte. "Und ob du störst", zischte sie zurück. "Hast du Höski erzählt, dass du außer ihm auch allen anderen Männern schöne Augen machst?"Svenja sah Inka lange in die Augen und Inka wurde immer kleiner. Sie wusste, dass sie einen schweren Fehler gemacht hatte. "Ich bin heute schon als Schlampe tituliert worden. Aber da wusste ich, wer es sagt. Bei dir bin ich nicht so nachsichtig. Merk dir genau, was ich sage. Noch so eine Anspielung von dir und du kannst deine Einzelteile aus dem Misthaufen sammeln, klar?" Ihre Stimme war eiskalt und beängstigend ruhig. Inka verließ ohne ein weiteres Wort den Stall und Höski sah auf Svenja, die wirklich vor Wut bebte. "Hey, du brauchst dich meinetwegen nicht so aufzuregen, elskan", versuchte er, sie zu beruhigen. "Es geht nicht um dich, Höski. Es geht darum, dass ich kein Flittchen bin, das sich jedem Mann an den Hals wirft, klar?" Svenja atmete tief durch. Es ärgerte sie noch mehr, dass sie auf die Worte von Inka überhaupt, was gab. In diesem Moment kam Geiry mit seiner Gruppe in den Stall. "Kannst du das Absatteln überwachen, elskan?", bat er leise. Svenja nickte und sah ihm hinter her. Auch Monique und Höski gingen mit Geiry. Was das jetzt sollte, wusste Svenja nicht, aber sie kam auch nicht dazu, darüber nachzudenken. Sie half den Anfängern die Pferde zu versorgen, dann ging sie nachdenklich in die Kneipe. An einem Tisch saßen Geiry, Monique und Höski zusammen. Svenja setzte sich dazu und sah in die Runde. "Vielen Dank, dass ihr mir bei den Anfängern geholfen habt", sagte sie ironisch. Monique sah schuldbewusst auf den Fußboden und Höski tat so, als ob er sie nicht gehört hätte. "Sei ihnen nicht böse. Ich habe sie gebeten mitzukommen. Wir mussten was Wichtiges besprechen", sagte Geiry versöhnlich. "Und es geht mich offensichtlich nichts an." Ihre Stimme war traurig, aber Geiry wollte ihr noch nichts verraten. Es sollte eine Überraschung werden. Also erwiderte er nichts. Svenja gab es auf. Inka hatte ihrer guten Laune mehr als nur einen Stich versetzt. "Na gut, dann behaltet eure Geheimnisse für euch. Ich werde jetzt nach oben gehen und an meinem Referat arbeiten." Svenja wollte gerade aufstehen, als Geiry sie zurückhielt. "Du solltest besser hier bei uns bleiben. Außerdem musst du gleich dein Pferd fertigmachen. Nimm Orri." Geiry lächelte sie an und Svenja konnte nicht länger sauer sein. "Was? Sie soll Orri nehmen?", fragte Monique und verschluckte sich. "Das ist nicht dein Ernst, Geiry."Gelangweilt sah Svenja von Geiry zu Monique. "Ach, hört schon auf, das hatten wir schon mal mit Olé und Kraki", sagte sie und ging. "Warte Svenja, ich komme mit", rief Monique ihr hinter her. Doch Svenja war schon aus der Haustür. Monique lief ihr hinterher. "Nun warte schon. Ich will noch mit dir reden", sagte sie, als sie Svenja eingeholt hatte, und hielt sie am Ärmel zurück. "Was willst du? Du brauchst mich nicht vor Orri zu warnen. Ich habe völliges Vertrauen zu Geiry", wehrte Svenja ab. "Nein, darum geht es nicht. Er weiß schon was er tut, nicht so wie Olé. Ich wollte dir nur sagen, dass du nicht sauer sein sollst, weil wir etwas besprochen haben. Es ging zum Teil um dich und Geiry wird es dir noch selber sagen. Mehr darf ich nicht verraten, bitte sei nicht böse", bat Monique. Svenja sah sie an. "Weißt du, eigentlich bin ich ja nicht böse. Aber Inka hat heute den Bogen wirklich überspannt und was Anja da abgezogen hat, war nicht gerade toll. Meine Laune ist einfach beschissen. Und als ihr dann noch ohne mich zusammengesessen habt", sie brach ab und hatte Tränen in den Augen. "Wir sind Freunde, Svenja. Immer noch und wir werden auch Freunde bleiben. Wie oft muss ich es dir denn noch sagen?", fragte Monique leise. "Vergessen wir es. Und jetzt wird es höchste Zeit, dass wir unsere Pferde fertigmachen." Sie ging zu Orri´s Box und sattelte das nervöse Tier. Als sie merkte, wie sensibel und hitzig das Pferd war, wurde Svenja auch etwas nervös. Hoffentlich hatte Geiry sie nicht überschätzt. Nicht dass sie Angst vor einem Abwurf hatte, sie hatte viel mehr Angst, dass sie das Pferd versaute. Immerhin sollte Orri, in ein oder zwei Monaten, auf Turniere gehen. Die Turniersaison fing ja gerade erst an. Sie führte ihr Pferd in die Halle, wo Geiry schon auf sie wartete. Er stellte sich neben sie und sah ihr einen Moment in die Augen. "Bist du nervös?", fragte er leise. "Ja, etwas. Ich habe noch nie so ein sensibles und hitziges Pferd geritten. Ich glaube, er ist noch schlimmer als Kraki, oder?" Sie versuchte zu lächeln, aber so ganz gelang es ihr nicht. Wieder sah Geiry ihr in die Augen. "Du weißt, dass ich dir nie ein Pferd geben würde, mit dem du nicht fertig wirst, oder?" Svenja nickte ergeben und jetzt konnte sie auch wieder lächeln. "Ja, ich weiß.""Und unsere Geheimnisse, wie du es nennst, wirst du noch früh genug erfahren, elskan. Du gehörst doch zu uns", flüsterte er ihr zu. Svenja merkte, wie sehr ihr diese Worte halfen. Ihre schlechte Laune war wie weggeblasen. "Gut, dann wollen wir mal sehen, wie man ein Pulverfass reitet. Hast du einen guten Tipp für mich? Ich meine, bevor ich den ersten Abgang mache?" Scherzte sie.Geiry lachte auch. "Erstens daran glauben, dass du es kannst und zweitens sei ein bisschen vorsichtig. Er ist ein bisschen schwierig.""Na, dein bisschen kenne ich schon." Vorsichtig zog sie den Steigbügel etwas vom Pferd weg und schwang sich in den Sattel. Behutsam setzte sie sich zurecht und ließ den nervösen Wallach erst mal ruhig stehen. Geiry nickte ihr bestätigend zu. Dann nahm sie die Zügel auf, als ob es Seidenfäden seien, und ließ ihn am langen Zügel auf dem Hufschlag gehen. Es waren außer ihr noch 3 Leute in der Halle. Monique lachte ihr von der anderen Seite aus zu. Sie konnte endlich mal wieder ihren eigenen Wallach in einer Stunde reiten. Geiry gab Svenja mit ruhigem Ton die Anweisung anzutölten. Zuerst trabte Orri, doch dann hatte Svenja den Schwerpunkt gefunden, und brachte ihn in einen reinen Tölt, ohne, dass er explodierte. Sie kam immer besser mit dem Tier zurecht und zum Schluss galoppierte sie ihn im ruhigen Tempo. Darauf war selbst Svenja stolz. Lachend nickte sie Geiry zu, als er die Stunde beendete, und ritt dann zu Monique. Nebeneinander ritten sie die Tiere trocken. "Das war eine tolle Stunde", schwärmte Svenja. Monique stutzte. "Wieso hast du denn jetzt auf einmal so gute Laune?", fragte sie verblüfft. "Naja, Geiry hat mir eben bestätigt, dass er mir euer Geheimnis noch anvertraut und ich bin wahnsinnig stolz, dass Orri so gut gelaufen ist." Ihre Augen strahlten und damit steckte sie Monique an. Als die Pferde trocken waren, versorgten und fütterten sie die Tiere. Dann stürmten sie nach oben in die Wohnung. "Wir sehen uns später in der Kneipe. Wenn ich meine Aufgaben erledigt habe", rief Svenja Monique nach. "Okay, aber macht nicht zu lange", damit verschwand sie in Geirys Dusche. Svenja wollte doch lieber die andere Dusche nehmen. Sie steckte noch schnell den Kopf ins Wohnzimmer und lachte Höski an. "Ich komme gleich. Tut mir leid, dass ich mich verspäte.""Das ist noch keine Verspätung, elskan", rief er zurück. Als sie geduscht hatte, holte sie ihre Unterlagen aus Moniques Zimmer und setzte sich zu Höski in den hinteren Teil des Wohnzimmers, wo sie ihre Ruhe hatten. "Verspätung gibt es bei uns nicht. Wir nehmen es nie so genau mit Uhrzeiten. Manchmal nicht mal mit dem Datum", lachte Höski, als Svenja sich noch einmal entschuldigte. Dann gingen sie Punkt für Punkt noch mal das Referat durch und überlegten, wie man es am besten formulierte. Höski half ihr außerdem noch bei den Übersetzungen der geplanten Kopien und Folien. Nach etwa zwei Stunden kam auch Geiry rein, da er aber nicht stören wollte, setzte er sich auf das Sofa im vorderen Teil und schaltete den Fernseher ein. Wie zu erwarten war, kam kurz darauf Anja."Hier steckst du. Ich dachte schon, dass du wieder mit diesem Flittchen zusammen bist", sagte sie eisig. Natürlich hatte sie Höski und Svenja nicht gesehen. "Ich weiß nicht, was du willst und ich bitte dich Svenja, nicht immer so zu beschimpfen. Sie ist etwas Besseres als du, Anja", antwortete Geiry ruhig. Fassungslos sah Anja auf den Mann. "Aber sie geht mit Höski, was sie keineswegs davon abhält, mit dir zu flirten."Geiry zuckte mit den Schultern. "Man sollte nicht immer alles glauben, was man hört. Und diese Sache geht wohl nur Höski, Svenja und mich was an. Wenn du mit mir den Film sehen willst, dann setz dich. Sonst geh bitte wieder." Geiry sah jetzt auf den Apparat. Für ihn war das Gespräch beendet. Anja drehte sich um und bemerkte jetzt erst, dass Höski und Svenja auch im Raum waren. "Hätte ich mir ja denken können, dass du auch hier bist. Vielleicht ergibt sich ja ein flotter Dreier, nicht wahr", giftete sie und rauschte aus dem Raum. Svenja schluckte hart. Am liebsten wäre sie hinter Anja hergelaufen und hätte sie zur Rede gestellt. Aber sie wollte keine Szene provozieren. Höski sah sie fragend an. „Ist schon gut, lass uns weitermachen. Wir haben es ja fast geschafft." Sie arbeiteten noch eine gute Stunde konzentriert weiter, dann legte Svenja den Stift zur Seite. "Kannst du bitte die Unterlagen bis morgen Abend behalten?", fragte sie Höski unsicher. "Du meinst wegen Anja?" "Ja, ich will nicht alles noch mal machen müssen, nur weil sie mich nicht mag", nickte Svenja. Höski stimmte zu und nahm den Block an sich. Dann setzten sie sich zu Geiry. Aber der Film war nicht unbedingt Svenjas Geschmack. Sie mochte keine Horrorfilme, jedenfalls im Moment nicht. "Ich gehe jetzt zu Monique in die Kneipe. Kommt ihr mit?", schlug sie nach ein paar Minuten vor. Geiry stand sofort auf und auch Höski nickte erfreut. Zu dritt gingen sie in die Kneipe, wo sie schon von Anja, Inka und Britta erwartet wurden. Britta war mitgekommen, um Inka zu unterstützen. Svenja seufzte auf und machte sich auf einige unschöne Szenen gefasst. Aber als sie zwischen Höski und Geiry an der Theke stand, kam Inka zu ihr. "Tut mir leid, Svenja, ich war heute Mittag etwas unhöflich zu dir. Entschuldige."Svenja wusste nicht, was sie davon halten sollte, aber es freute sie trotzdem. "Vergiss es einfach, Inka. Der Tag hatte irgendetwas an sich. Ich war auch nicht so gut drauf." Sie lachten und tranken sich dann zu. Es wurde ein feuchtfröhlicher Abend und Gunnar holte sogar die Gitarre heraus. Svenja achtete sorgfältig darauf, nicht zu viel zu trinken, was Geiry mit einem Lächeln bemerkte. Immer wieder steckte er ihr Cola statt Whiskey-Cola zu. Es gefiel ihm, dass Svenja darauf achtete. Anja hatte immer zuviel getrunken, wie auch an diesem Abend. Hoffentlich würde sie nicht im besoffenen Kopf in seinem Bett landen. Geiry schwor sich eher bei den Mädchen zu schlafen, als sich mit der betrunkenen Anja herumzuschlagen. Es war schon gegen 4.00h. als Geiry, Svenja, Monique und Höski endlich die Treppe zu ihren Zimmern rauf stiegen. Olé und Anja waren schon früher schlafen gegangen. Geiry ging voran. "Wartet bitte einen Augenblick. Ich will sehen, ob Anja auch wirklich in ihrem Bett ist", bat Geiry, als sie oben waren. Er verschwand kurz in seinem Zimmer und kam direkt wieder. "Wie ich es mir gedacht habe. Sie liegt in meinem Bett und schnarcht." Er lachte, um seinen Ärger zu verbergen. "Kann ich die Nacht bei euch bleiben?", fragte er leise. Svenja und Monique stimmten sofort zu. "Natürlich kannst du. Wir werden dich morgen früh auch bestimmt wecken;" versprach Svenja lachend. Dann verschwanden sie in dem Zimmer. Monique überließ Geiry ihr Bett, was Svenja mit einem Lächeln bemerkte, denn es stand direkt an ihrem eigenen Bett dran. Am nächsten Morgen bekamen sie die Augen kaum auf, aber es half nichts. Die Pferde mussten gefüttert werden und die ersten Reitschüler würden nicht lange auf sich warten lassen. Das Frühstück wurde schweigend eingenommen, weil alle noch ziemlich müde waren. Nur Anja konnte die Sticheleien einfach nicht lassen. Immer wieder machte sie Bemerkungen, wie gut Höski doch zu Svenja passte. Wenn sich Svenja nicht mit Höski beschäftigen würde, dann würde Inka es sofort wissen. Also spielte sie ihre Rolle gekonnt weiter, obwohl sie es inzwischen hasste. "Gleich kommen zwei Leute, die gerne ausreiten würden. Wer will?", fragte Gunnar nach dem Frühstück. "Was sind das denn für Leute?", wollte Höski wissen. "Keine Ahnung, sie kommen heute zum ersten Mal. Wir haben dann noch drei Stunden und einen Anfängerausritt," antwortete Gunnar. "Heute Morgen ausreiten? Ich würde lieber darauf verzichten", sagte Monique. Sie hatte etwas zu tief ins Glas geschaut und fühlte sich wirklich nicht gut."Svenja und ich werden es übernehmen", meldete Geiry sich. Gunnar nickte und sah auf die Uhr. "Dann habt ihr jetzt noch eine halbe Stunde.""Gut und welche Pferde nehmen wir?", wollte Svenja wissen. "Du nimmst Orri, und den beiden Neuen geben wir Reynir und Hammar. Und ich selbst werde Rubin reiten. Ich möchte ihn nicht alleine hier lassen", meinte Geiry mit einem bezeichnenden Blick auf Anja. "Gut, dann kann Monique heute Nachmittag mit Martin, Conny und Jenny ausreiten. Bis dahin dürftest du auch wieder dazu in der Lage sein." Gunnar grinste. "Ja denke ich auch. Aber es wird ja kein wilder Ausritt", stimmte Monique zu. "Gut dann übernimmt Svenja die Stunde um 14.00h. und Geiry die Stunden um 15.00h. und um 17.00h. Damit wäre für heute alles aufgeteilt. Unsere Bereiter wissen ja, was gut für sie ist, gell?" Gunnar grinste die beiden an. Höski brummelte etwas und Olé grinste frech zurück. "Okay, ich bin im Stall Pferde fertigmachen, wenn mich einer sucht", meinte Svenja und ging. Geiry trank noch in Ruhe seinen Kaffee aus und schlenderte ihr dann nach. Es kam ihm sehr gelegen, dass sie mit ihm ritt. Und in der Stunde um 15.00h. würde sie auch mitreiten, dafür sorgte er schon. Wenn nur Anja nicht wäre. Sie war wirklich ein Problem. Wie schön wäre es, wenn Ingo sie endlich abholen käme, aber dieses Mal war es wohl ziemlich ernst. Geiry lenkte seine Gedanken wieder auf Svenja, die ihm in der Stallgasse schon entgegen kam. Sie führte in jeder Hand ein Pferd und ihr folgten zwei Frauen, die auch schon ihre Pferde fertig hatten. "Gut, dass du kommst. Können wir?", fragte sie lächelnd. Geiry nickte und nahm ihr Rubin ab. Vor dem Stall saßen sie auf und Geiry sah die beiden Frauen fragend an. "Seid ihr schon mal Isländer geritten?"Die Ältere nickte. "Ja, sehr oft. Aber dann hatten wir keine Gelegenheit mehr dazu und wir hatten jetzt eine Pause von einem halben Jahr.""Dann lassen wir es gemütlich angehen", versprach Geiry und ritt mit Svenja vorne weg. Dieses Mal ritten sie an den Stallgebäuden vorbei auf die hinteren Weiden zu. Orri wurde ziemlich nervös und Svenja sah fragend zu Geiry."Normalerweise ist das hier eine Galoppstrecke. Aber wenn du ruhig bleibst, dann wird er es auch", antwortete er ihr ruhig. Svenja entspannte sich und auch Orri wurde merklich ruhiger. Trotzdem wurde der Ausritt ziemlich anstrengend, da Geiry jeden Fehler bemängelte und Svenja sich sehr bemühte alles richtig zu machen. Je mehr sie sich allerdings an Geirys Anweisungen hielt, desto besser ging das Pferd und es war, richtig toll ihn zu reiten. "Ich liebe dieses Pferd", sagte Svenja glücklich, als sie wieder am Stall ankamen. "Es ist ein gutes Pferd, aber häng dein Herz nicht an ihn. Wir sind ein Gestüt und da werden Pferde verkauft", warnte Geiry. Die beiden Frauen bedankten sich für den angenehmen Ausritt und gingen in die Kneipe. Geiry und Svenja kümmerten sich ausgiebig um Rubin und Orri. "Ich dachte, Orri soll auf dem nächsten Turnier vorgestellt werden?", fragte Svenja jetzt nach. Geiry nickte lächelnd. "Ja, aber was glaubst du warum? Dann bekommt Gunnar mehr Geld für ihn."Svenja verstand. Das waren die Nachteile eines Gestütes. "Immer noch besser, als eine reine Berittstation. Da müssen die armen Tiere wieder in die Hände der Besitzer, ob die nun grausam sind oder nicht." Geiry stimmte ihr zu. "Ja, du hast recht. Gunnar sieht sich seine Käufer gut an. Sonst bräuchte er die Reitschule nicht."Svenja hatte dieses Gespräch nachdenklich gemacht, so sah sie Anja nicht mal an, als sie mit Geiry die Treppe zur Kneipe hochstieg. Anja sah ihren abweisenden Gesichtsausdruck und freute sich. Für sie sah es so aus, als ob Geiry dieses Flittchen endlich abgeschossen hätte. Sie ging in den Stall und sattelte sich Sirkus. Die Halle war jetzt frei, und sie glaubte, die Erlaubnis zu haben die Pferde zu nutzen, wann immer sie wollte. Monique, Höski und Gunnar saßen an einem Tisch in der Kneipe zusammen, als Geiry und Svenja reinkamen. "Und wie waren die beiden?", wollte Gunnar wissen. "Nicht schlecht. Sehr zurückhaltend. Sie wollen auf jeden Fall reiten und nicht unterhalten werden", antwortete Geiry. Auch er war noch etwas müde und nachdenklich. So saßen sie eine Weile schweigend zusammen, bis Anja die Halle betrat. "Wer zum Teufel hat ihr erlaubt, unseren Hengst zu nehmen", brauste Geiry auf. Die anderen schüttelten den Kopf. Nur Svenja nahm die Frau in Schutz. "Ich habe Sirkus doch letztens auch nehmen dürfen, da hat sie sich bestimmt nichts bei gedacht", gab sie zu bedenken. "Ja, aber das ist das Problem. Anja denkt nie", knurrte Geiry. Und Gunnar sagte sehr ernst. "Außerdem kannst du den Hengst reiten und sie nicht. Wie man unschwer erkennen kann. Okay, wer geht freiwillig?"Höski erhob sich. "Es ist meine Aufgabe, da ich ihn im Moment trainiere. Außerdem würde sie Geiry oder Svenja zerfetzen. Und Monique ist noch zu müde." Er grinste. Kurz darauf kam er mit einer Furie wieder in die Kneipe. "Ach auf einmal bin ich nicht mehr gut genug", schrie sie Gunnar an. "Aber als ich noch mit Geiry zusammen war, da ging es oder was?"Er ließ sich nicht einschüchtern. "Was glaubst du, denn eigentlich, wer du bist? Ich habe gesagt, dass du den Hengst nicht mehr reiten sollst. Er soll in der nächsten Zeit auf Turnieren geritten werden und ich setze große Hoffnung in ihn, wenn wir auf die Deutsche Meisterschaft fahren."Anja zitterte vor Wut, dann starrte sie Geiry an. "Das ist doch dein Werk. Du willst mich hier wegekeln. Aber das schaffst du nicht."Damit stürmte sie aus dem Raum und alle anderen atmeten auf. Geiry atmete tief aus, dann grinste er und fing an zu lachen. Keine fünf Minuten später lachten alle anderen auch. Dann rief Ásta zum Mittagessen. Da Svenja mit ihrem Referat fertig war, schlenderte sie nach dem Mittagessen durch den Stall. Sie würde den Anfängern helfen die Pferde zu satteln. Aber die kamen erst in einer Viertelstunde. Trotzdem tat ihr diese Ruhe gut. Besonders nach der kurzen Nacht. Sie setzte sich auf die erste Weide und beobachtete die Pferde. Dann konnte sie schon die Reitschüler hören. Monique nahm ihre Hilfe, wie immer dankbar an. Als sie mit den Leuten um die Ecke ritt, kam Geiry in den Stall. "Hier steckst du. Ich möchte, dass du gleich Braieg reitest. Er ist zwar sehr sensibel, aber du bist die beste Reiterin für ihn. Und so kann Anja keinen Anspruch auf ihn erheben", sagte er ruhig. Seine Art gefiel Svenja immer besser. Er war so ausgeglichen und schaffte es, sofort sie zu beruhigen. "Gut, wenn du meinst. Aber ich habe doch keine Stunde angemeldet", gab sie zu bedenken. "Deine Arbeitsbedingungen sind, dass du uns hilfst und dafür reiten kannst. Außerdem will ich dich bald mit auf Turniere nehmen. Das geht aber nicht ohne Training, oder?" Er lächelte sie an. "Aber Geiry für Turniere bin ich nicht gut genug. Außerdem habe ich dafür keine Zeit und keine Nerven", lehnte sie entschieden ab."Die Zeit ist eine Ausrede und das mit den Nerven bekommen wir hin. Also wann hast du in der Woche Zeit?" Ein einfaches Nein würde er nicht akzeptieren. "Ich komme am Mittwoch wieder, aber nur, weil du darauf bestanden hast", lachte Svenja. Geiry grinste sie zweideutig an. "Dann bestehe ich darauf, dass du viel öfter kommst."Svenja zeigte ihm lachend einen Vogel, dann ging sie, um sich um ihr Pferd zu kümmern. Geiry sah ihr lächelnd hinter her. Sie würde ihn fantastisch unterstützen, wenn sie nächste Woche zum Turnier fuhren.
Tag der Veröffentlichung: 30.09.2014
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