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Der Geschäftspartner

Fröhlich pfeifend ging Dana zu ihrem Auto. Es waren nur noch ein paar Tage, dann hatte sie die Schule endlich hinter sich. Heute hatte sie die letzte Abiturarbeit geschrieben und sie hatte ein wirklich gutes Gefühl. Bevor sie einstieg, löste sie ihr lackschwarzes Haar und schüttelte den Kopf, damit die Haare aufgelockert würden. Heute wollten ihre Eltern ihr einen Geschäftspartner und seinen Sohn vorstellen. Dana lachte leise. Das würde ein toller Mann sein und bestimmt würden ihre Eltern erwarten, dass sie sich mit ihm abgab. Sie packte die Schultasche auf den Rücksitz ihres kleinen Golfs und dann fuhr sie los. Es dauerte nicht lange, da sah sie schon ihr Elternhaus und den Jaguar, der vor der Eingangstür stand. Der Besuch war also schon da.

Sie parkte ihr Auto und angelte die Tasche vom Rücksitz, dann warf sie die Haare mit einer kleinen Kopfbewegung über die Schultern und ging ins Haus. Im Flur wurde sie von dem Dienstmädchen begrüßt.
"Hallo, gut, dass sie kommen. Ihre Eltern erwarten sie schon ungeduldig," flüsterte sie und nahm ihr den Mantel und die Tasche ab.

"Danke, Becca. Aber leider konnte ich die Deutsch-Arbeit nicht schneller schreiben. Immerhin ging es um mein Abitur", grinste Dana. Becca grinste zurück, beide verstanden sich sehr gut und beide wussten, welch antiquierten Ansichten Danas Eltern hatten. Dana zog eine Grimasse, dann setzte sie ein Lächeln auf und ging

in den Salon.
"Guten Tag," grüßte sie höflich und gab den anwesenden Herren die Hand. Ihr Vater sah sie missmutig an und

ihre Mutter stellte sie vor.
"Das ist unsere Tochter Dana. Dana das ist Herr Peters und sein Sohn Martin," sagte sie mit einer zuckersüßen Stimme, die Dana alarmiert aufblicken ließ. Doch dann sah sie in zwei blaue Augen, die sie strahlend musterten. Sie lächelte den beiden Herren zu und musterte den Sohn verstohlen.
Er sah verteufelt gut aus. Schwarze Haare, blaue Augen, das war eine seltene Zusammenstellung. Und er hatte einen durchtrainierten Body, das konnte Dana sogar durch den Anzug sehen.
"Da meine Tochter es ja endlich geschafft hat, zu Hause anzukommen, können wir vielleicht essen", schlug ihr Vater vor und schickte ihr einen giftigen Blick.
Sie verstand sich nicht mehr mit ihm, seid sie ihm erklärt hatte, dass sie Sprachen studieren würde und nicht BWL; um sein Geschäft zu übernehmen.
Martin hielt ihr galant die Tür zum Esszimmer auf und lächelte sie hinreißend an. Dana dankte ihm mit einem Lächeln und ließ sich auch den Stuhl von ihm zurechtrücken. Dann kam das Essen. Ihre Mutter versuchte verzweifelt ein Gespräch in Gang zu bekommen, aber ihr Vater und Herr Peters sprachen über eine geschäftliche Sache. Plötzlich sah Martin sie eindringlich an.
 "Dana, sagen sie würden sie heute Abend mit mir tanzen gehen?"
Ihr Vater schickte ihr einen warnenden Blick, der ihr befahl zuzusagen. Immerhin war Herr Peters nicht irgendeiner, sondern sein wichtigster Kunde.
"Gerne Martin, wohin gehen wir denn", antwortete sie fröhlich. Sie hatte ihre letzte Abiturarbeit heute geschrieben und außerdem stand das Wochenende vor der Tür.
"Ich dachte an den Tanzpalast, da werden wir auch einige meiner Freunde treffen. Wenn es ihnen nichts ausmacht", schlug Martin vor. Sein Blick zog sie in seinen Bann.
"Nein, sehr gerne", brachte sie noch hervor. Dann senkte sie ihre unglaublich langen Wimpern über die Augen und blickte auf ihren Teller. Dieser Mann machte sie verlegen. Sie schätzte ihn auf zweiundzwanzig Jahre, also nicht viel älter als sie. Aber er hatte wirklich etwas an sich.
Unter den Wimpern heraus beobachtete sie die Miene ihres Vaters, der sich jetzt wieder entspannt zurücklehnte. War ja klar, wenn es ums Geschäft ging, dann zählte sie nicht mehr und ihre Mutter war ihr auch keine Stütze. Sie würde ihrem Vater niemals widersprechen. Dana bemerkte, dass ihr Vater die Mahlzeit beendete, und entschuldigte sich. Sie wollte jetzt alleine sein und wenigstens kurz über diesen Martin Peters nachdenken.
"Ich hole sie gegen 20.00 Uhr ab", meinte Martin zum Abschied und sah ihr tief in die Augen. Dana nickte schüchtern und lief schnell die Treppe rauf.
In ihrem Zimmer ließ sie sich aufs Bett fallen. Die Arbeit war wirklich schwer gewesen und sie wollte sich jetzt etwas ausruhen. Immerhin stand ihr ein wahnsinniger Abend bevor.
"Ob er mich wohl attraktiv findet, oder ob er mich nur aus Pflichtgefühl eingeladen hat?", fragte Dana sich.
Sie war sich nicht bewusst, wie schön sie war. Lange schwarze Haare fielen ihr fast bis auf die Hüften und ihre grünen Augen leuchteten wie Smaragde. Eine schmale Nase und eine gebräunte Haut rundeten die Erscheinung ab. Dazu kam, dass sie eine nahezu perfekte Figur hatte.
Das war allerdings auch kein Wunder, da sie jeden Morgen vor der Schule schwimmen ging. Ihr Vater hatte ein Schwimmbad im Keller bauen lassen, sodass sie ihn auch im Winter nutzen konnte. Und zwei Mal die Woche bekam sie Reitstunden. Natürlich auf Vollblütern, was anderes hätte ihr Vater niemals erlaubt. Er hatte ihr sogar ein Pferd kaufen wollen, aber Dana hatte abgelehnt.
Solange sie nicht mit der Schule fertig war und noch keinen Studienplatz hatte, wollte sie sich nicht noch mit einem Pferd belasten. Sie liebte Pferde über alles, aber wenn sie ehrlich war, dann wollte sie auf keinen Fall einen überzüchteten Vollblutaraber, wie ihr Vater ihn kaufen wollte.
In diesen Dingen war ihr Vater ein richtiger Snob. Er bestand darauf, dass sie sich für Kunst interessierte und natürlich auch für klassische Musik. Das war für Dana kein Problem, sie liebte Musik und auch echten Kunstwerken war sie nicht abgeneigt. Aber ihr Vater wollte, dass sie so viel wie möglich darüber lernte, damit er sich nicht beim Geschäftsessen mit ihr blamierte. Er dachte, sie lebten noch im letzten Jahrhundert.
Seufzend ließ Dana sich in die Kissen fallen. Manchmal wünschte sie sich wirklich, dass sie ganz normale Eltern hätte. Und keine, die ein so großes Geschäft führten, wie Schneider-Industries. Aber es ließ sich nun mal nicht ändern.
Dana schlief schnell ein, zumal sie in der letzten Nacht vor Aufregung nicht richtig geschlafen hatte. Gegen 18.00 Uhr wurde sie von Becca geweckt.
"Dana, du musst jetzt aufstehen", rief die ältere Frau vergnügt. Wenn sie alleine waren, dann behandelte Becca Dana, wie eine Freundin. Immerhin hatte sie geholfen Dana aufzuziehen und war immer für sie da gewesen.
"Ich könnte das ganze Wochenende durchschlafen", brummte Dana, doch dann grinste sie. "Wenn nicht so ein toller Typ auf mich warten würde."
Becca lachte mit ihr. "Dann solltest du langsam aufstehen. Ich habe dir einen kleinen Imbiss gebracht. Du hast jetzt noch fast 2 Stunden Zeit", damit verließ sie Danas Zimmer.
Dana stand auf und zog das Geschirrtuch von dem Tablett auf ihrem Tisch. Dann setzte sie sich schnell. Sie hatte Hunger und die Nacht würde hoffentlich sehr lange werden. Als sie fertig war, stand ihre Mutter in der Tür.
"Dana, ich muss mit dir reden", sagte sie leise. Aber sie sprach immer leise.
"Ja, was kann ich für dich tun?" Dana sah ihre Mutter aufmerksam an. Sie verstand sich mit ihr überhaupt nicht. Aber Kathleen Schneider hatte sich auch noch nie richtig um ihre Tochter gekümmert.
"Es geht um heute Abend. Ich hoffe, dass du uns nicht enttäuschst", sagte sie und ihre Stimme wurde eisig.
"Keine Angst, Martin Peters gefällt mir ausnehmend gut. Und ich werde bestimmt viel Spaß haben", gab Dana überzeugt zurück.
"Genau das ist der Punkt. Du weißt, dass du dich um dein Studium kümmern musst. Immerhin sollst du möglichst bald Papas Geschäft übernehmen." Die Stimme ihrer Mutter klang unbeteiligt.
"Aber Mama, ich will ihn doch nicht gleich heiraten. Warum gönnst du mir nicht etwas Spaß?", fragte sie ärgerlich und blitzte ihre Mutter an.
"Du weißt, dass du uns gegenüber Pflichten hast und dazu gehört bestimmt nicht mit jungen Männern herumzuscharwenzeln." Ihre Mutter sah sie eindringlich an. Als Kind hatte Dana sich immer vor diesem Blick gefürchtet.
"Ich will lediglich mit dem Herrn tanzen. Es ist völlig unangemessen, dass du mich an meine Pflichten oder an meine Moral erinnerst. Ich werde bestimmt nicht mit Herrn Peters ins Bett gehen." Dana war beleidigt. Gönnte ihre Mutter ihr nicht mal diesen Abend? Immerhin hatte sie die letzten Wochen ununterbrochen gelernt.
"Darum geht es nicht Dana. Ich hoffe, dass ich mich auf dich verlassen kann. Andere Mädchen haben ihre aufsässige Phase, wenn sie zwölf oder dreizehn sind. Du scheinst jetzt erst damit anzufangen." Mit einem kalten Blick musterte sie ihre Tochter und ging.
Dana schüttelte sich und ging duschen. Pünktlich um 20.00 Uhr klingelte es und sie konnte ein leichtes Zittern nicht unterdrücken. Sie hoffte sehr, dass sie ihm gefiel. Becca öffnete und führte Martin in den Salon, in dem Dana wartete. Er blieb in der Tür stehen und blickte sie bewundernd an.
"Sie sehen wunderhübsch aus, Dana", sagte er hingerissen.
Dana musste schlucken, so sehr freute sie sich über dieses Kompliment.
"Danke, kann ich ihnen etwas anbieten?", erkundigte sie sich höflich.
Martin schüttelte den Kopf. "Nein, danke. Ich denke, wir sollten jetzt gehen."
Er half Dana in ihren Mantel und hielt ihr die Autotür auf. Sie fuhren schweigend ein Stück.
"Ich würde dir gerne das Du anbieten", meinte Martin plötzlich grinsend.
"Ja, gerne. Ich bin wirklich nicht so steif. Aber mein Vater besteht auf Etikette, wie er es nennt", grinste sie zurück.
"Ja, ich kenne das. Manchmal denke ich, mein Vater lebt noch im Mittelalter." Da konnte Dana ihm nur zustimmen. Kurz darauf parkte Martin seinen Sportwagen und half Dana beim Aussteigen. Dann nahm er ihre Hand und sie gingen zusammen auf das Gebäude zu. Der "Tanzpalast" war eine Diskothek, die in mehrere Räume aufgeteilt war. In den oberen Räumen spielte man wirklich Tanzmusik, während unten Techno und Pop bevorzugt wurden.
Fragend sah Martin sie an. "Welche Musik möchtest du heute Abend hören?", fragte er, ganz der Gentleman.
"Ich stehe überhaupt nicht auf Techno. Lass uns bitte ins Popcorn gehen." Die Räume hatten ihre eigenen Namen. Martin nickte und bezahlte. Im Eingang zu dem Raum, den Dana gewählt hatte, blieb er kurz stehen, dann grinste er und deutete mit dem Kopf auf eine dunkle Ecke.
"Dort hinten stehen einige meiner Freunde und ich möchte dich vorstellen", erklärte er ihr und zog sie mit sich.
Dana lächelte die Jungs an, aber sie jagten ihr regelrecht Angst ein. Warum konnte sie auch nicht genau erklären. Sie waren etwas zu teuer gekleidet und sie benahmen sich auch nicht unbedingt schlecht. Aber die ganze Art, die diese Männer an den Tag legten, ließ Dana zittern. Aber Martin schien es nicht zu bemerken und sie wollte sich diesen Abend auch nicht verderben.
Martin hatte sie lächelnd vorgestellt, dann aber direkt besitzergreifend ihre Hand genommen und hinter seinen Rücken gezogen. Sodass sie viel dichter an ihn gezogen wurde, als sie es gewollt hatte.
Eine kurze Weile beobachtete Dana Martin, dann grinste sie über sich selbst. Ein so toller Typ interessierte sich für sie und jetzt sollte sie sich wie ein kleines Kind benehmen? Auf keinen Fall. Er würde sie nicht gleich in sein Bett ziehen, nur weil sie dicht bei ihm stand. Einer von Martins Freunden besorgte etwas zu trinken. Langsam taute Dana auf. Ihre Bedenken den Leuten gegenüber waren verschwunden und sie amüsierte sich prächtig.
"Hast du Lust zu tanzen?", wollte Martin wissen, als ein langsamer Discofox gespielt wurde.
"Ja, gerne", lachte sie und ließ sich von ihm zur Tanzfläche ziehen. Elegant tanzte er mit ihr über die doch sehr kleine Fläche. Dana kam ins Schwärmen. Einen so guten Tänzer hatte sie schon lange nicht mehr gehabt. Meistens musste sie mit den alten Geschäftspartnern von ihrem Vater auf verschiedenen Anlässen tanzen.
"Du tanzt ausgezeichnet", flüsterte Martin ihr ins Ohr und zog sie etwas enger an sich. Dann sah er ihr tief in die Augen und küsste sie. Als er sie wieder freigab, seufzte Dana und war froh, dass es niemand hören konnte. Mit einem verliebten Lächeln sah sie zu ihm hoch.
Es wurde, ganz wie sie gehofft hatte, eine sehr lange Nacht und Martin gefiel ihr immer besser. Immer wieder zog er sie eng an sich und küsste sie.
"Martin, es ist schon nach 3.00 Uhr. Wir sollten jetzt wirklich fahren", mahnte sie leise. Sie wollte sich nicht mal ausmalen, wie ihr Vater sie empfangen würde.
Enttäuscht sah Martin sie an. "Hat dir der Abend bis jetzt nicht gefallen?", fragte er.
"Nein, aber meine Eltern haben eigene Ansichten darüber, was ich tun oder lassen sollte." Sie grinste verlegen. "Du kennst doch den Spruch: Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst ..." Weiter kam sie nicht, da Martin den Satz vollendete.
"Keine Sorge, ich will nicht, dass du meinetwegen Ärger bekommst", er zog sie in seine Arme.
Langsam senkte er seinen Mund auf ihre Lippen, die sich schon etwas wund anfühlten. Aber Dana liebte es. Sie drängte sich dichter an ihn. Dann öffnete er ihren Mund mit seiner Zunge und Dana wollte sich abwenden, doch Martin hielt sie fest. Zärtlich leckte er über ihre Lippen und drang in ihren Mund ein. So war sie bis heute noch nicht geküsst worden, aber sie war sich nicht sicher, ob sie es wirklich wollte. Als er sie wieder losließ, sah er sie fragend an, aber Dana lächelte schon wieder. Auf keinen Fall wollte sie sich einen solchen Typen verscheuchen, nur weil sie sich wie ein Kind benahm.
"Ich werde dich jetzt besser nach Hause bringen", meinte Martin heiser.
Darin konnte Dana ihm nur zustimmen.
Vor ihrer Haustür angekommen, wollte Martin aussteigen, aber Dana hielt ihn zurück.
"Es ist besser, wenn ich alleine gehe", sagte sie, weil sie Angst vor einer Szene hatte.
Aber Martin schüttelte den Kopf. "Nein, es ist meine Schuld, dass es so spät geworden ist und ich werde dich jetzt nicht alleine lassen."
Liebevoll sah er ihr in die Augen. Er stieg aus und wollte sie noch einmal küssen, als sich die Haustür öffnete und Danas Vater erschien.
"Du hast dich also daran erinnert, dass du hier wohnst", höhnte er.
Dana zuckte zusammen, was Martin sofort bemerkte. Er legte beschützend den Arm um ihre Schultern und ging mit ihr zusammen auf den Eingang zu. "Herr Schneider, seien sie Dana nicht böse. Ich habe Schuld an ihrer Verspätung. Ihre Tochter ist eine so gute Tänzerin, dass ich es einfach nicht fertiggebracht habe, sie früher gehen zu lassen", sagte er mit einer gespielt zerknirschten Miene.
"Wenn es so ist, dann kann ich ihr ja nicht böse sein", meinte Herr Schneider mit einem freundlichen Lachen. Dana sah ihn erstaunt an, doch dann fiel ihr ein, dass Martin ja der Sohn eines bedeutenden Geschäftsfreundes war. Sie verabschiedete sich bei ihm und dankte ihm für den netten Abend, dann wollte sie ins Haus gehen. Aber Martin hielt sie zurück. "Wann sehen wir uns denn wieder?", fragte er liebevoll.
Mit einem Seitenblick auf ihren Vater meinte Dana leise. "Wenn das Gewitter vorbei ist."
"Es wird kein Gewitter geben und ich sehe dich morgen am frühen Nachmittag, okay?", flüsterte er ihr zu. Dana nickte glücklich und schlüpfte jetzt schnell ins Haus.
Die Tür schlug kurz darauf zu und ihr Vater hielt sie am Ärmel fest. "Was bildest du dir eigentlich ein?", donnerte er.
"Ich bin mittlerweile zwanzig Jahre alt und ich denke ich weiß, was ich tue", antwortete sie ihm so kalt wie möglich.
"Du weißt nichts und du bist auch nichts. Wenn du es noch einmal wagen solltest, so spät zu kommen, dann werde ich dich schneller verheiraten, als du amen sagen kannst", drohte ihr Vater wütend.
"Du wolltest, doch dass ich mit ihm ausgehe. Außerdem kannst du mich nicht einfach so verheiraten, ich bin volljährig", gab sie hitzig zurück, dann ließ sie ihn stehen und rannte zu ihrem Zimmer.
Becca erwartete sie schon. Sie wohnte im Haus und hatte den Krach gehört. Mitfühlend sah sie Dana an. "Es ist besser, wenn du dich fügst", sagte sie leise.
"Ich bin es leid, wie ein kleines Kind behandelt zu werden. Aber wehe seine Partner kommen, dann bin ich die Dame und so verständig. Scheiße, es kotzt mich an", rief Dana unter Tränen.
Becca legte ihr einen Arm um die Schultern. "Nimm es nicht so schwer. Morgen sieht die Welt wieder anders aus und du kannst wieder lachen", tröstete sie.
Dana wischte sich die Tränen aus den Augen und nickte. "Ja morgen sieht es anders aus, denn dann kommt Martin wieder."
Becca grinste und zog Dana mit sich auf den Bettrand. "Erzähl doch mal. Wie war es?"
Die jüngere Frau schwärmte jetzt von dem Abend und blühte regelrecht auf. Doch Becca schüttelte den Kopf, als die Rede auf die Freunde von Martin kam. Auch sein Verhalten an dem Abend ließ ihr keine Ruhe. Becca hatte sich mit anderen Dienstmädchen unterhalten und diese unauffällig über die Familie Peters ausgehorcht. Aber im Moment schien Dana so glücklich und das wollte sie ihr nicht nehmen. Es war selten, dass Dana glücklich war. Für ihre Eltern war sie wie ein Schmuckstück, dass bei Gelegenheit hervorgezeigt wurde.
Dana gähnte und Becca verließ leise den Raum.
Am nächsten Tag schien die Sonne und Dana vergaß ihre Sorgen. Doch als sie aus dem Schwimmbad kam und sich an den Frühstückstisch setzte, kam es ihr vor, als sei sie in der Arktis gelandet. Ihre Mutter sah sie eisig an und schwieg. Ihr Vater ignorierte sie. Herr Peters senior hatte schon angerufen und ihm berichtet, wie sehr sein Sohn von Dana angetan war. So konnte er sie nicht mal für den letzten Abend bestrafen, denn das hätten die Peters mitbekommen.
Dana nippte an ihrem Tee und stocherte dann etwas in ihrem Obstsalat herum. Ihr war der Appetit vergangen. So schnell es ging, ohne unhöflich zu erscheinen, beendete sie das Frühstück und entschuldigte sich.
"Was hast du denn heute vor? Oder willst du uns nicht mal das mitteilen?", erkundigte sich ihr Vater scharf, als sie aufstand.
"Der Sohn deines Geschäftsfreundes Peters kommt gegen 14.00 Uhr und ich weiß nicht, was er vorhat. Oder wäre es dir lieber, wenn ich ihm absage?", fragte sie ironisch.
Ihr Vater biss die Zähne zusammen. "Geh mir aus den Augen und lass dich erst wieder blicken, wenn er hier ist."
Genau das hatte Dana auch vor. Sie war noch schrecklich müde und ein weiteres Gefecht mit ihren Eltern würde ihre Laune bestimmt nicht bessern. Sie ging in ihr Zimmer und ließ sich aufs Bett fallen. Hier konnte sie ungestört von Martin träumen. Es war wirklich ein Glück, dass sie jetzt erst wieder zur mündlichen Prüfung in drei Wochen musste.
Der Rest ihrer Klasse fuhr an die Ostsee, aber ihre Eltern hatten es nicht erlaubt. Und da dieser Urlaub nicht von der Schule ausging, sondern eine private Abschlussfahrt des Jahrgangs war, mussten die Schüler die Kosten auch selbst übernehmen.
Dana seufzte, wenn sie mitgefahren wäre, dann hätte sie nicht mit Martin ausgehen können. Und dieser Typ war schon das Opfer einer Klassenfahrt wert. Doch Danas Blick verdüsterte sich wieder. Die anderen würden jetzt die Abschlussfeiern planen, von denen sie ausgeschlossen war, weil ihre Eltern ihr gedroht hatten. Sie würde auf der offiziellen Feier der Schule teilnehmen, musste aber auf die viel bessere private Feier der Schüler verzichten.
"Schön blöd, wenn man auf die Eltern angewiesen ist", dachte sie ärgerlich.
Aber es half ihr nichts. Solange sie nichts verdiente, musste sie sich ihren Eltern unterordnen. Wieder einmal wünschte sie sich verzweifelt, ganz normale Eltern zu haben. Darüber schlief sie ein. Becca würde sie spätestens zum Mittagessen wecken.
Nach dem Mittagessen kam Martin und lud sie zu einer Partie Minigolf ein. Dana sah fragend auf ihren Vater, der wieder diese liebevolle, verständnisvolle Miene aufgesetzt hatte. "Aber heute bist du spätestens um 20.00 Uhr zu Hause. Du weißt, dass wir noch Besuch erwarten", mahnte er freundlich.
Martin nickte. "Ich gebe ihnen mein Wort, das sie pünktlich wieder hier ist."
Damit legte er einen Arm um Danas Taille und führte sie zu seinem Auto.
"Ich bin wirklich froh, dass du da bist", meinte Dana und sah ihn von der Seite aus an.
"Das freut mich zu hören", grinste Martin, doch dann sah er die Sorgenfalten auf ihrem Gesicht. "Es hat gestern doch Ärger gegeben, oder?", fragte er gerade heraus.
Dana nickte langsam. "Ja, aber ich will nicht darüber sprechen. Es ist einfach demütigend."
"Wie du willst, aber ich kann dich durchaus verstehen und auch beschützen. Ein Wort von meinem Vater genügt", meinte er ernst.
"Dann kann ich mich gleich begraben lassen. Nein, das muss ich alleine durchstehen", lehnte Dana höflich ab. Dann sah sie aus dem Fenster. "Sag mal, wo willst du eigentlich Minigolf spielen?"
"Gar nicht. Ich sehe doch, dass dir das alles zu schaffen macht. Und du sollst dich wenigstens bei mir normal benehmen können. Wenn du also schlecht drauf bist, werde ich dich nicht zwingen dich zu amüsieren", erklärte er ihr liebevoll. "Magst du spazieren gehen?"
"Ja, gerne", gab Dana zu. Ihr war es lieber, mit ihm alleine zu sein, als mit seiner Clique Minigolf zu spielen. "Du bist so lieb." Vorsichtig drückte sie seine Hand, die auf dem Schaltknüppel lag.
Kurz darauf parkte er den Wagen in der Nähe eines Waldstückes. "Kennst du die alte Jagdhütte?", fragte er.
Dana schüttelte den Kopf. "Dann würde ich sie dir gerne zeigen."
Er legte einen Arm um ihre Schultern und sie schlenderten in den Wald. Dana legte den Kopf an seine Schulter und genoss es, endlich mal keine Stärke zeigen zu müssen. Sie gingen eine ganze Weile schweigend, dann erreichten sie die Jagdhütte. Martin zog einen Schlüssel aus der Tasche und ignorierte Danas fragenden Blick.
Im Innern war es dämmrig, aber sehr sauber und aufgeräumt. Martin lächelte sie liebevoll an und deutete auf ein kleines Sofa. "Mach es dir bequem, hier sind wir wirklich unter uns."
Dana wusste, dass sie jetzt besser gegangen wäre, aber sie konnte der Versuchung nicht widerstehen. Kein Aufpasser und niemand der etwas von ihr verlangte. Nicht einmal auf ihr Benehmen musste sie hier achten.
Sie setzte sich auf das Sofa und legte den Kopf zurück. Seufzend schloss sie die Augen. So viele Dinge gingen ihr durch den Kopf. Martin hatte eine Stereoanlage eingeschaltet und jetzt erklang leise der Sommer von Vivaldi. Dana hielt die Augen geschlossen, sie wollte die Wirklichkeit nicht sehen. Aber sie spürte, wie Martin sich neben sie setzte und seine Finger langsam über ihre Stirn strichen.
Dann legte er eine Hand in ihren Nacken und zwang sie sanft, den Kopf nach vorne zu nehmen. Er schob ihre langen Haare zur Seite und begann zärtlich ihren Nacken zu massieren. Dana seufzte leise. Es tat ihr gut, dass sich jemand so um sie kümmerte. Später öffnete sie die Augen und blickte direkt in Martins Gesicht. Liebevoll erwiderte er ihren Blick und lächelte.
"Geht es dir jetzt besser?", erkundigte er sich liebevoll.
Dana nickte. "Ja, jetzt geht es mir wieder gut. Ich denke, wir sollten ..."
Martin unterbrach sie mit einem zärtlichen Kuss. "Nicht reden", murmelte er. Dana gab sich seinen zärtlichen Berührungen hin. Sein Kuss bewirkte, allerdings nichts bei ihr. Unsicher flüsterte sie. "Bitte, Martin, lass es gut sein."
Er rückte ein Stückchen von ihr ab. "Magst du mich nicht?", fragte er enttäuscht.
Jetzt lächelte Dana. "Meinst du, ich würde jemanden so weit gehen lassen, wenn ich ihn nicht mag?" Sie schüttelte den Kopf und ihre Locken flogen wild hin und her. "Das ist es nicht."
Martin sah sie an. "Du bist unerfahren und weißt nicht, ob das hier so richtig ist." Er hatte ihre Gedanken an ihrem Gesicht abgelesen. Als sie vorsichtig nickte, zog er sie wieder an sich. "Es ist richtig, weil ich dich liebe und keiner wird etwas erfahren."
Dana war nicht wohl bei dem Gedanken. Sie wusste, dass ihre Eltern nicht einverstanden wären, wenn sie es wüssten. Diese Gedanken brachten sie wieder zur Vernunft. "Bitte Martin, gib mir ein bisschen Zeit. Ich möchte dich erst besser kennenlernen."
Einen kurzen Moment konnte sie es verärgert in seinem Gesicht aufblitzen sehen, doch es verschwand so schnell wieder, dass sie dachte, sie hätte es sich eingebildet. "Willst du mit mir gehen?", fragte er, statt ihr zu antworten. Glücklich nickte Dana. Sie war so überwältigt, dass sie kein Wort herausbrachte. Wieder küsste Martin sie, doch dann stand er auf. "Wir sollten wirklich woanders hinfahren. Sonst könntest du etwas tun, was du nicht willst", meinte er grinsend.
Dana verstand sofort, was er meinte und ordnete ihre Kleidung. Dann gingen sie eng umschlungen zum Wagen zurück. Viel früher als geplant war Dana wieder zu Hause.
"Möchtest du nicht noch mit hineinkommen?", bat sie hoffnungsvoll, doch Martin schüttelte den Kopf.
"Nein, dein Vater würde es nicht wollen. Ich rufe dich morgen an, dann können wir planen, was wir den Rest der Woche machen", meinte er und sah ihr tief in die Augen.
Dana sah ihn enttäuscht an und überlegte verzweifelt, was sie sagen könnte, damit er noch nicht fuhr, aber ihr fiel nichts ein. "Dann bis morgen", sagte sie leise.
Martin zog sie noch einmal an sich. "Sei nicht enttäuscht, es ist so am besten, glaub mir."
Dana sah ihm nach, als er in seinem Porsche 911 davon fuhr. Dann drehte sie sich zum Wohnhaus und sah auch schon ihre Mutter in der Tür stehen. Sie straffte die Schultern und bereitete sich innerlich auf eine erneute Auseinandersetzung vor.
"Nennst du das, Spaß haben?", fragte ihre Mutter eisig. "Dich von fremden Männern ablecken lassen?"
"Er hat mich gefragt, ob ich seine Freundin werden will und ich habe ja gesagt. Und ich lasse mich nicht von fremden Männern ablecken", konterte Dana, aber sie wusste, dass sie nicht gegen ihre Mutter ankommen würde.
„Sollte ich dich mit ihm im Bett erwischen, dann rechne damit, dass du ihn am nächsten Tag heiraten wirst", drohte ihre Mutter.
Dana lachte. "Im Moment kann ich mir nichts Schöneres vorstellen." Damit ließ sie die Frau stehen und ging auf ihr Zimmer. Wütend stellte sie die Stereoanlage an, um nichts und niemanden mehr hören zu müssen.

Strohfeuer

Die Woche zog sich hin. Dana und Martin telefonierten jeden Tag, aber Martin war so beschäftigt, dass sie sich nicht sehen konnten. Dana sehnte das Wochenende herbei und wie verabredet holte Martin sie am Freitagabend ab. Sie fuhren in ein schickes Restaurant essen und anschließend trafen sie sich mit seinen Freunden im Tanzpalast. Dieses Mal achtete Martin darauf Dana spätestens, um 12.00 Uhr zu Hause abzusetzen.
"Ich komme morgen am frühen Nachmittag, Baby. Dann machen wir uns einen schönen Tag und mal sehen, was die Nacht so bringt", meinte Martin aufmunternd. Dana hatte ihm von ihren Problemen mit ihren Eltern erzählt. Mittlerweile sprachen sie nur noch das Nötigste miteinander und gingen sich gezielt aus dem Weg.
"Ich freue mich auf morgen, Martin", meinte sie mit strahlenden Augen, als sie sich noch mal zur Autotür hinunter beugte, um ihn zu küssen.
"Mach dir keine Sorgen, ich werde immer hinter dir stehen", versprach Martin ernst.
Sie gab ihm einen Kuss und ging dann, ohne sich noch mal umzusehen. Aber wenn sie es getan hätte, dann wäre ihr der verkniffene Zug um seinen Mund aufgefallen.
Müde fiel Dana ins Bett und verschlief den halben Samstagvormittag. Zum Mittagessen ging sie nach unten, aber sofort danach verzog sie sich wieder in ihr Zimmer. Becca würde sie holen, wenn Martin kam, darauf konnte sie sich verlassen. Und ihre Eltern würden es nicht wagen den Sohn eines Geschäftsfreundes abzuweisen. Dana ließ ihre Gedanken zu dem Nachmittag in der Jagdhütte wandern. Dabei malte sie sich aus, wie es gewesen wäre, wenn sie Martin nachgegeben hätte. In diese Gedanken platzte Becca. Ihr Blick versprach nichts Gutes.
"Dein Vater will dich sofort sprechen, Kleines."
Dana sah sie wie versteinert an, doch dann strich sie ihr Haar zurück und ging zum Arbeitszimmer ihres Vaters. Sie klopfte an und öffnete die Tür.
"Du wolltest mich sprechen?", fragte sie kühl.
"Ja, du hast dir was eingebrockt, was ich nicht wieder geradebiegen kann", meinte ihr Vater wütend.
Dana sah ihn neugierig an. "Und was sollte das sein? Bin ich etwa im Abitur durchgefallen?" Sie war sich keiner Schuld bewusst.
"Nein, aber Martin Peters hat bei mir um deine Hand angehalten. Und ich sehe keinen Grund, wie ich ihm das ausreden kann", brüllte Werner Schneider jetzt.
Dana wusste nicht, ob sie sich freuen sollte oder nicht. Martin meinte es scheinbar sehr ernst. Aber sie war noch nicht zu einer Ehe bereit.
"Vielleicht könnten wir uns erst mal kennenlernen, indem wir zusammenziehen?", schlug sie leise vor.
Ihr Vater sah sie nachdenklich an. "Ja, vielleicht will er dich dann nicht mehr", meinte er gehässig.
Dana traten Tränen in die Augen, doch dann nickte sie. "Ja, vielleicht will er mich dann nicht mehr." Sie wusste genau, dass sie keine Chance hatte, wenn sie ihn nicht mehr wollte. Doch dann wischte sie sich mit dem Handrücken über die Augen und sah ihren Vater abwartend an.
"Er wartet im kleinen Salon. Und ich werde ihm sagen, dass du erst dein Abitur bestehen musst. Aber länger werde ich ihn nicht aufhalten können", Schneider seufzte.
"Dann sollten wir jetzt zu ihm gehen." Sie lächelte leicht. Wieso sollte es denn schief gehen? Er war liebevoll und ein toller Mann.
Martin kam ihnen schon entgegen. Lächelnd zog er Dana in seine Arme und nickte ihrem Vater zu. "Ich kann ihre Antwort in ihren Augen ablesen", sagte er gut gelaunt.
"Nicht ganz. Es gibt da etwas, dass Dana sich ausgebeten hat. Sie will erst mal mit ihnen zusammenziehen, um zu sehen, ob sie sich ganz sicher sind. Und das auch erst nach ihrem Abitur."
Martin nickte. "Das ist eine vernünftige Idee." Aber in seinen Augen blitzte es bösartig auf.
Dana sah ihn an. "Ich meine es nicht böse, aber du kennst mich kaum. Vielleicht gefalle ich dir nicht mehr, wenn du weißt, wie ich im Alltag bin", flüsterte sie leise. Sie konnte spüren wie verärgert er war.
"Das wird nichts ändern, Baby, aber ich werde deinem Vorschlag zustimmen", seine Stimme klang wie immer und Dana fragte sich, ob sie sich seine Verärgerung nur eingebildet hatte. "Lass uns jetzt los. Wir sollten uns einige Lokale ansehen, in denen wir unsere Verlobung feiern können. Oder ist es dafür auch zu früh?", erkundigte er sich ironisch. Dana lehnte sich leicht an ihn. "Bitte sei nicht ärgerlich, versteh mich doch", sie lächelte ihn verliebt an. "Ich verstehe dich ja, aber ich bin eben etwas enttäuscht. Weil ich mir ganz sicher bin." Damit verabschiedete er sich von Danas Vater und zog sie zu seinem Wagen.
Eine ganze Weile schwiegen sie. Dann stoppte Martin den Wagen auf einem Parkplatz und sah Dana an. "Du bist mir ganz schön in die Parade gefahren", meinte er kalt. "Was sollte das? Ich versuche dein Problem, zu lösen, und was machst du?"
Dana schluckte. "Mein Problem lässt sich so bestimmt nicht lösen. Wenn du nicht der Sohn eines Geschäftsfreundes meines Vaters wärst, dann hätte er niemals zugestimmt." Sie versuchte, die Tränen zu unterdrücken. Warum konnte er ihre Bedenken nicht verstehen? Dann kam ihr eine Idee, wie sie es erklären könnte. "Ich bin gerade erst mit der Schule fertig. Das heißt, wenn ich die mündliche Prüfung hinter mir habe. Und ich wollte studieren gehen."
Martin sah sie gelangweilt an. "Was hält dich davon ab? Glaubst du, ich wollte keine Frau, die mir im Geschäft helfen kann? Und was deine täglichen Schwimmstunden angeht, ich habe auch einen Pool im Keller. Nur Reitstunden, dafür wirst du keine Zeit mehr haben. Ich habe auch keine Lust dir ein eigenes Pferd zu kaufen."
Dana sah ihn an. "Du sagst es, als ob ich eben abgelehnt hätte. Bitte, lass uns nicht streiten."
Allein ihr verzweifeltes Gesicht hätte jeden weich werden lassen, aber Martin behielt seine abweisende Miene. Dana wusste nicht, was sie noch sagen sollte, doch dann beschloss sie, einfach mehr auf ihn einzugehen. Immerhin hatte er alles arrangiert, um ihr die unangenehme Situation zu Hause zu ersparen.
"Wann feiern wir denn unsere Verlobung?", fragte sie ruhig.
Martin war inzwischen weiter gefahren. "Ich dachte an Samstag in vierzehn Tagen. Bis dahin können wir alle Einladungen draußen haben."
"Ich würde mich gerne darum kümmern, wenn du mir eine Liste gibst. Leider kenne ich weder deine Freunde noch deine Familie besonders gut", meinte Dana leise.
"Stimmt, deshalb werden wir heute Abend auch bei meinen Eltern essen. Es wird Zeit, dass sie dich richtig kennenlernen. Und die Liste kann ich dir heute noch ausdrucken. Die Wahl der Karten überlasse ich dir. Du kennst dich bestimmt besser aus als ich", meinte er und endlich lächelte er auch wieder.
"Wenn es dir recht ist, dann werde ich sie selbst entwerfen und dir zur Ansicht ins Büro faxen", sie sah ihn erwartungsvoll an.
Aber Martin zuckte nur mit den Schultern.
"Wenn du diese Arbeit wirklich machen willst, habe ich nichts dagegen."
Sie sahen sich einige Restaurants an, die für ihre Feier geeignete Säle hatten. Dann endlich entschied Martin sich für ein sehr vornehmes, französisches Restaurant. Dana schauderte es bei den Preisen, aber ihr Vater wäre sicherlich schockiert, wenn sie jetzt kleinlich wäre.
Eine halbe Stunde später stellte Martin ihr seine Eltern vor und Dana wusste nicht, ob die Peters besser als ihre Eltern waren. Außer dass sie Martin besser behandelten. Er war allerdings nach seiner Lehre als EDV-Kaufmann direkt in die Firma eingestiegen und hatte schon die Stelle des Juniorchefs inne.
Der Abend wurde grausam für Dana, denn die Familie Peters achtete noch mehr auf Etikette und waren alles in allem sehr steif. Als Herr Peters endlich aufstand, sah Dana bittend auf Martin. Der erhob sich sofort und meinte, dass er Dana noch etwas zeigen wollte. Sie verabschiedeten sich von den Peters und gingen dann zum Auto.
"Puh, das wäre geschafft. Sie haben dich akzeptiert", meinte Martin, als sie draußen waren.
"Du meinst, sie wussten noch nichts von deinen Plänen?", wollte Dana erstaunt wissen.
"Sie wollten, dass ich so schnell wie möglich passend heirate. Wenn ich es nicht selbst zustande bringen würde, dann würden sie etwas arrangieren", meinte er gleichgültig. Dana erschrak, also hatte er es nicht für sie getan. "Natürlich würden sie eine alte verstaubte Schachtel vorziehen, aber du hast den Test sehr gut bestanden."
Dana sah ihn ärgerlich an. "Eben hast du mir gesagt, dass dir als einzige Lösung für mein Problem eingefallen wäre, mich zu heiraten."
"Glaubst du im Ernst, ich würde dich nur heiraten, damit du zu Hause keinen Stress mehr hast?", fragte er spöttisch.
Doch dann sah er ihr entsetztes Gesicht. "Du bist mir viel zu wichtig, als dass ich es darauf ankommen lassen könnte. Ich will doch nur dich." Liebevoll legte er einen Arm um sie und küsste sie zärtlich. In diesem Moment hatte Dana ein sehr schlechtes Gefühl. Hatte sie diesen Mann falsch eingeschätzt? Oder hatte er sich die ganze Zeit verstellt?
Ohne weiter zu diskutieren, fuhr Martin los.
"Sag mal, was wolltest du mir denn zeigen?", erinnerte sie ihn nach einer kurzen Weile.
"Na, dein neues Zuhause. Meine Wohnung, falls sie dich interessiert", lachte er.
Dana war nicht wohl in ihrer Haut. Hoffentlich würde er nichts versuchen, denn heute war sie überhaupt nicht in der Stimmung etwas mit ihm anzufangen. Doch sie ließ sich nichts anmerken und antwortete fröhlich. "Darauf bin ich sehr gespannt. Auch wenn es noch fast vierzehn Tage dauern wird."
Martin antwortete nicht, sondern legte einen Arm um ihre Schultern.
Er hielt vor einer mittelgroßen Villa, die von einer gepflegten Gartenanlage umgeben wurde. Auf der Wiese sprangen einige Hunde herum. Unsicher sah Dana ihn an.
"Du hast mir nie gesagt, dass du Hunde hast."
"Du hast nie gefragt. Aber sie kommen nicht ins Haus, du wirst sie nicht mal bemerken", versicherte er ihr leichthin. Genau das hatte Dana befürchtet. Wenn schon Tiere da waren, dann würde sie die auch gerne kennenlernen, besonders wenn es sich um Wachhunde handelte. Denn die Tiere sahen sehr nach Dobermann aus.
"Ich liebe Tiere kannst du sie mir nicht vorstellen?", bat sie lächelnd.
Martin schüttelte den Kopf. "Nein, du würdest sie nur verwöhnen und mit ins Haus nehmen, wenn ich nicht da bin. Und dann taugen sie nicht mehr als Wachhunde."
Dana unterdrückte eine Erwiderung und ließ sich von Martin durch das Tor führen. Jetzt erst konnte sie sehen, dass die Hunde in einem Gehege untergebracht waren. Sie atmete hörbar auf, doch Martin zerstörte ihre Hoffnung sofort wieder. "Nachts werden sie herausgelassen. Manchmal auch tagsüber, dann werde ich dir Bescheid geben, dass du besser im Haus bleibst."
"Hoffentlich vergisst du es nicht", meinte sie ironisch.
"Aber Liebling, ich werde doch nicht dein Leben aufs Spiel setzen", damit schob er sie durch die Haustür, die ein Butler offen hielt.
Dana konnte sich nicht von dem Eindruck befreien, dass sie in einen goldenen Käfig gesperrt werden sollte. Bewundernd sah sie sich um. Geschmack hatte er, das musste sie ihm lassen. Dann musste sie kichern.
"Wahrscheinlich werde ich mich in den ersten Tagen hier fürchterlich verlaufen", grinste sie.
Aber Martin lachte nicht mit ihr. "Du hast ja einige Tage Zeit bis zu deinem Studium. Da kannst du mir im Geschäft helfen und dich hier eingewöhnen. Wann hast du die mündliche Prüfung?", fragte er.
Dana seufzte. "Mittwoch in einer Woche. Also drei Tage vor unserer Verlobung."
"Gut, dann ist die offizielle Abiturfeier freitags. Soweit ich weiß, immerhin habe ich kein Abitur gemacht", meinte er spöttisch.
"Ja, du hast recht", antwortete Dana, ohne auf seinen spöttischen Ton einzugehen. "Und die richtig spaßigen Feiern sind anschließend. Aber meine Eltern haben es mir schon verboten."
Martin sah sie missmutig an. "Du wolltest wirklich bei diesen Feiern dabei sein? Ich habe einige solche Feiern mit meinen Freunden mitgemacht und das waren die reinsten Besäufnisse." Er blickte ihr fest in die Augen.
Dana zuckte zusammen. Irgendwie hatte Martin sich sehr verändert, oder hatte er sich vorher verstellt? "Ich hätte gerne mit meinen Klassenkameraden gefeiert, wie viel jeder trinkt, hängt doch von jedem selbst ab oder nicht?"
"Ach und du hältst dich für so stark, nicht mit den anderen zu trinken? Ich kenne keinen, der bei einer solchen Feier nüchtern bleibt. Und der Gedanke, dass meine Verlobte betrunken in irgendeiner Grillhütte herumhüpft, gefällt mir nicht. Außerdem wirst du auf deiner eigenen Verlobungsfeier bestimmt nicht fehlen wollen." Damit war für ihn die Diskussion beendet und er führte sie durch sein Haus.
Dana wurde dieses Gefühl im Magen nicht los, irgendetwas war nicht in Ordnung. Aber sie versuchte, dieses Gefühl zu ignorieren. Als sie alles gesehen hatte, drehte sie sich strahlend zu Martin um. "Es ist einfach wunderbar. Dein Haus ist toll."
Martin fühlte sich sichtlich geschmeichelt. "Hast du etwas anderes von mir erwartet, Baby?", fragte er und küsste sie. "Aber es ist gut, dass es dir gefällt."
Er brachte sie wieder nach draußen. Doch Dana hielt ihn zurück. "Ich möchte nicht aufdringlich erscheinen, aber der Pool interessiert mich. Würdest du ihn mir zeigen?" Sie lächelte ihn bittend an.
"Gerne, aber im Moment kannst du ihn nicht benutzen, da die Fliesen erneuert werden müssen. Die letzten Handwerker haben nicht sauber gearbeitet." Als er ihr enttäuschtes Gesicht sah, gab er sich einen Ruck. "Aber sobald du zu mir ziehst, werde ich Urlaub nehmen und wir werden jeden Tag ins Schwimmbad gehen. Dort werden wir bestimmt jede Menge Spaß haben."
Dana lächelte ihn wieder an. "Ich gehe so gerne schwimmen, aber du brauchst nicht extra Urlaub zu nehmen. Mir macht es nichts aus, alleine ins Schwimmbad zu gehen."
Wieder runzelte sich Martins Stirn. "Aber mir macht es was aus, wenn du alleine dorthin gehst. Du bist einfach zu hübsch. Außerdem wird meine Verlobte nicht ohne Begleitung in ein öffentliches Bad gehen. Das ist viel zu gefährlich."
Dana grinste. "Übertreibst du jetzt nicht etwas?", fragte sie lachend.
"Nein, ganz und gar nicht. Immerhin vereinen wir zwei gewaltige Vermögen, wenn ich dich daran erinnern darf. Ich habe keine Geschwister und du auch nicht. Daran solltest du denken", seine Stimme war hart und er sah Dana drohend an.
Unsicher strich Dana sich über ihre Arme. Dann ging sie mit ihm zu seinem Auto. "Was machen wir jetzt?", wollte sie leise wissen.
"Jetzt werde ich dich nach Hause fahren, damit dein Vater nicht wieder Ärger macht. Und du solltest schon mal anfangen zu packen. Die ersten Sachen können schon am Montag abgeholt werden. Wir werden nicht viel Zeit für deinen Umzug haben, Baby." Er startete den Motor und fuhr los.
Dana hasste es, wenn er sie Baby nannte. Und seine überhebliche Art gefiel ihr auch nicht besonders. Aber sie schob alles im Moment darauf, dass sie zu überrascht war. Immerhin musste sie es erst mal verkraften, dass sie bald Frau Martin Peters werden würde.
Als sie bei Dana zu Hause ankamen, war Martin wieder der liebevolle Mann, den Dana kennengelernt hatte. Liebevoll küsste er sie, bevor sie ausstieg und zum Haus ging. Auf der Schwelle drehte sich Dana noch mal rum und winkte ihm hinterher. Dann ging sie, ohne ein Wort mit ihren Eltern zu wechseln, in ihr Zimmer, wo kurz darauf Becca erschien.
Dana sah die ältere Frau forschend an. Sie bemerkte, wie Becca die Hände unruhig knetete und ihre Freundin besorgt ansah. "Du machst den Eindruck, als ob ich morgen geopfert werden sollte", meinte Dana spöttisch. Doch Becca setzte sich zu ihr aufs Bett und brach in Tränen aus. Dana war erschüttert, sie legte einen Arm um die Schultern der Freundin und versuchte sie zu trösten. "Becca, so beruhige dich doch. Bitte erzähl mir, was los ist."
Es dauerte eine ganze Weile, bis Becca sich beruhigte, doch dann sah sie Dana fest in die Augen. "Du darfst ihn auf keinen Fall heiraten, Kind."
"Und warum nicht? Was weißt du, was ich nicht weiß?", fragte Dana unsicher.
"Er will dich nur, um einer Heirat mit einer Schwedin zu entgehen, die er geschwängert hat. Außerdem ist er sehr eifersüchtig und extrem jähzornig. Die Dienstboten der Peters haben mir erzählt, dass er gewalttätig ist und brutal. Du würdest nie glücklich werden, mit einem wie ihm." Becca hatte Danas Hände genommen und drückte sie.
Dana merkte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. "Aber ich habe keine andere Chance. Papa hat schon zu gesagt, ihm ist es egal, Hauptsache Peters ist zufrieden." Im Moment hätte Dana am liebsten losgeheult, aber dann nahm sie sich zusammen. Seit wann hörte sie auf Dienstbotengerede? Sie würde Martin schon in den Griff bekommen. Außerdem würde sie ihm eben keinen Grund geben wütend auf sie zu sein.
"Komm Becca. Wir sind doch vernünftige Frauen, was soll uns denn schon passieren? Ich werde mit ihm fertig. Immerhin habe ich ihn als liebenswerten Menschen kennengelernt", meinte sie mit der Betonung auf "ich".
Becca nickte. Es nützte keinem etwas, wenn sie hier saß und rumheulte. "Wann wirst du ausziehen?"
Jetzt seufzte Dana, denn der Termin war ihr viel zu früh. "In vierzehn Tagen. Aber die Sachen müssen schon vorher gepackt werden. Martin will ab Montag mit dem Abtransport beginnen." Müde ließ sie sich ins Bett fallen. Jetzt wollte sie nicht mehr denken, sondern nur noch schlafen und für eine kleine Weile vergessen. Leise stand Becca auf und verließ das Zimmer.
Am nächsten Morgen frühstückte Dana mit ihren Eltern und die Stimmung war erstaunlich freundlich. Ihr Vater wünschte ihr einen guten Morgen und Dana grüßte freundlich zurück. Nur ihre Mutter war still. Aber das war sie meistens.
"Es hätte nicht besser kommen können. Peters akzeptiert dich völlig als Schwiegertochter. Wir haben uns für heute Vormittag zu einer Partie Golf verabredet, dann können wir die genauen Abreden eurer Hochzeit besprechen." Er lächelte seine Tochter an. "Ich hätte nicht gedacht, dass du mir mal einen Schwiegersohn bringen wirst, der mir in jeder Hinsicht gefällt."
Verblüfft starrte Dana ihren Vater an. "Aber letztens warst du überhaupt nicht glücklich über unsere Verbindung."
"Ja, da wusste ich auch nicht, dass Martin Peters bereits das Geschäft seines Vaters leitet. Damit haben wir unsere beiden Imperien vereint. Ist doch wunderbar. Besser hätte ich es auch nicht einfädeln können", grinste er. Doch dann wurde sein Blick wieder ernst. "Vermassele es nur nicht. Außerdem haben wir beschlossen, dass du schon heute zu Martin ziehst. Peters meinte es sein sinnlos, zu warten."
Dana atmete erschrocken aus.
"Und wenn ich nicht will?"
"Du willst nicht? Das hättest du dir vorher überlegen müssen. Du warst doch so vernarrt in den jungen Peters", polterte ihr Vater los.
"Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht will. Aber es geht alles so schrecklich schnell."
Dana sah ihren Vater an und schüttelte den Kopf. Konnte er sie denn wirklich nicht verstehen? Sie hatte genug und entschuldigte sich. Entmutigt ging sie auf ihr Zimmer.
Wieso war sie nicht wahnsinnig glücklich? Doch auch darauf konnte sie sich sofort die Antwort geben: Sie vertraute Martin nicht. Außerdem hatte er sich gestern sehr merkwürdig gezeigt. In ihrem Zimmer ließ sie sich die Zeit, die sie mit Martin verbracht hatte, noch mal durch den Kopf gehen. Dann lachte sie plötzlich auf. Ihre Nerven waren überreizt, ganz einfach, sie war nervös.

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Tag der Veröffentlichung: 09.02.2014

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