Begeistert lehnte sie sich über die Reling und beobachtete das kristallklare Wasser, dass sich unter ihnen spiegelte. Jane hatte so lange für diese Kreuzfahrt gespart und endlich war ihr Wunsch wahr geworden. Nein sie wollte keine Kreuzfahrt, wie viele andere in die Karibik, sie wollte den Norden wiedersehen. Einst war sie in einem der nördlichsten Teile der Welt so unendlich glücklich gewesen. Doch daran wollte sie jetzt einfach nicht denken. Ungeduldig schob sie die Gedanken zur Seite und hob ihr Gesicht zur Sonne.
An diesem wunderschönen Sommertag ließ wirklich nichts zu wünschen übrig. Der Himmel war wie ein Spiegelbild des Meeres, das sich unendlich vor ihren Augen ausbreitete. Langsam schlenderte sie über das luxuriöse Schiff. Ab und zu strich sie sich die langen, blonden Haare aus dem Gesicht, die der Wind ihr sanft zerzauste. Ihre langen, schlanken Beine kamen in den Short sehr vorteilhaft zur Geltung und sie fühlte sich zum ersten Mal seit langer Zeit wirklich hübsch.
Ein Schatten fiel auf ihre gute Laune, als ihr bewusst wurde, wie lange sie schon alleine war. Und warum? Weil sie blöde Kuh, die sie war, auf einen Mann wartete. Weil ihr dummes Herz einfach nicht ihrem Verstand folgen wollte. Es gab genug Männer, die sofort auf sie geflogen wären, aber sie hatte vor langer Zeit ihr Herz an den blonden Hünen in Island verschenkt. Es wäre einfach gewesen, wenn er sie fallen gelassen hätte oder wenn er wenigstens ein wenig unfair gewesen wäre. Doch dieser Mann hatte sie ebenso geliebt, wie sie ihn.
Jane seufzte lautlos und setzte ihren Spaziergang zum Bug des Schiffes fort. Sie war gerade achtzehn geworden, als sie Höskuldur kennen gelernt hatte. Die Liebe kam ganz leise und vorsichtig. Es war ein Gefühl, dass sich ganz allmählich entwickelt hatte und ehe sie sich versehen hatte, war Höskuldur das Wichtigste in Janes Leben geworden. Sie war damals nicht bereit gewesen ihr Heimatland zu verlassen und mit ihm auf Island zu leben. Für sie war dort alles fremd und sie sprach nicht mal wirklich die Sprache.
Jane schüttelte sich. Sie war so verdammt jung gewesen. Heute bereute sie den Schritt, den sie getan hatte. Jane hatte sehr schnell gesehen, dass Höskuldur einfach nach Island gehörte. Woanders fühlte er sich nicht glücklich, abgesehen davon, dass sein Job und seine Familie einen Umzug nicht wirklich zugelassen hätten. Und so hatte Jane ihm das Herz gebrochen und ihm erklärt, dass sie jemand anderen gefunden hätte.
Noch immer konnte sie das ungläubige Entsetzen auf seinem Gesicht sehen. Noch immer hörte sie die stotternden Fragen, die er hervor brachte.
Die Einsamkeit auf dem Schiff, auf dem sie noch keinen kannte und die Weite des Meeres vor ihr, das im arktischen Blau glitzerte, machten es ihr unmöglich diese Gedanken zu verdrängen. Eine Träne bahnte sich ihren Weg über ihre Wange und Jane bereute zum bestimmt tausendsten Mal, dass sie damals so unendlich dumm gewesen war. Sicher durch diese Trennung konnte sie beruflich alles erreichen, was sie je gewollt hatte. Heute war sie eine anerkannte Schriftstellerin und konnte gut von dem Geld leben, dass sie verdiente. Aber sie fragte sich oft, ob der Preis den sie gezahlt hatte, es wirklich wert gewesen war?
Jane atmete tief ein und schaute dann mit blutendem Herzen auf den Horizont.
Er beobachtete sie schon eine ganze Zeit lang, ohne dass sie es überhaupt mitbekam. Ein großer blonder Mann, der eigentlich hinter dem Steuer dieses riesigen Schiffes zu Hause war. Aber als er diese hübsche Frau gesehen hatte, wie sie an Bord ging, war er zu seinem ersten Offizier gegangen und hatte sich ablösen lassen. Diese Frau rührte etwas in seinem Herzen, das er lange für tot gehalten hatte.
Auch jetzt konnte er an ihrer ganzen Erscheinung sehen, dass sie einsam war und eine Sorge mit sich trug. Wie gerne hätte er sie einfach in die Arme genommen und getröstet. Höski strich sich über die Stirn und fragte sich, was ihn ritt. Hatte er seine Lektion denn immer noch nicht gelernt? Er hatte sich vor langer Zeit geschworen, nie wieder jemanden in sein Herz zu lassen und bisher war er damit recht erfolgreich gefahren.
Bis zu diesem verhängnisvollen Anruf seines besten Freundes. Er schüttelte den Kopf und zwang sich die junge Frau alleine an der Reling stehen zu lassen. Er musste sich um sein Schiff kümmern. Später würde er Zeit genug haben, sich zu überlegen, was er in diesem Fall tun wollte.
Jane ging langsam in ihre Kabine, um dem ganzen Trubel wegen des abendlichen Dinners zu umgehen. Sie hatte weder Hunger noch den Drang nach Gesellschaft. Später wenn die anderen Passagiere sich zum Abendessen am Büffet versammelt hatten, würde sie wieder die Aussicht und vielleicht die ersten Sterne genießen können. Fröstelnd zog sie die Schultern hoch und beschleunigte ihren Schritt.
In ihrer Kabine zog sie eine lange Jeans und einen Pulli über, denn jetzt war es schon ziemlich frisch geworden. In der Schublade an ihrem Nachttisch lag das Bild von Höskuldur, dass sie seit diesem drastischen Abschied immer bei sich getragen hatte.
Ihre Gedanken kreisten um eine Frage, was würde sie in Island erwarten? Nicht umsonst hatte sie diese Reise gewählt, die ihr einen Aufenthalt auf der Insel aus Feuer und Eis von 4 Tagen gewährte. Sie wollte keine alten Wunden aufreißen und sie wollte ihn nicht in Verlegenheit bringen. Bestimmt hatte er sich längst mir einer anderen Frau getröstet und nach dieser langen Zeit, mittlerweile fast 30 Jahre, würde er sie nicht mehr erkennen können.
Jedenfalls redete Jane sich das ein. Sie wollte ihn nur noch ein letztes Mal sehen. Sich selbst davon überzeugen, dass es ihm gut ging. Bei ihren Recherchen hatte sie erfahren, dass er immer noch in Akureyri gemeldet war.
Müde setzte sie sich auf das schmale Bett. Ihre Gedanken gingen zu dem Tag zurück als sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Sie war eine Touristin auf Island gewesen. Fasziniert vom Land, den Leuten und natürlich den Pferden. Zusammen mit ihrer damals besten Freundin hatten sie sich zwei Pferde geliehen und waren einfach losgeritten.
Es kam wie es kommen musste, die beiden ortsunkundigen Frauen verirrten sich hoffnungslos. Jane konnte noch die Verzweiflung spüren, als sie damals feststellten, dass sie den Weg nicht mehr finden konnten. Es war sehr beängstigend gewesen bis auf einmal diese Gruppe von gutgelaunten jungen Männern auf sie zugeritten kam. Die beiden Frauen wären vor Erleichterung beinahe vom Pferd gefallen. Dann stellten sie fest, dass die meisten der jungen Männer auch deutsch sprachen und jetzt konnten sie wirklich aufatmen.
Jane war Höskuldur sofort aufgefallen. Wie hätte sie ihn auch übersehen können? Er war an ihre Seite geritten und hatte sie gefragt ob ihr kalt sei. Als Jane nickte, hatte er ihr seine Jacke über die Schultern gelegt. Da war sofort etwas so Vertrautes gewesen, als ob sie sich schon ein ganzes Leben lang kennen würden. An Liebe hatte Jane bei dieser ersten Begegnung noch gar nicht gedacht. Er war wie der große Bruder, den Jane nie hatte. Auch als sie den Stall endlich wieder erreicht hatten, von dem sie losgeritten waren, wich er ihr nicht von der Seite.
Jane war ehrlich genug, um zuzugeben, dass sie dieses Umsorgen genossen hatte. Besonders nach dem Schreck. Es stellte sich heraus, dass Höskuldur der jüngste Sohn des Bauern war, bei dem Jane und ihre Freundin abgestiegen waren. Bisher hatten sie sich nicht kennen gelernt, da die beiden Frauen ja erst 2 Tage im Land waren. Sie hatten noch so viel lernen müssen, aber nun ja sie waren jung und unvernünftig.
Jane musste lächeln als sie an diesen ersten Urlaub auf Island dachte, dem so viele noch folgen sollten. Fünf Jahre lang war sie regelmäßig zwei Mal im Jahr nach Island geflogen und genauso regelmäßig war Höskuldur zu ihr nach Deutschland gekommen. Und jedes Mal hatte er sie gebeten bei ihm zu bleiben.
Jane schüttelte die Erinnerungen ab so gut sie konnte und schaute auf die Uhr. Jetzt würde sie an Deck ihre Ruhe haben. Den meisten Passagieren war es jetzt zu kalt auf dem Vordeck und außerdem waren sie jetzt beim Essen. Jane zog sich noch eine Jacke über und machte sich auf den Weg zu ihrem Lieblingsplatz ganz an der Spitze des Schiffes. Hier wo man sehen konnte, wie der gewaltige Schiffsrumpf die Wellen teilte, fühlte sie sich endlich frei. Sie beschleunigte die Schritte, als sie das Vorderdeck erreicht hatte.
Höskuldur hatte sich so schnell wie möglich von den Passagieren am Kapitänstisch verabschiedet, als er merkte, dass Jane gar nicht anwesend war. Er machte sich Sorgen um sie, denn schon gestern hatte sie beim Eröffnungsbüffet gefehlt. Außerdem konnte er an nichts anderes mehr denken, als daran dass sie wirklich an Bord dieses Schiffes war.
Als er den Speisesaal verließ und langsam an Deck stieg, konnte er gerade noch ihre schlanke Silouette sehen, die zum Vorderdeck ging. Neugierig ging er ihr nach. Was wollte sie um diese Uhrzeit und bei den empfindlichen Temperaturen hier draußen?
Er bewunderte ihren federnden Gang, der sich auch nach all den Jahren nicht verändert hatte. Höskuldur genoss es, sie endlich wieder zu sehen. Ungestört das Bild in sich aufzusaugen. Sie hatte einige graue Strähnen in ihrem blonden Haar, was ihrer Attraktivität keinen Abbruch tat. Um die Hüften hatte sie etwas zugelegt, wobei sie weit davon entfernt war dick zu werden.
Er erinnerte sich mit einem schmerzhaften Stich, dass sie früher so schmal war, dass er sie ohne Probleme von ihrem Pferd auf sein eigenes ziehen konnte.
Ohne weiter darüber nachzudenken ging er zu ihr. Es war als ob jemand ihn lenken würde. Die Gedanken, dass er sich erst überlegen müsse, was er tun wolle und ob er sie überhaupt ansprechen sollte, waren wie weggeblasen.
Leise trat er dicht hinter sie und legte die Arme um sie. Sein Kinn stützte er wie damals auf ihren Kopf.
Jane glaubte zu träumen, als sich zwei Arme um sie legten und jemand sein Kinn auf ihren Kopf stützte. Sie brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, wer es war. Aber das war doch ganz unmöglich, er war nicht hier auf diesem Schiff. Er war doch auf Island, dort wo er hingehörte.
Jane glaubte immer noch zu träumen, als seine Stimme sie in die Realität katapultierte. „Hi elskan, bitte lauf nicht wieder weg“, sagte er leise mit seiner dunklen Stimme, die Jane tief in ihrem Herzen zum Beben brachte.
Fast schon mit Gewalt drehte sie sich um, damit sie sicher sein konnte, nicht zu träumen.
„Was tust du hier?“ fragte sie überwältigt.
Höski lächelte sein Spitzbubenlächeln. „Das Gleiche könnte ich dich fragen.“
Er musterte sie eine ganze Weile schweigend.
„Du siehst nicht glücklich aus, elskan“, stellte er fest.
Es war keine Frage und Jane wusste, dass er auch keine Antwort erwartete. Dennoch hob sie den Blick und sah ihm tief in die Augen.
„Verzeih mir bitte“, flüsterte sie mit brüchiger Stimme.
Höski sah sie fragend an. „Was soll ich dir verzeihen? Das du meine Gefühle nicht mehr erwidert hast? Da gibt es nichts zu verzeihen. Gefühle kann man nicht lenken“, meinte er traurig.
Doch dann sah er tief in ihren Augen, die Antwort. „Du hast mich belogen und ich habe es nicht mal bemerkt“, brachte er tonlos hervor.
Jane schluckte. Sie wusste, dass sie ihm unendlich wehgetan hatte.
Höski schlug sich selbst vor die Stirn. „Was für ein blinder Hornochse war ich doch“, rief er plötzlich.
Dann zog er sie noch enger in seine Arme. „Nein ich habe dir nichts zu verzeihen. Aber du, kannst du mir verzeihen, dass ich blind und dumm war?“ fragte er unsicher. „Dumm genug, deiner Lüge zu glauben ohne wirklich sehen zu können, was du für mich gefühlt hast?“
Jane schossen die Tränen in die Augen. Sie nickte und zog seinen Kopf zu sich herunter.
„Komm her du großer Wikinger“, flüsterte sie, ehe ihre Lippen zu einem leidenschaftlichen Kuss verschmolzen.
Höski hob den Kopf, um ihr in die Augen zu sehen und eine Träne von ihrer Wange zu wischen. „Jetzt werde ich dich nicht mehr gehen lassen“, versprach er.
Jane lächelte. „Ich werde dich nicht mehr verlassen. Mittlerweile ist aus dem unreifen Mädchen eine Frau geworden, wie du siehst.“
Höski nicktewieder, dann lachte er laut und befreit auf, hob sie auf seine Arme und trug sie schnell über das Deck zu seiner Kajüte. Jane protestierte lachend. Doch als sie auf seinem Bett lag und er sich über sie beugte, wurde sie plötzlich ernst. Wie sehr hatte sie ihn all die Jahre vermisst! Und die gleichen Qualen konnte sie in seinen Augen lesen.
Vorsichtig, fast schüchtern zog er ihr die Jacke von den Schultern und streifte ihren Pullover ab. Jane hob auffordernd ihr Becken, damit er ihr die Jeans ausziehen konnte. Jetzt lag sie in BH und Slip vor ihm und konnte genau sehen, wie es in seinen Augen glitzerte.
Liebevoll streichelte er ihren Körper. Er war ein Magier mit seinen Händen. Das war er schon immer gewesen. Höski wusste genau wie er ihren Körper zum singen bringen konnte. Stück für Stück erkundeten seine Finger ihre Haut. Angefangen von ihrer Wange über ihren Hals, wo er eine kleine Sekunde an ihrer Halsschlagader innehielt.
Sanft streichelte er weiter über ihre Brüste. Jane stöhnte auf und drückte sich ihm entgegen. Genoss es, wie er ihre Brüste zärtlich knetete. Seine Finger streichelten ihren immer noch flachen Bauch, um dann über die Oberschenkelinnenseiten zu fahren. Bittend sah Jane ihn an. Nicht fähig auch nur ein Wort zu äußern.
Doch Höski lächelte nur. So hatte er sie schon früher in den Wahnsinn getrieben. Unendlich langsam zog er ihren Slip aus, dann löste er sich einen Moment von ihr und entledigte sich seiner Uniform. Sein Körper war warm, als er sich zu ihr legte und sie in seine Arme zog. Jane hätte schnurren können. Sie war überwältigt von so viel Glück. Allein die Chance ihn noch einmal spüren zu können, trieb ihr die Tränen in die Augen.
Vorsichtig streichelte Höski über ihre Schamlippen, was ihr ein leises Wimmern entlockte.
„Sei geduldig, elskan“, flüsterte er ihr zu.
Er wusste zu genau was er da tat und Jane erinnerte sich zu genau, wohin das führte. Sie merkte wie nass sie war. Wie bereit ihr Körper für ihn war, so als wären sie nie getrennt gewesen. Dann drang er in sie ein und Jane schrie auf vor Verlangen. Höski lächelte sie träge an und bewegte sich so langsam, das Jane dachte sie würde verglühen. Ungeduldig drängte sie sich ihm entgegen, doch er packte ihre Hüften und hielt sie einfach fest.
Hier war er der Boss und sie würde seinem Rhythmus folgen. Aber er hatte ihr ja schon so oft bewiesen, dass es sich lohnte ihm zu vertrauen. Langsam steigerte er sein Tempo und Jane hob die Hüften, damit er möglichst tief in sie kam. Ihr Atem kam stoßweise, genau wie seiner und sie stöhnte laut auf.
Höski kostete es enorme Überwindung so langsam vorzugehen, doch er würde seinem Drang erst nachgeben, wenn er merkte, dass sei so weit war. Jane schloss genüsslich die Augen und fühlte wie sich ein Feuer von ihrem Schoß über ihren ganzen Körper ausbreitete. Wie sie immer erregter in einem Wirbel von Gefühlen unterging.
Jetzt ließ auch Höski sich gehen. Fest und schnell stieß er in sie. Hielt ihre Hüften fest, als wolle sie davon laufen. Mit einem heiseren Schrei entlud er sich in der Frau, die er seit über 30 Jahren liebte. Gleichzeitig stieß auch Jane einen leisen Schrei aus, als die Wellen des Orgasmus über ihr zusammen schlugen. Beide lagen verschwitzt und mehr als befriedigt nebeneinander.
Worte brauchten sie in diesem Moment nicht. Morgen würden sie reden, lange reden. Aber heute, heute war jedes Wort überflüssig, denn alles was gesagt werden musste, drückten ihre Körper, ihre Blicke und Berührungen aus. 30 Jahre hatten sie verschenkt und trotzdem waren beide dankbar eine zweite Chance zu bekommen.
Texte: Lisa Skydla
Tag der Veröffentlichung: 07.06.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für alle, die unter Hochwasser oder anderen Naturkatastrophen zu leiden haben!