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Kapitel 3:
Kann man Vertrauen ohne zu kennen?

Luke blieb die ganze Nacht in ihrer Nähe, zurück auf den Balkon sprang er nicht mehr, er wollte der alten Dame nicht nochmal Angst einjagen. Daher blieb er die restliche Nacht auf der Tanne sitzen und beobachtete Lilly von dort aus. Wie sie im Dienstzimmer herumwuselte, putzte, aufräumte, ab und an, er bemerkte einen circa zwei Stunden Rhythmus, verschwand. Er hörte dann anhand ihres Herzschlages, wie sie durch den Krankenhausflur ging, wohl nach ihren Patienten schauend. Riechen konnte er sie nicht wirklich, zu viele Nebengerüche die ihn verwirrten, es roch nach Desinfektionsmittel, nach Blut, nach Tod. Jeder dieser Gerüche war ihm wohlbekannt, aber es verhinderte, dass er sie wahrnehmen konnte. Was ihm sehr missfiel.
Der Geruch eines Menschen verriet so viel über denjenigen, vor allem was er fühlte, bzw. das was dabei in seinem Körper ablief: Er konnte Angst riechen, ja sogar Schmerz, er roch ob jemand krank war, wie nah er dem Tode war. Eine Eigenschaft die ihm zuerst missfiel, sogar Angst machte, aber im Laufe der Jahre hatte er es sich zu Nutze gemacht. Jemand der sehr krank war und beinahe tot, bei dem irritierte es niemanden, wenn er verstarb, selbst wenn es manchmal merkwürdig erschien. So hatte er gelernt, Leben zu nehmen, das sowieso schon fast beendet war. Krankheiten machten ihm nichts, er konnte nicht daran erkranken, egal wie gravierend sie waren. Und die meisten der Betroffenen, merkten wie nahe ihnen der Tod war, viele hatten Angst davor wie sie starben, so dass einige ihn als Erlöser gesehen hatten, wenn er ihnen einen vergleichbaren schmerzfreien, angenehmen Tod verschaffen konnte. Zu sterben, weil man viel Blut verlor war meist damit verbunden, dass der Mensch müde wird, langsam einschläft, durch den Sauerstoffmangel im Gehirn bekommt er nicht mehr alles mit, teilweise hatten sie Erinnerungen an ihr Leben, meist schöne. Irgendwann beginnt dann das Herz zu stocken, bis es ganz stillsteht. Herzversagen im Schlaf, war dann meist die Erklärung des Arztes, der letztlich gerufen wurde. Für die meisten der Angehörigen war es eine, ja schon, angenehme Todesursache. Besser wie langsames Ersticken wegen Lungenkrebs oder andere Lungenerkrankungen oder sonst ein qualvoller Tod den manche Krankheiten mit sich bringen.
Ein schlechtes Gewissen hatte er deswegen nie gehabt, es wäre schlimmer für ihn, wenn er gesunden Menschen ihr Leben genommen hätte, gegen ihren Willen. Derer, welche Leben er nahm, gab er sich zu erkennen, erklärte ihnen nicht unbedingt wer er war, machte ihnen aber klar, dass er ihnen helfen könnte. Er hatte ihnen gesagt was passieren würde, wie es sich anfühlen würde und niemand hatte sich ihm bisher verwehrt, schon allein die Aussicht auf diesen „angenehmen“ Tod, hatte viele beruhigt. Luke hatte jedes Mal gerochen, wie die Angst von ihnen abgefallen war, und das hatte es ihm einfacher gemacht.

Es wurde Tag, als Luke hörte wie weitere Krankenschwestern zu Lilly kamen, hörte wie sie sich unterhielten, wie Lilly ihnen erzählte was in der Nacht geschehen war.
Als Lilly sich von den anderen verabschiedete, wartete er noch etwas, bevor er von der Tanne sprang. Er wusste ungefähr wie lange sie brauchte bis sie sich umgezogen hatte, in dieser Zeit lief er langsam ums Krankenhaus herum, immer den Himmel im Blick. Momentan war die aufgehende Sonne noch hinter Wolken verborgen, aber er befürchtet das diese sich bald verzogen und dann würde die Sonne ihn erbarmungslos in die Enge treiben, wenn er bis dahin nicht irgendwo in Sicherheit war. Aber konnte er es riskieren ihr über den Weg zulaufen, mit zu ihr nach Hause zu gehen. In ihrer Wohnung würde er in der Falle sitzen, die Sonne würde ihre gesamte Wohnung fluten und er hätte keine Ausweichmöglichkeit.
Luke entschied daher ihr nur zu folgen, bis sie zu Hause war, er wollte nur sichergehen, dass es ihr gut ging.
Er verbarg sich hinter der Hecke, die den Eingang säumten, wartete bis sie in seiner Nähe war. Jetzt hörte er sie kommen, ihre Schritte erkannte er unter Hunderten, er hörte ihren Herzschlag und als sie aus dem Gebäude trat, konnte er sie endlich wieder riechen. Auch wenn ihn das in den Wahnsinn trieb, aber er sog bei jedem Atemzug ihren Geruch in sich auf, es war wie eine Art Droge für ihn. Er wusste das es ihn beinahe umbrachte sie zu riechen, aber entziehen konnte und wollte er sich ihr nicht.
Mit sicherem Abstand folgte er ihr, realisierte aber wie die Wolken sich zurückzogen. Er musste nach Hause, bald, schnell.
Der Sonne konnte er nicht entkommen, wenn er sich nicht beeilte nach Hause zu kommen. In dem Moment, wo Lilly ihre Wohnung betrat, die Tür hinter sich zugeschlossen hatte, rannte er zu sich nach Hause. Er fühlte bereits wie die Sonne ihm im Rücken brannte, als er das schmiedeeiseren Tor öffnete. Er hatte noch ein ganzes Stück bis er das Haus erreichen würde. Instinktiv wusste er das das schmerzhaft enden würde. Selbst wenn er sich solange wie möglich im Schatten der Bäume aufhalten konnte, würde sie ihn erwischen, dessen war er sich sicher.
Luke war schneller wie normale Menschen, er hatte, als sie ihn noch nicht an Menschen gelassen hatte, Rehe, Pferde und sonstiges zu Fuß gejagt. Aber der Sonne konnte er nicht entkommen. Es verbarg sich so lange wie möglich im Schatten der Bäume, aber die letzten Meter musste er quer über die Wiese und da standen keine Bäume mehr. Die Sonne schien bereits hell, stand hoch genug um die Wiese und den Vorplatz des Hauses auszuleuchten, er musste mitten durch. Er blieb noch etwas im Schatten einer der großen Eichen stehen, schaute zur Haustür und bereitete sich auf das vor, was ihm bevor stehen würde. Er holte tief Luft, obwohl er es eigentlich nicht musste und rannte los.
Er krachte voll Schwung an seine Haustür, diese flog durch die Wucht seines Aufpralls auf. Zugeschlossen hatte er sie nicht, aber er war sich sicher, dass er das Schloss aufgebrochen hatte, allerdings war ihm das im angesichts seiner bereits schmorenden Kleidung egal. Luke fühlte wie seine gesamte hinterer Körperhälfte bereits wir Feuer brannte, er riss sich, als er die große Treppe nach oben stürmte, die Kleidung vom Leib. Der Geruch verbrannten Stoffes und verbrannter Haut stieg ihm schon in die Nase. Er stürmte in sein Schlafzimmer, war froh die Vorhänge zugezogen zu haben und weiter ins Bad. Dort hatte er auch die Vorhänge zugelassen, er stellte sich unter die Dusche, drehte das kalte Wasser auf und blieb solange unter dem Wasserstrahl stehen, bis das Brennen nachließ. Zwar tat das Wasser auf seinem geschundenen Körper auch weh, aber längst nicht so sehr wie das Brennen. Außerdem hielt der Schmerz des Wassers nur solange an, bis sein Körper verheilt war, das Brennen der Sonne hielt noch etwas länger. Wie eine Mahnung für ihn, das nächste Mal vorsichtiger zu sein.
Erst als der Schmerz des Wassers weg und das Brennen etwas abgeklungen war, drehte er das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Abtrocknen konnte er sich nicht, das Reiben des Handtuchs würde die neugebildete Haut sofort wieder aufreißen, was nur wieder Schmerzen verursachen würde, daher legte er sich so nass wie er war bäuchlings aufs Bett und wartete bis er getrocknet war. Er wusste das er seinem Körper eine Regenerierungsphase gönnen musste, daher bleib er einfach liegen und döste ein.

Die Sonne war bereits am Untergehen, als Luke wieder richtig wach wurde, obwohl er es nicht sah, war sein Zeitgefühl gut genug, um zu wissen, dass er los sollte, wenn er Lilly auf dem Weg zum Krankenhaus beschützen wollte. Schnell zog er sich an, lief hinaus und ging die große Treppe zurück ins die Eingangshalle. Er fand auf den Stufen seine zerrissene und teilweise verschmorte Kleidung, unwillkürlich fühlte er das Brennen auf seinem Körper, als er die Sachen aufhob und beim Verlassen des Hauses in die Mülltonne warf. Eingehend begutachtete er die Haustür, stellte fest, dass das alte Schloss doch gehalten hatte, es war einfach nur aufgesprungen. Vorsichtig zog er sie zu, rüttelte daran und merkte das es trotz alledem noch hielt. Luke rannte die Auffahrt entlang, lief durch das Tor und zog es ebenfalls richtig zu. Er hatte es genauso wie seine Haustür einfach offen gelassen, aber da eh niemand freiwillig sich seinem Grundstück näherte, brauchte er sich deswegen keinen Sorgen machen. Dennoch schloss er es, bevor er in die Stadt zurück lief.

Als er an ihrer Wohnung ankam, merkte er, dass sie nicht mehr da war. Ihr Geruch verriet ihm aber, dass er sie nur knapp verpasst haben musste. Probleme sie einzuholen hatte er keine, kurze Zeit später hatte er sie eingeholt. Luke überlegte was er tun sollte, sollte er ihr einfach nur folgen, wie gestern, oder sollte er sie einholen, mit ihr reden.
Er entschied sich sie anzusprechen.
„Hi Lilly, na wie geht’s?“
Lilly drehte sich um, sah ihn schon fast irritiert an: „Oh, hi. Wo kommst du denn her? Also ich mein, wieso..?“
„Ich dachte ich kann dich noch sehen, bevor du arbeiten musst!“ gestand er wahrheitsgemäß.
Lilly merkte wie sie rot wurde, verlegen sah sie nach unten. Wieso wirst du jetzt rot, fragte sie sich.
„Toll.“ Sagte er leicht sarkastisch: „darf ich dich jetzt gar nicht mehr ansprechen?“
„Das nicht, ich ..ach egal.. woher wusstest du wo ich bin?“ Jetzt hob sie den Kopf, sah ihn an.
„Glück! Ich war bei dir, aber du warst schon weg, also bin ich den direktesten Weg Richtung Krankenhaus gelaufen und voila…“ Er hob beide Arme, streckte sie seitlich aus: „gefunden!“
Lilly konnte sich ein kichern nicht verkneifen. „Glück? Wieso glaub ich dir das so nicht“ Sie stupste ihn mit ihrem Zeigefinger auf die Brust: „Ich weiß nicht wie, aber ich glaube du verfolgst mich!“ Ihre Stimme klang weniger amüsiert, sie schien sich schon fast Sorgen zu machen.
Luke wusste nicht wirklich wie er da heraus kommen sollte, also entschied er sich ihr die Wahrheit, zumindest einen kleinen Teil, zu sagen: „Vielleicht ein bisschen!“ Er hielt ihr seine Hand vor die Nase, hielt Daumen und Zeigefinger circa fünf Zentimeter auseinander und lächelte sie sanft an. Vielleicht kann ich sie ja etwas beruhigen, dachte er.
„Ein bisschen? Warum?“
„Verfolgen klingt so hart. Ich will nur…also…mmh“ Ja, was soll ich ihr sagen, ich verfolge sie und das schon seit Wochen. Aber das kann ich ihr nicht sagen.
„Also?“ fragte sie, drehte sich wieder herum und ging weiter.
„Ich..ich will nur nicht das dir was passiert, die Stadt ist gefährlich und gerade abends, also..“ Mittlerweile ging er hinter ihr her, hatte sie bereits eingeholt und ging neben ihr.
„Und deswegen verfolgst du mich?“
„Ja..nein.. also verfolgen klingt so…so merkwürdig. Ich will dich nur schützen!“
„Vor was?“
„Vor allem, nochmal es ist gefährlich. Ich will doch nur das dir nichts passiert!“
„Und warum schleichst du mir dann hinterher?“
„Mach ich doch gar nicht! Ich schleich dir nicht hinter her!“ Doch tust du.
„Was dann, tauchst scheinbar aus dem Nichts aus..“
„..ich bin dir hinterher gelaufen, vielmehr bin nur zum Krankenhaus gegangen und hab dich dann gesehen. Ich kann ja schlecht über Straßenzüge nach dir rufen, oder?“
„So, einfach so, reiner Zufall?“ Luke hörte in ihrer Stimme, dass sie ihm nicht glaubte.
„Ja,… nein ich hab doch gesagt ich war bei dir zu Hause um dich abzuholen, aber du warst schon weg, also bin ich..“
„…einfach mal losgelaufen und da es ja nur eine Straße gibt zum Krankenhaus..“ sagte sie sarkastisch.
„Ich hab doch gesagt ich bin den kürzesten Weg gegangen, ob du den auch gelaufen bist wusste ich ja nicht, aber ich hätte dich vielleicht noch vor dem Krankenhaus erreicht!“ Lügner, sagte er zu sich selbst.
Lilly blieb stehen, drehte sich zu ihm herum: „Ist das dein Ernst!“
„Ja!“ Sie hat mich nicht gefragt ob es die Wahrheit ist, beruhigte er sich selbst.
„Wieso sollte ich dir glauben?“
Luke zuckte mit den Schultern: „Ich weiß nicht. Ich kann nur hoffen das du es tust. Beweisen kann ich es dir nicht!“
Lilly sah in an, irgendetwas in ihrem Blick hatte sich geändert, was es war konnte er nicht sagen.
„Also gut!“ sagte sie resigniert: „Ich weiß nicht wieso, aber ich tus!“ gestand sie. Warum sag ich ihm das, das ist doch verrückt. Du kannst ihm doch jetzt nicht sagen, das du ihm glaubst.
Zu spät, sagte sie zu sich.
Sie sah auf seine Uhr: „Oh, ich muss mich beeilen, bin schon wieder spät dran!“
Noch während des Redens, hatte sie sich herumgedreht und war losgegangen. Luke blieb im ersten Moment stehen, wusste nicht, was er jetzt tun oder sagen sollte.
Sie war schon ein ganzes Stück voraus, als er entschied ihr nachzugehen: „Warte! Erst such ich dich und jetzt wo ich dich gefunden habe, läufst du mir davon!“
Lilly drehte sich während des Laufens herum und sah ihn an: „Heh, was? Wenn man dich hört könnte man denken, wunder wie lange du gesucht hast!“
Wenn du wüsstest, wenn du auch nur erahnen könntest, wie lange ich dich gesucht habe.
Das war gefährlich, dass zu sagen, pass in Zukunft auf, was du zu ihr sagst. Es könnte sonst schwierig werden.
Luke hatte wieder zu ihr aufgeschlossen, ging neben ihr her, schweigend, immer noch irritiert was er zu ihr gesagt hatte, hoffte das sie ihn nicht weiter darauf ansprechen würde.
Immer noch schweigend erreichten sie das Krankenhaus, Luke blieb vor dem Eingang stehen, hielt Lilly, als sie hineingehen wollte sanft am Arm fest, drehte sie zu sich herum und legte ihr beide Hände auf die Oberarme.
Irritiert sah sie ihn an, löste sich aber nicht von ihm. Vorsichtig zog er sie näher zu sich, küsste sie zärtlich auf den Mund und ließ sie in dem Moment los, als sich ihre Lippen trennten.
Immer noch irritiert sah sie ihn an, legte sich ihre Fingerspitzen auf die Lippen.
„Verzeih!“ sagte Luke: „Ich hätte das nicht tun dürfen. Ich habe dir versprochen dich nicht anzufassen, wenn du es nicht willst!“ Seine Stimme bekam einen merkwürdigen Unterton, nicht dieses Schnurren, es klang aufrichtig, es klang als ob es ihm wirklich leid tat. Lilly sah ihn immer noch an, doch Luke ließ den Kopf nach vorne sinken: „Verzeih.“ Flüsterte er wieder.
„Ich wünsche dir eine gute Nacht!“ flüsterte er immer noch, drehte sich herum und wollte gerade von ihr weg gehen, als Lilly ihn ihrerseits am Oberarm festhielt. Luke blieb stehen, als er ihre Berührung spürte, drehte sich zu ihr herum. Dieses Mal war es Lilly die ihn zu sich zog, Luke folgte ihrem unausgesprochenem Wunsch, ließ sich nah zu ihr ziehen. Selbst wenn er sich hätte wehren wollen, war es ihm nicht möglich, ihre Berührung schaffte es, dass er sich fühlte als ob er keine Kraft mehr besaß. Er war sich nicht einmal mehr sicher, ob er sich überhaupt gegen sie hätte wehren können. Jetzt stand er so nahe vor ihr, das er ihren Atem auf seinem Gesicht spürte. Nun war es Lilly, die die letzten Zentimeter, die ihre Lippen trennten, überwand. Obwohl er sie zuvor geküsst hatte schmeckte dieser Kuss anders. Es war, als er ob darin versinken wollte, am liebsten hätte er die Arme um sie gelegt und sie nie wieder losgelassen.
Aber er wusste, dass er das nicht konnte. Luke spürte wie Lilly ihre Lippen von seinen löste, sein Magen, sein Herz zog sich zusammen, obwohl er wusste dass das eigentlich gar nicht passieren dürfte, gar nicht kann. Aber dennoch reagierte er darauf, zögerlich legte er ihr seine Hände an die Taille, hielt sie fest, damit sie sich nicht noch weiter von ihm entfernen konnte.
„Luke, ich muss rein.“ flüsterte sie, da ihre Gesichter nur wenige Zentimeter auseinander waren.
Luke nickt langsam: „Ja ich weiß!“ flüsterte er zurück: „Aber gibt es keine Chance bei dir zu bleiben?“
Sie schüttelte langsam den Kopf: „Ich darf nicht! Luke ich darf nicht einfach jemanden mit ins Krankenhaus bringen. Das ist verboten!“
„Und was ist wenn mich keiner bemerkt, wenn mich keiner sieht!“
„Wie willst du das machen?“ Bist du irre, das kann dich deinen Job kosten, wenn das jemand erfährt, alleine darüber nachzudenken, ist wahnsinnig.
„Ich weiß wie, vertrau mir. Mich wird keiner sehen, weder beim Reingehen, noch wenn ich die ganze Zeit bei dir bin. Ich werde dich nicht von deiner Arbeit ablenken. Du wirst mich gar nicht bemerken!“
„Wenn ich dich nicht bemerke, was macht es für einen Sinn, dass du bei mir bleibst!“ Hör auf ihm noch Aufwind zu geben, er kann nicht mit, er darf nicht bei dir bleiben und außerdem musst du rein, du kommst eh schon zu spät.
„Ich will nur auf dich aufpassen!“
Immer noch flüsterten sie, ihre Gesichter waren immer noch so nahe und zudem hatte Lilly Angst das irgendjemand ihnen zuhörte.
„Hör zu, ich muss rein und du darfst nicht mit. Erstens gibt es hier nichts wovor du mich schützen musst und zweitens verlier ich, wenn dich doch einer sieht, meinen Job!“
„Das wird nicht geschehen, Lilly bitte!“ quengelte er.
Sie ging einen Schritt von ihm zurück, redete jetzt lauter: „Nein Luke! Geh nach Hause! Ich muss arbeiten!“ Damit drehte sie sich von ihm weg, ging durch die Pforte hinein und verschwand aus seinem Blickwinkel.
Warum tust du das, warum drängst du sie in die Ecke. Bring das in Ordnung, jetzt!
Luke lief ihr nach, doch bevor er ganz in der Eingangshalle stand, wurde er von dem Pförtner aufgehalten: „Wo möchten sie hin?“
„Ich..ich muss kurz Lilly nach, ich hab was vergessen!“
„Lilly?“
„Ja, der Schwester die grad rein ist!“
„Ach so! Tut mir leid, es ist keine Besuchszeit mehr, ich kann sie nicht durchlassen.“
„Ich will niemanden besuchen, ich muss kurz zu meiner Freundin!“ So langsam ging ihm der Kerl auf die Nerven,…hatte er Lilly gerade als seine Freundin tituliert, das war keine gute Idee. Er sah den Pförtner wieder an, verlieh seiner Stimme den Unterton, von dem er wusste, das der Pförtner ihm sofort vertrauen würde und sagte wieder zu ihm: „Hören Sie, ich muss nur ganz kurz zu ihr! Ich bin gleich wieder weg, aber ich muss zu ihr, jetzt“
Der Pförtner überlegte kurz, sah ihn dann an: „Ich weiß nicht!“
Super, funktioniert jetzt gar nichts mehr, kann ich jetzt nicht einmal mehr einen einfachen Menschen beeinflussen.
Plötzlich drehte sich der Pförtner um und sagte: „Wo schafft sie denn, dann kann ich da kurz anrufen und fragen, ob sie sie kennt!“
„Was? Wieso denn das, wir standen doch gerade eine ganze Weile vor der Tür, das haben sie doch gesehen!“ Luke wusste nicht ob das stimme, aber manchmal funktioniert so ein Schuss ins Blaue. Als der Pförtner nicht reagierte, sagte Luke: „Im Vierten!“
Der Pförtner drehte sich abermals herum, ging zu seinem Schreibtisch und wählte einen Nummer. Nach einer Weile hörte Luke wie sich jemand meldete.
„Ja, Lilly!“
„Hallo, du sag mal hier ist ein junger Mann, der sagt er sei dein Freund und er habe was vergessen!“
Na toll, ich hätte das nicht sagen dürfen, musste der das sagen, hätte nicht gereicht zu sagen, dass hier einer ist der mit ihr reden wollte, nein er musste ja unbedingt das Wort Freund benutzen.
Was regst du dich auf, du hast sie schließlich als deine Freundin bezeichnet, also, was soll er denken, soll er wissen, dass sie das vielleicht nicht so sieht.
Wieder hörte er Lillys Stimme aus dem Hörer: „Mein Freu..? Ach Luke, mmh, was will er?“
„Er sagt, er oder du hättest was vergessen, ich weiß nicht. Er wolle nur kurz zu dir!“
„Ist er noch da?“
Der Pförtner sah ihn seine Richtung und Luke war froh nicht seinem ersten Impuls gefolgt zu sein und einfach an ihm vorbeizulaufen, er hätte ihn gar nicht realisiert, nicht mal eine Kamera würde ihn wirklich wahrnehmen, er wäre nur ein verschwommener Schatten auf dem Band.
„Ja, er ist noch hier!“
„Gib ihn mir mal kurz!“
Der Pförtner hielt ihm den Hörer hin und Luke nahm ihn: „Mmh!“
„Erstens du hast nichts vergessen und zweitens..“ ihre Stimme wurde zu einem Flüstern: „..nennst du das ohne das dich jemand sieht?“
Auch Luke begann zu flüstern: „Ich wollt nur kurz mit dir reden, du bist so schnell weg. Lilly bitte..!“
Er hörte wie sie tief Luft holte: „Was willst du? Luke ich muss arbeiten!“
„Reden!“
„Ich kann jetzt nicht, hörst du. Morgen, ok? Jetzt nicht!“
„Aber morgen kann ich wahrscheinlich nicht, außerdem schläfst du doch bestimmt!“
Luke merkte wie der Pförtner ihn argwöhnisch beobachtete.
„Hol mich morgen ab!“
„Ich glaub das wäre keine gute Idee, ich wart lieber bei dir an der Wohnung, ok?“
„Ja, von mir aus!“ Sagte sie resigniert: „aber jetzt gehst du, verstanden!“
„Ja, ok, verstanden!“
Darauf gab er dem Pförtner das Telefon zurück.
„Und alles geklärt?“ fragte dieser ihn, immer noch mit diesem Argwohn im Blick.
„Ja, soweit schon!“ gab Luke zurück, drehte sich herum und verließ das Gebäude. Er ging so, dass er sicher war, das der Pförtner sah, wie er das Gelände verließ. Nicht ahnend, dass Luke außen herum lief und wieder auf die Tanne vor dem Dienstzimmer sprang um Lilly zu beobachten.

Und so verbrachte er die gesamte Nacht, er stand wieder auf einem der dickeren Äste, an den Stamm gelehnt und sah ihr zu. Dasselbe tuend was sie letzte Nacht auch getan hatte: putzen, aufräumen und die zeitlich geregelten Durchgänge.
Luke merkte erst wie schnell die Zeit vergangen war, als er neue Stimmen hörte, der Frühdienst war gekommen.
Schnell sah er sich um, irgendetwas sagte ihm, dass es heute kein guter Tag sei um bei ihr zu sein. Keine Wolke war am Himmel, die die Sonnenstrahlen abhalten würde. Er war sich sicher, das er heute weitaus mehr abkriegen würde wie gestern. Gab es eine Möglichkeit den ganzen Tag bei ihr zu bleiben, ihre Vorhänge wären ein guter Schutz, das wusste er, aber würde sie ihn bei sich lassen. Je nachdem was du diesmal anstellst, ermahnte er sich.
Er merkte wie die Sonne aufging, sprang leise und flink den Baum herab und entschied in dem Hausflur im Schatten zu warten, bis sie ankam.
Er rannte zu ihr nach Hause, wartete bis jemand die Haustür öffnete und schlüpfte unbemerkt hinein, ging die Treppen nach oben und blieb vor ihrer Wohnungstür stehen. Jetzt musste er nur warten, bis sie nach Hause kam, hoffte das sie schneller war, wie die aufgehende Sonne.

Lilly verließ, nachdem sie noch etwas mit ihren Kollegen gesprochen und sich umgezogen hatte, das Krankenhaus. Als sie die Pforte passierte, sah sie sich kurz um.
Keine Spur von ihm, dachte sie, er ist also gegangen. Klar, glaubst du er hat die gesamte Nacht hier gewartet.
Sie sollte eigentlich froh darüber sein, aber dennoch beschlich sie ein merkwürdiges Gefühl. Sorge, vielleicht war sie zu grob zu ihm gewesen. Enttäuschung, eigentlich hatte sie schon fast damit gerechnet das er sie abholen würde. Furcht, ja ein bisschen, gab sie sich gegenüber zu, was würde er tun, wie würde er auf ihre Abfuhr von gestern reagieren. Und eigentlich war sie zu müde um mit ihm zu diskutieren. Vielleicht bekam sie hin, dass er ihr das von gestern nicht übel nahm.
Lilly merkte wie sie auf ihrem Nachhauseweg trödelte. Wartete er wirklich auf mich vor der Wohnung oder vielleicht hatte er es sich anders überlegt.
Als sie zu Hause ankam, schloss sie die Haustür auf und ging langsam die Treppen nach oben.
Luke saß auf der obersten Stufe vor ihrer Wohnung, sah sie an, als sie die letzte Treppe nach oben kam.

Er hatte sich schon Sorgen gemacht, weil sie so lange gebraucht hatte. Kurz davor, und nur von der aufgehenden Sonne abgehalten, war er in Versuchung ihr entgegen zu laufen. Vielleicht war ihr ja was passiert, er hätte ihr folgen sollen, nach ihr gehen, nicht vorher. Niemals hätte er sich es verziehen, wenn ihr etwas geschehen wäre. Daher war er sehr froh, als er ihren Geruch wahrgenommen hatte, schon kurz bevor sie die Haustür aufgeschlossen hatte.

Lilly ging an ihm vorbei, schloss die Wohnungstür auf: „Sitzt du schon lange hier?“ fragte sie ihn als sie die Wohnung betrat.
„Es geht, nein… eigentlich nicht!“ Das stimmte soweit, lange war sehr relativ.
Luke bemerkte das Lilly die Wohnungstür ganz offen gelassen hatte, stand auf, folgte ihr langsam und schloss die Wohnungstür ab. Er wusste nicht in wie weit sie ihre Vorhänge zu hatte und war erleichtert als er bemerkte, dass die im Wohnzimmer zugezogen waren. Sie waren nicht so dick wie die im Schlafzimmer, da aber die Sonne erst ab Mittag in ihr Wohnzimmer schien, störte ihn das weniger. Aber sie hatte die Vorhänge im Schlafzimmer noch offen und Luke merkte, wie die aufgehende Sonne das Schlafzimmer flutete, sein Instinkt schaltete sich sofort ein und er blieb wie angewurzelt stehen, fast zwei Meter von ihrer Schlafzimmertür entfernt.
Lilly war bereits im Schlafzimmer, merkte das er ihr nicht weiter folgte, drehte sich zu ihm herum und sah ihn an: „Was ist? Auf einmal schüchtern?“
„Was? Nein, nicht unbedingt, aber ich wollte nicht…also ich dachte du willst dich.. naja… umziehen.“ Er konnte ihr ja wohl kaum sagen, dass er erst in ihr Schlafzimmer konnte, wenn sie die Vorhänge zugezogen hatte.
Lilly gähnte, rieb sich mit den Händen im Gesicht und streckte sich. Danach ging sie zum Fenster, sah kurz hinaus und zog dann die Vorhänge zu. Luke sah erst jetzt, das die Vorhänge an der gesamten Länge des Fensters, nein über die gesamte Länge der Vorhänge, rechts und links jeweils an der Wand befestigt waren, wie konnte er nicht erkennen, aber sie lösten sich nicht von der Wand, obwohl Lilly fest an ihnen gezogen hatte. Jetzt hörte er ein merkwürdiges Ratschen. Er sah wie Lilly die Vorhänge in der Mitte mit einem Reißverschluss zuzog. Jetzt drehte sie sich zu ihm herum, deutete sein Gesichtsausdruck besser wie ihm lieb war: „Ich weiß, etwas krass, aber ich hab nach dem Nachtdienst Probleme mit dem Einschlafen und da stört mich jeder Lichtschein. Deswegen hab ich sie seitlich festgeklebt und in der Mitte nen Reißverschluss, damit nirgends Sonne reinkommt.“ Während sie redete, schaltete sie ihre kleine Nachtischlampe ein, ging um das Bett herum ins Bad: „Komm gleich wieder!“ sagte sie als sie die Tür hinter sich zuzog. Luke hörte Wasser laufen, hörte wie sie sich umzog und verfluchte sich in gewisser Weise, dass er nicht einfach noch ein bisschen gewartet hatte, bevor er ihr diese Erklärung gegeben hatte. Vielleicht hätte sie sich nicht im Bad umgezogen, sondern bei ihm. Allein die Vorstellung daran, ließ sein Herz unkontrolliert schneller schlagen. Was ist los mit mir, hab ich so wenig Kontrolle über mich. Wird das zu gefährlich für sie. Bevor er diese Gedanken zu Ende bringen konnte, kam sie wieder nur mit einem T-Shirt bekleidet aus dem Bad. Luke konnte nicht anders, als sie anzustarren. Er folgte jeder ihrer Bewegung, spürte wie das Verlangen ihr nahe zu sein größer wurde.
Lilly merkte es, aber dieses Mal war es ihr nicht unangenehm von ihm so angeschaut zu werden, im Gegenteil. Es gefiel ihr eigenartiger weise sogar, wieso wusste sie nicht, noch nie war es ihr so ergangen, niemals zuvor hatte sie sich jemandem so nahe gefühlt. Eigentlich müsste es dir peinlich sein, sagte sie zu sich selbst, es müsste dir etwas ausmachen. Aber es gefällt mir.
Sie genoss Lukes Blicke, auch wenn sie sich sicher war, dass es falsch war, dennoch konnte sie nicht anders.
„Bleibst du bei mir?“ hörte sie sich fragen.
Luke sah sie immer noch an, sah wie sie sich aufs Bett setzte, ihre nackten Beine auf die Bettkante stellte und musste sich zwingen zu atmen um ihr zu antworten: „Wenn….wenn du willst…bleib…bleib ich gern bei dir!“ brachte er stotternd hervor.
Lilly sah ihn abschätzend an: „Aber nicht so!“ Dabei zeigt sie auf ihn. Luke sah irritiert an sich herab, was meint sie mit, nicht so.
Sein Blick hatte wohl mehr verraten wie er dachte, denn Lilly sagte, als sie sich hinlegte und sich zugedeckt hatte: „Nicht in voller Klamotur!“
Luke konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Ach das meinte sie. Er kam näher ans Bett, begann sich auszuziehen. Diesmal lag Lilly auf dem Rücken, sah ihm zu, ihre Blicke lösten in ihm ein merkwürdiges, fremdes Erschaudern aus, dass ihm allerdings nicht unangenehm war. Im Gegenteil, er genoss es.
Als er wieder bis auf die Unterhose ausgezogen war, ging er langsam zum Bett, setzte sich auf die Kante: „Nicht böse wegen gestern Abend?“ fragte er. Warum frägst du das, was ist wenn es ihr jetzt einfällt, dass sie es eigentlich sein müsste. Könntest du vielleicht endlich wieder anfangen zu denken, bevor du redest.

Luke wagte es nicht sie anzusehen, er merkte nur wie sie sich bewegte. Auf einmal spürte er ihre Hände an seinem Rücken, er fühlte wie sie ihm zärtlich über den Rücken, die Schultern strich, dann ihre Arme sanft um seinen Brustkorb legte. Er fühlte ihre Atemzüge in seinem Genick, merkte die Wärme ihre Körpers, der nahe an seinem war.
„Nein! Und du?“
„Wieso sollte ich böse sein?“ fragte er mit rauer Stimme.
„Weil ich dich so abgewiesen hab!“ Er drehte sich in ihrer Umarmung, sah ihr in die Augen, strich ihr sanft über die Wange: „Ich muss mich entschuldigen, dich so in die Enge getrieben zu haben. Das war nicht richtig von mir!“
„Das heißt wir sind quitt?“
„Wieso quitt?“
„Naja, du sagst du musst dich entschuldigen und ich muss mich bei dir entschuldigen!“
„Ja!“ sagte er, immer noch ihre Wange streichelnd: „Wenn du das so siehst, sind wir quitt!“
„Gut!“ sagte Lilly, löste ihre Umarmung und ließ sich zurück fallen. Sie deckte sich zu, lag wieder auf dem Rücken und sah Luke an, der sie seinerseits ansah.
„Was ist, willst du die ganze Zeit da sitzen?“
Luke sah sie immer noch an, wusste nicht so recht, wie er reagieren sollte. Lilly streckte ihm die Hand hin und als er sie ergriffen hatte, zog sie vorsichtig näher zu sich. Luke ließ sich das nur zu gerne gefallen. So konnte er ihr nahe sein, aber weil sie es wollte. Er ließ sich vorsichtig neben Lilly aufs Bett sinken, drehte sich auf die Seite, so dass er sie anschauen konnte und Lilly drängte sich näher an ihn. Nach einer Weile, hob sie die Bettdecke an, deckte ihn ein Stück zu und Luke nahm diese Einladung gerne an. Zögerlich rutschte er näher zu ihr, legte seinen Arm um ihre Taille und zog sie fest an sich. Lilly drehte sich in seiner Umarmung, drückte wieder ihr Gesicht an seine Brust, legte einen Oberschenkel über seine und kuschelte sich eng an ihn. Luke verstärkte seine Umarmung, hielt sie fest bei sich und sah ihr zu wie sie langsam einschlief.
Als sie eingeschlafen war, schaltete er das Nachtischlicht aus, er brauchte kein Licht um sie anzusehen, ihr beim Schlafen zu zusehen. Er bleib einfach neben ihr liegen und genoss es.
Keine Diskussion, wegen dem was war, stellte er fest. Erleichtert darüber, drückte er sich näher zu ihr, hörte ihrem Herzschlag, ihren Atemzügen zu und inhalierte ihren Geruch.
Niemals mehr würde er sie gehen lassen, niemals würde er zulassen, dass ihr was geschieht, vorher würde er sterben.

Lilly wusste nicht wie spät es war, als sie wach wurde, sie merkte nur Lukes Wärme an ihrem Rücken, seinen Arm der über ihrer Taille lag. Langsam richtete sie sich auf, griff nach ihrem Wecker, schaltete die integrierte Beleuchtung ein und sah das es erst halb vier war.
Sie drehte sich in Lukes Umarmung, froh darüber ihn so nahe zu haben und legte ihr Gesicht nah an seines. Zu ihrer Überraschung merkte sie nichts, schon fast schockiert richtete sie sich auf, dabei rutschte Lukes Arm von ihr.
Lilly rückte wieder näher an sein Gesicht, plötzlich schlug Luke die Augen auf, sah sie an. Es kam zwar nur trübes Licht durch die Vorhänge, aber es reichte um das was ihr nahe war zu erkennen.
„Sag mal, jetzt hab ich grad gedacht du atmest gar nicht!“
Luke lächelte sie an: „Natürlich atme ich!“
„Aber ich hab jetzt nichts gemerkt! Da atmest du aber flach, das ist ja schon fast beängstigend!“
„Wenn man schläft, atmet man normaler weise auch flach!“ stellte er fest, drehte sich etwas auf den Rücken und räkelte sich.
Luke hatte Menschen beobachtet, wie sie sich bewegten, wie sie sprachen, wenn sie müde waren oder gerade aufgewacht waren, wie sie sich verhielten, kein Mensch konnte lange regungslos verharren, er hatte sich das alles wieder angewöhnt. Er brauchte das alles nicht mehr, aber Menschen irritierte es, wenn man sich anders verhielt. Früher hatte er sich genauso verhalten, aber es war ihm nicht bewusst gewesen, jetzt musste er sich daran erinnern, um so zu wirken wie sie. Und das war nicht einfach, es war genauso merkwürdig wie zu atmen oder das Herz schlagen zu lassen.

Er schaute zu ihr herüber, griff nach ihrem Arm und zog sie zärtlich näher. Lilly ließ es geschehen, ließ sich von ihm zu sich ziehen, so nahe bis sie auf seinem Brustkorb lag. Sie hörte seinen regelmäßigen Herzschlag, beruhigend, monoton. Der Schlaf übermannte sie erneut, sie schloss die Augen und schlief erneut ein.

Als sie wieder erwachte, merkte sie wie Luke sanft ihre Rücken streichelte, ein Schaudern durchlief sie.
„Soll ich aufhören?“ hörte sie ihn fragen, seine Stimme hatte wieder diesen schnurrenden Unterton.
Sie schüttelte langsam den Kopf, rieb dabei ihr Gesicht auf seinem Brustkorb.
Luke legte beide Arme um ihren Körper, zog sie ganz auf sich und soweit nach oben, dass er ihr sanft einen Kuss auf die Haare geben konnte. Lilly konnte dem nicht widerstehen, sie rieb ihr Gesicht an seinem, schob sich weiter nach oben, bis sie ihm ihre Lippen auf seine drücken konnte. Lukes Arme schlossen sich fester um sie, erwiderte ihren Kuss und intensivierte ihn.
Lilly schob ihm sanft ihre Finger in seine Haare, begann sie ihm zu zerzausen. Ohne Vorwarnung, drehte sich Luke mit ihr, jetzt lag er auf ihr, stützte sich mit den Armen seitlich ihres Kopfes ab. Lilly bemerkte mit einer Mischung aus Entsetzten und Freude, dass Lukes Beine zwischen ihren lagen, immer noch küssten sie sich, immer gieriger wurde dieser Kuss. Sie schlang ihm ihre Beine um die Hüften, zog ihn näher zu sich, ihre Hände streichelten sein Genick, fuhren über seinen Rücken und zupften ihm am Bund der schwarzen Unterhose. Luke streichelte ihre Seiten, ihre Taille, fuhr mit seinen Händen unter ihr T-Shirt, schob es höher. Seine Hände machten sie wahnsinnig, sie verlor immer mehr die Kontrolle über sich. Sie fühlte wie Luke seine Lippen von ihren löste, langsam, zärtlich ihre Kehle küsste, weiter zu ihrem Hals wanderte.

Luke fühlte ihr Blut unter seinen Lippen pulsieren, er roch es, er schmeckte es schon fast.
Nur noch ein kleines bisschen trennt dich davon, dachte er, nur noch ihre Haut trennt dich von diesem süßen Blut. Du bist fast am Ziel, sie will es, sie gibt es dir freiwillig.
Luke fühlte wie das Verlangen, die Gier immer größer wurde, verhinderte das er denken konnte. Er fühlte ihre Hände die ihn streichelten, ihren Körper, der ihn umschloss. So nah, so wenig Abstand, nur noch….. Nein, fuhr er sich selbst an, nein, das ist es nicht was sie will, hör auf.

Lilly merkte wie sich sein Körper anspannte und plötzlich, als ob er sich verbrannt hätte, wich er zurück. Er saß fast am Fußende ihres Bettes, sah sie schockiert an. Lilly setzte sich auf, merkte das ihr T-Shirt bis zu ihren Schultern hochgeschoben war. Als sie wieder nach Luke sah, stand dieser an der Schlafzimmertür, hatte ihr den Rücken zugedreht, hatte seinen Hände und seine Stirn an die Tür gelehnt.
Ihr Herz raste immer noch, sie sah ihn an. Die schwarze Retropanty, die er trug saß eng genug, das sie nicht nur seinen Rückenmuskulatur begutachten konnte. Sie fühlte wie sich ihr Unterleib zusammen zog. Warum war er so schnell weg von ihr, sie dachte er wollte es.
„Was ist los?“ fragte sie mit rauer, heiserer Stimme.
Luke schüttelte nur den Kopf.

Was hab ich mir dabei gedacht, das war zu viel, so viel Kontrolle hab ich noch nicht und ihr gegenüber schon gar nicht.
Er ließ seinen Herzschlag stoppen, dadurch brach sein Kreislauf zusammen, der Blutdruck fiel sofort, landete auf Null. Dadurch konnte er wieder klar denken, seine körperliche Reaktion war weg.
Er drehte sich herum, sah sie an. Lilly saß immer noch da, das T-Shirt war bereits nach unten gerutscht, aber er hörte ihren jagenden Herzschlag, der ihn lockte. Ihr Gesicht verriet ihre Verwirrung.
„Es tut mir leid. Verzeiht mir. Es wäre besser wenn ich jetzt gehe!“
Luke legte seine Hand auf die Türklinke, merkte wie warm das Holz war, die Sonne hatte das Wohnzimmer geflutet, er wusste das er nicht ohne Schaden aus ihrer Wohnung kam.
Bevor er die Tür aufmachen konnte, rief sie ihn beim Namen: „Luke! Warte….warte geh nicht. Es tut mir leid ich wollte nicht...“ Doch sie wollte, sie wollte es so sehr. Sie hatte noch nie mit einem Mann geschlafen, hatte nie das Verlangen danach, aber bei ihm. Oh Gott, sie wollte es so sehr. Alles, ihr Verstand, ihre Körper wollte es. Sie wollte ihn, mehr als alles andere.

Luke fühlte ihr Verlangen, er roch ihre Erregung und das machte ihn wahnsinnig. Sein Verstand setzte aus, immer öfter in ihrer Nähe.
„Ich weiß nicht! Ich weiß nicht ob es einen gute Idee ist zu bleiben. Es geht zu weit, so weit will ich es nicht gehen lassen!“
„Luke bitte bleib.“
Sie stand auf, ging auf ihn zu, streckte ihm ihre Hand entgegen: „Bitte bleib!“
Luke wusste, was geschehen würde, wenn er jetzt aus diesem Zimmer gehen würde. Er würde nicht weit kommen, die Sonne würde ihn vernichten.
Zögerlich ergriff er ihre Hand, merkte wie sich ihre Hand um seine schloss. Sie zog ihn zurück zum Bett, Luke setzte sich auf die Bettkante, Lilly blieb vor ihr stehen. Vorsichtig drückte er sein Gesicht an ihren Bauch, er merkte ihre Wärme, er roch ihre Gier, die ihm die Sinne vernebelte. Zärtlich strich sie ihm durch die Haare, Luke schloss die Augen, sog ihren Duft auf. Er griff nach ihr, legte ihr die Arme um die Taille um sie bei sich zu halten. Niemals würde er sie loslassen, ihr Geruch umfing ihn, ließ ihn nicht mehr denken, nur sein Körper reagierte auf sie. Er wollte sie so sehr und ihr Körper zeigte ihm das sie es genauso wollte.

Plötzlich ließ sie von ihm ab, entzog sich ihm sanft aber bestimmt. Obwohl er sich entschlossen hatte sie nicht mehr loszulassen, ließ er sie gehen. Nichts würde er gegen ihren Willen tun, sie auch nicht festhalten.
Lilly fuhr ihm nochmals durch die Haare und tapste ins Bad.
Luke ließ sich rücklings aufs Bett fallen. Oh man, was ist los mit mir. So kenn ich mich nicht, so intensiv hab ich noch nie reagiert, nicht so unkontrolliert. Ok, vor Jahrzehnten, als ich noch einer der Jungen war, da hatte ich einfach noch keine Kontrolle, aber seitdem ich sie habe…
Ein hohes Piepsen holte ihn aus seinen Gedanken, er überstreckte den Hals und sah wie das Licht des Weckers zeitgleich mit dem Piepsen an und ausging. Er hatte wohl länger da gelegen, wie er gadacht hatt, es war fast Zwanzig Uhr, die Sonne war bereits am untergehen.
Luke stand auf, ging Richtung Bad, öffnete die Tür: „Lilly, dein Wecker pie..“ Weiter kam er nicht, er blieb wie angewurzelt stehen, sein Mund blieb offen.

Lilly stand nackt im Bad, sah ihn entsetzt an, sie hatte nicht damit gerechnet, dass er hineinkam. Er hatte auch nicht angeklopft.
Luke konnte nicht verhindern, dass er sie anstarrte.
Ihre Augen, die immer noch fast schwarz von der geweiteten Pupille waren, ihre blutroten Lippen, ihre schlanken Hals, der in ihre schmalen Schultern überging. Sein Blick wanderte weiter über ihren Körper, ihre schönen Brüste, ihre schlanke Taille, welche in einem schönen Schwung in ihre Hüfte überging. Ihre langen Beine, ihre dunkelgelockte Scham.
Luke schluckte schwer, er atmete nicht, sein Herz schlug nicht und er hatte das Gefühl allein durch diesen Anblick sterben zu müssen.

Lilly sah nicht nur wie er sie ansah, sie fühlte förmlich seine Blicke, die sie wie Finger abtasteten. Stören tat es sie nicht, aber trotzdem konnte sie ein gewisses Schamgefühl nicht verhindern.

Immer noch starrte er sie an, er wusste nicht was er zuerst anschauen sollte, wohin sein Blick als nächstes wandern sollte. Luke sah wie Lilly ihren einen Arm über ihre Brüste legte und ihre andere Hand auf ihre Scham. Wie die Venus von… ihm fiel nicht mehr ein, wer dieses Bild gemalt hatte. Aber es hatte so eine Anziehungskraft sie so zu sehen, er fühlte wie er sich zurück halten musste um nicht zu ihr zu gehen.
Warum, fragte eine Stimme in seinem Kopf. Geh zu ihr, du willst es, sie will es. Hol dir was du willst, hol dir was dir gehört, nimm sie. Sie kann sich dir nicht erwehren, sie ist nur ein Mensch. Nimm dir was dir gehört, was zu dir gehört. Sie wird sich dir ergeben, wird sich dir fügen. Nimm sie endlich, bevor es ein anderer tut. Sie ist noch Jungfrau, du würdest jeden anderen Mann riechen, wenn er sich ihr genähert hätte, lass deinem Verlangen endlich lauf, sie ist dein, du musst sie dir nur nehmen und dann wird jeder wissen das sie dir gehört, keiner wird mehr ein Anrecht auf sie anheben.
Nein! Harschte er die Stimme in seinem Kopf an, sie ist noch Jungfrau und so will ich ihr das nicht nehmen. Sie ist ein Mensch, ich würde sie verletzten, vielleicht sogar töten, das kann ich nicht zulassen. Niemals werde ich diesem Verlangen nachgeben, niemals.

Keiner von beiden hatte sich bis jetzt bewegt, Lilly stand immer noch vor ihm, Luke starrte sie immer noch an. Lilly sah ihm in die Augen, das Blau war fast nicht mehr zu sehen, seine Pupille waren geweitet, vor Erregung, das wusste sie, obwohl der Rest seines Körpers davon nichts preisgab. Aber was sie hörte war ein lautes ..ja was eigentlich, es klang wie das Schnurren einer Katze. Bei jedem seiner Atemzüge schien es von Luke auszugehen, es erfüllte ihren Körper wie ein Vibrieren, es verstärkte ihre Erregung noch. Lilly merkte wie sich seine Starre löste, er kam langsam auf sie zu. Die Art wie er sich bewegt versetzte sie in Erstaunen, er bewegte sich elegant, anmutig, fast wie eine… Katze, dachte sie, wie eine große Raubkatze die auf ihre Beute zuschlich. Zuerst verspürte sie Angst, warum wusste sie nicht, aber ihre Faszination darüber, wie er sich so bewegen konnte, stellte ihre Angst in den Hintergrund. Er stand fast vor ihr, das Schnurren jagte Stromstöße durch ihren Körper, sie merkte wie ihr Herz wieder zu jagen anfing, wie sich ihr Blut in ihrem Unterleib sammelte und dieser sich schon fast schmerzhaft zusammen zog.

Luke hörte ihren jagenden Puls, roch ihr Verlangen und spürte wie sein Körper ohne sein Zutun reagierte. Seine Atmung wurde schneller, sein Herzschlag setzte ein, trieb seinen Blutdruck in die Höhe, er merkte wie sein Blut durch seine Adern jagte und sich schmerzhaft und heiß in seinem Unterleib sammelte.
Erst als er direkt vor ihr stand, ihren Körper an seinem fühlte, schien sein Verstand für kurze Zeit wieder zu arbeiten.
Zu nah, zu weit, Luke das wird gefährlich, für sie ist es zu gefährlich. Sie ist ein Mensch, keiner von deinen. Wo bleibt deine Kontrolle, wo ist das, niemals werde ich diesem Verlangen nachgeben.
Aber es ist so schwer und im Moment wäre es so leicht zu bekommen, was ich will, was sie will. Ich merke es doch, ich rieche es, ich sehe wohin ihr Blut fließt.
Du würdest sie töten, vernichten. Willst du das, willst du sie verlieren, nachdem du sie so lange gesucht hast. Willst du sie durch deine eigene Hand verlieren.
Nein!

Lilly merkte wie das Schnurren verschwand, Luke stand direkt vor ihr, sah ihr in die Augen: „Ich kann nicht!“
Das verwirrte sie jetzt endgültig: „Warum? Was ist los? Was gefällt dir nicht an….“
Er küsste sie innig, leidenschaftlich: „Es wäre falsch, zu früh. Es wäre nicht gut. Verstehst du?“
„Aber warum?“ es klang flehender wie sie es sich bewusst war.
„Bitte, lass uns warten. Noch nicht, nicht so. Ich will dich nicht…!“ Wieder küsste er sie, er kam nicht los von ihr. Zu reizvoll war ihre Nähe, das was er fühlte. Luke sah zur Duschkabine. Ein Teil der gläsernen Wand, war aus Milchglas, gerade auf der Höhe und mit der Breite, das sie alles nötige verdeckte.
Eine andere Möglichkeit hab ich nicht um da rauszukommen, entschied er. Zu verlockend war ihr unausgesprochenes Angebot.

Luke ging einen Schritt von ihr weg, stieg unter die Dusche, wohlwissend das er noch angezogen war, aber das Risiko sich ganz auszuziehen war zu groß. Dann drehte das kalte Wasser auf. Wie tausend Nadeln, die sich ihm in die Haut bohrten, stach der kalte Wasserstrahl, aber es half. Sein Körper geriet wieder unter Kontrolle.

Lilly sah ihm ungläubig zu, was zum Teufel…
Sie ging zur Dusche, öffnete die Glastür und sah Luke immer noch fassungslos an. Dieser drehte sein Gesicht zu ihr, das Wasser lief immer noch an ihm herab. Lief über sein Gesicht, Lilly sah das seine Augen wieder blau waren. Sie musste grinsen, das scheint wohl zu funktionieren, dachte sie. Sie merkte wie ihre Erregung auch abflaute und war plötzlich geradezu erleichtert, dass Luke diesen Weg beschritten hatte. Sie hatte die Kontrolle über sich verloren, etwas was sie nicht von sich kannte und war ihm dankbar, das er es nicht ausgenutzt hatte.
„Hey, da wollt ich eigentlich rein!“ sagte sie zu ihm: „Mach mal Platz!“
Zögerlich trat er unter dem Wasserstrahl zurück und machte ihr Platz, sie trat schnell zu ihm unter die Dusche, ließ die Tür hinter sich zufallen und stöhnte kurz auf, als sie der kalte Wasserstrahl traf: „Oh Gott, ist das Kalt!“ Schnell griff sie nach dem Wasserhahn und regelte die Temperatur auf eine ihr angenehme Temperatur, bevor sie sich wieder unter den Strahl stellte. Lilly drehte sich zu Luke herum, der immer noch wie angewurzelt dastand. Sie zeigt auf ihn, genauer gesagt auf seine Unterhose.
„Zieht man sich nicht vorher ganz aus!“ fragte sie ihn amüsiert.
Luke sah ebenfalls nach unten, zuckte mit den Schultern: „Keine Zeit!“
Jetzt fing Lilly laut an zu lachen, legte den Kopf zurück und ließ sich das Wasser über die Haare laufen. Als sie den Kopf wieder nach vorne wandte, waren ihre Haare ganz nass: „Aber jetzt hast du doch Zeit, oder nicht?“
Luke lächelte sie an: „Ich weiß nicht, ob das so ne gute Idee ist!“
„Warum?“ fragte sie immer noch kichernd: „So weit weg ist das kalte Wasser ja nicht!“
Luke zog sich die Unterhose aus, wrang sie aus und sah Lilly an, die sich inzwischen die Haare einshampooniert hatte: „Und jetzt?“
Mit einem breiten Grienen, nahm sie ihm die Unterhose aus der Hand und warf sie über ihn, über die Duschkabine in die angrenzende Badewanne. Dort landete sie mit einem lauten Klatschen.
Lilly zog eine Augenbraue nach oben, drehte sich herum um sich das Shampoo aus den Haaren zu waschen. Dadurch das ihre Haare nass waren, reichten sie ihr bis über die Hüften, Luke konnte seinen Blick nicht abwenden, sah wie die nassen Haare an ihrem Rücken klebten und unterlag der Versuchung ihr darüber zu fahren. Kurz zuckte sie zusammen, sah über ihre Schulter und lächelte ihn an: „Wehe!“ warnte sie ihn amüsiert während sie sich einseifte.
Aber das hielt ihn nicht davon ab nochmals seine Hände über ihre nassen Haare und ihren Rücken gleiten zu lassen. Jetzt trat er einen Schritt näher zu ihr, griff mit seinen Händen an ihre Taille und zog sie näher zu sich. Sie fühlte seinen Körper an ihrem, merkte wie er sein Gesicht in ihrer Halsbeuge vergrub, begann mit seinen Händen das Duschgel auf ihrer Taille, ihrem Bauch zu verteilen.
Eigentlich, sagte ihr Verstand, solltest du das unterbinden. Aber es tat zu gut, seine Hände auf ihrem Körper zu fühlen und außerdem machte er ja nichts Schlimmes.
Sie merkte wie Lukes Hände weiter nach oben fuhren, zog scharf die Luft ein. Bevor sie etwas sagen konnte, merkte sie wie seine Hände seitlich an ihrem Brustkorb nach oben fuhren, ihre Schultern einseiften, ihre Arme, dann ihren Rücken. Aber seine Hände blieben von bestimmten Bereichen fern. Ob sie darüber froh oder enttäuscht sein sollte, wusste sie nicht.
Lukes Hände seiften sie zärtlich ein, schoben sie dann sacht unter den Wasserstrahl und wuschen den Seifenschaum wieder ab. Die ganze Zeit hatten sie kein Wort mehr gesprochen. Erst jetzt flüsterte Luke ihr ins Ohr: „Wenn du noch länger mit mir hier drunter stehenbleibst, kommst du zu spät zur Arbeit. Es ist ja nicht so, dass es mich stört aber…!“

Er hatte Recht, es war bestimmt schon spät, sie hatte komplett die Zeit vergessen. Sie drehte sich herum, sah ihn an, legte ihm die Arme um den Hals, presste sich nah an seinen Körper und küsste ihn sanft.
Dann drehte sie das Wasser ab, wrang ihre Haare aus, stieg dann aus der Kabine und schnappte sich ein Handtuch. Erst überlegte sie, warf Luke das Handtuch zu und nahm sich ein anderes. Luke wickelte es sich nur um die Hüften, stieg seinerseits unter der Dusche hinaus und sah ihr zu, wie sie sich abtrocknete. Eine schwache Erregung lief durch seinen Körper als er sah wie das Handtuch über ihre Körper, über ihre Haut strich. Zu gerne hätte er sie abgetrocknet, aber er wusste das dies nur dazu führen würde, dass sie noch später dran sein würde. Also blieb ihm nichts anderes übrig als ihr zu zusehen.

Lilly wickelte sich das Handtuch wie einen Turban um die Haare, putzte sich schnell noch die Zähne, sie merkte wie Luke sie beobachtete und genoss es. Sie drehte sich anschließend herum, rannte ins Schlafzimmer und sah, während sie ihre Klamotten zusammen suchte das es wirklich schon spät war.
„Oh man!“ hörte er sie fluchen: „ist das spät!“
Luke folgte ihr ins Schlafzimmer, er war bereits trocken. Er sah wie sie sich auf einem Bein hüpfend die Jeanshose anzog und dabei versuchte sich die Haare abzutrocknen. Ein kichernd konnte er sich nicht verkneifen.
„Ja, ja lach du nur!“ sagte sie gespielt schnippisch zu ihm.
„Pass auf, das du nicht hinfällst und dir noch was brichst!“
„Sei bloß ruhig, sowas passiert mir immer nur, wenn mich jemand davor warnt! Also psscht!“
Luke kicherte wieder, suchte seinen Sachen zusammen und zog sich ebenfalls an.
Lilly sah ihn an: „Keine Unterwäsche?“
„Ich glaube die ist noch was nass! Ich bring dich nur kurz zur Arbeit, dann geh ich eh heim.“
„Aha!“ sagte Lilly, stürmte an ihm vorbei ins Bad und kam ohne Handtuch aber mit einen geflochtenem Zopf wieder heraus.
Schnell lief sie an ihm vorbei, kramte im Wohnzimmer was zu Essen in ihre Tasche und schloss, während sie sich die Jacke anzog und in ihre Schuhe schlüpfte, die Wohnungstür auf. Sie sah ihn auffordernd an: „Ja, ich komm ja schon!“ sagte er, während er auf sie zulief. Luke war nicht mal ganz aus der Tür, als sie sie schon zuzog und abschloss. Dann stürmte sie die Treppe hinunter. Luke folgte ihr, holte sie ein, bevor sie die Haustür aufgemacht hatte.
Hoffentlich frägt sie mich nicht, ob ich sie fahren kann, ich hab nämlich kein Auto dabei. Ich muss das Ding hier irgendwo abstellen, wo sie ihn nicht sieht, falls wir doch mal wohin fahren wollen.
Lilly hatte es allerdings viel zu eilig um überhaupt darüber nachzudenken, ob er sie fahren könnte. Sie zog die Haustür zu und ging schnellen Schrittes los, Luke lief neben ihr, hatte keine Mühe mit ihr Schritt zu halten.
Wenn sie wüsste was ich bin, würde ich sie tragen, dann wären wir wesentlich schneller und sie wäre nicht so außer Atem.

Den ganzen Weg bis zum Krankenhaus schwiegen sie, Luke hätte keine Probleme gehabt gleichzeitig zu reden, aber Lilly brauchte ihren Atem, so schnell wie sie ging, sie rannte fast.
Als sie das Krankenhaus erreicht hatten, bleib sie wie angewurzelt vor der Eingangstür stehen, sah ihn an.
„Schon klar, ab hier darf ich nicht mehr mit!“
Lilly schnappte immer noch nach Luft, nickte nur.
„Also gut, dann wünsch ich dir ne gute Nacht.“ Sagte Luke und küsste sie sanft aber schnell auf den Mund.
Man wie kann der das noch, fragte sich Lilly, ich krieg ja so schon kaum Luft. Sie riss sich zusammen, holte tief Luft und sagte: „ Weißt du, wir hätten eigentlich auch dein Auto nehmen können!“
„Stimmt, jetzt wo du es sagst.“
Lilly bekam noch ein Kichern zustande, legte ihm dabei die Hände auf die Schultern und küsste ihn zum Abschied. Länger und intensiver wie er sie geküsst hatte.
Dann drehte sie sich herum und ging ins Gebäude, winkte ihm kurz zum Abschied und verschwand dann aus seinem Sichtfeld.

Luke überlegte, ob er gleich zur Tanne gehen sollte entschied sich aber dagegen. Sie hat das Auto angesprochen, das heißt ich muss es heute Nacht holen und irgendwo in der Nähe ihrer Wohnung abstellen, außerdem brauch ich dringend ein paar Klamotten auch wenn ich die in ner Tasche im Kofferraum lasse, aber ich sollte ein paar dabei haben.
Also lief er zu sich nach Hause, ging in sein Schlafzimmer, zog sich um und packte dann ein paar Sachen in eine große Reisetasche, kontrollierte kurz noch ob alles ok war, warf dann die Tasche in den Kofferraum des BMWs und fuhr zurück zu ihrer Wohnung.
Er parkte den BMW um die Ecke, so dass sie ihn morgen nicht direkt sah und sich wunderte warum er ihr nicht aufgefallen war. Dann lief er zurück zum Krankenhaus bezog wieder Stellung auf der Tanne und sah ihr den Rest der Nacht zu.

Er sah wie Lilly immer noch herumwuselte, plötzlich stehen blieb und langsam aus dem Dienstzimmer ging. Luke hörte ihren Herzschlag, hatte er Angst fragte er sich. Dann hörte er wie sie mit jemandem leise sprach, sah wie ihr ein Arzt folgte, der sie nicht unbedingt freundlich ansprach.
„Wo sind denn…sag könntet ihr diesen Sauladen mal aufräumen!“
Lilly sah ihn an, dann hörte Luke wie sie schnippisch antwortete: „Verzeiht, mein Herr. Ich werde mich bemühen alles zu ihrer Zufriedenheit in Griffweite zu legen, damit der Herr Doktor nicht lesen muss um etwas zu finden!“
Dabei griff sie an ihm vorbei, zog etwas aus dem Apothekerschrank vor dem der Arzt stand und drückte es ihm in die Hand. Der Arzt meckerte noch unverständliches vor sich hin, verließ das Dienstzimmer, zog die Tür hinter sich zu und Luke hörte Lilly leise zischen: „Wenn der sogenannte Gott in Weis lesen könnte, wäre er entschieden im Vorteil!“
Luke musste unwillkürlich über ihre Schnippischkeit lächeln.
Die restlichen Stunden zogen sich dahin, immer wieder verschwand sie kurz um nach den Patienten zu sehen, saß dann am Schreibtisch und sortierte Akten, schrieb und heftete ab.

Luke merkte wie es Zeit war, die Sonne würde bald aufgehen, aber der Himmel war über und über mit dicken, grauen Wolken verhängt. Heute würde sie nicht strahlen, dessen war er sich sicher. Er hörte wie die Frühdienst ankam, sprang von der Tanne und wartete vor dem Eingang auf Lilly. Dieses Mal kam sie früher herunter, sah ihn an und lächelte ihm zu.
Als sie aus der großen Glastür kam, sagte sie zu ihm: „Na, schon wach!“
Luke lächelte zurück: „Wenn man den ganzen Tag verpennt, kann man ja nicht mehr richtig schlafen!“
Lilly stupste ihn sanft in die Flanke: „Ich hab nicht verlangt das du bei mir bleibst!“
„Aber ich wollte! Außerdem ist das nicht die erste Nacht die ich nicht schlafe!“ Oh ja, wenn du wüstest wie lange ich schon nicht mehr richtig geschlafen habe.
Luke reichte ihr den Arm, damit sie sich einhaken konnte und gemeinsam liefen sie los. Weit kamen sie nicht, als es plötzlich wie aus Eimern zu schütten begann.
Sie rannte langsam los, Luke hatte weder Jackett noch etwas anders dabei um sie wenigstens etwas abzuschirmen.
„Hättest du nicht mit dem Auto herkommen können?“
„Hey, das hat nicht so ausgesehen, als ob es so dermaßen schüttet!“
Lilly kicherte während des Rennens: „Eigentlich wollt ich mich jetzt nicht duschen!“
Noch bevor das Haus in Sichtweite kam, waren sie bereits komplett durchnässt. Daher entschieden sie langsamer zu laufen, sie waren ja eh schon tropfnass.
Als sie vor der Haustür standen, sah Lilly ihn an: „Hast du jetzt Klamotten dabei oder willst du so nass bei mir rumrennen?“
Luke lächelte sie an: „Im Kofferraum!“
„Also? Auf was wartest du oder willst du nachher noch mal nass werden. Ich glaube nämlich, dass hört nicht so schnell auf!“
Lilly steckte gerade den Schlüssel ins Schloss als Luke sich herumdrehte und um die nächste Ecke verschwand.
Deswegen hab ich das gestern nicht gesehen, dachte sie, wenn es um die Ecke geparkt ist.
Sie schloss auf, hatte gerade einen Fuß im Hausflur, als sie Luke hinter sich bemerkte. Er hatte einen schwarze Reisetasche in der Hand und sah sie an: „Was?“
Lilly schüttelte den Kopf, lächelte: „Nichts! Komm!“
Die Tür fiel mit einem leisen Patsch ins Schloss als Lilly sie losließ. Zusammen gingen sie nach oben, Lilly schloss ihre Wohnungstür auf und ließ ihn zuerst herein, dann schloss sie hinter sich zu. Eine Angewohnheit, die sie nicht abstellen konnte. Immer schloss sie zu, auch wenn sie in der Wohnung war, ließ sogar den Schlüssel stecken.
Luke stand in ihrem Wohnzimmer, erst jetzt hatte sie Zeit ihn anzusehen. Die blonden Haare waren durch den Regen dunkler, das weiße Hemd war fast durchsichtig und klebte an seinem Oberkörper, die Jeanshose war ebenfalls dunkler und bestimmt wesentlich schwere. Zumindest war es ihre. Luke ging ohne zu zögern in ihr Schlafzimmer, sie folgte ihm, sah wie er die Tasche gleich rechts neben die Tür stellte, sich herumdrehte und sie ansah.
„Kalt?“ fragte er.
Lilly merkte wie sie zitterte: „Ehrlich gesagt ja!“
„Warmes Wasser soll da helfen, auch wenn du nicht duschen wolltest!“
„Ist dir nicht kalt?“ Sie klang erstaunt und noch etwas anderes schwang in ihrer Stimme mit.

Die unausgesprochene Frage, ob ich mit unter die Dusche will, dachte er. Dessen war er sich sicher.
„Ein bisschen.“ log er.
Luke sah wie Lilly an ihm vorbei ging, sich das nasse T-Shirt im Gehen auszog und es im Badezimmer auf den Badewannenrand legte. Die Tür hatte sie offen gelassen, sodass er sie beobachten konnte. Er sah wie sie die Jeans auszog und ebenfalls dorthin legte. Sein Herz begann wieder schneller zu schlagen, als er sie nur in ihrer Unterwäsche bekleidet im Bad stehen sah. Zögerlich folgte er ihr, obwohl sein Körper sie wesentlich schneller bei sich haben wollte. Mittlerweile war sie ganz ausgezogen, stand bereits unter der Dusche. Luke stand davor, das Milchglas verdeckte gerade den Blick von ihren Achseln bis zu ihren Oberschenkeln, aber er brauchte das alles nicht zusehen. Sein Verstand ersetzte das was er nicht deutlich sah in seinem Gehirn, er hatte sie nackt gesehen und dadurch keinerlei Probleme die verschwommenen Umrisse klar zu sehen.
Sie drehte sich unter dem Wasserstrahl herum, sah ihn durch das klare Glas an und zog die Augenbrauen nach oben.
„Was ist?“ fragte sie gedämpft durch Glas und Wasserrauschen: „Kommst du oder willst du stehen bleiben!“
Erst als sie es ausgesprochen hatte, merkte sie wie zweideutig das klang, aber Luke schien es nicht bemerkt zu haben. Lilly sah wie er sich langsam auszog, seine nassen Sachen ebenfalls auf den Wannenrand legte und vorsichtig die Glastür öffnete.
Sie trat unter dem Wasserstrahl heraus, ließ ihm genug Platz damit er zu ihr kommen konnte. Luke hatte die Tür nicht ganz geschlossen, als sich ihre Körper berührten. Sofort wurde ihr warm, merkte wie ihr Herz einen Satz machte um schneller weiter zuschlagen. Luke sah sie an, ein Teil des Blaus seiner Augen war bereits schwarz. Zärtlich packte er sie an der Taille, drückte sie an die Wand. Lilly schnappte nach Luft als ihr Rücken die kalten Fliesen berührte. Sofort ließ Luke locker. „Zu arg?“ fragte er.
Sie schüttelte den Kopf: „Fliesen kalt!“ zu mehr kam sie nicht, bevor Luke sie wieder intensiv küsste. Er hatte sein Arme um ihre Rücken gelegt, hatte seine Hände auf ihren Schulterblättern, damit sie nicht an den Fliesen, sondern an ihn lehnte.
Sein Kuss wurde gieriger, sie erwiderte ihn, zog einen ihre Oberschenkel nach oben, um ihn ihm um die Hüfte zu legen. Luke griff erst nach dem, der um seine Hüfte lag, schob dann seine andere Hand unter den Zweiten und hob sie ganz hoch. Dadurch drückte sich ihr Rücken noch näher an die Wand, aber die kalten Fliesen waren ihr egal, die Hitze die durch ihren Körper jagte war stark genug. Sie war sich sicher das es jetzt passieren würde. Schnell legte sie ihm beide Oberschenkel um die Hüfte, legte ihre Arme um seinen Hals und zog sich nah an ihn. Lilly merkte seine warmen Hände an ihren Oberschenkeln, spürte seine Lippen an ihrem Hals, an ihrer Kehle und konnte sich ein aufkeuchen nicht unterdrücken.
Doch plötzlich ließ Luke sie los, er stellte sie wieder auf die Füße, küsste sie zärtlich auf den Mund.
Vielleicht, dachte Lilly, will er nicht hier. Das Bett ist sowieso bequemer. Ja, deswegen lässt er mich los. Bestimmt zieht er mich gleich hinter sich her ins Schlafzimmer.
Aber nichts davon geschah, Luke stand vor ihr, stütze seine Hände seitlich ihres Kopfes an die Fliesen, ein Teil des Wassers lief an ihm herab. Sie sah ihm in die Augen, sah wie die Pupillen sich zusammen zogen, sodass seinen Augen wieder Blau waren. Immer noch die Arme um ihn verschränkt, sah sie ihn lange an. Erst jetzt merkte sie, dass sie obwohl ihre Körper so nah beieinander waren, nichts merkte. Es schien als ob es ihm nichts ausmachte, keine körperliche Reaktion, abgesehen von den Augen, die jetzt auch wieder normal waren, spürte sie an ihm.
„Was ist?“ fragte sie heiser.
Luke schüttelte den Kopf: „Ich hab dir doch gesagt, lass uns warten, nicht so schnell alles, bitte“ Es klang wirklich flehend. Warum, fragte sie sich, eigentlich müsste ich doch diejenige sein, die es immer abblockt, warum er. Warum will er nicht?
Sie merkte wie Luke sich von ihr zurückzog, aus der Dusche stieg und sich ein Handtuch um die Hüfte wickelte. Lilly stellte das Wasser aus, warm war ihr genug, griff ebenfalls nach einem Handtuch und wickelte es sich um ihren Körper. Sie folgte Luke ins Schlafzimmer, wo er schon auf der Bettkante saß, die Ellenbogen auf die Knie gestützt und sein Gesicht in den Händen verborgen.
Lilly konnte nicht wiederstehen, sie blieb vor ihm stehen, fuhr ihm mit beiden Händen durch die nassen Haare. Dadurch hob Luke den Kopf, sah ihr in die Augen: „Seit mir nicht böse, es liegt nicht an eu..“ Lilly sah ihn irritiert an: „Euch? Wolltest du das grad sagen? Manchmal hast du einen merkwürdige Art zu sprechen!“ Sie fuhr ihm wieder durch die Haare, kämmte sie ihm mit ihren Fingern.
Luke schloss die Augen, legte seinen Kopf an ihren Bauch, sie fuhr ihm mit der Hand über die Wange, verflocht dann ihre Finger in seinem Genick und hielt ihn fest. Langsam beugte sie sich zu ihm herunter, legte ihr Gesicht auf seine Haare, küsste ihn sanft darauf. Luke hob seinen Kopf, lehnte sein Kinn an ihren Bauch, sah sie an, wieder fuhr sie ihm durch die Haare, strich ihm die nassen Strähnen aus den Augen, sie merkte erst jetzt wie lang seinen Haare waren, sie reichten ihm bis in den Nacken, sein Pony hing ihm bis über die Augen. Sie schob sie zurück, sah ihm in die Augen, küsste ihn sanft auf die Stirn. Nichts Sexuelles jagte durch ihren Körper, es war nur einen sehr intensive Vertrautheit, die sie niemals zuvor gefühlt hatte.
Ihr fiel ein Satz ein, den sie manchmal in irgendwelchen Liebesschnulzen hörte: Und es war als kannten sie sich schon ewig, als wussten sie alles voneinander.
Und genauso fühlte es sich an, sie kannte ihn immer noch nicht besser und trotzdem war alles so vertraut mit ihm, erklären konnte sie es sich nicht.
„Müde?“ Seine Frage riss sie aus den Gedanken.
Sie sah ihm immer noch in die Augen: „Warum?“
„Weil du so einen abwesenden Blick hattest, so als ob du mit offenen Augen schläfst.“
Lilly lächelte ihn an, hatte immer noch ihre Hände in seinen Haaren: „Etwas.“ gestand sie.
„Komm!“ Luke griff nach ihrer Hüfte, zog sie langsam neben sich aufs Bett. Sie rutschte weiter hinein, bis sie richtig auf dem Rücken lag, dabei hatte sich das Handtuch geöffnet. Luke sah sie an, beugte sich sachte über sie, zog ihr das Handtuch ganz vom Körper und ließ es ungeachtet auf den Boden fallen. Er stütze seine Arme seitlich ihres Körpers ab, küsste sie sanft auf den Bauch, zog seinen Kopf zurück und nahm die Bettdecke um sie ganz zuzudecken. Lilly irritierte es nicht mehr, was er tat. Es schien ihr völlig normal, sie beobachtete wie er das Handtuch von seinen Hüften zog und es genauso unbedacht auf den Boden fallen ließ, dann nahm er die zweite Bettdecke und zog sie bis zu seiner Hüfte über sich.
Lilly drehte sich auf die Seite, sah ihn an, konnte sich kaum sattsehen an ihm. Er drehte sein Gesicht zu ihr, lächelte sie zärtlich an und strich ihr mit dem Handrücken über ihre Wange.
„Schlaf.“ sagte er zu ihr, Lilly drehte sich weiter zu ihm, legte ihren Arm und ihren Kopf auf seinen Brustkorb, sein Herzklopfen hatte etwas Beruhigendes und sie schlief ein, bevor sie sich weiter Gedanken über irgendetwas machen konnte.

Luke schloss die Augen, genoss ihre Nähe und döste ein.
Als er die Augen aufschlug, war er in einem andern Raum: hellgetäfelte Wände, ein großen Bett mit hellen Vorhängen am Betthimmel stand an der einen Wand, die helle, leichten Vorhänge an den Fenstern waren offen, Sonne schien auf das Bett und als er sich ihm näherte sah er Lilly darauf liegen.
Das einzige was ihren Körper bedeckte war eine dünne, beinahe durchsichtige Seidendecke, die elegant um ihren Körper drapiert war. Sie drehte sich auf die Seite als sie ihn bemerkte, dabei rutschte die Decke von ihrem Oberkörper, sie griff danach. Nun verdeckte sie nur noch ihre Brüste, vor die sie Lilly hielt und ihre Scham, der Rest war zusammen gefallen, lag vor ihrem Bauch und zwischen ihren Oberschenkeln. Er fühlte wie er schwer schlucken musste, wie die Hitze durch seinen Körper jagte. Lilly sah ihn an. „Was ist mein Geliebter, wieso steht ihr da wie gebannt?“ Sie streckte ihm die Hand entgegen: „Kommt zu mir!“ Luke merkte zwar das er sich ihr näherte, aber wirklich gehen tat er nicht. Er ergriff ihre Hand und Lilly zog ihn zu sich, dabei kam er in die Sonne, die das Bett bestrahlte. Zuerst wollte er zurückweichen, aber er fühlte nur die Wärme der Sonne auf seiner Hand, kein Schmerz, kein Rauch. Er setzte sich zu ihr, sie drehte sich vor ihm auf den Rücken, spreizte ihre Oberschenkel, die Seidendecke verbarg immer noch etwas, aber nicht viel. Luke hörte sich selbst nach Luft schnappen. Sie richtete sich vor ihm auf, strich ihm mit den Händen über die Brust: „Kommt ich helfe euch, euch von diesem allem zu befreien!“ Luke sah an sich herunter, sah das das was er trug Kleidung war die er zu Zeiten seines Lebens getragen hatte: Lederweste, Lederwams, alles kompliziert geschnürt, sodass man jemanden benötigte der einen aus und anzog. Er half ihr sich auszuziehen, die Sonne strahlte ihr ins Gesicht, strahlte ihn an. Aber er merkte sie nicht. Das war ein Traum, dessen war er sich sicher, aber er träumte nicht mehr.
Nachdem sie ihn komplett ausgezogen hatte, zog sie die Seide von sich, zog sich ihm zwischen die Beine, und Luke fühlte ihre Hitze, fühlte ihren Körper und schloss die Augen.
Als er sie wieder öffnete, hatte sich alles geändert: die Wände waren dunkel, schwere Samtvorhänge sperrten das Licht aus. Er kniete auf dem Bett, spürte etwas Warmes an seinem Körper, sah an sich herab. Seine Brust war voller Blut, seine Hände waren ebenfalls damit verschmiert.
Er sah nach vorne, Lilly lag vor ihm ausgestreckt, immer noch nackt. Aber ihr Körper war zerschunden, tiefe, klaffende Wunden übersäten ihren Körper, ihr Hals, ihre Kehle war aufgerissen, aber das schlimmste waren ihre Augen. Sie waren auf ihn gerichtet, er sah die Angst, die Panik, den Schmerz darin, aber sie waren leer, tot. Und dennoch sahen sie ihn an. Luke musste einen Schrei unterdrücken, rutschte hektisch von ihr weg, bis er mit dem Rücken an das Fußende seines Bettes stieß und schlug die Hände vor sein Gesicht, schloss die Augen.

Nach einer Weile wagte er es die Hände herunter zunehmen, er sah sie sich an, merkte das an ihnen kein Blut mehr klebte, auch an seinem Oberkörper nicht mehr. Panisch sah er sich um, er war in ihrem Schlafzimmer, saß am Fußende ihres Bettes und hatte die Füße angezogen.
Verunsichert sah er sich um, sah sie da liegen, auf der Seite, sie hatte ihm den Rücken zugedreht. Jeder seiner Atemzüge fühlte sich an, als ob er flüssiges Feuer einatmen würde, zu groß war seine Angst festzustellen, dass es kein Traum war. Luke kroch langsam zu ihr herüber, zog die Bettdecke ein Stück von ihrem Körper und stellte erleichtert fest, dass sie unversehrt war. Jetzt erst hörte er ihren Herzschlag, hörte ihre Atemzüge.

Es war ein Traum, sagte er zu sich selbst, aber ich träume nicht, was ist wenn es kein Traum war sondern die Vision von dem was geschieht, wenn ich dem nachgebe. Was ist wenn genau das geschehen wird, wenn ich sie töten würde.

Sofort stand er auf, schnappte sich ein paar Sachen aus seiner Tasche und zog sich an. Dabei beobachtete er sie, wollte sie nicht wecken. Das wird nicht passieren, sagte er zu sich, ich werde nicht zulassen das ihr etwas geschieht und schon gar nicht durch meine Hand. Überstürzt rannte er aus ihrer Wohnung, lief zum Auto und raste nach Hause. Während der gesamten Fahrt versuchte er zu ignorieren, wie sich sein Herz zusammen zog. Er jagte nach Hause, stellte sein Auto quer vor das Haus, stürmte die Treppen nach oben, riss die Haustür auf und blieb wie festgenagelt in der großen Eingangshalle stehen.

Seine Kehle brannte, sein Herz jagte, er fühlte wie ihm die Tränen in den Augen brannten. Jetzt wo er zu Hause war, fiel er auf die Knie, legte den Kopf in den Nacken und schrie. Es klang nicht wie der Schrei eines Menschen, es klang wie der verzweifelte Schrei eines Tieres das in der Falle saß und nicht mehr herauskam. Er schrie solange bis er heiser war, ließ sich nach vorne auf die Hände fallen und spürte wie ihm die Tränen heiß über das Gesicht liefen.
„Was hab ich dir getan!“ jammerte er. „Warum das alles, warum ein Mensch. Ein zerbrechlicher, sterblicher Mensch! Warum!“ Das letzte schrie er wieder, wen er fragte wusste er nicht. Solche menschlichen Gefühle kannte er nicht mehr, er hatte sie verloren als er aufgehört hatte Mensch zu sein und trotzdem quälten sie ihn im Moment mehr wie alles andere.
Seine Verzweiflung wandelte sich in Wut, er stand abrupt auf, stürmte zur Terrassentür, öffnete sie und lief in den Garten. Die Sonne war immer noch von dicken Wolken verborgen, sodass er in keiner Gefahr war. Luke erreichte ein paar alte, riesige Granitsäulen, von denen nur noch drei standen. Sie waren über zehn Meter hoch, so dick das zwei Erwachsenen nicht um sie herumfassen konnten. Er blieb davor stehen, holte aus und schlug mit seiner ganzen Wut zu. Ein Knirschen und Krachen ertönte als der Granit unter der Wucht seines Schlages splitterte, sein Arm steckte fast bis zum Ellenbogen in der Säule und als er ihn herauszog merkte er das auch jeder seiner Finger gebrochen war. Beim Versuch die Faust zu öffnen, bemerkte er das es nicht möglich war, er hatte sich wohl jeden Knochen in der Hand gebrochen, aber seine Wut war nicht weniger. Er ballte die andere Hand zur Faust, ging um die Säule herum und schlug wieder zu. Das gleiche Krachen und Knirschen ertönte und als Luke die Hand wieder aus dem Granit zog, war er sich sicher das auch in dieser jeder Knochen gebrochen war. Wieder ertönte ein Krachen und Knirschen und Luke sah wie die Säule zur Seite kippte, in sich zusammen brach.
Jetzt ging es ihm besser, zwar fluteten nun die Schmerzen seinen Körper, aber es war ihm egal. Langsamer wie zuvor lief er zurück zum Haus, setzte sich drinnen auf die große Marmortreppe und überlegte wie er seine gebrochenen Knochen richten konnte, bevor sie falsch zusammenwuchsen. Eine Fahnenstange, die in der Wand eingelassen war, erregte seine Aufmerksamkeit. Die Spitze war schmal genug um sich diese in die Faust zu schieben und wurde dann zum Griff hin dicker. Er ging zu der Stange herüber, schob die Spitze in seine linke Faust und drückte mit seinem rechten Unterarm die Hand nach unten. Die Knochen rieben aufeinander, als er sich so die Faust öffnete. Als die Hand so weit offen war, legte er sie auf die unterste Stufe der Treppe und kniete sich auf die Hand, bis die Finger wieder gerade waren. Den Schmerz ignorierte er, nichts war so schlimm, wie die Vorstellung sie zu töten. Langsam stand er auf, sah sich die linke Hand an und führte die gleiche Prozedur, nachdem er mit dem Ergebnis zufrieden war, auch mit seiner rechten Hand durch. Danach ging er die Treppe nach oben, ging in sein Schlafzimmer. Die Tür musste er mit dem Ellenbogen öffnen, in der Lage seine Hände zu benutzen war er noch nicht, sie mussten erst richtig heilen.
Luke stand in seinem Schlafzimmer und war sich sicher in dem Raum zu sein, wo er.. Seine Gedanken konnte er nicht beenden, er sah aufs Bett.
Und da lag sie, das Bett war blutüberströmt, ihr nackter Körper war zerschunden. Die tiefen, klaffenden Wunden passten genau zu seinen Händen. Von ihrem Hals, ihrer Kehle fehlte ein Stück.
Wie von einem wilden Tier abgeschlachtet, ging es ihm durch den Kopf, etwas anderes bin ich auch nicht.
Und wieder waren es ihre Augen die ihn am meisten entsetzten: Ihr Gesicht war ihm zugewandt, die toten Augen sahen ihn an und dennoch konnte er ihre Panik, ihre Qual darin sehen. Luke näherte sich dem Bett, fühlte wie ihm die Kehle brannte, die Tränen in seinen Augen, sein Herz pumpte flüssiges Feuer durch seine Adern. Wie gebannt blieb er vor dem Bett stehen, ging davor auf die Knie, legte seinen Kopf darauf, nahe bei ihrem Gesicht.
„Verzeih mir, es tut mir leid. Bitte verzeih mir!“ Seine Stimme war tränengeschwängert, er schloss die Augen und spürte wie erneut die Tränen heiß über sein Gesicht liefen.

Wie lange er da kniete wusste er nicht, als er die Augen wieder öffnete, war das Bett ordentlich gemacht. Es war leer, das Laken weiß, ohne eine Spur von Blut. Er spürte wie er seine Finger wieder bewegen konnte, die Knochen waren verheilt.
Benebelt stand er auf, so etwas durfte niemals geschehen, niemals durfte er seinem Verlangen, seiner Gier nachgeben, egal was sie wollte. Sie weiß nicht, was du ihr antun würdest, sagte er in Gedanken zu sich. Niemals darf ich mit Hunger zu ihr, niemals.
Auf einmal fühlte er Hunger, jetzt wo er daran gedacht hatte, merkte er wie groß er war. Wie lange war er nicht mehr im Club gewesen, fragte er sich. Zu lange, kam die Antwort.
Er musste heute Nacht dahin. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, das er eigentlich schon losfahren konnte, so lange war es nicht mehr bis er öffnete.

Lilly wurde wach, als ihr Wecker klingelte, sie wälzte sich herum und merkte das Luke nicht mehr da war. Seine Tasche stand offen da, sie stand auf, schaute im Wohnzimmer. Hier war er auch nicht, er war weg. Aber warum?
Sie war sich sicher das er morgen wieder kommen würde, also zog sie sich an, aß etwas und lief dann langsam los, einmal musste sie ja pünktlich kommen, dachte sie auf dem Weg zur Arbeit. Nachdem sie sich umgezogen hatte, ging sie auf ihre Station und ließ sich erzählen was tagsüber gewesen war, dann verabschiedete sie sich von ihren Kollegen und begann ihre schon fast stupide Putz- und Aufräumarbeiten zu machen. Dabei konnte sie nachdenken.
War es gut, was heute Morgen passiert ist, bin ich zu weit gegangen, ist er deswegen weg gegangen, bevor ich wach wurde. Wieso gehe ich soweit bei ihm, wieso so schnell. Und warum blockiert er alles ab, er hatte doch damit angefangen und jetzt, wo ich bereit dazu wäre, will er nicht mehr.
Lilly sah auf die Uhr, Zeit für den ersten Rundgang. Die meisten schliefen bereits, nur ein neuer Patient, eine Drogenjunkie, schien ihr merkwürdig zu sein. Er ist nicht im Entzug, sagte sie sich, aber irgendwie hab ich das Gefühl der wird mir heut Nacht Ärger machen. Sie wünschte ihm eine gute Nacht, sagte ihm er solle sich melden wenn er etwas bräuchte und setzte ihren Rundgang fort. Sie putzte noch etwas, sortierte dann die Papiere und Laborwerte ein und stellte nach zwei weiteren Stunden fest, dass sie wieder durchgehen müsste. Alle schliefen, nur der Junkie saß zittern und schwitzend im Bett, sah sie mit gläsernen Augen an.
Lilly ging zurück ins Dienstzimmer, suchte in der Akte nach Medikamenten, die sie ihm geben durfte und brachte ihm gleich die doppelte Dosis.
Ich habs gewusst, der knallt mir heut noch durch, wenn ich ihn nicht abschieße. Der junge Mann nahm ohne zu murren die von ihr gebrachten Medikamente und legte sich ins Bett.
Sie war sich sicher, dass das nicht das letzte Mal heute Nacht sein würde.
Es war fast halb eins, als sie zurück zum Dienstzimmer kam und sah mit verschiedensten Gefühlen jemanden vor der verschlossenen Tür im Flur stehen. Ganz in schwarz gekleidet und durch die trübe Beleuchtung nicht gut zu erkennen. Lilly ging langsam näher, merkte wie ihr Herz schneller schlug. Plötzlich drehte sich derjenige um, lächelte sie an.
„Luke?“ fragte sie flüsternd. „Was machst du hier? Wie bist du hier rein gekommen?“
„Ich hab doch gesagt mich sieht niemand!“ flüsterte er zurück.
Schnell schloss sie die Dienstzimmertür auf, schob ihn hinein: „Was tust du hier?“
Leise ließ sie die Tür wieder ins Schloss fallen, von außen war nur ein Knauf, sodass man einen Schlüssel brauchte um herein zu kommen, von innen gab es eine Klinke.
„Ich wollte mit dir reden, dir erklären warum ich weg musste!“ Zumindest einen kleinen Teil davon.
„Jetzt? Hier? Luke das geht nicht, ich bekomm…!“ Luke sah hinter sie, zog sich plötzlich in den dunkelsten Teil des Dienstzimmers zurück, zwischen die Apothekerschränke, wo Lilly immer das Licht aushatte. Zu ihrem Erschrecken hörte sie wie jemand die Tür aufschloss. Ein junger Arzt stand vor ihr, sah sie an und war wohl der Meinung er habe sie so erschreckt: „Oh, tschuldigung, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich wollte nur fragen, ob du noch was brauchst, ich will nämlich ins Bett:“
Lilly sah ihn an, war sich sicher das er Luke gesehen haben musste, der gesamte vordere Teil, also der der zum Flur zeigte, des Dienstzimmers war aus Glas, er musste ihn gesehen haben.
„Nein, alles ok! Ach doch der Junkie in der Vier knallt bestimmt noch durch. Der ist voll im Entzug, ich hab ihm schon die Doppelte verpasst, mal schauen ob ihn das umhaut und er pennt, aber ich weiß nicht.. der ist mir nicht koscher!“
„Ok! Wenn er knallt, dann ruf mich an, also gut dann noch ne ruhige Nacht!“ Damit drehte er sich herum und verließ das Dienstzimmer, Lilly winkte ihm noch kurz und plötzlich stand Luke wieder hinter ihr. Sie stieß an ihn, hatte ihn gar nicht gehört: „Man hast du mich erschreckt. Wenn der dich gesehen hätte….“
„Hat er aber nicht. Alles ok bei dir? Ich hoffe du bist mir nicht böse wegen heute Mittag!“
Lilly ging von ihm weg, zog sich einen der Bürostühle näher und setzte sich: „Nein, nicht böse nur irritiert, weil du einfach gegangen bist!“
Luke zog sich einen Zweiten heran, setzte sich ebenfalls und rollte mit dem Stuhl direkt vor sie: „Ich weiß, es tut mir leid, aber ich hatte noch was wichtiges zu tun. Ich hatte was vergessen und wollte dich einfach nicht wecken!“
Sacht zog sie die Beine nach oben, stellte sie auf den Stuhl und sah Luke an: „Und was?“
„Kann ich dir nicht…“
„…nicht sagen! Ja ich weiß, du bist ein Mensch mit verdammt vielen Geheimnissen und so langsam frag ich mich, ob es gut ist sich mit dir zu treffen!“ Lilly sah wie ihm kurz seine Gesichtszüge entglitten, fing an leise zu kichern und fuhr ihm sanft mit beiden Händen über die Wangen: „Ich hoffe nur ich bereue es nicht irgendwann. Und du erzählst mir mehr über dich!“
„Bereuen? Nein, das werde ich nicht zulassen. Das wird nicht passieren!“ Er klang ihr eine Spur zu hektisch.

Plötzlich stand Luke wieder auf, zog sich wieder in den Schatten zurück, Lilly drehte sich herum und sah den jungen Mann vor ihrer Dienstzimmertür stehen. Er war völlig durch den Wind, schlug sich mit der flachen Hand auf die Ellenbeuge und schlug dann mit beiden Fäusten an die Glastür. Zuerst zögerte sie, er war voll im Entzug und unberechenbar, das wusste sie aus Erfahrung. Langsam stand sie auf, öffnete die Tür und sah ihn an: „Was gibt’s?“
„Ich…ich brauch. .was. jetzt…sofort.. gib mir was, los du dämliche…“
Lilly unterbrach ihn: „Hey, nicht in dem Tonfall kapiert!“ Ihre Stimme klang etwas schärfer wie beabsichtigt, aber das stiftete ihn nur noch mehr an. Er baute sich vor ihr auf, ging auf sie zu. Lilly hatte bereits das Telefon in der Hand, wollte gerade die Nummer des Arztes wählen, als Luke hinter ihr auftauchte. Seine Stimme hatte etwas Eisiges, Beängstigendes an sich, als er leise sprach: „Hey, fahr runter ja, beruhig dich!“ Er baute sich vor Luke auf und Lilly sah, dass er ihn um mindesten fünfzehn Zentimeter überragte, von der wesentlich breiteren Statur ganz zu schweigen. Luke hatte keine Chance gegen ihn.
„Luke.“ flüsterte sie „ Lass es, hörst du die sind unberechenbar!“
„Schnauze, Miststück!“ brüllte der Junkie sie an.
Luke stellte sich ihm in den Weg, seine Stimme bekam noch etwas Drohendes: „Wenn du auch nur wagst sie anzufassen, kannst du deinen Entzug in der Hölle machen, kapiert!“
Zu Lillys Überraschung blieb der Junkie stehen, sah Luke an. Lilly stand hinter Luke, konnte also nicht sehen, was der Junkie sah.
Luke ließ seine Augen erst grün werden, ließ sie dann silbern glitzern und fuhr seine Eckzähne aus. Der Junkie sah ihn schockiert an, so vernebelt war er dann doch nicht, um zu kapieren, dass Luke anders war und das er gefährlicher war wie er. Er bleib wie angewurzelt stehen, ging schließlich heulend vor Luke auf die Knie: „Oh bitte tu mir nichts. Ich hätte ihr doch nie etwas getan.“ wimmerte er.
Lilly sah das alles, obwohl sie hinter Lukes Rücken stand. Sie war irritiert, wieso reagiert der so auf Luke.
Luke hörte wie sie telefonierte, dem Arzt Bescheid gab, dass er herunter kommen solle.
Als Lilly aufgelegt hatte, ging Luke einen Schritt näher an den, immer noch am Boden kauernden, Junkie, ging vor ihm in die Hocke und flüsterte ihm, immer noch mir gebleckten Eckzähnen und silbernen Augen, leise zu: „Und wehe du machst hier Theater, wenn ich weg bin. Du tust was die Schwester und der Arzt sagen, verstanden. Sonst komm ich und hol dich und dagegen ist jeder Horrortrip ein Kinderspiel. Hast du mich verstanden!“
Der Junkie nickte nur, wimmerte immer noch wie ein kleines Kind: „Ja, ja versprochen. Ganz brav!“

Bevor der Arzt um die Ecke kam, verschwand Luke wieder in der dunklen Ecke, nicht einmal Lilly konnte ihn noch ausmachen. Der Arzt sah verwirrt die Szenerie die sich ihm bot. Der Junkie kniete immer noch am Boden wimmerte, jammerte. Lilly stand an dem ersten der Apothekerschränke und sah ihn an.
„Was hast du mit dem gemacht?“ fragte der Arzt ungläubig.
„Ich?“ Lilly zeigte mit dem Finger auf sich: „Ich hab gar nichts gemacht. Der ist plötzlich zusammengeklappt und seitdem liegt der da!“ Von Luke war keinen Rede, sie wusste auch gar nicht was er gemacht hatte.
Der Arzt nahm ihr die Spritze mit dem Beruhigungsmittel ab, sah nochmals den Junkie an: „Los steh auf!“ Ohne zu zögern stand er auf, sah sich schockiert um. „Oh Gott sei Dank er ist weg!“
„Wer?“ fragte der Arzt.
„Der Teufel!“
Der Arzt wechselte einen Blick mit Lilly, diese zuckte nur die Schultern.
„Alles klar!“ sagte der Arzt nahm den Junkie am Arm: „Komm ich bring dich in eine sicheres Zimmer!“ Der Junkie folgte ihm und sie verließen beide das Dienstzimmer.

„Siehst du, ich muss dich doch beschützen!“ hörte sie ein vertraute Stimme aus dem Dunkeln.
„Wie hast du das gemacht?“
„Egal! Aber es ist gefährlich hier!“
„Danke!“

Bevor Luke etwas sagen konnte, kam der Arzt zurück, tippte sich mit dem Finger an die Stirn: „Jetzt hats ihm ganz das Gehirn verballert! Er schläft jetzt, du müsstest Ruhe haben vor ihm, also bye bye!“ Damit verschwand er um die Ecke und ward nicht mehr gesehen.
Jetzt kam Luke wieder aus dem Dunklem, legte ihr sanft von hinten die Arme um die Taille: „Ich glaub ich muss doch nachts bei dir bleiben!“
„Als vierundzwanzig Stunden Bodyguard oder was?“
Luke rieb sein Gesicht an ihren Haaren: „Ja genau! Ich lass dich nie mehr allein!“

Die restliche Nacht verging schnell, der Junkie schlief durch und Lilly hatte nicht mehr viel zu tun. Die ganze Zeit saß Luke neben ihr auf dem Stuhl, beobachtet sie und den Flur. Lilly war sich sicher, dass Luke jeden kommen sah und hatte keine Befürchtung mehr, dass ihn jemand erwischte. Als es kurz vor halb sechs war, sah Lilly ihn an: „Du musst gehen, der Frühdienst kommt gleich!“
Luke stand ohne zu zögern auf: „Ich wart unten vor der Tür auf dich.“
Dann verließ er leise das Dienstzimmer und verschwand aus ihrem Blickfeld.
Keine Minute zu früh, dachte sie, als sie den Aufzug hörte und eine ihrer Kolleginnen auf sich zukommen sah.
„Sag mal hast du kein zu Hause?“ fragte Lilly.
„Doch schon. Aber ich konnt seit vier nicht mehr schlafen also bin ich halt schon ehern hier!“
Die Kollegin setzte sich in den Pausenraum, trank die erste Tasse Kaffee und wartete mit Lilly auf die zweite.
Ihre Kolleginnen kannten alle Patienten, also dauerte es nicht lange. Lilly erzählte kurz den kleinen Zwischenfall mit dem Junkie, jedoch wieder ohne Luke als Mitspieler. Dem Junkie würde eh keiner glauben, dessen war sie sich sicher.

Nachdem sie alles erzählt hatte, verabschiedete sich Lilly von den zwei Anderen und zog sich schnell um. Sie wollte Luke nicht lange warten lassen und außerdem wollte sie wissen was da passiert war. Wieso hat dieser Durchgeknallte so auf Luke reagiert, wieso diese schon fast panische Angst vor Luke.
Ihre Gedanken schwirrten immer noch in ihrem Klopf, als sie aus der Haupttür nach draußen trat. Luke stand ein paar Meter entfernt und winkte ihr zu. Erst als sie näherkam, bemerkte sie, dass Luke an dem Kotflügel des BMWs lehnte.
Lilly sah nach oben: „Schau an. Heute wo es nicht im entferntesten nach Regen aussieht, hast du das Auto dabei.“
Luke zuckte mit den Schultern: „Ich hab doch gesagt ich musste noch was erledigen! Außerdem weiß man ja nie.“
Ihr Kichern war die Antwort.
Langsam kam sie weiter auf ihn zu, ließ sich von ihm die Beifahrertür öffnen und stieg ein.
Ihr Blick folgte Luke als dieser um das Auto herumlief und ebenfalls einstieg.
Sie fuhren zu ihrer Wohnung, dort suchte Luke einen Parkplatz, war in gewisser Weise froh wieder nur einen um die Ecke zu bekommen und lief mit Lilly zurück in das Wohnhaus.
Zusammen stiegen sie die Treppen nach oben und Lilly schloss ihre Wohnungstür auf, ließ Luke den Vortritt und schloss wieder hinter ihm ab.
Wieder blieb Luke im Wohnzimmer stehen, ließ Lilly zuerst ins Schlafzimmer und folgte ihr.
Dieses Mal, zog Lilly sich bewusst vor ihm aus, fast schon zögerlich glitten ihre Bluse und ihre Jeans an ihrem Körper herab und wieder konnte Luke sich diesem Anblick nicht entziehen. Er beobachtet jede ihrer Bewegungen, besah sich jeden weiteren freien Zentimeter ihrer Haut und fühlte wie sein Körper erneut auf das Gesehene reagierte: Sein Herz schlug schneller, seine Atmung wurde schneller und Lilly sah wie sich seine Pupillen weiteten.
Das war auch alles was sie erkannte, stellte sie frustriert fest. Ok er ist noch angezogen, aber durch diese enganliegende Hose müsste man doch irgendetwas erahnen können, aber nichts. Überhaupt nichts, es war ihr schleierhaft wieso sie gewisse Reaktionen seines Körpers wahrnahm, aber andere wiederrum nicht.
Vielleicht, dachte sie, muss ich ihn einfach mehr reizen. Aber mehr wie gestern unter der Dusche geht ja wohl kaum.
Lilly merkte, wie Luke sie immer noch ansah, sie hatte sich bereits bis auf die Unterhose ausgezogen, stand direkt vor ihm. Sie merkte wie Luke schluckte, wartete auf eine Reaktion von ihm, irgendetwas, aber wieder wurde sie enttäuscht.

Luke konnte nur dastehen wie gebannt, sie anstarren. Nie zuvor hatte sie sich so bewusst vor ihm ausgezogen, so völlig ohne Schamgefühl und das irritierte ihn. Wieso, du wolltest es doch so, du wolltest doch das sie dir bedingungslos vertraut und jetzt ist es dir auch nicht recht? Bedingungslos Vertrauen ist eine Sache, sich so provokant vor mir auszuziehen, was anderes. Ich weiß was sie will, ich fühle es, ich rieche es, aber ich darf dem um ihretwillen nicht nachgeben und sie macht es mir nicht gerade einfach ihr zu widerstehen.

Sie stand immer noch vor ihm, drehte sich, nachdem sie sicher war, keine weitere Reaktion zu bekommen herum und kramte ihr T-Shirt unter dem Kopfkissen hervor, schlupfte hinein und versuchte nochmals ihn zu locken. Langsam strich sie sich über die Oberschenkel, ließ ihre Hände unter dem T-Shirt verschwinden und zog sich verführerisch die Unterhose aus. Auf irgendwas muss dieser Kerl doch reagieren, aber es geschah nichts. Luke stand immer noch da und sah sie nur an. Jetzt fühlte sie sich wirklich frustriert und merkte plötzlich wie sie sich gerade benahm. Scham durchzog ihren Körper.
So bin ich nicht, so was mach ich nicht. Was zum Teufel mach ich hier.
Schnell legte sie sich ins Bett, zog sich die Decke bis zum Hals über sich und sah Luke bestürzt an. Sie wollte sich entschuldigen, für das was gerade passiert war, brachte aber keinen Laut heraus.
Jetzt erst löste Luke seine Starre, kam näher zum Bett, setzte sich auf die Kante und sah sie an.
„Alles ok?“ fragte er wieder mit dem Schnurren in der Stimme.
Will der mich verarschen, fragte sie sich: „Ja, ich glaube schon. Ich denke es zumindest!“
„Du denkst, das du glaubst das alles ok ist?“
Lilly nickte nur, zog sich die Bettdecke noch höher.
Luke lächelte sie an: „Also gut.“

Warum verhält sie sich so, liegt es an ihr, oder ist es diese merkwürdige Ausstrahlung die ich auf Menschen bekommen habe, seitdem ich bin was ich bin. Das könnte zumindest erklären, warum sie nicht wirklich weiß, was mit ihr ist. Wenn ich ihr nur erklären könnte wieso sie sich so verhält, aber dann müsst ich ihr alles erklären und das kann ich noch nicht.
Später, wenn ich denke das sie es verstehen wird, wenn das je der Fall sein sollte.

Zuerst zögerte er, ob er sich näher zu ihr wagen sollte, aber letztlich gewann seine Besessenheit zu ihr. Langsam rutschte er näher zu ihr, legte sich neben sie hin und wartete auf eine Abwehr von ihr, aber nichts geschah. Lilly sah ihn nur von der Seite her an, immer noch die Decke bis zur Nasenspitze hochgezogen.
„Wirklich alles ok?“ fragte er nochmals nach.
„Ich weiß nicht so wirklich!“ gestand sie. Ihre Stimme klang gedämpft durch die Decke.
„So bin ich normalerweise nicht. Wirklich, aber… ach ich weiß auch nicht.“
Luke griff nach der Decke, zog sie ihr vom Gesicht und fuhr ihr sanft mit den Fingerspitzen über die Wange: „Ich glaub dir das. Deswegen… es ist kompliziert!“
„Mmh, wem sagst du das, kompliziert ist gar kein Ausdruck, schon fast beängstigend ist das!“
„Ach komm, so schlimm ist das doch nicht!“
Er merkte wie sie rot wurde. „Denkst du! Ich find das schlimm. Nicht mehr zu wissen, was… ach vergiss es!“
Wieder strich er ihr über die Wange, beugte sich zu ihr und küsste sie sanft auf die Nasenspitze. Ein fast schon kindlich- albernes Kichern entfuhr ihr.
„Siehst du, gar nicht so schlimm. Ist doch alles ok, mmh!“
„Ja, ja du hast leicht reden, du benimmst dich ja auch nicht wie…!“
„Wie was?“
„Sag ich dir nicht!“ Sie zog sich die Decke wieder bis zur Nasenspitze nach oben, schielte ihn an. Plötzlich kam ihr ein anderer Gedanke: „Was hast du mit dem Junkie gemacht. Ich hab gedacht gleich haut der dir eine, aber nicht das der wimmernd auf dem Boden hockt und was von Teufel redet!“
Irgendwie schien Luke in Erklärungsnöte zu kommen, denn er sagte: „Ach, ich weiß auch nicht, der hat wahrscheinlich nicht…… damit….. gerechnet, das….mmh, jemand anderer wie….wie du da ist. Ja wahrscheinlich war er einfach nur erstaunt, er hat… er hat mich ja auch nicht gesehen.“
„Ja, schon aber wieso war der plötzlich so kleinlaut, so… verängstigt. Verstehst du, zuerst so ne große Klappe und dann das. Das versteh ich nicht, zumal du kleiner und schmächtiger bist wie der, der hätt dich ohne Probleme dem Erdboden gleich machen können!“
„Wahrscheinlich, ..also vielleicht.. die meisten von denen haben ne große Klappe und es steckt nichts dahinter. Er hat.. er wird nicht damit gerechnet haben, dass jemand anderer wie die Krankenschwester da ist. Deswegen, wahrscheinlich.“
„Mmh, aber wieso Teufel, ich meine das ist ja schon krass, oder?“
Sie zog dir Decke nach unten, sah ihn direkt an.
„Wahrscheinlich hat er halluziniert, außerdem bin ich aus dem Dunkeln aufgetaucht und du hast mich nicht wirklich beachtet, vielleicht…. vielleicht, hat er geglaubt nur er sieht mich, oder weiß der Geier was! Man weiß doch eh nicht, was die in ihren verdrehten Gehirnen für Gespinste haben!“
Lilly zuckte mit den Schultern: „Ja, wahrscheinlich hast du recht, der war eh schon balla balla.“ Luke war überrascht das sie ihm das so einfach abnahm, nicht weiterfragte. Und er hoffte das sie ihm das nicht zu deutlich ansah. Bestimmt ist sie einfach zu müde um weiter darüber nachzudenken. Sie sah ihn immer noch an, gähnte und drehte sich zu ihm herum, zog die Beine an und griente.
Luke griente zurück, legte ihr einen Arm um die Schultern und zog sie näher zu sich. Wie in den vergangenen Nächten, beziehungsweise Tagen, legte sie ihren Kopf auf seine Brust und schlief kurze Zeit später ein.

Diesmal wurde sie nicht wach, bevor der Wecker klingelte. Sie lag auf der Seite, das Gesicht zum Fenster und Luke lag dicht hinter ihr, hatte einen Arm um sie gelegt und sein Gesicht in ihre Haare geschmiegt. Lilly schlug noch mit geschlossenen Augen nach dem Wecker, traf ihn und schmiss ihn dabei auf den Bettvorleger. Dort lag nun das nervig piepsende Ding und Lilly merkte wie Luke sich hinter ihr bewegte. Mit halb geöffneten Augen, mit dem Oberkörper aus dem Bett hängend, suchte sie den Wecker, fand ihn schließlich und schaltete ihn ab. Luke hörte wie sie ihn wieder auf den Nachttisch stellte, sich hinlegte und zufrieden aufstöhnte: „Klappe du dämliches Teil!“
Erneut drehte sie sich herum, kuschelte sich wieder an Luke und dieser merkte wie sie abermals einschlief. Nach ungefähr einer viertel Stunde, stupste er sie zärtlich an: „Willst du nicht aufstehen? Nicht das du zu spät kommst!“
Lilly schüttelte den Kopf, rieb dabei ihr Gesicht an seinem Brustkorb: „Schluss mit schaffen, hab alle Nächte hinter mir, hab jetzt ein paar Tage frei.“
„Ach so. Na dann!“ Damit zog er sie noch näher zu sich, kuschelte sich an sie. Lilly ließ sich von ihm fast ganz auf seinen Körper ziehen, lag mit ihrem Oberkörper auf seinem, hatte ihre Beine mit seinen verflochten und schlief erneut ein.

Laut seinem Zeitgefühl war es nach Mitternacht als Lilly wieder wach wurde. Sie räkelte sich, immer noch halb auf ihm liegend, sah auf ihren Wecker und dann ihn irritiert an.
„Was? Du hast gesagt du hast frei!“ sagte er schnell.
„Ich hab doch gar nichts gesagt! Ich dachte nur nicht das du noch da bist, das ist alles!“
„Warum sollte ich nicht mehr da sein!“ Sie lag nun neben ihm und Luke richtete sich auf, griff über sie um ihr Nachttischlämpchen anzumachen. Er brauchte zwar kein Licht, aber sie vielleicht schon. Kaum wurde es heller, kniff sie beide Augen zusammen und jammerte: „Oh, bist du fies! Ist das hell!“
„Hat Licht so an sich.“ konterte er. Lilly drehte sich zu ihm und streckte ihm die Zunge heraus.
„Ganz schön frech!“ Er stupste ihr dabei mit dem Zeigefinger an die Nase und Lilly versuchte spielerisch hinein zubeißen. „Ey!“ Luke wedelte ihr mit dem Finger vor der Nase herum: „Du solltest dich was schämen. Es wird hier nicht gebissen!“
Ja, merk es dir, sagte er zu sich selbst.
Er griff erneut zu ihr herüber, packte sie sanft im Genick und zog ihr Gesicht näher zu seinem. Vorsichtig küsste er sie. Lilly erwiderte seinen Kuss, ließ sich abermals fast auf ihn heraufziehen. Erst als er seine Arme fest um ihren Körper schlang, protestierte sie halbherzig: „Luke, lass das! Nicht!“
Zögerlich ließ er los: „Warum?“
„Erstens Nervensäge und zweitens bin ich ganz nassgeschwitzt, ich will erst duschen. Alles klebt, das ist bäh!“
Luke fing schallend an zu lachen: „So schlimm ist das nicht. Das macht doch nichts!“
„Doch! Mir schon!“
„Ach du, mir schon!“ äffte er sie nach.
„Hey, lass das!“ Sie wedelte mit ihrem Zeigefinger vor seiner Nase, kicherte.
„Dadurch wird deine Drohung nicht wirklich glaubwürdiger, wenn du dabei kicherst!“
„So? Ich wird dir schon zeigen, was Drohungen sind!“
„Oho!“ Er hob abwehrend die Hände, legte sie sich hinter den Kopf: „Ich ergebe mich!“
Lilly setzte sich hin, legte ihm die Hände auf den Brustkorb und drückte ihn nach unten: „Das würd ich dir auch raten!“
Jetzt kicherte Luke, versuchte sich halbherzig aufzurichten und ließ sie, als sie ihn wieder nach unten drückte, gewinnen.
„Hah!“ sagte sie: „Und jetzt!“ fragte sie herausfordernd.
Luke überlegte, dann packte er sie an den Oberarmen und drehte sich mit ihr herum, jetzt lag sie unter ihm.
„So? Noch irgendwelche Kommentare!“
„Ahh, Luke, Gemeinheit! Du bist fies. Ich armes Ding gegen dich!“
„So?“ Luke drückte ihr sanft die Hände über ihren Kopf, drückte sie mit seinem Körper auf das Bett: „Du armes Ding? Gerade eben hat das arme Ding noch große Töne gespuckt! So und jetzt!“
Lilly versuchte sich unter ihm wegzuschieben, hatte aber keine Chance gegen ihn.
„Oh manno Luke, du bist gemein! Und ich will jetzt duschen!“
„Das fällt dir jetzt ein? Um die Uhrzeit wird nicht mehr geduscht!“
„Hah, wenn du wüsstest. Jetzt bin ich wach und jetzt dusch ich auch. Nachher schlaf ich wieder.“
„Na und, dann duscht du halt wenn du wieder wach bist!“
„Nein, ich will jetzt duschen!“ quengelte sie.
Luke kicherte erneut, ließ ihre Hände los und stützte sich neben ihrem Oberkörper auf dem Bett ab. Durch diesen Positionswechsel war es ihr möglich ihn ganz von sich zu drücken: „Runter mit dir!“ sagte sie kichernd.
Luke ließ sich von ihr drücken, rollte sich auf den Rücken und hob abermals abwehrend die Hände: „Ok du hast gewonnen! Ich ergebe mich!“
Lilly stand auf, zog sich das T-Shirt richtig herunter und tapste barfuß ins Bad. Luke hörte wie kurz nachdem sie durch die Badezimmertür verschwunden war, Wasser lief.
„Hey!“ rief er hinter ihr her. „Du duscht jetzt nicht wirklich?“
„Do-och!“ kam die Antwort: „Warum nicht?“
„Wirklich?“ fragte er ungläubig. Ok, er duschte zu Hause auch wann er wollte, aber in einer Mietwohnung gibt es da nicht Regeln.
„Störst das niemanden?“ rief er.
„Weniger wie dein Gequatsche!“
Luke stand auf, folgte ihr ins Bad und sah ihre Umrisse unter der Dusche: „Du bist ganz schön frech!“ sagte er gespielt warnend: „Pass bloß auf, dass ich dich…!“ weiter kam er nicht.

Lilly hatte den Duschkopf in der Hand und hatte die Duschkabine aufgemacht. Sie hielt ihm den Duschkopf entgegen und schaltete erneut das Wasser an. Es erwischte ihn voll, selbst ein Sprung nach hinten konnte nichts verhindern. „Aaahh! Lilly! Du bist…!“
Immer noch die Brause in der Hand auf ihn gerichtet, das Wasser aber abgeschaltet, zog sie die Augenbrauen nach oben: „Willst du was sagen, du begossener Pudel!“
„Sei froh das ich nicht so viel an hab, sonst..!“ Er sah wie ihre Hand wieder zum Hahn wanderte: „Lilly, wehe!“ Seine Drohung ging in seinem Gekicher unter.
„Dadurch wird deine Drohung nicht wirklich glaubwürdiger!“
Luke ging ein paar Schritte auf sie zu, griff an die Brause und zog sie ihr aus der Hand. Lilly quengelte: „Luke, nicht, wehe!“
„Was denn, du hast nichts an und bist schon nass! Ich war bis zu deinem Angriff noch trocken!“
„Ach komm, du warst bestimmt genauso nass geschwitzt wie ich!“
Sie packte Luke im Genick, zog ihn zu sich unter die Dusche.
„Lilly!“ Aber er folgte ihr, ohne Gegenwehr, ließ sich zu ihr ziehen. Als er unter der Dusche mit ihr stand, hängte er die Brause wieder an die Vorrichtung und sah sie an.
Lilly ihrerseits sah an ihm herab: „Gehst du immer mit Unterwäsche duschen?“ fragte sie kichernd.
„Nur wenn ich dazu gezwungen werde!“
„Wieso zwing ich dich? Du bist ja wohl groß genug um dich zu wehren!“
„Aber ich darf mich doch nicht wehren!“
„Warum?“
„Du hast gesagt, wehe!“
Lilly gluckste, legte ihm die Arme um seinen Hals, zog ihn näher zu sich und küsste ihn zärtlich.
„Du bist gemein!“ sagte er.
„Warum?“ sie lehnte sich zurück, Luke griff ihr mit beiden Händen an die Taille, hielt sie fest.
„Warum! Du hast gesagt ich darf mich nicht wehren! Also!“
Jetzt lachte Lilly wieder: „Du bist unmöglich!“
„Wieso, nur weil ich auf dich höre!“
„Solange du bei allem auf mich hörst!“ kicherte sie: „Aber irgendwie glaube ich nicht so ganz daran!“
„Wieso? Wann hab ich nicht auf dich gehört?“
„Mmh?“ machte Lilly, zog ihn wieder näher zu sich, bis sie ihm ins Ohr flüstern konnte: „Frag mal lieber, wann du auf mich gehört hast, da bin ich schneller fertig mit aufzählen“
Luke schob sie etwas zurück: „Ach komm schon!“ quengelte er: „so schlimm ist das auch nicht“
„Mmmh!“ Lilly fuhr ihm mit den Händen über den Rücken, ließ ihre Finger an dem Gummiband seiner Unterhose entlang fahren und griff schließlich hinter ihn an die Armatur und machte die Dusche erneut an. Luke stand direkt unter dem Strahl, zuckte kurz zusammen und drehte sich mit ihr herum. Er hatte ja immer noch seine Hände an ihrer Taille. Lilly griff hinter sich und reguliert die Temperatur, bis sie ihr angenehm war, dann griff sie erneut in Lukes Genick und zog ihn näher zu sich. Jetzt standen sie beide unter dem Wasserstrahl, zwar nur teilweise, aber jeder bekam warmes Wasser ab. Luke stand ihr nahe genug um sein Gesicht in ihre Halsbeuge zu legen, fuhr mit der Nase über ihren Hals, inhalierte ihre Geruch. Er wusste das das nicht gut war, er wusste das es zu gefährlich war für sie, aber er konnte ihr, wenn sie ihm so nahe war, einfach nicht widerstehen. Ihre Anziehungskraft war zu groß, zu sehr sein Verlangen ihr nahe zu sein, sie groß sein Bedürfnis sie zu berühren.
Lilly begann ihm durch die Haare zu fahren, genoss seine Nähe, genoss das Vertrauen zwischen ihnen, obwohl sie immer noch nicht wusste warum sie ihm vertraute, woher diese Vertrautheit kam, was sie auslöste. Lilly wusste nur, dass sie es nicht störte, es sogar genoss, wenn er ihr so nahe war.
Lukes Hände begannen ihre Rücken, ihre Taille zu streicheln, zogen sie immer dichter zu ihm. Bis jetzt hatte er immer noch seine Unterhose an, daher befürchtete weder er noch Lilly das es zu weit gehen könnte. Inwieweit dies trügerisch war, war ihnen in diesem Moment egal. Sie genossen einfach nur diese Nähe.
Nun folgten Lillys Händen dem Beispiel Lukes, sie begannen seinen Rücken, seine Brust zu streicheln. Ihre Gesichter waren kaum mehr voneinander entfernt und dennoch überwand keiner diesen letzten Abstand, zwar streiften sich ihre Lippen immer wieder, aber sie küssten sich nicht. Fortwährend streiften die Lippen die Gesichter, die Nasen, Wangen, das Kinn, aber nie blieben sie lange an ein und derselben Stelle. Ihre Lippen waren genauso rastlos wie ihre Hände, die zärtlich über die Körper wanderten, sich gegenseitig streichelnd.
Zu Lillys Überraschung war daran aber nichts erregendes, zumindest nicht so intensiv wie sie es erwartet hatte. Es waren Gesten, Zärtlichkeiten, des Vertrauens, nur das Beieinander sein war wichtig. Da war kein Drang, keine Gier, dieses Spiel zu weit gehen zu lassen.
Wie lange sie unter dem fließenden Wasser gestanden hatten, vermochte keiner der beiden zu sagen, selbst Lukes normalerweise gutes Zeitgefühl ließ ihn im Stich. Nach einiger Zeit, stellte er das Wasser ab, öffnete die Glastür und griff nach einem Handtuch. Vorsichtig wickelte er es um sie, ließ sie vor sich aus der Dusche treten und begann, als er ebenfalls im Bad stand, sie mit einem zweiten Handtuch abzutrocknen.

Zuerst überlegte Lilly ob sie das zulassen sollte, als Luke begann ihr die Schultern und den Rücken abzutrocknen, aber sie entschied, dass er sie bereits genug berührt hatte, um ihm das jetzt zu verbieten. Außerdem gefiel es ihr, es waren ja nicht direkt seine Hände, es war das Handtuch, was über ihre Haut fuhr und Lilly löste letztlich das Handtuch, welches Luke um sie herumgewickelt hatte und ließ es zu Boden gleiten.

Luke hatte ihr Zögern bemerkt, war nun aber erleichtert zu merken, dass sie es ihm erlaubte, ihn nahezu aufforderte, als sie das andere Handtuch zu Boden fallen ließ. Er fuhr sanft über ihren Rücken, über ihre Taille zu ihrem Bauch und fuhr schließlich mit dem Handtuch über ihre Brüste. So intensiv nahe war er ihr zuvor nicht gekommen und er wartete darauf, dass sie etwas dagegen tun würde. Das Lilly ihn auffordern würde es zu lassen oder einfach von ihm zurückwich, aber sie tat es nicht. Entspannt blieb sie ruhig vor ihm stehen, die Arme immer noch seitlich an ihrem Körper herabhängend. Luke sah sie an, sah ihr in die Augen um selbst die winzigste Spur von Ablehnung oder Unwohlsein zu erblicken, aber in ihren Augen spiegelte sich nichts dergleichen. Sie sah ihm in die Augen, legte ihm sanft die Hände auf die Schultern. Luke hielt ihr das Handtuch vor den Körper, an ihrem Rücken zusammengehalten von seinen Händen, bevor er sie küsste.
Ein zarter, fast schon keuscher Kuss, ohne Gier, ohne Verlangen, was selbst ihn irritierte. Nie hatte er für möglich gehalten, dass so etwas geschieht. Es schien, als ob er sich endlich auch ihr gegenüber unter Kontrolle hatte. Als sich ihre Lippen wieder lösten, sah sie ihm erneut in die Augen, fuhr ihm mit beiden Händen über die Wangen, Luke wickelte ihr das Handtuch erneut um den Körper, bevor er ihr mit den Fingerspitzen über die Schultern, die Schlüsselbeine fuhr. Schließlich strich er ihr über den Hals zu ihrem Gesicht, strich ihr sanft über die Lippen und fühlte, das er nichts fühlte. Zumindest nicht das was er zuvor gefühlt hatte. Er liebte sie, ganz gleich ob sie zu ihm gehörte oder nicht. Er empfand so intensives Vertrauen zu ihr wie schon lange, wahrscheinlich noch nie in seinem Leben. Zu gerne würde er ihr sagen, was er ist, was sie für ihn ist. Er wollte ihr alles sagen.

Lilly sah ihm in die Augen, wunderte sich etwas, wieso er fast regungslos vor ihr stand und sie ansah. Sie legte ihren Kopf schräg, fuhr ihm erneut über die Wange und küsste ihn erneut.
Es war als ob sie ihn dadurch aus einem Art Bann holte, denn Luke erwiderte ihren Kuss anfänglich nicht, erst nach ein paar Sekunden, spürte sie es. Sie legte ihm die Hände auf die Schultern und Luke löste sich von ihren Lippen, ging vor ihr auf die Knie und nahm das Handtuch, welches sie zuvor hatte fallen lassen.
Nun fühlte sie, wie er begann ihre Beine abzutrocknen, langsam seine Hand mit dem Handtuch höher führte. Lilly spürte wie Luke sein Gesicht an ihren Bauch lehnte, sie griff ihm sanft in die Haare und fing an ihm im Genick zu kraulen.
Auf einmal, Luke Hände waren knapp in der Mitte ihrer Oberschenkel, merkte sie wieder dieses Vibrieren in ihrem Körper. Ausgehend von der Stelle, wo Lukes Gesicht ihren Körper berührte. Dieses Pulsieren, jagte durch ihren ganzen Körper und jetzt entstand ein Gefühl der Erregung. Sie fühlte wie es durch ihren Körper drängte, unkontrolliert von ihr.

Luke, der immer noch vor ihr kniete, merkte sofort, das sich etwas änderte. Noch bevor er es richtig einordnen konnte, spürte er wie sein Körper sich seiner Kontrolle entzog. Er hatte nicht bemerkt, dass er es ausgelöst hatte, war sich aber sicher, das es so sein musste. Ihre Hände begannen nun mehr ihm durch die Haare zu fahren, sie zerzauste ihn. Er kniete immer noch vor ihr, hatte sein Gesicht an ihrem Bauch und roch wie ihre Erregung stärker wurde. Er spürte wie sein Körper darauf reagierte, stand auf, packte sie an der Taille und küsste sie intensiv. Luke fühlte wie ihm mehr und mehr die Kontrolle verloren ging, je mehr er sie küsste, je intensiver dieser Kuss wurde umso größer wurde sein Verlangen nach ihr. Wobei wieder die Gier nach ihrem Blut wuchs. Das pulsieren ihres Blutes durch ihre Adern, das jagen ihres Herzens, machte ihn wahnsinnig.
Ich muss weg von ihr, wenigstens nur ein Stück, dachte er, froh darüber noch soweit Herr seines Verstandes zu sein. Energisch schob er sich von ihr weg, ging drei Schritte rückwärts. Soviel zur Hoffnung ihr Gegenüber Kontrolle zu haben, schelte er sich selbst.
Luke sah sie an, merkte immer noch ihre Erregung und entschied, dass es besser wäre aus dem Bad zu gehen. Also drehte er sich wortlos herum, ging aus dem Bad, zog die Tür hinter sich zu und setzte sich aufs Bett. Er wusste, dass sie es wahrscheinlich nicht verstand wieso er so reagierte, aber das würde sie auch erst, wenn er ihr alles erzählt hatte und vielleicht selbst dann nicht.
Sie weiß einfach nicht in welcher Gefahr sie sich befindet, sie weiß nicht, dass das nicht ihr eigener Wille ist, sondern das es durch mich ausgelöst wird. Aber das kann ich ihr nicht erklären, ohne ihr alles sagen zu müssen.
Luke spürte wie sie sich ihm näherte. Lillys Herzschlag, ihr Geruch verriet es ihm, wie so oft.
Die Badezimmertür ging auf, Lilly kam zögerlich ins Schlafzimmer, das Handtuch fest um sich gewickelt kam sie näher zu ihm, setzte sich neben ihn: „Zu weit!“ stellte sie fest.
Luke nickte: „Ja, zu weit! Zu schnell!“
„Meine Schuld?“ fragte sie kleinlaut.
„Nein!“ Luke schüttelte den Kopf. „Alles meine Schuld! Ich hätte wissen müssen, dass ich dir gegenüber keine Kontrolle habe!“ Er sah sie an, fuhr ihr über die Wange.
Wenn du wüsstest, was du in mir auslöst, was du für mich bedeutest. Wie gerne ich dir nachgeben würde, zulassen würde, was wir beide wollen, aber es würde dir nicht guttun. Du würdest mehr verlieren wie dir bewusst ist und dann wäre es zu spät. Das kann ich nicht zulassen. Dir wird nichts geschehen und schon gar nicht durch meine Hand.

Sie saßen eine Weile still neben einander, bis Lilly sich nach hinten aufs Bett fallen ließ, die Füße auf die Kante stellte und an die Decke sah.
Unvermittelt fragte sie: „Wo warst du eigentlich, bevor du zu mir ins Krankenhaus kamst?“
Luke ließ sich neben sie auf das Bett sinken, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und starrte an die Decke: „In einem Club, ich hatte da noch was zu tun!“
„Und was?“
Abrupt richtete er sich auf, sah sie an, während sie immer noch an die Decke schaute: „Diverses!“ sagte er knapp.
„Wieder diese ungemein ausführliche Antwort!“ Sie drehte ihren Kopf, sah ihn an: „Was verschweigst du? Wieso erfahr ich nichts von dir?“
„Was willst du denn erfahren?“
„Alles!“
„Das geht nicht!“
Lilly richtete sich neben ihm auf, setze sich an die Bettkante und schielte ihn von der Seite her an: „Siehst du, nichts sagst du mir, nichts erklärst du mir, nichts erzählst du mir! Das ist fies!“
Langsam ließ sie den Kopf nach vorne sinken, merkte auf einmal Lukes Atem in ihrem Genick, er legte sein Kinn auf ihre Schulter, rieb es an ihr.
„Ich weiß ja, aber im Moment kann ich es dir einfach nicht erklären! Bitte, vertrau mir einfach noch etwas, dann kann ich dir alles erklären!“ Wenn ich herausgefunden habe, wie.
Wieder drehte Lilly den Kopf, zog sich von ihm zurück und sah ihn an.
Ich vertrau dir ja, auch wenn ich nicht weiß wieso, aber ich würde trotzdem etwas mehr von dir wissen, was ist so schlimm daran.
„Mmh, kannst du wenigstens ein paar Antworten geben?“ Ihren Zynismus konnte sie kaum verbergen.
Luke sah sie an: „Ein paar, vielleicht!“
Immer noch ihn ansehend, rutschte sie zurück ins Bett, bis sie sich mit dem Rücken an ihr Kopfteil lehnen konnte.
„Wie alt bist du eigentlich?“
Zögernd drehte er sich zu ihr, sah sie an. Wie alt bist du, überlegte er.
„Fast 28“ log er. Ich kann ihr ja schlecht sagen, wie alt ich wirklich bin.
„Älter wie ich?“ Fragte sie hörbar erstaunt. Sie konnte zwar nicht gut schätzen, aber er sah jünger aus.
„Kaum älter, denk ich mal. Aber warum klingst du so überrascht?“
„Ich bin erst 26! Und du siehst jünger aus!“
Luke fing an zu lachen: „Ich meide die grelle Sonne!“
Fast schon schockiert sah sie ihn an: „Hey, verarsch mich nicht.“ sagte sie, aber Luke hörte wie sie sich amüsierte.
Er griff sanft nach ihr, rutschte ebenfalls soweit ins Bett, dass er sich am Kopfteil anlehnen konnte und fuhr ihr sanft über den Arm: „So was würde ich nie tun!“
„Mmh, ich weiß nicht, soll ich dir das glauben?“ Luke nickte nur.
Bedachtsam wiegte sie den Kopf hin und her: „Also gut. Wo wohnst du?“
„Glaubst du mir also?“
„Zwing mich nicht dazu es mir zu überlegen!“ Sie stupste ihm ihren Zeigefinger an die Schulter.
„Ich wohn stadtauswärts, in einem der Randvororte.“
Da draußen gab es nur Familienhäuser, dachte sie: „Bei deinen Eltern?“
„Nein, meine Eltern sind beide schon verstorben!“
„Oh.“ Sagte sie betrübt: „Ich wolle nicht…es tut mir leid, ich wuß…!“
Luke unterbrach sie: „Das ist schon lange her!“
So lange kann das nicht her sein, er ist noch jung.
Lilly entschied nicht weiter zu fragen, sie wollte ihn nicht bekümmern.
„Wohnst du alleine?“
Luke nickte.
„Aber das sind doch alles Häuser, wie kannst du dir das leisten?“
„Das Haus hab ich geerbt!“ Schon öfters, fügte er in Gedanken hinzu.
Fast beschämt sagte sie: „Das tut mir leid, ich wollte dir nicht zu nahe treten.“
Zärtlich lächelte er sie an, fuhr ihr mit der Hand über die Wange, ins Genick und legte schließlich seinen Arm um ihre Schultern, zog sie näher zu sich.
„Schon ok!“ Behutsam zog er sie noch etwas näher zu sich und Lilly legte ihren Kopf an seinen Brustkorb, rutschte etwas tiefer und ließ sich von ihm halten.

Obwohl die Vorhänge zugezogen waren, merkte Luke das es Tag wurde, Lilly lag immer noch neben ihm, ihren Oberkörper auf seinem und hatte schon eine Weile nichts mehr gesagt. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte er vermutet das sie schlief. Langsam begann sie sich zu rühren, richtete sich auf und sah auf den Wecker.
„Es ist fast halb sieben.“ sagte sie hörbar irritiert.
Zärtlich strich er ihr über den Oberarm: „Was ist, hast du noch was vorgehabt, bevor die Sonne aufgeht?“ fragte er sie vergnügt.
Sie schüttelte den Kopf: „Nein, aber ich dachte nicht das es schon so früh ist. Das ist alles!“
Erneut streckte sie sich, sah ihn an und ließ sich wieder aufs Bett sinken: „Gute Nacht!“ murmelte sie, drehte ihm den Rücken zu und zog die Beine an. Zuerst war sich Luke nicht sicher, ob er sich an sie legen sollte, aber nach einer Weile, legte er sich hinter sie und schloss sie in die Arme. Wie er erwartet hatte, kam keine Gegenwehr von ihr, sie drückte sich enger an ihn und jetzt merkte er wie sie einschlief.
Wieder sah er ihr zu, genoss ihre Nähe.

Es war bereits Nachmittag als Lilly wieder wach wurde, drehte sich in seinen Armen und sah zum Fenster.
„Sind die Vorhänge immer noch zu?“
„Ja, du hast doch gesagt du kannst nicht schlafen, wenn sie offen sind also hab ich sie zugelassen!“
Sie drehte sich zu ihm, sah ihn an: „Stimmt! Aber jetzt kann man sie doch eigentlich aufmachen, oder?“
„Warum frägst du mich, es sind doch deine!“
Sein Instinkt sagte ihm, das es draußen zu bewölkt war, als das auch nur ein Sonnenstrahl zu sehen sein würde, daher ließ er sie aufstehen und zum Fenster gehen.
Mit einem Ratsch öffnete sie den Reißverschluss und zog die Vorhänge mit Schwung auseinander.
„Oh!“ sagte sie betrübt: „Keine Sonne! Nur dicken, graue Wolken!“
Luke griente. Zu meinem Glück.
„Findest du das Wetter toll?“ fragte sie irritiert: „oder warum grinst du so?“
Ihm war gar nicht aufgefallen, dass sie sich herum gedreht hatte und ihn jetzt ansah: „Komm schon, so schlimm ist das nicht. Es regnet wenigstens nicht, also kann man doch rausgehen, oder?“
„Ja, hast ja recht! Und es wird auch nicht so heiß!“
„Siehst du!“ sagte er und lächelte sie an: „Also, was hast du heute vor!“ Er hoffte, dass das Wetter so blieb, sonst würde er in Probleme geraten, er konnte ja nicht einfach verschwinden, wenn die Sonne doch herauskäme.
Lilly kam zurück ins Bett legte sich wieder hin, deckte sich zu und räkelte sich: „Ehrlich gesagt, gar nichts. Normalerweise bleibe ich am ersten Tag nach dem Nachtdienst den ganzen Tag zu Hause und penne!“
„Und was hält dich davon ab, das jetzt auch zu tun?“
„Eigentlich….du!“
„Wieso ich, glaubst du mir immer noch nicht, wenn ich sage es stört mich nicht wenn du schläfst obwohl ich hier bin.“
Lilly sah ihn an: „Mmh!“
„Ich schau dir auch beim Schlafen zu. Ich bin schon froh, wenn ich in deiner Nähe sein darf!“
Erst nachdem er den Satz zu Ende hatte, wurde sich Luke bewusst, wie ehrlich er zu ihr war. Und vor allem wie leicht das war. Vielleicht zu leicht, zu ehrlich, dachte er.
„So? Es macht dir nichts, wenn ich den ganzen Tag penne?“ Sie klang erstaunt.
„Nein! Wirklich nicht. Ich bin auch mehr nachtaktiv!“ gestand er, wieder mit der Frage im Hinterkopf, ob er nicht zu weit ging. „Ich kann auch mal den ganzen Tag verpennen!“
Lilly fing an zu lachen: „So nach dem Prinzip Lerche und Nachtigall?“
„Mmh, ich glaube bei Romeo und Julia war das auf was anderes bezogen.“ Gab er vergnügt zu bedenken.
„Stimmt, da ging es darum, das er gehen muss weil es die Lerche ist und nicht die Nachtigall, weil es Tag wird, glaub ich?“
Luke nickte: „Ja so ungefähr!“
„Was heißt hier ungefähr, das war so!“ Lilly verschränkte ihre Arme vor der Brust, zog eine Schnute und sah ihn an.
„Ja, ja.“ Luke hob beschwichtigend die Hände: „du hast ja recht!“ Er kicherte leise, stupste ihr auf die Nase. „Also was nun, einfach nichts tun?“
Lilly nickte energisch: „Ja! Nichts anderes!“
„Also gut!“ sagte er, legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie wieder näher zu sich: „Dann eben gar nichts!“
„Aber den ganzen Tag im Bett hängen ist auch nichts, mal gucken was im Fernseh läuft!“ Damit richtete sie sich auf, schlug die Bettdecke zur Seite und hielt abrupt inne.
Das Handtuch, mit dem sie bekleidet war, hatte sich während des Schlafens gelöst und war irgendwo im Bett verschwunden. Hastig griff sie nach der Bettdecke und zog sie sich wieder über sich.

Luke hatte nur ihre hektische Bewegung gespürt, konnte sich aber denken warum und fing an zu lachen.
Fast schon böse funkelte sie ihn an: „Was gibst zu lachen?“
Immer noch lachend, schüttelte er den Kopf, sah an ihr herab: „Man könnte meinen, das wäre das erste Mal, das ich dich so sehe!“
Augenblicklich schoss ihr die Röte ins Gesicht. Eigentlich hatte er ja recht, aber dennoch…
Sein Lachen erstarb: „Tschuldigung, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen!“
Sie schaute ihn an: „Ja, ja das würde ich jetzt auch sagen!“
Etwas in Lukes Blick veränderte sich. War das zu ruppig, dachte sie, das wollte ich nicht. Außerdem bin ich vorhin schon aufgestanden, da hab ich das gar nicht realisiert. Stell dich nicht so an, sagte sie in Gedanken zu sich.
„Tschuldigung! Ich bin ein Morgenmuffel,“ sagte sie zu ihm: „So war das nicht gemeint“
Sie beugte sich zu ihm herüber, küsste ihn sanft.
„So! Das würde ich jetzt auch sagen!“ Fast energisch zog er den Kopf von ihr zurück, schielte sie an und zog dabei eine Augenbraue nach oben.
„Ach Lu-uke!“ quengelte sie, zog wieder eine Schnute und stupste ihn mit dem Zeigefinger an den Oberarm. „Komm schon!“
„Nei-jen!“
„Neijen?“
„Ja!“ Immer noch schielte er sie von der Seite her an.
Lilly fing an zu kichern: „Also ja!“ Bevor er noch etwas sagen konnte, setze sie sich auf seinen Schoß, dabei ging ihr die Bettdecke verloren, aber es störte sie nicht weiter, nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände und küsste ihn innig. Zuerst hielt Luke einfach nur still, dann aber, legte er seine Arme um ihre Taille, zog sie näher zu sich und erwiderte ihren Kuss intensiv. Dadurch das sie größer war wie er, weil sie auf seinem Schoß saß, legte er den Kopf in den Nacken. Lilly fuhr mit den Händen von seinem Gesicht in seine Haare, begann wiedermal ihn zu verstrubbeln und fühlte nach kurzer Zeit, wie Luke sanft anfing an ihrer Unterlippe zu saugen. Das hatte zur Folge, das es nicht lange dauerte, bis Lilly behutsam ihre Zunge an seine Lippen stießen ließ. Ohne lange zu überlegen, hörte Luke auf zu saugen und stieß seinerseits sanft mit seiner Zungenspitze an ihre Zunge.
Allein die Berührung ihrer Zungenspitzen ließ ein Schaudern durch Lillys Körper jagen. Dazu spürte sie wieder dieses Vibrieren das sich durch ihren Körper zog, sie legte Luke ihre Hände an den Hals und fühlte das dieses Vibrieren von ihm ausging. Es fühlte sich an wie das Schnurren einer Katze.
Erschrocken wich sie zurück, unterbrach jeglichen Körperkontakt zu Luke.
„Wie machst du das?“ fragte sie atemlos und war überrascht wie rau ihre Stimme bereits klang.
„Was?“ fragte er irritiert.
Merkt er das gar nicht, fragte sie sich. „Dieses Schnurren!“
Jetzt schien er wirklich verwirrt: „Was für ein Schnurren?“
„Das Schnurren halt, es klingt wie bei einer Katze,…es klingt nicht nur so, es fühlt sich auch so an!“
Er sah sie fast schon bestürzt an. „Von was redest du da?“
Was sollte das jetzt, was für ein Schnurren, fragte er sich. Ich schnurre nicht!
„Du merkst das nicht?“ fragte sie ihn ungläubig.
„Ich weiß nicht von was du redest! Schnurren? Ich bin doch keine Katze!“
„Es…es..“ jetzt war sie irritiert: „fühlt sich aber so an. Ich merk das doch, ich bin doch nicht doof. Das…das vibriert richtig!“
„Was vibriert? Lilly könntest du mir vielleicht endlich sagen was du hast?“
„Alles!“
„Was alles?“
„Ich…mein Körper, alles halt. Merkst du das nicht?“
„Nein!“ Luke sah sie an, schüttelte den Kopf: „Ich merk nichts. Ich hab keine Ahnung was du meinst!“
„Das ist ein..ein Vibrieren das von deinem Körper ausgeht, wie….wie ..ich weiß nicht. Wie das Schnurren einer Katze halt, die man krault!“
Immer noch sah er sie verwirrt an: „Erst schnurren jetzt vibrieren, Lilly! Was meinst du, dein Körper vibriert weil das von mir ausgeht, häh?“
Ist es das, wieso das fast eskaliert. Wieso das nie auf einer niedrigeren Stufe bleibt.
„Ich…ich weiß doch auch nicht!“ Sie rutschte noch ein Stück von ihm weg, winkelte die Beine an und zog die Bettdecke darüber: „Es ist ….mmh als ob mein Körper unter Strom steht, jede Nervenfaser vibriert. Es ist..ach ich weiß nicht wie ich dir das erklären soll.“ Sie ließ den Kopf nach hinten sinken, legte ihre Hände auf ihr Gesicht.
„Du irritierst mich!“ gestand Luke: „Was soll das heißen? Ich meine was.. also wie..?“
„Siehst du, du weißt nicht mal was du fragen willst und ich kann es dir nicht erklären. Ich merk es nur und es macht mich….“ Abrupt brach sie ab, kramte unter der Bettdecke, bis sie das Handtuch fand, wickelte es sich um den Körper und verließ fast fluchtartig das Bett: „Ach, vergiss es!“ Ohne ein weiteres Wort, verließ sie das Schlafzimmer.
Luke saß immer noch im Bett, sah ihr hinterher. Was war das, fragte er sich. Was meint sie mit schnurren, vibrieren und was macht es sie. Er holte langsam Luft, legte sich die Hand auf den Brustkorb, atmete langsam ein und aus. Ich merk nichts von vibrieren oder ähnlichem. Was ist los mit ihr? Luke stand auf, folgte ihr ins Wohnzimmer und fand sie auf der Couch sitzend, die Beine angezogen und auf den ausgeschalteten Fernseher starrend.
Behutsam ging er näher zur Couch, setzte sich neben sie und sah sie an.
Es dauerte eine Weile bis Lilly ihn ansah: „Du hältst mich bestimmt für irre!“
Luke lächelte, schüttelte den Kopf: „Nein! Ich weiß nur immer noch nicht, was du meinst. Ich merk nichts davon. Ich hab keine Ahnung das so was stattfindet, ich weiß nicht wann, noch wie.“
„Du merkst das wirklich nicht?“ fragte sie ihn skeptisch.
„Nein, wirklich nicht! Sonst würd ich dich ja wohl kaum fragen, was du damit meinst!“
„Das heißt du kannst das auch nicht steuern?“
„Ich weiß ja nicht mal das ich das mache, wie soll ich das dann steuern können! Aber warum fühlst du das und ich nicht und vor allem wann? Immer?“
Lilly schüttelte betrübt den Kopf: „Nein nicht immer, nur wenn…“ erneut schwieg sie.
„Nur wenn was?“
„Wenn, ….wenn!“ Sie ließ den Kopf nach vorne hängen um ihm nicht ins Gesicht schauen zu müssen: „Wenn wir uns näher kommen, also ich mein….“ Sie vollführte mit beiden Händen eine Kreisbewegung, so als ob sie nach dem richtigen Wort suchte.
„Was meinst du mit…“ weiter kam er nicht, sie hob plötzlich den Kopf, sah ihn an und schlug ihm unerwartet mit den flachen Hand auf die Brust.
„Denk nach!“ schon fast fauchte sie ihn an.
Sie sah in seinen Augen, das er jetzt sehr wohl verstand: „Immer?“ fragte er schon fast fasziniert.
„Bis jetzt ja! Also es scheint immer erst ne Weile zu dauern bis das anfängt aber dann…“
„Und du merkst das?“
„Ja“ wieder dieses fauchen in der Stimme. Hör auf damit, wenn du mich in Verlegenheit bringen willst, fliegst du raus.
Luke hob beschwichtigend die Hände: „Schon gut. Ich hab ja nur gefragt. Das passt ja, ich schnurre und du fauchst!“ Lilly war sich nicht sicher ob sie nicht etwas Vergnügtes in seiner Stimme hörte: „Lass das!“
„Was denn?“
„Ich find das nicht lustig!“
„Was?“
„Das du das machst, ob bewusst oder nicht, aber es bringt mich durcheinander!“
„Inwiefern?“
„Inwiefern!“ Ihre Stimme war ein paar Tonlagen höher wie sonst, sie klang schon fast hysterisch. „Lass das! Du weißt genau was ich mein! Und ehrlich gesagt mag ich das nicht!“
Lügnerin, sagte sie zu sich, es gefällt dir sehr wohl, du hast nur schiss das mehr passiert wie du willst.
„Was magst du nicht, das ich dich frage oder das ich das wohl mache!“
„Wohl mache, das klingt so als ob du mir nicht glaubst!“
„Die meisten glauben nur das was sie selbst erfahren!“ In dem Punkt hatte er recht, viele glaubten nicht an die Dinge die sie nicht selbst erfahren haben.
„Das nächste Mal zeig ich dir es oder lass es dich fühlen, oder weiß der Geier was. Sofern es ein nächstes Mal gibt!“
„Was soll das heißen, wenn es ein nächstes Mal gibt? Ach Lilly komm schon, ich merk das wirklich nicht, sonst würde ich es lassen, wenn es dich stört, aber…!“ Er hatte etwas Betrübtes in der Stimme.
Lilly begann ihm wirklich zu glauben, dass er es nicht merkte, nicht kontrollierte, aber wieso spür ich es dann, es scheint so als ob er immer dann damit beginnt, wenn ich zu mehr bereit wäre, als ob er es wirklich steuern kann und gezielt einsetzt.
Eine Weile sah sie ihn an, er schien wahrhaftig nicht zu wissen, dass er das auslöste, er saß neben ihr und starrte ein Loch in den Fußboden.
Vorsichtig rempelte sie mit ihrer Schulter an seine, das ließ ihn aufschauen: „Ach Luke, so war das,…also so hab ich das nicht gemeint, es….es irritiert mich nur, es…. ach… ich weiß auch nicht.“ gestand sie.
Jetzt sah er ihr in die Augen: „Ist dir das wirklich so unangenehm?“
Sie zuckte nur mit den Schultern.
„Wenn ich das steuern könnte würde ich es machen, aber ich weiß ja nicht mal das ich das mache, verstehst du!“
Ein Nicken als Antwort. Sie wand den Blick ab, schaute wieder auf den Fernseher, der immer noch nicht lief.

Luke rutschte ein Stück näher zu ihr, saß jetzt so dicht das sich ihre Körper berührten, legte ihr sanft den Kopf auf ihre Schulter und schielte sie an. Als sie nicht darauf reagierte, rieb er sein Kinn solange an ihrer Schulter bis sie versuchte seinen Kopf mit ihrem wegzuschieben.
„Redest du jetzt nicht mehr mit mir?“ Fragte er sie bedrückt.
„Warum sollte ich?“ fragte sie leise.
„Was, mit mir reden?“ Er flüsterte, sie waren so nahe beieinander.
„Mmh, ja!“
Nun rempelte Luke sie leicht an: „Das ist ja öde!“
„Warum, wenn ich schlafen würde, könnt ich auch nicht mit dir reden!“
„Ja schon, aber da wüsste ich wenigstens den Grund, so fühl ich mich irgendwie….“
„Was?“
Luke zuckte mit den Schultern: „…Merkwürdig! Fehl am Platz, so irgendwie. Es ist nur merkwürdig, wenn du neben mir sitzt und lieber auf den schwarzen Bildschirm starrst als mit mir zu reden!“
Jetzt drehte sie sich herum, sah ihm in die Augen.
Luke sah irgendetwas darin, konnte es aber nicht einordnen. Noch nie hatte er Probleme gehabt Menschen einzuschätzen, richtig zuzuordnen, was sie dachten, aber bei ihr war das schwierig, schon fast unmöglich. Es schien, als ob alles, was er sonst bei Menschen konnte, bei ihr nicht funktionierte. Das machte ihn verrückt. Als ob es nicht schon schwer genug mit ihr ist, jetzt kommt das auch noch hinzu, sagte er in Gedanken zu sich.

Wieder näherte er sich ihr, ließ dieses Mal seine Nasenspitze über ihre Wange gleiten: „Komm schon, nicht böse sein!“
„Ich bin nicht böse!“
„Was dann?“
„Ich..ich weiß es doch selbst nicht,…irritiert, verwirrt, ach Luke!“ Während sie sprach legte sie ihr Gesicht an seines, ließ ihre Stirn an seiner Wange liegen: „Wenn ich wüsste was los ist, wär ich froh!“ flüsterte sie.
„Mmh, wenn du es nicht weiß, hab ich ein Problem!“
„Warum?“
„Hah, dann kann ich es erst recht nicht wissen, oder? Und du kannst es mir nicht sagen!“
Leise fing Lilly an zu kichern, eigentlich war ihr gar nicht danach, aber irgendwas verursachte es.
„Gott sei Dank!“ sagte Luke: „Wenigstens kann sie noch kichern!“
Sanft schlug sie ihm mit der Hand auf den Brustkorb: „Haha, ja veralbere mich nur!“
„Nein! Nie würd ich das machen. Es ist mein Ernst, das heißt ich flieg wohl nicht raus!“
„Das muss ich mir noch überlegen!“
„So?“ fragte er hörbar vergnügt, rieb sein Gesicht an ihrem: „Schnurr, schnurr!“
Dies Mal war der Schlag den er von ihr bekam wesentlich fester.
„Aua!“
Lilly wich von ihm zurück, hob den Zeigefinger und wedelte damit vor seinem Gesicht: „Ich warn dich, verarsch mich nicht!“
Luke zog eine Schnute: „Das kann ich wenigsten steuern!“
„So?“
„Ja-ha!“
Lilly kicherte wieder und Luke rieb abermals seine Wange an ihrer: „Schnurrr, schnurr!“ machte er wieder, aber diese Mal ließ sie ihn.
Diese Schnurren fühlte sich anders an, sie merkte davon nichts in ihrem Körper, sie hörte es nur und es klang als ob er einfach ein R rollen ließ, es war kein Vergleich zu dem anderen.
„Das ist anders!“ sagte sie zu ihm.
Abrupt hörte er auf: „Nicht unangenehm?“
„Nein! Klingt nur lustig!“ Wieder konnte sie sich ein kichern nicht verkneifen.
Und Luke fing erneut an zu schnurren.
Dabei kam er ihr wieder näher, rieb sein Gesicht an ihrem, an ihrem Hals und sog jedes Mal wenn er erneut Luft holte ihren Geruch auf.
Lilly kicherte immer noch: „Aah, das kitzelt!“
Luke roch exzessiv an ihr, roch sie hemmungslos ab. Jetzt wo sie es ihm gestattete und er keinen Hunger hatte, genoss er es. Für sie war es eine Albernheit, sein Schnüffeln an ihr, diese schon übertriebene Schnurren, für ihn war es unabdingbar. Sie ohne Gefahr hemmungslos zu riechen, ihren Geruch wie eine Droge in sich aufzunehmen. Lilly wusste nicht wie erbarmungslos ihr Geruch in dazu brachte, mehr riechen zu wollen, ihren Geruch aufzusaugen.

Dadurch, dass er so eindringlich an ihr roch, wurde sie gewissermaßen auf die Couch gedrückt. Je mehr er an ihr roch umso näher drückte er sich an sie, warum sie ihm letztlich nachgab wusste sie nicht, aber sie ließ sich auf die Couch sinken, lag der Länge nach darauf, seinen Körper auf ihr.
Nun, da sie unter ihm lag, verstärkte Luke das Schnurren, er wollte nicht, dass sie merkte, dass es keine Albernheit von ihm war, das er jetzt begann nicht nur ihren Hals, sondern jede freie Hautstelle ihres Oberkörpers hemmungslos abschnüffelte. Langsam fuhr er mit der Hand unter das Handtuch, zog es langsam nach unten, damit er mehr Haut bekam zu riechen.
Intensiv drückte er sein Gesicht an ihre Haut, schnüffelte sie ungehemmt ab. Lilly merkte nicht wie wenig Kontrolle er darüber hatte, wie schon fast besessen er sie abroch. Es gefiel ihr eigenartiger weise sogar, sacht griff sie ihm in die Haare, zerwuschelte sie ihm, forderte in fast auf weiterzumachen.
Luke reagierte auf die Aufforderung prompt, er zog ihr das Handtuch ganz vom Körper, begann nun auch ihre Brüste und ihren Bauch abzuschnüffeln.
Und jetzt spürte Lilly wie sich sein Schnurren veränderte, es war nicht mehr das oberflächliche, kontrollierte, welches sie nicht spürte, nun war es dieses, welches ihren Körper vibrieren ließ. Sie schnappte nach Luft, ließ seine Haare los und legte ihm die Hände auf die Schultern, drückte ihn weg. Zuerst nur sanft, aber als sie merkte, dass das nicht ausreichte, wurde sie energischer: „Luke! Schluss jetzt!“ fuhr sie ihn an, drückte ihn mit aller Kraft von sich.

Es dauerte etwas, aber dann ließ er sich von ihr distanzieren, sah sie schon fast schockiert an, als er vor ihr auf der Couch kniete: „Es tut mir leid!“
Lillys Hände lagen immer noch auf seinen Schultern und immer noch spürte sie das Vibrieren: „Merkst du es jetzt?“
„Was?“
„Diese Schnurren!“
Luke sah sie an, schob ihre Hände von sich und legte sich eine seiner Hände auf den Brustkorb, die andere auf seinen Bauch und jetzt spürte er es. Ein Vibrieren das, obwohl er nicht atmete, durch seinen Körper ging. Das hatte er zuvor nicht bemerkt, nicht wahrgenommen und auch jetzt fühlte er, wie es schon wieder schwächer wurde.
„Was..? Das merkst du so intensiv?“
Lilly nickte, legte ihm wieder eine Hand auf den Brustkorb und Luke erinnerte sich daran zu atmen.
Als ihre Hand seinen Brustkorb berührte, legte sie den Kopf schief: „Das ist wesentlicher schwächer wie vorhin! Vorhin war das viel heftiger, viel ausgeprägter!“
„Dann löst du das wohl aus!“ stellte er fest.
Lilly zog ihre Hand zurück, legte sie sich auf den Brustkorb: „Ich? Wie soll ich das auslösen? Du fängst doch damit an, ich reagiere, merke es nur!“
„Aber es wird ausgelöst, da bin ich mir sicher, durch deine Nähe, durch deine Berührungen! Wann hat das angefangen?“
Er schien es wirklich nicht zu wissen, dachte sie, überlegte und sagte dann kleinlaut, aber wahrheitsgemäß: „Also gemerkt hab ich das, als ich angefangen hab dir durch die Haare zu fahren!“
„Siehst du, also bist doch du der Auslöser dafür, da kann ich gar nichts dagegen machen!“
„Heißt das, ich darf dich nicht mehr anfassen?“
„Doch schon, aber dieses Schnurren wird dann unkontrolliert passieren, ich hab keinen Einfluss darauf!“ Denk ich mal, aber so etwas hab ich zuvor nie bemerkt und es hat mir auch nie jemand gesagt. Ok, ich bin nie mit jemanden so nahe gewesen, zumindest nicht auf diese Weise. Vielleicht bekomme ich darüber Kontrolle, aber ich kann nicht üben. Es wird mit Sicherheit durch sie ausgelöst und wie soll ich das dann alleine hinbekommen.
Seine Gedanken wurden durch sie unterbrochen: „Aber, …aber, wie einfach ignorieren, das kann ich nicht und es einfach geschehen lassen geht auch nicht!“
„Warum?“
„Weil, ..weil!“ Weil es mich zu mehr bringt wie ich eigentlich will, ich bin mir sicher, dass ich das ab einen bestimmten Punkt nicht mehr kontrollieren kann und dich bestimmt nicht mehr abbremsen werde und was dann.
Dann schläfst du halt mit ihm, sagte einen andere Stimme in ihrem Kopf.
„Weil was?“ hörte sie Luke fragen.
„Weil es mich,…. Naja, ich weiß nicht wie ich das ausdrücken soll, ..es bringt mich dazu,…Dinge zuzulassen, die ich bestimmt noch nicht zulassen würde und auch nicht will!“
Luke sah sie an, rieb sich mit der Hand über den Mund, fragte sie dann gedämpft: „Heißt das es macht dich ungehemmt?“
„Auch ne Möglichkeit es auszudrücken. Ja, so kann man sagen! Und das irritiert mich, weil ich nicht so bin. Verstehst du ich bin schüchtern normalerweise, schon fast prüde, zurückhaltend, alles andere, aber nicht so!“

Luke bemerkte wie sie erneut errötete, es war ihr wirklich unangenehm, entweder, dass es ihr so ging, oder und das glaubte er trifft eher zu, das sie ihm das gesagt hatte. Er sah wie Lilly sich das Handtuch griff und es sich um den Körper wickelte.
„Hör zu, ich will dir kein Unbehagen bereiten, aber ich kann es wirklich nicht steuern, sonst würde ich es lassen, aber es ist nicht so, dass es nur dich, wie soll ich sagen,….außer Kontrolle geraten lässt. Es scheint bei mir auch so zu sein. Denk ich zumindest mal!“
„Was meinst du mit, denkst du?“
Luke holte tief Luft bevor er antwortete: „Ich weiß nicht, ob es daran liegt oder einfach an dir, das ich nicht von dir will.“
„Von mir will, Luke, was ..?“
„Du hast eine sehr starke Anziehungskraft auf mich, die Art wie du dich bewegst, dein Geruch, alles an dir, zieht mich so dermaßen an. Ich kann nichts dagegen tun!“
Er sah zu ihr herüber, schaute ihr in die Augen und Lilly sah irgendetwas in seinen Augen, in diesem Blau, dass sie beruhigte, sie merkte wie Luke näher zu ihr rückte und ließ es geschehen.

Lilly lehnte sich vorsichtig an Luke an, wusste nicht was sie davon halten sollte, war es wirklich so wie er ihr gesagt hatte, und wenn ja, wie sollte sie sich weiterhin verhalten.
Das Streicheln seiner Hand an ihrer Wange ließ sie aufschauen, wieder sah er ihr in die Augen und sie fühlte wie ihr Herz schneller schlug.
Was wäre so schlimm daran, dachte sie bei sich, wieso sollte es mir Angst machen, wir müssen nur aufpassen, was wir tun und wie weit wir gehen. Wir sind schließlich erwachsen und müssten doch kontrollieren können was wir tun und wie weit wir gehen.
„Was ist?“ hörte sie Lukes schon vertraute Stimme flüstern.
„Nichts, ich denk nur nach!“
„Über was?“
Lilly lächelte: „Musst du das wirklich fragen.“
Sie merkte wie er langsam den Kopf schüttelte, dabei sein Gesicht in ihren Haaren rieb: „Nein, ich glaub ich kann’s mir denken, wahrscheinlich wirst du darauf keine befriedigende Antwort finden.“
„Mmh, meinst du?“
„Ich befürchte es! Sag mir wie weit du gekommen bist, vielleicht kann ich dir helfen!“
Leises Kichern war ihre Antwort: „Wieso hab ich das Gefühl, das du dabei nicht unparteiisch bist!“ gab sie immer noch glucksend zu bedenken.
Jetzt lachte Luke, leise, angenehm: „Schätze du hast recht, aber vielleicht kann ich dir weiter helfen, selbst wenn ich... „
Als er nicht weiter sprach, fragte sie: „Selbst wenn du was?“
„Selbst wenn ich dabei Partei ergreifen, wobei ich dir aber nicht sagen kann auf welche Seite ich mich stelle.“
Erneut sah sie ihn an, lehnte ihr Gesicht dann an seine Wange: „Was meinst du mit du weißt nicht auf welche Seite du dich stellst?“
„Ganz einfach, ob ich unbedingt das vertrete was ich gerne hätte oder das was dir lieber ist!“
„Woher willst du wissen das es nicht das gleiche ist?“
„Ich befürchte nur das schlimmste!“
Nun begann sie ihr Gesicht an seiner Wange zu reiben: „Blöde Einstellung!“ flüsterte sie.
„Warum, machst du es anders? Erwartest du immer nur Gutes? Kann auch mal sehr nach hinten losgehen!“ flüsterte er zurück, drückte sein Gesicht stärker an ihres.
Lilly zuckte nur mit den Schultern, lehnte sich mehr an ihn und zog die Beine auf die Couch, damit sie fast lag.

Eine Weile blieben sie so nebeneinander sitzen, rieben schweigend ihre Gesichter aneinander.
Auf einmal unterbrach Luke die Stille: „Und weißt du jetzt was du willst?“
„Was ich will, weiß ich schon lang!“ antwortete sie ihm und war überrascht wie ehrlich das war. Sie mochte ihn, wahrscheinlich schon mehr wie nur mögen, dachte sie. Aber es war so kompliziert was zwischen ihnen geschieht, es verwirrte sie einfach. Die Vertrautheit, nach so kurzer Zeit, das was sie für ihn empfand und wie wohl sie sich bei ihm fühlte obwohl sie misstrauisch sein müsste. Sie müsste zurückhaltender sein, sie wusste nichts über ihn und doch machte sie sich weit weniger Sorgen, wie sie eigentlich müsste. Zumal er in manchen Dingen doch ungewöhnlich war.
„So und was willst du denn?“
Sie überlegte kurz: „Das werde ich dir wohl kaum auf die Nase binden!“ sagte sie vergnügter wie sie wirklich war.
„Schade! Dann hab ich keine Chance dir das zu geben was du möchtest!“

Lilly rutschte ein Stück von ihm weg, sah ihn mit großen Augen, fast schon erschrocken an.
Schnell hob Luke abwehrend die Hände: „Versteh das bitte nicht falsch, so... so war das nicht gemeint!“
Sie stupste ihn mit dem Zeigefinger an die Brust: „So? Wie war das denn gemeint!“
„Nicht so wie du denkst!“
„Woher willst du wissen was ich denke!“
„Ich sagte doch, ich nehme immer das Schlimmste an!“
„Und was wäre das?“
„Was genau weiß ich nicht, aber dich irgendwie vor den Kopf zu stoßen, oder etwas zu tun oder zu sagen, was dazu führt das du mich entweder rausschmeißt und, oder mich nie wiedersehen willst!“
„Das wäre das Schlimmste?“ fragte sie ihn ungläubig.
„Ja!“ sagte er bestimmt. Wenn du wüsstest was du mir bedeutest, Schicksal hin oder her, wie lange ich dich gesucht habe und wie froh ich war dich endlich gefunden zu haben, auch wenn du nur ein Mensch bist. Wie sehr ich dich brauche.
Zärtlich fuhr er ihr über die Wange, kam ein Stück näher und küsste sie genauso sanft auf die Lippen.
Als er sich wieder von ihr gelöst hatte, sagte er flüsternd: „Ich bezweifle das du je ganz verstehen wirst, was du für mich...“ Stopp, sagte er in Gedanken zu sich, das geht zu weit, das kannst du ihr nicht sagen, sie würde weiter fragen, oder es dir vielleicht nicht glauben. Dich für völlig verrückt halten. Aber es ist doch die Wahrheit, kann ich nicht mal etwas wahrheitsgemäß sagen, wenn ich ihr schon nicht alles sagen kann. Darf ich ihr nicht einmal soviel Wahrheit antun, irgendwann werde ich ihr es erzählen müssen, soll sie dann merken das alles gelogen war....
Seine Gedanken wurden von ihrem Flüstern unterbrochen, sie sah ihm in die Augen: „Was ich für dich...?“
Luke holte tief Luft, sah sie an, senkte seinen Stimme bis sie ebenfalls nur noch ein flüstern war: „Was du für mich bedeutest. Ich weiß das klingt absurd, nach so kurzer Zeit, aber ich kann dagegen nichts tun und ich will dagegen auch nichts tun!“

Er sah wie sich etwas in ihren Augen änderte, konnte auch diesmal nicht ausmachen was es war und ob es gut oder schlecht war.
„Was ist?“ fragte er nach einer Weile.
Wieder zuckte sie nur mit den Schultern, sah ihm immer noch in die Augen.
„Manchmal irritierst du mich nur noch mehr, ist ja nicht so, dass du durchschaubar bist.“ gestand sie nach einer Weile leise.
Luke konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen: „Als ob du so einfach bist!“ konterte er.
„Vielleicht, aber ich strotze nicht vor Geheimnissen!“
Luke sah ihr immer noch in die Augen, sie sah wie sich etwas darin änderte. War es Schuld, Scham oder einfach nur Verlegenheit.
„Ich…ich hab dir doch gesagt, dass ich dir nicht alles sagen kann, es..“
Luke holte tief Luft: „Es ist alles andere wie einfach und es wäre so einfach, wenn ich dir einfach alles erklären könnte, aber es…“
„Ich weiß, es geht nicht.“ Lilly holte Luft, seufzte leise.
Er merkte ihre Enttäuschung, an der Art wie sie Luft holte und konnte es ihr nicht mal verübeln. Das es für sie nicht einfach war, wusste er und zu gerne hätte er ihr endlich alles erzählt. Aber er wusste auch, dass die Gefahr groß war, sie dadurch zu verlieren und das wollte er nicht. Später, entschied er, irgendwann würde sie alles erfahren.
„Nicht böse sein, ja!“
„Ich bin nicht böse, es…mmh, ach egal!“
„Was?“
Lilly grinste ihn an: „Du wirst mir eh keine Antwort geben können, denk ich mal!“
Er wand den Kopf ab, sah nach vorne aus der Balkontür und fühlte sich merkwürdig, ihm war bewusst das sie recht hatte und er ihr es nicht erklären würde. Und irgendwie war ihm klar das eine solche Beziehung nicht funktionieren konnte, wie soll es gehen, wenn man zueinander nicht ehrlich sein konnte. Wiedermal verfluchte er das es so gekommen war. Verfluchte die Tatsache, dass sie so verschieden waren, das er das war was er ist.
„Ach Lilly du….ich es ach.. oh man!“ er stütze die Ellenbogen auf die Knie, legte seinen Kopf in seine Hände und starrte weiter aus dem Fenster.
Wie spät es war wusste er nicht, sein Zeitgefühl schien nicht mehr zu funktionieren, zumindest nicht in ihrer Gegenwart, er merkte wie sie neben ihm bewegte, sich wieder etwas zurücklegte, die Beine anzog und als er sie ansah, registrierte er das sie müde wurde.

Sie hat zwar fast den ganzen Tag geschlafen, aber sie hatte ja Nachtdienst, erinnerte er sich.
„Wenn du müde bist, kann ich ja gehen!“ sagte er zu ihr.
Fas erschrocken richtete sie sich auf, sah ihn an: „Seit wann, willst du gehen wenn ich müde bin. Ich dachte es stört dich nicht, wenn ich schlafe obwohl du da bist?“
„Es stört mich ja nicht, aber vielleicht ist es dir im Moment lieber!“

Nein, es war ich nicht lieber, sie wollte nicht das er ging, sie wollte es wirklich nicht und war darüber etwas erstaunt, wie sehr sie das nicht wollte.
„Du musst nicht gehen:“ sagte sie kleinlaut. „ Aber ich kann dich auch nicht halten, wenn du möchtest!“
„Eigentlich will ich ja nicht gehen, aber vielleicht willst du ja das…!“
„Nein!“ unterbrach sie ihn energisch. „Will ich nicht!“

Luke rutschte etwas näher zu ihr, griff vorsichtig zu ihr hinüber und strich über ihre Wange, war sehr froh über ihre heftige Reaktion.
„Ich will ja auch nicht gehen!“ Sagte er flüsternd.
Jetzt lächelte Lilly, selbst wenn er es nicht gesehen hätte, hätte er es gemerkt.
Langsam rutschte er noch näher zu ihr, kam ihr so nahe, dass er ihr Gesicht mit seinen Lippen streifte. Zärtlich drückte er ihr seine auf ihre Lippen, küsste sie sanft. Lilly hielt ganz ruhig, zuerst dachte Luke sie würde zurückweichen, war sehr froh das sie nicht zurückwich. Sich küssen ließ, obwohl er sie wieder mal in gewisser Weise vor den Kopf gestoßen hatte.
Er löste seine Lippen von ihren, strich ihr wieder über die Wange. Immer noch nah an ihrem Gesicht, flüsterte er: „Wenn du müde bist, dann schlaf doch.“
„Ach jetzt willst du wieder da bleiben, oder willst du immer noch gehen?“
Luke lachte leise: „Wenn du willst, bleib ich bei dir!“
Lilly nickte, strich dabei an seinem Gesicht entlang: „Bitte bleib.“ flüsterte sie.

Irgendwie war er darüber erstaunt, dass sie immer noch wollte das er bei ihr blieb, obwohl er ihr wieder nicht Rede und Antwort gestanden hatte.
Langsam rieb er erneut sein Gesicht an ihrem, griff nach ihren Händen und zog sie vorsichtig zu sich. Dabei lehnte er sich nach hinten und zog sie sich auf die Brust, Lilly ließ es zu, drehte sich etwas um ganz auf ihm zu liegen, verflocht die Beine mit seinen und rieb ihr Gesicht an ihm. Luke legte die Arme um sie herum, er merkte wie sie erschauderte.
„Kalt, oder…?“
„Kalt, etwas!“ gestand sie. Luke griff unter ihren Couchtisch, wohl wissend das dort eine Decke lag. Als er sie hatte, deckte er sie zu, stopfte die Decke rechts und links unter sich, damit Lilly komplett zugedeckt war. Er merkte sofort, wie sie sich entspannte, sich der Länge nach auf ihm ausstreckte. Sie schwieg immer noch und Luke merkte wie ihre Atmung ruhiger wurde. Langsam glitt sie erneut in den Schlaf. Luke begann ihr sanft über den Rücken zu streicheln, während sie einschlief.

Als sie aufwachte, lag sie immer noch auf Luke, hatte beide Arme um sie gelegt. Sie streckte sich auf ihm.
„Wie spät ist es?“ fragte sie schläfrig.
„Spät, oder besser früh!“ sagte er leise.
„Und wie früh?“
„Halb drei!“
Lilly richtete sich auf, drückte sich mit den Armen an der Armelehne ab und sah ihm ins Gesicht: „Ich glaub ich sollt ins Bett, da ist mehr Platz.“
Luke richtet sich etwas auf, kam dabei wieder an ihren Körper und sah ihr in die Augen: „Auf jeden Fall mehr Platz, aber eigentlich find ich es ganz bequem!“
Sie legte ihm die Hände auf die Brust und drückte sich von seinem Oberkörper ab: „Bequem ist anders.“ gab sie zu bedenken.
„Kommt darauf an, wie du bequem definierst.“ Sagte er leise kichernd.
„Ich glaube nicht, dass es so bequem ist, wenn ich auf dir liege.“
„Mmh!“ er wiegte den Kopf hin und her: „Eigentlich schon, zumindest angenehm!“
Lilly sah ihn irritiert an, stieß sich nach einer Weile von ihm ab, stand auf und schlurfte ins Schlafzimmer.
Das Bett knarrte leise als sie sich daraufsetzte oder legte, das konnte er nicht genau sagen.
Gemächlich folgte er ihr, sah als er in der Schlafzimmertür stand, wie sie immer noch nur mit dem Handtuch bekleidet auf dem Bett lag.
„Nicht kalt so?“
Sie hob träge den Kopf, schaute ihn an: „Es geht.“

Nach einer Weile, stand sie langsam auf, zog die Bettdecke zurück und kroch darunter, deckte sich zu und Luke sah wie das Handtuch von ihr auf den Boden fallen gelassen wurde.
„Willst du stehen bleiben?“ fragte sie ihn schläfrig.
„Ich weiß nicht?“
„Wie du weißt? Du musst doch wissen was du willst?“
„Was ich will schon! Aber was willst du?“
„Warum ich?“
„Es ist doch deine Entscheidung, ob ich zu dir darf!“
„Seit wann frägst du das?“
„Ach komm schon! Das ist jetzt irgendwie fies von dir, mir so was vorzuwerfen!“
„Was vorzuwerfen?“
„Das ich was mache, ohne dich zu fragen und wenn möglich noch gegen deinen Willen!“
Lilly richtet sich auf, schaute ihn an und streckte ihm die Zunge heraus: „Bääh!“
Dann ließ sie sich wieder nach hinten fallen, zog sich die Decke über den Kopf und sagte gedämpft: „Weißt du, mach doch was du willst!“
Luke fing an zu kichern: „Solche Vorschläge sind bei anderen gefährlich!“
„Warum bei anderen?“ fragte sie immer noch gedämpft durch die Decke.
„Du weißt doch, dass ich dir nie etwas tun würde!“ sagte er leise, während er auf das Bett zuging.
„Ja, ja!“

Lilly merkte wie das Bett nachgab, als er sich daraufsetzte. Sie merkte wie er seinen Arm um sie legte, drehte sich herum um näher bei ihm zu liegen. Ihre Körper lagen dicht beieinander, nur die Bettdecke zwischen ihnen. Er legte seine Arme um sie, drängte sich nah an sie. Luke merkte wieder wie Lilly in den Schlaf fiel.
Und wieder schaute er ihr beim schlafen zu.

Es war bereits Nachmittag als Lilly von der Sonne, welche ihr ins Gesicht schien, geweckt wurde. Sie drehte sich herum mit der Gewissheit Luke neben sich liegen zu haben, aber er war nicht da. Sie räkelte sich kurz, stand dann auf und ging ins Bad, zog sich den Bademantel über und lief barfuß ins Wohnzimmer.
Vielleicht ist er ja dort, dachte sie. Aber auch dieses Mal wurde ihre Hoffnung enttäuscht. Er war weg, sie sah nur auf dem Küchentresen einen Zettel liegen:

Guten Morgen,
Ich musste leider gehen, wollte dich aber nicht wecken. Ich komme, wenn du möchtest heute Abend wieder.
Liebe Grüße Luke



Lilly legte den Zettel wieder hin.
Du bist gut, dachte sie, selbst wenn ich nicht wöllte das du kommst, kann ich dir ja nicht absagen.
Aber wahrscheinlich weiß er das du ihm gar nicht absagen würdest, es wundert mich nur warum er wieder gehen musste, gerade heute ist doch so ein schöner Tag.
Erneut griff sie nach dem Zettel, las ihn erneut und wunderte sich etwas über diese Schrift. Eine merkwürdige Handschrift hat er, dachte Lilly, so altertümlich irgendwie.
Sie zuckte mit den Schultern, legte den Zettel erneut weg und merkte das sie Hunger hatte.

Zuerst überlegte sie sich etwas kommen zu lassen, entschied das sie keine Lust hatte etwas zu kochen. Aber ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass noch kein Lieferdienst lieferte, es war erst halb vier. Der Pizzadienst, den sie vorhatte anzurufen, lieferte erst ab 18 Uhr, dass wusste sie bereits aus Erfahrung. Also musste sie sich zwangsläufig was machen. Nachdem sie eine Zeitlang ihre Schränke durchforstete hatte, machte sie sich ein paar Cornflakes. Das würde reichen bis sie sich Pizza bestellen konnte, entschied sie.

Sie nahm die Schüssel mit Cornflakes, setzte sich auf die Couch und machte den Fernseher an. Sie schaltete durch die Programme und stellte fest das nichts interessantes lief.
Also ließ sie einfach den nächstbesten Film drin und sah halbherzig zu. Lange dauerte es nicht, bis sie immer wieder einnickte, teilweise richtig tief einschlief. Auf eine Art hasste sie Nachtdienste, sie brachten ihren ganzen Tag-Nacht-Rhythmus durcheinander. Es war bereits dunkel als sie erneut wach wurde, fast halb acht verriet ihr ein Blick auf die Uhr.
Immerhin, entschied sie, kann ich mir jetzt die Pizza bestellen.
Lilly stand auf, lief immer noch nur mit dem Bademantel bekleidet zur Küche, wählte die Nummer der Pizzeria und bestellte sich eine Familienpizza mit diversen Belägen. Der Lieferdienst versprach innerhalb einer halben Stunde zu liefern und Lilly entschied, nachdem sie aufgelegt hatte sich jetzt vielleicht doch etwas anzuziehen. Sie überlegte ob es noch zum Duschen reichte, war sich sicher schnell genug zu sein und lief ins Bad.

Es klingelte gerade an der Haustür, als Lilly noch mit nassen Haaren, aber mit einem Schlafanzug an, aus dem Schlafzimmer kam um sich wieder auf die Couch zu setzten.
Sie ging zur Wohnungstür, drückte auf die Gegensprechanlage: „Ja hallo!“
„Ja allo, ier ist Pizza!“
Sie musste unwillkürlich grinsen, als sie auf den Türöffner drückte. Diesen italienischen Akzent fand sie einfach herrlich, obwohl sie wenn sie ehrlich lieber jemand anderen erwartet hatte. Wo blieb er eigentlich? Fragte sie sich, hat er nicht geschrieben heute Abend. Es klingelte erneut, diesmal stand der Pizzabote direkt vor der Wohnungstür, sie ließ ihn ein, bezahlte, gab ihm noch ein Trinkgeld und setzte sich, nachdem er gegangen war, mit dem ersten großen Stück zurück auf die Couch.
So was schauen wir den jetzt, fragte sie sich selbst. Schaltete nochmals durch alle Programme und blieb an einem alten Bram Stoker's Dracula Film hängen. Eigentlich sah sie solche Filme ganz gerne auch wenn sie danach nicht mehr wirklich schlafen konnte.
„Jetzt komm aber!“ sagte sie laut zu sich. „So was gibt es doch gar nicht! Du als Krankenschwester müsstest doch wissen, dass so was unmöglich sein kann. Es gibt keine Untoten die durch die Gegend rennen. Entweder sie sind tot, dann rennen sie nicht mehr herum oder nicht!“ Sie musste über sich selbst grinsen, ging ins Schlafzimmer, holte sich ihr Kopfkissen um es sich auf den Bauch und vor die Brust zu drücken und holte sich in der Küche den Karton mit der Pizza. Diesen stellte sie sich auf den Couchtisch und schaute den ersten schwarz-weiß Bildern zu, die über den Bildschirm flackerten. Sie war ganz vertieft in den Film, bereute es wieder mal die Couch mitten im Raum stehen zu haben und nicht mit der Rückenlehne an der Wand. Immer wieder sah sie sich in ihrem Wohnzimmer um, sicherstellend das da nichts war.

Sie sah gerade, wie eine junge Frau panisch durch die Gegend rannte, verfolgt von einem wirklich totaussehenden, bleichen Etwas mit spitzen Ohren und Zähnen und tiefen schwarzen Ringen unter den Augen. Gerade als er sie erwischte und sie beißen wollte, klingelte es an der Tür. Lilly erschrak, zuckte zusammen und sah mit rasendem Herzen zur Tür. Wer kann das sein, fragte sie sich, sah auf die Uhr und vermutete dass es wohl Luke sein musste. Langsam stand sie auf, drückte auf die Gegensprechanlage und fragte leise: „Ja?“
„Hi, noch wach?“ Lukes Stimme hatte schon etwas Vertrautes an sich.
„Ja!“ sagte sie, während sie auf den Türöffner drückte. Danach schloss sie die Wohnungstür auf, öffnete die Tür und setzte sich wieder auf die Couch.

Luke hatte ihren rasenden Puls schon gehört, als er vor ihrem Haus stand. Was war los, fragte er sich, warum jagt dein Herz so, fragte er sie still. Als er ihre Stimme hörte, merkte er auch in dieser dass sie wohl erschrocken war. Vielleicht hast du sie geweckt, dachte er, als er sich beeilet die Treppen nach oben zu laufen. Ihre Wohnungstür war nicht nur unverschlossen, sondern war auch nur angelehnt.

„Du bist ganz schön mutig, die Tür aufzulassen!“ sagte er, als er in ihrer Wohnung stand und die Tür hinter sich geschlossen hatte.
Lilly saß auf der Couch, ihr Kopfkissen so vor sich das ihre Brust und ihr halbes Gesicht dahinter verborgen, sah auf den Bildschirm des Fernsehers und Luke war sich nicht mal sicher, dass sie ihn gehört hatte. Langsam kam er näher, setzte sich neben sie und sah sie an: „Lilly?“
„Was?“ Erst jetzt sah sie ihn an: „Hi!“
„Träumst du?“
„Warum?“ „Weil ich grad zu dir gesagt hab, dass das mutig ist die Tür einfach aufzulassen!“
„Warum, ich wusste doch dass du es bist!“ Sie drehte sich wieder zum Fernseher, sagte ohne ihn anzuschauen: „Da ist noch Pizza, wenn du willst!“
„Danke nein, ich hab erst gegessen:“ sagt er wahrheitsgemäß. Er brauchte mehr Nahrung, seitdem er sie kannte, oder glaubte er das nur. Vielleicht merkte er den Hunger früher wie zuvor, weil sie ihm so nahe war. Vielleicht holte er sich auch nur immer etwas um ihr gegenüber standhaft zu bleiben. Wenn man immer satt ist, hat man keinen Hunger, egal was vor einem ist. Ja, entschied er, das wird es sein. Es ist ein Schutzreflex für sie. Selbst wenn ich ihr nahe bin und ihr Blut rieche, hab ich kein Verlangen, zumindest kein starkes. Ich kann es besser kontrollieren und es unterdrücken.

Er sah sie eine Weile an, merkte wie ihr Herz immer wieder schneller schlug und schaute schließlich ebenfalls auf den Fernseher. Unwillkürlich zuckte er zusammen, als ihm bewusst wurde, was sie sich da ansah.
Nach ein paar Minuten konnte er sich nicht mehr zurückhalten: „Was schaust du da für einen Mist an?“
„Wieso Mist? Magst du keine Vampirfilme?“ Sie sah ihn kurz an, schaute dann wieder nach vorne.
„So ein Blödsinn, Wie soll man sich bitte in eine Fledermaus verwandeln?“ Er hatte sich wohl etwas in der Stimmlage vertan, denn sie sah in mit großen Augen an.
„Wenn man dich hört könnt man glatt glauben, du hättest Ahnung davon!“ sagte sie spitz zu ihm. Diesmal zuckte er zusammen, wusste nicht was er jetzt sagen sollte: „So mein ich das nicht, aber wie soll das gehen. Man kann doch nicht seine Gestalt ändern! Und warum ausgerechnet Fledermäuse?“
Lilly fing an zu kichern, stupste ihn in die Flanke: „Also erstens weil Fledermäuse nachtaktiv sind, du siehst sie nie tagsüber, wegen der Sonne und zweitens gibt es irgendwo sogenannte Vampirfledermäuse, die wirklich Blut als Nahrung haben. Allerdings sind die nicht wirklich groß, deswegen!“
„Aha!“ sagte er und Lilly bemerkte einen merkwürdigen Unterton.
„Und wieso ist dieser Kerl bitte so..“
„Hässlich?“ unterbrach sie ihn.
Luke nickte: „Wäre es nicht besser, besser auszusehen, dann käme man doch leichter an Frauen?“
Lilly fing an zu lachen: „Erstens ist der schon uralt und ne Weile tot, da sind man halt nicht mehr aus wie das blühende Leben und außerdem holt der sich nur Jungfrauen und die lassen normalerweise nicht mal Gutaussehen an sich heran!“
„So, meinst du das?“
„Ja, die waren zu der Zeit besser erzogen, da gings nicht mit jedem in die Kiste!“
In dem Punkt musste er ihr Recht geben, schwieg aber, er konnte ihr ja schlecht sagen, dass er das wusste.
„Und warum nur Jungfrauen,?“ Fragte er sie. Früher hätte das funktioniert, aber heutzutage würde er verhungern, wenn er sich darin halten würde.
Lilly zuckte mit den Schultern: „Was weiß ich! Vielleicht schmeckt es anders, wenn noch kein Mann dran war!“ sagte sie sarkastisch.
Das stimmte auch, er roch es, wenn ein Mann einer Frau so nahe gewesen war.
„Glaubst du an so was?“ fragte er vorsichtig. Vielleicht, dachte er, würde das doch gar nicht so schwierig werden, wie er befürchtet hatte.
„An Vampire?“
Luke nickte.
„Nein! So was funktioniert nicht, genauso wie Werwölfe und so was. Alles nur Humbug. Da gabs vielleicht mal jemanden dem Sonne nicht gut tat, oder jemand mit dieser komischen Krankheit, wo überall Haare wachsen, wie heißt die noch gleich… Huperdr,.. nee.. Hypertrichose, ja genau, so heißt das die sogenannte Wolfskrankheit. Das ist alles nur Unfug, Aberglaube, da ist nichts Wahres dran!“
„Du glaubst also an so was gar nicht?“ Doch nicht so einfach wie gehofft, dachte er deprimiert
„Nein! Das ist alles medizinisch Unmöglich, niemand keine seine Gestalt ändern oder Leben ohne zu leben, so wie man es bei Vampiren sagt. Kein Herzschlag, keine Atmung, das ist unmöglich!“
„So davon überzeugt?“
„Ja!“
„Also glaubst du an nichts davon?“
„Nein!“
„Aber ein du hast ein Bild mit einem Einhorn vor dem eine Elfe oder Fee sitzt und du hast Ketten und einen Schlüsselanhänger mit einem Schutzengel!“ Wieder vertat er sich etwas in seiner Stimmlage, er musste sich wieder unter Kontrolle bringen.
„Das..“ sagte sie scharf, wohl auch um seinem Tonfall entgegen zu kommen: „das ist ja wohl was anderes!“
„Warum ist das jetzt bitte schön was anderes?“ fragte er schnippisch. „Also an Feen, Einhörner, Schutzengel und so was glaubst du, aber nicht an das andere?“
Lilly drehte sich zu ihm herum, sah ihn an: „Ja! Und du kannst dir deinen schnippischen Tonfall sparen, sonst kannst du gleich gehen, kapiert!“
Diesen Rüffel ließ Lukes Ärger verdampfen, er wollte nicht gehen. Fast schon kleinlaut sagte er: „So war das nicht gemeint, Tschuldigung. Es ist nur merkwürdig, dass du an manches glaubst und an manches nicht, das ist alles!“

Lilly sah ihn an, klappte dann den Pizzakarton zu und trug ihn in die Küche. Luke hörte wie sie den Kühlschrank öffnete und wieder schloss.
Super, dachte er sarkastisch, hast du ja wunderbar hingekriegt. Noch besser hätte das ja nicht laufen können.
Er merkte wie Lilly zurück zum Sofa kam.
„Hör doch, dass war nicht so gemeint, vergiss es einfach, ok!“
„Mmh!“ war alles was er als Antwort bekam.
„Ach Lilly, komm schon.“ Seine Stimme hatte etwas quengelndes.
Langsam setzte sie sich zu ihm, sah ihn wieder an und strich ihm sanft über den Arm: „Ja, ja schon gut. Ich glaube das liegt daran, das Menschen nicht unbedingt an das glauben was ihnen Angst macht. So was wie Schutzengel sind gut, Einhörner sind reine Wesen, die niemandem etwas tun, im Gegenteil, sie sollen heilen können und Feen und Elfen sind harmlos. Aber Werwölfe, Vampire und sonstiges sind gefährlich, teilweise totbringend für Menschen. Deswegen glaubt man nicht daran.“
„Du glaubst wirklich an Schutzengel?“
„Ja, wieso nicht. Ich bin schon in so manche Situation hineingekommen wo ich eigentlich nicht herausgekommen wäre, ob beinahe Unfälle, oder zum Beispiel letztens bin ich nachts um ne Abkürzung zu nehmen durch Seitenstraßen gelaufen und ich bin mir sicher, mich hat jemand verfolgt und bis ich wieder auf der Hauptstraße war, war derjenige weg, einfach so, wenn das kein Glück war was dann.“
Luke erinnerte sich daran. Nur das das kein Schutzengel war, sagte er in Gedanken zu ihr, sondern ich.
„Aber wieso gehst du davon aus das alles andere gefährlich für Menschen sein muss, ich meine es kann doch auch anders sein, oder nicht?“
„Wenn man dich hört, könnte man meinen du verteidigst sie! Was ist denn es ist doch alles nur Theorie, so etwas gibt es wahrscheinlich nicht, es gibt nur etwas, mmh…, Schutz, wenn man daran glaubt, dass es irgendetwas gibt was einen beschützt. Manche glauben an Gott, manche an Engel, manche an was anderes. Jeder glaubt an etwas, und es wäre schlimm wenn nicht.“
„Aber es wird nur daran geglaubt, was einem zu Gute kommt, alles was gefährlich sein könnte, wird einfach …ignoriert.“
„Es gibt genug Übel auf der Welt, da muss man nicht auch noch an so etwas glauben. So sind Menschen, alles was ihnen Angst macht oder ihnen gefährlich werden könnte, wird vernichtet. Ob es der Glaube an etwas ist, oder etwas Reales!“
„Mmh.“ War alles was er ihr darauf antwortete.
Lilly streckte sich: „Genug theoretisches Geplänkel!“ entschied sie.
„Müde?“ fragte er vorsichtig.
„Wohl immer noch, anstatt schon.“ sagte sie grienend zu ihm.
„So? Warum?“
„Weil ich das immer hab, wenn ich aus dem Nachtdienst komme, penn den ganzen Tag und bin nachts unterwegs. Also geh ich jetzt ins Bett und morgen wird der Wecker auf sieben gestellt.“
„Willst den Film nicht zu Ende schauen?“
Lilly drehte sich herum, sah auf den Fernseher, winkte ab: „Blödsinn, der ist mir eine Spur zu brutal! Ich geh jetzt ins Bett. Was ist mit dir, willst du noch fernsehen, tu dir keinen Zwang an.“
Damit schnappte sie sich ihr Kopfkissen und ging ins Schlafzimmer.
„Ach nee!“ sagte er: „Ich komm mit, war die ganze Zeit unterwegs!“
„Ok!“ sagte sie nur und Luke hörte wie sie etwas aufs Bett schmiss.
Er folgte ihr und sah, wie sie bereits im Bett lag, ihren Wecker wieder auf den Nachttisch stellte und sich zudeckte. Zuerst überlegte er, ob er sich einfach zu ihr legen sollte.
Wieso überlegst du da, die letzten Nächte war es doch auch so.
Durch Lukes zögern, drehte Lilly sich herum, sah ihn an: „Was ist“?
„Wieso?“
„Weil du da wie angewurzelt stehst. Kommst jetzt oder nicht?“
Sie klopfte mit der Hand auf das Bettlaken neben sich und Luke konnte sich ein grinsen nicht verkneifen. Er zupfte schon fast verlegen an seinem T-Shirt.
Lilly griente ihn an: „Seit wann stört dich das?“
„Was?“
„Das du nichts zum Anziehen hast, wenn du hier schläfst. Außerdem ist es warm, also!“
„Du hast auch nen Schlafanzug an!“
„Der ist so kurz und hat so wenig Stoff, der darf sich nicht als Schlafanzug schimpfen!“ sagte sie kichernd: „Also komm schon!“
Luke zog sich wieder bis auf die Unterhose aus, schlüpfte zu ihr unter die Bettdecke.
Er rutsche ganz dicht zu ihr und sie kuschelte sich mit dem Rücken an seine Brust.
„Wo musstest du heut morgen hin?“ fragte sie unerwartet.
„In den Club, ich musste noch was erledigen.“
„Und was ?“
„Mmh, also eigentlich..“
„Kannst du mir das nicht sagen! Schon klar! Du hütest deine Geheimnisse besser wie Fort Knox oder Alcatraz abgeschirmt sind!“
Lilly rollte sich etwas mehr zusammen, bevor Luke etwas sagen konnte, sagte sie: „Irgendwie hab ich das Gefühl, dass ich irgendwann erfahre das du ein ganz übler Geselle bist, von der Polizei gesucht. Ein Massenmörder oder Entführer oder was der Geier was!“
Luke zuckte kurz zusammen: „Was redest du da für Unsinn! Seh ich so aus?“
Lilly dreht sich in seinen Armen herum, sah ihn an: „Du weißt doch es sind immer die, denen es man am wenigsten ansieht. Da sagen dann Freunde, Bekannte und Nachbarn, er war so höflich und so gut erzogen, immer hilfsbereit und freundlich, das der so was macht, hätte man nie geglaubt.“
Leise fing sie an zu kichern, Luke stupste ihr mit dem Zeigefinger auf die Nase, sagte mit ernsten Gesichtsausdruck zu ihr: „Ab wann gilt man als Massenmörder?“
Lilly sah ihn erschrocken an und Luke brachte ein Lächeln zu Stande: „Ich frag ja nur und außerdem warum sollte gerade dir das passieren?“
„Ich hab nur die Befürchtung, warum sonst solltest du mir nichts erzählen außer es ist so etwas Gravierendes. Und ein Massenmörder ist man dann, wenn weder man selbst oder jemand anderer die Ermordeten zählen kann!“
Luke begann zu überlegen, bekam er noch alle zusammen, die er getötet hatte. In den Kriegen, während der Zeit wo er noch keine Kontrolle über sich hatte. Wenn er ehrlich war nicht. Also…
Er knuffte sie sanft in die Flanke, zog eine Schnute und sagte: „Ich glaube ich gelte dann wohl schon als Massenmörder!“
Lilly sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an und fing auf einmal schallend an zu lachen. „Ja klar!“ sagte sie prustend: „Wo hast denn deine Leichen verscharrt?“
Luke stupste sie wieder an, wodurch sie nur noch mehr lachte: „Im Keller, da wo jeder seine Leichen hat.“
Lilly kringelte sich vor lachen zusammen: „Klar, im Keller. Ich glaub du nimmst wirklich alles zu wörtlich!“
„Ok dann nicht im Keller, die hab ich irgendwo verbuddelt!“
Lilly hörte abrupt auf zu lachen, sah ihn ernst an. „Du verarscht mich grad, oder?“
Eigentlich nicht, dachte er, nur das die Leichen entweder auf dem Schlachtfeld lagen oder wirklich beerdigt wurden.
Er zog eine Schnute und schielte sie an, nach einer scheinbaren Ewigkeit sagte er schließlich: „Ein bisschen!“
Jetzt boxte sie ihm in den Magen und kicherte wieder, wedelte dann mit dem Zeigefinger vor seiner Nase und sagte gespielt warnend: „Lass das! Mach das nicht! Wehe, ich krieg alles raus und wehe du hast mich angelogen!“
Darauf konnte Luke nicht anders wie lachen: „Das wäre das schlimmste an der Sache, dass ich dich angelogen hätte?“
„Ja, zumal du nicht wie Jack the Ripper aussiehst und ich dir das irgendwie nicht glaube!“
„Soweit wie ich weiß, wurde Jack the Ripper nie gefunden, also weiß niemand wie er aussah!“ gab er zu bedenken.
Lilly fing wieder an zu lachen, stieß ihn grob zur Seite so dass er auf dem Rücken lag, setzte sich dann auf ihn und drückte ihn mit beiden Händen auf die Brust, damit er liegen blieb.
„Also erstens, siehst du nicht nach Massenmörder aus, auch wenn du dich so verhälst, manchmal und zweitens hör auf mit deiner Klugscheißerei!" sagte sie immer noch kichernd zu ihm: „Sonst..“
„Was sonst?“ fragte er.
„Oh das wirst du dann merken und es wird dir nicht gefallen!“
Luke fing an zu kichern: „Woher willst du wissen was mir gefällt?“
„Das bestimmt nicht. Ich bin Krankenschwester ich kenn sehr schmerzhafte Stellen, die du dir gar nicht vorstellen kannst!“
Luke hob beide Arme, legte sie sich überkreuz über den Kopf. „Ich ergebe mich dir und meinem Schicksal!“ sagte er immer noch kichernd.
„So, dass will ich dir auch raten!“
Damit beugte sie sich vor und küsste ihn sanft.
Es dauerte nicht lange bis Luke diesen Kuss erwiderte sie schließlich umarmte um sie näher zu sich zu ziehen und Lilly ließ ihn gewähren. Kurze Zeit später drehte er sich mit ihr herum, dadurch lag sie unter ihm, er stütze sich neben ihrem Körper auf dem Bett ab und der Kuss wurde intensiver. Es dauerte nicht lange bis seine Hände begannen ihren Körper zu streicheln und ihr schließlich das Oberteil auszogen. Seine Lippen wanderten tiefer, über ihren Hals zu ihren Brüsten und Lilly begann ihm durch die Haare zu fahren. Sie wartete regelrecht darauf sein Schnurren zu vernehmen, welches ihren Körper vibrieren ließ, aber diesmal schien es nicht einzusetzen. Immer schneller fuhr sie ihm durch die Haare, begann seinen Rücken zu streicheln. Schon fast enttäuscht merkte sie, dass auch das nichts auslöste. So groß ihre Irritiertheit war, als sie das zum ersten Mal bemerkt hatte, umso größer war nun das Verlangen es zu merken. Nur dieses Mal schien Luke es kontrollieren zu können.
Es dauerte eine scheinbare Ewigkeit, bis sie es endlich spürte: Sie merkte das Schnurren was von ihm ausging, wie es durch ihren Körper lief und ihn zum vibrieren brachte. Sie genoss es, zu spüren, wie intensiver es wurde, bis…

Bis Luke von ihr zurückwich. Er merkte es jetzt auch, jetzt wo sie ihn darauf aufmerksam gemacht hatte, spürte er es, zwar nicht so schnell wie Lilly, aber spätestens an ihrer Reaktion merkte er es und konnte es auch fühlen.
Luke rutschte fast bis zum Fußteil ihres Bettes zurück, die Bilder seiner Vision zuckten durch seinen Kopf, wie sie zerschunden vor ihm lag, nur weil er sich nicht kontrollieren konnte, so weit würde er es nicht kommen lassen.
„Es… es geht zu weit, es tut mir leid ich …ich hätte nicht anfangen sollen, dass zu…zu“
„Aber ich hab doch angefangen!“ sagte sie schnell: „Nicht du!“
„Trotzdem, es wäre falsch, gefährlich!“
Lilly sah ihn verwirrt an: „Wieso gefährlich! Luke sag mir endlich was los ist!“
„Ich kann nicht, aber vertrau mir einfach, ich werde nichts tun was dich in Gefahr bringen könnte!“
Sie sah ihn mit großen Augen an: „Ich weiß so langsam nicht mehr ob ich dir vertrauen soll!“
Hilflos hob sie die Hände, ließ den Kopf nach vorne sinken: „So langsam weiß ich gar nichts mehr. Du verwirrst mich, irritierst mich immer mehr, obwohl es eigentlich weniger werden sollte. Du kannst nicht von mir verlangen, dir einfach zu vertrauen. Ich…ich..“ Ihre Stimme versagte.
Luke rutschte wieder näher zu ihr, legte eine Hand auf ihren Arm, aber Lilly stieß ihn weg: „Lass das!“ sagte sie: „Ich glaube es wäre besser, wenn du gehen würdest.“
„Lilly..bitte..ich darf…ich kann…dir einfach..“
Sie hob die Hand, brachte ihn zum schweigen: „Luke, bitte geh einfach. Du willst mir nichts sagen, also lass es!“ Sie klang traurig.

Eigentlich will sie gar nicht das ich gehe, dachte er, aber ich kann es verstehen. Aber es ist zu früh, sie würde mir nicht glauben, egal was ich ihr jetzt sage.
Schließlich stand er auf, zog sich an, setzte sich nochmals aufs Bett: „Es ist nicht das ich nicht will, aber du würdest es… ich kann es dir nicht erklären. Ich will dich doch nur schützen!“ Seine Stimme wurde zu einem flüstern, er klang traurig, er wollte nicht gehen.

Aber sie sah ihn nicht an, starrte auf die Bettdecke und schwieg. Luke merkte, dass er ihre Entscheidung nicht ändern konnte, er beließ es dabei, stand auf und ging Richtung Schlafzimmertür.
„Vor was schützen?“ hörte er sie leise flüstern.
Die Türklinke schon in der Hand, drehte er sich zu ihr herum: „Vor mir!“
Auf eine Reaktion wartete er nicht, er verließ das Zimmer, verließ ihre Wohnung und war froh, dass es noch dunkel war, damit er wirklich gehen konnte.

Als sie hörte, wie die Wohnungstür ins Schloss fiel, merkte sie wie ihr die Tränen in den Augen brannten.
Wieso hast du ihn weggeschickt, warum ist er einfach gegangen?
Weil du es so wolltest, er hat dir doch gesagt, dass er nichts gegen deinen Willen tun würde, also würde er auch nicht bleiben, wenn du ihn wegschickst.
Was meinte er mit, vor ihm muss er mich schützen. Was sollte das?
Vielleicht steckt mehr dahinter wie dir lieb ist, vielleicht ist er doch gefährlich. Wäre ein plausibler Grund dir nichts zu erzählen.
Was macht er in dem Club?
Vielleicht arbeitet er dort, du weißt ja nicht was er arbeitet. Vielleicht ist er doch ein Zuhälter oder Drogendealer oder ach weiß der Teufel was. Seine Reaktion auf dieses Massenmörderthema, war doch schon merkwürdig, vielleicht ist er wirklich einer.
Jetzt aber, jetzt spinnst du dir was zusammen, hör auf damit, vielleicht ist es wirklich so, dass es besser ist wenn du nicht alles weißt. Schon mal daran gedacht, dass er vielleicht einfach auch krank sein könnte, also physisch gesehen, vielleicht hat er irgendwas, womit er dich anstecken könnte.
Aber das würde er ja auch, wenn er mich küsst, oder nicht.
Bestimmte Geschlechtskrankheiten sind nicht so übertragbar, die sind nur beim Sex übertragbar. Ja vielleicht hat er einfach sowas und will es dir nicht sagen.
Aber ich bin doch Krankenschwester, wenn jemand darüber bescheid weiß dann ich. Vielleicht ist das aber der Grund, Frauen die nicht darüber bescheid wissen, interessiert es nicht und wenn er es ihnen sagt sind die bestimmt weg und du weißt was darüber, dir will er es vielleicht deswegen einfach nicht sagen, weil er denkt oder weiß das du alles über diese Krankheit weißt.
Ach ich weiß es doch nicht, es wäre so viel einfacher, wenn er endlich mit der Sprache rausrücken würde, dann wüsste ich woran ich bin.
Vor allem, wann seh ich ihn wieder. Ich hab weder Telefonnummer noch Nachnamen um mich bei ihm zu melden, mit ihm zusprechen. Ich kann nicht mal Kontakt zu ihm aufnehmen, wenn ich wollte. Jetzt muss ich warten bis er sich meldet und das kann bestimmt dauern, nach dem Rausschmiss, dachte sie traurig und merkte wie die Tränen heiß über ihre Wange liefen.

Als Luke sein Haus ereichte, graute bereits der Morgen. Er war ziellos durch die Stadt gelaufen und hatte überlegt, wie er das was geschehen war, erklären sollte.
Wieso hast du nicht einfach die Klappe gehalten, schützen von mir, wie konntest du das sagen.
Aber es entspricht doch der Wahrheit.
Was denkst du was sie jetzt glaubt, wieso du sie vor dir beschützen musst, nachher denkt sie wirklich du bist ein..
Ein Mörder. Bin ich doch so gesehen auch, war ich zumindest bis ich Kontrolle darüber hatte und bei ihr ist diese Kontrolle weg, ich hab schlichtweg kaum welche in ihrer Nähe, also stimmt es doch, das ich sie vor mir schützen muss.
Aber musstest du ihr das sagen, du hast ihr bis jetzt so viel, nahezu alles verschwiegen, hättest du da auch nicht einfach die Klappe halten können.
Jetzt ist es zu spät.
Ja, jetzt ist vielleicht alles zu spät, was ist wenn sie dich nicht mehr sehen will, was dann, hast du soweit vorausgedacht?
Nein, ehrlich gesagt nicht, aber was hätte ich tun sollen.
Die Klappe halten, einfach gehen, so wie sie es wollte.
Einfach so, ohne ein weiteres Wort?
Ja, wäre besser gewesen, oder besser noch gar nicht vor ihr zurückweichen sollen.
Das wäre fatal gewesen, es wäre vielleicht zu weit gegangen, ich hätte sie verletzt oder gar getötet. Ich hätte sie verloren, durch meine eigene Hand.
Und jetzt hast du sie eventuell auch verloren, durch deine eigene Klappe.

Ja, soweit war er bis jetzt gekommen. Nun stand er in seinem Schlafzimmer, warf sich aufs Bett und schaute durch das Fenster nach draußen.
Vielleicht sollte ich einfach hier liegen bleiben und auf den Sonnenaufgang warten.
Spinnst du, weißt du wie weh das tut!
Oh ja das wusste er, also stand er auf, zog die schweren Vorhänge zu und ließ sich wieder aufs Bett fallen.
Was soll ich jetzt tun, einfach warten, schauen was sich ergibt?
Nein das kann ich nicht. Ich lass ihr Zeit, ein paar Tage und schau dann das ich sie irgendwo treffe, außerhalb ihrer Wohnung, damit sie weg kann, wenn sie will.
Ja, das werde ich tun.

Es war fast eine Woche her, seit Lilly Luke gesehen hatte, ihre freien Tage hatte sie damit verbracht in der Stadt herum zulaufen in der Hoffnung ihn irgendwo zu treffen. Sie vermisste ihn merkwürdiger Weise, obwohl sie ihn gar nicht wirklich kannte. Lange hatte sie überlegt was er damit gemeint hatte, er müsse sie vor ihm beschützen. Sie hatte sich entschieden, dass es doch irgendeine Art Krankheit sein musste, die er ihr verheimlichte. Zumindest war das die angenehmste Alternative. Zu gerne hätte sie ihn getroffen, die Chance gehabt mit ihm zu reden. Obwohl sie sich sicher war, wieder keine Antwort von ihm zu bekommen, aber das war ihr im Moment egal, vielleicht war es wirklich besser, noch nicht alles zu wissen. Er hatte ihr ja gesagt, dass er ihr irgendwann alles erklären würde, vielleicht sollte sie ihm wirklich einfach vertrauen. Nur war das schwerer getan wie gesagt, einfach jemandem zu vertrauen, von dem man nichts weiß.
Na ja, immerhin vertraust du ihm soweit mit ihm unter die Dusche zugehen und ihn bei dir schlafen zu lassen, sagte sie zu sich selbst.
Und wieder überlegte sie wie sie irgendwie Kontakt zu ihm aufnehmen konnte, aber wieder fiel ihr nichts ein.

Lilly stand von der Couch auf, ging in die Küche und suchte etwas zu Essen, aber selbst als sie alle Schranktüren geöffnet hatte, war nichts zu finden. Sie musste einkaufen gehen, ob sie wollte oder nicht und sie hasste einkaufen. Vor allem da sie immer noch kein Auto hatte, das bedeutete wieder einmal Tüten schleppen.
Einen Führerschein hab ich, aber ein Auto kann ich mir bis jetzt nicht leisten, dachte sie wütend. Aber die Miete ist teuer, weil die Wohnung so nah am Krankenhaus ist und ich laufen kann, muss ich mich entscheiden, entweder weiter weg ziehen und nicht laufen können, aber Miete sparen, um mir ein Auto leisten zu können. Dieses müsste ich aber dann jeden Tag benutzen um zur Arbeit zu kommen und ob mich das billiger kommt, wie die Miete hier ist fraglich, dachte sie resigniert. Es half alles nichts sie musste was Einkaufen.

Also packte sie ihre Handtasche, steckte den Geldbeutel hinein, verließ die Wohnung und lief los. Zum Glück regnet es nicht mehr, dachte sie, aber es wurde bereits dunkel. Wenn sie wieder zu Hause sein wollte, bevor es Nacht war, musste sie sich beeilen.
Es dauerte fast eine dreiviertel Stunde bis sie den Multikomplex erreicht hatte. Dort nahm sie sich einen Einkaufswagen, obwohl sie eigentlich nicht vorhatte so viel zu kaufen.
Sie schlenderte durch die Gänge, packte hier und da etwas in den Wagen, manche Dinge brauchte sie sogar, andere wiederum nicht, aber sie achtete darauf gar nicht so sehr, so wie immer eigentlich, wenn sie einkaufen ging.
Meist kam sie mit doppelt so viel nach Hause, wie sie eigentlich brauchte und auch dieses Mal sollte es keine Ausnahme sein. Erst an der Kasse bemerkte sie, dass der Wagen fast halb voll war und überlegte fieberhaft, wie sie alles nach Hause schleppen sollte.

Sie begann alles in die vier Tüten zu packen und bemerkte nach einer Zeit, dass sie jemand beobachtet. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, ob es Angst, Nervosität oder schlichtweg Erregung war, konnte sie selbst nicht sagen. Sie fühlte nur förmlich die Blicke auf sich und irgendetwas in ihr war sich sicher, dass es nur einer sein konnte, der sie so intensiv ansah.

Was Lilly nicht wusste war, das Luke sich nicht von ihr fern halten konnte, so wie er es eigentlich vorgehabt hatte. Er war bereits nach der zweiten Nacht zu ihr gegangen, hatte sie solange es das Wetter zuließ beobachtet, mal war er bei ihr in der Wohnung gewesen, mal war er auf dem Dach des Nachbarhauses gesessen. Und heute hatte er es nicht mehr ausgehalten so weit von ihr entfernt zu sein. Er war ihr gefolgt, als er erkannt hatte wohin sie auf dem Weg war, ist er zurückgelaufen und hatte den Wagen, der keine drei Straßenzüge von ihrer Wohnung entfernt geparkt war, geholt. Da er sie immer noch in dem Gebäude gerochen hatte, war er hinein gegangen. Suchen musste er sie nicht, er hatte sofort gemerkt, wo sie sich befand und hatte einfach an den Packtischen, zwischen Ausgang und Kassen gewartet.
Und dort stand er nun, fixierte sie, überlegte fieberhaft was er tun sollte, zumal er ihren beschleunigten Herzschlag hörte. Hatte sie ihn bemerkt, ohne ihn gesehen zu haben. Sie hatte nicht hoch geschaut, nicht annähernd in seine Richtung gesehen, sie konnte ihn nicht gesehen haben, aber dennoch war er sich jetzt sicher, dass sie ihn bemerkt haben musste. Was ihm Sorge machte war, dass er nicht ausmachen konnte, warum ihr Herz schneller schlug, war sie froh ihn zu registrieren, wurde sie wieder wütend auf ihn. Luke sah, wie sie die vier schwer aussehenden Taschen in den Wagen stellte, bezahlte und langsam in seine Richtung kam, bis jetzt hatte sie noch nicht aufgesehen. Vielleicht, dachte er, will sie mich nicht sehen, will mich einfach ignorieren.

Lilly hatte ihn gesehen, in dem Moment als sie von der Kasse weggegangen war, hatte sie in die Richtung geschaut, woher sie spürte, beobachtet zu werden.
Sie hatte ihn sofort gesehen, die Arme vor der Brust verschränkt, ganz in schwarz gekleidet, an die Tische angelehnt. Aber sie wollte nicht mit ihm reden, wieso wusste sie nicht, vielleicht wollte sie ihn einfach noch zappeln lassen. Das kann aber nach hinten losgehen, ermahnte sie sich, während sie stur gerade ausschauend an ihm vorbei in Richtung Ausgang lief.

Die läuft einfach an mir vorbei, ging es ihm durch den Kopf, ohne mich auch nur anzusehen.
Siehst du, du hast es doch mehr versaut wie du dachtest.

Lilly lief langsam nach draußen, plötzlich merkte sie wie jemand ihr von hinten nach den vier Taschen griff. Zuerst wollte sie ihn abschütteln, aber sie wusste das es Luke war, spürte förmlich seine Gegenwart.
„Was willst du?“ fuhr sie ihn an, schärfer wie von ihr beabsichtigt.
„Dir tragen helfen.“ antwortet er ihr kleinlaut.
„Brauchst du nicht!“ sagte sie eine Spur milder.
„Ich kann dich ja wohl kaum, mit vier Taschen, nach Hause laufen lassen. Komm schon, ich habs Auto dabei, gib schon her:“
Lilly merkte wie er ihr die Taschen aus den Händen nahm, er stand immer noch hinter ihr, sie fühlte seine Wärme. Ruppig zog sie die Arme nach vorne, zog ihm die Taschen wieder aus der Hand: „Das kann ich allein!“
Jetzt hob er sie mit beiden Händen an den Oberarmen fest: „Ach, Lilly..“ sagte er betrübt: „Komm schon, bitte..es ..es tut mir leid.“
„Was?“
„Alles!“
Sie konnte sich ein zynisches Auflachen nicht verkneifen: „Hach, du weißt gar nicht was dir leid tut!“
„Ich wollte nicht…ich.. es ach ich kann es dir nicht erklären, aber meine Entscheidung war richtig. Es ..es wäre nicht..gut….nicht gut für dich.“
Abrupt drehte sie sich herum, funkelte ihn schon fast böse an: „Ach ja genau, du musst mich ja vor dir schützen!“ fauchte sie.
„Ja!“ sagte er immer noch kleinlaut.
Lilly schüttelte ungläubig den Kopf, sah ihn dann wieder an: „Wieso?“
„Was ist, wenn ich dir sage das ich gefährlich bin!“
Hoffentlich gehst du nicht zu weit.
Ich würde sie so oder so verlieren.
„Inwiefern?“
Er schüttelte langsam, traurig den Kopf: „Kann ich dir nicht sagen!“
„Wieder etwas was du mir nicht sagen kannst!“ Wieder dieser Zynismus.
Warum tust du das, er entschuldigt sich doch, lass es doch dabei. Du hast ihn doch vermisst, wolltest ihn unbedingt wiedersehen und jetzt…
„Ich weiß!“ Luke ließ den Kopf hängen: „Ich werde dir alles zu gegebener Zeit erklären, dann wirst du alles verstehen, aber im Moment geht es einfach nicht!“

Es begann wieder zu regnen, dicke Tropfen trafen Lilly, durchdrangen sofort ihre Kleidung.
Na toll, jetzt fängt das auch noch an zu schiffen, dachte sie. Ihre Stimmung hob diese Tatsache nicht. Sie würde klatschnass sein, bis sie zu Hause war, die Tüten wahrscheinlich durchnässt, kurz vorm reißen.
Luke sah sie an: „Willst du immer noch laufen?“ griff dabei wieder zu den Tüten in ihren Händen.
Dieses Mal ließ Lilly sich die Tüten abnehmen, folgte ihm zum Auto.
Weiter zicken kann ich, wenn ich zu Hause bin, entschied sie. Obwohl ich es gar nicht will, aber ich will endlich wissen was los ist, jetzt, heute nicht irgendwann.

Als sie das Auto erreichte, hatte Luke bereits die Tüten in den Kofferraum gestellt, lief um den Wagen herum und hielt ihr, wie sonst auch, die Beifahrertür auf.
Lilly stieg ein, sah wie Luke zur Fahrertür ging und einstieg.
Als er saß, konnte sie sich nicht entscheiden, was sie tun sollte, sollte sie ihn weiter so anblaffen oder dem nachgeben, was sie eigentlich wirklich wollte.
„Wieso nicht jetzt?“ fragte sie, weitaus weniger grob.
„Was?“
„Mir sagen, was los ist. Was meinst du mit gefährlich?“
Sie hörte wie Luke tief Luft holte. „Gefährlich halt, aber nicht für dich!“ sagte er schnell.
„Häh, warum sagst du dann du musst mich vor dir schützen, wenn du nicht gefährlich bist!“
„Ich bin für dich nicht gefährlich, solange du mich dich schützen lässt!“
Sie sah ihn an, verzog das Gesich: „Du spinnst! Ja, das ist die logischste Erklärung, du hast voll en Rad ab, ganz einfach.“ Sie sah aus dem Seitenfenster. „Klar, ein völlig Irrer, logisch anders ist das nicht zu erklären, ich mein wie sollte ich denn darauf kommen, mich in was normales zu verl…“ Lilly schwieg.
„Zu was?“
„Ach halt die Klappe!“
Luke sah wie Lilly sich mit beiden Händen übers Gesicht fuhr, dann ihr Gesicht darin verbarg.
„Ich bin nicht irre, vielleicht ein bisschen…..!“
„Was?“ fragte sie gedämpft.
„Unorthodox!“
„Alles klar.“ sagte sie wieder zynisch: „So nennt man das heutzutage!“
„Ich bin nicht so wie andere, so wie die, die du kennst!“
„Echt!“ Ihre Stimme schwang ins Sarkastische über: „Was du mir nicht sagst! Hätt ich jetzt gar nicht bemerkt!“
Lilly merkte wie Luke rechts anhielt, den Motor abstellte und sie ansah: „Ich kann es dir einfach im Moment nicht erklären, bitte glaub mir einfach ich werde es dir sagen. Ich werde dir alles erzählen, wenn ich kann. Zu gegebener Zeit, wirklich alles. Und dann wirst du verstehen, warum ich es dir momentan nicht sagen kann.“
Lilly machte den Fehler und sah ihm ihrerseits in die Augen, sie sah Kummer, Leid, fast schon Qual darin. Langsam holte sie tief Luft. „Was soll ich nur mit dir machen? Was soll ich generell machen?“
Luke schüttelte nur traurig den Kopf, sie konnte dieser Versuchung nicht widerstehen, griff zu ihm herüber und strich ihm sanft über die Wange, fuhr ihm zärtlich durch die Haare. Sie sah wie er die Augen bei ihrer Berührung schloss, sein Gesicht in ihre Handfläche drückte.
„Ich weiß es nicht.“ gestand er flüsternd: „Ich wünschte ich könnte dir alles erklären!“
Langsam näherte sie sich ihm, legte ihr Gesicht an seines: „Was soll ich tun? Auf eine Art sagst du, du bist gefährlich, du musst mich schützen vor dir und dann das…!“
„Ich werde dir nicht tun, solange du mich…“ flüsterte er wieder, rieb dabei seine Wange an ihrer.
„Solange ich dich, was?“
„Solange du mich dich schützen lässt. Alles was ich tue, ist zu deinem Schutz, niemals würde ich dich in Gefahr bringen und schon gar nicht in eine Gefahr durch mich, das musst du mir glauben“
„Das ist so einfach gesagt Luke, so einfach ist das nicht. Wie soll ich dir glauben, dir vertrauen, wenn ich nicht von dir erfahre?“
„Das gehört auch dazu, dich zu schützen. Ich kann dir noch nicht alles sagen auch wenn ich nichts lieber täte, aber ich kann ni….“ Seine Stimme wurde so leise, dass sie erstarb.

Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander, die Gesichter immer noch beieinander, so lange bis Lilly es fröstelte. Sie erschauderte, es wurde kalt im Auto.
„Kalt?“ fragte er sie leise.
Lilly nickte.
„Vielleicht sollten wir, ….ich meine, du rein gehen.“
Lilly drehte sich herum, sah aus dem Seitenfenster, es nieselt nur noch leicht.
Aber sie wollte gar nicht alleine sein, sie wusste nicht wieso, aber trotz seiner Warnung, hatte sie keine Angst vor ihm. Obwohl sie eigentlich welche haben sollte, sagte ihr Verstand zu ihr.
Sie drehte sich wieder zu Luke: „Soll ich die schweren Taschen allein hoch tragen?“
Luke sah sie an, er schien im ersten Moment gar nicht zu begreifen, was sie ihm gerade angeboten hatte. Erst nach einer Weile, stieg er aus, lief zum Kofferraum und holte die Taschen heraus. Lilly stieg aus und es sah so aus, als ob Luke keinerlei Probleme hatte alle vier Taschen zu tragen. Sie schienen ihm gar nicht schwer zu sein. Sie schloss die Beifahrertür und hörte wie die Zentralveriegelung zuging, dann schloss sie die Haustür auf und lief vor Luke auf die andere Seite des Treppenhauses, weg von der Treppe die nach oben führte.
„Wo willst du hin?“ fragte er, hörbar irritiert.
„Hier ist ein Aufzug, oder willst du dir Dinger bis in den sechsten Stock schleppen?“
Er folgte ihr, musste zugeben, diesen Aufzug nie bemerkt zu haben. Lilly stand bereits davor, hatte auf den Knopf gedrückt, der den Aufzug zu ihnen fahren ließ.
Warum hat sie dann gefragt, ob sie die Taschen alleine hoch tragen soll, ging es ihm durch den Kopf.
Halt bloß die Klappe, harschte er sich an, sonst lässt sie dich hier unten stehen, das war volle Absicht. Kapierst du es denn immer noch nicht, sie gehört wirklich zu dir und nichts kann sie abschrecken, selbst wenn sie es selbst nicht versteht.
Hoffentlich kann sie nichts abschrecken, dachte er schon fast betrübt.
Als sich die Aufzugtür öffnete, stieg sie ein und hielt ihm ihre leeren Hände hin.
Hab ich mich doch getäuscht, fragte er sich.
Als Luke keine Anstalten machte ihr die Taschen zu geben, sagte sie: „Gut, dann halt nicht, trägst du sie halt alle vier, ich wollt dir eigentlich nur eine oder zweie abnehmen, aber bitte!“
Luke konnte sich vor Erleichterung ein Lächeln nicht verkneifen. Hoffentlich fasst sie das jetzt nicht anders auf, dachte er bei sich.
Er stieg schnell zu ihr in den Fahrstuhl, stand dicht vor ihr, spürte jeden ihrer Atemzüge, fühlte ihren Herzschlag und war sehr froh über ihre jetzige Reaktion.

Die Fahrstuhltür öffnete sich, als sie den sechsten Stock erreicht hatte, viel zu früh für Lukes Empfinden. Immer noch nicht, wusste er, was sie nun machen würde. Vielleicht würde sie ihn jetzt wieder wegschicken. Zögerlich folgte er ihr, immer noch die Tüten in der Hand, zu ihrer Wohnungstür. Lilly schloss auf, betrat ihre Wohnung und ließ die Tür geöffnet, so dass er hinter ihr hineingehen konnte. Sie stand an der Küchenzeile, hatte ihm den Rücken zugedreht und fragte ohne sich herumzudrehen: „Stellst du die Dinger grad hier ab?“ Sie zeigte rechts neben sich auf den Boden. Luke ging näher zu ihr, schloss die Wohnungstür hinter sich und als er ganz dicht bei ihr stand, stellte er die Tüten vorsichtig auf den Boden ab.
„Kann ich dir noch helfen?“ fragte er zögerlich.
Lilly schüttelte langsam den Kopf, griff nach der ersten Tüte und begann den Inhalt auf die Küchenzeile zu legen, nach dem die Tüte leer war, nahm sie die Zweite und machte das gleiche, so räumte sie alle Tüten nacheinander auf die Arbeitsplatte, faltete die leeren Tüten zusammen und räumte sie in eine der Schubladen, die allerdings schon überquoll vor lauter Tüten. Jetzt öffnete sie alle Schränke, so wie den Kühlschrank und begann immer noch schweigend alles wegzuräumen.
„Lilly, bitte hör doch!“
Es dauerte eine Weile bis sie ihn fragte: „Was?“ Wieder war ihr Tonfall schärfer, als sie es eigentlich beabsichtigte.

Luke trat von hinten an sie heran, legte ihr sanft die Hände an die Hüften, schob seinen Körper nah an ihren. Er merkte wie sie sich bei seiner Berührung verkrampfte, schon befürchtete er, dass sie sich ihm entzog, aber sie begann nur, ihren Einkauf förmlich in die Schränke zu schmeißen.
Erst nach einer Weile, drehte sie sich energisch aus seiner Umarmung, ging ein paar Schritte von ihm weg und fauchte, wenn auch schon gedämpfter wie zuvor: „Lass das!“

Nachdem sie alles verstaut hatte, ging sie in ihr Wohnzimmer, ließ ihn einfach in der Küche stehen. Sie setzte sich auf die Couch, Luke sah wie sie die Arme auf die Knie stützte und ihr Gesicht in ihren Händen verbarg. Zuerst haderte er mit sich, sollte er zu ihr gehen, würde es nur noch schlimmer werden, würde sie ihn vielleicht hinauswerfen, wie beim letzten Mal.
Im Endeffekt trottete er hinter sie, stand hinter der Rückenlehne der Couch und konnte nicht anders, als ihr zögerlich die Hand auf die Schulter zu legen. Zuerst befürchtete er, sie würde ihm wieder ausweichen, ihn wieder anfauchen, dass er es lassen solle, aber nichts dergleichen geschah. Sie blieb einfach nur sitzen, ließ seine Hand auf ihrer Schulter liegen.

Was tu ich hier, fragte Lilly sich, wieso lass ich ihn hier rein, wieso fauch ich ihn auf einer Art an und dann lass ich wieder zu das er dich anfasst. Ich versteh das nicht, wieso, warum, was soll das alles? So langsam versteh ich gar nichts mehr, ich versteh mich nicht mehr. Was soll ich nur tun, wie soll ich mich verhalten?

Lilly zog die Schulter, auf welcher seine Hand lag, nach oben. Luke war in Versuchung die Hand zurückzuziehen, entschied sich aber dagegen. Er merkte wie Lilly sich wieder entspannte, die Schulter nach unten sacken ließ.
„Lilly, hör doch, ich kann…..ich darf… ich weiß nicht wie…wie ich dir das alles erklären soll. Es…es ist kompliziert.“ Sagte er leise zu ihr.
„Du denkst es ist kompliziert, was denkst du wie es mir geht. Glaubst du es ist weniger kompliziert für mich, nichts zu erfahren, nichts zu wissen über dich. Du weichst jeder meiner Fragen aus oder ignorierst sie schlichtweg. Was denkst du wie es mir geht!“ Den letzten Satz fauchte sie wieder.
„Ich weiß doch.“ sagte er wieder betrübt.
„Was weißt du? Ach vergiss es!“
Luke zögerte, ging dann um die Couch herum und setzte sich neben sie.
Lilly hatte es bemerkt, schielte ihn an.
„Es tut mir leid.“ sagte er wieder kleinlaut.
„Ja ja!“ war alles was sie sagte.

Sollte er es riskieren näher zu ihr zu rutschen oder würde das nur zur Folge haben, das sie wieder sauer werden würde. „Ich kann verstehen wenn du sauer bist.“ Sagte er leise, als er näher zu ihr rückte.
„Ich bin nicht sauer!“ schnauzte sie.
„Nein, wohl eher stocksauer.“ Jetzt saß er dicht neben ihr, konnte ihre Wärme spüren, behutsam streifte er ihren Oberschenkel mit seinem.
Allein diese Berührung ließ sie kurz zusammen zucken, sie setzte sich aufrecht hin, sah ihn an: „Ich bin auch nicht stocksauer, ich bin…!“ sie holte tief Luft: „Ich bin…ach ich weiß doch selbst nicht.“
Zögerlich legte er ihr den Kopf an die Schultern, flüsterte: „Ich wünschte ich könnte dir alles erklären!“
„Dann mach es doch!“ Wider seiner Erwartung, ließ sie ihn so nahe bei sich. Er hatte damit gerechnet, dass sie von ihm wegrutschte, aber sie blieb neben ihm sitzen, duldete seine Nähe.
„Ich kann nicht.“ flüsterte er wieder.
Luke merkte wie Lilly wieder tief Luft holte, bevor sie sagte: „Du willst, oder kannst mir es nicht erklären, kannst du mir dann wenigstens etwas mehr sagen? Ich weiß, wie alt du bist, ich weiß ungefähr wo du wohnst, aber damit wars das dann auch, wieso kannst du mir nicht etwas mehr erzählen, ich will ja gar nicht alles wissen, aber überhaupt nichts!“ Das Fauchen war ganz aus ihrer Stimme verschwunden, sie klang müde, traurig.
Luke konnte nicht anders, er konnte, wollte sie so nicht verstimmen, lieber war sie wütend auf ihn, wie das jetzt.
„Was willst du noch wissen?“
Lilly sah ihn schon fast schockiert an, warum dieser Sinneswandel, fragte sie sich.
„Wie heißt du? Also ich meine ganz, richtig, also mit Nachnamen?“
„Cunningham. Lukas Cunningham.“
„Mmh!“ machte sie: „Immerhin schon was! Cunningham, klingt alt, also du weißt was ich mein!“
„Alteingesessene Familie.“ Sagte er nur, rieb dabei sanft sein Gesicht an ihrer Schulter, auch das ließ sie zu, zu seiner Überraschung wich sie nicht aus.
„Wo wohnst du genau?“
„Willst du ne Beschreibung oder nen Straßennamen?“
„Nur etwas genauer wie stadtauswärts und Randort.“
„Auf der anderen Seite der Stadt, auswärts halt, du musst noch ein ganzes Stück fahren, bis du am Haus bist.“
„Mmh! Was arbeitest du?“
Jetzt musste er überlegen, wirklich Arbeit hatte er keine, konnte er gar nicht, außerdem brauchte er auch keine, aber er hatte mal eine Zeitlang, von zu Hause aus mit dem Computer eine Dinge gemacht, hatte teilweise irgendwelche CDs oder DVDs, oder Sonstiges beklebt oder so etwas, allerdings nur zum Zeitvertreib. Er hatte immer nur etwas gemacht, weil vierundzwanzig Stunden so unerträglich lang sein konnten, manchen reichen diese Stunden nicht pro Tag, aber für ihn waren sie langatmig. Er hatte schon zu viele vierundzwanzig Stunden Tage hinter sich. Aber was sollte er ihr sagen?
Er merkte wie sie ihm mit der Hand vor dem Gesicht wedelte: „Träumst du?“
Unwillkürlich musste er lächeln: „Nein! Computerzeugs und so was, ich denke mal uninteressant für dich.“
„Wieso denkst du das?“
„Weil du einen ganz anderen Berufszweig gewählt hast, also wird dich das nicht wirklich interessieren!“
Er hatte mittlerweile den Kopf von ihrer Schulter genommen, sah sie an.
„Mmh!“ machte sie wieder.
Vorsichtig kam er ihr näher, stupste sie sanft mit der Nase an die Wange, flüsterte wieder: „So, jetzt sind wir quitt!“
„Warum?“
„Weil du jetzt genauso viel von mir weißt, wie ich von dir! Wobei die Hälfte hab ich allein rausgefunden!“
„So? Was denn?“
„Deinen Nachnamen hab ich von der Türklingel, wo du wohnst, ok das hast du mir gezeigt, wie alt du bist hab ich fast erraten, wo du arbeitest war auch mehr Glück, also?“
Lilly rempelte ihn an: „Klugscheißer!“ war alles was sie sagte, aber Luke hörte das ihre Stimme weitaus glücklicher klang, wie noch zuvor. Darüber war er sehr froh.

Nach einer Weile begann Luke vorsichtig sein Gesicht an ihrer Schulter zu reiben, dann an ihrer Wange. Wieder ließ sie es zu, drückte ihr Gesicht sogar näher zu ihm. Eine Zeitlang, beließen sie es bei diesen Berührungen, bis Lilly sich von ihm zurückzog, ihn ansah.
„Was ist?“ fragte er hörbar irritiert.
„Wie ist deine Telefonnummer?“
„Mmh, Handy oder Festnetzt?“
Lilly fing an zu kichern. „Wenn du so frägst, beide!“
„Kannst du die dir merken, also ich hab schon Probleme mir die Handynummer zu merken!“
Wieder kicherte sie, stand auf und tapste in die Küche, kruschtelte herum und kam mit einem Blatt Papier und einem Stift zurück, reichte ihm beides: „Dann weinigsten eine, damit ich dich erreichen kann, wenn..!“
Luke nahm ihr beides ab, legte das Papier auf den Tisch und als Lilly sich neben ihn setzte, sah sie wie er begann wieder mit dieser ungewohnt sauberen, schon elegant aussehenden Schrift eine Nummer aufzuschreiben.
Als er fertig war und den Stift hingelegt hatte, sah sie ihn an: „Noch so was!“
„Was?“
„Deine Schrift, so schreibt kein Mann, das da kann man lesen. Das sieht schon fast nach Kalligraphie, mmh, heißt das so, ach egal, aber das ist ungewöhnlich!“
„Was, das ich anständig und leserlich schreibe?“
„Ja, nein also nicht das aber wie du schreibst, dieses, so was hab ich noch nie gesehen!“
„Ich bin auf diese Schrift trainiert worden, ich schreib so selten, dass ich mich einfach nicht umgewöhnt habe und halt immer noch so schreibe! Ist das so beunruhigend für dich?“
Er wurde wirklich darauf trainiert, jahrelang schon fast gequält damit, wie oft er einen Rohrstock über die Finger bekam, wusste er schon damals nicht mehr.

„Nicht beunruhigend, aber trotzdem merkwürdig. Du schreibst schöner wie ich es je könnte!“
„Ich kanns dir ja beibringen!“ Allerdings unter anderen Methoden, wie es mir beigebracht wurde, fügte er in Gedanken hinzu.
„Vielleicht, wenn ich mal viel Zeit und Muse habe!“ Wieder dieses Kichern.
Luke war sehr erleichtert, dass Lilly nun wieder so mit ihm war, wieder diese Vertrautheit, es schien als ob alles wieder soweit ok wäre, hoffte er zumindest. Er hatte ihr ein paar Antworten gegeben, vielleicht reichte ihr das im Moment, mehr konnte er ihr kaum sagen oder nur mit größter Vorsicht um sich nicht zu verraten.

„So, was jetzt?“ fragte sie unvermittelt.
Luke sah sie wieder an, zuckte mit den Schultern: „Ich weiß nicht!“
„Mmh, ich auch nicht!“ Lilly versuchte sich neben ihm zu strecken, stieß dabei aber an ihn: „Hoppla!“ sagte sie schnell.
„Hoppla?“ Luke fing an zu kichern: „So was sagt doch keiner mehr.“
Lilly sah ihn an, zog eine Schnute: „Ich schon! Was dagegen?“
„Nein, du bist manchmal einfach süß!“
Fast schon augenblicklich wurde sie wieder rot.
„Ach komm schon, wirst du immer noch rot, wenn ich dir was sage?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Scheint so!“ Obwohl sie rot war, hatte ihre Stimme nicht verlegenes an sich. Merkwürdig, dachte er, eigentlich hätte ich doch was in der Stimme hören müssen, aber nichts.
„Zumindest bring ich dich nicht mehr ganz so in Verlegenheit!“
„Woher willst du das wissen?“
„Sonst wärst du wahrscheinlich aufgestanden und von mir weggegangen.“
Sie schaute ihn an, lächelt verlegen: „Wahrscheinlich hab ich mich, zumindest teilweise, daran gewöhnt.“
„Da bin ich aber froh!“ sagte er wahrheitsgemäß: „Das heißt, du wirst nicht mehr ganz so schnell von mir abhauen!“
„Ich bin nie abgehauen.“
„Na ja, fluchtartiges weggehen und mich einfach stehen lassen, gehört meines Erachtens auch dazu.“
„So? Tut es das?“
Beschwichtigend hob er die Hände: „Hey, so war das nicht gemeint!“ sagte er schnell, schürzte die Unterlippe: „Wirklich nicht!“
„So!“ sagte sie, hob gespielt blasiert den Kopf und schielte ihn an.

Luke konnte dieser unausgesprochenen Aufforderung nicht widerstehen, er stupste sie sachte in die Flanke und als sie ihn immer noch so anschielte, sich aber ein Grinsen nicht verkneifen konnte, stieß er sie vorsichtig mit seinem ganzen Körper an. Lilly fing leise an zu kichern, schaffte es aber irgendwie diesen Gesichtsausdruck beizubehalten. Jetzt drückte Luke sie sanft nach hinten, drückte sie auf die Couch: „Freches Ding! Wie kann man nur so arrogant dreinschauen!“
Lilly fing jetzt an zu lachen, versuchte sich halbherzig gegen ihn zu wehren, ließ sich aber immer weiter nach hinten drücken.

Warum tust du das, wieso lässt du das zu? Wenn du es ihm so leicht machst, kann das nicht gut ausgehen!
Ach sei ruhig, harschte sie sich in Gedanken selbst an.
Sie wusste wirklich nicht warum, aber irgendetwas in ihr, vertraute ihm. Vertraute ihm unabdingbar. Und dieses Etwas hatte die Kontrolle und sie wusste nicht ob es gut oder schlecht war. Ob sie sich richtig entschied oder ob er wirklich so gefährlich war und sie in etwas hinein rutschte aus dem es kein Entkommen mehr gab. Aber sie glaubte das nicht, glaubte aus tiefsten Herzen, dass ihr von ihm keine Gefahr drohte.

Mittlerweile lag sie ganz auf der Couch, Luke kniete über ihr, hatte die Arme an der Seitenlehne abgestützte und sah sie an.
„Was hast du in diesem Club zu tun?“ fragte sie ihn schlagartig.
Verwirrt sah er sich an, was sollte er ihr sagen, die Wahrheit konnte er ihr nicht sagen.
„Ich, ähm, in dem Club, in welchem?“
Fast schon grob schlug sie ihm mit beiden Händen auf die Brust: „In dem, in den du immer geht’s, wenn du gaaaanz dringend wegmusst, in den!“
„Eigentlich nichts!“
„Nichts?“ fragte sie ihn ungläubig: „Hey verarsch mich nicht!“
„Ich,.. es, ..also wie soll, ..ähm,...“
„Ja, ich höre, oder ist das wieder etwas was du mir nicht sagen willst?“
„Nicht wollen, aber…!“
„Schon klar, ja habs kapiert, du kannst nicht! Wieder mal!“
Er hörte wie ihre Stimmlage von zickig auf traurig umschwang: „Was für illegale Sachen treibst du da.“ Es war keine Frage, es war mehr eine Feststellung.
„Nichts was ich da mache ist irgendwie illegal!“ sagte er: „Ich schwöre dir, ich tue nichts illegales, wirklich!“ Immer noch kniete er über ihr, langsam drückte sie ihn etwas von sich weg.
„Luke, nichts illegales?“
"Nein!" dabei schüttelte er langsam den Kopf.
Sie sah ihm in die Augen: „Versprochen?“
„Ja!“
Lilly holte tief Luft, wieso glaubte sie ihm schon wieder, ohne irgendeinen Beweis dafür, es war etwas in seinen Augen, etwas was es ihr fast unmöglich machte Misstrauen für ihn zu empfinden: „Also, was machst du da?“
„Wo?“ fragte er.
„In dem Club!“ Sie zog jedes Wort in die Länge.
„Nichts….nichts illegales!“
„So und was dann?“
„Vieles! Diverse Sachen.“
Wieder weicht er mir aus, dachte sie bei sich.
„Wieder eine dieser Antworten die nichts aussagt!“
„Es ist….kom“
„Kompliziert. Ja schon klar, du kannst es mir mal wieder nicht sagen!“ Er hörte wie ihre Stimme wieder trauriger klang, schnell schob er seinen Körper an ihren, zog sie sanft nach oben, schlang beide Arme um ihren Oberkörper und flüsterte ihr ins Ohr: „Irgendwann, ich versprech es dir, werde ich dir alles erklären. Keine Geheimnisse mehr, versprochen. Aber noch geht es nicht, ich will dich nicht….“ er schwieg.
„Du willst mich nicht…was Luke, was?“

Was soll ich ihr sagen, kann ich ihr sagen, dass ich sie nicht erschrecken oder besser abschrecken will, ihr keine Angst machen oder sie verlieren will. Was soll ich sagen, wie soll ich diesen Satz beenden, ohne sie zu verwirren oder sie zu verängstigen.

„Ich will nicht das du etwas falsches über mich denkst, gib mir die Möglichkeit, dir alles nach und nach zu erklären. Ich weiß es ist schwer, jemandem zu vertrauen, ohne viel von ihm zu wissen, aber bitte…“
„Was meinst du mit was falsches denken über dich!“ Da sie immer noch so nah beieinander waren, brauchte sie nur zu flüstern.
„Ich weiß nicht wie ich dir erklären soll was ich da tue ohne das du mehr erfährst, wie ich dir im Moment sagen kann, Verzeiht, ich kann nicht, noch nicht, bitte ich weiß das es schwierig, ja schon fast unmöglich ist, mir zu vertrauen, aber ich…“ wieder beendete er den Satz nicht.
Lilly entzog sich seiner Umarmung, rutschte von ihm weg: „Dann verlang es nicht!“
Und wieder hörte er die Traurigkeit in ihrer Stimme, keine Wut oder Zynismus, kein Sarkasmus oder gar Angst, einfach nur Traurigkeit und das war fast noch schlimmer für ihn.

Nach einer Weile holte sie wieder tief Luft: „Wenn du mir nichts erzählst, kann ich dann nicht einfach mit!“
„Wohin?“ fragte er schnell, es klang schon fast schockiert.
„Hah, in den Club oder ist das da geschlossene Gesellschaft?“
Luke überlegte, wenn ich ihr verbiete hinzugehen, wird sie nur noch misstrauischer, aber wenn sie dahin geht, muss sie erfahren, was dort geschieht, welche Regeln es gibt und dazu müsste ich ihr sagen was ich bin oder zumindest was die anderen sind. Das kann ich noch nicht, das wäre zu riskant. Zumal sie mir wahrscheinlich nicht glauben würde.
„Ich weiß nicht ob es eine gute Idee wäre, dass du da hingehst. Es ist nicht…mmh... wie soll ich sagen…ungefährlich. Später, also irgendwann nehm ich dich mit, ok?“
„Irgendwann?“
„Ja! Versprochen!“
„Du versprichst sehr viel, weißt du das. Ich hoffe du kannst alles halten!“
Luke lächelte sie an, griff vorsichtig mit der Hand nach ihrer Wange und strich ihr zärtlich mit den Fingerspitzen darüber: „Ich werde alles halten, was ich dir je versprochen habe und dir je versprechen werde!“
„So? Wieso sollte ich dir glauben?“
„Weiß ich nicht!“ gestand er und versuchte nicht ganz so deprimiert zu klingen wie er sich im Moment fühlte.
„Mmh? Wenn du es nicht weißt, woher soll ich es dann wissen!“
„Und wenn ich dir sag, das du mir halt einfach vertrauen musst, wirst du es nicht machen!“

Ich vertrau dir ja, in gewisser Weise und das schlimmste ist, ich weiß nicht mal warum. Wenn ich dir nicht trauen würde, wärst du jetzt gar nicht hier.
„Was ist wenn ich dir blindlings vertraue, wer garantiert mir, dass ich es nicht bitter bereue?“ fragte sie ihn. Das hatte sie ihn schon mal gefragt und sie wollte wissen, ob er ihr die gleiche Antwort erneut gab.
„Ich kann nichts tun um es dir irgendwie zu beweisen. Ich kann dir nur versprechen, dass du dabei keinerlei Schaden nimmst, in keinster Weise. Niemals würde ich dir etwas tun….“
„Solange ich zulasse, dass du mich schützt?“ fragte sie.
Luke nickte langsam: „Ja! Auch wenn du es nicht wirklich verstehst oder gar mir nicht glaubst, aber es ist so. Hör doch,…“ Wieder strich er ihr über die Wange, rutschte noch ein Stück näher zu ihr: „..ich weiß es ist schwer, ich weiß es ist nicht richtig, dass von dir zu verlangen, aber ich bitte dich, lass mir etwas Zeit, damit ich dir alles erklären kann!“
„Weißt du, dass klingt allmählich so, als ob du mir nicht traust. Das du mir deswegen nichts sagst. Ist es das?“ Ihre Stimme klang wieder aufgebracht.
„Nein!“ sagte er schnell: „Daran liegt es nicht, es ist nur, …ach ich weiß nicht ob du das alles richtig verstehen würdest. Ob du es überhaupt begreifen willst.“
„Überhaupt begreifen will? Was soll das? Was bist du? Was ist es, was so schlimm, so furchtbar ist, dass ich es nicht begreifen will!“
„Ich weiß nicht, was du für schlimm hältst, oder für furchtbar, aber…es gibt vielleicht…es gibt Dinge, die nicht so einfach zu begreifen sind. Bitte lassen wir es dabei, Lilly es würde zu weit gehen, wenn ich es dir genauer erklären müsste, dann würdest du alles wissen und….ach es geht einfach noch nicht. Lilly bitte, nehm vorlieb damit!“
„Was? Was redest du da, du hast wieder diese Art dich merkwürdig auszudrücken!“
„Was meinst du?“
„Nehm Vorlieb? Was heißt das, willst du mich jetzt völlig kirre machen!“
„Nein! Das hab ich nicht vor! Vorliebnehmen heißt so viel wie sich mit etwas begnügen, es dabei belassen!“
„Und warum sagst du das dann nicht so?“
„Manchmal….fehle mir in dem Moment manche Worte und dann..“
„Dann drückst du dich so altertümlich aus, das du deinen Gegenüber mit Absicht irritierst?“
„Nein! Das …das war wirklich keine Absicht, wirklich nicht. Ach Lilly, es ist schon schwierig genug, bitte!“
„Ach, für dich ist es schwierig, was denkst du denn wie das für mich ist, häh!“
Luke merkte wieder wie in ihrer Stimme Zynismus mitschwang, wenn er nicht aufpasste, würde es wieder mit einem Rausschmiss seinerseits enden: „Es tut mir leid. Ich weiß ja..“ Versuchte er zu schlichten, aber Lilly fiel ihm ins Wort. „Ach du weißt, wie es mir geht! Wolltest du das eben sagen? Das wäre ja wunderbar, dann wüsstest du mehr wie ich!“ Der Zynismus war weg, es blieb purer Sarkasmus.
Abrupt stand sie auf, stapfte wütend ins Schlafzimmer. Luke blieb alleine auf der Couch zurück, sah ihr nach.
Toll gemacht, jetzt war es gerade so weit abgekühlt, dass sie sich wieder normal unterhalten konnte und du musst es wieder kaputt machen. Halt doch einfach mal deine Klappe, damit wäre es vielleicht einfacher, aber nein, du musstest dich ja noch weiter aus dem Fenster lehnen. Entscheide dich jetzt, entweder du sagst es ihr oder du hältst endlich die Klappe und lässt diese Anspielungen.

Es dauerte etwas, bis Luke sich entschieden hatte. Er stand auf, folgte ihr ins Schlafzimmer und fand sie bäuchlings auf dem Bett liegen. Zögerlich näherte er sich dem Bett, setzte sich auf die andere Seite darauf und sah sie eine Weile an. So wie er es so oft getan hatte und zu der Zeit, hatte er es schon für kompliziert gehalten, wenn er gewusst hätte, wie kompliziert dass erst werden würde, wenn er Kontakt zu ihr haben würde, hätte er diese Zeit mehr genossen. Wieder verging eine Weile, bis Luke sich weiter zu ihr hinüberlehnte, ihr sanft die Hand auf den Rücken legte, seine Stimme war nur ein Flüstern und er war sich nicht mal sicher, ob sie ihn hörte: „Lilly, bitte. Ich weiß nicht wie es dir geht. Ich wünschte ich wüsste es, dann wäre es einfacher. Ich wünschte ich wüsste wie du darauf reagieren würdest, wenn du alles erfährst, dann hätte ich nicht solche Angst davor“
Lilly blieb immer noch ruhig liegen, er hörte wie gedämpft ihre Stimme klang, er sah das sie ihr Gesicht im Kopfkissen förmlich vergraben hatte:
„Angst mir das zu erzählen? So langsam machst du mir Angst, weißt du das!“
„Das will ich nicht, wirklich nicht! Es ist nur…!“ Lilly merkte wie er sich weiter zu ihr beugte, sie fühlte sein Gesicht und seinen Oberkörper an ihrem Rücken, spürte die Wärme seines Atems durch den Stoff ihres T-Shirts: „Es wäre wesentlich einfacher, wenn ich wüsste wie du darauf reagierst. Ich wünschte wirklich ich könnte es dir sagen, aber Angst will ich dir jedenfalls nicht machen.“

Obwohl ihr Verstand ihr sagte, das sie ihn eigentlich wieder fortschicken sollte, genoss ihr Körper wieder seine Nähe. Er machte ihr wirklich etwas Angst, diese Heimlichtuerei, diese Verschlossenheit ihr gegenüber. Was kann so gravierend sein, wirklich nur eine Krankheit.
Frag ihn, entschied ihr Verstand, dann weißt du es.
Nein, sagte ihr Bauch, vielleicht ist es doch nicht so, vielleicht ist es doch etwas anderes.
Was, fragte ihr Verstand, ist es dann besser in Ungewissheit zu sein.
Ja, er hat gesagt, er sagt es mir irgendwann und das ich keinen Schaden nehmen werde.
Und du glaubst ihm so einfach, ohne Beweise.
Ja!

Zögerlich drehte sie sich unter ihm herum, Luke ließ seinen Körper nah an ihrem, Lillys Körper streifte seinen, fühlte wie er nicht von ihr zurückwich. Schließlich lag sie auf dem Rücken, Lukes Gesicht auf ihrem Bauch liegend. Wieder konnte sie es sich nicht verkneifen, bedächtig fuhr sie ihm mit beiden Händen durch die Haare und Luke blieb liegen. Keinen Zentimeter bewegte er sich, er rieb nicht mal sein Gesicht an ihrem Bauch oder irgendetwas dergleichen. Es schien als ob er diese Berührung zu sehr genoss um sie durch irgendetwas zu stören.
Wie lange sie ihm durch die Haare fuhr, schweigend, fast schon gedankenlos, bis irgendetwas in ihrem Wohnzimmer furchtbar knallte. Sie zuckte zusammen, erschrak, richtet sie hastig auf und war überrascht, wie schnell Luke an der Schafzimmertür stand, sie hatte gar nicht bemerkt, wie schnell er aufgestanden war.
Lilly sah wie Luke bedachtsam die Tür einen Spalt öffnete und hinausspäte, hastig aber leise hinausschlüpfte und Lilly hörte….nichts.

Vorsichtig stand sie auf, ging leise zur Tür und spähte durch den schmalen Spalt den Luke offen gelassen hatte, als er hinausgeschlüpft war. Es war dunkel im Wohnzimmer und sie konnte nichts erkennen. Plötzlich stand jemand vor ihr, sie konnte einen Aufschrei gerade noch verhindern, da sie Luke erkannte.
„Was ist?“ flüsterte sie. Er hörte eine gewisse Angst in ihrer Stimme.
„Nichts.“ sagte er laut: „Alles ok, da ist nichts!“
„Was war das?“ fragte sie jetzt auch lauter.
„Du musst wohl ein Fenster nur angelehnt haben und das ist auf gegangen und hat einen Blumentopf runtergeworfen!“
„Woher weißt du das? Ich seh die Hand vor Augen nicht!“
„Mmh, meine Augen haben sich an das Dunkel gewöhnt!“
„Das geht aber nicht so schnell, das dauert bis zu fünfzehn Minuten, wenn man aus dem Hellen kommt!“
„So hell ist dein Nachttischlicht nicht!“
„Trotzdem!“
„Ok, ich hab das offene Fenster gesehen und bin in was reingetreten!“ log er. Er war nicht einmal in der Nähe des Fensters gewesen, er hatte sofort gemerkt, dass niemand außer ihnen in der Wohnung war. Und dann hatte er das offene Fenster gesehen und die auf dem Boden liegende Blume ohne wirklich von der Schlafzimmertür weggegangen zu sein.
Lilly griff seitlich an die Wand, schaltet das Deckenlicht des Wohnzimmers an und schaute ebenfalls zum offenen Fenster.
Sie ging darauf zu, sah den kaputten Blumentopf auf dem Boden: „Oh nein, meine schöne Lilie!“
Luke sah wie sie die Blume ohne Topf vom Boden hochhob, sie vorsichtig in der Hand drehte und dabei fielen die meisten der lachsfarbenen Blüten herunter, auch ein Teil der Blätter fiel zu Boden: „Ohh!“ Jammerte sie, drehte sie nochmals in der Hand, schürzte die Unterlippe: „Ich glaub da kommt die Wiederbelebung zu spät! Ich befürchte die ist kaputt, da ist alles abgebrochen oder abgeknickt!“
Jetzt erst sah sie auf den Boden, sah die Scherben und die Erde: „Du bist da reingetreten? Hast du dir was gemacht? Da liegen überall Scherben!“
Luke sah an sich herunter: „Nein! Alles ok! Reingetreten ist wohl übertrieben, ich hab nur die Scherben gemerkt.“
„Oh ok!“
Luke sah wie sie die Blume ins Wachbecken legte und nach links in einen mannshohen Schrank griff und einen Besen und einen Handfeger hinausholte. Mit allem ging sie dann zum Fenster und fing an alles zusammenzufegen. Luke trat neben sie, nahm sich den Handfeger, kniete sich hin und fing an das von ihr zusammengefegte aufzukehren. Dann ging er damit zu ihrer Spüle, kramte den Mülleimer darunter hervor und schüttete alles hinein. Lilly fegte den Rest zusammen, drehte sich herum und sah wie Luke die Blume wieder aus dem Spülbecken hob. Zuerst glaubte sie er würde sie wegwerfen, aber er nahm sie in die Hand und drehte sie hin und her und begann einzelne Blüten und Blätter vorsichtig abzuzupfen: „Nicht ganz tot!“ Sagte er schon fast vergnügt zu ihr: „Mit etwas mehr Erde, einem neuen Blumentopf und etwas Hege wird die wieder, könnt aber dauern bis sie wieder so schön ist, wie sie vor ihrem Sturz war!“
„Heißt das nicht hegen und pflegen?“
„Als Krankenschwester geh ich davon aus, das du das zweite eh machst, oder?“
„Haha, Gibst du mir vielleicht den Handfeger wieder oder soll ich das mit der Hand aufheben?“ Leichter Sarkasmus schwang in ihrer Stimme, aber weit weniger wie zuvor.
Er legte die Blume wieder ins Spülbecken zurück, brachte ihr den Handfeger und kniete sich wieder vor sie hin und fegte den Rest auch noch auf.
Lilly nahm den Besen, räumte ihn wieder weg und Luke gab ihr den Handfeger, nachdem er den Inhalt in den Mülleimer geschüttet hatte: „Bitte!“
„Danke!“
Nachdem sie alles weggeräumt hatte, ging sie ans Waschbecken, hob die Blume wieder auf und sah sie sich erneut an: „Mmh, ob die wirklich noch zu retten ist, weiß ich nicht! Ob die das aushält ohne feuchte Erde bis morgen, mmh keine Ahnung. Das ist ne Tropenblume!“
„Ja, bis morgen geht das. Hast du irgendwo alte Zeitungen, die du nicht brauchst?“
„Ja wieso?“
„Mmh, ganz einfach, wir machen die Zeitung mit Wasser zu Matsch und damit können wir die Blume bis morgen eigentlich am Leben bleiben!“
„Wie jetzt?“
„Na ja, in den Zeitungsmatsch stecken wir die Wurzel von der Blume und das ist dann so wie feuchte Erde, nur aus Zeitung.“
„Und du meinst das geht?“
„Also bis morgen bestimmt!“
„Mmh! Ok!“
Lilly ging zum Couchtisch und kramte ein paar alte Zeitungen darunter hervor, brachte sie zu Luke an das Spülbecken: „Hier, geht das?“
Luke nahm ihr die Zeitungen ab und legte sie ins Spülbecken, machte den Stöpsel in den Abfluss und machte das Wasser an, als alle Zeitungen durchweicht waren, machte er das Wasser wieder aus. Presste die Zeitungen leicht aus und rupfte sie auseinander und steckte dann die Blume in diese Matsche und drückte sie leicht an den unteren Teil der Blume: „Das geht bis morgen, bestimmt! Und morgen musst du dann halt nen neuen Blumentopf und Erde kaufen!“
Lilly sah sie die ganze Sache an, runzelte die Stirn: „Selbst wenn das zum Bewässern reicht, ich glaube die ist zu sehr massakriert um das zu überleben!“ Stellte sie fest, zuckte dann die Schultern und ging zurück ins Schlafzimmer: „Arme Blume!“ hörte Luke sie murmeln, als er ihr folgte.
Als er ins Schlafzimmer kam, sah er wie Lilly auf dem Bett lag, zugedeckt bis zur Hüfte.
Sie sah ihn an: „Gehst du heim?“
„Wenn du willst!“
Lilly drehte sich herum, ja wollte sie wirklich das er geht, eigentlich nicht.
„Mir egal!“
„Wie dir egal? Du musst doch wissen, ob ich gehn soll?“
Lilly sah auf ihren Wecker: „Es ist fast zu spät, dass du fährst!“ entschied sie und Luke war mehr wie erleichtert über ihre Entscheidung: „Ok, wenn du es möchtest.“ Sagte er fast scheu.
Lilly zog die Decke etwas höher, hatte ihm immer noch den Rücken zugedreht, klopfte hinter sich aufs Bett: „Komm schon, oder willst du heim?“
„Nein!“ sagte er schnell und ging ans Bett um sich darauf zusetzten.
Bevor er noch etwas machen oder sagen konnte, meinte Lilly: „Hey, aber nicht mit Klamotten, irgendwo dahinten steht noch deine Tasche!“
„Und wenn ich keinen Schlafanzug dabei hab?“
„Dann wenigsten ohne Straßenklamotten, sonst hat dich das auch nicht abgehalten!“

Lilly merkte wie Luke aufstand und sich auszog, dann kroch er behutsam hinter ihr ins Bett, aber selbst nach einer Weile, merkte sie immer noch nicht seinen Körper an ihrem.
Fast schon argwöhnisch drehte sie sich herum, sah ihn an. Luke sah sie an, hatte sich auf die Seite gelegt und stützte sich auf einem Arm ab.
„Was ist los?“ fragte sie vorsichtig.
„Nichts! Ich schau doch nur!“
„Warum?“
„Weil ich, ….ach vergiss es, bitte!“ Seine Augen strahlten schon etwas Flehendes aus.
Sie begann leicht zu lächeln: „Ich würde eh keine Antwort bekommen, oder?“
„Ich schau dich einfach nur gerne an, da ist nichts dabei, oder?“
Ihr Lächeln wurde weicher: „Keine Ahnung, wenn da wirklich nichts dabei ist?“
„Nein, ehrlich! Ich schau dich wirklich nur gerne an!“
„Macht es dir deswegen nichts aus, wenn ich schlafe und du da bist?“
„Ja!“
Sie kam etwas näher, küsste ihn sanft auf die Lippen, flüsterte, als sich ihre Lippen wieder trennten: „Wieso glaube ich, dass das jetzt die erste ehrliche Antwort ist, die ich von dir bekommen habe!“
„Ich habe dich nie belogen, ich kann….oh bitte, nicht wieder.“
„Was?“
„Dieses Thema!“
„Das du mir nichts sagen kannst?“
„Ja!“
Jetzt strich sie ihm sanft über die Wange: „Vielleicht sollte ich einfach nicht mehr fragen!“
„Fragen kannst du, aber eine Antwort werde ich dir nicht geben können, zumindest nicht auf jede!“ sagte er bekümmert.
„Also wäre es besser, wenn ich gar nichts mehr frage! Dadurch erspar ich dir zumindest, mir keine Antwort geben zu müssen!“
„Ja, vielleicht wäre es besser, auch wenn es dir wahrscheinlich nicht wirklich gefällt, aber…“
„Aber was?“
„Können wir uns darauf einigen, dass ich dir einfach etwas erzähle und du mich nicht mehr fragen musst oder wirklich nicht mehr frägst, auch wenn es schwierig ist. Ich weiß es!“ Vorsichtig griff er nach ihr, fuhr ihr über die Wange, rückte etwas näher zu ihr und küsste sie sanft, es dauerte etwas bis Lilly diesen Kuss erwiderte.
Nun rutschte sie so nahe an ihn heran, bis sich ihre Körper mit der gesamten Vorderseite berührten. Luke legte seinen Arm um sie, ließ sich ganz aufs Bett sinken, hielt sie fest, flüsterte ihr leise ins Ohr: „Ich weiß es ist nicht einfach, aber vertrau mir. Nie habe ich dich belogen, nie würde ich dir etwas tun. Ich werde dir alles erklären zu gegebener Zeit, versprochen!“
Diesmal nickte Lilly nur, streifte dabei mit ihrem sein Gesicht.

Er wunderte sich, dass sie nicht anders darauf reagierte, aber er beließ es dabei. Die Befürchtung, das, wenn er anfing nachzuhaken, sie vielleicht wieder anders wurde, hielt ihn davon ab. Er kuschelte sich nur näher an sie, glücklich darüber, dass sie es wohl damit belassen würde und die Sache zwischen ihnen wieder in Ordnung kam.

Lilly rieb sanft ihr Gesicht an seinem und Luke merkte wie sie langsam einschlief, schlang seine Arme um sie und drückte sie fester an sich. Wieder ließ sie es geschehen, drückte sich nah an ihn und schlief ein.


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 17.07.2011

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