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Kapitel 1
Die Suche hat begonnen, das Finden wird geschehen!

Er folgte ihrer Spur, leise, unauffällig. Keiner bemerkte ihn, noch ahnte jemand was er gerade tat.
Selbst ihm war nicht wirklich bewusst, was gerade mit ihm geschah. Er wusste nur, er musste ihr folgen. Nie verlor er ihre Spur, auch wenn sie, selbst für ihn, kaum mehr zu erkennen war. Es war ein übermächtiger Drang, tief in ihm verankert, der ihn immer wieder antrieb, ihre Spur aufzunehmen und ihr zu folgen. Er streifte durch die Strassen, angetrieben von ihr. Er musste sie finden, warum, das wusste er nicht. Es musste sein, nur das wusste er, dass er sie finden müsse um zu überleben.
Nacht für Nacht streifte er umher, immer ihrer Spur folgend. Er ging dieselben Wege wie sie, prägte sie sich ein und fand, nach Wochen, schließlich einen Pfad, den sie wohl öfters, fast schon regelmäßig beschritt.
Er folgte dem Weg von seinem Anfang bis zum Ende, oder war es anders herum?
Er wusste es nicht, stand aber letztlich vor einem großen Miethaus. Es waren 15 verschiedene Wohnungen. Jede Wohnung hatte einen kleinen Balkon zur Strasse. Er blieb davor stehen, sah an der Fassade entlang nach oben und spürte förmlich welcher Balkon zu ihrer Wohnung gehörte. Ihre Spur führte ihn in die sechste Etage. Um sicher zu gehen, dass ihn keiner sah, stellte er sich unter den untersten Balkon und sah sich um.
Es war fast nicht möglich, dass ihn jemand bemerkte, ganz in schwarz gekleidet, in tiefster Nacht im Schatten der Balkone.
Trotzdem, sagte er sich, sicher ist sicher.
Er drehte sich nochmals von links nach rechts und als er sicher war das niemand ihn bemerken konnte, nahm er drei Schritte Anlauf und sprang mühelos nach oben und landete völlig lautlos auf dem Balkon, der vor ihrer Wohnung war. Die Tür war nicht verschlossen, nur angelehnt. Sie war wohl der Meinung, das niemand so weit nach oben kam, ohne das es jemand oder gar sie selbst bemerkte. In seinem Fall hatte sie sich getäuscht, was aber nicht verwunderlich war, die meisten täuschten sich in ihm.
Er öffnete die Tür noch ein Stück mehr und schlüpfte, abermals völlig lautlos, in ihre Wohnung. Leise, wie ein Raubtier auf der Suche nach seiner Beute, ging er durch ihr Wohnzimmer. Selbst in völliger Dunkelheit, konnte er alles erkennen.
Er hatte nicht einmal die Tür zu ihrem Schlafzimmer erreicht, als er es hörte:
Das regelmäßige Schlagen ihres Herzens.
Nein!, sagte er zu sich, das darf nicht sein, das ist unmöglich.
Er beschleunigte seine Schritte und stürmte nahezu in ihr Schlafzimmer. Trotz seiner Geschwindigkeit, hörte man keinen Laut.
Er blieb wie festgefroren vor ihrem Bett stehen.
Das Schlagen ihres Herzens wurde unerträglich laut für ihn, wie ein Verhöhnen klang es. Es verspottete ihm.
Er sah wie sich ihr Brustkorb hob und senkte, ihre Atmung war regelmäßig, ja gerade zu ruhig. Sie wusste nicht in welcher Gefahr sie sich in diesem Moment befand. Aber das Schlimmste für ihn war der Geruch ihres Körpers, nein, nicht ihres Körpers, ihre Blutes.
Er sah ihr Herz schlagen, sah wie ihr Blut durch ihre Adern floss. Er spürte wie sehr er sich zurück halten musste nicht näher an sie heran zu gehen. Schon fast erleichtert war er, als er merkte, dass er sich immer noch nicht von der Stelle bewegt hatte.
Sie drehte sich im Schlaf und im ersten Moment befürchtet er, sie würde wach werden. Aber sie schlief weiter.
Die Zeit verlor sich, er wusste nicht wie lange er bereits neben ihr stand. Allerdings war Zeit für ihn etwas sehr relatives, eigentlich hatte sie keine Bedeutung mehr für ihn.
Er sah sie nur an, verfluchte abermals sein Schicksal, er merkte erst wie spät es war, als er in der Wohnung nebenan den Wecker klingeln hörte, er sah auf seinen Uhr. Er musste zurück, er hatte nicht mehr viel Zeit, bevor die Sonne aufging.
Er verließ ihre Wohnung, wie er sie betreten hatte, er landet lautlos auf der Strasse, zog seinen schwarzen Mantel zurecht und lief wieder unbemerkt von allen, zurück zu sich nach Hause.


Am nächsten Morgen wurde sie von den Sonnenstrahlen geweckt, die ihr ins Gesicht schienen. Sie setzte sich an den Bettrand und sah sich um. Irgendwie hatte sie ein merkwürdiges Gefühl, sie konnte es sich nicht erklären also ignorierte sie es.
Sie ging ins Bad, stellte sich unter die Dusche und überlegte wie sie ihren freien Tag nutzen sollte. Sie entschied sich, einfach etwas in der Stadt herum zu laufen.
Also zog sie sich an, nahm einen ihrer Taschen und ging los.
Kein direktes Ziel verfolgend, schlenderte durch die Stadt, ging mal in dieses oder jenes Geschäft, blieb eine Weile in einem kleinen Straßenkaffee. Sie verbrachte den Tag ohne Plan, ohne Hektik und genoss es einfach.
Leider war der Tag schneller vorbei, wie ihr lieb war und es war bereits Abenddämmerung als sie zu Hause ankam. Sie stellte sich noch auf ihren kleinen Balkon und sah wie die Sonne unterging. Sie hatte eine der Wohnungen bekommen, die Beides hatte. Den Sonnenaufgang fürs Schlafzimmer und den Sonnenuntergang fürs Wohnzimmer.
Als die Sonne ganz verschwunden war, entschied sie, das es Zeit wäre ins Bett zugehen, sie musste Morgen wieder Arbeiten.
Sie zog sich um, legte sich schlafen und hatte wieder dieses merkwürdige Gefühl von morgens. Konnte es abermals nicht wirklich zuordnen und schlief ein.

Auch in dieser Nacht bekam sie Besuch.
Besuch von einem Schatten.
Ein Schatten der die ganze Nacht an ihrem Bett stand und ihr zusah beim Schlafen, beim Atmen und der zusah wie ihr Herz schlug.

Er hatte sich geschworen nicht mehr zu ihr zurück zu gehen, aber jetzt wo er sie gefunden hatte, ihr so nahe gewesen war, ihren Geruch so intensiv vernommen hatte, konnte er nicht anders. Der gleiche Drang, der ihn so erbarmungslos nach ihr suchen hatte lassen, trieb ihn jetzt wieder in ihre Nähe.
Ein Mensch, sagte er immer wieder zu sich selbst, ein zerbrechlicher, schwacher Mensch. Das durfte nicht sein, er würde sie töten, würde sie zerstören, wenn er zuließe, was seine und ihre Bestimmung war. Das konnte nicht sein, schon allein deswegen, weil sie es nie verstehen würde, sie würde es gar nicht wahrhaben wollen, was er ist, was sie für ihn ist.
Er stand neben ihr, immer mit dem Kampf in seinem Inneren, entweder zu gehen, was das Beste wäre und dem Drang ihr noch näher kommen zu wollen. Auch diese Nacht endete.
Zu früh? Oder nicht früh genug? Eine Antwort darauf wusste er nicht, er wusste nur das er wieder kommen würde. Er musste es, ob er wollte oder nicht. Sie war es, daran bestand kein Zweifel.
Und das machte ihn noch rasender.
Sie war so zerbrechlich, so schwach so……so leicht zu töten. Sie war ein Mensch und er?
Er hatte damit schon lange aufgehört.


Der nächste Morgen graute, als sie die Augen aufschlug.
Es war noch nicht ganz hell und sie hatte wieder dieses Gefühl.
Ein Gefühl, sagte sie sich, ja ein Gefühl als ob sie nicht alleine wäre. Sie sah sich in ihrem Schlafzimmer um.
Jetzt fängst du an zu spinnen, sagte sie zu sich. Werd bloß nicht schizophren.
Sie stand auf, ging ins Bad, zog sich an und ging zur Arbeit.
Es war noch düster als sie sich auf dem Weg machte.
Während sie zur Arbeit lief, beschlich sie immer wieder das Gefühl verfolgt zu werden, aber immer wenn sie sich herumdrehte war niemand da. Zu dieser Uhrzeit, sagte sie sich, ist niemand freiwillig unterwegs. Ja, dachte sie weiter und verursachte sich noch mehr Angst, niemand ist unterwegs, außer irgendwelchen Irren oder Bekloppten, die irgendetwas Illegales vorhatten.
So, ja, mach dich noch mehr fertig, sagte sie in Gedanken zu sich, reg dich ab, da ist niemand.
Dennoch beschleunigte sie ihre Schritte. Sicher ist sicher.
Sie war froh ihre Arbeitsstelle erreicht zu haben, war froh als sich die Tür hinter ihr schloss und sie in dem hellen Flur der Klinik stand.
Ihr Arbeitstag verlief wie immer, keinen Besonderheiten erregten ihre Aufmerksamkeit, nur der alltägliche Wahnsinn, dachte sie.
Am Ende ihres Dienstes, kamen zwei ihrer Kolleginnen zu ihr und fragten ob sie vielleicht noch mit ihnen etwas unternehmen wollte. Sie sagte zu, zu Hause wartet eh niemand auf sie, also konnte sie sich Zeit lassen.
Sie ließen sich Zeit und so war es bereits dunkel als sie nach Hause kam.
Morgen musste sie wieder früh raus, als machte sie sich fürs Bett fertig. Sie zog sich um, ging noch mal ins Wohnzimmer und schloss die Balkontür zu. Das ist sicherer, sagte sie zu sich, ging danach ins Schlafzimmer, legte sich ins Bett und schlief schnell ein.
Mitten in der Nacht, wurde sie von einem merkwürdigen Geräusch geweckt, zuerst bleib sie liegen, versuchte herauszufinden woher es kam. Es kam eindeutig aus ihrem Wohnzimmer.
Mit klopfendem Herzen, schob sie die Bettdecke zur Seite und ging leise zur Tür. Öffnete sie einen kleinen Spalt auf, nur damit sie hinaus schauen konnte und sah zu ihrer Überraschung, das dieses merkwürdige Geräusch von ihren Gardinen an ihrer Balkontür kam, die im Wind flatterten.
Im Wind? Ging es ihr sofort durch den Kopf, aber ich habe doch die Tür zugemacht. Da bin ich mir ganz sicher. Sie ging mit schneller schlagendem Herzen auf die Balkontür zu, schob die Gardinen zur Seite und spähte hinaus. Es war nicht zu sehen. Sie ging auf den Balkon und sah nach unten, auch nichts. Vielleicht, dachte sie, hab ich nicht richtig zugeriegelt und der Wind hat die Tür aufgestoßen. Ja genau so war es, beruhigte sie sich selbst. Sie schloss die Tür, rüttelte an ihr um Sicher zu gehen, das sie dieses Mal richtig zu war und ging zurück ins Bett. Einen wirklich ruhigen Schlaf fand sie in dieser Nacht nicht mehr und irgendwie war sie froh von ihrem Wecker gestört zu werden.

Er hatte noch rechtzeitig bemerkt, dass sie wach wurde und war leise und schnell den Balkon herunter gesprungen, versteckte sich im Schatten der Balkone, als er merkte das sie auf den ihren getreten war. Als er hörte, wie sie die Tür erneut abschloss, beschloss er es heute Nacht nicht noch mal zu riskieren zu ihr zu gehen.

So verbrachte er die nächsten Wochen, jede Nacht in ihrem Schlafzimmer, sie beobachtend, immer auf der Hut nicht von ihr bemerkt zu werden. Wenn sie abends wegging, folgte er ihr leise, manchmal auffällig, lief keine 10 Meter hinter ihr, manchmal schlich er von Schatten zu Schatten um nicht von ihr gesehen zu werden.

Eines Abends folgte er ihr wieder und sah wie sie, um eine Abkürzung zu nehmen, in eine dunkle Seitenstrasse ging. Er sah wie schnell ihr Herz das Blut durch ihren Körper pumpte und musste kurz die Augen schließen um sie wieder als Mensch zu sehen und nicht nur als Beute für den Jäger in sich.
Er stand auf einer dieser metallenen Feuertreppe und sprang leise von dieser zur nächsten, so konnte er ihr folgen ohne das sie ihn bemerkte. Plötzlich sprang kurz vor ihn eine Katze auf den Absatz der Feuertreppe auf dem er gerade stand, es machte einen Höllenlärm. Die Katze machte genug Lärm, das sie sich auf der Strasse herumdrehte und suchend nach oben sah. Er drückte sich noch mehr an die Hausmauer, verbarg sich ganz im Schatten und dennoch hatte er das Gefühl sie würde ihn direkt ansehen. Das ist unmöglich, sagte er sich, sie kann mich gar nicht sehen. Die Katze streifte ihm um die Beine, er sah sie eine Weile an und fauchte sie leise an: „Blödes Vieh und du willst ein Schleichjäger sein. Wenn ich so viel Lärm machen würde, hätte ich bis heute nicht überlebt!“
Sofern man von Leben sprechen konnte, dachte er sich.
Sie sah immer noch in seine Richtung und er hörte wie schnell ihre Atmung ging, wie schnell ihr Herz schlug. Nochmals sah sie sich um, drehte sich um die eigene Achse und lief, als sie sich sicher war das niemand da war, weiter.
Die Katze sprang vor ihm die Treppe nach unten, landete mit einem lauten Plumps auf der Strasse, das schien sie aber nicht bemerkt zu haben, denn sie lief unbeirrt weiter.
Er folgte ihr weiter, sprang leise von Treppe zu Treppe und hörte auf einmal hinter sich auf der Strasse jemanden laufen.
Zwei Männer, ungepflegt und für ihn so penetrant nach allem Möglichen stinkend, folgten ihr leise in der dunklen Gasse.
Sie sprachen zwar leise miteinander, aber er konnte jedes Wort verstehen.
„Du folgst der da weiter!“
„Und du?“
„Ich laufe außen herum und schneide ihr den Weg ab!“
Sie nickten sich zu und der Eine bog bei der nächsten Abzweigung nach links ab.
Der Zweite folgte ihr, ließ genug Abstand zu ihr, dass sie ihn nicht bemerkte.
Er entschied sich, sich zuerst den vorzuknöpfen, der ihr den Weg abschneiden wollte. Vor dem Anderen konnte sie noch etwas davon laufen, aber wenn ihr der Weg abgeschnitten war, saß sie in der Falle.
Er folgte dem Einen nach links, sprang leise von Treppe zu Treppe, sprang, nachdem keine Treppe mehr da war, leise von Hauswand zu Hauswand. Der Eine merkte nicht, das er verfolgt wurde, er war viel zu sehr damit beschäftigt sich auf sein Vorhaben zu konzentrieren.
Außerdem bemerkten die wenigsten ihn.
Bevor der Eine wieder nach rechts abbog, sprang er leise direkt vor ihn auf die Strasse. Bevor ein Laut aus dem Mund des Mannes dringen konnte, hatte er ihn bereits an der Kehle gepackt und hob ihn hoch über sich. Es schien als ob der Mann keinerlei Gewicht besaß und er ihn wie eine Puppe über seinen Kopf hob. Der Mann war erstarrt vor Schreck, er ließ ihn auf seiner Augenhöhe herunter, hielt ihn aber immer noch an der Kehle fest und flüsterte ihm leise zu:
„Wenn du nicht augenblicklich verschwindest und sie in Ruhe lässt, wirst du es bereuen! Verstanden?“ Der Mann nickte nur, er hörte wie schnell dessen Herz jagte, er hatte völlige Panik.
Er wusste das es an seiner Stimme lag, irgendwie konnte er Menschen dazu bringen ihm entweder sofort bedingungslos zu vertrauen oder Panik vor ihm zu haben, ohne das sich seinen Stimme merklich veränderte. Zumindest hörte man keinen Unterschied, aber es musste irgendein unterschwelliger Tonfall sein, der das auslöste, sobald er es wollte.
Er ließ den Mann herunter und kaum hatten dessen Füße den Boden berührt, rannte er in die entgegen gesetzter Richtung davon.
Er sah ihm nach.
Einer weniger, bleibt noch einer.

Sie hörte wie ihr jemand folgte, hörte Schritte die nicht ihre waren, auch nicht das Echo ihrer Schritte. Sie merkte wie ihr Herz schneller schlug, hatte sie sich vorhin doch nicht getäuscht.
Sie merkte wie sie ihre Schritte unbewusst beschleunigte und dennoch folgten ihr die anderen Schritte.
Wär ich bloß anders gelaufen, ermahnte sie sich selbst. Jetzt hab ich den Salat.
Jetzt rannte sie, wollte möglichst schnell die Hauptstrasse erreichen.
Sie sah bereits die ersten Lichter der Hauptstrasse, rannte weiter, schneller wie sie dachte es zu können. Sie rannte bis sie auf dem Bürgersteig stand und wagte erst jetzt sich herum zudrehen und nach hinten zu schauen.
Aber da war niemand, sie sah nichts, hörte nichts und fragte sich ob ihre Fantasie sich einen makaberen Scherz erlaubt hatte.

Er war zurückgelaufen, hatte gesehen, nein er hatte gehört wie sie in Panik geriet, wie ihr Herz jagte, wie sie rannte und hatte schnell auf ihren Verfolger aufgeschlossen. Er war hinter ihm nach oben, an die Hauswand gesprungen und war direkt vor ihm gelandet. Auch dieser hatte keine Zeit zu reagieren. Er wurde wie der andere von ihm an der Kehle nach oben gehoben und nur ein paar geflüsterte Worte reichten, um ihn, nachdem er auf dem Boden stand, panisch fliehen zu lassen.
Er sah diesem auch nach und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Noch vor ein paar Jahrzehnten, dachte er, wärst du ziemlich blutleer in der Ecke gelandet.
Aber er hatte sich im Griff, besser wie er dachte, denn sonst wäre er ihr gegenüber nicht so standhaft geblieben. Er hätte sich schon am ersten Abend von ihr genommen, nach was es ihm gelüstet hätte.
Er sah wie sie sich auf der Hauptstrasse herumdrehte und angestrengt in die dunkle Gasse sah, er blieb ruhig im Schatten stehen und wartete bis sie sich wieder herumgedreht hatte und weiter nach Hause ging.
Er folgte ihr mit großem Abstand, wollte sie nicht erschrecken, außerdem war ihre Spur, so deutlich für ihn, das er keinen Sichtkontakt haben musste.
Bis nach Hause folgt er ihr, wartet eine weile, bis er sicher war das sie im Bett war und sprang leise auf ihren Balkon.
Die Tür war wieder nur angelehnt.
Dummes Ding, dachte er, wenn dich außer mir jemand wirklich bis hierher verfolgt hätte, bist du ganz schön leichtsinnig die Tür nicht zu verschließen.
Er wartete vor der Balkontür, bis er ihre ruhige Atmung und ihren Herzschlag hörte und schlich dann wieder in ihr Schlafzimmer. Er stellte sich in die Ecke zwischen Tür und Fenster, die dunkelste in diesem Raum und sah ihr zu wie sie schlief.

Kurz vor Sonnenaufgang musst er sich zwingen sie zu verlassen, gerne wäre er bei ihr geblieben, aber wie sollte er ihr erklären wer er war und was er in ihrem Schlafzimmer tat.
Noch nicht, entschied er und ging leise durch ihre Wohnung um sie auf dem gewohnten Weg zu verlassen.
Sie wurde wach, als sie etwas Merkwürdiges im Wohnzimmer hörte. Langsam stand sie auf, schlich in ihr Wohnzimmer und verfluchte sich im Stillen, als sie sich erinnerte, das sie die Balkontür nicht verschlossen hatte.
Was ist wenn mir gestern doch jemand gefolgt war, ging es ihr durch den Kopf, aber warum sollte derjenige erst jetzt etwas versuchen.
Ich muss mir unbedingt angewöhnen die Türen abzuschließen, ermahnte sie sich.
Aber im Wohnzimmer war nichts zu sehen, die Balkontür war zu, zwar nicht verriegelt aber zu.
Sie sah sich langsam im Wohnzimmer, dass zeitgleich die Küche und das Esszimmer war, um, entdeckte nichts ungewöhnliches und entschied, dass sie vielleicht etwas überreagiert hatte.
Wer soll den bitte in den sechsten Stock kommen ohne das jemand etwas merkt, beruhigte sie sich.
Plötzlich klingelte ihr Handy, sie erschrak, zuckte zusammen. Man oh man, hab ich das so laut eingestellt, dachte sie während sie ihr Handy mal wieder suchte.
„So groß ist die Wohnung doch gar nicht!“ sagte sie laut zu sich, als sie die Couchkissen von links nach rechts räumte.
„Wo ist dieses verfluchte Ding?“ fragte sie laut und erinnerte sich, es gestern in ihre Jackentasche gepackt zu haben.
Dort war es auch noch. Sie nahm ab:
„Ja, hallo!“
„Hallo, Kleine! Na frei heute?“
„Hallo Vicki! Frei, hah ich hab mal Urlaub! Es geschehen noch Zeichen und Wunder!“
„Jetzt übertreib nicht. Du hast doch eh die Hälfte vom Tag frei!“
„Stimmt doch gar nicht!“
„Jawohl! Stimmt doch! Und was mach ma heut Abend?“
Sie holte tief Luft: „Ich weiß nicht? Ich dachte…“ Ihre Freundin unterbrach sie: „ Ich hab da von nem neuem echt krassen Club gehört! Wie wärs? Häh, komm sag ja? Ja!“
Oh je, Vicki und ihre echt krassen Clubs, dachte sie sarkastisch, das kann ja nur im Chaos enden. Bevor sie antworten konnte, sagte Vicki schnell: „Also gut, ich hol dich um halb zehn ab ok! Und keine Ausreden!“
„Ja ok! Einverstanden, aber Vicki wehe das wird so wie…!“
„Nein nein! Versprochen! Ok, bis heute Abend!“
Vicki hatte einfach aufgelegt.
„Oh ich hasse diese Clubs! Wenn dann alle einen sitzen haben, muss man schauen wie man nach Hause kommt und zwar alleine, ohne so ein anhängliches Irgendwas!“
Meist waren diese Irgendwas irgendwelche Männer die wohl im Eifer des Alkohols ein Nein als Ja verstanden.
Sie ging zurück ins Schlafzimmer, blieb vor ihrem Spiegel stehen und sah sich eine Weile an.
Blau-grüne Augen, lange dunkle Haare, gewellt, sodass manche Arbeitskollegen immer wieder fragten, wo sie ihre Dauerwelle machen ließ. Und immer wieder sagte sie ihnen, dass das Natur sei. Ob sie ihr das glaubten war ihr egal.
Sie besah sich ihr Spiegelbild erneut: Sie war nicht dürr, schlank traf es wohl besser, keine 1,70 m groß, aber das Gewicht an den richtigen Stellen verteilt.
C-Körbchen hielten gerade noch alles unter Kontrolle, einen schmale Taille aber dafür kurvige Hüften und einen knackigen Po. Lange Beine, die im Verhältnis zu ihrem Oberkörper fast schon zu lang waren, wenn es so was überhaupt gibt, dachte sie.

Im Badezimmer duschte sie sich, machte sich zurecht und sah, nachdem sie wieder im Schlafzimmer war, auf die Uhr. Sie hatte noch ungefähr drei Stunden Zeit. Also setzte sie sich auf ihre Couch und sah eine Weile fern.
Fast wäre sie eingeschlafen, als es an ihrer Tür läutete. Als sie die Haustür öffnete, stand Vicki davor. Aufgestylt wie sonst auch.
„Na haste vor was mit nach Hause zu nehmen?“ fragte sie zynisch.
„Klar! Alleine nach Hause gehen ist doch langweilig!" antwortet Vicki begeistert.
Sie holte tief Luft und sagte: "Ja klar! Als ob es nichts besseres gäbe!"
„Ne, was denn? Alleine nach Hause gehen? Wo bleibt denn da der Spaß?"
„Ach" seufzte sie „mach doch was du meinst!"
„Was ist? Sauer?"
„Was, nein. Du kannst machen was du willst!"
Vicki nickte: „Yeap! Also komm! Lass uns gehen!"
„Ok! Du fährst?"
„Ja klar! Und wenn du halt heim willst, sagst mir Bescheid!"
Klar, dachte sie, dann werd ich wieder hingehalten, weil sie nicht fertig ist mit Baggern.
Also packte sie noch etwas mehr Geld für ein Taxi ein, damit sie wirklich heim konnte, wann sie wollte.

Sie erreichten nach ungefähr einer halben Stunde einen Club, zumindest sollte es laut Vicki einer sein. Allerdings sah es von außen so aus als ob das Gebäude bald zusammenfiel oder in nächster Zeit abgerissen werden müsste.
Der Putz blätterte schon von der Fassade, die Tür, sah aus als ob die Angel sie nicht mehr lange an Ort und Stelle würden. Sie wurde von zwei Männern bewacht, die die Statur eines Kleiderschrankes hatten. Wohl damit die Tür nicht zusammenfiel, deswegen lehnten sie sich an den Türrahmen, dachte sie zynisch, so sieht es zumindest aus.
Ich hab ein ganz mieses Gefühl bei dieser Absteige, dachte sie und zögerte eine Weile, da sie sich nicht sicher war, ob sie da wirklich hineingehen sollte.
„Was ist? Bist du angewachsen?" holte Vicki sie aus ihren Gedanken.
„Kommst du? Oder willst du hier draußen bleiben?"
Bevor sie antworten konnte, zog Vicki sie am Arm in Richtung Eingang.
„Komm schon!" drängelte Vicki.
Der eine Türsteher sah erst Vicki abschätzend an.
Der denkt bestimmt die will anschaffen gehen, dachte sie, als sie seinen Blick sah. Vickis Kleidung ließ nicht viel Raum für Spekulationen, durch ihre kurzes, bauchfreies Top und ihr sehr kurzen Minirock, brauchte man nicht viel Fantasie um sie sich nackt vorzustellen.
Dann sah er sie an, sie sah fast schon bieder zugeknöpft aus, im Vergleich zu Vicki.
Wieder sah er Vicki und dann zurück zu ihr, schaute dann seinen Kollegen an und ließ sie beide durch.
Vicki musste nicht einmal Eintritt bezahlen, sie schon.
Aber das war ihr egal. Die zwei fünfzig, kann ich auch noch zahlen, dachte sie.
Kramte das Geld aus ihrer Tasche und bekam dafür einen Stempel auf den Handrücken.
Bevor sie den Club überhaupt richtig betreten hatte, sah sie wie Vicki bereits von Bekannten umringt war, zumindest ein paar von denen waren auch ihr bekannt.
Sie ging zu der Gruppe und zusammen gingen sie durch den Club, der von Innen zumindest besser aussah wie von außen, dennoch war ihr immer noch etwas mulmig zumute. Sie versuchte sich etwas abseits von der Gruppe zustellen, die an der Bar standen und bereits die ersten Gläser geleert hatten.
Sie verstand nicht viel von der Unterhaltung der Anderen, daher ließ sie ihren Blick durch den Club wandern.
Es war düster, nur die Lichter der Tanzfläche, erhellten den ganzen Club, dennoch fiel ihr ein junger Mann auf, der ganz in Schwarz gekleidet, sich einen Weg durch die Tanzenden bahnte.
Er zog, allein durch seine Bewegung, ihren Blick magisch auf sich. Selbst in diesem düsteren Licht und der ganzen Ansammlung von Menschen fiel er ihr auf. Ob andere ihn überhaupt bemerkten, wusste sie nicht. Aber sie folgte ihm mit ihrem Blick, sah wie er sich bewegte, wie er lief. Selbst das Drehen seines Kopfes hatte etwas Anziehendes an sich. Sie fixierte ihn förmlich, konnte ihren Blick nicht von ihm lassen, obwohl sie ihn nicht einmal richtig sah. Auf einmal schien er vor ihren Augen zu verschwinden, zumindest hatte sie das Gefühl. Denn sie war sich sicher, ihn keine Sekunde aus den Augen gelassen zu haben.
„Hallo, träumst du?" Vicki stand direkt neben ihr, brüllte ihr ins Ohr um die Musik zu übertönen.
Sie zuckte zusammen: „Waas?" brüllte sie zurück.
„Ich will wissen, ob du träumst?" brüllte Vicki sie erneut an.
„Nein, nein. Ich hab nur grad... ach egal!" brüllte sie zurück. „Vergiss es!"
Vicki zuckte nur mit den Schultern, drehte sich dann wieder zu den Anderen und unterhielt sich weiter.
Sie drehte sich wieder herum und suchte den jungen Mann, der sie so magnetisch angezogen hatte. Sie suchte den gesamten Club mit ihren Blicken ab, fand ihn aber nirgends.
Und dann sah sie ihn wieder, er stand auf der anderen Seite der Bar, lächelte sie an und ihr blieb fast die Luft weg. Ein solches Lächeln hatte sie noch nie gesehen, ein offenes, freundliches und vor allem atemberaubendes. Sie konnte ihren Blick nicht von ihm lassen, er lächelte sie immer noch an. Sie musste sich zwingen wegzuschauen, sie merkte wie sie rot wurde und war sich sicher das er es auch sah, obwohl es nicht annähernd hell genug war. Sie drehte ihm den Rücken zu, versuchte sich auf das Gespräch von Vicki und den anderen zu konzentrieren. Es fiel ihr so schwer, den Blick von ihm zu wenden, ihn nicht mehr anzuschauen. Aber sie dachte, es sei zu auffällig, wie sie ihn anstarrte.
Er wird das Falsche denken, er wird denken, dass ich nur das Eine will. Es ist schon fast aufdringlich, wie du ihn angestarrt hast. Ich werde einfach nicht mehr hinschauen, schwor sie sich.
Plötzlich merkte sie wie jemand hinter ihr stand, sie vorsichtig anrempelte, sie dachte zuerst es sei jemand von Vickis Bekannten.
Sie drehte sich herum, um demjenigen zu sagen, dass er das lassen sollte.
Aber sie bekam kein Wort heraus.
Blaue Augen sahen sie an, ein so intensives Blau hatte sie noch niemals zuvor gesehen. Sie fühlte wie ihr Herz kurz aussetzte, nur um dann noch schneller zu schlagen.
Ihr blieb im wahrsten Sinne das Wort im Hals stecken, sie verschluckte sich beim Versuch etwas zu sagen. Musste Husten und versuchte sich von ihm wegzudrehen, aber immer noch hielt sein Blick sie fest. Sie konnte nicht aufhören in seine Augen zuschauen, war nicht in der Lage sich wegzudrehen.
„Alles ok?"
Oh, mein Gott, dachte sie. Seine Stimme übertönte die Musik, obwohl er nicht laut sprach. Seine Stimme klang wie das Schnurren einer Katze, so angenehm, das sie vergaß, das sie eigentlich Husten müsste. Sie sah ihn nur mit großen Augen an, vergaß alles um sich herum. Alles, außer ihm, verschwand aus ihrem Blickfeld. Es schien nur noch er zu existieren. Und er sah sie immer noch so intensiv an, dass sie nicht klar denken konnte.

Er hatte gezögert, wusste nicht ob er es wirklich wagen sollte, sie einfach anzusprechen.
Aber warum nicht, dachte er bei sich, wenn es stimmt, was ich befürchte, dann wird es egal sein was oder wie ich sie anspreche. Er war ihr bis hierher gefolgt, hatte gemerkt, dass sie ihm angesehen hatte, merkte jetzt wie sie auf ein Lächeln von ihm reagiert und nun stand sie vor ihm, sah ihm in die Augen und konnte kein Wort sprechen.
„Ist alles ok bei dir?" fragte er sie noch mal.
„Was? Oh ja, ja alles ok!" sagte sie zu ihm, bemüht das ihre Stimme die Musik übertönte.
Wieder lächelte er sie an, nach einer Weile sagte er: „Möchtest du noch etwas trinken?" Dabei deutete er mit seiner Hand auf das leere Glas das vor ihr stand.
„Ähm, was? Ach so! Mmh, nein danke! Ich möchte nichts mehr!"
Er sah sie wieder an. „Bist du sicher?" fragte er sie, kam dabei mit seinem Gesicht ganz nah an ihres. Seine Wange streifte ihre, sie fühlte seinem Atem an ihrem Gesicht. Sie fühlte wie ihr Herz schneller schlug.
„Mmh, danke wirklich nicht!"
„Ok, ich hab nur gefragt!"
„Weißt du ich bin mit ein paar Freunden hier und ...“ sie drehte sich herum, wo ihrer Meinung nach immer noch Vicki und der Rest der Gruppe stand, aber da war niemand mehr: „.. die haben sich gerade alle verkrümelt!" beendete sie ihren Satz. Sie sah ihn schon fast verlegen an. Das klingt wie eine lahme Ausrede, sagte sie zu sich.

Der Fremde streckte ihr auf einmal die Hand entgegen: „Hallo, mein Name ist Lukas, obwohl mich die meisten nur Luke nennen!" Wieder lächelte er sie an und wieder verschlug es ihr fast dem Atem.
Sie sah eine ganze Weile seine, ihr entgegen gestreckte, Hand an und merkte das sie wohl zu lange gezögert hatte, denn er ließ seine Hand langsam sinken. Kurz bevor er die Hand ganz unten hatte, griff sie nach ihr und sah ihn erneut in diese hypnotischen blauen Augen: „Mein Name ist Lilliana, aber alle nennen mich Lilly!"
„Mmh, Lilliana, ein schöner Name." Seine Stimme hatte wieder diesen scheinbar schnurrenden Unterton, der sie wieder irritierte. Er trat einen Schritt von ihr zurück. Zeitgleich nahm er ihre Hand, welche immer noch in seiner lag und hob sie langsam an. Er führte ihre Hand an sein Gesicht, drehte sie langsam herum und berührte, ganz vorsichtig und kaum spürbar, mit seinen Lippen ihren Handrücken. Ein Stromschlag durchfuhr ihren Körper.
Sie sah ihn erstaunt an, ließ ihre Hand aber wo sie war. Erst als er ihre Hand wieder frei gab, zog sie diese langsam von ihm zurück.
Er kam wieder ein Stück näher, flüsterte ihr zu: „Es freut mich dich kennen zu lernen!"
Dabei sah er ihr wieder in die Augen. Sie lächelte ihn nur an, zu mehr war sie momentan nicht in der Lage.
„Sollen wir uns in eine der kleinen Nischen setzen, da ist es etwas ruhiger und man muss sich nicht anbrüllen!" fragte er sie.
Ihr Verstand sagte ihr, das das vielleicht keine gute Idee sei, aber ihr Mund war schneller: „Ja klar. Warum nicht?"
Lukas deutete mit seiner Hand auf eine der Nischen und sie ging an ihm vorbei.
Dabei streifte sie seinen Arm und ein Schaudern ließ durch ihren Körper.
Oh wow, dachte sie, als sie es realisierte. Du weißt grad mal wie er heißt, ermahnte sie sich und schon das. Sie merkte wie er ihr in die kleine Nische folgte.
Sie setzten sich und eine zierliche Bedienung kam zu ihnen: „Möchten sie etwas trinken?" fragte sie freundlich.
Lilly schaute sie eine Weile an, dann sagte sie: „Ja, bitte eine Apfelsaftschorle!"
„Und sie?" fragte die Bedienung zu Lukas gewandt.
„Dasselbe bitte!" Die junge Frau lächelte sie beide nacheinander an.
Als sie in der Menge verschwunden war, richtete Lukas seine Aufmerksamkeit wieder Lilly zu: „Ich dachte du möchtest nichts trinken?" Sie zuckte nur mit den Schultern: „Habs mir anders überlegt!"
Dieses Lächeln raubte ihr fast den Atem: „Sehr wankelmütig." sagte er zu ihr.
„Mmh, aber nur manchmal!" gab sie zurück.
Sein Lachen übertönte die Musik, es klang so angenehm.
„Bist du öfters hier?" Nach einer kurzen Pause sagte er: „Ok, vergiss es. Blöde Frage."
So eine doofe Anmache, sagte er zu sich.
„Normalerweise benutzte ich solche Sprüche nicht!"
„So! Das würd ich jetzt auch sagen!"
Er hob abwehrend die Hände: „Nein! So war das nicht gemeint! Ähm..."
Verdammt, was mach ich jetzt, schoss es ihm durch den Kopf.
„Hör zu ich... ich bin nicht.... nicht gut in so was!"
„In was?"
„Einfach fremde Frauen ansprechen!"
Soll ich ihm das glauben, fragte sie sich. Sie sah ihn an, diese blauen Augen, blonde, nein schon sandfarbene Haare, ein hübsches Gesicht, fein geschnitten. Fast schon zierlich für einen Mann. Sie konnte nicht abschätzen wie alt er war. Aber das so jemand Probleme damit hat, fremde Frauen anzusprechen konnte sie sich nicht vorstellen.
Lukas musterte ihr Gesicht. Was denkst du?, fragte er sich.
„Was ist?" fragte er sie.
Lilly sah in an, zuckte mit den Schultern: „Nichts! Ich versuch nur grad heraus zu finden, ob..." sie winkte ab: „Ach vergiss es!"
„Lilliana, ein wirklich schöner Name:" sagt er erneut.
Sie merkte wie sie rot wurde.
„Oh, ..ich...ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen! Es war nur...es ist dir Wahrheit!"
„Auch nicht gerade ein neuer Spruch!"
Jetzt fing Lukas wieder an zu lachen: „Ja ich weiß! Es gibt bessere!" gab er zu: „Aber verzeih mir, ich bin wirklich nicht geübt darin. Zumal bei jemanden wie dir!"
„Oder geübter wie ich denke! Was meinst du mit, bei jemanden wie mir?"
„Nein geübt bin ich darin wirklich nicht! Jemand wie du halt!" er schwieg, lächelte sie an: „Ich würde dich wahrscheinlich wieder in Verlegenheit bringen!"
„Wieso? Was für ein Spruch hast du denn noch auf Lager?"
Sein Lächeln wurde weicher: „Jetzt bringst du mich irgendwie ins Schleudern!"
„So?"
„Ja, weil wenn ich dir jetzt sage, das dein Name genauso schön ist wie du, wirst du mir das wohl nicht glauben!"
Er sah ihr in die Augen, wieder schlug ihr Herz schneller.
„Nein wahrscheinlich nicht!"
„Also werde ich das auch nicht sagen!"
Lilly fing an zu lachen, schüttelte nur den Kopf.
„Dieses Lachen!"
Abrupt hörte sie auf: „Warum? Was ist damit?"
„Nichts! Es klingt schön, echt, angenehm!"
„Ok, damit ist die Frage der Verlegenheit nicht aus dem Weg geräumt!"
„Das wollte ich nicht!" Er griff nach ihrer Hand die vor ihr auf dem Tisch lag.
Kaum hatten sich ihre Finger berührt, spürte sie ein Kribbeln, das durch ihren ganzen Körper lief. Es war wieder wie ein Stromschlag, sie zog ihre Hand zurück.
Lukas sah sie an: „Es tut mir leid. Ich wollte nicht...." Er zog seine Hand ebenfalls zurück.
Die zwei Gläser die vor sie auf den Tisch gestellt wurden, retteten ihn vor der Entschuldigung, aber er befürchtet, dass das nicht das letzte Mal gewesen war, wo sie ihn ins Schleudern bringen würde. Sie zahlten ihre Getränke und er war froh über diese Pause. Dadurch konnte er überlegen, wie er weiter vorgehen sollte. Aber bevor ihm etwas einfiel um das Gespräch wieder in Gang zu bringen, fing sie an zu reden.
„Eigentlich", begann sie: „bin ich von einer Freundin hierher geschleppt worden. Sie war oder vielmehr ist der Meinung das das hier super wäre." Ihre Hand machte eine ausholende Geste.
„Ok? Beantwortest du jetzt nach und nach meine Fragen?"
„Bist jetzt war es nur eine Antwort die ich dir schuldig war." Jetzt lächelte sie ihn an.
„Stimmt!" er zögerte bevor er weiter sprach, überlegte wie er dieses Gespräch nicht nur in Gang halten sollte, sondern auch lenken konnte. Lukas wollte möglichst viel von ihr erfahren, obwohl er schon einiges wusste.
„Diesen Club kenn ich auch nicht! Normalerweise bin ich woanders. Merkwürdige Gegend hier!"
Lilly fing an zu kichern. „Merkwürdig ist gar kein Ausdruck! Schon fast gruselig, allein schon der Weg vom Parkplatz....." bei dem Wort malte sie Gänsefüßchen in die Luft:„...bis hierher ist schon gewöhnungsbedürftig."
Er nickte nur, wollte sie nicht wirklich unterbrechen.
„Du bist auch zum ersten Mal hier?" fragte sie ihn, wieder nickte er nur als Antwort. „Schade, ich dachte du könntest mir sagen wer hier Drogendealer oder Zuhälter ist, damit ich nicht ganz in dubiose Kreise abrutsche!"
Jetzt fing er an zu lachen. „Was meinst du mit ganz abrutschen?"
Lilly zog eine Augenbraue nach oben: „Nicht das du was Falsches denkst, ich mein damit, das alleine schon das hier sein, in diesem Club..." wieder die Gänsefüßchen:„ist bestimmt schon irgendwie strafrechtlich verfolgbar!" Lukas´ Lachen wurde lauter.
„Siehst du deswegen halte ich mich sonst woanders auf!"
„Und wo?"
„So ziemlich auf der anderen Seite der Stadt!" Wieder dieses lächeln.
„Dann bist aber weit weg von deinem sonstigen Jagdrevier!" antwortet sie fröhlich.
Bei dem Wort Jagdrevier hätte er sich beinahe verschluckt.
Weiß sie was ich bin? schoss es ihm durch den Kopf. Nein, beruhigte er sich selbst, das kann sie gar nicht. Sie war noch nie in dem anderen Club, sie wäre ihm aufgefallen.
Sein Gesichtsausdruck musste mehr verraten haben, wie ihm bewusst war, denn sie sah ihn erstaunt an. „Das sagt man doch nur so!" sagte sie kichernd.
„Jagdrevier? Klingt so komisch, als ob Frauen....na ja..."
„..Beute sind? Sehen doch viele Männer so, oder nicht?"
„Bei mir ehern oder nicht!" Lügner! sagte er zu sich. Was denn, ich jag sie nicht, die kommen freiwillig.
Er hörte wie sie tief Luft holte: „Was hab ich jetzt falsches gesagt? Soll ich dich lieber als Beute ansehen?"
„Erstens bin ich keine Beute, ich bin schneller weg wie dir lieb ist und zweitens bin ich mir nicht so sicher ob ich dir das glauben soll!"
Lukas hob abwehrend die Hände in die Luft: „Warum denn nicht? Seh ich so aus, als ob..." er schwieg.
„..als ob was?"
Langsam holte er tief Luft. das kann jetzt nach hinten losgehen, wenn ich nicht aufpasse: „Als ob ichs nötig hätte Frauen reinlegen zu müssen!" Er biss sich auf die Unterlippe, sah sie an, wartete auf eine Reaktion.
Lilly sah ihn abschätzend an. „Wohl eher nicht!" gab sie zu: „trotzdem man weiß nie!"
„Ach komm schon! Ich kann mich auch mit jemand anderem unterhalten wenn es dir lieber ist!"
Oh, pass auf wie weit du dich aus dem Fenster lehnst, das ist nah dran. Aber wenn es stimmt was ich glaube, wird sie das nicht zulassen.
„Nein, nein! So war das jetzt nicht gemeint!" sagte sie schnell.
Siehst du, sagte er wieder zu sich. „So? Das soll ich dir jetzt glauben?"
Trotzig verschränkte sie ihre Arme vor der Brust, schielte ihn schon fast snobistisch an: „Ich kann auch gehen, dann kannst du dich mit jeder unterhalten!"
Eine Hand griff über den Tisch, legte sich auf ihre immer noch verschränkten Unterarme: „Ach Lilly, so war das nicht gemeint!"
Immer noch dieser Gesichtsausdruck. Er wunderte sich, das sie nicht protestiert hatte, das er sie jetzt schon nur Lilly nannte, aber es schien ihr nichts auszumachen. Und sie lässt meine Hand auf ihren Armen liegen, stellte er fest.
„So? Ob ich dir das glauben soll?"
„Ja!"
Wieder holte sie tief Luft, legte ihre Arme wieder locker auf den Tisch und griente ihn an: „Also gut" das klang schon fast resigniert: „Riskier ichs mal!"
Lukas zog seine Hand zurück, lächelte sie an. Er fühlte wie eine gewisse Anspannung von ihm abfiel. Nicht noch Mal, dachte er, das war nah dran.

Bist du irre, schoss es ihr durch den Kopf, einmal ein süßes Lächeln und du.. bist du doof. Er gibt selbst zu, das er keine Probleme hat Frauen zu bekommen, zumal er vorher gesagt hat er ist nicht gut darin und du... Ja vielleicht ist er nicht gut darin, vielleicht quatschen ihn die Frauen an, oder...ach weiß der Geier. Ich unterhalte mich bloß mit ihm, ich nehm ihn ja nicht gleich mit nach Hause. Ja das werden wir ja noch sehen. Jetzt bin ich, glaub ich, wirklich schizophren, ich streite mit mir selbst. Zum Glück bis jetzt nur in Gedanken.
Sie grinste über ihre eigenen Gedanken.
„Was ist?" fragte er hörbar irritiert.
„Nichts! Ich hab nur überlegt ob....." sie nahm ihr Glas vom Tisch, trank es fast halb leer, stellte es wieder ab und sah hinein.
„Du...du irritierst mich mehr und mehr!" sagte er zu ihr.
„Warum? Ich mach doch gar nichts. Nur weil ich mich gleich Feuer und Flamme bin, wenn mich jemand anspricht? Man muss vorsichtig sein, gerade dann, wenn man als Frau in solchen Clubs ist!“
„Ich weiß, dass das besser ist! Aber ich habe nicht vor, dir etwas tun. Ich wollte mich wirklich nur unterhalten!“
„So? Das würde ich jetzt auch sagen!“
Lilly wartete darauf, dass Lukas dem widersprechen würde, aber dieser sah sie nur mit seinen intensiv blauen Augen an und lächelte.
Sie konnte immer noch nicht fassen, dass jemand so eine Augenfarbe haben konnte. Man ertrank förmlich in ihnen. Ihr Herz begann wieder schneller zu schlagen.
Lukas sah sie an: „Also, dass du hier noch nie warst, haben wir schon geklärt. Wo bist du dann, wenn ich fragen darf?“
„Normalerweise, bin ich nicht viel unterwegs, meist nur im Kino oder Bars, aber nicht in solchen Clubs.“
„So, mit was vertreibst du dir dann deine Freizeit?“
„So viel Freizeit hab ich gar nicht,…mmh, ok vielleicht mehr wie andere. Aber es gibt immer irgendwas zu tun.“
Wieder sah er sie irritiert an: „Was meinst du mit mehr wie andere?“
„Ich schaff Schichten, also hab ich theoretisch immer mindestens den halben Tag frei!“
„Und wo schaffst du?“ Das klingt fast schon scheinheilig, sagte er zu sich, als ob ich es nicht wüsste, bin ihr ja oft genug hinter her.
„Im Krankenhaus!“
Lilly sah wie er eine Augenbraue nach oben zog: „Ich weiß, ist nicht jedermanns Sache, aber jemand muss es machen, oder?“ fragte sie vergnügt.
„Das ist es nicht!“ antwortete er: „Aber, ich meine du hast bestimmt auch Nachtdienste, ist es da nicht, nun ja, gruselig alleine?“
Als Antwort darauf, fing sie an zu lachen: „Erstens bin ich nicht ganz alleine, also abgesehen von meinen Patienten, und zweitens, ist der Laden hier ehrlich gesagt fast schon schlimmer.“
Lukas rückte seinen Stuhl etwas näher zum Tisch, lehnte sich weiter nach vorne und sagte leise zu ihr: „Stimmt eigentlich! Ob man hier alleine rumlaufen sollte ist fraglich!“
Wieder kicherte sie: „Ich bin ja nicht alleine!“
„Aber deine Freunde haben sich doch alle verkrümelt, oder nicht?“ Er wusste was ihre Antwort sein würde, aber wollte es von ihr hören.
„Ich hab die nicht gemeint!“ sagte sie und lehnte sich ebenfalls weiter über den Tisch.
Sie waren sich so nahe, das sie ihre Atemzüge spürten.
„Da bin ich aber froh, das ich dir den Anschein vermittle, doch keine Gefahr zu sein.“
Aber wenn du wüsstest wie gefährlich ich dir werden könnte, hättest du schon lange die Flucht ergriffen, fügte er in Gedanken hinzu.
Lilly schaute sich kurz um: „Wenn ich mich hier umsehe, scheinst du das harmloseste zu sein“, sie sah ihn wieder an: „aber man kann sich täuschen!“
„Ich?“ er deutete mit dem Zeigefinger auf sich: „ich werde dir bestimmt nichts tun!“
Das ist hoffentlich überzeugend genug für sie, dachte er, normalerweise muss ich nicht so lange machen, bis mir jemand vertraut.
Eigentlich wollte sie irgendeinen fiesen Kommentar abgeben, aber sein lächeln hielt sie davon ab.
Soll ich ihm das wirklich glauben fragte sie sich wieder, warum nicht, gab sie sich selbst Antwort. Ist es gut ihm wirklich zu glauben, ich meine er ist schon irgendwie süß, aber die sind meist die schlimmsten. Aber was soll schon passieren, du fährst nachher nach Hause und zwar alleine. Damit ist die Entscheidung getroffen, beschloss sie.
Sie unterhielten sich noch eine Weile, plauderten eigentlich nur belangloses Zeug, aber es war angenehm und so vergaß sie die Zeit.
Als sie schließlich auf dir Uhr sah, erschrak sie fast.
„Was ist?“ fragte er.
„Nur halb vier, sonst nichts!“
„Echt?“ Lukas sah auf seinen Armbanduhr: „Ich hab gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergeht, liegt wohl an der angenehmen Begleitung.“
Lilly sah immer noch auf ihre Uhr: „Man ist das spät geworden, so lange wollte ich eigentlich gar nicht bleiben.“ Sie sah ihn an: „Du ich müsste nach Hause!“
„Warum wartet da jemand auf dich?“ Als ob du es nicht besser wüsstest.
„Nein, eigentlich nicht!“
„Muss du morgen, also eigentlich heute, arbeiten?“
Sie schüttelte nur den Kopf.
Lass sie nach Hause, es ist früh die Sonne geht bald auf und wie willst du ihr erklären das du vor Sonnenaufgang zu Hause sein musst.
„Ich bring dich zu deinem Auto, der Weg zum Parkplatz scheint nicht ungefährlich zu sein!“
„Ich muss zu dem Taxistand, ein paar Straßen weiter, ich hab kein Auto!“
„Dann bring ich dich da hin, alleine lass ich dich nicht um die Uhrzeit herumlaufen!“
Würde ich so oder so nicht tun. Wäre aber mal eine Abwechslung nicht hinter ihr herzuschleichen.
Er stand auf, reichte ihr seinen Arm zu einhängen und sie gingen durch den Club zum Ausgang.
Keine Widerworte, dachte er.
Ohne Diskussion, ging es ihr durch den Kopf, normaler weise würde ich protestieren, aber bei ihm nicht, warum nur?
Kaum hatte er die Tür geöffnet, trieb der Wind ihr die ersten Regentropfen ins Gesicht.
Toll, dachte sie, einen Schirm hab ich keinen, eine Jacke auch nicht, bis ich im Taxi sitze bin ich klatschnass.
Sie gingen einen Schritt nach draußen und sie wunderte sich im ersten Moment nicht nass zu werden. Erst als sie nach oben sah, merkte sie das Lukas seine Jacke ausgezogen hatte und sie über sie beide, wie einen Schirm spannte. Da die Jacke nicht so groß war, war Lilly gezwungen ganz dicht bei ihm zu bleiben, als sie die Straße entlang, zum Taxistand liefen.
„Ich kann dich auch heimfahren, wenn du möchtest.“ sagt er zu ihr.
„Nein, nein, nicht nötig ich hab extra Geld mitgenommen, weil ich mir das dachte!“
„Was dachtest du?“
„Das ich wieder mit dem Taxi heimfahren muss!“
„Es ist mein Ernst, ich kann dich auch fahren!“ Oh halt endlich die Klappe, du hast gar kein Auto hier. Erinnerst du dich? Du bist gelaufen.
„Nein wirklich nicht! Ist schon ok.“ Lilly lief ganz nah bei ihm, hatte sich bei ihm eingehakt und war froh, das sie nicht ganz so nass wurde, wie sie befürchtet hatte. Sie wurde eigentlich gar nicht nass, ehern er. Das meiste der Jacke diente ihr als Regenschutz.
Er war bestimmt auf seiner rechten Seite ganz nass, sagte sie zu sich selbst. Unauffällig sah sie zu ihm herüber, als sie an der Straße stehen blieben und er nach einem Taxi Ausschau hielt.
„Es ist doch immer so“, unterbrach er ihre Gedanken: „wenn man eins braucht, scheinen sich die Dinger in Luft aufzulösen!“
Lilly fing an zu kichern: „Das heißt, ich muss jetzt warten, bis irgendeins zurückkommt!“
„Aber bestimmt nicht alleine!“ Wieso hatte sie damit gerechnet.
„Das musst du nicht! Ich bin groß genug um auf mich selbst aufzupassen!“
„So?“ sagte er, stellte sich aufgerichtet vor sie hin: “Du bist kleiner wie ich, also bleib ich hier und pass auf dich auf!“
„Kann ich irgendetwas tun um das zu verhindern?“
„Nein! Gar nichts!“
„Dacht ich mir irgendwie!“ Sie hakte sich wieder bei ihm unter, drängte sich nah an ihn. Es wurde kalt, der Regen, der Wind. Eigentlich war Lilly ganz froh, dass er bei ihr blieb.
Die Zeit verging wie im Schneckentempo, es machte ihr nichts aus, im Gegenteil. Mittlerweile hatte es etwa aufgehört zu regnen und Lukas hatte es riskiert, einen Arm vorsichtig um ihre Schulter zu legen, natürlich nur um die Jacke besser halten zu können. Das hatte er ihr zumindest gesagt, geglaubt hatte sie ihm das nicht, aber es machte ihr nichts aus, so nahe bei ihm zu sein. Es wurde irgendwie immer kälter und seine Wärme war angenehm.
Ein Taxi bog um die Ecke, verdammt, sagte sie in Gedanken, warum gerade jetzt. Hätte das nicht noch ein paar Minuten dauern können.
„Schade!“ sagte er, sah sie dabei an. Schnell sagte er. „Jetzt wo es aufhört zu regnen, jetzt kommt eins!“
„Es ist so wie du gesagt hast, braucht man eins ist keines da…“ und wenn man keines will, fährt eins um die Ecke, beendete sie ihren Satz in Gedanken.
Das Taxi hielt genau vor ihnen an, Lukas öffnete die hintere Tür: „Bitte schön!“
Zögerlich stieg sie ein: „Danke! Sehen…sehen wir uns… wieder?“ fragte sie.
Was tust du da, du kennst ihn doch kaum. Aber genau das will ich ändern, ich würde ihn so gerne wiedersehen.
Lukas sah sie an, lächelte ihr zu: „Wenn es so sein soll, bestimmt!“
Merkwürdig, dachte Lilly, sie hatte jetzt mit einem ja oder nein gerechnet, aber nicht mit so etwas diffusen.
„Meinst du?“
„Manchmal geht das Schicksal eigenartige Wege!“ Und in diesem Fall bin ich das Schicksal und ich werde einen Weg finden, dir wieder zu begegnen.
Er lächelte sie wieder an, schloss, bevor sie noch etwas fragen konnte die Tür und sah dem Taxi hinter her, als es davon fuhr.
Ich hab dich so lange gesucht und jetzt wo ich dich gefunden habe, würde ich Himmel und Hölle in Bewegung setzten dich wiederzusehen. Verlieren werde ich dich nicht mehr, schwor er sich, als das Taxi um die nächste Ecke verschwunden war.

Als sie zu Hause ankam, ging sie noch kurz unter die Dusche, nur um sich aufzuwärmen. Danach legte sie sich ins Bett, schlüpfte unter die Bettdecke und dachte über den jungen Mann nach.
Sicher ob sie das richtige tat, war sie sich nicht. Aber irgendetwas an ihm fesselte sie. Was das war, konnte sie sich nicht beantworten, sie wusste nur, dass sie ihn sehr gerne wiedersehen würde. Vielleicht war es leichtsinnig gewesen, ihm so glauben, dass sie sich irgendwie wiedersehen würden. Lilly wusste nicht viel, und das war schon übertrieben, von ihm.
Was weißt du von ihm, fragte sie sich, außer das er Lukas heißt und irgendwo stadtauswärts wohnt. Nichts, wenn ich ehrlich bin, er gehört nicht unbedingt zu denen, die dir ihre Lebensgeschichte gleich bei ersten Mal erzählen. Ist auch nicht unbedingt schlecht, aber wie kann ich ihn wiedersehen, wenn ich nichts weiß, ich könnte ihn ja nicht einmal anrufen. Ich hab keinen Nachnamen, keine Telefonnummer. Ich weiß ja nicht mal wo er genau wohnt.
Bevor sie sich weiter ihr Gehirn zermartern konnte, was sie nicht wusste, ob und wie sie ihn wiedersehen würde, schlief sie ein.
Die Sonne war schon am Aufgehen, daher bleib sie während ihres Schlafes unbeobachtet. Eines der wenigen Male, der vergangenen Wochen.

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Tag der Veröffentlichung: 31.05.2011

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