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Kapitel 1



<<Hallo, mein Schatz, ich liebe dich
Du bist die Einzige für mich
Die anderen find ich alle doof
Deswegen mach ich dir den Hof
Du bist so anders, ganz speziell
Ich merke sowas immer schnell
Jetzt zieh dich aus und leg dich hin
Weil ich so verliebt in dich bin

Gleich wird es dunkel, bald ist es Nacht
Da ist ein Wort der Warnung angebracht

Männer sind Schweine
Traue ihnen nicht mein Kind
Sie wollen alle nur das Eine
Weil Männer nun mal so sind

Ein Mann fühlt sich erst dann als Mann
Wenn er es dir besorgen kann
Er lügt, dass sich die Balken biegen
Nur um dich ins Bett zu kriegen
Und dann am nächsten Morgen weiß er
Nicht einmal mehr wie du heißt
Rücksichtslos und ungehemmt
Gefühle sind ihm völlig fremd

Für ihn ist Liebe gleich Samenverlust
Mädchen, sei dir dessen stets bewusst!>>



Kapitel 2



'Liebe Madison,

ab heute dem 14. Juni 1998 bist Du meine beste Freundin. Ich schreibe meine Einträge ab sofort immer mit "Liebe Madison" und nicht wie jeder andere mit "Liebes Tagebuch". Ich nenne Dich Madison, weil ich irgendtwann mal ein Mädchen haben werde, welches diesen schönen Namen tragen wird.

Madison, Flo ist tot. Was mach ich nur? Ich kann nicht ohne ihn. Er fehlt mir so unbeschreiblich. Ist jetzt alles vorbei? Werde ich ihn nie wiedersehen? Ach dass kann doch nicht sein. Der liebe Gott kann mir doch nicht einfach meinen Flo wegnehmen! Ich hasse das Leben! Ich hasse mich! Ich hasse Gott!'

Tja, das war er also. Der erste Eintrag in mein damaliges Tagebuch. Seltsam fand ich ihn. Waren doch schon 365 Tage vergangen, seit ich dass letzte Mal hinein sah.

Es ging mir gut. Nein wirklich, es ging mir sehr gut. Warum sollte es einem denn auch schlecht gehen wenn man keine Gefühle hatte? Ich lebte in den Tag hinein. Meine Mutter war nur noch eine Person, welcher ich ansah wie verzweifelt sie mit mir war, jedoch an der Situation nichts ändern konnte. Sie war meine Mama und ich liebte sie auch wenn ich es nicht zeigen konnte.

Ein Jahr 'Grundschule' erwartete mich noch. Die sechste Klasse musste ich noch beenden bevor ich diese Schule verlassen konnte und ich mich auch noch von diesem ekelhaften Kinderhort schleichen konnte. Jeder Schultag war für mich der gleiche. Was kümmerten mich meine Noten? Hauptsache ich konnte nach der Schule mit 'Freunden' im Hort abhängen. Meine geheimen Plätze im Hort waren meine Höhepunkte in diesem Lebensjahr. Ich machte Sachen, welche sich nicht 'gehörten'. Hat es mich gejuckt? Wirklich nicht! Es machte mir Spass. Es traute mir niemand zu. Ich am wenigsten... vermutlich.



Kapitel 3



<<Hehe, lass uns ein Spiel spielen! Du bist der Mann und ich die Frau. Lass uns all das machen was ich vom Fernsehen her kenne...>> flüsterte ich Dany ins Ohr.

<<(grinsen) Wirklich alles? (kicher)>>, fragte mich Dany gierig.

<<JA !!!>> Und los gings...

Wir schlichen uns an einen abgeschotteten Platz hinter der Pfarrbibliothek. Wir konnten es kaum erwarten. Die Erzieher und 'Möchtegern' Pädagogen sahen uns nicht. (Was für ein Glück!) Was wir taten, war von uns beiden gewollt. Niemand wurde gezwungen. Wir liebten es. Unchristlich wie wir eben waren erforschten wir uns gegenseitig.

Ob das noch unter die Kategorie 'Forschung' passt? Ich weiss es nicht. Für uns war es viel mehr. Ich tat so, als ob Dany ein Junge wär. Ich drückte sie gegen die Wand und flüsterte ihr ins Ohr, wie schön sie doch wäre. Wir liebkosten uns gegenseitig. Schliesslich küssten wir uns und ich merkte, wie ihre Hand unter mein Shirt rutschte. Ich merkte so ein seltsames Kribbeln und empfand es als sehr befriedigend.

<<Klara kommt!>> schrie Dany.

Grund genug für mich aufzuhören. Klara war eine dicke, kleine, alte Frau die sich selber als beste 'Pädagogin' im Hort schimpfte. Ich mochte sie nicht. Da sie mich damals schon immer zu mollig fand, entschied sie mir zum Mittagessen nur noch die Hälfte zu geben statt einer normalen Portion. Meiner Mutter missfiel dies, da sie ja den vollen Kinderhortpreis monatlich zahlte.

Solche Spiele spielten wir oft. Eines Tages nahm ich sogar einen Jungen unter meine Fitiche und zeigte ihm was ich wollte. Ich wollte seinen Körper. Auch, wenn er, nennen wir ihn mal Toby, selber noch ein Kind von 12 Jahren war, hatte er trotzdem was, was wir Mädchen natürlich nicht hatten und es gefiel mir. Im Endeffekt heimste mir dieses Jar im Hort den Spitznamen 'Big Mama' ein, den ich leider Gottes auch heute noch habe wenn ich Toby auf der Strasse begegne.



Kapitel 4



Ob wir Sex hatten? Nein, definetiv nicht. Man kann es eher als 'Petting' abstempeln. Es war eine meist lustige Zeit auch als wir drei, (also Dany, Toby und ich) uns unten im Spielezimmer unter einem Tisch eine Höhle gebaut hatten und uns gegenseitig abgeknutscht hatten und wirklich so blöd waren und meinten, Klara würde nichts mitbekommen. Großer Fehler! Sie bekam alles mit und zog uns auch alles schön penibel an den Ohren wieder hinaus.

Alles wurde aufgedeckt. Klara fand alles raus und drohte mir, meiner Mutter alles zu erzählen. Sie war der festen Überzeugung, wir hätten Sex gehabt. Wir drei unter dem Tisch. Wie lächerlich wenn ich heute zurück denke. Damals hatte ich aber so eine Wut auf Klara, dass ich sie am liebsten getötet hätte. Diese beste 'Pädagogin' der Welt, lies mich die Wahl selber entscheiden. Entweder ich verliess den Hort freiwillig, mit der Ausrede: <<Mama, ich bin doch schon zu alt für den Hort!>> oder aber Karla hätte mich verpfiffen an meine Mutter und ich hätte mir den Schlamassel vorstellen können.

Ich ging freiwillig.

Kapitel 5



Ich überlebte das sechte Schuljahr ohne den Hort und war im Endeffekt auch glücklich darüber. Mit dem Ausstieg aus dieser 'Idiotenabsteige' fing für mich ein neuer Abschnitt im Leben an. Ich lernte die Hurrerei* kennen und lieben.

* = Das, was es für mich damals bedeutete.

Sommer, Sonne, Schwimmbad und mehr. Jeden Tag nach der Schule konnte man mich mal wieder im Schwimmbad antreffen. Minikleidchen, High Heels und Lippenstift. Man erkannte mich. Ich brauchte Zigaretten. Wie ich die bekam? Ganz einfach, ich spielte ein Spiel.

<<Hey Süßer, na... ganz alleine hier oder ist deine Freundin auf dem Klo?>>

(grübel) <<Freundin? Ich hab keine Freundin. Na, Lust was trinken zu gehen?>>

Mein Gott waren die Typen dumm. Soviel Dummheit, dachte ich, findet man bei kleinen Jungs aber doch nicht bei jungen Männern. Er nahm seinen Geldbeutel und ging mit mir in Richtung Kiosk.

<<Magst du 'ne Cola, oder lieber was anderes?>> fragte er mich.

<<Hmm,...>> stöhnte ich ihm ins Ohr, <<meinst du, ich bekomme von dir was anderes wenn wir in die Umkleide gehen?>>

Seine Augen wurden glänzend, sein Haltung entspannter. Ich wusste was ich wollte doch wusste er es auch? Nein... ganz und garnicht.

Ich machte ihn heiss. Ich spürte seinen Puls an meiner Brust als er mir den Hals weiter runter abküsste. Ich war so wild. Wild auf seinen Geldbeutel, nicht auf ihn. Er merkte es nicht. Ich berührte ihn überall. Ich genoss es als ich sah, dass seine Hose ganz nass und hart wurde. Ich wartete ab. Als ich meine linke Hand auf sein steifes, dickes Glied legte und merkte wie er pulsierte wusste ich, dass das der beste Moment war um mit meiner rechten Hand an seine Börse zu gelangen. Er merkte nichts. Rein garnichts.

<<Hey, wart 'nen kleinen Moment. Ich komm gleich wieder. Ich besorg uns nur schnell 'nen Gummi>>

Jaja, vermutlich wartet er bis heute noch auf mich! (lach) So verdiente ich immer mein Geld für Zigaretten und andere Sachen, plus, dass ich auch noch wahnsinnigen Spass drann hatte Jungs, bzw. junge Männer zu verarschen.



Kapitel 6



Daheim angekommen fühlte ich mich wie auf Drogen. Auf schlechten Drogen. Ich war clean aber doch berauscht von der Lust und Leidenschaft die in mir immer nur Leiden schaffte. Ich dachte an Flo. An ihn und auf seine Reaktion was er wohl von mir denken würde wenn er all dass mitbekommen hätte. Es machte mich traurig. Ja, tatsächlich machte es mich ein wenig traurig zu wissen, ja direkt damit konfrontiert zu werden, dass ich schlecht sei.

Warum war ich so? Natürlich, es machte mir schon Spass die Männerwelt so verrückt zu machen. Ausserdem verdienten sie es ja auch regelrecht. Ich war mir nach dem Tod von Flo tausendprozentig sicher dass alle Männer früher oder später uns Frauen verletzen würden. Ob sie uns einfach so verliesen oder ob sie sterben würden, dies war mir im Endeffekt egal. Klar stand, dass sie es machen würden und das war für mich schon ein Grund dafür warum ich sie so behandelte.

Auf der anderen Seite taten sie mir aber leid. Ich verstand es nicht warum diese Männer so dumm waren. Für sie zählte nur dass eine. Und in diesem Moment, wenn sie genau nur das eine vor sich haben werden sie schwach und zur Beute für Frauen wie mich.

Ich liebte dieses Gefühl und hasste es gleichzeitig auch.



Kapitel 7



Der erste Schultag auf einer neuen Schule. Mir stand alles offen. Es lag an mir ob ich es meistern würde oder nicht. Die siebte Klasse war für mich eine Art Wendepunkt in meinem jungen Leben.

Ich tat vieles anders. Als ich damals in der Schule noch recht schüchtern war und mein wirkliches 'ich' nur ausserhalb der Schule präsentierte, entschied ich mich in der siebten auf eine andere Wahl. Nach der Schule war ich wieder die kleine Lolita und in der Schule die 'Schlägertussi'

Meine Noten wurden besser. Einen Notendurchschnitt von 2,5 zu haben war damals das Highlight überhaupt in meiner Familie. Nichts desto trotz musste ich meine Aggressionen freien Lauf gewähren. Ich dachte zwar nicht mehr so oft an Flo zurück aber ich hatte einen unbeschreiblichen Hass auf mich selber.

Auf dem Pausenhof um halb zehn konnte man ein großes Mädchen an einer Ecke stehen sehen. Was tat sie? Zuerst pöbelte sie andere Mädchen an und drohte ihnen mit ihrer Faust. In der nächsten Sekunde dealte sie mit Medikamenten. Wer war dieses Mädchen und warum tat sie das?

Ich war dieses Mädchen und warum ich dies tat weiss ich nicht mehr. Vor kurzem habe ich mitbekommen dass eine Freundin von damals an einer Überdosis gestorben sei. Sie wäre nächsten Monat 24 Jahre alt geworden. Warum passiert dies Menschen, dennen solch eine Zukunft doch gar nicht prophezeit worden ist?! Ich dealte mit 'Anti-Durchfall-Tabletten'. Warum musste dieses dumme Mädchen mit anderen, schlimmeren Sachen dealen?

Über solche Sachen hätte ich mir damals keine Gedanken gemacht. Ich hätte gesagt: <<Ja und weiter? Was interessiert es mich wenn 'ne Schlampe an 'ner Überdosis draufgeht?>> Heute sehe ich es anders. Aber wer redet schon von jetzt. Vieles spielt sich noch in meiner Vergangenheit ab.

Nach der Schule verzogen wir, also meine Clique und ich, uns auf den in der Nähe gelegenen Park zurück. Dort entspannten wir uns und lästerten über andere umher. Sieben von ihnen kennen mich heute nicht mehr. Drei von ihnen kenne ich nicht mehr und zwei sind tot. Es starben so viele damals und ich fragte mich immer wieder warum nicht auch ich dabei gewesen war.



Kapitel 8



Meine Eltern brauchten einen Tapetenwechsel. Warum? Keine Ahnung. Ich weiss nur dass das, mitunter der größte Fehler gewesen war. Mitten im Schuljahr musste ich die Klasse abbrechen und musste in einer neuen anfangen.

Ich kam nicht klar. Die Leute waren anders. Die ganze Umgebung war anders und das obwohl wir gerade mal 6km vom alten Heimatort entfernt waren. Was passierte nur mit mir? Meine 'Freunde', sie waren weg. Keiner blieb bei mir. <<Ich hätte die Stadt veraten>>, riefen mir einige Leute zu als ich mich verabschiedete. Was zum Teufel meinten die? Es war doch nicht meine Schuld. Ich wollte dass alles nicht.

Ich wollte keine neue Umgebung haben. Ich wollte keine neuen Freunde haben und ich wollte auch keine neue Klasse haben. Es änderte sich alles und ich selber konnte das erste Mal nichts an dieser Sache ändern.

Ich war hilflos und völlig auf meine Eltern angewiesen. Gerade ich, die jenige die sich von den Eltern nichts sagen lies. Auf einmal brauchte ich sie mehr den je.

'Ich träumte von einer Welt die es so nie gab. Ich sah Blumen in Farben, die es so nie gab. Ich sah Lichter und hörte Stimmen, die ich nie kannte'

Meine Welt wurde anders. Ich spielte ein Spiel welches ich nicht kannte. Mein Gegner war niemand anderes als ich und ich konnte nicht verlieren, durfte aber gezwungener Weise auch nicht gewinnen.

Ich wusste was auf mich zukam, wollte es aber nicht aktzeptieren, bis ich keine Wahl mehr hatte...



Fortsetzung folgt...





Impressum

Texte: by Skurielle la Femme
Tag der Veröffentlichung: 25.07.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
An alle, die wissen wie ich fühle!

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