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Prolog




S

eelen - über Millionen Jahre hatte jede ihren eigenen Körper. Körper und Seelen waren im Gleichgewicht und die Harmonie auf der Erde hatte Bestand, wenn ein Körper starb wurde ein neuer geboren und die Seele die den alten Körper bewohnt hatte bekam sofort einen neuen. Doch mit der Zeit verschwanden immer mehr Körper, sie starben nicht und somit wurden auch keine neuen Körper geboren. Die Seelen fanden nicht mehr ohne Probleme einen Körper. Sie mussten Anfangen um die verbliebenen Körper zu kämpfen, manche aber verbanden sich und konnten so zu zweit in einem Körper wohnen, doch das kam nicht sehr oft vor. Die sonst so friedlichen Seelen wurden immer aggressiver und die Harmonie kippte immer weiter.
Einige Körper, besonders die Schattenwölfe, welche eigentlich aggressive Wesen waren, verstanden die Seelen und versuchten ihnen zu helfen. Sie schafften es, dass es mehr Seelen gab die zusammen in einem Körper leben, doch es reichte immer noch nicht, also teilten sie sich auf.
Einige versuchten weiter die Seelen zu versöhnen, andere machten sich auf die Suche nach den verschwundenen Körper. Darunter war ein Paar, Liam machte sich mit anderen Schattenwölfen auf die Suche nach den Körpern und Momo blieb zurück um die Seelen zu versöhnen...

Kapitel I




S

tillschweigend saß sie da, schaute ihrem Gegenüber in die Augen. Sie musste lächeln, er lächelte zurück. Um seinen Mund bildeten sich kleine Lachfältchen, sie liebte diese, genauso wie das Leuchten in seinen Augen, wenn er glücklich war.
Doch das Leuchten wurde getrübt, getrübt durch das was ihnen bevorstand. Sie waren Schattenwölfe, sie hatten sich gefunden und aneinander gebunden, sie hatten sich noch nie getrennt, es würde schwer werden - für beide.
"Alles wird gut Momo." flüsterte ihr ins Ohr, doch er klang unsicher. Vorsichtig fuhr er mit der Hand durch ihr schwarz-braunes Haar. Gedankenverloren zwirbelte er eine Haarsträhne zwischen seinen Fingerspitzen und schaute in Momos grün-gelbe Augen. Für die Menschen sahen ihre Augen unnatürlich und erschreckend aus, doch unter ihres Gleichen war es die natürlichste Augenfarbe die es nur geben konnte.
"Meinst du? Ich bin mir da nicht sicher." antwortete sie und senkte den Blick. Sie konnte dem Blick seiner tiefschwarzen Augen nicht mehr standhalten. Noch nie hatte er sie so angesehen, so flehend und traurig. Momo wusste nicht wie sie es ohne Liam aushalten sollte und das länger als einen Tag.

Liam nahm ihr Gesicht in seine großen Hände und schaute in ihre grün-gelben Augen, "Ja Momo, alles wird gut!"
Die Unsicherheit war verschwunden, seine Stimme klang nun fest und ohne Zweifel. Doch Momo traute ihrem Klang und seiner Zuversicht nicht, zu viele Probleme verband sie mit ihrer Trennung. Sie senkte wieder den Blick und merkte wie eine Träne ihre Wange hinabrollte. Schnell wischte sie sie weg, aber Liam hatte es schon gesehen und nahm Momo in den Arm. Auch wenn die Dämmerung erst begonnen hatte und das Licht noch grau war, sodass man, wenn man ein Mensch war, kaum etwas sehen konnte, so erkannte sie Liam doch deutlich vor sich. Es waren nicht nur seine Umrisse, sondern auch seine feinen Gesichtszüge und das weiße Haar, was ihr regelrecht ins Auge stach. Diese Haar- oder besser gesagt Fellfarbe, war selbst für einen Schattenwolf, welche normalerweise braunes, graues oder schwarzes Fell hatten, ungewöhnlich.
Weiße Wölfe waren selten, doch wenn einer geboren wurde, dann war das eigentlich immer ein Zeichen für bessere Zeiten - zum mindestens für die nächsten fünfzig Jahre. Doch die waren noch nicht einmal zur Hälfte rum und Momo zweifelte schon daran.
Ein Schluchze lies ihren Körper beben und Liam drücke Momo nach fester an seine Brust. Nie hatte er gedacht, dass es so schwer sein würde, so schwer sein würde Abschied zu nehmen. Wie hielten die Menschen das nur aus? Sie trennten sich so häufig und dennoch schien es ihnen nichts auszumachen. Das war für einen Schattenwolf unvorstellbar, sie banden sich aneinander, und dieses Band wurde erst wieder gelöst wenn einer von beiden starb, nicht eher.

Wieder begann Momos Körper zu beben, doch noch fester konnte Liam sie nicht an sich drücken, die Gefahr ihr die Rippen zu brechen war viel zu groß. Der Blick des jungen Mannes fiel durch das Fenster, am Horizont konnte man nun die Strahlen der Sonne erkennen. Wie ein glühender roter Feuerball schob sie sich über die Kuppen der Hügel, berührte mit ihrer Wärme alles was lebte, weckte die Tiere die sich in ihren Höhlen streckten. Sie begrüßte die Vögel welche den neuen Tag mit einem fröhlichen Lied anstimmten, doch die Fröhlichkeit war nur gespielt. Jedes Lebewesen wusste das es nicht mehr lange dauern würde bis die Seelen in ihrer Wut aus den Körper die sie bewohnten ausbrachen und sich eine Schlacht liefern würden die den Untergang der Welt bedeuten könnte.
Liam schaute wieder zu Momo und küsste mit seinen weichen Lippen ihre Stirn. Bei dieser Berührung schloss sie die Augen. Sie wollte diesen letzten Augenblick nicht durch Bilder der Traurigkeit zerstören, sie wollte ihn genießen, seinen Duft in sich aufnehmen um ihn mit sich zu tragen wenn er nicht mehr da war. "Pass auf dich auf."
Es war nicht mehr als ein Flüstern und dennoch durchschnitt es die Stille wie ein Schlachtmesser das Vieh. Momo schluckte und umarmte ihren Gefährten ein letztes Mal. Draußen hörte sie schon wie sich die anderen Krieger sammelten, sie sammelten sich um das Geheimnis der verschwundenen Körper zu lösen. Es konnte einfach nicht sein das sie verschwanden, nicht starben. Sie mussten einfach die verlorenen Körper wieder finden, auch wenn es den Tod für einige bedeuten könnte. Liam seufzte und löste seine Lippen von der Stirn der dunkelhaarigen. "Ich muss los. Pass bitte auf DICH auf." sagte er. Er wusste das sie sich Sorgen um ihn machte, aber ihr galt die größere Sorge, besonders in ihrem Zustand.
Voller Trauer und Sorge strich er ein letztes Mal über Momos Körper, lies seine Hand auf ihrem Bauch verweilen. Darin entwickelte sich ein neues Leben und wenn es schlecht für ihn lief würde er dieses Leben nie kennen lernen. "Nun geh schon.", ihre Stimme klang drängend und dennoch konnte man den Wehmut der darin mitschwang deutlich hören.

Kapitel II




Kapitel III


Momo schaute auf die Uhr. Es war gerade mal eine Stunde vergangen seit Liam mit den anderen aufgebrochen war und schon vermisste sie ihn, hatte Angst das sie ihn nicht wieder sehen würde. Sie zuckte zusammen als die Klingel plötzlich ertönte, mit gerunzelter Stirn ging sie den langen Flur entlang und schaute an der Eingangstür durch den Spion. Sie seufzte als sie das Gesicht von Sam erkannte. Sam war ein junger Schattenwolf der noch keine Gefährtin gefunden hatte, warum war unklar - immerhin war Sam schon 17 Jahre alt.
Mit einem Schwung der Sam zusammenzucken lies öffnete sie die Wohnungstür und schaute ihn missbilligend an. "Was gibt's denn?" fragte Momo und man konnte einen leicht genervten Unterton heraus hören. Der junge Wolf stellte ihr nun schon seit Wochen nach, kaum war Liam für einige Zeit verschwunden kam Sam vorbei und meinte sich um Momo kümmern zu müssen. Ihr einziger Trost war, das sie nicht alleine in dieser Situation steckte. "Ähm, ich... äh, ich wollte nur vorbeikommen und sehen wie es dir geht." stotterte er hervor und strich sich mit einem schelmigen Grinsen das schwarze Haar aus der Stirn. Seine goldenen Augen musterten Momo und ließen sie beinah verrückt werden, nicht weil sie so unglaublich toll waren, wie es die ungebundene weibliche Riege der Wölfe in ihrem Ort meinten - nein sie hasste es einfach angestarrt zu werden.
"Such dir 'ne Partnerin Sam." meinte die Wölfin noch schnippisch und wollte die Tür schließen, plötzlich aber hielt der Junge die Hand dagegen und trat wie selbstverständlich in die Wohnung, ohne sich die Schuhe auszuziehen. Man mochte es kaum glauben, aber das brachte Momo noch mehr auf die Palme. Mit einem auffordernden Räuspern und einem Blick nach unten gab sie ihm zu verstehen das er wenigstens das beachten sollte.
Wieder dieses schelmische Lächeln. Er kannte die Regeln der Natur genau und dennoch versuchte er sich an die älteren Frauen heran zu machen.

Mit einem Glas Wasser setzte sie sich zu Sam auf die Couch auf der er sich breit gemacht hatte. Momo machte sich erst gar nicht die Mühe ihm etwas zu trinken anzubieten, er würde es sowieso ablehnen. Irgendwie tat Sam Momo leid, er schaffte es, aus welchen Gründen auch immer einfach nicht sich auf jemanden zu prägen, obwohl es genug weibliche Schattenwölfe im näheren Umkreis gab. „Und was willst du jetzt Sam?“ fragte sie den Jungen gelangweilt und stellte ihr Glas auf dem kleinen Tisch vor ihr ab. Mit angezogenen Beinen ließ sie sich in das blaue Sofa fallen und schaute durch die große Balkontüre hinaus auf die kleinen Gartenanlagen. Momo zuckte zusammen als sie Sam’s Hand um ihre Schultern spürte, leicht angewidert rutschte sie ein Stück zur Seite, allerdings ohne Erfolg da der junge Wolf nachrutschte. Etwas grob und sehr bestimmt schob Momo Sam’s Hand von ihrer Schulter und stand auf um sich auf dem Drehsessel gegenüber nieder zu lassen. Sichtlich gekränkt verzog Sam das Gesicht, in der Hoffnung die Wölfin würde zurückkommen, doch Momo dachte nicht einmal daran. Mit abwesendem Blick strich sie sich über ihren Bauch, mittlerweile konnte man eine kleine Rundung erahnen. Durch ein Krachen wurde die dunkelhaarige wieder zurück in die Realität zurückgeholt. Sie zuckte zusammen als statt einem menschlichen Sam seine Wolfsgestalt vor ihr stand. Sie schüttelte den Kopf, er hatte es noch immer nicht unter Kontrolle. Der Junge war komisch, er wurde nicht geprägt und hatte immer wieder Ausfälle in denen er sich einfach so verwandelte. Schnell stand Momo auf, stellte den Tisch wieder richtig hin und hob das Glas auf mit dem sie in der Küche verschwand.

Impressum

Bildmaterialien: Coverbild by joey.loup.org
Tag der Veröffentlichung: 11.04.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Alex, Dominik und Claudia - ich danke euch für alles.

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