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Ein Wunder

Siehste, genauso sollte es nicht sein!
Was?
Nun, das ich hier sitze und noch kein Wort geschrieben habe.
Denn eigentlich wollte ich an meiner Geschichte, über drei Freunde und ihr neuestes Abenteuer schreiben.
Doch es fällt mir einfach nichts ein. Nicht ein vernünftiges Wort, geschweige denn ein Satz oder sogar ein Kapitel.
Es ist zum verzweifeln.
Neulich, unterwegs im Auto, hatte ich in Gedanken die Geschichte schon weitergesponnen und brauchte diese nur noch, später bei passender Gelegenheit zu Papier zu bringen.
Dachte ich jedenfalls.
Heute habe ich Zeit und Gelegenheit, in Ruhe zu schreiben, aber es geht einfach nicht.
Ich schaue aus dem Fenster. Draußen wächst und blüht die Natur.
Ich sehe Vögel, welche fast ununterbrochen Insekten jagen und zur Strecke bringen, um sich selbst und ihre Brut zu ernähren.
Wo diese ungeheueren Mengen von Insekten wohl herkommen?!
Denn obwohl die Vögel reichlich Beute machen, scheinen es nicht weniger zu werden.
Trotzdem, wie gesagt, ein Überangebot an Insekten besteht, geraten die Vögel oft in heftige Streitereien untereinander.
Mit lauten Stimmen tun sie ihren Unmut kund. Häufig werden auch regelrechte Luftkämpfe ausgetragen. Es ist schon erstaunlich mit welcher Leichtigkeit und Sicherheit die Vögel die Luft beherrschen.
Mit irgendwelchen Fluggeräten wird diese Kunst der Mensch nie erreichen, trotz aller immer besser werdender Technik nicht.
Denn eigentlich beherrschen die Tiere die Erde. Der Mensch maßt sich nur an, das beste und vollkommenste Geschöpf zu sein.
Das ist ein großer Irrtum.
Komisch, wieso mache ich mir gerade jetzt solche Gedanken, anstatt meine Geschichte weiter zu schreiben.
Und schon sehe ich vor meinem Geistigen Auge, wie Else die Spinne, Florian der Marienkäfer und Cornelius der Mistkäfer großen Rat hielten.
Die drei wollten sich ein Fluggerät bauen, wissen aber gar nicht wie.
Mit Leichtigkeit fließen einige Sätze auf das Blatt Papier, welches vor mir auf dem Tisch liegt.
Na also, es geht doch, dachte ich zu Frieden und schaue zufällig durch das Fenster in die Welt hinaus. Oder in die Welt hinein.
Unbewusst lege ich meinen Kugelschreiber auf das Blatt Papier, stelle beide Hände stützend unter mein Kinn und lasse mich von der Welt dort draußen gefangen nehmen.
Wieder bin ich mit meinen Gedanken ganz bei der Sache, oder auch nicht.
Man braucht sich bloß die Bäume ansehen.
Jeder einzelne ein Kunstwerk. Aber nicht von Menschenhand geschaffen, sondern von etwas höherem. Im Winter tot und kahl, richtig leblos, doch im Frühjahr beginnt das Leben erneut aus jedem einzelnen Zweig heraus zu brechen.
Für mich jedes Frühjahr ein neues Wunder.
Viel zu schnell gewöhnt man sich an solche Dinge, meint das wäre alles selbstverständlich.
Bis jetzt wurden die Bäume und Sträucher ja auch immer wieder Grün. Doch überall sehen wir die Schädigungen, durch unsere Industrie und Wohlstandsgesellschaft. Auch das verhalten einzelner Menschen im Umgang mit Mutter Natur lässt sehr zu wünschen übrig.
Wie gesagt, die Tiere leben es uns jeden Tag vor. Man muss nicht alles haben. Aber in der Natur des Menschen liegt es leider. Jeder ist sich selbst der nächste, will mehr als der andere besitzen, immer mehr und egal wie und was dabei auf der Strecke bleibt. Viele Dinge die wir gar nicht brauchen und doch haben müssen, vergrößern diese Gier noch.
Ich gehe zum Fenster und öffne es. Die warme Sommerluft strömt ungehindert in das Zimmer und ich atme zweimal kräftig ein und aus.
Herrlich, diese Ruhe. Natürlich war es nicht absolut Still, sondern ich hörte viele verschiedene Geräusche und Laute. Jedes Tier, jedes Insekt und selbst jede Pflanze machten Geräusche.
Aber das war kein Lärm, wie bei Menschen, oder Maschinen. Nein diese Geräusche strahlten trotzdem eine gewisse Ruhe aus.
Ach, seufzte ich, was hatten es die Menschen früher doch gut, ohne Technik. Um sie herum nur Natur.
Ich stieß mich vom Fenster ab und ging zu meinem Schreibtisch, setzte mich und starrte auf das Blatt Papier, auf dem meine Geschichte stand. Vielmehr die Geschichte von den drei Freunden.
Und schon wieder sah ich aus dem, immer noch geöffnetem Fenster.
Ich glaube für Heute sollte ich aufhören. Aufhören zu versuchen eine Geschichte über, oder mit drei Freunden zu schreiben. Aber eigentlich hatten diese mit der Natur zu tun.
Else die Spinne, Florian der Marienkäfer, und Cornelius der Marienkäfer lebten ja dort draußen.
Wenn auch nicht real, denn die drei waren von mir erfunden, zu mindestens ihre Namen und die Handlungen. Spinnen und Käfer gab es dort draußen bestimmt viele.
Und keiner war, egal ob klein oder groß, war unnütz, denn jeder erfüllte einen bestimmten Zweck.
Nur welchen Zweck wir Menschen eigentlich erfüllen, das habe ich noch immer nicht herausbekommen. Vielleicht will ich das auch gar nicht unbedingt.


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Tag der Veröffentlichung: 28.06.2008

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