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Das fliegende Schwein

Auf einem Bauernhof lebte ein Schwein Namens Nelson.
Nelson war noch nicht ganz erwachsen und hatte deshalb noch allerhand Flausen im Kopf, heckte mit seinen Freunden immer wieder Streiche aus und war für jeden Schabernack zu haben.
Doch seid einigen Tagen hatte er etwas ganz anderes im Kopf. Er wollte fliegen, ja er wollte das erste fliegende Schwein der Welt sein.
Doch bei seinen Freunden erntete er nur Gelächter und Gespött.
Aber Nelson ließ sich nicht von der Idee abbringen.
„Ihr werdet schon sehen, sagte er zu den anderen, eines Tages werde ich das erste fliegende Schwein der Welt sein.“

Jeden Morgen, gleich nach dem Frühstück, während die anderen Schweine noch faul im Stroh lagen, fing Nelson an zu üben.
Hinter der großen Scheune war eine Wiese. Diese fiel leicht zu einem Teich ab, in dessen Schlamm sich alle Schweine gerne suhlten.
Von ganz Oben nahm Nelson Anlauf. So schnell er konnte, rannte er los.
Schneller und schneller. Dabei stieß er sich immer wieder vom Boden ab, strampelte mit allen vier Beinen und flatterte ordentlich mit seinen großen Ohren.
Doch so sehr Nelson sich auch abmühte, fliegen konnte er nicht.
Erschöpft und enttäuscht legte er sich in den Schlamm und ließ das geläster der anderen Schweine über sich ergehen.
Ich muß mir eine bessere Stelle suchen, dachte Nelson und überlegte. Vielleicht muß ich von irgendwo, hoch oben herunterspringen.
Aber wo war solch eine Stelle?
Langsam fielen Nelson die Augen zu und er nickerte ein. Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
Hinter dem Maisfeld, welches gleich hier am Teich begann, gab es einen Hügel, nicht sehr hoch, aber doch bestimmt hoch genug.
Sofort machte Nelson sich auf den Weg dort hin. Der Mais stand schon ziemlich hoch und das vorwärtskommen strengte an, aber Nelson würde fast alles tun, um zu fliegen.
Endlich durchbrach er die letzte Reihe Mais und stand am Fuße des Hügels und sah hinauf, und dachte, hoch genug.
Schnaufend und ächzend erklomm er den Hügel und ließ sich, oben angekommen, erschöpft zu Boden sinken. Hechelnd schnappte er nach Luft und wischte sich den Schweiß vom Schädel.
Ich schaffe das schon, ermunterte er sich. Ich werde das erste fliegende Schwein der Welt sein.
Nachdem Nelson sich etwas erholt hatte, fing er an den Hügel zu erkunden.
Nach drei Seiten fiel es leicht ab. Gerade aus endete der Hügel an einem Steilhang. Vorsichtig ging Nelson bis an die Kante und schaute runter.
Erschrocken zuckte das Schwein zurück. BOH, das war aber ganz schön tief, dachte er.
Jetzt oder nie, dachte Nelson. Er ging ein ganzes Stück vom Steilhang weg, um ordentlich Anlauf zu nehmen.
Nelson atmete tief ein, scharrte mit den Hufen und rannte los.
Er rannte was das Zeug hielt. Schneller, immer schneller.
In Windes Eile hatte er die Kante erreicht, Quiekte laut und stieß sich ab.
Obwohl er keinen Boden mehr unter den Hufen hatte, lief er weiter. Er wackelte sogar mit seinen großen Ohren. Und tatsächlich schien er zu schweben, oder flog er etwa schon?!
Doch so sehr Nelson sich auch abmühte, es zog ihn unweigerlich nach unten.
Nelson sah hinunter und hörte vor Schreck auf zu laufen und mit den Ohren zu flattern. Rasend schnell kam er dem Erdboden näher.
Jetzt strampelte er verzweifelt, um den Sturz abzufangen.
Vergebens. Unaufhaltsam stürzte er seinem Ende entgegen.
Dabei wollte er doch nur Fliegen.
Mit einem lauten Bums schlug er in einer Staubwolke auf. Und sein letzter Gedanke war, jetzt bin ich Tot.
Quiekend sprang Nelson aus dem Schlamm. Beschämt schaute er in die Runde, als gellendes Gelächter einsetzte.
Das arme Schwein Nelson hatte nur geträumt.
Ja das ganze war nur ein Traum gewesen, denn er war im Schlamm eingeschlafen.
Nun hatte er erst einmal die Nase voll vom fliegen, denn eigentlich fühlte er sich auch als ganz normales Schwein Sauwohl.


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Tag der Veröffentlichung: 22.06.2008

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