Cover

Der große Braunbär sah das Bärchen, sobald er die Bar betreten hatte. Es saß in einer Ecke, ein Bier vor sich stehend, beobachtend. Es war klein und für einen Bären nicht sehr dick. Aber das Erscheinungsbild sagte dem Braunbär zu. Jetzt musste er sich nur noch in die Nähe des Bärchens wagen und Kontakt aufnehmen. Was das Bärchen hier wollte?
Der Braunbär bestellte beim Getränkebär ein Bier. Dann suchte er den Weg zum Bärchen. Er kannte viele Bären in der Bar, aber heute signalisierte er, dass er an keinem Gespräch interessiert war. Die anderen Bären respektierten das, obwohl sie sich fragten, was der Braunbär vorhaben könnte. Das war schnell offensichtlich und die anderen Bären ließen den Braunbär in die Nähe des Bärchens. Dieses schien nichts von der Annäherung zu bemerken, obwohl es ständig seinen Blick durch die Bar schweifen ließ. Der Tisch neben dem Bärchen war frei. Der Braunbär setzte sich mit seinem Bier an den Tisch. Vielleicht wartete das Bärchen auf seinen Partner. Niemand kam. Der Braunbär wandte sich dem Bärchen zu und machte auf sich aufmerksam.
„Grrrr.“
Das Bärchen zuckte zusammen, sah dem Braunbär in die Augen und lächelte. Die blauen Augen des Bärchens trafen auf das Blau des Bären.
„Grrrr“, antwortete das Bärchen, aber es klang bei weitem nicht so kräftig wie das Grollen des älteren Braunbären. Ein Neuling, dachte dieser, und lächelte. Er nahm sein Bier und setzte sich neben das Bärchen. Die anderen Bären tuschelten, aber dem Braunbär war das egal. Er wollte das Bärchen kennen lernen, und der Anfang war gemacht. Jetzt blieb es abzuwarten, was der Abend und die Nacht noch bringen würden. Das Bärchen wirkte schüchtern, aber der Braunbär war geduldig und nett. Bald schon hatte das Bärchen Vertrauen gefasst. Die beiden unterhielten sich über Gott und die Welt. Ein Bier folgte dem nächsten, aber beide achteten darauf sich nicht zu betrinken. Im Laufe der Stunden waren sich die beiden näher gekommen. Das Bärchen verlor nach und nach alle Hemmungen. Hände berührten sich, Füße spielten miteinander. Hin und wieder folgte ein zaghafter Kuss. Die anderen Bären beobachteten das Schauspiel amüsiert. Ein Lederbär spendierte sogar zwei Bier für die Turtelbären.
„Grr?“ fragte der Braunbär schließlich und das Bärchen knurrte eine Antwort zurück. Der Braunbär zahlte, auch die Biere des Bärchens. Unter den enttäuschten Blicken der anderen Bären verließen sie die Bar.
Der Braunbär hatte seine Bärenhöhle ganz in der Nähe. Die frische Luft tat den beiden gut. Das Bärchen wurde wieder nervös, aber die Nähe des Braunbären verdrängte das Gefühl. Die Höhle war warm und gemütlich. Der Braunbär warf das Bärchen auf sein Lager. Wild kuschelten sie herum, schon bald wie der Bärengott sie geschaffen hatte.
Das Bärchen war wirklich mager. Muskulös zwar, aber weit entfernt von der Figur eines wahren Bären. Es war noch jung, und dem Braunbär kam etwas Frischfleisch gerade recht. Die Behaarung des Bärchens war in Ordnung. Nicht viel, aber es rasierte sich nicht. Dem Braunbär sagte sein Fang zu. Auch das Bärchen schien Gefallen am Braunbär gefunden zu haben. Er war groß und muskulös, von weichem Fell umgeben. Braunbär und Bärchen lächelten sich an.
„Grrr?“
„Grrr.“
Bevor der Braunbär über das Bärchen herfallen konnte, mischte sich ein weiteres, bösartiges Grollen ein. Vor dem Lager des Braunbären stand sein Partnerbär. Groß, stark, schwarz. Mit wütendem Blick. Das Bärchen ließ ein erschrockenes, unbärenhaftes Quieken von sich und verzog sich in eine Ecke des Lagers. Der Braunbär stand auf, lächelnd, mit beschwichtigenden Worten. Doch der Partnerbär ließ sich nicht beruhigen.
„Grrr!“
Der Braunbär deutete auf die kleine Essnische. Der Partnerbär verzog sich. Auch das Bärchen wollte eiligst verschwinden, doch der Braunbär drückte es zurück aufs Bett und schüttelte den Kopf. Dann folgte er seinem Partnerbär. Das Bärchen verstand nichts von der heftigen Unterhaltung. Es wartete ab und beobachtete. Dann war das Grollen beendet. Der Braunbär kam zurück, seinen Partnerbär hinterher ziehend. Der Braunbär küsste das Bärchen und legte sich zu ihm. Der Partnerbär zog sich aus. Er lächelte, und wirkte nicht mehr wütend.
„Grrr?“ sanft kam die Anfrage und das Bärchen nickte. Auch der Partnerbär traf seinen Geschmack. Er war groß und breitschultrig, stärker behaart als der Braunbär und ein echter Schwarzbär. Das Bärchen glaubte, dass er aus dem Ausland sein musste. Der Partnerbär legte sich auf die freie Seite neben dem Bärchen. Braunbär und Bärchen setzten ihr Spiel fort, der Partnerbär schloss sich ihnen an. Die ganze Nacht grollten und tollten sie. Erst als am frühen Morgen die Sonne aufging schliefen sie, eng umschlungen, ein.


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 27.08.2009

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /