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Begegnung mit dem Krebs

Dirk Lerch

Begegnung mit dem Krebs

Schnitt

Ein Tagebuch

Angaben zum Buch

1.Auflage

Copyright © 2013 by Dirk LerchAlle Rechte am Werk liegen beim Autor

Fotografie: Dirk Lerch

Herausgeber: DiLe Verlag KaltenkirchenUmschlaggestaltung: Bernd Striepke KaltenkirchenDruck und Bindung:

Frick Kreativbüro & Onlinedruckerei e.K.

Printed in Germany

 

ISBN 978-3-00-038457-8

www.verlag-dile.de

Danksagung

Meiner Familie, vor allem meiner Mutter und meiner Schwester, danke ich von ganzem Herzen.

Ihr habt eine schwere Zeit mitgemacht, die uns aber mehr und mehr zusammenschweißte. Ihr habt

Strapazen auf euch genommen, um mich im Krankenhaus und danach zu besuchen.

Ich küsse euch an jedem Tag in meinen Gedanken.

 

Den größten Dank meiner Freundin Sylvia, die unentwegt, so oft sie nur konnte, zwischen Arbeit und

Krankenhaus unterwegs war, alles andere erledigte und sich auch noch Zeit für meine Tiere nahm, vor allem

für Papageiendame Jasmin, die ihr vertraute, solange ihr „Papa“ nicht da war und auch danach.

Du warst die ganzen Monate immer für mich da und gabst mir soviel Kraft.

Auch wenn ich dir nicht verpflichtet bin, so werde ich doch tief in meinem Herzen immer dankbar sein.

 

Danke an meine Hausärztin, meinen Kolleginnen und Kollegen im Heim sowie meiner Chefin.

Meinen Bekanntschaften aus dem Internet, von denen ich nie dachte, dass ich sie so oft im Krankenhaus

für Papageiendame Jasmin, die ihr vertraute, solange ihr „Papa“ nicht da war und auch danach.

An all die Ärzte und Schwestern sowie Pfleger auf allen Stationen und einzelnen Abteilungen und nicht zu

vergessen die anderen Bediensteten des Krankenhauses in Hamburg. Habt Dank für das was ihr tut, denn

es ist ersichtlich, ihr tut es gern und gut.

Für Sylvia

Um einen Menschen zu heilen, braucht es einen Menschen.

Afrikanisches Sprichwort

 

Für Sylvia

 

 

 

 

 

Prolog

PROLOG

 

 

Wer dieses liest, sollte sich im Klaren darüber sein, die ganze Wahrheit mit all seinen negativen

Auswirkungen lesen zu müssen. Es ist nichts verschönert, aber auch definitiv nichts dramatisiert.

 

Lediglich das, was und wie ich es erlebt habe und welche Ängste und Erfahrungen ich durchgemacht habe,

wird hier beschrieben.

 

Was ich will ist "HOFFNUNG" und "MUT" machen. Dem Außenstehenden will ich zeigen, wie schnell so

ein Leben aus den Fugen geraten kann.

Dem Betroffenen möchte ich mit dem, was ich in meinem Tagebuch beschreibe, sagen, dass es immer eine

Hoffnung gibt.

 

Wie alles Begann

WIE ALLES BEGANN

 

 

Anfang 2010, es war im Januar, hatte ich zum ersten Mal leichte Probleme beim Essen. Es war nichts Schwerwiegendes, ich erbrach ab und zu nach den Mahlzeiten und dachte mir nichts dabei. Erst als es sich häufte und immer schwieriger wurde, denn es blieb nicht einfach beim Erbrechen, sondern wurde mehr und mehr zu einer Art Verstopfung, bemerkte nicht ich es, der sich nicht oft wog, sondern zuerst Sylvia und meine Arbeitskollegen, dass sich mein Gewicht verringerte. Auch sie merkten, wie ich mich zeitweilig quälte. Im Februar war es schon so weit, dass, wenn ich schlucken wollte, mir ein Stück Brötchen, Fleisch, Fisch, Obst oder Gemüse im Hals stecken blieb. Dieses Gefühl kann man schlecht beschreiben, aber ich versuche es einmal so auszudrücken.

Es ist da, wo man merkt, der Magen und die Speiseröhre treffen aufeinander, dazwischen liegt der Verschluss, der sogenannte Pförtner. Dieser Pförtner piekte so komisch von innen nach außen, und man hatte das Gefühl, es verklemmt dir alles und du weißt nicht, wie du es von dort weg bekommst. Und dieser Pförtner schien regelrecht verstopft zu sein. Ich begann bewusst und immer häufiger, die Speise nach unten zu befördern, indem ich sehr heftig schlucken musste. Zu Anfang funktionierte dies auch noch, ich war aber dann auch immer ganz schön außer Atem. Das Schlimme war, da ich in einem Altenpflegeheim in einer geschlossenen Einrichtung für Demenz und neurologisch erkrankte, alte Menschen arbeitete, dass ich irgendwann aufhören musste, mit diesen Menschen gemeinsame Mahlzeiten einzunehmen, was für diese Menschen sehr wichtig ist. Da ihnen das Essen auch oft gereicht werden musste, konnte ich da nicht einfach aufstehen, um mal eben erbrechen zu gehen. Also setzte ich mich einfach so zu ihnen und tat meine Arbeit. Nicht dass jetzt gedacht wird, es war mir so wichtig dort mit zu essen, meine Vorgesetzten wollten das gern. Da ich schon sehr lange in diesem Haus war (meine Chefin mich auch irgendwann gern wieder haben möchte, was ich Klasse finde, natürlich nicht mehr in der Pflege, sondern eher in der Betreuung) wurde natürlich schnell geklärt, dass, wenn irgendetwas war, ich freie Wahl in all meinen Entscheidungen hatte, wie z. B. mal eine Pause zu machen.

Auf der Arbeit wurden die Beschwerden immer häufiger und meine Kollegen und Kolleginnen fragten sehr oft, ob alles in Ordnung sei.

Im März war die Sache schon so weit fortgeschritten, dass mir selbst Getränke Schwierigkeiten bereiteten. Trank ich z. B. etwas während des Essens und mir blieb dann noch ein Stück Nahrung im Hals stecken, wurde mein Speichel so fest und schleimig, dass, wenn ich es ein wenig nach oben zog, ein langes ekeliges Stück Sputum aus meinem Mund kam, das ich mit einem Finger quasi abziehen musste. Ich bekam es nicht ausgespuckt.

Nun fragt sich jeder: “Warum geht der nicht zum Arzt?“ Natürlich war ich schon am Anfang, als ich häufiger erbrach, beim Arzt, der mich aber mit einem nervösen Magenleiden am Anfang und später mit einem leichten bis mittelschweren Magengeschwür wieder nach Hause schickte. Ich bekam Tabletten, ging aber noch zur Arbeit, weil ich dies immer gern tat.

Anfang April dann nahm ich mir zum ersten Mal für zwei Wochen einen Krankenschein, da ich dachte, vielleicht hilft mir ja etwas Ruhe. Nun muss ich dazu sagen, ich bin immer einer gewesen, der großkotzig gesagt hat: "Ich bekomme keinen Krebs oder irgendetwas anderes Schlimmes. Und wenn, dann will ich es gar nicht wissen." Magen- und Darmspiegelungen kamen für mich überhaupt nicht in Frage, weil ich davor die größte Panik hatte. Da hab ich immer gehört, man bekommt Kreide zu trinken und dann den Schlauch in den Hals geschoben, alles ohne Narkose.

Ich war auch kein Typ, der ständig zu Ärzten rennt, paffte 34 Jahre lang wie ein Schlot und fühlte mich sauwohl. Ich wog immer schon zwischen 60 und 65 kg und trieb Sport in vernünftigem Sinn, also nichts Übertriebenes. Im April war es dann soweit, dass ich fast bei jeder Mahlzeit, wie gut ich sie auch kaute und wie klein die Stücke auch waren, ob Pasta, die ja nun recht weich war oder Kartoffel, die fest und dennoch gut zu zerkleinern waren, Schwierigkeiten hatte es herunter zu bekommen. Ich begann nach oben zu würgen. Jedes Mal, wenn etwas stecken blieb, manchmal zweimal pro Mahlzeit, rannte ich zum Klo, kniete mich darüber und begann wie ein Bulimiekranker zu brechen, ohne Finger, den ich in den Hals stecken musste, das hatte ich gar nicht mehr nötig. Mir kamen die Tränen, da ich heftig und angestrengt würgte. Wenn der Fremdkörper meinen Mund dann endlich verlassen hatte, mit viel von diesem zähen Speichel, kam noch etliche Zeit mehr und mehr zähes Zeug hinterher. Irgendwann konnte ich dann meinen Kopf vom Toilettenrand fortbewegen und ließ mich einfach Tränen erfüllt und total erschöpft an Ort und Stelle in die Embryostellung nieder, atmete schwer und brauchte immer mehr Zeit, um mich etwas zu erholen. Essen gehen war schon lange nicht mehr drin und irgendwo einen Snack einnehmen immer eine Überwindung. Aufgegeben hatte ich dies dann endgültig in Burg auf Fehmarn im Mai. Als ich mir ein Fischbrötchen gönnte, es bis zur Hälfte ohne Probleme essen konnte, aber dann etwas stecken blieb. Auf offener Straße zu stehen, Menschen gehen an dir vorbei und Du stehst da, versuchst noch, das irgendwie runter zu bekommen, um denen nicht den Ekel in Form von was auch immer zu zeigen, das war die Härte. Als ich merkte, es geht nicht, suchte ich mir einen Hinterhof, was gar nicht so einfach war, und kotzte mir da regelrecht den Lebenswillen aus dem Körper.

Von da an glaubte ich nicht mehr an das Gute in mir. Warum ich nicht längst den Arzt gewechselt hatte?

Ich war dumm und blind.

Im Mai verlangte ich dann, trotz größter Angst, dass ich intensiver untersucht wurde. Ich bekam eine Überweisung ins Krankenhaus hier bei uns im Ort, einen Termin für den 15.6.2010.

Bis dahin wollte ich, einfach nur noch irgendwie ab und zu, ein wenig, sodass ich satt wurde, zu mir nehmen, am liebsten ohne Schwierigkeiten, was mir natürlich nicht gelang. Als der Termin da war und ich morgens ins Krankenhaus kam, ohne zu wissen, was da mit mir geschehen wird, war mir eigentlich schon alles egal. Ich wog noch 58 kg und fühlte mich in allem nur noch schlecht. Zu meinem Erstaunen wurde mir eine Woche zuvor in einem Vorgespräch schon erklärt, dass ich eine Vollnarkose bekäme und nichts merken würde.

All die Jahre, alle Ängste umsonst? Scheinbar!

Als ich wieder aufwachte, kam ca. eine Stunde später der Arzt, der die Spiegelung machte, zu mir und gab mir den Befund für meinen Hausarzt. Er riet mir, mich in zwei bis drei Monaten nochmals untersuchen zu lassen, da er ein Karzinom nicht ganz ausschließen könne. Gut, ich komme aus der Pflege und bin medizinisch recht gut auf dem Laufenden, auch wenn man es für sich selbst immer verdrängt, wusste also, was dies bedeutete. Als ich noch am selben Tag bei meinem Hausarzt war, sagte dieser mir immer noch, ich bräuchte mir keine Sorgen machen, verschrieb mir Magenblocker und meinte, er wusste doch, dass es ein etwas heftigeres Magengeschwür sei. Soll ich Euch etwas verraten?! Ich war beruhigt und machte mir trotz Schwierigkeiten keinen Kopf mehr. Ich feierte noch einmal krank, was mir schon sehr peinlich war. Ich, der so gut wie nie krank war, hatte in 2 Monaten zwei Scheine. Das Erbrechen blieb und blieb und blieb, und ich nahm mehr und mehr ab. Mitte Juli dann ging ich zu einer Ärztin, der ich alles erzählte und der ich sogar in meiner Verzweiflung von meinem Hausarzt berichtete. Welche Krähe hackt der anderen schon ein Auge aus? Fr. Doktor war allerdings so entsetzt von ihrem Kollegen, dass sie mir sofort einen Termin im Krankenhaus in Hamburg machte, eine Klinik direkt auf Krebs und Herz spezialisiert.

„Wenn man da nicht sieht, dass es ein Krebsgeschwür ist“, so sagte sie, „sollte man seinen Doktortitel an den Nagel hängen.“ Sie schimpfte noch lange. Dies alles war vor der Plagiats–Affäre und ich denke, was ist wichtiger, medizinische oder politische Fehler aufzudecken?

Aber dies ist ein anderes Thema.

Seitdem bin ich bei dieser Ärztin und ich fühle mich sehr gut aufgehoben. Alles, was nach diesem Gespräch mit meiner neuen Hausärztin geschah, schreibe ich nach und nach in mein Tagebuch, das ich von Anfang an führte, aber hier neu überarbeite.

 

Weitere Leseprobe

Weitere Leseproben finden Sie auf:

www.verlag-dile.de

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 11.11.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Es braucht einen Menschen um einen Menschen zu heilen. Afrikanisches Sprichwort Für Sylvia

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