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Ballvorbereitungen...




"Komm sofort hierher Andrea." Scheisse! Mein Vater hatte wohl mal wieder schlechte Laune, so aggresiv wie er im Moment klang. Aber wer konnte ihm das verdenken? Tag und Nacht einen Krieg zu planen ist natürlich sehr anstrengend. Obwohl ich ja sowieso dagegen bin. Wer braucht schon Krieg? Was nützt es? Überhaupt nichts. Es macht nur Ärger.
"Ich komme gleich Daddy." Ich habe nur noch meinen Vater. Meine Mutter Zoey starb bei meiner Geburt. Wenn sie noch leben würde, wäre ich sehr wahrscheinlich nicht so wie ich bin. Was mich persönlich ziemlich stören würde.
Ich sah in den Spiegel und guckte meinem lächelnden Ich entgegen. Schwarz - rote Haare, rote Augen und leicht spitze Ohren. Die man aber nur sah, wenn ich meine langen Haare zu einem Zopf band. Wieso ich rote Augen habe? Also das liegt daran, dass ich in mir einen Feuerdämon habe. In meiner Welt ist das normal. Ich...
"Verdammt Andrea! Beweg endlich deinen Arsch hierher!" Oh Mist. Den hatte ich ja total vergessen.
Ich schlüpfe schnell in meine Chucks und mache mich auf den Weg zum Thronsaal. Nein, ihr habt euch nicht verhört. Mein Vater ist der König unseres Volkes. Aber dazu später mehr, denn als ich um die Ecke renne, kann ich es gerade noch so verhindern, in den nächst besten Wachmann zu krachen.
"Wo warst du Andrea? Was bitte ist so wichtig, dass du mich warten lässt? Du weisst doch das ich für sowas absolut keine Zeit und keinen Nerv habe." Ich senke schnell betreten den Kopf und entschuldige mich unterwürfig.
"In Ordnung. Ich will dir noch einmal vergeben." Ich hebe den Kopf und sehe meinem Vater in seine ebenfalls roten Augen.
"Was möchtest du Dad?"
"Es geht um den Ball der an diesem Wochenende stattfindet. Hast du schon ein Kleid und eine Begleitung?" Mir klappte die Kinnlade runter. Er führt Krieg gegen das Volk der Wasserdämonen und will dafür einen Ball veranstalten?
"Nein Dad. Ich habe weder ein Kleid, noch eine Begleitung. Ich möchte nämlich nicht zu diesem Ball gehen." Ich sah sofort, wie die Ader an seiner Stirn zu pochen begann.
"Andrea Johnson!" donnerte er mir mit lauter Stimme entgegen. Ich zog den Kopf ein und halte meine Hände in die Luft.
"Ist ja gut. Reg dich ab Dad. Ich komme ja schon zu deinem Ball. Und ich gehe auch nachher gleich ein Kleid kaufen. Und eine Begleitung werde ich auch finden." Das sieht jetzt sicher ziemlich feige aus, aber glaubt mir, mit diesem Mann ist nicht zu spassen. In diesem Fall mache ich lieber einen Rückzieher und tue was er will.
"Gut. Ich wusste gleich das du Vernünftig wirst." Er lächelt und schickt mich mit einem Wink seiner Hand aus dem Saal. Ich verbeuge mich schnell vor ihm und trete den Rückzug an. Na super. Jetzt muss ich auch noch zu diesem doofen Ball. Und der ist in genau 5 Tagen. Ich trete ein kleines Steinchen weg, was vor meinen Füssen liegt, und mache mich auf den Weg zu meiner besten Freundin Zahara. Alleine Shoppen geht ja nun wirklich nicht.
Auf dem Weg zu Zahara bemerke ich die bewundernden Blicke meiner Mitmenschen. Ich hasse das. Sicher, ich sah nicht schlecht aus, aber es nervte. Ich konnte nirgendwo hingehen ohne angestarrt zu werden. Meine Figur war sportlich schlank. Ich hatte einige Muskeln und war auch sonst gut in Form. Mein Busen war normal. Nicht zu gross und nicht zu klein. Worüber ich sehr froh war. Denn ein grosser Busen würde mich nur stören beim Training. Ich bin mit meinen 1.65 Meter nicht grad die Grösste, aber dafür die Schnellste. Und das ist doch auch was. Oder?
Ich trainiere eigentlich jede freie Minute die mir bleibt, denn genau wie mein Vater Elias, möchte ich später einmal mit Respekt und Ehre behandelt werden. Und dies ist leider nur möglich, wenn mich niemand mehr aus meinem Volk besiegen kann.
Das klingt jetzt wahrscheinlich so als wäre ich nur auf Macht aus, aber das ist es nicht. Man hat es als Frau nicht wirklich leicht in unserem Reich. Die Menschen, welche Feuerdämonen in sich tragen und somit an oberster Stelle stehen, haben eine eher veraltete Meinung gegenüber Frauen als Herrscher. Ihrer Meinung nach können Frauen kein Volk regieren. Ha! Das ich nicht lache. Wenn es soweit ist, und ich den Thron meines Vaters übernehmen kann, werde ich die beste Königin aller Zeiten und unser Volk in eine bessere Zeit führen. In eine ruhigere. Ohne diesen sinnlosen Krieg und das ganze Blutvergiessen. Aber bis dahin müssen erst noch einige Jahre vergehen in denen ich hart trainieren werde.

„Andy! Hey Andy!“ Ich drehe mich um und sehe meinen besten Freund auf mich zugerannt kommen.
„Hallo Dwayne.“ Darf ich vorstellen. Mein bester Freund Dwayne Pears. Einer der tollsten Menschen in meinem Leben. In meinem Leben gab es nur zwei Menschen für die Ich alles machen würde. Und das sind eben diese Beiden. Zahara und Dwayne. Vom Aussehen her ist Dwayne der komplette Gegensatz zu mir und Zahara. Er ist fast zwei Meter gross und total muskulös. Er hat blonde Haare und rote Augen. Die Augen sind bei jedem Menschen gleich wenn er einen Feuerdämon in sich trägt. Ausser bei Zahara. Diese hat schwarze Augen.
„Was gibt’s denn Grosser?“ Ich lächelte ihn an und merkte sofort wie ich gute Laune bekam. Wenn ich mit meinen besten Freunden zusammen bin kann mir absolut nichts die Laune verderben.
„Hast du das mit dem Ball schon gehört?“ Ich verzog das Gesicht und nickte leicht.
„Japp. Ich muss mir jetzt ein Ballkleid kaufen gehen. Und eine Begleitung brauch ich auch noch. Hast du vielleicht Lust mit mir dahin zu gehen?“
„Tut mir Leid, aber Zahara hat mich schon gefragt.“ Er zog leicht den Kopf ein und setzte seinen Hundeblick auf. Ich fing an zu lachen und boxte ihn leicht gegen die Schulter.
„Guck doch nicht so. Das ist doch nicht schlimm. Ich werde schon jemand anderen finde. Kann doch nicht so schwer sein oder?“ Und das dachte ich bis zu diesem Moment wirklich. Aber dazu später mehr.
„Ich bin grad auf dem Weg zu Zahara. Sie muss mit mir shoppen gehen. Hast du Lust mitzukommen?“ Ich sah sofort wie er sich verspannte und fing an zu lachen. Dwayne hasst shoppen wie die Pest. Der würde niemals freiwillig mit uns mitkommen.
„Hmm. Jetzt wo du so fragst, fällt mir ein das ich dringend noch meiner Mutter helfen sollte beim putzen. Tut mir Leid. Bis dann.“ Und damit drehte er sich um und rannte um sein Leben.
„Du Feigling!“ Ich hatte vor Lachen schon Tränen in den Augen als ich mich weiter auf den Weg zu Zahara machte. Der Typ ist einfach der Wahnsinn. Er muss seiner Mutter beim Putzen helfen? Das ich nicht Lache. Das war jetzt wohl die dümmste Ausrede die er jemals zustande gebracht hat.

Als ich beim Haus von Zahara ankam klingelte ich gar nicht erst. Wie das bei uns so üblich ist ging ich einfach rein und rief nach meiner Freundin.
„Ich komme gleich. Muss mich nur schnell fertig anziehen.“ Ich schlenderte in die Küche und fand dort ihre Eltern vor.
„Hallo zusammen.“ Beide sahen von ihren Zeitungen auf und lächelten mich warm und herzlich an. Ich liebte Zahara’s Eltern. Wenn ich bei Ihnen war, fühlte ich mich immer geborgen und sicher. So als wäre ich endlich Zuhause.
„Hallo Andy. Wie geht’s dir?“ Zahara’s Mutter Soraya war eine wirklich tolle Frau. Und die beste Köchin die es auf der Welt gibt. Es war immer schön wenn ich bei ihnen mitessen konnte. Aber es war auch oft gefährlich, da die Gefahr bestand das ich mich dank dem hervorangendem Essen zu Tode futtern könnte. Ich kicherte kurz über meinen eigenen Gedanken und lächelte die Beiden dann an.
„Mir geht’s super. Bis auf diesen blöden Ball dieses Wochenende kann wie immer nichts meine Laune verderben.“ Und das stimmte auch. Ich war ein Mensch der eigentlich immer gut gelaunt war. Ausser es gab so bescheuerte Ideen von meinem Vater bei denen ich unbedingt dabei sein musste.
„Das freut uns. Und den Ball wirst du schon überleben. Zahara, Dwayne und Dir wird doch nie wirklich langweilig.“ Soraya zwinkerte mir zu und widmete sich wieder ihrer Zeitung als ihre Tochter in die Küche stürmte.
„Können wir los?“ Ich nickte Zahara zu und wir verabschiedeten uns von ihren Eltern.
„Dwayne hat mir vorhin gesagt das ihr zusammen zum Ball geht.“
„Ja. Stört es dich? Wolltest du mit ihm gehen? Ich kann ihm sonst auch absagen.“ Ich sah sie kurz schief an und schüttelte schnell den Kopf.
„Spinnst du? Was sollte mich denn daran stören? Ich würde ja alleine gehen, aber mein Vater besteht darauf das ich mit einer Begleitung komme.“ Ich stöhnte genervt auf und liess meine Schultern hängen.
„So ein Bockmist aber auch. Wieso will er nur das ich so einen doofe Begleitung habe?“ Ich hörte Zahara kichern und sah sie fragend an.
„Du weißt wirklich nicht wieso dein Vater dich in Begleitung sehen will? Du bist die Thronerbin und eine Frau. Er will, dass die anderen wissen, dass irgendwann ein Mann an deiner Seite sein wird der mit dir zusammen regiert. Und vielleicht ist es ja genau dieser Mann den du mit zum Ball nimmst.“ Ich riss meine Augen auf und sah sie geschockt an. Darauf musste sie grad wieder lachen.
„Ihhh. Nie im Leben. Ich will nicht heiraten. Ich bin ja nicht mal in irgendeinen verliebt. In wen auch? Es gibt hier doch fast nur Vollidioten!“ Ich drehte mich schnell im Kreis und deutete auf all die Jungs die hier umher liefen. Das konnte doch nicht ihr ernst sein. Ich liebe meine Heimat, aber wenn mein Vater will das ich heirate, nehme ich die Beine in die Hand und mache mich auf und davon. Obwohl es schon sehr Schade wäre.
Wenn ich mich so umsehe würde mir dann doch einiges Fehlen. Die Wasserfälle im Steinbruch. Die Tropfsteinhöhlen die direkt dahinter liegen. Die Wälder um unsere Stadt. Der Fluss der direkt durch sie hindurch führt. Diese wunderschönen alten Häuser die während der Herrschaft meines Urgrossvaters entstanden sind. Wieso musste grad ich als Königstochter geboren werden? Verdammt aber auch.
Zahara bemerkte meinen Blick und versuchte mich zu beruhigen.
„Mach dir keinen Kopf. Es ist doch noch ewig Zeit bis dahin. Vielleicht hast du dich ja dann auch schon verliebt.“ Sie lächelte mir aufmunternd zu und zog mich in das erste Geschäft.

Nach einer gefühlten Ewigkeit und Millionen anprobierten Ballkleidern hatten wir uns endlich jeder für eins entscheiden können. Trotz der schwarzen Augen und der schwarzen Haare, hatte sich Zahara für ein rotes Kleid entschieden. Es stand ihr auch wirklich wunderbar. Sie sah einfach umwerfend schön damit aus. Es ging ihr bis zu den Knien und war ärmellos. Oberhalb ihrer Hüfte lag es eng an und betonte damit super ihre Vorzüge. Ihre schmalen Schulter, ihren doch ziemlich grossen Busen und ihre schmale Taille. Nach unten hin ging es auseinander und war mit Spitze versetzt. Es sah ein bisschen wie ein Ballerinakleid aus. Es passte vollkommen zu ihr. Das Bild endete perfekt mit den Riemchenschuhen, die sie vorhin noch entdeckt hatte.
Ich hingegen kam mir aber irgendwie komplett bescheuert und lächerlich vor. Ich hatte ein schwarzes eng anliegendes Kleid an, das mir ebenfalls nur bis zu den Knien ging und schulterfrei war. Passend dazu einen roten, etwas breiteren Gürtel und rote Ballerinas.
„Du siehst zauberhaft aus Andy.“ Ich merkte sofort wie ich knallrot anlief. Und als dann auch noch draussen drei Jungs stehen blieben und uns begafften wurde es unerträglich. Ich flüchtete sofort in meine Kabine.
„Ich hasse so was. Wieso muss ich so ein dummes Kleid tragen?“ Ich setzte mich auf den Boden und fing an zu schmollen. Ich kann es absolut nicht leiden wenn es darum geht wie ein „richtiges“ Mädchen auszusehen.
„Komm wieder raus Andy. Du siehst richtig toll aus. Bloss weil du jetzt einmal ein Kleid anhaben musst? Wenn du es nicht nimmst und in normalen Sachen hingehst bringt dich dein Vater sowieso um.“ Na toll. Musste sie jetzt auch noch meinen Vater erwähnen? Schlimm genug das ich wegen meinem ach so tollen Vater dieses bescheuerte Kleid überhaupt erst anziehen musste.
„Hör auf zu schmollen, zieh dich um, bezahl die Klamotten und dann lass uns beim Training etwas Wut ablassen gehen.“ Und genau damit hatte sie mich um den Finger gewickelt. Training! Was gibt es besseres?
Ich pellte mich aus dem Kleid, zog meine Jeans und mein Top wieder an und machte mich auf den Weg zur Kasse.

Kaum das Zahara gezahlt hatte packte ich sie am Arm und zog sie so schnell es ging Richtung Trainingsraum. Endlich! Ich war den ganzen Tag schon so versessen darauf zu trainieren. Endlich konnte ich meine schlechte Laune und meine Wut bei etwas nützlichem Vertreiben.




Training, Auseinandersetzung und leichte Blessuren



Ich lief gerade meine erste Runde, als sich die Tür zum Trainingsraum öffnete und diese drei Idioten von vorhin den Raum betraten. Klasse! Nicht die auch noch. Für solche Spinner hatte ich jetzt echt keinen Nerv mehr. Ich wollte nur in Ruhe meine Aufwärmrunden laufen und dann mit meinem Kampftraining beginnen.
Doch als ich an Ihnen vorbei lief hört ich sie reden.
„Hey. Ist das nicht die Kleine von vorhin? Irgendwie erinnert sie mich an jemanden.“
„Ich glaub das ist sie. Rennen wir doch auch ein paar Runden Jungs.“ Und schon liefen sie hinter mir.
Ich stiess genervt die Luft aus und konzentrierte mich nur auf mein Tempo und meine Atmung. Ein – Aus – Ein – Aus! Ganz ruhig. Tu einfach so als wären sie nicht da und lauf deine Runden. Das versuchte ich mir jedenfalls einzureden. Aber irgendwie wollte es nicht so klappen wie ich mir das vorgestellt hatte.
„Kleine! Du da.“ Kleine? Wie ich so was hasste. Ich bin nun mal klein. Na und? Musste auch noch jeder darauf rumhacken?
Im Augenwinkel sah ich wie Zahara uns beobachtete und notfalls einschreiten würde. Um mich entweder zu unterstützen oder aber diese Jungs vor mir zu retten. Das konnten wir beide aber erst entscheiden wenn wir wussten wie gut sie waren. Ich für meinen Teil war siegessicher.
Ich stoppte und sah die drei Vollidioten an.
Der Typ der mich angesprochen hatte sah nicht mal so schlecht aus. Er war um die 1.90 Meter gross und sah ziemlich muskulös aus. Also schon einmal kein absoluter Schwächling wie ich mir selbst eingestehen musste. Er hat schwarze Haare und rote Augen. Also auch einer mit einem Feuerdämon in sich. Das könnte interessant werden. Ich grinste und sah mir die Beiden anderen an.
Also die Zwei haben schon mal keine Dämonen in sich. Beide waren gerade mal einen Kopf grösser als Ich und hatten nicht sehr viele Muskeln. Ich glaube der eine färbt sich seine Haare, denn sie waren in einem absolut hässlichen Kotzgrün gehalten. Und das auch noch zu blauen Augen? Sogar ich als Modemuffel weiss, dass das absolut bescheuert aussieht. Da sah der andere ja richtig normal aus mit seinen braunen Haaren und den grünen Augen.
„Kleine? Hast du mich gerade ernsthaft Kleine genannt?“ Ich war sauer. Ich war so richtig sauer. Ich wusste, dass ich mich nur mit dem einen von Ihnen anlegen durfte. In diesem Fall würde es ein fairer Kampf werden. Mit allen Mitteln die zur Verfügung standen.
„Reg dich ab Mädchen. Das war nur ein Spass.“ Er grinste dümmlich und hob beschwichtigend seine Hände. Doch es war zu spät. Ich war sowieso schon angepisst wegen diesem verdammten Ball. Er hatte meine Wut mit seinem dummen Kommentar nur zur Spitze des Eisbergs getrieben.
„NENN MICH NIE WIEDER KLEINE!“ Und damit holte ich aus und liess meine rechte Faust mitten in sein Gesicht krachen. Ich hörte es knacken und wusste sofort, dass ich ihm seine Nase gebrochen hatte. Und ich freute mich ehrlich gesagt tierisch darüber. Ich grinste die Beiden anderen an und machte mich für den nächsten Schlag bereit.
„Andy!!“ Ich drehte mich zu Zahara um und sah sie fragend an. Glaubt mir. Wenn Blicke töten könnten hätte ich die Radieschen ab jetzt von unten beobachtet.
„Was? Er hat mich dumm angemacht.“
„Hat er nicht! Du lässt einfach deine schlechte Laune an ihm aus!“ Ich hörte ein leises Stöhnen hinter mir und drehte mich wieder zu den Jungs. Leider zu spät. Gerade als ich mich umgedreht hatte sah ich wie ein Bein sich zielgerichtet auf meinen Magen zu bewegte. Das tat weh.
Der Tritt war nicht mal so schwach und liess mich ein paar Meter nach hinten segeln.
„Andyyy..!“ Zahara kam zu mir gerannt, kniete sich neben mich und hob meinen Kopf leicht an.
„Ist alles in Ordnung? Tut’s sehr weh?“
„Nein. Es geht schon.“ Ich biss die Zähne zusammen und stand auf. So ein verdammter Schweinepriester. Das kriegt er zurück.
Als ich jedoch wieder zurück laufen wollte hielt mich Zahara am Arm fest und sah mich eindringlich an.
„Lass es Andy. Lass es einfach gut sein und beruhige dich.“ Ich grinste sie an, schüttelte den Kopf und zeigte ihr den Vogel.
„Spinnst du? Jetzt wo es lustig wird?“ Sie riss ihre wunderschönen schwarzen Augen auf und sah mich ungläubig an.
„Du willst dich verprügeln lassen?“
„Ich lasse mich nicht verprügeln. Das war nur ein Glückstreffer, weil ich nicht richtig aufgepasst habe. Das kommt nicht noch mal vor.“ Und mit diesen Worten riss ich mich los und stürmte auf die Jungs zu. Der Typ mit dem Feuerdämon in sich war ja so was von fällig.
Als ich so auf meinen Gegner zurenne, sehe ich im Augenwinkel wie sich seine beiden Freunde schnell aus dem Staub machen. Angst bekommen? Hätte ich an eurer Stelle auch.
Ich lächle und freue mich ehrlich gesagt schon auf diesen Kampf. Wieso? Sagen wir es mal so. Meine Wut auf meinen Vater kann ich ja wohl eher schlecht an ihm selbst auslassen. Und an meinen Freunden würde ich das auch nie machen. Also was bleibt übrig? Einen verprügeln der mich blöd angemacht hat.
Als ich fast bei ihm bin drehe ich meine rechte Schulter in seine Richtung und gehe mit meinem Oberkörper etwas runter. Der Typ wird jetzt volle Breitseite meine Schulter in seinem Magen spüren. Ich freue mich schon auf den Aufprall und merke wie mein Adrenalinspiegel steigt. Doch als es soweit seien müsste ist an der Stelle nichts als Luft.
Ich drehe mich schnell um und suche mit meinen Augen die Umgebung ab. Dieser Idiot ist einfach über mich drüber gesprungen. Verdammt!
Er grinst mich frech an und deutet mit dem Zeigefinger an, dass ich zu ihm kommen soll. Das kann er haben.
Langsam und auf jede Reaktion gefasst laufe ich auf ihn zu. Und was macht er? Er streckt mir seine Hand hin und stellt sich vor.
„Ich bin übrigens Tom. Wenn wir uns schon prügeln würde ich gerne wissen mit wem ich das Vergnügen habe.“ Mir fällt die Kinnlade runter. Das ist jetzt nicht sein ernst oder? Bevor mir klar wird was ich tue schlage ich ein und stelle mich als Andy vor.
„Freut mich Andy. Auf einen fairen und guten Kampf.“ In dem Moment weiss ich das ich einen Fehler begangen habe. Er zieht mir meine Beine weg und ich fange an zu fallen.
Aber nicht mit mir. Ich klammere mich an seine Hand und reisse ihn mit auf den Boden. Hier geht das Gerangel gerade weiter. Ich ziele mit meiner Faust auf seine Rippen und lande einen Volltreffer. Gebrochen ist nichts. Das weiss ich mit Sicherheit. Aber einen schönen fetten blauen Fleck wird er mit nach Hause nehmen. Ich will grad zum nächsten Schlag ausholen als er mir sein Knie gegen den Oberschenkel rammt. Kurz stöhne ich auf. Beisse mir aber dann schnell auf die Zunge um keinen Schmerzenslaut von mir zu geben. Diese Genugtuung werde ich ihm nicht gönnen.
„Hört sofort auf ihr Beiden. Seit ihr noch ganz dicht?“ Ich weiss das Zahara richtig sauer auf mich ist. Aber ich werde diesen Kampf jetzt nicht unterbrechen. Im Moment ist alles ausgeglichen und jeder von uns hat ein paar gute Treffer gelandet. Doch ich will gewinnen. Ich will die Beste sein.
Ein Schlag in die Rippen bringt mich kurz dazu die Augen zu schliessen. Das war ein verdammt guter und harter Schlag. Das muss man ihm lassen. Kurz wird mir schwarz vor Augen und ich schubse ihn von mir weg um aufstehen zu können.
Da stehen wir und ziehen beide frische Luft in unsere Lungen. Was kommt jetzt? Gibt er auf? Was ist sein nächster Schritt?
Und da war er. Sein Fehltritt. Er wollte mich gegen den Brustkorb treten. Grober Fehler mein Guter!
Ich packe mir seinen Knöchel und reisse sein Bein hoch, so das er den Halt auf dem anderen verliert. Er knallt ungebremst mit seinem Rücken auf den harten Hallenboden und schnappt im ersten Moment nach Luft und verzieht schmerzerfüllt das Gesicht.
Ich setzte mich auf ihn und halte seine Arme hinter seinem Kopf fest.
„Und was machst du jetzt? Ich hab dich. Du sitzt fest.“ Ich grinse ihn an und sehe, dass er ebenfalls lächelt.
„Also wenn du so sitzen bleiben würdest hätte ich absolut nichts dagegen.“ Sein Lächeln wird zu einem lauten und vollen Lachen. Ich merke sofort wie ich rot werde und schnell aufstehe.
„Lach nicht so blöd du Idiot.“ Dank meinem tollen Spruch fing er nur noch mehr an zu lachen. So ein Arsch. Ich drehe mich zu Zahara um und will schon zu ihr laufen, als er mich am Handgelenk hält und zu sich zurück zieht.
„War ein toller Kampf Andy. Du hast eine verdammt starke Recht.“ Er rieb sich seine Wange und sah mir dabei ununterbrochen in die Augen.
„Danke. Deine Tritte sind aber auch nicht von schlechten Eltern.“ Ich wird spätestens morgen sicher die Schmerzen davon ertragen müssen, aber das werde ich ihm sicher nicht sagen. Ein würdiger Gegner. Wie ich es mir von Anfang an gedacht habe.
„Darf ich dich mal was fragen Andy?“
„Klar. Frag ruhig.“
„Würdest du am Samstag mit mir zu dem Ball gehen? Ich weiss. Es ist nicht wirklich die Zeit zum feiern, weil unser schlauer König ja unbedingt Krieg führen muss, aber ich würde gern mit dir dahin gehen.“ Und bevor er wusste wie ihm geschah knallte ich ihm eine. Er riss seine Augen auf und sah mich entgeistert an.
„Dieser ach so schlaue König ist mein Vater. Wage es ja nicht schlecht von ihm zu reden.“ Ich sehe ihm noch einmal fest in die Augen und laufe dann zu Zahara.
„Was war das denn? Ihr hattet euch doch grad vertragen oder?“
„Dieser Idiot hat schlecht über Vater und seinen Krieg geredet.“ Ich schnaufte und lief Richtung Dusche.
„Ja aber Andy. Du findest das doch auch nicht gut was dein Vater da macht.“ Ich drehe mich zu ihr um und kneife meine Augen zu Schlitzen zusammen.
„Na und? Deswegen darf er trotzdem nicht schlecht über ihn reden.“ Das man jetzt nicht mehr vernünftig mit mir reden kann weiss meine beste Freundin und lässt mich deshalb in Ruhe. Ist wohl auch besser so. Sonst hätte ich vielleicht etwas gesagt was ich später sehr bereut hätte.
Ich ziehe meine Trainingsklamotten aus und stelle mich vor den riesigen Spiegel in der Frauenumkleide. Wahnsinn. Die Stellen an denen er mich erwischt hatte wurden schon leicht blau. Das wird morgen richtig übel aussehen. Ich betaste meine Rippen und ziehe zischend die Luft ein. Aua! Das tat weh. Aber eine heisse Dusche hilft immer.
Als ich so unter dem heissen Wasser stehe merke ich wie sich meine Muskeln langsam entspannen und ich wieder einen klaren Kopf bekomme. Süss ist er ja schon dieser Tom. Ich schüttle den Kopf und verscheuche weitere Gedanken an diesen Jungen. Wieso sollte ich mit so einem was machen wollen? Weil er gut kämpft? Weil er ein total süsses Lächeln hat? Auf keinen Fall. Jetzt erst Recht nicht.
Ich kann in meinem Leben keinen Mann gebrauchen.
Ich drehe das Wasser ab und fange langsam an mich abzutrocknen.
Als ich fertig bin und mich wieder angezogen habe sehe ich in den Spiegel und denke an den Ball. Soll ich vielleicht doch mit ihm dahin gehen? Nein! Vergiss es Andy. Er ist ein Idiot!
Mit diesem Gedanken weiterhin im Kopf schnappe ich mir meine Tasche und mache mich auf den Weg nach Hause. Ohne zu bemerken das jemand ganz genau meine Schritte verfolgt.


Vaterkrieg und Ballverabredungen!



Als ich nach Hause kam wurde ich erstmal zu meinem Vater zitiert.
„Hast du ein Kleid und eine Begleitung gefunden?“ Kein Hallo oder so. Nein. Es geht wieder nur um seinen blöden Ball und seine Wünsche.
„Hallo Vater. Ja, mir geht’s gut. Danke der Nachfrage. Und in einem Punkt kann ich dich beruhigen. Ein Kleid habe ich gefunden. Eine Begleitung? Hab ich nicht mal gesucht. Ich brauche und ich will keine Begleitung.“ Das gibt Ärger. Mein Vater drehte sich ganz langsam in meine Richtung und durchbohrte mich mit seinem messerscharfen Blick.
„Wie bitte? Wiederhol das noch einmal für mich!“
„Du hast mich schon richtig verstanden. Ich komme nicht mit Begleitung zu deinem blöden Ball. Schlimm genug das ich überhaupt dahin gehen muss. Aber du kannst mich nicht zwingen irgendeinen dummen Jungen mitzuschleppen.“ Ich versuchte meine Schultern so gut es ging durchzudrücken und meinen Kopf oben zu behalten. Aber gegen das Zittern meiner Knie konnte ich nichts ausrichten. Der Mann machte mir einfach Angst, auch wenn es mein eigener Vater ist. Und kaum hatte ich meinen Satz zu Ende gesprochen donnerte auch schon seine gebieterische Stimmt durch die grosse Halle.
„Was fällt dir eigentlich ein? Du wagst es dir mir Widerworte zu geben? Glaubst du wirklich ich lasse mir von dir auf der Nase rumtanzen? Ich bin der König dieses Reiches. Und Ich lasse mir von meiner sechzehnjährigen Tochter keine Widerworte gefallen.“ Jetzt wurde auch ich langsam stinkig. Ich hatte meine Wutanfälle und mein Temperament also eindeutig von meinem Vater vererbt bekommen.
„Und wieso sollte ich so einen pickeligen Jungen fragen wegen dem Ball? Ich tanze sowieso nicht. Und ich lasse mich von dir auch nicht verloben oder sonst irgendwas. Ich bin alt genug um meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Und ich entscheide das Ich alleine zu diesem verdammten Ball gehe.“ Klatsch! Kaum war ich fertig mit meinem Ausraster bekam ich eine saftige Ohrfeige von meinem Dad. Und das war das erste Mal in meinem ganzen Leben.
Er riss geschockt seine Augen auf und kam ein Stück auf mich zu.
„Es tut mir so Leid Andrea. Es tut mir…“ Ich wich Stück für Stück zurück. Tränen brannten in meinen Augen, aber ich wollte ihn das auf keinen Fall sehen lassen. Reiss dich zusammen Mädchen. So eine einfache Ohrfeige tut nicht weh. Der Schmerz ist gleich wieder weg. Stimmt! Es war auch nicht die Ohrfeige die wehtat. Sondern die Tatsache, dass mein Vater mich geschlagen hat. Und das vor seinem ganzen Beraterstab. Darunter auch Leo, der Vater von meiner Freundin Zahara.
„Fass mich nicht an. Lass mich einfach in Ruhe. Ich werde mir eine Begleitung für deinen blöden Ball suchen. Bist du jetzt zufrieden?“ Und dann rannte ich weg. An meinen Wangen liefen feuchte Spuren entlang. Das hatte ich schon lange nicht mehr erlebt. Ich schmeckte die salzigen Tränen auf meiner Zunge und schämte mich dafür dass ich weinte. Wie konnte er mich nur schlagen? Hatte ich ihn wirklich so sehr gereizt? Hatte ich ihn wirklich zum Äussersten getrieben mit meinen Worten?
Ich rannte in mein Zimmer und schmiss die Tür hinter mir zu. Ich schrie. Ich weinte. Ich tobte. Zum Glück war jetzt niemand in meiner Nähe, denn niemand sollte mich so sehen. Niemand sollte sehen, dass ich heulte wie ein Baby. Und das nur weil mein Vater mich geohrfeigt hatte.
„Reiss dich zusammen. Du bist Andy Johnson. Das tapferste Mädchen das es in diesem Reich gibt. Sei stark. Wisch deine Tränen weg und halte durch.“ Mir selbst gut zuzureden half irgendwie auch nicht wirklich. Ich wurde nur wütend auf mich selbst.
Ich schmiss mich auf mein Bett und fing sofort wieder an mit dem Geheule. So ein Mist. Wieso tat es nur so weh wenn die eigenen Eltern einen Schlagen? Könnte es nicht einfach wie bei jedem anderen sein? Es schmerzt etwas und dann vergisst man den Schmerz einfach. Oder man verdrängt ihn besser gesagt. Genau wie meine Schläge und Tritte von Tom. Ich spürte die Stellen am Körper schon, aber ich drängte den Schmerz geschickt in einen Teil meines Hinterkopfs, den es absolut nicht interessierte das es da etwas gibt. Aber bei meinem Vater heule ich wie ein Baby. Na super.
Ich sprang vom Bett, ging ins Bad und wusch mir erst einmal mein Gesicht. Aber das half nicht wirklich. Sobald ich weinte bekam ich überall so blöde rote Flecken. Echt nervig. Und dann waren auch noch meine Augen total rot und geschwollen. Scheisse!
Ich schnappte mir eine Jogginghose, ein Top, meine Turnschuhe und zog mich um. Eine Runde laufen tut sicher gut. Nicht unbedingt meinem Körper, weil der ziemlich schmerzte, aber es half den Kopf frei zu bekommen.
Als ich fertig umgezogen war sprang ich aus meinem Zimmerfenster und lief los. Ich rannte und rannte bis meine Lungen brannten. Und dann erst sah ich wo ich gelandet war. Beim Steinbruch und den Wasserfällen.
Bevor ich wusste was ich tat lagen meine Klamotten auf einem Haufen und ich sprang, nur in Unterwäsche, in das Kühle das der Suhirbecken.
Ich weiss. Ist ein sehr komischer Name für unsere kleinen Tümpel. Aber den Namen gaben die Ureinwohner den Wasserfallbecken. Benannt nach unserem grossen Feuergott Suhir. Das Aussehen unseres Feuergottes ist zu jeder Zeit unterschiedlich. Meist wird er aber als Phönix dargestellt. Der Vogel, der verbrennt, um in seiner eigenen Asche neu aufzuerstehen. Ein wirklich wundervolles Tier finde ich.
Ich schwamm ein paar Züge und drehte mich dann auf den Rücken. Als ich so in den Himmel sah und die Wolken beobachtete, merkte ich nicht, dass sich jemand unbemerkt in den Höhlen aufhielt und mich beobachtet.
„Hey Andy.“ Ich erschrak und tauchte automatisch unter. Als ich langsam meinen Kopf aus dem Wasser streckte sah ich, dass Tom am Ufer stand und mich beobachtete.
„Wie lange stehst du schon dort du Perversling?“ Er lachte und begann sich auszuziehen. Als er nur noch Boxershorts trug sprang er zu mir ins Wasser. Ich sah ihn nicht kommen als er mir entgegen tauchte. Aber ich konnte ungefähr erahnen wo er steckte. Daher war ich nicht wirklich erschrocken als er hinter mir auftauchte.
„Dich kann man nicht so leicht zweimal hintereinander erschrecken stimmt’s?“
„Stimmt. Und das vorhin war auch nur ein Zufall. Eigentlich kann man mich gar nicht erschrecken.“ Ich drehte mich um und sah ihm in seine roten Augen. Sie leuchteten etwas mehr wenn er Lächelte oder Lachte. Das gefiel mir irgendwie. Ich grinste ihn ebenfalls an.
„Was willst du?“
„Ich wollte mich entschuldigen. Wegen dem was ich über deinen Vater gesagt habe. Ich wusste echt nicht, dass du die Prinzessin bist.“
„Ach und was wäre wenn du es gewusst hättest? Dann hättest du dich nicht mit mir geprügelt und wärst ganz lieb gewesen?“ Ich verdrehte meine Augen und schnaufte abfällig. Ich hasste dieses unterwürfige Benehmen. Bei Dwayne und Zahara gab es das mir gegenüber nicht, aber nur weil wir seit dem Krabbelalter zusammen aufgewachsen sind. Da fällt so was automatisch weg.
„Naja. Ehrlich gesagt hätte ich mich trotzdem mit dir prügeln wollen. Aber ich hätte das über deinen Vater vielleicht etwas geschickter ausgedrückt.“ Er fing an zu lachen und kratzte sich am Kopf. Er wurde sogar ein bisschen rot. Ach wie süss. Ich kicherte und war erstaunt über seine Worte.
„Du hättest dich wirklich mit mir geprügelt? Nicht schlecht. Ich mag Jungs die mich nicht behandeln als wäre ich aus Porzellan.“ Wir schwammen ein Stück nebeneinander und unterhielten uns überhaupt nicht mehr. Und ich muss ehrlich sagen, dass das echt gut tat. Er war ein wirklich angenehmer Mensch.
„Ja.“
„Was ja?“ Er legte sich auf den Rücken und trieb im Wasser vor sich hin.
„Ja, ich gehe mit dir zum Ball.“ Man konnte gar nicht so schnell gucken wie er unter ging. Prustend und Wasser spuckend kam er wieder an die Oberfläche. Als ich sein entsetztes Gesicht sah musste ich so laut anfangen zu lachen, dass mir sofort meine Seite weh tat und ich keine Luft mehr bekam. Kraftlos schwamm ich so schnell es mir möglich war zum Ufer und schmiss mich auf die Wiese.
„Wirklich? Du verarscht mich nicht oder?“ Ich sah ihm ernst in die Augen und schüttelte den Kopf.
„Nein, ich verarsche dich nicht. Ich würde gerne mit dir zum Ball gehen.“ Er grinste und wurde genau wie ich leicht rot.
„Äh. Cool. Also ich meine toll. Also ich freu mich. Ja. Hm. Und wie gehst du? Also was ziehst du an?“ Er stotterte ein bisschen vor sich hin bevor er endlich zum Punkt kam. Niedlich.
„Ich hab ein schwarzes Kleid an. Mit einem roten Gürtel und roten Schuhen.“
„Perfekt.“
„Ja.“ Ich wurde wieder rot und zog mich schnell an.
„Ich muss jetzt los. Bis Samstag Tom.“ Ich wollte mich gerade in Bewegung setzten als er mich noch etwas fragte.
„Gehst du die Woche noch mal trainieren oder schwimmen?“ Ich zuckte mit den Schulter und schüttelte leicht den Kopf.
„Ich weiss es noch nicht.“ Und damit liess ich ihn stehen und rannte so schnell ich konnte nach Hause. Ich hatte wirklich eine Begleitung gefunden. Aber meinem Vater würde ich das nicht sagen. Der soll ruhig weiter denken ich finde alle Jungs doof und komme ohne Begleitung zum Ball.


Unterwelt Desigo und ihre Dämonenstämme


Als ich nach dem Duschen in meinem Bett lag und die Zimmerdecke anstarrte, fiel mir auf wie ungerecht diese Welt doch eigentlich ist. Ich bin jetzt sechzehn Jahre alt und war noch nie ausserhalb der Grenzen unseres Reiches. Und wer trägt die Schuld daran? Mein ach so toller Vater.
Seit ich denken kann herrscht zwischen dem Wasserdämonenstamm und uns Krieg. Ich weiss nicht einmal so Recht wie das alles begonnen hat, denn mein Vater will mit mir nicht darüber reden. Er schweigt eisern und lässt auch sonst niemanden darüber sprechen. Es ist zum aus der Haut fahren. Ich würde nur zu gerne wissen was der Grund ist für diesen ewig andauernden Zwist.
Neben unseren beiden Stämmen gibt es noch den Erddämonenstamm und den Winddämonenstamm. Wie auch bei unserem Stamm hat aber nicht jeder Mensch einen Dämon in sich.
Zu einem grossen Teil entscheidet sich ob du einen Dämon in dir hast, wenn deine Eltern ebenfalls jeweils einen in sich tragen. In diesem Fall kann man sich zu hundert Prozent sicher sein.
Ist jedoch ein Elternteil ohne Dämon, sind deine Chancen einen zu bekommen nur noch bei fünfzig Prozent. Je nachdem wie stark der Dämon des anderen Partners ausgeprägt ist kannst du ihn auch bekommen.
In meinem Fall trugen beide einen in sich. Daher war es klar, dass auch ich einen in mir tragen würde. Und darauf war ich richtig stolz. Ich hatte im Moment zwar noch keine Fähigkeiten, aber die würden noch kommen. Man kann einen Dämon nicht von Anfang an nutzen und beherrschen. Zu einem unbestimmten Zeitpunkt zwischen deinem zwölften und deinem achtzehnten Lebensjahr entwickeln sich deine Fähigkeiten. Es passiert ganz plötzlich. In einer Minute hast du noch nichts und in der nächsten kannst du Feuer beherrschen. Das ist so aufregend.
Ich hoffe nur, dass mein Tag auch bald kommt. Ich wollte meine Fähigkeiten endlich nutzen und trainieren.
Mein Vater hat mir einmal erzählt, dass der erste Mensch seinen Feuerdämon direkt von unserem Gott Suhir bekommen hat. Zum Schutz gegen die Ungeheuer die in den Wäldern unseres Landes lebten. Was das für Ungeheuer sind? Das wüsste ich auch zu gern. Doch leider bekam man diese erst zu Gesicht, wenn man für seine Stammesprüfung im Wald ausgesetzt wurde. Diese Tradition bei allen vier Stämmen gleich. Sollte man die Prüfung trotz Dämon in sich nicht bestehen, war man es nicht wert weiter zu leben. Wurde man nicht vom Monster getötet, brauchte man gar nicht erst zurück zu kehren. Tat man es jedoch trotzdem, war man ein Ausgestossener der nirgendwo und auf Lebenszeit ignoriert wurde. Es erging schon manch einem so. Ihr Leben haben sie dann meistens selbst beendet oder sind zu einem anderen Stamm übergelaufen.
Mein grösster Wunsch ist es, einmal jemanden von den anderen drei Stämmen kennen zu lernen. Wie sehen sie aus? Was sind das für Menschen? Und vielleicht hätte ich dann Glück und jemand von ihnen würde mir sagen, wieso wir schon so lange Krieg führen. Aber die Hoffnung, dass dies passiert, hatte ich schon lange aufgegeben. Mein Vater wusste immer genau wo ich mich aufhielt. Keine Ahnung wie er das hinbekam. Aber ich war nie ganz ohne Aufsicht. Also war einfach abzuhauen auch keine Option für mich.
Und wohin sollte ich auch gehen? Unser Land Desigo war so gross und weitläufig das ich sicher nicht wüsste wo ich bin. Ich weiss ja nicht einmal genau in welche Richtung welcher Stamm lebt. Würde ich also den falschen Weg einschlagen und zum Wasserstamm kommen, könnte ich mir selbst ernsthaft schaden. Ich könnte dabei sterben.
Genaue Grenzen gab es in unserem Land nicht. Das Erddämonenreich wurde zum Beispiel nur durch einen Fluss vom Winddämonenreich getrennt. Da beide Stämme aber eher friedvolle Menschen sind, ist das überhaupt kein Problem. Sie halten sich auch bei dem Krieg von unserem Stamm raus. Niemand ergreift Partei und niemand unterstützt einen anderen Stamm. Alle gucken nur auf sich selbst. Das ist glaube Ich auch besser so. Denn wir sind vom Charakter her eher schwierige Dämonenträger. Wir sind aufbrausend, dickköpfig, jähzornig, öfters auf Rache aus und noch ein paar schlechte Eigenschaften mehr. Ich denke also, dass die anderen beiden Stämme sich eher dem Wasserdämonenstamm angeschlossen hätten um sie zu unterstützen.
Ich will damit nicht sagen dass wir nur schlechte Eigenschaften haben. Wir sind ausserdem sehr loyal, treu, witzig und haben einen ausgeprägten Beschützerinstinkt wenn es um Familie und Freunde geht.
Ich wüsste zu gerne wie die anderen Stämme vom Charakter her sind. Was sind das bloss für Menschen?
Als es an meiner Tür klopft richte ich mich auf.
„Ja?“
„Andy. Ich bin’s. Dein Vater.“ So ein Witzbold. Das muss er nun nicht auch noch extra erwähnen.
„Komm rein.“ Ich drehe mich auf den Bauch und drücke mein Gesicht ins Kissen. Ich will ihn nicht angucken. Ich will dass er ein schlechtes Gewissen hat. Er soll spüren dass er mich mit seiner Ohrfeige sehr verletzt hat. Ich hört wie die Klinke der Tür nach unten gedrückt wurde und sie sich langsam öffnete.
„Tochter.“ Er räusperte sich, näherte sich meinem Bett und setzte sich auf seine Kante.
„Es tut mir so Leid. Das musst du mir glauben.“ Ich gab ein abfälliges Schnaufen von mir, was er trotz des Kissens ziemlich gut hörte.
„Und das soll ich die abkaufen? Du hast dich doch noch nie für irgendwas entschuldigt. Und dich interessiert auch nicht wie es mir geht. Du zwingst mich ja schliesslich auch zu diesem doofen Ball zu gehen.“ Das war nicht sehr nett, ich weiss, aber er hatte es nicht anderst verdient.
„Du musst nicht hingehen wenn du willst. Ich dachte nur es stört dich nicht, da ja Zahara und Dwayne auch dort sein werden.“ Jetzt kommt der mir doch ehrlich mit der Tour. Ich fasse es nicht. Er wusste ganz genau, dass ich hingehen würde wenn er mir damit kommt. Gut, ich wäre sowieso hingegangen, aber das hat ihn nicht zu interessieren. Ich wollte ihn noch ein bisschen leiden lassen.
„Glaub mir Andrea. Es tut mir wirklich Leid. Ich hätte dich niemals schlagen dürfen. Das war das Erste und Letzte Mal. Mir ist eine Sicherung durchgebrannt. Ich bereue es zutiefst dass mir das passiert ist. Bitte verzeih mir meine Tochter.“ Ich hörte wie erstickt seine Stimme am Ende klang und sah in sein Gesicht. Was ich da sah war fast nicht zu glauben. Mein Vater hatte wirklich Tränen in den Augen. Und da brach es mir das Herz. Wieso liess ich ihn noch mehr leiden? Er hatte schon vor Jahren meine Mutter verloren. Die Frau die er immer noch liebt. Wieso bin ich so ein fieser Mensch und tue ihm das an?
Ich stehe auf und schlinge meine Arme um seinen Hals.
„Nicht weinen Papa. Bitte nicht weinen. Es ist schon in Ordnung. Ich hätte dich nicht so provozieren dürfen. Es tut mir Leid.“ Ich merkte wie mir Tränen meine Wangen hinunter rannen und das Hemd meines Vaters benetzten. Er schloss mich fest in seine Arme und so hielten wir uns ein paar Minuten einfach nur fest. Nachdem wir uns beide beruhigt hatten setze ich mich neben ihn und sehe ihn an.
„Du Papa.“
„Ja? Was ist?“
„Wann kriege ich endlich meine Kräfte? Und tut es weh? Und wann kann ich mal ein paar Menschen aus anderen Stämmen kennenlernen?“ Ich merkte sofort wie er sich bei meiner letzten Frage etwas verkrampfte. Aber antworten würde er mir trotzdem.
„Wann du deine Kräfte kriegst weiss niemand. Aber da du sehr stark nach mir kommst wird es wohl nicht mehr all zu lange dauern.“ Bei diesem Satz musste sogar mein Vater lächeln.
„Es tut nicht weh wenn du deine Kräfte bekommst und es tut auch nicht weh wenn du sie einsetzt. Dein Dämon ist schon immer ein Teil von dir. Ihr gehört einfach zusammen. Er ist jetzt schon in deinem Herzen und passt zu einem grossen Teil auf dich auf. Er ist dein stiller Weggefährte seit deiner Geburt. Und zu deiner letzten Frage. Niemals. Du kannst in dieser Kriegszeit nicht einfach irgendwo in ein anderes Reich spazieren. Leute werden bestochen und liefern alles und jeden an den Feind, wenn es für einen guten Preis verkauft werden kann. Und da du die Prinzessin bist würde für dich wohl einiges gezahlt werden.“ Daran hatte ich gar nicht gedacht. Sicher, die Stämme halten sich untereinander raus, aber es gab immer Leute die man bestechen konnte. Es gab immer Verräter in den eigenen Reihen.
„Ich kann dich übrigens wegen dem Ball beruhigen Vater. Ich habe eine Begleitung gefunden.“ Er lächelt mich an, streicht sanft über meinen Kopf und gibt mir einen leichten Kuss auf die Stirn.
„Das ist schön. Ich freue mich den jungen Mann kennen zu lernen, der geschafft hat dir ein Ja zu entlocken.“ Er grinst, zwinkert und erhebt sich von meinem Bett.
„Und nun solltest du dich noch etwas ausruhen. Schlaf gut meine Tochter.“
„Danke Papa. Schlaf auch gut.“ Ich kuschle mich in mein Bett und sofort als ich die Augen schliesse, bin ich auch schon eingeschlafen.


Impressum

Texte: Der Text, die Personen und die Orte sind komplett von mir ausgedacht. Bitte nicht in anderen Texten verwenden.
Tag der Veröffentlichung: 13.10.2011

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