Ich heisse Lena und bin heute siebzehn Jahre alt geworden. Na gut. Eigentlich müsste man eher sagen siebzehn Jahre jung. Aber wer achtet schon so genau auf seine Ausdrucksweise?
Auf meinem Ausweis steht das Alter, aber innerlich fühle ich mich schon viel reifer. Viel erwachsener. Ich bin meiner Meinung nach jedoch die Einzige, die das glaubt. Denn meine Familie denkt immer noch, dass ich das Küken bin. Man kann aber, glaube ich, auch nicht mehr erwarten wenn man die Jüngste ist mit zwei älteren Brüdern.
Es ist ja nicht so das Ich sie nicht lieben würde meine zwei Brüderchen, aber manchmal können sie mir echt auf den Keks gehen. Mit ihrer Beschützertour haben sie mir schon einige süsse Jungs vergrault. Und das passt mir ehrlich gesagt überhaupt nicht.
Ich könnte laut loslachen, wenn ich an die Gesichter mancher dieser Typen denke. Wenn auf einmal vor dir zwei Schränke stehen (und das meine ich vollkommen ernst) und sagen, dass Du gefälligst deine Finger von diesem süssen, kleinen, unschuldigen Mädchen lassen sollst. Unschuldig? Süss? Klein? Na ja. Das kann glaub ich jeder verschieden betrachten. Denn meiner Meinung nach bin ich mit meinen 1.73 m nicht wirklich unbedingt klein. Und süss bin ich auch nicht. Ich will nicht eingebildet klingen, aber ich bin echt verdammt stolz auf meine Kurven. Ganz zu Schweigen von der Tatsache, dass ich letztes Jahr auch endlich einen richtig tollen Busen bekommen habe. Aber das ist ein Punkt, den meine Brüder nur umso mehr stört. Das passt ihnen irgendwie nicht so richtig in den Kram.
Und unschuldig bin ich auch nicht. Gut. Ich bin wirklich noch Jungfrau. Aber ich habe das unschuldig auch nicht unbedingt darauf bezogen.
Ich flirte für mein Leben gern. Und wenn es hart auf hart kommt, stehe ich für jeden meiner Freunde ein. Ich bin auch schon mal in eine Schlägerei verwickelt gewesen, aber davon wissen meine Eltern zum Glück nichts. Das blaue Auge was ich bekommen hatte konnte ich gut mit Make-up überdecken. Und meist hängen mir meine langen schwarzen Haare sowieso im Gesicht rum. Damit war also das Problem geklärt. Aber meine 2 dummen Brüder haben natürlich sofort geschnallt, dass etwas nicht stimmt. Vor allem als ihnen mein bester Freund Kevin auch noch alles brühwarm erzählen musste. Ich frage mich manchmal, wie ich von so vielen Idioten umgeben sein kann. Irgendwas ist bei meiner Freundesuche schief gelaufen. Aber ich will mich nicht beschweren. Ich liebe meine Jungs. Alle zusammen. Auch meine zwei durchgeknallten Freunde Ray und Chris. Aber manchmal braucht eine Frau einfach ihre Ruhe. Und mit weiblichen Personen komm ich irgendwie nicht so klar. Deswegen gibt es auch ein paar Punkte in meinem Leben, die ich mit niemandem bereden kann, da sie mich sonst vielleicht auslachen und mir das alles einfach zu peinlich ist.
Aber wie schon gesagt. Beschweren will ich mich auf keinen Fall. Und eintauschen würde ich meine Freunde auch auf keinen Fall.
Genauso wenig wäre ich froh, wenn ich ein Einzelkind wäre oder mich sogar mit Schwestern rumschlagen müsste.
„Lenaaaaaaaa! Kommst du endlich frühstücken oder stehst du immer noch im Bad?“ rief mein grosser Bruder Dean unten aus der Küche. Dean ist mein absoluter Lieblingsbruder. Ich habe Eric natürlich auch gern, aber Dean und ich verstehen uns auf irgendeine verrückte Art einfach besser. Seine Klamotten sehen immer aus wie frisch aus dem Wäschekorb. Total zerknittert und zerbeult. Es passt jedoch zu seinen zerrissenen Jeans und dem Hemd, was er immer über dem T-Shirt trägt. Den einzigen Schmuck, den er trägt, sind seine Lederarmbänder. Aber nicht so mit Nieten dran. Sondern einfache schwarze und braune Bänder. Ich mag seine Art sich zu kleiden. Sie passt genau zu seinem tollen, lockeren, leicht verrückten Charakter.
„Jetzt stress mich nicht. Ich komme ja gleich runter.“ Oh man. Weil ich so in meine Grübeleien versunken war hab ich ganz die Zeit vergessen. Und heute ist leider wieder Montag und somit Schule. Wieso müssen die Ferien auch immer so schnell vorbei sein? Das ist doch echt zum Schreien. Schnell krame ich meine ganzen Sachen zusammen und renne runter in die Küche. Jedenfalls versuche ich das, denn tollpatschig wie ich bin, bleibe ich im Träger meines Rucksacks hängen und knallte polternd die letzten paar Stufen runter.
Och nein. Wieso muss so was immer mir passieren? Stöhnend rappele ich mich auf und steuere auf die Küche zu.
In der Küche nehmen mich meine beiden Brüder grinsend in Empfang.
„Was grinst ihr denn schon wieder so doof?“
„Bist du schon wieder die Treppe runter gekullert Lena?“ fragte mich Eric. Der im Übrigen der Älteste von uns Dreien ist. Und der Vernünftigste, wenn man das denn so sagen kann. Er hat auf jeden fall mehr Verantwortungsbewusstsein als Dean und ich zusammen. Und er ist auch sonst ganz anders. Er ist immer zuvorkommend, rücksichtsvoll, anständig und höflich. Na höflich bin ich auch, aber er wird nie laut. Ich hab ihn auf jeden Fall noch nie laut werden sehen. Ausser natürlich, wenn mich einer dumm angemacht hat. Dann flippt sogar er mal aus. Seine schwarzen Haare und die blauen Augen sind genau gleich wie bei uns beiden anderen. Und auch vom Körperbau her gleichen sich er und Dean sehr. Aber die Klamotten sind komplett anders. Er bügelt sogar seine Unterwäsche. Was ich persönlich ja etwas gestört finde, aber bei ihm muss einfach alles ordentlich sein. Ganz im Gegensatz zu meiner ständigen Unordnung.
Was soll man dazu bitte sagen? Die Zwei stellen das ja echt so hin, als ob ich echt lebensgefährdet wäre. Aber so schlimm bin ich nun echt nicht. Wirklich nicht!„Wenn du es schon weist, wieso fragst du dann bitte so blöd?“ Die beiden machen mich manchmal echt sauer. Es war zwar meine Schuld, aber ich kann es trotzdem nicht leiden, wenn jemand auf meiner Tollpatschigkeit rumreitet. Das nervt.
Aber Dean muss natürlich auch noch seinen Senf dazugeben:“Lena, wenn du nicht besser auf dich aufpasst, wirst du deinen achtzehnten Geburtstag niemals erleben. Und das willst du doch nicht. Oder?“
„Lasst mich doch alle beide in Ruhe. Kann ja nicht jeder so begabt sein wie ihr zwei Superstars.“ Ich bin ein echter Morgenmuffel. Und die beiden haben halt Pech das Sie mich nach dem Aufstehen sehen müssen.
Die Klingel rettete mich vor weiteren Sticheleien seitens meiner Brüder. Ich hoffe einfach, dass sie es nicht wieder Kevin unter die Nase reiben was ich heute Morgen für eine Showeinlage geboten habe. Das wäre echt so was von oberpeinlich.
„Guten Morgen Sonnenscheeeeeeeeeeeeeein.“ Rief mir dann auch schon mein bester Freund von der Tür entgegen. Ich frag mich, wieso der immer einfach in unser Haus spaziert. Nicht dass es mich stört, aber ich könnte ja sonst was am Machen sein. Haha! Guter Witz! Dachte ich. Was soll ich denn schon machen? Und vor allem mit wem?
„Hey Kev. Können wir bitte grad gehen? Meine Brüder sind heute Morgen wieder besonders reizend.“
„Ja sicher Liebling. Ist doch überhaupt kein Thema. Bist wohl schon wieder blöd gestürzt?“
„Jetzt nerv du mich bitte nicht auch noch damit. Sonst red ich die Woche kein Wort mit dir!“
„Schon gut. Reg dich nicht auf Lena. Ich wollte gar nichts sagen. Aber ich kenn dich mittlerweile gut genug, dass ich weiss wenn irgendwas passiert ist.“
„Ich weiss. Tut mir Leid Kev.“ Ich fühl mich immer mies, wenn ich so tue, als ob er alles gar nicht beurteilen kann. Dabei kennen wir uns schon, seit wir 6 Jahre alt sind. Er weiss mehr über mich als jeder andere Mensch. Und ich bin froh das Er mein bester Freund ist, denn er hört mir immer zu, wenn ich Probleme hab. Und vor allem urteilt er nie über mich, ohne vorher auch meine Seite der Geschichte gehört zu haben. Vom rein äusserlichen jedoch könnte man nicht meinen, dass wir gleich sind. Wir sind die krassesten Gegenteile. Aber es heisst ja immer das Gegenteile sich anziehen. Ich hab lange schwarze Haare, bin für meine 1.73m eher zierlich, aber hab ausreichend Kurven. Wenn ihr versteht, was ich meine. Ich hab blaue Augen. Also nicht so ein langweiliges Blau, sondern ein richtig stechendes Blau. Aber ich hab das Gefühl, wenn ich wütend bin, werden sie etwas dunkler. Na ja egal. Mein Kleidungsstil ist eher einfach gehalten. Ich hab meistens Jeans an und irgendwelche Tops. Oder T-Shirts von meinen Lieblingsbands. Also gar nichts Auffälliges. Ich hab ne kleine Stupsnase und einigermassen volle Lippen. Also nicht so wie Angelina Jolie, aber auch nicht so richtig Schmale. Sie passen in mein Gesicht soviel steht auf jeden Fall schon mal fest.
Kevin ist da komplett anders. Er hat hellblonde Haare und grüne Augen. Ich weiss gar nicht ob das normal ist das blonde Leute grüne Augen haben?! Aber zu ihm passt es auf jeden Fall. Er ist genau wie meine Brüder ziemlich gross. Ich glaub so um die 1.89m. Und dann noch diese ganzen Muskeln. Aber das kommt wahrscheinlich dadurch, dass er Football spielt. Das Einzige was gleich ist, ist unser Klamottenstil. Er steht ebenfalls eher auf die lässige Variante.
Er ist mit seinem Aussehen und der Tatsache, dass er in unserer Schulmannschaft der Star ist, einfach ein Mädchenschwarm. Sie rennen ihm echt scharenweise hinterher. Aber er interessiert sich für keine von Ihnen. Was mich echt manchmal verwundert. Am Anfang hab ich mich ernsthaft gefragt, ob er auf Kerle steht, aber das hätte er mir gesagt. Und letzten Sommer hatte er ja eine Freundin, aber das hielt auch nur die Sommerferien über. Dann waren ihm wieder Schule und Sport wichtiger. Und natürlich ich. Ich will damit nicht sagen, dass ich ihn nicht teilen kann oder will. Ich steh bei ihm halt nun einfach an erster Stelle. Ich bin für ihn die kleine Schwester, die er nie hatte.
„Über was denkst du schon wieder nach Sonnenschein?“
Oh man. Ich war so versunken, dass ich nicht mal gemerkt habe, dass wir schon bei der Schule sind. Und ich Trottel hab den ganzen Weg kein Wort mit ihm geredet.
Unsere Schule ist übrigens grauenhaft. Meiner Meinung nach sind an der Crescent Beach Highschool nur unfähige Lehrer und eingebildete Schüler. Das einzig Gute an unserer Schule ist das Footballteam. Sicher, ich kann fast alle der Bombers nicht leiden, aber spielen können sie auf alle Fälle. Go Crescent Beach Bombers! So ein Schwachsinn. Cheerleader müsste ich definitiv auch nie werden.
„Es tut mir Leid Kev. Ich hab gar nicht gemerkt, dass wir schon hier sind. Entschuldige bitte das Ich nicht mit dir geredet hab. Ich hab nur grad darüber nachgedacht, wie verschieden wir sind und wieso du bis jetzt nur eine Freundin hattest.“ Ich merkte sofort, wie ich rot wurde. Über das Thema hab ich nämlich noch nie mit ihm gesprochen. Also das Er auf Frauen steht weiss ich. Da bin ich mir absolut sicher. Aber ich weiss eben nicht, auf welchen Typ Frau er steht.
„Weisst du Lena, die Sache ist die, ich…“
Aber weiter kam er nicht. Denn da kamen auch schon Ray und Chris angerannt und erzählten uns, was schon wieder vorgefallen ist in der Schule. Und das am ersten Schultag nach den Ferien. Ich lächelte Kevin entschuldigend an und versprach ihm, dass wir unser Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen würden.
„Was ist denn überhaupt los ihr 2 Knallfrösche? Hat euch ne Biene gestochen oder wieso seit IHR am ersten Schultag so aufgedreht?“ Ich konnte mir diese dumme Frage echt nicht verkneifen, da meine Freunde sonst nur gezwungenermassen in die Schule gehen und es eigentlich viel lieber vermeiden würden.
Ray und Chris sind nicht verwandt, aber beide sind absolut gleich. Also vor allem was den Charakter betrifft. Und ihre Klamotten gleichen sich auch fast immer. Normale Jeans und ein einfaches schwarzes T-Shirt darüber. Ganz lässig eben. Und doch passt nichts besser zu ihnen als diese Einfachheit. Denn so ist auch ihr Wesen. Auf keinen Fall stressen lassen und keine unnützen Bewegungen und Gedankengänge machen.Ausser das Chris ebenfalls im Footballteam spielt. Sonst machen die beiden alles zusammen.
„Es gibt einen Neuen an der Schule! Ihr glaubt es nicht. Der Typ ist noch eindrucksvoller als unser Kevin hier“ und Chris deutete auf eben diesen.
„Was soll das denn bitte heissen? Will mir hier jemand Konkurrenz machen oder was?“ fragte Kevin im Scherz.
„Wir müssen nur aufpassen, dass unsere süsse Lena sich nicht auch noch in diesem Macho verguckt und ihr vielleicht das Herz gebrochen wird. Denn soweit ich gehört habe soll er ein ziemlicher Casanova und Schürzenjäger sein“ sagte Ray.
Ich sah alle 3 durchdringend an und fing an zu grinsen.
„Und grad ich sollte mich für so einen interessieren? Ganz sicher mal nicht. Ausserdem ist er sicher nur halb so hübsch wie ihr 3 Jungs.“ Ich gebe es zu. Ich konnte mir ein Grinsen echt nicht verkneifen.
Wir fingen schallend an zu lachen und gingen Richtung Klassenzimmer. Zu viert wollten wir uns durch die Tür drängeln, weil keiner der Letzte im Zimmer sein wollte. Und wer hätte das gedacht? Durch das Drücken und drängeln der Jungs war ich so doof dazwischen gerutscht, dass ich einfach auf der anderen Seite rausflutschte. Genau in die Armen eines Typen.
Langsam liess ich meinen Blick die muskulösen Oberarme hinauf wandern und blickte in ein ziemlich grimmig guckendes Gesicht. Was geht denn mit dem ab? Er hätte mich ja nicht auffangen müssen, wenn ihm das so gegen den Strich geht. Also echt!
„Entschuldige bitte. Meine Jungs mussten mal wieder rum spinnen. Ich wollte dir echt nicht in den Weg kommen.“ Schnell stellte ich mich wieder grade hin und lies meinen Blick über seinen Körper gleiten. Und ich muss sagen Wow! Nichts gegen Kevin und meine Brüder, aber der Typ war echt erste Sahne. Aber ich hab leider was gegen Machos und Schürzenjäger. Also keine Chance!
„Du bist also der Neue. Freut mich dich kennenzulernen.“ Ich hielt ihm meine Hand hin, doch er ignorierte sie und lief einfach an mir vorbei. Was hatte der denn für ein Problem?
„Was hatte der denn für ein Problem?“ fragte mich dann auch schon Kevin. Also echt. Als ob der Junge Gedanken lesen könnte.
„Ich hab echt keine Ahnung, was dem für ne Laus über die Leber gelaufen ist.“ Achselzuckend lief ich zu meinem Platz. Und Oh Schreck. Der Neue hatte sich natürlich genau diesen ausgesucht. Verdammt! Was mache ich denn jetzt? Cool bleiben Lena, sagte ich mir selbst, der wird dir schon nicht gleich den Kopf abreissen.
„Ich sag es echt ungern Neuling, aber du sitzt leider auf meinem Platz.“ In Gedanken klopfte ich mir auf die Schulter, dass ich so cool geblieben bin.
Er sah mich an und verzog seine Lippen zu einem kleinen Lächeln. Mich lies das jedoch völlig kalt. Was wollte er denn damit bitte schön bewirken? Es kam ja nicht mal echt rüber! Also wirklich!
„Du kannst dich sonst auch gerne auf meinen Schoss setzten.“ Wahnsinn! Was hat der Typ für eine absolut tolle Stimme? So richtig rauchig und sexy. STOP! Was dachte ich denn da? Das darf ja wohl nicht wahr sein. Wie kann man von einer Stimme denn bitte ne Gänsehaut bekommen? Leicht benommen schüttelte ich den Kopf.
„Na du spinnst wohl. Eher würde ich mich in einen Mülleimer setzen!“ Ha! Der Spruch hat gesessen. Ich war schon ein bisschen stolz auf mich. Aber da ich gerade dran war mit ihm zu reden, konnte ich ihn auch grad so gut nach seinem Namen fragen.
„Wie heisst du überhaupt? Willst das Ich mich auf deinen Schoss setze, aber deinen Namen weiss ich nicht.“
„Ich heisse Ian. Ian Miller."
Irgendwie sah dieser Ian Miller total heiss aus. Mit seinen schwarzen Haaren und den dunkelblauen, fast schwarzen Augen. Sein Körper war in diesen Klamotten auch nicht zu verachten. Er hatte ein enges weisses T-Shirt an und dunkelblaue Jeans, die ihm locker auf der Hüfte hingen. Einfach ein Traum. Aber eben nicht mein Traum, da ich absolut nicht auf Schürzenjäger stehe.
„Hey Lena. Komm doch neben mich, wenn der Typ deinen Platz besetzt hat. Neben mir ist es auch lustig.“ Typisch Kevin. Lass die liebe Lena ja nie zu lange mit einem Kerl reden. Es könnte ja sonst was passieren. Leicht genervt verdrehte ich die Augen und drehte mich um, um mich Richtung Kevin zu bewegen. Plötzlich spürte ich leicht eine Hand an meinem Handgelenk. Ich sah an mir runter und folgte mit meinen Augen dem Arm, der mich festhielt. Am Ende blickte ich wieder in das grimmige Gesicht von Ian. Sag mal guckt der eigentlich immer so böse? Der kriegt von seinem Anti- Glücklich- sein irgendwann sicher Mal ne heftige Migräne.
„Was?“ fragte ich etwas irritiert durch die Tatsache, dass er mich zurückhält.
„Ist das da vorne dein Freund?“ und mit einem Kopfnicken deutete er Richtung Kevin.
„Ohh. Nein. Er ist mein bester Freund, aber mehr läuft da auch nicht. Wieso willst du das wissen?“ Etwas verwirrt sah ich ihm in seine wunderschönen blauen Augen. Mooooment mal! Wunderschöne blaue Augen? Sag mal Lena, du spinnst ja wohl. Reiss dich zusammen. Dreh dich einfach um und geh.
„Ach egal!“ und mit diesen 2 Worten liess er mich los und ich setzte mich neben Kevin.
„Was war das denn eben?“ fragte mich dieser auch grad.
„Nichts! Wieso? Was soll sein? Ich habe ihn nur nach seinem Namen gefragt. Er heisst übrigens Ian.“ Selbst in meinen Ohren klang ich ziemlich schnell. Viel zu schnell. Kevin betrachtete mich noch kurz und drehte sich dann Richtung Tafel. Ich merkte den ganzen Unterricht das mich der Neue mit seinen Blicken durchbohrte. Und Kevin fiel das anscheinend auch auf, denn er drehte sich zu Ian um und warf ihm seinen „bösen Blick“ zu. Ian gab sich davon aber wenig beeindruckt und sah mich einfach weiterhin an. Das konnte ja echt ein langer Tag werden…
Am Ende ging er doch schneller um als ich dachte. Als die Schule zu Ende war, begab ich mich so schnell es ging nach Hause. Ich wollte einfach nur noch weg. Aus meinem Kopf wollten die Augen von Ian nämlich einfach nicht verschwinden. Sie verfolgten mich regelrecht. Innerlich stöhnend lief ich so schnell ich konnte nach Hause.
Unser Haus war nichts Besonderes. Aber ich liebte es trotzdem. Man fühlte sich sofort wohl, wenn man die Haustür geöffnet hat. Im unteren Geschoss war der offene Wohn- und Essbereich. Mit einem riesigen Fernseher und einer supertollen Kuschelcouch. Die ich ziemlich oft beschlagnahmte. Im Essbereich stand ein riesiger Mahagonitisch mit acht schwarzen Lederstühlen. Wenn man weiter ging, kam man in die riesige offene Küche. Alles war modern eingerichtet. Mit Granitplatten als Ablagen und einer kleinen Bar.
Mein absolutes Lieblingszimmer im Haus war jedoch mein Schlafzimmer. Drei meiner Wände waren weiss. Die vierte Wand, die an der mein Himmelbett steht, habe ich rot gestrichen. Zusammen mit Kevin. Am Ende des Tages war mehr Farbe auf uns, als an der Wand. Gegenüber von meinem Bett stand mein schwarzer Schreibtisch. Die Wand, an der er stand, war voll mit Fotos von mir, meiner Familie und meinen Freunden.
Neben meiner Zimmertür war der Durchgang zu meinem begehbaren Kleiderschrank. Und wenn ich diesen durchquert habe, komme ich in meines eigenes kleines Bad.
Mein eigenes kleines Reich, in dem ich meine Ruhe hatte.
Ich dachte wirklich, dass der Tag gestern schon schlimm war, aber ich hatte mich wohl geirrt. Denn dank meinen Brüdern und meinem besten Freund sollte dieser Tag heute richtig peinlich werden.
Als ich gestern nach Hause gegangen war, wussten meine Brüder natürlich schon wieder alles. Und dank wem? Natürlich Kevin! Der Junge kann manchmal echt einfach nicht seinen Mund halten. Und deswegen wurde ich heute von den 3 Jungs umrahmt in die Schule gebracht. Und als sich Richtung Klassenzimmer dann auch noch Ray und Chris dazu gesellten, war die Sache einfach perfekt.
„Jungs! Echt! Ihr seid so was von oberpeinlich! Wieso bitte müsst ihr mich alle 5 bis an meinen Platz bringen?“ Sie sahen mich nur an und grunzten auf ihre ach so männliche Art. Ich wusste schon immer, dass einige Männer Schweine sind, aber ich wusste nicht, dass meine direkt mit Ihnen verwandt waren. Über diesen Gedanken musste ich natürlich grad Lachen. Alle 5 sahen mich etwas verwirrt an und ignorierten mich dann wieder. Also schön. Das reicht! Jetzt hab ich aber die Nase voll!
„Stopp! Echt Jungs! Was soll der Scheiss? Wollt ihr mich ernsthaft wie ein 12 jähriges Mädchen behandeln? Ihr seit doch alle nicht mehr ganz sauber im Oberstübchen!“ Und mit diesem Ausraster verschwand ich auf die Frauentoilette. Und ob ihr es glaubt oder nicht, aber diese Spinner standen doch echt Wache vor der Tür! Ist das denn zu fassen? Also jetzt ist endgültig fertig lustig! Ich verschanzte mich so lange auf dem Klo, bis es zur ersten Stunde klingelte. Gezwungenermassen mussten sich diese Trottel verabschieden und zum Unterricht begeben. Endlich! Ich bekomme sicher noch Verfolgungswahn, wenn sie weiter so machen.
„Die sind ja alle ganz schön hartnäckig.“ Kam es auf einmal von der Kabine neben mir. Ich zog meine Augenbrauen zusammen und überlegte, wer das war. Ein Kerl auf einem Mädchenklo? Es wurde immer merkwürdiger. Und jetzt merkte ich auch wem diese sexy Stimme gehörte, die mir Gänsehaut bereitet. Das war doch Ian!
„Ähm Ian…Was machst du auf der Mädchentoilette?“ Ich hörte ein leises Lachen neben mir und bereute es sofort, dass ich nicht sein Gesicht dabei sehen konnte. Häää?
„Ich wollte eigentlich draussen mit dir reden, aber deine Wachhunde haben ja niemanden an dich ran gelassen.“ Ich hörte, wie er aus der Kabine ging, und tat es ihm gleich. Heute sah er wieder genauso gut aus wie gestern. Seine verwuschelten schwarzen Haare. Diese kristallklaren blauen Augen. Das enge T-Shirt, was seine Muskeln so toll betonte. Seine Jeans, die ihm locker auf der Hüfte hing. Einfach ein Traum! Boah Lena! Pass auf das Du nicht sabberst! Ermahnte ich mich in Gedanken. Er hatte wieder dieses schiefe Lächeln auf den Lippen und ich musste einen Moment überlegen, was er davor gesagt hatte. Ach ja! Es ging um meine Wachhunde. Und er wollte mit mir reden. Was? ER wollte mit MIR reden? Freiwillig? Um mal eins klarzustellen. Ich war echt absolut kein Liebling an dieser Schule. Weder bei den anderen Schülern noch bei den Lehrern. Die meisten fragen sich ja sogar heute noch, wie der Football-Star Kevin Simmens mit so einer wie mir befreundet sein kann! Und jetzt will dieser neue scharfe Typ unserer Schule ausgerechnet mit MIR reden?
„Und was willst du mit mir reden?“ fragte ich so ruhig ich konnte. Also ich fand ja, dass in meiner Stimme leider schon ein leichtes Zittern zu hören war. Mist!
„Ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob ich die Bio-Hausaufgaben bei dir abschreiben könnte?!“ Ich merkte sofort, wie mir meine untere Kinnlade runter klappte.
„WAS?“
„Naja. Ich hab gehört, dass du die Beste in Bio bist. Und da dachte ich mir, dass ich dich mal frage, ob ich bei dir abschreiben könnte.“ Na sag mal der hat doch wohl einen Sockenschuss! Haben die ihn als Baby vom Wickeltisch fallen lassen oder was? Wieso reg ich mich überhaupt auf das Er mich so was Dummes fragte? War ja klar, dass er irgend so etwas in der Art von mir wollte. Was hab ich dumme Kuh mir eigentlich schon wieder vorgestellt? Das Er mich fragt, ob ich ihn küssen will? Ob ich mit ihm essen gehe? Nein! Nein! Nein! Er war eben doch nur ein Arschloch und Schürzenjäger. Also sagte ich nur kalt: „Ja. Aber sicher doch. Ich bin ja schliesslich auch eine Bibliothek und spucke die Antworten einfach so aus. Na bei dir piept es wohl oder was? Die kannst du schön alleine machen Freundchen!“ Damit drehte ich mich auf dem Absatz um und stürmte aus dem Klo.
Wieso bin ich eigentlich so wütend geworden? Was hast du nur wieder vor dich hingeträumt Lena?
Ich merkte gar nicht, dass ich die Tür regelrecht zuknallte, als ich in den Klassenraum ging. Alle sahen mich schief an. Ausser Kevin. Der wusste natürlich sofort, dass etwas nicht stimmte. Und als dann auch noch Ian direkt nach mir rein kam, war die Sache sofort erledigt. Ich sah, wie Kevin seine Hand zur Faust ballte und sie immer wieder anspannte. Ich hatte schon Angst, dass er sich selbst weh tut, wenn er so weiter macht. Deswegen legte ich meine Hand auf seine und sofort entspannte er sich. Ich lächelte ihn leicht an und schüttelte den Kopf.
„Was ist passiert?“ flüsterte er mir dann auch schon zu. Ich schüttelte wieder den Kopf.
„Es ist nichts passiert. Ich bin nur eine riesen Idiotin. Er wollte meine Bio-Hausaufgaben abschreiben und ich bin irgendwie total ausgerastet.“
Kevin konnte sich ein Lachen natürlich nicht verkneifen. Und als er sich dann gar nicht mehr zusammen reissen konnte musste ich auch mitlachen. Es dauerte keine Minute da bekam ich eine SMS von Ray: „Süsse! Was ist passiert? Und wieso lacht ihr auf einmal so?“ Ich musste ihm antworten. Ich konnte doch meine 2 Jungs nicht im Stich lassen und ihnen so was vorenthalten. Also schrieb ich ihnen genau das Gleiche, wie ich es vorhin schon Kevin erzählt hatte. Und schon hörte man ein paar Reihen hinter uns auch schon das nächste Gelächter. Unsere Lehrerin wurde mittlerweile richtig wütend, weil wir 4 uns einfach nicht mehr zusammen reissen konnten. Nach 10 Minuten wurde es ihr zu viel und sie verwies uns aus dem Zimmer. Aber kaum waren wir auf dem Flur und sahen uns an, ging es mit dem Lachkrampf auch schon weiter. Ich glaube wir hätten noch weiter gemacht, wenn nicht plötzlich unser Direktor neben uns gestanden wäre. Oh Nein! Das gibt Ärger! Und was für Ärger das geben wird! Schlagartig war unser Lachanfall vorbei. Wir setzten alle eine betretene Miene auf und sagten, dass es uns schrecklich leidtat. Aber die Masche wollte einfach nicht funktionieren. Mit unserem Direx war echt nie gut Kirschen essen. Der Mann guckte einfach immer gleich. Er hatte immer den gleichen Gesichtsausdruck. Manchmal konnte so was echt nerven. Glaubt mir! Man weiss einfach wirklich nie, was der andere im Moment denkt. Und das stresst. Man weiss ja nicht einmal, ob er jetzt wütend ist oder nicht. Aber ich glaube jetzt war er richtig sauer. 4 Schüler auf einmal dem Klassenzimmer verwiesen? Da konnte der Mann ja nur sauer werden. Um ihn nicht noch mehr zu provozieren, ergriff lieber ich schnell das Wort.
„Direktor Moon. Es tut uns wirklich schrecklich Leid das wir hier draussen stehen. Und das wir vor allem gerade 4 auf einmal sind. Wir mussten leider alle gleichzeitig schrecklich anfangen zu lachen. Es tut mir wirklich leid. Es wird auch nie wieder vorkommen.“ Ich guckte mitleidig auf den Boden und hoffte, dass es Wirkung zeigen würde. Aber Nein! War ja eigentlich auch von vorneherein klar gewesen.
„Sie vier werden heute nach Schulschluss Strafarbeit verrichten. Ich hoffe ihnen ist bewusst, dass solche Sachen ein schlechtes Licht auf sie wirft.“ Wir nickten alle.
„Ja Sir!“
„Gut. Dann gehen sie jetzt wieder in den Unterricht. Und benehmen Sie sich bitte.“
„Ja Sir!“ Wir öffneten die Tür und schlichen leise auf unsere Plätze. Als ich Ian sein Gesicht sah, hätte ich ihn am liebsten sofort geschlagen. Er hatte ein riesen Grinsen im Gesicht und freute sich noch über unser Leid. So ein Arschloch! Also wirklich. Ich frag mich echt was ich an dem Tolles sehen konnte. Ich setzte mich hin und beachtete ihn nicht mehr.
Meiner Meinung nach wurde die Strafarbeit ziemlich ungerecht verteilt. Kevin und Ray, die beide in unserem Footballteam spielten, mussten zur „Strafe“ ein paar extra Einheiten Training hinter sich bringen. Wow! Was für eine Strafe für die Zwei. Wirklich. Ich verdrehte die Augen, als ich hörte was sie machen mussten und hätte heulen können, als ich hörte was Chris und mir bevorstand. Wir sollten doch ernsthaft Kaugummis und so Zeug von den Tribünen kratzen. Ihhh! Also mal ehrlich! War das wirklich fair, was die hier veranstalteten? Meiner Meinung nach absolut nicht. Und Kevin und Ray konnten sich einen ins Fäustchen lachen. Danke! Echt nett!
„Es ist doch wirklich so was von unfair, dass wir hier diese ekligen Kaugummis abkratzen müssen, und die 2 haben da unten Spass und spielen ein bisschen rum.“ Ich könnte mich echt immer weiter aufregen. Und ich glaube Chris fand es auch nicht so sonderlich toll.
„Ich weiss was du meinst Lena. Aber was soll man machen? Wir könnten natürlich auch ins Footballteam einsteigen.“ Ich fing sofort an zu lachen. Diese Idee hatte er schon öfter, aber ich war eine Frau und er war zu faul, um so oft zu trainieren. Da war das also doch eher unwahrscheinlich.
„Ich denke wir lassen es besser so, wie es jetzt ist. Mir würden sie ja nicht mal erlauben mich zu beweisen. Und dabei weiss doch jeder, dass ich sogar besser als du bin.“ Ich weiss es war gemein so was zu sagen, aber es stimmte wirklich. Bim Sprinten war ich viel besser als Chris. Und auch wenn es darum ging, etwas aus der Luft aufzufangen.
„Also dann Süsse. Lass uns einen Wettlauf machen. Vom Anfang der Tribüne bis zum Ende.“ Ich wusste, dass ich gewinnen würde. Wenn überhaupt war das eine Strecke von gerade einmal 200 Metern. Da konnte ich nicht verlieren.
„Ok Chris. Bei 3 geht es Los. Ich zähle.“ Wir gingen in Startposition und ich fing an zu zählen.
„1…2…“ bis zur 3 kam ich gar nicht, da Chris sofort los gerannt ist, als ich noch bei der 2 war. So ein Arsch! Mit bescheissen kann ich auch locker gewinnen. Ich rannte knapp hinter Chris und hatte ihn fast eingeholt, als er plötzlich in meiner Reihe voll auf die Bretter sprang. Ich spürte die Vibration sofort in allen Knochen. War auch nicht anders zu erwarten, wenn so ein Klumpen Muskelmasse plötzlich vor dich springt. Ich fing an zu lachen und jagte ihm hinterher. Leider konnte ich aber dank seinem breiten Rücken nicht viel sehen. Ich fasste den Entschluss, dass ich unbedingt auf eine andere Reihe musste. Also rannte ich weiter und wollte auf das Brett über mir springen. Irgendwas ging dabei ziemlich in die Hose. Ich könnte mir jetzt noch an den Kopf schlagen, wenn ich daran denke. Ich nehme also voll Anlauf und will auf die Reihe über mir springen, als ich plötzlich einen ziemlich heftigen Schmerz in meinem rechten Fussknöchel spüre. Ich fing an zu schreien und landete der Länge nach auf der Tribüne. Na supergemacht Lena! Echt klasse hast du das wieder hinbekommen beschimpfte ich mich selbst. Chris kam in aller Eile zu mir zurück und drehte mich auf den Rücken. Von unten sah ich auch schon Kevin und Ray auf uns zurennen.
„Lena! Lena ist alles in Ordnung?“ Ich hörte die grosse Sorge in Kevins Stimme und hätte mich grad selbst ohrfeigen können. Wie kann man nur so dumm sein?
„Es geht so. Meine Knie tun weh und mein rechter Knöchel auch.“ Brachte ich leicht wimmernd raus.
„Chris du Vollidiot. Was macht ihr denn wieder für einen Scheiss hier oben? Euch 2 kann man echt keine 5 Minuten aus den Augen lassen.“ Jetzt fühlte ich mich grad noch mieser, weil Kevin nur Chris die Schuld an der ganzen Sache gab. Dabei konnte er doch gar nichts dafür.
„Lass ihn in Ruhe Kev. Es war meine eigene Blödheit, dass ich gestürzt bin.“ Er sah mir in die Augen und begutachtete dann meine Beine.
„Scheisse! Lena! Deine Knie sind total aufgeschrammt und dein Knöchel schwillt sogar schon an. Er wird schon blau. Wir müssen dich sofort zur Schulkrankenschwester bringen.“ Ohh Nein! Ich hasse diese alte Schrulle. Sie weiss immer genau, wo man Schmerzen hat, drückt aber trotzdem genau auf der Stelle rum. Musste so was echt unbedingt sein? Die würde mir meine Schmerzen im Knöchel nur noch verschlimmern. Aber Widerworte waren sicher mal wieder zwecklos.
„Muss das sein Kev? Du weist genau das Ich diese Schreckschraube nicht leiden kann!“ Ich schob meine Unterlippe vor und setzte meinen Hundeblick ein.
„Du musst es gar nicht bei mir probieren Lena. Du weist genau das Es bei mir nicht funktioniert.“ Verdammt! War ja klar. Er ist einfach schon abgehärtet gegen meinen Hundeblick. Ich muss mir echt was Neues einfallen lassen.
„Ok. Es wird sich wohl nicht vermeiden lassen. Also dann los!“ Ich wollte gerade aufstehen, als ich merkte, dass Kevin eigentlich vorhatte mich zu tragen. Dass lies ich mir natürlich nicht zweimal sagen. Wer läuft schon freiwillig, wenn man einen hilfsbereiten besten Freund hat? Ich grinste und lies mich von ihm hochheben.
„Danke Kevin. Aber ich könnte echt auch laufen.“ Das sage ich nur, damit er nicht denkt, dass ich ihn ausnutze. Er muss ja nun echt nicht wissen, dass ich gerne getragen werde.
Als wir auf dem Weg zur Krankenschwester waren, fiel mir auf das uns jemand folgte. Ich sagte Kevin er soll sich doch bitte mal umdrehen und wer steht doch und folgt uns? Herr Obercool persönlich. Ich legte den Kopf in den Nacken und stöhnte. Das darf doch wohl nicht war sein. Musste der Spinner mich jetzt auch noch nerven?
„Was willst du? Und wieso dackelst du uns hinterher?“ Er legte den Kopf etwas zur Seite und sah mich mit glühendem Blick an.
„Was ist mit dir passiert? Hat dich der Typ verletzt?“ Häää? Kevin und mich verletzten? Was dachte der denn bitte…
„Nein! Wie kommst du denn auf so eine dumme Idee? Kevin würde mich nie verletzten. Bei dir kann man ja so was wohl eher nicht behaupten.“ Ich gab Kevin ein Zeichen und er ging weiter. Angekommen bei der Schwester machte sie grosse Augen und fing an zu meckern. Was ist passiert? Wie ist es passiert? Tut es weh, wenn ich HIER drücke? Blablabla…Ja sicher tut es weh, wenn sie mir auf meinen rechten Knöchel drückt. Was denkt die Frau denn bitte? Als ich auf ihre Diagnose wartete merkte ich wieder die Blicke in meinem Rücken. Ich drehte mich leicht um und sah Ian im Türrahmen stehen. Was wollte der denn schon wieder?
„Also Frau Northman. Ich habe gute und schlechte Neuigkeiten. Ihre Knie sind nur etwas aufgeschürft. Aber Ihr Knöchel macht mir Sorgen. Wir machen jetzt eine Röntgenaufnahme und dann gucken wir weiter.“ Na super. Wenn er gebrochen ist, flipp ich aus.
Und was ist? Natürlich ist es gebrochen! War doch wieder mal klar. Das hiess 8 Wochen Gips und Krücken. Super!
Ian stand komischerweise weiterhin im Türrahmen und beobachtete mich. Was wollte der denn bloss? Ich glaube ich muss echt mal mit ihm reden. Definitiv! Also soweit alles geklärt war und der Gips dran, konnte ich mich auf den Heimweg machen. Und Ian sollte grad mitkommen, damit ich mit ihm reden kann. Ich nahm Kevin kurz zur Seite und sagte ihm, wie die Sache aussah.
„Also pass auf Kevin. Ich werde jetzt nach Hause gehen. Und da Ian anscheinend mit mir reden will, möchte ich, dass er mich begleitet. Und du gehst bitte erst mal nach Hause und kommst dann später zu mir. Ok?“ Erst sah er mich etwas entsetzt an, aber dann nickte er und ging, ohne ein Wort zu sagen. Oh Man! Männer sind so was von kompliziert. Die soll mal einer verstehen! Ich verdrehte die Augen und machte mich auf den Weg zu Ian. Das konnte ja lustig werden.
„Also lass uns reden. Da kannst du mich auch gleich zu mir nach Hause begleiten.“ Ich wies ihm an mir zu folgen und er tat es. Hoffentlich sah man mir nicht an, wie nervös ich war.
„Wie geht es deinem Fuss?“
„Gut. Danke. Ich hab Schmerzmittel bekommen. Und ausserdem tut es ja immer weniger weh, wenn er gebrochen ist und nicht nur verstaucht.“ Ich sah ihm kurz in die Augen und lächelte. Ich lächelte? Na sag mal bin ich denn total bescheuert?
„Ok. Dann bin ich froh.“ Wie bitte? Er ist froh? Jetzt bin ich wirklich verwirrt. Und ich glaube das sah man mir auch an, denn er fing plötzlich an zu lachen. Also ein richtiges Lachen. Nicht so ein Grimmiges das nicht Mal seine Augen erreichte. Aber dieses Lachen tat es. Und ich muss sagen, dass es mir wirklich gefällt.
„Also. Was willst du? Sag jetzt aber bitte nicht, du willst meine Hausaufgaben abschreiben, denn dann kannst du grad verschwinden.“ Ich funkelte ihn böse an und lies ihn merken, dass ich es vollkommen ernst meinte.
„Nein. Ich will dich nicht nach deinen Hausaufgaben fragen. Ich wollte wissen, ob du gerne mal mit mir Essen gehen würdest!?“ Ich fiel fast über meine eigenen Füsse, als ich die Augen aufriss und den Atem anhielt. Ich merkte, wie ich knallrot wurde und anfing vor mich hin zu stottern.
„W…Wa….W…WAS?“ Ich weiss, ich muss echt bescheuert ausgesehen haben.
„Nein! Vergiss es! Das könnte dir so passen! Du spinnst wohl!“ Und mit diesen ungestotterten Worten lies ich ihn stehen.
Die erste Schulwoche war zum Glück vorbei. Endlich! Ian hat mich nach meinem Abgang in Ruhe gelassen und es auch nicht wieder versucht. Irgendwie hat mich das ein bisschen traurig gemacht, da ich dachte er sei nicht so einer der schnell aufgibt. Aber so kann man sich irren. Meine Jungs fanden es natürlich super, dass es mittlerweile so lief. Was war auch anderes zu erwarten? Und mein gebrochener Knöchel tat auch nicht mehr weh. Chris musste sich von meinen Brüdern einen ziemlichen Zusammenschiss gefallen lassen. Sie liessen nicht mal zu das ich was sagte. Dabei war es nicht mal Chris seine Schuld. Seither hat er mich auf Händen getragen und mir jeden Wunsch von den Lippen abgelesen. Und das kann einem mit de Zeit ziemlich auf den Geist gehen. Er wollte mir sogar beim pinkeln helfen! Also Entschuldigung, aber das krieg ich wohl auch noch selber hin. Trotz Gipsfuss!
Ich war grad auf dem Weg nach Hause und wollte ins Wochenende starten, als Chris hinter mir her gerannt kam und meinen Rucksack von meiner Schulter zog.
„Den trag ich Lena. Er ist doch viel zu schwer für dich.“ Zu schwer? Was dachte der denn wie schwach ich bin? Um mal eins klar zu stellen. Für eine Frau kann ich ziemlich viel heben.
„Chris! Übertreibst du nicht ein bisschen? Mein Fuss ist gebrochen und nicht mehr. Und deine Schuld ist es auch nicht, dass das alles passiert ist. Das war meine eigene Dummheit.“ Er sah mich traurig an und schüttelte den Kopf.
„Es ist meine Schuld Lena. Wäre ich nicht vor dich gesprungen hättest du den Sprung aufs andere Brett nicht versucht! Es ist alles meine Schuld. Und jetzt leidest du darunter das ich so ein Vollidiot bin.“ Er senkte den Blick und spielte mit einem Steinchen vor seinen Füssen.
„Du bist ein Trottel Chris. Wieso leide ich denn? Weil Sport für mich ausfällt? Nein! Weil ich alles kriege was ich will? Nein! Weil mir alle bringen was ich mir wünsche? Nein!“ Ich sah ihn an und wir fingen beide an zu lachen. Es war wirklich nicht so schlimm ein gebrochenes Bein zu haben. Meine Brüder haben mich im ganzen Leben noch nicht besser behandelt. Und Kevin trug mich auf Händen, denn er gab sich ebenfalls zum Teil die Schuld daran. Das muss jetzt für euch ziemlich gemein klingen, weil ich sie so was wie ausnutze, aber mal ehrlich. Sobald sie krank sind jammern sie nur noch rum und ich muss sie bemuttern. Ist das gerecht? Jetzt nutze ich die Situation halt auch mal aus.
Chris und Ich waren so stark am lachen, dass wir nicht mal merken als wir über die Strasse liefen. Keine von uns guckte sich um. Ich erschrak als neben uns ein Auto voll auf die Bremse ging und hupte.
„Könnt ihr nicht den Kopf ausm Hintern ziehen und gucken wo ihr lang lauft?“ Es hockte kein geringerer als Mister Obercool hinterm Steuer.
„Beruhig dich mal. Ist ja gar nichts passiert. Wir waren nur grad etwas abgelenkt. Entschuldige bitte.“ Ich versuchte nicht allzu sauer zu klingen nach seinem dummen Spruch. Kopf im Hintern? Wie kommt man denn auf so blöde Ideen? Ich glaube Chris dachte das gleiche, denn auf einmal mussten wir wieder lachen. Wir gingen aber schnell weiter, da ich etwas Angst hatte das uns Ian doch noch über den Haufen fährt. Es heisst ja schliesslich: Was nicht ist, kann ja noch werden!
„Glück gehabt. Fast hättest du auch etwas gebrochen gehabt Chris.“ Ich musste wieder kichern und ging weiter.
Als ich endlich durch meine Haustür war schmiss ich meinen Rucksack in die Ecke und knallte mich aufs Sofa. Schule ist aber auch stressig. Und das obwohl man den ganzen Tag nur rum sitzt. Aber Denken strengt meiner Meinung nach mehr an als jeder Dauerlauf. Der Sportunterricht fehlte mir schon ein bisschen, da ich sonst eigentlich immer am Morgen eine Runde Joggen gehe. Aber mit einem gebrochenen Knöchel? No way! Leider absolut nicht möglich. Meine Brüder sind ja auf die glorreiche Idee gekommen, dass sie mich Huckepack bei ihrer Joggingtour mitnehmen könnten. Pff. Wer kommt denn bitte auf so dumme Ideen? Vor allem was würde mir das bitte schön bringen? Ausser vollgeschwitzt zu werden von einem der Beiden? Dann entspanne ich doch lieber ein bisschen auf der Couch und warte bis die restlichen 7 Wochen auch noch um sind.
„Hey Lena du faules Stinktier!“ Wenn man von der Wüste spricht kommen die Kamele.
„Och nöö Jungs. Lasst mich bitte in Ruhe. Ich will ganz entspannt in mein Wochenende starten.“ Zu spät! Schon wurde ich über die Schulter von Dean geschmissen und in die Küche verfrachtet.
„Komm Lena. Wir machen uns was Leckeres zu essen.“
„Und wie soll ich gleichzeitig kochen und meine Krücken halten? Ihr überlegt schon nur bis zur nächsten Hausecke!“ Innerlich stöhnte ich über die Dummheit meiner Brüder. Manchmal dachten sie ihre Pläne leider nicht bis zu Ende.
„’Tschuldige bitte Lena. Wir meinten eigentlich du gibst uns Anweisungen vom Tisch aus und wir kochen.“ Er grinste mich frech an und setzte mich auf den Stuhl der ihm am nächsten Stand.
„Achso. Na wenn das so ist kann ich euch sogar wirklich helfen.“ Ich kommandierte die Beiden über 1 Stunde rum. Und das Essen wurde nicht mal so schlecht. Und das soll bei meinen beiden Beschützern echt was heissen, denn sie können eigentlich überhaupt nicht kochen. Sie sind beide totale Nieten wenn es darum geht. Und da meine Eltern viel, also eigentlich fast immer, auf Geschäftsreise sind bleibt die Kocherei meist an mir hängen. Aber da ich verletzt bin musste ich heute nicht kochen UND nicht abwaschen. Das Wochenende fing echt gut an.
Ich war gerade damit beschäftigt meinen Brüdern beim Abwasch zuzugucken, als es an der Haustür klingelte. Es klingelte? Wer konnte das denn sein? Kevin und die 2 anderen sicher nicht, da die einfach ins Haus spazieren wenn es ihnen gerade passt. Ich humpelte zur Haustür, öffnete sie und schlug sie grad wieder geschockt zu. Was ist denn hier los? Jetzt weiss dieser Spinner auch noch wo ich wohne? Und wieso kommt der her? Denn vor meiner Haustür stand niemand geringerer als Ian Miller. Das ist doch echt zum Mäuse melken. Ich hab Wochenende verdammt. Wieso kann er mich nicht in Ruhe lassen? Ganz langsam zog ich die Tür wieder auf und sah ihn etwas geschockt an.
„Was machst DU denn hier?“ Das DU betone ich an dieser Stelle extra. Hoffentlich kapiert er das ich nicht gerade begeistert bin.
„Hallo. Ich wollte dich nur fragen wie es dir geht…“ Ich liess ihn gar nicht weiter reden.
„Gut. Danke! Und Tschüss!“ Ich wollte die Tür schon wieder zu machen als er sie stoppte.
„Was willst du? Und woher weist du das ich hier wohne?“
„Nach unserem Fast-Zusammenprall vorhin bin ich dir hinterher gefahren. Entschuldige bitte. Ich hätte besser aufpassen müssen beim Fahren.“ Was? Er entschuldigte sich bei mir? Dafür das ich ohne Hirn einfach über die Strasse bin? Nett, aber ich wollte ihn nicht wissen lassen was ich gerade gedacht habe.
„Ist schon ok. War ja auch zum grössten Teil unsere Schuld. Wir hätten besser aufpassen müssen!“ Was rede ich denn da? Gerade denke ich noch das er das ja nicht wissen darf und im nächsten Moment plapper ich es aus?! Ja bin ich denn total bescheuert? Oh man. Mir ist eindeutig nicht mehr zu helfen.
„Und was willst du genau von mir? Also ausser dich zu entschuldigen?“ Na jetzt bin ich aber mal gespannt. Wehe er will wieder meine Hausaufgaben.
„Ich wollte…“ Weiter kam er nicht. Denn genau in diesem Moment kamen Dean und Eric angerannt.
„Was willst du hier du Schürzenjäger?“
„Genau! Mach das du weg kommst.“ Also Dean und Eric können manchmal echt taktvoll sein. Ich sah beide an und wurde etwas wütend. Was dachten denn die beiden wie alt ich bin?
„Jungs! Ich kann die Sache ganz gut alleine klären. Vielen Dank für euren Beistand, aber jetzt haut ab.“ Sie sahen mich etwas geschockt an, verzogen sich dann aber in ihre Zimmer. Glück gehabt! Ich hatte schon Angst das würde vielleicht ausarten.
„Also. Entschuldige bitte, aber sie wollen mich nur beschützen. Was wolltest du vorhin sagen?“
„Ähm…Ich wollte fragen ob du einen Kaffee mit mir trinken gehst!? Jetzt gleich wenn du möchtest.“
„Meinst du das ernst? Erst fängst du mich auf dem Frauenklo ab und bittest mich um meine Hausaufgaben, und jetzt willst du das ich einen Kaffee mit dir trinken gehe?“ Ich war verwirrt. Ich werde aus dem Jungen einfach nicht schlau.
„Ja. So könnte man es sagen. Und, kommst du mit oder nicht?“ Ich überlegte kurz und entschied mich dann dafür, ihm wenigstens eine Chance zu geben. Jeder hat eine Chance verdient. Oder?
„Also gut. Ich komme mit.“ Ich sagte meine Brüderchen Bescheid, schnappte mir meine Jacke und ging mit Ian mit.
Wir gingen in mein Lieblingscafe das „Bel Air“. Ich mochte es eigentlich nur, weil man hier ziemlich abgeschieden sitzen konnte, ohne dass man ständig von anderen beobachtet wurde. Aber in diesem Fall klappte das wohl eher nicht so. Denn wer sieht schon nicht hin, wenn die Aussenseiterin der Schule mit dem grössten Macho der Schule das Cafe betritt? Genau. NIEMAND! Alle starrten uns an. Ohne Scheiss jetzt! Sie starrten! Ich zog Ian schnell in meine Lieblingsecke und wir setzten uns gegenüber hin.
„War das gerade eben für dich genauso peinlich?“ Ich musste ihn das einfach fragen. Aber so wie der grinst wohl eher nicht. War ja klar! Schürzenjäger + Aufmerksamkeit ohne Ende = glücklicher Schürzenjäger! Tzz…
„Alsooo…“ Ich wusste echt absolut nicht was ich sagen sollte. Gut, das Schweigen zwischen uns war nicht unbedingt unangenehm, aber ich wollte ein bisschen was über ihn erfahren.
„Wo kommst du her?“ Entschuldigt bitte, aber eine bessere Frage fällt mir im Moment echt nicht ein.
„Ich komme aus New York.“
„Echt? Cool. Und was willst du dann in so einem kleinen Städtchen wie Crescent Beach?“ Ich wunderte mich etwas. Wie kann man freiwillig von so einer hammermässigen Stadt wegziehen und hier her kommen?
„Ich bin als Kind in einer Kleinstadt aufgewachsen. Es hat mir immer gefallen. Deswegen hab ich mich dafür entschieden wieder in eine zu ziehen.“
„Ach so. Na wenn es dir so besser gefällt, dann war es ja eine gute Entscheidung. Bist du denn alleine hier oder mit der Familie?“
„Ich bin mit meiner Schwester hierher gekommen. Meine Eltern sind schon lange tot.“ Oh Backe. Hoffentlich hatte ich da keinen wunden Punkt getroffen.
„Das tut mir Leid. Ich wollte nicht unhöflich wirken.“
„Ist schon ok Lena. Das konntest du ja nicht wissen.“ Man! Wieso war der Typ plötzlich so nett? Und jetzt lächelt der auch noch? Nicht zu fassen. Der hat eindeutig Stimmungsschwankungen.
„Und wo sind deine Eltern? Oder hast du nur noch deine Brüder?“
„Nein. Meine Eltern leben noch. Aber sie sind fast immer auf Geschäftsreise. Deswegen bin ich froh das ich meine Brüder hab.“
„Die 2 sind ja echt beeindruckend. Passen sie immer so auf dich auf wie in dieser Woche?“
„Eigentlich nicht. Da ich mit fast niemandem gut klar komme redet auch keiner mit mir. Sie sind nur so weil du da bist. Wir hörten das du ein ziemlicher Schürzenjäger bist und da hat es bei ihnen irgendwie ausgesetzt.“ Ich lächelte ihn an und hätte mich danach grad wieder dafür in den Arsch beissen können. Was hat der nur für eine Wirkung auf mich? Das ist diese verhängnisvolle Kombination seiner rauchigen scharfen Stimme mit diesen wundervollen blauen Augen. Oh man. Dass das mal nicht schief geht was hier gerade läuft.
„Ich will nicht abstreiten das ich schon was mit Frauen hatte, aber es war immer mit ihrem Einverständnis und vor allem nicht so oft wie manche denken.“ Dazu wusste ich echt nichts mehr zu sagen. Deswegen sah ich ihn einfach an, trank meinen Kaffee schnell aus und sagte das ich nach Hause müsse.
„Wieso? Wir sind doch erst seit 10 Minuten hier?“
„Ich hab Schmerzen im Bein. Ich würde es gerne etwas ausruhen. Und ausserdem bin ich müde.“
„Ok. Entschuldige bitte. Ich bing dich nach Hause.“ Wir zahlten unsere Getränke und machten uns auf den Rückweg.
Vor meiner Haustür angekommen wusste ich nicht genau was ich machen sollte. Sollte ich ihm die Hand schütteln? Oder einfach rein gehen? Ich entschied mich für letzteres, aber er fand anscheinend, dass das nicht reicht.
Er zog mich zu sich hin und gab mir einen leichten Kuss. Er berührte nur zart meine Lippen, aber trotzdem entfachte es eine Explosion in meinem Körper. Ich merkte wie sich alles in mir anspannte. Aber nicht im negativen Sinne, sondern eher im positiven. Doch ehe der Kuss sich weiter ziehen konnte, wurde ich an meiner Jacke weggerissen und von Kevin böse angeguckt!
„Na sag mal geht’s noch?“ Ohoh…die Sache zieht sicher noch ne dicke Diskussion mit sich.
„Was sollte der Scheiss Lena? Hast du jetzt komplett den Verstand verloren? Du stehst mit diesem Schürzenjäger da draussen und knutscht rum?! Ich fasse es einfach nicht!“ Ich sah die Enttäuschung in Kevin seinen Augen, aber ich konnte ehrlich nicht sagen was das gerade war. Ich war selbst noch zu verwirrt um das alles zu begreifen. Hatte er mich wirklich geküsst? Na gut. Kuss konnte man das auch nicht unbedingt nennen, aber er war der erste Junge, der mich küsste ohne dass ich nichts fühlte. Sicher, ich fühlte was wenn mir Kevin einen Kuss gaben. Ich fühlte auch was wenn mir meine Brüder einen Kuss gaben, aber es ist eben nicht das gleiche. Als er meine Lippen berührt hatte, sei es auch noch so zart und kurz gewesen, bin ich förmlich geschmolzen. Mein Körper hat sich angespannt und überall auf der Haut hatte ich dieses kribbeln. Ich riss mich los aus meinen Gedanken und wendete mich meinem Problem zu. Dieses hörte auf den Namen Kevin und stand schnaufend und mit wütendem Gesicht vor mir.
„Was machst du überhaupt hier?“ wollte ich als erstes wissen. Doch dann fiel mir ein, dass er ja gesagt hatte er käme heute noch vorbei.
„Vergiss die Frage. Die hab ich mir grad selbst beantwortet. Was geht es dich denn bitte an was ich mache? Du bist nicht mein Vater und ich bin alt genug selbst zu entscheiden mit wem ich mich treffe! Und vor allem WAS ich mit demjenigen mache!“ Ich redete mich richtig in rage. Ich kann es einfach nicht leiden wenn mich Leute behandeln als sei ich 5. Und sei es mein bester Freund!
„Ich komme wie versprochen zu dir und du bist nicht da. Als mir deine Brüder gesagt hatten mit wem du weg bist wollte ich grad hinterher. Und kaum mache ich die Tür auf und stehst du dort und knutscht mit IHM rum!“ Jetzt hatte Kevin angefangen zu schreien. Vor allem das „ihm“ betonte er. Er dachte wohl ich sei blöd. Tzz… wenn er Streit will kann er ihn haben.
„So lasse ich nicht mit mir reden Kevin! Das kannst du gleich vergessen. Ich bin kein Kind mehr. Du bist zwar mein bester Freund, aber ich lasse mich von dir nicht anschreien. Vor allem nicht wenn da gar nichts war. Er hat mich ja nicht mal richtig geküsst.“ Ich war auf 180 oben. Selbst meine Nachbarn 5 Häuser weiter mussten gehört haben was wir uns hier gegenseitig an den Kopf warfen. Als er registriert hatte was ich gerade gesagt habe, wurde er auf einmal ruhig. Er sah mich entschuldigend an und streckte schon die Arme nach mir aus, aber ich schob sie einfach weg. Das konnte er ja wohl grad vergessen. Vergeben und vergessen nach 1 Minute? Nicht mit mir.
„Vergiss es Kev. Lass mich in Ruhe und verschwinde. Ich will dich heute nicht mehr sehen!“ Ich ging an ihm vorbei die Treppe hoch und verschwand in meinem Zimmer. Aber nicht ohne richtig die Tür zuzuknallen.
Ich schmiss mich in mein Bett und fing an zu weinen. Wieso heulte ich denn bitte jetzt? Weil der Kuss nur so kurz war? Weil ich mich mit Kevin gestritten hatte? Ich bin schon wieder verwirrt. Ständig bin ich wegen diesen ganzen Idioten verwirrt. Und seit Ian Miller da ist, ist alles nur noch schlimmer geworden. Als ich an seinen Namen dachte kam ich grad wieder ein kribbeln im Bauch. Was war denn nur los mit mir? Ich wollte das nicht fühlen. Ich wollte nichts für ihn empfinden. Das ist doch alles Mist. Und dann auch noch der Krach mit Kevin. So hatte ich mich noch nie mit ihm gestritten.
Als es an meiner Zimmertür klopfte sah ich so verheult aus, dass ich erstmal in mein kleines Bad rannte um mein Gesicht zu waschen. Ich schmiss mich wieder aufs Bett und wartete.
„Ja?“
„Lena.“ Meine Brüder wussten wohl nicht so recht was sie sagen sollten.
„Was ist?“ Jetzt bin ich aber mal gespannt was kommt.
„Weisst du Lena…“ fing Dean an.
„…wir machen uns einfach Sorgen um dich. Und bei Kevin ist das nicht anders. Du musst verstehen warum er so reagiert. Er hat einfach Angst um dich.“ Beendete Eric Dean’s Anfang.
„Ich MUSS gar nichts verstehen. Das er aus Angst so reagiert hat weiss ich selbst, aber ich lasse mich trotzdem nicht von ihm anschreien.“ Also echt. Das müssten die 2 doch auch verstehen. Schliesslich haben sie sich nie was sagen lassen von meinen Eltern. Und ich lasse mir auch nichts sagen.
„Na schön. Wenn du es nicht anders in deinen Dickschädel kriegen willst. Du hast hiermit Hausarrest. Und diesen Ian wirst du nicht mehr sehen!“ Na die beiden haben ja wohl nicht mehr alle Latten am Zaun oder was?
„Sag mal seit ihr total bescheuert? Was fällt euch eigentlich ein mir mit so einem Scheiss zu kommen? Hausarrest? Ian-Verbot?“
„Es ist nur zu deinem besten Lena.“ Und das kommt grade von einem wie Eric. Der sich nie an Regeln oder Abmachungen oder Vorschriften hält.
„Ausserdem sind Mom und Dad nicht da, also haben wir die Befehlsmacht.“ Das wurde ja immer besser. Jetzt kommt mir Dean auch noch mit Befehlsmacht. Die haben doch eindeutig alle beide einen Knall. Ich sah sie böse an und sagte so kalt und gefühllos wie ich konnte das sie verschwinden sollen.
„Raus aus meinem Zimmer. SOFORT! Und kommt mir ja nicht mehr unter die Augen.“ Sie sahen mich geschockt und entsetzt an. Ich wusste das ich wieder angefangen hatte zu weinen, doch ich liess es einfach laufen und ignorierte sie.
Ich brauche dringend eine Dusche. Aber ganz dringend. Ich zog eine Plastiktüte über meinen Gips und hinkte ins Badzimmer. Wenn ich jetzt ausrutsche wäre dieser „tolle Abend und Start ins Wochenende“ einfach perfekt. Aber es verlief zum Glück alles normal. Als ich fertig war trocknete ich mich ab und schlüpfte in meine Boxershorts und mein übergrosses T-Shirt. Boah ist das gemütlich. Ich hasse zu enge Klamotten die einem alles abzwängen. Das kann doch echt nicht gesund sein für die Durchblutung. Oder? Ach egal. Mein Problem ist es ja nicht. Ich schmiss mich in mein Bett und nahm mein Buch das ich im Moment las. Stolz und Vorurteil von Jane Austen. Irgendwie passte das grad oder? Nach 2 Minuten lesen hörte ich grad wieder auf. Ich war einfach nicht in Stimmung dafür. Konnte mich absolut nicht konzentrieren. Was mache ich denn jetzt bloss? Soll ich mich wirklich von ihm fernhalten? Soll ich Kevin und den anderen einen gefallen tun und nie wieder mit ihm reden? Ich weiss es einfach nicht. Ich weiss, ich hatte am Anfang gesagt ich stehe nicht auf Schürzenjäger und Machos, aber irgendwas zog mich magisch zu ihm hin. Ich weiss ja selbst nicht was mit mir los ist. Sowas hatte ich noch nie gefühlt. Ich wurde ja heute auch zum ersten Mal geküsst. Konnte man dazu überhaupt geküsst sagen? Verdammt. Wieso musste Kevin dazwischen platzen? Ich hätte gern gewusst wie sich Ian’s Lippen auf meinen angefühlt hätten. Wie er schmeckt. Ob seine Lippen so weich waren wie sie aussahen. Ich merkte ein ziehen in meinem Unterleib als ich an all das dachte. Meine Brustwarzen wurden auf einmal hart. Wie würden sich seine Hände auf meinem Körper anfühlen? Seine Lippen die überall Küsse verteilen? Oh je. Was dachte ich denn hier? Es ist glaube ich besser wenn ich erstmal eine Runde schlafe. Ich bin sicher übermüdet.
Ich war schon fast eingeschlafen, als ich ein Geräusch hörte. Es klang als würde jemand an mein Fenster klopfen!? Sicher, ich hatte einen Balkon vor meinem Fenster, aber wie sollte man bis dort hinkommen? So hoch kann nun echt niemand springen. Ich ignorierte das Geräusch und drehte mich auf die andere Seite. Doch es ging nicht weg. Es wurde sogar immer vehementer. Was war denn hier nur los? Ich stieg aus meinem Bett und ging geräuschlos – naja, so gut das mit einem Gips geht – Richtung Fenster. Ich zog den Vorhang beiseite und sah nach draussen. Nichts. Gar nichts. Seltsam. Ich wollte mich gerade umdrehen und gehen, als es wieder anfing. Ich riss die Türen auf und erschrak fast zu Tode. Doch bevor ich schreien konnte hatte Ian mich an sich gerissen und mir den Mund mit seinem verschlossen. Wow! Seine Lippen waren ein Traum. So weich und sanft. Und als er mit seiner Zunge einlass in meinen Mund verlangte liess ich ihn. Er schmeckte nach Whisky-Cola. Mein absolutes Lieblingsgetränk abgesehen von Kaffee. Ich konnte und wollte gar nicht mehr aufhören. Ich klammerte mich an ihm fest und hoffte es würde nie Enden. Er liess seine Hände an meiner Seite zur Hüfte gleiten und hielt mich fest. Seine rechte Hand wanderte jedoch weiter zu meiner Brust. Als er sanft darüber strich entfuhr mir ein Geräusch, dass sich gar nicht anhörte als käme es von mir. Ich stöhnte. Ich stöhnte? Oh nein. Stopp! Stopp! Stopp! Ich will meine Jungfräulichkeit nicht an einen Typen verlieren den ich nicht kenne und liebe. Ich schob meine Hände zu seiner Brust und kam nicht umhin zu bewundern, wie gut er gebaut war. Wahnsinn! Aber jetzt Stopp! Ich drückte gegen seine Brust und wollte ihn wegschieben, doch das stachelte ihn nur noch mehr an. Ich löste meinen Mund von seinem und wollte etwas sagen, wurde jedoch davon abgelenkt das er anfing an meinem Ohrläppchen zu knabbern. Woooow!
„Ian!“ brachte ich schwach heraus. Wieso konnte ich nicht richtig sprechen? Er fuhr mit seiner zarten Lippen an meinem Hals entlang und lenkte mich weiter ab. Lena, versuchte ich mir selbst zuzureden, bleib bei Verstand. Du musst aufhören bevor es zu spät ist. Mit einem Schlag war meine Lust weg. Ich hob meine Hand und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige.
„Hör sofort auf!“ Er sah mich etwas entsetzt und böse an.
„Für was war die denn bitte? Dir hat es doch auch gefallen! Ich hab es genau gespürt. Dein Herz hat gerast!“
„Na und? Deswegen will ich trotzdem keinen Sex mit einem Typen den ich nicht kenne und liebe!“
„Liebe? Sowas willst du? Na dann war das unser erster und letzter Kuss. Sowas kann ich dir nicht geben!“ Damit drehte er sich um und verschwand. Ich sah ihm nach und wusste nicht was ich sagen sollte. Das war’s? Ich kriegte den besten Kuss meines Lebens und so sollte es enden? Mit Danke, aber Nein Danke? Bevor ich wusste was ich tat fing ich an zu weinen. So ein verdammtes Arschloch. Meine Brüder und Kevin hatten ja so was von Recht. Treffen Verboten! Das Beste was sie mir jemals sagen konnten. Ich hasse dieses Arschloch Ian Miller! Ich hasse ihn!
Bevor ich schlafen ging schickte ich Kevin noch eine SMS. Von diesem neuerlichen Treffen würde ich ihm natürlich nichts sagen, aber das hiess ja nicht, dass ich mich nicht entschuldigen konnte.
Er verzieh mir sofort und entschuldigte sich ebenfalls bei mir.
Am nächsten Tag stand ein Ausflug in den Fun-Park mit Ihm, Chris, Ray und mir an. Ein bisschen Ablenkung ist im Moment sicher nicht schlecht. Und mit dem Gedanken an meine tollen Jungs schlief ich ein.
Was bin ich eigentlich für ein Trottel? Es war doch so was von klar das man mit einem Gips nicht auf Achterbahnen darf. Meine Jungs hatten daran aber natürlich auch keinen Gedanken verschwendet. Typisch! Wenn man so verwirrt ist wie ich im Moment, denkt man aber auch nicht sehr weit.
Ich konnte letzte Nacht nicht wirklich schlafen. Ich glaube wenn ich alles zusammen rechne komme ich vielleicht auf gut geschätzte 4 Stunden. Ich war heute Morgen sogar noch unausstehlicher als sonst. Und das soll schon was heissen. Meine Brüder hielten ausnahmsweise mal ihre Klappen. Es könnte aber auch daran liegen, dass ich immer noch total verheult aussah. Wie kann man nur so viel wegen einem Typen weinen den man nicht liebt? Den man nicht mal richtig leiden kann! Ist das überhaupt normal? Ich war mir jedenfalls nicht sicher was die ganze Sache betraf. Ich war noch verwirrter als vorher. Ich versuchte nicht weiter daran zu denken, sondern mich auf den Tag mit meinen Jungs zu freuen. Bis wir im Park waren. Und wie eben schon erwähnt uns auffiel, dass man mit einem Gips gar nicht auf eine Achterbahn darf.
„Oh man Scheisse Lena! Das ist ja jetzt total Mist. Und das nachdem wir nun schon den Eintritt bezahlt haben.“ Ray sah mich traurig und entschuldigend an.
„Macht euch keinen Kopf Jungs. Ich freue mich auch so hier zu sein. Ehrlich.“ Ich grinste sie der Reihe nach an und ging los.
„Kommt ihr? Wenn ihr zu lange wartet werdet ihr ewig anstehen müssen.“ Ich lachte und holte mir erstmal eine Coke. So lange ich was zu Essen und zu Trinken hatte war mir der Rest eigentlich egal. Kevin nahm mir mein Getränk ab und brachte es für mich an einen Tisch. Wenn doch nur die dummen Krücken nicht wären. Die sind ja das schlimmste an der ganzen Sache. Ich setzte mich in den Schatten und sah alle 3 aufmunternd an endlich anzufangen. Kaum hatten sie das gemerkt flitzten sie auch schon los. Ich grinste als ich sah wie sie sich benahmen. Wie kleine Kinder.
„Was ist denn so lustig wenn ich fragen darf?“ Oh nein! Diese Stimme kannte ich leider zu gut.
„Ian.“ Mehr brachte ich nicht raus, denn ich merkte wie sich langsam Wut und Sehnsucht vermischten. Wieso musste er auch so gut küssen? Das ist doch echt nicht fair!
„Lena.“ Er grinste mich an und sah den Jungs zu wie sie die erste Achterbahnfahrt begannen.
„Was willst du von mir? Wir haben ja gestern Abend wohl schon alles geklärt oder?“ Ich drehte mich von ihm weg und versuchte nicht an unseren wundervollen Kuss zu denken. Herrgott Lena! Jetzt reiss dich aber mal zusammen. Du verweichlichst ja schon richtig.
„Ich wollte mich entschuldigen. Weil ich dich gestern verletzt habe mit meinen Worten.“ Tzz…
„Wie kommst du denn bitte darauf? Das war nur ein Kuss. Nicht mehr und nicht weniger. Mach dir also keinen Kopf wegen mir. War ja nun schliesslich auch nicht mein Erster.“ Uii. Hoffentlich merkt er nicht das ich lüge. Schliesslich kann man Küsse von Brüdern und besten Freunden nicht unbedingt dazu zählen.
„Und wieso wirst du so rot Lena?“
„Das geht dich gar nichts an.“
„Ach wirklich? Es hat also gar nichts mit unserem Kuss zutun?“
„Nein. Nicht im Geringsten. So Weltklasse war der nun auch nicht.“ Stimmt! War er nicht. Er war unbeschreiblich. Er war atemberaubend. Er war das Beste überhaupt. Aber das ging ihn ja nun echt nichts an.
„Ich sehe dir an das du lügst. Wieso tust du so als hätte er dir nicht gefallen? Gestern hat sich das noch ganz anders angehört als du an meinen Lippen gestöhnt hast.“ Ich merkte sofort wie ich noch roter wurde.
„Lass mich einfach in Ruhe Ian. Oke? Ich hab auf deine Spielchen einfach keine Lust. Such dir irgendein Flittchen und treib es mit der.“
„Ich will aber dich! Und ich werde dich kriegen! Du wirst meine Gefährtin sein!“ Und mit diesen letzten Worten verschwand er. Hää? Hat der eine Schraube locker? Seine Gefährtin? Was sollte denn bitte der Schwachsinn? Ich bin 17. Ich werde ihn sicher mal nicht heiraten.
Als Kevin, Ray und Chris zurück kamen dachte ich immer noch über die Worte von Ian nach. Was hatte er nur damit gemeint? Wollte er etwa mit mir schlafen? Hoffentlich nicht. Ich bin Jungfrau. Und er hat schon so viele Erfahrungen gemacht. Ich würde mich sicher total blamieren. Ach was denk ich denn da? Soweit wird es gar nicht erst kommen. Schliesslich ist er ein Arschloch.
„Lena? Erde an Lena! Wo bist du denn schon wieder mit deinen Gedanken?“ Ich war so versunken das ich gar nicht gemerkt hatte, dass Kevin angefangen hat mit mir zu reden. Upps.
„Entschuldige bitte. Ich hab nur grad über was nachgedacht. Und, wie war eure erste Fahrt?“ Chris sah mich komisch an und fing an zu lachen.
„Was ist? Was ist daran so komisch?“
„Lena. Wir sind schon 4 Mal damit gefahren. Du musst ja gepennt haben während wir weg waren.“ Echt? Hatte ich wirklich geschlafen? Ich glaube eigentlich nicht. Ich muss ja ziemlich stark nachgedacht haben. Aber dieser Ian wollte mir auch einfach nicht aus dem Kopf gehen. So eine Nervensäge.
„Ich hol Lena erstmal was zu Essen und zu Trinken.“ Und schon war Kevin verschwunden.
„Und auf welche Bahn wollen wir so lange gehen Ray?“
„Ich würde sagen auf die Tropic Thunder. Oder Chris?“
„Auf jeden Fall.“
„Also viel Spass Jungs. Und macht keinen Blödsinn.“
„Nein Mama.“ Beide grinsten mich an und verschwanden in der Menge.
„Hier Sonnenschein. Ich hab dir Chickenwings und ne Coke mitgebracht.“ Ich liebe Chickenwings. Nein. Ich liebe sie nicht. Ich vergöttere sie. Chickenwings könnt ich sogar zum Frühstück essen. Aber das soll ja ungesund sein hab ich gehört. Kevin sah meine Augen und fing an zu lachen.
„Lena. Wenn du die Teile weiter so gierig anguckst rennen sie weg. Egal ob sie tot sind oder nicht.“ Ich streckte ihm die Zunge raus, bedankte mich und fing an zu essen.
„Du bist der Beste Kevin. Ich bin ja so was von glücklich und satt im Moment.“
„Schön das es dir geschmeckt hat. Du sahst heute früh so traurig aus, dass ich dachte ich muss dich mit irgendwas wieder zum lächeln bringen.“ Ich hatte gar nicht gemerkt das es Kevin aufgefallen ist. Aber da sieht man mal wieder wie gut er mich kennt. Einen besseren besten Freund kann man sich doch gar nicht wünschen. Aber die Wahrheit sagen konnte ich ihm nicht. Das hätte ihn zu sehr verletzt. Deswegen erfand ich eine Ausrede.
„Ich hab mich schlecht gefühlt wegen unserem Streit gestern.“
„Ich hab mich auch mies gefühlt, dass ich dich so angeschrien hab. Es tut mir echt schrecklich Leid Lena.“ Ich hörte die Reue in seiner Stimme und hätte wieder heulen können. Wieso nahm er sich immer alles gleich so zu Herzen? Er wusste doch eigentlich das ich hart im nehmen war. Ich bin nicht so ne hirnlose Tussi die gleich alles in den falschen Hals kriegt. Kevin starrte auf seine Finger und sah mich nicht einmal an. Ich griff nach seinem Kinn und drehte sein Gesicht zu mir.
„Mach dir nicht so einen Kopf Bärchen. Es ist alles gut. Ich hätte von Anfang an auf dich hören sollen. Ich weiss zu 100% das Ian einfach nur ein riesen Arschloch ist.“ Er kniff die Augen zusammen und sah mich ganz genau an.
„Wie kommst du denn zu der plötzlichen Einsicht?“ Ohoh…Ich hätte glaub ich besser einfach meinen Mund gehalten.
„Einfach so. Ich weiss einfach das ich dir vertrauen kann und du fast immer richtig liegst.“ Ich lächelte ihn an und hoffte er würde mir das abnehmen.
„Lena!“ Wieso kann ich auch nie meine dumme Klappe halten? Verdammt!
„Es ist nichts Kevin. Glaub mir.“ Er schloss seine Augen und ich sah eine Träne an seiner Wange hinab laufen. Was? Kevin weinte?
„Ich hätte nie gedacht, dass du mich anlügst oder mir etwas verheimlichst.“ Und mit diesen harten, verletzenden Worten stand er auf und ging. Ich sass da und war erstarrt. Nein! Das konnte nicht sein! Kevin hat mich jetzt nicht wirklich im Stich gelassen oder? Ich konnte meine Tränen nicht zurück halten. Und als Ray und Chris zurück kamen waren sie geschockt. Was war passiert? Wieso weinte ich? Ich bekam kein Wort heraus. In meinem Hals steckte ein riesiger Kloss der einfach nicht weg gehen wollte. Egal wie oft ich schluckte. Ich war am Ende. Das ist alles Ian seine Schuld! Wieso musste er auch in unsere Stadt ziehen? Wieso musste er auf unsere Schule gehen? Wieso musste er so ein Schürzenjäger sein? Und warum verdammt noch mal fand ich ihn so anziehend, dass ich sogar meinen besten Freund deswegen belog? Ich verstand die Welt nicht mehr. Es war einfach alles verdreht. Nichts stimmte mehr. Alles ging kaputt. Ich bat Ray und Chris mich nach Hause zu bringen. Sprach aber mit niemandem mehr ein Wort. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ich war einfach fix und fertig.
Als ich nach Hause kam ging ich sofort in mein Zimmer und verkroch mich im Bett. Und so was nennt man Fun-Park? Das ist ja wohl der Witz des Tages. Mein Leben war im Arsch. Total im Arsch. Als es dann auch noch klingelte und nach mir gerufen wurde hätte ich am liebsten geschrien. Ich kämpfte mich aus meinen Laken und ging nach unten. Und wer stand an der Tür? Genau! Mein „Glücksbringer“!
„Was willst du?“ Ich sah wie entsetzt er mich anguckte.
„Was ist denn mit dir passiert? Du siehst ja Scheisse aus.“ Ich war kurz vorm explodieren.
„Was fällt dir eigentlich ein du verdammter Mistkerl? Du Arsch hast mein Leben zerstört und jetzt fragst du mich wieso ich so Scheisse aussehe? Ich sehe wegen DIR so Scheisse aus! Du hast alles kaputt gemacht! Wegen dir hat sich mein bester Freund von mir abgewendet. Weil ich ihm die Sache mit dir nicht sagen konnte! Und du fragst mich ernsthaft wieso ich so Scheisse aussehe?“
„Die Sache mit mir? Du meinst den Kuss?“
„Ja was denn sonst du Vollidiot?“ Ich sah in seinen Augen kurz ein aufflackern von Reue, aber so schnell es kam war es auch wieder weg. Ich konnte nicht mehr. Ich brach einfach vor ihm zusammen. Ich nahm noch wahr wie Sternchen vor meinen Augen tanzten, aber dann war es auch schon zu spät. Ich kippte einfach weg. Doch bevor ich fallen und mich ernsthaft verletzen konnte, fing mich Ian auf und trug mich in mein Zimmer. Ich glaube jedenfalls, dass er es war, denn als ich die Augen wieder öffnete lag er neben mir im Bett.
Ich verfluchte schon wieder diesen „FUN-PARK“ und schlief ein.
Als ich endlich ausgeruht aufwachte, lag Ian immer noch neben mir. Der spinnt wohl oder was? Und wo waren meine Brüder wenn man sie mal brauchte? Ich wollte gerade nach ihnen rufen, damit sie dieses Arschloch aus meinem Bett schaffen, da griff eine Hand nach mir und hielt meinen Mund zu.
„Lena. Sei bitte ruhig und schrei nicht. Ich möchte nur mit dir reden. Und ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Deswegen bin ich noch hier. Also, bist du still und schreist nicht?“ Ich dachte kurz nach und nickte dann. Er nahm ganz langsam seine Hand weg. Beobachtete mich aber mit Argusaugen.
„Was willst du von mir? Willst du mir noch mehr weh tun? Glaub mir. Schlimmer kann es nicht mehr werden. Ich habe meinen besten Freund verloren.“
„Liebst du ihn?“ Was war das denn bitte für eine dumme Frage.
„Ja sicher liebe ich ihn. Er ist ein Teil meiner Familie. Er ist mein Ein und Alles.“ Er verzog das Gesicht als ich dies sagte. Was war denn nur los mit ihm? Ian war ja nicht mal mit mir befreundet.
„Was willst du?“ Ich wusste nicht mehr was ich sonst noch sagen sollte.
„Ich will Dich!“
„Nein! Mich kannst du nicht haben. Ich werde dir NIE gehören. Du hast alles zerstört.“ Ich fing wieder an zu weinen. Ich sagte Ian zwar er sei Schuld, aber eigentlich war ich selber Schuld. Ich habe alles kaputt gemacht mit meinem Schweigen. Ich habe Kevin nicht genug vertraut und es ihm nicht gesagt. Als mir das klar wurde, fing ich noch mehr an mit weinen. Meine Schluchzer wollten nicht aufhören. Ich bekam sogar schon Schluckauf! Und was machte Ian? Er war nicht sauer auf mich. Er nahm mich einfach in den Arm und streichelte meinen Rücken entlang. Ich schob ihn nicht weg. Ich schmiegte mich sogar noch enger an ihn. Ich legte mein Gesicht an seine Schulter und weinte mich aus. Was soll ich nur machen? Soll ich Ian eine Chance geben mein Herz zu gewinnen? Soll ich zu Kevin rennen und um Verzeihung bitten? Was sollte ich nur tun?
Ian drehte mein Gesicht zu sich und gab mir einen zarten Kuss. Er war so voller Gefühl, dass ich eine Gänsehaut am ganzen Körper bekam. Ian musste es bemerkt haben, denn er küsste mich inniger und drückte mich an sich. Ich erwiderte den Kuss hungrig und klammerte mich an ihn. Er spielte wie verrückt mit meiner Zunge und brachte mich damit um den Verstand. Ich dachte im Moment nicht an Kevin. Und ich dachte auch nicht an mein Leben. Ich liess mich einfach gehen. Ich merkte wie er mit seinen Händen über meinen Körper strich. Ich konnte meine Hände auch nicht ruhig halten und liess sie über seinen Körper wandern. Er hatte so viele Muskeln. Sein Rücken war genauso schön wie sein Bauch. Und seine Oberarme gaben mir das Gefühl von Sicherheit wenn er mich damit festhielt. Konnte so was wirklich sein? Konnte man sich bei einem Mann sicher fühlen den man gar nicht richtig kannte? War so etwas überhaupt möglich? Ich denke schon. Denn Ian hatte nie etwas getan was ich nicht wollte. Und er hatte mir ja auch nie etwas Böses getan. Er hatte eine Chance verdient. Aber schlafen wollte ich trotzdem noch nicht mit ihm. Dafür war es mir einfach zu früh. Deswegen stoppte ich ihn kurz und sah ihm tief in die Augen.
„Ian. Ich weiss, dass du gerne weiter gehen würdest, aber ich bin einfach noch nicht so weit. Ich bin noch nie soweit gegangen. Ich bin noch…“ Ich konnte nicht weiter reden, denn er verschloss meinen Mund mit seinem.
„Ich weiss was du sagen willst Lena. Aber keine Angst. Ich lasse dir so viel Zeit wie du brauchst. Und ich werde dich zu nichts drängen. Aber lass mich dich bitte anders erkunden.“ Ich sah ihn verträumt an und nickte. Ich wusste nicht mehr was ich sagen sollte. Und anstatt etwas zu sagen zog ich sein Gesicht zu mir und küsste ihn zärtlich. Er erwiderte ihn sofort und liess seine Hände wieder über meinen Körper wandern. Ich gab mich einfach hin und erwiderte seine Zärtlichkeiten. Ich dachte er würde nie den ersten Schritt machen, deswegen zog ich ihm einfach sein T-Shirt über den Kopf. Er war glaube ich sogar etwas erstaunt. Jedoch nur für einen kurzen Moment. Er zog mir mein T-Shirt aus und versuchte den Lippenkontakt so kurz wie möglich zu halten. Irgendwie fand ich das total süss. Aber ich war auch heilfroh, denn ich konnte nicht genug von seinen Küssen bekommen. Sie waren berauschend.
„Deine Lippen sind so weich Lena. Ich kann gar nicht glauben das du vorher nie einen Freund hattest.“ Er küsste meinen Hals und wanderte zum Rand meines BH’s. Mein Körper spannte sich sofort an. Überall dieses kribbeln auf der Haut. Der Wahnsinn.
Krachend flog meine Zimmertür auf.
„Lena!“ Dean war ausser sich als er sah mit wem ich da auf dem Bett rumkuschelte.
„Dean. Was machst du hier?“ Ich zog mir schnell eine Decke vor und funkelte ihn böse an. Ian machte es sich bequem und streckte sich neben mir aus. Typisch! Hauptsache provozieren! Dean blieb nicht der einzige der in mein Zimmer sah. Neben ihm tauchte das Gesicht von Kevin auf. Als ich seinen Ausdruck sah und seine Augen brach mein Herz. Und so wie er aussah seins ebenfalls. Ich wusste nicht was ich machen sollte. Kevin drehte sich weg und ging. Ich sprang auf, schnappte mir mein T-Shirt und rannte ihm hinterher. Hinter mir hörte ich noch Dean und Kevin miteinander streiten. Doch um was es ging wusste ich nicht. Ich folgte Kevin so schnell es mein Gipsbein zuliess. Ich hoffte einfach nur sehnlichst, dass ich ihn noch erwischen würde. Kurz bevor er auf sein Motorrad steigen konnte bekam ich seine Jacke zu fassen.
„Kevin.“ Ich hörte die erstickten Tränen in meiner Stimme. Er sah mich nicht an. Drehte sich nicht einmal um.
„Es tut mir alles so leid Kevin! Ich wollte nicht das du es siehst. Ich weiss ja nicht einmal was da zwischen Ian und mir ist. Ich kann es dir leider auch nicht erklären!“ Ich fing wieder an zu weinen. Was sollte ich bloss tun das er mir verzieh?
„Liebst du ihn?“ er stellte genau die gleiche Frage wie Ian zuvor. Aber ich konnte nicht die gleiche sichere Antwort geben.
„Ich weiss es nicht. Irgendwas ist da auf jeden Fall zwischen uns.“ Wie sollte ich es sonst ausdrücken? Liebte ich ihn? Ich glaube nicht. Aber ich empfand definitiv etwas.
„Ich liebe dich Lena.“
„Ich liebe dich doch auch Kevin.“
„Ich weiss. Aber nicht so wie ich dich liebe. Glaub mir. Ich liebe dich auf eine andere Art und Weise.“ Oh Nein! Meinte er es so wie ich denke? Liebte er mich nicht wie eine Schwester, sondern wie ein Mann eine Frau liebt? Nein! Das durfte einfach nicht sein.
„Du hattest mich letztens gefragt wieso ich nie eine Freundin hatte. Das ist so weil mein Herz immer schon dir gehört hat. Und das wird es auch immer.“ Was tat Kevin da? Er wusste doch, dass ich ihn auf diese Weise nicht lieben konnte. Er drehte sich zu mir um. Sah mich an. Und küsste mich. Zärtlich. Voller Liebe. Und doch empfand ich bei diesem Kuss nicht annähernd das Gleiche wie bei den Küssen von Ian. Er war schön und ich erwiderte ihn, aber er versetzte mich nicht in einen Rausch. Er brachte mir keine Gänsehaut. Er führte nicht dazu das mein Herz schneller schlug. Er hielt mein Gesicht in seinen Händen und löste seine Lippen von meinen.
„Sei meine Gefährtin Lena!“ Schon wieder dieser Ausdruck. Der gleiche den Ian benutzt hatte. Nicht sei meine Freundin, sondern meine Gefährtin.
„Ich…“ Weiter kam ich nicht. Denn auf einmal versteifte sich Kevin und sah auf eine Person hinter mir.
„Du!“ Ich wusste wen er meinte. Ich spürte Ian sofort. Meine Körper reagierte auf seine Nähe.
„Sag ihr endlich die Wahrheit Kevin. Sag ihr was du bist. Sag ihr was WIR sind.“ Ich verstand nicht worum es hier ging. Ich wusste wer Kevin war. Er war mein bester Freund. Doch was meinte Ian dann?
„Ich kann es ihr nicht sagen. Ich weiss wie sie reagiert wenn sie von meinem Geheimnis erfährt.“
„Dann sage ich es ihr.“ Was machte Dean denn jetzt noch hier? Und Eric? Es wurde immer verwirrender.
„Was ist hier los?“
„Lena. Du musst dich entscheiden zwischen Kevin und mir. Aber erst wenn du weist was wir sind. Denn unser Bund ist für die Ewigkeit.“ Was meinte er denn nur damit? Wenn ich weiss WAS sie sind? Ich drehte bald durch. Sie sollten doch einfach ehrlich sein.
„Pass auf Lena. Du darfst nicht ausflippen. Sei tapfer! Die Wahrheit ist, dass wir Vampire sind.“ Ich konnte nicht anders. Ich fing sofort an zu lachen. Meinte Dean das etwa ernst? Ich sah in die Gesichter der mich umgebenden Menschen. Oder waren es wirklich und wahrhaftig Vampire? Ich hatte schon immer an das übernatürliche geglaubt. Aber das? Ich sah Dean in die Augen und schüttelte den Kopf. Doch er erwiderte den Blick und nickte nur.
„Wirklich?“ Die meinten das echt ernst.
„In dem Fall. Entscheide ich mich für niemanden!“ Kevin und Ian sahen mich geschockt an. Was hatten sie denn erwartet? Sie lügen mich beide an und ich sage Ja zu einem von den beiden? Ganz sicher nicht.
„Kevin. Du hast mich verraten. Du hast mein Herz gebrochen. Du hast mich angelogen. Du bist…“ Weiter kam ich nicht. Ich konnte nicht mehr reden. Aber Ian wollte ich abschliessend auch noch etwas sagen.
„Ian…“ Ich räusperte mich kurz und begann dann noch mal.
„Ian. Ich weiss, dass da irgendwas zwischen uns ist, aber ich weiss nicht ob ich dir noch vertrauen kann. Ich brauche etwas Abstand. Ich komme auf dich zu wenn ich mehr weiss.“ Wieso ich Ian nicht gleich böse war wie Kevin? Ich kannte Kevin schon so lange, aber er hat mir nie die Wahrheit gesagt. Ich war verletzt. Ich war schlimmer verletzt als noch zuvor. Mein Herz blutete. Ich sah Dean und Eric an. Ich wollte sie umarmen, aber ich fühlte mich auch von Ihnen verraten. Wem konnte ich überhaupt noch trauen. Deshalb fragte ich nur ob Ray und Chris auch welche seien.
„Ja.“ Was hatte ich auch anderes erwartet. Ich lief an allen vorbei und verkroch mich im Bett. Ich kam bis Montag nicht mehr raus. Aber zu Schule musste ich ja nun wohl oder über gehen.
Nachdem ich mich aus dem Bett gequält hatte zog ich mich an und ging ins Bad. Ich lebte nicht mehr. Ich funktionierte nur noch. Ich hatte den einen Tag, den ich nur im Bett verbracht hatte, genug Zeit zum nachdenken gehabt. Könnte ich Kevin verzeihen? Wollte ich Kevin verzeihen? Was empfand ich für Ian? Was sollte das mit dieser Gefährtinnen – Geschichte? Wieso hatten meine Brüder und meine besten Freunde mich jahrelang belogen? Haben sie mir nicht genug vertraut? All solche Fragen gingen in meinem Kopf rum. Aber die wichtigste war: Vampire sind doch eigentlich gefährlich. Oder? Ich wusste einfach nicht mehr wer ich bin. Ich hatte an einem Tag alles verloren was ich liebte. Aber eins war ganz sicher. Erstmal würde ich mit keinem von Ihnen ein Wort reden.
„Lena. Bist du fertig für die Schule?“ ich antwortete nicht. Für was auch? Ich ging in Sprechstreik. Sollten sie doch reden wenn sie mir was zu sagen hatten. Ich wollte einfach nur zuhören. Nichts sagen. Nichts erwidern. Eric wollte mich in den Arm nehmen als ich in die Küche kam. Doch ich hob einfach die Hand und hielt ihn davon ab. Ich schüttelte den Kopf, drehte mich um und ging.
Vor meiner Haustür standen Ray und Chris. Beide hatten Tränen in den Augen. Sagten jedoch nichts. Ich nickte ihnen zu und ging Richtung Schule. Grade fiel mir wieder auf wie froh ich seien würde wenn der Scheiss Gips endlich weg käme. Dann könnte ich schneller laufen. Und somit auch schneller WEGlaufen. Ray und Chris gingen links und rechts von mir und wussten nicht so recht wie sie anfangen sollten. Ich ignorierte sie. Wartete nur darauf was sie sagen würde. Sagte selbst aber gar nichts.
„Es tut uns Leid Lena. Wir hätten es dir schon viel früher sagen müssen. Wir hätten ehrlich zu dir seien müssen. Es tut uns so schrecklich Leid. Aber bitte hasse uns nicht Lena. Bitte hasse uns nicht.“ Ich konnte die Tränen nicht zurück halten. Es tat mir Leid meine Jungs leiden zu sehen, aber ich hatte wegen ihnen auch gelitten. Und ihr Verrat war schlimmer als alles was ich ihnen mit meinem Schweigen antat. Als wir das Schulgelände betraten sah ich auch schon Kevin und Ian. Die beiden unterhielten sich über irgendwas. Wahrscheinlich besprachen sie gerade wie sie mir noch mehr weh tun könnten. Oke. Das war vielleicht doch etwas hart von mir. Kevin hatte mich belogen, aber das würde er mir nie antun. Glaube ich jedenfalls. Ich wusste einfach nicht mehr was ich denken sollte. Kevin blickte auf und direkt in meine Augen. Es zeriss mir mein Herz ihn so zu sehen. Er litt. Er litt schreckliche Qualen. Ich konnte sie ihm aber nicht erleichtern. Ich sollte ihm wohl von heute auf morgen verzeihen? Fehlanzeige. Nicht mit mir. Ian sah schon weniger mitgenommen aus als mein bester Freund. Aber auch nicht unbedingt viel besser. Ich warf Ian ein kleines Lächeln zu und ging stur geradeaus weiter.
„Lena…“ Kevin wollte irgendwas sagen. Doch ich schnitt ihm das Wort ab in dem ich einfach weiter ging. Er folgte mir nicht.
Die restlichen Tage dieser Woche waren genauso schlimm wie der Montag. Ich sah die Jungs einfach immer und überall. Entweder mehrere auf einmal oder aber immer mal einzeln. Ich konnte ihnen nicht aus dem Weg gehen. Und das war das schlimmste an der ganzen Sache. Mit Ian hatte ich langsam wieder angefangen zu reden. Ich wollte unbedingt mehr über Vampire wissen. Und über die Sache mit der Gefährtin. Ray und Chris gab ich auch eine neue Chance. Sie konnten Ian beim erzählen helfen. Ihr glaubt gar nicht wie froh die 3 waren als ich den ersten Schritt auf sie zu machte. Kevin und meine Brüder liess ich jedoch noch etwas leiden. So leicht wollte ich es ihnen nicht machen. Aber kommen wir mal zu der Sache mit den Vampiren. Wir hockten grad zu viert im Park und spielten Frage – Antwort –Runde. Ich traute mich noch nicht mit ihnen alleine irgendwo zu sein. Ich habe durch Filme und Bücher ein eher schlechtes Bild von Vampiren. Und die müssten doch eigentlich Menschen jagen und so was. Oder etwa nicht? Ich stellte die Fragen und sie mussten alle wahrheitsgemäss beantworten.
„Trinkt ihr Menschenblut?“
„Ja, aber wir jagen keine Menschen mehr. Wir nehmen die Blutkonserven fast ausschliesslich aus Krankenhäusern oder aber direkt von freiwilligen Spendern.“ Ian klang sehr locker. Er dachte sich wohl gleich, dass ich diese Frage als erstes Stellen würde.
„Wie alt seit ihr?“ Da mussten sie alle 3 lachen. Was war denn daran bitte so komisch? Ray erklärte es mir schnell.
„Wir sind genauso alt wie du Lena. Wir wurden wirklich an dem Tag geboren der auf unserer Geburtsurkunde steht. Wir vollziehen die Wandlung erst mit 16.“ Aha. Na dann bin ich ja schon mal etwas erleichtert. Wer will den auch mit einem alten Knacker zusammen sein? Egal wie scharf er ist. Ich grinste sie an und kam mit meiner nächsten Frage.
„Was hat das mit der Gefährtin auf sich?“ Ian antwortete sofort.
„In einer Beziehung werden ganz normal entweder Jungs oder Mädchen geboren. Die Jungs wandeln sich mit 16 zu vollwertigen Vampiren. Die Mädchen jedoch werden so geboren, dass sie neue Nachkommen austragen können. Nicht jede beliebige Frau kann von einem Vampir schwanger werden. Sondern nur eine Tochter aus der Beziehung einer Gefährtin und eines Vampirs. Und dann auch nur wenn der Blutakt vollzogen wurde.“ Puhh. Das hörte sich ja ziemlich gruselig an. Blutakt? Ich wollte glaub ich gar nicht wissen was das ist.
„Was ist denn ein Blutakt?“ Man, da war mein Mund wieder schneller als mein Hirn. Ian war anscheinend der einzige dem die Frage nicht peinlich war. Deswegen antwortete er mir wieder.
„Der Blutakt ist die endgültige Verbindung zwischen Vampir und Gefährtin. Dabei wird während dem Sex das Blut des anderen eingenommen. Und zwar direkt durch einen Biss am Hals.“ Ihh. Das klingt ja total eklig. Wer kommt denn bitte auf so kranke Ideen? Ian musste meinen Blick bemerkt haben, denn er zog mich zu sich und gab mir einen schnellen Kuss. Ray und Chris war das zu viel des Guten. Sie verkrümelten sich leise und liessen uns alleine.
„Aber in Filmen und Büchern werdet ihr immer so brutal und geistesgestört dargestellt. Stimmt das etwa nicht?“
„Es gibt natürlich auch schlechte Vampire. Aber wir geben uns nicht mit denen ab. Wir haben sogar ausgebildete Vampire die sie jagen und vernichten.“ Krass. Vampire die sich gegenseitig abmurksen? Und ich dachte man muss zusammen halten, wenn man sowieso schon von Menschen gehasst wird.
„Tut das denn nicht weh wenn man gebissen wird?“
„Es kommt immer darauf an wie jemand beisst. Wenn er will, dass es dir weh tut, dann tut es auch weh. Aber beim Blutakt ist das zum Bespiel ganz anders. Man ist so im Rausch der Gefühle, dass man es sogar noch als Luststeigerung ansieht.“ Ich merkte sofort wie ich rot wurde. Mir fiel nämlich gerade wieder ein wie Ian meinen Hals geküsst hatte.
„Weist du eigentlich schon für wen du dich entscheidest als Gefährten?“ Musste er das Thema jetzt ansprechen? Ich hab mich grad so wohl gefühlt und nicht daran gedacht.
„Nein. Und ehrlich gesagt weiss ich nicht einmal, ob ich einen von euch beiden wähle. Es gibt doch auch noch andere Vampire oder?“ Ian sah mich etwas verwundert an. Na was hatte der denn erwartet? Ich spring ihm an den Hals und sage Ja? Also der hat schon Wunschvorstellungen.
„Das ist nicht dein ernst Lena?!“
„Doch. Das ist mein voller ernst.“
„Aber wieso? Zwischen uns ist etwas. Ich habe genau gemerkt das du es auch gespürt hast.“
„Ja und? Es muss ja nicht nur mit dir so sein. Es kann ja vielleicht auch bei einem anderen Jungen so sein. Oder etwa nicht?“ Ich sah die Wut in seinen Augen als ich ihm das an den Kopf warf. Er stand auf und ging. Na toll Lena. Das hast du ja wieder mal super hinbekommen. Ich blieb weiter sitzen und grübelte über das nach was Ian mir erzählt hatte. Es gab also doch böse Vampire. Aber es gab auch gute Vampire. Und die Guten jagen die Bösen. Ha! Das ist ja wie in einem Actionfilm. Ich musste kichern als ich an diesen Vergleich dachte. Aber wie kann man gute von bösen Vampiren unterscheiden? Scheisse. Das hätte ich Ian vielleicht auch noch fragen sollen. Aber der ist ja wie ne beleidigte Leberwurst abgedampft. Männer! Die soll einer verstehen. Einfach zu kompliziert. Konnte ein guter Vampir eigentlich auch zu einem bösen werden? Ich hab echt zu wenig Fragen gestellt. Wieso hatten die anderen eigentlich so eine Abneigung gegenüber Ian? War er ein böser Vampir? Aber das wäre ja dumm. Meine Brüder stellen mich sicher nicht vor die Wahl guter Vampir als Mann oder böser Vampir als Mann. Aber was war dann los? Ich sollte am Besten Kevin oder Ian danach fragen. Aber dann müsste ich wieder mit Kevin reden. Oh man. Das alles ist einfach zu kompliziert. Ich wusste aber leider genau wo Kevin um diese Zeit war, deswegen entschied ich mich ihm eine Chance zu geben und mir die Wahrheit zu sagen.
Ich stand also auf und machte mich auf den Weg Richtung Footballfeld. Er müsste jetzt eigentlich beim Training sein. Aber danach könnte ich mit ihm reden. Ich sag es euch. Ich bin froh wenn dieser doofe Gips endlich weg kommt. Ich brauch fast doppelt so lang bis ich mal irgendwo ankomme. Das nervt mit der Zeit tierisch. Als ich beim Footballfeld ankam konnte ich Kevin jedoch nirgendwo sehn. Was ist denn jetzt los? Er verpasst doch sonst nie ein Training!
„Suchst du mich?“ Ich fuhr erschrocken rum und entdeckte Kevin hinter mir. Wie kam der denn so schnell dahin?
„Entschuldige bitte das ich dich erschreckt hab. Ich hab dich schon die ganze Zeit beobachtet. Und als ich gesehen hab das du hier her gehst, da dachte ich das ich dich ansprechen kann.“
„Ist schon Oke. Ich bin nicht sehr erschrocken.“ Ich lächelte ihn schüchtern an und setzte mich neben ihn.
„Also…“ fing ich an. Wusste jedoch nicht so recht was ich sagen sollte. Ich wusste ja nicht mal genau wie ich anfangen soll.
„Ian ist mein Bruder!“ Uff. Na also damit hatte ich jetzt ehrlich gesagt überhaupt nicht gerechnet. Kevin sah es anscheinend in meinem Gesicht, denn er fing schnell an weiter zu reden.
„Wir sehen uns nicht wirklich ähnlich. Deswegen fällt es auch überhaupt nicht auf. Ich komme mehr nach meiner Mutter. Und er kommt mehr nach unserem Vater.“ Was soll man dazu noch sagen?
„Aber er hat doch gesagt er sei mit seiner Schwester hier her gezogen.“
„Ich weiss. Das sagt er immer. Aber ist dir nie aufgefallen das er sonst in keinster Weise von ihr spricht? Oder hast du sie schon mal gesehen?“ Stimmt. Aber ich hatte eigentlich nicht weiter daran gedacht. Es ist mir nicht mal mehr in den Sinn gekommen bis eben.
„Du bist also sein Bruder? Und wieso hasst ihr euch dann so?“
„Weist du…Er ist älter als ich. Und das lässt er mich auch meistens spüren. Er kommandiert mich immer rum. Und als er dann auch noch vor mir seine Wandlung vollzogen hatte, ging es nur noch Berg ab. Er wurde verschlossener. Er wurde ein Aufreisser. Und das hat mir ehrlich gesagt gar nicht gefallen. Und als ich dann auch noch gesehen hab wie er dich anguckt, da war es vorbei. Ich musste ihn bei dir schlecht machen. Ich musste dir den Umgang mit ihm verbieten.“
„Aber wieso? Du weist doch das ich es nicht leiden kann, wenn jemand für mich entscheidet.“
„Ich weiss Lena, aber er sollte dich nicht bekommen. Er ist ein Frauenheld und wird dir das Herz brechen. Und das will ich einfach nicht riskieren.“ Ich war gerührt von seiner Angst um mich, aber ich war auch ein bisschen genervt von seiner Bemutterung. Ich war ja nun wirklich alt genug.
„Weist du Kevin. Ich bin alt genug. Ich weiss was ich tue. Bemutter mich bitte nicht immer so. Ich weiss das du dir Sorgen um mich machst, aber das ist ganz allein meine Sache. Vielleicht will ich ja auch gar keinen Gefährten. Vielleicht will ich alleine bleiben. Vielleicht hab ich von diesem ganzen Zeug ja auch einfach die Schnauze gestrichen voll.“ Ich regte mich richtig auf. Vielleicht wollte ich ja auch einfach nur meinen Spass haben. Sex ohne Hintergedanken?! Aber das ist bei mir wohl eher unwahrscheinlich. Ich will mein erstes Mal sicher nicht mit IRGENDEINEM Typen. Andere Frauen können das vielleicht, aber ich nicht.
„Ich weiss das es nicht das ist was du willst Lena. Ich kenne dich. Ich weiss besser über dich bescheid als jeder andere. Denkst du nicht wir sollten es versuchen? Gib mir eine Chance Lena.“ Ich dachte darüber ehrlich nach. Ich wusste das ich Kevin liebe, aber nicht so wie er mich liebt. Aber könnte daraus nicht sogar eine andere Liebe werden? Eine die mich dazu bringt seine Gefährtin zu werden und den Blutakt zu vollziehen? Aber ich hatte ja bei seinem Kuss nicht mal etwas gespürt. Ich hatte keine Schmetterlinge im Bauch. Ich hatte kein kribbeln auf der Haut. Ich fühlte mich einfach nicht zu ihm hingezogen.
„Ich kann nicht Kevin. Du weist das ich dich nicht auf diese Art liebe. Ich liebe dich wie einen Bruder, aber ich könnte mir niemals mit dir eine Beziehung vorstellen. Es tut mir Leid.“ Ich merkte sofort wie mir wieder Tränen in die Augen stiegen. Ich konnte dagegen einfach nichts machen. Ich wollte ihn so lieben, aber es ging einfach nicht.
„Liebst du Ian? Nimmst du ihn zu deinem Gefährten?“
„Ich weiss es nicht Kevin. Ich weiss überhaupt nicht mehr was ich denken soll. Es ist alles so kompliziert und verwirrend geworden. Vielleicht bleibe ich auch einfach alleine. Ich kann es dir nicht sagen.“ Ich sah ihn kurz an. Nahm ihn schnell und kurz in den Arm und ging.
„Lena?“
„Ja?“
„Sind wir wieder beste Freunde?“
„Ich weiss es nicht Kevin. Das wird die Zeit entscheiden. Bitte entschuldige…“ Und mit diesen Worten liess ich ihn stehen.
Nachdem ich eine zeitlang umher gelaufen ging ich in mein Lieblingscafe. Nach Hause wollte ich noch nicht. Dort waren einfach zu viele Erinnerungen. Ich steuerte auf meinen Lieblingsplatz zu und merkte zu spät, dass dort schon jemand hockte. Na toll! Ich wollte mich gerade wieder wegdrehen, als die Person mich am Handgelenk nahm und mich zu sich zog.
„Rennst du vor mir weg Lena?“
„Ian. Entschuldige bitte. Ich war in Gedanken. Ich hatte gar nicht gemerkt das du es bist.“ Er lächelte mich an und bestellte mir einen Kaffee. Ich konnte nur ein kleines Danke flüstern. Ich war zu bezaubert von diesem Lächeln. Es erreichte sogar seine Augen und das faszinierte mich. Denn so sah dieses Blau seiner Augen einfach strahlend schön aus.
„Was ist eigentlich passiert? Du siehst so traurig aus.“
„Sah ich denn in dieser Woche überhaupt einmal glücklich aus?“ Ich weiss, dass war eine doofe Antwort, aber stimmte es nicht?
„Was ist denn los?“
„Kevin hat mir gesagt das ihr Brüder seid.“ Ich merkte sofort wie Ian sich versteifte.
„Und?“
„Nichts. Ich wollte nur das du es weist. Ist ja nicht so, dass das etwas Schlimmes sei. Ich bin nur froh das er es mir gesagt hat. Ich will nicht noch mehr belogen werden. Das würde ich nicht aushalten.“
„Ich weiss. Es tut mir Leid das ich es dir nicht gesagt habe. Aber ich weiss das Kevin nicht gut auf mich zu sprechen ist. Deswegen wollte ich nichts sagen.“
„Ist schon Oke. Ich bin dir nicht böse.“
„Da bin ich froh. Ehrlich. Ich wollte dich auch noch etwas fragen Lena…“ Ich ahnte schon was es war, aber ich liess ihn ausreden.
„Ich wollte dich fragen…“ Aber weiter kam er nicht. Denn in diesem Moment krachte einer durch das Fenster neben uns.
„Duck dich Lena. Geh unter den Tisch.“ Auf einmal war im Cafe ein riesiges Durcheinander. Alle Leute schrien und versuchten wild durcheinander rennend raus zu kommen. Was war denn auf einmal los? Und wieso sprang dieser kranke Typ durch ein Fenster? Es gab doch verdammt noch mal Türen!
„Ian. IAAAAAAAN!“ Ich fühlte mich auf einmal gar nicht mehr wohl. Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht.
„Gott Lena! Hau endlich ab…“ Ich sah, dass er mit einem Typen beschäftigt war und versuchte ihn nicht zu mir zu lassen. Was passiert denn hier? Ich sah mir diesen Typen mal genauer an und musste fast schreien. Er hatte seine Fangzähne voll ausgefahren und seine Augen glühten – Ohne Scheiss! Sie leuchteten. Wirklich! – komplett rot. Und da dämmerte es mir. Das war einer von diesen bösen Vampiren. Die, die Menschen jagen und das zum Spass. Ich war aber viel zu fasziniert von diesen Augen, das ich einfach weg rennen konnte. Ich musste Ian doch irgendwie helfen.
Ich spürte das etwas nicht stimmt bevor ich genau sagen konnte was los war. Aber plötzlich drückte sich ein Arm gegen meine Kehle und schnürte mir die Luft ab. Ich versuchte den Arm wegzuziehen, konnte ihn aber keinen Millimeter bewegen. Ich war wie gelähmt. Vor meinen Augen tanzten kleine schwarze Punkte. Und das letzte was ich sah, war Ian sein Gesicht. Es war verzerrt vor Wut, aber in seinen Augen konnte ich auch die Angst sehen. Hatte er etwa Angst um mich? Aber da war es auch schon vorbei…Ich sank in eine tiefe Ohnmacht und konnte nichts mehr tun, sehen oder hören.
Als ich erwachte war ich im ersten Moment verwirrt. Wo war ich? Was tat ich hier? Und dann holte mich die Erinnerung wieder ein. Oh mein Gott! Ich merkte sofort wie Panik mein Herz fast zum stillstand brachte. Was wollten diese Spinner nur von mir? Ich rief nach ihnen. Fragte was sie von mir wollten.
„Redet endlich mit mir ihr verdammten Arschlöcher!“ Ich wurde immer wütender. Lieber die Wut spüren als die Angst. Damit fühlte ich mich sicherer. Als niemand kam sah ich mich etwas um. Es war alles ruhig. Das einzige was ich hörte, waren kleine Bewegungen im Dunkeln. Die machten mir aber nicht sonderlich Angst, da ich vor Mäusen keine Angst hatte. Ich hoffte einfach das es keine Ratten waren. Die würden mich sonst sicher anknabbern. Ich sah weit und breit nichts ausser Dunkelheit. Ein schwacher Lichtschein kam unter der Tür hervor, aber der brachte mir nicht wirklich etwas. Ich fühlte mich von Minute zu Minute schlechter. Es war so kalt hier drin. Und es stank nach Abfall. Nach echt verfaultem und vergammelten Zeug. Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Ich spürte die Tränen bevor ich überhaupt realisierte das ich weinte. Was sollte ich nur tun? Wie komme ich wieder hier raus? Ich hoffe Ian ist nichts passiert. Ich bekam den Ausdruck seines Gesichts nicht mehr aus meinen Gedanken. Ich hab ihn so richtig in Schwierigkeiten gebracht. Aber bitte sei nicht verletzt Ian. Hol mich hier raus.
„Ian. Kevin. Bitte kommt und holt mich hier raus!“ Ich schluchzte vor mich hin und weinte, weinte und weinte. Ich war am verzweifeln.
Ich weiss nicht wie viel Zeit vergangen ist seit ich aufgewacht bin, aber nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich die Tür zu meinem Verlies.
„Das ist ja herzzerreissend wie du hier rumheulst!“ Ich hörte den Sarkasmus aus seiner Stimme heraus. Sie triefte förmlich vor Sarkasmus.
„Was willst du? Wieso bin ich hier?“
„Na was denkst du denn meine Süsse? Für was braucht ein Vampir wohl eine Frau?“ Ich konnte nicht klar denken und kam im ersten Moment nicht darauf was er meinte.
„Denk genau nach. Haben dich denn deine Vampir-Freunde nicht eingeweiht?“ Oh Nein! Ich wusste was dieser Spinner wollte. Er wollte den Blutakt mit mir vollziehen. Das konnte er aber so was von vergessen. Der spinnt wohl!
„Dir haben sie wohl die Hosen zu eng genäht oder was? Das kannst du aber so was von vergessen du Spinner.“
„Ich heisse nicht Spinner. Ich heisse Alex.“
„Uii bist du lustig. Du bist ja en richtiger Witzbold hää?“ Ich merkte sofort wie meine Wut immer mehr zurück kam. Die Angst war wie weggeblasen. Ich hoffte ich konnte ihn ein bisschen provozieren. Ein bisschen hinhalten sozusagen.
„AN deiner Stelle wäre ich nicht so frech. Du bist einfach im Moment in der Situation so eine grosse Klappe zu haben.“
„Ich kann eine grosse Klappe haben wann ich will. Und dich, Mister Oberwitzig, geht das überhaupt nichts an. Das kannste mir glauben.“ Ich sah sofort die Wut in seinen Augen. An seinem Hals fing eine Ader verdächtigt an zu Pochen. Bald hab ich dich so weit Bürschchen.
„Wie kann man in so einer Situation noch so frech sein? Bald wird dir deine grosse Klappe vergehen.“
„Das ich nicht lache. Wieso sollte ich vor so einer Witzfigur wie dir Angst haben? Bloss weil deine Augen rot leuchten? Nimm halt die Glühbirne ausm Hintern.“ Ha! Ne Glühbirne im Hintern? Wie komm ich denn bitte auf den Mist? Ich schieb die Schuld einfach mal auf das Adrenalin das mich puschte weiter zu machen.
„Du hast ein kleines Geschenk verdient.“ Damit holte er aus und knallte mir eine. Im ganzen Raum konnte ich den Nachhall hören. In meine Ohren fing es an zu rauschen, als mein Kopf zur Seite kippte. Ich merkte sofort das Pulsieren und Brennen meiner Wange. Dieser verdammte Arsch. Ich lachte kurz und bitter auf und sah ihm dann wieder in die Augen.
„War das schon alles? Du Witzfigur…“ Weiter kam ich nicht, als es schon die nächste Ohrfeige setzte. Aua! Als das würde er auf jeden Fall irgendwann bereuen. Soviel stand schon mal fest. Aber erstmal musste ich hier irgendwie raus kommen.
Ich war noch so berauscht von der zweiten Ohrfeige, dass ich gar nicht merkte wie er meinen kleinen Finger nahm. Ich merkte den Schmerz erst, als er ihn einfach wie einen kleinen Ast gebrochen hatte.
„Ahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh…“ Ich fing an zu schreien. Dieser Schmerz war viel schrecklicher im Vergleich zu den Ohrfeigen.
„Hast du jetzt genug von deinen dummen Witzen?“
„Nein!“ Bin ich bescheuert? Wieso gebe ich Widerworte? Er traf mich wieder mit der flachen Hand im Gesicht. Diesmal aber auf der anderen Seite. Ich merkte sofort das Blut in meinem Mund. Ich hatte mir voll auf die Zunge gebissen. Und meine Lippe war ebenfalls aufgeplatzt. Er hatte das Blut auch bemerkt und leckte es von meinen Lippen. Ihh. Dieses Schwein.
Ich zog alles hoch was ich hatte und spuckte ihm ins Gesicht. Schön! Das war nicht nur Blut was er abbekam. Irgendwas Grünes war auch dazwischen. Haha! Als ich sein Gesicht sah fing ich sofort an zu lachen. Ich konnte mich einfach nicht zusammen reissen. Sein Blick war irgendwas zwischen Verwunderung, Abscheu und Wut. Die Wut siegte. Er packte mich an meiner Kehle und hob mich hoch. Während ich versuchte genug Luft in meine Lungen zu bekommen sah er mich an und lachte. Ich sah schon Sternchen vor meinen Augen, als er mich auf einmal mit viel Schwung gegen die nächste Wand schmiss. Der Aufprall drückte mir auch noch den Rest Sauerstoff aus meinem Körper. Ich konnte mich einfach nicht aufrappeln. Ich sah die offene Tür und hätte schreien können. Ich war ihr so nah, und doch kam ich einfach nicht weg.
Langsam kam Alex auf mich zu. Er stellte seinen Fuss auf meinen Gips und liess sein ganzes Gewicht drauf drücken. Ich schrie. Ich schrie und flehte ihn an aufzuhören. Ich spürte die Tränen in meinem Gesicht und dann hörte ich das Knacken. Mein Knochen wurde noch schlimmer gebrochen. Er zersplitterte richtig. Im ersten Moment kam mir nur in den Sinn, dass ich diesen Scheiss Gips jetzt wohl noch länger tragen muss. Verdammt!
Ich bekam so viel Schmerz auf einmal ab, dass ich erleichtert war, als die Ohnmacht mich einholte. Ich schloss die Augen und liess mich von ihr fortspülen. Frieden! Um mich rum nur Stille. Keine Schmerzen. Einfach wundervoll.
Ich konnte nicht lange weg gewesen sein, aber als ich wieder zu mir kam lag ich in einem Bett. Und Alex neben mir. Scheisse! Ich versuchte zu schreien, zu schlagen, zu kratzen und zu beissen. Aber es nützte nichts. Er musste aus unserem vorherigen Gespräch gelernt haben, denn ich war geknebelt und ans Bett gefesselt. Oh Scheisse! Oh nein verdammt. Ich war ihm ausgeliefert.
Er musste gemerkt haben das ich wach war, vorher waren seine Finger nämlich noch nicht an meinem Hals. Er strich hoch und runter und ich konnte mir eine Gänsehaut nicht verkneifen. Er muss das wohl als positiv aufgefasst haben, denn dort wo vorher seine Finger waren, waren jetzt seine Lippen. Dabei war die Gänsehaut eher vor Ekel und nicht wegen sexueller Sehnsucht. Also ganz verrückt bin ich dann wohl doch nicht. Als seine Hand während dessen zu meinem Bauch glitt, merkte ich erst das ich gar kein Oberteil mehr an hatte. Und auch keine Hose verdammt. Das Schwein hatte mich einfach ausgezogen als ich im Land der Träume war und mich nicht verteidigen konnte. Seine Lippen folgten seinen Fingern. Ich versuchte zu entkommen. Bewegte meinen Körper hin und her. Das sah er aber anscheinend als Aufforderung weiter zu machen. Ich versuchte ihm zu sagen das er aufhören soll, aber es nützte alles nicht. Ich konnte nicht entkommen. Ich konnte mich ihm nicht entziehen. Ich war verloren. Endgültig und zu hundert Prozent verloren. Es gab kein entkommen. Ich konnte mich nur noch meinem Schicksal ergeben. Ich blieb liegen. Bewegte mich einfach nicht mehr. Tat nichts was ihn anstacheln könnte. Ihn interessierte das aber reichlich wenig. Er zog mir meinen BH aus und schmiss ihn zu meinen restlichen Klamotten. Ich sah wie er dann auch noch begann sich auszuziehen. Einfach nicht kotzen Lena. Einfach nicht kotzen. Du würdest mit dem Knebel im Mund noch an deinem eigenen Erbrochenen ersticken. Und das wäre ein doch ziemlich schlechter Tot. Denn tief in meinem Inneren hoffte ich immer noch, dass Ian kommen würde um mich zu retten. Alex war kurz davor sein Werk zu beenden. Beide entkleidet, er zwischen meinen Beinen und kurz davor in mich einzudringen, als die Tür krachend aus den Angeln bricht. Ian!
Da lag sie. Seine Traumfrau. Er hätte platzen können vor Wut, als er die Angst in den Augen von Lena sah. Was hatte dieses Schwein mit ihr gemacht? Und sie war nackt. Hoffentlich kam er noch nicht zu spät. Hoffentlich war der Blutakt noch nicht vollzogen. Aber er konnte kein frisches Blut riechen. Und auch keine sexuelle Erregung. Ausser vielleicht die von Alex. Als er die Blessuren in ihrem schönen Gesicht und an ihrem Körper sah flippte er komplett aus. So ging man sicher nicht mit SEINER Lena um.
Als Lena das Gesicht von Ian sah, war sie nur froh, dass sich die Wut in seinen Augen nicht gegen sie richtete. Er sah wirklich zum fürchten aus. Sie war jedoch einfach nur froh ihn zu sehen. Sie war erleichtert, dass er die Sache im Cafe gut überstanden hatte. Und sie wagte zu hoffen, dass sie lebend aus diesem ganzen Zeug wieder raus kam. Aber eben. Es war noch nichts entschieden. Sie konnte nur hoffen. Und beten das Ian es schaffen würde.
Als Alex versuchte sein Werk zu beenden, sprang Ian ihn an und riss ihn von mir runter. Endlich! Ich war nur froh, dass den sein Penis nicht mehr in der Nähe meiner unberührten Geschlechtsteile war. Es hätte ja sonst was passieren können. Ich sah beiden fasziniert zu. Beide waren durch ihre Statur fast gleich stark. Aber Ian hatte meiner Meinung nach mehr zu verlieren. Ich hoffte jedenfalls, dass er mich wenigstens so viel mochte, dass es sich für ihn lohnte mich zu retten. Ich merkte sofort das ich immer schwächer wurde. Es interessierte mich weniger das ich immer noch nackt an ein Bett gekettet war, in dem ich absolut nicht liegen wollte. Aber ich hielt die Augen offen und beobachtete den Kampf zwischen Ian und Alex. Alex nahm Ian nicht wirklich ernst. Ich glaube er unterschätzte ihn etwas. Das Gerangel zwischen beiden fand im ganzen Zimmer statt. Möbel wurden am jeweils anderen zerschlagen und somit als Waffe benutzt. Ian versuchte gerade einem Stuhl auszuweichen, der auf ihn zugeflogen kam, dass er das Hindernis hinter sich nicht bemerkte. Er stolperte und knallte mit dem Kopf ans Bettgestell. Einige ewig vorkommende Sekunden bewegte er sich nicht. Alex nutzte seine Chance und stürzte sich wieder auf Mich. Er wollte das alles unbedingt beenden. Er wollte mich unbedingt an sich binden. Das passte mir ehrlich gesagt ganz und gar nicht. Ich nahm all meine Kraft zusammen und hob mein Knie als er gerade darüber steigen wollte. Ich traf ihn voll in seine Weichteile. Er stöhnte und kippte zur Seite. Ian riss ihn von mir runter und begann mich los zu binden. Den Knebel entfernte er als erstes aus meinem Mund. Und kaum war er draussen übergab ich mich. Es war mir schrecklich peinlich, aber in dem Moment konnte ich es einfach nicht halten. Als nur noch meine Füsse gefesselt waren schnappte Alex ihn und warf ihn gegen die Wand. Der Aufprall war so hart, das etwas von der Wand abbröckelte. Es gab regelrecht Risse in der Wand. Ich rappelte mich auf und versuchte meine Fussfesseln zu lösen. Jedoch waren sie viel zu straff angezogen, so das ich mich nicht mehr wundern musste wieso meine Füsse eingeschlafen waren. Ich versuchte alles um sie ab zu bekommen. Schaffte es aber keinen Millimeter. Verdammt! Ich wollte Ian wenigstens ein bisschen unterstützen. Er und Alex schlugen jetzt einfach mit Fäusten aufeinander ein. Es sah nicht mal so aus als ob sie beide einen Plan hätten. Sie liessen einfach ihre Fäuste sprechen. Ich sah die ersten Wunden bei beiden. Ian hatte an mehreren Stellen Platzwunden. Alex ebenso, aber er sah noch etwas besser aus. Ich versuchte verzweifelt meine Fesseln los zu bekommen. Wieso klappte das nur nicht? Bevor ich sie sah, spürte ich das sie kamen.
Kevin und meine Brüder! Endlich!
Ich war so erleichtert, dass ich weinte als ich sie sah. Sie gingen alle 3 Richtung Ian und Alex. Was machen die denn? Kann mich mal jemand hier los machen?
„Jungs!“ Ich schrie sie förmlich an. Das wurde mir hier jetzt langsam alles zu viel. Viel zu viel. Als Kevin sich umdrehte und mich sah wurde ich rot. Verdammt! Ich war immer noch nackt.
„Lena…“ Ich hörte das entsetzte Aufatmen von ihm.
„Bitte Kevin. Komm her und mach mich los. Bitte.“ Als er das ganze Ausmass meiner Verletzungen sah wurde er rot vor Wut.
„Nicht Kevin. Bitte kämpf nicht. Bitte komm her und bind mich los.“ Es musste ihn einige Überwindung gekostet haben nicht sofort auf Alex los zu gehen. Er kam langsam und vorsichtig auf mich zu.
„Bitte…“ Ich konnte nicht mehr. Ich brachte nur noch das eine Wort flüsternd über meine Lippen. Ich merkte das ich immer schwächer wurde. Ian und die anderen nahm ich gar nicht mehr war. Das Rauschen in meinen Ohren wurde immer lauter. Mein Brechgefühl kam zurück. Ich zitterte, schwitzte aber wie verrückt. Ich hatte schreckliche Angst.
„Ganz ruhig Lena. Ich mache dich los.“ Ich spürte seine Finger an meinen Knöcheln. Und als er meinen zertrümmerten Gips sah, zog er scharf die Luft ein. Ich sah nichts mehr. Ich hörte nichts mehr. Ich spürte Kevin’s Nähe und fühlte mich in Sicherheit. Als er die Fesseln entfernt hatte, wurde ich in eine Decke gewickelt und hoch gehoben. Ich stöhnte auf vor Schmerz. Es tat alles so weh.
Als Ich die Fesseln an Lena’s Bein löste hätte ich weinen können. Wie konnte man ihr so etwas antun? Ich hätte schreien können wenn ich daran denke, dass ich meine beste Freundin nicht hatte beschützen können. Aber es sah zum Glück so aus, als ob der Blutakt nicht vollzogen wurde. Ich war schrecklich erleichtert. Ich wusste nicht was ich zu ihr sagen sollte. Ausser: Tut mir Leid!
„Es tut mir Leid Lena. Es tut mir so unendlich Leid. Wieso konnte ich dich nicht beschützen.“ Ich sah Kevin in die Augen und lächelte.
„Nicht!“ Mehr konnte ich nicht sagen. Aber er verstand was ich meinte. Er sollte sich deswegen keine Vorwürfe machen. Es war doch gar nicht seine Schuld. Aber ich sah die Wut und Schuld in seinen Augen. Das würde er sich sicher nie verzeihen. Aber ich verzeihe ihm. Ich verzeihe ihm alles.
„Ich verzeihe dir!“ Er wusste, dass ich damit nicht nur diese Geschichte meinte. Ich meinte auch die Sache mit den Lügen. Und das er mir das Herz gebrochen hatte. Nach dieser Geschichte hier konnte ich ihm alles verzeihen. Aber mit ihm zusammen sein wollte ich trotzdem nicht.
Als ich das nächste Mal wach wurde lag ich in den Armen von Ian und wurde zu einem wartenden Auto getragen. Ein Tropfen fiel auf mein Gesicht. Und als ich aufsah, wusste ich, dass es eine Träne von Ian war. Weinte er etwa wegen mir? Ich wollte mit meiner Hand sein Gesicht berühren, aber ich war so schwach das ich sie heben konnte. Nichts funktionierte. Aber ich wollte ihn doch trösten. Mir fiel nicht mehr ein, als seinen Namen zu flüstern. Und da sah er mich an. Sah die Hoffnung in meinen Augen. Sah das ich ihm alles verdankte. Er lächelte und küsste mich auf die Stirn.
„Das war Rettung in letzter Sekunde Lena. Es tut mir Leid das ich nicht schneller da war…“ Und dann wurde alles schwarz um mich.
„Lauf Ian! Lauf doch endlich…“ Ich sah Ian vor mir. Er kam auf mich zu gerannt und versuchte mir irgendwas zu sagen, aber ich verstand nicht was er meinte. Es war alles so verschwommen und undeutlich. Was wollte er nur von mir?
„Was ist Ian? Was ist denn?“ Es sah aus als ob er auf der Stelle rannte. Seine Verfolger jedoch kamen immer näher.
„Renn Ian! Sie sind gleich bei dir. Renn! Lauf schneller! Iaaaaaaaaaaaaaaaaaaan!“ Ich schrie seinen Namen. Doch es brachte nichts. Er kam einfach nicht von der Stelle. Nicht einen Millimeter hatte er sich bis jetzt bewegt. Ich fing an zu weinen und ging in die Knie. Was war denn hier nur los?
Ich lag neben Lena im Bett und kühlte ihre Stirn. Sie hatte von ihrer Gefangenschaft einiges davon getragen. Nicht nur die Brüche, sondern auch eine schlimme Grippe. Sie hatte hohes Fieber und fror die ganze Zeit. Ich weiss einfach nicht was ich noch machen soll. Und Alpträume hatte sie auch noch dazu bekommen. Ich fand es zwar toll meinen Namen zu hören, aber nicht in diesem Zusammenhang. Sie schrie und flehte mich an. Aber ich konnte nichts machen. Ich flüsterte ihr zu das ich hier sei. Es sei alles in Ordnung. Und da beruhigte sie sich. Aber nicht für lange. Es verging keine halbe Stunde und sie fing wieder an.
„Ian?“ fragte ich in die Schwärze des Raumes. Ich sah nichts. Ich konnte nicht einmal die Hand vor meinen Augen sehen. Hatte es Ian doch geschafft zu entkommen? War er hier?
„Ian? Bist du hier irgendwo?“ Da! Ich hab was gehört. Da war eindeutig ein Geräusch. Ich lief weiter ins Dunkle. Irgendwo musste hier doch ein Ausgang sein. Irgendein Weg. Oder wenigstens etwas Licht. Vorher hatte mir die Dunkelheit keine Angst gemacht, aber nach der Sache mit Alex war das anders. Oder bin ich sogar noch bei ihm? Hatte ich mir meine Rettung nur eingebildet?
„Ian? Bist du da? Bin ich wirklich gerettet wurden?“ Je weiter sie ging, umso lauter wurde das Geräusch. Es war so eine Art stöhnen. Was konnte das nur sein? Soll ich wirklich weiter gehen? Und da sah sie ihn. Angekettet an die Wand. Voll mit Pfählen. Das Blut lief an seinem Körper runter und bedeckte den Boden.
„Oh mein Gott! Ian!“ Ich schrie seinen Namen. Ich brach zusammen und übergab mich.
Was soll ich nur tun? Sie musste Höllenqualen leiden in ihren Träumen. Sie rief immer wieder nach ihm. Und am Ende schrie sie sogar. Was sah sie? Was passierte mit ihm in ihren Träumen? Er wusste sich nicht mehr zu helfen. Er kühlte weiter ihre Stirn und wusch ihr Tränen weg. Er redete mit ihr und versicherte ihr, dass sie in Sicherheit sei. Und als er es schon nicht mehr zu hoffen gewagt hatte, schlief sie endlich ein. Ruhig. Friedlich.
Als ich für eine kurze Zeit aufwachte sah ich als erstes das Gesicht von Ian. Er lebte. Oh Gott sei Dank. Er lebte. Meine Rettung war also kein Traum gewesen. Ich fühlte mich sofort unwohl als ich daran dachte was Alex mit mir hatte anstellen wollen. Und ich wurde rot wenn ich daran dachte, dass Ian und Kevin mich nackt gesehen hatten. Ich brauchte unbedingt eine Dusche.
„Bad.“ Meine Stimme klang ja grauenhaft. Kratzig. Brüchig. Sie klang so gar nicht nach mir. Ian verstand was ich mit dem einen Wort sagen wollte und hob mich hoch. Ich hatte eigentlich angenommen, dass er mich nur schnell hin bringt und dann wieder verschwindet, aber dem war nicht so. Er zog mich bis auf die Unterwäsche aus stellte sich mit mir unter die warme Dusche. Als das Wasser an meinem Körper hinab lief fühlte ich mich grad um einiges besser. Ich konnte Ian im ersten Moment also nicht wirklich böse sein. Er wusch meine Haare und alle Stellen an meinem Körper, die er ohne bedenken berühren konnte. Als er fertig war wickelte er mich in ein Handtuch und brachte mich zurück ins Bett. Kaum das ich die Matratze berührte war ich auch schon wieder eingeschlafen.
Als er mit ihr duschen war musste er sich sehr zusammen reissen. Sie war so wunderschön. Und das er sie nicht alleine lassen konnte war ja wohl klar. Also musste er sich wohl oder übel mit drunter stellen. Aber es gefiel ihm. Es machte ihm sogar Spass sie zu waschen. Er hoffte fast das sie dies auch mal tun würden, wenn sie wieder ganz gesund war. Wenn sie sich freiwillig dafür entschied. Und vor allem wünschte er sich von ihr gewaschen zu werden. Sie würde ihn mit ihren kleinen Händen erkunden. Gott Ian! Denk an was anderes.
Der Frieden blieb leider nicht lange. Knapp 3 Stunden hatte sie in alle Ruhe geschlafen. Doch diesmal war es anders. Sie hörte ihn.
Ich weiss das es nur ein Traum ist. Das redete ich mir auf jeden Fall die ganze Zeit ein. Aber es fühlte sich alles so echt an. Es kam ihr alles so wirklich vor.
„Ian? Träume ich?“ Und da passierte es. Sie bekam zum ersten Mal eine Antwort.
„Ja. Du träumst Lena.“ Sie merkte ein Lächeln auf ihren Lippen.
„Dann bin ich aber froh! Rettest du mich wieder?“ Sie hörte sein leises Lachen. Sie konnte es sich gut vorstellen wie seine Augen jetzt blitzen.
„Ja Lena. Ich werde dich immer retten. Immer!“ Ihr wurde viel leichter ums Herz.
„Das ist nett. Ian?“
„Ja?“
„Geht es dir gut? Bist du in Gefahr?“
„Nein.“ Was war das denn? Nein es geht mir nicht gut oder Nein ich bin nicht in Gefahr?
„Was Nein?“
„Nein!“ Hää? Wollte der mich verarschen? Ich bekam wieder etwas Angst. Und dann hörte ich eine andere mir bekannte Stimme.
„Lena. Hast du mir wirklich verziehen?“ Das war Kevin. Was machte Kevin denn hier?
„Was machst du in meinem Traum? Sonst ist doch immer nur Ian da.“ Ich hörte seine Verwunderung in der Stimme als er wieder begann zu reden.
„Ich weiss. Ich wollte nur wissen ob ich gehen kann. Also hast du mir verziehen oder nicht?“
„Ja. Hab ich. Ich könnte dich auch nie hassen. Und das weisst du.“ Das wusste er doch oder?
„Danke Lena. Wir sehen uns.“ Ich konnte seine Nähe nicht mehr spüren. Deshalb nahm ich an das ich wieder mit Ian alleine in meinem Traum war.
„Ian?“
„Ja?“
„Du bleibst bei mir. Oder?“
„Ja.“ Und als sie beruhigt war in Sicherheit zu sein schlief sie traumlos weiter.
Er war so erleichtert über den Ausgang dieses Traumes, dass er seinen Tränen einfach freien lauf liess. Er konnte sie auch gar nicht mehr zurück halten. Seine wunderschöne Lena hatte mit ihm gesprochen und schlief jetzt ruhig weiter. Er hatte also nicht umsonst gehofft. Er hatte auch nicht umsonst die letzten paar Tage an ihrem Bett verbracht. Das Kevin einmal dazwischen funken musste hatte ihn etwas gestört, aber es hatte ihren Zustand nicht verschlechtert. Daher war es ihm eigentlich egal. Er war einfach nur überglücklich.
Er gab ihr einen leichten Kuss und sah das kleine Lächeln in ihrem Gesicht.
„Schlaf gut mein Engel. Ich werde weiterhin über dich wachen!“
Als ich heute Morgen aufwachte, war es so als ob ich neu geboren wäre. Ich konnte endlich wieder klar denken, hören und sehen. Ich konnte mich sogar endlich wieder mal ein bisschen alleine bewegen.
Oh mein Gott! Ich musste unbedingt aufs Klo. Ich bin ja so was von froh, dass ich ein bisschen meiner alten Stärke zurück bekommen habe.
Ich setzte mich an den Rand meines Bettes und schwang die Beine über die Bettkante. Kurz drehte sich alles in meinem Kopf, aber das legte sich schnell wieder. Ich nahm meine Krücken, die neben meinem Kopfende vom Bett standen, und machte mich auf den Weg Richtung Bad.
Erleichtert schloss ich hinter mir di Tür, als ich den gefühlten Weg von zwei Kilometern hinter mich gebracht hatte.
Ich weiss, das klingt echt übertrieben, aber es hat sich echt so angefühlt.
„Lena? Lena wo bist du?“ War das etwa Ian der da nach mir fragte? Was machte der denn hier? Ich sah an mir runter und wurde sofort rot.
Ich hatte nur eine weisses Höschen und ein blaues enges Top an. Ach du Scheisse. Und mein Bademantel war natürlich wieder nicht aufzufinden. Ich musste mir echt angewöhnen, ihn sofort nach dem Duschen wieder ins Bad zu bringen.
„Ich bin hier Ian. Im Bad. Könntest du mir bitte meinen Bademantel bringen?“
„Falls ich dich daran erinnern darf. Ich hab dich schon in Unterwäsche gesehen. Also sei nicht so verklemmt und komm aus dem Bad.“ Ich hörte sofort das Lächeln in seiner Stimme. Es machte sie weicher und noch erotischer, als sie sowieso schon war. Ach Gottchen Lena. Denk doch nicht an so einen Schwachsinn. Sicher, er hatte sich rührend um mich gekümmert in den letzten Tagen, aber das hiess ja nicht gleich, dass ich ihn liebe. Oder hatte ich mich sogar schon in ihn verliebt. Oh man. Es war echt zum Haare raufen. Ich gebe es glaub echt auf mit den Männern und sterbe als alte Jungfer. Ha! Bei dem Gedanken musste ich kurz lachen. So was Absurdes. Es gibt genug Männer, also Vampirmänner, auf der Welt. Ich werde da ja wohl einen finden der zu mir passt. Oder?
Frustriert über meine eigenen Gedanken holte ich kurz tief Lust, schloss die Tür auf und schleppte mich wieder in mein Bett. Oder ich wollte es jedenfalls. Es war auf jeden Fall von mir so gedacht gewesen. Aber nein. Nicht mit Ian. Sobald die Tür auf war, schnappte er mich, zog mich in seine Arme und gab mir einen sehr langen, sehr intensiven und vor allem sehr feurigen Kuss. Wahnsinn! Einfach nur Wahnsinn wieder der Typ küssen konnte.
Am Anfang blieb mir nichts anderes übrig, als den Kuss zu erwidern. Aber sobald er anfing meinen Rücken zu streicheln, versteifte ich mich und entzog ihm meine Lippen.
„Ich kann nicht Ian. Es..Es tut mir..“ Weiter kam ich nicht. Er legte mir einen Finger auf die Lippen, sah mir fest in die Augen und schüttelte leicht den Kopf.
„Ist schon gut Lena. Ich hätte das nicht machen dürfen, nach dem was passiert ist. Es tut mir Leid.“ Er liess mich los und sah betreten zu Boden. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände, sah ihm ganz tief in die Augen und gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund.
„Es geht mir einfach zu schnell Ian. Ich kenne dich ja gar nicht richtig. Ich will es bitte einfach langsam angehen lassen. Ist das in Ordnung für dich?“ Ich lächelte ihn an und nahm ganz, ganz langsam meine Hände von seinem wunderschönen Gesicht. Am liebsten hätte ich die ganze Zeit weiter seine weiche Haut angefasst, aber das hätte es für ihn sehr wahrscheinlich nicht grade leichter gemacht. Er nickte und führte mich zum Bett.
Als ich lag wollte er sich schon wieder umdrehen und gehen. Jedoch nahm ich seine Hand und deutete ihm an zu bleiben. Er lächelte mich kurz an und setzte sich dann neben mich aufs Bett.
„Wie lange hab ich geschlafen?“
„Ich glaube es waren acht Tage. Ich hab es irgendwann selbst nicht mehr richtig mitbekommen, wenn ein Tag vorbei war.“ Acht Tage? Ach du scheisse. Da muss es mir ja echt ziemlich mies gegangen sein, wenn ich so lange geschlafen hab. Aber Moment mal.
„Du Ian. Das klingt vielleicht dumm. Aber wie bin ich denn aufs Klo gekommen? Das du einmal mit mir duschen warst weiss ich noch.“ Ich merkte sofort wie ich rot wurde. Gott ist das peinlich. Ich kicherte und versuchte möglichst seinem Blick auszuweichen.
„Also sagen wir es mal so. Ich hab dich pro Tag höchstens eine halbe Stunde aus den Augen gelassen. Reicht dir das als Antwort, oder soll ich lieber ins Detail gehen?“ Als er sah wie ich nur schnell den Kopf schüttelte fing er laut an zu lachen. Ich boxte ihn in die Seite und drehte mich in Richtung meines Fensters. Ich tat so als würde mich das, was draussen passierte wirklich interessieren. Aber eigentlich wollte ich ihm einfach nur nicht ins Gesicht sehen müssen. Das ist aber auch echt peinlich. Er hatte mich echt aufs Klo gebracht. Ich wurde bei dem Gedanken grad noch röter. Ich schielte schnell zu ihm rüber, um zu gucken was er gerade machte.
Er sah mich einfach nur an. Mit dem hübschesten und wundervollsten Lächeln im Gesicht das ich je gesehen habe. Da musste man einfach zurück lächeln.
„Was ist mit meinen Brüdern? Wie kommt es das sie dich hier gelassen haben?“ Das Dean und Eric ihm erlaubt haben hier zu bleiben ist echt krass. Das hätte ich von den beiden nun überhaupt nicht erwartet.
„Ich weiss auch nicht. Ich glaube sie waren, und sind es immer noch, so besorgt um dich, dass sie es einfach erlaubt haben. Du hast dich immer an mich geklammert. Und sobald ich dich loslassen wollte, bist du unruhig geworden uns hast angefangen nach mir zu rufen.“ Er lächelte mich an und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Man konnte der süss sein wenn er wollte.
„Ich hab nach dir gerufen? Aber warum?“ Ich war ziemlich verwirrt. Ich hätte eher gedacht, dass ich nach Kevin rufen würde. Oder nach einen von meinen beiden Brüdern. Aber nach Ian? Nein, dass hätte ich definitiv niemals gedacht. Ich glaube meine Frage hat Ian verletzt. Er sah im Moment auf jeden Fall so aus als ob ich ihn arg verletzt hätte.
„Es tut mir Leid Ian. Ich hab das nicht so gemeint, wie du jetzt vielleicht denkst. Es hat mich nur gewundert, weil ich dich nicht annähernd so lange und gut kenne wie meine Brüder oder wie…“ Ich stockte. Kannte ich Kevin überhaupt? Er hatte mich jahrelang belogen. Kannte ich meine Brüder denn so genau? Sie hatten mich ebenfalls hinters Licht geführt.
„Kevin.“ Ian spuckte diesen Namen förmlich aus. Er konnte ihn einfach nicht sagen, ohne dabei mit den Zähnen zu knirschen. Was war nur mit den beiden passiert?
„Hör mal. Wenn du willst, dass ich dich genauso wie die anderen respektiere und gern habe, dann sag mir die Wahrheit. Was ist mit dir und Kevin passiert? Und erzähl mir nicht den gleichen Müll wie Kevin. Von wegen du bist der grosse Bruder und kommandierst ihn herum und so ein Schwachsinn.“ Ich zog meine Augenbrauen nach oben und sah ihn zweifelnd an.
"Können wir das Thema nicht einfach lassen?" Er sah mich bittend an. Doch ich blieb hart. Ich verstand die Beiden in diesem Fall einfach nicht. Es konnte nicht nur wegen diesem Älteren-Bruder-Mist sein. Schliesslich müsste ich meine Brüder dann ja auch hassen. Ich war mir also mehr als sicher, dass das alles einen anderen Grund hatte. Aber welchen?
"Nein Ian, wir können das Thema nicht lassen. Willst du es genauso wie Kevin und meine Brüder machen? Mich belügen und alles verheimlichen?" So wie er guckte, wusste er genau auf was ich anspielte.
"Du hast ja Recht. Also..." Doch weiter kam er nicht. Denn genau im Moment der Wahrheit mussten meine beiden dummen Brüder, gefolgt von meinen Jungs, ins Zimmer kommen.
"Oh man Jungs.", stöhnte ich genervt. "Ihr seid echt Supertalente wenn es um dumme Zeitpunkte geht." Ich konnte mir das Lächeln jedoch nicht verkneifen, bis ich Kevin sah. Er stand in meiner Zimmertür und bewegte sich keinen Zentimeter weiter. Ich stieg aus dem Bett, ignorierte die anderen und humpelte zielstrebig auf Kevin zu. Kaum war ich bei ihm, schmiss ich mich in seine Arme und fing an zu weinen.
"Kevin. Es tut mir so Leid. Ich hätte nicht so gemein zu dir sein dürfen. Es tut mir so schrecklich Leid. Ich brauche dich. Ich..." Ich kam nich weiter mit reden. Mir blieb vor lauter Tränen und Schluchzern die Luft weg. Er drückte mich noch fester an sich und flüsterte mir ins Ohr:" Lena. Hör auf zu weinen mein Sonnenschein. Es zerreist mir das Herz dich so zu sehen. Schhh... Beruhig dich. Es gibt nichts zu verzeihen. Du bist meine beste Freundin. Für immer. Irgendwann werde ich damit klar kommen, dass du dich für Ian entschieden hast." Ich wich zurück und sah ihm ins Gesicht.
"Waaaaas? Nein. Wir haben nur geredet. Ich habe mich auf keinen Fall für ihn entschieden." Als die Worte raus waren, wurde mir jedoch nicht leichter ums Herz. Im Gegenteil. Es tat mächtig weh.
Als Ian an mir vorbei ging, sah er mich nicht an und sagte kein Wort. Das tat mehr weh, als diese schreckliche Zeit bei Alex.
Was habe ich nur getan?
Was habe ich nur getan? Was habe ich nur getan? Ich fragte mich das nun schon, seit Ian gestern gegangen war. Verdammt!
und heute werde ich ihn wahrscheinlich auch noch in der Schule wiedersehen. Was sage ich nur? Soll ich überhaupt etwas sagen? Ich muss etwas sagen. Mich wenigstens dafür entschuldigen, dass meine Worte so voller Abscheu geklungen haben. Was verdammt habe ich nur getan?
"Was ist los Lena?" Ich sah Kevin kurz an und zuckte mit den Schultern.
"Ich weiss es doch auch nicht. Ich fühl mich mies wegen dem, war ich gestern gesagt habe."
"Lena. Wieso solltest du dich schlecht fühlen? Denkst du wirklich das Ian deswegen verletzt ist? Er spielt nur mit den Frauen."
"Aber das kam mir gestern irgendwie nicht so vor Kev. Er sah echt getroffen aus." Kevin blieb stehn und guckte traurig aus der Wäsche.
"Liebst du ihn oder was?"
"Nein. Ich kenne ihn doch gar nicht richtig." Und der Ansicht war ich wirklich. Sicher, ich empfand definitiv etwas für Ian, aber ich liebe ihn nicht.
"Ok. Wenn du das sagst." Für mich hörte es sich jedoch nicht so an, als ob Kevin mir glaubte.
"Vergiss es einfach. Ich gebs auf." Damit liess ich ihn stehn und lief zu Ray und Chris. Beide umarmte ich kurz und wünschte Ihnen einen guten Morgen.
"Bist du doch nicht mit Ian zusammen?"
"Oh Gott Jungs. Fangt ihr bitte nicht auch noch an. Nein, ich bin nicht mit ihm zusammen." Sie sahen mich beide kurz verwundert an, liessen das Thema dann aber sein.
Als ich auf dem Weg zu meinem Spind war, wusste ich, wieso Ray und Chris so verwundert waren. Am Ende des Flurs stand Ian und knutschte mit einer Cheerleaderin. Und dann auch noch die Möchtegern-Königin dieser Truppe.
"Ich glaub ich spinne." Das ich es laut ausgesprochen habe merkte ich erst, als Ian mir direkt in die Augen sah. Oh Scheisse. Ich hatte vollkommen dieses dumme Vampirgehör vergessen. Er lächelte mich herablassend an und machte mich seiner Knutscherei weiter.
"Weisst du jetzt was ich meine?" Kevin hatte ja sowas von Recht. Ian spielt nur mit den Frauen. Zum Glück habe ich nicht mit ihm geschlafen.
"Was soll's? Er kann machen was er will. Ist ja nicht so das wir zusammen wären." Ich ging zu meinem Spind, nahm meine Bücher und machte mich auf den Weg zum Unterricht. Wieso tat er das? Bedeudete ich ihm denn gar nichts? War das alles nur gespielt gewesen um mich ins Bett zu kriegen? Zum Glück bin ich auf dieses Arschloch nicht komplett reingefallen. Als er sich jetzt neben mich setzte, konnte ich es nicht vermeiden ihn anzugucken.
"Na, hats Spass gemacht mit der Schulschlampe zu knutschen?" Oh man Lena. Kannst du manchmal nicht einfach deine Klappe halten? Das ist doch zum Mäuse melken. Als würde mich die Antwort wirklich interessieren.Ha! Er antwortete jedoch gar nicht. Er sah weiterhin Schulschlampe Sophia an und zog sie dabei förmlich mit seinem Blick aus. Zum kotzen!
"Könntest du damit bitte aufhören? Wenn du sie flachlegen willst, dann mach das in der Pause oder nach dem Unterricht." Er ignorierte mich weiterhin und tat so, als würde ich gar nicht exestieren. So ein Arschloch. Und das ging die ganze Stunde so weiter. Bis mich die Schulklingel endlich von dem ganzen erlöste. Ich nahm mein Zeug und rannte förmlich aus dem Zimmer. Genau in die Arme von Kevin.
"Glaubs mir. Auch ich war knapp an der Kotzgrenze." Ich fing an zu lachen und hakte mich bei ihm ein.
"Das war echt ekelhaft." In den nächsten zwei Stunden hatte ich zum Glück nicht mit Ian Unterricht. Dafür sah ich ihn leider im Mittag wieder. Und wer hockte breitbeinig auf ihm? Sophia. Wild knutschend und fummelnd traf man die beiden in der Mensa an. Würg! Das ist ja nicht zum aushalten. Ich schnappte mir bei der Essensausgabe einen Salat und einen Apfel und machte mich auf den Weg nach draussen. Frische Luft tut sicher mal gut. Vielleicht gehen dann auch die Mordgedanken gegenüber Sophia weg. Tief durchatmen. Wieso rege ich mich überhaupt so auf? Wieso musste der Typ auch so eine Show vor mir abziehen? Wieso musste er in letzter Zeit so liebevoll, fürsorglich, zärtlich und so gar nicht Ian sein? Es ist zum Haare raufen. Ich bin definitiv eifersüchtig. Bin ich eigentlich komplett bescheuert?
"Wieso regst du dich so auf?" Ach ja, auf meine Jungs kann ich mich verlassen.
"Hey Jungs. Alles klar?"
"Lenk nicht vom Thema ab Lena. Chris hat dir eine Frage gestellt."
"Und ich hab keine Lust zu antworten. Kapiert endlich das da nichts war, nichts ist und nie etwas sein wird." Das Ende des Satzes hatte ich leider etwas zu laut geschrien. Alle Schüler auf dem Hof sahen zu uns rüber. Konnte der Tag noch schlimmer werden? Ich nahm mein Handy und wählte die Nummer von Dean.
"Dean. Mir gehts total scheisse. Kannst du mich nach Hause bringen?" Er sagte zu und versprach mir sich zu beeilen. Knapp 10 Minuten später sas ich in seinem Auto.
"Was ist denn passiert? Fühlst du dich doch nicht gut? Eric und ich haben dir ja gesagt, dass du noch Zuhause bleiben sollst."
"Fahr jetzt bitte einfach." Und das tat er. Schneller als erlaubt fuhr er mich zu unserem Haus. Ich rannte nach dem Aussteigen sofort in mein Zimmer, schmiss mich aufs Bett und schaltete meine Anlage sehr laut ein. Kaum lief die Musik fing ich auch schon an zu weinen. Was war denn nur los mit mir? Ich weine wegen einem Jungen?
Neben meinem Kopf vibrierte mein Handy. Eine SMS von Kevin. Ich drückte sie weg ohne sie auch nur angesehen zu haben. So ging das ab da alle zwei Minuten. Eine von Kevin, eine von Ray, eine von Chris,eine von Kevin und so weiter. Bis ich mein Handy nach knapp vierzig SMS ausschaltete.
"Lasst mich doch einfach in Ruhe." Und mit diesen gemurmelten Worten schlief ich ein.
Als ich wach wurde hatte ich extreme Kopfschmerzen. Das kommt sicher durch die ganze Heulerei. Wieso nur? Wieso heulte ich so einem Arschloch und Schürzenjäger hinterher? Ich musste meinen Verstand komplett verloren haben. Ich nahm mein Handy und schaltete es wieder ein. Ach du grüne Neune. 67 SMS und 43 verpasste Anrufe. Zum Glück stand in fast jeder SMS das Gleiche. Es ging immer los mit der Frage, was mit mir los sei. Wie es mir geht war auch in jeder SMS. Das sie sich Sorgen machen. Die Anrufe waren ebenfalls alle von Kevin, Ray und Chris.
Ach ja. Man hat nie wirklich mal seine Ruhe. Ich stöhnte genervt auf und antwortete keinem von ihnen. Vielleicht würden sie mich dann mal in Ruhe lassen? Als es dann jedoch leise an meiner Zimmertür klopfte, wusste ich das meine Hoffnung umsonst war.
"Lena. Bist du wach?"
"Nein Kevin, ich bin nicht wach. Und jetzt lass mich in Ruhe." Ich hörte wie er sich an der Tür runterrutschen liess. Das könnte also noch länger dauern.
"Wieso redest du nicht mit mir? Ich bin doch dein bester Freund. Sag mir was los ist."
"Ich will nicht reden." Jedenfalls nicht mit dir. Oder mit euch allen. Ich wollte nur Ian seine Stimme hören. Auch wenn das komplett bescheuert war. Ich schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn, nahm mein Kissen und schrie hinein. Verdammt, verdammt, verdammt! Alles lief schief.
"Komm rein." Und das tat er auch sofort.
"Rede mit mir. Ich war immer für dich da. Und das wird auch immer so bleiben, egal ob du mich als deinen Gefährten willst oder nicht." Ich fing wieder an zu weinen. Mein Gott, wann bin ich denn endlich ausgetrocknet? Wieso konnte ich nicht einfach Kevin als Gefährten wählen? 'Weil du ihn nicht liebst Lena. Jedenfalls nicht auf diese Art.'sagte mir mein Herz.
"Wieso ist das alles so kompliziert?" Ich sah Kevin nicht an. Ich konnte einfach nicht.
"Du liebst ihn." Es war keine Frage. Er konnte es sich sicher denken. Auch wenn ich selber, es mir noch nicht eingestehen wollte.
"Aber ich will ihn nicht lieben. Ich kenne ihn ja nicht mal richtig."
"Die Liebe macht nie was man will. Glaub mir, ich weiss das." Ich hörte in seiner Stimme so viel Traurigkeit und Sehnsucht.
"Es tut mir Leid. Es tut mir so Leid, dass ich dich nicht auch auf diese Weise lieben kann. Es wäre alles so viel einfacher." Ich stöhnte genervt auf und drehte mich in seine Richtung. Er lächelte mich an und zuckte mit den Schultern. Ich wusste das ich ihm weh tat. Aber was sollte ich denn machen? Er war nicht für mich bestimmt, sondern für eine andere. Und das würde er auch noch merken.
"Erzähl mir ein bisschen mehr über Gefährtinnen und Vampire." Ich wollte mehr über mein neues Leben wissen. Wissen wie das alles lief.
"Alsoo...Eine Gefährtin lebt genauso lange wie ihr Vampir. Das liegt daran, dass sie sich regelmässig von seinem Blut nähren muss. Es geht aber nur das Blut des einen und einzigen Gefährten." Ich sah ihn an und hob meine Augenbrauen.
"Heisst das, wenn er sterben sollte, dann stirbt auch seine Gefährtin?"
"Nein, so ist das nicht. Du könntest dir dann einen Neuen suchen, aber die Liebe zwischen Vampir und Gefährtin ist so stark, dass sich der andere meist das Leben nimmt. So war es jedenfalls bis jetzt immer." Im Moment konnte ich mir das irgendwie so gar nicht vorstellen.
"Aber ein Vampir kann nur durch Enthaupten oder Verbrennen sterben. Stimmt's?" Kevin nickte und sah mich dabei genau an. Das ist ja grauenhaft. Ich erschauderte bei dem Gedanken, einen meiner Brüder oder Freunde so zu verlieren.
"Und was ist mit den Gefährtinnen? Kann man sie auch nur so töten?"
"Nein. Ihr tragt dann zwar viel Vampirblut in euch, aber ihr könnt auch an genug Schusswunden oder Messerstichen sterben. Ihr heilt nicht so shnell von alleine wie wir." Gut zu wissen. Also besser wegrennen wenn einer auf mich schiessen sollte. Kevin legte sich neben mich und nahm mich in den Arm.
"Es hat mir immer schwer zugesetzt, dass ich dir nicht sagen konnte was wir sind. Es..." Das er angefangen hatte zu weinen merkte ich, als seine Brust zu beben anfing. Ich sah hoch in sein Gesicht. Eine einzelne Träne bahnte sich ihren Weg seine recht Wange runter. Bevor ich genau wusste was ich tat, richtete ich mich auf, wischte ihm die Träne weg und gab ihm einen leichten Kuss auf den Mund.
"Nicht weinen Kev. Bitte. Ich kann das nicht ertragen." Sofort fing auch ich wieder an zu weinen und kuschelte mich noch mehr an ihn. Das lagen wir Beide, in meinem Bett, und heultn uns die Augen aus. Ich war so froh Kevin zu haben, aber im Moment war es für uns Beide einfach nicht leicht.
Als meine Zimmertür gegen die Wand krachte schreckte ich sofort hoch. Oh Mist. Ich war doch echt in Kevin's Armen eingeschlafen. Neben mir bemerkte ich, wie auch er sich bewegte und etwas vor sich hin grummelte. Als ich zur Tür sah erstarrte ich. Da stand Alex. Das musste ein Alptraum sein. Ich kniff mir in den Arm, um zu gucken ob ich auch wirklich wach war. Und das war ich definitiv. Scheisse!
"Oh Gott Kevin. Lauf. Hol Hilfe." Doch bevor er wusste wie ihm geschah, hatte Alex ihn schon mit einem gezielten Schlag zu Boden geschickt.
"Hallo meine Schöne." Alex lächelte mich sadistisch an. Verdammt. Ich war mir gar nicht sicher, ob ich es dieses Mal auch ungebunden, oder sogar lebend, aus der Sache raus schaffe. Ich fing an zu schreien und hoffte, dass irgendjemand mich hörte. Mir ging schon fast die Puste aus. Ich sprang vom Bett und rannte an Alex vorbei, der in dem Moment zum Bett sprang um mich zu schnappen. Ich rannte aus meinem Zimmer, schmiss die Tür zu und wollte nur raus aus diesem Haus. Aber soweit kam ich gar nicht. Als die Treppe schon fast vor mir war, sprang Alex mich an und wir krachten zusammen runter.Es tat saumässig weh. Als ich am Ende der Treppe aufschlug, merkte oder kapierte ich erstmal nicht wirklich was. Ich hatte für einen kurzen Moment die Orientierung verloren und versuchte mich zu sammeln. Ich versuchte aufzustehen. Alex aber war schneller als ich. Er packte meine Kehle und drückte zu. Ich versuchte krampfhaft Luft in meine brennenden Lungen zu ziehen, doch es half alles nichts. Als Sterne und schwarze Punkte vor meinen Augen tanzten, war ich ehrlich gesagt froh. Kein Schmerz mehr. Ich gab mich der Ohnmacht hin und folgte dem schwarzen nichts.
Als ich langsam wieder zu mir kam, war mein erster Gedanke:' Scheisse! Wieso lebe ich noch?' Sicher, es war krass sowas zu denken, aber wenn ich gestorben wäre, wäre jeder Schmerz und Kummer vorbei gewesen. Wie schön das gewesen wäre.
"Ah. Du bist also endlich aufgewacht meine Schöne." Ich spuckte ihm ins Gesicht und fing an zu lächeln.
"Ich bin nicht deine Schöne du Arschloch. Wieso lebst du Mistkäfer überhaupt noch?" Er lachte und zeigte mir dabei seine strahlend weissen Zähne. Mir ging durch den Kopf wie hübsch er wäre, wäre er nicht so eine miese Ratte. Er hatte kurze blonde Haare, die aussahen als wäre er gerade erst aus dem Bett gestiegen, und dazu eisblaue Augen. Diese waren an sich auch ziemlich faszinierend. Und fesselnd, wenn man zu lange hinein blickte. Seine Statur war auch nicht zu verachten. Er war circa 1.90m gross und hatte breite Schultern. Unter seinem T-Shirt waren sicher auch sehr viele Muskeln zu entdecken.
"Gefällt dir was du siehst?" Ich merkte sofort wie ich rot wurde. Wie konnte man auch seinen Entführer geschlagene fünf Minuten von oben bis unten anstarren? Ich hätte mich selbst geohrfeigt, wenn ich nicht angekettet gewesen wäre.
"Was hast du jetzt mit mir vor? Willst du dich mir wieder aufzwingen?"
"Eigentlich nicht. Ich habe keine Lust mehr mich mit dir rumzuärgern." Ich wurde blass.
"Was soll das heissen? Wenn du mich nur hättest tot sehen wollen, dann hättest du das bei mir Zuhause erledigt." Ich wollte nicht sterben. Nicht mehr jedenfalls. Nicht, ohne Ian's Lippen nochmal auf meinen gespürt zu haben. Nicht, ohne ihm gesagt zu haben, dass ich ihn liebe. Nicht, ohne meine erstes Mal mit ihm verbracht zu haben.
"Ich werde dich töten, aber langsam und qualvoll. Ich werde dich so lange foltern, bis du darum bettelst zu sterben. Das ist meine Rache für Ian." Wieso Rache? Und wie wollte er Ian damit Schaden? Er liebte mich ja nicht mal. Ich bedeutete ihm nichts. Er vögelte wahrscheinlich sogar gerade mit dieser Schlampe Sophia.
"Das was du mit mir machst wird Ian absolut nicht interessieren. Er hat schon längst eine Neue zum verarschen gefunden." Alex lachte kurz zbd hart auf.
"Und das glaubst du wirklich oder? In den paar Tagen wo ich dich beobachtet habe, war Ian immer in deiner Nähe. Wenn du ihn nicht angesehen hast, hat er dich angestarrt. Und ich will nicht wissen, was er dabei alles von euch geträumt hat." Er lügt. Das konnte nicht wahr sein. Ian liebt mich nicht. Ich habe ihn viel zu sehr verletzt. Er wollte nichts mehr von mir wissen.
"Wieso haben sie dich nicht getötet? Und was ist mit der Rache an Ian? Was hat er getan, dass du mich dafür so leiden lassen willst?"
"Ich habe überlebt, weil alle so besorgt um dich waren. Ich konnte entkommen." Er kam langsam auf mich zu, nahm mein Gesicht in seine Hände und gab mir einen fast schon brutalen Kuss auf den Mund.
"Weisst du meine Süsse. Ich bin schon seit fünf Jahren ein Vampir. Und kurz nach meiner VErwandlung fand ich meine Gefährtin. Ian fand das gar nicht toll, da es seine kleine Schwester war." Im ersten Moment war ich geschockt darüber, was jetzt wohl kommen würde. Wo war diese Schwester? Doch dann wurde ich wütend. Diese zwei verdammten, verlogenen Arschlöcher. Alex sah meinen Gesichtsausdruck und fing an zu lachen.
"Ach das wusstest du gar nicht? Dein bester Freund und deine grosse Liebe haben es nicht für nötig gehalten, dir das zu erzählen? Das tut mir aber Leid." Er machte kurz einen Schmollmund und fing dann wieder an zu lachen.
"Was ist mit ihr passiert?" Es war dumm in so einer Situation auf Kevin und Ian sauer zu sein, aber sie hatten mich also noch mehr hintergangen. Das tat weh. Aber da ich eh bald sterben würde, war das auch egal. Ich wollte nur wissen was passiert ist.
"Sie hiess Danielle und war das Wunderbarste, was ich je sehen durfte. Sie war einfach atemberaubend schön. Sie zu beschreiben wäre ein Frevel, da ich ihrem wundervollen Anblick niemals gerecht werden könnte. Ich habe sie geliebt verdammt! Sie war mein ein und alles. Und Ian hat mir das alles kaputt gemacht. Er hat sie gegen mich aufgehetzt. Er hat sie so weit gebracht, dass sie sich selbst das Leben genommen hat." Das Letzte schrie er mir regelrecht ins Gesicht. Ich zuckte leicht zusammen, blickte ihm aber weiterhin in die Augen.
"Das tut mir Leid."
"Heuchlerin. Halt deinen Mund. Ich habe nur noch weiter gelebt um mich an Ian rächen zu können. Und nun ist es endlich so weit. Ich werde ihn zerstören. So, wie er mich zerstört hat."
Tag der Veröffentlichung: 02.03.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
An meine beste Freundin Sandra..Die mich immer unterstützt und mir weiterhilft, wenn ich es nicht mehr alleine schaffe.