Cover

Kapitel 1

 Das Klingeln ihres Telefons weckte Helen aus einem totenähnlichen Schlaf. Noch leicht verwirrt warf sie einen Blick auf ihren Wecker und schreckte hoch. Es war bereits sechs Uhr fünfzehn. Sie hatte verschlafen. Für einen kurzen Moment wollte sie der Versuchung nachgeben und sich wieder in die warmen Laken kuscheln, aber dann riss sie sich zusammen und schob die Decke zurück. 

Noch etwas im Halbschlaf streckte sie den linken Fuß aus dem Bett und zuckte zurück als sie den kalten Holzboden spürte. Als sie das zweite Bein auf den Boden setzte schimpfte sie mit sich selbst, weil sie wieder vergessen hatte die Heizung aufzudrehen.
Ein erneuter Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass sie mit ihrer Aufstehaktion bereits mehr als genug Zeit verschwendet hatte. Sie tapste zu ihrem Kleiderkasten hinüber und zog sich Uniformhose und ein graues T-Shirt an. Zum Duschen hatte sie heute wirklich keine Zeit mehr. In Sekundenschnelle schlang sie ein Joghurt hinunter, dann rannte sie ins Bad um sich die Zähne zu putzen. Als sie einen Blick in den Spiegel warf zuckte sie zusammen. Ihre langen Haare bildeten auf ihrem Kopf ein Vogelnest und ihr Make-up war verlaufen. Innerlich verfluchte sie sie sich, dass sie sich gestern Abend von ihrem Bruder Mike hinreißen lassen hatte etwas mehr als gewöhnlich zu trinken. Seine Begründung, dass man nur einmal sechsundzwanzig wurde hatte sie gestern überzeugt. »Nie wieder« schwor sich Helen in Gedanken, als sie versuchte das Chaos in Ordnung zu bringen.
Als sie versuchte sich an den gestrigen Abend zu erinnern, tauchten nur einige Erinnerungsfetzen auf, die eine äußerst unzusammenhängende Story ergaben.
Helen hatte sich gerade abgeschminkt und war dabei sich das Gesicht zu waschen, als ihr Handy erneut klingelte. Mit einem Handtuch ins nasse Gesicht gepresst rannte sie ins Schlafzimmer ihrer Zweizimmerwohnung und erkannte die Nummer: Mike
»Hey Mike! « begrüßte Helen ihren großen Bruder.
»Na? Wieder nüchtern? « er lachte. Sie stöhnte, was Mike nur noch mehr zum Lachen brachte.
»Ich weiß kaum noch etwas, habe um eine Viertelstunde verschlafen und sehe aus wie ein Zombie. «
»Ach was, mach dir keine Sorgen. Ich werde dich heute zur Arbeit bringen, dann kommst du noch pünktlich. «
»Bist du sicher, dass dir das keine Umstände bereitet? « erwiderte Helen spöttisch.
»Für dich mache ich sogar diesen Umweg« Mikes Stimme hatte einen leicht ironischen Unterton, was verständlich war, da sie beide im selben Gebäude arbeiteten. »Ich bin in fünf Minuten da. «
Helen legte auf und machte sich auf den Weg zurück ins Badezimmer um wenigstens noch etwas von ihrem Gesicht zu retten. Sie war leichenblass und hatte Ringe unter den Augen. Im Endeffekt sah sie aus, als wäre sie gerade frisch aus dem Leichenschauhaus gekommen.
Wie angekündigt war Mike fünf Minuten später vor ihrer Haustür. Sie erkannte es an seinem unverkennbaren Hupkonzert, dass ihre Nachbarn tagtäglich auf die Palme brachte.
Mit einem letzten Blick in den Spiegel schnappte sich Helen ihre Handtasche und verließ die Wohnung.
Ihr großer Bruder grinste sie an, als sie die Autotür öffnete. »Halt bloß die Klappe« fuhr sie ihn an, als sie sich setzte.
»Ich wollte doch gar nichts sagen. Ach ja und falls du es vergessen haben solltest, du hast gestern mit Toby geknutscht«.
Verwirrt fuhr Helen zu Mike um. »Wer ist Toby?«
»Einer meiner neuen Kollegen. Fire Fighter Tobias McDonald. Der mit den kurzen schwarzen Haaren und der schiefen Nase.«
»Oh. Ich weiß nicht genau, wen du meinst aber ich werde ihm wahrscheinlich noch begegnen oder?« Helen wäre es lieber, sie würde ihm nicht begegnen, aber daran ließ sich nichts ändern. Die Feuerwehrleute und die Sanitäter standen in Engem Kontakt und teilten sich mehr oder weniger das Department.
»Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass der heute zum Dienst erscheinen wird, nachdem du ihm gestern seine ganze Energie geraubt hast« Mike musste sich das Lachen verkneifen
»Ich habe was?« Helen sah ihn zweifelnd an.
»Er sah danach total fertig aus. So als ob du ihn total ausgelaugt hast«.
»Was genau heben wir denn getan?« Sie erinnerte sich an nichts. Dann hörte sie Mike lachen und plötzlich wurde ihr alles klar. »Du verarscht mich. Es gibt weder einen Toby noch habe ich mir irgendjemandem geknutscht«.
»Du hättest dich beinahe mit jemandem geprügelt«.
Zweifelnd sah ihn seine Schwester an »Verarscht du mich schon wieder?«
»Nein, diesmal ist es mein Ernst.«
»Und mit wem?« so ganz glaubte ihm Helen immer noch nicht.
»Deinem Lieblings FBI Agenten«.
Sie gab ein ungläubiges Stöhnen von sich. »Anderson?«
»Natürlich. Kennst du sonst noch andere FBI Agenten?«
Helen schloss die Augen und lehnte sich zurück. Scott Anderson war der größte Idiot dem sie jemals begegnet war. Sie hatten sich vor drei Jahren in einer Bank kennengelernt und Helen hatte ihn auf Anhieb sympathisch gefunden und sie waren zweimal miteinander ausgegangen. Und während ihrem zweiten Date tauchte plötzlich wie aus dem Nichts eine Frau auf und küsste ihn. Dann murmelte er ihr ein paar entschuldigende Worte zu, verschwand und ließ Helen alleine zurück.
Fünf Wochen später sah sie ihn bei einem Einsatz wieder, als sie zu einer Schießerei mit einem Toten und drei Verletzen gerufen wurden. Scott Anderson war einer von ihnen und ihr Boss Marty teilte ihn ihr zu. Schon während dem Verarzten tat er so, als würde er sie nicht kennen und Helen konnte darauf verzichten ihn anzusprechen. So begnügte sie sich damit, alles was er sagte zu ignorieren. Irgendwann begann er etwas lauter zu sprechen und musste sich am Ende zusammenreißen um nicht laut loszubrüllen. Sie ignorierte ihn immer weiter, bis er sie richtig anschrie und Helen, in Ermangelung einer besseren Idee zurückschrie.
Dasselbe wiederholte sich seitdem bei jeder ihrer Begegnungen und wurde für Helen langsam zur Routine.
»Oh nein. Was habe ich zu ihm gesagt?« Helen konnte sich noch immer nicht daran erinnern.
»Irgendetwas, dass er ein Arschloch ist. Was ist eigentlich zwischen euch vorgefallen, dass ihr euch so verkracht habt?«
»Nichts von Bedeutung«. Helen hatte niemandem außer ihrer besten Freundin Lara von dem Vorfall erzählt.
»Ich würde dich ja weiter ausquetschen, aber wir sind da«, Mike parkte das Auto auf seinem üblichen Parkplatz und Helen stieg aus. Dann winkte sie ihrem Bruder zu und ging auf den Eingang für die Sanitäter zu. Als sie zu ihrem Spint ging, traf sie Richard, ihren Partner und besten Freund, der sie angrinste. »Langsam beginne ich mich wirklich dafür zu interessieren, was zwischen dir und Anderson läuft«.
Helen stöhnte »Nicht du auch noch».
Das verstärkte Richs Grinsen nur noch und fragend sah er sie an »Mike?« Helen nickte.
Rich folgte ihr bis zur Frauenumkleide, wo sie in Versuchung geriet ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen, sich aber noch rechtzeitig beherrschen konnte. Sie öffnete ihren Spint, stopfte ihre Handtasche hinein und nahm ihren Pager und ihre Jacke heraus und schlug die Tür wieder zu. Dann ging sie an Rich vorbei der sie noch immer angrinste »Irgendwann musst du es mir sagen, Walker«
Um drohend zu wirken, wandte sich Helen ganz langsam zu ihm um »Zwischen uns läuft nichts. Anderson ist einfach nur ein Idiot und das solltest du langsam gemerkt haben«.
»Ich weiß echt nicht, was du mit ihm für ein Problem hast. Du bist die einzige Sanitäterin die er nicht ignoriert. Du solltest dich echt geschmeichelt fühlen. Mika und Paula würden einiges dafür geben, wenn er sie nur ansehen würde und du musst zugeben, dass er nicht gerade schlecht aussieht.«
Rich hatte Recht. Scott Anderson war nicht nur ein Idiot, sondern ein verdammt attraktiver Idiot. Er hatte kurzes hellbraunes Haar und grüne Augen, die Helen vom ersten Augenblick an fasziniert hatten. Außerdem hatte er beträchtliche Armmuskeln und Helen, die ihn auch schon in einem engen T-Shirt gesehen hatte wusste dass seine Brustmuskeln ebenso ausgeprägt waren.
»Haben du und Derek schon wieder eine Beziehungskrise oder warum hältst du plötzlich andere Männer für attraktiv.«
Rich lacht erneut »Du hast gerade gesagt er sei attraktiv. Ha. Ich hab dich erwischt«.
Helen verdrehte die Augen. »Ich habe von Männern im Allgemeinen gesprochen. Nicht von Anderson.«
»Jaja Walker. Rede es dir nur weiter ein. Vielleicht glaubst du es dann selbst einmal«
Helen wollte zu einer scharfen Erwiderung ansetzen als der Alarm ertönte. Sofort rannten beide los, als ihnen auch schon Marty entgegen kam, der einen Zettel in der Hand hielt. Die Einsatzanforderung. »Brand in einem Wohnhaus in der George Street. Wir wissen momentan von drei Toten und elf Verletzten. Also los, Beeilung«. Im Laufen zog sich Helen ihre Jacke über und als sie in der Garage ankamen sprangen Rich und sie in ihren Wagen. Draußen stimmten schon die Martinshörner der Feuerwehr ein Heulkonzert an und sie sah drei Löschwägen aus der Garage fahren. Rich, der hinter dem Steuer saß schaltete ebenfalls Sirene und Blaulicht ein und folgte den Feuerwehrautos.
Nach sieben Minuten bogen sie in eine Straße ein, wo ihnen bereits dichter Rauch entgegen kam. Rich parkte neben den Feuerwehrautos. Während Helen bereits herausgesprungen war um ihre Koffer zu holen, verschaffte sich Rich einen Überblick über die gesamte Situation. Auf der Straße saßen und lagen verstreut mindestens zwanzig Personen und einige der Feuerwehrleute waren bereits damit beschäftigt die anderen herauszuholen, während ihre Kollegen mit den Löscharbeiten begannen. Das Feuer war im Dachgeschoss des vierstöckigen Gebäudes ausgebrochen.
Als Helen auf ihn zukam, nahm er ihr einen Rucksack und einen Koffer ab und sie rannten, dicht gefolgt von ihren Kollegen auf die Verletzten zu. Marty teilte ihnen nur noch mit, dass er bereits Verstärkung angefordert hatte, als sich jeder schon auf eine andere Stelle stürzte.
Mit geübtem Blick suchte Helen die Verletzen ab um diejenigen herauszufiltern, die am schwersten Verletzt waren.
Ihr Blick fiel auf einen Mann, der reglos auf dem Boden lag. Sein Gesicht war rußverschmiert und er hatte einige böse aussehende Verbrennungen an Armen und Beinen. Sie rannte zu ihm hinüber und viel vor Schreck beinahe hin, als sie ihn erkannte. Es war ihr um zwei Jahre älterer Bruder Josh.
»Oh mein Gott«. Schnell beugte sie sich über ihn um seine Vitalfunktionen zu checken.
Er atmete zwar noch, aber sein Atem ging schwer und er rang verzweifelt nach Luft. Helen riss ihren Rucksack auf und nahm eine Sauerstoffmaske heraus. Als sie sie ihm anlegte bemerkte sie etwas an seiner Schulter und ihr wurde gleichzeitig heiß und kalt. Es war eine Schusswunde.
Als sie sich davon überzeugt hatte, dass seine Atmung stabil war begann sie seine Wunde zu versorgen. Sie versuchte das T-Shirt um die Wunde herum aufzuschneiden doch der Stoff zwickte die Traumaschere immer wieder ein. Fluchend schnitt sie wie eine Verrückte herum und nach einer gefühlten Ewigkeit gelang es ihr endlich die Wunde freizulegen.
Helen presste eine Kompresse auf die Schulter um die Blutung zu stoppen und sie schob eine Hand unter die Schulter ihres Bruders. »Mist». Sie spürte keine Austrittswunde, was bedeutete, dass die Kugel noch in Joshs Schulter steckte.
Ihre Hände waren bereits blutverschmiert als Rich auf sie zukam. »Brauchst du Hilfe?«
»Er muss so schnell wie möglich ins Krankenhaus und kannst du Mike Bescheid geben?«
Helen versuchte die Panik in ihrer Stimme zu verbergen, doch Rich bemerkte es »Ich hole sofort die Trage. Was soll ich Mike sagen?«
»Dass Josh verletzt ist und ich mich bei ihm melden werde, sobald ich kann. Aber beeile dich. Das mit Mike ist nicht so wichtig. Wichtiger ist es, dass wir Josh so schnell wie möglich ins Krankenhaus bringen.«
»Ich bin so schnell wie möglich wieder da. Ach ja und Hel, das FBI ist hier.«
Helen nahm es zur Kenntnis ohne es wirklich zu registrieren. Sie war viel mehr damit beschäftigt ihren Bruder am Leben zu erhalten.
Drei Minuten später war ihr Partner mit der Trage zurück. Gemeinsam hievten sie Josh hinauf und Helen schmiss schnell alles in ihren Rucksack bevor sie sich ihn über die Schulter warf und das Ende der Trage packte. Rich zählte bis drei und dann hoben sie gemeinsam die Trage hoch und eilten zum Wagen.
Rich wollte gerade die Türe schließen, als ein Mann in den Rettungswagen sprang. Er öffnete gerade den Mund, als ihm der Kerl eine FBI Marke unter die Nase hielt. Ohne ein weiteres Wort schloss der Sanitäter die Hintertür und rannte zur Fahrerseite.

 

Kapitel 2

Helen nahm aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Ungeduldig drehte sie sich um. »Rich, auf was wartest du no…. «. Die Worte blieben ihr im Hals stecken und ein wütender Ausdruck trat in ihr Gesicht, als sie erkannte, wer hinter ihr im Rettungswagen saß. Scott Anderson. »Was tun sie hier?« fuhr sie ihn an.
Der FBI Agent blieb ruhig. »Sie bringen gerade einen Verdächtigen ins Krankenhaus und da ist es notwendig, dass ein Agent mitfährt«.
»Warum denn bitte? Damit er nicht davonläuft? Wissen Sie, ich kenne viele Verdächtige, die mit eine Kohlenmonoxid Vergiftung und einer Kugel in der Schulter davonlaufen«. 
Das traf Anderson unvorbereitet. »Er wurde angeschossen?«
Helen nickte und schluckte die bissige Bemerkung hinunter, die ihr auf der Zunge lag.
»Das ergibt keinen Sinn« murmelte der Agent vor sich hin. 
»Was ergibt keinen Sinn?« fragte Helen nach. 
»Das ist geheim. Tut mir leid« er sah sie ernst an. Als sie in seine grünen Augen starrte regte sich etwas in ihrem Körper. Schnell zwang sie sich das Gefühl zu ignorieren und wechselte die blutdurchdrängte Kompresse aus, als einer der Monitore an denen sie Josh angeschlossen hatte zu piepsen begann. Seine Augenlider begannen zu flattern und er stöhnte leise. Sofort beugte sich Anderson über ihn und wollte ihn etwas fragen, doch Helen packte ihn am Kragen und zog ihn zurück auf den Sitz. Dann beugte sie sich über ihren Bruder. »Kannst du mich hören?«
Josh nickte und versuchte sich dann die Atemmaske vom Gesicht zu reißen, doch Helen hinderte ihn daran »Lass die oben sonst erstickst du noch.«
Er wollte die Hand heben, doch die angeschossene Schulter hinderte ihn daran. Vor Schmerz verzog er das Gesicht noch mehr. »Tut weh« brachte er hervor.
Schweiß trat ihm auf die Stirn. Sofort wollte ihm seine Schwester eine Spritze gegen die Schmerzen geben, doch Anderson hinderte sie daran indem er ihr Handgelenk packte. Helen versuchte ihre Hand aus seinem Griff zu befreien doch er hielt sie fest umklammert. 
»Was soll das?« 
»Ich muss ihm einige Fragen stellen und das kann er nicht, wenn Sie ihn niederspritzen«. 
Helen wurde immer wütender »Ach wirklich? Und wollen sie, dass er stirbt? Wenn er nicht sofort diese Spritze bekommt, könnte er vor Schmerz ohnmächtig werden und das wird verdammt gefährlich, oder sie können ihn gleich verbluten lassen. Er kann ihre Fragen immer noch beantworten, wenn er nicht mehr unmittelbar in Lebensgefahr schwebt. Also lassen sie sofort meine Hand los.«
Darauf fiel ihm nichts mehr ein und er lockerte seinen Griff. Helen zog ihren Arm heraus und gab ihrem Bruder die Morphiumspritze. 
»Wenn er nicht mehr aufwacht, dann kann ich Sie wegen Behinderung der Justiz vor Gericht schleifen« drohte ihr Anderson, der sehr unglücklich über den schlafenden Zustand seines Zeugen zu sein schien. 
»Das glauben Sie doch wohl selbst nicht. Wenn er stirbt gebe ich ihnen die Schuld dafür und seine Eltern und Geschwister vermutlich auch und glauben Sie mir. Das wird unangenehm.«
Damit gab sie ihm zum ersten Mal einen Hinweis darauf, dass sie ihn näher kannte. Doch das fiel ihm nicht auf. »Er hat keine Familie mehr.« 
»Woher wollen Sie das denn wissen?«, Helen wurde langsam neugierig, welches Bild der verhasste FBI Agent wohl von ihrem Bruder zu haben schien. 
»Ich wurde auf ihn angesetzt, also kenne ich ihn wahrscheinlich besser als sie.«
Plötzlich ging Helen ein Licht auf. Ihr Bruder arbeitete beim Chicago PD im Drogendezernat. Das FBI hatte einen Agenten auf einen Undercover Cop angesetzt. Wenn der Zustand ihres Bruders nicht so ernst gewesen wäre, hätte sie über diesen Zufall gelacht. Eine halbe Minute später hielten Sie vor dem Chicago Memorial Hospital und Rich öffnete die Hecktüren, als schon zwei Krankenpfleger mit einem Rollwagen herangerannt kamen, die ihnen halfen die Trage darauf zu stellen. Ohne auf Scott zu achten rannte Helen mit den anderen los zur Notaufnahme. Der diensthabende Arzt begrüßte sie mit einem Nicken. »Was haben wir hier?« »Kohlenmonoxid Vergiftung und eine Schusswunde ohne Austrittsstelle in der linken Schulter. Ich habe ihm nur drei Milligramm Morphium gegen die Schmerzen gegeben. Er war während der Fahrt kurz ansprechbar und klagte über Schmerzen.«
Der Arzt nahm ihren Bericht zur Kenntnis und meinte »Danke, ab jetzt übernehmen wir«. Damit schloss sich die Tür zum Behandlungsraum hinter ihnen und Helen wurde von Rich in den Warteraum geschoben. Anderson kam hinter ihnen herein. »Wohin haben sie ihn gebracht?«
Helen deutete auf die Tür, hinter der ihr Bruder verschwunden war und setzte sich auf einen der Plastikstühle. Jetzt, wo der Adrenalinschub, den sie bei jedem Einsatz verspürte, nachließ, begannen ihre Beine zu zittern. Sie wollte sofort wieder aufspringen, doch ihr Partner drückte sie wieder hinunter »Helen, jetzt ruh dich erst mal aus und ruf an, wen auch immer du anrufen musst. Ich geh jetzt raus und funk Marty an. Aber ich bin mir sicher, er gibt dir frei. Wenn nicht, piepse ich dich an. Okay? Ich werde wahrscheinlich dort noch gebraucht und werde wieder fahren okay?«
Helen schüttelte den Kopf. »Ihr braucht jeden den ihr kriegen könnt. Ich komme mit dir«.
»Nein Helen. Du bist komplett von den Socken und das ist verständlich. Außerdem braucht Josh jemanden, wenn er aufwacht, den er kennt. Ich werde Mike benachrichtigen. Und wenn ich dich heute noch einmal in der George Street sehe, werde ich dir persönlich ein Disziplinarverfahren, wegen Befehlsverweigerung anhängen. Ist das klar?«
Helen seufzte und nickte. Rich war ihr rangmäßig noch immer überlegen und könnte ihr tatsächlich etwas anhängen. Außerdem fühlte sie sich nicht wirklich im Stande sich um andere zu kümmern und gleichzeitig an ihren Bruder zu denken. Ihr Partner warf ihr einen letzten Blick zu und verschwand dann im Freien.  Helen lehnte sich zurück und erst jetzt wurde ihr bewusst, dass Anderson sie die ganze Zeit anstarrte. Sie musste ihre Mutter und Joshs Partner anrufen. Doch ihr Handy hatte sie in ihrer Handtasche und die lag in ihrem Spint. Kurz überlegte sie, welche Möglichkeiten sie sonst noch hatte. Als ihr nichts mehr einfiel stand sie auf und ging auf Scott zu. »Kann ich mir vielleicht kurz ihr Handy ausborgen?«
Sie rechnete mit allem. Nur nicht damit, dass er es ihr ohne ein Wort zu sagen in die Hand drückte. Dankend sah sie ihn an und ging dann an das Ende des Raumes, damit der FBI Agent so wenig wie möglich mitbekam. Zuerst wählte sie die Nummer ihrer Mutter. Ungeduldig wartete Helen darauf, dass sie abhob.
»Walker?«, meldete sich die vertraute Stimme.
»Mum? Ich bins.« 
»Helen? Was ist los?« 
»Josh liegt im Krankenhaus.« Helen sah vor sich, wie das Gesicht ihrer Mutter blass wurde und ihr die Tränen in die Augen stiegen. So hatte sie auch beim Tod ihres Ehemannes reagiert.
»Was….Was ist passiert?« ihre Stimme klang brüchig und Helen hätte sie, wenn es möglich wäre in den Arm genommen. 
»Ein Brand in einem Wohnhaus, in dem er sich aufgehalten hatte. Er liegt im Memorial«
»Ich komme sofort. Geht es ihm gut?«  Helen erzählte ihr alles, was sie wusste und dann legte sie auf.  Sie wartete einige Sekunden, dann wählte sie die Nummer des Police Departments. Der freundlichen Frau am Telefon erklärte sie, dass sie mit wem sie verbunden werden wollte. Sekunden später wurde der Hörer abgehoben. »Detective Carter?« 
»Kyle? Ich bin es. Helen.« 
»Helen? Was ist los? Bist du in Schwierigkeiten?« er klang besorgt. 
»Nein. Mir geht’s gut. Ich wurde vorhin zu einem Einsatz in die George Street beordert. Ein Brand. Einer der Verletzen war Josh. Er hatte außerdem noch eine Schussverletzung. Und das FBI hat mir einen Idioten in den Wagen gesetzt, der ihn die ganze Zeit verhören wollte und ihn als Verdächtiger bezeichnet hat. Er weiß nicht, dass wir verwandt sind.«
Laut atmend nahm Kyle die Information zur Kenntnis. »Hast du sonst noch jemanden angerufen?«
»Ja, Mum. Aber bis sie hier ist dauert es noch einige Stunden. Sie wohnt ziemlich weit weg.«
»Gut. Ich komme sofort. Und falls Josh aufwacht, lass Anderson ja nicht zu ihm«.
»Woher weißt du, dass es Anderson ist?« fragte Helen verwundert.
Kyle gab ein Schnauben von sich »Du hast immer diesen bestimmten Ton drauf, wenn du idiotischer FBI Agent sagst. Also ich bin gleich da. Wo bist du?« Helen erklärte ihm alles, dann legte sie auf und ging zu Scott zurück. 
»Danke« sagte sie, als sie ihm sein Handy in die Hand drückte. Er grinste. »Was ist? Fuhr Helen ihn an?«
»Ich hätte nicht gerechnet, dass Sie sich jemals bei mir bedanken würden.«
»Warum nicht? Sie haben mir ihr Telefon geliehen und ich gebe es zurück und bedanke mich. Das tun Menschen so. Auch wenn wir nicht immer den freundlichsten Umgang mit einander pflegen bin ich kein unhöflicher Mensch.« In Gedanken könnte sich Helen für den Satz den sie da eben von sich gegeben hatte ohrfeigen. Sie sah Scott an, dass er genau wusste, was sie dachte, aber er war so nett es nicht zu erwähnen. »Kein Problem. Aber um auf die Frage zurückzukommen, warum ich niemals mit einem Danke gerechnet habe? Wegen der Sachen, die sie mir gestern an den Kopf geworfen haben. Und ich ihnen. Und das Andere«
Er wartete gespannt auf ihre Reaktion, doch die blieb aus. Sie sah ihn nur an und meinte »Da ich keine Ahnung habe, was gestern vorgefallen ist kann ich mir leider keine eigene Meinung dazu bilden.« Scott sah sie verwundert an. »Sie erinnern sich nicht daran?«
Helen schüttelte den Kopf »Alkohol« erklärte sie mit einem schwachen Grinsen und der FBI Agent nickte wissend und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Helen wollte gerade fragen, was es mit dem »Anderen« auf sich hatte, als sie hinter sich Kyles Stimme vernahm. »Helen?« 
Sie drehte sich um und umarmte den besten Freund ihres Bruders, den sie kannte seit sie zehn Jahre alt war. Im Rücken spürte sich Andersons kalten Blick, als er Kyle musterte, der von Helen abließ und sich dem Agenten zuwandte. »Sie müssen Special Agent Anderson sein«. Scott musterte ihn.
»Detective Kyle Carter. Drogendezernat.« 
Der Agent sah ihn verwundert an. »Ich verstehe nicht ganz.« 
»Wollen sie die Kurzfassung hören? Wir wurden offenbar auf denselben Fall angesetzt, mein Partner wurde verletzt und sie halten ihn für einen Verdächtigen«.
»Logan Joiner ist ein Cop?« Kyle nickte. 
»Wir sollten das besser auf dem Revier klären, hier haben die Wände Ohren. Aber ich kann meinen Partner jetzt nicht alleine lassen, also müssen wir das Ganze auf später verschieben.«
Seufzend drehte sich Anderson zu Helen um. »Und wie passt sie in die Geschichte?« 
Bevor Kyle antworteten konnte giftete Helen ihn an »Sie ist die Schwester des Verletzten«

Kapitel 3

Jetzt ergab für Scott endlich alles einen Sinn. Die Bemerkung über die Familie des Verletzten, Helens persönliches Interesse an dem Fall, ihre Erschöpfung. Er könnte sich ohrfeigen, dass er es nicht bemerkt hatte, dass die Sanitäterin ihn kannte. »Wir könnten uns auch hier einen ungestörten Ort zum Reden suchen.« meinte er darauf hin zu Carter gewandt und bemühte sich, Helens Blick zu ignorieren.
»Wenn Blicke töten könnten,…« hörte der den Polizisten leise murmeln. Leider nicht leise genug. Helen hatte es auch gehört. Aber entgegen seinen Erwartungen hielt sie sich zurück. Carter widmete sich wieder seiner Frage. »Gut. Das können wir auch machen. Da drüben müsste irgendwo eine Besenkammer oder so etwas ähnliches sein, wo wir reden können.«
Der Cop deutete in eine Richtung und ging voran. Scott folge ihm, während Helen sich zum nächsten Sessel begab und sich setzte.
Auf Carters Blick hin antwortete sie ihm »Es ist doch sowieso geheim, was ihr besprecht und glaub mir Eines. Ich kann darauf verzichten, den Raum zu sehen in dem du meine beste Freundin gevögelt hast.«
»Du weißt davon?« Der Polizist sah sie schockiert an.
»Lara ist meine beste Freundin. Wir reden über alles. Was hast du denn gedacht? Dass du einfach so mit ihr schlafen kannst, ohne dass ich es erfahre? Ich kenne alle Details. Die Besenkammer, das Schwesternzimmer, die Parkbank, das…«
»Hel. Es reicht« unterbrach Carter sie, bevor sie noch mehr Details über sein Sexleben ausplauderte.
Scott konnte sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen. Selbst als der Cop den Gang entlang ging und er ihm folgte grinste er noch weiter. Carter öffnete eine Türe und Scott schlüpfte an ihm vorbei ins Dunkle. Er taste nach dem Lichtschalter. Flackern ging das Licht an und er sah sich um. An den Wänden standen Regale auf denen sich leere Verpackungen und Putzutensilien stapelten.
»Nicht gerade der gemütlichste Ort aber zum Reden ist er okay« meinte er.
»Ha. Ungemütlich beschreibt diesen Ort perfekt.« Carter sah sich um als würde der Raum Erinnerungen bergen, was er vermutlich auch tat.
»Das kann ich mir vorstellen« Scott musste aufpassen, dass er nicht wieder zu grinsen begann.
»Machen sie nie den gleichen Fehler wie ich und vögeln Sie eine Ärztin im Krankenhaus. Ich kann von Glück reden, dass sie mich nicht in den Wäscheraum gezerrt hat. Aber um zum Thema zurück zu kommen. Wir haben Walker seit vier Monaten in der Szene. Und ich will nicht, dass sie uns unsere gesamte Arbeit zu Nichte machen, weil sie denken mein Partner wäre Drogendealer. Ich werde mich mit meinem Boss auseinandersetzten und der wird dann Kontakt zu ihrem aufnehmen. Ich hoffe nur, dass die nicht mitbekommen haben, dass sie mit ihm ins Krankenhaus gefahren sind. Denn das Letzte, das ich will ist ein toter Cop.«
»Glauben Sie mir. Ich will das genau so wenig wie Sie.«
»Gut.« Carter machte sich daran, die Besenkammer zu verlassen. »Ihr Boss hört von meinem. Ach ja und eins noch. Wie haben sie es eigentlich geschafft, dass Helen so sauer auf Sie ist? Sie hat es niemandem verraten und jeder will es wissen.«
»Denken Sie allen Ernstes, dass ich Ihnen das erzählen werde?«
»Das sagt Hel auch immer, wenn man sie fragt« er grinste. Dann öffnete er die Tür und verschwand. Scott drehte das Licht ab und trat ebenfalls aus dem kleinen Raum. Er sah den Gang entlang in den Warteraum und sah, dass Helen alleine war. Der Polizist war verschwunden. Er verabschiedete sich mit einem kurzen Nicken bei der Sanitäterin, obwohl er noch gerne länger geblieben wäre und trat durch die Türe in die heiße Mittagssonne hinaus. Er hatte Glück, dass genau im selben Moment ein Taxi vorfuhr, das er sofort anhielt. Als er beim FBI Gebäude angekommen war und den Sicherheitscheck hinter sich hatte ging er zum Treppenhaus und begann mit dem Aufstieg in den achten Stock. Aus Gründen die er selbst nicht kannte, benützte er, außer in Notsituationen, nie den Fahrstuhl. Er wollte gerade sein Büro betreten, da kam sein Partner und bester Freund Paul Hunter auf ihn zu. »Einsatzbesprechung in fünf Minuten beim Boss. Ich wurde zum Kaffee holen abkommandiert. So wie immer?« fragend sah er ihn an.
Nickend gab er seine Kaffeebestellung auf und Paul machte sich auf den Weg nach unten. Fast keiner der Agenten trank das Gebräu aus dem Automaten. Da war der Coffeeshop am anderen Ende der Straße sehr viel verlockender. Scott betrat sein Büro und schaltete seinen Computer ein. Als er ihn endlich hochgefahren hatte, waren die fünf Minuten um und er machte sich auf den Weg zum Büro seines Chefs. Er klopfte und als er ein zustimmendes Geräusch vernahm, trat er ein. Der FBI Direktor Elias Langdon saß in seinen riesigen hellbraunen Lederlehnstuhl und unterhielt sich gerade mit einem schwarzhaarigen etwas älteren Mann. Als Langdon ihn sah, winkte er ihn näher und der Schwarzhaarige stand auf um ihm die Hand zu geben.
»Special Agent Scott Anderson, Captain Matt Spenter. Und umgekehrt natürlich.« stellte der Direktor die Beiden vor.
Da klopfte es erneut und Paul betrat das Büro.
»Und das ist Special Agent Paul Hunter.« Auch er wurde vorgestellt. Spenter nickte ihm freundlich zu. Das mit dem Händeschütteln ließ er diesesmal.
»Gut. Kommen wir gleich zur Sache.« begann der Captain des Chicago Police Departments das Gespräch, während Paul den Kaffee austeilte. Langdon nickte zustimmend. »Zu aller Erst würde mich gerne interessieren, warum sie sich in die Situation einmischen«
Der FBI Direktor überlegte einen Moment, ob er den Captain einweihen sollte, entschied sich dann aber dafür. Nickend bedeutete er Scott die Geschichte zu erzählen.
Er holte tief Luft, bevor er begann. »Wir sind an Emanuel Rodriguez dran. Er ist ein kolumbianischer Drogendealer, der vor ungefähr drei Jahren begann seine Geschäfte in den Staaten abzuwickeln. Wir wurden vor zwei Jahren auf ihn aufmerksam, als er einen Nachtclub eröffnete. Der Club ist mittlerweile einer der beliebtesten der ganzen Stadt. Wir wissen bereits, dass er seinen Geschäfte im unteren Teil des Gebäudes abwickelt und haben mehrfach versuch uns Zugang zu verschaffen. Bisher ohne Erfolg. Wir waren kurz vor einem Durchbruch, als er begann seine Mitarbeiter und auch einige seiner Vertrauten kaltblütig zu ermorden. Wir wissen nicht, was der Grund dafür war, hielten jedoch das Risiko, jemanden einzuschleusen, für zu gefährlich. Wir hatten auch schon einen Informanten, den er ebenfalls getötet hat. Wir wissen nicht, ob er ihm nur im Weg war, oder ob er wusste, was für eine Stellung er bei uns einnahm. Was wir noch wissen ist, dass er eine Vorliebe für blonde, knapp bekleidete Fünfundzwanzigjährige hat. Letztes spielte uns der Zufall auch noch Fotos in die Hände auf denen Rodriguez Stellvertreter, dessen Identität noch immer nicht geklärt ist, mit einem Mitglied der Povrsky Familie gesehen wurde. Es war uns bisher noch keine Verbindung von Rodriguez zur Mafia bekannt und es ist auch noch nicht geklärt, ob seine rechte Hand den alleinigen Kontakt zu den Povrskys hat, oder ob Rodriguez auch dahinter steckt. Wenn das der Fall ist, steigt Rodriguez bei uns zu einem der gefährlichsten Männer der USA auf. Er hat außerdem noch in den Szenen in New York, San Diego, Washington und auch in L.A. seine Finger drin. Und ziemlich wahrscheinlich auch noch in anderen Städten, von denen wir nichts wissen.«
Spenter nahm die Informationen stillschweigend auf und an seinem Gesichtsausdruck erkannte Scott, dass er versuchte die Infos mit seinem Wissen zu vermischen. Es dauerte einige Minuten, bevor er zu sprechen begann. »Walker stolperte vor vier Monaten zufällig über Rodriguez. Wir haben davor nicht mehr als eine dünne Akte gehabt. Aber Rodriguez bot ihm nach einigen Treffen an in seine Geschäfte einzusteigen. Walker nutzte die Chance und wurde innerhalb kürzester Zeit zu einem der wichtigsten Männer in  Rodriguez Vertrautenkreis. Er begann alleine Geschäfte abzuwickeln. Natürlich lief alles über uns. Dank ihm wissen wir auch, wie der Stellvertreter heißt. Sein Name ist Jake Turner. Sein wirklicher Name ist Tom Rinigan. Er ist ein abtrünniger DEA Agent. Wir haben schon mit seinem Vorgesetzten gesprochen. Rodriguez wusste, dass er für die Behörden arbeitete und bat ihm einen Deal an. Wenn er die DEA verlassen und für ihn arbeiten würde, würde er viel Macht und Geld bekommen. Und wie kann man einen alleinstehenden Zweiunddreißigjährigen besser ködern? Außerdem war Rinigan nicht immer der artige Agent. Er hatte bereits einige Disziplinarverfahren am Hals und stand kurz vor dem Rauswurf. Über seine Verbindung zur Mafia wissen wir ebenfalls nichts, allerdings konnte Walker ein Gespräch zwischen Rodriguez und ihm belauschen, in dem der Name Tobias Povrsky fiel. Genaueres ist uns nicht bekannt. Wir haben auch sonst nicht versucht jemanden einzuschleusen, weil das möglicherweise unseren Mann in Gefahr gebracht hätte. Und Walker ist einer der Besten, die wir je hatten. Wir können jetzt nur noch hoffen, dass niemand Sie gesehen hat, als sie in den Krankenwagen gesprungen sind.«
»Was zur Hölle haben Sie sich dabei eigentlich gedacht?« wandte sich Langdon nun an Scott.
»Ich hatte nicht wirklich Zeit zum Nachdenken. Ich habe nur instinktiv gehandelt. Wir wussten nichts über ihn. Er war bewaffnet und hätte genauso gut den Krankenwagen entführen oder die Sanitäter töten können.« »Seit wann interessiert Sie das Wohl der Sanitäter? Wir müssen außerdem den Sanitäter ausfindig machen, der ihn versorgt hat.«
»Das ist kein Problem. Ich weiß, wer es war. Was mir allerdings noch mehr Sorgen macht, ist die Schusswunde, die er hatte.«
Das überraschte sowohl Langdon, als auch Spenter.
»Er wurde angeschossen?« die Stimme des Captains veränderte sich kaum merklich.
Scott nickte. »Die Sanitäterin hat mich darauf aufmerksam gemacht. Ich schätze es war eine 9 mm kann aber nichts Genaueres sagen.« »Wir müssen wirklich dafür sorgen, dass die Sanitäterin die Klappe hält. Außerdem brauchen wir die Kugel. Hunter, das übernehmen Sie. Sorgen Sie nur dafür, dass sie so wenig Leute wie möglich zu Gesicht bekommen.« Paul nickte und verschwand lautlos aus dem Büro des Chefs. »Anderson, Sie übernehmen die Sanitäterin. Wissen Sie ihren Namen?«
»Helen Walker« Die beiden Chefs mussten sich augenblicklich zusammenreißen um trotz der ernsten Situation nicht in Lachen auszubrechen. Verwirrt sah Scott sie an »Sie kennen sie?«
»Oh ja.« Hunter nickte. »Meine Detectives finden es immer sehr interessant, wenn sie an einen Tatort gerufen werden, an dem sie es mit Rettung und FBI gleichzeitig zu tun bekommen. Sie können mir glauben, Sie und Helen Walker sind oft Gesprächsthema Nummer eins.«
»Ich kenne sie aus diversen Tatortberichten, wo von Streitgesprächen zwischen Ihnen beiden berichtet wurden. Meistens mit solchen Einzelheiten wie Er sah aus, als würde er ihr gleich an die Gurgel gehen. Sagen Sie mir nur eines. Ist sie mit dem Undercover Cop verwandt?«
Scott nickte. »Ja. Sie sind Geschwister.«
Langdon seufzte »Wir können nur hoffen, dass sie ihrer Familie nichts davon sagt.«
Doch Spenter beruhigte ihn. »Sie können beruhigt sein. Das hat ihr Walkers Partner Kyle Carter bereits erklärt. Außerdem ist sie nicht auf den Kopf gefallen.«
»Also gut« Hunter seufzte und deutete Scott mit seiner rechten Hand, endlich aus dem Büro zu verschwinden. Nach einem letzten Blick verließ er es und machte sich auf den Weg ins Krankenhaus.

 

 

Langsam drehte Helen durch. Sie saß seit drei Stunden in dem Krankenhaus fest und niemand hatte ihr bisher genauere Informationen gegeben. Ihre Mutter war noch nicht da und Mike hatte wahrscheinlich noch Dienst. Sie sprang auf, als ein junger, gutaussehender Arzt auf sie zukam »Ms Walker?«
»Ja?«
»Ich bin Dr. Mason. Ich behandle Ihren Bruder. Also seine Schulter  wurde von der Kugel zertrümmert. Wir müssen das operieren. Am besten so schnell wie möglich. Je länger wir warten, desto geringer ist die Chance, dass er den Arm jemals wieder benützen können wird. Aber momentan sieht es nicht schlecht aus«
»Was haben Sie die letzten drei Stunden gemacht?« fragte Helen nach, die sich über die uninformative Art des Arztes wunderte.
»Was wollen Sie jetzt damit andeuten?« Zu spät fiel ihr ein, was Lara ihr über Dr. Mason erzählt hatte. Er war ein hervorragender Arzt, hatte aber seine Macken. Zum Beispiel sah er in jeder Äußerung eine Beleidigung seiner Person. Außerdem hasste er Sanitäter und sah Frauen generell nur als Sexobjekte.
»Damit wollte ich andeuten, dass ich mich danach erkundige, welche Maßnahmen Sie zur Versorgung meines Bruders ergriffen haben.«
»Warum interessiert Sie das? Sie werden die Hälfte von dem, was ich ihnen erzähle sowieso nicht verstehen. Also kann ich es auch gleich lassen«
Stirnrunzelnd sah Helen ihn an »Können Sie sich zusammenreißen und mir eine Erklärung geben, oder muss ich zu ihrem Vorgesetzten gehen? Ich bin sicher, es würde ihn interessieren, welchen Umgang Sie mit Patienten pflegen«
»Meinen Vorgesetzten? Und sie glauben wirklich, dass sie jemals dazu kommen, mit ihm zu sprechen? Er ist viel zu beschäftigt um sich mit lästernden Frauen abzugeben.« »Onkel Eddy? Nein. Normalerweise hört er mir immer zu, wenn ich mit ihm rede.« Der OBerarzt war zwar nicht ihr Onkel, aber dafür ein guter Freund der Familie.
»Onkel Eddy? Und sie glauben, dass ich ihnen das Abkaufe?«
»Wollen Sie es darauf ankommen lassen?« Langsam gab Mason nach. Oder tat zumindest so »Darf ich Sie zur Entschuldigung zum Abendessen einladen?«
Langsam wurde Helen wütend »Warum?«
»Sie sind eine attraktive Frau, mit der ich gerne etwas unternehmen würde«
»Ich kann mir vorstellen, wie bei ihnen »etwas unternehmen« aussieht. Am Ende landet man immer mit Ihnen im Bett? Hab ich Recht?«
»Was ist so schlimm daran? Und?«
»Und was?«
»Gehen Sie mit mir essen?«
»Nein. Und außerdem bin ich vergeben.« Gut, es war gelogen, aber hin und wieder musste eine kleine Notlüge einfach sein.
»Ach, das ist ihr Freund dahinten, der mich dauernd so ansieht, als würde er mir am liebsten den Kopf abreißen?« Helen musste sich nicht umdrehen um zu wissen, wer »dahinten« stand. Sie spürte Andersons Blick bereits im Rücken. Das war immer so und sie konnte nichts dagegen tun.
»Richtig. Und jetzt sagen Sie mir endlich, was mit meinem Bruder ist, oder sie verschwinden endlich und beehren Jemanden mit ihrer Anwesenheit, der sich Ihre Unhöflichkeit bieten lässt.«
»Gibt es Probleme Helen? Ist etwas mit deinem Bruder?« ertönte Scotts Stimme hinter ihr. Eigentlich sollte Sie sauer sein, dass er ihr Gespräch belauscht hatte, aber sie war einfach nur froh, dass er ihr den eingebildeten Arzt vom Leib hielt. Er legte ihr die Hand auf die Schulter und sah Dr. Mason mit seinem ernsten FBI-Blick an, der normalerweise Zeugen immer zum Reden brachte.
»Naja, wie man es nimmt. Dr. Mason will mir keine Auskünfte über seine Behandlung geben«
»Ist das wahr?« ernst sah er Mason an.
»Naja, ich habe nur betont, dass ich meistens Ausdrücke verwende, die viele Leute nicht verstehen. Meistens ist das bei Frauen so«
Beruhigend strich ihr Scott über die Schulter. Offensichtlich wusste er, wie wütend sie war. Helen schaffte es sich zurückzuhalten, aber es war mühsam. »Gut« Scott nickte »Dann erzählen Sie es mir und ich lass es mir dann von meiner Freundin erklären«
Helen konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als der Arzt begann alle möglichen Fachausdrücke von sich zu geben. Als er fertig war, verabschiedete er sich kurz und verschwand dann. Helen und Scott gingen zu den Plastikstühlen und setzten sich.
»Also ich hätte gerne eine Zusammenfassung von dem, was der gerade von sich gegeben hat« Scott sah sie an und am liebsten hätte Helen gegrinst, aber das wäre seltsam herübergekommen.
»Im Endeffekt nur, dass sie seine Schulter geröntgt und mit einer kleinen Operation die Kugel herausgeholt haben. Und  dass seine Werte normal sind und die Vergiftung nicht Lebensgefährlich ist.«
»Und um das zu erklären hat er fünf Minuten gebraucht? Ich werde Ärzte nie verstehen. Wie kann man gleichzeitig Menschen helfen und so arrogant sein?«
Helen lag eine Bemerkung über FBI- Agenten auf der Zunge, doch Scott kam ihr zuvor »Ich will jetzt keinen Vergleich über Agenten hören.«
»Das wollte ich doch gar nicht sagen«
»Bist du dir sicher?«
»Nein« Scott begann zu grinsen, hörte aber sofort wieder damit auf und sah sie an. Helen starrte zurück und spürte langsam, wie ihr die Hitze zwischen die Beine fuhr. Seine grünen Augen begannen langsam von ihrem Gesicht abwärts zu wandern und Helen wurde immer heißer. Sie hielt sich mit Mühe davon ab, einen Schritt auf ihn zuzugehen und ihn zu küssen. Doch Scott war das offenbar egal. Gerade, als er sich auf sie zubewegen wollte, begann eine hysterische Stimme im Hintergrund zu schreien
»Helen«
Helen zuckte zusammen und drehte sich so schnell sie konnte weg von Scott. »Mum«

Kapitel 4

Ihre Mutter kam auf sie zu gerannt und umarmte sie fest. »Oh Gott, Gott sei Dank geht es dir gut. Was ist mit Josh? Wo ist er?«

»Sie wollen ihn gerade operieren« Helen führte ihre Mutter zu einem der Plastikstühle, da sie befürchtete, dass sie zusammenbrechen würde.

»Mein Gott. Was ist passiert?« Helen wollte ihr gerade antworten, als Scott ihr einen Arm auf die Schulter legte, um sie davon abzuhalten zu viel zu sagen. Die Sanitäterin drehte sich um und antwortete leicht aggressiv »Meine Mutter ist Anwältin, sie kann Geheimnisse für sich behalten“

Abwehrend hob Anderson die Hände »Ich wollte doch gar nichts sagen«
Helen setzte gerade zu einer beleidigenden Bemerkung an, als ihre Mutter ihr die Hand auf den Arm legte  »Lass gut sein, Helen. Es ist nicht nötig sich so aufzuregen. Aber in einem Punkt hat meine Tochter recht« meinte sie zu dem FBI-Agenten gewandt. »Ich kann Geheimnisse sehr gut für mich behalten«
»Das bezweifle ich auch nicht, Mrs. Walker. Es ist mir aber Ernst. Sie dürfen Niemandem. Und damit meine ich wirklich Niemandem von dem erzählen, was sie jetzt erfahren werden.« Er starrte sie mit seinem FBI-Blick, der bei fast allen die richtige Wirkung zeigte, an. Außer bei Helens Mutter, die mit der gleichen Intensität zurückstarrte.
»Junger Mann, wenn sie damit andeuten wollen, dass ich wie eine Quatschtante aussehe, die sich jeden Nachmittag mit ihren Freundinnen zum Kaffee trifft um mit ihnen die Krankengeschichten unserer Kinder auszutauschen, dann dürften Sie kein guter Agent sein.« Trotz der ernsten Lage musste sich Helen zusammenreißen um nicht zu lachen. Ihre Mutter reagierte ihrer Meinung nach genau richtig. Doch Anderson sah das etwas anders
»Woher wissen Sie, dass ich Agent bin?«
»Erstens: Der Blick. Ich erkenne diesen typischen FBI Blick wenn ich ihn sehe. Zweitens, ich habe mich auf der Fahrt hierher etwas über den Fall informiert. Bevor Sie fragen, warum ich Zugang zu geheimen Daten habe, so ziemlich jeder in Chicago schuldet mir einen Gefallen und Drittens ich kenne die Geschichten.«
»Welche Geschichten?« fragten Scott und Helen gleichzeitig. 
»Die über euch Beide. Josh und Mike erzählen mir mehr als du Lena« tadelte ihre Mutter sie um gleich darauf wieder eine ernste Miene aufzusetzen. »So und jetzt will ich zu meinem Sohn«
»Das geht nicht. Er wird gerade operiert« klärte Helen ihre Mutter auf.
»Gut. Dann will ich wissen, was geschehen ist.« Carol Walker hatte sich wieder unter Kontrolle und setzte ihre typische Anwaltsmiene auf.
»Ich wurde zu einem Einsatz gerufen und der erste Verletzte den ich gesehen habe war Josh. Er ist wohl gerade noch aus dem Haus gekommen, ehe das Feuer endgültig ausartete. Er wurde angeschossen und hat Verbrennungen an beiden Armen, sowie eine Rauchvergiftung«
Auf Carols entsetztes Atmen hin, legte Helen ihrer Mutter den Arm um die Schulter. »Und was ist mit Mike? Wo ist er? « fragte ihre Mutter, die sich plötzlich Sorgen um alle ihre Kinder zu machen schien.
»Noch im Einsatz.«
»Wer ist Mike?« mischte sich Anderson ein, der hinter den Beiden stand.
»Mein ältester Sohn. Er ist Feuerwehrmann und arbeitet im gleichen Department wie Lena.« Anderson nickte, als ob er gerade eine wichtige Information erhalten hätte, aber Helen konzentrierte sich weiter auf ihre Mutter. »Wie geht es dir? Ich meine nicht gerade jetzt sondern allgemein. Wir haben schon lange nicht mehr telefoniert.«
»Ich habe dich hoch erst gerade angerufen.« versuchte sich Helen herauszureden, da sie nicht zugeben wollte sich normalerweise vor jedem Telefonat mit ihrer Mutter zu drücken.
»Helen Tiana Walker, du weißt genau was ich meine.« »Na schön. Ja okay ich habe dich in letzter Zeit nicht so oft angerufen.« gab die Sanitäterin zu. »In letzter Zeit? Nicht so oft? Ich habe schon seit ca. 3 Monaten keinen Ton mehr von dir gehört. Hat das was mit Max zu tun?«
»Nein. Das hat nichts mit Max zu tun.« Helen war es immer unangenehm über einen Kupplungsversuch ihrer Mutter zu sprechen. Vor allem in Anwesenheit von Anderen. Besonders Scott Anderson.
»Du weiß genau, dass er der Richtige für dich gewesen wäre.« »Mum hör auf damit. Ich werde mit dir jetzt nicht darüber zu diskutieren anfangen.«
»Wenn nicht jetzt, wann dann? Wir zögern dieses Gespräch seit gut einem halben Jahr hinaus.« steigerte sich Carol hinein. »Also jetzt verrate mir endlich, warum du ihn damals abgewiesen hast.«
»Er ist Anwalt«
»Helen das ist kein Grund. Ich bin auch Anwältin.« In dem Moment klingelte Andersons Handy und er entfernte sich einige Schritte um in Ruhe zu telefonieren. »Ist es wegen ihm?« hakte ihre Mutter leise nach. »Wegen Anderson? Bestimmt nicht« Helen blickte ihre Mutter entsetzt an.
»Ach komm schon. Lüg mich nicht an. Du magst ihn.« bohrte Carol weiter nach.
»Nein das stimmt nicht. Ich hasse ihn.» Lügnerin.
»Lügnerin.« Ihre Mutter sprach ihre Gedanken aus. »Da ist doch sowieso etwas zwischen euch. Warum streitet ihr euch immer?«
»Mum, das ist eine lange Geschichte und ich werde sie dir sicher nicht jetzt erzählen. Oder irgendwann einmal.«
»Wow. Er muss dich ordentlich verletzt haben, wenn du nicht mal mir, geschweige denn Mike oder Josh davon erzählt hast.«
»Nein, das hat er nicht. Ich reibe nur nicht anderen Leuten gerne meine Privatangelegenheiten unter die Nase.« Carol seufzte »Das hast du von deinem Vater. Er war auch nicht sehr gut darin Gefühle zu zeigen.« »Was soll denn das jetzt wieder heißen?« regte sich Helen auf. »Ich bin sehr wohl dazu in der Lage Gefühle zu zeigen. Nur weil ich nicht will, dass sich jeder an meinem Privatleben beteiligt, bin ich noch lange nicht emotional unfähig.«
»Das habe ich auch nie behauptet.« beschwichtigte ihre Mutter sie.
„Aber gedacht!“, fuhr sie ihre Tochter an. „Helen, das stimmt nicht.“
„Ach was? Ist es etwa nicht wahr, dass ich emotional verkrüppelt bin?“ Entsetz starrte ihre Mutter sie an: „Lena du bist weder emotional unfähig noch verkrüppelt. Alles, auf das ich hinaus will, ist dir zu sagen, dass sich dein Vater auch nie leicht getan hat, seine Gefühle zu zeigen.“
„Ich tue mir aber leicht“, langsam kam Helen sich vor wie ein kleines Kind. „Ach ja?“, ihre Mutter sah sie prüfend an. „Wie viele deiner Beziehungen sind schon den Bach runter gegangen, weil du den Kerlen nie sagen konntest, dass du sie liebst?“
„Keine.“
„Helen. Ich will dir damit nur….“
"Was? Sagen, wie toll eine Beziehung oder der Mann fürs Leben ist?“, unterbrach die Sanitäterin ihre Mutter, „Mum. Ich weiß nicht, wie oft ich dir meinen Standpunkt schon klar gemacht habe, aber ich halte von Beziehungen genauso wenig wie von Männern in Bikinis.“
„Wie kannst du das wissen, wenn du es noch nie probiert hast?“ wollte Carol wissen. „Ich habe es versucht. Einmal. Mit Dates und dem Ganzen. Es hat nicht funktioniert.“
„Helen. Wie viele Dates hattet ihr miteinander?“
„Zwei“ „Zwei? ZWEI?“, ihre Mutter sah sie an. Helen, dir ist offensichtlich nicht klar, wie viele Dates ich gebrauch habe, um deinen Vater herumzukriegen. Ich…“ Sie wollte weitersprechen, wurde jedoch von einem tiefen Räuspern unterbrochen. „Tut mir leid, wenn ich Ihre Unterhaltung störe, doch ich müsste dringend mal mit Helen sprechen“, Scott Anderson war neben sie getreten, ohne dass Helen es mitbekommen hatte. Er stand neben ihr und hatte vermutlich das Gespräch mit angehört. Wenn es anatomisch möglich gewesen wäre, hätte Helen sich in den Hintern gebissen. „Warum?“, wollte die Sanitäterin bissig wissen. Anderson seufzte „Es geht um den Fall.“
„Ich muss sowieso auf die Toilette“, unterbrach Carol die Beiden. „Aber vorher müssen Sie mir noch eine Frage beantworten, Agent Anderson“ Anderson nickte und Helen drehte sich der Magen um. Sie hatte so eine Ahnung, was ihre Mutter fragen würde. „Finden Sie, dass man zwei Dates als misslungene Beziehung sehen kann?“
„Zwei Dates?“
Carol nickte knapp. „Ja. Meine Tochter behauptet, es hätte keinen Sinn sich mit Männern zu verabreden. Wie sehen Sie das?“
„Ich weiß es nicht. Ich verabrede mich grundsätzlich nicht mit Männern.“ Trotz der ernsten Situation musste Helen ein Kichern zurückhalten. Ihre Mutter fand das Ganze nicht sehr amüsant.
„Entschuldigen Sie mir die persönliche Frage, aber wie lange hat ihre längste Beziehung gehalten?“ Plötzlich schien es Helen, als würde Scott etwas rot werden. „Ähm. Zwei Dates?“
"Himmelherrgott. Hält die Heutige Jugend es etwa nicht mehr für vertretbar, eine Beziehung einzugehen? Ich möchte noch Enkelkinder, bevor ich sterbe…..wartet. Eure längste Beziehung hat zwei Dates überlebt? Ihr habt euch gegenseitig gedatet! Was ist geschehen, dass ihr euch heute nicht mal mehr mit dem Hintern anseht? Helen?“
„Mum. Ich denke nicht, dass dich das etwas angeht!“, Helen wurde langsam ziemlich sauer.

Kapitel 5

„Carol? Helen?“ unterbrach sie eine tiefe Stimme, bevor Helen ihrer Mutter an die Kehle gehen konnte. Die drei drehten sich gleichzeitig um, um den älteren Arzt im weißen Kittel zu begrüßen, der trotz seiner grauen, kurzen Haare noch immer eine Art jugendlicher Frische versprühte.
„Onkel Eddy“, Helen sprang auf um den Arzt zu umarmen. Ihre Mutter tat es ihr nach. „Eddy. Schön dich zu sehen“ Er lächelte schwach, „Gleichfalls. Auch wenn unser Wiedersehen so lange dauern musste und aus so einem schrecklichen Grund stattfindet. Aber um euch zu entwarnen. Die Ärzte sind fast fertig mit der OP. Und es sieht gut aus. Natürlich müssen wir erst warten bis Josh aus der Narkose aufgewacht ist, damit wir genaueres wissen, aber die Chancen stehen gut, dass er keine bleibenden Schäden davon tragen wird.“
Helen, ihre Mutter und sogar Anderson atmeten dankbar aus. „Eddy. Können wir uns kurz unterhalten?, wollte Carol wissen und stand auf um mit dem Arzt ein paar Schritte zu gehen. Als sie sich entfernt hatten, setzte sich Anderson auf den Stuhl neben Helen und sah sie an: „Du hattest nach unserem Date-Chaos keine Beziehung mehr?“
Helen verdrehte innerlich die Augen. Sie wollte weder über dieses Thema sprechen noch darüber nachdenken.
„Ich hatte noch nie eine Beziehung, falls du das meinst. Außer du zählst reine Sexbeziehungen dazu.“, Helen wusste, dass es nicht gerade klug war in Andersons Gegenwart von Sex zu sprechen, aber sie wollte seine Reaktion testen.
„Nur Sexbeziehungen? Du hattest noch nie eine wirkliche Beziehung?“
„Was an Sexbeziehung verstehst du nicht?“
„Nichts“
„Gut. Dann hör auf so blöd zu fragen“, Helen begann schneller zu atmen, als sie in Scotts grüne Augen starrte. Auf einmal erschienen Bildfetzen vor ihren Augen. Sie und Scott. Streitend, küssend, ohne T-shirt. Sie fragte sich, woher sie solche Gedanken hatte. Doch nur kurz, dann schoss ihr, dass es Erinnerungen waren. Erinnerungen an letzte Nacht. Sie kehrte zurück in die Realität und merkte, dass sie noch immer in die undurchdringlichen Augen des Agenten starrte. Ihr wurde heiß und sie dachte daran, wie gut es sich letzte Nacht angefühlt hatte, als plötzlich die Tür zum OP aufging und Dr. Mason herauskam. Helen drehte sich schnell weg und sah zu dem arroganten Arzt, der auf sie zukam.
„Ihrem Bruder geht es gut. Wir konnten die Kugel entfernen. Er liegt jetzt im Aufwachraum. In ca. einer Stunde können Sie zu ihm.“ Dann drehte er sich um und ging, ohne ein weiteres Wort zu sagen davon.

 

Zwei Stunden später betrat Helen das Krankenzimmer ihres Bruders. Ihre Mutter, die noch bei ihm saß, stand auf und küsste ihren Sohn auf die Wange, bevor sie sich zu Helen umdrehte. „Kann ich heute Nacht vielleicht bei dir schlafen?“
„Ähm. Ja klar. Ich habe allerdings nur ein Bett. Aber kein Problem. Ich kann bei Rich oder bei Mike schlafen.“
„Wer ist Rich?“ Carol starrte sie interessiert an.
„Ihr bester Freund“, murmelte Josh aus seinem Krankenbett herüber. „Tut mir leid Mum, aber er ist vergeben. Und ich denke, sein Lebensgefährte wäre nicht sehr glücklich darüber, dass du ihn als potentiellen Vater deiner Enkelkinder betrachtest.“ Trotz der eben erst überstandenen Operation grinste Josh.
„Joshua Aiden Walker“, ihre Mutter fuhr herum. „Sei froh, dass du gerade in einem Krankenhaus liegst, sonst hätte diese Aussage gewaltige Konsequenzen.“
Josh und Helen grinsten sich an. Sie wussten beide, dass ihre Mutter nur scherzte. „Ich warte draußen Helen, dann kannst du dich mit deinem Bruder in Ruhe unterhalten.“ Nach diesen Worten verließ Carol das Krankenzimmer ihres Sohnes und Helen setzte sich auf den Plastikstuhl, auf dem gerade noch ihre Mutter gesessen hatte.
„Hey“, Josh lächelte sie an. „Mir wurde gesagt, ohne dich wäre ich jetzt tot“
„Ach quatsch.“ Helen lächelte. „Ich habe dich nur zufällig vor allen anderen gefunden.“
„Erzähl mir keinen Quatsch Kleine.“, ich weiß, dass es mir ohne dir jetzt viel schlechter ginge. Helen wusste, dass jede Diskussion mit ihrem großen Bruder aussichtslos war also erwiderte sie gelassen „Ich weiß. Ich bin die Beste. Knie nieder.“
Josh lachte. „Dummkopf. Hör zu. Du musst mir einen Gefallen tun. Ich wäre heute fast draufgegangen, ohne das große Walker-Anderson Geheimnis zu erfahren. Hel, du kannst es nicht mit ins Grab nehmen. Bitte, ich will wenigstens wissen, was vorgefallen ist. Bitte, bitte, bitte.“ Josh sah sie mit seinen großen Hundeblick-Augen an und Helen wurde weich. „Na gut. Rutsch rüber.“
Sie zog sich die Schuhe aus und kroch zu ihrem großen Bruder ins Bett. „Ich habe ihn kurz nachdem ich als Sanitäterin angefangen habe in der World Bank kennen gelernt. Er schien nett zu sein, also beschloss ich, meine eigenen Regeln zu brechen und verabredete mich mit ihm. Das erste Date war ganz nett. Wir waren in einem Restaurant essen und sind nacher noch in eine Bar irgendwo in der Nähe meiner Wohnung gegangen. Der Abend endete in meinem Bett. Ich dachte, es wäre keine gute Idee, ihn um ein zweites Date zu bitten, aber er beharrte darauf also gingen wir die Woche darauf wieder essen. Und irgendwann tauchte plötzlich eine andere Frau auf, packte ihn und küsste ihn. Er entschuldige sich kurz bei mir und verschwand dann mit ihr. Ich bin sofort gegangen. Und das nächste Mal habe ich ihn bei einem Einsatz gesehen.“
„Dieser verdammte Schweinehund. Wenn ich nicht so halb tot hier herumliegen täte, würde ich ihm jetzt eine runterhauen. Glaub mir Kleines.“
„Josh. Das ist nicht nötig, das habe ich bereits getan.“
Ihre Bruder blickte sie erstaunt an: „Wann?“ Helen wurde rot. „Gestern…“ „GESTERN? Nach drei Jahren?“
„Mir bot sich die ideale Chance, also habe ich zugeschlagen.“
„Und wie hat er darauf reagiert?“
„Naja…..er hat mich….geküsst.“
„Helen Tiana Walker. Den Teufel hat er getan. Ich bringe ihn um.“
„Nein. Josh, das wirst du lassen.“
„Warum? Ich meine der Kerl hat dir…..oh mein Gott. Helen. Du magst ihn.“
„Was? Du spinnst.“
„Kleine, ich bin Detective. Ich merke es, wenn jemand lügt.“
„Du merkst gar nichts.“
„Doch Schwesterchen. Ich merke vieles. Und du bist gerade verliiiiieeeebt.“
„Träum weiter, Stinker.“
„Helen. Ich meine es ernst. Der Kerl hat dich schon mal verletzt. Ich an deiner Stelle würde mich von ihm fern halten.“
„Was denkst du, habe ich vor?“
„Ich weiß es nicht, Kleine. Du bist so undurchschaubar.“

Kapitel 6

In dem Moment klopfte es und Anderson kam herein. „Helen. Ich müsste  noch einmal dringend mit dir reden.“
„Ja ich komme.“, der Agent drehte sich um und verließ das Zimmer.
„Hör mir zu Kleine. Egal, was der Kerl will. Du gibst nicht nach. Verstanden?“
„Verstanden Großer.“ Helen küsste ihren Bruder auf die Wange und verließ das Zimmer, wobei sie beinahe mit Scott zusammenstieß. „Gut. Wir müssten reden“. Er wirkte etwas verunsichert. „Wenn du meinst“, antwortete Helen schnippisch. „Komm mit“, er packte ihren Arm und zog sie den Gang entlang, bis er zu dem Raum gelangte, in dem er zuerst mit Kyle gesprochen hatte.

Scott öffnete die Tür und schubste sie hinein. „Was zum Teufel soll das?“
„Ich muss mit dir reden.“
„Aber bitte nicht in diesem Raum, in dem schon weiß Gott wie viele Leute gevögelt haben.“ Scott griff sich mit beiden Händen in die Haare. „Verdammt Helen hör auf dauernd von Sex zu reden.“
„Warum?“, sie legte es darauf an, ihn zu provozieren.
„Scheiße. Wenn du anfängst von Sex zu sprechen, muss ich an Sex denken. Und dann kann ich mich auf nichts anderes mehr konzentrieren.“ Er blickt sie mit einem so intensiven Blick an, das sie die Schenkel zusammenpressen musste, um nicht lauf aufzustöhnen. „Ich weiß, wir hatten nur einmal Sex“, fuhr er fort, „doch es war unglaublich. Ich weiß nicht, wie es dir ging, aber du warst so verdammt gut.“

Helen kam es so vor, als würden seine Augen zu lodern beginnen und sie spürte, wie sie feucht wurde. Sie begann zu zittern, als er seine Hände auf ihre Hüften legte und die Wärme, die von ihnen ausging, fuhr ihr direkt zwischen die Beine. „Gott“, sie stöhnte beinahe. Wie konnte dieser Mann es schaffen sie mit einer so simplen Berührung so anzutörnen? „Du darfst mich Scott nennen.“ Er grinste und trat näher. Helen wandte ihren Blick von seinen Augen, nur um daraufhin bei seinen Lippen hängen zu bleiben. „Du Idiot.“, sie konnte nur mehr flüstern, „Ich dachte, wir wollten reden?“
„Das dachte ich auch“, keuchte er und trat noch einen Schritt näher, bis ihre Brüste gegen seinen harten Brustkorb gepresst wurden. Helen stöhnte erneut, als sie seine Härte an ihrem Bauch spürte. Sie war drauf und dran sich einfach ihrem Verlangen hinzugeben, aber dann schoss ihr, das Bild der Frau in den Kopf, die ihn damals im Restaurant geküsst hatte und ihr Körper versteifte sich. Dadurch wurde Scott wohl bewusst, wie nah sie sich gerade waren und er trat einen Schritt zurück.

„Du wolltest mit mir reden?“, sagte Helen mit leiser Stimme, die von diesem intimen Moment zeugte. „Richtig“, Scott fing sich wieder, „Es geht um damals. Und gestern.“
„Was war gestern?“, fragte Helen nach.
„Du weißt es nicht mehr?“, er sah sie prüfend an.
„Nur noch Bruchstücke.“
„Also gut. Was weißt du noch?“
„Du und ich. Oben ohne.“
„Das ist alles?“
„Ja“, antwortete die Sanitäterin und kurz schoss ihr der Gedanke in den Kopf, wie weit sie wohl gestern gegangen sind. Aber da fiel ihr ein, dass Scott zuerst nur von einem Mal Sex gesprochen hatte und sie atmete erleichtert auf. „Also gut“, Scott sah sie prüfend an, „Womit willst du beginnen? Damals oder gestern?“ Helen überlegte. Eigentlich gefiel ihr keine der beiden Optionen recht gut. „Wie wäre es mit ‚Wir vergessen das Ganze und klären es nie, so wie die letzten drei Jahre‘?“
„Das ist keine Option“, erklärte der Agent ruhig aber dennoch bestimmt. 
„Und warum nicht?“
„Weil ich es sage. Also los. Was zuerst?“
„Damals. Sag einfach, was du zu sagen hast und lass mich dann in Ruhe.“ Helen wusste nicht, warum sie so ruppig war. Wahrscheinlich, weil sie ihm beinahe schon einmal die Chance gegeben hatte, ihr Herz zu brechen und diesen Fehler nicht noch einmal wiederholen wollte. „Oh nein. So wird das zwischen uns nicht enden“, er sah sie ernst an.

„Wie das zwischen uns? Zwischen uns ist nichts.“ Fuhr Helen ihn an.
„Oh das würde ich anders nennen. Aber gut. Zuerst einmal damals. Als ich dich in der Bank angesprochen habe, war ich zurzeit undercover. Ich wusste, es war eine schlechte Idee mit dir zu sprechen, aber ich konnte einfach nicht anders. Ich dachte, nach einem Abend wäre es vorbei, aber ehrlich, ich denke mit dir kann es nie einfach so vorbei sein. Also sind wir ein zweites Mal ausgegangen. Ich war damals an einem Fall mit einem kleinen Drogendealer beteiligt, der den Süden der Stadt halbwegs ins Chaos stürzte. Die Frau, die du gesehen hast, war seine kleine Schwester. Ich hatte nie etwas mit ihr und hatte auch nicht vor das zu ändern. Sie sah das ganze offenbar anders. Sie hatte uns beide vorher beobachtet und war der Meinung, dass sie und ich zusammengehörten. Auf jeden Fall kam sie ins Restaurant und küsste mich. Ich hatte in dem Moment nur Panik, dass meine Tarnung aufgeflogen ist, also ging ich mit ihr nach draußen, um das zu klären. Ich wollte noch mit dir sprechen, aber als ich wieder nach drinnen kam, warst du bereits weg. Ich hätte dich auch angerufen, um das Ganze zu klären, aber ich hatte weder deine Telefonnummer noch deinen Nachnamen. Und in der Datenbank konnte ich dich auch nicht suchen. Ich habe mir geschworen, nachdem der Einsatz vorbei wäre, würde ich mit dir sprechen und dir alles erklären. Tja. Und geendet hat das Ganze dann mit einer Schießerei, bei der ich von der Schwester des Dealers angeschossen wurde und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, warst du meine behandelnde Sanitäterin. Ich wusste nicht, was ich dir sagen sollte, geschweige denn dass es eine gute Idee gewesen wäre, das vor deinen Kollegen zu klären. Tja. Du weißt, wie es geendet hat. Als ich gestern dann nach dem Dienst in die Bar gegangen bin, warst du dort mit deinen Kollegen. Ich wollte eigentlich nur etwas trinken, aber auf einmal kamst du auf mich zu mit diesem verdammt wütenden Gesichtsausdruck und du hast mich angesehen, als würdest du mich gleich schlagen, also habe ich dir vorgeschlagen, dass wir das ganze draußen klären würden und nicht wie gehabt vor deinen Kollegen. Also sind wir nach draußen gegangen und das erste, dass du getan hast, war mich wütend anzustarren und ich habe zurückgestarrt. Als du dann die Hand gehoben hast, um mich zu schlagen, konnte ich einfach nicht anders als dich zu küssen. Das Ganze ist dann ein wenig ausgeartet.“

Helen konnte nicht anders, als ihn anzustarren. In Gedanken ließ sie das Gesagte noch einmal Revue passieren und auf sich wirken. Nachdenklich starrte Scott sie an. „Sag was!“
„Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt? Scheiße ich meine, du hattest DREI Jahre Zeit.“
„ Weil sich einfach keine Gelegenheit geboten hatte und ich mir gedacht habe, dass du mich hasst.“
„Ich habe dich gehasst.“
„Und jetzt?“ Helen wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. „Ich weiß es nicht.“ Sie sah auf und bemerkte, dass der Agent sie wieder mit diesem durchdringenden Blick ansah, bei dem sie sofort feucht wurde. Sie presste wütend die Schenkel zusammen. „Hör auf mich so anzustarren.“

Er ging einen Schritt vorwärts, so dass sich ihre Nasen beinahe berührten. „Ich kann dich anstarren, so viel ich will.“
„Nein, das…“, Helen fehlten die Worte. Ihre wurde immer heißer und ihre Kehle trockener. Sie konnte sich kaum noch zurückhalten. „Ach scheiß drauf.“ Sie beugte sich vor und drückte ihre Lippen auf seine. Er zögerte nicht und umfasste ihr Gesicht mit seinen Händen. Helens Herz blieb beinahe stehen, so intensiv war der Kuss. Scott drängte sie zurück, bis sie mit dem Rücken an einem Regal anstand. Er drückte sie dagegen und presste sich an sie, während seine Zunge fordernd ihren Mund erkundete. Helen stöhnte und bohrte ihre Fingernägel in seinen Rücken, während sich seine Erektion in ihren Bauch bohrte. Er griff mit seinen Händen an ihren Hintern und hob sie hoch, so dass sie ihre Beine um ihn schlingen konnte. Er drückte sich noch etwas fester an sie, bis Helen zu stöhnen begann, aber nicht vor Lust sondern vor Schmerz. „Verdammt, das Regal“, fluchte sie, ohne den Kuss zu beenden. Scott drehte sich herum und drückte sie gegen die Tür. Dann begann er sich an ihr zu reiben. Helen wurde immer feuchter und verging beinahe vor Lust, während sie sich noch immer küssten. Dann griff Scott mit seiner rechten Hand an den Saum ihres T-shirts und zog es ihr über den Kopf. Ohne den Kuss zu unterbrechen, öffnete er ihren BH. Dann senkte er den Kopf und nahm ihre bereits harte Brustwarze in den Mund. Helen stöhnte und bog den Rücken durch. Sie packte sein T-shirt und zog es ihm über den Kopf. Er hatte mittlerweile von ihrer Brust abgelassen und nahm wieder ihren Mund in Beschlag. Heiß und feucht. Scott öffnete den Knopf ihrer Hose, zog den Reißverschluss hinunter und begann sie zu streicheln. Ohne Vorwarnung schob er zwei Finger in sie. Helen bäumte sich auf, doch er ließ sich davon nicht beirren und hielt sie fest, während er seine Finger in einem stetigen Rhythmus immer schneller in sie schob. Helens Gehirn schaltete einfach ab und sie registrierte nichts anderes mehr als die stetig wachsende Lust in ihrem inneren. „Verdammt“, stöhnte sie „Wenn du jetzt nicht aufhörst, komme ich gleich.“

Scott grinste „Genau das war mein Plan, Baby.“ Er schob seine Finger noch einmal in sie und dann explodierte alles in ihr und sie sah Sterne. Sie erwartete, dass Scott jetzt aufhörte, aber er stieß unbeirrt weiter in sie, bis sie flüsternd stöhnte „Scheiße, Ich will dich.“
Scott lachte und Helen fuhr mit den Händen über seine ausgeprägten Bauchmuskeln bis zum Bund seiner Jeans und öffnete den Knopf. Er nahm seine Finger aus ihr, aber nur um sich in Sekundenschnelle die Jeans hinunterzuziehen, ihr Becken anzuheben und ohne Vorwarnung in sie einzudringen. Helen spürte die lustvolle Dehnung und es schoss ihr warm die Wirbelsäule hoch und sie begann ihr Gesicht an seiner Schulter zu vergraben, um an seinem Hals zu saugen, während er sie an der Türe vögelte, als hinge sein Leben davon ab. Lustvolle Sekunden vergingen, in denen Helen spürte, wie sich ein weiterer Orgasmus in ihr aufbaute. Mit einem lauten Stöhnen biss er sie in den Hals, während er sich in ihr ergoss. Helen kam beinahe zeitgleich und fuhr mit ihren Fingernägeln über seinen Rücken. Sie verharrten etliche Minuten in dieser Stellung, bevor Helen flüsterte „Wow.“ Scott lachte. „Ja. Wow.“

Auch Helen begann zu kichern. „Ich denke, du solltest mich besser hinunterlassen.“ Er glitt aus ihr und Helen löste ihre Beine von seinem Rücken. Als er sie auf den Boden stellte, musste sie sich am Türgriff festhalten, da sie sonst umgekippt wäre. „Geht es?“, fragte sie Scott mit einem zweideutigen Zwinkern und Helen musste sich anhalten, um nicht wie gewohnt eine schnippige Antwort darauf zu geben. So beugte sie sich nur hinunter um ihren BH und ihr T-shirt aufzuheben und drehte sich um. Als sie den BH schließen wollte, trat Scott hinter sie, nahm ihr den Verschluss aus der Hand und machte ihn zu, bevor er ihr die Haare auf eine Seite strich und ihr in den Nacken biss. Extase durchfuhr sie und sie lehnte sich an ihn, während er an ihrer Haut saugte. Sie fing sich wieder und drehte sich blitzschnell um. „Hör auf damit. Ich kann darauf verzichten morgen mit einem Knutschfleck zur Arbeit zu kommen.“
„Ach ja und bei mir ist es egal oder wie?“ Sie sah ihn an und bemerkte die Zahnabdrücke an seinem Hals „Dreh dich mal um.“ Scott sah sie verwirrt an, tat aber worum sie ihn gebeten hatte. Als er mit dem Rücken zu ihr stand erschrak Helen. Sie hatte ihn wirklich tief gekratzt.
„Was ist?“ er drehte sich zurück. „Ich habe dich gekratzt.“
„Halb so schlimm Baby.“
„Nenn mich nicht so“, giftete sie ihn an, doch er grinste nur. „Das letzte Mal hat es dir nicht so viel ausgemacht.“ Helen setzte zu einer schnippigen Antwort an, als ihr Pager piepte. Sie sah darauf und stellte fest, dass Rich sie anpiepte. Ohne etwas zu sagen hielt ihr Scott sein Handy hin. Dankbar nahm sie es und wählte die Nummer ihres besten Freundes. „Ja?“ meldete sich dieser. „Hey Rich ich bins. Du hast mich angepiept?“
„Ja ich bin gerade bei Josh im Krankenhaus und wollte dich fragen, ob ich dich mit zur Zentrale nehmen soll?“ Helen nickte, als ihr bewusst wurde, dass Rich dies ja gar nicht sehen konnte. „Ja danke. Bist du bei ihm im Zimmer? Ich komme gleich hin.“ Sie legte auf und gab Scott sein Handy zurück. „Danke. Ich muss los.“ Sie fuhr sich durch die Haare und wollte gerade die Türe öffnen, als Scott seine Hand auf den Drücker legte. „Du weißt, dass wir reden müssen.“
„Ja. Aber nicht jetzt.“ Sie schubste ihn leicht, öffnete die Tür und trat hinaus, um zum Zimmer ihres Bruders zu gehen.

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 09.11.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine allerbeste Freundin Judy, die sich jeden Tag ca. 24 Stunden mit mir herumplagen muss I hob di lieb du deppads Kind du :**

Nächste Seite
Seite 1 /