Vogelgezwitscher, Luftzug und Sonnenschein. Der Wald ist lebendig, ich spüre es. Man könnte meinen, in meiner Yogahaltung nehme ich nur die Hälfte auf, doch ich weiß genau was vor sich geht. Ich fühle alles, weil ich anderes bin. Nicht nur den unbequemen, schwarzen Anzug, den ich für mein täglich Brot gebrauche.
Zehn Jahre bin ich nun schon bei meiner Versicherung und schließe Policen ab. Wer hätte das gedacht? Früher habe ich noch nicht einmal gewusst, dass es Versicherungen gibt. Doch ich habe schnell gelernt und wurde für meine Auffassungsgabe gelobt. Meine Kollegen sind mir während dieser Zeit lieb geworden, wenn ich nun auch sie lehre, anstatt sie mich.
Ein winziger gelber Punkt, macht sich in meinem Gesichtsfeld breit. Er blinkt wie der Cursor am Bildschirm auf schwarzem Hintergrund. Nennt man das Flow? Afrika habe ich mehrmals besucht. Die Elefanten wurden meine Freunde, und doch sind sie nur ein kleiner Teil dieser Welt, die so mit Vielfalt vollgestopft ist.
Einmal hat ein Elefant seinen Rüssel als Dusche missbraucht und mich von der Hitze erlöst. Als hätte er gewusst, dass ich etwas Besonderes bin.
Der gelbe Punkt wächst langsam an, wird zu einer Sonne, die den Himmel erleuchtet und die Sterne verdeckt. Meine Augen sind immer noch geschlossen, Energie durchflutet mich. So wie die Galaxien, die im grenzenlosen Weltraum durch Leere abgegrenzt sind. Energie flutscht zwischen Sternen und Planeten hin und her und sogar die für die Menschheit noch unbekannte schwarze Materie ist Teil davon.
Aufgehängt wie an nichts, starrt mich dieser immer größer werdende gelbe Mond an. Meine Energie lädt sich immer mehr auf.
Bei meinem ersten Date mit Lisa haben wir uns Star Wars angeschaut. „Reiß dich mal zusammen Markus!“, rüffelte sie mich, doch ich konnte nicht anders. Ich konnte nicht anders. Das Leben im Universum sieht ganz anders aus. Komischen Typen, die da mit ihren Lichtschwertern herumfuchteln, Comedy bestenfalls.
Materie ist nur eine Ausdrucksform des Lebens. Wenn die Menschen nur wüssten, wie viele Abstufungen von unstofflichen Wesen es gibt. Manche stehen gar über Raum und Zeit und können sich in mehreren Galaxien gleichzeitig bewegen. Manche befinden sich im schwarzen Loch, oder auf Planeten, die die Menschheit noch lange nicht gefunden hat. Und manche führen Planeten und manche führen auch Krieg, so wie ich...
Der gelbe Punkt nimmt fast das ganze Sichtfeld ein, mir bleibt nicht mehr viel Zeit.Lisa habe ich durch die Arbeit kennengelernt, sie hegte, pflegte und verliebte sich in mich. Gefühle sind in mir aufgekommen, die ich bis dahin nicht kannte. Sie hat mir eine neue Heimat gegeben, und wusste nicht einmal wer ich wirklich bin.
Ich habe gelernt, dass sich ein menschlicher Körper schnell verletzen kann, so wie die kleine Wunde wegen des Kieselsteins, der sich in meinem Schuh verfangen hat. Ich sitze schuhlos auf den Wurzeln des gefällten Baums und genieße es. Sofort nach meinem schmerzhaften Aufschlag habe ich einen Notruf abgesetzt, doch in dieser Welt kommen die Signale nur langsam soweit.
Lisa, warum kommst du nicht mit? Weil du ein Mensch bist und dich nicht wohlfühlen wirst, wohin die Reise geht. Ich Liebe dich..., auch wenn ich es dir nicht mehr zu sagen vermag.
Wie eine Feuerwalze, die von der Sonne aufsteigt, werde ich in die Höhe geschossen. An Planeten und Sternen jage ich vorbei, die Erde verkommt zu einem kleinen Punkt. Dieser kleine Planet, der so voller Leben, Vielfalt und Gefühlen ist.
Gefühle...
Ich treffe am Sammelpunkt ein. Ich spüre eine Großzahl artverwandter Lebensformen. Eine dieser Existenzen gesellt sich zu mir.„Identifiziere dich, Soldat“, gibt sie mir in meine Gedanken ein.„Mein Name ist Markus Wiegand von der Erde.“„Markus Wiegand? Noch nie gehört. Geht es dir gut?“„Ja, mir geht es gut. Seit zehn Jahren lebe ich auf der Erde. Ich liebe diesen Planeten, die Menschen und insbesondere eine Frau!“„Liebe...Mensch...Frau...? Wie kommst du hier her? Das Signal muss gestört sein!“ Postwendend geht die Reise zurück.
Tag der Veröffentlichung: 16.06.2015
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