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„Vier Geschenke habe ich schon. Jetzt fehlen nur noch die für Nils, Lisa, Jörg, meinen Bruder und meinen Papa. Für den finde ich doch nie etwas. Vielleicht einfach eine Flasche Wein?“.
Sie hetzt weiter, immer wieder gehen ihr Menschen in den Weg um dann langsam weiter zu schlendern und das genau vor ihr. Die ganze Zeit Schlängellinien laufend bahnt sie sich den Weg von einem Geschäft zum nächsten. Tüten mit Weihnachtsgeschenken in der Hand haltend. Nach jedem Geschäft werden die Tüten ein bisschen voller oder es gibt eine neue Tüte und durch das Rumgelaufe hat sie schon angefangen zu schwitzen. Um sie herum herrscht das hektische Treiben der Weihnachtseinkäufe. Es sind nur noch zwei Tage bis zu Heiligabend und sie braucht noch alle ihre Geschenke, wie anscheinend hunderte andere auch. Nach dem Umher Gerenne freut sie sich schon auf ihre Badewanne und eine heiße Tasse Tee. Sie hatte es die ganze Zeit vor sich hergeschoben einkaufen zu gehen. Zu normalen Jahreszeiten ja gar kein Problem, aber um die Weihnachtszeit wollte man das, was alle anderen Menschen auch wollen. Die möglichst besten Geschenke finden mit möglichst geringem Zeitaufwand. „So ne Scheiße, jetzt muss ich nochmal zurück zum Weinladen für Tante Lisa. Scheiße“. Sie redete immer vor sich hin, wenn sie gestresst war und das war sie im Moment auf jeden Fall. Beim letztem Scheiße hatte sie sich einfach umgedreht ohne daran zu denken, dass hinter ihr ja auch Leute in dieselbe Richtung wollten, wie sie vorher und jetzt sah sie sich einer Flut übellauniger Gesichter ausgesetzt, die sie böse anschauten und an ihr vorbei zu kommen versuchten ohne darauf zu achten, dass sie sie dabei anrempelten. Alle Jahre wieder und sie hatte noch nicht einmal irgendetwas gegessen und sie brauchte ganz dringend einen Kaffee. Weiterhin Flüche ausstoßend kämpfte sie sich voran. Ungefähr drei Meter entfernt von ihr sah sie eine alte Dame aus einem Tiermittelladen kommen und den Fluss der Menschen anvisieren. Wie sie ihr Glück kannte, würde sie bestimmt genau vor ihr einreihen wollen und bis sie es geschafft hätte die Dame zu überholen würde noch mehr Zeit vergehen in denen man voran schlich und sobald man überholt hatte oder am Überholen war zogen die alten Leute ihr Tempo an. Das konnte sie gerade wirklich nicht gebrauchen. Der Kopf wippte auf dem viel zu dünnen Hals hin und her, was ihr ein etwas skurriles Aussehen gab. „Nein, diesmal nicht. Du gehst mir nicht in den Weg, das wäre doch gelacht.“ redete sie weiter vor sich hin und beschleunigte noch einmal ihre Schritte. Jetzt hatte die alte Dame sie auch bemerkt und schaute sie sie aus großen wässrigen Augen an. Die Dame schwang ihre Handtasche in ihren Weg und machte einen Schritt. Mit lautem Getöse und Gezeter von der Dame vielen sie beide zu Boden. Sie hatte so viel Schwung gehabt, dass an Anhalten nicht mehr zu denken gewesen war und so hatte sie die Frau mit umgerissen. Inmitten aus Weihnachtseinkäufen und meckernden Passanten saß sie also auf dem Boden und musste sich das Gemecker der alten Frau anhören, dass man ja nicht einmal mehr Katzenfutter einkaufen könne, ohne gleich von ungehobelten Jungspornen belästigt zu werden. „So ne verdammte Scheiße.“, sie war den Weihnachtseinkäufen einfach nicht gewachsen. „Kann ich behilflich sein?“ kam die Frage von einer freundlich Bassstimme schräg hinter ihr. Argwöhnisch linzte sie über die Schulter und ein gutaussehender sportlicher Mann ungefähr in ihrem Alter lächelte sie an. Hatte er gerade wirklich gefragt? Musste er nicht irgendwie selber Geschenke einkaufen. Aber ohne auf eine Antwort zu warte hatte er schon angefangen die Tüten, die verstreut auf der Erde herum lagen wieder einzusammeln und an den Rand zu stellen, damit niemand darüber stolperte und dann half er noch der alten Dame auf und entschuldigte sich bei ihr. „Passen sie mal mehr auf ihre Freundin auf und bringen sie ihr bei, wie man sich benimmt. Da geht man nur mal Katzenfutter kaufen und wird schon belästigt.“ und damit drehte sie sich um und stakste von dannen. „Wollen Sie da auf dem Boden bleiben oder darf ich Sie zu einem Kaffee einladen?“ Mhhhhhhhh... Kaffee das klingt so gut. Und ehe sie richtig nachdachte hatte sie schon zugestimmt.

Jetzt saß sie hier mit einem Bilderbuch Mann in einem Kaufhauskaffe umgeben von ihren Einkäufen und wusste nicht, was sie sagen sollte. „Danke für vorhin und den Kaffee.“ Sehr toll gemacht, frag ihn einfach wie er heißt. Aber er kam ihr zuvor: „ Ich heiße übrigens Mike und wie heißt du? Ich darf doch duzen?“, „ Natürlich darf mein Retter mich duzen. Ich heiße Sue von Susanne, aber meine Freunde sagen einfach Sue und da sich mich vorhin so heldenhaft vor der Rache der alten Frau bewahrt haben erst recht.“ Sie lief sofort rot an ohne zu wissen woher plötzlich ihr Mut kam und fragte ihn einfach spontan: „Vielleicht hast du ja noch Lust mir zu helfen meine Einkäufe nach Hause zu bringen. Ich wohne 10 Minuten entfernt und ich habe eh schon fast alle Geschenke und danach können wir Eislaufen gehen. Sie haben auf dem großen Platz eine Bahn aufgebaut und man kann sich auch von da Schlittschuhe ausleihen. Dann kann ich mich für die Hilfe und die Einladung revanchieren.“. Verwundert über sich selbst, dass sie sich getraut hatte ihn das zu fragen wartete sie jetzt mit pochendem Herzen und rotem Gesicht auf seine Antwort. Sie gehörte eher zu den schüchternen Personen, aber sie hatte sich beim ihm von Anfang an wohl gefühlt und wollte nicht, dass er jetzt ging. „Ja“ und dabei schaute er ihr so tief in die Augen, dass ihr ein Schauer den Rücken herunter lief.
Eine halbe Stunde später traten sie aus dem beheizten Kaufhaus. Beide hielten jeweils zwei bis drei Einkaufstüten in den Händen von denen nur eine von ihm selbst war. Auf dem Gehweg lag eine matschige Schneedecke, die saugende Geräusche machte, wenn man die Füße anhob. Sie überquerten die Straße und gingen in den Park, da dies der schnellste Weg zu ihr war. Der Schnee im Park hatte noch so ein ursprüngliches fast unberührtes weiß an vielen Stellen behalten, wo niemand darüber getrampelt war oder Hunde ihre gelben Markierungen hinterlassen hatten. „Ich gehe jeden Tag hier durch den Park, weil es eine viel friedlicherer Weg ist, als an der großen Straße entlang und man kann der Stadt für kurze Zeit entfliehen.“ dann zeigte sie auf einmal aufgeregt auf eine Stelle weiter vorne am Wegesrand, ließ die Hand aber schnell wieder sinken, da die Tüten doch ziemlich schwer waren „Da haben Leute einfach die Bank geklaut! Haben sie einfach die Bank weg gemacht auf der eine liebe alte Dame dieses Jahr immer gesessen hat um Tauben zu füttern. Das können die doch nicht machen. Muss man so was nicht anzeigen?“. Mike fing an laut zu lachen und nachdem er sich etwas beruhigt hatte erklärte er etwas ruhiger: „Jedes Jahr werden die Bänke im Winter abgebaut, damit man sie noch länger benutzen kann. Sonst müssten sie jedes Jahr neue kaufen. Liebe Bankräuber sind dass, die sie dann wieder zurückbringen.“ Er zog sie noch eine Weile mit ihrem Unwissen auf, aber sie fühlte, dass er es lieb meinte und sie fühlte sich immer wohler bei ihm. Auf dem Weg unterhielten sie sich dann noch über Musik und fanden heraus, dass sie die gleichen Bands gut fanden, unter anderem ältere Band wie die Beatels oder Led Zeppelin aber sie waren auch beide Ärzte und Rammstein Fans. An ihrer Wohnung angekommen schnappte sie sich alle Tüten und schmiss sie auf ihr Bett, er wartete vorne an der Tür, da sie gesagt hatte es dauert nicht lange. Sie frischte so schnell sie konnte ihr Make up auf und war schon wieder an der Tür.

Auf dem Weg zu Eislaufbahn unterhielten sie sich über ihre Familien, in zwei Tagen war ja Weihnachten ein naheliegendes Thema. Er hatte alle Einkäufe schon vor zwei Wochen fertig gehabt und sich damit den ganzen Stress erspart. Auf der Eisfläche tummelten sich schon einige mehr oder weniger begabte Läufer und im Hintergrund strahlte ein riesengroßer Weihnachtsbaum. “Ist der nicht schön?“ fragte sie ihn mit großen Augen. „Ja, er ist wirklich wunderschön, aber die Stromrechnung ist bestimmt genauso hoch, wie er leuchtet.“ Sie boxte ihm in die Seite, weil er es geschafft hatte diesen romantischen Moment so zu versauen, aber er lachte nur und boxte sie spielerisch zurück. „Na warte du gemeiner Mistkerl. Lass uns sehen, wer besser mit Schlittschuhen umgehen kann.“ Sie dachte aber dabei eher daran, dass sie jetzt wohl noch ein Geschenk mehr kaufen würde.

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Tag der Veröffentlichung: 18.12.2011

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