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Mit angezogenen  Beinen saß ich auf dem Stuhl. „ Du hattest also wieder einen Anfall ?, Erzähl mir davon“- „Es war wie immer.“ Er seufzte und strich ein paar Falten auf seinem Arztkittel glatt, jedes Mal dasselbe Spiel. „ Lilith, du weißt wenn ich dir helfen soll musst du mit mir reden“ ich schnaubte verächtlich niemand konnte mir helfen. Dennoch wusste ich das das viel schneller vorbei sein würde wenn ich mitarbeitete.„ Wie gesagt es war wie immer, der stechende Schmerz und die Stimme.“- „Wieder dieselbe Stimme?“- „Ja“ antwortete ich genervt –„Was hat sie gesagt“ – „ Das übliche: ich werde dich finden, du gehörst mir, usw.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Beschreibe die Schmerzen“ Ich fuhr mir mit einer Hand durch meine zerzausten Haare . Immer dieselben Fragen. „ Es war als würde jemand mir Starkstrom Elektronen ans Gehirn halten.“ Antwortete ich monoton, schon so oft hatte ich das erzählen müssen.  Der Arzt studierte den Bericht den die Krankenschwester über den Vorfall verfasst hatte. „ Ich finde es beunruhigend das sich die Anfälle die letzte Zeit zu häufen scheinen. Vielleicht  sollten wir  ausprobieren wie du auf stärkere  Medikamente reagierst“ Wieder zuckte ich mit den Schultern. Machen wir aus dem Mädchen einfach einen Zombie das ist das ist doch das einfachste. „ Kann ich jetzt gehen?“ Es schien als wollte er noch etwas sagen , doch er wusste anscheinend genau das es mich nicht interessierte. „Ja sicher“. Langsam schritt ich zur Tür, draußen  wurde ich wieder durchsucht. Das  war zur Routine  geworden nach meine 2ten Selbstmordversuch, ich hatte damals eine Schere geklaut und mir die Pulsadern aufgeschnitten. Leider hatte ich es waagerecht versucht, klassischer Anfängerfehler. Sie nahmen mir den Stift ab den sie in meinem Socken versteckt hatte, dann flüchtete ich in  die Cafeteria.

 

Lustlos stocherte ich in meinem Essen. Es schmeckte wie immer nach nichts. Warum konnte man mich nicht einfach sterben lassen? Wäre das so schwer einfach wegzugucken? Ich war die Schmerzen und die Leere  leid.  „ Na“  begrüßte mich der magere Junge „Na“- „Und wie geht’s dir so?“ Er hatte es also schon gehört. Ich zog eine Augenbraue hoch, er wusste wie sehr ich es hasste. „Ist ja auch egal,…“Schnell stellte er das Tablett ab und setzte sich neben mich.  Schweigend saßen sie nebeneinander  und  aßen  wie jeden Tag. „Und was gibt’s bei dir neues?“ fragte ich um das Schweigen zu brechen. „ Der Doktor sagt ich mache gute Fortschritte.“- „Schön“ und wieder Schweigen. Ich mochte ihn aber  da wir beide sehr introvertiert waren endete jedes Gespräch so.

 Als ich mir den letzten Rest der Pampe in den Mund schob, fingen die Schmerzen an. Wie immer war es erst ein stechen im Stirnbereich, welches sich dann langsam durch den ganzen Schädel ausbreitete. „Scheiße nicht schon wieder“ murmelte ich.  „Geht’s dir nicht gut Lilith?“ fragte mein Sitznachtbar  und packte meinen Arm. Unfähig zu antworten krümmte ich mich. Diesmal war es anders, der Schmerz griff auf meinen ganzen Körper über. Drängte sich in jede Ader und machte das Leiden unerträglich. Meine Sinne vernebelt vom Schmerz sankt ich zusammen. „ Du gehörst mir und ich werde dich zurückholen …. Bald ist es soweit.“ sagte die Stimme.

Überzogen von einem glänzendem Schweißfilm, schrak ich hoch. Nach dem Vorfall in der Cafeteria hatte man mir anscheinend ein Beruhigungsmittel indiziert. Ich setzte mich auf. Die Tür  meines Zimmers stand weit offen. Sollte sie nicht abgeschlossen sein? Immer noch leicht benommen torkelte ich zur Tür. Irgendetwas stimmte hier nicht. Als ich auf den Flur trat war niemand zu sehen, nur das Neonlicht an der Decke flackerte wie in einem schlechten Horrorfilm. Es war Still. Zu Still, normalerweise hörte man immer kichern oder grunzen das von einem der Ticks der Insassen herrührte. Ein paar Sekunden lauschte sie als Würgegeräusche aus den anderen Zimmern zu dringen begannen. Ich ging zu der Tür meines Nachtbarzimmers, in das praktischerweise ein Guckfenster eingelassen war. Manchmal kam man sich vor wie im Zoo, doch es diente ja der Sicherheit also hatte ich mich damit abgefunden.  Als ich durch die Matte Scheibe blickte sah ich ein junges Mädchen, sie war wegen einer Kantonen Schizophrenie eingeliefert worden. Nun kniete sie auf dem Boden, Würgend in einer Lachen aus Blut und Stückchen die ich nicht identifizieren konnte. Immer weiter würgte sie  und spuckte immer neues Blut und neue Stückchen aus. Geschockt vor Ekel wich ich zurück, was zur Hölle passierte hier? Unfähig eine Antwort zu finden rannte ich los. Raus, nur hier Raus  wollte ich. Doch als ich die Tür nach draußen erreichte ließ  sie sich nicht öffnen. Ich zerrte und rüttelte panisch am Türgriff. Doch meine Versuche bleiben Fruchtlos. Tränen rannen heiß über meine Wangen „Lasst mich hier raus“ drang ein verzerrter Schrei über meine Lippen. Nichts passierte. Ich sank auf die Knie. „Bitte“ flüsterte ich verzweifelt wohl wissend das niemand es hören würde.

Ein Röcheln ließ mich herum fahren.  Kurz vor mir hing der magere Junge in der Luft, bewusstlos. Seine Gliedmaßen hingen schlaff herab. „Justin?“ das erste mal das ich seinen Namen sagte. Ich stand auf. Was passierte hier? Langsam ging ich auf ihm zu. Leute schweben nicht, das ist alles nicht echt, ich träume, versuchte ich mich zu beruhigen. Aber es fühlte sich so real an  . „Justin“ fragte ich noch einmal. Keine Antwort.  Plötzlich,  als ich nur noch zwei Meter von ihm entfernt stand, war es als Schnitt eine unsichtbare Klinge seinen Bauch auf, Gedärme und Fleisch quollen aus der Wunde hervor. Ich presste die Hände vor meinen Mund, unwissend was überwog Angst, Trauer oder Ekel. Justins Körper sank leblos auf den Boden.  Ich war wie gelähmt, konnte mich nicht mehr bewegen, selbst dann nicht als sich eine Pranke auf meine Schulter legte und die Stimme mir ins Ohr flüsterte „Komm jetzt mit nach Hause“

Impressum

Texte: Laura H.
Bildmaterialien: Laura H.
Tag der Veröffentlichung: 14.11.2013

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