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Es war als würden sie von der Dunkelheit eigenommen, nur die Scheinwerfer des alten Chevys die sich die Landstraße entlang tasteten schienen sie davor zu bewahren ganz verschluckt zu werden „Warum tust du mir das eigentlich an ?“ fragte er sie und unterdrückte dabei die enorme Wut die sich in ihm angestaut hatte. Als er sah wie sie mit dem Typen an der Bar flirtete, war ihm gewesen als hätte ihn jemand das Herz herausgerissen. Und als er ihr dann an den Hintern grapschte, machte sein Gehirn eine kurze Pause und er schlug zu. Er sah noch genau vor sich wie Unmengen von Blut aus der Nase des Mannes strömten, wie dieser verzweifelt die Hände vors Gesicht hob und die Mischung aus Angst und Schmerz in seinen Augen mit der er ihn angesehen hatte. Einen Momentlang war er mächtig gewesen ja und ein paar Sekunden später angewidert von sich selbst. Er hatte einen Menschen verletzt, nie hatte er gedacht das er zu so was fähig wäre und dann hatte er sich auch noch gut gefühlt, genau wie die Typen die er immer so verachtet hatte. Er klammerte sich so an das Lenkrad das seine Knöchel weiß hervortraten. Er betrachtete sie, ihre helle Lederjacke war mit Blutflecken übersät. Ansonsten trug sie nur ein rotes Tank top und eine Jeans, die sie abgeschnitten und damit zur Hot pan umfunktioniert hatte. Er fand schon immer dass sie sich zu offenherzig anzog, er bemerkte doch wie all die Männer und Jungen ihr nachgafften. Aber er hatte nie was gesagt, sie war immer sehr stur gewesen wenn jemand versuchte sie zu ändern und er wollte nicht ihre Beziehung aufs Spiel setzen, dafür bedeutete sie ihm einfach zu viel. Sie hatte ihn immer verstanden auch wenn er Mist baute und ihm Freiraum gelassen. Und dabei war sie noch das hübscheste, intelligenteste und coolste Mädchen das er überhaupt kannte. Sie war wie ein Engel der für ihn vom Himmel gefallen war, bis heute. „Antworte mir gefälligst“

Sie kramte in ihrer Tasche, nach dem sie ein paar Bonbons und Taschentücher ertastet hatte, fand sie endlich was sie begehrte. Sie zog die Schachtel Zigaretten aus der Jacke und steckte sich einen Glimmstängel in den Mund. Das Feuerzeug erleuchtet ein paar Sekunden den Innenraum des Wagens. Man konnte erkennen dass er seine Stirn in tiefe Falten gelegt hatte. Sie zog an der Zigarette und blies den rauchigen Dunst in den Wagen. Sie mochte den Geruch er war so vertraut wie ein alter Freund, den man vermisste wenn er länger nicht da war „Ich hab doch nur ein bisschen geflirtet, es hat nichts bedeutet“- „Nur ein bisschen geflirtet? Warum durfte er dann deinen Hintern begrapschen?“- „Er durfte gar nichts, er hat es einfach getan und hättest du ihm nicht die Nase gebrochen, hätte ich ihm das auch klar gemacht“ Sie betrachtet den hölzernen Rosenkranz, der vom Rückspiegel baumelte. Sie war nie religiös gewesen, denn selbst wenn es einen Gott gab müsste dieser sie abgrundtief hassen. „Ach ja und wie soll das weitergehen vögelst du das nächste Mal mit dem Typen und sagst dann: och eigentlich wollte ich ja nicht? Allmählich glaube ich die in der Schule haben Recht“- „ Also denkst du jetzt auch ich bin ne Schlampe?“ Als keine Antwort von ihm kam setzte sie noch ein wütendes „Danke auch“ hinzu. Ihr Blick wanderte aus dem Fenster, er wusste nicht wie sehr sie das verletzte. Sie hatte nie jemanden gehabt der sie liebte oder auch einfach nur respektierte und wie einen Menschen behandelte und dieser eine den sie ein Stück weit an sich herangelassen verachtete sie nun auch. Schon im Waisenhaus hatte sie gelernt keine Gefühle die schwäche vermittelten zu zeigen. Wenn man das tat geschahen nämlich schreckliche Dinge, zumindest hatten die Jungen das Glück nur halb Tod geschlagen zu werden. „Ich mein guck doch mal wie du dich anziehst, da ist doch klar das die Typen nich nur reden wollen. Mit wie vielen Typen hast du denn noch „geflirtet“?“ Sie zog die Beine an ihren Körper. Das war eine Zwickmühle sollte sie lügen und sagen dass das einmalig war. Das würde ihn besänftigen und alles würde viel schneller in Ordnung werden. Falls es jedoch rauskommen würde, würde es alles zerstören was sie sich so Mühsam aufgebaut hatten. Sie könnte natürlich auch die Wahrheit sagen und ihn damit verletzen. Die Wahrheit war nämlich das sie kaum Gelegenheiten zu flirten ausließ, wenn er nicht dabei war, denn bei diesen kleinen Flirts fühlte sie sich angenommen und nach diesen Gefühl der Anerkennung lechzte sie förmlich. Das tat sie schon seit ihrer frühen Jugend, ein paar Mal war sie sogar soweit gegangen rumzuknutschen nur um die Illusion geliebt zu werden aufrecht zu erhalten. Aber das war vor seiner Zeit. „ Schön keine Antwort ist auch eine Antwort, es ist schade dass ich darauf reingefallen bin, als du behauptet hast dass du Gefühle für mich hast!“er klang verletzt. Entgeistert starrte sie ihn an „Aber ich liebe dich“-„ Wenn du mich lieben würdest, würdest du sowas nicht tun“ seine Stimme hatte sich zu einem brüllen gesteigert. Sie war selbst verwirrt als die Tränen sich in ihren Augen sammelten. Ihre Stimme klang seltsam schrill als sie zurückschrie „Wie kannst du nur…“, weiter kam sie nicht. Alles passierte so schnell, ein helles Licht, ein Schrei, das quietschen der Reifen auf dem ausgemergelten Asphalt und Der Aufprall.

Der beißende Geruch von brennendem Gummi und Benzin ließ ihn erwachen. Er musste ohnmächtig gewesen sein. Stechende Schmerzen durchzogen seinen ganzen Körper. „Babe?“ krächzte er. Sie hing auf dem Beifahrersitz. Verfilzt hingen ihr die Haare vom Kopf und ihre Kleidung glänzte blutgetränkt im Schein der Flammen. Mit ihren geschlossenen Augen sah sie aus wie ein schlafender Engel. Seine Hände zitterten als er den Verschluss des Sicherheitsgurts aufnestelte. Die Tür war zwar verbeult aber immer noch leicht zu öffnen, seine Beine fühlten sich an als würden sie bei jedem Schritt erneut von Scherben zerschnitten. Der alte Chevy war total zerstört, überall waren Beulen und Kratzer im Lack, es sah sogar aus als wäre die halbe Beifahrerseite zerquetscht worden. Überall lagen Glassplitter die früher mal die Frontscheibe gebildet hatten. Doch all das interessierte ihn nicht, er hatte nur eine Sache im Kopf: Sie. Die Beifahrertür war so beschädigt das sie sich auch mit zerren und reißen unter Aufwendung seiner verbliebenen Kraft nicht öffnen ließ. Er brüllte die Tür aus lauter Verzweiflung an, bis er schließlich erschöpft zu Boden sank. Er hielt sich die Hände an den Kopf, ihm war als würden sich eine Milliarde Leute darin anschreien und er hatte keine Ahnung auf wen er hören sollte oder ob er überhaupt einer vertrauen konnte, Erst da bemerkte er die Eisenstange die ein paar cm von ihm entfernt lag. Er musste es nochmal versuchen, ihr zuliebe. Er nahm die Stange in die Hand und versuchte sich wieder aufzurichten, ihm war als würde er jeder einzelne Knochen aus seinem Körper gerissen. Er schlug ein paarmal auf die Tür ein. Er wollte fast schon wieder aufgeben als sie ein Stückchen weit nachgab. Der Spalt war nicht sehr groß, aber für ihren schmalen Körper dürfte es reichen. Bedacht darauf ihr keine weiteren Wunden zuzufügen zog er ihren reglosen Körper aus dem Auto. Sie fühlte sich seltsam kalt an. Die Stimmen in seinem Kopf waren verstummt, nur noch eine zischte ihm leise ins Ohr „Sie ist Tot“ doch er wollte ihr nicht glauben. Er sank auf die Knie „Babe, du musst durchhalten. Du darfst nicht aufgeben“ sagte er zärtlich, während ihm Tränen die Wange hinunter rannen und eine salzige Spur auf der tätowierten Haut hinterließen. Ihre leicht blau gefärbten Lider zitterten „Ich liebe dich“ es war kaum mehr als ein beinahe schon unverständliches Flüstern das über ihre blassen Lippen drang. „ Ich dich auch“ sagte er und drückte ihren blutüberströmten Körper an sich. Er presste seine Lippen auf ihre, das beinahe schon trockene Blut zog Fäden, die erst langsam abrissen als er seinen Kopf zurückzog. Er stand auf, ihr Gewicht lastete schwer auf seinen Armen, doch das schien er gar nicht zu merken. Sein Kopf war jetzt absolut leer er wusste nur noch eine Sache ganz genau: er würde weiterlaufen bis er Hilfe für sie fand. Ja er würde sogar bis ans Ende der Welt laufen, nur um sie wieder lächeln zu sehen

Impressum

Texte: Laura H.
Bildmaterialien: bookrix
Tag der Veröffentlichung: 10.06.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle meine Freunde und Verwandten und meine Freunde.Und natürlich für alle denen mein Buch gefällt

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