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Arztromane Vol. 16 - Der Ruf des Blutes

Knochenbrüche werden heutzutage ja leider nur noch nach Terminabsprache operiert. Aus dramaturgischen Gründen wurde die Realität ein wenig angepasst.



Stanislaus, Chirurg in der Klinik St. Georg, hat schon vieles gesehen. Wenn man über zwei Jahrhunderte auf dem Buckel hat, ist einem fast nichts mehr fremd. Als ein Patient in die Notaufnahme geliefert wird, erlebt er jedoch eine Überraschung. Der eigenartige Duft, der Nazar umgibt, lässt ihn nicht mehr los. Was hat es damit auf sich? Ist es nur ein Aphrodisiakum oder hat es tiefere Bedeutung?



Prolog

Tagsüber hatte die Sonne geschienen. Nun, im Schatten des Abends, war die Temperatur bis auf 0 Grad gefallen.

Nazar hockte auf einer Bank an der Außenalster, die Beine angezogen und Arme darum geschlungen. Ihm war arschkalt. Ein Dauerzustand. Nur im Hochsommer gab es Tage, an denen er nicht fror. Vermutlich ein Erbe seines Vaters, laut seiner Mutter ein Marokkaner. Er war das Ergebnis eines Urlaubsflirts. Ein Vierteljahr später, schwanger mit ihm, war sie erneut hingereist und enttäuscht wieder abgeflogen. Sein Erzeuger wollte nichts von ihr und noch weniger von ihm wissen.

Ein Pärchen schlenderte Hand in Hand vorbei. Die zwei hatten nur Augen füreinander. Nazar guckte ihnen hinterher und versuchte, sich dagegen zu wehren, von plötzlich aufkeimender Einsamkeit verschlungen zu werden. In letzter Zeit reagierte er verweichlicht auf solchen Anblick.

Eigentlich war er von klein auf ans Alleinsein gewöhnt. Seine Mutter, eine versoffene Egomanin, hatte ihn nur mit dem Nötigsten versorgt, nämlich Nahrung und Kleidung. Ansonsten war er ihr egal gewesen. Es hatte ihn trotzdem geschockt, sie eines Morgens leblos in ihrem Bett vorzufinden. Es stimmte wohl, dass man sagte: Lieber eine schlechte Mutter, als gar keine Mutter.

Damals war er fünfzehn gewesen und in eine Jugendwohneinrichtung gesteckt worden. Drei Jahre hatte er es dort ausgehalten, bis ihm einer der Erzieher an die Wäsche ging. Weil er wusste, dass man ihm keinen Glauben schenken würde, hatte er seine Sachen gepackt und lebte seitdem auf der Straße.

Nazar trank nicht, seine Mutter als schlechtes Beispiel vor Augen. Zu Haschisch sagte er jedoch nicht nein. Wenn er die Gelegenheit bekam, verschaffte er sich damit gern ein paar Stunden Vergessen. Einmal, als er in Köln bei einem Sugardaddy untergekommen war, hatte er auch Koks und ein paar andere Drogen probiert. Teufelszeug. Daran würde er sich nie wieder vergreifen.

Schritte knirschten auf dem Sandweg. Die Frau, die eben mit ihrem Freund vorbeigegangen war, kam auf ihn zu.

Mit einem schüchternen Lächeln hielt sie ihm einen Schein hin. „Damit du dir was Warmes zu essen kaufen kannst.“

„Danke“, entgegnete er überrascht, schnappte sich das Geld und stopfte es in seine Jackentasche.

Sie hastete davon, zu dem Typen, der in einer Entfernung wartete.

Wow! Zwanzig Euro! Vielleicht fand er jemanden, der ihm einen Joint verkaufte. Er brauchte dringend ein bisschen rosarote Traumwelt.



1.

Stanislaus sperrte seinen Monitor, verließ den Raum und schaute sich nach allen Seiten um. Niemand zu sehen. Moorhühner abzuballern, hatte ihn hungrig gemacht. Ihm stand der Sinn nach einem Mitternachtssnack.

Leisen Schrittes eilte er durch den Korridor und nahm den Lift ins Untergeschoss. Dort war nur die Notbeleuchtung an. Dennoch blieb er wachsam, als er zu der Tür ging, hinter der sich die Blutbank befand.

Normalerweise bediente er sich aus moralischen Grundsätzen nicht an den Blutkonserven der Klinik. Da er aber nun mal wegen Bereitschaftsdienst hier festsaß, blieb ihm keine andere Wahl. Die Alternative, ein nachtaktives Tier aufzutreiben und auszusaugen, gab es im Innenstadtbereich nicht. Ratten lebten zwar überall, doch diese Viecher mied er wie die Pest. Von deren Blut bekam er Sodbrennen. Alternative zwei, einen Passanten zu überfallen, war vor vielen Jahren vom Ethikrat verboten worden.

Stanislaus trank einen Beutel 0 Rhesus negativ und liebäugelte damit, einen weiteren mit der Blutgruppe AB Rhesus positiv - seine Lieblingssorte - zu konsumieren, da piepte sein Sender.

„Mist“, brummelte er, nahm das Gerät von seinem Gürtel und guckte aufs Display. Die Notaufnahme verlangte nach ihm.

Er stopfte den leeren Blutbeutel in seine Kitteltasche, löschte das Licht, verschloss die Tür und eilte zum Fahrstuhl.

Der eingelieferte Notfallpatient befand sich bereits in Vorbereitung für den OP. Ein Pfleger setzte Stanislaus über die erste Bestandsaufnahme in Kenntnis. Fraktur des Oberschenkels, der Rippen und eines Armes. Zwei Kollegen waren dabei, den Mann aus den Klamotten zu schneiden und oberflächlich zu reinigen.

„Der arme Tropf ist unter ein Fahrzeug geraten“, berichtete der Pfleger. „Vermutlich lag er schon eine Weile am Straßenrand, bevor ein Passant die Polizei informiert hat.“

Dem ersten Eindruck zufolge, handelte es sich um einen Obdachlosen. Der verwahrloste Zustand der Kleidung sowie Geruch sprachen dafür.

„Bringt ihn in OP2, wenn ihr mit ihm fertig seid“, bat Stanislaus.

Er begab sich in den Hygieneraum, wo er seine Hände gründlich schrubbte, ehe er in einen sterilen Kittel schlüpfte. Schwester Stefanie, seine Lieblings-OP-Assistentin, gesellte sich zu ihm.

„Womit haben wir es zu tun?“, erkundigte sie sich, als sie seinen Platz am Waschbecken einnahm.

„Ein paar kaputte Gräten.“ Er zwinkerte ihr zu. „Die schrauben wir ratzfatz wieder zusammen.“

Sie gähnte. „Und bitte schnell. Ich hab gerade was Schönes geträumt und würde gern die Fortsetzung sehen.“

Das versprach er ihr lieber nicht. Der junge Mann hatte ganz schön eingedellt gewirkt. Vermutlich würden sie viel Zeit damit verbringen, Knochensplitter aus dem Fleisch zu sammeln.

Während sie auf die Ankunft des Patienten warteten, bereitete Stefanie die Gerätschaften vor. Stanislaus checkte derweil die benötigten Apparate. Er mochte die blinkenden Lämpchen. Vielleicht eine Folge seiner lange zurückliegenden Kindheit, die er in gefühlt ständiger Dunkelheit verbracht hatte.

Ein Pfleger, flankiert vom Anästhesisten, rollte den Patienten in den OP. Stanislaus musterte den Burschen. Ungefähr zwanzig bis Mitte zwanzig. Vermutlich kam ein Elternteil aus dem afrikanischen Raum, denn die Haut schimmerte in einem hübschen Olivton. Er hatte schon immer eine Schwäche für Mischlinge gehabt.

„Ich gebe dem nur eine leichte Dosis“, teilte der Anästhesist mit. „Der ist eh schon völlig ausgeknockt.“

Während der Kollege das Unfallopfer ins Land der Träume schickte, betrachtete Stanislaus die eilig angefertigten Röntgenaufnahmen. Beim Oberschenkelknochen handelte es sich um eine saubere Fraktur, beim Arm hingegen nicht. Die drei lädierten Rippen würden von allein heilen. Da war kein Eingriff notwendig.

Als er sich über den Patienten beugte, stieg ihm ein eigenartiger Duft in die Nase. Unauffällig atmete er das Aroma tiefer ein. Es stellte merkwürdige Dinge mit ihm an. Seine Herzfrequenz beschleunigte sich und sowohl in seinem Bauch als auch tiefer entstand ein Kribbeln. Seit wann geilte er sich an bewusstlosen Männern auf? Und warum nahm er den Geruch, trotz Mund-Nasen-Schutz, derart intensiv wahr?

„Wir wären dann soweit“, meldete sich Stefanie zu Wort.

Sonst fragte er an dieser Stelle stets, warum sie über sich in der dritten Person redete, doch er war zu abgelenkt. Der Duft vereinnahmte ihn völlig. Es kostete ihn Kraft, sich wieder aufzurichten und zu seiner Professionalität zurückzufinden.

„Stanislaus? Alles in Ordnung?“, erkundigte sie sich.

„Gib mir mal eine zweite Maske. Der Gestank lenkt mich sonst ab.“

„Ich rieche nichts“, erwiderte sie, als sie ihm das Gewünschte reichte.

Die Oberschenkelfraktur war rasch repariert. Beim Arm sah das anders aus. Stück für Stück klaubte er Splitter aus der Wunde. Ein Puzzle-Fan hätte sein wahres Vergnügen an der Aufgabe gehabt, daraus das zertrümmerte Knochenstück zu rekonstruieren.

Manchmal hasste er es, dass der Ethikrat ebenfalls verboten hatte, Menschen durch einen Biss zu heilen. Na gut, man würde sie dabei wandeln, was ein Argument darstellte, trotzdem ... Neulich, als ein kleines Mädchen unter seinen Händen starb, hatte er kurz davor gestanden, die Regeln zu brechen. Es war ungerecht, dass so manches Arschloch ewig lebte und ein derart junger Mensch früh gehen musste.

Endlich hatte er auch den Arm zusammengeflickt. Erleichtert wich er von dem Patienten zurück. „Der Herr kann abgeholt werden“, informierte er Stefanie.

„Ich sag Bescheid.“

Während sie den Transportdienst und die Station kontaktierte, betrachtete er den Patienten. Warum sonderte der Mann diesen sinnverwirrenden Duft ab? War etwas mit dessen Drüsen nicht in Ordnung? Und warum roch Stefanie nichts? Das Aroma waberte doch im ganzen Raum.

Sein Blick wanderte an dem Mann runter und blieb an der Mitte hängen. Dort wucherte Schamhaar. In dem Nest lag ein ausnehmend wohlgeformter Schwanz. Vollkommen unangemessen für die Situation mehrte sich sein Speichelfluss. Wahrscheinlich bestand ein Zusammenhang zwischen dem Geruch und seiner Reaktion.

„Unser Kunde wird gleich wegtransportiert“, gab Stefanie bekannt und begann aufzuräumen.

Stanislaus ging in den Hygieneraum, stellte sich ans Waschbecken und studierte sein Spiegelbild. Glücklicherweise war die vampirische Eigenschaft, nicht reflektiert zu werden, vor einigen Jahrzehnten verschwunden. Es hätte ihn sonst in arge Erklärungsnot gebracht.

Sein Gesicht sah normal aus, abgesehen von den blutdurstig funkelnden Augen. Operationen stellten eine Herausforderung dar. Sobald ein Tropfen Blut aus einer Wunde trat, sprang sein Magen an. Vor zwei Jahrhunderten, als junger Vampir, hätte er sich nicht im Zaum halten können. Mittlerweile hatte er seine Reaktionen im Griff ... abgesehen von der auf diesen eigentümlichen Duft.

Was hatte es damit bloß auf sich? Handelte es sich um eine Art Lockstoff? War der Patient ein Werwolf, die ja bekanntermaßen ihre Seelengefährten auf diese oder ähnliche Weise an sich banden und verwechselte ihn mit seinesgleichen? Nein, das artverwandte Wesen hätte er gespürt. Oder befand sich unter seinen Ahnen ein Werwolf?

Während er seine Hände schrubbte, ging er im Geiste seinen Stammbaum durch. Seine Eltern, einfache Bauern, stammten von Bauern ab und die wiederum von Bauern. Es sprach allerdings nichts dagegen, dass einer davon ein Werwolf gewesen war; einen, der Felder bestellte, konnte er sich aber beim besten Willen nicht vorstellen.

Er hatte sich gerade umgezogen, da kam Stefanie herein. „Brauchst du mich noch?“

Stanislaus schüttelte den Kopf. „Du darfst wieder träumen gehen.“

Sie seufzte. „Ich fürchte, der Traum hatte keine Lust länger zu warten und ist Kaffee trinken gegangen.“

Dazu fiel ihm keine witzige Erwiderung ein. Ein Anzeichen für seinen desolaten Geisteszustand. „Schlaf gut“, entgegnete er lahm und verließ den Raum.

Im Bereitschaftszimmer setzte er sich vor den PC und starrte ins Leere. In seinem Körper hallte noch die Reaktion auf den Duft wider. Der Drang, sich wieder in den Dunstkreis des Patienten zu bewegen, war überwältigend. Es schien, als hätte er einen Teil von sich bei dem Mann verloren. Gab es Drogen, die man über die Atemwege aufnahm, die sowas bewirkten? Dann hätte Stefanie doch auch eine Dosis davon abbekommen. Es schien also einen direkten Zusammenhang mit seiner Person zu haben.

Sein Sender piepte. Der Empfang bat um Rückruf. Er griff nach dem Telefon. „Was gibt’s?“

„Ich bräuchte Ihre Unterschrift wegen John Doe, Herr Doktor.“

Namenlose Patienten wurden in der Klinik, in Anlehnung an die englische Sitte, Jane beziehungsweise John Doe genannt.

„Ich komme runter“, antwortete er, legte auf und begab sich zum Lift.

Am Empfangstresen der Notaufnahme leiste er seine Unterschrift, reichte der Kollegin das Klemmbrett zurück und fragte: „Hatte der Patient denn gar nichts bei sich?“

Mit gerümpfter Nase wies sie auf einen Rucksack, der hinter ihr in einer Ecke lag. „Doch, aber da drin hab ich nichts gefunden.“

Das Ding starrte sah schmuddelig aus. Er bezweifelte, dass sich seine Kollegin ihre Finger schmutzig gemacht hatte. Es wiederstrebte auch Stanislaus, es anzufassen, doch wie sollte er sonst rausfinden, mit wem er es zu tun hatte?

Er ging vor dem Rucksack in die Hocke und begann, dessen Inhalt auf den Boden zu leeren. Ein gammliger Schlafsack, zwei Paar Strümpfe, eine Pants, ein Handtuch, Rasierzeug, Zahnbürste- und pasta, ein Stück Seife. Ganz unten fand er ein Lederetui, in dem das Passfoto einer Frau in mittleren Jahren und ein paar Kinderbilder steckten. Wahrscheinlich handelte es sich um den Patienten, denn der Kleine wies die gleiche hübsche Hautfarbe auf.

„Wo ist seine Kleidung?“, wandte er sich an die Kollegin.

„In dem blauen Müllsack da vorn.“ Sie zeigte in Richtung Eingang.

Auch in den Klamotten fand er keine weiteren Hinweise auf die Identität des Mannes. Anschließend wusch er seine Hände gründlich, bevor er in den Bereitschaftsraum zurückkehrte und sich an den Schreibtisch setzte.

Um die Personalien des Patienten würde sich die Polizei kümmern. Weil er mit den Bullen nichts zu tun haben wollte, mischte er sich da nicht ein. Wichtig war nur, dass er den Patienten im Auge behielt. Irgendwie war ihr Schicksal verknüpft, das hatte er im Gefühl.

Zwei Stunden später endete sein Bereitschaftsdienst ohne weitere Vorkommnisse. Im Umkleideraum schlüpfte er in seine Freizeitkleidung und machte sich auf den Weg zum Ausgang. Wie von Geisterhand wurden seine Schritte umgelenkt. Anstatt im Foyer, fand er sich auf der Station wieder, auf die John Doe verlegt worden war.

„In welchem Zimmer liegt der Neuzugang?“, wandte er sich an eine Schwester, die den Gang entlang eilte.

„112“, warf sie ihm im Vorbeigehen zu.

Vor der Tür zögerte er. Was wollte er eigentlich hier? Darauf wusste er keine Antwort.

Nachdem er angeklopft hatte, trat er in das Zweibettzimmer. In dem am Fenster lag John Doe, in dem anderen schlief ein alter Herr. Der Patient war wach und blinzelte ihn aus schokobraunen Augen an.

„Guten Morgen. Ich bin Doktor Bethelman und habe Sie zusammengeflickt“, stellte sich Stanislaus vor.

„Hallo“, krächzte der Patient.

Er zog einen Stuhl heran und nahm neben dem Bett Platz. „Wissen Sie, wie Sie heißen?“

„Natürlich!“

Als nichts weiter kam, hob er fragend die Augenbrauen.

„Nazar Kuhlmann.“ Der Patient guckte den Plastikbecher, der auf dem Nachtschrank stand, begehrlich an. „Mögen Sie mir den geben?“

Ein Arm war bandagiert, in dem anderen steckte eine Infusion. Denkbar schlechte Voraussetzungen, um einen Becher zu halten. Das übernahm daher Stanislaus und setzte ihn an Nazars Lippen.

„Wissen Sie auch, wie Sie in diese Lage gekommen sind?“, erkundigte er sich, als er den Becher zurück auf den Nachtschrank gestellt hatte.

„Das letzte, an das ich mich erinnere, ist, dass ich über eine Straße wollte.“

„Vermutlich hat jemand Sie angefahren und Fahrerflucht begangen. Ein Passant hat Sie gefunden und den Rettungswagen alarmiert.“

„Was für eine Scheiße“, murmelte Nazar.

„Gibt es jemanden, den wir informieren sollen?“

Vorsichtig bewegte Nazar den Kopf hin und her.

„Die Polizei wird Sie wahrscheinlich im Laufe des Tages besuchen, um Ihre Personalien festzustellen.“

„Ich hab keine Krankenversicherung.“

„Darum kümmern wir uns.“ Er stand auf. „Ich schaue heute Abend wieder bei Ihnen rein.“



2.

Es war schön, in einem sauberen, warmen Bett zu liegen. Weniger schön waren die Schmerzen. Sogar zu atmen, verursachte welche.

Vergeblich suchte er das Zimmer mit Blicken nach seinem Rucksack ab. Hatte er den vor dem Unfall verloren oder war er geklaut worden? Ihm wurde schlecht. Darin war doch alles, was er besaß. Er hätte den Doktor ... wie hieß der noch? Irgendwas mit beten ... danach fragen sollen.

Eine Krankenschwester kam herein, kontrollierte die Infusion und lächelte ihn an. „Sie sind ja wach.“

„Wo ist mein Rucksack?“, platzte er heraus.

„Das weiß ich nicht. Ich frage gleich mal im Empfang nach.“ Erneut schenkte sie ihm ein Lächeln und verließ den Raum.

Ungeduldig wartete er auf ihre Rückkehr. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie endlich wieder auftauchte, seinen Rucksack in der Hand. Nachdem sie sein Gepäck auf die Fensterbank gestellt hatte, eilte sie davon.

Erleichtert betrachtete er sein einziges Hab und Gut. Darin befand sich nichts Wertvolles, ausgenommen der Fotos, aber er hing daran. Je weniger man besaß, desto mehr wusste man es zu schätzen. Apropos: Wo waren seine Klamotten?

Die Dame, die ihm Frühstück brachte, sprach kein Deutsch und zuckte bloß mit den Schultern. Wie er essen sollte, war ihm ein Rätsel. Versuchsweise bewegte er den Arm, in dem eine Riesennadel steckte, von der ein Schlauch zum Tropf führte. Leider war der nicht lang genug, um an die beiden Brotscheiben zu kommen. Die blöde Nadel rauszuziehen, traute er sich nicht.

Nach einer Weile erschien die Schwester, die seinen Rucksack gebracht hatte, entfernte die Infusion und half ihm in eine halbwegs aufrechte Haltung. „Klingeln Sie, wenn Sie auf Toilette müssen.“

Wie auf Kommando meldete sich seine Blase. Sie reichte ihm eine Flasche, in die er seine Notdurft verrichtete. Anschließend nahm sie ihm die Pulle wieder ab und verließ das Zimmer.

Obwohl sein Magen knurrte, schaffte er nur eine Scheibe Brot, dann wurden die Kopfschmerzen zu groß. Er trank ein bisschen Tee und schloss die Augen.

Als er sie wieder öffnete, weil ihn jemand an der Schulter berührte, sah er sich zwei Polizisten gegenüber. Da er bisher nur unangenehme Erfahrungen mit Beamten gemacht hatte, begann sein Herz ängstlich zu pochen.

„Ich bin Georg Krüger“, stellte sich der, der ihn geweckt hatte, vor. „Wir wurden informiert, dass Sie das Opfer eines Verkehrsunfalls mit Fahrerflucht geworden sind. Außerdem müssen wir Ihre Personalien feststellen.“

Nazar musste sich räuspern, um sprechen zu können. Seine Kehle war staubtrocken. „In meiner Jacke steckt meine Börse.“

Krüger schüttelte mit bedauernder Miene den Kopf. „Leider nicht.“

War er beklaut worden? Denken tat weh, daher verschob er es auf später. „Ich bin Nazar Kuhlmann.“

Nicht-Krüger zückte einen Block und kritzelte darauf herum.

„Haben Sie auch eine Adresse?“, erkundigte sich Krüger.

„Obdachlos“, antwortete er.

„Können Sie uns Angaben zu dem Unfallhergang machen?“, fragte Nicht-Krüger.

Dass er ziemlich stoned gewesen war, erzählte er wohl besser nicht. „Ich erinnere mich an so gut wie gar nichts.“

„Gibt es Verwandte oder Freunde, die wir informieren sollen?“

„Nein.“

„Das wär’s dann erstmal. Gute Besserung“, verabschiedete sich Krüger.

Nachdem sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, versuchte Nazar, die Ereignisse des letzten Abends zu rekonstruieren. Bruchstückhaft erinnerte er sich, dass er völlig bekifft über die Alsterwiese gehoppelt war. War bei der Gelegenheit seine Börse verlorengegangen? Im Grunde nicht wichtig, denn darin befanden sich bloß sein Perso und ein paar Cent. Warum und welche Straße er überqueren wollte, wusste er nicht mehr. Auch das war unwichtig, da man die Vergangenheit eh nicht ändern konnte.

Erneut schlummerte er ein.

Bei seinem nächsten Erwachen sah er wieder das Gesicht der nicht deutschsprachigen Frau. Sie stellte einen Teller, auf dem unappetitlich riechendes Zeug in undefinierbarer Farbe lag, auf seinen Nachtschrank.

„Es-sen“, erklärte sie, lächelte ihm zu und trabte davon, um gleich darauf seinen Bettnachbarn mit Mittagessen zu beglücken.

„Hallo?“, machte Nazar auf sich aufmerksam, woraufhin die Frau fragend in seine Richtung schaute. „Mögen Sie das bitte wieder mitnehmen?“

„Nicht essen?“, wunderte sie sich.

„Nein. Kein Hunger.“ Was zwar gelogen war, aber die Matsche würde er ums Verrecken nicht runterbringen.

Sie zuckte mit den Achseln und nahm seinen Teller mit raus. Der Gestank hing noch lange in der Luft, vor allem, weil sein Bettnachbar ewig brauchte, um das Zeug zu verspeisen.

Abermals döste er ein. Als er aufwachte, war es draußen schon dunkel. Auf seinem Nachtschrank stand ein Becher Tee und das Abendbrot. Heißhungrig verdrückte er die beiden Scheiben, die je mit Käse und Wurst belegt waren und spülte mit dem Pfefferminztee hinterher.

Seinem Kopf ging es etwas besser, seine Blase meldete hohen Füllstand und sein Darm wollte auch entleert werden. Er tastete nach der Klingel.

Etliche peinliche Momente später brachte die Schwester Flasche und Bettpfanne weg. Obwohl er durch die Jahre auf der Straße abgehärtet war, bevorzugte er es, sein Geschäft in Abgeschiedenheit zu verrichten. In Gesellschaft der Krankenschwester und seines Bettnachbarn fand er den Vorgang unsäglich erniedrigend, zumal letztere seine Hinterlassenschaft auch noch entsorgen musste.

Als sie zurückkehrte, um die leere Urinflasche in die Halterung an seinem Bett zu stellen, fragte er: „Wo sind eigentlich die Klamotten, die ich anhatte?“

„Ich frage nach“, versprach sie.

Kaum war sie aus dem Zimmer raus, öffnete sich die Tür erneut und der Doktor, der ihn morgens besucht hatte, kam herein. Der Name war Nazar immer noch nicht wieder eingefallen.

Der Doktor schleppte einen Stuhl herbei und setzte sich nebens Bett. „Wie geht es Ihnen?“

„Bescheiden.“

„Gibt es in Ihrer Familie Menschen mit ungewöhnlicher Körperbehaarung?“

Was sollte denn die Frage? „Weiß ich nicht.“

„Sonst irgendwelche Ahnen, bei denen chronische Krankheiten festgestellt wurden?“

Zählte Saufen dazu? „Nicht, dass ich wüsste.“

Der Doktor starrte ihn derart intensiv an, dass seine Haut vor Unbehagen zu kribbeln begann.

„Riechen Sie das auch?“, verlangte der Doktor zu wissen und schnupperte vernehmlich.

Nazar wurde noch unbehaglicher zumute. Roch man noch den Gestank seiner Ausscheidungen? „Ähm ... nein.“

„Nehmen Sie Drogen?“

Sah man ihm an, dass er ab und zu kiffte? „Nein.“ Glücklicherweise wurde er nicht rot, wenn er log.

„Hm-hm“, brummelte der Doktor stirnrunzelnd.

„Wissen Sie, was mit meinen Klamotten geschehen ist?“, lenkte Nazar ab.

„Die dürften auf dem Weg zum Müllcontainer sein. Wir musste sie Ihnen vom Leib schneiden.“

„Aber ...“ Vor Schreck - er besaß keine Ersatzkleidung - versagte ihm die Stimme.

„Keine Sorge. Ich besorge Ihnen neue.“ Der Doktor zückte ein Handy. „Welche Größe haben Sie?“

„Sie wollen mir neue Sachen kaufen?“ Welche Bedingungen waren daran gebunden? Auf dieser Welt war nichts umsonst. Das hatte Nazar auf die harte Tour gelernt.

„Warum nicht? Also: Schuhgröße?“

„Was verlangen Sie dafür?“

Der Doktor tat überrascht. „Nichts. Sie brauchen neue Kleidung, ich kaufe welche. Ende der Geschichte.“

Klar. Und im Himmel war Jahrmarkt. Dennoch verriet er dem Doktor seine Kleidergröße, da er ohne Klamotten ja schlecht draußen rumlaufen konnte.

„Wunderbar“, murmelte der Doktor, stand auf, brachte den Stuhl weg und ging zur Tür. „Ich schaue nachher nochmal vorbei.“

Merkwürdiger Typ. Nazar guckte einige Momente ins Leere, bevor er den Fernseher, dem er bisher noch keine Beachtung geschenkt hatte, in Position brachte. Ein Weilchen ließ er sich berieseln, bevor er das Ding wieder ausschaltete und seine Augen schloss.



3.

Gähnend lehnte sich Stanislaus auf dem Schreibtischstuhl zurück. Er hatte, von Alpträumen heimgesucht, schlecht geschlafen. Wovon sie handelten, wusste er nicht mehr, nur, dass er jedes Mal mit wild klopfendem Herzen aufgewacht war.

Für die Zeiten, in denen er Nachtschichten schob, hatte er im Keller seines Hauses ein Schlafzimmer eingerichtet; stilecht mit Sarg, Kronleuchter und plüschigem, rotem Interieur. Normalerweise beruhigte ihn diese Umgebung, doch in der letzten Nacht hatte es nicht geholfen.

Nach einem Blick auf die Uhr, - es war erst halb zehn - griff er zum Telefon.

Flavius, sein bester Freund, nahm den Anruf sofort an: „Hi, Alter. Hab ja ewig nichts von dir gehört.“

„Sorry, ich war beschäftigt.“

„Ach? Sag bloß, du hast dir einen festen Toy-Boy zugelegt.“

„Ich arbeite. Da ist keine Zeit für solchen Quatsch.“

„Ich hab dir gleich gesagt, du sollst was anderes studieren.“

„Hast du schon mal was von Duft als Lockmittel gehört?“

„Natürlich. Die Bäckerei nebenan bläst ständig sowas in Luft.“

Er hätte sich präziser ausdrücken sollen. „Ich meine eine Person, die sowas verströmt.“

Flavius lachte. „Mein Rasierwasser hat, neben meinem umwerfenden Aussehen, solche Wirkung.“

Als Selbstbewusstsein verteilt wurde, hatte sein Freund eine dreifache Portion abbekommen. „Gestern ist ein Obdachloser eingeliefert worden. Ich konnte ihn kaum operieren, weil mich sein Duft so abgelenkt hat.“

„Verständlich. Du hättest eine Nasenklammer tragen sollen.“

Stanislaus verdrehte die Augen. „Er wurde natürlich vorher gewaschen. Es war kein Gestank, sondern eine Art Aphrodisiakum oder so.“

Stille am anderen Ende der Leitung. Dann klang Flavius plötzlich sehr ernst. „Von sowas hab ich mal gehört. Halt dich bloß von dem Typen fern.“

„Wie meinst du das?“

„Es gibt eine Legende, laut der mal einer von uns auf solchen Menschen getroffen ist. Am Ende war er tot.“

„Wer? Der Mensch oder ...?“

„Der Vampir. Er konnte das Herz des Menschen nicht gewinnen und ist aus Kummer gestorben.“

Das war doch lächerlich. „Bist du sicher, dass die Legende nicht von einem Werwolf handelt?“

„Ich bin mir überhaupt nicht sicher, weil ich nicht mal weiß, wo ich das gehört habe. Trotzdem rate ich dir, Abstand zu dem Typen zu halten.“

„Das ist ja das Fatale: Ich kann das nicht.“

„Wieso? Ist doch ganz einfach: Sobald du ihn siehst, gehst du in die andere Richtung.“

„Sehr witzig! Ich fürchte, ich bin schon infiziert.“

„Dann reiß ihm das Herz raus“, schlug Flavius vor. „Und zack!, schon ist die Sache erledigt.“

Warum waren sie noch mal befreundet? Er konnte sich nicht erinnern. „War schön, mit dir geplaudert zu haben. Bis bald mal wieder.“

Bevor Flavius etwas erwidern konnte, legte er auf. Das Herz rausreißen! Flavius hatte doch nicht mehr alle Latten am Zaun! Er war doch kein Mörder! Davon mal abgesehen glaubte er nicht, dadurch das Problem lösen zu können.

Sein Sender piepste. In der Notaufnahme wurde nach ihm verlangt.

Bis zum Morgengrauen fand Stanislaus keine ruhige Minute mehr. Erst kamen drei Unfallopfer rein, dann ein akuter Blinddarm. Vorsichthalber war er mit einem Vorrat an Blutkapseln, die man wie Bonbons lutschte, ausgestattet. Andernfalls hätte die Gefahr bestanden, dass er von einem der Patienten naschte, denn deren Blut lief in Strömen.

Als er gegen halb sechs bei Nazar reinschaute, schlief der noch, wie jeder normale Mensch um diese Zeit. Im anderen Bett schnarchte der alte Herr.

Auf Zehenspitzen schlich er zu Nazar, beugte sich über ihn und inhalierte den Duft. Die Wirkung war zugleich belebend und lähmend. Ein Nervengift? Es fiel Stanislaus unsäglich schwer, wieder auf Abstand zu gehen. Nur mit äußerster Willenskraft gelang es ihm, das Zimmer zu verlassen.

Im Bereitschaftsraum ließ er sich auf die schmale Pritsche, die neben dem Schreibtisch stand, fallen. Er war total ausgelaugt. Vielleicht hätte er wirklich einen anderen Beruf ergreifen sollen. Aus irgendeinem Grund hatte ihn vor zehn Jahren Medizin gereizt, wohl auch, weil er alle leichteren Jobs leid war.

Wenn er einen Lebenslauf schreiben müsste, würde der inzwischen Bücher füllen. In den 280 Jahren seit seiner Wandlung, hatte er ungefähr hundertmal die Arbeitsstelle gewechselt. Na gut, Arbeitsstelle war für manche Tätigkeiten die falsche Bezeichnung. Taschendieb war ja bis heute kein anerkannter Beruf. Eigentlich komisch, weil heutzutage diejenigen, die Betrug im großen Stil durchzogen, sogar in der Öffentlichkeit damit prahlten.

Jedenfalls fühlte er sich völlig erschöpft. Das war nach ein paar Nachtschichten immer der Fall, doch diesmal besonders. Hing das mit Nazars Duft zusammen? Unsinn! An den Quatsch, den Flavius erzählt hatte, glaubte er nicht. Oder doch? Vielleicht steckte ein Körnchen Wahrheit darin, denn er wusste keine andere Erklärung für das Phänomen.

Seine letzte Amtshandlung bestand darin, in seinem Lieblings-Herrenausstatter-Online-Shop Kleidung für Nazar zu bestellen. Stanislaus hasste Shoppingtouren, weshalb er möglichst alles via Internet kaufte.

Er zog sich um und befahl seinen Füßen, direkt in die Lobby zu gehen, damit sie ihn nicht wieder zu Nazar führten. Sie gehorchten.

Draußen empfing ihn Vogelgezwitscher. Der Frühling nahte mit langen Schritten. Dank der Parkanlage, die das Klinikum umschloss, merkte man das auch an ersten grünen Knospen.

Während er den kurzen Heimweg zurücklegte, weilten seine Gedanken bei Nazar. Warum lebte der Mann auf der Straße? Drogensüchtig schien er nicht zu sein. Stanislaus hatte keinerlei Anzeichen, wie zum Beispiel Einstichstellen, dafür gefunden. Ihm war wohl bewusst, dass manche Leute ein Dasein unterm freien Himmel bevorzugten, verstand es aber nicht. Schließlich fror man sich, trotz dieser Einstellung, im Winter auch, wie jeder andere Mensch, den Arsch ab.

Sein Zuhause lag wenige Minuten zu Fuß von der Außenalster entfernt, in einer ruhigen Seitenstraße St. Georgs. Im Flur legte er sein Schlüsselbund auf die Garderobe, streifte Jacke und Schuhe ab und ging ins Wohnzimmer. Dort saß Flavius, in seinen Morgenmantel gehüllt und einen Cognacschwenker in der Hand. Sein Fehler. Er hatte im Obergeschoss ein Fenster auf Kipp gestellt, bevor er zur Arbeit gegangen war.

„Na, du Nachtschwärmer“, begrüßte ihn Flavius.

„Na, du Einbrecher.“ Er bediente sich ebenfalls an der Karaffe und nahm in einem Sessel Platz.

„Du musst dir mal einen neuen Morgenmantel kaufen. Der hier ist schon fadenscheinig“, beschwerte sich Flavius und guckte mit gerümpfter Nase an sich runter.

„Es zwingt dich keiner, ihn anzuziehen.“ Der Nachteil, als Fledermaus an andere Orte zu wechseln, war, nach der Rückverwandlung ohne Klamotten dazustehen. Manche Artgenossen deponierten Kleidung an allen möglichen Stellen. Davon hielt Stanislaus nichts, zumal er dann eine Landkarte mit den ganzen Verstecken anlegen müsste.

„Was ist nun mit dem Patienten?“

Er nippte an seinem Cognac. „Was soll mit ihm sein?“

„Ich hab nochmal nachgedacht.“ Flavius legte eine Kunstpause ein und fuhr fort: „Es gibt einen weiteren Fall, von dem ich weiß. Er ist mir nur entfallen, weil die Sache gut endete.“

Typisch fürs Gedächtnis, bloß die negativen Sachen zu speichern. „Und?“

„Der arme Kerl ist fast gestorben, bevor sich seine Herzdame eines besseren besann. Er konnte nicht mehr trinken und schlafen und war nur noch ein Schatten seiner selbst.“

Das waren doch normale Begleiterscheinungen von Liebeskummer. Sowas hatte Stanislaus auch ein paarmal erlebt. „Bist du sicher, dass es sich um den gleichen Fall handelt?“

Flavius nickte. „Es muss so sein. Die Dame ist über achtzig und grottenhässlich.“

Schlagende Argumente. Ihm schauderte es allein bei der Vorstellung, dass es ihn beim falschen Geschlecht erwischte. „Hat er sie gewandelt?“

„Leider ja.“ Flavius seufzte. „Zum Glück wohnen die beiden auf der anderen Seite der Welt. Ich krieg jedes Mal Kotzreiz, wenn ich sie zusammen sehe.“

„Ist die Dame wirklich so schlimm?“

„Nö, aber er ist ein Schnuckelchen. Den hätte ich zu gern mal bekehrt.“

Für Flavius war ein Hetero erst dann ein Hetero, wenn sich das Gegenteil ums Verrecken nicht beweisen ließ. „Und du meinst, diese Dame hätte auch solche Lockstoffe ausgesandt?“

„Warum sonst sollte sich ein Adonis in eine Schabracke verlieben?“

„Hast du schon mal von inneren Werten gehört?“

„Klar.“ Flavius stellte den Cognacschwenker beiseite und zählte an den Fingern ab: „Immobilien, Bankguthaben, Mitgliedschaft im Golfclub, eine Garage voller Oldtimer.“

„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein oberflächlicher Mistvampir bist?“

„Natürlich, aber ich kann gut weghören.“ Flavius feixte, schnappte sich das Glas und trank einen großen Schluck. „Also: Was gedenkst du wegen des Stinkebärchens zu tun?“

„Stinkebärchen?“ Einen Moment stand Stanislaus auf dem Schlauch, dann fiel der Groschen. „Ach so, du meinst Nazar. Ganz einfach: Ich werde ihn hier einsperren und die Sache beobachten.“

„Guter Plan.“ Sein ungebetener Gast goss sich den Rest Cognac in den Schlund. „Ich mach mich dann mal wieder vom Acker. Ciao.“

Sprach’s, wandelte sich und flatterte davon. Der Morgenmantel, seiner Füllung beraubt, sank aufs Sitzpolster. Solche effektvollen Abgänge liebte Flavius und zelebrierte sie ständig. Eine nervige Angewohnheit.

Seufzend stand Stanislaus auf, leerte sein Glas im Stehen und brachte es, zusammen mit dem anderen, in die Küche. Anschließend schnappte er sich den Morgenmantel und nahm ihn mit ins Bad.



Abends, bei Schichtantritt, suchte er nach dem Umkleiden Nazar auf. Der Patient guckte Fernsehen, genau wie der alte Herr und wurde erst auf ihn aufmerksam, als er sich neben dem Bett aufbaute.

Nazar schob die Glotze beiseite. „Hallo, Herr Doktor. Hab Sie gar nicht gehört.“

„Wie geht’s?“

„Eigentlich ganz gut, bis auf die Rippen.“

„Was macht der Kopf?“

„Geht so.“ Nazar grinste schief. „Ich sollte wohl erstmal auf Sport verzichten.“

„Das würde ich auch raten. Dann will ich nicht länger stören.“

Als er zum Bereitschaftszimmer ging, fühlte er sich wie benebelt. Nur wenige Minuten in Nazars Nähe hatten gereicht, um seine Sinne zu verwirren. Er nahm sich vor, bis zu seinem nächsten Besuch mehr Zeit verstreichen zu lassen. Bestimmt half das, seine Abwehrkräfte zu stärken.

Sein guter Vorsatz hielt gerade mal ein paar Stunden. Kurz vor Dienstende zog es ihn mit aller Macht zu Nazar. Ein Weilchen stand er am Bett des Schlafenden und inhalierte den irremachenden Duft. Vielleicht sollte er das Zeug in Flaschen abfüllen, damit er immer einen Vorrat bei sich hatte.



4.

Mit jedem vergehenden Tag ging es Nazar besser. Zugleich wuchs die Sorge, was er tun sollte, wenn man ihn rauswarf. Mit dem Rollstuhl, mit dem er mittlerweile selbst aufs Klo fuhr, konnte er seine bevorzugten Schlafplätze nicht erreichen, ganz zu schweigen von den hygienischen Problemen. Er müsste sich stets in der Nähe von Behinderten-Toiletten aufhalten, weil ein Gang in die Büsche unmöglich wäre. Die kosteten außerdem Geld, das er nicht besaß.

Zwischendurch tauchte Georg Krüger, der Bulle auf, und teilte ihm mit, dass nach dem Unfallfahrer gefahndet wurde. Allerdings sah der Polizist kaum Chancen, den Mann zu fassen.

„Denken Sie daran, einen neuen Personalausweis zu beantragen“, ermahnte ihn Krüger zum Abschluss.

„Jawohl“, antwortete er, was dem Bullen ein Schmunzeln entlockte.

Doktor Bethelman - er hatte eine Schwester nach dem Namen gefragt - kreuzte immer mal wieder auf. Nazar fand den Mann merkwürdig. Die blauen Augen wirkten wie Eis und ständig schnupperte der Typ auffällig, als ob es im Raum stinken würde. Bethelman war ihm, mit dem überirdisch hübschen, bärtigen Gesicht, ein bisschen unheimlich. Erfahrungsgemäß sollte man bei schönen Menschen besonders vorsichtig sein.

Eine Woche nach seiner Einlieferung war es soweit: Der Stationsarzt überbrachte ihm die Botschaft: „Sie werden morgen entlassen. Den Rollstuhl dürfen Sie, für den Zeitraum Ihrer Genesung, als Leihgabe behalten. Wenn Sie niemanden haben, der Ihnen behilflich ist, vermittle ich Ihnen gern Kontakt zu unserer Sozialarbeiterin.“

Nur über seine Leiche. Von solchen Leuten hatte er die Schnauze, seit er von einem sexuell belästigt worden war, gestrichen voll. „Danke. Ich komme zurecht.“

Nachdem der Arzt gegangen war, begann er zu grübeln. Klamotten besaß er, dank Doktor Bethelman, inzwischen wieder und das mit dem Rollstuhl ... irgendwie würde er das schon hinkriegen. Schließlich hatte er ein paar Kumpel in der Szene. Vielleicht überwand er sich und nutzte den Krüppelbonus zu seinem Vorteil, indem er betteln ging. Etwas, das er bisher nicht getan hatte, weil sein Stolz dagegen rebellierte.

Abends erschien Doktor Bethelman, zog einen Stuhl heran und ließ sich neben seinem Bett nieder. Verwundert runzelte Nazar die Stirn. Die letzten Besuche des Doktors waren sehr kurz ausgefallen. Bekam er jetzt Verhaltensregeln für die Zeit nach seiner Entlassung diktiert?

„Ich hole Sie morgen ab und bringe Sie zu mir nach Hause“, gab Bethelman bekannt.

Nazar fiel die Kinnlade runter.

„Entschuldigung. Ich hätte mich höflicher ausdrücken sollen.“ Seufzend massierte sich Bethelman die Nasenwurzel, bevor er fortfuhr: „Ich möchte mich nach Ihrer Entlassung gern um Sie kümmern. Würden Sie mir die Ehre erweisen, mein Gast zu sein?“

Das klang schon wesentlich besser als der vorherige Befehlston. „Wieso tun Sie das?“

„Das ist meine karitative Ader. Bitte sagen Sie ja. Ich hab mir schon freigenommen und alles vorbereitet.“

Die Diskrepanz zwischen kühler Tonlage und weichherzigem Angebot fand er krass. „Ist es nicht ziemlich leichtsinnig, einen völlig Fremden in Ihrem Haus aufzunehmen?“

So fremd sind Sie mir nicht. Schließlich hab ich an Ihren Knochen rumgeschraubt, wofür ich Sie aufschneiden musste.“

Auch Bethelmans Humor fand er gewöhnungsbedürftig. „Ich hab ja gar keine andere Wahl. Also: Danke, ich nehme Ihr Angebot an.“

Bethelmans Mundwinkel zuckten hoch. „Dann sind wir uns ja einig.“ Der Doktor brachte den Stuhl weg und begab sich zur Tür. „Bis morgen.“

Als sich die Tür hinter Bethelman geschlossen hatte, meldete sich sein Bettnachbar zu Wort: „Das ist aber lieb von dem Herrn Doktor.“

Bisher hatten sie nur wenig miteinander gesprochen. Meist schlief der Alte und ansonsten wusste Nazar nicht, über was sie sich unterhalten sollten. „Finde ich auch.“

„Was macht ein kerniger, junger Mann wie Sie eigentlich auf der Straße?“, redete der Alte weiter.

Seine Obdachlosigkeit war herausgekommen, weil sich sein Bettnachbar über den muffelnden Rucksack beschwert hatte. Der lagerte seitdem im Schrank.

„Hat sich so ergeben. Es soll ja nicht für immer sein.“ Darüber hatte er sich bisher kaum Gedanken gemacht, sondern von einem Tag zum nächsten gelebt.

„Umso besser, dass der Herr Doktor sich um Sie kümmert. Wäre doch jammerschade, wenn Sie irgendwann erfrieren oder schlimmeres.“ Ächzend drehte sich der Alte auf die andere Seite, kehrte ihm somit den Rücken zu.

Kurz darauf erklang lautes Schnarchen. Mit seinem Bettnachbarn hatte er echt Glück. So mancher andere Patient hätte bestimmt verlangt, in ein anderes Zimmer verlegt zu werden oder ihn herablassend behandelt. Der alte Herr hingegen war stets herzlich zu ihm.

Ehrlich gesagt war ihm bei Bethelmans Angebot eine große Last von den Schultern gefallen. Trotz allen guten Zuredens bereite ihm die Vorstellung, im aktuellen Zustand in sein unstetes Leben zurückzukehren, großes Unbehagen. Zwar herrschte im Allgemeinen Frieden unter seinesgleichen, aber auch unter den Obdachlosen gab’s schwarze Schafe. Wurde jemand als schwach erkannt, kam es schon mal zu unschönen Vorfällen.

Wo wohnte Bethelman? In einem Penthouse, so wie der Typ in Köln? Das wäre klasse. Im Grunde war Nazar jedoch alles recht. Hauptsache, es gab ein weiches Bett, eine Toilette und Dusche. Okay, und einen gut gefüllten Kühlschrank.



Am nächsten Morgen erhielt er seine Entlassungspapiere. Das Flügelhemd gegen Straßenkleidung einzutauschen, dauerte eine gefühlte Ewigkeit. In weiser Voraussicht hatte Bethelman eine Jogginghose besorgt, sonst hätte er untenrum nackt bleiben müssen. Mit der Schiene passte er nämlich nicht in die neue Jeans.

Anschließend war er schweißgebadet. Insbesondere seine angeknacksten Rippen hatten das Anziehen erschwert. Sie protestierten bei jeder Bewegung. Warum konnte man die nicht eingipsen? Allerdings wäre er dann vollkommen gehandicapt, also sollte er wohl lieber dankbar für diese Tatsache sein.

Um elf kam endlich Bethelman. Nazar hatte gerade angefangen, sich Sorgen zu machen, ob das Angebot vielleicht nicht mehr stand. Erleichtert begab er sich in seinen Rollstuhl. Den Rucksack, der im Vergleich zu der Sporttasche, die Bethelman mitgebracht hatte, noch schäbiger aussah, nahm er auf seinen Schoß. Der Doktor schulterte die Tasche und rollte ihn zur Tür.

„Mach’s gut, mein Junge!“, rief der alte Herr ihm hinterher.

„Passen Sie auf sich auf“, gab er zurück.

Während Bethelman ihn durch die Flure chauffierte, stahl sich ein Lächeln auf Nazars Lippen. Er freute sich, aus dem Krankenhaus rauszukommen und war total gespannt auf das Haus des Doktors. Vielleicht handelte es sich um eine Villa mit Riesengarten. Das würde ihm auch gut gefallen. Bestimmt irgendwas Nobles. Bethelman roch förmlich nach Geld.

Draußen empfing sie herrlicher Sonnenschein. Genüsslich atmete Nazar die frische Luft ein. Das hatte er so sehr vermisst. In der Klinik stank es nach Desinfektionsmittel, Krankheit und mittags nach merkwürdigen Speisen.

Bethelman rollte ihn durch einen Parkanlage. Sie überquerten die Lange Reihe, in der es geschäftig zuging und bogen in eine ruhige Seitenstraße ein. Geradeaus erkannte Nazar die Außenalster. Wow! Was für eine grandiose Wohnlage. Er liebte es, Wasser in der Nähe zu haben.

Vor einem dreistöckigen Haus stoppte Bethelman, öffnete das Gartentor und schob ihn hindurch. Zwischen den Schnörkelfassaden links und rechts wirkte Bethelmans Heim futuristisch, dabei war es ziemlich schlicht gebaut. Weiße Klinker, Flachdach. Kein architektonischer Schnickschnack weit und breit. Vielleicht lag es gerade daran.

Durch den ebenerdigen Eingang gelangte man in eine großzügige Diele. Rechts führte eine Treppe nach oben. Links befanden sich eine Garderobe und eine Tür, die mit Gäste-WC beschriftet war.

„Schön haben Sie’s“, merkte Nazar an.

„Danke. Mir gefällt es auch ganz gut“, erwiderte Bethelman trocken und schob ihn quer durch den Eingangsbereich in einen Raum, in dem ein breites Bett, Schrank, Schreibtisch und zwei Stühle standen. „Das ist eigentlich mein Arbeitszimmer, daher ist es nicht sonderlich gemütlich.“

Sofort meldete sich sein schlechtes Gewissen. „Ich will Ihnen aber keinen Platz wegnehmen.“

„Der Raum im 1. Stock, in den ich damit umgezogen bin, ist viel größer und heller.“

Das beruhigte ihn. „Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft.“

Bethelman winkte ab. „Nicht der Rede wert. Ich zeige Ihnen mal das Bad und die Küche, dann können Sie sich in Ruhe einrichten.“

Die Küche, ein Traum in weiß, beherbergte einen großen, runden Tisch mit sechs Stühlen. Das Bad lag neben dem Gäste-Ex-Arbeitszimmer. Es gab sowohl Dusche als auch Badewanne und genug Platz, um darin mit dem Rolli zu rangieren.

„Die hier hab ich für Sie besorgt.“ Bethelman zeigte ihm zwei längliche Kartons. „In ungefähr einer halben Stunde kommt ein Pfleger, der Ihnen beim Duschen und so hilft.“

Bei ‚die hier‘ handelte sich um wasserdichte Überzieher für Bein und Arm. „Super! Ich fürchte, ich stinke ziemlich unappetitlich.“

Im Krankenhaus hatte man ihn in den ersten Tagen notdürftig gesäubert. Nachdem er aufstehen konnte, war er selbst dafür verantwortlich gewesen. Zu mehr, als am Waschbecken eine Katzenwäsche vorzunehmen, hatte es nicht gereicht.

„Ist mir gar nicht aufgefallen. Wenn Sie etwas brauchen, rufen Sie mich. Ich höre Sie auch im 1. Stock.“ Mit diesen Worten ließ Bethelman ihn stehen - oder eher gesagt sitzen.

Er dirigierte den Rolli zurück ins Gästezimmer und räumte sein Gepäck aus. Den Rucksack verbannte er in die hinterste Ecke des Kleiderschranks. Sein Schlafsack musste genauso dringend wie er gewaschen werden. Ihm fiel ein, was der Bulle bezüglich seiner Papiere gesagt hatte. Bestimmt konnte Bethelman ihm helfen, einen Perso zu beantragen. Er hatte nämlich keinen Schimmer, wie das funktionierte.

Was er auch nicht wusste: Erwartete Bethelman wirklich keine Gegenleistung? Ein großes Opfer wäre es nicht, seinen Arsch für ein warmes Bett und alles andere hinzuhalten. Das hatte er schon mehr als einmal getan. In Bethelmans Fall befürchtete er bloß, sich dabei Frostbeulen zu holen, so unterkühlt, wie sich der Mann verhielt.

Er beschloss, das Thema nicht anzuschneiden. Wenn Bethelman betttechnisch etwas von ihm wollte, würde er das schon sagen. Außerdem: Vielleicht war der Mann gar nicht schwul. Nazars Gaydar arbeitete manchmal sehr unzuverlässig.

Nachdem er den Inhalt der Schreibtischschubladen inspiziert hatte - Schreibblöcke, Stifte und solches Zeug - begab er sich wieder ins Bad. Die Überzieher würde er doch wohl selbst anlegen können.

Leider musste er nach mehrmaligen Versuchen aufgeben. Es war echt blöde, zugleich zwei gebrochene Gliedmaßen zu haben. Er würde ja nicht mal, selbst wenn er es schaffte, sie überzustreifen, allein in die Duschtasse kommen.

Resigniert legte er sie ins Waschbecken und rollte in den Flur, um einen Blick ins Wohnzimmer zu werfen. Mein lieber Schwan! Der Raum war so groß wie ein Fußballstadion. Vor dem Kamin standen zwei Couchen und vier Sessel um einen niedrigen Tisch herum. Auf der anderen Seite: Ein Esstisch für hundert Leute. Okay-okay, nur für zehn. Der Boden bestand aus Parkett, auf dem einige, garantiert schweineteure, Teppiche lagen.

Das Läuten der Türglocke riss ihn aus seinen Betrachtungen. Durfte er einfach öffnen? Unschlüssig drehte er sich mit dem Rolli in Richtung Haustür. Das Ding war ziemlich schwer zu lenken, aber was sollte man auch von einem AOK-Chopper verlangen? Bestimmt bekamen langfristig Behinderte ein besseres Modell.

Schritte auf der Treppe. Bethelman tauchte auf, öffnete die Haustür und ließ einen kräftigen Mann in weißen Pflegerklamotten eintreten. Der Typ sah aus, als könnte er Nazar problemlos auf den Arm nehmen.

„Ihre Hilfe ist da“, wandte sich Bethelman an ihn und an den Pfleger gewandt: „Das ist Nazar Kuhlmann, Ihr Patient.“

„Angenehm“, erwiderte der Typ. „Ich bin Rune.“

Rune schaffte es spielend, ihn in die Überzieher zu kleiden und auf den Plastikhocker in der Duschkabine zu verfrachten. Bei der Haarwaschaktion, bei der Nazar Hilfe brauchte, wurde der arme Kerl ein bisschen nass.

Rune nahm das mit Humor. „Berufsrisiko. Zum Glück bin ich nicht aus Zucker.“

Anschließend wurde er rasiert und frisiert. Bei letzterem behauptete Rune zwar, es gehöre nicht zu seinen Aufgaben, schnippelte aber dennoch an Nazars Haaren herum. Die drahtigen Locken ließen sich, wenn sie zu lang wurden, kaum bändigen. Er hielt sie daher akribisch kurz, auch aus hygienischen Gründen.

Als Nazar wieder angezogen war, verabschiedete sich Rune: „Ich muss los. Der nächste Kunde wartet.“

„Wann kommst du wieder?“

„Morgen um die gleiche Zeit. Dann können wir absprechen, zu welchen Terminen du mich zukünftig brauchst.“

Entweder besaß Bethelman gute Ohren oder hatte sich ausgerechnet, wie lange der Pfleger brauchte. Jedenfalls erschien der Hausherr, als sich Rune gerade zur Tür begab und drückte jenem einen Schein in die Hand.

Nachdem die Haustür ins Schloss gefallen war, drehte sich Bethelman zu Nazar um. „Hat Ihnen der Service gefallen oder soll ich einen anderen Pfleger bestellen?“

„Rune ist genau richtig.“

„Hervorragend. Haben Sie Hunger?“



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Tag der Veröffentlichung: 21.04.2022

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