Cover

SEX, AMRUM UND ...

5. Sex, Amrum und ein Dieb zum Verlieben + 6. Sex, Amrum und der hilfsbereite Bauarbeiter + 7. Sex, Amrum und der doppelte Theo

Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei er-funden, Ähnlichkeiten rein zufällig. Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.

Texte: Sissi Kaipurgay/Kaiserlos

Korrekturen: Aschure, Dankeschön!

Fotos: shutterstock_1991443, shutterstock_61190260, shutterstock_84725698, shutterstock_134145098, shutterstock_179129984, Depositphotos_86287366_xl-2015

Kontakt: http://www.bookrix.de/-sissisuchtkaiser/

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5. Sex, Amrum und ein Dieb zum Verlieben - Michael

John Matthiesen, Biker und Besitzer einer Imbisskette, lernt auf Amrum Michael kennen. Nach einer durchzechten Nacht landen sie zusammen in der Kiste. Am nächsten Morgen gibt es ein böses Erwachen.

Prolog

John lehnte sich genüsslich seufzend im Strandkorb zurück. Der Himmel über Amrum war blau, die Sonne strahlte und er hatte ein gutes Buch dabei. Was brauchte man mehr, um seinen Urlaub entspannt zu genießen? Er ließ seinen Blick über den Strand wandern, beobachtete spielende Kinder und Leute, die am Meeressaum entlang schlenderten.

Ein Mann, der unweit von ihm auf einem Handtuch saß, geriet in seinen Fokus. Der Typ war schmächtig – na ja – in Anbetracht von Johns Körper galt das für fast jeden –, hatte schwarze Haare und sah irgendwie verloren aus.

Interessiert richtete sich John auf und beäugte den Kerl durch seine Sonnenbrille. Wirklich sehr niedlich. Der Typ erhob sich und ging langsam Richtung Meer. Nun konnte John den geilen Arsch, der in der knappen Badehose gut zur Geltung kam, bewundern. Vorsichtshalber legte er das Buch über seine Shorts, in der sich bei diesem Anblick sein unterversorgter Schwanz regte.

Der Mann erreichte den Meeressaum und begann zu laufen. John verfolgte ihn mit Blicken, bis er mit einem Sprung in den Wellen aus seinem Sichtfeld verschwand. Sein Halbständer erinnerte ihn daran, dass er sein Sexualleben, das in letzter Zeit verkümmerte, wieder in Schwung bringen sollte.

Die Imbisskette, die ihm gehörte, erforderte viel Aufmerksamkeit und was an Freizeit übrig blieb, widmete er seinem Hobby: Seinem Bike. Leider ließ sich das Motorrad weder ficken noch kuschelte es mit ihm.

Er war ein begeisterter Kuschelbär, wenn sich dafür Gelegenheit bot. Die letzte hatte sich mit den Worten ‚Heirate doch deine Fritteuse‘ aus seinem Leben verabschiedet. Das war inzwischen - John musste stark überlegen - fünf Jahre her. Seitdem hatte er sich entweder einen gelegentlichen Fick aufgerissen oder mit seiner Faust begnügt. Die wusste eh am besten, wie er es mochte.

Der Anblick des süßen Typen, der zurück an den Strand watete, versetzte John erneut in Begattungsstarre. Seufzend wandte er sich seiner Tasche zu, stopfte das Buch hinein und begab sich auf den Rückweg zur Pension. Bestimmt wartete das Abendessen bereits auf ihn.

An der Promenade stoppte er, drehte sich um und ließ den Blick über die Badegäste schweifen. Genau in dem Moment guckte der Schwarzhaarige in seine Richtung. Aus der Entfernung konnte John nicht sicher erkennen, ob es blaue Augen waren, die ihn anstarrten. Ein erregender Schauer lief über seinen Rücken, was in seiner Lendengegend für neuen Aufruhr sorgte.

Rasch wandte er sich ab und hielt seine Tasche so, dass sie die Ausbuchtung kaschierte. Während er seinen Weg fortsetzte, weilte er in Gedanken bei dem Typen. Amrum war wahrhaftig kein Schwulenmagnet. Es war also relativ unmöglich, ausgerechnet hier auf einen Gleichgesinnten zu stoßen.

Als er in der Pension eintraf war er überzeugt, sich alles nur eingebildet zu haben. Das Quartier war ihm von einem Stammgast empfohlen worden. Anton, so hieß der Mann, kam regelmäßig in den Imbiss und bestellte für sich und seinen Freund Pommes rot weiß und ein halbes Hähnchen. Irgendwann waren sie ins Gespräch gekommen, wobei Anton ihm Elviras Pension ans Herz gelegt hatte.

Etwas skeptisch war John gewesen, als er eine Woche bei ihr gebucht hatte, doch bisher gefiel es ihm ausnehmend gut. Die Frau brühte den besten Kaffee der Welt und kochte das leckerste Essen, das er je genossen hatte.



Vergeblich schaute sich Michael nach dem heißen Typen um. Der Strandkorb, in dem der Mann gesessen hatte, war leer. Plötzlich entdeckte er ihn auf dem Weg zur Promenade. Dort angekommen drehte sich der Mann um und schaute in seine Richtung.

Ein Kribbeln lief durch seinen Körper, als er dem Typen in die Augen sah. Sein Schwanz regte sich, erzeugte garantiert eine peinliche Wölbung in der engen Badehose. Möglichst unauffällig raffte er sein Handtuch zusammen und legte es über seinen Schoß.

Der Mann wandte sich um und ging davon. Eigentlich sollte er erleichtert sein, stattdessen empfand er Bedauern. Dabei war er doch hier, trotz seines schmalen Budgets, um Martin zu vergessen und nicht, um sich ein neues Problem an Land zu ziehen.

Michael packte seine Sachen zusammen und brach auf, obwohl es am Strand schöner war als in dem kleinen, trostlosen Zimmer, das er angemietet hatte. Er fragte sich, während er durch den Sand stapfte, ob der heiße Typ vielleicht schwul war. Im nächsten Moment schalt er sich für diese Überlegung, denn selbst wenn, sollte er echt die Finger von dem Kerl lassen.



Nach einem reichhaltigen Abendessen, das John zusammen mit den anderen Gästen verspeist hatte, begab er sich auf sein Zimmer, um vor dem geplanten Besuch der Blauen Maus noch ein wenig zu entspannen. Auf eine ausgiebige Dusche folgte sein gewohntes Pflegeprogramm. Für den Hamburger Motorradgottesdienst ließ sich John einen Bart wachsen, den er sorgfältig kämmte. Er hoffte, dass die Haare bis zum Event lang genug waren, um sie zu flechten. Das würde sehr cool aussehen. Der Feuchtigkeitscreme folgten zwei Erfrischungspads, die er auf seine Augen legte.

Blind tastete er sich aus dem Bad in sein Zimmer und legte sich aufs Bett. Mit seinen 33 Jahren musste er unbedingt den ersten Fältchen entgegenwirken, schließlich war er ein bisschen eitel.

Nach der empfohlenen Einwirkzeit entfernte er die Pads, stand auf und beäugte sich im Spiegel. Nicht schlecht, Herr Specht. Mit seinen stattlichen eins neunzig und Muskeln konnte er echt punkten. Manche seiner Bettgefährten hatte sein Brusttoupet gestört, doch das war für ihn kein Grund, sich zu rasieren. Er mochte die Haare, die sich zum Nabel hin zu einem Glückspfad verjüngten. Sie führten zu seinem Schwanz, der auch im weichen Zustand ein Prachtexemplar war.

Er konzentrierte sich auf sein Gesicht. Die Fältchen in den Augenwinkeln fand er okay. Überhaupt sah er für sein Alter ziemlich gut aus.

Kurz darauf war er angezogen und begab sich in die Küche, wo er hoffentlich noch etwas von Elviras köstlichem Kaffee bekommen würde. Seine Rechnung ging auf. Sie füllte welchen in eine Tasse und setzte sich zu ihm an den Küchentisch.

„Sag mal ...“, begann sie, „Trägst du immer diesen Bart?“

„Gefällt er dir nicht?“

„Oh doch. Das sieht irgendwie nach Rocker aus.“

„Das soll es auch.“

Elvira kicherte. „Ist das so eine Art zweiter Frühling?“

Fast verschluckte sich John an seinem Kaffee. Wozu trieb er denn Augenpflege und das alles, wenn Elvira ihn für einen Tattergreis hielt? „Sehe ich so alt aus?“

„Nein, um Gottes willen! Das meinte ich nicht. Du wirkst bloß reif.“

Er leerte seine Tasse, erhob sich und schenkte Elvira ein Lächeln. „Ist reif gut?“

„Sehr gut.“

Ganz überzeugt war er trotz ihrer Beteuerung nicht. Auf dem Weg zur Blauen Maus entschied er, dass er reif für ein kleines Besäufnis war. Die Unterhaltung mit Elvira war ziemlich demotivierend gewesen. Er fühlte sich alt und einsam noch dazu.

In der Kneipe waren zahlreiche Tische bereits belegt. John schwang sich auf einen Hocker am Tresen und winkte dem Barkeeper zu. „Ein Pils, bitte.“

Der Typ nickte und machte sich an der Zapfanlage zu schaffen. Unterdessen ließ John den Blick über die Anwesenden wandern und entdeckte in einer Ecke den kleinen Schwarzhaarigen vom Strand. Tja, die Insel war eben klein.

Er wandte sich wieder dem Barkeeper, der ein volles Glas über den Tresen schob, zu; zahlte und trank einen Schluck. Erneut schaute er sich nach dem Schwarzhaarigen um. Als der in seine Richtung guckte, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Unbehaglich drehte er sich weg. Das Kribbeln blieb jedoch und fühlte sich ehrlich gesagt aufregend an.

Plötzlich erklang neben ihm eine Stimme: „Hi, ich bin Michael.“



Michael schob sich auf den freien Hocker neben dem Großen und stellte sein Glas auf die Theke. Aus dem Augenwinkel musterte er seinen Sitznachbarn. Der Mann wirkte echt beeindruckend. Gewaltige Bizepse spannten die kurzen Ärmel. Ein Tattoo prangte auf dem Unterarm. Er beäugte den Totenkopf, unter dem sich ein Schriftzug befand, den er bei der diffusen Beleuchtung nicht entziffern konnte.

„Ich bin John“, erwiderte der Typ und schenkte ihm ein Lächeln.

Michael spürte, wie sein Herz bei dem sexy Grinsen anfing, schneller zu klopfen. Er nahm einen Schluck Bier und atmete tief durch, um seinen Puls zu beruhigen. „Angenehm. Ich bin allein hier und würde mich freuen, jemanden zum Quatschen zu haben. Ist ein bisschen einsam, so zwischen all den Paaren.“



Tja, da waren sie schon zwei. John wandte sich ganz Michael zu und betrachtete ihn unter gesenkten Wimpern. Der Mann war echt süß. Die schwarzen Haare gefielen ihm zwar nicht, dafür aber das fein geschnittene Gesicht, die blauen Augen und der küssenswerte Mund. Hinzukam der schlanke Körper mit dem hinreißenden Knackarsch, den er am Strand bewundern durfte. Beim dem Gedanken meldete sich seine Libido in Form einer Semi-Erektion.

„Das passt doch. Ich bin auch solo unterwegs“, erwiderte er und sandte im Geiste eine Message an seinen Schwanz: abschwellen, und zwar zack-zack!

Er leerte sein Glas und winkte damit in Richtung Barkeeper. „Zwei bitte.“

Der Mann stellte zwei Schnapsgläser auf den Tresen und befüllte sie mit einer klaren Flüssigkeit. „Ich habe euch hier noch nie gesehen, also seid ihr wohl Neulinge“, meinte der Typ grinsend. „Die gehen aufs Haus.“

Gleichzeitig griffen John und Michael zu und gossen sich das Zeug in den Schlund. Die Folge: starkes Brennen im Hals und der Speiseröhre, entsetzte Grimassen und Atemnot.

„Wasser“, krächzte Michael und hielt sich eine Hand an die Kehle.

John röchelte. „Ich auch, bitte.“

Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen schenkte der Barkeeper zwei Gläser Wasser ein und stellte sie vor ihnen ab, dicht gefolgt von dem georderten Bier. Beides verschwand schnell in den geschundenen Kehlen. Grinsend machte sich der Barkeeper daran, Nachschub zu zapfen.

„Oh Mann“, ächzte John und wischte sich den Schaum vom Bart.

„Das war echt krass“, meinte Michael, der aufs nächste Bier lauerte.

Auch das folgende Pils verdunstete rasch. Die Konversation verlief eher mau. Am Ende wusste John fast so viel wie vorher, nämlich Michaels Vornamen, und dass er allein Urlaub machte.

„Ich geh dann mal“, verkündete er zu fortgeschrittener Stunde, entsprechend seinem Bierkonsum mit schwerer Zunge.

„Ich auch“, schloss sich Michael an.

Widerstrebend trennte sich John von seinem inzwischen lieb gewonnen Barhocker, den er nur für unzählige Klogänge allein gelassen hatte. Ein letztes Mal strich er über die warme Sitzfläche, dann wandte er seine Aufmerksamkeit Michael zu. Der hatte entschieden Mühe, elegant von der Sitzgelegenheit zu steigen. Zuvorkommend ergriff er Michaels Arm und half ihm in eine aufrechte Haltung.

Sich gegenseitig stützend verließen sie den Ort ihres Besäufnisses. Von der milden Nachtluft, die sie vor der Tür der Blauen Maus empfing, wurde John etwas nüchterner. Na ja, vermutlich Einbildung.

„Tja“, murmelte er, unschlüssig, wie es weitergehen sollte.

Michael befreite sich von seinem Arm und versuchte, ohne seine Hilfe zu stehen. Im nächsten Moment hing er wieder an John. Es blieb ihm also gar nichts anderes übrig, als Michael mitzunehmen.

Sie erreichten Elviras Pension. Vorsichtig löste er Michaels Hand von seinem Arm, doch sein Begleiter griff gleich wieder zu.

„Nicht!“ Mit ängstlich geweiteten Augen guckte Michael zu ihm hoch. „Ich knall sons auffi Fresse.“

Das Mondlicht spiegelte sich in den schönen blauen Augen. Sein Blick wanderte zu den Lippen, die leicht geöffnet waren und feucht schimmerten. Benebelt vom Alkohol und vermutlich auch von der romantischen Nacht beugte sich John runter und presste seinen Mund auf das anziehende Gegenstück.

Die Berührung durchfuhr ihn wie ein Stromschlag. Erschrocken zuckte er zurück und starrte Michael an. Der ließ nun seinen Arm los, nur um die Hand in seinen Nacken zu legen und ihn wieder nach unten zu zwingen. Erneut berührten sich ihre Lippen in einem sanften Kuss. Nach dem zweiten stöhnte Michael und stupste mit der Zunge gegen seinen Mund, bat um Einlass.

Blut sammelte sich in seinen Lenden, als er sie willkommen hieß. Vorbei war‘s mit Zurückhaltung. Mit einem sehnsüchtigen Seufzer grub er seine Finger in Michaels Schopf und küsste ihn leidenschaftlich. Ihre Zungen spielten miteinander, lieferten sich ein wildes Duell.

Das zunehmende Jammern seiner eingezwängten Erektion mahnte John, allmählich in die Hufe zu kommen. Er murmelte: „Ich bin scharf auf dich.“

Michaels Reaktion bestand in einem Nicken. Das wertete er als Einverständnis, zerrte den kleinen hinter sich her durch die Haustür, die Treppe rauf und in sein Zimmer.

Licht an, Tür zu. Schwer atmend standen sie voreinander. John erwachte als erster aus der Starre und riss sich das T-Shirt vom Körper. Michael folgte seinem Beispiel. Stück für Stück warfen sie ihre Kleidung beiseite. Michael, der als Sieger aus dem Wett-Entkleiden hervorging, trat auf ihn zu und legte eine Hand auf seine Brust und flüsterte: „Geil.“

John streifte sich die Boxer von den Hüften und stieg heraus, woraufhin Michaels Blick nach unten huschte.

„Wow!“, murmelte der Kleine und sank auf die Knie.

Vorsichtshalber hielt sich John am Bettpfosten fest, als sein Schwanz andächtig beäugt wurde. Mit der Zungenspitze fuhr Michael von unten nach oben über die Länge. Dann schlossen sich rosige Lippen um die purpurn angelaufene Spitze. Seine Knie wurden zu Pudding. Wie von selbst bewegten sich seine Hüften vor und zurück, um die warme Mundhöhle zu vögeln. Allerdings wollte er nicht so zum Ende kommen. Er riss an Michaels Haaren.

„Hör auf!“, verlangte er mit rauer Stimme.

Michael gehorchte. Einen Moment guckten sie sich stumm an, dann schubste John ihn aufs Bett. Er wollte sich unbedingt in dem Knackarsch des Kleinen versenken. Ein letzter Rest Verstand veranlasste ihn, Kondome und Gleitgel vom Nachtschrank zu grabschen Mit vor Geilheit zitternden Fingern streifte er das Gummi über. Sein Blick wanderte zum Ziel seiner Wünsche, dem süßen Arsch, der ihm provozierend entgegengestreckt wurde. Er drückte einen Strang Gel auf seine Hand, kniete sich hinter Michael und verteilte das Zeug in dessen Spalte. Probeweise drückte er eine Fingerkuppe in den engen Muskel. Das Eindringen ging leicht, also umfasste er seinen Schwanz und führte ihn zur Himmelspforte.

Ihm brach der Schweiß aus, als er sich zügig in die Enge schob. Mann, war das geil! Das laute Stöhnen, das Michael ausstieß, turnte ihn noch mehr an. Mit einem triumphierenden Grunzen vollendete er die Eroberung.

Nun gab es kein Halten mehr für John, dem der Saft schon bis zu den Ohren stand. Er umfasste Michaels Backen und trieb sich mit langen, harten Stößen in ihn hinein. Er fühlte nur noch mit seinem Schwanz, der nach Erlösung schrie. Lust schickte ihm erregende Schauer über den Rücken. Das Kribbeln in seinen Eiern kündete vom nahenden Höhepunkt. Als er losspritzte, begleitete ihn Michaels ekstatisches Stöhnen.

Keuchend kam John wieder zur Besinnung. Na ja, einigermaßen zur Besinnung, denn Alkohol und erlebter Orgasmus beeinträchtigten seinen Verstand. Er zog seinen erschlaffenden Schwanz aus Michaels Loch, streifte das Gummi ab und warf es achtlos aus dem Bett. Dann streckte er sich neben dem Kleinen aus und zog ihn in seine Arme.

Mit einem wohligen Seufzer kuschelte sich Michael an seine Brust. „Das war mega.“

„Hm“, brummelte er, schon halb im Reich der Träume.



Etwas kitzelte seine Nase. Wohl ein blöder Sonnenstrahl. Grummelnd drehte er sich um und drückte seinen Kopf tiefer ins Kissen.

Als John das zweite Mal erwachte, stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Erstaunt bemerkte er einen Mann auf der anderen Bettseite. Er rieb sich die Stirn und überlegte, was am Vorabend passiert war.

Genau in diesem Moment öffnete der Kerl die Augen und krächzte: „Morgen.“



Michaels Kopf schmerzte. Seine volle Blase trieb ihn dennoch aus dem Bett zu der Tür, hinter der er das Bad vermutete. Während er sich einer Katzenwäsche unterzog, ließ er den vergangenen Abend Revue passieren. Damit, dass John ihn abschleppte, hatte er nicht gerechnet, aber darauf gehofft. Er mochte den Mann, sehr sogar.

Erfrischt kehrte er ins Zimmer zurück und kroch wieder ins Bett, woraufhin John ins Bad verschwand. Er lauschte dem Rauschen von Wasser und überlegte, ob er gehen sollte. Seine schwerfälligen Gedanken wurden von Johns Wiederauftauchen beendet. Ein kühler Körper gesellte sich zu ihm unter die Bettdecke.

Er kuschelte sich an John und forderte einen Kuss ein. Es fühlte sich an, als würde man Öl auf Feuer gießen. Trotz Katers, trotz gewisser Fremdheit reagierte sein Körper vehement. John stöhnte und wölbte das Becken vor, so dass er die entstehende Härte spürte. Ihre Zungen begannen Fickbewegungen zu imitieren.

„Fass mich an“, bat John heiser.

Er erfüllte die Bitte. Johns Latte passte perfekt in seine Hand. Unvermittelt fing John an, in seine Faust zu stoßen und stöhnte. Kurz darauf lief warme Sahne über seine Finger. Er rieb auch noch den letzten Tropfen aus John raus, bevor er sich wieder an dessen breite Brust schmiegte.

Der Sex mit John war schöner als die Erfahrungen der letzten Jahre. Vor allem das Kuscheln danach gefiel ihm sehr. Darüber ignorierte er sogar seinen pochenden Schwanz. Er seufzte entzückt, als jede seiner Streicheleinheiten mit einem Schnurren kommentiert wurde.



Vom Höhepunkt ermattet und den Zärtlichkeiten eingelullt döste John ein. Als er wieder aufwachte, lag er allein im Bett. Ein Abdruck im Kopfkissen zeugte noch von Michaels Anwesenheit - oder eher Abwesenheit. Also hatte er nicht geträumt. Die Erinnerung zauberte ein Lächeln auf seine Lippen. Er war überzeugt, dass ihre Bettsequenz nicht ohne Gefühle stattgefunden hatte. Jedenfalls von seiner Seite. In seinem Bauch schwirrten Schmetterlinge, als er an ihre Küsse dachte. Er hatte sich Hals über Kopf in Michael verliebt.

Nach einer erfrischenden Dusche zog er sich an und begab sich ins Erdgeschoss. Während er sich von Elvira verpflegen ließ, voller Genuss ihren Kaffee nach der reichhaltigen Mahlzeit trank, weilten seine Gedanken weiter bei Michael. Bestimmt würde er den Süßen später in der Blauen Maus wiedersehen.

Elvira, der nichts zu entgehen schien, schmunzelte. „Na, haben wir uns verliebt?“

John nickte.



Gegen sieben zog es ihn in die Blaue Maus, wo er sich vergeblich nach Michael umschaute. Er setzte sich an den Tresen und bestellte Mineralwasser. Stunde um Stunde verrann, ohne dass Michael erschien. Um Mitternacht war er das Warten leid. Enttäuschung schnürte ihm die Kehle zu und ließ ihn überlegen, den bitteren Geschmack mit einem Strandhafer runterzuspülen, aber das Besäufnis des Vorabends steckte ihm noch in den Knochen

John winkte den Barkeeper heran und holte seine Geldbörse hervor. Bis auf zwei kleine Banknoten war das Scheinfach leer. Am Vortag hatte er eine größere Summe am Geldautomaten abgehoben, die nun fehlte. Die Erkenntnis, dass Michael ihn bestohlen hatte, traf ihn wie ein Fausthieb in die Magengrube. War der Sex nur deswegen passiert? Um ihn um seine Moneten zu erleichtern? Dieser miese Stricher!

Zum Glück hatte er den ganzen Abend nur Wasser getrunken, sonst hätte er seine Zeche nicht bezahlen können. Er verließ die Blaue Maus mit Bauchweh, das sich auf dem Heimweg zu einer ausgereiften Übelkeit steigerte. Kurz vor Elviras Pension übergab er sich in einen Busch am Straßenrand. Er würde Michael irgendwie finden und dann Gnade ihm Gott!

Hamburg – ein Imbiss in Tonndorf

„Zweimal Pommes rot-weiß für Anton!“, rief John seiner Kollegin Iris zu.

An zwei Tagen in der Woche arbeitete er im Tonndorfer Grill, um dort die Kollegen zu entlasten. Er hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, regelmäßig Schichten in den Läden seiner Imbisskette zu übernehmen. So behielt er ein Gefühl fürs Geschäft und vermittelte den Angestellten, dass sich der Chef nicht zu fein zum Arbeiten war.

Das Lokal in Tonndorf mit der modernen Ausstattung gehörte zu seinen Lieblingen. Es gab sogar Tische, an denen die Gäste ihre Speisen zu sich nehmen konnten.

„Kommt sofort“, gab Iris zurück. Sie betrieb den Imbiss mit ihrem Mann. Johns Einsatz ermöglichte es, dass einer der beiden regelmäßig einen freien Tag nehmen konnte.

Er wandte sich wieder Anton zu, dem Stammgast, der ihm Elviras Pension empfohlen hatte. „Vielen Dank noch mal für den Tipp mit der Unterkunft. Es war wirklich sehr entspannend. Ohne den miesen Stricher wäre es ein richtig toller Urlaub geworden.“

Anton hob fragend die Augenbrauen. „Stricher? So was gibt es auf Amrum doch gar nicht.“

Vielleicht war es falsch, Michael so zu bezeichnen, doch John war eine Woche nach dem Vorfall weiterhin wütend und zutiefst verletzt. Sein Herz schmerzte wie blöde, wenn er an Michael dachte. Den hübschen Kerl mit den schönen Augen und zärtlichen Händen.

„Na ja, vielleicht war er kein Stricher“, relativierte er. „Tatsache ist aber, dass er mich beklaut hat.“

„Du hast echt auf Amrum einen Typen aufgerissen?“, wunderte sich Anton.

„Der Strandhafer war schuld.“

„Dieses Gesöff macht einen irre, nicht wahr?“

John zuckte mit den Achseln. Eigentlich trug Michael nicht die alleinige Schuld daran, dass sie im Bett gelandet waren. Schließlich hatte er den Kleinen zuerst geküsst. Trotzdem ...

„Wie heißt denn der Typ?“, wollte Anton wissen.

„Michael.. Schwarz gefärbte Haare, zierlich, geiler Knackarsch. Sieht ein bisschen aus wie dein Schatz.“

„Kein Nachname?“

Bedauernd schüttelte John den Kopf. „Ich bin ein Idiot“, gab er zu Protokoll.

Anton nahm die Pommes von Iris entgegen und zahlte. „Mach dir nichts draus, ich bin auch einer“, tröstete er John, bevor er den Imbiss verließ.



Zwei Tage später schob John erneut Dienst im Tonndorfer Grill. Wieder tauchte Anton auf und bestellte Pommes. Während sich Iris darum kümmerte, unterhielten sie sich ein bisschen. Anton brachte die Sprache auf Michael und fragte, was John mit jenem anstellen würde, bekäme er ihn in die Finger.

„Was ich mit dem kleinen Arschloch anfangen würde?“ Er schnaubte und ballte die Hände zu Fäusten. „Dem würde ich Gewissen einprügeln. Der dürfte das gestohlene Geld erst mal abarbeiten, und zwar an mir. Dem würde ich den Verstand rausvögeln.“

„Pst“, machte Anton mit einem vielsagenden Blick auf die Gäste, von denen sich einige zu ihnen umgedreht hatten.

„Sag mal, weißt du etwa was?“, erkundigte sich John.

Anton zuckte mit den Schultern. „Ich denke schon.“

„Spuck’s schon aus.“

„Ich bin mir nicht sicher.“

Iris unterbrach ihr Gespräch, indem sie die fertige Bestellung auf den Tresen stellte. Anton bezahlte, schnappte sich das Päckchen und ging zur Ladentür. John eilte hinterher. Vor der Tür packte er Anton am Arm. „Sag’s schon. Ich würde Michael kein Haar krümmen. Das waren nur dumme Sprüche.“

„Wer’s glaubt wird selig“, brummelte Anton.

„Echt jetzt. Vielleicht würde ich ihm nur ein bisschen das Gehirn rausvögeln. Aber das habe ich ja schließlich auch schon bezahlt, oder? Ich meine das Vögeln, nicht das Gehirn.“

„Ich denke, du brauchst einen Plan. Du willst Michael bestrafen, also denk dir was aus. Ich werde dir helfen, wenn es nicht allzu eklig ist.“

Ein grimmiges Lächeln erhellte Johns Gesicht. „Was ist denn zu eklig für dich?“

Anstelle einer Antwort drückte Anton ihm eine Visitenkarte in die Hand. „Melde dich, wenn du dich beruhigt hast. Rache ist ein Gericht, das am besten kalte genossen wird.“

Zurück im Laden betrachtete John das Kärtchen. Kommissar Anton Schumacher. Sehr eindrucksvoll.

Obwohl er am liebsten sofort die Nummer angerufen hätte, geduldete er sich bis zum folgenden Tag. Anton lud ihn ein, abends vorbeizukommen, um die Sache in Ruhe zu besprechen.

Pünktlich um sechs stand er vor der Adresse von der Visitenkarte und betrachtete das Klingelschild. Anton Schumacher und Emil Pedersen. Der Kommissar ging also offen mit seinem Status um.

Auf sein Läuten hin ertönte der Türöffner. Rasch erklomm er die Treppe und wurde von Antons Partner empfangen. Emils Ähnlichkeit mit Michael war verblüffend und trieb sein Herz dazu, einen Salto zu schlagen. Bloß die schwarzen Haare fehlten.

„Hi. Ich bin Emil“, begrüßte ihn der Typ.

„John“, stellte er sich vor und folgte Emil in die Wohnung.

Neugierig guckte er sich um. Eine großzügige Altbauwohnung, typisch für den noblen Stadtteil. Links das Wohnzimmer, rechts eine geschlossene Tür. Geradeaus die Küche. Folglich befand sich links davon das Schlafzimmer und auf der gegenüberliegenden Seite das Bad. Solche Wohnungen waren immer gleich geschnitten.

„Ist er hier?“, erkundigte sich John hoffnungsvoll.

In diesem Moment kam Anton aus dem Bad und wischte sich einen Rest Rasierschaum vom Kinn. „Natürlich nicht.“ Anton legte ihm eine Hand auf den Rücken und dirigierte ihn in die Küche.

John ließ sich auf einen Stuhl plumpsen. Emil holte Bier aus dem Kühlschrank, Anton öffnete die Flaschen. Dann gesellten sich die beiden zu ihm.

„Also“, begann Anton. „Hast du dir was überlegt?“

„Ich werde Michael den gestohlenen Betrag abarbeiten lassen.“

„Okay.“ Anton trank einen Schluck. „Und wie?“

Auf Johns Lippen stahl sich ein fieses Grinsen.

6. Sex, Amrum und der hilfsbereite Bauarbeiter - George und Angelo

Seit der neue Nachbar eingezogen ist, findet George nachts kaum Ruhe. Trotzdem rettet er dem Mann das Leben. Ein Blick in blaue Augen und er ist verloren.

George – an Schlaf ist nicht zu denken

George zog sich die Decke über den Kopf. Das konnte das dumpfe Wummern jedoch nicht vollkommen ausblenden. Nagelte der Nachbar eine Dame an die Wand? Nein, es war wohl eher das Bettgestell, das gegen die Wand schlug. Zum Glück war die zu dick, um auch noch die Geräuschkulisse, die das eifrige Pärchen garantiert bei seiner Tätigkeit erzeugte, zu übertragen.

Der Rhythmus der Hammerschläge wurde schneller. George grinste, obwohl die Libido seines Nachbarn ihm den Schlaf raubte. Im Geiste entwarf er Text zu den Geräuschen: Mein geiler Hengst. Besorg’s mir richtig! Lass mich deine Lustlanze spüren!

Das Hämmern steigerte sich zu einem Crescendo, dann trat Stille ein. George lauschte angestrengt, doch kein Laut drang zu ihm. Nun, dann war der gute Nachbar wohl für heute fertig.

Er kuschelte sich tiefer unter seine Decke und dachte über den merkwürdigen Nachbarn nach, der vor einem Monat die Wohnung neben ihm bezogen hatte. Er kannte den Namen bloß vom Türschild. Den Typen hatte er erst einmal kurz von hinten gesehen. Groß, schlank, blond. Das genaue Gegenteil von George, der dem Klischee eines Bauarbeiters mehr als gerecht wurde. Mit seiner vierschrötigen Gestalt, der starken Brustbehaarung und den Muskeln hätte er sich bestimmt für den aktuellen Cola Werbespot anbieten können; den, in dem ein muskelbepackter Kerl eine Dose des Gesöffs leerte und sämtliche Beobachter zu sabbern anfingen. Na gut, der Typ war unbehaart, aber wozu gab es Rasierer?

Andererseits ... Einmal hatte ein Lover ihn überredet, sich überall zu rasieren. Es hatte verteufelt gejuckt, als die Haare nachgewachsen waren. Nein, das würde er bestimmt nicht noch einmal auf sich nehmen, selbst wenn Brad Pitt ihn persönlich darum bitten würde. Obwohl ... für Brad würde er es schon tun. Allerdings nur für seinen Chef Brad, nicht für den Pitt.

Während er sich gähnend auf die andere Seite drehte, revidierte er seine Aussage. Säße Pitt auf seiner Bettkante, würde er doch alles Mögliche unternehmen, um an dessen Schwanz zu kommen.

Nun, wo das Gehämmere aufgehört hatte, erschien ihm die Stille seiner Wohnung erdrückend. Seufzend warf George einen Blick auf die Uhr und beschloss, Schäfchen zu zählen. Bei Nummer hundertdreiundsiebzig sank er endlich in tiefen Schlaf.



Sein Wecker klingelte viel zu früh. Stöhnend rieb sich George übers Gesicht. Ein Blick zum Fenster bestätigte, dass der Sommer nahte: Es war bereits hell, trotz der unchristlichen Zeit. Er schwang die Beine aus dem Bett und trottete in Richtung Bad, als nebenan erneut das Hämmern begann. Verflixt nochmal, so früh am Morgen schon Sex? Nach der heftigen Nummer gestern sollten die Herrschaften da drüben noch selig pennen.

George stellte sich unter die Dusche. Seine Morgenlatte juckte. Er umfasste sie und wichste, wobei er sich vorstellte, dass es nebenan zwei Männer trieben. Rasch kam er zu einem befriedigenden Ergebnis.

Während er sich wusch dachte er an den süßen Michael, seinen letzten Fickpartner. Leider war der inzwischen in festen Händen und somit keine Option mehr.

Er trocknete sich ab, zog sich an und ging in die Küche, um Kaffee zu kochen. Mittlerweile herrschte nebenan Ruhe. Er vernahm das Zuschlagen einer Wohnungstür und Schritte im Treppenhaus. Anscheinend ging das Betthäschen des Nachbarn. Kurz war er versucht, durch den Spion der Wohnungstür einen Blick auf die wilde Stute zu werfen. Letztendlich entschied er sich dagegen und beobachtete stattdessen, wie seine uralte Kaffeemaschine Wasser in den Filter rotzte.

Mit einem langanhaltenden Zischen verkündete sie schließlich, dass sie fertig war. George griff nach einem Becher und schüttete Brühe hinein und beschloss nach einem Schluck, dringend eine neue Maschine zu benötigen. Das tat er jeden Morgen, also musste er tatsächlich mal Zeit investieren und in einen Elektrogerätemarkt gehen. Allerdings nicht heute, denn die Arbeit rief.

 

Für George war ein Arbeitstag auf dem Bau genauso wenig anstrengend, wie für einen Bürohengst ein Tag vor dem Bildschirm. Mit anderen Worten: Als er nach Feierabend heimkam, war er total erledigt. Im Flur entledigte er sich seiner Schuhe und Jacke und lauschte. Es war ruhig.

Auf dem Weg ins Bad streifte er seine Klamotten ab und stieg in die Duschkabine. Das war der schönste Moment des Tages, wenn Schweiß und Dreck von ihm herunterfloss. Anschließend rubbelte er sich mit einem Handtuch trocken und bewunderte sich dabei im Spiegel. Es mangelte ihm wirklich nicht an Selbstbewusstsein. Den mangelnden Intellekt machte er locker mit seiner Attraktivität wett. Obwohl, es war gar kein Mangel, sondern nur Faulheit. Er hatte sein Abitur in der Tasche, jedoch entschieden, dass er dringend Geld brauchte, um zu chillen und Typen aufzureißen. Das tat er mittlerweile ziemlich lange. Egal. Mit einunddreißig stand er noch am Anfang seines Lebens und hatte alle Möglichkeiten offen.

Im Schlafzimmer zog er sich Boxershorts an und lauschte. Stille. Er schnappte sich ein sauberes T-Shirt und durchquerte die Wohnung, während er es über den Kopf zog. Als er die Balkontür öffnete, strömte würzige Luft herein. Genüsslich atmete er sie ein, bevor er nach draußen trat.

Der Frühling protzte mit grünen Knospen, die überall an den Bäumen und aus den Gehölzen trieben. Erneut sog er die herrlichen Düfte ein. Er liebte diese Jahreszeit, wenn die Welt sich aus der Umklammerung des Winters befreite.

Plötzlich gewahrte er aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Auf dem Balkon nebenan beugte sich ein Mann über die Brüstung. Ein Schniefen drang an Georges Ohr. Sein Helfersyndrom sprang darauf an und veranlasste ihn, über die Absperrung zu klettern.

Erneut schniefte sein Nachbar und beugte sich noch weiter vor. Das sah eindeutig nach einem Suizidversuch aus. Am Arm riss George den Mann vom Abgrund weg.

„Hey“, sagte er sanft. „Hey, das Leben kann sehr schön sein. Du hast doch nur eines.“

Sein Nachbar stand mit hängendem Kopf da. Dann hob er das Kinn und schaute George aus – Oh mein Gott! Was für ein wunderschönes Blau - todtraurig blickenden Augen an und flüsterte: „Du hast ja keine Ahnung.“

Der Typ hatte insofern recht, dass er sich noch nie wegen einer Frau umbringen wollte. Wegen eines Mannes hatte er es aber auch schon mal probiert, was die Narben an seinen Handgelenken bewiesen. Ein ungeschickter und halbherziger Versuch.

„Das mag sein“, erwiderte er. „Aber ich schaue trotzdem nicht zu, wie du dich da runterstürzt.“

„Dann geh wieder rein und mach die Augen zu.“

Den geplanten gemütlichen Fernsehabend sah George mehr und mehr schwinden. „Keine Frau ist es wert, wegen ihr vom Balkon zu springen.“

Sein Nachbar stimmte zu: „Nein, ist es nicht.“

„Tja, also dann ...Tu es nicht.“

„Du hast ja keine Ahnung.“

Innerlich verdrehte er die Augen. Sein Mitleid wurde zunehmend von Verärgerung verdrängt.

„Oh doch! Die hab ich. Und weißt du was? Auch kein Typ ist es wert, mein Leben wegen ihm wegzuwerfen.“ Er zeigte seine vernarbten Arme. „Ich war kurz davor zu sterben, als ein Freund mich fand. Und weißt du was, du Idiot? Ich bin ihm dankbar. Und jetzt geh ich rein und stell den Fernseher an. Wenn du weiterhin vorhast da runter zu springen, sei so lieb und lege unten eine Plane aus, damit es keine Riesensauerei gibt. Tschüss!“

George kletterte über die Abtrennung auf seinen Balkon, marschierte ins Wohnzimmer und ließ sich auf die Couch plumpsen. Im Fernsehen lief wie immer nur Scheiße. Er zappte zum Shoppingkanal, auf dem ein Blonder Schönling für einen Bauch-weg-Gürtel warb. Oh Mann!. Während der Nachbar Suizid verübte, guckte er sinnentleerte Werbung. Was war er doch für ein Arschloch!

Plötzlich klopfte jemand gegens Fenster. Als er den Kopf drehte, erblickte er den Nachbarn, der auf seinem Balkon stand. Brauchte der Ärmste etwa Hilfe beim Selbstmord?

Er sprang auf, ging zur Balkontür und schnauzte: „Was ist?“

„Ich glaube, du hast recht.“

„Ach ja?“ George schnaubte, riss sich aber zusammen. „Willst du reden?“

Sein Nachbar nickte.

Innerlich seufzend trat er zurück, um ließ ihn eintreten. Erstmals betrachtete er seinen Nachbarn genauer und runzelte die Stirn. Seit wann zog man sich für einen Selbstmord stylisch an? „Sag mal, bist du so eine Art Model?“

Erneutes Nicken. „Du kennst doch bestimmt die Bilder für die Carwin Groß Kampagne, die mit der Unterwäsche.“

George erinnerte sich an die Plakate, die er irgendwo gesehen hatte. Ein heißer Typ, lediglich in Unterhose. Beim Anblick der Bilder hatte er gesabbert und überlegt, ob der Typ vielleicht schwul war, so sehr gefiel ihm der Mann. Und nun stand der Gegenstand dieser Überlegungen vor ihm.

„Ich glaub, die kenne ich“, entgegnete er, drehte sich um und ging in die Küche. „Willst du auch ein Bier?“ rief er über die Schulter, wobei er in den Kühlschrank guckte.

Ohne eine Antwort abzuwarten schnappte er sich zwei Flaschen und versuchte, das sexy Bild zu verdrängen. Das passte momentan überhaupt nicht zur Situation. Zurück im Wohnzimmer bat er den weiterhin vor der Balkontür rumstehenden Nachbarn: „Setz dich.“

„Ich bin übrigens Angelo“, murmelte der Mann und ließ sich auf der Couch nieder.

„George.“

„Mhm ... angenehm.“ Angelos Blick war auf die Mattscheibe gerichtet, auf der eine freudestrahlende Hausfrau über ihre neuen Kochtöpfe in schieres Entzücken ausbrach. Ohne die Kochtopfdame aus den Augen zu lassen nahm er das Bier, das George ihm reichte, entgegen.

„Also …“ George setzte sich ans andere Ende des Sofas und trank einen Schluck. „Was ist passiert?“

Angelo zuckte mit den Achseln. „Ich weiß es nicht genau. Sie ... ähm, sie hat gesagt, ich würde es im Bett nicht bringen.“

Bei dem Gedanken an das regelmäßige Gewummere des Bettgestells gegen die Wand war das schwer nachzuvollziehen. „Ist Sex denn so wichtig?“

Erneutes Schulterzucken. „Sieht so aus.“

Darauf wusste George nichts zu erwidern und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Glotze. Eine Dame freute sich auf der Mattscheibe über den neuen Staubsauger schier zu Tode. Danach erschien wieder der Blonde mit dem Bauch-weg-Gürtel.

Er leerte seine Bierflasche und fragte: „Willst du auch noch eins?“

Angelo, auf den Fernseher konzentriert, nickte.

Als er mit neuen Getränken zurückkehrte, musterte ihn sein Nachbar eingehend.

„Arbeitest du als Bauarbeiter?“, fragte Angelo.

George ließ sich aufs Sofa plumpsen. „Das ist offensichtlich, nicht wahr?“

Angelo nahm ein Bier entgegen und taxierte weiterhin seinen Körper, was bei ihm ein wohliges Kribbeln auslöste. „Und du bist also schwul?“

„Stört dich das?“

Vehement schüttelte Angelo den Kopf. „Nein. Natürlich nicht.“

Im Shoppingkanal war inzwischen ein Mann dabei, mit einem Spezialmesser Spargel zu schälen.

„Bist du aktiv oder passiv?“, wollte Angelo wissen.

Überrascht zog George die Augenbrauen zusammen. „Du willst nicht ernsthaft etwas über meine sexuellen Gewohnheiten wissen, oder?“

Sein Nachbar zuckte mit den Schultern und wich seinem Blick aus, indem er zur Glotze guckte. Eine Dame, die von den Vorzügen einer Hose mit Gummibund schwärmte, hatte den Spargelschäler abgelöst.

„Ich bin meistens oben, aber ab und zu mag ich es auch, dominiert zu werden“, antwortete George im schönsten Plauderton.

Hatte Angelo ihm überhaupt zugehört? Kaum war der Gedanke zu Ende gedacht, schenkte sein Nachbar ihm ein Lächeln. „Hab ich mir schon gedacht.“

Als George später im Bett lag, brummte ihm der Schädel. Er hatte mit Angelo noch mehr Bier getrunken und über dies und das geredet, allerdings nicht mehr über seine betttechnischen Vorlieben.

Als sie einander eine Gute Nacht wünschten, hatte Angelo ausgeglichen gewirkt. Über die Balkonabtrennung war er nach nebenan entschwunden.

Er hatte den Eindruck, einen Freund gewonnen zu haben. Einen sexy Freund, der in Unterwäsche überaus lecker aussah. Hoffnungen sollte er sich allerdings nicht machen, denn Angelo war eindeutig hetero.



Der Freitagmorgen begann genauso früh wie jeder andere Wochentag. Ein bisschen verkatert stieg George in die Duschkabine und ließ heißes Wasser auf seinen Kopf prasseln.

Als er sich danach vor dem Spiegel über dem Waschbecken rasierte, stellte er sich vor, wie Angelo neben ihm aussehen würde. Hell und dunkel. Engel und Teufel. Eine sexy Vision, die Blut in seine Genitalien trieb. Rasch verscheuchte er sie aus seinem Schädel. Darauf, mit einer Latte zur Arbeit zu fahren, hatte er keine Lust.

Während die Kaffeemaschine lief überlegte er, was er am Wochenende unternehmen sollte. Heute Abend wollte er sich auf jeden Fall im Gay-Dance-Total einen Typen zum Ficken aufreißen, denn das letzte Mal war schon viel zu lange her. Tja, und dann?

Der Kaffeeautomat verkündete mit einem Zischen, dass er finalisiert hatte. George vollzog das allmorgendliche Ritual. Einen Schluck der Brühe trinken und sich ärgern, noch kein neues Gerät gekauft zu haben. Das stand also auch fürs Wochenende auf dem Plan.

Gay-Dance-Total

Wummernde Beats dröhnten in Georges Ohren. Halbnackte Leiber zuckten auf der Tanzfläche, Nebelschwaden hingen in der Luft. Er bahnte sich einen Weg zum Tresen, wobei er bereits nach einem Kandidaten Ausschau hielt. Ein blonder Twink geriet in sein Visier, doch im Grunde war ihm der Typ zu klein. Er brauchte einen in etwa seiner Größe, blond, mit blauen Augen, umrandet von dichten Wimpern.

An der Theke traf er auf bekannte Gesichter und begrüßte seine Freunde Anton, Emil, Lars und Hannes. Na gut, Freundschaft war sicherlich übertrieben, man kannte sich eben vom Sehen. Der Barkeeper, der nach seinen Wünschen fragte, stellte diese Frage eindeutig zweideutig. Leider war auch er nicht Georges Typ. Vermutlich war es überhaupt keiner der Anwesenden.

Er bat um ein Bier und wandte sich an Anton: „Na, Bulle, alles fit im Schritt?“

Der Spruch war Scheiße, aber ihm war gerade nach ein bisschen Provokation zumute.

„Bei mir ist alles klar, aber du siehst nach akutem Samenstau aus“, erwiderte Anton grinsend.

Mit einem Knurren drehte er dem Arschloch den Rücken zu. Sah man ihm den Notstand echt an? Ach, bestimmt wollte Anton ihn nur ärgern.

Erneut ließ er seinen Blick schweifen und entdeckte einen Typen, der selbstvergessen auf der Tanzfläche herumhopste. Der gefiel ihm ausnehmend gut. Er fixierte den Kerl, bis dieser in seine Richtung guckte. Der Augenkontakt ließ in seinen Lenden ein Kribbeln entstehen, das mehr wurde, als der Typ sexy lächelte.

Er liebte diesen Moment, wenn das Opfer ausgespäht war und die Jagd begann. Okay, eher das Werben. Schließlich befanden sie sich nicht auf freier Wildbahn.

Während er einen Schluck Bier trank beobachtete er, wie der Typ die Tanzfläche verließ und zum anderen Ende des Tresens ging. Dort bezog der Mann Aufstellung, nippte ebenfalls an Bier und guckte umher, bevor er zu George rüber sah.

Kokett senkte er die Wimpern, mimte den Schüchternen. Das sah - wie George es vielfach vorm Spiegel geprüft hatte - bei einem bulligen Mann wie ihm besonders liebreizend aus. Er erntete ein breites Grinsen, woraufhin er ebenfalls die Mundwinkel hochbog. Im nächsten Moment wandte er sich scheinbar desinteressiert ab.

Ein herrliches Spielchen, obwohl es ihm in den Fingern, oder eher Lenden, juckte, bald zur Sache zu kommen. Dennoch wechselte er ein paar Worte mit Lars, ehe er sich wieder umdrehte. Sein Auserkorener war näher gerückt und starrte ihn unverblümt an. Vorfreude breitete sich in seiner Körpermitte aus. Er leckte sich über die Lippen. Ein wohlkalkuliertes Manöver. Der Typ starrte ihm auf den Mund.

Kurz darauf kam der Typ zu ihm rüber und verriet: „Ich bin Antonio.“

Der Kuss geschah ohne Vorwarnung. Georges Lider schlossen sich automatisch. Eine forsche Zunge schob sich in seine Mundhöhle und entfachte ein wahres Feuerwerk. Blind stellte George sein Bier beiseite, um Antonio zu umarmen. Mit einem Ruck zog er ihn an sich. Das fühlte sich wirklich gut an. Nun stand nur noch die Kardinalsfrage im Raum. Auf den schmuddeligen Darkroom hatte er keinen Bock, also stand ein Heim- oder Auswärtsspiel an.

„Nimm mich mit zu dir“, bat Antonio, womit das geklärt wäre.

George nickte seinen Freunden zum Abschied zu, legte einen Arm um Antonios Schultern und bugsierte ihn zum Ausgang. Auf dem Weg zu seinem Wagen herrschte Stille, genau wie auf der Fahrt zu seiner Wohnung.

Erst, als sie die Treppe hinaufstiegen, brach Antonio das Schweigen: „Wie heißt du überhaupt?“

„George.“

„Hübscher Name“, murmelte Antonio.

Flink schloss er die Wohnungstür auf und eilte direkt ins Schlafzimmer, wo er begann sich auszuziehen. Antonio folgte seinem Beispiel. Zufrieden mit seiner Wahl beäugte er den straffen Körper, von dem rasch mehr und mehr zutage trat. Vor allem der harte Schwanz gefiel ihm sehr.

„Du bist heiß“, murmelte er und streifte seine Shorts ab.

„Du auch“, flüsterte Antonio, trat auf ihn zu, legte eine Hand auf seine Brust und ließ sie abwärts wandern.

Als sich Finger um seinen Ständer schlossen, stöhnte er vor Geilheit auf.

„Ich will dich ficken“, verkündete Antonio.

Damit hatte er nicht gerechnet. Was für ein Mist“

„Ich bin ausschließlich aktiv“, fügte Antonio hinzu.

George nahm sich vor, das nächste Mal ein paar Dinge vorher klar zu stellen. Für heute Nacht war es okay, denn er brauchte dringend Sex. Vorsichtig befreite er seinen Schwanz aus Antonios festem Griff, ging zum Nachtschrank, holte Gleitgel und Kondome heraus und warf beides aufs Bett.

„Wie willst du mich?“, fragte er.

„Bück dich.“ Antonio griff nach einem Kondom und rollte es sich über den Ständer.

Er beugte sich vor, stützte beide Hände auf die Matratze und spreizte seine Beine. Obwohl er es lieber andersherum hätte, stand sein Schwanz unbeirrt stramm. Ein kühler Batzen Gleitgel landete in seiner Ritze. Kurz verteilte Antonio das Zeug in seinen Inneren, dann ging’s auch schon los. Die Invasion war schmerzhaft. George entspannte sich jedoch schnell. Schließlich war er kein Anfänger.

Antonio umspannte seine Hinterbacken, spreizte sie und fing an, ihn ordentlich durchzurammeln. „Na, wie gefällt dir das, Großer?“

„Geil“, brachte er stöhnend hervor.

„Soll ich dich richtig gut durchficken?“

Seine Antwort bestand in einem lauten Stöhnen. Er stellte seine Beine weiter auseinander und ließ eine Hand nach unten wandern, um seinen Schwanz zu massieren. Das Bettgestell begann unter dem Ansturm zu schlingern, wummerte rhythmisch gegen die Wand. Bunte Blitze flitzten durch Georges Gesichtsfeld. Das Ende nahte!

„Oh ja!“, stieß Antonio hervor und presste sich so tief in ihn rein, als wollte er George spalten.

Das gab ihm den letzten Kick. Klebriges Nass spritzte über seine Faust. Lautes Schnaufen ersetzte das Gehämmere. Schließlich zog sich Antonio aus ihm zurück und murmelte: „Wow.“

Bäuchlings ließ sich George aufs Bett sinken, mitten in sein Ejakulat. Er rollte sich in die Mitte und schaute zu, wie Antonio das Kondom abstreifte. Nachdem die Lust verraucht war wusste er nicht mehr, wieso er gerade diesen Mann mitgenommen hatte. Andererseits war ihm gerade jeglicher körperlicher Kontakt willkommen. Er fühlte sich ein bisschen einsam.

„Bleibst du noch?“, fragte er.

Antonio lächelte legte sich zu ihm und kuschelte sich an ihn. Zufrieden seufzend und schlang er einen Arm um Antonio. Wegen dem würde er sich zwar niemals die Pulsadern aufschneiden, aber es war schon okay. Irgendwann würde er schon jemanden treffen, mit dem er mehr als Körpersäfte teilen wollte. Mit diesem Gedanken schlief er ein.

~ * ~

Angelo lag im Bett und lauschte. Nebenan war es still geworden. Obwohl er sich dagegen wehrte, lieferte ihm sein Kopfkino Bilder davon, was sein Nachbar getrieben hatte. Das Bettgestell, das gegen die Wand wummerte, war ein klares Indiz für wilden, harten Sex.

Er drehte sich auf die andere Seite und kuschelte sich tiefer ins Kissen. Im Laufe des Abends hatte er mehrfach bei George geklopft, war sogar auf dessen Balkon geklettert, mit einem Sixpack Bier in den Händen. Sein Nachbar war leider nicht da gewesen. Die Erklärung dafür hatte er nun und sie gefiel ihm nicht.

Erneut wälzte sich Angelo herum und starrte an die Decke. Was taten die jetzt da drüben? Es war verdächtig still. Angestrengt lauschte er, wobei ihm die Augen zufielen.

Im Morgengrauen wachte er wieder auf. Grauen ... das war es für ihn, seit er allein schlief. Sein Blick wanderte zu dem leeren Kopfkissen auf der anderen Bettseite und Schmerz wallte hoch. Es war nicht mehr so bohrend wie anfangs, also halbwegs erträglich.

Er warf einen Blick auf das Ziffernblatt des Weckers. Erst sieben. Seine volle Blase trieb ihn dennoch ins Bad. Wo er schon mal da war, stellte er sich anschließend unter die Dusche.

In einen Morgenmantel gehüllt begab er sich danach in die Küche, um seine formidable Kaffeemaschine in Betrieb zu setzen. Auf Knopfdruck produzierte diese Cappuccino, Latte Macchiato, Espresso oder simplen Kaffee.

Während das Mahlwerk seinen Dienst aufnahm, lehnte sich Angelo mit dem Hintern an die Arbeitsfläche. Im Gegensatz zu Georges gemütlicher Wohnung sah seine wie einer Schöner Wohnen Zeitschrift entsprungen aus. Teure Designermöbel verbreiteten eben nicht automatisch heimeliges Flair, insbesondere, wenn sie aus Chrom und Leder bestanden.

Mit seinem Kaffeebecher ging er auf den Balkon, um sich dort auf einen teuren und ungemütlichen Teakholzstuhl zu setzen.

Während er seinen Cappuccino genoss, regte sich nebenan etwas. Georges Balkontür sprang auf. Ein nackter Typ trat nach draußen und streckte sich in der Morgensonne. Peinlich berührt starrte Angelo in seinen Becher.

„Morgen Herr Nachbar“, rief der Typ.

Angelo erwiderte den Gruß mit einem Nicken, weiterhin den Blick auf sein Getränk fixiert. Das war also Georges Sexpartner. Er erinnerte sich an das Hämmern des Bettgestells gegen die Wand, woraufhin sein Magen grummelte.

Möglichst unauffällig, also nicht zu überstürzt, zog er sich ins Wohnzimmer zurück und ließ sich auf die Couch plumpsen. Dort hielt es ihn keine Sekunde. Er schlich zur Balkontür und sah, dass auch George nach draußen kam. Sein Nachbar trug wenigstens eine Pants. Die Männer umarmten und küssten einander. Obwohl Angelo wegsehen wollte, hing sein Blick an den beiden. Er sollte George das Glück gönnen, schaffte es aber nicht. Es fühlte sich an, als ob George ihn betrog. Was für ein beknackter Gedanke!



„Lust auf Kaffee?“ fragte George.

„Oh ja“, erwiderte Antonio. „Aber noch mehr auf dich.“

Georges Hintern brannte noch von der ungewohnten Invasion, daher schüttelte er den Kopf. Im hellen Morgenlicht erschien ihm Antonio auch nicht mehr so verführerisch wie in der Nacht, als aufgestaute Lust ihn angetrieben hatte.

Dennoch ließ er sich von Antonio ins Wohnzimmer drängen und küssen. Dann spürte er das Couchpolster in den Kniekehlen. Im nächsten Moment befand er sich in der Horizontalen. Antonio beugte sich über ihn, schob ihm die Pants runter und presste die Lippen auf seinen Schwanz. Die nasse Zunge, die am Schaft auf und ab wanderte, brachte ihn zum Stöhnen. Seine Semi-Erektion verschwand in einer heißen Mundhöhle, während sich eine Hand um seine Eier schloss. Im Nu war sein Ständer zu voller Blüte angeschwollen.

Er vögelte Antonios Mund. Der gekonnte Blowjob sowie Druck auf seine Eier führte schnell zu einem Ergebnis. Zum Finale hin wechselte Antonio auf Handbetrieb und massierte ihn durch den Orgasmus.

Anschließend legte sich Antonio neben ihn auf die breite Sitzfläche und kuschelte sich an seine Seite. Pflichtschuldig revanchierte sich George. Er tat das nur halbherzig, was Antonio nicht zu merken oder stören schien. Außer Atem schmiegte sich dieser nach dem Abspritzen wieder an ihn.

George wartete, bis der Anstand es erlaubte, sich aus der Umarmung zu lösen und von der Couch zu klettern. Einmal mehr verfluchte er seine alte Kaffeemaschine. Egal. Vielleicht vertrieb die Brühe sogar seinen Besucher und ersetzte damit den verbalen Rauswurf. Er konnte Antonio plötzlich gar nicht schnell genug loswerden und schalt sich im Geiste, ihn mit in seine Wohnung genommen zu haben. Ein Auswärtsspiel bot den Vorteil, nach Gutdünken zu verschwinden.

Nackt kam Antonio in die Küche und umarmte ihn, was ihn mächtig störte. Er versteifte sich und diesmal begriff sein Gast.

„Okay, ich hab verstanden“, murmelte Antonio, ließ ihn los und ging davon.

Es tat ihm leid, Antonio verletzt zu haben, zugleich war er froh, dass er keine groben Worte benutzen musste.

Als sein Besuch kurz darauf bekleidet in der Küchentür erschien, schluckte George schwer und suchte nach passenden Worten. „Hör mal, es war geil mit dir, aber mehr ist zwischen uns nicht.“

Antonio seufzte. „Schade. Ich mag dich nämlich sehr. Mach’s gut.“

Sprach’s, verschwand aus seinem Sichtfeld und zog die Wohnungstür hinter sich ins Schloss. George atmete auf. Er war nicht mehr der Typ für One-Night-Stands, sondern suchte nach etwas Verlässlichem, möglichst der großen Liebe. Antonio kam dafür nicht infrage. Es hatte einfach nicht gefunkt.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen betrachtete er die alte Kaffeemaschine und beschloss, sich sofort auf den Weg zu machen, um eine neue zu besorgen.

7. Sex, Amrum und der doppelte Theo - Sebastian

Sebastian hält sich illegal in Deutschland auf. Er sucht Hilfe bei seinem Cousin, der ihn kurzerhand nach Amrum verfrachtet, damit er keine Dummheiten anstellt. Dort trifft Sebastian den Erzieher Samuel und macht seine ersten schwulen Erfahrungen. Es knistert zwischen ihnen. Sebastians frappierende Ähnlichkeit mit seinem Cousin wird jedoch zu einem harten Prüfstein.

Der fast Zwilling

Theo kam gerade aus dem Zimmer seiner kleinen Tochter, als es an der Haustür klingelte. Müde strich er sich eine Strähne aus dem Gesicht. Seine Gattin Alexandra war mit Freundinnen ausgegangen, deshalb schob er den ganzen Abend Kinderdienst. Jedes Mal, wenn Annie anfing zu weinen, war er zu ihr geeilt und das ziemlich häufig.

Er öffnete die Haustür und erstarrte.

„Ola Theo“, sagte sein Ebenbild.

Erstaunt musterte er seinen Cousin, der ihm schon immer geglichen hatte. Nun, wo Sebastian zum Mann gereift war, fand er ihre Ähnlichkeit frappierend.

„Hi Sebastian“, grüßte er zurück.

„Hast du was zu trinken für mich?“, erwiderte sein Cousin und schlängelte sich an ihm vorbei in den Flur.

Theo sah seinem Cousin hinterher, als der sich unbefangen auf die Suche nach der Küche begab. Seufzend schloss er die Tür, bevor er Sebastian folgte.

„Schön hast du es hier“, befand Sebastian, und ließ sich auf einen Stuhl fallen.

Er streckte die Hand nach dem Bier, das Theo ihm reichte, aus und nahm einen großen Schluck. „Ich stecke in Schwierigkeiten.“

Theo ließ sich seinem Cousin gegenüber nieder. Es war keine Neuigkeit, dass Sebastian Probleme hatte. Eigentlich sollte er auch gar nicht hier sein, sondern bei seiner Familie, in Peru. Theo hatte gar nicht gewusst, dass er sich in Deutschland aufhielt. Zwar war Sebastian schon öfter hier gewesen, hatte aber seinen Besuch stets vorher angekündigt.

„Ich möchte hierbleiben, aber mein Visum läuft ab“, verriet Sebastian. „Ich gehe nicht zurück.“

Theo nickte abwesend und lauschte. Aus dem Kinderzimmer meldete sich Annie und begann, wie am Spieß zu schreien. Mit einem entschuldigenden Grinsen sprang er auf und begab sich zu seiner Tochter, deren Gesicht krebsrot angelaufen war. Er nahm sie auf den Arm - sofort erstarb das Geschrei - und ging mit ihr zurück in die Küche.

„Süß“, kommentierte Sebastian mit einem Blick auf Annie. „Deins?“

Schon immer hatte er die flapsige Art seines Cousins gehasst, nun ganz besonders. Missgestimmt brummelte er: „Was willst du von mir?“

Unschuldig grinste Sebastian ihn an. „Deine Hilfe?“

Er betrachtete Annie, die dabei war, wieder einzuschlafen. Blut war zwar dicker als Wasser, doch im Moment hätte er seinen Cousin am liebsten rausgeworfen. „ Und wie soll ich dir helfen?“

Sebastian zuckte mit den Achseln. „Ich brauche ein Versteck, bis du die Sache für mich geregelt hast.“

Ein grimmiges Lächeln stahl sich auf Theos Lippen. Er hatte da eine Idee. „Sag mal, du bist doch Klempner, richtig?“

Sebastian nickte und trank das Bier aus. Auffordernd schwenkte er die leere Flasche.

„Tja ...“ Theo stand auf und öffnete den Kühlschrank. „Ich glaube, ich kann dir wirklich helfen.“

Er nahm eine Bierflasche heraus und reichte sie Sebastian. Annie wurde von der Bewegung geweckt. Er brachte sie wieder ins Bett, schob ihr den Schnuller in den Mund und atmete auf, als ihr die Augen zufielen.

Zurück in der Küche, holte er ein zweites Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich wieder hin. „Ich denke ich weiß, wo du gut aufgehoben bist, bis ich hier alles für dich geregelt habe.“

Als Alexandra von ihrem Frauenabend zurückkehrte, fand sie Theo und ein Ebenbild von ihm auf der Couch im Wohnzimmer vor, dabei, ein Fußballspiel im Fernsehen anzugucken. Erstaunt wanderte ihr Blick zwischen den beiden hin und her. Zum Glück wusste sie, wer von den zweien Theo war; schließlich trug der noch die gleiche Kleidung wie am frühen Abend, als sie das Haus verlassen hatte. Ohne diesen Anhaltspunkt wäre sie aufgeschmissen gewesen. Obwohl ... der zweite Theo war schon ein wenig anders. Das Grinsen, mit dem er sie begrüßte, war frecher als Theos.

„Ich bin Sebastian“, verkündete der Doppelgänger.

„Mein Cousin aus Peru“, ergänzte Theo und stand auf, um seine Frau zu begrüßen. Zärtlich schloss er Alex in seine Arme und küsste sie auf die Lippen.

„Bekomme ich auch einen Begrüßungskuss?“ Sebastian baute sich vor Alex auf, bekam aber nur einen Kuss auf die Wange, was er schmollend zur Kenntnis nahm. Rasch verschwand die vorgeschobene Unterlippe wieder, als sein Blick zur Mattscheibe huschte. „Hey, Theo, hast du das gesehen? Das war ganz klar ein Foul.“

Während sich Sebastian wieder auf die Couch plumpsen ließ, folgte Theo seiner Frau in Annies Zimmer. Alexandra gab dem friedlich schlafenden Baby einen Kuss auf die Stirn, bevor sie fragte: „Will dein Cousin etwa bei uns übernachten?“

„Leider ja, aber ich bringe ihn morgen zu Tante Elvira. Die braucht dringend einen Handwerker, und Sebastian kann auf der Insel wenigstens keinen Scheiß machen.“

„Wieso Mist?“

„Ach ...“ Er zog sie in seine Arme. „Das erzähle ich dir, wenn er weg ist.“



Am nächsten Morgen brachen Theo und Sebastian früh auf. Tante Elvira war begeistert gewesen, als er ihr seinen Vorschlag unterbreitet hatte. Einen Handwerker für freie Kost und Logis, das konnte sie wirklich gut gebrauchen. Ihr Mann war nämlich zu alt, um das große Haus allein instand zu halten.

„Und wo genau bringst du mich hin?“, fragte Sebastian.

Theo, der hinterm Lenkrad saß, erwiderte: „Nach Amrum, einer kleinen, nordfriesischen Insel. Ich kenne da eine Pensionswirtin, die deine Hilfe braucht.“

„Ich soll auf einer Insel verrotten?“ Sebastian klang entgeistert.

„Besser, als in Abschiebehaft zu sitzen.

Sebastian schmollte, bis sie den Fähranleger in Dagebüll erreichten. Die Nordsee zeigte sich an diesem schönen Sommermorgen von ihrer besten Seite. Silberne Lichter glitzerten auf den Wellenkämmen und der Horizont schien unendlich weit.

„Wow“, murmelte er.

„Siehst du? Es wird dir gefallen“, meinte Theo.

Sebastians Laune besserte sich noch mehr, während sie mit der Fähre nach Amrum übersetzten. Begeistert beobachtete er die Möwen und konnte sich an dem glitzernden Wasser kaum sattsehen.

Er legte einen Arm um Theos Schultern. „Danke, Mann. Ich glaube, es ist wirklich gar nicht so übel.“

Elvira, die Pensionswirtin guckte ungläubig zwischen ihnen hin und her, als sie den Gartenweg heraufkamen. Entzückt klatschte sie in die Hände. „Ein Zwilling. Mein Gott, wie schön. Kommt rein, ihr Süßen, ich habe frischen Kaffee für euch.“

In Elviras Küche, mit einem Becher ihres köstlichen Kaffees in der Hand, erzählte Theo nur das Nötigste. Er verschwieg Sebastians illegalen Status. Auch einige andere Details ließ er aus, wie kleine Betrügereien und Frauengeschichten.

Elvira wirkte sehr zufrieden. „Wir werden schon miteinander zurechtkommen, nicht wahr, Sebastian?“

„Klar, ich bin total pflegeleicht“, stimmte er zu.

Erleichtert machte sich Theo nach dem Kaffee auf den Heimweg, während Elvira ihrem Gast sein Appartement zeigte und erste Aufträge erteilte. So war diese Angelegenheit also zur Zufriedenheit aller vorläufig erledigt.

Samuel

Samuel liebte seinen Job als Erzieher. Niemals hätte er im Büro sitzen und den ganzen Tag auf den Bildschirm glotzen können. Er brauchte Abwechslung und den Austausch mit anderen Menschen.

In diesem Sommer hatte er, zusammen mit seinem Freund Jonas, beschlossen dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machten. Dem personellen Lockruf einer Mutter-Kind-Klinik auf Amrum waren sie also gefolgt, um drei Monate die Kinder der Kurenden zu betreuen.

Für die Dauer seiner Abwesenheit hatte Samuel, um Geld zu sparen, seine kleine Wohnung in Hamburg untervermietet. Bei dem geringen Gehalt, das er bezog, war er chronisch klamm und hätte sich eine doppelte Miete gar nicht leisten können.

Er teilte sich mit Jonas ein Zimmer in der Kurklinik. Die enge Behausung störte ihn nicht, da er die meiste Zeit nicht da war. Außerdem bildeten Jonas und er eine Art sexueller Notgemeinschaft. Sie standen beide aufs gleiche Geschlecht, allerdings nicht aufeinander. Sowohl Jonas als auch er bevorzugten große, muskulöse Typen, das absolute Gegenteil zu ihnen.

In stiller Übereinkunft befriedigten sie gelegentlich ihre Bedürfnisse aneinander, aber wenn der Richtige kam, und daran glaubte Samuel, dann war diese Vereinbarung sofort hinfällig, darin waren sie sich einig.

Gähnend reckte er sich und guckte aufs Ziffernblatt des Weckers. Noch zwanzig Minuten, bis er aus den Federn musste. Ein Teil von ihm war aber bereits aufgestanden. Er schaute rüber zu Jonas und sah, dass auch sein Kumpel schon wach war.

„Kommst du rüber zu mir?“, fragte er leise.

Jonas warf die Decke zurück, schwang die Füße auf den Boden und war mit zwei Schritten bei ihm. Aus seiner Körpermitte ragte eine beachtliche Erektion auf; der lebende Beweis, dass die Kleinsten die Größten besaßen.

„Ich bin spitz wie Lumpi“, verkündete Jonas, als er zu ihm unter die Bettdecke kroch.

Eine überflüssige Erklärung, sprach doch die Latte für sich. Samuel nahm seinen Freund in den Arm und rieb sich an ihm.

„Ist mir aufgefallen“, murmelte er und zog Jonas zu einem Kuss heran.

Sie besorgten es sich zusammen, indem er sich auf Jonas legte und ihre Ständer in seiner Faust unterbrachte. Anschließend verschnaufte er ein bisschen, bevor er von seinem Freund runterstieg und sich auf die Bettkante setzte.

„Geile Nummer“, meinte Jonas und tätschelte seinen Rücken.

Sein Kumpel stand auf und ging ins Bad. Samuel seufzte und starrte ins Leere. Wann kam endlich sein Mr. Right? Ihm fehlte etwas, trotz der tollen Freundschaft mit Jonas.

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Tag der Veröffentlichung: 15.09.2021

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