Cover

Sissi goes Advent 1 und 2

Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig. Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. Ebooks sind nicht übertragbar und dürfen nicht weiterveräußert werden. Bitte respektieren Sie die Arbeit der Autorin und erwerben eine legale Kopie. Danke!

Text: Sissi Kaipurgay / Kaiserlos

Foto von shutterstock

Kontakt: sissi-kaiserlos@gmx.de

https://www.sissikaipurgay.de/

 

Von unten nach oben – ein Tagebuch

Mein Name ist Fritz Klein und das sagt wohl schon alles. Ich heiße nicht nur so, ich bin es auch. Mit gerade mal eins siebzig gelte ich als Zwerg in der homophilen Welt und gehöre nach unten: Entweder auf dem Rücken, auf alle Viere oder sogar auf die Knie. Das habe ich über all die Jahre ertragen und ich will es nicht mehr. Ich will endlich oben sein, hinten oder der stehende Part und zugleich will ich das alles nicht seelenlos, sondern mit Gefühl. Ich sollte meinen Wunschzettel für Weihnachten erneut überdenken.

Wir schreiben den zehnten Dezember und ich habe mir selbst ein Ultimatum gesetzt: Wenn ich bis Heiligabend nicht den richtigen Mann gefunden habe, werde ich meinem jämmerlichen Leben ein Ende setzen. Ich bin neunundzwanzig und unseligerweise am vierundzwanzigsten Dezember geboren, werde dann also dreißig. Ein schönes Datum, um dem schnöden Dasein Lebwohl zu sagen.

Heute ist Samstag und ich stehe gegen Mitternacht in meinem Lieblingsclub, wie jedes Wochenende. Träge lass ich den Blick über die Menge schweifen, fixiere mal hier einen Kerl, mal da, doch keiner sticht mir ins Auge. Aus irgendeinem Grund glaube ich, dass ich es einfach merken werde, wenn Mr. Right endlich gefunden ist.

Missmutig setze ich das Glas an, will gerade trinken und drehe mich dabei um, da passiert es: Ein riesiger Mann streift meinen Arm, das Bierglas gleitet aus meiner Hand und – zack – ist der Kerl ab dem Hals mit schäumendem Pils übergossen.

„Kannst du nicht aufpassen?“, fahre ich den Idioten an, der entsetzt an sich runterglotzt.

Sein ehemals weißes Hemd ist nahezu durchsichtig geworden, sodass sich die Nippel deutlich abzeichnen. Mein Blick wandert hoch, ziemlich weit, denn der Kerl überragt mich um einen Kopf. Ein Typ, wie der dunkle Widersacher des Highlanders, mit langen, schwarzen Haaren und braunen Augen, schon sehr lecker, aber nicht von Interesse für mich.

„Mein schönes Pils“, setze ich noch hinterher, stiere den Mann bitterböse an und stemme die Hände in die Seiten.

Unglauben spiegelt sich auf seiner Miene, während er meine wütende Pose studiert. Langsam schüttelt er den Kopf und seine Mundwinkel zucken hoch.

„Was bist du denn für ein schräger Vogel?“ Seine Stimme ist tief und vibriert direkt in meiner Brust.

Holla! Was für ein Kerl! Ich seufze, überlege kurz, ob ich mich für einen Hengst wie ihn doch noch bücken würde, doch mein Vorsatz steht. Mein Schwanz auch, aber das ist nebensächlich, denn das tut er oft.

„Jedenfalls wachsen deine Chancen auf einen Fick in dem Outfit“, entgegne ich frech, messe den Mann mit einem lüsternen Blick, zwinkere ihm zu und drehe mich zur Bar, um ein neues Pils zu bestellen, da werde ich am Arm gepackt.

„Mal nicht so schnell, du kleiner Frechdachs“, brummelt der begossene Typ. „Du schuldest mir was.“

„Was denn?“

„Einen Besuch im Darkroom?“ Er wackelt mit den Augenbrauen.

Sieht lustig aus und wieder ist die Versuchung da, doch ich weigere mich schlicht, noch einmal in die unterwürfige Rolle zu schlüpfen und schüttele entschieden den Kopf. Der Mann seufzt, lässt mich los, zuckt mit den Achseln und verschwindet in der Menge. Ich trinke noch ein Bier, dann mache ich mich auf den Heimweg.


Am nächsten Tag, dem elften Dezember, überlege ich, wo sich geeignete Kandidaten aufhalten könnten. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass im Kaifu Bad in Hamburg Eimsbüttel die Flirtchancen am höchsten sein sollen. Schwupps – habe ich schon meine Sachen gepackt und bin auf dem Weg.

Der Geruch von Chlor, warme, stickige Luft und typische Geräusche von Badenden empfangen mich schon im Eingangsbereich. Ich dränge mich in eine der winzigen Umkleidekabinen, dabei schwitze ich in der dicken Winterjacke wie ein Schwein. Eigentlich hasse ich Schwimmbadbesuche, kann nur Freibädern etwas abgewinnen, aber was tut man nicht alles für sein Glück.

Meine Klamotten passen knapp in den schmalen Spind, den ich mit einem beherzten Ruck einfach zudrücke. Ist wohl nur für Sommerbekleidung gedacht, das doofe Ding. Mit einem Handtuch über der Schulter gehe ich vorsichtig über den glatten Boden zu den Duschen, mache mich nass und laufe danach in die Halle.

Ist schon beeindruckend hier, mit diesen ganzen Bögen und der hohen Decke. Während ich bewundernd den Blick nach oben schweifen lass, laufe ich am Becken entlang. Ganz schön rutschig ist das hier, denke ich gerade, als ich auch schon ausgleite, wild zappelnd nach einem Halt suche und unversehens an einem harten Körper lande.

Leider ist dieser vom Wasser so glitschig, dass meine Finger vergeblich nach Halt suchen und erst der Bund der Badehose sie kurz aufhält. Mein Körpergewicht zieht mich weiter nach unten, die Hose kommt mit und ich lande auf den Knien. Zum Glück ist der Aufprall gemildert, weh tut er aber doch. Ich schaue auf, dabei klettern meine Augen langsam hoch, über trainierte Schenkel, einen prächtigen Schwanz, eine breite Brust bis zu verärgert zusammengezogenen Augen.

Der Typ von gestern! So viel Pech kann es einfach nicht geben!

„Geht’s noch?“, brummelt der Riese.

„Tschuldigung“, murmele ich, fühle meine Wangen heiß werden und pfriemele die klamme Badehose wieder hoch.

Der Kerl wischt kurzerhand meine ungeschickten Finger weg, verpackt sein geiles Stück in dem nassen Stoff und schnaubt wie ein Stier.

„Geh mir bloß aus dem Weg“, knurrt er, straft mich mit einem verächtlichen Blick und stolziert an mir vorbei.

Für mich ist das Baden hiermit gelaufen. Mit hochroter Birne verlasse ich das Bad.

In der folgenden Woche schaue ich mich zwar auf dem Weg zur Arbeit und auch dort sehr genau um, doch für weitere Aktivitäten fehlt mir der Elan. Erst am Freitag, dem Sechzehnten, habe ich Lust, abends noch etwas zu unternehmen.

Mit meinen Freunden Jens, Hannes und Lars treffe ich mich auf dem Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus, ein Ritual, das wir wenigstens einmal vor Heiligabend pflegen.

„An meinem Geburtstag gebe ich mir die Kugel“, erkläre ich Jens, der pikiert die Brauen lüpft.

„Ich dachte, wir feiern“, meint er, reicht mir einen Becher mit dampfendem Glühwein und führt seinen an die Lippen.

„Ich mag nicht mehr. Dreißig Jahre alt, seit fünf Jahren solo, immer nur Bottom. Echt, ich bin so müde“, antworte ich, puste in das würzige Getränk und wärme meine Finger an dem Porzellanbecher.

„Du willst dich umbringen?“, mischt sich Lars ein.

„Hey, Fritz, das lässt du schön bleiben“, knurrt Hannes und wirft mir einen bösen Blick zu. „Wir brauchen dich noch und es wird sicher bald der richtige Kerl für dich kommen.“

„Ihr habt gut reden“, murmele ich, trinke einen Schluck und verbrenne mir dabei die Zunge.

„Ich bin auch solo.“ Jens schwenkt den Becher, um seine Worte zu untermalen.

„Du hast jedes Wochenende eine Verabredung“, mosere ich. „Deine Liste von Lovern ist soooo lang.“

Ich strecke beide Arme seitlich aus, um ungefähr einen Meter anzudeuten, stoße mit dem Handrücken rechts gegen jemanden und der Inhalt meines Bechers ergießt sich auf … Ich brauche gar nicht hinsehen, denn die Stimme kenne ich nur zu genau.

„Ja, sag mal, du Spinner, bist du denn überall, um mich mit irgendwas zu begießen oder mir die Hosen runterzuziehen?“

Jens hat sich erschrocken die Hand vor den Mund gelegt, Lars und Hannes starren den Kerl an, während mir ganz heiß wird. Vorsichtig schiele ich über die Schulter und gucke in dunkle, böse blickende Augen. Die ganze Vorderfront der hellen Daunenjacke ist rot. Warum kann der Typ keine schwarze Jacke tragen, sondern ausgerechnet eine in Babyblau?

„Tschuldigung“, nuschele ich, fummele ein Papiertaschentuch aus meiner Jacke, drücke Lars den Becher in die Hand, wende mich dem Kerl zu und beginne, an dem Fleck herumzureiben.

Dabei halte ich die Wimpern gesenkt, damit ich nicht von dem wütend funkelnden Blick erdolcht werde. Meine Bemühungen sind natürlich fruchtlos und machen die Sache eher schlimmer als besser, sodass ich nach Sekunden aufgebe und nun doch nach oben schaue. Der Mann hat den Mund zu einem geraden, freudlosen Strich verzogen und runzelt die Stirn.

„Ich habe eine Haftpflicht“, erkläre ich lahm und erdreiste mich sogar, leicht zu lächeln.

„Die brauchst du auch“, knurrt der Riese, drängelt sich an mir vorbei und strebt der Bahnstation zu.

„Was war das denn?“ Lars kann sich ein Lachen kaum verkneifen.

Ich erzähle meinen Freunden von den Missgeschicken der letzten Tage, ernte damit Heiterkeitsausbrüche und muss am Ende selbst lachen.

„Oh Mann.“ Jens kichert und schlägt mir kumpelhaft auf die Schulter. „Vielleicht ist er der Richtige und es ist Bestimmung, dass ihr euch dauernd trefft.“

„Idiot“, erwidere ich liebenswürdig und trete ihm spielerisch gegens Schienbein.


Am folgenden Tag, Samstag dem siebzehnten, gehe ich erneut in den ‚Goldenen Hirsch‘, mehr aus Gewohnheit denn in der Hoffnung, dort Mr. Right zu finden. Nachdem ich eine Weile auf der Tanzfläche herumgezappelt habe, dabei – natürlich – dem dunklen Riesen auf die Füße getrampelt bin und von seinem Blick ermordet wurde, stelle ich mich an die hintere Bar, ordere ein Bier und gucke in die Gegend.

„Na, Kleiner, Lust auf eine geile Nummer?“, brummt jemand in mein Ohr.

„Mach die Fliege“, antworte ich nach einem Schulterblick.

Der lokalbekannte Top Tristan trollt sich und sucht sich ein anderes Opfer, während ich interessiert den dunklen Kerl beobachte, wie dieser sich mit einem schmächtigen Mann unterhält, von dem gemunkelt wird, er wäre auch einer der Hengste. Die beiden verschwinden nach kurzem Gespräch nach hinten.

Ich trinke das Bier aus, stelle das Glas auf den Tresen und laufe hinterher. Die Neugier lässt mich jeden Anstand vergessen.

Neugierig linse ich in den Darkroom und – nachdem sich meine Augen an die schummrige Beleuchtung gewöhnt haben – entdecke den Dunklen mit dem Schmächtigen in einer Ecke. Tatsächlich bückt sich der Riese und der Anblick seiner straffen Arschbacken nimmt mir den Atem. Meine Hose spannt, mein Herz beginnt zu springen und ich würde am liebsten in den Raum stürmen, den anderen Mann wegschubsen und seinen Platz einnehmen.

„Spanner“, schimpft ein Gast, der sich an mir vorbeidrängelt und mit seinem Partner einen freien Platz sucht.

Das bringt mich zur Besinnung, auch wenn es meine Erektion nicht schmälert. Nach einem letzten, sehnsüchtigen Blick auf das ungleiche Paar räume ich den Platz, gehe zu den Toiletten und hole mir in einer der Kabinen einen runter.

Hände waschen, coole Miene aufsetzen und zurück in den Club. Gerade, als ich mit hängendem Kopf den Gang entlangtrotte, tritt der Riese aus dem Darkroom. Ich erwische ihn voll von hinten, umklammere instinktiv seine Taille, um das Gleichgewicht wiederzufinden. Der Kerl schnaubt, rupft meine Arme von seinem Körper, dreht sich herum und spießt mich mit einem tollwütigen Blick auf.

„Gibt es IRGENDETWAS, das du tun kannst, damit das aufhört?“, knurrt er mich an.

„Sterben“, flüstere ich traurig.

Der Mann mustert mich, so etwas wie Mitleid blitzt in seinen Augen auf. Er hebt die Hand und in Erwartung einer Backpfeife ducke ich mich unwillkürlich, doch er streicht überraschend sanft über meinen Kopf.

„So schlimm ist es nun auch wieder nicht“, brummelt er gutmütig und lächelt sogar.

Das ist nicht gut, gar nicht gut. Mein Herzlein stolpert, entflammt und mit einem Mal sehe ich auch den Heiligenschein über dem Schädel des Riesen. ER ist es! Er ist Mr. Right! Deshalb die ganzen Unfälle. Vor Erleichterung ihn gefunden zu haben grinse ich breit zu ihm hoch. Anscheinend begreift er aber nicht, dass wir füreinander bestimmt sind, denn er nickt mir knapp zu, wendet sich um und geht in den Club hinein. Das kann er doch nicht machen!

Leider endet jeder Versuch, mich ihm erneut zu nähern, an seiner kalten Schulter. Ob es nur die Sorge ist, dass ich ihn mit Bier begieße oder einfach Desinteresse, ich kann es nicht feststellen. Nach zwei Stunden vergeblicher Annäherungsversuche verlasse ich müde das Lokal.


Tag achtzehn bricht an. Mr. Right ist gefunden, doch ich weiß weder seinen Namen, noch wo er wohnt. Würde mir allerdings auch nichts nützen, denn offenbar plant er, mir weiträumig aus dem Weg zu gehen. Ich kann es ihm nicht verdenken, weh tut es trotzdem. Was soll ich nur tun?

Es hat geschneit, ganze zehn Zentimeter bringen Hamburgs Straßenverkehr zum Erliegen. Ich entscheide, dass ein Spaziergang um die Alster eine gute Gelegenheit ist, frischen Wind in mein Gehirn zu pusten, ziehe mich warm an und stiefele los.

Gerade mal zehn Minuten brauche ich von St. Georg, dem Stadtteil, in dem ich wohne, bis zur Außenalster. Außer mir haben wohl an die tausend Menschen die gleiche Idee gehabt, nur dass ich allein vor mich hin stapfe, die anderen paarweise. Das versetzt mich in eine so traurige Stimmung, dass mir fast die Tränen kommen. Halb blind und blinzelnd tappe ich den Weg entlang, als ich plötzlich über etwas stolpere.

Ein Hund jault, eine nur allzu bekannte Stimme ruft: „Lektor.“

Ich lande im Schneematsch, fühle eine raue Zunge, die feucht über meine Wange leckt und hechelnden Atem am Nacken. Ein Hund! Ich habe panische Angst vor diesen Viechern, schlinge automatisch die Arme um meinen Kopf, um diesen vor Bissen zu schützen.

„Hätt ich mir doch denken können“, brummt eine tiefe Stimme.

Ich werde hochgehievt, auf meine Füße gestellt und große Hände klopfen den Schnee von meiner Jacke. Ein Spaniel schnuffelt an meinen Füßen, wetzt sich an meinem Bein und kläfft einmal, als wolle er sich entschuldigen. Die Leine ist einmal um mich gewickelt und als der Hund ein paar Schritte trippelt drohe ich, erneut auf die Fresse zu fliegen.

„Lektor, bei Fuß“, grollt Herrchen und ist sich nicht zu schade dafür, mich zu umarmen, aber leider nur, um die Leine von mir loszubekommen.

„Na“, meint der große Mann. „Das war ja endlich mal andersherum.“

„Dann sind wir doch fast quitt.“ Ich schaue zu ihm hoch, entdecke wieder dieses wundervolle Lächeln, das mein Herz zum Trudeln bringt. „Wie heißt du?“, füge ich geistesgegenwärtig hinzu.

„Hannibal“, antwortet er und zeigt auf den Hund. „Das ist Lektor.“

„Witzig“, murmele ich und starre ihn an.

Hannibal starrt zurück, sekundenlang.

„Habe ich Dreck im Gesicht?“, fragt er schließlich und fährt sich irritiert über die Wange.

Stumm schüttele ich den Kopf, glotze aber weiter. Er muss es doch auch merken, es fühlen, verdammt!

„Gut. Ich geh dann mal weiter. Man sieht sich hoffentlich nicht.“ Hannibal zieht an der Leine, nickt mir zu und läuft einfach so an mir vorbei.

Einfach so! Das kann er doch nicht machen!

„Warte! Hannibal! Hey!“ Ich renne hinter ihm her, rutsche aus, stolpere, lande erneut im Matsch und könnte heulen vor Frust.

„Wenn du so weitermachst bist du bald dreckiger als mein Wau-Wau“, brummt Hannibal, der netterweise umgedreht ist und mir hochhilft.

„Wir sind füreinander bestimmt“, rede ich drauflos, nachdem ich wieder stehe. „Du musst es doch auch fühlen. Merkst du es nicht?“

Der Riese starrt auf mich runter, überlegt, runzelt die Stirn, zieht die Brauen zusammen, schüttelt den Kopf.

„Ich merke nur, dass du ein Unglücksrabe bist“, brummelt er, schenkt mir sein Herzensbrecherlächeln und schon hat er sich weggedreht und schlendert davon.

„Hannibal“, wispere ich, nur für meine Ohren bestimmt und unendlich traurig.


Montag, der neunzehnte Dezember. Noch sechs Tage bis zu meinem Freitod. Ich gehe vor der Arbeit in eine Apotheke und besorge mir schon mal Schlaftabletten.

Als ich aus dem Bus steige und meiner Arbeitsstelle zustrebe, hat kalter Nieselregen die Gehwege und Straßen in eine Rutschbahn verwandelt. Auf dem Weg liegt ein Coffeeshop und ich entschließe mich spontan, mir einen Latte to go zu gönnen. Mit Schwung ziehe ich die Eingangstür auf, die wohl gerade ein Gast von innen aufdrücken wollte. Er kommt mir entgegengestolpert und der Inhalt eines Pappbechers ergießt sich über meine ganze Vorderseite. Hannibal!

Vor Freude, ihn zu sehen, ignoriere ich den heißen Kaffee, der sowieso gerade von meiner Daunenjacke absorbiert wird. Ich springe ihm einfach an den Hals, presse mich an ihn ran und bin sogar so dreist, ihm einen Knutscher aufs Kinn zu geben.

„Na, na. Wer wird denn da anhänglich“, brummt Hannibal, löst meine Arme von seinem Nacken und stellt mich auf dem Boden ab.

Seine Jacke ist diesmal dunkel, trotzdem sieht man den nassen Fleck, den ich ihm gerade verpasst habe. Oh nein, daran habe ich ja gar nicht gedacht! Hannibals Blick ist meinem gefolgt, er schmunzelt.

„Irgendwie meint das Schicksal es nicht gut mit uns, nicht wahr?“, murmelt er und mustert meine Daunenjacke, die sich vorne eng an meine Brust schmiegt, dabei langsam die Kälte nach innen leitet.

„Aber es ist Schicksal, dass wir uns immer wieder treffen. Wir gehören zusammen“, rufe ich freudestrahlend und schnappe mir seine Hand.

Einen winzigen Moment lässt er es zu, bevor er seine Finger aus meinen windet, seufzt und mich mitleidig anblickt.

„Du spinnst“, erklärt er milde, wuschelt mir kurz durchs Haar und geht an mir vorbei.

Traurig starre ich ihm hinterher, bis mich ein Kaffeesüchtiger höflich fragt, ob er vorbeidarf.

Ich arbeite in einem Konzern, der Software entwickelt, kein riesiger Laden, sondern eben mal an die dreihundert Mitarbeiter. Mein Spezialgebiet ist Hardware, weshalb ich an der Entwicklung von Geräten beteiligt bin. Wieso mir das gelingt, obwohl ich mein Leben überhaupt nicht auf die Reihe bekomme? Nur Gott allein weiß das.

Als ich ins Firmengebäude komme, sehe ich am Tresen der Empfangsdame keinen Geringeren, als Hannibal stehen. Mein Herz hüpft aufgeregt und der Latte to go in meiner Hand schwankt bedenklich. Ich halte lieber Sicherheitsabstand, lausche dem Gespräch und nippe an dem Kaffee, während ich dumm mitten in der Halle herumstehe.

„Herr Simon wird Sie gleich abholen“, schnarrt Bärbel mit ihrer Reibeisenstimme, weist auf eine Bank und fügt hinzu: „Setzen Sie sich, Herr Leckmann.“

Leckmann! Ich weiß jetzt seinen Nachnamen und – Oh Mann – ich würde den Kerl am liebsten abschlecken, so schnuckelig sieht er aus, als er zu der Bank trottet und sich brav dort niederlässt. Er trägt schwarze Jeans, dazu ein helles Hemd. Die dunklen Haare hat er brav im Nacken zusammengebunden, die Jacke neben sich gelegt und seine braunen Augen wandern umher, entdecken mich und weiten sich ungläubig.

Du?“

Ich lächle, schwenke den Pappbecher und erwidere: „Ja, und noch kein Unglück passiert.“

Mit dem Schwenken habe ich es wohl etwas übertrieben, denn der Latte schwappt und etwas davon platscht mir auf die Füße.

Bärbel gackert, steht auf und watschelt zu mir herüber, wobei sie eine Küchenrolle in der Hand hält und meint: „Du Pechvogel. Hab ich dir nicht tausendmal gesagt, dass du nicht mit Heißgetränken herumlaufen sollst?“

Ich werde feuerrot bei dieser Maßregelung und senke den Blick, während sie sich bückt und die Bescherung aufwischt. Na toll! Nun denkt Hannibal sicher, dass mir das ständig passiert.

Zum Glück öffnen sich in diesem Moment die Fahrstuhltüren und der Kollege Martin Simon kommt aus dem Lift, läuft auf Hannibal zu und begrüßt ihn mit Handschlag. Die beiden steigen plaudernd die Treppe empor und verschwinden aus meinem Blickfeld.

„Was macht dieser Leckmann hier?“, erkundige ich mich bei Bärbel, die schon auf dem Rückweg zum Empfangstresen ist.

„Vorstellungsgespräch“, erklärt sie über die Schulter, geht zu ihrem Stuhl und lässt sich darauf fallen.

Nachdenklich laufe ich die Treppen hoch bis in den zweiten Stock. Die Kollegen grüßen und ich murmele eine Erwiderung, während ich die Jacke ausziehe. Sie ist komplett vorneherum nass, sodass ich sie über der Heizung drapiere und mal hoffe, dass sie bis Feierabend trocken ist.

Den ganzen Tag geistert Hannibal durch meinen Kopf. Wenn wir Kollegen werden, habe ich dann endlich eine Chance bei ihm, oder verabscheut er mich einfach ganz und gar? Sicher, unsere bisherigen Treffen standen unter keinem guten Stern, auch wenn es sich inzwischen zu seinen Gunsten gewandelt hat, doch was, wenn ich ihm überhaupt nicht gefalle?


Der zwanzigste Dezember bricht an. Ich trotte zur Arbeit, erkundige mich bei Martin und in der Personalabteilung nach Hannibal, unauffällig, natürlich. Man hat sich noch nicht entschieden, heißt es, aber seine Adresse bekomme ich von der kleinen Auszubildenden, die in mich verschossen ist. Wenigstens etwas.

Am nächsten Tag rutsche ich an der Bushaltestelle aus, werde von einem Mann knapp vor einem Sturz bewahrt und als ich mich ihm an den Hals werfen will – es kann nur Hannibal sein – ist es ein älterer Herr, der mich milde erstaunt anschaut. Somit hat das Schicksal offenbar seine Finger aus meinem Leben zurückgezogen.

Mir ist speiübel und der Kummer nagt an mir, frisst sich in meine Magenwände und lähmt mein Herz. Soll es wirklich nicht sein?


Der Freitag kommt und mit ihm eine Einladung zu Lars und Hannes. Da sie den nächsten Tag, Heiligabend, in Familie machen werden, wollen sie mich vor meinem Geburtstag noch mal sehen. Mir ist zwar nicht nach Gesellschaft, aber Lars kann sehr überzeugend sein und würde mich wahrscheinlich gefesselt aus meiner Wohnung holen, wenn ich nicht freiwillig zu ihm komme.

Wie ein Häufchen Elend hocke ich dann an dem Esstisch, an dem auch Jens, Hannes und Lars sitzen, und berichte von meinen Begegnungen mit Hannibal Leckmann. Das erzeugt zwar Heiterkeit bei meinen Freunden, dennoch ist Lars‘ Blick besorgt und auch die beiden anderen behandeln mich wie ein rohes Ei.

Am Ende des Abends bin ich angenehm betrunken, lass mich ruhig von einem Taxi nach Hause schaukeln, doch als ich im Bett liege, überfällt mich erneut das heulende Elend. Die Sehnsucht nach einem Menschen – speziell diesem Besonderen – frisst mich fast auf.


Vierundzwanzigster Dezember. Meine Augen sind verklebt, die Pyjamahose auch. Ich wanke ins Bad, stelle den blonden Idioten unter die Dusche und denke daran, dass dies das letzte Mal sein wird, dass ich mich waschen muss. Ein tröstender Gedanke. Vielleicht mache ich es gerade deshalb gründlich, rasiere mich hinterher überall und glotze anschließend in den Spiegel.

Helle Locken, verschwollene grün-graue Augen, feminine Gesichtszüge und ein breiter Mund. Wird als Leiche gut ausschauen, sofern der Bestatter keinen Mist baut.

Drei Packungen Schlaftabletten liegen auf dem Küchentisch. Die Beipackzettel habe ich – wie immer – nur überflogen, steht eh immer dasselbe darauf. Wahllos werfe ich dreißig der bunten Pillen in ein Glas, lass Wasser darüber laufen und gucke eine Weile zu, wie sich die Tabletten eine nach der anderen auflösen.

Es ist schon Mittag – oder erst. Tante Violets Anruf werde ich noch abwarten. Meine letzte Verwandte und irgendwie mag ich sie, auch wenn sie schwerhörig ist. Eine Stunde später klingelt das Telefon.

„Fritzi? Herzlichen Glückwunsch“, brüllt meine Tante.

„Dankeschön“, rufe ich zurück.

„Geht es dir gut, mein lieber Neffe?“

Ihre laute Stimme reißt mir fast das Ohr weg.

„Ja. Alles gut. Danke.“

„Dann wünsche ich dir einen schönen Geburtstag“, schallt es durch die Leitung, bevor meine Tante einfach auflegt.

So ist sie: Kurz, aber herzlich. Ich seufze, werfe das Mobilteil aufs Sofa und schaue mich um. Pflanzen gießen liegt an, vielleicht noch einmal den Zettel kontrollieren, auf dem ich meine Hinterlassenschaft geordnet habe.

Ein letzter Blick in den Spiegel. Verwaschene Lieblingsjeans, ein grünes T-Shirt, das gut zu meiner Augenfarbe passt. Wer bin ich? Ich glotze mich an, kategorisiere mich als kleinen, schmalen Mann, mit beginnenden Fältchen in den Augenwinkeln, weil ich gern lache, normalerweise. Die Locken sind blond und hängen mir wild ums Gesicht. Ich mag mein Äußeres, mein Inneres dagegen nicht, es ist wie tot.

Eine Stunde später sitze ich wieder in der Küche und starre das Glas mit der milchigen Flüssigkeit an. Soll ich? Jetzt? Später? Wird das Zeug schlecht, wenn es lange steht? Es läutet.

Ich trabe zur Tür, erwarte so etwas, wie einen Fleurop-Strauß, denn Tante Violet ist manchmal komisch in solchen Dingen und schließlich feiere ich – ha, ha – meinen Dreißigsten. Es steht wirklich ein Mann mit Blumen vor der Tür, doch es ist kein Bote, sondern …

„Hannibal“, hauche ich und glotze ihn einfach mal an.

„Du?“

Verdutzt starrt er zurück.

„Wen hast du denn erwartet?“, brummele ich unwirsch.

„Fritz Klein, ein Geburtstagskind. Aber … Okay, klein bist du schon, doch ich dachte nicht, dass gerade DU es bist.“

„Gib die Blumen her und verpiss dich. Hab gerade was Wichtiges vor“, grummele ich verletzt, reiße ihm den Strauß aus der Hand und knalle die Tür zu.

DER hat mir gerade noch gefehlt! Es läutet. Ich öffne erneut die Tür.

WAS willst du noch?“, fahre ich Hannibal an, dabei presse ich die Blüten gegen meine Brust und darf schmerzhaft erfahren, dass Rosen Dornen haben.

Verdammter Scheißdreck! Als wüsste ich das nicht! Genervt lockere ich den Griff um die Stiele und glubsche den dunkelhaarigen Hünen an, dessen Blick plötzlich ganz sanft ist.

„Ich bin dein Geschenk“, erwidert er, schubst mich zurück und dringt mit seiner ganzen Präsenz einfach so in meinen Flur ein. „Zeig mir dein Wohnzimmer“, verlangt er und guckt sich um.

Ich würde ihm alles zeigen, mich, meinen Schwanz, der plötzlich steif wird, meine Seele. Mit dem Kinn nicke ich nach links, während ich fieberhaft überlege, was der Kerl hier will … und wo ich die verdammten Blumen hintun soll.

Schnell laufe ich in die Küche, lass Wasser ins Spülbecken laufen und werfe die Rosen hinein. Danach schleiche ich zum Wohnzimmer, linse vorsichtig um die Ecke des Türrahmens und entdecke Hannibal vor der Stereoanlage. Er guckt sich gerade die CDs an, die sich im Regal darüber stapeln, nimmt eine und legt sie in den Player.

„Was wird das hier?“, erkundige ich mich misstrauisch.

„Dein Geschenk“, erklärt Hannibal, nachdem er sich umgedreht und die Winterjacke achtlos abgeworfen hat. „Setz dich hin.“

„I’m too sexy for my shirt“, erklingt es aus den Lautsprecherboxen und ich bewege mich seitlich zu einem Sessel, während ich den großen Mann anstarre, der seinen Zopf löst, aus den Stiefeln steigt und beginnt, sein Becken im Takt zu schwingen.

Ich plumpse auf die weiche Sitzfläche, die Augen gebannt auf Hannibal gerichtet. Er kann sich wirklich sexy bewegen, als wäre er ein Profitänzer. Das Hemd landet nach einer eleganten Bewegung der Schultern auf dem Boden. Ganz langsam rollt er das T-Shirt hoch und entblößt einen wahnsinnig scharfen Bauch, dreht sich herum und zeigt mir einen knackigen Arsch in enger Jeans. Ich kralle die Finger in die Armlehnen und beuge mich vor, obwohl ich dadurch meine Erektion noch schmerzhafter einklemme, aber ich kann einfach nicht anders. Am liebsten hätte ich Hannibal geholfen, doch der kommt allein ganz gut zurecht.

Er tanzt auf mich zu, dabei zieht er das T-Shirt über den Kopf. Direkt vor mir öffnet er die Knöpfe der Jeans, zieht den Hosenstall etwas auseinander und gibt den Blick frei auf den Schamhaaransatz. Wah! Mein Finger beginnen zu zittern, wollen ihn anfassen, kratzen und kneifen.

Mit einem provozierenden Grinsen schiebt er die Hose Millimeter um Millimeter tiefer, tänzelt rückwärts, und als sie endlich über seine Hüften rutscht, dreht er sich herum, beugt sich vor und befreit sich mit schlangenartigen Bewegungen ganz von dem Stoff. Sein Hintern ist kaum bedeckt, nur ein Streifen Stoff verliert sich zwischen den Arschbacken.

Hannibal richtet sich auf, wirft dabei die schwarze Haarmähne nach hinten und wackelt so provozierend mit dem Becken, dass mir ganz schwindelig wird vor Geilheit. Mit einer Drehung setzt er seine Vorderfront meinem Blick aus, macht tänzelnde Schritte auf mich zu und verharrt vor mir.

„Nun, pack den Rest aus“, fordert er lächelnd.

Ich? Ich soll ihm diesen winzigen Slip …? Vorsichtshalber schaue ich hoch und hole mir die Erlaubnis in seinen dunklen Augen, bevor ich beidseitig einen Finger in den Bund dieser Frechheit hake, sie anlüpfe und bedächtig nach unten ruckele. Hannibals mächtige Erektion springt hervor und bleibt als auf mich gerichteter Zeiger wackelnd stehen.

Ein sehnsüchtiger, wimmernder Laut steigt in meiner Kehle auf. Meine Hose kastriert mich und meine Hände beginnen zu schwitzen. Ich schaffe es knapp, den Stoff bis zu den Knien zu bewegen, bevor ich die Finger wegziehe und sie vorsichtshalber zwischen meine Beine klemme, damit ich diesen herrlichen Körper nicht versehentlich anfasse.

Hannibal steigt selbst aus dem Slip, dreht sich vor mir und tänzelt zu den leiser werdenden Klängen herum, bis diese ganz verebben und Stille eintritt.

„Hat dir dein Geschenk gefallen?“, erkundigt er sich und streicht die Haare zurück.

Ich nicke heftig, schlucke dabei und versuche, ruhig zu atmen. Hannibal lächelt, kommt zu mir, beugt sich vor und gibt mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er sich nach der Unterwäsche bückt.

„Nicht“, bricht es aus mir heraus, panisch und atemlos. „Bitte nicht.“

Hannibal runzelt die Stirn, guckt auf den Stoff in seiner Hand, dann wieder auf mich.

„Die Show ist vorüber“, murmelt er. „Was willst du noch?“

„Dich. Dich ansehen. Bitte!“

Mit einem Seufzer lässt er den Slip fallen, geht vor mir in die Knie, bis er auf Augenhöhe ist. Die dunklen Augen geben keine Gefühle preis, seine Miene ist verschlossen.

„Genauso ein Goldlöckchen wie du hat mir mal das Herz gebrochen. Du erinnerst mich an ihn, rein äußerlich.“

„Aber … nur äußerlich? Dann haben wir doch eine Chance.“

„Ich will einen echten Partner, der mir treu ist und … der mich liebt, so sehr, wie ich ihn.“ Hannibals Mundwinkel zucken. Er hebt die Hand und streicht mit den Fingerknöcheln über meine Wange. „Du bist nicht der Richtige für mich. Sieh dich doch an. Du brauchst einen Hengst und der bin ich nicht, ich liege lieber unten. Gefallen tust du mir schon aber … Es hat keinen Sinn.“

„Du reduzierst das alles auf Sex.“ Ich schnappe mir seine Hand und lege sie wieder an meine Wange. „Der ist zwar schön und wichtig, aber mir geht’s um mehr. Viel mehr. Okay, ich geb’s zu, ich würde dich auch gerne ficken“, setze ich mit einem kecken Schmunzeln hinterher.

Hannibals Kinnlade sackt runter. In meinen Ohren dröhnen die Herzschläge, mir zittern die Knie.

„Du … du willst mich … mich ficken?“, stammelt er.

Ich nicke eifrig und meine Augen kleben hoffnungsvoll auf seinem Gesicht.

„Du willst mehr?“, gibt er zusammenhängender von sich.

„Ich hab mich in dich verliebt“, gestehe ich, dabei wackelt meine Stimme vor überbordendem Gefühl.

„Küss mich, du Engel.“ Hannibal bietet mir seinen Mund.

Mit beiden Händen packe ich ihn am Kopf, ziehe ihn heran und nähere meine Lippen vorsichtig den seinen. Der erste Kuss soll perfekt sein, für mich und für ihn. Hannibal kommt mir ungestüm entgegen, unsere Zähne klacken aufeinander, sodass wir beide schmerzerfüllt aufstöhnen.

„Verdammt, nicht mal das kannst du ohne Unfall“, knurrt Hannibal, zerrt mich vom Sessel und landet mit mir auf dem Teppich.

Er beugt sich über mich und diesmal gelingt uns ein Kuss, sogar ein richtig zärtlicher. Der nächste wird schon wilder und die folgenden wahnsinnig leidenschaftlich.

„Mein kleiner Engel“, flüstert Hannibal an meinem Mund. „Du glaubst gar nicht, wie verrückt du mich machst, seit ich dich getroffen habe.“

„Davon hab ich aber nichts gemerkt“, maule ich, dabei streiche ich an seinen Seiten auf und ab und fühle beglückt die Gänsehaut, die das bei ihm verursacht.

„Ich dachte, du suchst ein Abenteuer und außerdem war da diese Sache mit meinem Ex.“ Er knabbert kurz an meiner Unterlippe. „Sollte ich mich nicht besser anziehen, damit wir uns kennenlernen können? Ein Bier zusammen trinken und reden?“

„Können wir das später machen? Ich bin so scharf auf dich und kann gar nicht klar denken“, murmele ich und streiche mit meiner Nase an seiner entlang.

„Okay. Machen wir das später. Viel später“, stimmt Hannibal zu, zupft an meinem T-Shirt und Sekunden später bin ich nackt. „Hast du ein Bett?“, erkundigt er sich mit rauer Stimme, wobei seine Augen mich schier aufzufressen drohen.

„Klar“, piepse ich, rappele mich hoch und helfe ihm vom Boden.

An einer Hand ziehe ich ihn hinter mir her, eile zum Schlafzimmer, wobei meine Erektion munter auf und ab wippt. Vor dem Bett bleiben wir stehen und mein Blick fällt auf Hannibals Körpermitte. Erst jetzt entdecke ich den durchsichtigen Cockring an seiner Schwanzwurzel. Darum war er vorhin erigiert, es war also nicht wegen mir! Enttäuschung flammt auf.

„Brauchst du den, damit du bei meinem Anblick einen hochbekommst?“, frage ich anklagend und zeige auf das Gummiding.

Hannibal lacht leise, entfernt das Teil vorsichtig, wirft es beiseite, zieht mich in seine Arme und küsst mich liebevoll. „Dummerchen. Als Stripper braucht man das, aber als dein Liebhaber brauche ich das nicht“, murmelte er an meinen Lippen.

Wir landen auf dem Laken, wälzen uns umher, tauschen Küsse, murmeln Unsinn, reiben uns aneinander und schließlich lande ich zwischen seinen Schenkeln.

„Mach schon“, fordert Hannibal, wackelt mit dem Hintern und zieht die Beine hoch.

Ich lange in die Schublade des Nachtkästchens, fuhrwerke herum und befördere ein Kondom und eine Tube aufs Bett. Eilig bereite ich mich vor, beuge mich über meinen Liebsten und setze die Schwanzspitze an. Damit habe ich nicht viel Erfahrung, weshalb meine Finger zittern, als ich meinen Steifen in den rosigen Muskel drängele.

Eng und heiß umfängt mich Hannibals Inneres, gibt mir einen Vorgeschmack dessen, was mich noch erwartet. Oh Mann, ich kann schon jetzt fast nicht mehr, doch ich beiße die Zähne zusammen und schiebe mich immer tiefer. Hannibals Stöhnen geilt mich noch mehr auf. Das Ganze gerät zu einem harten Test meiner Beherrschung. Endlich ganz mit ihm verbunden halte ich inne, um ihn mit Küssen zu verwöhnen.

„Fick mich endlich“, fordert Hannibal, krallt die Finger in meine Hüften und zerrt an mir.

Ich kann es auch nicht mehr erwarten, schubse mein Geschlecht immer härter in meinen Liebsten und sehe schon Sterne. Meine Lunge kollabiert, unten brodelt es, die Selbstbeherrschung bröckelt.

„Hannibal, oh, SCHEISSE“, flüstere ich und dann passiert es auch schon: Ich komme, dabei stürzen salzige Tränen aus meinen Augen und es ist der Himmel, zugleich aber auch die Hölle. Versagt. In dem wichtigsten Moment meines schnöden Daseins zu früh abgespritzt. Heulend fülle ich das Kondom, kralle meine Finger in Hannibals Schultern und glotze ihn entsetzt an. Das darf doch nicht sein! Bitte! Doch es geschieht und lässt mich erschöpft schniefend zurück.

„Mein kleiner Engel der Unfälle“, murmelt Hannibal, umarmt mich und streicht mir tröstend über den Rücken.

„Ich bin ein Versager“, jammere ich unglücklich und verstecke das Gesicht an seiner Brust.

Schweigend liebkost er mich, bis ich mich nach einer Weile traue, zu ihm aufzuschauen.

„Hasst du mich jetzt?“

„Kleiner Spinner“, brummt Hannibal, streicht mir die Locken aus dem Gesicht und schmunzelt. „Beim nächsten Mal wird es besser.“

Mein Herz wird leichter. „Es gibt ein nächstes Mal?“

„Oh ja, dich gebe ich nie mehr her.“ Ich bekomme einen fetten Knutscher auf den Mund gedrückt. „Mit dir ist es nie langweilig. Allerdings habe ich Bedenken, mir von dir einen Blowjob zu wünschen. Ich hänge an meinem Schwanz.“ Er grinst breit.

Einen Moment glotze ich ihn ungläubig an, dann bin ich schon auf dem Weg nach unten, wo mich sein hartes Stück sehnsüchtig erwartet. Besonders umsichtig achte ich darauf, ihn nicht mit den Zähnen zu verletzen und verrichte meine Sache wohl ganz gut, denn mein Liebster spritzt laut stöhnend ab, macht die Brücke dabei und krallt die Finger in meine Haare.

Mit selig glänzenden Augen robbe ich an ihm hoch, umarme ihn und überschütte sein entspanntes Gesicht mit Küssen, was er mit sichtlichem Genuss über sich ergehen lässt. Starke Arme umfangen mich und das hier ist bestimmt der schönste Geburtstag, den ich je erlebt habe.


„Was ist das für Zeug?“, fragt Hannibal und hält das Glas mit den aufgelösten Tabletten hoch.

Wir haben uns in die Küche gewagt, um etwas zu trinken zu besorgen.

„Oh, gib her, ich schütte das weg.“

Ich will nach dem Glas schnappen, aber er hält es außer Reichweite und mustert die Medikamentenpackungen, die auf dem Tisch herumliegen. Mit zusammengezogenen Augenbrauen schaut er mich an, schüttelt langsam den Kopf und geht zur Spüle. Das Gebräu wandert in den Ausguss.

„Was bist du bloß für ein Spinner“, meint Hannibal, tritt auf mich zu und umarmt mich fest. „Wieso wolltest du denn sterben?“

„Ich bin war so allein“, flüstere ich an seiner Brust.

„Mein einsamer Engel“, brummelt er und drückt mich so fest, dass ich glaube, gleich meine Knochen knacken zu hören. „Wir fahren jetzt zu mir, Lektor wartet und ich will dich nicht allein mit diesem Gift lassen. Außerdem gibt es bei mir einen Weihnachtsbaum. Deine Freunde haben uns beiden einen Gefallen erwiesen, als sie mich gebucht haben, nicht wahr?“

So geschieht es dann. Ich darf unter dem Baum erneut mein Geschenk auspacken und diesmal besorge ich es Hannibal richtig. Später liegen wir mit glänzenden Augen auf der Couch, eng aneinandergeschmiegt, und gucken die geschmückte Tanne an, an der dreißig Kerzen brennen. Zu unseren Füßen hechelt Lektor, wobei er ab und zu an meinen oder Hannibals Zehen leckt. Das kitzelt, und irgendwie mag ich diesen Spaniel. Vielleicht, weil er zu Hannibal gehört?

Heiliger Abend, oh ja, das ist er dieses Jahr wirklich für mich. Zu verdanken habe ich das meinen Freunden, die Hannibal ausfindig gemacht und für den Strip gebucht haben. Ich muss mich bei ihnen bedanken, irgendwann, wenn ich so weit bin, die Finger von dem heißesten Kerl aller Zeiten lassen zu können. Dürfte noch eine Weile dauern.


ENDE


Drei Sterne Story

Marcel und Tonio, die einst zusammen zur Schule gingen, treffen sich unerwartet wieder. Achtung: Diese Story ist zensiert! Nicht ganz ernst gemeint.

***



Im ‚Goldenen Hirsch‘ war Weihnachten. Überall Lametta, Lichterketten, Weihnachtskugeln und über der Tanzfläche schwebte sogar ein Schlitten mit Rentieren und einem Weihnachtsmann.

Tonio hing gelangweilt an der Bar, nippte an einem Bier und musterte das Publikum. Er hasste das Fest, wahrscheinlich auch deshalb, weil er allein war und keine Familie mehr hatte. Gerade an Heiligabend wurde er sich schmerzlich bewusst, wie sehr er seine Eltern, die viel zu früh gestorben waren, vermisste.

Ein fester Partner fehlte ihm auch, denn bisher hatte noch kein Mann sein Herz berühren können. Vielleicht besaß er dieses Organ gar nicht. Nicht einmal so etwas wie Verliebtheit hatte er je erlebt und das, obwohl er schon dreiundzwanzig Jahre alt war. Allerdings hatte er seine Vorliebe für das eigene Geschlecht auch erst spät entdeckt, daran konnte es auch liegen.

Tonio seufzte, trank die Flasche leer und stellte sie auf den Tresen. Gerade überlegte er, ob er das Etablissement wechseln und ins ‚Gay-dance-total‘ gehen sollte, als ein Mann mit Weihnachtsmütze und Sonnenbrille auf ihn zu schlenderte. Etwas an dem Kerl kam ihm bekannt vor, doch das Licht war zu trübe, als dass er viel von seinem Gesicht erkennen konnte. Die Sonnenbrille tat ein Übriges.

„Hallo Schönheit“, sprach ihn der Typ an.

Tonio musterte den Mann und was er sah, gefiel ihm. Ein schlanker Körper, schöne Lippen und eine gerade Nase. Irgendwo hatte er den Typ schon mal gesehen, doch im Moment wollte es ihm einfach nicht einfallen.

„Ich bin Tonio“, ging er auf die Anmache ein.

„Marcel“, stellte sich die Weihnachtsmütze vor. „Hast du Lust?“

Wow, der ging aber ran! Tonio überlegte ein paar Sekunden und entschied, dass ein kleiner F*** nicht schaden könne. Schließlich war er genau deswegen hergekommen. Er nickte knapp.

„Komm“, meinte Marcel, drehte sich um und ging los.

Tonio folgte ihm zu dem dunklen Gang, an dessen hinterem Ende sich die Toiletten befanden. Ihr Ziel war jedoch ein Raum, der gleich links lag und in dem sich schon andere kopulierwillige Paare eingefunden hatten.

Marcel suchte einen freien Platz, schaute über die Schulter und lächelte Tonio an. In diesem Augenblick fiel Tonio ein, woher er den Mann kannte. Wieso war er nicht gleich darauf gekommen? Er war mit Marcel zur Schule gegangen, jedoch nicht in die gleiche Klasse. Damals war der Kerl ein umschwärmter Typ gewesen, wogegen Tonio zu denen gehörte, die ständig Spott ernteten.

Schon aufgrund seiner geringen Körpergröße war er das beliebte Ziel für Neckereien gewesen, an denen sich auch Marcel nur zu gern beteiligt hatte. War hier die Gelegenheit für eine Revanche gekommen? Hatte Marcel ihn nicht erkannt?

„Was ist los? Hast du es dir überlegt?“, fragte dieser, nahm die Sonnenbrille ab und schaute Tonio prüfend an.

„Nein. Wir können loslegen.“

Tonio grinste schief und wollte den anderen gerade zur Wand drehen, als dieser ihn packte und unerwartet die Lippen auf seinen Mund presste. Vor Überraschung küsste er Marcel und ein ungewohnt warmes Gefühl breitete sich in seinem Magen aus. Es wogte durch seinen ganzen Körper und wurde immer stärker, je länger der Kuss dauerte. Erregung flammte auf, sein Schw*** wurde steif.

Starke Hände legten sich auf seine Ar***backen und kneteten sie tüchtig durch. Tonio fühlte sich, als würde sein Inneres eine Kernschmelze hinlegen. Unruhig rieb er sein Becken an Marcels und stöhnte vor Ungeduld.

„Du bist so heiß. Ich war schon damals scharf auf dich“, flüsterte Marcel heiser.

Warum auch immer, diese Worte ernüchterten Tonio. Er löste sich von dem anderen, rupfte dessen Hände von seinem Körper und schubste ihn weg.

„Klar, darum hast du auch mitgemacht, wenn ich verspottet wurde“, zischte er.

„Hör mal, das war doch nur Spaß.“

Marcel grinste, was Tonio nur noch wütender machte.

„Mir hat es keinen Spaß gemacht. Vergiss die Sache hier, mir ist die Lust vergangen.“

Er drehte sich um und schickte sich an, den Raum zu verlassen, da wurde er an der Schulter gepackt und zurück an Marcels harten Körper gedrückt.

„Tonio? Ich mach es wieder gut.“

Trotz seines Zorns flammte erneut Erregung auf, als er den warmen Atem an seinem Ohr spürte. „Wie soll das gehen?“

„Lass mich dir einen bla***“, schlug Marcel mit rauer Stimme vor.

„Ne, danke“, murmelte Tonio, obwohl der Gedanke, den Mann knien zu sehen, ihn schon anmachte.

„Komm schon“, raunte Marcel. „Ich hab dich nie vergessen können. Gib mir eine Chance.“

Tonios Herz machte einen Satz, stolperte und begann schnell zu klopfen. Saß er hier gerade einer Täuschung auf? Er schaute über die Schulter, direkt in Marcels Augen, die ihn ehrlich anfunkelten. Doch konnte er auf seine Menschenkenntnis vertrauen?

„Lass mich los“, bat er. „Meine Antwort ist nein.“

Enttäuschung flackerte in Marcels Blick, als er die Arme fallen ließ und einen Schritt zurück machte.

„Ich war so froh, als ich dich eben entdeckt habe. Seit Jahren wünsche ich mir, dich irgendwo zu treffen und nun …“

„Was soll der Sche***?“ Tonio wandte sich um und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Sagt mal, wird das hier eine Diskutierrunde?“, fragte der Kerl, der neben den beiden gerade einen Mann durchvög***. „Das ist voll abtörnend. Könnt ihr woanders weitermachen?“

Tonio warf Marcel einen bösen Blick zu, bevor er eilig zur Tür schritt.



Zurück am Tresen, winkte er den Barkeeper heran und bestellte ein neues Bier. Marcel gesellte sich einfach zu ihm und orderte das Gleiche. Stumm standen sie eine Weile da, tranken und sahen in die Gegend. Tonios Herz rumpelte ungleichmäßig und er war sich der Nähe des anderen nur allzu bewusst.

Noch nie hatte er eine derartige Aufregung gespürt, ein solch starkes Verlangen, einen Mann zu berühren, doch er wehrte sich mit aller Kraft dagegen. Marcel wollte ihn nur verarsc***, soviel war sicher, und dafür war er sich einfach zu schade.

„Du warst damals in meinen Träumen und bist es immer noch. Ich hab mich einfach nicht getraut, dir meine Gefühle zu gestehen. Wahrscheinlich war ich so ekelhaft zu dir, weil ich verliebt war, dich aber nicht haben konnte. Ich dachte doch, dass du auf Mädchen stehst“, murmelte Marcel schließlich.

Er guckte Tonio dabei nicht an. Sein Adamsapfel hüpfte aufgeregt und er drehte nervös die Bierflasche in seinen Händen.

„Und das soll ich dir glauben?“, höhnte Tonio.

„Ich sage die Wahrheit.“ Marcel warf ihm einen kurzen Blick zu. „Aber anscheinend kann ich sagen, was ich will, du willst mir einfach nicht glauben.“

„Ist das so schwer zu verstehen?“

„Nein.“ Marcel seufzte, leerte die Flasche und knallte sie auf den Tresen. „Ich verschwinde. Lebwohl, Tonio. Vielleicht freut es dich zu hören, dass es mir gerade ganz beschi*** geht.“

Er setzte die Sonnenbrille auf, lächelte freudlos und verschwand in der Menge, bevor Tonio etwas sagen konnte.

„Ihm geht es beschi***?“, flüsterte Tonio und sein Herz setzte zum Überschlag an.

Ohne hinzusehen, stellte er das halbvolle Bier weg und eilte Marcel hinterher.



Vor dem ‚Goldenen Hirsch‘ angekommen, entdeckte Tonio ihn auf dem Parkplatz, wo er sich gerade anschickte, in einen Wagen zu steigen.

„Marcel! Warte!“

Tonios Stimme hallte laut in der nächtlichen Stille. Marcel schaute auf, seine Mundwinkel zuckten. Mit langen Schritten lief Tonio auf ihn zu.

„Du … Dir geht’s beschi***? Wegen mir?“, fragte er zaghaft.

Marcel nickte stumm.

„Ich … Ich glaube dir“, flüsterte Tonio, wobei ihm das Herz in die Hose rutschte vor Angst, der andere könnte ihn gleich auslachen.

„Danke“, meinte Marcel kühl.

Wumms! Tonios Herz sackte noch tiefer.

„Ich fahr dann mal“, murmelte Marcel.

Ein Messer drehte sich in Tonios Bauch und seine Kehle wurde eng.

„Mach’s gut“, flüsterte Marcel und stieg in den Wagen.

Ungläubig glotzte Tonio durch die Windschutzscheibe, während sein Atem helle Wölkchen in der eiskalten Luft bildete. Eine stählerne Klammer schloss sich um seinen Brustkorb und drückte zu. Der Motor wurde gestartet und Marcel setzte rückwärts aus der Parklücke. Stocksteif stand Tonio da, außerstande, irgendetwas zu tun oder zu sagen. Sein Blick hing an dem Fahrzeug und es fühlte sich an, als würde ihm das Herz aus dem Leib gerissen.

„Schei***“, keuchte er erstickt.

Gerade als er dachte, dass Marcel wirklich davonfahren würde, stellte dieser den Motor ab und öffnete die Fahrertür.

„Soll ich dich irgendwohin mitnehmen?“

Die Frage klang steif, dennoch regte sich in Tonio sofort Hoffnung und er nickte eifrig.



„Wo soll ich dich absetzen?“, fragte Marcel, nachdem Tonio auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte.

„Ich … Kann ich mit zu dir?“

„Was soll das für einen Sinn machen?“ Marcels Stimme klang mutlos.

„Gilt dein Angebot nicht mehr?“, fragte Tonio verzagt.

„Ach so. Ja. Doch, das gilt noch“, murmelte Marcel und fuhr los.



Seine Wohnung war eine typische Studentenbude, bestehend auf einem Zimmer mit Küche und Duschbad. Marcel warf den Schlüsselbund auf den Schreibtisch, streifte die Winterjacke ab und schlüpfte aus den Schuhen.

„Willst du was trinken oder soll ich gleich zur Tat schreiten?“, fragte er mit spöttisch hochgezogenen Augenbrauen.

„Ein Bier … wenn du eines hast“, antwortete Tonio leise, während er die Jacke von den Schultern gleiten ließ.

Neugierig schaute er sich um. Ein breites Bett stand in einer Ecke, daneben ein Schrank. Unter dem Fenster befand sich ein Schreibtisch, davor ein Drehstuhl. Die Wände waren, bis auf ein paar Bilder, kahl, dennoch wirkte der Raum gemütlich.

„Bitte“, murmelte Marcel, hielt ihm eine Flasche hin und setzte sich selbst eine an die Lippen.

Nach einem Schluck stellte er das Bier weg und ging auf die Knie. Mit geschickten Bewegungen öffnete er Tonios Jeans, streifte sie bis zu den Knien und glotzte entzückt die enge Pants an, die das Geni*** verdeckte.

„Sexy“, murmelte er, umschlang Tonio mit beiden Armen und presste dem Mund auf den Stoff, genau über dem sich langsam regenden Schw***.

Tonio wurden die Knie weich, als er den heißen Atem in seinem Schoß spürte. Er stellte die Flasche zu der anderen, grub seine Finger in Marcels Haar und zog daran, bis dieser aufschaute.

„Können wir nicht erst mal küssen?“

Langsam stand Marcel auf, senkte den Kopf und berührte mit seinem Mund Tonios Lippen. Zärtlich fuhr er über die weiche Haut, knabberte an der Unterlippe und schlang dabei seine Arme um dessen Brust. Ein kehliges Stöhnen stieg in Tonios Kehle hoch, sein Herz begann zu rasen. Die Pants wurde enger und enger, während der Kuss immer wilder wurde.

„Oh Mann, Tonio“, seufzte Marcel. „Du machst mich irre.“

Als Bestätigung presste er sein Becken an Tonis und ließ ihn seine Hä*** fühlen. Tonio erschauerte, seine Finger fuhren über Marcels Rücken und mogelten sich unter das Sweatshirt. Die nackte Haut war seidenglatt und machte süchtig nach mehr.

„Kann ich den Blow*** gegen einen Echtf*** tauschen?“, fragte Tonio heiser.

„Aber gern“, wisperte Marcel und drängte ihn rückwärts, bis die Bettkante ihn zu Fall brachte.

Innerhalb von Sekunden hatte Marcel sowohl sich als auch Tonio von den störenden Klamotten befreit. Er krabbelte auf die Matratze und verharrte einen Moment, in dem er bewundernd Tonios Körper anstarrte.

„Du bist so unglaublich schön.“ Marcel ließ die Fingerspitzen über Tonios Brust gleiten und kratze erregend über die Brustwar***. „Davon hab ich tausendmal geträumt. Mir vorgestellt, wie du nackt aussiehst und was du für Laute von dir gibst, wenn ich das hier mache.“

Provozierend fuhr seine Faust einmal an Tonios Schw*** rauf und runter. Ein langgezogenes Wimmern war sein Lohn, was ihn sogleich anspornte, die Bewegung zu wiederholen. Tonio streckte die Arme aus und zog ihn zu sich runter, um ihn erneut in einen leidenschaftlichen Kuss zu verwickeln. Sein Blut kochte, im Bauch flatterte es und sein steifes Gl*** zuckte vor Verlangen nach Erlösung.

„Du in mir“, flüsterte er sehnsüchtig. „Bitte!“

Marcels Antwort war ein feuriger Blick und ein Griff zum Nachtschrank. Gleich darauf schwang er sich auf Tonio, schob dessen Beine nach oben und setzte die Spitze seines Glie*** an dessen kleines L***. Mit konzentriert zusammengekniffenen Augen beobachtete er Tonios Miene, während er sich Zentimeter um Zentimeter in ihm versenkte.

Der enge Muskel weitete sich, nahm die stahlharte Lä*** zäh auf und umschloss sie erregend. Als er ganz drin war, überzog ein salziger Film seine Haut und sein Atem hatte sich zu einem Keuchen verdichtet.

„Endlich“, stöhnte er und beugte sich vor, um Tonio zärtlich zu küssen.

In einem trägen Takt begann er, den unter ihm liegenden Mann zu sto***, dabei hielt er den Blickkontakt stets aufrecht und ein hinreißend liebevolles Lächeln zog seine Mundwinkel nach oben.

„Tonio“, raunte Marcel. „Das hier ist besser, als all meine Träume.“

Ein Tropfen löste sich von seiner Stirn, oder rann er aus seinem Augenwinkel? Tonio war gefangen von Marcels Blick, fühlte nur noch, konnte nicht mehr denken. Noch nie war er so losgelöst gewesen, hatte den Akt so sehr genossen, wie mit diesem Mann. Sein Inneres brannte und sein Schw*** bettelte um das Finale, zugleich sollte es ewig dauern.

Marcel stöhnte rau auf, sein Becken begann zu rotieren. Die Muskeln wurden immer härter und sowohl sein Atem, als auch der von Tonio kam nur noch stoßweise. Tonio langte nach unten, packte seine Hä*** und massierte sie mit festen Strichen, während er einen Arm um Marcels Nacken schlang und diesen so zu sich heranzog.

„Marcel“, keuchte er. „Ich halt’s nicht mehr aus.“

Die Antwort kam als sehnsüchtiger Laut, der entfernt an Tonios Namen erinnerte. Marcels Hüften klatschten gegen Tonios Ar***, in immer schneller werdendem Stakkato. Ein halblauter Schrei löste sich aus Tonios Kehle, zugleich klatschte warmer S*** auf seinen Bauch. Verzückt, in höchstem Grade erregt, starrte Marcel seinen Bettpartner an, während er das Becken in den finalen Stößen vorantrieb.

Der Orgas*** entlockte ihm einen Aufschrei, bockend und zuckend streckte er sich und ejakul*** in das Gummi. Atemlos sackte er schließlich runter und barg seine Nase an Tonios Hals.



„Was ist nun mit dem Blow***?“

Tonio grinste und strich sanft durch Marcels Haar. Dieser hob den Kopf und starrte ihn an, als würde er Kisuaheli reden.

„Was?“

„Na, du wolltest mir doch einen bla***.“

„Nimmersatt“, murmelte Marcel und gab Tonio einen zarten Kuss auf die Nase.

„Versprochen ist versprochen …“

„… und wird auch nicht gebrochen“, vollendete Marcel den Satz und grinste breit. „Du bekommst deinen Blow***, aber nur, wenn du bei mir bleibst.“

„Wollte eh nicht gehen, ist so schön warm hier“, murmelte Tonio schmunzelnd.

„Ich meinte …“

„Schon klar“, fiel er Marcel ins Wort. „Ich bleibe. Du hast mir mein Herz geraubt, ohne das kann ich schlecht weg.“

„Du meinst …?“ Marcel schluckte gerührt.

„Ja, sag mal, sprichst du nur noch halbe Sätze?“, brummte er gutmütig. „Ich hab mich verliebt. Musst dich in mein Herz gefi*** haben.“

„Na super“, brummte Marcel. „Wenn wir das nächste Mal vög***, wo lande ich dann?“

„Auf jeden Fall in meinem Ar***“, meinte Tonio und das breite Grinsen verging ihm, als er Marcels erstarkende Erekt*** spürte, die in seinem Rek*** pochte.

„Fordere mich nicht heraus“, raunte Marcel. „Ich hab so lange auf dich gewartet, nun bin ich zu allem bereit.“



Tonio war endlich verliebt und fand in Marcel einen Mann, mit dem er es bis an sein Lebensende aushalten würde. Die kommenden Weihnachten hatten den Schrecken für ihn verloren, er war nicht mehr allein.



ENDE



Impressum

Texte: Sissi Kaiserlos
Bildmaterialien: shutterstock
Tag der Veröffentlichung: 22.12.2019

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