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Betthupferl - Männerliebe

9 Storys, um sie vorm Einschlafen zu lesen


Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig. Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. E-Books sind nicht übertragbar und dürfen nicht weiterveräußert werden. Bitte respektieren Sie die Arbeit der Autorin und erwerben eine legale Kopie. Danke!

Text: Sissi Kaiserlos

Foto von depositphotos

Kontakt: sissi-kaiserlos@gmx.de


Geburtstagsnachwehen

Erschienen in ‚Fünfmal Kerle und Geburtstag‘, war 2013 kurz im Verkauf

Die Aufräumarbeiten nach Tims Geburtstagsfeier gestalten sich wieder mal recht umfangreich. Zudem ist da der Gast, der in seiner Badewanne liegt. Der schläft hartnäckig. Tim weckt ihn also auf die einzig möglich Art: mit einer Dusche. Was dann kommt, hat er sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt.

~ * ~

Geburtstagsnachwehen

 Tim

Es ist der Morgen nach meinem dreißigsten Geburtstag. Ich habe gerade mit meinem Freund Johannes telefoniert, um zu hören, ob er gut nach Hause gekommen ist und inspiziere nun die Flurschäden. In meiner Wanne schläft laut schnarchend Bernardo. In meinem Bett liegt Wim, ein Arbeitskollege von mir und im Wohnzimmer auf dem Sofa Hardy, ein Kollege von Hendrik. Die beiden letzteren gehören zur Tankstellendelegation, die zu früher Stunde endlich mit dem Nachschub aufgetaucht war.

Ich latsche in die Küche und begutachte das Chaos. Dank Johannes‘ unermüdlichem Einsatz ist es nicht so schlimm, wie ich befürchtet habe. Gähnend räume ich ein paar Teller in die Spüle und gucke angeekelt in die Schüssel mit dem Nudelsalat. Sie ist fast leer, nur auf dem Grund schwimmen noch ein paar Nudeln in Öl. Irgendein Scherzkeks hat eine Kippe in die Schüssel geworfen, die zwischen Zwiebelstücken und Gurkenscheiben dümpelt. Mein Magen sendet alarmierende Signale, so dass ich schnell den Blick abwende.

Es läutet an der Wohnungstür. In Anbetracht der frühen Uhrzeit - es ist noch vor zwölf - können es nur Verrückte sein, die auf einem Sonntag an meiner Tür klingeln. Einer Eingebung folgend schnappe ich mir die konterminierte Schüssel und trotte damit in den Flur. Vor meiner Tür stehen zwei ältere Damen, die mich freundlich anlächeln und mir eine Zeitschrift entgegenhalten.

„Glauben Sie an Gott?“, erkundigt sich die Blonde.

Theatralisch seufzend zeige ich ihnen den Schüsselinhalt. „Wenn es einen Gott gäbe, meinen Sie, er hätte so etwas zugelassen?“

Die Gesichtsfarbe der Damen, die mit großen Augen in die Schüssel gucken, ändert sich dramatisch ins Grünliche. Bevor sie mir auf die Füße kotzen können, schließe ich die Tür und gehe ins Bad, wo ich den ekligen Salatrest im Klo entsorge. Hinter mir schmatzt Bernardo. Ich wende mich zu ihm und betrachte seine Versuche, in der Wanne eine bequemere Position zu finden. Er ist nur wenig grösser als ich, passt also ganz gut hinein und rollt sich zufrieden murmelnd auf die andere Seite. So ein Mist. Der wird wohl heute Abend noch da rumliegen, so gemütlich, wie er es sich gerade macht.

Ich bringe die Schüssel zurück in die Küche und beginne mit dem Abwasch. Dabei gebe ich mir keinerlei Mühe, leise zu sein, im Gegenteil: Ich veranstalte extra viel Lärm. Nach kurzer Zeit kommt Wim herein gelatscht, mustert mich mit schmerzvoll verzogenem Gesicht und fragt leise nach einem Aspirin. Mit der gewünschten Tablette und einem Glas Wasser zuckelt wieder er ab.

Nachdem ich in der Küche fertig bin, gehe ich ins Schlafzimmer und lege mich zu Wim, der sinnend an die Decke guckt.

„War eine geile Party“, murmelt er.

„Fand ich auch.“ Ich gähne und rolle mich auf die Seite.

„Johannes ist ein Supertyp. Ich finde, er hat Hendrik verdient“, meint Wim.

Überrascht sehe ich meinen Kollegen an. Ob er mehr weiß als ich? Mein letzter Stand ist nämlich, dass zwischen den beiden weiterhin nichts ist.

„Hendrik gefällt mir auch, aber ich gönne ihn Johannes“, fügt Wim versonnen hinzu.

„Die beiden sind getrennt, schon vergessen?“

„Klar weiß ich das, aber ich hab gesehen, wie Hendrik Johannes angeguckt hat.“ Mein Kollege, offenbar in Plauderlaune, lächelt verzückt, aber ich bin so gar nicht in Stimmung zu solchem Gespräch.

„Ich schlaf noch ein bisschen“, verkünde ich und drehe mich demonstrativ auf die andere Seite.

„Mach das“, murmelt Wim.

 

Am späten Nachmittag wache ich wieder auf. In der Wohnung ist es still, selbst Bernardos Schnarchen hat aufgehört. Der Wunsch nach einer Dusche treibt mich ins Bad, aber mein Freund liegt immer noch in der Wanne. Ich setze mich auf die Klobrille und betrachte ihn ausführlich, wobei ich meine Blase entleere. Ja, ich bin ein überzeugter Sitz-Pinkler. Wenn man selbst sein Klo putzen muss, wird man dazu.

Bernardo kenne ich noch aus meiner Schulzeit. Irgendwann haben wir uns zufällig im Goldenen Hirsch wiedergetroffen und unsere Freundschaft erneuert. Nein, wir sind platonische Freunde. Er steht auf Hengste, und ich – ich weiß eigentlich nicht, auf was ich stehe. Ich hab gern Spaß und Knutschen gehört zu meinen Vorlieben. Am liebsten beim Sex, davor und danach. Typmäßig bin ich allerdings nicht festgelegt. Ich nehme, was ich kriegen kann, so mein Motto.

Zurück zu Bernardo: Er hat braune Locken und grüne Augen, und sieht wirklich gut aus, wenn man auf zierliche Männer steht. Seine Lippen sind zu einem Lächeln verzogen und er seufzt leise. Wovon er wohl träumt? Nun, gleich wird er von trockenen Klamotten träumen, denn ich beschließe spontan, dass ich mit ihm zusammen duschen werde.

Nachdem ich die Spülung betätigt habe, ziehe ich mein T-Shirt über den Kopf, streife mir die Shorts von den Hüften, steige heraus und in die Wanne hinein, wobei ich mich vorsichtig zwischen Bernardos Beinen stelle. Ich ziehe den Duschvorhang zu, drehe den Wasserhahn auf und richte den Strahl auf meine Füße. Denen ist die Erfrischung willkommen. Es dauert nämlich immer eine Weile, bis das Wasser warm wird. Währenddessen gucke ich zu, wie Bernardo erwacht. Er runzelt die Stirn, schmatzt ein paarmal und öffnet seine Augen. Verwirrt mustert er mich, wobei sein Blick an meiner Körpermitte kleben bleibt. Gut, ich weiß, dass mein Schwanz recht nett anzusehen ist, aber so interessant ist er nun auch nicht. Bernardo richtet sich zum Sitzen auf und prustet erschrocken, als ich einen Schwall Wasser über seinen Kopf laufen lasse.

Morgen“, rufe ich über das Rauschen hinweg, stecke den Duschkopf in die seitliche Halterung und greife nach der Seife. Als wäre ich allein, wasche ich mich gründlich und shampooniere zum Schluss meine Haare. Nach erfolgtem Abspülen will ich gerade das Wasser abstellen, als Bernardo, der mich die ganze Zeit angeglotzt hat, protestiert: „Halt! Und ich?“

Grinsend gucke ich auf ihn runter. „Was soll mit dir sein?“

„Ich will auch gewaschen werden.“ Er schiebt schmollend die Unterlippe vor, was mich zum Lachen bringt.

„Soll ich dich in Klamotten waschen, oder was stellst du dir vor?“

Erstaunlich flink reißt sich Bernardo die Sachen vom Leib. Bei der Jeans wird’s allerdings schwierig, denn das nasse Ding klebt an seinen Beinen. Gnädigerweise helfe ich ihm und er seufzt erleichtert, als sich der Stoff endlich von ihm trennt. Nackt kniet er vor mir. Sein Gesicht ist genau vor meinem Schwanz, der diesen Moment abgewartet zu haben scheint, um anzuschwellen. Vielleicht wegen Bernardos Luxuskörper, der mir sehr gefällt? Oder sind es seine Lippen, über die er mit seiner rosa Zungenspitze fährt?

Er linst zu mir rauf und feixt. „Hübsches Teil.“

Das hübsche Teil wippt in diesem Moment endgültig hoch und kommt zitternd vor seiner Nase zum Stehen. Ehe ich mich versehe, ist er in Bernardos Mund verschwunden. Ich lehne mich gegen die kalten Fliesen und starre nach unten, wo sich mein Freund hungrig über meine Erektion hermacht, als wär es sein Frühstück. Wenn er so weiter bläst, wird es das tatsächlich werden.

Er packt meine Arschbacken und knetet sie, wobei seine Finger in den Spalt rutschen. Mein Stöhnen übertönt das Rauschen des Wassers. Ich knalle aus Versehen meinen Hinterkopf gegen die kalten Fliesen und komme trotzdem nicht zur Besinnung. In Affengeschwindigkeit rase ich auf den Gipfel, auf dem der Tempel der Ekstase steht, auf dessen Altar ich mein Saatgut mit Freuden und einem halblauten Aufschrei opfere.

Bernardo schluckt und saugt, schluckt und saugt, bis ich mit einem trockenen: „Hey, das war alles“, seine Aufmerksamkeit erringe und er von mir ablässt.

„Schade.“ Grinsend leckt er sich die Lippen.

„Es kommt mehr, wenn ich vorher Austern gegessen habe“, flunkere ich.

„Werde ich mir merken“, murmelt Bernardo, steht auf und hält sich an mir fest.

Ich schlinge einen Arm um seine Taille und greife mit der freien Hand nach der Seife. Während ich ihn wasche, wird mein Blick von seinem Mund angezogen. Küsst Bernardo? Manche Typen mögen das nicht.

„Küss mich. Ich will wissen, wie du schmeckst“, flüstert Bernardo, als hätte er meine Gedanken gelesen.

Ich lege die Seife weg und schlinge auch den anderen Arm um ihn, bevor ich mich langsam seinen Lippen nähere. Er schmeckt ein wenig säuerlich, also belasse ich es bei einer flüchtigen Berührung.

„Ich stinke, richtig?“, mutmaßt er.

„Ich leih dir gleich eine Zahnbürste, du Iltis.“

„Und dann küsst du mich nochmal?“

„Wenn du magst.“ Ich muss lachen, weil Bernardo guckt wie ein Hundejunges.

„Klar will ich.“ Er lacht ebenfalls und greift nach dem Shampoo, das er mir auffordernd entgegenstreckt.

Sehr sauber und in zwei riesige Handtücher gewickelt hocken wir anschließend in der Küche. Die Kaffeemaschine blubbert. Bernardo hat inzwischen Zähne geputzt, beharrt aber darauf, erst einen Muntermacher trinken zu wollen, bevor wir die Kusssache erneut angehen. Er wackelt mit den Zehen und betrachtet sie sinnend.

„Findest du große oder kleine Füße schön?“, erkundigt er sich.

„Kleine.“

„Wie findest du meine?“ Er streckt mir einen Fuß entgegen und ich beäuge ihn kritisch.

„Wahnsinnig sexy.“

„Du lügst.“

„Deine süßen Zehen wecken in mir den Drang, sie abzulecken“, erkläre ich ernst.

Bernardo legt einen Fuß auf den Tisch und grinst provozierend.

„Ne-ne, erst nach dem Frühstück. Zehen gelten als Dessert.“

„Ach so.“ Bernardo zieht den Fuß zurück und setzt eine reuige Miene auf. „Tut mir echt leid wegen gestern. Mir war so übel, und dann stand der doofe Johannes im Weg.“

Ich zucke die Achseln und stehe auf, um uns Kaffee einzugießen.

„Okay-okay, ich nehme das doof zurück“, murrt Bernardo.

„Will ich dir auch geraten haben“, murmele ich, stelle auf den Tisch und hole eine Tüte Milch aus dem Kühlschrank.

„Dein Kaffee ist echt lecker“, lobt mich Bernardo, nachdem wir eine Weile schweigend getrunken und in die Gegend geguckt haben.

„Danke.“

„Meinst du, dieser Johannes und Hendrik – die kommen wieder zusammen?“

Wieso will heute schon der zweite Kerl mit mir über das Liebesleben meines Freundes reden? „Hoffentlich. Wie sieht’s bei dir aus? Immer noch in Hendrik verknallt?“ Ich mustere über den Becherrand hinweg mit hochgezogenen Augenbrauen Bernardos Gesicht, das sich nachdenklich verzieht.

Er schüttelt den Kopf. „Nö, irgendwie nicht. Ich geiere ihm schon seit Jahren hinterher und hab nie mehr bekommen, als einen lieblosen Fick. Ehrlich, mir reicht’s.“

Mein Magen knurrt. Ich stehe auf und gehe ins Schlafzimmer, wo ich mir eine frische Shorts und ein T-Shirt überstreife, bevor ich, zurück in der Küche, den Tisch decke.

Bernardo beobachtet mich dabei, lässig auf seinen Stuhl gefläzt und Kaffee schlürfend. „Wie sieht es denn bei dir aus? Was macht dein Liebesleben?“

„Abwechslungsreich. Mal hier ein Fick, mal da ein Blowjob.“ Ich wackle mit den Augenbrauen und gucke ihn vielsagend an.

„Hat‘s dir nicht gefallen?“, erkundigt sich Bernardo unsicher, was mir zeigt, dass er verletzt ist.

„Doch, sehr.“ Ich lächle ihm zu, stelle eine Pfanne auf den Herd und greife nach der Pappe mit den Eiern. „Wie willst du deine Eier?“

„Massiert“, brummt Bernardo.

„Später“, winke ich ab.

 

Nach dem Frühstück, das in Anbetracht der Uhrzeit ein Abendessen war, suche ich aus meinen Klamotten passende für Bernardo heraus. Er sitzt geduldig auf der Bettkante und guckt in die Gegend. Mir fällt auf, dass ich noch nie so viel Zeit wie heute mit ihm verbracht habe. Warum eigentlich nicht? Wir haben Spaß miteinander und er kann geil blasen. Ob man mehr daraus machen könnte? Zum Beispiel öfter einen Blowjob?

Ich werfe eine Jeans und ein T-Shirt aufs Bett. „Das hier müsste passen. Ist mir zu groß und ausgeleiert dazu.“

„Danke. Was ist denn nun mit dem Kuss?“

Den habe ich zwar nicht vergessen, aber irgendwie bisher keine Lust gehabt. Nun kommt das Verlangen plötzlich wieder hoch. Er sieht scharf aus mit dem Handtuch, das nur locker auf seinen Hüften liegt. Seine Locken sind völlig zerwuschelt und hängen ihm in die Augen, die mich anklagend angucken. Ich betrachte seine schmale Brust und von irgendwoher kommt der Wunsch, mich an seinen Nippeln zu verlustieren, bis er wimmernd um mehr bettelt.

Ich lass mich neben ihm nieder. Er bewegt sich kein Stück. Ich muss den ganzen Weg allein zurücklegen. Nach einer Ewigkeit erreiche ich seine Lippen und koste vorsichtig. Bernardos Mund ist weich und öffnet sich leicht für mich. Ich knabbere ein wenig und erforsche die Form mit meiner Zungenspitze, bevor ich mich tiefer wage und seinen Geschmack mit voller Wucht erfahre. Er schmeckt nach Sex und männlich, gleichzeitig unschuldig und auch ein wenig frech. Ein leises Stöhnen erreicht meine Ohren, dann umschlingt mich ein Arm und meine Hand wird gepackt und auf eine harte Beule gepresst.

„Wichs mich!“, fordert Bernardo, rupft das Handtuch weg und schließt meine Finger um seine Erektion.

Ich küsse und massiere ihn gleichzeitig. Seine Laute erregen mich, so dass meine Shorts schnell ein Zelt bilden. Bernardo keucht und stöhnt, wimmert und murmelt heiser Worte, die ich nicht verstehe. Ich bin auf seinen Schwanz fixiert, der samtig durch meine Faust gleitet. Schon nach kurzer Zeit fühle ich das Zucken und Pumpen, dann rinnt klebriger Saft über meine Finger und Bernardo stöhnt ekstatisch. Er lehnt seine Stirn gegen meine und sammelt gierig Atem, während meine Faust immer langsamer wird.

„Mhm … schön“, nuschelt er und benutzt das Handtuch, um meine Finger und seinen Bauch abzuwischen.

Munter, als hätte ich ihm nicht gerade einen runtergeholt, springt er auf und schlüpft in die geliehenen Klamotten. Wir sind schon lange befreundet, aber momentan befremdet mich sein Verhalten doch sehr. Er hätte wenigstens noch ein paar Sekunden sitzenbleiben können oder – noch besser - sich bei mir revanchieren. Mein Schwanz ist nämlich hart und hätte nur zu gerne auch eine Massage bekommen.

 

Bernardo

Keine Ahnung, wieso ich so schnell wie möglich hier weg muss. Tim ist mein Freund, aber in diesem Moment ist er mir fremd. Es war nicht richtig ihn zu küssen. Das hat alles verändert und mich so verwirrt, dass ich ohne weiteren Gruß meine Jacke schnappe und abhaue.

Das flaue Gefühl im Magen verfolgt mich den ganzen Heimweg. Es muss daran liegen, dass ich so wenig gegessen habe. Zuhause angekommen gehe ich duschen und wasche damit die letzte Erinnerung an Tim weg. Anschließend gucke ich im Kühlschrank nach, ob ich irgendwas Essbares finde. Fehlanzeige, war ja klar. Unzufrieden und irgendwie innerlich total aufgewühlt, schaue ich noch eine Weile in die Glotze, bevor ich schlafen gehe.

Am nächsten Tag hält das merkwürdige Gefühl an. Es ist so, als ob ich im falschen Film stecke. Auf der Arbeit kann ich mich nicht richtig konzentrieren und danach laufe ich rastlos durch meine Wohnung. Irgendwann fällt mir ein, dass meine Klamotten noch bei Tim sind. Ich beschließe, sie gleich abzuholen. So, wie ich meinen Freund kenne, liegen die immer noch nass in der Badewanne und stinken bestimmt bald modrig.

Tim öffnet nach dem dritten Läuten. Lärm dringt aus der Wohnung. Feiert er schon wieder? Er winkt mich herein und geht voran. Ich entdecke Wim und Hardy auf dem Sofa, außerdem noch ein paar andere Leute, deren Gesichter mir zwar bekannt sind, aber Namen ich nicht kenne.

„Ich wollte nur meine Sachen holen“, erkläre ich Tim, der neben mir im Türrahmen stehengeblieben ist. Sein Duft fällt mir auf. Sicher riecht er schon länger so, wie er eben riecht, nur habe ich darauf bislang nicht geachtet.

„Die hängen auf der Wäscheleine im Schlafzimmer.“ Timothy greift nach meiner Hand und zieht mich in die entsprechende Richtung.

Auch die Berührung ist anders. Ich spüre ein merkwürdiges Kribbeln, das von den Fingern ausgehend durch meinen Arm läuft und Strahlen in meinen ganzen Körper aussendet. Auch meine Leibesmitte ist betroffen: ich werde hart. Energisch befreie ich meine Hand und bleibe staunend mitten in Tims Schlafzimmer stehen.

„Wow“, flüstere ich mit belegter Stimme, dabei reibe ich unauffällig über meine Finger, die immer noch kribbeln.

Alles ist penibel aufgeräumt und vor dem Fenster steht ein Trockengestell, auf dem, neben Tims Kleidern, auch meine hängen. So kenne ich meinen Freund, der normalerweise ein Chaot vor dem Herrn ist, gar nicht.

„Ich dachte, du freust dich, wenn die Sachen wieder sauber sind“, meint er.

„Mann, danke.“ Ich gehe zum Trockenständer und beginne, mein Zeug abzunehmen.

„Willst du nicht noch ein wenig bleiben und mit uns was trinken?“, fragt Tim in meinem Rücken.

Während ich meine Klamotten aufs Bett staple, mustere ich Tim unter gesenkten Wimpern. Er ist hübsch, wie mir auch gestern unter der Dusche aufgefallen ist. Ich mag seine blauen Augen und die blonden, strubbeligen Haare, die immer wild vom Kopf abstehen. Warum betrachte ich meinen Freund plötzlich so? Irgendetwas ist passiert und ich möchte jetzt gern mit ihm allein sein und herausfinden, was genau es ist. Seine Freunde stören dabei, aber die kann ich ja schlecht rauswerfen.

„Bernardo?“, hakt Tim nach.

Ich schüttele den Kopf, klemme mir das Kleiderbündel unter den Arm und lächle ihn an. „Nein, heute nicht. Ich bin immer noch kaputt vom Wochenende.“

„Schade“, murmelt er und folgt mir zur Wohnungstür.

„Danke fürs Waschen“, sage ich artig und zu meinem Erstaunen beugt Tim sich vor und haucht mir einen Kuss auf die Lippen.

Wie erstarrt glotze ich ihn an. Im nächsten Moment reiße ich die Tür auf und eile die Treppen runter. Mein Herz rast und ich fühle ein Flattern im Magen. Sollte ich mich in meinen Freund verliebt haben?

In der Nacht wird mir klar, wie es um mich steht. Nicht nur, dass ich romantische Träume von Tim habe, auch mein Schwanz spielt Stehaufmännchen und muss immer wieder zum Liegen gezwungen werden. Am nächsten Morgen tut er weh und ist leicht gerötet. In meinem Unmut über diesen Eigensinn habe ich ihn recht grob behandelt und darf nun die Konsequenzen tragen.

In den folgenden Tagen überlege ich immer wieder, ob Timothy vielleicht auch etwas für mich empfindet. Ich meine, wieso hat er mich geküsst? Okay, ich hab ihm einen Blowjob verpasst, er mir einen Handjob, aber das ist nichts Ungewöhnliches und kommt in den besten Darkrooms unter Leuten vor, die sich fremder sind als er und ich. Dennoch, hatte er nicht angedeutet, dass er sein Lotterleben gründlich satt hätte?

Am Freitag fasse ich mir endlich ein Herz und rufe ihn an. „HI Tim, feierst du schon wieder?“, frage ich gezwungen fröhlich.

„Ne, heute mal nicht. Ich bin gaaaanz allein und würde mich freuen, wenn du zum Quatschen herkommen würdest. Ich bestell auch Pizza“, erwidert Tim.

„Klingt nach einem Wahnsinnsabend. Okay, ich mach mich auf den Weg.“

Eine halbe Stunde später stehe ich vor seiner Tür und bin so aufgeregt, wie vor meinem ersten Mal. Zwar bin ich schon dreißig, aber mit den großen Gefühlen bisher sehr selten in Kontakt gekommen. Wenn sich das mal ankündigte, hab ich die Flucht ergriffen. Diesmal sieht alles ganz anders aus. Ich will Timothy, will sein Herz. Hätte ich Blumen mitbringen sollen?

„Perfekt. Die Pizza ist gerade gekommen“, begrüßt mich Tim, der in Jeans, T-Shirt und barfuß die Tür öffnet.

Kleidungstechnisch hat er schon immer den Jahreszeiten getrotzt und in seiner Wohnung so stark eingeheizt wie in der Sahara, nur um so rumlaufen zu können.

„Boah, Tim. Stell die Sauna ab“, brummele ich und schäle mich schnell aus meiner Jacke, weil der Schweiß sofort zu laufen beginnt.

„Pft, zieh dich einfach aus.“ Er feixt und geht ins Wohnzimmer.

Ich streife meine Socken ab, bevor ich ihm folge. Es ist wirklich angenehm, im Februar herumzulaufen wie im Sommer, auch wenn es nur Illusion ist. Ich bin normalerweise so sparsam, dass ich zuhause lieber zwei Paar Socken trage, anstatt die Heizung aufzudrehen.

Tim weist auf zwei geöffnete Kartons, aus denen der Duft von Salami und geschmolzenem Käse aufsteigt. „Nimm dir, was du magst.“

Auf dem Tisch vor der Couch hat er eine ganze Batterie von Bierflaschen aufgebaut und vor dem Fernseher stapeln sich DVD Hüllen. So sieht ein Quatschabend à la Tim aus. Ich muss grinsen.

Nebeneinander auf dem Sofa sitzend spachteln wir Pizza, trinken dazu Bier und gucken einen schlichten Horrorstreifen. Wieso schlicht? Ganz einfach: weil nur gemetzelt wird, ohne dass eine Handlung ersichtlich ist. Tim mag solche Filme, ich jedoch bin kein Freund dieses Genres, interessiere mich aber für die Trickaufnahmen. Natürlich sind die heutzutage computeranimiert und kaum noch als solche zu erkennen, dennoch faszinieren sie mich. Stets versuche ich zu erkennen, was echt und was Fake ist.

Beim vierten Bier und zweiten Film werde ich zunehmend lockerer, lehne mich entspannt zurück und stemme meine nackten Füße gegen den Couchtisch. Nach einer Weile fällt mir auf, dass Timothy meine Zehen anstarrt, anstelle des Horrorstreifens.

„Was ist?“ Ich wackle mit den Anschauungsobjekten.

„Die sind wirklich sexy.“

„Echt?“

„Ich will die jetzt lutschen“, verkündet Tim, stellt seine Flasche weg und schnappt sich einen meiner Füße.

Ich gerate aus dem Gleichgewicht und lande rücklings auf der Sitzfläche, als er mein Bein hochzieht und den großen Zeh in seine Mundhöhle saugt. Wow! Von dort läuft ein direkter Draht zwischen meine Beine. Mein Schwanz zuckt.

„Oh Mann, Tim. Lass das!“, ächze ich und rapple mich halb hoch, um meine Bierflasche wegzustellen. Ein Glück, dass die mir bei der Aktion nicht aus der Hand gefallen ist.

„Warum? Es gefällt mir und dir …“ Er guckt auf meinen Schritt und grinst. „…auch.“

„Tim, bitte!“

„Was ist mit dir los? Mutierst du zur Spaßbremse?“ Timothy lässt meinen Fuß fallen, schiebt schmollend die Unterlippe vor, gluckst aber gleich darauf.

Er sucht meinen Blick und plötzlich fühlt es sich an, als ob wir unter einer Glasglocke sitzen. Sämtliche Geräusche verstummen. Ich höre nur noch seine und meine Atemzüge.

 

Tim

Dieses merkwürdige Gefühl, das ich seit letztem Wochenende spüre, verstärkt sich. Ich schaue in Bernardos Augen und mein Herzschlag beginnt zu rasen. Eigentlich war es als Scherz gedacht, seine Zehen zu lutschen, anstatt ihn oder mich zu erregen.

„Ich bin scharf auf dich.“ Meine Stimme klingt rau und wackelig. Eigentlich liegt mir was ganz anderes auf dem Herzen, aber damit kenne ich mich nicht aus. Mit Sex jedoch schon.

Bernardo bringt sich in eine sitzende Position. „Ich glaube nicht, dass ich einfach nur Sex will.“

„Was ist daran verkehrt?“

„Nichts, aber ich möchte mehr – mehr von dir“, flüstert er, wobei er überall hinguckt, nur nicht zu mir.

„Was meinst du mit mehr?“

Er schaut mich kurz an. Die Sehnsucht, die ich in seinen Augen erkenne, trifft mich bis ins Mark. Intuitiv wehre ich mich dagegen.

„Ich mag dich sehr gern und möchte – möchte schon mit dir schlafen, aber bitte liebevoll“, flüstert Bernardo, dabei errötet er.

Automatisch liegt mir ein blöder Spruch auf der Zunge, den ich aber runterschlucke. Mein Freund ist so aufgewühlt, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Außerdem fühle ich es auch. Ich will mehr als nur Sex, will tiefer rein und näher ran.

„Wie stellst du dir das vor, das mit dem liebevoll?“, frage ich, wobei ich nach der Fernbedienung greife und das Kettensägengerassel sowie die spitzen Schmerzensschreie abstelle, die jetzt äußerst störend sind.

„Mit ganz viel Küssen und so“, murmelt Bernardo und läuft noch dunkler an.

„Das kriegen wir hin.“ Flink streife ich meine Jeans ab und ziehe mir das T-Shirt über den Kopf. Als nächstes mache ich mich an Bernardos Hose zu schaffen, aus der ich ihn in Sekundenschnelle schäle. Mit aufgerissenen Augen guckt er zu, als ich seine Beine auseinanderstupse und mich gemütlich dazwischen niederlasse. Die Innenseiten seiner Schenkel sind seidenweich. Ich verwöhne sie mit zarten Küssen und Bissen, lass meine Fingerspitzen an ihnen auf und abwandern, kehre aber kurz vor seinem Schritt stets um.

Es macht mich an, sein Stöhnen zu hören und zu fühlen, wie er unter meinen Lippen erschauert. Ein Blick auf seine Pants zeigt, dass er schon Schmerzen haben muss, so straff, wie der Stoff gespannt ist. Seine Hand greift nach unten und hebt den Bund an, aus dem sich sein harter Schwanz schiebt. Ich ziehe ihm die Unterwäsche aus, was er mit einem erleichterten Seufzer kommentiert.

Nun gehe ich dazu über seine Eier ausführlich zu lutschen, bis die Haut feucht glänzt. Bernardos Geräuschkulisse wird immer erregender. Er erweitert sein Repertoire um kleine Kiekser, wenn ich ihn beiße, was mich animiert es wieder und wieder zu tun. Mir gefällt es ungemein, wie er sich gehen lässt.

„Bitte küss mich“, flüstert er.

Ich rutsche hoch und lege meine Lippen auf seine, wobei ich einen Arm um ihn schlinge. Es ist ungewohnt, mit einem Mann von ähnlicher Statur wie meiner so zu liegen, aber es fühlt sich richtig an. Genau wie Bernardos Zunge, die mit meiner tanzt. Außerdem ist da noch etwas anderes, das ich in seinen Augen lesen kann. Etwas, das mein Herz höher schlagen lässt.

„Ich hab mich total in dich verliebt“, platze ich heraus und verstecke im nächsten Moment mein Gesicht an seinem Hals, weil mir mein Geständnis peinlich ist.

Ich werde in eine enge Umarmung gezogen und vernehme, wie er schwer schluckt und leise schnieft.

„Ich mich auch in dich“, antwortet er heiser.

Erleichtert und sehr glücklich bedecke ich seine Kehle mit Küssen, wandere über das Kinn höher und schaue ihm in die Augen. Mir strahlt seine Liebe entgegen. Ein atemloser Augenblick, bevor wir uns wieder küssen und unsere Hände auf Wanderschaft gehen. Es gibt kein Halten mehr. Ungeduldig zerre ich an Bernardos T-Shirt, aus dem er sich umständlich windet, nur um nicht zu lange von meinen Lippen getrennt zu sein. Meine Shorts strample ich mir von den Beinen, dann sind wir endlich Haut an Haut, ohne jede Barriere. Wir reiben uns aneinander, rollen von links nach rechts und drohen kurz, auf den Fußboden zu knallen. Ich schiebe mich auf ihn und lande zwischen seinen gespreizten Beinen.

„Ich will so gern in dich rein“, flüstere ich sehnsüchtig, meinen Schwanz an seinem reibend.

Normalerweise werde ich gefickt, aber mit Bernardo will ich derjenige sein, der oben liegt. Er lächelt und schiebt die Beine weiter auseinander, was ich als Zustimmung werte.

„Lauf nicht weg!“ Ich springe auf und renne ins Schlafzimmer, wo ich mir hastig ein paar Kondome und die Tube Gleitgel grabsche.

Bernardo lächelt mir verzückt entgegen, als ich aufs Sofa hopse und mich vor ihm niederknie. Mit ungeschickten Fingern bereite ich mich vor und beuge mich dann über ihn. Seine grünen Augen leuchten. Er zieht die Knie hoch und öffnet sich ganz für mich. Ich presse meine Schwanzspitze gegen die zuckende Öffnung, durchdringe mit starkem Druck den äußeren Ring und schieb ich mich langsam tiefer. Es ist so eng und fühlt sich an, als würden wir verschmelzen.

„Will dich so“, flüstere ich und küsse ihn zärtlich.

„Ich dich auch“, antwortet er und umfasst meine Oberarme, als ich ihn ganz erobere.

Für einen Augenblick bleiben wir so, dann bewege ich meine Hüften. Ich ficke ihn nach allen Regeln der Kunst und beobachte ihn dabei. Schnell finde ich den richtigen Punkt und stöhne erleichtert, da meine Kontrolle zu schwinden droht. Bernardo macht mich verrückt vor Geilheit, allein schon durch seine gemurmelten Liebesworte, die mir direkt in den Schwanz fahren. Ich höre seinen gepressten Atem und fühle, wie er sich anspannt. Plötzlich kollidieren unsere Körper und schweißen sich bei unserem Höhepunkt fest aneinander.

Noch nie bin ich so intensiv bei einem Mann gekommen. Ich klammere mich an meinen Liebsten und brauche eine Weile, bis ich den Kopf heben und mich mit ihm herumrollen kann. Bernardo grinst verpeilt. Ich küsse seine Lippen, die Wangen und auch den Rest von seinem Gesicht, bevor ich mich zufrieden seufzend an ihn kuschele.

Das Läuten meines Telefons stört uns Minuten später. Der Anrufbeantworter springt an, und ich höre Hardys Stimme: „Hi Tim. Denkst du noch an morgen? Und an den Nudelsalat? Tschüss, bis morgen.“

Bernardo guckt mich irritiert an. „Nudelsalat?“

Ich streiche über seine Wange und küsse ihn liebevoll. „Hardy feiert Geburtstag. Den Nudelsalat muss ich aber bei Johannes bestellen. Ich kann so was gar nicht machen.“

„Ich aber.“ Mein Schatz lacht. „Aber musst du mich dann auf die Party mitnehmen.“

„Ich ohne dich geh nirgendwo mehr hin“, erkläre ich.

Seine Augen beginnen zu glänzen. Schnell verwickle ich ihn in eine Knutscherei, damit er - oder vielleicht sogar ich - nicht losheult. Es ist nämlich zum Weinen schön mit ihm.

 

ENDE

Impressum

Texte: Sissi Kaiserlos
Bildmaterialien: depositphotos, shutterstock
Tag der Veröffentlichung: 06.07.2019

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