An jedem 15ten des Monats überwiesen Keegans Eltern Geld auf sein Konto. Das taten sie, seit er sich nach dem Abitur abgenabelt und seine Zelte in Hamburg aufgeschlagen hatte. Davor war er mit ihnen durch die Weltgeschichte gereist. Ein paar Jahre hier, ein paar Jahre dort. Immer wieder stand er als Neuer vor einer Schulklasse, schloss Freundschaften und sobald er anfing, Wurzeln zu schlagen, ging es woanders hin.
Insgesamt fünfmal hatten sie in Deutschland den Wohnort gewechselt. Zumindest war ihm eine Sprachbarriere erspart geblieben. Die kulturellen Unterschiede waren auch so schon schwer genug zu verkraften. Es lebte sich eben anders in Norddeutschland, Bayern, Sachsen oder im Rheinland.
Womit genau seine Eltern ihren Lebensunterhalt verdienten, war ihm unbekannt. Sie kauften Immobilien, verscherbelten sie wieder und besaßen Aktien. Für ihn böhmische Dörfer. Da sich beide nie die Mühe gemacht hatten ihn einzuweihen, würde er vermutlich dumm sterben. Ihm war’s eh egal, solange der Rubel rollte.
Als seine Eltern vor einigen Jahren Hamburg Richtung Köln verlassen wollten, hatte er sich eine eigene Bude gesucht. Zu dem Zeitpunkt war er gerade mit der Schule fertig. Ein paar Jobs folgten, bevor er sich an der Uni einschrieb. Dort fand er Anschluss an eine Clique, bestehend aus vier Gleichgesinnten. Im zweiten Studienjahr kamen zwei weitere hinzu. Sie teilten die Vorliebe fürs Darten und für Männer. Natürlich gab es mehr als sieben Schwule unter den immerhin 40.000 Studenten, aber zwischen ihnen bestand eine besondere Verbindung, die nichts mit der sexuellen Ausrichtung zu tun hatte. Okay-okay, er war mal mit Tristan, einem aus der Clique, in die Kiste gehüpft, doch das bildete die Ausnahme.
Nach dem Studium machte jeder von ihnen etwas anderes, ihre Beziehung blieb jedoch bestehen. Regelmäßig trafen sie sich zum Darten und gingen manchmal zusammen weg. Irgendwie waren die Jungs eine Art Familie für ihn geworden. Trotzdem behielt er manche Dinge für sich, insbesondere finanzielle Geschichten. Bei Geld hörte die Freundschaft eben auf, so seine Meinung. Es waren deswegen schon ganz andere Verhältnisse in die Brüche gegangen oder sogar Kriege ausgebrochen.
Im September blieb die Zahlung seiner Eltern aus. Keegan dachte sich nichts dabei. Bestimmt hatten sie das bloß vergessen. Er besaß ein kleines Polster, so dass er keinerlei Not litt. Zwei Wochen danach kam eine E-Mail, die ihn allerdings nachdenklich machte.
„Hallo Schatz, wir haben im Moment einen Engpass. Man hat unsere Konten eingefroren. Das wird sich bestimmt bald aufklären, keine Sorge. Wir haben dich lieb, deine Eltern.“
Die beiden wohnten inzwischen in Monaco. Hatten sie Steuern hinterzogen oder warum waren die Konten gesperrt? So etwas geschah doch nicht ohne Grund. Ein Anruf bei seinen Eltern lief ins Leere. Vielleicht hatten sie mal wieder den Anbieter gewechselt, ohne ihn zu informieren. Er schickte also eine E-Mail, in der er um nähere Informationen bat.
Im Grunde war das Weshalb aber egal. Es änderte nichts an der Tatsache, dass er bald in die roten Zahlen rutschte. Seinen Dispo zu strapazieren widerstrebte ihm sehr. Einmal drin, kam man nur schwer wieder raus.
Jedenfalls schwebte das Damoklesschwert einer nahenden Pleite über ihm, als er an dem der Hiobsbotschaft folgenden Dienstag ins Grenzwertig ging. Die Kneipe war der Treffpunkt seiner Clique, um Dart zu spielen. Michael, Moshe und Serhan trafen kurz nach ihm ein, Janosch, Holger und Tristan im Abstand von jeweils einigen Minuten.
Wie stets zischten sie erstmal ein Bierchen, zum Warmwerden, und quatschten dabei. Tristan, der sich einen reichen Schnösel und geilen Job in einer Galerie geangelt hatte, berichtete von einer in Kürze stattfindenden Vernissage. Keegan zählte zwei und zwei zusammen: Wo teure Bilder angeboten wurden, trieb sich die Creme de la Creme herum. Vielleicht fand sich darunter ein Sugardaddy oder anderer Geldgeber. Er beschloss, die Chance zu nutzen. Moshe und Serhan bekundeten ebenfalls Interesse, die Ausstellung zu besuchen, doch vermutlich aus anderen Motiven.
Zu dritt gingen sie also zu der Vernissage. Keegan hatte sich extra fein rausgeputzt: Zu schwarzen Jeans trug er ein weißes Hemd mit Nadelstreifen, darüber eine schwarze Lederjacke. Seine blonden Locken hatte er mit Gel frisiert und etwas getönte Feuchtigkeitscreme aufgetragen, damit sein Teint weniger blass wirkte. Moshe und Serhan rissen darüber auf dem Hinweg dumme Sprüche, was er gelassen über sich ergehen ließ. Aus den beiden sprach nur purer Neid.
Aus Neugier hatte Keegan die Galerie schon mal besucht, um sich ein Bild von Tristans Arbeitsplatz zu machen. Auch Moshe war bereits dagewesen, nur Serhan noch nicht. Letzterer setzte sich daher gleich nach ihrer Ankunft ab, um sich ein bisschen umzuschauen. Moshe und Keegan hingegen plauderten mit Tristans Mutter, die hinterm Verkaufstresen residierte.
Zu Studienzeiten waren sie oft bei ihr zu Besuch gewesen, besonders in der Phase, als ihr krebskranker Sohn Chemo bekam. Damals durfte Tristan kaum unter Leute, wegen der Infektionsgefahr. Sie hatten versucht, ihm diese unfreiwillige Isolation etwas schöner zu gestalten. Dafür waren Freunde ja da.
Als sich Serhan wieder zu ihnen gesellte, unternahm Keegan einen Rundgang. Kunstliebhaber schienen nur paarweise oder in Form von Friedhofsverweigerern aufzutreten, stellte er missvergnügt fest. Nichts gegen reife Männer, doch wenn diese nur noch aus Falten bestanden - nein danke. Da streikte selbst seine ansonsten großzügige Libido.
Er versorgte sich mit neuem Sekt und wanderte wieder durch den Raum, diesmal auf die Bilder konzentriert. Die angewandte Technik fand er ziemlich interessant. Selbst die Werke mit weiblichen Fotografien betrachtete er eingehend. War das vielleicht die Lösung? Sollte er sich Farben kaufen und ebenfalls Fotos vollkleistern? Zutrauen würde er sich das, schließlich besaß er auch ein gutes Auge für Motive.
Gerade beäugte er ein Exponat mit zwei Männern, als ihn jemand von der Seite anquatschte: „Dich hab ich ja noch nie hier gesehen.“
Es handelte sich um einen attraktiven schwarzhaarigen Weißen, schätzungsweise Mitte bis Ende dreißig.
„Ich bin Keegan, ein Freund von Tristan“, stellte er sich vor.
„Ah ja?“ Der Typ musterte ihn von Kopf bis Fuß. „Arbeitest du auch für die Escort-Agentur?“
Im ersten Moment war Keegan perplex, im nächsten fiel bei ihm der Groschen. Dafür hatte Tristan also die Fotos benötigt, die er vor einigen Wochen - angeblich für Bewerbungen als Model - schießen sollte. Dieser Schlawiner! Zugleich brachte ihn das auf eine Idee. Das hier war doch die Gelegenheit, das Loch in seiner Kasse zu stopfen.
„Gelegentlich. Meistens arbeite ich auf eigene Rechnung“, flunkerte er.
„Vielleicht kommen wir ja ins Geschäft“, meinte der Mann mit einem Augenzwinkern.
„Und wer bist du?“
„Maxwell.“
„Freut mich. Bist du nur wegen der Getränke hier oder stehst du auf Kunst?“
„Irgendwas muss man sich ja an die Wand hängen“, erwiderte Maxwell achselzuckend. „Bist du heute schon gebucht?“
Oha! Das ging ja mächtig schnell. Was sollte er denn bloß für Preise nennen, falls der Typ danach fragte? Noch nie hatte Keegan etwas mit Callboys zu tun gehabt. „Öhm … nein.“
„Sehr schön. Wollen wir unsere Unterhaltung nicht in einen privateren Rahmen verlegen?“
Hinter Maxwell tauchte Tristan auf, zog Grimassen und gestikulierte wild. Keegan vermutete, dass es sich um eine Warnung handelte. Anscheinend kannte Tristan den Typen näher. Da er sich das Geschäft nicht durch die Lappen gehen lassen wollte, ignorierte er seinen Freund. Außerdem war er schon groß und konnte auf sich aufpassen. „Gern. Wohin?“
„Gehen wir doch zu mir“, schlug Maxwell vor.
Regel Nummer eins: Gehe nie mit Fremden in deren Wohnung. Das hatten seine Eltern Keegan eingebläut. Regel Nummer zwei: Nimm nie Fremde mit in deine Wohnung. Die hatte er gerade selbst aufgestellt. „Wie wäre es mit einem Hotelzimmer?“
Maxwell zog die Augenbrauen zusammen, schien einen Moment zu überlegen und nickte schließlich. „Okay. Warte mal kurz.“
Während Maxwell ein Smartphone zückte und auf dem Display herumwischte, überlegte Keegan, wie teuer Sex auf dem hiesigen Markt sein mochte. Da sein Sexpartner in Spe anscheinend länger brauchte, holte er ebenfalls sein Gerät hervor und recherchierte im Internet. Leider fand er kaum Informationen, lediglich ein Artikel des Queer-Magazins gab etwas Aufschluss. Er steckte sein Handy zurück in die Hosentasche, just in dem Moment, in dem auch Maxwell fertig wurde.
„Alles klar. Lass uns gehen“, verkündete jener, nickte in Richtung Ausgang und setzte sich in Bewegung.
In Maxwells Kielwasser verließ Keegan den Laden. Auf dem Weg wo-auch-immer-hin beschloss er, gleich nach ihrer Ankunft im Hotel seinen Standort per SMS an Moshe und Serhan zu melden. Sie hatten zwar seit Neuestem auch eine WhatsApp-Gruppe, aber er wollte vermeiden, die gesamte Clique zu informieren. Es war ja nur für den Notfall. Er glaubte zwar nicht, dass es sich bei Maxwell um einen Mörder handelte, doch sein Gespür für Menschen könnte trügen.
Am Ende der Großen Bleichen bog Maxwell rechts ab und steuerte das Hotel Revivalissimo an. Ein Portier öffnete ihnen die Tür. Drinnen empfing sie unaufdringlicher Pomp.
„Geh schon mal in die Bar. Ich komm gleich nach.“ Maxwell wies mit dem Kinn in die entsprechend Richtung und begab sich zur Rezeption.
Als Kind und Jugendlicher hatte Keegan in zahlreichen Hotels logiert, wenn seine Eltern auf der Suche nach der nächsten Bleibe waren. Er empfand also keinerlei Ehrfurcht, als er durch die luxuriöse Lobby ging und sich an den Tresen setzte. Beim Barkeeper bestellte er ein kleines Pils und zog sein Smartphone aus der Hosentasche.
„Ich befinde mich im Hotel Revivalissimo. Sollte morgen meine Leiche gefunden werden: Maxwell ist der Mörder. LG Keegan“, tippte er und schickte die SMS ab.
Bevor er das Gerät wieder wegsteckte, schaltete er es auf stumm. Garantiert würde Moshe oder Serhan gleich versuchen ihn anzurufen, dafür kannte er die beiden gut genug.
Als der Barkeeper sein Getränk vor ihm abstellte, tauchte Maxwell auf und nahm neben ihm Platz. „Für mich das Gleiche, bitte.“
„Gab es noch ein Zimmer?“, erkundigte sich Keegan flüsternd.
„Natürlich. Ich hab doch vorher nachgeguckt.“
Da ihm nichts weiter einfiel, nippte er an seinem Bier und sah in die Gegend. Außer ihnen saßen ein Pärchen und zwei Männer am Tresen. An den Tischen war ein bisschen mehr los. Eine Familie mit einem gelangweilt dreinschauendem Teenager, eine Gruppe Touristen, vermutlich Japaner und zwei aufgedonnerte Frauen.
„Wie lange bist du schon bei dem Escort-Service?“, wollte Maxwell, der inzwischen auch ein Glas Pils in der Hand hielt, wissen.
„Och, so zwei, drei Monate.“
„Merkwürdig. Ich hab dein Profil dort nicht entdecken können.“
Mist! „Das hab ich deaktivieren lassen, weil ich mit Anfragen überschwemmt wurde“, improvisierte er.
Maxwell nickte verständnisvoll. „Löblich. Ist ja auch unfair, den anderen alle Kunden wegzuschnappen.“
Verarschte ihn der Typ gerade? „Na ja, sooo schlimm war’s nun auch wieder nicht. Ich kann nur nicht ständig unterwegs sein und nebenher meinen Job machen.“
„Was arbeitest du denn so?“
„Ich bin bei Heubusch & Partner.“
„Als was?“
Mädchen für alles wäre die Wahrheit, stattdessen behauptete Keegan: „Ich bin Assistent des Marketingleiters.“
„Hört sich nach einer guten Position an. Sag mal ...“ Maxwell senkte die Stimme. „Wir haben noch gar nicht über deinen Tarif geredet.“
Das kam wohl ein bisschen spät. Immerhin hatte Maxwell das Zimmer bereits gebucht. Keegan entschied, diese Tatsache zu seinen Gunsten auszunutzen. „400 für Blümchensex, natürlich nur mit Gummi. Wenn du was Ausgefalleneres willst, nehme ich einen Aufschlag.“
„Ausgefalleneres?“, hakte Maxwell stirnrunzelnd nach.
„Eben alles, was darüber hinausgeht. Irgendwelche Stellungen, bei denen man sich verknoten muss oder die Anwendung von Spielzeugen.“
„Wie sieht’s mit zärtlichen Schlägen aus?“
„Oh nein! Das ist gar nicht mein Ding.“
„Schade“, murmelte Maxwell, leerte das Glas und winkte den Barkeeper heran. „Schreiben Sie das bitte auf Zimmernummer 317.“
Keegan trank ebenfalls aus.
In der Aufzugskabine fischte Maxwell ein Bündel Geldscheine aus der Jackentasche und drückte ihm einige davon in die Hand. Betont lässig stopfte Keegan die Knete in seine Hosentasche. Wahnsinn! Was für leicht verdientes Geld! Im nächsten Moment ermahnte er sich, dass er dafür noch etwas tun musste. Andererseits mochte er Sex sehr und hatte davon in letzter Zeit zu wenig gehabt. Außerdem war Maxwell ziemlich attraktiv. Es würde also kein allzu großes Opfer werden, für den Mann die Beine breit zu machen. Daran, dass Maxwell aktiv war, zweifelte er keinen Moment.
Das Zimmer 317 entpuppte sich als gemütlicher Raum mit Doppelbett, dem üblichen Entertainment, einer Mini-Kochzeile und Couchecke. Eigentlich viel zu schade, um nur darin zu vögeln. Keegan warf einen Blick ins Bad. Das war großzügig bemessen und mit allen Schikanen ausgestattet.
„Ich mach mich mal schnell frisch“, verkündete er in Richtung Maxwell, der sich auf die Bettkante gesetzt hatte.
Die Tür zum Bad klappte zu. Maxwell beugte sich vor, die Unterarme auf den Schenkeln abgelegt und betrachtete seine Hände. Denen sah man an, dass er nicht mehr körperlich arbeitete. Damals, als er bei einem Pizzadienst in der Küche geschuftet hatte, war seine Haut vom vielen Waschen ständig gerötet und trocken gewesen. Inzwischen fasste er jobtechnisch nur noch Papier an, wenn überhaupt. Das meiste erledigte er am Computer.
Seufzend rieb er sich übers Gesicht. Eigentlich war ihm gar nicht nach Sex zumute. Erst gestern hatte er, auf Robertos Party, zweimal abgespritzt. Einmal bei einem Blowjob und das zweite Mal, als er eines der Bückstücke bediente. Bei Robertos Feiern gab es seit einiger Zeit einen Darkroom, in dem williges Personal bereitstand. Wahrscheinlich eine Phase, die irgendwann einer anderen wich. Davor hatte Roberto Partys veranstaltet, bei denen man von lebenden Unterlagen aß und Männer auf einer kleinen Bühne heiße Shows boten. Oder es waren Versteigerungen von männlichen Stuten durchgeführt worden.
Keegan hatte er aus reiner Gewohnheit abgeschleppt. Der Typ war ausnehmend hübsch und passte perfekt in sein Beuteschema. Schade, dass Maxwell ihn nicht einfrieren und morgen vernaschen konnte.
Im Bad rauschte die Klospülung, als nächstes hörte er den Wasserhahn laufen. Also sollte er sich rasch entscheiden, was er mit Keegan anfangen wollte. Vielleicht einen Neunundsechziger? Den hatte er lange nicht gemacht. Genau: Gegenseitig blasen und dabei würde er schon Lust bekommen, Keegan ordentlich durchzurammeln.
Maxwell legte Taschentücher, ein Kondom sowie Tütchen Gleitgel auf den Nachtschrank und begann, sich auszuziehen. Achtlos warf er seine Klamotten, eine nach der anderen, auf den Boden. Hinter ihm ging die Badezimmertür auf. Er streifte seine restliche Kleidung ab, ließ sich rücklings aufs Bett fallen und sah zu Keegan hoch. „Mach dich nackig.“
Offenbar gefiel er, denn in Keegans blauen Augen blitzte ein Funke Begehren auf. Trotzdem Maxwell genug Selbstbewusstsein für zwei besaß, genoss er die Bewunderung. Er war eben auch nur ein Mann.
Zügig ließ Keegan alle Hüllen fallen. Da hatte er sich wirklich ein Prachtstück geangelt. Seidig glänzende Haut, bis aufs gestutzte Schamdelta haarlos, darunter schön modellierte Muskelstränge. Keegans Schwanz entsprach ungefähr dem Durchschnitt und ragte halbsteif aus dem Nest empor. Darunter hingen hübsche symmetrische Glocken. Maxwells Eier waren total unterschiedlich, was ihm früher Komplexe verursacht hatte. Mittlerweile kam er damit klar.
Keegan krabbelte zu ihm aufs Bett. „Wie möchtest du es?“
„Für den Anfang dachte ich an einen gemütlichen Neunundsechziger. Leg dich hin.“ Zur Unterstützung seiner Forderung zog er Keegan an den Schenkeln näher und drehte sich auf die Seite.
Folgsam nahm Keegan die gewünschte Position ein. Verführerischer Duft drang in Maxwells Nase. Anscheinend hatte sich Keegan untenrum gewaschen, denn es roch eine Spur seifig, neben der maskulinen Note. Er vergrub seine Nase in den feinen Härchen und atmete tief ein. Sehr lecker. Das fand auch sein Schwanz, der allmählich in Begattungsstimmung kam.
Er lutschte an Keegans Kronjuwelen, die so gut schmeckten, wie sie aussahen. Ein angeleckter Finger verirrte sich schon mal weiter nach hinten, um Keegans Loch zu erkunden. Ganz schön eng. Das versprach reichliche Sinnesfreuden.
„Du darfst anfangen“, teilte er dem tatenlos daliegenden Keegan mit.
Als hätte er damit das Buffet für eine heißhungrige Meute eröffnet, machte sich Keegan über ihn her. Seine Schwanzspitze rutschte zwischen heiße Lippen, zugleich schlossen sich Finger um seinen Sack. Die Nuckel-Massage-Attacke entlockte Maxwell ein lustvolles Stöhnen. Er war so abgelenkt, dass nun er passiv dalag. Keegans mal spielerische Art war nach seinem Geschmack. Sie hatte etwas weniger zielgerichtetes an sich, als er es von anderen Professionellen kannte. Es schien Keegan tatsächlich Vergnügen zu bereiten.
Schließlich besann er sich auf die Erektion vor seiner Nase. Genau wie Keegan leckte, saugte und knabberte er im Wechsel. Dabei ließ er seine Hand über die seidenglatte Leistengegend und den Flaum an den Schenkeln wandern. Der Übergang zwischen behaart und glatt faszinierte ihn, ebenso der blonde Pfad, der vom flachen Nabel zum Delta führte. Er fand sein Betätigungsfeld ungemein sexy. Wenn er nicht bezahlt hätte, könnten sie gern so bis zum Ende weitermachen, doch der Geschäftsmann in ihm beharrte auf seine Leistung.
„Stellungswechsel. Auf alle Viere“, befahl er, küsste Keegans Ständer zum Abschied und rappelte sich hoch, um nach Gummi und Gleitgel zu greifen.
Aus Rücksicht verwendete er ein bisschen Zeit für die Vorbereitung. Schließlich wollte er Keegan nicht blutig ficken. Als er es als genug erachtete, ersetzte er seine drei Finger durch seine Latte. Langsam drang er ein, ergötzte sich an der Enge und dem Anblick, wie sein Schwanz in dem rosigen Loch verschwand. Mit gemächlichen Stößen begann er, steigerte jedoch schnell das Tempo. Entweder Keegans Stöhnen feuerte ihn dazu an oder das vorangegangene Blaskonzert. Sonst ein Meister in Durchhaltevermögen, geriet er rasch auf die Zielgerade. Er konnte es einfach nicht stoppen und rauschte auf den Gipfel, wo ihn ein Sternenregen erwartete. Keuchend sackte er danach auf seine Fersen. Ihm war ein bisschen schwindelig, als ob er tatsächlich Höhenluft geschnuppert hätte.
„Darf ich auch?“, erkundigte sich Keegan mit Schulterblick.
„Nein!“, stieß Maxwell hervor, überlegte es sich aber gleich anders. „Doch, aber ich will dabei zugucken.“
Er zog das Kondom ab, warf es aus dem Bett und machte es sich, mit einem Kissen im Nacken, am Kopfende gemütlich. Wurde Keegan etwa rot? Maxwell guckte genauer hin. In der Tat! Dass es Keegan peinlich war, erhöhte für ihn den Reiz.
„Und schön langsam“, fügte er hinzu.
Von ihrem Gewühle war Keegans Schopf zerstrubbelt. Die blonden Locken ringelten sich nun um das hübsche Gesicht. Den Blick gesenkt kniete Keegan vor ihm und fing an zu wichsen. Abwechselnd beobachtete Maxwell die Faust und Keegans zunehmend lustumwölkte Miene. Eigentlich hätte er eine bessere Show verdient, als nur dieses Gerubbel, doch irgendetwas hielt ihn davon ab, eine entsprechende Bemerkung fallenzulassen. Er hielt sogar den Atem an, als sich Keegan dem Höhepunkt näherte und konnte gar nicht schnell genug zwischen Gesicht und Erektion hin und her schauen. Ein dicker Strahl Sperma schoss hervor, begleitet von einem unterdrückten Stöhnlaut. Weitere Schübe kleckerten über Keegans Finger, bis der Quell versiegte.
Ohne den Mann aus den Augen zu lassen angelte Maxwell das Paket Taschentücher vom Nachtschrank und zupfte eines heraus. Eigenhändig säuberte er Keegan, warf das zerknüllte Tuch beiseite und breitete seine Arme aus. Nach kurzem Zögern schmiegte sich Keegan hinein. Normalerweise war Maxwell weder ein Danach- noch Davor-Kuschler, doch momentan brauchte er das. Vermutlich eine schwache Phase. Das war ja wohl sogar coolen Typen wie ihm gestattet.
Eine Weile genoss er es, durch Keegans weiche Locken zu kraulen und den warmen Körper an seinem zu spüren. Trägheit breitete sich in ihm aus. Würde er Keegans Unruhe nicht merken, wäre er wahrscheinlich eingepennt.
„Gucken wir noch ein bisschen fern?“, schlug er vor.
Keegan hob den Kopf. „Öhm … sorry, aber ich muss los.“
„Reisende soll man nicht aufhalten.“ Sein Standardspruch, wenn einer seiner Mitarbeiter kündigte. Nachdem er Keegan freigegeben hatte sah er zu, wie sich der flink ankleidete. „Gibst du mir deine Handynummer? Wegen einer eventuellen Wiederholung.“
Kurz darauf war die Nummer in seinem Smartphone gespeichert und Keegan verschwunden. Maxwell legte das Gerät auf den Nachtschrank, zog die Bettdecke hoch und verschränkte seine Arme hinterm Kopf. Inzwischen war er relativ sicher, dass Keegan ihm einen Bären aufgebunden hatte. Also: Bezüglich der Escort-Sache. Im Grunde war das egal, Hauptsache, er hatte bekommen was er wollte. Er ließ sich aber nur ungern hinters Licht führen.
Mit ausgestrecktem Arm griff Maxwell nach der Fernbedienung und schaltete die Glotze ein. Es lief ein alter Film, den er als Jugendlicher mit Spannung verfolgt hatte. Für heutige Verhältnisse waren die Trickszenen natürlich unterirdisch schlecht und amüsierten ihn, anstatt Gänsehaut zu erzeugen.
Erinnerungen kamen hoch. Damals litt er unter leichtem Übergewicht, Akne und extremer Schüchternheit. In der Schule war er die Zielscheibe für Spott und Sportunterricht die schlimmste Folter. So oft es ging, drückte er sich davor. Zusammen mit einem Wachstumsschub kam die Erkenntnis, auf Männer zu stehen. Selbstverständlich behielt er das für sich.
Die Pickel wichen glatter Haut. Plötzlich geriet er in den Fokus der Mädels und die Jungs, die ihn zuvor gehänselt hatte, buhlten um seine Freundschaft. Das stieg ihm zu Kopf: Innerhalb eines Jahres mauserte er sich vom Außenseiter zum Raufbold. Bei jeder Kleinigkeit fing er eine Prügelei an. Sein Motto: Angriff ist die beste Verteidigung.
Seine schulischen Leistungen sackten im gleichen Maße ab, wie sein zweifelhafter Ruhm wuchs. Mit Ach und Krach schaffte er die Mittlere Reife. Im Anschluss absolvierte er eine Ausbildung zum Klempner in der Firma seines Vaters. Das geschah aus der Not heraus, da er nicht wusste, was er werden wollte und mit seinem Zeugnis eh keine Chancen am Markt hatte. Ihm lag das Handwerk kein bisschen. Wieder gelang ihm nur mit Müh und Not der Abschluss.
Danach jobbte er mal hier, mal da und landete schließlich in einer Pizzeria. Fürs Kochen hatte er eh schon immer ein Faible gehabt, bei Pizza entdeckte er seine Profession. Zwei Jahre arbeitete er in dem Laden, wobei in seinem Kopf eine Idee reifte. Lieferservices für Pizza & Co. gab’s zwar schon wie Sand am Meer, aber keiner genügten seinen Ansprüchen. So wurde Maxwells Feinkostservice geboren.
Mit einem Darlehen von seinen Eltern eröffnete er das erste Geschäft in Eppendorf. Die dort wohnende Klientel rechtfertigte die hohe Miete. Schnell sah er ein, dass er sein Programm erweitern musste, um auch die figurbewussten Bewohner des Viertels als Kunden zu gewinnen. Salate und vegetarische Gerichte kamen also hinzu.
Der Laden amortisierte sich binnen vier Jahren. Dank seinem Bekanntheitsgrad ging es mit den nächsten Geschäften schneller. Wohlweislich siedelte er auch diese in Gegenden an, in denen wohlhabende Leute wohnten. Mittlerweile besaß er zwanzig Läden und plante, demnächst in den Norden zu expandieren, allerdings auf Franchise-Basis. Ihm reichte die Verantwortung für das Hamburger Gebiet. Sofern alles gut lief, wollte er das Konzept in weitere Städte verkaufen.
Das Filmfinale, mit einem Feuerwerk aus Autokarambolagen, lenkte seine Aufmerksamkeit zurück auf den Fernseher. Als der Abspann zu laufen begann, kletterte er aus dem Bett und holte ein Bier aus der Minibar. Nach einem Schlenker übers Bad krabbelte er wieder unter seine Decke und leerte die Flasche zu einer Talkrunde, bevor er sich seinem Schlafbedürfnis ergab.
Am nächsten Tag fuhr er zum Mittagessen zu seinen Eltern. Die Klempnerei hatte sein Vater vor zwei Jahren an einen Nachfolger übergeben und sich aufs Altenteil zurückgezogen. Seine Mutter war halbtags bei einer Versicherungsagentur tätig gewesen und ebenfalls zu dem Zeitpunkt in Rente gegangen. Beide kämpften seit einer Weile mit gesundheitlichen Problemen. Sein Vater litt unter ständigen Schmerzen im Rücken, seine Mutter desgleichen in den Knien. All sein Reden, doch mal Spezialisten aufzusuchen, blieb ungehört. Na ja. Von irgendwem musste er seinen Dickkopf ja haben.
Seine Mutter öffnete ihm die Tür und winkte ihn herein, ohne, wie sonst immer, ihre Wange zum Kuss anzubieten. Er folgte ihr in die Küche, wo sie am Tisch Platz nahm, ein Taschentuch hervorzog und sich die Augen damit tupfte.
„Ich hab’s ja immer geahnt. Dein Vater ist fremdgegangen“, eröffnete sie ihm, woraufhin er sich ebenfalls setzen musste.
„Was? Wann? Mit wem?“
„Er behauptet, es wäre nur ein Ausrutscher gewesen.“
Sein Vater tauchte im Türrahmen auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Es war ein Ausrutscher. Ich hab nur einmal was mit Emmi gehabt.“
„Wer ist Emmi?“, wandte sich Maxwell an seinen Vater.
„Die Mutter von Sandra“, antwortete seine Mutter an dessen Stelle.
„Ist das … ist das meine Schwester?“
„Deine Halbschwester“, korrigierte sein Vater. „Und sie ist tot.“
„Moment mal!“ Maxwell hob beschwörend die Hände. „Noch mal von vorn: Wann hast du mit dieser Emmi rumgemacht?“
„Vor fast dreißig Jahren. Sandra war ein Unfall. Ich hab die Vaterschaft anerkannt und immer pünktlich gezahlt.“ Sein Vater seufzte. „Emmi wollte keinen Kontakt, daher hab ich keinen Anlass gesehen, etwas zu verraten.“
„Und wieso kommst du jetzt damit raus? Das ist doch wohl Schnee von gestern, außerdem ist diese Sandra nicht mehr da.“
„Das Jugendamt war hier. Sandra hat zwei Kinder, Zwillinge“, erklärte sein Vater.
Maxwell begriff. „Du bist ihr letzter lebender Verwandter?“
„Wir können die Kinder nicht nehmen“, schaltete sich seine Mutter wieder ein. „Sie sind noch so klein. Bis sie volljährig sind, sind wir schon tot.“
„Wo sind sie jetzt?“, wollte Maxwell wissen. Mit Kindern hatte er weiß Gott nichts am Hut, aber immerhin handelte es sich um seine Nichten oder Neffen. Blut war eben dicker als Wasser.
„Bei einer Pflegefamilie“, erwiderte seine Mutter. „Dort können sie aber nicht bleiben. Man ist dort nur auf Kurzzeitpflege eingerichtet. Das Jugendamt sucht nun einen dauernden Aufenthalt.“
„Wie alt sind sie?“
„Drei. Es sind zwei Jungen.“ Seine Mutter stand auf, nahm einen Schnellhefter aus einer Schublade und legte ihn auf den Tisch. „Da sind Fotos drin. Sie sehen dir ein bisschen ähnlich.“
Neugierig schlug Maxwell den Hefter auf und stimmte beim Anblick der beiden Gesichter seiner Mutter zu. Schwarze Haare, genau wie seine und die Mundpartie war ebenfalls fast identisch mit seiner. Aus riesengroßen, traurigen Augen sahen die zwei in die Kamera. Man müsste aus Stein sein, um dabei nicht zu schmelzen. Er klappte den Deckel wieder zu. „Könnt ihr sie wirklich nicht nehmen? Es sind immerhin eure Enkel.“
Schweigend schüttelte seine Mutter den Kopf. Sein Vater hielt den Blick gesenkt. Okay. Denkbar schlechte Voraussetzungen: Der Haussegen hing schief. Dennoch: Die Kleinen konnten doch nicht in die Obhut Fremder gegeben werden.
„Wann war das Jugendamt hier?“, fragte er seine Mutter.
„Freitag.“
„Warum habt ihr mich nicht eher informiert?“
„Ich musste erstmal verarbeiten, dass dein Vater mich betrogen hat.“ Verächtlich sah sie in dessen Richtung.
„Mama! Das ist ewig her!“
„Mit mir hat er nach deiner Geburt nie wieder geschlafen.“
Oh mein Gott! Überinformation! „Bitte! Das will ich gar nicht wissen.“
„Das geht den Jungen echt nichts an“, kam ihm sein Vater zu Hilfe.
„War ja klar! Alle gegen mich.“ Seine Mutter sprang auf und lief schniefend aus der Küche.
Erneut öffnete Maxwell den Hefter, um sich das Foto anzugucken. Seine Neffen. Er hatte sich immer Geschwister gewünscht. Tja. Nun wusste er, weshalb er ein Einzelkind geblieben war. Er schloss die Mappe wieder, klemmte sie sich unter den Arm und stand auf.
„Ich glaube, ich lass euch mal in Ruhe“, wandte er sich an seinen Vater, der mit bedrückter Miene nickte.
Am Montagmorgen trat Maxwell mit dem Jugendamt in Kontakt.
Inzwischen hatte er die ganze Akte studiert. Vater der Kinder: Unbekannt. Seine Halbschwester war an einer Überdosis gestorben. Schon vor ihrem Ableben hatte sich die Behörde um sie und die Kinder gekümmert, wegen seelischer Instabilität und Drogendelikten. Sandras Mutter war seit fünf Jahre tot, was in den Unterlagen als mögliche Ursache für die Probleme angegeben wurde.
Beim Jugendamt zeigte man sich einerseits erfreut über sein Interesse, andererseits verhalten. „Nichts für ungut, Herr Smith, aber wir können Ihnen den Aufenthaltsort der Kinder nicht preisgeben. Es würde die beiden nur verwirren, mit weiteren Fremden konfrontiert zu werden“, informierte ihn die Mitarbeiterin. „Sollten Sie allerdings ernsthaftes Interesse haben, den Kindern ein neues Zuhause zu geben, sehen die Dinge natürlich anders aus.“
Hatte er das? Wie sollte das gehen? Von Kindern hatte er null Ahnung.
Die Mitarbeiterin schien seine Zweifel zu merken. „Sie wären nicht allein mit der Verantwortung. Vom Jugendamt bekämen Sie alle erdenkliche Unterstützung.“
„Ähm … ich denke mal darüber nach.“ Er ließ sich ihren Namen geben und legte wieder auf.
Abends rief überraschend sein Vater auf dem Festnetzanschluss an. „Hallo, mein Junge. Geht’s dir gut?“
„Soweit ja. Und wie ist es bei euch?“
Sein Vater seufzte. „Deine Mutter ist sehr nachtragend, aber sie wird’s irgendwann verwinden. Spätestens auf dem Totenbett.“
„Schöne Aussichten.“
„Ich bin nicht erst seit gestern mit ihr verheiratet, daher ist das nichts Neues. Ähm … was ich fragen wollte: Hast du mal überlegt, ob du deine Neffen nehmen kannst?“
Offensichtlich sprach aus seinem Vater das schlechte Gewissen. Verständlich. Immerhin hatte er die eigene Tochter im Stich gelassen. „Ich denke darüber nach.“
„Wenn du dich dafür entscheidest: Du kannst auf meine Hilfe zählen.“
„Danke. Ich sag Bescheid, wenn ich zu Ende überlegt habe.“
„Mach das, mein Sohn. Schönen Abend.“
„Wünsche ich dir auch“, gab Maxwell zurück, stellte das Mobilteil zurück in die Ladestation und sah sinnend in die Ferne.
Im Laufe des Tages hatte er sich immer mehr mit dem Gedanken angefreundet, den Kleinen ein Zuhause zu bieten. So schwer konnte das ja nicht sein. Immerhin zogen weltweit Millionen Menschen Kinder groß und das unter teils sehr schweren Bedingungen. Seine waren hingegen nahezu ideal: Er besaß reichlich Platz, könnte hauptsächlich im Homeoffice arbeiten und für Auswärtstermine ein Kindermädchen beschäftigen.
Über Nacht setzte sich die Idee fest. Als er aufwachte war er entschlossen, den Stier bei den Hörnern zu packen. Gleich nach dem ersten Kaffee machte er Nägel mit Köpfen, rief bei der Sachbearbeiterin im Jugendamt an und verkündete seine Entscheidung. Sie war hocherfreut und bat ihn für den nächsten Morgen zu einem persönlichen Gespräch.
Es stellte sich heraus, dass die Zwillinge seit ihrem zweiten Lebensjahr tagsüber in einer Kita untergebracht waren und dort auch bleiben sollten. Gewohnheiten wären wichtig, erklärte die Sachbearbeiterin, gerade in solchen Situationen. Da ein Verwandtschaftsgrad bestand, war eine Erlaubnis der Behörde nicht nötig. Sie kamen überein, am folgenden Tag einen ersten Kontakt zu den Kindern herzustellen, indem Maxwell sie bei den Pflegeeltern besuchte.
Am Mittwochnachmittag lernte er also seine Neffen kennen. Zwei süße Bürschchen, die er sofort in sein Herz schloss. Die beiden waren ziemlich schüchtern, was er - eingedenk seiner eigenen Kindheit und dem Verlust der Mutter - gut nachvollziehen konnte.
Maxwell war kein Typ, der etwas auf die lange Bank schob. Wieder daheim kontaktierte er seinen Einrichtungsberater und bestellte Möbel für ein Kinderzimmer. Der Mann versprach am nächsten Vormittag vorbeizuschauen, um die nötigen Maße zu nehmen und Vorschläge zu unterbreiten.
Freitagabend war alles unter Dach und Fach. Ein zweites positives Treffen mit den Kindern hatte stattgefunden. Am Montag würden die Maler anrücken, Dienstag die Teppichverleger und Donnerstag die Möbel geliefert und aufgestellt werden. Wegen des knappen Termins musste Maxwell bei der Einrichtung einige Kompromisse schließen, wie beispielsweise bei den Betten. Anstatt zwei identischer, waren nur welche in verschiedenem Holz auf Lager. Für Freitagmittag war vereinbart, dass die Pflegeeltern Jannis und Derek zu ihm brachten.
Erschöpft von all den Entscheidungen, zugleich euphorisch, rief er Keegan an. „Hi, hier ist Maxwell. Wie sieht es morgen Abend bei dir aus?“
„Positiv. Wann und wo?“
„Passt sieben Uhr?“
„Okay.“
„Gut. Ich ruf gleich nochmal an und sag dir den Treffpunkt.“
Texte: Sissi Kaiserlos
Bildmaterialien: depositphotos
Cover: Lars Rogmann
Lektorat: Aschure - dankeschön
Tag der Veröffentlichung: 07.10.2018
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