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Hey Mann, es ist Sommer

Hey Mann, es ist Sommer

Eine Anthologie der HomoSchmuddelNudeln

Auch der Erlös aus diesem, dem 25. Band, geht an die Schwestern der Perpetuellen Indulgenz Berlin e.V., die die Gelder direkt an Hilfsorganisationen und hilfebedürftige Menschen weiterleiten. Es geht also nichts auf dem Verwaltungsweg verloren.

Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig. Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autoren. E-Books sind nicht übertragbar und dürfen nicht weiterveräußert werden. Bitte respektieren Sie die Arbeit der Autoren und erwerben eine legale Kopie. Danke!



Fotos von shutterstock, Coverdesign: Lars Rogmann

Korrekturen: Aschure, Bernd Frielingsdorf, Kooky Rooster, Sissi Kaiserlos

Rechte an den Texten: Die Autoren

Kontakt für die Nudeln: http://www.bookrix.de/-sissisuchtkaiser/



Frederick und Andi (Erdbeeren mit Schokosoße) – Sissi Kaipurgay

Wer Sommersplitter Vol. 2 gelesen hat, dem ist vielleicht aufgefallen, dass Andi und Frederick im Nirwana verschwanden. Ich bin durch eine aufmerksame Leserin auf Fanfiktion darauf hingewiesen worden. Hier erhalten die beiden also einen Nachtrag.

Andi und Frederick waren seit zehn Jahren ein Paar. Im Dänemarkurlaub kam eine unschöne Sache zur Sprache: Andi wollte eine offene Beziehung. Er hatte gehofft, das im Urlaub in entspannter Atmosphäre klären zu können, doch stattdessen war Frederick angepisst und machte völlig dicht.

Zurück in Hamburg, wartete ihre gemeinsame Wohnung auf sie und noch fast drei Wochen Urlaub. Würden sie es schaffen, die Zeit zu nutzen, um einen Konsens zu finden? Oder sollten sie besser gleich anfangen, ihren gemeinsamen Kram auseinanderzudividieren?

~ * ~



1.

Auf der Rückfahrt ließ Andi die letzten Jahre ihrer Beziehung Revue passieren. Beruflich hatte sich Erfolg eingestellt, entsprechend auch finanzieller. Mittlerweile wohnten sie in einer schönen Neubau-Eigentumswohnung mit großer Terrasse und Gartenanteil in Ahrensburg. Urlaub im Sommer machten sie in Dänemark, zusammen mit der Clique. Na gut, die war inzwischen auseinandergebrochen, also nur noch mit dem Rest davon. Ein weiteres Mal reisten sie im Herbst stets zu einem Fernziel und im Winter ging’s für eine Woche in Skiurlaub.

Es konnte also alles gar nicht besser sein. Im Grunde war es perfekt, dennoch fühlte er sich unzufrieden. Etwas fehlte und deshalb hatte er vorgeschlagen, für eine Weile eine offene Beziehung zu führen. Mein Gott! Das war doch nichts Schlimmes! Er wollte gar nicht fremdgehen oder so, sondern nur … Ja, was eigentlich? Wenn er das bloß wüsste.

Die Klimaanlage lief, doch die Eiszapfen, die von der Decke hingen, rührten von etwas anderem her: Seit sie losgefahren waren, schwieg Frederick beharrlich. Das konnte der Mistkerl sowieso am besten: Sachen ausschweigen. Dabei war Frederick sonst derjenige, der ständig über alles Mögliche laberte. Wäre Andi boshaft veranlagt, würde er seinen Freund als oberflächlich bezeichnen.

Da er allerdings auch keine Ahnung hatte, was er sagen sollte, hielt er ebenfalls den Mund. Im Moment waren die Fronten eh verhärtet. Frederick ging fest davon aus, dass seine Bitte um mehr Freiheiten eine Ich-mach-Schluss-Ansage war. Aus der Nummer kamen sie wohl nur schwer wieder raus, wenn überhaupt.

Wollte er das eigentlich? Also: Schluss machen? Andi horchte in sich rein. Die Antwort lautete: nein. Frederick war die Liebe seines Lebens, sowohl äußerlich als auch vom Charakter her. Na gut, ausgenommen dieses verdammte Aussitzen irgendwelcher Themen.

Die gesamte Fahrt hielt das Stillschweigen an, bis auf ein paar Worte beim Fahrerwechsel kurz hinter der deutschen Grenze.

Vor dem Haus, in dem sie wohnten, hielt Frederick an und ließ den Motor laufen. „Ich fahre gleich weiter zu meinen Eltern.“

„Was soll das heißen? Willst du dich da für den Rest des Urlaubs verkriechen?“ Fredericks Eltern wohnten in Lüneburg, also nicht mal eben um die Ecke.

„Weiß ich noch nicht. Ich brauche erst mal Abstand.“

Andi stieg aus, knallte die Beifahrertür zu, holte sein Gepäck aus dem Kofferraum und marschierte aufs Gebäude zu. Als er aufschloss, hörte er den Mercedes davonfahren. Irgendwie kam er sich plötzlich total verloren vor.

In der Wohnung schob er seinen Trolley ins Schlafzimmer und ließ sich auf das breite Bett fallen. Eine Weile starrte er an die Decke, ohne etwas zu sehen oder zu denken. In ihm herrschte absolute Leere. Schließlich rappelte er sich hoch, packte den Koffer aus und verstaute ihn im Abstellraum. Anschließend setzte er sich auf die Terrasse, eine Flasche Bier in der Hand.

Die Sonne hatte sich bereits hinter die Bäume verzogen. Der größte Teil des Gartens lag im Schatten. Von den benachbarten Terrassen drangen Grillduft, Gesprächsfetzen und Gelächter zu ihm rüber. Das verstärkte das Gefühl noch, völlig verlassen zu sein. Normalerweise hätten Frederick und er an so einem schönen Abend ebenfalls den Grill angeworfen und … wann hatten sie eigentlich aufgehört, miteinander zu reden? Gesprochen hatten sie natürlich, aber nie über Persönliches. Stattdessen waren ihre Jobs, Finanzen, was auch immer Thema gewesen.

War bloß das der Grund für seine Unzufriedenheit? Oder ihr eingeschlafenes Sexualleben? War ihre Beziehung in einem Meer aus Langeweile ersoffen? Nachdenklich nahm Andi einen Schluck aus der Flasche und blinzelte in den wolkenlosen Himmel.

Früher, als das Geld noch knapp war, hatten sie weitaus mehr Spaß gehabt. Mit dem Zelt spontan an die Ost- oder Nordsee. Kochen auf einem Spiritusgerät, das meistens den Geist aufgab. Ameisen im Schlafsack, Sand in der Arschritze. Na gut, das brauchte er heutzutage echt nicht mehr, dennoch … irgendwie hatte sich das lebendiger angefühlt als ihre Reisen in irgendwelche Schickimicki Hotels mit Rundumservice.

Von ihrem alten Leben war praktisch nur noch der Dänemarkurlaub geblieben und selbst der löste sich nun in seine Bestandteile auf. Vermutlich fand er im nächsten Jahr gar nicht mehr statt. Es waren ja kaum noch Leute übrig.

Je länger er dasaß und je mehr leere Bierflaschen auf dem Tisch standen, desto verworrener wurden seine Gedanken. Als er schließlich ins Bett fiel, schlief er sofort ein.


Am nächsten Morgen arbeitete in seinem Schädel ein Presslufthammer. Stöhnend zog er sich die Decke über den Kopf, um die grelle Morgensonne auszuschließen. In der Nacht hatte er vergessen, die Jalousien herunterzulassen. Langsam sickerte in seinen Verstand, dass er sich allein in der Wohnung befand. Scheiß Alkohol. Für ein kurzes Vergessen okay, doch auf Dauer keine Lösung.

Mit einer heißen Dusche entfernte er die meisten Spinnweben aus seinem Kopf, den Rest mit einer tüchtigen Dosis Koffein, die er auf der Terrasse einnahm. Erneut kam er sich dabei total verloren vor. Allein hatte er noch nie dort gesessen, sondern immer mit Frederick. Was für eine Scheißidee, diese Sache mit der offenen Beziehung. Was hatte er sich bloß dabei gedacht?

Im Laufe des Vormittags begriff er, dass er eigentlich nur eines wollte: Mit Frederick über ihr Verhältnis reden. Ganz sachlich und ohne Anschuldigungen. Anstatt jedoch den Weg zu wählen, das einfach zu tun, war er den der Provokation gegangen. Irgendwie hatte er wohl gehofft, Frederick dadurch aus dem Schneckenhaus zu locken. Tja, dumm gelaufen. Er hatte Frederick nur tiefer in die Windungen getrieben.

Die Wände ihrer gemeinsamen Wohnung schienen ihn immer mehr zu erdrücken. Andi suchte sein Heil in der Flucht: Er packte seine Schwimmsachen ein und radelte zum Bredenbeker Teich. Auf der zwanzigminütigen Fahrt stellte sich Erleichterung ein, der Enge zu entkommen. Am Teich, der hauptsächlich von Familien belagert wurde, suchte er sich ein ruhiges Plätzchen, um seine Decke auszubreiten. Es tat gut, im Schatten zu liegen und in die Baumkronen zu gucken.

Zweimal wagte er sich ins kalte Nass, las ein bisschen und gönnte sich zum Abschluss ein Wassereis. Nachdem er es aufgegessen hatte, sammelte er seine Sachen ein und brach auf. Er radelte langsamer als auf der Hinfahrt. Die Stunden im Freien hatten bewirkt, etwas zur Ruhe zu kommen. Er entschied, nach seiner Rückkehr Frederick anzurufen und um ein klärendes Gespräch zu bitten. In diesem Schwebezustand wollte er keine Minute länger verbringen. Entweder sie vollzogen einen klaren Bruch oder kamen überein, ihre Beziehung zu retten.


2.

Fredericks Eltern ergriffen natürlich Andis Partei. Die beiden waren total in seinen Partner vernarrt und lebten in der ständigen Angst, dass sie sich trennen könnten. Eine Folge seiner umtriebigen Jugend, in der er die Männer wie seine Unterhosen gewechselt hatte. In jener Zeit war seine Mutter vor Sorge, Frederick könnte sich HIV aufsacken, außer sich gewesen. Als er Andi mit nach Hause brachte und als seinen festen Freund vorstellte, hatte sie ihn also sofort adoptiert.

Selbstverständlich wussten die beiden nichts von dieser Offene-Beziehungs-Sache. Es hätte sie nur verwirrt. Er hatte behauptet, bloß ein bisschen Zoff mit Andi zu haben, was ja der Wahrheit ziemlich nahekam.

Länger als eine Nacht hielt er ihre Fürsorglichkeit nicht aus, außerdem zog es ihn zurück zu Andi. Sie mussten unbedingt reden. Das war ihm klar geworden, als er stundenlang wach gelegen hatte. Es steckte ein Körnchen Wahrheit in Andis Vorwurf, mit ihrer Partnerschaft unzufrieden zu sein. Eigentlich ging es ihm genauso, doch das hatte er verdrängt, so, wie er stets Unangenehmes ganz weit von sich schob. Da war zum einen ihr Bettsport, der diesen Namen nicht mehr verdiente, zum anderen ihre lähmende Routine. Seine Eltern würden das als eingespieltes Team bezeichnen, doch ihm fiel dazu bloß Langeweile ein.

Beim Frühstück wurde er erneut mit gut gemeinten Ratschlägen überhäuft. Hinterher packte er seine Sachen, verabschiedete sich von seinen Eltern und trat den Heimweg an. Ein bisschen trödelte er noch in der Lüneburger Altstadt herum, um den Moment des Wiedersehens aufzuschieben. Offiziell suchte er nach einem Mitbringsel für Andi. Schon krass, dass er sich sogar ständig selbst belog.

Bei seiner Ankunft zu Hause fand er die Wohnung verlassen vor. Enttäuscht leerte er seinen Koffer und stellte das Geschenk für Andi – ein Körbchen frische Erdbeeren – in die Küche. Anschließend suchte er nach Hinweisen, wo Andi stecken könnte, wobei er auf eine Batterie leerer Bierflaschen stieß. Normalerweise reichte eine Kiste einen ganzen Monat. Vorm Urlaub hatten sie eine neue besorgt, die nun nur noch zur Hälfte aus vollen Flaschen bestand. War das allein Andis Werk oder … oder jemand dabei behilflich gewesen?

Im Geschirrspüler befand sich nur Frühstücksgeschirr von einer Person. Das beruhigte Frederick etwas, zudem wies es darauf hin, dass Andi vorm Mittagessen aufgebrochen war. Im Fahrradkeller fehlte ein Rad. Also war Andi mit dem Drahtesel unterwegs, doch wohin?

Unruhig begann Frederick durch die Wohnung zu tigern. Wie Sherlock Holmes nahm er dabei jedes Detail unter die Lupe und stellte Schlussfolgerungen an. Die Fernbedienung für die Glotze lag in dem Fach unterm Couchtisch. Ergo hatte Andi, der sie stets auf dem Tisch liegen ließ, nicht ferngesehen. Im Schlafzimmer war nur eine Bettseite benutzt, im Bad bloß ein Handtuch feucht. Frederick kam sich ein bisschen schäbig vor, derart akribisch nach Indizien zu fahnden, die auf einen Seitensprung hinwiesen. Andererseits: Hatte er nicht jedes Recht, ein gewisses Misstrauen zu hegen? Schließlich wollte Andi mehr Freiheiten, was ja wohl Fremdvögeln einschloss.

Als er gegen halb fünf den Schlüssel im Schloss der Wohnungstür hörte, atmete er auf, zugleich erfasste ihn Beklemmung. Was erwartete ihn? Er kauerte sich im Wohnzimmer auf die Couch und verkrampfte seine Hände im Schoß. Schritte im Flur. Schuhe polterten auf den Boden.

„Frederick?“, rief Andi und tauchte gleich darauf im Türrahmen auf, eine Tasche über der Schulter.

Die zerzausten Haare deuteten auf sportliche Aktivität hin. Kam man beim Radfahren derart ins Schwitzen, dass man wie frisch geduscht aussah? „Hi.“

„Ich war schwimmen. Wenn ich gewusst hätte, dass du zurückkommst, wäre ich gar nicht erst losgefahren.“

Ach so. Ein Bröckchen des großen Steins fiel ihm vom Herzen. „Tut mir leid. Ich hätte anrufen sollen.“

„Quatsch. Du wohnst hier und kannst kommen und gehen, wie es dir beliebt.“ Andi durchquerte den Raum, trat auf die Terrasse und hängte den Tascheninhalt zum Trocknen über die Stühle.

Wann war ihm zum letzten Mal Andis scharfer Hintern aufgefallen? Die sehnigen Beine mit dem dunklen Flaum an den Unterschenkeln, die aus der knielangen Shorts herausragten? Die lässige Art, sich zu bewegen? Das niedliche Naserümpfen, wenn Andi etwas nervte, wie gerade die Badeshorts, die von der Lehne rutschte? War er so blind geworden, das alles nicht mehr zu bemerken?

„Wie war’s bei deinen Eltern?“, erkundigte sich Andi beim Wiederhereinkommen und schob die Hände in die Hosentaschen.

„Grausam. Ich hab mir die ganze Zeit Vorwürfe anhören müssen.“

„Wieso? Ich bin doch der Böse.“

„Ich hab ihnen nur gesagt, dass wir ein bisschen Streit hatten.“

Andi seufzte, ließ sich neben ihm nieder und streckte die Beine aus. „Damit das klar ist: Ich will keine Trennung und das mit der offenen Beziehung auch nicht. Das war eine blöde Idee, um dich wachzurütteln.“

„Hättest du nicht etwas subtiler vorgehen können?“

„Ich und subtil? Sehr witzig.“

„Du hast mir einen Riesenschrecken eingejagt. Ich hatte Angst …“ Frederick atmete tief durch, da ihm Seelenstriptease unheimlich schwerfiel. „… Angst, dich zu verlieren.“

Aus dem Augenwinkel sah er zu Andi rüber, der betroffen guckte, nach seiner Hand tastete und sie fest umschloss. „Das wollte ich nicht.“

Der Körperkontakt war wohltuend. Ein weiteres Gesteinsbröckchen löste sich von seinem Herzen. Mit dem Daumen streichelte er über Andis Haut. „Ich kann dich ein bisschen verstehen. Mir ist auch aufgefallen, dass so einiges schiefläuft.“

„Was denn, zum Beispiel?“

„Na ja …“ Trotz des regen Sexuallebens in seiner Jugend, war darüber zu reden unheimlich schwierig. Wer gab schon gern zu, dass im Bett etwas nicht stimmte? „Wir haben schon eine Weile nicht mehr richtig miteinander geschlafen.“

Andi seufzte abermals. „Du meinst wohl eher, dass wir, ohne sonderlich großen Spaß daran, unser Pflichtprogramm erledigt haben.“

„Ähm … ja … so kann man es auch ausdrücken.“

„Ich bin dafür, Pizza zu bestellen“, wich Andi abrupt auf ein anderes Thema aus. „Oder bist du scharf darauf, auf unsere Dosenvorräte zurückzugreifen?“

„Nö. Dann doch lieber Pizza.“

„Okay. Ich hol mal eben das Notebook.“ Andi sprang auf, verließ das Zimmer, kam mit dem Computer in der Hand zurück und nahm wieder neben ihm Platz. „Gucken wir doch mal, was es bei Domino für neue Leckereien gibt.“

Die nächsten Minuten vergingen damit, über verschiedene Pizzabeläge zu beraten und die Bestellung abzuschicken. Bei der Gelegenheit fielen Frederick die Erdbeeren ein. Als Andi von der Homepage des Pizzalieferanten zu der eines E-Mail-Providers wechselte, nutzte er das, um in die Küche zu gehen. Flink wusch er die Früchte, entfernte die Stiele und überlegte, was man als Ersatz für Sahne nehmen könnte. Im Kühlschrank befand sich ein Fläschchen Schokosoße, die sie irgendwann mal für Eiscreme gekauft hatten. Sie war schon länger abgelaufen, schien aber noch okay zu sein.

„Wir waren schon ewig nicht mehr an der Nordsee“, rief Andi vom Wohnzimmer her.

„Ist dir entfallen, dass wir erst gestern von dort aufgebrochen sind?“, gab er zurück.

„Ich meine die deutsche Küste. Was hältst du von Friedrichskoog?“

Stirnrunzelnd packte er das benutzte Messer in die Geschirrspülmaschine und gesellte sich zu Andi, der eine Website dieses Ortes aufgerufen hatte. Deiche, Lämmer, Strandkörbe, und Watt.

„Das sieht nicht unbedingt nach Strandurlaub aus“, merkte er an.

„Wir liegen beide nicht gern am Strand herum. Stattdessen könnten wir mal wieder Fahrrad fahren, Muscheln sammeln, Minigolf spielen, Ausflüge machen.“

„Hm … okay.“

„Dein Jubel fällt sehr verhalten aus“, fand Andi etwas pikiert.

„Im Moment ist mir überhaupt nicht nach Wegfahren. Letzte Nacht hab ich kaum geschlafen.“

„Komm mal her.“ Flink stellte Andi das Notebook beiseite und zog ihn auf den Schoß.

Die Nähe fühlte sich gut an, dabei ein bisschen fremd. Schon merkwürdig, wenn man bedachte, dass sie seit zehn Jahren ein Paar waren. Konnten vierundzwanzig Stunden so viel verändern? Offenbar. Er hatte Andi von einer völlig neuen Seite kennengelernt, erstmals begriffen, dass sich Emotionen nicht wortlos übertrugen. Anfangs, in ihrer Verliebtheit, hatte das natürlich geklappt. Nein, das war falsch. Sie hatten sich bloß mehr miteinander beschäftigt und mit den Jahren vieles als selbstverständlich hingenommen.

Zärtlich kraulte Andi ihm durchs Haar, hauchte Küsse auf seine Schläfen. Die harmlosen Liebkosungen verursachten ihm einen wohligen Schauer. Frederick drehte den Kopf, um Andis Lippen für einen Kuss einzufangen, der sanft und ohne Zunge ausfiel. Noch war ihm nicht nach Leidenschaft, sondern nur Erschaffen von Vertrautheit zumute.

Andi roch nach Sommerluft, Seewasser und sehr maskulin. Kein Chlor? „Wo warst du denn schwimmen?“, fragte Frederick leise.

„Am Bredenbeker Teich. Weißt du noch, wie wir früher ab und zu nachts dort schwimmen waren?“

Sie hatten im Dunkeln nackt im See gebadet und hinterher … Das Läuten der Türglocke vertrieb seine Erinnerungen. Bedauernd erhob er sich von Andis Schoß und ging in den Flur, um den Pizzaboten hereinzulassen. Nachdem er Essen gegen Geld getauscht hatte, trug er die Kartons in die Küche, in der intensiver Erdbeerduft hing, um Servietten zu holen. Anschließend ging er ins Wohnzimmer, stellte seine Fracht auf dem Couchtisch ab und ließ sich neben Andi fallen.

Die ersten Viertel verschlang er voller Heißhunger. Ihm war sein Loch im Bauch gar nicht so bewusst gewesen. Ab dem vierten aß er langsamer. Als Andi ihm ein Viertel Salamipizza vor die Nase hielt, biss er davon ab und bot im Gegenzug etwas von seiner Schafskäsepizza an. Letztendlich teilten sie sich den Rest.

Sie hatten bezüglich Essen den gleichen Geschmack, wie auch in vielen anderen Dingen. Dafür gab es einige erhebliche Unterschiede, wie beispielsweise ihre Wohnsituation. Andi hatte für ein Haus plädiert und wollte gern einen Hund haben. Frederick scheute die Verantwortung und war für eine pflegeleichte Wohnung gewesen. Eigentlich kein Wunder, dass Andi unzufrieden war, da ständig, wie beispielsweise der Ordnungsfimmel, seine Befindlichkeiten berücksichtigt wurden. Bisher hatte er das nie aus diesem Blickwinkel betrachtet. Vielleicht war dazu gewisse Reife notwendig oder aber ein Schock, wie die verlangte Öffnung ihrer Beziehung.

Andi rieb sich den Bauch. „Das war lecker. Ich brauche jetzt einen Kaffee und eine Dusche.“

„Geh ruhig duschen. Ich kümmere mich um den Kaffee.“ Er sammelte die benutzten Servietten und Kartons ein, küsste Andi auf die Wange und begab sich in die Küche.

Während er ihren Hightech-Kaffeeautomaten in Betrieb setzte, fing nebenan Wasser an zu rauschen. Was sprach eigentlich dagegen, sich zu Andi zu gesellen? Also, mal abgesehen davon, dass er morgens bereits geduscht hatte? Im Grunde nichts, bis auf den Umstand, noch nicht bereit dafür zu sein. Normalerweise präsentierte er sich Andi gern nackt, doch irgendwie … irgendwie hatte alles eine andere Dimension gewonnen. So, als ob sie vor einer neuen Ära ständen. Nun galt es, behutsam vorzugehen, um die zarten Sprossen gedeihen zu lassen.

Frederick brachte den Kaffee ins Schlafzimmer. Behutsam beinhaltete ja nicht, gänzlich auf eine körperliche Annäherung zu verzichten. Außerdem platzierte er die Schale Erdbeeren mit der Schokosoße auf dem Nachtschrank. Die passten wunderbar zu der Kaffeespezialität mit aufgeschäumter Milch.


3.

In der Hoffnung, damit Begeisterung hervorzurufen, widmete sich Andi seiner Körperpflege. Das tat er sonst ebenfalls, doch diesmal mit besonderer Akribie. Erst als die Härchen im Schambereich und unter seinen Achseln akkurat auf fünf Millimeter getrimmt waren, gab er sich zufrieden. Außerdem verwendete er reichlich Duschgel und Shampoo.

Anschließend putzte er seine Zähne und stylte seine Haare, wie Frederick es liebte, nämlich sexy zerstrubbelt. Eigentlich war es eher ein Kein-Styling, da er sie dafür lediglich frottieren brauchte. Nach einem letzten kritischen Blick in den Spiegel verließ er das Bad, lediglich ein Handtuch um seine Hüften geschlungen. Vielleicht besaß dieser Aufzug die erwartete Wirkung.

Im Wohnzimmer herrschte gähnende Leere. Erstaunt ging er zur Küche, wobei ihm Kaffeeduft in die Nase stieg und ins Schlafzimmer lockte. Frederick saß auf dem Bett, bis zum Bauchnabel von einer Decke verhüllt. Auf dem Nachtschrank standen zwei Becher, eine Plastikflasche Schokoladensoße (wo kam die denn her?) und eine Schale Erdbeeren, deren aromatischer Duft mit dem des Kaffees konkurrierte.

Er ließ das Handtuch fallen, was ihm Fredericks volle Aufmerksamkeit bescherte. Na gut, die hatte er schon vorher gehabt, doch nun weiteten sich die hübschen braunen Augen. Also war seine Sorgfalt nicht umsonst gewesen. Mit einem zufriedenen Lächeln kroch er auf seine Bettseite, deckte sich ebenfalls zur Hälfte zu und verteilte den Kaffee.

Die Anschaffung des Automaten war Fredericks Idee. Lang hatte er sich gegen diese – wie er es nannte – sinnlose Investition gesträubt und behauptet, Filterkaffee mehr zu mögen. Tja. Inzwischen liebte er das Zeug aus dem Gerät. Insofern lohnte es sich, ab und zu von seiner vorgefassten Meinung abzurücken.

Genüsslich trank er ein paar Schlucke und spürte den belebenden Effekt des Koffeins. Na ja. Vielleicht lag es eher an Fredericks Nähe, dass sein Puls stieg. Aus dem Augenwinkel betrachtete er die schmale, glatte Brust mit den beiden himbeerähnlichen Knöpfchen. In all den Jahren hatte sich Frederick kaum verändert, bis auf ein paar winzige Falten im Gesicht. Seine Figur war immer noch überaus schlank, das Haar voll und sein Grinsen so keck wie am Anfang ihrer Beziehung.

„Die Erdbeeren stammen aus Lüneburg“, beendete Frederick das herrschende Schweigen.

„Dann schmecken sie bestimmt besonders gut.“ Er liebte das kleine Städtchen, in dem Fredericks Eltern wohnten.

„Ähm … sag mal … willst du immer noch ein eigenes Haus haben?“

„Ich bin mit der Wohnung zufrieden“, behauptete er, nicht in Stimmung für ein derartiges Gespräch.

„Okay. Lass uns morgen darüber reden. Meine Eltern möchten sich verkleinern und haben gefragt, ob wir ihre Hütte übernehmen wollen. Das nur schon mal vorangestellt.“

Anscheinend war Frederick generell nicht abgeneigt, wenn er den Tonfall richtig deutete. Trotzdem hatte er keine Lust, das Thema zu vertiefen. Er schnappte sich eine Erdbeere, biss die Spitze ab und hielt den Rest Frederick hin. Auf diese Weise verschwanden zwei weitere Früchte, wobei ihm ein verwegener Gedanke kam.

Er leerte seinen Becher, wartete, bis auch Frederick ausgetrunken hatte, und entsorgte beide auf dem Nachtschrank. Als Nächstes legte er eine Erdbeere in Fredericks Bauchnabel, schob die Decke ein bisschen beiseite und übergoss die Frucht mit ein paar Tropfen Schokoladensoße.

„Was wird das?“, erkundigte sich Frederick belustigt.

„Rutsch mal ein wenig tiefer“, bat er anstelle einer Erklärung, woraufhin sein Schatz vorsichtig gehorchte.

Zwei weitere Erdbeeren landeten auf Fredericks Brustwarzen, wieder mit Soße gekrönt. Anschließend machte sich Andi daran, seinen Nachtisch zu genießen, wobei ihn süße Seufzer begleiteten. Als er fertig war, stand Fredericks Schwanz wie eine eins. Das besaß hohen Aufforderungscharakter. Andi biss ein Stück der nächsten Erdbeere ab und klebte die andere Hälfte, mithilfe der Schokosoße, auf die Eichel. Desgleichen verfuhr er mit zwei weiteren Früchten, die er auf dem Schaft pappte, bevor er sich über das Dessert hermachte. Erneut wurde sein fleißiges Schlemmen mit einem Stöhnkonzert belohnt, zudem zuckte Fredericks Erektion bei jedem Zungenschlag. Ein wahrer Genuss für den Gaumen und seine Sinne.

Will auch“, stieß Frederick hervor, nachdem er fertig war.

In freudiger Erwartung streckte er sich aus. Ihm widerfuhr die gleiche Behandlung, doch ließ sich Frederick erheblich mehr Zeit. Je länger die emsige Zunge ihn bearbeitete, desto höher stieg seine Erregungskurve. Es war ewig her, dass sich Andi dermaßen im Sinnestaumel verloren hatte. Neben seiner köchelnden Lust empfand er tiefe Zuneigung für Frederick und lange vermisste Nähe. Sex konnte wirklich eine Brücke sein. Vielleicht half sie ihnen in eine neue Dimension.

„Lieb dich so“, flüsterte er, woraufhin Frederick Erdbeeren und Soße aus dem Bett verbannte und über seinen Mund herfiel.

Ihre ersten Küsse schmeckten zuckrig. Mit fortschreitendem Zungeneinsatz verlor sich der Schokoladengeschmack zugunsten Fredericks eigener Note. Drängend rieb sich sein Schatz an ihm und vollführte imitierte Fickbewegungen, die seine Libido anheizten. Schließlich, als sie beide keuchten und die Luft von Testosteron geschwängert war, fischte Frederick das Gleitgel aus der Nachtschrankschublade. Ein Batzen landete auf seinem Ständer. Danach verschloss Frederick erneut seine Lippen mit einem Kuss und machte sich zugleich für ihn bereit.

Im nächsten Moment wurde sein Schwanz hochgebogen. Langsam versank er in himmlisch heißer Enge, wobei er Frederick in die Augen sah. Es war, als ob sich sämtliche Grenzen auflösten. Sie wurden zu einer Einheit und begannen sich in perfekter Harmonie zu bewegen. Lange währte ihr bedächtiges Schaukeln jedoch nicht, dafür brannte die Flamme schon zu hoch. Er umfasste Fredericks Hüften und fing an, vehement nach oben zu stoßen. Sein Schatz hielt gegen, beide Hände auf seinen Brustkorb gestützt. Erregt lächelten sie einander zu.

Schweißtropfen perlten über Fredericks Schläfen und sammelten sich auf der Oberlippe. Andi spürte den salzigen Film ebenfalls, roch den verführerischen Duft. Das, zusammen mit ihren lauten Atemzügen und Gestöhne, trieb seine Lustkurve schlagartig in die Höhe. Sein Orgasmus schlug wie eine Flutwelle über ihm zusammen. Kurz tauchte er ab, sah bloß schwarzes Flimmern. Als die Woge ihn wieder freigab, erblickte er Fredericks in Ekstase verzerrte Miene. Melkende Darmwände pressten auch noch den letzten Tropfen aus ihm heraus.

Frederick sackte auf ihn herab und steckte die Nase in seine Halsbeuge. Er umschlang seinen Liebsten mit beiden Armen. Zufrieden seufzend kraulte er durch Fredericks Schopf.

„Liebst du mich auch noch?“, wollte er leise wissen.

„’türlich“, nuschelte Frederick an seinem Hals.

„Ein Glück. Hatte solche Angst, ich hätte es vermasselt.“

Frederick hob den Kopf und grinste auf ihn runter. „Du wirst mich nicht so schnell los. Da musst du dir schon was Besseres einfallen lassen.“

Ein sanfter Kuss besiegelte ihr neues-altes Verhältnis. Anschließend stieg Frederick von ihm runter, schmiegte sich an seine Seite und legte ihm einen Arm um die Taille.

„Bin total fertig. Ich schlaf ’ne Runde und dann treiben wir’s noch mal.“

Lächelnd küsste er Frederick, der bereits die Augen geschlossen hatte, auf die Nasenspitze. Was für ein hinreißendes Großmaul.


Am nächsten Morgen machten sie erneut Liebe, allerdings auf die träge, verschlafene Art. Danach gab’s ein ausgedehntes Frühstück, bei dem sie beschlossen, einige Tage nach Friedrichskoog zu fahren. Frederick war der Meinung, dass sie außerhalb ihrer gewohnten vier Wände unvoreingenommener über ihre Zukunft reden konnten. Dem stimmte Andi uneingeschränkt zu. Im Grunde hatte er das ja schon bei seinem ersten Vorstoß so gehalten. Tja. Manchmal brauchte es eben mehrere Anläufe, um zum Ziel zu kommen.

Er war nun guter Hoffnung, dass sie einen Konsens fanden. Erdbeeren mit Schokosoße schienen eine magische Wirkung zu besitzen. Na ja. Wahrscheinlich interpretierte er zu viel hinein, doch falls ihre Beziehung je wieder in Schieflage geriet, würde er es erneut ausprobieren.


4.

Plan hin oder her: In Friedrichskoog während der Hauptsaison eine Unterkunft zu ergattern, stellte sich als schwierig heraus. Letztendlich hatten sie bei der Kurverwaltung Glück, die ihnen eine Ferienwohnung für sechs Personen anbot. Die ursprünglichen Gäste waren kurzfristig abgesprungen. Andi stellte Verhandlungsgeschick unter Beweis und drückte den Preis auf die Hälfte. Vermutlich wäre sogar noch mehr Rabatt drin gewesen, da die Vermieter bestimmt so schnell keinen anderen Ersatz fanden. Frederick war das egal. Er fand es wichtiger, ihr Vorhaben umzusetzen, als auf den Cent zu gucken.

Gegen zwei packten sie ihre Sachen, brachen auf und trafen gegen fünf in Friedrichskoog ein. Ihre Ferienwohnung lag in der Nähe des Rugenorter Lochs, dem Hafen des Ortes. Na ja, eine hochtrabende Bezeichnung für eine Art Stichkanal, der bei Hochwasser Zugang zur Nordsee bot.

Das Domizil befand sich im Erdgeschoss eines Acht-Parteien-Hauses und verfügte über eine geschützte Terrasse mit Blick auf das nächste Gebäude. Man konnte eben nicht alles haben. Die Einrichtung war gemütlich und natürlich reichlich Platz vorhanden.

Nachdem sie ihre Koffer geleert hatten, schlug Andi einen Bummel vor. Hand in Hand schlenderten sie durch die Ortschaft, kamen an einigen Restaurants vorbei und beäugten neugierig einen riesigen Walfisch, der einen Indoorspielpark beinhaltete. Die meisten Passanten nahmen keine Notiz von ihnen, waren vollauf mit dem Nachwuchs beschäftigt. Nur einige Leute machten angesichts ihrer verbundenen Hände grimmige Mienen.

„Ich hätte gern Fisch zum Abendbrot“, meldete Andi an, als sie den Rückweg antraten.

„Das deute ich mal als Ansage, dass wir irgendwo einkehren.“

„Richtig. Oder willst du selbst welchen fangen und braten?“

„Hab meine Angel zu Hause gelassen“, erwiderte Frederick und wies auf das Schild eines Fischrestaurants. „Was hältst du von dem Schuppen da?“

Das Innere des Lokals war nüchtern ausgestattet. Holztische für je vier Personen standen im hell gefliesten Raum verteilt. Es glich eher einem Imbiss als Restaurant, doch zur Nahrungsaufnahme reichte das vollauf.

Andi bestellte eine Kutterscholle, er das Fischfilet und dazu baten sie beide um ein Pils. Als der Kellner die Getränke gebracht hatte, lenkte Frederick das Gespräch auf ihre Wohnsituation.

„Hast du inzwischen mal über den Vorschlag meiner Eltern nachgedacht?“

„Mhm. Gefällt mir eigentlich ganz gut.“ Andi prostete ihm zu. „Und wie denkst du darüber?“

Er hob ebenfalls sein Glas, stieß mit Andi an und nahm einen Schluck. „Generell positiv. Wir arbeiten beide in der Innenstadt, womit die Entfernung fast die gleiche bliebe. Einziger Unterschied: Wir könnten die Bahn nehmen, anstatt mit dem Auto im Stau zu stehen.“

„Und wo ziehen deine Eltern hin?“, wollte Andi wissen.

„Sie haben ganz in der Nähe des Hauses eine kleine Wohnung gefunden.“

„Also ist die Sache praktisch schon beschlossen?“

„Dass sie umziehen, ja. Ob wir das Haus übernehmen, nein. Sofern wir uns dagegen entscheiden, wird es verkauft.“ Was Frederick gar nicht gefallen würde. Fremde Leute in seinem Elternhaus!

„Wie stellst du dir das mit der Finanzierung vor? Die Hütte kostet doch bestimmt weitaus mehr, als unsere Wohnung einbringt.“

„Natürlich knöpfen meine Eltern uns weitaus weniger als den Marktwert ab. Meine Hälfte bekomme ich geschenkt und den Rest schaffen wir locker.“

„Das klingt zu schön, um wahr zu sein.“

„Lass uns nächste Woche hinfahren und mit meinen Eltern reden. Sie haben eh schon nach dir gefragt. Mutti möchte für uns Spargel kochen und zum Nachtisch gibt’s Erdbeeren mit Schlagsahne.“

„Mhm. Erdbeeren.“ Andi feixte und strich mit den Zehen über seine Wade.

„Oh Mann! Lass das! Ich krieg sonst Atemnot in der Hose.“

Während der restlichen Wartezeit aufs Essen und beim Speisen drehte sich ihr Gespräch weiter um das Haus. Es handelte sich um eine ältere Immobilie mit großem Garten. Neben den Erwerbskosten sollten sie auf jeden Fall Geld für einige Sanierungsmaßnahmen einplanen, da die Heizung älteren Semesters war. Außerdem wollten sie natürlich etliches modernisieren, angefangen bei den alten Heizkörpern. Zu tun hatten sie damit für die nächsten Jahre genug. Allerdings waren sie sich einig, die Sache langsam anzugehen.

Andi übernahm die Rechnung, woraufhin Frederick auf dem Heimweg spottete: „Du denkst aber nicht, dass du mich ins Bett bekommst, nur weil du mich zum Essen eingeladen hast, oder?“

„Genau deshalb hab ich bezahlt“, tat Andi entrüstet. „Bist du etwa ein Schwanzfopper?“

„Auf jeden Fall bin ich nicht so billig!“

„Billig? Ich hab fast fünfzig Euro ausgegeben!“

Auf diese Weise ging es weiter, bis sie ihr Domizil erreicht hatten. Auch in der Wohnung setzten sie das Spiel fort, wobei sie einander ins Schlafzimmer drängten. Das Ganze endete auf dem Bett, wo Frederick klein beigab und sich liebevoll um Andis Schwanz kümmerte. Nicht, um sich für das Essen zu revanchieren, sondern aus reiner Lust und Liebe.

Die ersten Schritte waren getan. Es konnte nur noch bergauf gehen.



ENDE



Sommernacht am See – Raven le Fay



Die Nacht war warm und schwül, zu warm, um es lange im Bett auszuhalten. Nachdem sich Teddy über eine Stunde unruhig herumgewälzt hatte, richtete er sich frustriert auf. Den ganzen Tag bei der Affenhitze auf dem Bau und auch nachts keine Abkühlung. Er schaute zu Jörn, der, nur mit einem Laken bedeckt, neben ihm lag. Dessen Augen waren offen und sahen ihn müde an. Offenbar konnte er gleichfalls nicht schlafen.

„Wir könnten noch einmal duschen gehen“, schlug Jörn seinem Freund halbherzig vor. Teddy tat ihm leid. Während er wenigstens in einem klimatisierten Büro seiner Arbeit nachgehen konnte, war Teddy den ganzen Tag der Hitze ausgesetzt. Er musste als Baustellenleiter auf dem riesigen Areal überall zugleich sein, um dafür zu sorgen, dass alles reibungslos funktionierte. Unmöglich, sich einmal auf ein kühles Plätzchen zurückzuziehen. Falls es so etwas auf der Baustelle überhaupt gab. „Wenigstens mit einem nassen Tuch den Körper abreiben“, versuchte Jörn es weiter. Irgendwie sah er sich dabei als derjenige, der Teddy dabei behilflich war. Ein wohliges Ziehen im Bauch ließ ihn die Augen schließen.

„Hm!“ Teddy war nicht sonderlich überzeugt. Er knipste die Nachttischlampe an und sah zum offenen Fenster. Schließlich schwang er die Füße aus dem Bett und stand auf.

Jörn öffnete die Augen und seufzte sehnsuchtsvoll, als er auf die breiten Schultern und starken Arme seines Freundes schaute, ganz zu schweigen von dem muskulösen Hintern. Während sich Teddy streckte, schoben sich seine Schulterblätter zusammen und noch mehr Muskeln traten hervor. Schweiß glänzte auf seiner Haut. Jörn schloss erneut die Augen, um sich einen weiteren Augenblick erotischer Fantasien hinzugeben. Jetzt eine Runde Bettakrobatik und danach von den Armen seines Freundes gehalten werden, überlegte er. Jörn schob den Gedanken jedoch wieder von sich. Nicht bei der schwülen Hitze. Sie hatten es probiert, aber es war ihnen dabei buchstäblich die Luft ausgegangen.

„Ich hab eine bessere Idee.“ Teddy nahm das Laken, welches er im Sommer als Decke nutzte, und wickelte sich darin ein wie ein Römer in seine Toga. Schwungvoll warf er den letzten Zipfel über die Schulter. Sofort klebte der dünne Stoff auf der feuchten Haut und modellierte seinen stattlichen Körper. „Lass uns zum See fahren!“

Inzwischen hatte sich Jörn von seinem Laken befreit und lag nackt im Bett. Er zeigte Teddy den Vogel. „Jetzt, Theodor? Mitten in der Nacht?“

Teddy konnte in dem gedämpften Licht der Nachttischlampe nur die vagen Umrisse von Jörn erkennen, erahnte aber an der Bewegung, mit welchem Kompliment er seine Meinung zu dem Thema unterstrich.

„Du kannst hier liegen bleiben und wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft schnappen oder wir gehen eine Runde im See schwimmen. Ich brauche jedenfalls eine richtige Abkühlung.“ Mit diesen Worten schritt der selbst ernannte Römer huldvoll aus ihrem gemeinsamen Schlafgemach.

Jörn schaute ihm mit gerunzelter Stirn nach und schickte Teddy einen weiteren Vogel hinterher.

„Kommst du?“, hörte er Augenblicke später Teddys ungeduldige Stimme aus dem Wohnzimmer. Was für eine doofe Frage! „Meinst du, ich wichs mich hier gerade, oder was?“, grummelte Jörn, raffte sich jedoch auf und stieg endlich aus dem Bett.

Wenige Minuten später saßen beide im Auto, Teddy in Jogginghose und mit freiem Oberkörper, was nach Jörns Meinung verboten werden müsste. Das war weniger der Kleiderordnung im Straßenverkehr geschuldet, als vielmehr der Versuchung, die so ein Anblick für ihn darstellte. Es kostete ihn einige Anstrengung, die Finger bei sich zu lassen, denn er wollte keinen Unfall riskieren. Zumindest keinen mit dem Auto. Wegen der freien Straßen in der Nacht gab Teddy ordentlich Gas, also behielt Jörn notgedrungen die Hände weiterhin bei sich. Er war sich sicher, dass Teddy ganz bewusst kein Shirt übergezogen hatte, um ihn zu ärgern. Warum war er nicht auch auf diese Idee gekommen? Oder gleich ganz nackt in den Wagen gestiegen?

Schon verstärkte sich das Ziehen im Unterleib wieder. Ein breites Grinsen ließ Jörns Gesicht erstrahlen, als er sich vorstellte, nackt und mit hartem Schwanz neben seinem Freund im Auto zu sitzen. Da bekam der Begriff Steuerknüppel doch gleich eine ganz andere Bedeutung.

Teddy schaute verwundert zu seinem Beifahrer. „Warum grinst du plötzlich wie ein Kater, der den Milchtopf gefunden hat?“

„Ach nichts“, entgegnete Jörn scheinheilig. Er zupfte an seinem Hawaiihemd und fuhr sich mit der Hand lasziv über die Brust bis zum Schritt. Seine untere Körperhälfte zierte eine knallig bunte Bermudahose.

Teddy verstand. „Du bist so ein versautes Stück!“, rief er in gespielter Empörung.

„Ha, wer sitzt denn hier mit nacktem Oberkörper am Steuer?“, gab Jörn mit gleicher Empörung zurück.

Glücklicherweise hatten die beiden in dem Moment ihr Ziel erreicht. Das Auto rollte langsam über den Parkplatz und blieb direkt neben dem Weg zum See stehen. Teddy zog die Bremse an und stieg aus. „Du brauchst dringend eine Abkühlung, mein Herzchen!“ Er griff nach hinten und schnappte sich die beiden großen Handtücher, die auf der Rückbank lagen. „Also, raus aus dem Wagen und ab ins Wasser mit dir!“

Jörn flog ein Handtuch an den Kopf. Er fing es auf und legte es sich über die Schulter. „Ha, ha, sehr komisch“, rief er Teddy nach. „Was ist das hier? Per Anhalter durch die Galaxis?“

Der See lag still vor ihnen. Jetzt, wo sich die Augen der beiden Männer an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannten sie auch Einzelheiten: den Spielplatz neben dem Hauptweg, den Steg, der einige Meter in den See hineinragte, die Würstchenbude am Grillplatz. Sie sahen sich um und stellten erleichtert fest, dass sie die einzigen Badegäste waren.

Teddy legte sein Handtuch aus und schlüpfte aus der Hose. Jörn tat empört. „Was denn, keine Unterwäsche? Du bist ja ein ganz schlimmer Finger.“

„Du bist nicht besser, nur weil du EIN Kleidungsstück mehr trägst.“ Teddy machte eine wegwerfende Handbewegung und watete in das erfrischend kühle Nass.

Jörn streifte Hose und Hemd ab und folgte seinem Freund. Kurz darauf planschten sie bereits ausgelassen im Wasser. Die Abkühlung tat gut und Jörn hörte auf, innerlich über Teddys blödsinnigsten Einfall aller Zeiten zu fluchen.

„Pass auf, Teddy, wir schreiben jetzt Filmgeschichte. Wir machen die Hebefigur!“ Beide Männer standen bis zu den Hüften im Wasser, Jörn zwangsläufig etwas tiefer.

„Hebefigur?“

„Ja, du weißt schon, wie bei Dirty Dancing mit dem scharf aussehenden Patrick Swayze.“

„Und ich soll jetzt Patrick Swayze sein?“, erkundigte sich Teddy skeptisch. „Ich schätze, du kommst eher nach ihm als ich.“

„Schon, aber ich kann dich unmöglich heben.“ Jörn nahm Schwung, sprang und Teddy erwischte seinen Freund noch rechtzeitig an den Hüften. Mit scheinbarer Leichtigkeit stemmte er ihn in die Höhe.

Jörn streckte sich und, schaute nach unten. Die Blicke beider Männer trafen sich voller Zärtlichkeit füreinander. Dann breitete Jörn die Arme aus und rief voller Übermut: „Ich bin der König der Welt!“

„Falsches Drehbuch, du Depp!“ Teddy warf Jörn ab und ließen ihn hinter sich ins Wasser plumpsen. Er entfernte sich mit einigen Schwimmzügen, während Jörn prustend aus dem Wasser auftauchte.

Suchend schaute sich Jörn nach seinem Freund um und folgte ihm. „Du, hier gibt es Aale.“

„Wirklich?“

„Ja, solche kleine kurze.“ Jörn, der neben Teddy stand, zeigte mit den Händen eine Länge von ungefähr fünfzehn Zentimeter.

„Komische Aale sind das“, entgegnete sein Freund stirnrunzelnd.

Beide Männer wateten in Richtung Ufer, bis ihnen das Wasser nur noch bis zum Bauchnabel ging. Jörn schmiegte sich an seinen Freund und begann in gespielter Unschuld an dessen Brustwarzen zu knabbern. „Ich kann dir einen fangen“, murmelte er. Seine Hand tauchte unter die Wasserlinie, um zu angeln, was er Teddy gerade erklärte. „Die sollen ziemlich schnell wachsen können.“

Teddy spürte Jörns neugierige Finger in seinem Schritt. „Aale, ja? In der Tat, sie wachsen verdammt schnell“, stimmte er zu, als er merkte, wie er hart wurde. Er strich durch Jörns nasses Haar und den Nacken herunter, über den Rücken. Seine Hände legten sich auf dessen Hintern und fingen an, ihn zu massieren. Jörn stöhnte unanständig, ohne Teddys Brust oder das, was sich unter der Wasserlinie befand, zu vernachlässigen. Beide spürten, wie sich ihr Augenmerk nur noch auf ihre Erregung konzentrierte. Trotz des kühlen Wassers wuchs der Aal in Jörns Hand zunehmend. Teddy beugte sich ein wenig zu Jörns Ohr vor. „Soll ich dir eine besondere Art des Schwimmens beibringen?“, murmelte er mit heiserer Stimme.

Jörns Reaktion bestand in einem erregten Brummen. Sie hatten schon öfters darüber fantasiert, aber die Ausführung scheiterte an der zu kleinen Badewanne in ihrer Wohnung sowie dem Umstand, dass gewisse Schwimmstile in der Öffentlichkeit auf zu viel Kritik stoßen würden.

Teddy sah sich nach Beobachtern um, doch außer den Geräuschen der Nacht und in der Ferne das Brummen von Autos, die ab und an auf der Hauptstraße vorbeifuhren, war weder etwas zu entdecken noch zu vernehmen. Keine Stimmen. Kein Licht. Hier waren nur sie, der See und über ihnen der von Sternen übersäte Nachthimmel. Er wandte sich wieder seinem Freund zu.

„Brustschwimmen oder Rückenlage?“, fragte Teddy zwischen mehreren Küssen. Jörn holte sich die Küsse zurück. „Beides, wenn du genügend Kraft und Ausdauer hast.“

„Ob ich genügend …?“, reagierte Teddy gespielt empört. Er drehte Jörn mit sicherer Hand herum, sodass dieser mit dem Rücken an seiner Brust lehnte. „Dir gebe ich gleich genügend Kraft!“ Als Antwort rieb Jörn den Hintern auffordernd über den Aal, der ihm aus der Hand geschlüpft war.

„Ich will, dass du vor mir kommst, aber bitte“, fügte Teddy warnend hinzu, „mach ausnahmsweise mal keinen Riesenlärm. Ich will keine Polizei auf den Hals gehetzt bekommen, nur weil du klingst, als würde ich dich abstechen.“

„Ich gebe mir Mühe, aber nun fang endlich an mit der Stecherei“, erwiderte Jörn frech.

Mit Schwung hob Teddy seinen kleineren und zierlicheren Freund etwas in die Höhe und positionierte ihn über seiner freigelassenen Erektion. Der Auftrieb des Wassers ermöglichte ein langsames Eindringen. Mit jedem Zentimeter ließ der Widerstand mehr nach. Teddy übte sich in Geduld, während er seinem Geliebten Zeit gab, ihn ganz in sich aufzunehmen. Schließlich entspannte sich Jörn merklich.

„Bist du so weit?“, erkundigte sich Teddy mit belegter Stimme. Er war zum Platzen hart.

„Ja!“ Jörn ließ den Oberkörper nach vorn auf die Wasseroberfläche sinken und streckte dabei die Arme seitlich aus, um sich auszubalancieren. Das erinnerte ihn wieder an Patrick Swayze und sein Baby bei ihrer Hebefigur. Mit den Beinen umklammerte er Teddys Hüfte. Der hielt ihn an der Taille fest, um ein Untergehen zu verhindern.

„Das ist so rattenscharf!“ Jörn keuchte.

Anscheinend konnte er von dem halb schwebenden Zustand nicht genug bekommen, denn es dauerte ein Weilchen, bis er Teddy bat, ihn zu ficken.

Das Wasser umspülte bei jedem Stoß ihre Körper. Es schäumte auf, schwappte davon, kam zurück und ließ Jörn immer wieder knapp unter der Oberfläche dümpeln. Für beide Männer war es einfach nur geil. Sex in aller Öffentlichkeit zu haben gab ihnen ein völlig neues Hochgefühl.

„Gleich!“, presste Teddy hervor, der sich unaufhaltsam in Jörns Enge drängte. Jörn hatte eine Hand unter Wasser getaucht, während der andere Arm weiter das Gleichgewicht hielt. Er begann sich zu wichsen, fühlte sich dadurch doppelt inspiriert. Wasser spritzte zunehmend auf. Teddys Griff wurde fester und seine Stöße härter. Die ganze Situation war gleichsam verrucht und verboten, was ihm einen völlig neuen Kick gab.

Als Jörn so weit war, tauchte er sein Gesicht unter Wasser und öffnete zu einem befreienden Schrei den Mund. Der See wandelte ihn in gedämpftes Gurgeln um, welches bestenfalls nur noch die Fische aufschrecken konnte. Sein Samen schwappte mit dem aufgewühlten Wasser davon.

Teddy spürte die Kontraktionen und stieß ein letztes Mal in seinen Geliebten, wobei ihn die Erlösung zu einem leisen, dunklen Grollen tief aus seinem Brustkorb verleitete.

Vorsichtig stellte er Jörn wieder auf die Beine. Erschöpft stützten sie sich gegenseitig. Erst nach einigen Augenblicken, in denen sich ihr Herzschlag wieder beruhigte, trennten sich die beiden Männer voneinander. Auf etwas wackligen Beinen staksten sie ans Ufer und ließen sich ermattet auf ihren Handtüchern nieder.

Der laue Nachtwind trocknete ihre Körper, während sie dicht beieinanderlagen und glücklich in den Sternenhimmel schauten. Für eine Weile hingen sie ihren eigenen trägen Gedanken nach, lauschten dem Echo ihrer verrückten Schwimmakrobatik.

Schließlich drängte sich Jörn an Teddy und ließ sich von ihm in die Arme nehmen.

Teddy deutete auf das sternenbesetzte Firmament. In der Stadt waren weit weniger Sterne zu sehen, aber hier am See konnte man sogar die Milchstraße erkennen. „Weißt du, wie die Milchstraße entstand?“, fragte er leise, als würde ein lautes Wort die Stimmung zerstören.

„Durch den Urknall?“, entgegnete Jörn altklug.

„Es gibt die Legende von Göttervater Zeus, der seinem neugeborenen Sohn Herkules die Unsterblichkeit versprach. Als Kind eines Gottes und einer Sterblichen war Herkules ein Halbgott, aber weder unverwundbar noch unsterblich. Zeus wollte sein Versprechen so schnell wie möglich einlösen. So nahm er den Säugling aus der Wiege und eilte mit ihm auf den Olymp. Er plante seiner Frau, der Göttin Hera, heimlich den Knaben an die Brust zu legen, damit dieser ihre Muttermilch trank, die ihm die Unsterblichkeit verleihen würde. Als Zeus sah, dass Hera eingeschlafen war, legte er seinen Sohn an ihre Brust. Herkules, schon als Säugling mit unerhörten Kräften ausgestattet, saugte zu fest. Die Göttin erwachte und riss sich den Knaben von der Brust. Dabei schoss ihre wertvolle Milch in weitem Bogen bis zum Himmel, wo die einzelnen Tropfen noch immer als Milchstraße erkennbar sind.“

Sie betrachteten ein Weilchen stumm das Glitzern der Sterne, lauschten den Geräuschen der Nacht; zirpenden Grillen, quakenden Fröschen, dem Gesang der ersten Vögel, ab und an ein leises Platschen, wenn ein Fisch an die Oberfläche des Sees schwamm und dann wieder tauchte. Plötzlich hörte Teddy seinen Geliebten leise lachen. Verwundert drehte er den Kopf zur Seite, um zu erfahren, was denn so amüsant war.

„Die Geschichte kann sich auch ganz anders zugetragen haben und wir sind seit Jahrhunderten einem Irrtum aufgesessen.“

„Der da wäre?“ Jörns leises Lachen wirkte ansteckend. Teddy grinste erwartungsvoll.

„Als Zeus sich der schönen Sterblichen näherte, die sein Kind empfangen sollte, war sie im tiefen Schlummer“, fabulierte Jörn. „Er legte sich voller Begehren zu ihr und begann, sich an ihrem Körper zu erfreuen. Als er sich schließlich in ihr versenkte, wachte sie auf. Sie erkannte, dass es nicht ihr Gemahl war, der mit ihr den Beischlaf vollzog, sondern ein Fremder. Sie stieß Zeus, der damit nicht rechnete, von sich herunter. Während sie aus dem Bett floh, rollte dieser zu Boden. Genau in dem Moment, als er kam. Sein Samen spritzte mit göttlichem Schwung den Himmel hinauf und hinterließ dort eine lange Spur.“

„Soll heißen, die Milchstraße ist in Wirklichkeit eine Samenstraße?“ Ungläubig hob Teddy den Kopf und betrachtete prüfend Jörns Gesicht, bis er ein verräterisches Zucken bemerkte. Fast gleichzeitig prusteten sie los. „Was für eine Verschwendung“, sinnierte Teddy. Er hob den Arm und zeichnete versonnen mit dem Finger das Sternenband am Himmel nach.

„Wohl wahr, aber den Samen in den See zu pumpen ist auch nicht gerade rationeller.“ Jörn stupste Teddy an, küsste ihn auf die Brust und stand auf. „Los komm, mein Großer. Du musst mir noch das Rückenschwimmen beibringen“, erklärte er und marschierte in all seiner nackten Pracht und mit provokant wackelndem Hintern zum Wasser.

Teddy sah mit neu erwachter Lust hinterher. „Dieses verdammte, unersättliche, geile Luder! Bei dem würde selbst ein Zeus an seine Grenzen stoßen!“ Er stand auf, holte tief Luft und folgte Jörn voller Vorfreude.

ENDE



My private Anchor – Rae Gardin



„Hey Basti, kommst du nachher mit zum Auwäldchen? Die anderen wollen nach der Schicht noch zum Baden an den Weiher gehen und gemütlich ein Bierchen trinken. Eine kleine Abkühlung bei der Affenhitze könnte doch nicht schaden, oder?“

Wie beiläufig streut mein Kumpel Maik diese harmlose Frage ein, nur ist sie alles andere als das. Er will mich damit wieder aus meiner selbst gewählten Isolation reißen, doch alles in mir sträubt sich vehement dagegen. Seit jener Nacht ist nichts mehr, wie es zuvor einmal gewesen ist, aber das lässt sich jetzt, im Nachhinein, nicht mehr ändern. Mein Vertrauen in die Menschen ist zutiefst erschüttert. In meinem Privatleben ist der Bedarf an Aktivitäten innerhalb größerer Gruppen kaum mehr vorhanden. Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich seit dieser Sache damals nur noch engeren Kontakt zu meiner Familie und eben zu Maik, meinem besten Freund.

Hier an der Strandbar, einem Sommerhotspot am örtlichen Flussufer, ist dies jedoch ein bisschen anderes. Die Theke schafft eine natürliche Barriere zwischen mir und den Gästen, was ein bisschen hilft – und natürlich Maiks Anwesenheit, der ebenfalls hier arbeitet. Es ist mein Job, hier zu stehen und für die breite Masse Cocktails zu mixen oder gekühlte Getränke aus dem Kühlschrank zu holen. In den Semesterferien verdiene ich mir damit gutes Geld, damit ich während der Vorlesungszeit etwas weniger Stress habe. Die Arbeit ist nicht sehr anspruchsvoll und wird darüber hinaus noch sehr gut bezahlt. Hier spiele ich meine Rolle des charmanten, aber dennoch unerreichbaren Kerls hinter der Theke, der souverän alle Avancen in seine Richtung mit einem Lächeln abschmettert. Meine Unnahbarkeit bringt mir täglich ein sattes Trinkgeld ein, auch wenn dies nicht der Grund für meine Zurückhaltung ist. Niemand von den Leuten hier weiß, warum ich so distanziert bin, aber das geht die breite Masse auch nichts an. Von mir erfährt man nichts Privates mehr, denn viel zu schnell verwendet es jemand gegen dich. Wie schnell so etwas passieren kann, habe ich am eigenen Leib bitter erfahren müssen.

„Nee Maik, lass mal. Wenn ich die Schicht hier durch habe, dann will ich nur noch nach Hause unter die Dusche. Mein Bierchen krieg ich da auch eisgekühlt. Wenn du willst, dann kannst du dich anschließen, der Kühlschrank ist jedenfalls randvoll.“ Mechanisch spüle ich die Gläser und bemühe mich fast schon krampfhaft, einen gleichgültigen Gesichtsausdruck aufzusetzen, damit Maik nichts merkt. Hört sich seltsam an, aber es fällt mir schwer, allein zu sein. Mein Kumpel ist allerdings clever genug und durchschaut mich mit Leichtigkeit.

„Komm schon, Basti. Nur ein kurzes Bad am Weiher und ein Bierchen. Danach hängen wir bei dir ab, plündern deinen Kühlschrank und zocken ein bisschen. Ich penne übrigens bei dir, in meiner WG ist derzeit dicke Luft. Der neue Ordnungsplan von Jockel geht mir dezent auf den Sack.“

Jetzt guckt er mich erwartungsvoll an und diesem flehenden Blick habe ich kaum etwas entgegenzusetzen. Er ist mein bester Kumpel und will eben erst später nach Hause. Seine Bitte um einen kurzen Abstecher zum Weiher bedeutet keinesfalls wirklich die Welt. Die Aussicht, dass wir danach den restlichen Abend gemeinsam bei mir verbringen können, lässt mich das Ganze in einem anderen Licht sehen.

„Gut, ein Bier und ein Sprung ins Wasser, mehr aber auch nicht. Mein Bedarf an Gruppenaktivitäten ist damit für heute erschöpft, okay?“ Ein breites Grinsen pflanzt sich in sein Gesicht und bringt wieder den kleinen Jungen zum Vorschein, den ich schon seit dem Kindergarten kenne. Damals konnten wir uns ganz zu Anfang nicht leiden und haben uns in den ersten Wochen regelrecht bekriegt. Nach einer kleinen Rangelei, die uns nur den Unmut der Kindergärtnerin einbrachte, haben wir uns notgedrungen vertragen. Bei der darauf folgenden Strafarbeit – herumliegendes Spielzeug einsammeln und wieder einsortieren – entdeckten wir die vielen Gemeinsamkeiten zwischen uns. Die tiefe Freundschaft und alles, was uns seitdem verbindet, hat bis heute Bestand. Einen Streit zwischen uns gab es nie wieder.



Als wir am frühen Abend nach der Schicht zum Weiher aufbrechen, ist mir durchaus ein bisschen mulmig. Ich habe seit dieser Geschichte fast jede Situation vermieden, die mich wieder in eine solch unüberschaubare Lage bringen könnte. Auch heute sind sicher wieder einige Leute hier, die ich weder kenne noch von denen ich weiß, wie sie ticken. Wenn ich eines gelernt habe, dann ist es eine Tatsache, dass man es niemandem ansieht, in welchen trüben Gewässern er fischt. Schließlich tragen die fiesen Kerle kein Kainsmal auf der Stirn, das sie als Arschlöcher kennzeichnet.



„Willst du im Auto sitzen bleiben oder muss ich dir die Tür öffnen, Basti?“, holt mich Maik aus meinen Gedanken und ich bemerke erst jetzt, dass wir bereits auf dem Grünstreifen am Auwäldchen parken. Mein Blick spricht wohl Bände, denn Maik legt seine Hand auf meine Schulter und drückt sie leicht. „Hey, ich bin da, du bist nicht allein. Dir wird nichts passieren, okay?“ Seine Augen fixieren mich und ich kann darin keinerlei Mitleid erkennen, sondern nur aufrichtiges Interesse an meiner Person. Und entwaffnende Ehrlichkeit – ganz Maik eben. Mein bester Freund in allen Lebenslagen und immer für mich da.

Mein zustimmendes Nicken entlockt ihm ein kleines Lächeln. „Na los, komm. Ab in die Fluten, bevor ich mich vor lauter Hitze in meine Bestandteile auflöse.“ Mit einem Ächzen öffnet er die Autotür und steigt erleichtert aus, als ob eine zentnerschwere Last von ihm abfällt. Mir war nicht bewusst, wie angespannt er ist und meine Zustimmung zu diesem Abstecher hierher eine solche Bedeutung für ihn hat. Mutiger als ich mich eigentlich fühle, steige ich aus dem Auto und stelle mich zum wiederholten Male meinen Ängsten. Ich muss es einfach schaffen, dieses dunkle Kapitel aus meiner Vergangenheit endlich hinter mir zu lassen. Irgendwann hat sonst auch mein bester Kumpel keine Lust mehr, für mich das Kindermädchen zu spielen. Allein der Gedanke daran verursacht mir Übelkeit. Dann wäre ich tatsächlich komplett isoliert. Meine Familie kann diesen Teil nicht gänzlich auffangen, das wäre auch zu viel verlangt. Mir bleibt also nur die Flucht nach vorne.

„Kann ich dir sagen, wenn ich mich unwohl fühle? Und darf ich dich bitten, mich nicht allein zu lassen? Ich weiß, Maik, ich verlange wirklich sehr viel von dir, aber es wäre damit leichter für mich.“ Mit gesenktem Kopf und leiser Stimme bringe ich meine Bitte vor und hoffe, er geht ohne viel Gerede darauf ein. Meine Hände vergrabe ich in meinen Taschen und wippe auf meinen Fußsohlen vor und zurück. Ich bin nervös und meine Nerven sind zum Zerreißen gespannt. Auf Außenstehende wirke ich mit meinem kindlichen Herumgehampel sicherlich wie ein totaler Freak, der zu viel Energiedrinks intus hat. Aber für mich fühlt sich so vieles eher bedrohlich an, das andere als harmlos einstufen. Die Unterstützung meines besten Freundes könnte mir hier die nötige Sicherheit geben.

„Klar doch, Basti. Kein Thema. Ich werde dich keine Sekunde aus den Augen lassen und schleif dich sogar mit, wenn ich pissen muss. Deine Entscheidung.“ Grinsend legt er seinen Arm um meine Schulter und zieht mich den Trampelpfad entlang bis zum Weiher. Das Grüppchen, das dort bereits versammelt ist, hat schon die ersten Flaschen Bier geöffnet und prostet uns ausgelassen zu.

„Hey, da seid ihr ja endlich. Wir haben extra auf euch gewartet, bevor wir uns in die Fluten stürzen. Wollt ihr vorher noch ein Bier oder kommt ihr gleich mit ins Wasser?“ Hannes hat sich, wie eigentlich immer, zum Sprecher der Gruppe aufgeschwungen und streift sich demonstrativ das Shirt über den Kopf. Ohne jedoch eine Antwort abzuwarten, zieht er seine Shorts nach unten und läuft splitterfasernackt ins Wasser. Einen Augenblick später taucht er bereits unter und es kommt Bewegung in die Gruppe. Wie abgesprochen, lassen alle die Hüllen fallen und stürzen sich, wie eine Horde Lemminge, in die Fluten. Maik guckt mich nur kurz an, grinst bis zu den Ohren und bringt mich damit zum Lachen.

„Komm schon, Basti, das können wir besser, oder?“ Demonstrativ streift er langsam seine Klamotten ab und zu meinem eigenen Erstaunen, tue ich es ihm gleich. Mit meinem Aussehen und Körper habe ich kein Problem. Betont lässig überbrücken wir die paar Meter bis zum Ufer und entscheiden uns wortlos für einen Sprung vom Steg ins Wasser. Als die kalten Fluten mich umschließen, passieren einige Dinge gleichzeitig: Das erfrischende Nass kühlt nicht nur meinen erhitzten Körper ab, sondern löst auch diese beklemmende Enge in meinem Brustkorb auf, die mich seit unserer Ankunft im Griff hat. Befreit atme ich ein und lasse den Blick schweifen, suche nach meinem Kumpel. Maik paddelt nur ein paar Meter von mir entfernt und zwinkert mir verschmitzt zu, ehe er einen Schwall Wasser in meine Richtung schaufelt. Es entspinnt sich eine kleine Wasserschlacht zwischen uns, die nach und nach auf die ganze Gruppe übergreift. Bevor allerdings die üblichen Tauchattacken folgen, kommt ein Ball ins Spiel. Wie immer ergreift Hannes das Wort und teilt den ganzen Haufen in zwei Teams auf. Was dann folgt, ist ein lustiger Wettkampf unter Erwachsenen, die sich wie kleine Kinder gebärden. Es macht einfach nur Spaß, sich albern und sorglos in dieser Kinderei zu verlieren, ohne eine ernsthafte Wertung einzufordern. Ich muss gestehen, dass ich mich schon lange nicht mehr so frei gefühlt habe, auch wenn ich mir das nicht erklären kann.



Als wir kurze Zeit später, alle wieder trocken und halbwegs angezogen, um das Lagerfeuer sitzen, herrscht eine lockere Atmosphäre wie beim Zeltlager in unserer Kindheit. Mein Blick schweift über die gesamte Gruppe und bleibt an einzelnen Personen hängen, die mir unbekannt sind. Nach wie vor bin ich misstrauisch gegenüber Fremden, die sich ungefragt in mein privates Umfeld schieben. Maik bemerkt wohl meinen skeptischen Blick und stößt seinen Ellbogen gegen meinen Arm.

„Was ist los, Basti? Wenn du jemanden nicht kennst, dann frag mich einfach. Ist jedenfalls besser, als die Leute halb tot zu starren. Nicht jeder Kerl ist automatisch ein Arschloch, nur weil du ihn nicht kennst und wenn doch, dann kann ich ihm immer noch eine reinhauen, oder?“ Grinsend öffnet er eine Flasche Bier und gibt sie mir mit einem Schulterzucken. So einfach also? Für Maik sicherlich eine Kleinigkeit, für mich allerdings eine große Sache. Vertrauen zu verlieren geschieht oft schon in Sekunden, es wiederzufinden, dauert ewig. Manchmal bleibt es auch für immer verschwunden.

„Okay, du hast ja Recht. Die drei Typen da drüben, kennst du die? Der Blonde guckt mich immer so komisch an, als ob er mich seziert.“ Der eine oder andere würde jetzt sicher denken, dass der Kerl an mir interessiert ist, aber das glaube ich nicht. Mein Bauchgefühl rät mir zur Vorsicht. Der Typ scannt mich regelrecht ab und mein Gefühl sagt mir, dass das nichts mit romantischem oder gar sexuellem Interesse an mir zu tun hat. Meine Alarmglocken schrillen und ich werde sie niemals wieder einfach überhören oder gar ignorieren.

Mein Griff um die Bierflasche wird fester, verkrampft regelrecht. Sollte ich denjenigen je erwischen, der mir das angetan hat, dann Gnade ihm Gott. Für manchen mag das als Dummer-Jungen-Streich durchgehen, aber ich hatte Todesängste und leide auch heute noch darunter.



Irgendwer hat mir damals wohl etwas in meine Cola gemixt, denn ich war total high und richtig überdreht. Ich habe ausschweifend getanzt und wollte einfach nicht nach Hause gehen. Maik war leider übers Wochenende auf einer Fortbildung. Die anderen aus der eher losen Gruppe, mit denen ich zu dem Zeitpunkt unterwegs war, haben weniger darauf geachtet, mit wem ich den ganzen Abend abhänge. Als ich verschwand, hat sich keiner wirklich Sorgen gemacht. Jeder dachte, ich hätte einen Kerl abgeschleppt und wäre schon weg.

Weit gefehlt. Der Fortgang des Abends scheint mir irgendwie verborgen im Nebel, nur einzelne Fetzen kriechen ab und zu an die Oberfläche. Mein Bewusstsein setzte erst wieder in den frühen Morgenstunden ein, als ich in einem Wald aufwachte. Es war noch stockdunkel und mir war kalt. Ich lag einfach auf dem Boden, zwischen all dem Grünzeug, fest verschnürt wie ein Paket, und nur mit einer Unterhose bekleidet. Mein Geldbeutel, meine Schlüssel, mein Handy, meine Klamotten – alles weg. Meine Brust zierte ein Zettel mit der Aufschrift: „Jeder kriegt das, was er verdient, Schlampe.“ Auch wenn man mich weder missbraucht noch geschlagen hat, so ist der Kontrollverlust über diese Situation für mich nicht weniger schlimm. Ein Unbekannter hatte mich verschleppt, ausgeraubt und hilflos im Nirgendwo ausgesetzt. Zum Glück fand mich ein paar Stunden später ein Jogger und fuhr mich nach Hause.

Warum, zum Teufel, macht man so etwas? Wer tut so etwas? Was ist in dessen Leben schief gelaufen? Was, zur Hölle, habe ich damit zu tun? Tausend Fragen gehen mir seitdem durch den Kopf, aber es gibt keine befriedigenden Antworten darauf. Irrsinn lässt sich nun mal nicht erklären, aber leider gibt es dagegen auch kein probates Mittel. Wenn man Pech hat, dann erwischt es einen, ob man will, oder nicht. Das nennt man dann wohl Schicksal.



Maik rüttelt an meinem Arm und sieht mich besorgt an. „Basti, was ist los? Ich habe dich schon dreimal gefragt, ob du gehen willst, aber du reagierst nicht. Ist es wegen dem Typen da drüben? Soll ich mal rübergehen und fragen, was sein Problem ist?“ Beschützend legt er den Arm um mich und drückt mich leicht an sich. Die Geste ist augenscheinlich nur minimal, aber sie bedeutet mir viel und holt mich komplett in die Gegenwart zurück.

„Hmm … ja … nein … vielleicht. Ich weiß nicht“, stottere ich etwas unentschlossen in seine Richtung und erschrecke mich, als der Typ auf uns zukommt, seinen Blick starr auf mich gerichtet. Zu Maik muss ich nichts mehr sagen, denn mein Körper spricht für sich, verkrampft sich von Sekunde zu Sekunde mehr.

Als der Kerl vor uns steht, geht er in die Hocke und sieht etwas verunsichert zwischen uns hin und her. Meine Haltung ist eher verhalten und vorsichtig. Maik hingegen bläht sich gefühlt zur doppelten Größe auf und funkelt sein Gegenüber vernichtend an.

„Was?!“, bellt er ihn einfach an und ich zucke bei dem aggressiven Tonfall innerlich zusammen. Was ist denn plötzlich in ihn gefahren? Sein Körper ist mittlerweile gespannt wie eine Bogensehne, jederzeit sprungbereit, um seinem Gegenüber sofort an die Gurgel zu gehen. Der Typ sollte jetzt besser keinen Fehler machen, sonst gibt es eine ausgewachsene Schlägerei.

„Ich bin Sven und ich will dir nichts Böses“, wendet er sich an mich und beim Klang seiner Stimme entspanne ich mich, auch wenn ich nicht genau weiß, warum das so ist. Abwartend sehe ich ihn an und warte darauf, dass er mir sein Auftauchen erklärt. Maik hingegen ist nicht ganz so geduldig und prescht gleich nach vorne.

„Sehr schön. Ich bin Maik. Was willst du von meinem Kumpel? Du starrst ihn schon eine ganze Weile wie einen Geist an, da muss man ja auf komische Gedanken kommen. Dein Blick ist ziemlich creepy, ist dir schon klar, oder?“ Der Ton meines Freundes ist immer noch sehr abweisend. Jedes einzelne Wort ist eine Warnung an sein Gegenüber, nichts Unüberlegtes zu tun.

Der jedoch überrascht uns beide, denn er hält die Hände kapitulierend in die Höhe und fängt an zu grinsen. „Hey, ganz ruhig, Brauner. Ich komme in Frieden, okay? Dein Freund hier kommt mir nur so bekannt vor und ich hab mich vorhin nur gefragt, woher ich ihn kenne. Irgendwie kann ich mir keinen Reim darauf machen, denn ich wohne erst seit zwei Wochen hier. Mein Kollege Hannes hat mich eingeladen, damit ich endlich Anschluss an eine vernünftige Clique finde, was wirklich sehr nett von ihm ist.“ Etwas verunsichert wandert sein Blick zwischen Maik und mir hin und her.

„Darf ich erfahren, wie du heißt? Ich bin ein ganz normaler Kerl und will nette Leute kennenlernen. Es ist nicht so leicht, in einer neuen Stadt ganz von vorne anzufangen. Man ist viel allein und hat Unmengen an Zeit. Langeweile ist da leider mein ständiger Begleiter.“ Etwas hilflos zuckt er mit den Schultern, was mich fast schon dazu nötigt, ihm reinen Wein einzuschenken. Seine Bemühungen in meine Richtung sind verschwendet, das soll er ruhig wissen.

„Ich bin Basti. Du magst ja ein ganz netter Kerl sein, aber ich tue mich mit neuen Freundschaften sehr schwer. Ich bin vor einem Jahr überfallen und ausgeraubt worden. Seitdem bin ich extrem misstrauisch und vertraue fast niemandem mehr. Nimm’s nicht persönlich, aber so ist der Stand der Dinge bei mir.“

Mein Gegenüber reagiert anders, als ich es erwartet hätte. Seine Augen weiten sich vor Entsetzen, sein Mund öffnet sich lautlos und ich glaube, er hält den Atem an. Er ringt um Fassung und ich kann sein Gehirn förmlich rattern hören. Innerlich wappne ich mich bereits vor den Mitleidsbekundungen, die mich gleich treffen werden. Ich hasse das, denn man schiebt mich damit erneut in die Opferecke, aus der ich krampfhaft versuche, zu entkommen. Psychotherapie sei Dank. Auch wenn die Menschen es nur gut meinen, aber ich will das Ganze endlich hinter mir lassen. Auf zu neuen Ufern – oder so ähnlich.

„Sorry für mein Starren. Du musst mich echt für einen kranken Stalker halten. Es tut mir wirklich leid, ich wollte dir keine Angst machen. Trotzdem kommt mir dein Gesicht bekannt vor, als ob ich dich schon mal irgendwo gesehen hätte. Vielleicht fällt es mir wieder ein.“ Sein Lächeln wirkt fast ein bisschen entschuldigend, aber eigentlich kann er ja nicht wirklich etwas dafür, dass ich so auf ihn reagiere. Man sieht mir meinen Knacks schließlich nicht an.



Es entspinnt sich tatsächlich ein nettes Gespräch, und als Hannes noch zu uns stößt, kann ich mich sogar ein wenig entspannen. Er würde niemanden in unsere Gruppe holen, den er nicht überprüft hat. Was das betrifft, ist er ziemlich gründlich. Sven hat wohl für seinen Bruder gearbeitet und nach dem Ende seiner Beziehung eine neue Herausforderung gesucht. Mir scheint allerdings, dass Hannes dieser Umstand ganz gelegen kommt, denn er umgarnt seinen Kollegen etwas mehr als üblich. Als ich Maik meine leere Bierflasche in die Hand drücke, versteht er mich sofort und nickt nur. Der Abend war zwar bisher sehr nett, aber ich brauche jetzt wieder meine Ruhe. Zeit zum Aufbruch.

Ich erhebe mich und winke in die Runde, um mich zu verabschieden. Fröhliche Gesichter lachen mich an, einige meiner Freunde prosten mir zu und laden mich bereits für das nächste Mal ein. Wir werden sehen. Lächelnd wende ich mich ab und sehe nach Maik, der ein paar Meter weiter unsere leeren Flaschen in den Träger zurückstellt. Er fängt meinen Blick auf und bedeutet mir mit einem Kopfnicken, ihm zum Auto zu folgen. Abflug.

„Hey Basti, kann ich deine Nummer haben?“, spricht mich Sven plötzlich an und ich verkrampfe mich wieder. Ruhig atme ich ein und aus, ganz so, wie ich es in der Therapie gelernt habe. Meine Panik flammt nur ganz kurz auf, aber ich dränge sie erfolgreich zurück. Sven kann schließlich nicht wissen, dass diese harmlose Frage ein echter Trigger für mich ist. Woher auch?

„Ähm … nein“, antworte ich ganz gefasst und ruhig, ringe diesen kleinen Wirbelsturm in mir mit aller Macht nieder. Wieder ein kleiner Erfolg für mich, ich bin nicht ausgeflippt. Äußerlich gelassen sehe ich ihn an. Er wird keine Begründung von mir bekommen, denn ich bin es leid, mich immer wieder zu erklären. Maik springt für mich in die Bresche und löst die Situation auf. „Ich geb dir meine Nummer, da kannst du Basti auch erreichen. Seine Nummer kriegt nicht jeder, okay?“

Die beiden tauschen Nummern aus und Sven guckt mich die meiste Zeit über nachdenklich an. Ich denke, ich habe ihn mit meiner Zurückweisung verletzt, aber darauf kann ich keine Rücksicht mehr nehmen. Endlich treten wir den Heimweg an und meine Anspannung fällt langsam von mir ab. Eine gewisse emotionale Erschöpfung macht sich bereits bemerkbar. Ich möchte jetzt nur noch nach Hause und mit meinem Kumpel den Abend ausklingen lassen.



Maik ist nicht umsonst mein bester Freund, denn er schweigt zu den ganzen Vorfällen der letzten Stunde und fährt mich sicher nach Hause. Es ist nicht Desinteresse an dem Ganzen, sondern er überlässt lediglich mir allein die Entscheidung, zu welchem Zeitpunkt ich mit ihm darüber reden will. Er drängt mich nie zu irgendetwas, aber er ist für mich da und hört mir zu. Immer. Bei ihm muss ich nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, denn er versteht mich. Auch die unausgesprochenen Dinge. Wir schweigen zusammen und trotzdem weiß er genau, was ich damit sagen will.

„Danke Maik“, durchbreche ich die Stille zwischen uns und signalisiere ihm damit, dass ich bereit bin, darüber zu reden. Mein Therapeut hat mir einige Grundregeln beigebracht, die mir mein Leben ‚danach’ etwas erleichtern. Auch mein Umfeld profitiert im Umgang mit mir davon. Ich bin für sie leichter einzuschätzen und das Minenfeld, auf dem man sich augenscheinlich bewegt, wird dadurch immer mehr entschärft.

„Und wofür genau, Basti? Wir sind Freunde, okay? Du brauchst dich für absolut nichts bei mir zu bedanken, ich mach das gerne für dich. Geh’ jetzt nur nicht wieder komplett auf Tauchstation, ja?“ Erstaunt sehe ich ihn an und ein warmes Gefühl breitet sich in mir aus. Ja, wir sind Freunde und ich weiß überhaupt nicht, womit ich ihn verdient habe. Meinen Anker. Die rettende Insel in meinem ganz persönlichen Irrsinn.



Als wir bei mir ankommen, läuft der Abend so wie immer weiter. Ich hole zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank und suche den Öffner. Wieder mal. Maik plündert meine Vorräte und schmiert einen Stapel belegter Brote. Danach ziehen wir uns ins Wohnzimmer zurück und die Konsole wird gestartet. Hastig werden noch schnell ein paar Bissen genommen und dann geht’s los. Die Spiele können beginnen. Die nächste Stunde sind wir damit beschäftigt, unsere virtuellen Gegner gnadenlos fertigzumachen. Es ist schon ein Kunststück, so ganz nebenbei auch noch ein paar Biere zu vernichten, aber wir schaffen das trotzdem. Wir sind schließlich echte Gamer und niemand kann uns bei diesem Spiel das Wasser reichen.

„Kommst du beim nächsten Mal wieder mit?“, fragt Maik ganz harmlos, aber ich weiß sehr wohl, dass er bei der Frage innerlich förmlich die Luft anhält und ein beschwörendes Gebet spricht. Er will, dass ich endlich wieder am Leben teilnehme und mich nicht länger hinter meinen Ängsten verstecke. Er hat ja Recht. Es ist an der Zeit, endlich loszulassen und diesen dunklen Schatten ihre Macht über mich zu entziehen. Überaus mutig, was ich ganz sicher nicht bin, nicke ich einfach und bringe ihn damit zum Lächeln. Mit ihm an meiner Seite kann ich es schaffen. So lange er in meiner Nähe ist, bin ich in Sicherheit.



Drei Biere später sind wir dann reif fürs Bett. Nach einem kurzen Abstecher ins Badezimmer – Zähne putzen muss nun mal sein – fallen wir bleischwer in die Koje. Es war noch nie ein Problem für uns, dass Maik in meinem Bett schläft, wenn er hier übernachtet. Ich fände es eher komisch und absolut kindisch, wenn ich ihn aufs Sofa verbannen würde. Wir kennen uns schon zu lange, um noch irgendwelche Scheu voreinander zu haben. Ein warmes vertrautes Gefühl. Vermutlich ist er genau deshalb der Einzige aus meinem Freundeskreis, den ich für längere Zeit in meiner Nähe ertrage.

Heute ist es jedoch anders. Ich bin unruhig und wälze mich im Bett hin und her. Meine Gedanken galoppieren davon und ich drehe mich geistig geradezu im Kreis, bis mir fast schwindelig wird und mein Schädel zu platzen droht. Unerträgliche Kopfschmerzen sind das Ergebnis davon und jagen mich, nach meinem gescheiterten Einschlafversuch, ins Badezimmer an den Medizinschrank. Die starken Schmerzmittel sind schnell gefunden und ratzfatz eingeworfen. Mit den Händen stütze ich mich auf dem Waschbeckenrand auf und schließe die Augen. Ich bin echt ein Trottel. Diese ganze Aufregung, gepaart mit dem Alkohol, kein Wunder, wenn mein Kopf fast auseinanderbricht.

„Hey, alles klar?“, krächzt Maik ohne Vorwarnung hinter mir und lässt mich wie ein aufgeschrecktes Huhn herumfahren. Das Quieken, das mir entkommt, klingt nicht sehr männlich und mein Blut rauscht mit Höchstgeschwindigkeit durch meine Adern. Scheiße, verdammt. Mein Adrenalinspiegel erreicht den Wert von fünf Tassen Kaffee und ich bin augenblicklich hellwach.

„Oh sorry, ich wollte dich nicht erschrecken. Bist du okay?“ Vertraulich nimmt er mich in den Arm und drückt mich an sich. Seine Nähe tut mir gut und bringt mich langsam wieder auf den Boden zurück. Ich habe keine Ahnung, warum ich sogar im Schutz meiner eigenen Wohnung so hysterisch reagiere, aber ich bin total überreizt und mit einem Mal auch ziemlich erschöpft.

„Komm, lass uns wieder schlafen gehen.“ Wie ein kleines Kind führt er mich ins Schlafzimmer zurück, drückt mich auf die Matratze und deckt mich zu. Kurz darauf löscht er das Licht. Einen Augenblick später schmiegt er sich von hinten an mich, umschlingt meine Taille mit seinem Arm und drückt mich an sich. „Nacht Basti“, murmelt er in die Dunkelheit und dann hört man ihn nur noch atmen. Meine Gedanken wabern träge durch mein Gehirn, völlig unfassbar, bevor sie sich endgültig verflüchtigen. Maik …

***

Ich brauche morgens nur ein paar Wimpernschläge, bis ich merke, dass sich etwas verändert hat. Einige wenige Augenblicke ist noch alles so, wie ich es kenne und dann, plötzlich, bricht sich die Erkenntnis Bahn: Maik hat gestern die imaginäre Grenze zwischen uns überschritten. Diese unsichtbare Linie, die unser beider Leben trennt und die ich bis heute niemals infrage gestellt habe. Jetzt jedoch, im Licht des anbrechenden Morgens, ist alles anders. Er ist es in meinen Augen und auch ich habe mich verändert. Die Barriere, die noch bis gestern sehr real war, die gibt es nun nicht mehr. Jedenfalls nicht für mich.

Ich sehe ihn an und entdecke ganz neue Seiten an ihm. Seine Gesichtszüge sind im Schlaf sehr entspannt. Fast könnte man meinen, er lächelt, aber das täuscht sicherlich. Die Haut sieht weich aus. Der Bartschatten gibt ihm einen verwegenen Touch und nimmt ihm etwas von seinem fast kindlichen Aussehen. Bei dem Gedanken muss ich lachen. Das würde ihm sicher nicht gefallen. Er hat ein paar Sommersprossen auf der Nase, die ein Muster wie ein wildes Sternbild ergeben. Seit wann hat er die denn? Die sind mir noch nie wirklich aufgefallen. Dafür aber seine langen, dichten Wimpern. Die umrahmen seine braunen Augen so schön, wenn diese vor Vergnügen funkeln. Okay, im Moment nicht, denn er schläft ja noch, aber sonst schon.

Mein Blick bleibt an seinen Lippen hängen und da ist plötzlich so ein Kribbeln, das sich in meinem Magen ausbreitet. Ja, sie sind schön geschwungen, doch das ist es nicht, was mich daran fasziniert. Es ist dieses Lächeln, das er immer wieder mit ihnen zaubert. Diese verschiedenen Stufen von Wärme und Empfindungen, die er damit zündet. Bisher gab es da nur dieses vertraute Gefühl für meinen besten Freund, allerdings bin ich mir sicher, dass es nun viel mehr ist.

Als er ganz plötzlich seine Augen öffnet und mich ansieht, reagiere ich anders als sonst. Wie hypnotisiert starre ich ihn weiter an und kann meinen Blick nicht abwenden. Innere Ruhe überkommt mich, fegt meine Nervosität und die Gedanken vom Vortag mit einem Wisch fort, in die hinterste Ecke meines Bewusstseins. Ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit macht sich in mir breit. Ich fühle mich sicher, verstanden, geborgen. Zum ersten Mal wird mir bewusst, dass Maik der Auslöser für all diese Empfindungen ist. Ich höre seine Stimme von weit her, aber ich kann nur mit einem Brummen antworten. Zu sehr faszinieren mich diese Schwingungen, die durch mich hindurchströmen und die seine bloße Anwesenheit erzeugt. Wahnsinn.

„Basti? Was ist los? Kannst du mal etwas anderes sagen als nur dieses gebrummte Hmm?“ Seine Stimme klingt leicht amüsiert, obwohl er den ernsten Unterton nicht ganz herausnehmen kann. Maik eben. Da ist er wieder, mein Anker. Er macht sich permanent Sorgen um mich. Seit dem Vorfall sind seine Antennen, die wohl ständig auf mich ausgerichtet sind, noch sensibler geworden. Scheinbar hört er wirklich die Flöhe pupsen, wenn es um mich geht. Fast möchte ich über diesen albernen Vergleich lachen, aber sein Gesichtsausdruck hält mich zurück. In seinen Augen spiegelt sich ein ganzes Meer an Fragezeichen wider und die Sorge um mich hüpft mir förmlich entgegen. Nervös befeuchtet er seine Lippen mit der Zunge und lenkt meine Aufmerksamkeit wieder an diesen Punkt zurück: seinen Mund. Wie oft habe ich ihn schon angesehen, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden? Die Form seiner Lippen ist nicht außergewöhnlich, aber verdammt anziehend, wie mir gerade bewusst wird. Wieder setzt dieses Prickeln ein und wandert ganz langsam meinen Rücken nach oben. Ein dicker Kloß bildet sich in meiner Kehle und ich schwöre, meine Atmung schaltet bereits auf Notstromaggregat um.

„Basti?“, flüstert er meinen Namen, während er meine Haare ganz vorsichtig mit seinen Fingern nach hinten streicht und seine Hand in meinen Nacken legt. Wie von unsichtbaren Fäden werde ich zu ihm hingezogen, den Blick stetig auf seine Lippen fixiert. Fast schon verzweifelt kralle ich meine Finger in sein Shirt, ziehe ihn an mich und überbrücke so die letzten Zentimeter, die uns noch trennen. Einen Wimpernschlag lang verharren unsere Lippen reglos voreinander, nur von einem Lufthauch getrennt. Die Spannung, die in der Luft zu liegen scheint, ist pure Elektrizität. Wie in einer vorher abgestimmten Choreografie einstudiert, neigen wir uns einander entgegen und küssen uns zum allerersten Mal. Es ist eher ein keusches Aufeinanderpressen unserer Münder und ein fast schon zaghaftes Knabbern an den Lippen des anderen. Kein leidenschaftlicher Kuss, wie man es in einer Filmschnulze erwarten würde, aber für mich ist es so viel mehr. Panisch löse ich mich von Maik und schnappe gierig nach Luft. Ich Trottel habe vor lauter Aufregung tatsächlich vergessen zu atmen.

Mein Freund sieht mich unsicher an und ich kann es ihm nicht verdenken. Wir waren Zeit unseres Lebens nur beste Freunde und plötzlich soll alles anders sein. Ich

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: jeder Autor für sich
Bildmaterialien: shutterstock
Cover: Lars Rogmann
Lektorat: Aschure, Bernd Frielingsdorf, Kooky Rooster, Sissi Kaiserlos
Tag der Veröffentlichung: 16.07.2018
ISBN: 978-3-7438-7516-6

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