Cover

Bullen, deine Freunde und Helfer?

 

 

Sind sie wirklich Freunde und Helfer, oder machtbesessene Menschen, die gern im Privatleben anderer herumschnüffeln? Egal ob Verkehrs- oder Ausweiskontrolle, immer geht es nur darum, den Normalsterblichen klarzumachen, wo deren Platz ist. Oder sollte ich mich irren? Schließlich handelt es sich nicht um Vampire, sondern lediglich um Männer in Uniformen und mit einem Auftrag: Für Recht und Ordnung zu sorgen.

 

Wie immer der Warnhinweis: Es sind zuckerlastige Elemente und zahme Formen von Bettsport enthalten, sowie Spuren von Nüssen. Für homophobe Allergiker nicht geeignet!


Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig.


Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus.


Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.


Ebooks sind nicht übertragbar und dürfen nicht weiterveräußert werden. Bitte respektieren Sie die Arbeit der Autorin und erwerben eine legale Kopie. Danke!


Text: Sissi Kaiserlos

Foto von shutterstock – Design Lars Rogmann

Korrektur: Aschure. Danke!


Kontakt: http://www.bookrix.de/-sissisuchtkaiser/


Verdächtiges Fallobst


Kai und Ernst sind Kollegen und fahren gemeinsam Streife. Eines Tages beobachten sie in der Mittagspause einen verdächtigen Vorgang. Einer der beiden Beteiligten gefällt Kai so sehr, dass ihm die Sache keine Ruhe lässt. Er beschließt, den Dingen auf den Grund zu gehen, wofür ihm selbst unlautere Mittel recht sind. Wozu ist man sonst Polizist und hat Zugang zu Daten, sowie gewisse Privilegien?

~ * ~


1.

Der 1te April war gewohnt unbeständig. Morgens hatte es noch geregnet, doch nun strahlte die Sonne vom Himmel und die Temperaturen waren sommerlich warm. Kai lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, trank einen Schluck Milchkaffee und streckte vorsichtig die Beine aus. Viel Platz war dafür nicht, da der winzige Tisch, an dem er mit seinem Kollegen Ernst saß, auf dem schmalen Bürgersteig stand.

Eine bunte Mischung von Leuten kam an dem Café vorbei. Sowohl korrekt gekleidete Menschen in Business-Outfit, als auch welche in alternativer Kleidung. Genau das machte den Reiz des Viertels aus, jedenfalls in Kais Augen. Ernst sah das etwas anders.

„Diese Paradiesvögel leben doch alle von Hartz IV“, lästerte sein Kollege. „In den Klamotten finden die doch niemals Arbeit.“

„Du meinst, Kleider machen Leute?“

„Genau. Ich sage nur: Der Hauptmann von Köpenick.“

„Das trifft heute wohl kaum noch zu. Denk doch nur an den Zuhälter, den wir neulich festgenommen haben. Der trug weder einen Pelzmantel, noch protzigen Schmuck.“

Ernst schnaubte verächtlich. „Den hätte ich sogar in einer unserer Uniformen erkannt.“

„So, so“, murmelte Kai.

Diskussionen mit seinem Kollegen waren fruchtlos. Ernst hatte eine Meinung und es durften gerne alle derselben Ansicht sein. Dennoch kamen sie gut miteinander aus, auch wenn Kai den Verdacht hegte, dass sich das schnell ändern würde, wenn er seine sexuelle Ausrichtung offenlegte.

Auf dem Revier war er nicht geoutet. Warum auch? Der Grund, das vielleicht zu tun, hatte ihn vor fünf Jahren verlassen. Seitdem war Kai Single und lebte seine Bedürfnisse gelegentlich in Clubs aus. Dabei ging er stets diskret vor und verriet weder seinen Beruf, noch seinen richtigen Namen. Allein aus Bosheit benutzte er den Decknamen Michael, so hieß sein Ex.

Geräuschvoll schlürfte Ernst einen Schluck Bohnenkaffee. „Nun guck dir das Bürschchen an. Der hat wohl nicht mitbekommen, dass die Achtziger lange passé sind.“

Mit der Tasse wies der Kollege zur anderen Straßenseite. Kai hatte den Blonden auch schon entdeckt und bewunderte gerade die ziemlich muskulöse Statur des Kerls. Die Beine des Mannes steckten in einer Jeans, die über und über mit Flicken bedeckt war. Dazu trug er gammlige Sneakers und ein verwaschenes lila Hemd. Die langen Haare waren im Nacken zu einem losen Zopf gebunden.

„Das ist bestimmt eine Schwuchtel“, meinte Ernst im Brustton der Überzeugung.

„Weil er ein lila Hemd trägt?“

„Nein. Es ist die Art, wie er geht.“

Kai konnte an dem Gang des Blonden nichts Schwules entdecken, hielt aber lieber den Mund. Der Haarfarbe nach zu urteilen musste der Typ nordische Vorfahren haben oder sie waren gefärbt. So ein helles Blond kam überaus selten vor.

Der Mann stoppte vor einem Hauseingang, schräg gegenüber dem Café. Dem suchenden Blick nach zu urteilen, schien er auf jemanden zu warten. Ohne den Typen aus den Augen zu lassen, setzte Kai seinen Becher an die Lippen. Ein junger Punk geriet in sein Sichtfeld. Eigentlich keine ungewöhnliche Erscheinung in St. Georg, nur das Verhalten machte ihn auffällig. Immer wieder guckte sich der schwarz gekleidete Jüngling um, als wenn er verfolgt wurde.

„Nachtigall, ick hör dir trapsen“, murmelte Ernst.

Kai ging gar nicht darauf ein. Gespannt beobachtete er das Zusammentreffen der beiden Männer. Der Blonde sagte etwas und grinste breit, während der Punk den Kopf einzog. Anschließend verschwanden die beiden hintereinander im Haus.

„Vielleicht ist er ein Callboy.“

„Quatsch! Wer will denn mit so einem zerlumpten Gesellen ins Bett?“, meinte sein Kollege mit Todesverachtung.

‚Ich‘, dachte Kai und verbiss sich ein Schmunzeln. Der Blondschopf war genau seine Kragenweite. Er mochte Muskeln und bevorzugte Männer in seiner Altersklasse. Trotz der Entfernung glaubte er zu erkennen, dass Blondie die dreißig schon eine Weile hinter sich gelassen haben musste.

Eine Gruppe Frauen, allesamt in Batikklamotten und mit Babys in Brustgurten ausgestattet, verstellte für einen Moment die Sicht. Laut berieten sie sich darüber, ob das Café für einen Aufenthalt zum Stillen geeignet war. Kai betete stumm, dass das Etablissement dafür nicht infrage kam, während er aus dem Augenwinkel Ernsts lüsternes Lippenlecken wahrnahm. Manchmal war es eine Bürde, mit einem derartigen Macho herumfahren zu müssen.

Zu seiner Erleichterung zogen die Weiber weiter. Gerade rechtzeitig, um den Punk zu sehen, als dieser das Haus gegenüber verließ. Eine prallgefüllte Plastiktüte mit dem Emblem eines norddeutschen Discounters auf dem Arm, guckte sich das Kerlchen nach allen Seiten um, bevor es davonhuschte.

„Boah! Die Schwuchtel vertickt anscheinend kiloweise Marihuana“, stieß Ernst gedämpft hervor.

„Im Zweifel für den Angeklagten. In der Tüte könnte sich alles Mögliche befinden.“

„Ach? Was denn? Allein das Verhalten des Burschen spricht dafür, dass es sich um illegale Substanzen handeln muss.“

„Oder benutzte Unterwäsche. Denk dran, lieber Ernst, was für Leute hier wohnen. Allesamt pervers und mit irgendwelchen Fetischen ausgestattet“, spottete Kai.

„Und was soll der Punk mit den schmutzigen Schlüppern?“

„Dran schnüffeln?“

Angeekelt verzog Ernst das Gesicht. „Puh! Allein der Gedanke reicht, um mir den letzten Donut nochmal durch den Kopf gehen zu lassen.“

Es mochte ja ein Klischee sein, aber der Kollege vertilgte tatsächlich ausschließlich Donuts zum Frühstück und Kaffee. Das machte sich an seiner Figur nicht bemerkbar. Ernst war schlank wie eine Tanne. Manchmal überlegte Kai, ob das Loch in der Mitte dieses Gebäcks für die Lücken in Ernsts Verstand verantwortlich war. Er selbst konnte dem Zeug nichts abgewinnen.

„Nun schau dir das an!“

Durch Ernsts eindringliche Stimme alarmiert, richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die andere Straßenseite. Der Blonde trat vors Haus, ein breites Grinsen auf den Lippen und dabei, ein Bündel Geldscheine zusammenzurollen und nachlässig in die Gesäßtasche der Flicken-Jeans zu stopfen. Das sah wirklich total verdächtig aus. Dass Blondie unschlüssig von links nach rechts guckte, milderte diesen Eindruck ab. Schließlich entschied sich der Typ für rechts und schlenderte davon.

„In jedem Fall hat er es nicht eilig“, teilte Kai seine Beobachtung.

„Pah! Ich wette, wenn ich jetzt zum Wagen gehe und das Martinshorn anstelle, rennt der wie ein Karnickel los.“

Nette Vorstellung. Kai sah vor seinem inneren Auge, wie der Blonde lossprintete und sich dabei dessen Zopf löste. Wie sich die Arschbacken anspannten, die Muskeln in den Schenkeln hervortraten. Er wischte sich übers Gesicht, um das Bild zu vertreiben. Nach einem Blick zu der Uhr, die etwas weiter die Straße runter auf einer Werbeträgersäule stand, gab er einen enttäuschten Seufzer von sich. Die Pause war vorbei. Zeit, wieder auf Streife zu gehen.

„Wir müssen“, sagte im selben Moment Ernst.


Während der restlichen Schicht wanderten Kais Gedanken immer wieder zu dem Blonden. Wieso war der Punk so nervös gewesen? Was hatte sich in der Tüte befunden? Er war überzeugt, dass es sich keinesfalls um benutzte Unterwäsche handelte. In solchen Mengen ergab das keinen Sinn, außer der Punk belieferte damit einen Fetisch-Club. Kai ging nicht in solche Etablissements, besaß aber genug Insiderwissen, um diese Möglichkeit auszuschließen.

Leichenteile kamen auch nicht infrage. Wer verkaufte schon einen zerstückelten Toten? Erfahrungsgemäß wurden diese eher heimlich entsorgt. Natürlich gab es menschliche Abgründe, das wusste Kai aus langjähriger Erfahrung, dennoch glaubte er nicht daran, dass so ein hübscher Blonder in solch schmutzigen Handel involviert sein könnte.

Trotz seiner vielen Berufsjahre hatte er sich gewisse Ideale bewahrt. In einigen Fällen wurden sie sogar bestätigt. Der Zuhälter, den sie vor kurzem eingebuchtet hatten, besaß eine derart fiese Fresse, dass er Ernst insgeheim recht geben musste. Selbst im Designeranzug hätte der Mann wie ein Lude gewirkt. Auch der Dealer, dem sie zuvor das Handwerk legten, sah ähnlich Scheiße aus. Nur der Tankstellenräuber, der ihnen davor ins Netz gegangen war, hatte ziemlich süß ausgesehen. Der Bursche war erst 19, besaß einen knackigen Hintern und ein hübsches Gesicht. Zum Glück hatte es bei dem Überfall weder Verletzte, noch Tote gegeben, so dass der Typ wohl eine Chance erhielt, sein Leben mit einer Bewährungsstrafe auf die Reihe zu bekommen.

Apropos: Kai beschloss, nach Feierabend einen erneuten Ausflug in die Lange Reihe zu unternehmen. Vielleicht hatte er Glück und der Blonde tauchte wieder auf. Das Geheimnis um den Inhalt der Tüte ließ ihn einfach nicht los, außerdem war er stark an dem Mann interessiert. Genau wie Ernst vermutete er, dass Blondie am gleichen Ufer fischte. Das war lediglich ein Gefühl, aber Kai hatte sich bisher selten geirrt.

Bis auf die Schlichtung eines eskalierten Streits unter Trinkern verlief der Dienst ruhig. Schließlich steuerte Ernst den Wagen in Richtung Präsidium.

„Ich hab noch mal nachgedacht“, meinte der Kollege aus heiterem Himmel. „Der Typ hat bestimmt eine ganze Hasch-Plantage in seiner Wohnung. Denke, wir sollten einen Bericht schreiben.“

„Echt? Oh Mann! Jetzt noch Schreibkram? Ich hab mich so auf den Abend vor der Glotze gefreut.“ Kai erzeugte ein künstliches Gähnen.

„Fernsehen? Hast du nichts Besseres vor?“ Ernst streifte ihn mit einem mitleidigen Seitenblick.

„Kann mir keinen Puff-Besuch leisten.“

„Armes Schwein.“ Wiehernd hieb sein Kollege mit der flachen Hand aufs Lenkrad. „Ich hab eine ziemlich scharfe Vollbusige am Start. Sie ist nicht mehr die Jüngste, dafür aber noch gut erhalten. Bestimmt hat sie nichts gegen einen Dreier.“

„Sehr kollegial von dir“, lobte Kai ohne rechte Überzeugung. „Aber nein danke.“

„Nicht wahr? Schließlich weiß ich, was ein Mann ab und zu braucht.“ Ernst steckte sich die Zunge in einer obszönen Geste in die Wange.

Der Rest der Fahrt verlief schweigend. Ernsts versonnener Miene zufolge, schwelgte dieser bereits in Vorfreude auf dicke Titten. Das machte Hoffnung, dass der Bericht in Vergessenheit geriet. Ernst war Witwer und hatte anfangs, als sie vor einem Jahr Partner wurden, ziemlich unter dem Verlust gelitten. Inzwischen führte der Kollege das Leben eines sexgeilen Irren. Manchmal fragte sich Kai, ob er in zehn Jahren ähnlich drauf sein würde. Er hoffte, dass ihm das erspart blieb und er in Würde altern durfte.


Von dem Schreibkram war tatsächlich keine Rede mehr gewesen. Ernst hatte es verdammt eilig gehabt, das Präsidium zu verlassen und ihm dabei vertraulich zugezwinkert. Erleichtert fuhr Kai nach Hause. Zum einen hatte er keinen Bock auf die Schreibtischarbeit, zum anderen wollte er nicht, dass der Blonde in den Fokus irgendwelcher Ermittlungen geriet. Was Marihuana anging, war Kai ziemlich liberal eingestellt, schließlich hatte er in seiner Jugend selbst gekifft. So lange Blondie in Maßen dealte, wäre er der letzte, der das zur Anzeige bringen würde. Da gab’s doch andere Mittel, um den Mann zu disziplinieren.

Er betrat seine Wohnung, streifte noch im Gehen seine Uniform ab und stieg in die Duschkabine. An seinem Körper sprossen nur wenige Haare. Die Brust war von Natur aus blank, lediglich im Schambereich tummelten sich einige Löckchen. Da sein letztes Sexdate ein bisschen zurücklag, kräuselte sich mittlerweile ein ganzer Busch um seine Schwanzwurzel.

Derart nachlässig war er während all der Jahre mit Michael nie gewesen. Seufzend griff Kai nach dem Rasierer, brachte seine Semierektion außer Gefahr, indem er sie fest umschloss und entfernte vorsichtig die hässlichen Härchen. Anschließend wurde es knifflig. Den paar Fusseln, die auf seinen Eiern und dahinter wuchsen, zu Leibe zu rücken, hatte früher immer Michael übernommen.

Während Kai, die Zunge konzentriert zwischen seine Lippen geklemmt und einen Fuß auf den Rand der Duschtasse gestellt, seine empfindlichen Stellen blank machte, wanderten seine Gedanken zurück in die Vergangenheit. Fünf Jahre war es her, dass Michael wegen eines Jüngeren von heute auf morgen abgehauen war. Ihre Beziehung war nicht immer pures Zuckerschlecken gewesen, aber für ihn hatte es sich gut angefühlt. Dass Michael das anders empfand, war ihm nie aufgefallen. Na gut. Kais Schichtdienst war oft ein Streitthema gewesen, doch er hatte immer geglaubt, dass ihre Liebe alles überwand.

Im Nachhinein sah er ein, dass er zu viel von Michael verlangt hatte. Welcher potente Mann verzichtete schon gern tagelang auf Sex, nur weil der Partner zu müde dafür war? Kai wurde eben nicht jünger und steckte den Wechsel von Tag- zu Nachtschicht schwerer weg, als mit Mitte zwanzig.

Michael hatte seine ständige sexuelle Unlust als Mangel an Liebe bezeichnet. Bittere Worte waren gefallen, anschließend schleppte sein Ex die bereits gepackten Koffer aus der Wohnung. Eine Woche später tauchte Michael mit einem Transporter und einem grinsenden Jüngling im Schlepptau auf, um die restlichen Sachen abzuholen. Seitdem herrschte Funkstille und wenn sie sich zufällig irgendwo begegneten, ignorierten sie einander. Nach einer so langen Beziehung ein Armutszeugnis, aber für Kai der einzige Weg, um die Sache verarbeiten zu können.


Das Wasser spülte die letzten Härchen ins Abflusssieb. Einigermaßen zufrieden sah Kai an sich runter. Für einen Mann Anfang vierzig war er gut in Form. Dafür sorgte das regelmäßige Training, dem er sich zum Erhalt seiner Leistungsfähigkeit unterzog. Im Dienst war es schon oft passiert, dass er jemanden mittels Körpereinsatzes unschädlich machen musste. Gewissermaßen diente die Quälerei an den Kraftmaschinen also seiner eigenen Sicherheit. Schöner Nebeneffekt war ein attraktives Äußeres, was seinen Marktwert in der Szene auf einem hohen Niveau hielt.

Kai war gar nicht mehr der Typ für ständig wechselnde Sexpartner. Vor Michael hatte er sich genug ausgetobt und es sehr genossen, zehn Jahre mit einem vertrauten Mann ins Bett zu steigen. Mit jemandem, der wusste was er mochte und bei dem er sich fallenlassen konnte. Die Hoffnung, erneut einen passenden Partner zu finden, war von Jahr zu Jahr mehr geschwunden. Nicht, dass er direkt danach suchte, aber das hatte er bei Michael auch nicht getan. Sie waren sich in einem Club begegnet und es hatte Zoom gemacht. Damit das wieder geschah, müsste er öfter ausgehen, doch genau dazu hatte er überhaupt keine Lust. Vielleicht hatte Michael recht gehabt, als dieser behauptete, mit einem Tattergreis liiert zu sein.


Das Café in der Langen Reihe war, nicht nur wegen des einsetzenden Nieselschauers, lediglich drinnen frequentiert. Die Tische auf dem Bürgersteig standen zwar unter einer Markise, aber die Temperaturen waren empfindlich gefallen. Dessen ungeachtet, besorgte sich Kai ein Pils und nahm auf dem Stuhl, auf dem er schon mittags gesessen hatte, Platz. Das Haus gegenüber im Blick, setzte er die Flasche an seine Lippen und überlegte, welches der erleuchteten Fenster zu der Wohnung des Blonden gehörte.


2.

Jens war echt eine Pflaume. Der kleine Punk tat jedes Mal so, als wenn er illegales Zeug davonschleppen würde. Das war es, in Anbetracht von Runes Status als Hartz IV Empfänger, zwar auch, doch nur, weil es ihm einen unerlaubten Zuverdienst sicherte. Die geringen Summen, die er mit dem Verkauf selbstgezogenen Gemüses und Obstes erzielte, machten ihn nicht reich. Sie ermöglichtem ihm lediglich, einen einigermaßen zufriedenstellenden Lebensstandard zu halten.

Rune betrachtete mit gerunzelter Stirn das Innere des Backofens, an dem er schon eine Weile herumschrubbte. Er hatte das Teil über eine Kleinanzeige gefunden und vorhin, mit Hilfe seines Freundes Metin, hergeschafft. Der gute Zustand, den der Verkäufer anpries, hatte sich beim näheren Hinsehen als Falschaussage entpuppt. Das Innere des Ofens war von einer Dreckkruste überzogen, die sich nur schwer abschrubben ließ.

Nachdem Rune eine neue Schicht Backofenspray auf der Kruste verteilt hatte, beschloss er, das Zeug über Nacht einweichen zu lassen. Er spülte den benutzten Schwamm und Wischlappen aus, wusch sich die Hände und trocknete sie mit einem Geschirrtuch ab. Wenigstens war der Herd weitaus moderner als das Teil, das irgendein Vormieter vor etlichen Jahren in der Wohnung gelassen hatte. Wenn er den Ofen nicht so dringend für die Produktion von Trockenobst bräuchte, hätte er auf die Anschaffung verzichtet. Ihm reichten zum Kochen die beiden Platten, die beim alten Herd noch funktionierten.

Prüfend warf er einen Blick aus dem Fenster. Es dämmerte bereits und Nieselregen hatte eingesetzt. Der März war viel zu trocken gewesen, weshalb sich Rune über das Nass freute. Er hatte bereits Möhren, Spinat, Salat und Zwiebeln ausgesät, die das Wasser gut gebrauchen konnten. Für die folgende Woche war geplant, die Saat für Tomaten, Lauch und Erbsen auszubringen. Blieb nur zu hoffen, dass der April ein durchwachsener Monat wurde. Zu viel Regen schadete, zu wenig belastete sein ohnehin strapaziertes Budget, indem er künstlich bewässern musste.

Sein altmodisches Handy summte. Rune fischte es aus der Gesäßtasche seiner Jeans und las die SMS, die Metin ihm geschickt hatte.

„Stehe vorm Witwe Bolte. Wo bleibst du?“

Schmunzelnd steckte er das Gerät zurück in seine Tasche. Metin hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ihn regelmäßig aus seinen vier Wänden zu locken. Als wenn Rune ein Stubenhocker wäre. Viel Zeit verbrachte er tagsüber im Garten, um sein Gemüse zu pflegen und die frische Luft zu genießen. In seiner kleinen Wohnung hielt er sich meist nur abends auf und war dann zu erschöpft, als durch irgendwelche Clubs zu ziehen. Das hatte er selbst zu den Zeiten nicht getan, in denen er noch ein nützliches Mitglied der Gesellschaft gewesen war.

Während er in seine Jacke schlüpfte, musste er an die beiden Bullen denken, die mittags gegenüber vor dem Café gesessen hatten. Bestimmt hielten die beiden ihn für einen Dealer, so dämlich, wie sich Jens benahm. Rune musste dringend mal mit dessen Mutter telefonieren, damit die ihrem Sprössling ein paar hinter die Löffel gab. Ein bisschen Bio-Gemüse abzuholen war doch nun wirklich nicht so uncool, dass man sich dabei wie ein Geheimagent aufführen musste. Wobei … lustig war Jens‘ Verhalten schon. Na ja, der Busche steckte eben voll in der Pubertät.

Rune nahm ein paar 5-Euro-Scheine aus der Holzschachtel, in der er seine Einkünfte aus den Gemüseverkäufen verwahrte. Der Erwerb des Herdes hatte deren Inhalt ganz schön geschmälert. Nachdem mittags gleich 20 der grauen Banknoten den Besitzer gewechselt hatten, befanden sich fast nur noch Münzen in der Schachtel. Nachlässig stopfte er das Geld in seine Hosentasche. Seine Börse hatte vor einiger Zeit den Geist aufgegeben und Rune befand es als überflüssige Ausgabe, eine neue zu besorgen.

Er schnappte sich sein Schlüsselbund, verließ die Wohnung und lief die Treppe hinunter. Ein Summen in seiner Gesäßtasche kündigte den Eingang einer weiteren SMS an. Er brauchte nicht nachschauen, um zu wissen, dass sie von Metin stammte. Ungeduld war dessen zweiter Vorname.

Ein großer Vorteil St. Georgs war, dass man selbst bei Regen trockenen Fußes in die nächste Kneipe gelangte. Rune hielt sich nah an der Hauswand, damit seine Sneakers, deren Sohlen bereits Löcher aufwiesen, geschont wurden. Vorm Witwe Bolte stand Metin, den Kragen der Lederjacke hochgeschlagen und mit finsterem Blick.

„Wir waren um acht verabredet, nicht um fünf nach.“

„Hättest ja schon reingehen können“, gab Rune ungerührt zurück, schlang einen Arm um die Schultern seines Freundes und bugsierte ihn zur Eingangstür der Kneipe.

Metin würde niemals allein ein Lokal betreten, daher war der Spruch ziemlich gemein. Obwohl sein Freund äußerlich wie ein typisch südländischer Macho aussah, war er unsicher und scheu. Irgendwann hatten sie mal darüber gesprochen und Metin meinte, dass das an seiner Erziehung läge. Die Mutter, eine Muslimin, hatte ihn im Sinne des Patriarchats erzogen, während der Vater ihm stets Gleichberechtigung predigte. Diesem Hüh und Hott ausgesetzt, war aus ihm ein verunsicherter Erwachsener geworden. Metin neigte dazu, entweder sehr schroff zu sein oder sich wie eine Mimose aufzuführen. Nur gegenüber Menschen, denen er vertraute, fand er ein erträgliches Mittelmaß.

„Wenn du das nächste Mal einen Herd oder andere schwere Dinge brauchst, wende dich an jemand anderen“, brummelte Metin.

„Sei wieder lieb. Ich mach dir auch ein Backblech deiner geliebten Apfelringe.“ Rune guckte sich um, entdeckte keinen freien Tisch und schubste seinen Freund in Richtung Tresen. „Stress auf der Arbeit, oder wieso bist du so mürrisch?“

Metin streifte die Lederjacke von den Schultern, hängte sie über einen Barhocker und nahm darauf Platz. „Im Gegenteil. Die Geschäfte laufen gut und – nun sperr die Ohren auf – man plant, neue Leute einzustellen.“

„Ach?“ Rune schob seinen Hintern auf den Hocker neben Metins und winkte die Bedienung heran. „Zwei Pils.“

„Ich möchte lieber Alsterwasser“, beschwerte sich sein Freund leise.

„Ein Pils, ein Alster“, korrigierte er seine Bestellung. „Warum soll ich die Ohren aufsperren?“, wandte er sich dann an Metin.

„Na, weil du doch erste Wahl sein dürftest. Die hätten damals viel lieber dich behalten, als ein paar der anderen, die nur wegen ihres Familienstandes bessere Karten hatten.“

„Vergiss es. Ich hab mir über 15 Jahre den Arsch für den Laden aufgerissen. Ständige Überstunden. Hab die Arbeit für Leute gemacht, die unfähig waren und nur aufgrund ihrer Betriebszugehörigkeit dort herumsitzen durften. Nein danke.“

„Es hat sich vieles geändert.“

„Ich mich auch.“

Metin musterte ihn ausführlich und zog spöttisch eine Augenbraue hoch. „Das ist nicht zu übersehen.“

„Nun werde mal nicht komisch, nur weil ich nicht mehr wie ein gelackter Affe herumrenne. Ich meine innerlich.“

Der Tresenmann setzte zwei Humpen vor ihnen ab. Rune griff in seine Tasche und förderte das Bündel Scheine hervor. Es ging gegen seinen Stolz, sich ständig von Metin einladen zu lassen, der schon die letzten beiden Male bezahlt hatte.

„Heute zahle ich“, wischte er die Einwände seines Freundes, der gerade den Mund öffnen wollte, vom Tisch.

In dem Moment, in dem er zwei Banknoten auf die Theke legte, wurde der freie Hocker neben ihm von einem Gast in Beschlag genommen. Automatisch unterzog er den Neuankömmling aus dem Augenwinkel einer kurzen Prüfung. Der Typ war sehr schlank und trug eine verbitterte Miene zur Schau.

„Aber …“, wandte Metin störrisch ein.

„Lass mal. Ich kann mir das leisten. Die Geschäfte laufen gut“, beharrte Rune, bevor sein Freund weitersprechen konnte.

„Na gut. Wenn du meinst.“

„Ich hab inzwischen etliche Stammkunden. Glaub mir, ich komm klar.“

„Aber du kannst das doch nicht ewig machen. Ich meine … Oh Mann, Rune! Du wirst doch nicht jünger.“

„Dankeschön. Wirke ich auf dich wie Methusalem?“

„Denk an deine Rente.“

„Glaub mir, ich denke an nichts anderes mehr.“ Rune gluckste, hob sein Glas und prostete seinem Freund zu. „Kann’s gar nicht mehr erwarten.“

Metin trank einen Schluck und begann, Betriebsinterna zu erzählen. Die Müller aus der Buchhaltung war schwanger, was alle Kollegen sehr begrüßten, da die Dame Haare auf den Zähnen trug. Der alte Sägenfried aus der Schadensabteilung ging nächste Woche in Rente. Die Belegschaft sammelte für ein kleines Geschenk, da sich der Kollege außerordentlicher Beliebtheit erfreute. Außerdem hatte die Chefsekretärin geheiratet und wurde seitdem immer dicker, was dem Flurfunk Nahrung gab, sich über eine weitere Schwangerschaft das Maul zu zerreißen.

Alles Dinge, die sich Rune gern anhörte, auch wenn sie ihn nicht mehr persönlich tangierten. Drei Jahre war er nun schon aus dem Zirkus raus und empfand den Abstand als wohltuend.


„Oh Mann. Schon halb zehn. Ich muss los.“ Metin kippte seinen Rest Alsterwasser runter und begann, nervös auf dem Hocker herumzurutschen. „Soll ich noch warten, oder …?“

Bedeutsam sah er das Pils, das sich Rune gerade erst bestellt hatte, an.

„Nö. Schon okay. Ich trinke noch in Ruhe aus. Geh nur.“

Metin stand auf und schlüpfte in die Ärmel seiner Lederjacke. Er gehörte zu den Menschen, die vorm Schlafengehen gern eine Weile den Tag vorm Fernseher ausklingen ließen. Rune hatte dafür Verständnis, obwohl er solche Gewohnheiten nicht pflegte.

„Denk über meinen Vorschlag nach“, ermahnte Metin ihn ernst. „Diese Chance kommt nicht so schnell wieder.“

„Das werde ich tun. Komm gut nach Hause.“

Sie verabschiedeten sich mit einer kurzen Umarmung, dann eilte Metin zum Ausgang. Rune wandte sich seinem Bier zu, wobei er wie versprochen an den Job in der Versicherung dachte. Einerseits reizte es ihn schon ins Berufsleben zurückzukehren, allerdings wollte er nie wieder Fulltime arbeiten. Inzwischen war ihm seine Freizeit zu wichtig geworden. Immerhin wurde er bald vierzig, womit die Hälfte seines Lebens herum war. Rune fand, dass er sich für seine zweite Lebenshälfte mehr Qualität verdient hatte, als ihm in der ersten zuteilgeworden war.

Versonnen richtete er seinen Blick in die Ferne, trank einen Schluck Bier und erinnerte sich an den Tag, an dem er Metin kennengelernt hatte. Es begann in der Betriebskantine. Metin hockte allein an einem Tisch, den Blick gesenkt und strahlte so viel Einsamkeit aus, dass Rune Mitleid bekam. Spontan hatte er sich zu dem Mann gesetzt.

Irgendwie schaffte er es, den scheuen Kerl in ein Gespräch zu verwickeln. Bei diesem ersten Treffen blieb Metin noch sehr zurückhaltend. Sie verabredeten sich für die nächste Mittagspause, in der der schüchterne Mann etwas lockerer wurde. Anfangs redeten sie hauptsächlich über Betriebliches, doch nach und nach mischte sich auch Privates darunter. Rune war fasziniert von dem widersprüchlichen Metin, der nach außen hin einem Latinlover glich, innerlich jedoch einem Mauerblümchen. Sexuelle Spannung war zwischen ihnen nie aufgekommen, dafür fehlte der entscheidende Funke. Sie verband lediglich eine platonische Freundschaft, die sogar Runes Abschied aus dem Berufsalltag überlebte.

Darüber war er sehr dankbar, da er wegen seines hohen Arbeitspensums viele alte Bekanntschaften verloren hatte. Sie waren es müde geworden, seine ständigen Ausreden zu hören. Es lohnte nicht, sie wiederaufleben zu lassen, dafür war zu viel Zeit vergangen. Außerdem reichte ihm Metin, seine Familie und sein Garten vollauf.

„Ähm. Entschuldigung. Ich gebe zu, ich hab vorhin gelauscht“, meldete sich sein Sitznachbar zu Wort. „Sag mal … wie hoch ist dein Stundensatz?“

Überrascht drehte Rune den Kopf in dessen Richtung. Auf den zweiten Blick erwies sich der Mann, entgegen seinem frisch erworbenen Herd, als recht ansehnlich. Die braunen Augen waren von dichten Wimpern gerahmt. Schön geschwungene volle Lippen milderten den bitteren Zug, der sich um die Mundwinkel eingegraben hatte. Dazu trugen auch die gekonnt zerstrubbelten Haare, die dem Mann verwegen in die Stirn fielen, bei. Im Ganzen sah der Typ ziemlich sexy aus.

„Stun-den-satz?“, echote Rune perplex.

„Na, du sagtest doch, du hättest Stammkunden.“

Vage erinnerte er sich an das Geplänkel mit Metin über gute Geschäfte und Stammkundschaft. Bei Rune fiel der Groschen: Der Typ hielt ihn anscheinend für einen Callboy. Er hatte Mühe, nicht lauthals loszuprusten.

„Du denkst ich bin ein Stricher?“, versicherte er sich.

Der Typ nickte ernst, eindeutiges Interesse im Blick. Bei den wenigen Malen, bei denen Rune in irgendwelche Clubs gegangen war, hatten ihn zwar auch Typen angemacht, aber noch nie so direkt. Seinem Sitznachbarn ging jegliche Finesse ab, was wohl daran lag, dass dieser lediglich eine Ware in ihm sah.

Apropos Ware: Er musste an den viel zu teuer erstandenen Herd denken. Hier bot sich eine gute Gelegenheit, diese Ausgabe wieder wettzumachen. Rune griff nach seinem Glas, trank einen Schluck und setzte anschließend ein gewinnendes Lächeln auf. Normalerweise verabscheute er anonymen Sex, doch in diesem Fall sprachen einfach zu viele Gründe dafür.

„Ich hab keinen Stundensatz. Ich werde nach Leistung bezahlt“, improvisierte er ohne eine Ahnung, welchen Preis er wofür verlangen konnte.

„Okaaaay“, murmelte der Mann gedehnt. „Was kostet ein Blowjob?“

Rune überlegte fieberhaft. Die drei Pils, die er bereits intus hatte, waren dabei keine Hilfe. Schließlich entschied er, dass er wohl besser eine hohe Summe nannte und sich runterhandeln ließ, anstatt gleich wie ein Sonderangebot dazustehen.

„150.“

Der Typ riss die Augen auf und musterte ihn ausgiebig von oben bis unten. „Holla. Dein Tarif ist ganz schön überzogen.“

„Öhm. 100?“ Damit hätte er den Preis für den Herd wieder drin, aber leider keinen Gewinn gemacht.

„Solltest du nicht in 10er-Schritten runtergehen?“ Sein Gegenüber grinste frech.

„Sag einfach, was du zu zahlen bereit bist. Und wo soll das überhaupt stattfinden? Auf dem Klo treibe ich es nicht.“

„Wo tust du es sonst?“

‚Gar nicht‘, dachte Rune.

„Mein Auto steht um die Ecke auf einem unbewachten Parkplatz“, lenkte der Mann ein. „Machst du es für 80?“

„Okay. Hast du Kondome dabei?“

„Du etwa nicht?“

Das süffisante Grinsen und der freche Tonfall gingen Rune auf den Sack. Mit einem Mal kam ihm seine Idee gar nicht mehr reizvoll vor, vor allem, weil er dabei selbst nicht zum Zug kommen würde. Er leerte sein Glas und knallte es auf den Tresen. Anschließend rutschte er vom Hocker, klopfte dem Mann auf die Schulter und murmelte: „Sorry. Hab’s mir überlegt.“

Seine Jacke in der Hand, schritt er auf den Ausgang zu. Vor der Tür atmete er tief die kalte Nachtluft ein und spürte deutlich die Wirkung des Alkohols. Normalerweise vertrug er ein paar Bier ganz gut, hatte jedoch vorhin aufs Abendbrot verzichtet. Die drei Pils fühlten sich an, als hätte er mindestens die doppelte Menge im Blut.

Langsam legte er die paar Schritte bis zu seiner Haustür zurück. Je länger er über das Angebot des Typen nachdachte, desto skurriler kam ihm die Situation vor. Hatte er wirklich in Erwägung gezogen, einem Fremden gegen Geld den Schwanz zu blasen? Rune schüttelte über sich selbst entsetzt den Kopf und war heilfroh, rechtzeitig zur Besinnung gekommen zu sein.


3.

Halb amüsiert, halb enttäuscht sah Kai dem großen Kerl hinterher. Der Dunkelhaarige hatte den Mann Rüne genannt. Er nahm an, dass dieser Name aus dem norwegischen stammte und ‚Rune‘ geschrieben wurde. Mit dieser Angabe und der Adresse dürfte es ein Kinderspiel sein, mehr über den Typen herauszufinden, schließlich standen Kai sämtliche Daten der Bürger zur Verfügung.

In jedem Fall war Rune kein Callboy, dazu waren die Verhandlungen zu ungeschickt verlaufen. Ein Professioneller wäre zum einen nicht so schnell mit dem Preis runtergegangen, zum anderen hätte er gewusst, wo sie den Handel ungestört abwickeln konnten. Natürlich lag es im Bereich des Möglichen, dass sich Kai irrte. Nach 20 Jahren Ermittlungsarbeit verließ er sich jedoch auf seine Intuition, die ihn selten getrogen hatte.

Er trank seinen Rest Alsterwasser und stieß einen leisen Seufzer aus. Wie gern säße er jetzt in seinem Wagen, sein Schwanz zwischen Runes geilen Lippen. Er zweifelte nicht daran,

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Sissi Kaiserlos
Bildmaterialien: shutterstock design Lars Rogmann
Lektorat: Aschure - danke
Tag der Veröffentlichung: 30.01.2016
ISBN: 978-3-7396-3455-5

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /