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Käufliche Liebe 8

Käufliche Liebe 8

 

Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig.

 

Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus.

 

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.

 

Ebooks sind nicht übertragbar und dürfen nicht weiterveräußert werden. Bitte respektieren Sie die Arbeit der Autorin und erwerben eine legale Kopie. Danke!

 

 

Text: Sissi Kaiserlos

 

Foto von shutterstock – Design Lars Rogmann

 

Kontakt: http://www.bookrix.de/-sissisuchtkaiser/

 

Pornostar vs. Unschuld


Augustin ist Pornodarsteller. Bisher hatte ihm das nichts ausgemacht, bis er den schüchternen Vassili kennenlernt. Sein Herz büxt aus, fliegt dem süßen Kerl zu und eine Romanze beginnt. Leider muss er lügen, was seinen Job angeht. Vassili würde nie mit einem Mann etwas zu tun haben wollen, der sich für Geld ficken lässt. Und nun?

~ * ~


1.

„Au! Verflixt!“ Mit einer ungeduldigen Bewegung schubste Augustin den Kleinen weg. „Du sollst blasen, nicht beißen.“

„Tut mir leid.“ Vassili schlug die Augen nieder.

„Ach, vergiss es einfach.“ Augustin riss das Gummi von seinem ohnehin nur noch semisteifen Schwanz. „Hab eh keinen Bock.“ Er war nur aus Mitleid auf Vassilis Bettelei eingegangen, nun bereute er das. Schnell richtete er seine Kleidung, wuschelte dem knienden Kleinen durchs Haar und brummelte: „Es liegt nicht an dir.“

„Also, wenn du nicht willst, ich hätte schon Interesse“, meldete der Typ, der ihnen schon eine Weile zugesehen hatte, an.

„Aug? Bitte! Ich geb mir auch mehr Mühe.“ Vassili klang flehend und so, als würde er gleich losheulen. Wieso nur war er auf den Kleinen eingegangen? Nun hatte er den Salat. Augustin schüttelte den Kopf, wandte sich in Richtung Ausgang und schlenderte an einigen kopulierenden Paaren vorbei. Als er sich noch einmal umdrehte, blieb ihm schier das Herz stehen. Aus aufgerissenen Augen starrte Vassili ihm hinterher, während der Typ seinen nackten Schwanz gegen die Wange des Kleinen schlug. Das ging nun doch zu weit! Er drehte um, schubste den Kerl weg und zog Vassili auf die Füße.

„Du musst auf dich aufpassen“, schimpfte er, während er die blonde Unschuld aus dem Raum bugsierte.

„Wieso?“ Himmelblaue Augen guckten zu ihm hoch.

„Weil …“ Er betonte jede Silbe. „… da gerade jemand dein Mäulchen ungeschützt ficken wollte.“

„Und wenn?“ Trotzig schob Vassili das Kinn vor. „Ich kann mich schon wehren.“

„Oh Mann!“ Augustin schüttelte den Kopf und wusste nicht, ob er schimpfen oder lachen sollte. „Klar. Der Kerl ist doppelt so groß wie du.“

„Ich bin verbal gut drauf“, prahlte der Kleine, dessen Augen nun wieder blitzten. „Dem hätte ich schon was erzählt.“

Genau das war es, was Augustin an dem Kerl von Anfang an fasziniert hatte. Vassili war äußerlich der typische Twink, dazu überaus zurückhaltend, doch wenn er aus sich rauskam, ein echter Maulheld. Vor zwei Wochen hatte er den Mann hier, im Goldenen Hirsch, das erste Mal gesehen und seitdem hing Vassili wie eine Klette an ihm. Das hatte dazu geführt, dass sie tatsächlich miteinander redeten. Anfangs wies Augustin die eindeutigen Avancen mit irgendwelchen fadenscheinigen Begründungen zurück, was später zu Diskussionen führte, die dann in ein total nettes Gespräch übergingen. Inzwischen wusste er, dass Vassili studierte und davon träumte, in einem Museum zu verstauben. Vorher wollte er sich – wie er es ausdrückte – die Hörner abstoßen. Zu dem Zweck hatte er sich den Goldenen Hirsch und Augustin ausgesucht. Oh Mann! Wenn das Kerlchen wüsste, mit wem er es zu tun hatte!

„Klar. Mit einem Schwanz im Mund redet es sich echt toll.“ Er schubste Vassili zu einem Hocker, nahm auf dem daneben Platz und winkte den Barkeeper heran. „Für mich einen Scotch und für den Piepmatz hier ein Glas Milch.“

„Für mich auch Scotch.“ Vassili erdolchte ihn mit einem Blick, der sich gewaschen hatte. Augustin musste lachen und wieder einmal fühlte er sich in der Nähe des Kleinen wie neugeboren. Irgendwann war ihm der Humor verlorengegangen und erst seit Vassili da war, erwachte selbiger langsam wieder zum Leben. Dennoch konnte er mit dem Kleinen nicht vögeln.

„Warum gibst du mir keine Chance?“ Vassili legte ihm eine Hand auf den Schenkel. Allein die schmalen hübschen Finger auf seinem kräftigen Bein zu sehen, war eigentlich Sex pur. Wenn Augustin nur nicht so müde wäre.

„Hör mal, Schnullerbacke: Du hattest deine Chance. Üb zuhause noch ein bisschen an deinen Dildos und vielleicht klappt es nächstes Mal.“

„Du bist gemein. Vielleicht sollte ich zurück in den Darkroom.“ Vassili kletterte vom Hocker.

„Hier-ge-blieben!“ Augustin packte den widerspenstigen Blondschopf am Arm und zerrte ihn zurück. „Okay. Wir machen das so. Du kommst mit zu mir und wir gucken, was geht.“

„Echt?“ Die blauen Augen begannen wieder aufgeregt zu funkeln. Himmel Herrgott! Augustin wusste, dass es falsch war und er bestimmt nicht der Richtige für diesen besonderen Mann, aber er war ihm auf fatale Weise verfallen.

„Ja, echt“, bestätigte er ironisch. „Du kannst ja vieles über mich sagen, aber ich hab dich bisher noch nie angelogen.“ Klar, Aug. Bis auf einige unwichtige Details. Zum Beispiel deinen Job.

„Stimmt.“ Vassili strahlte. „Du bist total nett und ich …“ Röte kroch in die schmalen Wangen. „Ich finde dich aufregend und mag dich sehr gern.“

Augustins Herz schmolz. Wann hatte er je echte Zuneigung erfahren? Bis auf die seiner Eltern? Vielleicht war es genau das, was ihn magisch zu Vassili zog. Der Kleine behauptete zwar, dass er endlich richtig dreckigen Sex haben wollte, aber insgeheim träumte er – da war Augustin sicher – vom schimmernden Ritter in goldener Rüstung. Das ausgerechnet er dazu erkoren wurde diese Rolle einzunehmen, war bittere Ironie.

„Mag dich auch“, gab er leise zurück, strich mit den Fingerknöcheln über Vassilis Wange und bekam dafür ein so süßes Lächeln zurück, dass er seine fehlende Libido noch mehr verfluchte.

Heute hatte er dreimal abgespritzt und zweimal einen Orgasmus vorgetäuscht. Langsam wurde er alt. Wenn Hank nicht wäre, würde er schon lange wieder hinter dem Postschalter sitzen und alten Matronen stückweise Briefmarken verkaufen. Der Job rieb ihn auf und die anfängliche Euphorie war seit einiger Zeit verflogen. In dem Moment, in dem der Assistent des Regisseurs die Klappe fallen ließ und eine neue Aufnahme ankündigte, verkrümelte sich sein Schwanz inzwischen nur zu gern in seinem Inneren. Wie gesagt: Allein Hanks Anwesenheit half, dass er doch noch einen hoch bekam und die ganzen blöden Szenen hinter sich bringen konnte. Sie waren über die Jahre Freunde geworden und wenn Hank ihm zuzwinkerte, nach dem Motto: Oh nein, nicht wieder ein Gang-Bang, dann musste er lachen und – Oh Wunder – sein Schwanz spielte erneut mit. Aber wie lange noch?

„Aug? Bist du traurig?“ Vassilis Blick haftete auf seinem Gesicht.

„Ein bisschen. Ach. Mach dir keinen Kopf.“ Zur Hölle, was tat er hier? Er, der alternde Porno-Hengst, mit dieser süßen Unschuld.

„Hattest du heute Stress?“ Es war Freitag und in Vassilis Universum hatte Augustin den ganzen Tag hinterm Postschalter gestanden. Stattdessen waren mehrere Ärsche von ihm beglückt worden und sein eigener am Schluss auch noch.

„Nö. Das Übliche.“ Das war nicht mal gelogen.

Inzwischen standen die Gläser Scotch vor ihnen. Augustin hob seines an und prostete Vassili zu. „Auf einen schönen Abend.“

Der Kleine stieß mit ihm an, trank einen Schluck und begann zu husten. Er war wirklich ein unschuldiges Söhnchen reicher Eltern. Augustin wusste, dass er in Ottensen wohlbehütet aufgewachsen war. Privatschule und Kindermädchen. Freunde, die genauso lebten. Für Vassili war der Goldene Hirsch ein Sündenpfuhl, für Augustin war der Club ganz normal. Er verkehrte hier seit er denken konnte. Früher, um sich Frischfleisch aufzureißen, heutzutage nur noch, um ein bisschen abzuschalten und den einen oder anderen Drink zu sich zu nehmen. Manchmal fühlte er sich wie sechzig. Vassili hatte inzwischen aufgehört zu husten, war aber knallrot angelaufen und ihm tränten die Augen.

„Doch lieber ein Glas Milch?“ Augustin fuhr ihm liebevoll über den Rücken.

„Wasser. Oder Cola“, brachte Vassili krächzend hervor.

Gleich darauf stand ein Glas Wasser vor ihm, was er in durstigen Zügen leerte. Augustin nippte derweil an seinem Scotch und überlegte, ob sein Angebot eine gute Idee war. In seiner Wohnung wies nichts auf seinen Job hin. Es bestand also keine Gefahr sich zu verraten. Wann hatte er das letzte Mal einen Kerl mit zu sich genommen? Augustin konnte sich nicht einmal daran erinnern, so lange war das her.

„Können wir gehen?“ Vassili strich ihm über den Arm.

Erstaunt spürte Augustin eine dicke Gänsehaut bei der harmlosen Berührung. Wow! Vielleicht ging heute wirklich noch was. Er kippte den Rest Scotch runter, stieg vom Hocker und schlüpfte in seine Jacke. Vassili wirkte neben ihm klein und zerbrechlich. Der Mann reichte ihm gerade mal bis zum Kinn. Augustin stand auf Twinks und auf diesen ganz besonders. Wahrscheinlich war es Vassilis Unschuld, gepaart mit der großen Klappe, die ihn höllisch anmachte. Der Kleine besaß etwas, was ihm selbst schon lange abhanden gekommen war.

„Wo wohnst du denn?“ Aus aufgeregt funkelnden himmelblauen Augen wurde er angeguckt.

„Ist nicht weit von hier.“ Augustin legte Vassili einen Arm um die Schultern, damit keiner der Gäste ihn anbaggerte und begab sich mit ihm zum Ausgang.

„Darf ich über Nacht bleiben?“

Sie traten in die milde Nachtluft hinaus. Hamburgs Sommer zeigte sich von seiner schönsten Seite. Es versprach ein herrliches Wochenende zu werden.

„Mal gucken.“ Augustin mochte sich nicht festlegen. Wenn er versagte, wollte er lieber allein sein. Falls er, wider Erwarten, doch einen hochbekam, hatte er bestimmt nichts dagegen den kleinen Engel die ganze Nacht im Arm zu halten.

„Ich hab mir übrigens einen Job gesucht“, verkündete Vassili stolz. „In einem Coffeeshop.“

Der Kleine versuchte beharrlich auf eigenen Beinen zu stehen, obwohl seine Eltern ihn großzügig unterstützten. Augustin fand das beeindruckend. „Hey, Klasse. Hauptsache die Kohle stimmt.“

„Geht so.“ Vassili seufzte. „Aber egal. Ich freu mich jedenfalls.“

Inzwischen hatten sie den Gründerzeitbau erreicht, in dem sich Augustins Wohnung befand. Er schloss die Haustür auf, ließ Vassili eintreten und sperrte wieder ab. Anschließend ging er voraus die Treppe hoch. Im ersten Stock öffnete er seine Wohnungstür, machte das Licht an und ließ wiederum dem Kleinen den Vortritt.

Der Flur war recht geräumig. Augustin hängte seine Jacke an die Garderobe, schüttelte die Schuhe von den Füßen und ging in die Küche. „Was willst du trinken?“, fragte er über die Schulter.

„Wasser, bitte.“ Vassili klang etwas angespannt. War er etwa noch nie mit einem Mann nach Hause gegangen? Augustin füllte für sich ein Glas mit Eiswürfeln, goss Scotch darüber und griff nach einer Flasche Mineralwasser. Als er in den Flur trat prallte er gegen Vassili, der immer noch dort herumstand.

„Du darfst gern ins Wohnzimmer gehen.“ Augustin wies mit dem Glas auf die offenstehende Tür.

„Mhm.“ Vassili guckte unsicher zu ihm hoch. „Du bist aber nicht pervers, oder so? Ich meine, dass du Schläge brauchst, um in Fahrt zu kommen. Oder mich schlagen musst. Oder Schlimmeres.“

„Dann hätte ich deine Zähnchen an meinem Schwanz doch erregend gefunden.“ Augustin lachte auf. „Nein, ich bin total normal.“

„Wollte das vorher nur klarstellen.“ Vassili zuckte die Achseln. „Ist doch komisch, wenn ein junger Mann wie du keinen hochbekommt.“

Der ‚junge Mann‘ ging runter wie Öl, der Rest leider nicht. Vielleicht sollte er dem Kleinen reinen Wein einschenken. Augustin ahnte allerdings, was dann geschehen würde: Vassili wäre schneller weg als er gucken könnte. Das wollte er auf keinen Fall. Der Kleine war sein Lichtblick, brachte etwas Reines in sein Leben. In der vergangenen Woche hatten sie sich fast jeden Abend im Goldenen Hirsch getroffen und einfach nur geredet. Meist über Vassili, das war sicheres Terrain. Ab und zu hatte der Kleine zwar versucht ihn zum Sex zu überreden, aber die Versuche waren eher harmlos. Erst heute hatte er massiv Druck gemacht, bis Augustin nachgab und … na ja, es sollte eben nicht sein. Außerdem blies Vassili grottig.

Der Kleine guckte immer noch zu ihm hoch, als warte er auf eine Erklärung. „Bin halt immer müde“, murmelte Augustin.

„Warst du mal beim Arzt?“ Vassilis Besorgnis in allen Ehren, aber das ging nun wirklich zu weit.

„Können wir das Thema wechseln? Ist voll der Stimmungskiller.“ Augustin ging an dem Kleinen vorbei in den kombinierten Wohn-Schlafraum. Er hatte das Beste aus dem großzügigen Zimmer gemacht. Hinter einem Raumteiler gleich neben der Tür stand das riesige Bett, an der Wand gegenüber hing ein Flachbildfernseher. Auf der anderen Seite befand sich eine Couchgarnitur, daneben ein Sideboard. Zum Glück war die Küche groß genug, dass ein kleiner Tisch hineinpasste und somit ein Essplatz vorhanden war, sonst wäre der Raum überladen gewesen.

„Nett.“ Vassili betrat hinter ihm das Zimmer, guckte sich kurz um und steuerte zielsicher das Bett an. „Sieht gemütlich aus.“ Er setzte sich auf die Bettkante und strich mit der Handfläche über die Satinwäsche.

„Wollen wir irgendeinen Film gucken? Ich hab auch Pornos.“ Genau, und einen der Darsteller kennst du. Augustin besaß nur wenige Sexfilmchen, in denen er mitgewirkt hatte. Er mochte sich selbst nicht sehen und wollte sie schon lange entsorgen, war aber irgendwie immer davon abgekommen.

„Nö. Ich würde lieber …“ Vassilis Wangen färbten sich rosa. „Magst du küssen?“

Augustin küsste sehr gern, allerdings nicht jeden. Nun, Vassili war nicht jeder und die wunderschönen, etwas zu breiten Lippen, gemessen an dem zartgeschnittenen Gesicht, hatten Augustins Blick schon oft angezogen. Er stellte die Getränke auf dem Nachtschrank ab, pflanzte sich neben Vassili und strich ihm durchs Haar. Die blonden Locken waren himmlisch weich und kringelten sich um Augustins Finger. Dass diese kleine Augenweide ausgerechnet ihn, den grobschlächtigen und ungebildeten Augustin, erwählt hatte, wunderte ihn immer wieder.

„Also?“ Vassili leckte sich über die Lippen, dabei setzte er einen erstklassigen Schlafzimmerblick auf.

„Mhm. Ich liebe Küsse.“ Augustin beugte sich runter, kostete Vassilis Mund. Sofort war er wie benebelt von dem süßen Geschmack und Duft. So ganz unschuldig schien der Kleine nicht zu sein, denn seine Zunge agierte virtuos, dabei jedoch zurückhaltend. Sie neckte mehr, als dass sie forderte. Augustin ließ sie eindringen und sich in Vassilis Mund locken. Schließlich musste er den Kuss unterbrechen, um Luft zu schnappen. Wenn der Kleine überall so lecker schmeckte, würde er ihm gleich die Klamotten runterreißen und den ganzen Wahnsinnskörper ablecken.

„Gefällt’s dir?“ Vassili strich ihm zart über die Wange. Die einfache Berührung war so ungewohnt liebevoll, dass in Augustin eine Tür aufsprang. Dahinter verbargen sich alte Sehnsüchte, die nun wieder an die Oberfläche drangen. Der Wunsch angenommen, geliebt, nicht nur auf seinen Schwanz reduziert zu werden. Davon hatte er in seiner romantisch-verklärten Phase vor vielen, vielen Jahren geträumt. Inzwischen war er abgestumpft und musste, um nicht an dem Job zu zerbrechen, solche Gefühle unterdrücken. Vassili weckte sie mit einer Leichtigkeit, als wäre er ein Zauberer. Oder ein Engel.

„Sehr.“ Augustin umrahmte das Gesicht des Kleinen mit beiden Händen, gab ihm einen zärtlichen Knutscher und seufzte. „Ich muss mir den Hals verrenken, wenn wir weiter so küssen. Hinlegen?“

Vassili nickte leicht, ließ sich mit ihm zusammen aufs Bett fallen und rutschte ein Stück hoch, bis sich ihre Münder problemlos treffen konnten. Augustin genoss die harmlose Knutscherei mit allen Sinnen. Allein dafür hatte es sich gelohnt, Vassili mit nach Hause zu nehmen. Es kribbelte sogar leicht in seinem Bauch, aber eher vor Zuneigung, denn vor Erregung. Er mochte den Kleinen sehr. Warum ihm also das versagen, was er sich wünschte? Allerdings wusste Augustin nicht, was sich Vassili genau unter dreckigem Sex vorstellte.

„Mach das da weg“, nuschelte er an Vassilis Lippen und zupfte an dessen T-Shirt.

Der Kleine gehorchte sofort. Erwartungsvoll guckte er Augustin an, als warte er auf weitere Befehle. „Mach dich ganz nackig“, bat er leise.

Im Nu hockte Vassili nackt vor ihm. Neugierig nahm Augustin jedes Detail in Augenschein. Rotblonde Löckchen bildeten ein entzückendes Nest, aus dem sich ein normalgroßes Glied erhob und wie ein Zeigefinger auf ihn wies. Die Spitze war dunkel angelaufen und schimmerte verführerisch. Zwischen Vassilis Beinen baumelte ein haarloses Säckchen, in dem zwei runde Kugeln zu erkennen waren. Schenkel und Arme wiesen leichte Muskelansätze auf, gerade so viel, dass sie nicht schlaff wirkten. Vassilis Bauch war flach, die Brust schmal, die beiden Knöpfchen winzig und erigiert zusammengezogen. Das Gesamtpaket war so schön, dass Augustins Kehle ganz eng wurde.

„Du bist …“, brachte er mühsam hervor, strich über Vassilis Bein und sah zu ihm hoch. „… wahnsinnig sexy.“

„Echt? Nicht zu dünn, oder so?“ Vassili runzelte die Stirn, guckte an sich runter und fuhr mit der flachen Hand über seinen Bauch. „Bisher fanden alle, dass ich knochig bin.“

„Quatsch. Dreh dich mal.“ Mit wem hatte Vassili bisher rumgemacht? Augustin erinnerte sich schwach, dass er etwas von irgendwelchen Schulkameraden oder einem anderen Studenten erzählt hatte. Allerdings war der Kleine, was das Reden über Sex anging, sehr zurückhaltend. Da verging ihm die große Klappe und er wurde immer rot.

Auch die Rückseite war sensationell. Über dem knackigen Hintern entdeckte Augustin zwei total niedliche Grübchen und in ihm regte sich immer stärker der Wunsch, seine Lippen zum Einsatz zu bringen. Er fuhr mit den Fingernägeln über die geilen Backen, was eine Gänsehaut der Sonderklasse bei Vassili auslöste. Wahnsinn! Die heftige Reaktion sorgte dafür, dass sich das Kribbeln in seiner Magengrube verstärkte. Augustin war echte Gefühle nicht mehr gewohnt, daher war das hier etwas ganz Besonderes. „Beug dich mal vor“, forderte er und der heisere Klang seiner Stimme erstaunte ihn. Vassili erregte ihn? Augustin fuhr prüfend über seinen Schritt und spürte einen Funken Lust aufkeimen. Noch war er winzig, aber vielleicht wurde daraus mehr.

Vassili kam seinem Befehl nach, ging auf alle Viere und stellte die Knie weit auseinander. Dieser Anblick war so geil, dass Augustin seufzte, sich hinsetzte und mit ausgestrecktem Arm nach dem Scotch angelte. Während er trank, betrachtete er den kleinen rosa Eingang. Vassili war in jeder Hinsicht perfekt, die Haut makellos und nur ganz vereinzelt ein Leberfleckchen zu entdecken. Augustin kippte den Rest Scotch runter, stellte das Glas zurück und überlegte gerade, ob er ein Spielzeug zum Einsatz bringen sollte, als Vassili den Hintern höher reckte. Im nächsten Moment zog der Kleine seine Arschbacken auseinander. Nun gab es für Augustin kein Halten mehr.

Er kniete sich hinter Vassili, beugte den Kopf und umzüngelte den verführerischen Muskel. Mal drang er ein, mal leckte er nur darüber. Die süßen Stöhnlaute, die seine Bemühungen begleiteten, zeigten ihm, dass er wohl richtig lag. Vassili wollte das hier, schien danach zu dürsten. Also war das der schmutzige Sex? Augustin musste grinsen, dabei löste er Vassilis Hände ab und spreizte die Backen noch weiter.

„Fuck! Ist das geil“, flüsterte der Kleine seufzend.

Das klang so ehrlich, so erstaunt und erregt, dass Augustins Herz vor Gefühl anschwoll. Himmel Herrgott! Vassili war siebenundzwanzig und noch nie hatte den Süßen ein Kerl gerimmt? Dass er der Erste war, machte ihn einerseits stolz, andererseits tat ihm der Kleine leid. Augustin selbst kannte diese Praktik zur Genüge. Er mochte sie, aber sie war zu einem Teil seines Jobs geworden. Als ihm aufging, dass er gerade in unerwünschte Gedanken abdriftete, zwang er sich zurück ins Jetzt. Vassili stöhnte herzerweichend. Sein Muskel zuckte, als wolle er unbedingt gefüllt werden. Augustin schob einen angeleckten Finger hinein, zugleich sorgte er dafür, dass Vassilis Hoden schön feucht glänzten. Die kleinen Kugeln passten vortrefflich in seinen Mund und reagierten ebenso erregt auf sein Zungenspiel, wie der Rest von Vassilis Körper. Es fühlte sich an, als würde er auf einem lange vernachlässigten und dennoch gutgestimmten Klavier spielen. Wobei Augustin dessen gar nicht mächtig war.



2.

Vassili kam sich irre verrucht vor. Sich so schamlos anzubieten war eine seiner geilsten Fantasien und Aug ließ sie endlich wahr werden. Der Mann, dessen traurige Aura ihn vom ersten Moment an magisch angezogen hatte. Es schien, als wenn Aug keinerlei Lebensfreude besaß. Das und natürlich die Attraktivität des Mannes gaben den Ausschlag: Den oder keinen. Vassili war ursprünglich nur deshalb in den Goldenen Hirsch gegangen, um sein trauriges Sexualleben – oder eher gesagt: Sein nicht vorhandenes – aufzupolieren. Nachdem er Aug entdeckt und eine Weile studiert hatte, geriet das zur Nebensache.

Anfangs tat er so, als wenn er Aug dringend abschleppen wollte. Das war immerhin ein Grund den Mann anzusprechen. Die Begründungen, weshalb Aug nicht in den Darkroom wollte, waren ziemlich lahm: Er sei zu alt, zu müde oder zu betrunken. Zweiteres mochte sein, denn Aug sah wirklich ziemlich fertig aus. Dennoch beharrte Vassili darauf, dass sie es einfach versuchen sollten. Immerhin schubste Aug ihn nicht weg oder kanzelte ihn ab, was er als generelles Interesse interpretierte. Das endete damit, dass sie doch tatsächlich ins Gespräch kamen. Der arme Aug war Postbeamter und Vassili verstand, dass das ein frustrierender Job war. Jeden Tag Briefmarken an genervte Kunden zu verkaufen war für ihn der Inbegriff von Horror. Wie gern würde er Aug ein wenig Freude schenken. Nun tat der das gerade bei ihm.

Der dicke Finger in seinem Arsch war geil. Vassilis Eier gerieten in eine heiße Mundhöhle und wurden derart gut von einer Zunge verwöhnt, dass er zu sabbern begann. Hastig schluckte er den Speichel runter. Ob er es wagen durfte, Aug um mehr zu bitten? Er stemmte sich auf seine Ellbogen und linste über die Schulter. Völlig fasziniert starrte Aug auf seinen Hintern, in dem der zweite Finger versank.

„Hast du … hast du irgendein Spielzeug?“ Das Wort Dildo wollte nicht über seine Lippen. Noch weniger mochte er Aug weiter mit dessen Impotenz quälen und fragen, ob vielleicht doch was ging. Dass es sich um Erektionsschwäche handeln musste, war ihm inzwischen klar geworden. Immer, wenn er darüber reden wollte, setzte Aug eine abweisende Miene auf. Es gab zwar blaue Pillen, aber wer war er, dass er Aug auf diese Lösung hinwies? Der Mann war alt genug, um für sich selbst zu entscheiden.

„Klar. Alles für dich“, flüsterte Aug und verzog den Mund zu einem zärtlich anmutenden Grinsen. Es war offensichtlich, dass der Kerl ihn mochte. Allein das gab Vassili Mut und Zuversicht, dass sie dennoch irgendwie zusammen funktionierten. Immerhin wollte Aug ihm die Lust verschaffen, die er wohl selbst nicht mehr empfand.

Drei Sextoys landeten auf dem Laken. Die Finger verschwanden aus seinem Darm und hinterließen eine Leere, die dringend wieder gefüllt werden wollte. Vassili kniete sich hin, beäugte die Teile und anschließend Augs Jeans. Der Kerl war immer noch vollständig angezogen, was ihn umso mehr erregte, auch wenn er schon ganz gern Aug völlig nackt sehen würde. Allerdings zeichnete sich keine Erektion ab, bestenfalls eine halbweiche Latte. Er würde Aug nicht in Verlegenheit bringen, indem er sie befreite und ein ähnliches Ergebnis wie im Darkroom erzielte.

„Den da.“ Er zeigte auf einen Gummidödel, der in etwa Augs Größe entsprechen dürfte.

„Wie willst du es?“ Aug griff nach einer Tube und schmierte das Teil ein.

„Ich …“ Vassili konnte darüber nicht reden, aber wenn er es nicht tat, was dann? Aug war kein Hellseher. „Frontal und dabei …“ Noch mehr Hitze kroch in seine Wangen. „… dabei deine Zähne hier.“ Er rieb sich selbst über die empfindlichen Knöpfchen. Noch nie hatte einer seiner bisherigen Liebhaber – wobei diese solche Bezeichnung eigentlich nicht verdienten – die überaus sensitiven und leider winzigen Erhebungen beachtet. Vassili wünschte, er hätte richtig dicke Nippel. Die kamen wohl besser an. Aug leckte sich über die Lippen, wobei sein Blick zu funkeln begann. Anscheinend stand er auf Mikroklein, denn er murmelte: „Ich liebe Himbeeren.“

Gleich darauf wurde Vassilis Arsch stark gedehnt, zeitgleich rieben Zähne an seinen Knöpfchen und zogen so erregend daran, dass ihm ein keuchendes Zischen entwich. Wann war er je so geil gewesen? Niemals, beantwortete er sich selbst die Frage. Okay, geil schon, aber wann hatte es ihm ein Mann je derart gut besorgt? Er bog den Kopf zurück, streckte die Arme seitlich aus und kam den

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Sissi Kaiserlos
Bildmaterialien: shutterstock Design Lars Rogmann
Tag der Veröffentlichung: 18.04.2015
ISBN: 978-3-7368-9247-7

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