Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig.
Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus.
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Text: Sissi Kaiserlos
Foto von shutterstock – Design Lars Rogmann
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Es fühlt sich verdammt schlecht an. Einmal in den Bann eines Mannes geraten, wird man plötzlich fallengelassen. Da erwacht Kampfgeist! Hier kämpfen Kerle um Kerle. Also Achtung. Es sind explizit erotische Szenen enthalten.
1. Schmutzige Geschäfte:
Jordan führt eine kleine Firma, die Ingenieurleistungen anbietet. Die Marktlage ist schlecht und wenn er alle seine 20 Mitarbeiter behalten will, muss er dringend einen guten Auftrag an Land ziehen. Maximilian von Tatenburg sucht jemanden, der ein großes Solarkraftwerk plant. Das wäre die Rettung für Jordan. Er würde alles dafür tun, um von Tatenburgs Order zu bekommen.
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2. Schmutzige Rache:
Seit Holger Kevin das erste Mal gesehen hat, ist er verliebt. Leider besitzt er keinen Gaydar und weiß daher nicht, ob er sich in eine Hete verschossen hat. Zudem ist der Buchhalter total ätzend zu ihm. Vielleicht sollte er dem Kerl einen Virus auf den Rechner schmuggeln. Holger ist normalerweise friedlich, aber wenn man ihm dumm kommt, kann er auch anders.
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3. Schmutzige Gedanken:
Seit fünf Jahren arbeitet Olaf für Kaiser-Solar und als mal wieder ein großes Projekt ansteht, bittet er, einen Freiberufler hinzuziehen zu dürfen. Mit dem Ingenieur Kosta hat er vor langer Zeit schon einmal zusammengearbeitet und weiß, dass der Mann gute Arbeit leistet. Olaf tut das nicht ohne Hintergedanken. Nur zu gern möchte er Kosta wiedersehen.
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Jordan führt eine kleine Firma, die Ingenieurleistungen anbietet. Die Marktlage ist schlecht und wenn er alle seine 20 Mitarbeiter behalten will, muss er dringend einen guten Auftrag an Land ziehen. Maximilian von Tatenburg sucht jemanden, der ein großes Solarkraftwerk plant. Das wäre die Rettung für Jordan. Er würde alles dafür tun, um von Tatenburgs Auftrag zu bekommen.
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Jordan warf den letzten Monatsbericht auf den Schreibtisch, wechselte einen sorgenvollen Blick mit Kevin, seinem Buchhalter und drehte den Sessel zum Fenster. Von hier aus konnte er bis zum Kanal sehen, der träge zwischen den hohen Bürobauten dahinfloss. Eine S-Bahn kam gerade vorbei, verlangsamte die Fahrt und hielt in der Station Hammerbrook. Das Viertel war nicht besonders schön, die Mieten dafür erschwinglich.
„Wenn wir nicht bald Umsatz machen, sitzen wir in drei Monaten alle auf der Straße.“ Er seufzte, wandte sich wieder zum Schreibtisch und lächelte Kevin an. „Heute Mittag treffe ich mich mit dem Geschäftsführer von Prahl-Solar. Vielleicht kann ich ihn überreden, dass wir sein nächstes Projekt planen dürfen.“
„Von Tatenburg? Hab gehört, der geht über Leichen.“ Kevin erhob sich. „Ich drück dir die Daumen.“
„Danke. Das kann ich brauchen“, murmelte Jordan, während sein Buchhalter den Raum verließ.
Die Firma Kaiser-Solar war sein Baby, sein ein und alles. Vor sieben Jahren hatte er mit drei Mitarbeitern das Unternehmen gegründet und schon bald Erfolge verbuchen können. Inzwischen war die Mannschaft auf rund 20 Angestellte angewachsen. Im vergangenen Halbjahr waren die Umsätze überraschend gesunken und seitdem kämpfte er um das Überleben der Firma. Nur Kevin wusste, wie es wirklich um den Laden stand, jedenfalls hoffte Jordan das. Es war ihm wichtig, dass in den Büros gute Laune herrschte. Nur zufriedene Menschen leisteten gute Arbeit.
Voller Sorge dachte er an sein Treffen mit von Tatenburg. Der Kerl galt als skrupellos und man munkelte, dass er schon so manchen Geschäftspartner stark unter Druck gesetzt hatte, um eine Preisreduzierung zu erreichen. Wie sonst sollte er auch an die Spitze eines Riesenkonzerns gelangt sein? Bestimmt nicht mit sozialem Engagement. Jordan wusste, dass er oft zu weich war und seinen Angestellten extrem viel Freiraum gab. Wahrscheinlich hatte er einfach Glück gehabt, dass seine Firma überhaupt noch existierte.
Gegen halb zwölf rief seine Assistentin an, um von Tatenburgs Ankunft zu melden. Der Besprechungsraum befand sich im 4ten Stock, Jordans Büro im 5ten, was ihm noch ein paar Galgenminuten verschaffte. Rasch ging er in den Waschraum, prüfte sein Aussehen im Spiegel und richtete den Krawattenknoten. Extra für Maximilian von Tatenburg hatte er sich in Schale geworfen. Der graue Einreiher verlieh ihm ein wenig Distinguiertheit und ließ ihn größer wirken. Normalerweise herrschte in den Büros kein Dresscode, wie in der Branche der erneuerbaren Energien üblich. Nur wenn hoher Besuch anstand, verlangte er zumindest von seinen kaufmännischen Mitarbeitern ein akkurates Äußeres.
Als er den Besprechungsraum betrat, erhob sich von Tatenburg und reichte ihm höflich die Hand. „Willkommen bei Kaiser-Solar“, begrüßte Jordan seinen Gast. „Ich würde gern zwei meiner Mitarbeiter zu dem Gespräch holen.“
Der Händedruck war fest und warm. Maximilian von Tatenburg verzog keine Miene, nickte knapp und setzte sich wieder hin. Jordan seufzte innerlich. Der Mann wirkte, als hätte er einen Stock verschluckt. Das würden zähe Verhandlungen werden. Er griff nach dem Telefon, bat Olaf um sein Erscheinen und instruierte ihn, Kosta mitzubringen. Anschließend nahm er gegenüber seinem Gast Platz.
„Kaffee?“ Er griff nach der Thermoskanne.
„Danke. Lieber Wasser.“
Maximilian von Tatenburg war wirklich beeindruckend. Die Gesichtszüge wirkten kantig, als wären sie aus Stein gemeißelt. Das fast schwarze Haar war glatt zurückgekämmt und die braunen Augen hatten einen kühlen Glanz. Der elegante Zweireiher ließ Jordans Anzug nahezu schäbig wirken. Bestimmt war er maßgeschneidert und hatte ein Vermögen gekostet.
Die beiden Ingenieure kamen herein, gaben von Tatenburg die Hand und setzten sich links und rechts von Jordan an den Tisch. Sein Gast holte einen Stapel Unterlagen aus einer ledernen Mappe. „Es handelt sich um ein 5 Millionen Projekt. Eine Solaranlage auf dem Gelände eines ehemaligen Flughafens“, erklärte von Tatenburg. „Bisher steht nur fest, dass der Landkreis Interesse hat. Es obliegt ihrer Firma, sich um alle Genehmigungen und die Planung zu kümmern.“
Olaf und Kosta beugten sich über die Pläne. Jordan selbst war eher der Visionär und mehr kaufmännisch orientiert, weshalb er seinen Mitarbeitern alles andere überließ. Rund eine Stunde dauerte die Besprechung, bis die Ingenieure mit den Papieren abzogen, um eine vorläufige Planung vorzunehmen. Ob von Tatenburg mit den bisherigen Ergebnissen zufrieden war, konnte Jordan nicht erkennen. Der Mann hatte kaum eine Miene verzogen und schien, so wie er, eher auf den finanziellen Teil fixiert.
„Darf ich Sie zum Essen einladen?“ Nur widerwillig machte Jordan dieses Angebot, da er den Kerl am liebsten gleich wieder losgeworden wäre.
„Gern.“ Von Tatenburg stand auf, klemmte sich die Tasche unter den Arm und das erste Mal glitt die Andeutung eines Lächelns über seine Gesichtszüge.
Die Veränderung war faszinierend. Diese kleine Regung machte aus dem attraktiven Mann einen faszinierenden Halbgott. Jordan hatte Mühe, seinen Gast nicht offen anzustarren. Schnell senkte er den Blick, erhob sich auch und geleitete von Tatenburg zur Garderobe. Auf dem Weg kamen sie an dem Büro seiner Assistentin vorbei.
„Ich bin für eine Weile außer Haus“, informierte er Tanja.
„Alles klar.“ Sie sah vom Monitor auf. „Kommst du später wieder rein?“
„Ich denke schon.“
Sein Gast hatte inzwischen einen Wollmantel übergezogen und wartete am Ausgang. Schnell schlüpfte Jordan in seinen Mantel, hielt von Tatenburg die Tür auf und folgte ihm zum Aufzug. Er fühlte sich klein und unbedeutend neben dem eleganten Mann.
„Nettes Unternehmen haben Sie da aufgezogen“, murmelte von Tatenburg, trat in den Lift und überließ es ihm, auf den Knopf fürs Erdgeschoss zu drücken.
In Jordans Ohren klang das ganz schön herablassend. „Danke.“
„Ich mag den Mittelstand. Konzerne sind zu unübersichtlich.“
„Und warum arbeiten Sie dann in einem?“
Von Tatenburg zuckte die Achseln. „Hat sich so ergeben. Irgendwie bin ich da reingerutscht und komm nun nicht wieder raus.“
„Wonach steht Ihnen der Sinn? In der Nähe ist ein passabler Italiener“, wechselte Jordan das Thema.
„Ich hätte Lust auf ein Stück Fleisch. Mir schwebt das Steakhaus am Neuen Wall vor. Die Geschäftsräume von Prahl-Solar befinden sich direkt darüber, daher wäre es für mich praktisch.“
„Okay“, stimmte Jordan zu. So ein Mist! Nun musste er also noch mehr Zeit mit dem steifen Kerl verbringen. „Sind Sie mit eigenem Auto hier?“ Sie hatten das Erdgeschoss erreicht und verließen die Aufzugkabine.
„Nein. Ich fahre Bahn. Das geht schneller.“ Nun grinste von Tatenburg wirklich. „Hätten Sie mir niemals zugetraut, oder?“
„Ehrlich gesagt? Nein“, gab Jordan zu und lächelte zurück. „Aber als Umweltschützer haben Sie natürlich sofort meine Hochachtung.“
Hintereinander traten sie auf die Straße, schlugen den Weg zur Bahnstation ein und legten die wenigen Meter schweigend zurück. Von Tatenburg ignorierte die Rolltreppe und stieg voller Elan die Stufen zum Bahnsteig hoch. Jordan war eigentlich eher faul, wollte aber nicht dumm dastehen. Zum Glück kam gerade ein Zug, sodass ihnen einen lange Wartezeit erspart blieb. Trotz des relativ lockeren Wortgeplänkels von eben fühlte er immer noch Beklemmung in von Tatenburgs Nähe.
„Wie sind Sie gerade auf Solarkraft gekommen?“, beendete von Tatenburg das Schweigen.
„Ich fand es faszinierend, dass eine saubere Ressource wie Sonnenstrahlen in Energie umgewandelt werden kann. Natürlich interessiert mich auch Windkraft, aber ich kann diesen hohen Gestellen, die lange Schatten werfen, weniger abgewinnen, als Feldern voller Module.“
„Beides verschandelt die Natur“, merkte von Tatenburg an.
„Alles ist besser, als giftige Stoffe zu produzieren, die hinterher in der Erde verscharrt werden und sie für unsere Enkel unbrauchbar machen.“
Die Bahn hielt in der Station Stadthausbrücke. Sie stiegen aus und steuerten die Treppe an. „Enkel“, murmelte von Tatenburg. „Haben Sie Kinder?“
„Nein. Auch nicht geplant. Bin nicht der Typ für so was.“
Diesmal benutzte Jordans Gesprächspartner die Rolltreppe. Eine Stufe über ihm stehend, wandte er sich um und sah ihn nachdenklich an. „Und warum machen Sie sich dann Gedanken darum, wie die Welt nach uns aussehen wird?“
„Das steckt in mir drin. Niemand kann aus seiner Haut.“
„Wohl wahr.“ Von Tatenburg lächelte leicht. „Wohl wahr“, murmelte er, stieg von der Treppe und wartete, bis Jordan aufgeschlossen hatte.
Eine kalte Böe empfing sie, als sie den S-Bahn-Schacht verließen. Jordan bereute, keinen Schal mitgenommen zu haben und schlug den Kragen seines Mantels hoch. Die Hände tief in den Taschen vergraben, lief er neben von Tatenburg her den Neuen Wall hinunter. Ein ums andere Mal wehte ihm dabei eine Locke ins Gesicht. Er sollte unbedingt zum Frisör und die verdammten Haare abschneiden lassen.
Nach der kühlen Luft war die Wärme im Steakhaus wohltuend. Jordan atmete auf, folgte von Tatenburg zu einem freien Tisch und streifte den Mantel ab, um ihn über die Stuhllehne zu hängen. Ein Kellner eilte herbei, legte Speisekarten vor ihnen ab und verschwand so schnell, wie er gekommen war. Das Lokal war gut besucht und es schien reines Glück, dass sie überhaupt einen Platz gefunden hatten. Jordans Blick fiel auf einen Plastikaufsteller, in dem das Schildchen ‚Reserviert‘ steckte.
„Ich war so frei, einfach mal im Voraus zu planen.“ Sein Gegenüber studierte die Karte, schaute kurz hoch und grinste entschuldigend. „Ich überlasse ungern etwas dem Zufall.“
Dass von Tatenburg ein Kontrollfreak war, hatte Jordan geahnt. Eigentlich passte alles genau in das Bild, das er sich zuvor von dem Mann gemacht hatte, wenn da nicht diese winzigen Momente wären. In der vergangenen halben Stunde waren Risse in der glatten Fassade erschienen. Allmählich glaubte er, dass sogar ein harter Kerl wie sein Gegenüber eine Seele besaß.
„Mein Steak bitte blutig“, bestellte von Tatenburg wenige Minuten später, klappte die Karte zu und reichte sie dem Kellner.
„Ich hätte gern das Tagesgericht zwei.“ Auch Jordan hielt dem Ober die Karte hin. „Und dazu ein Mineralwasser.“
In Anbetracht seiner finanziellen Schieflage schmerzte es, Geld für eine Einladung ausgeben zu müssen. Natürlich waren die paar Euros nur Peanuts im Vergleich zu dem, was er monatlich für den Erhalt der Firma aufbringen musste. Dennoch … seine Krämerseele litt.
„Ich lade dich ein“, sagte von Tatenburg in seine düsteren Überlegungen hinein. „Ich bin Max. Ist das mit dem Du okay für dich?“
Niemals würde er diesen Kerl duzen! „Klar. Ich bin Jordan.“
„Hübscher Name.“ Diesmal grinste sein Gegenüber so breit, dass Jordan der Verdacht kam, der Kerl könnte seine Gedanken lesen.
„Geht so.“
Der Ober brachte die Getränke. Jordan grübelte darüber, wie er es vermeiden konnte, das Du anzuwenden. Schließlich kam er zu dem Ergebnis, dass er mitspielen musste, wenn er seine Firma retten wollte. Max hielt die Fäden in der Hand. Außer seinem, oder besser gesagt dem des Konzerns, den er vertrat, gab es gerade keine anderen interessanten Projekte.
„Du sagtest vorhin, dass du irgendwie festhängst. Wie kommt das?“, nahm Jordan den Faden wieder auf.
„Ich hab während meines Studiums ein Praktikum bei Prahl-Solar gemacht. Danach ergab sich der Rest. Ich bin wohl ein wenig geldgeil.“ Max seufzte. „Ich mag das Zeug eben. Es öffnet Türen.“
Zu Jordans Erstaunen entwickelte sich ein philosophischer Disput, den er besser nicht ausgerechnet mit Max führen sollte. Immerhin brauchte er das Geld aus dem Auftrag. Max vertrat die These, dass man mit monetären Mitteln alles erreichen könnte. Dem musste er zwar zustimmen, hatte aber Vorbehalte. Immerhin gab es noch Ethik und Moral. Max lachte ihn aus und erst die vollen Teller, die vor ihnen abgestellt wurden, beendeten die fruchtlose Diskussion.
„Schmeckt’s dir?“, fragte Jordan nach einer Weile, seinem Status als Gastgeber geschuldet.
„Mhm.“
Offenbar wollte Max beim Essen nicht gestört werden. Es sah so aus, als wäre er in Gedanken weit weg. Jordan ließ ihn in Ruhe und konzentrierte sich auf seinen eigenen Teller. Wenn er vorher gewusst hätte, dass Max ihn einlud, hätte er auch ein fettes Steak bestellt. Moment! Dachte er das gerade?
„Kaffee?“ Der dienstbeflissene Kellner tauchte wie aus dem Nichts auf und räumte das Geschirr ab.
„Ja. Ich gern. Und du?“ Max lehnte sich zurück.
„Ich auch.“ Jordan spürte, wie er gemustert wurde. Diesmal lag eindeutig sexuelles Interesse in Max‘ Blick. Ihm wurde warm. Sicher äußerte sich das in Form von roten Flecken auf seinem Hals und den Wangen. Verlegen guckte er den Tisch an.
„Also, um aufs Geschäftliche zurückzukommen …“ Max beugte sich über den Tisch. „Ich würde sehr gern deiner Firma die Sache übertragen, allerdings …“
Oh nein! Allein der Tonfall, in dem sein Gegenüber sprach, verhieß nichts Gutes. Jordan ahnte, dass gleich etwas kommen würde, das seinen finanziellen Ruin bedeutete. Und den Untergang seiner Firma. Vor seinem geistigen Auge sah er bereits, wie seine Mitarbeiter im Arbeitsamt Schlange standen.
„Allerdings hätte ich da eine Bedingung.“
Jordan schluckte schwer, hob den Blick und sah Max fest an. „Die wäre?“
„Du. Eine Nacht mit dir.“
Wamm! Die Worte fuhren wie ein Donnerschlag in sein Gehirn. Woher wusste Max, dass er …? Jordan war immer diskret vorgegangen, hatte nie etwas an die Öffentlichkeit dringen lassen und im Grunde nicht einmal sicher, ob er wirklich nur auf Männer stand. Insgeheim hegte er immer noch die Hoffnung, dass er irgendwann das schöne Geschlecht bevorzugen würde. Es mangelte ihm einfach an Erfahrung mit Frauen, jedenfalls redete er sich das ein.
„Guck nicht so. Wenn ich nicht sicher wäre, dass du schwul bist, würde ich diese Forderung … diesen Vorschlag nicht machen.“
Der Kellner stellte zwei Tassen Kaffee auf den Tisch, wieselte davon und Max‘ Blick lag – nun für Jordan eindeutig zu erkennen– interessiert auf dem kleinen Arsch in der Uniform.
„Ich bin keine Hure!“, stieß er hervor.
„Ach?“ Max wandte seine Aufmerksamkeit wieder ihm zu. „Hab ich das behauptet? Du tust es für einen guten Zweck. Denk drüber nach.“ Betont gelangweilt schlürfte er seinen Kaffee. „Außerdem bekommst du dafür kein Geld, nur einen Auftrag.“
„Machst du das öfter? Geschäftspartner erpressen?“ Jordans Magen krampfte sich zusammen, als Max ihn so abschätzend betrachtete, als würde er ihn in Gedanken schon ausziehen.
„Nein. Du bist der Erste, bei dem ich diese Methode anwende.“
„Bin nicht interessiert.“ Ihm war schlecht und ein kalter Schauer nach dem anderen rann über seinen Rücken. Niemals würde er sich prostituieren! Eher ging er in die Insolvenz! Jordan sprang auf, stieß dabei gegen den Tisch, sodass die Tassen wackelten. Ihm war das egal. Gerade hatte Max ihn wie eine Nutte behandelt. Er war kurz davor, diesem Arschloch Kaffee ins Gesicht zu kippen. „Du bist …“ Im letzten Moment kniff er die Lippen zusammen, raffte seinen Mantel hoch und drängelte sich zwischen den Tischen hindurch zum Ausgang.
Max sah dem Davonstürmenden hinterher. Jordan hatte wirklich Arsch in der Hose und das in jeder Hinsicht. Würde er wirklich auf den Auftrag verzichten, nur um sein Gesicht zu wahren? Niemand brauchte von dem Handel erfahren und Max hielt sich selbst nicht für so hässlich, dass es ein großes Opfer wäre, mit ihm ins Bett zu steigen. Er winkte den Kellner herbei, zahlte die Rechnung und kehrte in sein Büro zurück. Kaiser-Solar erschien ihm, auch ohne dass Jordan auf den Deal einging, als am besten geeignet für den Job. Dennoch würde er die Sache weiter verfolgen und wenn er Glück hatte, ging es Jordans Unternehmen finanziell so schlecht, dass er einlenken musste.
Einige Stunden später trat er durch das Gartentor seines Grundstücks und wurde sogleich von wildem Gekläff begrüßt. Sein Schäferhundmischling Einstein kam angewetzt, sprang an ihm hoch und winselte wie verrückt.
„Hallo, du Racker“, murmelte Max, wobei er Einsteins Ohren kraulte. „Gib Herrchen ein paar Minuten, dann gehe ich mit dir eine Runde.“
Als würde der Hund die Worte verstehen, bellte er einmal laut und trottete hinter Max her zur Haustür. Er ließ den Mischling in den Flur, hängte seinen Mantel an die Garderobe und tauschte schnell den Anzug gegen lockere Freizeitkleidung. Anschließend füllte er Einsteins Futternapf, schmierte für sich selbst ein Butterbrot und nahm am Küchentisch Platz. Während er kaute, sah er seinem Liebling beim Fressen zu. Der Hund war seit einigen Jahren sein treuer Gefährte. Nachdem eine Partnerschaft mit einem Mann einfach nicht hatte klappen wollen, war die Entscheidung zugunsten eines tierischen Freundes gefallen. Einstein war treu, liebte ihn über alles und konnte gut schweigen. Wenn es einen Kerl gäbe, der die gleichen Eigenschaften besäße, würde Max ihn sofort heiraten.
Wenig später ließ er Einstein im nahegelegenen Park von der Leine. Es war bereits dunkel, nur ein paar Laternen spendeten ein wenig Licht. Langsam wanderte er den Sandweg entlang, wobei buntes Laub unter seinen Schritten raschelte. Max stammte aus ärmlichen Verhältnissen. Der Einstieg bei Prahl-Solar hatte ihm die Erfüllung vieler Träume gestattet, weshalb er bisher an dem Job festhielt. Er war ein Sicherheitsdenker und konnte solche Leute wie Jordan nur bewundern. Ein eigenes Unternehmen aufzuziehen bedeutete, Verantwortung für andere Menschen zu übernehmen. Zugleich war das Risiko hoch, alles zu verlieren. Es war natürlich schäbig Jordan zu erpressen, aber der Mann reizte ihn einfach. Wie sonst sollte er einen Kerl wie ihn ins Bett bekommen? Die Abneigung von Jordans Seite war offensichtlich gewesen.
„Einstein! Lass das!“, maßregelte er sein Hündchen, das gerade am Hinterteil einer Pudeldame herumschnüffelte.
Die Besitzerin des Pudels nahm ihr Tier kurzerhand hoch und stolzierte davon. Einstein kläffte enttäuscht, fand aber schnell etwas anderes, was ihn interessierte. Nach einer Runde durch die Grünanlage, leinte Max seinen Hund wieder an und kehrte nach Hause zurück.
Er ließ Einstein im Garten laufen. Gewöhnlich hielt sein Liebling sich lieber draußen auf und schlief in einem Anbau des Geräteschuppens. Nur wenn Schnee fiel, bettelte er darum ins Haus zu dürfen. Max machte es sich im Wohnzimmer gemütlich, legte die Füße auf den Tisch und zappte durchs Fernsehprogramm. Nach einer Weile wanderten seine Gedanken wieder zu Jordan Kaiser. Ob der sich inzwischen abgeregt hatte? Der Abgang im Steakhaus war filmreif gewesen. Voller Abscheu hatte Jordan ihn angestarrt und vor Empörung gezittert. Nicht nur Max‘ Augen, auch die vieler anderer Gäste waren dem Mann gefolgt, als er zum Ausgang stürmte. So manch neugieriger Blick hatte ihn gestreift, was Max aber nichts ausmachte. Er war es gewohnt, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen, wie sonst sollte er seinen Posten ausfüllen.
Dass Jordan schwul war, hatte er in dem Moment gemerkt, als sie einander im Besprechungsraum gegenüber saßen. Die Musterung seiner Person war einfach zu auffällig und intensiv gewesen. So sah kein Hetero einen anderen Mann an. Er selbst hatte Jordan auch taxiert und festgestellt, dass er noch attraktiver als auf den Fotos im Internet war. Braune Locken rahmten ein schmales Gesicht, das von unglaublich blauen Augen dominiert wurde. Mit jeder Minute war der Wunsch, diesen Mann zu besitzen, größer geworden. Vielleicht hätte er es mit Flirten versuchen sollen, aber Max war eher der direkte Typ. Das hatte ihm schon zahlreiche Feinde eingebracht, dennoch konnte er nicht aus seiner Haut.
Bis zum Ende der Woche wollten Jordans Ingenieure einen ersten Entwurf mit Kosteneinschätzung vorbereiten. Max hatte bereits mit Jordans Assistentin einen Termin für Freitag verabredet. Er fieberte dem Tag entgegen und hoffte, dass Jordan zur Vernunft gekommen war. Was war schon ein kleiner Fick im Vergleich zu 5 Millionen? Im Grunde gab es nur zwei ernsthafte Mitbewerber, die aber keine so attraktive Galionsfigur vorweisen konnten. Jordan war also klar im Vorteil und Max tat gut daran, ihn das nicht wissen zu lassen.
Pünktlich um elf betrat er die Büros von Kaiser-Solar. Jordans Assistentin empfing ihn, nahm seinen Mantel entgegen und brachte ihn zum gleichen Besprechungsraum, wie beim letzten Mal. Die beiden Ingenieure erwarteten ihn schon. Nach wenigen Minuten gesellte sich Jordan zu ihnen, grüßte ihn höflich, aber distanziert.
Die Präsentation dauerte zwanzig Minuten und Max war hinterher sicher, dass Jordans Firma in jedem Fall der geeignete Partner für dieses Projekt sein würde. Nun blieb eigentlich nur noch, über den Preis zu verhandeln.
„Olaf? Kosta? Danke. Ich denke, den Rest übernehme ich nun selbst.“ Jordans Stimme klang fest, nur ein leichtes Zucken der Mundwinkel verriet seine Nervosität. Max war ein genauer Beobachter und hatte im Laufe der Jahre gelernt, solche kleinen Zeichen zu deuten.
Die Ingenieure verließen den Raum und schlossen die Tür hinter sich. Für einen Moment herrschte absolute Stille. Jordan wich seinem Blick aus, spielte mit einem Kugelschreiber und Max konnte hören, wie er tief Luft holte. „Also okay. Ich mach’s.“
Wieder einmal imponierte ihm Jordans Verhalten. Jeder andere hätte zu verhandeln versucht. Entweder es stand um das Unternehmen finanziell nicht rosig, oder Jordan wollte den Auftrag so sehr, dass er dafür – im wahrsten Sinne des Wortes – den Arsch hinhielt.
„Sollten wir nicht erst über den Preis verhandeln?“ Max hob fragend die Augenbrauen.
„Stimmt. Oh Mann! Du musst mich für einen Trottel halten.“ Deutlich fiel etwas von Jordans Anspannung ab. Er lächelte sogar kurz. „Kommst du mir entgegen und verrätst, wie tief ich gehen muss?“
Auf die Knie in jedem Fall. Max schämte sich ein bisschen für den Gedanken und nannte eine Summe, mit der er begründen konnte, den Konkurrenten eine Absage zu erteilen. Jordan nickte zustimmend. „Machen wir gleich einen Vorvertrag oder willst du mich noch länger zappeln lassen?“
„Wir können gleich unterschreiben. Ich hab da was vorbereitet.“ Er nahm einige Unterlagen aus seiner Aktentasche, reichte sie über den Tisch und lehnte sich abwartend zurück, während Jordan las.
Natürlich war noch einiges zu ändern, vor allem die Zahlungsmeilensteine. Dabei wurde klar, dass Jordan in arger Bedrängnis stecken musste. Er verhandelte zäh und schien erst zufrieden, als Max ihm diesbezüglich weit entgegengekommen war. Schließlich setzten sie beide ihre Unterschrift unter das Schriftstück und Jordan rief seine Assistentin, damit sie Kopien anfertigte. In der kurzen Zeitspanne, die sie auf deren Rückkehr warten mussten, starrten sie einander intensiv an. Jordan wirkte erschöpft, hatte Ringe unter den Augen und einen harten Zug um den Mund, der Max zuvor nicht aufgefallen war. Sicher war ihm die Entscheidung schwer gefallen. Max wüsste nur zu gern, wie Jordans bisheriges Sexualleben aussah. Vermutlich gehörte er zu den Typen, die ihren Trieb nur im Verborgenen ausübten und sich nicht einmal selbst eingestanden, dass sie schwul waren.
„Sorry. Der Kopierer hat mal wieder gestreikt.“ Die Assistentin betrat den Raum, legte vor Jordan und ihm je einen Stapel Papier ab und zog sich anschließend zurück.
Nachdem Max die Unterlagen kurz überflogen hatte, steckte er sie in seine Tasche. „Wie sieht es bei dir heute Abend aus?“, wandte er sich an Jordan.
„Du meinst …?“
„Wir haben doch einen Handel, oder hab ich dich falsch verstanden?“
„Nein. Ich steh zu meinem Wort.“ Jordan legte seine ineinander verkrampften Hände auf den Tisch. „Also okay. Wann und wo?“
„Hotel Heidenberg ist hier gleich um die Ecke. Um acht?“ Die Idee mit dem Hotel war ihm spontan gekommen. Es würde für sie beide einfacher sein, wenn ein neutraler Ort als Treffpunkt diente.
„Wir sollen uns dort treffen?“ Es war Jordan deutlich anzumerken, dass ihm der Gedanke nicht gefiel.
„Ich werde eher da sein, ein Zimmer mieten und dir die Nummer telefonisch durchgeben. Du kannst dann direkt dorthin kommen, ohne dass man dich mit mir sieht.“ Max merkte selbst, dass er klang, als würde er so etwas öfter machen. Natürlich hatte er schon Verabredungen im Hotel gehabt, jedoch überaus selten. Meist suchte er Clubs auf oder, wenn’s zu sehr drängte, auch mal eine Klappe.
„Dann sollte ich dir wohl meine Handynummer geben“, murmelte Jordan, zog sein Smartphone aus der Jackettasche und tippte auf dem Display herum.
Max fischte sein Handy aus der Ledermappe und gleich darauf hatten sie gegenseitig ihre Nummern gespeichert. Wunderbare Welt der Technik. Schmunzelnd warf er das Gerät zurück in die Tasche, stand auf und strich sein Sakko glatt.
„Soll ich im Anzug kommen oder …?“ Blaue Augen sahen verlegen zu ihm hoch.
„Wie du magst. Du wirst das Zeug eh nicht lange tragen.“ Puh! Max, was bist du cool!
Jordan presste die Lippen zu einem Strich zusammen, erhob sich und geleitete ihn stumm zur Garderobe. An der Tür schüttelten sie sich die Hand. Max hätte triumphieren müssen, allein schon, weil Jordan seine Abscheu kaum verbergen konnte. Stattdessen fühlte er sich seltsam verletzt. Brüsk wandte er sich ab und ging zum Lift.
~ * ~
Es hatte Jordan schlaflose Nächte gekostet, seinen Körper zum Wohle der Firma zu verkaufen. Er konnte wohl von Glück reden, dass Max wenigstens schlank und attraktiv war. Wenn er fett und hässlich gewesen wäre, hätte es ihn noch mehr Überwindung gekostet. Nur gut, dass er es schon bald hinter sich haben würde. Dass es im Hotel geschehen sollte, hatte ihn erst geschockt. Es machte die Sache noch billiger. Nachdem Max gegangen war, gefiel ihm das Arrangement aber zunehmend besser. Wenigstens würde die Angelegenheit somit vollkommen unpersönlich ablaufen.
Für den Rest des Tages war er kaum zu gebrauchen. Kevin jubilierte natürlich, als er von dem Geschäftsabschluss erfuhr. Auch der Rest der Mannschaft war in Feierstimmung, als wüssten sie doch von dem Damoklesschwert, das über der Firma geschwebt hatte. Die gute Laune konnte Jordan nicht anstecken. Er musste immer wieder an das bevorstehende Treffen denken und verabschiedete sich rechtzeitig ins Wochenende.
Das letzte Mal, dass er mit einem Mann Sex hatte, lag ewig zurück und war nicht besonders prickelnd gewesen. Jordan dachte nur ungern an den ungeschickten Fick im Darkroom, zwischen zahlreichen schwitzenden Kerlen. Schlimmer konnte es mit Max nicht werden, außer er stand auf schräge Sachen, wie Natursekt oder
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Sissi Kaiserlos
Bildmaterialien: shutterstock - Design Lars Rogmann
Tag der Veröffentlichung: 15.12.2014
ISBN: 978-3-7368-6704-8
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