Cover

Vorzüge eines Instant guy


Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig.


Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus.


Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.


Ebooks sind nicht übertragbar und dürfen nicht weiterveräußert werden. Bitte respektieren Sie die Arbeit der Autorin und erwerben eine legale Kopie. Danke!


Text: Sascha Scheiblette
mit freundlicher Unterstützung von Sissi Kaiserlos


Foto von shutterstock

Covergestaltung: Sissi Kaiserlos

 

 

Vorzüge eines Instant guy


Eine weitere Story aus dem Verlag Strenger. Diesmal erhält einer der Mitarbeiter ein Geschenk, das ihm erst als Gottesgabe erscheint, sich aber schnell als Werk des Teufels entpuppt. Achtung: Mann mit Mann! Und Achtung: Fantasy, bzw. Sci-Fi. Boy gibt es nicht! Jedenfalls bisher.

 

Produktbeschreibung: Boy besteht aus synthetischem Gewebe, ist pflegeleicht und reinigt seinen Körper selbsttätig. Legen Sie Boy in eine mit Wasser gefüllte Wanne. Beim ersten Aktivieren dauert es 48 Stunden, bis er voll funktionstüchtig ist. Danach genügt es, ihn einmal täglich für 10 Minuten unter die Dusche zu stellen, damit seine Funktionen weiterhin zur Verfügung stehen. Wird er eine Woche nicht gewässert, schrumpft er auf die ursprüngliche Größe und kann bequem in dem mitgelieferten Plastikbehälter gelagert werden. Um ihn erneut zu aktivieren reicht es aus, den trockenen Boy für 24 Stunden in eine mit Wasser gefüllte Wanne zu legen.

***

Der Geburtstag


Der Garten war mit Lampions geschmückt, Grillgeruch hing in der Luft. Auf der großen Rasenfläche standen Leute in kleinen Grüppchen herum und betrieben Smalltalk. Das Geburtstagskind, Guido von Kloppstein, der strahlende Mittelpunkt, wanderte von Gruppe zu Gruppe und überall, wo er auftauchte, verbreitete er Frohsinn. Es bestand eindeutig ein Überschuss an Männern und mindestens ein Viertel von ihnen war schwul. Guido machte aus seiner sexuellen Ausrichtung kein Geheimnis, dennoch war er auch bei Heteros beliebt. Seine offene Art und Redegewandtheit machten ihn zu einem allseits geschätzten Zeitgenossen.

Moses hielt sich am Rande der Veranstaltung auf, jenseits der plaudernden Gäste. Ihm war klar, dass er seine Einladung einzig dem Umstand verdankte, dass er ein Kollege war, so wie die meisten Anwesenden. Zwar hatte Guido ihn vor ungefähr einem Jahr auf der Firmentoilette gefickt, es aber bestimmt schon wieder vergessen. Manchmal glaubte Moses sogar, dass der Kerl sich nicht einmal an seinen Namen erinnerte. Das würde ihn nicht wundern. Guidos Ruf als Herzensbrecher war legendär. Man munkelte, dass er jeden Arsch der Stadt schon einmal beglückt hatte. Was zählte schon sein eigener in dieser ganzen Masse?

Er trank einen Schluck Bier, schlenderte zum Buffet und betrachtete die dargebotenen Speisen. Allerlei Salate, Baguette, Kräuterdips und Soßen standen auf der langen Tafel. Sein Magen knurrte.

Guido hat sich nicht lumpen lassen“, sagte eine tiefe Stimme nah an seinem Ohr. „Würde mich nicht wundern, wenn er auch noch einen Stripper zu bieten hat.“

Moses entdeckte neben sich Louis, Journalist im Verlag Strenger. Ein zynisches Grinsen umspielte dessen Lippen.

An seinem 35ten kann man es doch mal richtig krachen lassen“, erwiderte er ironisch. „Ich denke, dass Guido heute auch noch seinen Rekord an geknackten Ärschen brechen wird.“ Er wies mit dem Kinn in Richtung Haus. Gerade verschwand Guido in Begleitung eines Twinks nach drinnen. Das war schon das dritte Mal an diesem Abend. Unglaublich, welche Stehkraft der Kerl hatte.

Aha? Und wo liegt der Rekord?“ Neugierig richtete Louis den Blick auf ihn.

Keine Ahnung. Man munkelt, dass er unter drei Ficks nie ins Bett geht.“ Moses zuckte die Achseln.

Du bist ja gut informiert.“ Louis lachte. „Bin gespannt, wie er sein Geschenk findet.“

Die Mitarbeiter des Verlags Strenger hatten gesammelt, dabei war eine hübsche Summe zusammengekommen. Moses hatte nur gehört, was davon besorgt worden war. Eine Art Liebespuppe, jedoch nicht aus Plastik, sondern aus natürlichem Material. So recht konnte er sich nichts darunter vorstellen und war schon ziemlich gespannt, wie das Ding aussah.

Ich hab Hunger“, meinte Louis und schnappte sich einen Teller. „Hast du schon gegessen?“

Nö. Hatte ich gerade vor.“ Moses trank den Rest Bier, stellte die Flasche auf die Tafel und nahm sich auch einen Teller. „Wo ist denn Dion?“, fragte er, wobei er den Kartoffelsalat beäugte.

Der holt gerade das Geschenk aus dem Wagen.“

Und? Immer noch glücklich verheiratet?“ Moses wusste nicht, wieso er heute so zickig war. Sonst war er eher ausgeglichen.

Sehr.“

Louis lächelte auf eine verträumte Weise, die ihm einen eifersüchtigen Stich versetzte. Wieso hatte der Kerl nur so ein Glück und er selbst fand niemanden? Immerhin war er schon 37 und der Kollege um einiges jünger. Moses schaufelte Nudelsalat auf seinen Teller und näherte sich dem Grill. Er bat um ein Steak, woraufhin ihm der dunkelhäutige Mann in Schürze einen ziemlich großen Fleischlappen auflegte. Mit seinem Essen verkroch er sich auf der Terrasse und ließ sich an einem Tisch zwischen lauter Unbekannten nieder. Während er kaute, wanderten seine Gedanken zu dem Tag, an dem er Guido auf der Toilette getroffen hatte.

Er war ganz allein in dem Raum mit den drei Kabinen und wusch sich gerade die Hände, als die Tür aufschwang und Guido hereinkam. Anstatt in einer der Zellen zu verschwinden, stellte der Kollege sich neben ihn und lächelte ihm im Spiegel zu.

Ich glaube, wir kennen uns noch nicht. Ich bin Guido.“

Moses, Buchhaltung“, hatte er gemurmelt und den Blick gesenkt.

Die faszinierend grünen Augen irritierten ihn, das offensive Verhalten auch. Natürlich hatte er schon von dem Ruf gehört, der Guido vorauseilte, sich aber nie als potentielles Opfer betrachtet. Dafür war er zu unscheinbar.

Ich hab dich auf dem Sommerfest gesehen. Du bist sexy.“

Mann! Wenn das mal nicht direkt war! Moses musste schmunzeln, während er sich die Hände mit einem Papiertuch trocknete.

Interesse?“

Er sah hoch und entdeckte, dass Guido ihn lüstern musterte und sich dabei ungeniert den Schritt massierte. Das war wirklich die platteste Anmache, die ihm je widerfahren war. Weshalb er dennoch gleich darauf gebückt über einer Kloschüssel hing und sich den Arsch versilbern ließ? Nun, welcher Mann sagte schon nein, wenn ein attraktiver Kerl ihn anbaggerte? Zudem war er chronisch untervögelt.

Die Nummer war nicht schlecht- so richtig gut aber auch nicht. Guido fickte ausdauernd und technisch perfekt. Moses spritzte sogar ab. Nachdem es vorbei war, bekam er einen Klaps auf die Hinterbacke, dann entfernten sich Schritte. Während er sich mühsam aufrichtete und die Bescherung auf dem Klodeckel anstarrte, lief Wasser in eines der Waschbecken.

Man sieht sich“, rief Guido im Rausgehen.

Seitdem hatten sie kaum ein Wort miteinander gewechselt. Im Nachhinein fragte sich Moses, wieso Guido überhaupt auf ihn verfallen war. Hatte er eine Liste mit Namen, die er abarbeitete? Er schämte sich für sein Verhalten und hätte es am liebsten ungeschehen gemacht. Am schlimmsten war aber, dass er Guido heimlich anhimmelte. Wenn er ihn irgendwo entdeckte, in der Kantine oder auf einem der Flure, schlug sein Herz schneller. Das war im Laufe des vergangenen Jahres nicht weniger geworden. Auch heute spürte er jedes Mal, wenn er Guido ansah, dass sein Puls sich beschleunigte. Als er ihm vorhin gratulierte, hatte sein Herz Kapriolen geschlagen. Guidos Händedruck war fest gewesen und seine Miene hatte nicht verraten, ob er sich erinnerte.


Guido trat auf die Terrasse, kämmte sich mit den Fingern durchs Haar und grinste zufrieden. Felix hatte einen guten Blowjob abgeliefert. Der Kleine wollte ihm unbedingt etwas Besonderes schenken, genau wie die zwei Männer davor. Für ihn war der Sex zwar nichts Besonderes, aber er nahm, was sich anbot. Später einmal, wenn er in die Jahre gekommen war, bliebe genug Zeit um kürzer zu treten. Bis dahin wollte er das schwule Leben in vollen Zügen genießen.

Sein Blick fiel auf Moses, der mit gesenktem Kopf vor einem halbvollen Teller hockte. Obwohl es inzwischen ein Jahr her sein musste, dass er den Kerl auf der Firmentoilette gevögelt hatte, erinnerte er sich noch genau daran. Damals war er zufällig im 9ten Stock gewesen, weil er etwas in der Personalabteilung zu erledigen hatte. Auf dem Weg zum Fahrstuhl hatte er Moses entdeckt, der in Richtung Klo ging. Er war ihm spontan gefolgt und hatte Glück gehabt: Sie waren allein im Toilettenraum.

Dass Moses auf seine direkte Art eingegangen war und sich für ihn gebückt hatte, erschien ihm aus heutiger Sicht immer noch unfassbar. Der nüchterne Buchhalter ließ sich auf dem Klo durchbumsen! Seitdem hatte er oft in Erwägung gezogen, um eine Wiederholung zu bitten. Da Moses laut Flurfunk ein zurückhaltender und ernster Mann war, hatte er davon abgesehen. Er wollte keine Erwartungen wecken. Bestimmt suchte der Kerl etwas Festes und genau das konnte er nicht bieten. Daher hielt er sich weiterhin an seine bevorzugte Klientel: Lebensfroh und jederzeit geil.

Guido? Wir wollen dir unser Geschenk überreichen“, rief Louis vom Buffet herüber.

Hinter ihm hatten sich die Kollegen versammelt. Dion hielt ein großes Paket im Arm und grinste wie ein Esel. Guido seufzte. Bestimmt befand sich irgendetwas Peinliches unter dem Geschenkpapier. Er rechnete mit einer Sexdoll oder einem Riesenvibrator.

Besser als mein Geschenk ist es bestimmt nicht“, flüsterte Felix in seinem Rücken. „Oder?“

Der selbstgefällige Tonfall gefiel Guido nicht. Felix konnte gut blasen, doch das war’s auch schon. Ansonsten empfand er den Mann als oberflächlich und eitel.

Wir werden sehen“, murmelte er zurück, und ging auf die Gruppe zu. „Ich bin gespannt“, sagte er lauter.

Lieber Guido! Wir haben alle zusammengelegt und beraten, was du am besten gebrauchen kannst. Angesichts deines … Ähm!“ Louis machte eine Kunstpause und grinste schief. „… großen Appetits haben wir dir etwas besorgt, an dem du dich jederzeit bedienen kannst.“

Guido spürte ein ungewohntes Kribbeln am Hals und in den Wangen, was auf ein Erröten schließen ließ. Seine sexuellen Aktivitäten waren zwar kein großes Geheimnis, aber etwas zurückhaltender hätte er sich Louis‘ Rede schon gewünscht. Dion trat vor und hielt ihm das Paket hin.

Bitteschön“, sagte der immer noch breit grinsende Mann.

Danke“, nuschelte Guido und war erstaunt, wie wenig das Geschenk wog.

Der Vibrator schied somit aus, die Sexpuppe auch. Er riss das bunte Papier auf, warf es achtlos auf den Rasen und hielt gleich darauf einen Karton in der Hand, dessen Vorderseite aus durchsichtigem Plastik bestand.

Instant guy Boy“, las er laut. „Liebespuppe für den anspruchsvollen Mann.“

Das Ding war ungefähr einen halben Meter lang, 15 Zentimeter breit und glotzte ihn mit einem verzerrten Lächeln an. Die Puppe machte den Eindruck, als wäre sie zusammengeschrumpelt. Er hatte schon hübschere Exemplare gesehen und vor allem die Größe irritierte ihn.

Öhm … Danke!“, sagte er an die erwartungsvoll guckenden Kollegen gewandet. „Wirklich eine nette Idee.“ Er brachte ein halbes Grinsen zustande.

Du musst ihn in Wasser legen, dann wächst er“, erklärte Dion eifrig. „Boy soll total lebensecht wirken, hab ich jedenfalls auf der Rückseite gelesen.“ Er wies auf die Hinterseite des Kartons.

Toll! Das probiere ich morgen mal aus. Heute wird gefeiert.“ Guido stellte das merkwürdige Geschenk auf dem Buffet ab, winkte einen der mit Tabletts herumstehenden Kellner heran und nahm sich ein Glas Sekt. „Danke, dass ihr so zahlreich erschienen seid“, rief er laut und prostete seinen Gästen zu.

~ * ~

Guidos Augen waren geschwollen, die Zunge doppelt so dick wie sonst und total pelzig. In seinem Kopf war eine Abrissbirne am Werk. Es stank nach Erbrochenem und als er vorsichtig blinzelte, entdeckte er neben sich die merkwürdige Puppe. Einzelne Erinnerungsfetzen wirbelten durch seinen Schädel. Er hatte getanzt und dabei das Schrumpelding im Arm gehalten, sehr zur Freude seiner Gäste. Irgendwann hatte sich die Party aufgelöst und er keine Ahnung, wie er ins Bett gekommen war. Es war schon hell gewesen, das wusste er noch.

Stöhnend krabbelte er aus dem Bett, wobei er herausfand, woher der Gestank kam. Irgendjemand hatte in seine Jeans gekotzt. Das Bild, wie er selbst nach der Hose griff und hinein göbelte, blitzte kurz auf. Wenigstens hatte er den Teppich verschont.

Guido torkelte ins Bad, erleichterte seine Blase und suchte nach Schmerztabletten. Mit einer Flasche Wasser in der einen und der Medikamentenpackung in der anderen Hand, wankte er zurück zum Bett. Er schluckte zwei Pillen, bevor er sich wieder unter der Decke verkroch und die Augen schloss.

Das nächste Erwachen war geringfügig angenehmer. Der Kopfschmerz hatte sich auf ein dumpfes Pochen reduziert und die Zunge war auf Normalmaß geschrumpft. Guido warf einen Blick auf das Ziffernblatt des Weckers. Schon fünf Uhr? Als er das erste Mal aufgewacht war, war es gerade erst zwölf gewesen. Der Gestank seiner eigenen Kotze hing schwer in der Luft, was ihn veranlasste, das bequeme Bett zu verlassen und die Jeans ins Bad zu tragen. Er warf sie in die Wanne, öffnete den Wasserhahn und verschloss den Abfluss. Anschließend ging er in die Küche und setzte Kaffee auf, um gleich darauf ins Badezimmer zurückzukehren und das Wasser abzudrehen.

Im Garten hatte das Cateringteam gute Arbeit geleistet. Nur der plattgetretene Rasen zeugte davon, dass hier eine heftige Party stattgefunden hatte. Die Gartenmöbel waren ordentlich auf der linken Terrassenseite aufgestapelt, der Grill sauber. Guido stand mit einem Becher Kaffee am Wohnzimmerfenster und grübelte, ob er irgendetwas Peinliches angestellt hatte. Im Alkoholrausch neigte er zu Dummheiten und hatte schon mal vor versammelter Mannschaft eine Frau geküsst. Ein anderes Mal war er auf einen Tisch geklettert, um einen Striptease hinzulegen. Zum Glück war es nicht dazu gekommen, da er das Gleichgewicht verloren hatte, gestürzt und schließlich mit einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus aufgewacht war.

So angestrengt er auch nachdachte, wollte ihm nichts einfallen, was er angestellt haben könnte. Zudem hatte bisher niemand angerufen, um ihn zu beschimpfen oder zu verspotten. Nur der Tanz mit der Puppe war etwas peinlich. Apropos: Wo war eigentlich die Verpackung von dem Ding hin? Guido erinnerte sich nur, dass das Monstrum Boy hieß und Dion etwas von ‚in Wasser legen‘ gefaselt hatte.

Er schlürfte den Kaffee, während er langsam zurück ins Schlafzimmer wanderte. Nachdenklich betrachtete er die Boy-Puppe. Ob sie wirklich wuchs, wenn sie nass wurde? Als Kind hatte Guido mal einen Wunderfisch bekommen, der auf dreifache Größe anwachsen sollte, wenn man ihn in

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Sissi Kaiserlos
Bildmaterialien: shutterstock
Tag der Veröffentlichung: 04.09.2014
ISBN: 978-3-7368-3745-4

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /