Cover

Ballett ist gut fürs Herz

 

Männliche Balletttänzer sind überaus geeignetes Anschauungsmaterial für visuell veranlagte Menschen. Nicht nur Frauen mögen die guten Proportionen, auch Männer wissen sie durchaus zu schätzen.

 

Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig. Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.

 

 

Texte: Sissi Kaipurgay/Kaiserlos

Foto: depositphotos, shutterstock

 

Kontakt: http://www.bookrix.de/-sissisuchtkaiser/

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Der Tänzer Dimitrij

Klassisches Ballett. Einer der Tänzer weckt Janus‘ Aufmerksamkeit und sein Herz dreht Pirouetten. Doch dann folgt ein böses Erwachen. Rote Rosen spielen auf dem Weg zum Glück eine tragende Rolle.

Janus konnte kaum glauben, dass der Tänzer wirklich zu ihm hoch lächelte. Über drei Stunden hatte er den Körper des Mannes bewundert und war in einem Zustand, den man nur als knallhart bezeichnen konnte. Das klang ziemlich oberflächlich, aber er war eben visuell veranlagt. Außerdem war er selbst nicht hässlich und mochte Sex nun einmal sehr, besonders mit einem hübschen Mann. Wieder guckte der Kerl ganz eindeutig hinauf zu seiner Loge. Da Janus sich allein darin befand, konnte nur er gemeint sein. Ein leichtes Zwinkern, so fein, dass ausschließlich er es als solches erkannte. Dann fiel der Vorhang endgültig.

Janus wartete vor dem Bühnenausgang, den Kragen seines Jacketts gegen die Kälte hochgeschlagen. Vor einer halben Stunde hatte er dort an die Wand gelehnt Stellung bezogen und seitdem war niemand aus der Tür getreten. Endlich – weitere 15 Minuten später – kamen die ersten Leute aus dem Gebäude. Zu zweit oder in Gruppen gingen sie an ihm vorbei, wobei der eine oder andere neugierige Blick ihn streifte. Plötzlich stand der Tänzer vor ihm.

„Ich Dimitrij. Ficken?“

Das war nicht romantisch, doch damit hatte Janus eh nicht viel am Hut. Er nickte, legte eine Hand zwischen Dimitrijs Schulterblätter und führte ihn zu seinem Wagen.

„Sexy“, murmelte Dimitrij und schmiegte sich in die Lederpolster.

Janus hatte keine Ahnung, ob er den Wagen oder ihn meinte. Eine schmale Hand auf seinem Schenkel gab Auskunft. Als sie höher wanderte und sich unmissverständlich auf seine Mitte legte, musste er mehrfach blinzeln.

„Nicht während der Fahrt“, bat er, wischte die frechen Finger von seinem Schritt und lächelte Dimitrij zu.

„Oki.“

Allein die verruchte Tonlage machte ihn an. Zudem duftete der Kerl wahnsinnig gut. Sicher hatte er gerade geduscht. Ein Hauch von Seife lag in der Luft, dazu jede Menge Testosteron von zwei Männern, die auf Sex aus waren.

Janus stellte den Wagen in der Tiefgarage ab und ging hinüber zur Beifahrertür. Wie eine Diva ließ Dimitrij sich heraushelfen und landete unvermittelt an Janus‘ Brust.

„Kiss me“, bat er und stellte sich auf Zehnspitzen.

Auf der Bühne war Janus der Tänzer viel größer vorgekommen. Allerdings maß er selbst stattliche eins neunzig. Willig kam er den ihm angebotenen Lippen entgegen und wurde jäh von einer lustvollen Welle überschwemmt. Dimitrij küsste virtuos und das Spiel seiner Zunge glich seinem fabelhaften Tanz. Janus war kurz davor, den Mann gegen sein Auto zu pinnen und im Stehen totzuvögeln.

„Very hot“, nuschelte Dimitrij und löste sich von Janus. Er senkte den Blick und leckte sich mit seiner rosa Zungenspitze kurz über die Oberlippe.

Janus‘ Herz stolperte. Dieser verdammte Schuft spielte mit ihm! Machte einen auf unschuldig, um ihn gleich darauf mit Küssen zu einem willigen Idioten zu degradieren. Er verriegelte den Wagen mit der Fernbedienung und schnappte sich Dimitrijs Hand. Eilig steuerte er den Fahrstuhl an und zog in der Kabine die freche kleine Sirene sofort wieder in seine Arme. Erneut betäubte ihn der Kuss und er nahm kaum wahr, dass der Lift hielt und die Türen aufglitten.

„Oh wow“, hauchte Dimitrij, machte sich los und sah sich im Penthouse um. „Bombastic!“

Janus hatte nur Augen für den sexy Kerl, seine hellbraunen Locken und die muskulösen Halbkugeln in der fadenscheinigen Jeans. Er umarmte Dimitrij von hinten und biss ihm leicht in die Halsbeuge. Das brachte ihm die Aufmerksamkeit zurück.

„Bett?“, wisperte der Tänzer und drängte sein geiles Hinterteil provozierend an Janus‘ Mitte.

„Mhm.“ Janus‘ Rechte wanderte unter den Stoff des T-Shirts.

Die Haut war seidenglatt und als er die winzigen Knöpfchen auf seiner Brust berührte, stöhnte Dimitrij leise auf. Ohne die Liebkosung zu unterbrechen, dirigierte Janus sie beide langsam in Richtung Schlafzimmer. In Momenten wie diesen liebte er die technischen Spielereien in seiner Wohnung. Ein Bewegungsmelder sorgte dafür, dass eine der Nachttischleuchten den Raum in gedämpftes Licht tauchte. Als er Dimitrij zu sich herumdrehen wollte, wehrte dieser ihn ab, zog das T-Shirt über den Kopf und entledigte sich schnell der restlichen Kleidung.

Etwas anders hatte Janus sich das schon vorgestellt, aber die schnelle Tour war auch gut. Er zog sich ebenso rasch aus, ging zum Nachtschrank und kramte Gleitgel und Kondome aus der Schublade. Währenddessen machte Dimitrij es sich in verführerischer Pose auf dem Bett bequem.

„Very sexy“, schnurrte der geile Kerl und sein lüsterner Blick war eindeutig auf Janus‘ Erektion gerichtet.

Wieso nur fühlte sich die ganze Sache plötzlich so schal an? Janus verstand sich selbst nicht. Er hatte den Mann in eindeutiger Absicht mit nach Hause genommen, was wollte er also noch? Verärgert über sich selbst rollte er ein Gummi über sein steifes Glied und warf sich auf Dimitrij.

Der Sex war gut. Sein Partner reagierte leidenschaftlich und war ordentlich laut. Janus verlor sich in den wilden Küssen und wünschte, er könnte ewig durchhalten. Als er Dimitrijs Hals mit den Zähnen malträtierte, wurde es eng um seinen Schwanz. Dazu noch Dimitrijs ekstatisches Stöhnen, und er kam zum Höhepunkt. Für eine Millisekunde stand die Welt still, bevor sie in tausend Stücke zersplitterte.

„200 okay for you?“, flüsterte Dimitrij.

Sein vom Orgasmus noch vernebeltes Gehirn brauchte einen Moment, um die Worte zu verarbeiten. Ein Kübel Eiswürfel über ihm ausgekippt hätte kaum ernüchternder sein können. Der verdammte Tänzer war ein Stricher? Janus zog seinen Schwanz aus dem Kerl und stieg vom Bett. Während er das Gummi abzog, brodelte Enttäuschung und Wut in ihm hoch. Daran konnte auch der wie ein Halbgott nackt daliegende Dimitrij nichts ändern.

„Nimmst du auch Visa?“, schnauzte Janus. „Muss gucken, ob ich so viel Bargeld im Haus habe.“

Er stampfte, vor Empörung am ganzen Körper zitternd, ins Arbeitszimmer. Normalerweise handelten Callboys vorm Sex den Preis aus. Seine Wut wuchs noch, als er sich eingestand, dass er Dimitrij selbst dann mitgenommen hätte. Fahrig grabschte er ein Bündel Geldscheine aus einer Schublade des Schreibtischs.

Dimitrij saß angezogen auf der Bettkante und guckte überraschend bedrückt. Als Janus ihm das Geld reichte, sprang er auf, griff danach und stopfte es achtlos in seine Hosentasche. Den Blick auf den Boden gerichtet, murmelte er: „Thank you.“

„Raus!“, stieß Janus hervor und wies in Richtung Tür.

Einen Moment sah es danach aus, als wenn Dimitrij noch etwas sagen wollte, doch dann presste er die Lippen zusammen und gehorchte. Janus geleitete ihn zum Fahrstuhl und starrte noch lange auf die Lifttüren, nachdem sie sich hinter dem Kerl geschlossen hatten.

Sah er so aus, als wenn er für Sex bezahlen müsste? Und wieso prostituierte sich dieser Tänzer? Oder war dem Mann die Idee erst gekommen, nachdem er begriffen hatte, was für einen reichen Pinkel er sich geangelt hatte? Janus bekam Kopfschmerzen von der Grübelei. Am meisten ärgerte ihn, dass er Dimitrijs Zauber dennoch erlegen war. Es tat weh, dass der Mann sich nicht für ihn interessierte, sondern nur für sein Geld.

 

Am nächsten Abend stand er zur gleichen Zeit wie am Vortag am Bühnenausgang. Es ließ ihm einfach keine Ruhe. Als Dimitrij wiederum als Letzter durch die Tür trat, stellte er sich ihm in den Weg.

„Ficken? 200 Euro?“ Er sprach betont gelassen.

Der Tänzer schüttelte den Kopf und versuchte, seitlich auszuweichen.

„300?“, erhöhte Janus das Gebot und hielt ihn am Arm fest. „500?“

Dimitrij hielt den Atem an. So viel Geld wollte Janus Schneider bezahlen? Einerseits schmeichelte ihm das, andererseits war es irgendwie falsch. Schon gestern war alles schiefgelaufen. Natürlich hatte er das mit seinem Verhalten provoziert, aber am Ende hatte auch Janus ein wenig Schuld. Nicht einmal seinen Namen hatte er genannt. Den kannte Dimitrij nur dank des kleinen Schildchens neben dem Klingelknopf. Aus purer Neugier hatte er danach gesucht, als er gestern das Haus verlassen hatte.

„Noch mehr?“, knurrte Janus und verstärkte den Griff. „600?“

„Not for 10.000“, zischte Dimitrij und befreite sich energisch aus der Umklammerung.

Mit hocherhobenem Kopf ging er davon. Insgeheim hoffte er, dass Janus nicht nachgeben würde. Doch leider konnte er unbehelligt bis zur nächsten U-Bahnstation gelangen. Enttäuscht blieb er stehen und blickte zurück. Ein paar Menschen waren in der Nähe, jedoch kein Janus. Sein Wunschtraum ging also nicht in Erfüllung. Mit hängenden Schultern lief er die Stufen zum Bahnsteig hinunter.

Viele Männer träumten davon, einen muskulösen Tänzer zu ficken. Janus war also auch nur einer von ihnen. Dimitrij hatte sich so sehr gewünscht, dass es diesmal anders wäre. Er wollte umworben werden und … geliebt. Als er während der gestrigen Vorstellung Janus‘ Interesse bemerkt hatte, war sein Herz einfach ausgebüxt und dem Kerl zugeflogen. Aus purer Neugier blieb er oft nach seinem Einsatz hinter dem Vorhang stehen, um das Publikum zu betrachten. Diesmal hatte er nur Augen für die Loge mit dem attraktiven Mann darin gehabt. Noch nie hatte ein so gut aussehender und selbstbewusst wirkender Mann ihm Beachtung geschenkt. Meist waren es alte feiste Kerle gewesen, die ihm Avancen gemacht hatten. Bisher war er noch nie auf solche Anmachen eingegangen. Mit Janus war es das erste Mal.

Wahrscheinlich hatte er es falsch angepackt, aber er war einfach nervös gewesen. Deshalb hatte er auch vorgegeben, kaum Deutsch zu sprechen, obwohl er die Sprache inzwischen nahezu perfekt beherrschte.

Der Zug fuhr ein. Dimitrij stieg in ein Abteil und ließ sich auf einen freien Fensterplatz fallen. So kurz vor Mitternacht befanden sich nur noch wenige Passagiere in der Bahn. Sinnend guckte er aus dem Fenster, ohne etwas wirklich wahrzunehmen.

Vor zehn Jahren war er von St. Petersburg nach Hamburg gekommen, um sein Glück zu machen. Beruflich war ihm das auch gelungen, nur privat nicht. Gelegentlich ging er in Clubs und holte sich dort Befriedigung, doch sein Herz blieb einsam. Dass ausgerechnet ein Typ wie Janus ihm selbiges stahl, war ungerecht! Die Scheiße mit dem Geld … Irgendwie musste er einen Aussetzer gehabt haben. Der Sex war so lieblos abgelaufen, dass er danach vor Frust das nächstbeste gesagt hatte, was ihm einfiel. Tja, und nun hatte er den Salat. Wenigstens würde Janus ihm nicht wieder auflauern. Er hielt ihn für einen Stricher. Irgendwie war er das ja auch. Immerhin hatte er das Geld angenommen.

In dieser Nacht fand er, wie schon in der vergangenen, kaum Schlaf. In den frühen Morgenstunden stand er auf, steckte Janus‘ Scheine in einen Umschlag und fuhr zu dessen Wohnhaus. Nachdem er das Kuvert in den Briefkasten mit der Aufschrift ‚Schneider‘ geworfen hatte, fühlte er sich besser. Zurück in seiner Wohnung, kroch er ins Bett und konnte endlich ruhig schlafen.

Nach der Abendvorstellung, während der er immer wieder die Logen mit Blicken abgesucht hatte, fand er in der Garderobe einen Strauß roter Rosen an seinem Platz. Sicher ein Irrtum. Meist bekam die Primaballerina derartige Aufmerksamkeiten. Zwischen den Blüten steckte eine Karte und als er sie herauszog, las er seinen Namen. Ansonsten war das Blättchen leer. Lächerlich anzunehmen, dass Janus der Absender war. Dennoch pochte Dimitrijs Herz schneller.

Am nächsten Abend saß Janus in der gleichen Loge wie beim letzten Mal. Dimitrij konnte den Blick der dunklen Augen die ganze Zeit spüren. Es fühlte sich wie ein Streicheln an und er musste höllisch aufpassen, nicht breit zu grinsen. Bevor der letzte Vorhang fiel, sah er direkt hoch zu dem Balkon und erwiderte den Blick. Aufgeregt lief er anschließend in die Garderobe, wo erneut rote Rosen auf ihn warteten.

„Da hast du aber eine glühende Verehrerin“, meinte ein Kollege grinsend.

„Mhm“, machte Dimitrij und beeilte sich, aus seinem Kostüm rauszukommen.

Normalerweise ließ er sich Zeit beim Umziehen. Diesmal konnte es ihm gar nicht schnell genug gehen. Umso enttäuschter war er, als niemand vor dem Ausgang auf ihn wartete. Er lief sogar die Straße ein paar Mal hoch und runter. Konnte ja sein, dass Janus irgendwo anders wartete, weil er … Nein, so dumm war der Mann nicht. Nach einer halben Stunde gab Dimitrij auf und fuhr nach Hause.

 

Irgendetwas stimmte an der ganzen Sache nicht. Janus zerbrach sich den Kopf über den sturen Tänzer. Nachdem er den Umschlag mit den 200 Euro im Briefkasten gefunden hatte, ratterte es ununterbrochen in seinem Schädel. Was bezweckte Dimitrij? Und was bezweckte er selbst, indem er dem Mann Rosen schickte?

Seine Augen brannten, während er hinunter auf die Bühne starrte. Es schien, als würde Dimitrij nur für ihn tanzen, was natürlich kompletter Blödsinn war. Wie konnte sich ein vernünftiger Mann wie er nur so in ein Trugbild verrennen? Im Geiste sah er lauter weichgezeichnete Bilder im Romantiklook von Dimitrij, der in seinen Armen lag. Sie küssten sich, liebkosten einander und … Puh! Keine gute Idee, in der Oper solche warmen Gedanken zu hegen. In diesem Moment sah Dimitrij zu ihm hoch und sein Herz machte einen Salto. War das eine Einladung?

Drei Mal änderte er seine Meinung, strebte dem Bühnenausgang

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Sissi Kaiserlos
Bildmaterialien: shutterstock
Tag der Veröffentlichung: 29.08.2014
ISBN: 978-3-7368-3555-9

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