Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig.
Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus.
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Text: Sissi Kaipurgay
Foto von shutterstock 90082612
Covergestaltung: Kooky Rooster
Alexander ist Student und jobbt als Weihnachtsmann. Bei einem seiner Auftritte trifft er Peter, Vater zweier Mädchen, und ist total fasziniert von dem attraktiven Kerl. Doch seine Chancen stehen wohl mehr als schlecht.
***
Der Heiligabend in Hamburg versteckte sich mal wieder unter nassem Schmuddelwetter. Ich zog die rote Kutte enger um den unechten Weihnachtsmannbauch und verglich die Adresse auf dem Zettel mit dem Klingelschild. Siebert, erster Stock. Okay, hier war ich richtig. Beherzt drückte ich auf den Klingelknopf, kurz darauf ertönte der Türsummer.
Dies war heute mein dritter und letzter Einsatz als Geschenkeüberbringer. Natürlich trug ich die Präsente nicht bei mir, sondern lediglich einen Jutesack, den gleich die Familie füllen würde. Zwei Kinder erwarteten mich, Johanna und Sandra, beide fünf Jahre alt. Ich bin Profi-Weihnachtsmann und bereite mich schon entsprechend vor, daher habe ich mir die Namen natürlich gemerkt.
Im wirklichen Leben studierte ich Ökologie. Der Job als roter Gesell bietet zu Weihnachten einen schönen Zusatzverdienst, den ich neben dem Bafög wirklich gut brauchen kann. Das Leben in Hamburg ist teuer, so wie in jeder deutschen Großstadt, und meist war ich knapp bei Kasse wenn das Monatsende näher kam.
Im ersten Stock stand eine Wohnungstür offen. Nach einem leisen Klopfen trat ich ein, schaute mich neugierig um und dann traf mich der Schlag. Aus einem Zimmer weiter hinten kam ein Mann in den Flur, dessen Anblick sofort meinen Puls erhöhte und mir die Lust direkt in die Körpermitte trieb. Etwas kleiner als ich, helle Haare und ein hübsches Gesicht mit den wohl schönsten grünen Augen, die ich je gesehen hatte.
Dichte, dunkle Wimpern beschatteten diese Liebesfallen und der Mund war ein perfekter Schwung, der zum Küssen einlud. Mir fiel fast der Sack aus den Händen, so sehr nahm dieser Kerl mich für sich ein.
„Pssst“, machte der Mann, lächelte und brachte mein Herz damit zum Stolpern. „Kommen Sie her.“
Er bedeutete mir mit einem Wink, ihm in das Zimmer zu folgen. Ich stolperte durch den Flur und betrat den festlich geschmückten Raum, in dem eine Blondine stand und mir erwartungsvoll entgegenschaute. Während ich die wenigen Päckchen in den Sack lud, erklärte die Frau, was ich den Kindern sagen sollte. Ich nickte als Zeichen, dass ich verstanden hatte, denn meiner Stimme traute ich noch nicht wieder. Sie hatte sich, zusammen mit allem Blut, nach unten verdrückt. Ein Weihnachtsmann mit Ständer. Halleluja!
„Holst du bitte die beiden?“, bat die Blondine den Mann und strich ihm vertraulich über die Wange.
Obwohl mir vom ersten Moment an bewusst gewesen war, dass es sich hier um eine Familie handelte, schickte mir diese liebevolle Geste einen Strahl des Schmerzes in die Magengegend. Es hätte immerhin sein können, dass das Paar getrennt war, oder so. Scheiß Hoffnung!
Zwei entzückende blonde Mädchen in blauen Kleidchen wurden von dem geilen Kerl ins Zimmer geführt. Das half: Meine Erektion schrumpfte rapide und ich war sofort im vollen Weihnachtsmannmodus. Ich lächelte den Kindern zu, was sie jedoch dank meines Bartes nicht sehen konnten und beugte mich ein wenig vor.
Mit kullerrunden Augen starrten die Engelchen mich an, die Münder weit aufgesperrt. Was für ein süßer Anblick! Mein Herz schmolz und es fiel mir echt schwer, den aufgetragenen Satz zu sprechen.
„Seid ihr denn immer schön artig gewesen?“, brummte ich mit verstellter Stimme.
Beide nickten ängstlich.
„Und was war das neulich, als ihr der Nachbarin gesagt habt, sie sei eine alte Hexe?“
Engelchen eins verzog den Mund weinerlich, das zweite war mutiger und piepste: „Aber sie ist nun mal eine Hexe.“
Ratlos warf ich der Mutter, die sich mühsam ein Grinsen verkniff, einen Blick zu. Sie zuckte die Achseln, womit sie mir die Entscheidung überließ, wie ich mit dem Trotzkopf umzugehen hatte.
„Es gibt keine Hexen“, informierte ich Engel zwei.
Die Kleine kniff die Lippen zusammen, während ihre Schwester verdächtig glänzende Augen bekam. Oh-oh! Offenbar würde es hier gleich Tränen geben, wenn ich nicht sofort intervenierte.
„Nun, da ihr aber … bis auf diese Hexensache … immer artig gewesen seid, bekommt ihr eure Geschenke“, verkündete ich jovial und holte eines nach dem anderen aus dem Sack.
Eifrig streckten die Mädchen die Hände nach den Paketen aus, stapelten sie vor ihren Füssen, bis beide drei Geschenke vor sich auf dem Boden liegen hatten. Damit war meine Aufgabe beendet. Ich ermahnte die Kinder, sich stets gut zu benehmen, danach führte mich der Hausherr in den Flur und schloss die Tür hinter sich.
Erleichtert schob ich den Bart unters Kinn, denn dieser juckte gewaltig. Während ich mir übers Gesicht strich, zählte der Mann den vereinbarten Betrag ab und reichte ihn mir mit diesem unwiderstehlichen Lächeln. Die Wirkung setzte prompt ein, manifestierte sich als schräg aufragende Erektion und drängte sich gegen die weite Hose.
Zum Glück kaschierte der Bauch diesen Umstand, rot wurde ich dennoch. Mit leicht zitternden Fingern nahm ich die Geldscheine entgegen, brummte ein ‚bis nächstes Jahr‘ und wandte mich zur Tür.
Draußen empfing mich kalter Nieselregen, der meine Erregung jedoch nicht dämpfen konnte. Sie hielt den ganzen Weg nach Hause an und zwang mich, diesen o-beinig zurückzulegen.
Da ich keine Familie hatte, bei der ich das Weihnachtsfest zubringen konnte, verbrachte ich die folgenden Stunden mit Schönheitspflege und bereitete mich aufs Ausgehen vor. Dabei geisterte dieser Kerl weiterhin durch meinen Kopf, sodass ich am Ende gezwungen war, mir kurzfristig selbst Erleichterung zu verschaffen, bevor ich in den ‚Goldenen Hirsch‘ gehen konnte.
Es war erst kurz vor zehn Uhr, als ich den Laden betrat, dennoch war dieser schon gut besucht. Aus Erfahrung wusste ich, dass es erst gegen Mitternacht richtig voll werden würde, wenn all die Heiligabend-Gefrusteten einkehrten.
Langsam bahnte ich mir einen Weg zwischen den Gästen hindurch, stellte mich an den Tresen und orderte ein Bier. Gemächlich ließ ich den Blick schweifen, sondierte das Angebot und kam schnell zu dem Schluss, dass für mich nichts Passendes dabei war. Seufzend setzte ich die Flasche an, nahm einen Schluck, als ich plötzlich aus dem Augenwinkel eine bekannte Gestalt ausmachte. Dieser Siebert war hier!
Der Kerl bewegte sich so, als befände er sich auf bekanntem Terrain. Er musterte die Gäste und sprach schließlich einen Dunkelhaarigen an, mit dem er schon wenige Sekunden später nach hinten ging. Das konnte doch nicht wahr sein! Ich starrte dem Paar hinterher und überlegte, ob ich ihnen folgen sollte, unterdrückte den Impuls jedoch.
Es dauerte eine ganze Weile, bis die beiden wieder auftauchten. Der Dunkelhaarige sagte etwas zu Siebert, lachte und verschwand in Richtung Ausgang. Ich starrte den Mann an, der vorhin noch braver Familienvater gewesen war, und konnte es einfach nicht glauben. Wusste seine Frau von dem Doppelleben?
In den folgenden zwei Stunden beobachtete ich den Kerl. Er tanzte, besorgte sich was zu trinken, schwatzte und lachte, als würde er sich hier pudelwohl fühlen. Was für ein Heuchler! Mit brennendem Blick sah ich zu, wie er immer näher kam und mich schließlich entdeckte. Ein erfreutes Grinsen glitt über sein Gesicht, während er sich den Weg zu mir bahnte.
„Hey, was für eine Überraschung“, begrüßte er mich. „Ich bin Peter.“
„Alexander“, erwiderte ich, dabei raffte ich mich zu einem Grinsen auf, obwohl ich dem Kerl lieber die Fresse poliert hätte für seine Falschheit.
„Du … hättest nicht zufällig Interesse?“
Peter zwinkerte und wies mit dem Kinn eindeutig in Richtung des Darkrooms, dabei zogen sich seine Mundwinkel zu diesem verdammt verführerischen Lächeln hoch. Verdammt! Warum nicht? Ich hatte nichts zu verlieren und war außerdem scharf. Ich nickte.
Peter ging voran, sodass ich seinen geilen, kleinen Arsch in der fadenscheinigen Jeans bewundern konnte. Im Darkroom angekommen, war ich schon so was von spitz, dass ich gleich zur Sache kommen wollte. Peter wandte sich zu mir und bot mir seine Lippen, was mich etwas irritierte. Ich gab ihm einen kurzen Kuss, drehte ihn dann entschlossen zur Wand und öffnete meine Hose. Nachdem ich ein Kondom übergestreift hatte, stand er immer noch bewegungslos vor mir.
„Was ist? Willst du doch nicht?“
Meine Stimme klang barsch, dennoch schob er sich die Jeans von den Hüften und beugte sich vor. Kurz kam Zweifel in mir hoch, ob das hier richtig war, doch die Geilheit vertrieb ihn schnell. Kurzerhand schob ich die Schwanzspitze in das rosige Loch. Dank des extra feuchten Gummis konnte ich mühelos weiter vordringen, vielleicht lag es aber auch an meinem Vorgänger.
Peter gab keinen Ton von sich, was aber in dem von Lustgeräuschen erfüllten Raum nicht weiter auffiel. Sein kleiner Hintern fühlte sich einfach nur geil in meinen Handflächen an und der Anblick, wie mein Glied in ihn eindrang, war wahnsinnig erregend. Ich gab mir keine große Mühe, war nur auf meine eigene Lust fixiert und kam schnell zum Abschuss. Kaum, dass ich wieder gelandet war, zog ich mich aus Peter zurück und streifte das Kondom ab, um es im nächsten Mülleimer zu entsorgen.
Während ich meine Kleider ordnete, betrachtete ich neugierig den Kerl, der in seiner Stellung verharrte. Wartete er auf Nachschub? Mein schlechtes Gewissen regte sich, zusammen mit dem Anflug von Verliebtsein, den ich schon heute Nachmittag gespürt hatte. Ich beugte mich über Peter, griff um ihn herum und packte seinen harten Schwanz. Endlich stöhnte er, bewegte das Becken und stieß in meine enge Faust. Mit der freien Hand fuhr ich über seinen Rücken, streichelte seinen Nacken, bevor ich die Finger in den Halsausschnitt gleiten ließ, um noch mehr von der weichen Haut zu fühlen.
Peter keuchte, pumpte immer schneller und ergoss sich schließlich mit einem erstickten Laut. Wie gern wäre ich jetzt mit ihm allein, mit diesem miesen Verräter. Ich würde ihn ausziehen, seinen nackten Körper erforschen und seine Lippen wund küssen. Doch er war Vater von zwei Kindern, dazu noch verheiratet. Von solchen Männern ließ ich besser die Finger, sie konnten einem nur wehtun.
Ich säuberte meine Hand mit einem Papiertuch und ging aus dem Raum. Kurz darauf verließ ich auch den ‚Goldenen Hirsch‘, ohne dass Peter wieder aufgetaucht war.
Am nächsten Tag musste ich immer wieder an diese arme Frau denken, die von ihrem Mann so fies betrogen wurde. Peter hatte noch nicht einmal die Spur eines schlechten Gewissens gezeigt und sich gestern immerhin zweimal vögeln lassen. Das Risiko einer Infektion war zwar durch das Kondom geschmälert, dennoch sollte eine Ehefrau wissen, was ihr Gatte nebenher so trieb.
Am Nachmittag fuhr ich also einfach hin, läutete an der Tür der betrogenen Gattin und fühlte, wie mein Herz aufgeregt zu klopfen begann. Tat ich hier Unrecht oder einfach nur meine Pflicht?
Frau Siebert öffnete nach wenigen Sekunden, zog fragend die Augenbrauen hoch und fragte höflich: „Ja bitte?“
„Ich bin der Weihnachtsmann“, erklärte ich. „Der, der gestern den Weihnachtsmann gespielt hat“, fügte ich schnell hinzu, als mir klar wurde, wie sich das für die Frau anhören musste.
„Oh! Hat Peter Ihnen das Geld nicht gegeben?“
„Doch. Es handelt sich um etwas anderes. Darf ich kurz reinkommen?“
Die Frau ließ mich wortlos in die Wohnung, schloss die Tür und zwei blonde Lockenköpfe erschienen in einem Türrahmen weiter hinten. Neugierig wurde ich gemustert, war aber wohl nicht interessant genug, sodass die Köpfe schnell zurückgezogen wurden.
„Worum geht es?“
Frau Siebert verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete mich neugierig.
„Wissen Sie, dass Ihr Mann … Ich habe ihn gestern in einem Club gesehen, mit anderen Männern. Er scheint … bisexuell zu sein.“
Nun, geschickt hatte ich das nicht ausgedrückt, aber immerhin war es raus und ich fühlte mich wohler. Mit der Reaktion der Frau hätte ich allerdings nicht gerechnet: Sie brach in schallendes Gelächter aus und konnte sich gar nicht wieder beruhigen. Was war daran denn nun witzig.
„Peter … mein Bruder ist schwul. Das ist schon in Ordnung. Danke, dass Sie mir mitteilen, dass er ein Sexualleben hat“, meinte sie kichernd, nachdem sie sich gefasst hatte.
So dumm habe ich mich in meinem ganzen Leben noch nicht gefühlt, wie in diesem Moment. Auf der anderen Seite war ich erleichtert.
„Entschuldigung“, murmelte ich verlegen.
„Der gute Wille zählt.“
Frau Siebert lächelte, als sie die Tür für mich öffnete.
Während ich die Straße entlang zurück zur Bahnstation wanderte, liefen meine Gedanken im Kreis. Ich hatte Peter nicht nur Unrecht getan, sondern ihn auch noch mies behandelt. Die Nummer gestern war mehr als bescheiden für ihn gewesen und Scham über mein Verhalten drückte mir die Kehle zu und wütete in meinem Magen.
Hoffnungen brauchte ich mir jedenfalls nun keine mehr zu machen, denn sicher würde er mich nie wieder ansehen, geschweige denn, zu einer Nummer auffordern. Ich sollte recht behalten.
Als ich an diesem Abend im ‚Goldenen Hirsch‘ herumstand, entdeckte ich zwar Peter zwischen den Gästen, doch er würdigte mich keines Blickes. Stattdessen besuchte er mehrfach den Darkroom mit irgendwelchen Kerlen, als hätte er etwas nachzuholen. Mir dagegen war die Lust gründlich vergangen. Nicht nur, dass mich mein
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Sissi Kaiserlos
Bildmaterialien: shutterstock 90082612 by Kooky Rooster
Tag der Veröffentlichung: 21.11.2013
ISBN: 978-3-7309-6495-8
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