Ich steh im 'Goldenen Hirsch' und gucke nichtsahnend umher, als plötzlich ein Kerl in mein Sichtfeld gerät, den ich noch sehr gut kenne: Mein alter Schulfreund Dennis, der sich von mir abgewandt hatte, als ich ihm beichtete, dass ich auf Kerle stehe. Genau dieser Mann kommt auf mich zu und ich...ich gehe in die Knie...
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Im ‚Goldenen Hirsch‘ ist viel los. Ich stehe am hinteren Tresen, wie immer, und beobachte die Platzhirsche, die sich ihre Beute aussuchen und nach hinten abschleppen, um sie dort, im Halbdunkel des Darkrooms, durchzuficken. Mir ist heute nicht danach, denn mein Hintern brennt noch von gestern. Nein, ich habe mich nicht ficken lassen, sondern es mir selbst besorgt. Dabei bin ich wohl etwas in Ekstase geraten und habe zu heftig mit dem Plastikspielzeug herumgefuhrwerkt.
Einen Blowjob, den könnte ich schon vertragen, aber es finden sich nicht viele Kerle, die vor einem Zwerg wie mir auf die Knie gehen würden. Mir ist das eigentlich egal, denn ich möchte schon lange nicht mehr mit irgendwem ficken, sondern nur mit dem Richtigen. Ich bin mir so sicher, dass er irgendwo ist. Wir müssen uns nur noch finden.
„Ein Pils“, bestelle ich bei der Tresenschlampe und werfe ihr, nachdem sie eine Flasche vor mir abgestellt hat, ein paar Münzen hin bevor ich nach dem Bier greife.
Langsam trinke ich und schaue mich weiter um. Niemand, der auch nur annähernd nach Mr. Right aussieht, befindet sich hier. Die Typen wirken alle so abgefuckt. Ich will einen normalen Kerl ohne Lack- oder Ledervorliebe. Einen Mann eben, mit dem ich ganz normal leben, lachen und etwas unternehmen kann. Auch im Bett, klar.
Ich stelle die halbvolle Flasche hinter mich und gehe ein wenig tanzen. Nach zehn Minuten gebe ich das jedoch auf, weil ich zu oft angegangen werde. Klar, ich bin mit meiner schmalen Statur und geringen Größe ein Angriffsziel aller Kerle, die auf Twinks stehen. Außerdem verleihen mir meine schwarzen Haare und die Mandelaugen ein exotisches Aussehen, das diesen Sommer wohl Mode zu sein scheint.
Genervt stelle ich mich wieder an den Tresen und greife nach meiner Bierflasche, aus der ich einen kräftigen Zug nehme. Ich habe sie kaum abgesetzt, als eine tiefe Stimme in mein Ohr brummt: „Hallo Kleiner, du siehst echt scharf aus.“
Ich drehe mich um und stehe Goliath gegenüber, einem David Hassel-Dingenskirchen Verschnitt, auf den ich so gar nicht stehe. Er ist der absolute Platzhirsch hier und ich musste ihn schon mehrfach in seine Schranken verweisen. Ich trete einen Schritt zurück und nehme in diesem Moment aus dem Augenwinkel einen Mann wahr, den ich seit bestimmt drei Jahren nicht mehr gesehen habe. Genauso lange ist es her, dass ich mein Abitur gemacht und die Schule verlassen habe. Damals habe ich Dennis von weitem gesehen und einen letzten Blick auf ihn geworfen.
Nun ist er hier und strebt auf mich zu. Ich glotze ihn an und merke, wie meine Beine weich werden. Sehr weich und wacklig. Mir ist schwindelig und Goliath kommt grinsend näher, dann gehen bei mir alle Lampen aus.
„Liam, wach auf“, höre ich eine Stimme nah an meinem Ohr.
Ich ruckle meine verklebten Lider hoch und entdecke Dennis, dessen Gesicht über mir schwebt. Mein alter Freund und – nein, wir sind ja keine Freunde mehr. Nicht mehr, seit ich ihm gebeichtet habe, dass ich auf Männer stehe.
„Hau ab“, murmele ich schwach.
Mein Kopf dröhnt, als wäre der ganze Musikantenstadl dort drinnen und spielt Blasmusik. Blasen? Moment! Wo bin ich…? Ich schaue mich um, soweit ich das mit dem schmerzenden Schädel kann und sehe ein fremdes Zimmer. Muss wohl Dennis‘ Schlafzimmer sein. Wie bin ich hierhergekommen? Meine letzte Erinnerung ist der Club und Goliaths fiese Fresse. Hat der mir irgendetwas in mein Getränk getan? Es muss so sein, ich werde nie ohnmächtig und das eine Bier rechtfertigt meinen Kopfschmerz nicht.
„Wie bin ich hierher…?“, frage ich heiser.
„Trink das“, sagt Dennis und drückt mir ein Glas in die Hand, bevor er leise seufzt und fortfährt: „Ich habe dich getragen und bin mit einem Taxi hierher. Du warst total besoffen und dann – dann warst du so geil. Wir haben es die ganze Nacht getrieben.“
„Nein.“ Ich will es brüllen, aber es verkommt zu einem Krächzen.
Mittlerweile sitze ich aufrecht und schlucke schnell das prickelnde Gift, das mir Dennis gegeben hat.
„Niemals“, sage ich mit rauer Stimme. „Wir hatten niemals Sex. Das wüsste ich.“
„Ach?“ Dennis hebt grinsend ein Kondom vom Boden.
Es ist benutzt, jedoch leer. Also gilt es nicht als Beweisstück. So abgeschossen wie ich gewesen sein muss, kann ich unmöglich… Mein brennender Arsch spricht eine andere Sprache. Das darf doch nicht wahr sein!
„Ja, sag mal, spinnst du?“, fahre ich Dennis an. „Du hast mich damals sitzen lassen wegen dem hier, und nun vergewaltigst du mich im Schlaf? Bist du vollkommen durchgeknallt?“
„Du wolltest es“, sagt mein Exfreund nüchtern.
„Spinner“, grummele ich und will gerade aufstehen, als mich eine neue Schmerzwelle zurück aufs Laken schickt.
„Ruh dich aus.“ Dennis lächelt mich an und lässt mich allein.
Während der folgenden Stunden, in denen ich vor mich hindämmere und immer mal wieder kurz einschlafe, höre ich ihn in der Wohnung rumoren. Es fühlt sich gut an. Schon früher, als ich noch zu Hause wohnte, mochte ich das Gefühl, dass sich noch ein weiterer Mensch dort aufhält. Es ist so anheimelnd.
Inzwischen sind die Kopfschmerzen fast verschwunden und ein Blick auf den Wecker sagt mir, dass es schon früher Nachmittag ist. Ich muss wirklich ganz weggetreten gewesen sein, dass ich so lange schlafen konnte. Ich rutsche vom Bett und taumele zur Tür. Das ich nackt bin ist mir egal. Anscheinend hat Dennis mich ausgezogen und noch ganz andere Dinge mit mir angestellt, da kann er meinen entblößten Anblick sicher ertragen.
Ich finde ihn im Wohnzimmer, wo er auf der Couch hockt und irgendwelche Zeitschriften durchblättert. Als ich hereinkomme sieht er hoch und seine Augen weiten sich, ganz so, als gefiele ihm, was er anschaut. Langsam steht er auf und kommt auf mich zu, wobei er mir fest in die Augen guckt.
„Geht’s dir besser?“, fragt er mit rauer Stimme als er mich erreicht hat.
„Ja, ich suche meine Klamotten und würde dann gerne nach Hause.“ Ich streiche mir das widerspenstige Haar zurück und starre Dennis an.
Er ist immer noch der geile Typ mit dunkelblondem Strubbelhaar und tollen blauen Augen, ganz so wie damals. Nur, dass er männlicher wirkt und mir jetzt sein Duft in die Nase steigt. Moschus!
„Kannst du nicht noch bleiben? Ich wollte für uns etwas kochen.“ Dennis kommt noch näher und dann zieht er mich in seine Arme.
Wow! Will er mich testen? Ich halte ganz still und warte, was er als nächstes tun wird. Sein Atem haucht über mein Haar und eine Weile herrscht Stille, die Dennis schließlich durchbricht.
„Es tut mir leid wegen damals. Ich war gerade erst angekommen und hatte die ersten Male mit Frauen hinter mich gebracht. Daher war ich völlig überfordert mit deinem Coming-out.“
Das lass ich erst mal sacken. Sicher, ich war damals auch verunsichert, gerade nachdem er mich so eiskalt abgefertigt hatte.
„Ich hab dich gestern gesucht, nachdem ich gehört hatte, dass du dich im ‚Goldenen Hirsch‘ rumtreibst. Es sollte wie ein Zufall aussehen, aber du bist einfach umgekippt und da – da wusste ich mir nicht zu helfen und habe dich einfach mitgenommen.“
Seine Worte schwirren in meinem Kopf umher und ergeben keinen Sinn. Warum sollte Dennis mich suchen und auch noch finden wollen? Ist er durchgedreht und will mich weiter verhöhnen? Unter Aufbietung meines ganzen Willens schiebe ich ihn weg und starre hoch in sein schönes Antlitz. Oh ja, Dennis ist ein Traummann und zugleich war er mir ein guter Freund, bis…
„Ich möchte wieder dein Freund sein“, sagt er leise und senkt die Wimpern. „Ich möchte auch dein Liebhaber sein, wenn du daran Interesse hast.“
Oh nein, er will mich verarschen. Das ist absolut sicher. Ich schüttle den Kopf.
„Ich will jetzt meine Klamotten“, sage ich leise.
„Okay.“ Dennis atmet tief durch und für einen Moment glaube ich, dass seine Augen glänzen, dann ist er schon an mir vorbei.
„Hier“, sagt er kurz darauf und drückt mir einen Wäschestapel in die Hand.
Er muss meine Sachen gewaschen haben, denn sie sind noch warm vom Trockner und riechen gut. Meine Oma hat auch immer diesen Weichspüler benutzt. Ich trotte zurück ins Schlafzimmer und ziehe mich an. Duschen werde ich zu Hause, hier ist es mir zu bedrohlich. Ich bücke mich nach dem Kondom und betrachte es argwöhnisch. Oh nein, in diesem Gummi hat noch nie ein Schwanz gesteckt.
Mit dem Corpus Delicti in der Hand suche ich Dennis, der inzwischen in der Küche steht und dort aus dem Fenster guckt. Er hat die Arme um sich geschlungen und scheint total in sich versunken, weshalb er aufschreckt, als ich seinen Namen sage. Langsam dreht er sich um und ich entdecke Tränenspuren auf seinem Gesicht. Er – weint? Mein Herz tut weh bei diesem Anblick. Ich gehe auf ihn zu und halte das Kondom hoch.
„Warum wirfst du ein unbenutztes Gummi auf den Boden?“, frage ich leise.
Er senkt den Kopf und seufzt schwer.
„Ich – ich dachte, damit könnte ich dich überzeugen, dass wir Sex hatten.“
„Warum willst du mich davon überzeugen?“, frage ich verwirrt.
„Weil…“, sagt er leise und mit wackliger Stimme. „…weil ich immer an dich denken musste die letzten Jahre und als ich dich in diesem Club sah… Ich hab mich sofort verliebt und um deinen bewusstlosen Körper mit einem Riesen gestritten, der dir offenbar K.O. Tropfen ins Bier getan haben muss, um mit dir…“
„Shit, Goliath.“ Ich werfe das Gummi auf den Tisch und gucke Dennis unschlüssig an.
Er will was von mir, das ist jetzt klar. Verliebt? Das klingt auch gut, aber warum hat er dann so lange…? „Wieso denkst du, dass du dich in mich verliebt hast, nach all den Jahren?“, frage ich argwöhnisch.
Dennis guckt mich jetzt direkt an und zuckt mit den Achseln. „Vielleicht bin ich das schon immer. Als ich merkte, dass ich auf Männer stehe, ist immer dein Bild in meinem Kopf rumgegeistert. Du warst nach der Schule ein Jahr im Ausland und danach hatte ich nicht mehr den Mut dich aufzusuchen. Es hat echt zwei Jahre gebraucht, bis ich mich aufraffen konnte und dich gesucht habe. Ich bin so froh, dass ich gestern zur Stelle war, sonst wärest du jetzt…“
„… in Goliaths Bett“, vervollständige ich den Satz.
„Ja“, sagt Dennis schlicht und ich sehe, wie sehr er um seine Haltung bemüht ist.
Ein Muskel zuckt in seinem Gesicht, wie schon früher, wenn er kurz vorm Heulen war. Ich werde weich, alles an mir entspannt sich, nur mein Herz und mein Schwanz legen zu. Das eine mit Schlägen, der andere mit Blutstau inklusive Verdickung.
„Also ist es dein Ernst? Mit dem Verliebtsein, meine ich?“, frage ich nach.
„Oh ja“, seufzt er und jetzt fliege ich in seine Arme, die mich vor Überraschung sofort umschließen.
Der erste Kuss lässt mich vollständig abheben. Ich schwebe zehn Zentimeter über dem Boden, weil es so intensiv ist und Dennis mich hochhievt. Im nächsten Moment habe ich meine Beine um seine Taille geschlungen.
„Ich musste immer an dich denken“, stöhnt mein Liebster und läuft einfach los. „Immer wieder habe ich deine tollen Augen vor mir gesehen und mir gewünscht, ich könnte durch dein Haar streichen um herauszufinden, ob es sich so anfühlt wie es aussieht.“
Er steuert das Schlafzimmer an, aber eines mag ich wirklich nicht: Ungewaschen und stinkend zu dem Mann meiner Träume ins Bett steigen.
„Dusche“, instruiere ich meinen Träger und er wendet umgehend.
Im Bad ziehen wir uns hastig aus, wobei wir uns gegenseitig neugierig taxieren. Dennis ist wunderschön und so kräftig. Ich will ihn überall beißen und seinen Schwanz – seinen wirklich geilen und großen Schwanz lutschen, bis er schreit. Doch bevor es dazu kommen kann zwängen wir uns beide in die Duschkabine und seifen uns gegenseitig ein. Das ist so heiß und geil, dass ich Mühe habe, nicht gleich abzuspritzen. Energisch schiebe ich Dennis weg, der sich an mir reibt und dabei meinen Schwanz massiert. Ich verlasse die enge Kabine, greife mir ein Handtuch und rubble mich trocken.
Dennis kommt auch heraus und wischt sich nachlässig mit einem Tuch ab, schnappt sich dann meine Hand und zerrt mich ins Schlafzimmer. Dort fallen wir aufs Bett und unsere Lippen finden sich zu einem wilden Kuss. Dennis streichelt mich überall und ich fass ihn an und lass keinen Millimeter aus. Wir standen uns immer nahe, bis vor drei Jahren. Jetzt ist es so, als wollten wir ineinander reinkriechen.
„Dennis“, flüstere ich und lege meine Hände um seine Wangen. „Ich habe dich nie vergessen können.“
Er schnauft gerührt und guckt mir tief in die Augen. „Ich will dich spüren. Ich will deinen Schwanz“, wispere ich und meine Wangen werden ganz heiß, da ich noch nie so offen meine Wünsche ausgesprochen habe.
Doch jetzt erscheint es mir richtig. Dennis lächelt leicht und rollt sich mit mir herum, bis er oben ist und zwischen meinen gespreizten Schenkeln liegt. Er befeuchtet zwei Finger und lässt sie zwischen meine Beine gleiten, bis sie den engen Muskel umkreisen und gleich darauf hineinfahren. Waaahnsinn. Es tut ein wenig weh, gleichzeitig fühle ich mich so gut, dass ich vor Freude singen könnte. Stattdessen stöhne ich und Dennis küsst mich leidenschaftlich, während er mich weiter vorbereitet und schlussendlich die Finger durch seinen Schwanz ersetzt.
Die Dehnung ist brutal und es ist nur seiner Zurückhaltung zu verdanken, dass ich ihn nicht wegschubse. Ganz, ganz langsam erobert er mich Zentimeter um Zentimeter, wobei ihm Schweißperlen über die Schläfen rinnen. Dann – endlich – ist er ganz drin und hält so lange inne, bis ich meine Fersen gegen seinen Hintern stemme, wie bei einem Pferd, um ihn anzutreiben. Mit harten, schnellen Stößen, die seine Ungeduld zeigen, hämmert sich Dennis in mich rein und bringt mich zum Keuchen. Dann zum Ächzen, Stöhnen und Betteln. Ich will kommen und packe meinen Schwanz, so dass seine Stöße ihn durch meine Faust treiben. Oh ja, jetzt kocht es hoch und im nächsten Moment fliege ich.
Dabei sehe ich Dennis an, der mir mit lustvoll verzerrter Miene folgt. Wir hauchen uns gegenseitig unsere Höhepunkte ins Gesicht und grinsen am Ende der Wellen so dämlich, dass hoffentlich – bitte, bitte – niemand zuschaut. Dieser Moment gehört nur uns und ich will, dass er immer wieder passiert.
Dennis kocht für uns und ich bleibe nicht nur zum Essen. Am nächsten Tag hole ich ein paar Klamotten aus meiner Wohnung und sechs Monate später auch die Möbel. Dennis und ich – wir haben uns verloren, um uns endgültig zu finden. Danke an Goliath? Nein, der bekommt irgendwann seine Strafe, aber nicht von mir. Ich bin beschäftigt, mit Dennis.
To be continued
Texte: Sissi Kaiserlos
Bildmaterialien: depositphotos
Tag der Veröffentlichung: 16.05.2013
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