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Heißer Deal mit zwei Männern - 2. Rafael Hamburg ist klein

 

Rafael guckte sich in der Autowerkstatt um, wobei er seine schmierigen Hände an einem Lappen abwischte. Eigentlich konnte er sehr zufrieden mit sich sein. Trotz seiner nur sechsundzwanzig Lenze hatte er sich schon ein richtiges Unternehmen aufgebaut. Die Werkstatt besaß zwei Hebebühnen und bot Platz für mindestens zehn Wagen und seinen Oldtimer: Ein Chrysler Cabrio, das er mit viel Liebe restauriert hatte.

In seinem Büro wusch er sich die Hände gründlich am Waschbecken. Danach warf er einen Blick in den Spiegel und stieß einen leisen Pfiff aus. Verflixt, was war er für ein hübscher Kerl! Mit den schwarzen Locken, Schokoaugen mit langen Wimpern und seiner bronzefarbenen Haut war er eine Augenweide. Zum Glück bildete er sich fast nichts auf sein Aussehen ein. Er nutzte es nur, um Männlein wie Weiblein in sein Bett zu kriegen. Das war doch okay, oder? Andere taten es ja auch.

Ein letztes Mal grinste er seinem Spiegelbild zu und setzte sich an den Schreibtisch, um die Arbeit für den nächsten Tag durchzugehen. Seine Bürokraft, eine Studentin, hatte ihm einen Stapel mit frisch herein gekommenen Aufträgen auf den Tisch gelegt.

Rafael blätterte die Zettel durch und blieb am letzten hängen. Adrian Schneider? Handelte es sich um den Adrian Schneider? Das wäre ein riesiger Zufall. Hamburg war zu groß, als dass es nur einen Mann mit diesem Namen gab. Er lehnte sich zurück und unternahm eine geistige Reise in die Vergangenheit.

Es hatte geregnet und es war Sommer. In Hamburg oft die Regel, statt der Ausnahme. Er war mit Adrian befreundet und das letzte Schuljahr hatte begonnen. Sie, beide süße sechzehn, befanden sich in der zehnten Klasse und hatten wenig Erfahrung mit dem anderen Geschlecht. Rafael war allerdings nicht an Mädchen interessiert, sondern schwärmte für Jungs, speziell Adrian.

Wenn er sich selbst befriedigte - und das tat er oft - dachte er an Adrian. Manchmal ging er breitbeinig, weil er die ganze Nacht wie verrückt gewichst hatte. Tja, die Säfte wollten mit aller Macht hinaus.

Jedenfalls war ein kräftiger Schauer niedergegangen und die Luft schwül und warm. Er hatte Adrian überredet, nachts im Stadtpark baden zu gehen und kletterte mit ihm über den Zaun. Der Mond schien hell und versprach ein romantisches Bad im See.

Er schob den ängstlichen Adrian über die Wiese, bis zum Rand des Schwimmbeckens.

„Mann, ich habe keinen Bock erwischt zu werden“, flüsterte Adrian.

Rafael grinste und riss sich die Klamotten vom Leib. „Wer sollte uns heute Nacht erwischen?“ fragte er spöttisch.

Adrian zuckte mit den schmalen Schultern. Er war sehr dünn, hatte blondes Haar und trug eine Brille mit dicken Gläsern, die er nun ablegte und aus seiner Kleidung stieg. Rafael sah ihm dabei zu und spürte, wie das Blut aus seinem Gehirn abfloss und in Richtung Norden wanderte.

Scheiße! Peinlich berührt sah er an sich runter. Da half nur eines: Mit einem beherzten Sprung rettete sich Rafael in das Schwimmbecken. Boah! War das arschkalt. Er trat Wasser und guckte zu Adrian hoch, der unsicher am Beckenrand stand.

„Komm! Es ist schön warm hier drin“, log Rafael ungeniert.

Adrian seufzte und sprang. Mit einem lauten Platsch tauchte er neben Rafael ins Wasser und kam prustend wieder hoch.

„Das ist eisig“, schimpfte er leise.

Rafael feixte und begann, eine Bahn zu kraulen. Er pflügte durchs Wasser und empfand tiefes Wohlbehagen – neben der Kälte, selbstverständlich. Die ließ jedoch nach, je schneller er schwamm. Nach einer Weile drehte er um und kraulte zurück zu Adrian, der immer noch bibbernd Wasser trat. Im Mondlicht sah sein Kumpel echt schnuckelig aus, mit den angeklatschten Haaren und dem kurzsichtigen Blick. Rafael seufzte innerlich, schwang sich aus dem Wasser und kniete sich an den Beckenrand. Dann reichte er Adrian seine Hand, um ihm heraus zu helfen.

Sein Freund griff zu und ließ sich aus dem Wasser ziehen. Rafael besaß immense Kraft, so dass es für ihn ein leichtes war, die halbe Portion hochzuhieven. Adrian kam vor ihm zum Stehen und zitterte erbärmlich. Natürlich hatten sie vergessen, Handtücher mitzunehmen. Ohne Zögern legte er seine Arme um Adrian und zog ihn an seinen warmen Körper. Er schmiegte seine Wange auf Adrians Schulter und rubbelte seinen Rücken, um ihn zu wärmen.

Rafael spürte, wie sich Adrian allmählich entspannte, aber im Gegenzug untenrum verspannte. Die Erektion, die sich gegen ihn presste, löste bei ihm einen Ständer aus. Ihm war zwar bewusst, dass Adrians Reaktion bestimmt nicht seiner Person geschuldet war, doch das war ihm in dem Moment schnurzegal.

Sein Rubbeln wurde zärtlich. Eine Hand ließ er in Adrians Nacken gleiten und wühlte sie in das weiche Haar. Ein ersticktes Stöhnen drang an sein Ohr. Das wertete Rafael als positives Zeichen, hob den Kopf und sah Adrian an. Der hatte die Augen geschlossen, die Lippen leicht geöffnet. Er konnte gar nicht anders, beugte sich vor und berührte mit seinem Mund das verführerische Gegenstück; strich sanft darüber und schob seine Zunge probeweise dazwischen. Adrian schmeckte süß und stöhnte erneut.

Derart ermutigt legte er seinen Mund fester auf die weichen Lippen. Erst war sein Kuss zurückhaltend, dann zunehmend leidenschaftlich, dabei rieb er seine Hüften an Adrians. Schließlich griff er zwischen ihre Leiber, umfasste Adrians Latte und begann, ihn zu wichsen.

Adrians Stöhnen wurde lauter, sein Mund antwortete hungrig auf Rafaels Küsse. Im nächsten Moment spürte er es warm über seine Hand laufen, wobei sich Adrian in seinem Arm versteifte. Er hob den Kopf und sah die in wonnevollem Schmerz verzogene Miene. Das brachte ihn beinahe zum Abspritzen.

Völlig von Sinnen vor Lust umspannte er nach Adrians Arschbacken und presste ihn fest an sich. Er rieb sich an Adrian, bis Erleichterung einsetzte. Seufzend steckte er seine Nase in Adrians Halsbeuge und erbebte unter den Nachläufern seines Höhepunkts. Das war viel schöner gewesen als sämtlicher Handbetrieb.

Als seine Beine ihn wieder trugen, löste er sich von Adrian, der stocksteif dastand und auf den Boden starrte.

„Alles in Ordnung?“ fragte er leise.

Adrian nickte, wandte sich ab und begann hastig, sich anzuziehen. Während Rafael ebenfalls in seine Klamotten schlüpfte fragte er sich, ob er irgendwas Ergreifendes sagen sollte. Aber was?

„Ich bin nicht schwul“, beendete schließlich Adrian das herrschende Schweigen.

Durch die Brillengläser guckte er Rafael eindringlich an. Alles klar! Sagten das nicht alle? Rafael verbiss sich einen blöden Kommentar, denn er wollte Adrian nicht als Freund verlieren.

„Ist schon okay. Wir hatten eben beide Druck auf der Leitung“, erwiderte er.

Sie verloren nie wieder ein Wort darüber.

Rafael spähte an sich runter. Der gedankliche Ausflug hatte ihm eine Erektion beschert. Seufzend kramte er ein Taschentuch hervor und öffnete seine Hose. Mit Adrians Bild vor Augen erledigte er die Sache. Anschließend lehnte er sich zurück, guckte an die Decke und seufzte abermals. Einsamkeit machte sein Herz ganz schwer. Dagegen halfen weder Wichseinlagen noch schöne Erinnerungen.

 

Es war tatsächlich der Adrian, der sich am nächsten Morgen seinem Büro näherte. Allerdings erkannte er seinen Schulkameraden erst auf den zweiten Blick. Schon damals hatte ihm Adrian gefallen, doch nun ... Wow!

Er sprang auf, als es an der Tür klopfte und sie gleich darauf geöffnet wurde. Freudestrahlend ging er Adrian entgegen und schlug ihm auf die Schulter. Lieber hätte er ihn umarmt, doch das traute er sich nicht. „Hi. Schön, dich zu sehen.“

„Freut mich auch“, entgegnete Adrian. „Beeindruckend, was du dir geschaffen hast.“

Das Büro war sicher nicht gemeint. Der Raum bräuchte eine Renovierung und neue Möbel. Rafael zog sich hinter seinen Schreibtisch zurück. „Danke, ich kann von meiner Arbeit leben. Und du? Was machst du so?“

Adrian zuckte die Achseln. „Ich arbeite in einer Bank. Das haben sich meine Eltern schon immer für mich gewünscht.“

Erstaunt hob Rafael die Augenbrauen. „Danach siehst du aber gar nicht aus.“

Er hätte Adrian eher in der Fitnessbranche vermutet. Es war deutlich zu erkennen, dass sich unter der Kleidung ein straffer Körper mit Muskeln befand.

Adrian grinste, ließ sich auf den Stuhl vorm Schreibtisch nieder und schlug die Beine übereinander. „Tja, Konditionstraining und Tennis. Sollten wir noch mal zusammen schwimmen gehen, wäre ich bestimmt schneller als du.”

Spielte Adrian auf jenen Abend an? Ach, bestimmt war das schon in Vergessenheit geraten. „Wo ist dein Wagen?“

„Steht vor der Werkstatt. Sicher ist es nur eine Kleinigkeit. Das Getriebe knackt und der Motor zieht nicht mehr richtig. Ich würde ihn gerne heute Abend wieder abholen.“

Rafael überflog den Auftragszettel, der vor ihm lag. Dort stand nur Inspektion, also machte er sich rasch Notizen. „Das kriege ich hin.“

Adrian erhob sich und ging zur Tür. „Wunderbar. Dann bis heute Abend.“

Durch das Fenster, von dem aus man die Werkstatt überblickte, guckte er Adrian hinterher. Mein lieber Schwan! Allein der Anblick hatte ihm eine Semierektion beschert. Er zog sich auf die Toilette zurück, um das Problem zu beseitigen.

 

Pünktlich um sechs tauchte Adrian wieder auf. Rafaels Mitarbeiter waren schon alle im wohlverdienten Feierabend, nur er hockte noch im Kabuff und erledigte Papierkram.

„Hi. Ist alles in Ordnung?“, fragte Adrian und nahm wieder auf dem Stuhl vorm Schreibtisch Platz.

„Klar. Dein Auto ist wie neu.“ Rafael schob die Rechnung über den Tisch und lehnte sich zurück. „Sag mal, hast du Lust, gleich mit mir was trinken zu gehen? Ein bisschen von alten Zeiten quatschen.“

Adrian nickte und schnappte sich das Papier. Seine Augen weiteten sich ungläubig. „Das kann nicht dein Ernst sein. Das ist viel zu billig.“

„Ein Freundschaftsdienst. Schließlich waren wir mal ziemlich dicke miteinander.“

„Es tut mir leid. Ich hätte mich viel eher mal melden sollen.“ Adrian seufzte.

Er winkte ab, obwohl es ihn damals ziemlich getroffen hatte. „Schnee von vorgestern. Komm, lass uns irgendwo hingehen, wo die Drinks billig und die Mädchen willig sind.“

Der blöde Spruch stammte noch aus der Schulzeit. Anscheinend erinnerte sich Adrian daran, denn er grinste breit. Zusammen verließen sie die Werkstatt.

„Ich kenne eine Kneipe nicht weit von hier“, erzählte Rafael, während er das Tor verriegelte.

Wenig später betraten sie das Lokal, setzten sich an den Tresen und bestellten Bier. So früh am Abend war noch wenig los. Es befanden sich nur zwei weitere Gäste im Raum.

Als die Getränke vor ihnen standen, räusperte sich Adrian. „Wie geht’s dir so?“

„Gut.“ Rafael trank einen großen Schluck. „Und dir?“

„Auch gut.“ Adrian drehte das Glas hin und her und platzte, den Blick gesenkt, heraus. „Bist du in einer Beziehung?“

Erstaunt runzelte er die Stirn. „Nein. Und du?“

Adrian zuckte die Achseln, weiterhin in die Betrachtung des Bieres versunken. „Ja.“

„Mann oder Frau?“

„Letzteres.“

Rafael leerte sein Glas und winkte dem Barkeeper zu, ihm ein weiteres zu bringen. Er sollte sich zügeln, denn Adrian hatte sein Getränk noch nicht mal angerührt. „Und wie ist sie so?“, hakte er ohne großes Interesse nach.

„Süß.“ Adrian seufzte. „Sehr süß und eine Wildkatze im Bett.“

Also, so genau wollte er das echt nicht wissen.

„Und sie probiert gern alles aus. Ich meine, wirklich alles“, fuhr Adrian fort.Hamburg ist klein

Rafael guckte sich in der Autowerkstatt um, wobei er seine schmierigen Hände an einem Lappen abwischte. Eigentlich konnte er sehr zufrieden mit sich sein. Trotz seiner nur sechsundzwanzig Lenze hatte er sich schon ein richtiges Unternehmen aufgebaut. Die Werkstatt besaß zwei Hebebühnen und bot Platz für mindestens zehn Wagen und seinen Oldtimer: Ein Chrysler Cabrio, das er mit viel Liebe restauriert hatte.

In seinem Büro wusch er sich die Hände gründlich am Waschbecken. Danach warf er einen Blick in den Spiegel und stieß einen leisen Pfiff aus. Verflixt, was war er für ein hübscher Kerl! Mit den schwarzen Locken, Schokoaugen mit langen Wimpern und seiner bronzefarbenen Haut war er eine Augenweide. Zum Glück bildete er sich fast nichts auf sein Aussehen ein. Er nutzte es nur, um Männlein wie Weiblein in sein Bett zu kriegen. Das war doch okay, oder? Andere taten es ja auch.

Ein letztes Mal grinste er seinem Spiegelbild zu und setzte sich an den Schreibtisch, um die Arbeit für den nächsten Tag durchzugehen. Seine Bürokraft, eine Studentin, hatte ihm einen Stapel mit frisch herein gekommenen Aufträgen auf den Tisch gelegt.

Rafael blätterte die Zettel durch und blieb am letzten hängen. Adrian Schneider? Handelte es sich um den Adrian Schneider? Das wäre ein riesiger Zufall. Hamburg war zu groß, als dass es nur einen Mann mit diesem Namen gab. Er lehnte sich zurück und unternahm eine geistige Reise in die Vergangenheit.

Es hatte geregnet und es war Sommer. In Hamburg oft die Regel, statt der Ausnahme. Er war mit Adrian befreundet und das letzte Schuljahr hatte begonnen. Sie, beide süße sechzehn, befanden sich in der zehnten Klasse und hatten wenig Erfahrung mit dem anderen Geschlecht. Rafael war allerdings nicht an Mädchen interessiert, sondern schwärmte für Jungs, speziell Adrian.

Wenn er sich selbst befriedigte - und das tat er oft - dachte er an Adrian. Manchmal ging er breitbeinig, weil er die ganze Nacht wie verrückt gewichst hatte. Tja, die Säfte wollten mit aller Macht hinaus.

Jedenfalls war ein kräftiger Schauer niedergegangen und die Luft schwül und warm. Er hatte Adrian überredet, nachts im Stadtpark baden zu gehen und kletterte mit ihm über den Zaun. Der Mond schien hell und versprach ein romantisches Bad im See.

Er schob den ängstlichen Adrian über die Wiese, bis zum Rand des Schwimmbeckens.

„Mann, ich habe keinen Bock erwischt zu werden“, flüsterte Adrian.

Rafael grinste und riss sich die Klamotten vom Leib. „Wer sollte uns heute Nacht erwischen?“ fragte er spöttisch.

Adrian zuckte mit den schmalen Schultern. Er war sehr dünn, hatte blondes Haar und trug eine Brille mit dicken Gläsern, die er nun ablegte und aus seiner Kleidung stieg. Rafael sah ihm dabei zu und spürte, wie das Blut aus seinem Gehirn abfloss und in Richtung Norden wanderte.

Scheiße! Peinlich berührt sah er an sich runter. Da half nur eines: Mit einem beherzten Sprung rettete sich Rafael in das Schwimmbecken. Boah! War das arschkalt. Er trat Wasser und guckte zu Adrian hoch, der unsicher am Beckenrand stand.

„Komm! Es ist schön warm hier drin“, log Rafael ungeniert.

Adrian seufzte und sprang. Mit einem lauten Platsch tauchte er neben Rafael ins Wasser und kam prustend wieder hoch.

„Das ist eisig“, schimpfte er leise.

Rafael feixte und begann, eine Bahn zu kraulen. Er pflügte durchs Wasser und empfand tiefes Wohlbehagen – neben der Kälte, selbstverständlich. Die ließ jedoch nach, je schneller er schwamm. Nach einer Weile drehte er um und kraulte zurück zu Adrian, der immer noch bibbernd Wasser trat. Im Mondlicht sah sein Kumpel echt schnuckelig aus, mit den angeklatschten Haaren und dem kurzsichtigen Blick. Rafael seufzte innerlich, schwang sich aus dem Wasser und kniete sich an den Beckenrand. Dann reichte er Adrian seine Hand, um ihm heraus zu helfen.

Sein Freund griff zu und ließ sich aus dem Wasser ziehen. Rafael besaß immense Kraft, so dass es für ihn ein leichtes war, die halbe Portion hochzuhieven. Adrian kam vor ihm zum Stehen und zitterte erbärmlich. Natürlich hatten sie vergessen, Handtücher mitzunehmen. Ohne Zögern legte er seine Arme um Adrian und zog ihn an seinen warmen Körper. Er schmiegte seine Wange auf Adrians Schulter und rubbelte seinen Rücken, um ihn zu wärmen.

Rafael spürte, wie sich Adrian allmählich entspannte, aber im Gegenzug untenrum verspannte. Die Erektion, die sich gegen ihn presste, löste bei ihm einen Ständer aus. Ihm war zwar bewusst, dass Adrians Reaktion bestimmt nicht seiner Person geschuldet war, doch das war ihm in dem Moment schnurzegal.

Sein Rubbeln wurde zärtlich. Eine Hand ließ er in Adrians Nacken gleiten und wühlte sie in das weiche Haar. Ein ersticktes Stöhnen drang an sein Ohr. Das wertete Rafael als positives Zeichen, hob den Kopf und sah Adrian an. Der hatte die Augen geschlossen, die Lippen leicht geöffnet. Er konnte gar nicht anders, beugte sich vor und berührte mit seinem Mund das verführerische Gegenstück; strich sanft darüber und schob seine Zunge probeweise dazwischen. Adrian schmeckte süß und stöhnte erneut.

Derart ermutigt legte er seinen Mund fester auf die weichen Lippen. Erst war sein Kuss zurückhaltend, dann zunehmend leidenschaftlich, dabei rieb er seine Hüften an Adrians. Schließlich griff er zwischen ihre Leiber, umfasste Adrians Latte und begann, ihn zu wichsen.

Adrians Stöhnen wurde lauter, sein Mund antwortete hungrig auf Rafaels Küsse. Im nächsten Moment spürte er es warm über seine Hand laufen, wobei sich Adrian in seinem Arm versteifte. Er hob den Kopf und sah die in wonnevollem Schmerz verzogene Miene. Das brachte ihn beinahe zum Abspritzen.

Völlig von Sinnen vor Lust umspannte er nach Adrians Arschbacken und presste ihn fest an sich. Er rieb sich an Adrian, bis Erleichterung einsetzte. Seufzend steckte er seine Nase in Adrians Halsbeuge und erbebte unter den Nachläufern seines Höhepunkts. Das war viel schöner gewesen als sämtlicher Handbetrieb.

Als seine Beine ihn wieder trugen, löste er sich von Adrian, der stocksteif dastand und auf den Boden starrte.

„Alles in Ordnung?“ fragte er leise.

Adrian nickte, wandte sich ab und begann hastig, sich anzuziehen. Während Rafael ebenfalls in seine Klamotten schlüpfte fragte er sich, ob er irgendwas Ergreifendes sagen sollte. Aber was?

„Ich bin nicht schwul“, beendete schließlich Adrian das herrschende Schweigen.

Durch die Brillengläser guckte er Rafael eindringlich an. Alles klar! Sagten das nicht alle? Rafael verbiss sich einen blöden Kommentar, denn er wollte Adrian nicht als Freund verlieren.

„Ist schon okay. Wir hatten eben beide Druck auf der Leitung“, erwiderte er.

Sie verloren nie wieder ein Wort darüber.

Rafael spähte an sich runter. Der gedankliche Ausflug hatte ihm eine Erektion beschert. Seufzend kramte er ein Taschentuch hervor und öffnete seine Hose. Mit Adrians Bild vor Augen erledigte er die Sache. Anschließend lehnte er sich zurück, guckte an die Decke und seufzte abermals. Einsamkeit machte sein Herz ganz schwer. Dagegen halfen weder Wichseinlagen noch schöne Erinnerungen.

 

Es war tatsächlich der Adrian, der sich am nächsten Morgen seinem Büro näherte. Allerdings erkannte er seinen Schulkameraden erst auf den zweiten Blick. Schon damals hatte ihm Adrian gefallen, doch nun ... Wow!

Er sprang auf, als es an der Tür klopfte und sie gleich darauf geöffnet wurde. Freudestrahlend ging er Adrian entgegen und schlug ihm auf die Schulter. Lieber hätte er ihn umarmt, doch das traute er sich nicht. „Hi. Schön, dich zu sehen.“

„Freut mich auch“, entgegnete Adrian. „Beeindruckend, was du dir geschaffen hast.“

Das Büro war sicher nicht gemeint. Der Raum bräuchte eine Renovierung und neue Möbel. Rafael zog sich hinter seinen Schreibtisch zurück. „Danke, ich kann von meiner Arbeit leben. Und du? Was machst du so?“

Adrian zuckte die Achseln. „Ich arbeite in einer Bank. Das haben sich meine Eltern schon immer für mich gewünscht.“

Erstaunt hob Rafael die Augenbrauen. „Danach siehst du aber gar nicht aus.“

Er hätte Adrian eher in der Fitnessbranche vermutet. Es war deutlich zu erkennen, dass sich unter der Kleidung ein straffer Körper mit Muskeln befand.

Adrian grinste, ließ sich auf den Stuhl vorm Schreibtisch nieder und schlug die Beine übereinander. „Tja, Konditionstraining und Tennis. Sollten wir noch mal zusammen schwimmen gehen, wäre ich bestimmt schneller als du.”

Spielte Adrian auf jenen Abend an? Ach, bestimmt war das schon in Vergessenheit geraten. „Wo ist dein Wagen?“

„Steht vor der Werkstatt. Sicher ist es nur eine Kleinigkeit. Das Getriebe knackt und der Motor zieht nicht mehr richtig. Ich würde ihn gerne heute Abend wieder abholen.“

Rafael überflog den Auftragszettel, der vor ihm lag. Dort stand nur Inspektion, also machte er sich rasch Notizen. „Das kriege ich hin.“

Adrian erhob sich und ging zur Tür. „Wunderbar. Dann bis heute Abend.“

Durch das Fenster, von dem aus man die Werkstatt überblickte, guckte er Adrian hinterher. Mein lieber Schwan! Allein der Anblick hatte ihm eine Semierektion beschert. Er zog sich auf die Toilette zurück, um das Problem zu beseitigen.

 

Pünktlich um sechs tauchte Adrian wieder auf. Rafaels Mitarbeiter waren schon alle im wohlverdienten Feierabend, nur er hockte noch im Kabuff und erledigte Papierkram.

„Hi. Ist alles in Ordnung?“, fragte Adrian und nahm wieder auf dem Stuhl vorm Schreibtisch Platz.

„Klar. Dein Auto ist wie neu.“ Rafael schob die Rechnung über den Tisch und lehnte sich zurück. „Sag mal, hast du Lust, gleich mit mir was trinken zu gehen? Ein bisschen von alten Zeiten quatschen.“

Adrian nickte und schnappte sich das Papier. Seine Augen weiteten sich ungläubig. „Das kann nicht dein Ernst sein. Das ist viel zu billig.“

„Ein Freundschaftsdienst. Schließlich waren wir mal ziemlich dicke miteinander.“

„Es tut mir leid. Ich hätte mich viel eher mal melden sollen.“ Adrian seufzte.

Er winkte ab, obwohl es ihn damals ziemlich getroffen hatte. „Schnee von vorgestern. Komm, lass uns irgendwo hingehen, wo die Drinks billig und die Mädchen willig sind.“

Der blöde Spruch stammte noch aus der Schulzeit. Anscheinend erinnerte sich Adrian daran, denn er grinste breit. Zusammen verließen sie die Werkstatt.

„Ich kenne eine Kneipe nicht weit von hier“, erzählte Rafael, während er das Tor verriegelte.

Wenig später betraten sie das Lokal, setzten sich an den Tresen und bestellten Bier. So früh am Abend war noch wenig los. Es befanden sich nur zwei weitere Gäste im Raum.

Als die Getränke vor ihnen standen, räusperte sich Adrian. „Wie geht’s dir so?“

„Gut.“ Rafael trank einen großen Schluck. „Und dir?“

„Auch gut.“ Adrian drehte das Glas hin und her und platzte, den Blick gesenkt, heraus. „Bist du in einer Beziehung?“

Erstaunt runzelte er die Stirn. „Nein. Und du?“

Adrian zuckte die Achseln, weiterhin in die Betrachtung des Bieres versunken. „Ja.“

„Mann oder Frau?“

„Letzteres.“

Rafael leerte sein Glas und winkte dem Barkeeper zu, ihm ein weiteres zu bringen. Er sollte sich zügeln, denn Adrian hatte sein Getränk noch nicht mal angerührt. „Und wie ist sie so?“, hakte er ohne großes Interesse nach.

„Süß.“ Adrian seufzte. „Sehr süß und eine Wildkatze im Bett.“

Also, so genau wollte er das echt nicht wissen.

„Und sie probiert gern alles aus. Ich meine, wirklich alles“, fuhr Adrian fort.

Adrian

Rafaels Werkstatt hatte er mit Kalkül ausgesucht. Sein Wagen benötigte tatsächlich eine Reparatur, was seiner Planung entgegenkam. Er hätte sonst einen anderen Vorwand suchen müssen. Die Nacht im Stadtpark sowie unbekümmerte Art machten Rafaels zu dem perfekten Kandidaten für sein Vorhaben.

Seit jenem einen Mal hatte Adrian nie wieder etwas mit Männern gehabt. Gefallen hatte es ihm schon, aber für seine erzkonservativen Eltern wäre es ein Schock, einen schwulen Sohn zu haben, weshalb er diese Seite seines Wesens tief vergrub. Es machte ihm nichts aus, da es eh keinen Mann gab, der ihn reizte. Zumindest nicht mehr, seit sich Rafaels und seine Wege nach der Schule getrennt hatten.

Anfangs hatte er Schwierigkeiten, beim schönen Geschlecht zu landen. Erst seit er aktiv Sport betrieb und seine Augen lasern lassen hatte, klappte es etwas besser. Wenn er doch nur weniger schüchtern wäre. Manche Frauen schlug er bestimmt mit seiner Unfähigkeit zu plaudern in die Flucht. Was Samantha anging: Sie hatte ihn praktisch konfisziert, sonst wäre es nie etwas mit ihnen geworden.

Rafael hatte sich kaum verändert und besaß immer noch diesen schrägen Humor, den er so sehr mochte. Außerdem sah er heiß aus, mit der dunklen Haut und den schwarzen Locken. Hinfort, böse Gedanken, schalt er sich im Geiste. Auf diese Art durfte er nicht denken.

Der Barkeeper stellte ein neues Bier vor Rafael auf den Tresen und guckte Adrian neugierig an. Vermutlich hatte er gelauscht und war gespannt auf die Fortsetzung.

Unbehaglich mied er den Blick des Mannes und tippte Rafael auf die Schulter. „Können wir das Gespräch an einem der Tische fortsetzen?“

Aus dem Augenwinkel sah er, dass der Barkeeper eine enttäuschte Miene zog. Also hatte er richtig geraten. Er schnappte sich sein Bier und steuerte den Tisch an, der möglichst weit vom Tresen entfernt stand.

Rafael folgte ihm und fragte, sobald sie saßen: „Was genau willst du nun von mir?“

Adrian nahm einen Schluck. Am liebsten hätte er das Glas geleert, um sich Mut anzutrinken, aber manchmal bewirkte Alkohol bei ihm das Gegenteil. Unsicher begegnete er Rafaels Blick, der warm auf ihm lag.

„Also ...“, begann er. „Es ist so .... Ich wollte fragen, ob du Interesse an einem Dreier hättest. Mit mir und Samantha. Sie möchte mal mit zwei Männern Sex haben. Da habe ich an dich gedacht, weil wir uns kennen und so.“

Die Alternative wäre ein fremder Typ, was für ihn überhaupt nicht infrage kam. Prüfend musterte er Rafael, der amüsiert und keineswegs ablehnend wirkte. Innerlich atmete er auf. Für Samantha nahm er einiges in Kauf, doch bei dieser Sache hätte er keine andere Wahl, als sich von ihr zu trennen, wenn das mit Rafael nicht klappte.

Plötzlich änderte sich Rafaels Miene in Entsetzen. „Ich soll deine Freundin ficken? Vor deinen Augen?“

„Pst!“ Verlegen schaute sich Adrian um.

„Oder machen wir rum und sie guckt zu?“

Hitze stieg in Adrians Wangen. Er war nicht der Typ dafür, freimütig über Sex zu reden. Ihm schwante zwar, dass Rafael ihn bloß auf den Arm nahm, dennoch ruderte er zurück: „Ich glaube, das war eine schlechte Idee. Vergiss, dass wir darüber gesprochen haben.“

Über den Tisch hinweg griff Rafael nach seiner Hand und drückte sie. „Ich wollte dich bloß ein bisschen ärgern. Klar mache ich mit.“

Ihm fiel ein Stein vom Herzen. Samantha war zwar nicht seine große Liebe, aber diesbezüglich dachte er pragmatisch. Da er wohl keine bessere Frau finden würde - sie sah toll aus, mit der Hammerfigur und dem hübschen Gesicht - behielt er lieber den Spatz in der Hand, als der Taube auf dem Dach hinterher zu gieren. Wer für ihn die Taube war, darüber dachte er lieber nicht nach.

„Also, wie soll das ablaufen?“ Rafael lehnte sich, die Arme auf dem Tisch verschränkt, mit gespannter Miene vor.

Er erläuterte, wie Samanthas Vorstellungen waren und spürte erneut, wie sein Gesicht ganz warm wurde. Rafael hingegen nahm alles gelassen auf. Typisch! Sein Gegenüber war eben wesentlich cooler als er. Das hatte er schon damals bewundert.

Rafael

Als Rafael nach Hause kam, war er angenehm betrunken. Während Adrian ihm grob geschildert hatte, was sich Samantha wünschte, hatte er zwei weiter Biere gelüpft. Der Gedanke, bald mit Adrian ins Bett zugehen ... na gut, eher mit dessen Freundin, versetzte ihn in Hochstimmung. Im Bett ließ er die Nacht im Schwimmbad im Geiste Revue passieren und holte sich dazu einen runter.

Am nächsten Tag war er mit seinem Freund Luke zum Tennis spielen verabredet. Nach Feierabend fuhr er also in den Club. Diese Sportart war eigentlich nicht sein Ding, aber es ging dabei ja eher darum Luke zu treffen. Der hatte sich in letzter Zeit sehr rar gemacht.

Rafael vermutete, dass Luke unter Liebeskummer litt. Sein Freund würde das niemals zugeben, daher war er auf sein Gespür angewiesen. Vor einigen Wochen hatten sie sich eine Frau geteilt, um ein paar neckische Spielchen zu treiben. Von Lukes Seite war die Sache beendet worden. Wahrscheinlich, weil er Ricarda für sich allein beanspruchen wollte. Von Rafaels Seite sprach nichts dagegen. Warum sich Ricarda sträubte, war ihm ein Rätsel. Luke sah super aus, besaß Charme und Geld. Versteh mal einer die Frauen.

Luke wartete vor dem Vereinsgebäude, als er sein Cabrio auf dem Parkplatz abstellte. Das herrliche Sommerwetter hatte ihn dazu verleitet, den Oldtimer aus der Garage zu holen.

Feixend trat Luke neben den Wagen. „Deine Karre ist ganz schön schwul.“

Bisher hatte Rafaels ganzer Stolz nur in der Werkstatt gestanden, versteckt unter einer Plane. Im Sonnenschein kam der glänzende Chrom und schwarze Lack voll zur Geltung.

Luke strich über einen Kotflügel und pfiff leise durch die Zähne. „Hübsches Ding.“

Rafael angelte seine Sporttasche vom Rücksitz. „Genau wie ich.“

Sein Kumpel verdrehte bloß die Augen, umarmte ihn und schlang einen Arm um seine Schultern, als sie ins Gebäude gingen. Während sie sich in der Herrenumkleidekabine umzogen, taxierte er verstohlen Lukes Körper. Eigentlich hatten sie sexuell toll zusammen gepasst. Luke war ein wenig dominant veranlagt, was Rafael nicht immer, aber manchmal sehr mochte.

Er setzte sich auf die Bank, um seine Schnürsenkel zu binden. „Was von Ricarda gehört?“

Stumm schüttelte Luke den Kopf. Die ernste Miene verhieß nichts Gutes, also beließ er es dabei und folgte Luke nach draußen. Zwei von den drei Tennisplätzen waren belegt. Eine Blondine, die in ihrem kurzen Röckchen äußerst lecker aussah, zog Rafaels Aufmerksamkeit an. Er bevorzugte Männer, aber manche Frauen reizten ihn ebenfalls. Als er einen Blick auf ihren Tennispartner warf, runzelte er ungläubig die Stirn. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Was für ein Zufall! Es handelte sich ausgerechnet um Adrian. Somit war die Blonde wohl Samantha. Na ,wunderbar. Nun freute er sich erst recht auf das Date mit Adrian.

„Hey Rafe, wo bleibst du?“, störte Lukes Stimme seine Fleischbeschau, aber er ließ sich nicht beirren. „Was ist denn?“, fragte Luke im nächsten Moment direkt neben ihm.

Rafael wandte sich von dem Paar ab. „Das da sind meine zukünftigen Sexpartner.“

Der Blödmann legte eine Hand auf seine Stirn, wie um zu prüfen, ob er Fieber hätte. „Oh Mann! Du musst dringend mal wieder flachgelegt werden. Sei so gut und reiß dir nachher jemanden auf, der es dir ordentlich besorgt. Du leidest schon unter Halluzinationen. Typisch bei Samenstau.“

„Idiot“, murmelte Rafael und folgte Luke zu ihrem Platz.

Konzentrieren konnte er sich aber nicht. Ständig schielte er rüber zu Adrian und der Blonden. Anscheinend war sein Freund kein sonderlich begabter Tennisspieler, denn er versemmelte den dritten Ball in Folge. Okay, genau wie Rafael.

„Hey Baby“, rief die Blondine. „Was ist los?“

Also lag er mit seiner Annahme, dass es sich um Samantha handelte, richtig. Andere Frauen dürften Adrian wohl kaum Baby nennen. Sein Kumpel erlitt einen Hustenanfall und bat mit erhobener Hand sowie: „Ich brauch was zu trinken“, um eine Auszeit.

Rafael bedeutete Luke ebenfalls, eine Pause einzulegen. Als er zu Adrian ging, guckte ihm Samantha neugierig entgegen und leckte sich über die Lippen. Was für ein Luder! Luke gesellte sich auch dazu.

„Das ist Rafael, von dem ich dir erzählt habe“, stellte Adrian ihn vor.

Samantha besaß den Anstand zu erröten und murmelte: „Hi.“

„Hallo. Du bist Samantha?“, hakte Rafael nach.

Sie nickte.

„Und ich bin Luke“, mischte sich selbiger ein.

„Ach ja. Mein Kumpel Luke. Das sind Adrian und Samantha, meine Partner für einen flotten Dreier.“

Samanthas Gesichtsfarbe näherte sich einem Tomatenrot und Luke schüttelte grinsend den Kopf. „Wie immer sehr direkt. Herzlichen Glückwunsch.“

„Also ...“ Luke stieß Rafael mit dem Ellbogen an. „Dann wäre das ja geklärt. Können wir jetzt weiterspielen?“

Rafael nickte und warf Adrian und Samantha ein Lächeln zu, bevor er sich zurück auf seine Seite des Netzes begab. Während er Lukes Bälle parierte war ihm bewusst, dass die Blicke der beiden auf ihm lagen. Zu gern hätte er Mäuschen gespielt und gehört, was sie redeten.

 

Am nächsten Tag erschien Adrian erneut in seiner Werkstatt. Eine Bewegung in der leeren Halle erregte Rafaels Aufmerksamkeit. Vom Schreibtisch aus sah er seinen Freund näherkommen. Sein Herz fing an, schneller zu schlagen, dabei hatte er gehofft, seine Gefühle im Griff zu haben. Er atmete tief durch und erhob sich, um Adrian zu begrüßen.

„Ich möchte mit dir ein Treffen vereinbaren“, fiel der mit der Tür ins Haus.

Rafael ließ sich wieder in seinen Sessel plumpsen. Die Vorstellung, mit Adrian und der Blondine intim zu werden, erzeugte ein Kribbeln in seiner Körpermitte. Sex hatte er noch nie widerstehen können.

Adrian schob beide Hände in die Hosentaschen und wippte auf den Fersen. „Passt es dir morgen Abend?“

Nach kurzem Überlegen nickte er. Es stand sonst nichts weiter an. „Wann und wo?“

Es war niedliche mitanzusehen, wie sich Adrian vor Verlegenheit wand. „Um 8 bei mir. Ich wohne ...“

„Ich kenne deine Adresse“, unterbrach Rafael ihn. Schließlich hatte er gerade erst eine Rechnung an Adrian geschrieben. „Sag mal, wie geht es dir denn damit, dass ich deine Freundin vögeln werde?“, fügte er im Plauderton hinzu.

Es arbeitete merklich in Adrians Schädel. Er konnte förmlich die Räder rattern hören. „Weiß es noch nicht.“

„Kannst du dir das bitte vorher überlegen? Ich will nicht hinterher Bekanntschaft mit deiner Faust schließen.“

Ein vages Grinsen ließ Adrians Mundwinkel hochzucken. „Ich werde mal in mich gehen.“

„Okay. Dann sehen wir uns morgen.“ Rafael richtete den Blick demonstrativ auf seinen Schreibtisch. Er musste dringend ein Ersatzteil bestellen, damit es am nächsten Tag geliefert wurde.

„Bis morgen“, murmelte Adrian und verließ das Büro.

Unweigerlich schaute Rafael hoch, um ihm hinterherzusehen. Seine Augen besaßen ein Eigenleben, genau wie sein Schwanz, wenn es um Adrian ging. Die Rückansicht war, trotz der spießigen Klamotten, ein Hingucker. Untenrum entstand Härte. Wie gut, dass morgen seine Durststrecke ein Ende fand. Warum auch immer, hatte er schon lange keinen Sex mehr gehabt. Nach einem langen Tag in der Werkstatt fehlte ihm der Elan, loszuziehen und jemanden aufzugabeln. Davon abgesehen, reizte ihn Sex mit namenlosen Partnern nur noch bedingt.

Heißer Deal mit dem coolen Rockstar 3. Russel

Russel Irving, Sänger der Band The Holy Shitheads, verbringt eine leidenschaftliche Nacht mit Toby. Am nächsten Morgen ist der Groupie weg, und mit ihm etwas ganz entscheidendes: Russels Herz. Erst nach drei Jahren findet Russel den Dieb wieder und will nur noch eines: Rache.

H

 

Rockstar reist an

In der Lobby des Hotels Vier Jahreszeiten in Hamburg langweilte sich Toby Schmitt zu Tode. Am frühen Nachmittag waren die meisten Gäste entweder bereits abgereist oder noch nicht angekommen. Eine Zeit des Tages, in der er seinen Job echt hasste. Page zu sein war sowieso nicht sein Traumberuf, sondern nur ein Nebenerwerb, um sein Studium zu finanzieren.

Mit 28 Jahren gehörte Toby inzwischen zu den Langzeitstudenten und ging schon seit einer Weile nicht mehr zu Vorlesungen. Eigentlich hätte er das Studium hinschmeißen können, doch das hieße zuzugeben, versagt zu haben. So ehrlich war er nun doch nicht, schon gar nicht seinen Eltern gegenüber, die ziemlich stolz auf ihn waren.

Was für eine Schnapsidee, sich für Bildende Kunst einzuschreiben. Obwohl er Talent besaß, war er nie über den Durchschnitt hinausgekommen, hatte nicht zu seinem eigenen Stil gefunden. Außerdem: Kein Maler konnte von seinem Einkommen existieren, jedenfalls nicht vor seinem Ableben. Danach war es manchen geglückt, aber wem half das als Leichnam?

Durch die Fensterfront des Hotels erahnte man die Außenalster, die lediglich einen Steinwurf vom Eingangsportal entfernt lag. Allerdings musste man den Stein sehr weit werfen, über vier Fahrbahnen und einen breiten Grünstreifen hinweg, aber es wäre zu schaffen. Toby stellte sich an eines der Fenster und guckte hinaus, gerade in dem Moment, in dem eine Limousine vorfuhr und einen Mann ausspuckte. Jemanden, von dem er geglaubt hatte, ihn niemals außerhalb eines Konzertsaals wiederzusehen.

Ungläubig starrte er den schwarzgelockten Kerl an, dem ein ebenfalls schwarzhaariger Mann folgte. Während die beiden auf den Eingang zuhielten, legte der eine dem anderen einen Arm um die Schultern. Ein weiterer Typ folgte, beladen mit zwei Koffern. Impulsiv duckte sich Toby hinter eine große Grünpflanze, als die Prozession die Lobby betrat. Sein Blick klebte an dem einen Typen und sein Herz vollführte einen Purzelbaum. Wer könnte einen Mann wie Russel auch je vergessen?

Russel Irving, Leadsänger der Band The Holy Shit Heads, näherte sich der Rezeption, während der Kofferträger seine Last mitten in der Lobby stehen ließ und sich zum Gehen wandte. Toby seufzte, hatte er doch gehofft, dass der Typ das Gepäck bis aufs Zimmer schleppen würde. Ach, egal. In der Uniform und mit der neuen Frisur erkannte Russel ihn garantiert nicht. Wahrscheinlich erinnerte er sich nicht mal an den Groupie von damals.

Er gab seine Position hinter der Pflanze auf und nahm Haltung an, so wie die Geschäftsleitung des Hotels es von ihren Angestellten verlangte. Mit durchgedrücktem Rücken und seitlich angelegten Armen wartete er darauf, dass die Kollegin vom Empfang ihm ein Zeichen gab. Die ließ sich Zeit, schien mit Russel zu flirten, obwohl der aus seiner homosexuellen Neigung nie ein Geheimnis gemacht hatte. Währenddessen guckte sich Russels Begleiter gelangweilt in der Lobby um und streifte Toby mit einem Blick, in dem Interesse aufflackerte.

Nur mit Mühe unterdrückte er den Drang, sich erneut zu verstecken, als der Typ ihn unverhohlen musterte. Toby konnte es fast körperlich spüren, wie der Mann ihn von oben bis unten inspizierte und an seiner engen Hose hängenblieb. Er fühlte sich wie Freiwild, als auch noch ein mutwilliges Lächeln auf dem Gesicht des Kerls erschien.

Die Kollegin am Empfang kam endlich zum Schluss, händigte Russel eine Keycard aus und gab Toby ein Zeichen. Gehorsam setzte er sich in Bewegung, nahm die Koffer und folgte dem schwarzhaarigen Duo zu den Fahrstühlen.

Russel beachtete ihn kein Stück, war viel zu sehr damit beschäftigt, seinen Begleiter während der kurzen Fahrt im Lift zu küssen. Wohlgemerkt: Mit Zunge!

Der Fahrstuhl hielt auf der Zieletage, woraufhin Russel die Mandelinspektion beendete und - einen Arm um die Taille des Typen geschlungen - auf den Flur hinaustrat. Toby folgte den beiden über den plüschigen Teppich und merkte einen Anflug von Eifersucht, als Russel eine Hand über den Rücken des Mannes nach unten wandern ließ und auf dessen Hintern parkte. Gottverdammte Scheiße! War er etwa immer noch in Russel verliebt?

 

Russel

Russel öffnete die Tür zur Suite, dirigierte Marvin hinein und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Pagen, der ihnen stumm gefolgt war. Der Mann kam ihm irgendwie bekannt vor, erinnerte ihn an eine heiße Nacht, als er nach einem Konzert ein Groupie mit auf sein Zimmer genommen hatte. Was als kurzer Fick gedacht war, hatte sich damals zu einer regelrechten Kuschelorgie entwickelt. Am Ende der Nacht, besser gesagt, am nächsten Morgen, war das Groupie verschwunden und hatte etwas Wichtiges mitgenommen: Russels Herz.

Der Page hielt den Blick gesenkt, stellte die Koffer ab und schaute hoch. In Russel brach etwas auf, von dem er geglaubt hatte, es wäre Geschichte. Es war kein anderer als Toby, der da in dieser lächerlichen Uniform stand und ihn mit blauen Augen unschuldig ansah. Blaue Augen, in denen sich Russel in der besagten Nacht verloren hatte. Nun verlor er sich erneut und seine Sprache gleich mit.

„Danke, Kleiner“, kam Marvin ihm zu Hilfe, und drückte Toby ein Trinkgeld in die Hand.

Höflich neigte Toby den Kopf und wandte sich zum Gehen, doch Marvin hielt ihn auf.  „Wenn du Lust auf ein größeres Trinkgeld hast, komm heute Nacht, nach dem Konzert, wieder her. Ich bin scharf auf dich.“

Kurz entgleiste Tobys glatte Miene zu einem angeekelten Ausdruck. Wenn der Bursche wüsste, dass Marvin auf harte Spielarten stand, würde er wohl noch entsetzter gucken. Russel erinnerte sich an Toby als schmusesüchtigen Kuschelkater.

„Danke“, erwiderte Toby in einem Tonfall, der auch zu Fick dich ins Knie gepasst hätte.

Als sich die Tür hinter ihm schloss, grinste Marvin dreckig und warf Russel einen fragenden Blick zu. Er schüttelte den Kopf, weil er weder an einem Dreier noch daran interessiert war, bei irgendwelchen Hau-mich-blau- und Fesselsachen zuzugucken.

Im Bad stellte er sich vors Waschbecken. Er brauchte ein paar Minuten für sich, um seinen rasenden Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen. Tobys Anblick hatte ihn total aufgewühlt; die drei Jahre, die zwischen ihrer letzten – und einzigen – Begegnung lagen, schrumpfen lassen, als wäre es erst gestern gewesen. Drei Jahre - eine halbe Ewigkeit. Trotzdem war das Gefühl wieder oder noch da.

Er drehte den Kaltwasserhahn auf und schaufelte sich das kühle Nass ins Gesicht, bevor er in den Spiegel blickte. Ihm sah ein müder, 35-jähriger Mann entgegen, den die Presse gern als Slash für Arme betitelte. Er besaß die gleiche Lockenpracht, den sinnlichen Mund und ein ähnliches Gesicht wie der bekannte Gitarrist. Der Vergleich schmerzte nicht sonderlich, war er sich doch seines Wertes bewusst. Immerhin spielte er heute Abend in der Arena vor vollen Rängen und hatte oft Mühe, sich seiner Fans zu erwehren.

Dem ausgeklügelten Plan seines Managements war es zu verdanken, dass er unbehelligt im Hotel hatte absteigen können. Vermutlich warteten Fans vor dem Hotel Atlantic, das in den sozialen Medien als sein Aufenthaltsort aufgeführt wurde, auf seine Ankunft. Ein amüsanter Gedanke, aber er war noch viel zu beschäftigt mit der Erinnerung an die Nacht, die ihn so viel Schmerz gekostet hatte.

Ein Klopfen an der Badezimmertür riss ihn aus seinen Gedanken. „Hey, Russel, lebst du noch?“

Nach einem letzten Blick in den Spiegel verbannte Russel die Gedanken an Toby. Er musste sich auf seinen Auftritt vorbereiten, da blieb für Herzschmerz kein Platz. Mit geübt beherrschter Miene öffnete er die Tür und stellte sich der Realität.

 

Toby

Sekündlich sah Toby auf die Uhr, sehnte den Feierabend herbei. Wieso hatte er übersehen, dass die Holy Shitheads heute in Hamburg gastierten? Generell interessierte er sich nicht für Konzerttermine, da sein Budget eh zu knapp war, um sich Eintrittskarten zu leisten. Es war trotzdem unverzeihlich, nichts von dem Konzert seiner Lieblingsband gewusst zu haben.

Nervös beobachtete er Fahrstuhl, befürchtete, Russel aus der Kabine kommen zu sehen. Die Ankunft des Mannes hatte ihn völlig durcheinandergebracht. Außerdem: Russel hatte ihn erkannt, was Toby in dem Moment klar war, in dem sich ihre Blicke trafen.

Erneut schaute er auf die Uhr und atmete auf. Feierabend. Schnellen Schrittes verließ er die Lobby, wobei er der Kollegin hinterm Tresen zuwinkte. Im Umkleideraum streifte er die blöde Uniform ab und überlegte, ob er die Einladung von Russels Lover annehmen sollte. Der Typ missfiel ihm, wirkte irgendwie gefühlskalt. Es wäre aber eine Chance, Russel noch einmal näher zu kommen.

Er erwog das Für und Wider, während er seine privaten Klamotten anzog: Jeans, T-Shirt, billige Turnschuhe. Als letztes griff er nach seiner Lederjacke, dem einzig teuren Kleidungsstück, das er besaß, und verließ das Hotel durch den Hinterausgang.

Auf dem Heimweg dachte er weiter nach. Er hatte Sehnsucht, gleichzeitig Angst, doch würde sich jemals wieder solche Chance bieten, Russel zu sehen, vielleicht sogar mit ihm zu schlafen? Oder galt die Einladung nur für Russels Freund? Würde er mit dem unangenehmen Typen allein sein? Was fand Russel nur an dem Kerl?

Als er seine Wohnung im Hamburger Stadtteil Barmbek erreichte, war Toby weiterhin zu keinem Entschluss gekommen. Im Wohnzimmer stapelten sich Bilder und es roch nach Ölfarbe und Terpentin. Ein Duft, den Toby normalerweise als anheimelnd, heute jedoch als lästig empfand. Er öffnete die Balkontür und trat hinaus.

Es empfing ihn ein lauer Sommerabend, ausnahmsweise ohne Regen, eine Seltenheit in Hamburg. Nur zu gern wäre er zu dem Konzert gegangen, hätte wieder in der ersten Reihe gestanden und sein Idol angehimmelt. Sein Idol und den empfindsamen Mann, der hinter der coolen Maske steckte.

Russel hatte sich in sein Herz geschlichen wie eine Zecke, die sich in die Haut fraß: Mit dem Stachel voran, ähnlich einer Schraube. Kein schöner Vergleich, doch hier fand er ihn passend. Er hatte zwar den Körper der Zecke entfernt, als er am Morgen kopflos geflohen war, aber der Stachel saß immer noch in seinem Herzen. Blicklos guckte er in den Innenhof, bis sein Handy vibrierte. Eine unbekannte Rufnummer.

„Ja?“, nahm er das Gespräch an.

„Toby Schmitt?“

„Ja, das bin ich.“

„Sie stehen heute Abend auf der Gästeliste der Holy Shitheads. Kommen Sie zum VIP-Bereich, dann erhalten Sie einen Platz direkt vor der Bühne.“

Grußlos legte der Typ auf. Hatte eine gute Fee ihn erhört? Zweite Frage: Sollte er wirklich hingehen?

 

Russel

Kritisch beäugte sich Russel im Spiegel. Er bekam graue Haare und fühlte sich auch so. Die Jahre auf Tournee, die Groupies und allen voran Marvin – alles stank ihm. Gerade letzterer stank ihm extrem, weil der sich obszön von hinten an ihn presste. Noch vor zwei Stunden hatte ihn der Körperkontakt mit Marvin erregt und er gerne mit ihm Zärtlichkeiten ausgetauscht. Wobei – zärtlich und Marvin? Das passierte selten, denn dafür war er zu ... emotionslos? Nein, das war zu hart.

Russel überlegte, wieso ihm sein Lover plötzlich so zuwider war. Er brauchte nicht weit zu denken, um auf die Lösung zu kommen. Sie hieß Toby und war plötzlich zum Greifen nah. Na ja, jedenfalls körperlich. Würde Toby Marvins Angebot annehmen? Die Vorstellung bereitete ihm Magenschmerzen.

Das Kreischen der Fans drang sogar durch die Tür. Er drehte sich in Marvins Umarmung um und gab ihm einen trockenen Kuss. „Es geht los.“

„Hals- und Beinbruch“, erwiderte Marvin und schlenderte davon.

Nachdenklich sah Russel ihm hinterher, verschob das Problem auf später und verließ ebenfalls die Garderobe. Er musste performen, sich seinem Publikum stellen und war Profi genug, für eine Weile seine Emotionen zu verstecken.

Nach einem tiefen Atemzug trat er hinaus auf die Bühne, in das helle Scheinwerferlicht und lächelte seinen Fans zu. Die ersten Akkorde erklangen. Er sang, während er die erste Reihe nach einem bestimmten Gesicht absuchte. Da! Da stand Toby und schaute zu ihm hoch, ein Lächeln auf den Lippen. Vor Freude, dass er aufgetaucht war, schwoll Russels Herz an. Vergessen war der Schmerz, denn es galt nur der Augenblick. Er sang nur für Toby.

 

Im Konzert

Toby erwachte aus dem Tagtraum, in dem er jene Nacht wiederaufleben lassen hatte. Russels Blick wanderte über das Publikum und blieb an ihm hängen. Oder Toby glaubte nur, er würde ihn ansehen, dann war der Moment eh vorbei.

„Hi Page.“ Ein Arm schlang sich um seine Schultern. „Kommst du nachher mit?“

Unbehaglich wand sich Toby aus der Umarmung. Die zauberhafte Atmosphäre war dahin. „Weiß noch nicht. Was willst du? Einen Dreier?“

„Tja ...“ Russels Lover grinste dreckig. „Wäre schon geil. Aber Russel mag es auch, nur zuzusehen.“

Toby tat sein Möglichstes den Typen zu ignorieren, war sich aber des Mannes, der wie eine Klette an ihm hing, viel zu sehr bewusst, um das Konzert weiter genießen zu können. Entsprechend war er erleichtert, als der Schlussakkord erklang. Russel verneigte sich, dabei huschte sein Blick übers Publikum und sog sich, so wie vor drei Jahren, an ihm fest. Diesmal gab er kein Zeichen, guckte ihn nur an. Dann verließ er die Bühne und Toby wurde am Handgelenk gepackt.

Komm mit!“, brüllte ihm Russels Lover über den Applaus hinweg zu.

Toby stolperte hinter dem Mann her durch dunkle Gänge, bis zu einer Garderobentür. Es war ein Déjà-vu, bloß stand er diesmal mit Russels Lover vor dessen Garderobe. War er im Begriff, sich zu einer männlichen Hure zu machen?

Der Typ stieß die Tür auf, schob Toby wie eine Puppe in den Raum und rief: „Du warst großartig.“

Der Anblick von Russel, der sich die Haare mit einem Handtuch frottierte, versetzte Toby erneut drei Jahre zurück. Sehnsucht keimte auf und ließ sein Herz schneller schlagen.

Russel musterte ihn kühl, warf das Handtuch beiseite und griff nach einer Tasche. „Und? Ist der Fickboy an Bord?“

Fickboy?“ Marvin lachte und stieß Toby mit dem Ellbogen an. „Was sagst du, Fickboy? Willst du einen flotten Dreier mit den beiden schönsten Männern der Welt?“

Er suchte Russels Blick, doch der wich ihm beharrlich aus. Warum? Hatte er Russel verärgert? Womit denn? „Russel?“ Selbst in seinen Ohren hörte sich seine Stimme piepsig an.

Russel sah ihn an und Toby glaubte, so etwas wie Schmerz – oder Sehnsucht? – zu erkennen, dann war der Eindruck wieder verschwunden. „Entscheide selbst. Vielleicht ficken wir dich abwechselnd, vielleicht überlasse ich dich ganz Marvin.“

Abwechselnd? Bei dem Gedanken verkrampfte sich sein Bauch. Er schaute zwischen Russel und Marvin hin und her und konnte sich nicht entscheiden. Wollte er Russel so sehr, um zu ertragen, von dem Arschloch gevögelt zu werden? Eigentlich nicht. „Okay, ich komm mit.“

Während der Fahrt in der Limousine bereute er bereits seine Entscheidung. Russel beachtete ihn nicht, dafür dieser Marvin umso mehr. Der Typ schob die Zunge in sein Ohr und knabberte an seinem Ohrläppchen. Was bei Russel lustvolle Schauer über seinen Rücken gesandt hatte, bewirkte bei Marvin das Gegenteil. Er rückte in die äußerste Ecke der Bank.

„Entspann dich mal, Fickboy“, brummelte Marvin.

„Ich bin entspannt. Lass deine Zunge bei dir, dann bin ich noch entspannter.“

„Lass ihn.“ Russel fixierte Marvin mit eisigem Blick. „Lass ihn in Ruhe.“

Schweigen breitete sich aus.

 

Impressum

Texte: Sissi Kaiserlos
Bildmaterialien: shutterstock
Cover: shutterstock
Tag der Veröffentlichung: 09.04.2012

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