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Alive

Als erstes konnte ich hören. Ich hörte ein leises Brummen und gedämpfte Stimmen.

„1412 scheint aufzuwachen… Holt Professor Curtis!“

Dann kam langsam Gefühl in meine Fingerspitzen. Ich versuchte sie zu bewegen, aber es war unmöglich. Egal wie sehr ich mich konzentrierte, ich konnte sie keinen Millimeter bewegen. Nach weiteren Minuten, in denen ich nichts weiter hörte als das Brummen, fing plötzlich etwas unglaublich hoch und schnell zu piepen. Niemand tat etwas dagegen und ich hatte keine Möglichkeit, meine Ohren davor zu beschützen.

Nach einer Ewigkeit hörte das Piepen endlich auf und auch das Brummen war verschwunden. Es war vollkommen still um mich herum.

 

Meine Augen brannten, als ich sie das erste Mal öffnete. Um mich herum war alles weiß und ich konnte nur einige Schemen erkennen. Es schien als wäre niemand außer mir in dieser riesigen Halle. Ich blinzelte ein paar Mal. Jetzt erst sah ich, dass ich mich in einem zylinderförmigen Tank befand, der bis zu meinen Schultern mit einer blauen Flüssigkeit gefüllt war. Ich hatte das Verlangen, nach Hilfe zu schreien, aber aus meiner Kehle kam kein Laut. Wenigstens konnte ich meine Finger inzwischen ein wenig bewegen.

Vorsichtig strich ich über das Glas des Zylinders, das meine Bewegung auf ein Minimum einschränkte.

Schnell hatten sich meine Augen an die bestechende Helligkeit gewöhnt und ich konnte mehr erkennen. Ich schien in einer Art Forschungslabor gefangen zu sein und es sah ganz danach aus als sei ich das Objekt dieser Forschung. Ich drehte meinen Kopf und konnte Schläuche erkennen, die an den Zylinder angeschlossen waren. Kleine Stränge waren mit meinen Zehen verknüpft, die ich erst bemerkte, als langsam das Gefühl in meine Füße zurückkehrte.

Was machten sie hier mit mir? Warum war ich ein Testobjekt, frischgehalten in irgendeiner blauen Flüssigkeit, die jetzt auch noch zu blubbern anfing?

 

Ich hörte ein Quietschen hinter mir, dann Schritte.

„Aha, 1412, du bist also endlich aufgewacht.“, sagte eine dunkle Stimme.

1412? Meinte er mich? War ich eine verdammte Nummer in einer Reihe von Versuchsobjekten?

„Zwanzig lange Jahre hat es gedauert. Deine Brüder und Schwestern hatten am Anfang noch nicht mal Ähnlichkeit mit uns Menschen. Aber du bist nahezu perfekt. Mit dir und denen, die dir folgen werden, werde ich eine riesige Armee aufbauen, mit deren Hilfe ich die Weltherrschaft an mich reißen werde.“

Weltherrschaft? War das nicht etwas zu größenwahnsinnig? Schließlich hatte ich doch, soweit ich das beurteilen konnte, einen eigenen Willen. Und dem Idioten würde ich nicht so einfach in den Krieg folgen.

 

Inzwischen konnte ich endlich meinen ganzen Körper bewegen und versuchte mich mit aller Kraft aus dem Zylinder zu befreien, in dem ich immer noch schwamm. Der Mann zu dem vermutlich die Stimme gehörte, die ich gehört hatte, trat vor mich an den Zylinder.

„Aber was machst du denn? Das Reagenzglas und die Schläuche sind momentan noch das einzige, was dich am Leben hält. Wenn du ausbrichst, stirbst du.“

Ich hörte schlagartig auf. Auch wenn das hier nicht gerade ein Leben war, das ich anstrebte, gefangen in einem Zylinder von ungefähr zwei Kubikmetern Größe, war es doch besser als kein Leben.

„Du hörst ja sogar aufs Wort! Da hat Michael ja ganze Arbeit geleistet.“

Mit einem selbstzufriedenen Grinsen im Gesicht drehte er sich um und verließ den Raum wieder.

Na toll, ich war noch keinen Schritt weiter. Das gepaart mit der Aussicht, dass ich sterben würde, wenn ich den Zylinder zerstören würde, war nicht gerade positiv.

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Tag der Veröffentlichung: 12.05.2014

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