Cover

Eins



Hey, ich bins, Mary! Mein Chef hat gerade angerufen. Ich weiß von einer 16-jährigen erwartet man so was nicht aber ich bin auch nicht wirklich normal.
Ich soll mal wieder einen Typen „observieren“ wobei das am ehesten gleichzusetzen ist mit stalken, zumindest bei mir.
Der Typ ist, wie so oft, eine Klasse über mir und ja, ich geh noch zur Schule. Ich mach ein Wochenend- und Freizeitpraktikum bei der Polizei, wie ich es nenne. Das ganze ist eigentlich ziemlich praktisch, weil es eben nicht nur in meiner Freizeit abläuft. Ziemlich oft holen mich nämlich meine „Kollegen“ aus dem Unterricht weil sie mir irgendetwas wichtiges zeigen müssen. Mal war es eine zerstückelte Leiche, der ich den Matheunterricht aber im Nachhinein echt vorgezogen hätte und gestern war es gerade mal wieder ein Mädchen, was Selbstmord begehen wollte und das ich beruhigen sollte.
So was gabs oft bei uns, fragt mich nicht warum, war halt so.
Jetzt aber wieder zu dem Typen, den ich stalken sollte. Er hieß Johannes aber wie ich aus erster Hand von meinem Freund Kai erfahren hatte, nannten ihn alle nur Jojo. Kai hatte ich übrigens auch durch das Stalken kennengelernt, ich hatte zwar nicht ihn aber seinen Zwillingsbruder stalken müssen und da war es vorgekommen, dass ich öfter mal den Falschen gestalkt hatte.
Jetzt fragt ihr euch bestimmt, was mir sein Name und sein Spitzname beim stalken helfen sollen, aber ich muss euch enttäuschen, ich weiß es auch nicht.
Das einzige, was ich sonst noch über ihn wusste, war, wo er wohnte und dass er in die selbe Klasse wie Kai ging. Mehr Infos hatte ich sonst aber auch nicht, ich wusste diesmal noch nicht mal weshalb ich ihn überhaupt stalken sollte.
Ich hatte schon viele Leute observiert, naja ich hatte auch schon ein halbes Jahr dieses Praktikum aber es waren trotzdem viele. Meist waren es Schüler gewesen, weil ich mich ihnen am leichtesten an die Fersen heften konnte, ohne aufzufallen.

Ich sagte meiner Mum schnell, dass es später werden könnte und war dann auch schon durch die Haustür verschwunden, um meinem Job nachzugehen.
Das Haus von Jojo war nur ein paar Straßen weiter und so dauerte es nur wenige Minuten, bis ich davor stand.
Eigentlich war es ein ganz normales Haus, wie die anderen rundherum auch aber irgendwie strahlte es etwas Magisches aus, das mich stutzen ließ. Schon nach wenigen Sekunden hörte es allerdings schlagartig auf und ich versuchte mir einzureden, dass das alles nur Einbildung gewesen war. Bei mir hatte das mit dem Einreden aber noch nie geklappt, ich hatte auch nie an den Weihnachtsmann oder den Osterhasen geglaubt, und so ließ ich mich auch heute nicht davon abbringen, dass irgendwas faul war.
Jetzt musste ich mich also irgendwo verstecken und warten bis Johannes entweder das Haus betrat oder aber rauskam, wenn er rauskam war es natürlich um einiges leichter ihn zu stalken, denn wie sollte ich ins Haus kommen, ohne aufzufallen? Zum Glück kam schon nach fünf Minuten ein Junge aus dem Haus, der auf die Beschreibung von Kai passte. Ich verfolgte ihn möglichst unauffällig bis wir zum Marktplatz kamen, da brauchte ich mich nicht mehr zu verstecken, es würde sowieso niemandem auffallen, wenn ich ihn verfolgen würde. Er blieb an einigen Ständen stehen, ging aber schon nach wenigen Sekunden wieder weiter. Schließlich kamen wir in ein Cafè, in das er sich reinsetzte und auf etwas zu warten schien. Auch ich suchte mir einen Tisch möglichst nah an seinem, aber bloß nicht zu nah das wäre zu auffällig und er würde mich vermutlich noch für sein Date halten, was in diesem Moment durch die Tür schwebte. Sie sah mir wirklich ähnlich, der einzige Unterschied war vermutlich der Klamottenstil, ich hatte eine zerrissene Hose und einen weiten Pullover an, sie dagegen ein fast elfenhaftes Kleid und süße Ballerinas. So viel also zu meinem Modebewusstsein. Auf einmal fiel mir noch ein wichtiges Detail ein, das mein Chef aber nur am Rande erwähnt hatte. Er hatte von einem höchstens 18-jährigen Mädchen den Auftrag bekommen, Jojo zu überwachen und herauszufinden, mit wem er sich traf. Das war ja mal wieder typisch mein Chef, die für mich wichtigsten Details nur in einem Nebensatz erwähnen. Manchmal würde ich das Praktikum echt gerne abbrechen aber dann fällt mir ein, dass ich dafür erstens Geld bekomme, was ziemlich hilfreich ist bei meinem wenigen Taschengeld und außerdem würde es meine Chancen steigern, später einen Ausbildungsplatz bei der Polizei zu bekommen. Das wollte ich auf keinen Fall aufs Spiel setzen, denn ich hatte mich schon immer für Mord und Verbrechen interessiert und zu meinen Lieblingsserien gehörten sämtliche Krimiserien und „Alarm für Cobra 11“ die war zwar so gar nicht real aber total amüsant.
Jojo und die Unbekannte schienen sich auch zu amüsieren, zumindest lachten sie die ganze Zeit über und umarmten sich zum Abschied, was das Zeichen für mich war mich auf eine weitere Verfolgung bereit zu machen, meinen Kaffee hatte ich vorsichtshalber schon vor 10 Minuten bezahlt, so dass ich jetzt nur noch aufspringen und mich unauffällig unter die Leute mischen musste. Jojo ging in Richtung Stadtpark, auch dort machte er es sich wieder gemütlich und schien auf jemanden zu warten. Das war schonmal sehr auffällig, ich holte also meinen Stalker-Block, wie ich ihn nannte, aus meiner Tasche und notierte meine bisherigen Beobachtungen. Schon nach wenigen Minuten setzte sich ein brünettes Girl neben ihn, sie schienen sich gut zu kennen, denn sie begrüßten sich mit zwei Bussis auf die Wangen. Mit diesem Mädchen schien er sich nicht so sehr zu amüsieren, nicht dass ich etwas von ihrem Gespräch gehört hätte, aber er wirkte sehr nervös und sein Lachen gespielt. Das schien nach einiger Zeit auch das Mädchen zu merken, denn sie klatschte ihm eine und stolzierte dann eingeschnappt davon. Jojo saß noch ein paar weitere Minuten emotionslos auf der Bank, stand dann aber auch wieder auf und setzte seinen Mädchen-Marathon fort.

To be continued...

Zwei


Sein nächstes Date hatte er an der großen Statue mitten in der Stadt, dort trafen sich alle, die cool waren oder es sein wollten. Ich gehörte vermutlich eher zu letzteren auch wenn mich an diesen Ort eigentlich nur meine Stalkopfer brachten.

Impressum

Texte: (c) by me
Bildmaterialien: weheartit.com
Tag der Veröffentlichung: 08.03.2012

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