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Es war Montagmorgen und ich stand schon in der Küche um mir mein Frühstück herzurichten.
Es war der erste Schultag nach den Sommerferien und große Lust hatte ich nicht besonders.
Ich würde nun in die elfte Klasse der High School in Metaline Falls kommen und mich als eine der Juniors nennen dürfen. Wenn ich zurück denke wie ich mich immer früher gefreut hatte, endlich auf die High School gehen zu dürfen, bin ich jetzt jedoch froh, dass das alles bald vorbei ist. Noch zwei Jahre würde ich schon packen.
Ich habe mich mit meinen Cornflakes auf den Tresen der Küche gesetzt und sah meiner Tante Jennifer dabei zu, wie sei meinem kleinen Bruder Dominik das Pausenbrot schmierte.
„ Jenn, wenn du weiterhin Dominiks Brote schmierst wird er´s in zehn Jahren noch nicht selbst machen können.“ Sie sah auf und warf mir grinsend ein kleines Stück Wurst entgegen.
„Du bist doch nur neidisch, dass du nicht so einen Luxus hast, Schätzchen.“ Sie zog eine Grimasse und widmete sich wieder den Broten.
Mit vollgestopften Mund antwortete ich ihr: „Aber sischer doch, ein Brof zu schmieren ift ja auch scho eine Arbeit.“ Sie kicherte und meinte nur, „Schluck erst mal runter und erzähls mir dann noch mal. Ich habe nämlich nur die Hälfte von dem was du da brasselst verstanden.“

Ich und mein Bruder wohnten bei Jennifer, da meine Mum schon sehr früh starb und mein Vater sich nicht mehr hat blicken lassen als Dominik geboren worden war. Ich war wirklich froh, dass wir sie hatten denn sonst wären Dominik und ich in eine Pflegefamilie gekommen und würden getrennt werden. Dominik und ich waren ein Herz und eine Seele. Wir konnten uns bis jetzt immer alles erzählen und anvertrauen. Er ist fast zwei Jahre jünger als ich, also 15. Er hatte heute seinen ersten Tag in der High School. Ihm würde es wohl jetzt genauso gehen wie mir damals. Es war schön zu sehen wie er langsam Erwachsen wurde und anfing sich langsam auch für Mädchen zu Interessieren. Aber auch schwer. Ich fühlte mich schon immer verpflichtet auf ihn aufzupassen und hatte Angst etwas falsch zu machen. Klar war da auch noch Tante Jennifer, aber ich fühlte mich als große Schwester mit Verantwortlich. So müssten sich Eltern wohl auch ständig fühlen. Wenn ihre kleinen Babys langsam anfingen nicht mehr mit Puppen oder Autos zu spielen sondern auf Partys gingen und sich mit den anderen Geschlecht anfreundeten.
Ich war gerade fertig mit meinen Cornflakes als Dome durch die Tür kam. Er sah meinen Vater sehr ähnlich. Die gleichen dunkelgrünen Augen mit einem Hauch braun. Die dickeren Augenbrauen. Die gerade Nase….nur sein Gesicht war nicht so markant wie das meines Dads.
Die Haarfarbe jedoch hatte er von Mum. Dunkelblond die er etwas länger trug. Mädchen liebten seine Haare. Es war ein drang, einfach einmal richtig mit den Händen durch zu fahren. Wenn man mich dagegen ansah, würde man denken ich wäre adoptiert. Ich habe nicht viel von meinen Eltern. Ich habe schwarz gefärbte Haare, da ich meine damals dunkelblonden Haare nicht ausstehen konnte, ich nannte diese Farbe immer “Straßenköterblond“, grün-graue kleinere Augen, eine Stupsnase und einen, meiner Meinung nach, schön geformten Mund. An meine Eltern oder Dominik kam ich trotzdem nicht ran.

Als Dominik und ich fertig waren, verabschiedeten wir uns noch von Jennifer und machten uns auf den Weg nach draußen. „Wenn ich endlich 16 bin, fahr ich.“ sagte Dominik an mich gerichtet als wir in mein Auto stiegen. Ich schaltete den Motor meines weißen Ford Fiesta´s ein und sagte nur neckend „ Dazu brauchst du erst einmal den Führerschein, Sweetheart. Außerdem bin ich die ältere also darf ich auch fahren.“ Ich grinste ihm entgegen und er schüttelte nur seinen Kopf.
„Und bist du schon aufgeregt? Dein erster Tag an der High School, meine Güte wie die Zeit vergeht.“
Dome schwieg einen Moment und meinte dann nur „ So ein Schwachsinn, ich bin doch nicht aufgeregt.“ Er versuchte locker rüber zu kommen aber ich wusste, dass er nervös war. Er wollte schon immer früh zeigen, dass er reif war und nicht so wie die anderen Jungs in seinem Alter. Das war eine große Stütze. Jedoch aber fand ich, dass er dadurch einen Teil seiner Kindheit nicht wirklich erlebte.

Als wir die Schule erreichten, sah ich schon ein paar meiner Freunde auf dem Parkplatz stehen.
Eine Freude stieg in mir auf und ich fing an zu grinsen. „Du tust grad so als hättest du deine Leute schon seit Wochen nicht gesehen. Wie lang ist es jetzt her..hmm, ähm zwei Tage?“ Ich parkte meinen Wagen in der Nähe meiner Freunde und boxte Dome leicht in die Seite. „ Zwei Tage sind manchmal sehr lang. Und schau mal da vorne ist Daniel.“ Ich zeigte mit dem Zeigefinger auf den Freund meines Bruders. Ich hörte wie er erleichtert Luft ausatmete.
Wir stiegen aus und Dome wollte schon ohne ein Wort gehen als ich ihm ein „Viel Spaß…äh ja, bis später.“ hinterher rief. Nun, Hauptsache er hat schon einen seiner Freunde gefunden, dachte ich mir. Auf dem Weg zu meiner Clique, winkte mir Tanja schon hektisch zu. Tanja war einer meiner besten Freunde die ich hatte. Wir waren schon im Kindergarten zusammen und seitdem unzertrennlich. Ihre braunroten Locken hüpften leicht als sie mir entgegen kam und mich dann in den Armen schloss. „Ah es sind zwar erst paar Stunden her als ich dich gesehen habe, aber ich habe dich trotzdem vermisst.“ Wir beide lachten und gingen zu unseren anderen Freunden. Wir umarmten uns alle und blickten erstmal auf den Parkplatz umher um neue Gesichter zu entdecken. Die Mädchen und Ich konnten in den Sommerferien über gar nichts anderes mehr reden, als davon, dass vielleicht neue Jungs auf unserer Schule kommen würden.
Dennis, auch einer meiner besten Freunde, trat neben mich und legte den Arm um meine Schulter. Er war ungefähr ein Kopf größer als ich. Was bei meiner Größe selten war. Ich bin 1,78m und die Jungs heut zu Tage sind meistens kleiner als ich. Nicht sehr aufmunternd wenn man auf Beutefang war. Das grad, einer meiner besten Freunde, einer von wenigen war, der größer war als ich, war noch wenig aufmunternder. Dennis hatte aber Glück, dass er nicht in meinem typischen Beuteschema hinein passte. Er war ein Sunnyboy. Blonde längere Haare, blaugrüne Augen, netten kleinen Mund und glatt rasierte Haut. Ok, ein Pluspunkt jedoch war, dass er erstens größer war als ich und dass er ein wirklich guten Charakter hatte.
Wir blickten umher aber ich erkannte noch niemanden, der mir jetzt großartig aufgefallen wäre. „ Tja, da habt ihr Mädchen euch wohl zu früh gefreut. Außer vierzehn bis fünfzehn Jährige Schüler, sind wohl dieses Jahr keine neuen Jungs gekommen. Tut mir leid, Bella Swan.“ Ich wusste worauf Dennis hinaus wollte. Er war letztes Jahr einer der neuen an der Schule gewesen und hatte das Glück das Susan, ein kleines, nettes, blondes Mädchen aus unserer Clique, ihn für sich reserviert hatte. Es hatte nicht lange gedauert bis er zu uns gehörte. Er passte einfach perfekt zu uns.
„ Hmm, freu dich nicht zu früh Edward Cullen, der Morgen ist noch jung.“ Ich sah zu ihm auf und wir beide mussten anfangen zu lachen. Ich war wirklich stolz, dass Dennis zu uns kam. Neben Tanja war er der wichtigste meiner Freunde. Wir hatten uns von Anfang an so gut verstanden und waren auf der gleichen Wellenlänge, dass es nicht lange dauerte bis wir uns dumme Kosenamen gaben. Wie wir grad auf <<Bella Swan>> und <<Edward Cullen>> kamen, wussten wir auch nicht genau. Wir wurden wohl auch vom “Twilight-Wahn“ angesteckt. Naja, Dennis wohl eher von uns, denn Jungs mögen diesen Film ja überhaupt nicht. Wers glaubt.
„ Ich krieg n Date wenn du verlierst.“ Er hielt mir die Hand hin. Ich nahm sie und wir schlugen ein. „ Und ich ne Fußmassage.“ Ich zwinkerte ihm entgegen. Dennis hasste Füße. Ein gutes Druckmittel, was ich schon sehr früh fest stellte. Tanja die grad bei Susan und Benny stand sah zu uns rüber und schüttelte nur den Kopf. Sie war auch nur einer der wenigen die unsere “Art von Humor“ verstand. Ich sah von weiten noch einmal meinen Bruder, der inzwischen auch mit mehreren seiner Freunde zusammen war, was mich sehr beruhigte.
Als der Parkplatz langsam leerer wurde, merkten wir, dass es an der Zeit war, endlich hinein zu gehen. Wir waren schon auf den Treppen, als ein lautes Motorengeräusch hinter uns, die meisten zum stehen gebracht hatte. Mehrere Schüler drehten sich um und sahen, wie ein Junge auf einem Motorrad, gerade versuchte einen passenden Parkplatz zu finden. „Wer ist denn das?“ fragte Susan an Tanja gerichtet. „Keine Ahnung, ich kann mich an keinen Schüler mit einen Motorrad erinnern“ antwortete Tanja. Der Junge kam zum stehen, als er ein Parkplatz gefunden hatte und stieg ab. Es war eine sehr elegante Bewegung wie mir auffiel. Er trug eine Blue Jeans mit einer Motorradjacke. Mehr konnte ich von der Entfernung nicht erkennen. Als er seinen Helm abzog, hörte ich ein paar andere Mädchen enttäuscht stöhnen. Er hatte noch so ein Ding vor dem Gesicht was Motorradfahrer trugen. Fragt mich nicht wie man das nennt. Also konnte man ihn nicht erkennen.
Dennis stupste leicht gegen meine Schulter und sah mich an. „Komm gehen wir rein sonst kommen wir noch zu spät. Wir müssen unseren Stundenplan noch abholen und da drinnen ist bestimmt die Hölle los.“ Ich nickte ihm zu und wollte Tanja mit ziehen, die aber den Kopf schüttelte und auf den Jungen deutete. Ich rollte mit den Augen und zwinkerte ihr danach zu. Sie wird mir später noch erzählen was es mit den Typen auf sich hat.
Als Dennis und Ich im Sekretariat ankamen, standen ein paar Schüler schon in einer Schlange. Wir stellten uns dazu.
„ Sieht wohl ganz so aus als würde ich bald eine Fußmassage bekommen.“ Ein Junge vor mir drehte sich um und sah mich komisch an. Dennis musste lachen und räusperte sich. „Sag mir davor bescheid, damit ich mir noch einen davor antrinken kann. Ich will nicht am Anfang des neuen Schuljahres schon von Alpträumen verfolgt werden.“ Ich boxte ihm leicht auf den Arm und sah ihn ungläubig an. „ Also ich bitte dich. Meine Füße sind das schönste was du am Anfang des Jahres in die Hände bekommst.“ Der Junge vor mir sah noch einmal leicht von der Seite zu uns rüber. „Nun ja, dazu sage ich jetzt nichts, Bells. Und jetzt lauf wir sind gleich dran.“ „ Jo, Jo Käptn.“ Dennis beugte sich mit seinem Gesicht leicht zu mir nach unten. „Es heißt “Ai, Ai“ ,Darling.“
„Leck mich.“ Er grinste mich an.
„Sag mir wann und wo und ich mache es sofort. Natürlich nur wenn die Fußmassage dadurch ungültig wird.“
„Darauf kannst du lange warten.“ Der Junge vor uns war gerade fertig und sah uns noch einmal sehr merkwürdig an bevor er ging. Am Tresen des Sekretariats grinsten Dennis und Ich Mrs. Beibel an und sagten im Chor:“ Den Stundenplan, bitte.“ Mrs. Beibel sah uns fragend an und wir sahen ihr nur mit großen Augen entgegen.
„Dazu bräuchte ich die Namen und Klassen bitte. Ich kenne leider die Schüler nicht auswendig.“ Dennis und Ich mussten ein lachen unterdrücken und die Sekretärin wirkte leicht genervt. Als wir unsere Namen und Klassen endlich heraus brachten, gab Mrs. Beibel uns unsere Stundenpläne und wir machten uns wieder auf den Weg zum Schulflur. Die Schlange ging jetzt schon raus bis zum Flur und ich sah Tanja mit den anderen am Ende stehen. Wir gingen zu ihnen rüber und sie sah total aufgeregt aus. „Was ist denn mit dir passiert?“ fragte ich sie als wir ankamen. „Oh gott, Vanessa. Der Typ vorhin mit dem Motorrad. Oh mein Gott…!“ Sie holte tief Luft und ich sah sie erwartend an. „ Was ist denn mit ihm? Ich muss ihn zwar schon mögen da er mir eine Fußmassage ermöglicht hat…“ Dennis warf mir einen grimmigen Blick zu. „ Aber was muss wohl passiert sein, dass du so ein hüpfendes, hyperaktives Känguru geworden bist?“ Tanja musste über meine Bemerkung lachen, doch dass brachte sie trotzdem nicht runter. „Vanessa, unsere Erwartungen wurden übertroffen. Dieser Typ...Oh mein Gott..“
„TANJA!“
„Ja schon gut, schon gut. Er schaut so…umwerfend aus.“ Wie bitte, sagte sie gerade „Umwerfend?“ Okay, stellen wir uns mal ein Junge vor der...umwerfend aussah. Ich konnte mir unter so etwas nur schleimige, kleine Jungs vorstellen, die einen entgegen grinsten und unmögliche Kleidungen trugen. Also verwarf ich den Gedanken schnell wieder. Jungs nennt man heiß, geil, hübsch ( das sind aber wirklich nur Ausnahmen) oder einfach nur wow. Aber niemals…umwerfend.
Tanja hatte wohl meinen verstörten, überlegenden Blick und das entsetzen im Gesicht am Ende gesehen und verbesserte sich schnell „ Nein, nein. Nicht so wie du dir jetzt vorstellst.“ Uii, konnte sie das wirklich? „Mit umwerfend meinte ich eigentlich nur, dass mir kein Wort dazu einfallen könnte was DAS beschreiben könnte.“ Ok jetzt wurde ich aber wirklich neugierig.
„ Wie er, nachdem er von dem Motorrad abgestiegen war, und sein Helm abgezogen hatte und danach sein komisches Ninija Tuch...“ Puh, ich bin nicht die einzige die dieses Dings nicht benennen konnte. „…abgezogen hatte… Vanessa, ich sage dir, der Typ ist Channing Tatum, Jonny Depp, Robert Pattinson, Zac….“Einen Moment lang, schwirrten meine Gedanken herrlich herum, bei den wunderschönen Namen die ich da gerade hörte, doch ich wurde wieder wach als ich merkte, wie Dennis versuchte, Tanja etwas mit einen Kopf nicken, werfen oder schütteln, was immer das auch sein mochte, klar machen wollte sie zum schweigen zu bringen. „…in einen…“ Tanja sah Dennis und verstummte. Als mir klar wurde, was jetzt auch wohl Tanja klar wurde, was Dennis meinte, drehte sich Tanja um. Ihr Kopf wurde Knallrot. Der, nach Tanja benannte umwerfende Junge, stand direkt hinter ihr. Mir flog die Kinnlade runter. Der Junge räüsperte sich. „Ähem, ich will euch ja nicht stören, ich danke dir, dass du mir so viele tolle Namen gibst, aber du kannst mich auch einfach Jeremy van Blazen nennen.“ Tanja starrte ihn mit großen Augen und feuerrotem Gesicht entgegen. Oh Gott, war diese Situation gerade peinlich. „…öhm, eh he he, hmm… joa. Jeremy…“ Und wie es sich raustellte, konnte sie nicht peinlicher werden. Dennis übernahm das Wort und ich war ihm wirklich dankbar dafür. „ Hey Jeremy, ich bin Dennis, und das sind Tanja und Vanessa. Wie es ausschaut bist du neu hier?“ Für einen Sekundenbruchteil sah Jeremy mich an und neigte dann den Kopf zu Dennis. „Ja sieht so aus. Nicht gerade der tollste Zeitpunkt um die Schule zu wechseln, aber musste halt sein.“ Gott war seine Stimme männlich. Erst jetzt nahm ich das wahr, was Tanja mir die ganze Zeit versucht hatte zu erklären. Man konnte es wirklich nicht in Worte fassen. Jeremy war so….anders. Nicht ein typischer „WOW“ Faktor, aber er hatte etwas an sich…was noch viel besser war. Und er war tatsächlich ein bisschen größer als ich. Vielleicht 1,83cm, hatte braune- fast schwarze Augen, dickere perfekt geformte Augenbrauen, eine gerade Nase und ein wirklich attraktives markantes Gesicht. Seine Haarfarbe jedoch, konnte ich nicht richtig definieren. Sie hatten etwas von Schwarz aber es war auch ein Schimmer von braun drin, was dann wieder leicht ins rötliche ging. Ihr könnt euch dadurch glaube ich nichts Wirkliches vorstellen außer ein Mensch, der wahrscheinlich ein Friseurunfall hatte.
Jeremy merkte wohl wie ich ihn musterte und sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Dennis entging das nicht und richtete wieder das Wort an ihn.
„Und woher kommst du ursprünglich?“ Tanja und ich starrten ihn an.
„Aus Versailles. Frankreich.“ Ich wusste doch, dass er einen fremden Akzent hatte. Aber was brachte ihn dazu, aus Frankreich nach Amerika zu ziehen?
„Wow, ich liebe Frankreich. Ich hab dort auch schon mit meinen Eltern Urlaub gemacht.“ Ich sah Dennis fragend an. „ Tja Bells, du weißt eben immer noch nicht alles von mir.“ Er zwinkerte mir zu und sah wieder in Jeremys Gesicht. „Ja Frankreich ist wirklich schön. Aber naja, Amerika ist ja auch nicht ohne. Ich lern gern neues kennen. Auf Dauer immer das Gleiche, wird mir zu langweilig.“
„Oh, das kenn ich gut.“ Susan übernahm das Wort. „Ich bin Susan, hi, nett dich kennen zu lernen.“ Sie reichte ihm die Hand und Jeremy nahm sie entgegen. „Hi, Jeremy. Freut mich.“
„Wenn du willst, kann ich dir ja in der Pause ein bisschen unsere Schule zeigen. Wo wir abhängen oder so.“ Susan hatte sich also ein neues Opfer reserviert. Tanja sah leicht verärgert aus. Jeremy tat mir jetzt schon leid. Er würde in naher Zukunft bestimmt einen Schulkrieg zwischen Mädchen verursachen. „Ja, das wäre nett.“ Und Jeremy lief ahnungslos auch noch in die Falle hinein. Tanja richtete sich an Susan „Naja, holen wir uns jetzt erst einmal unseren Stundenplan ab. Es wird bald klingeln.“ Susan machte kleine Augen und willigte ein.
„Ok dann bis gleich. Ich gehe mit Dennis schon mal voraus. Ehm, hat mich gefreut Jeremy.“ Jeremy schenkte mir nur ein Nicken und ich zog Dennis mit mir mit.
Ich hatte die meisten Kurse mit ihm zusammen. In der ersten Stunde hatten wir Geschichte mit Mr. Noise. Unterricht hatten wir noch nicht, da erst alles besprochen werden musste. So ging wenigstens die Zeit schneller vorbei.
Physik hatte ich mit Tanja und Jeremy zusammen. Jeremy saß alleine hinten in der Ecke. Er hatte sich kaum gemeldet oder am Unterricht teil genommen. Er war wohl doch nicht so locker wie er zu übermitteln versucht hatte. Die gesamte Pause verbrachte Susan damit, Jeremy die halbe Schule zu zeigen. Sie kamen auch mal kurz an unseren Stammplatz vorbei, einen großen Tisch unter einen Baum auf einer Wiese neben der Cafeteria, um zu zeigen wo wir, sie meinte aber eher sich selbst, uns aufhalten, wenn wir frei haben. Es fiel mir immer mehr auf, dass Jeremy jeden ein Blick würdigte außer mir selbst. Schon beim Vorstellen hatte er mir nur eine Sekunde in die Augen gesehen und beim verabschieden hatte er mir nur ein Nicken geschenkt. Während er mit Dennis und Susan mehrere Sätze sprach. Mit Tanja hatte er es versucht, aber sie war voller Scham um zu antworten.
Nach der Schule trafen wir uns alle noch einmal auf dem Parkplatz um uns von unseren ersten Schultag zu erzählen. Dominik kam auch dazu und ich nahm ihn in den Arm. Oder versuchte es zumindest. Er befreite sich sofort wieder. Er war wohl noch in dem Alter wo so etwas peinlich war.
„Und wie war euer erster Tag?“ fragte Dennis in die Runde. „Außer das ich Mrs. Novel in zwei Kursen habe, war eigentlich alles gut.“ Antwortete Tanja. Mrs. Novel war der Hausdrache und nach Tanjas Meinung nach, hatte sie es auf Tanja abgesehen.
„Ja bei mir eigentlich auch. Den Rest kann ich erst am Ende der Woche sagen.“ Teilte ich mit. Susan sah uns an. „Also für mich ist der Tag eigentlich sehr erfolgreich gewesen. Ihr wisst nicht was ich alles über Jeremy heraus bekommen habe. Hört euch das an, er hat einen Zwillingsbruder Namens Steve, und wohnt noch in Versailles. Ist das nicht der Hammer?“. Gott gibt es also doch, er hatte uns gleich zwei dieser schönen Geschöpfe erschaffen. „Und er wohnt alleine in dem alten Anwesen nahe am Wald, an der Grenze von Metaline Falls. Ganz alleine. Dort müssen wir mal ne Party machen. Und was noch komisch war, ist das es so aussah als würde er sich hier schon auskennen, als ich ihm die Schule zeigte. “
„Wie kann es sein das ein Junge der auf der High School ist, sich so etwas leisten kann?“ fragte Tanja an den anderen gerichtet.
„Hmm, reiche Eltern. Sechser im Lotto. Da gibt es viele Möglichkeiten. Ich meine, er zieht einfach mal von Frankreich nach Amerika und schaut euch mal die Maschine an.“ Meinte Dennis und wir alle sahen auf das Motorrad, das auf dem Parkplatz stand. Ich als Frau sah da nur einen Haufen Metall. Jungs sahen da wohl eher ein Schmuckstück. „Die Maschine allein muss ein Vermögen gekostet haben.“
„ Würde mich schon mal Interessieren, wie es sich anfühlt mit so einer Kiste zu fahren.“ murmelte mein Bruder neben mir.
„Man kann es auf jeden fall nicht in Worte beschreiben.“ Als hinter uns eine Stimme erklang, drehten wir uns alle um. Jeremy stand da mit einen lächeln auf den Lippen. „ Das Teil ist von meinem Vater. Ein Geschenk.“ sagte Jeremy. Also doch reiche Eltern, dachte ich mir.
„ Kann ich sie mir mal näher anschauen?“ fragte Dennis an Jeremy gewandt. „Sicher.“ Dennis, mein Bruder und Jeremy machten sich auf den Weg zu dem Motorrad. Ab da konnte ich nichts mehr verstehen, denn wenn Jungs anfingen, über Autos oder sonstiges zu reden, klang es für mich wie Chinesisch. Die Mädchen und ich schauten den Jungs zu wie sie das Motorrad streichelten als wäre es aus Glas. Susan war die erste die anfing zu sprechen. „Also, der Junge ist zu gut um wahr zu sein. Ob er wohl eine Freundin in Frankreich hat?“
„So wie wir dich kennen, wäre das die erste Frage gewesen die du ihm gestellt hast.“ kicherte Tanja. Susan sah sie grimmig an.
„Nein, bei ihm habe ich eine Ausnahme gemacht. Bei ihm will ich alles richtig machen.“ Susan zwinkerte uns zu. „Sollen wir mal rüber zu den Jungs gehen?“ fragte ich die beiden. Sie nickten und wir machten uns auf den Weg. Sie redeten immer noch Chinesisch.
Susan drängelte sich an Dennis vorbei um an Jeremy heran zu kommen. Sie hatte zwar bei vielen mit dieser Masche Erfolg, aber so wie mir Jeremy bis jetzt rüber kam, würde es bei ihm nicht klappen.
Sie lächelte ihn an und klimperte mit ihren Augen. „Willst du mir nicht mal zeigen, wie es sich anfühlt mit diesem Ding zu fahren? Ich meine…mich natürlich nur als Beifahrer.“ Jeremy fing an zu grinsen und sah auf den Boden. Es sah so aus als würde er über irgendetwas lachen.
„Immer das gleiche mit den Frauen.“ sagte Jeremy immer noch grinsend. Tanja und ich sahen uns verständnislos an. Susan machte ein komisches Gesicht.
„Keine Angst, war nicht böse gemeint.“ Meinte Jeremy, dem das Fragezeichen auf Susan´s Stirn nicht entgangen war. „ Ich habe nur gerade laut Gedacht. Nun ja, ich habe keinen zweiten Helm dabei. Tut mir leid.“ Susan sah nun etwas traurig drein. „Kein Problem, vielleicht ein anderes Mal.“
„Jap...“ sagte Jeremy knapp und sah mir dabei in die Augen. Irgendetwas war komisch an diesen Typen. Tanja musste das wohl auch aufgefallen sein. Den Blick den sie die ganze Zeit über schon gehabt hatte kannte ich. Ihr gingen gerade wohl auch hunderte von Fragen durch den Kopf. Dennis und Dome redeten immer noch über das Motorrad und sahen jeden kleinsten Winkel an. Jeremy jedoch blickte mich noch immer an und ich wusste nicht, warum er mich auf einmal wahr nahm. In der Schule hatte er auf jeden fall noch kein Interesse daran gehabt.
„Ist irgendetwas?“ fragte ich ihn leicht genervt. Er fing wieder an zu grinsen.
„Darf ich dich nicht anschauen?“ Der hatte vielleicht Nerven. Den ganzen Tag lang Ignorierte er mich und jetzt auf einmal redete er mit mir.
„Naja, schon. Aber…ach keine Ahnung.“ Es nervte mich das ich keine gute Antwort parat hatte. Jeremy dagegen schien es aber sehr zu amüsieren.
„Dann ist ja gut. Dann kann ich dich ja öfters anschauen.“ Susan sah ein wenig verärgert aus. Ich konnte sie gut verstehen. Sie hatte es nicht gern, wenn ihre “Reservierungen“ kein Interesse an ihr zeigten.
„Dominik wir gehen.“ Sagte ich an meinen Bruder gerichtet aber sah Jeremy immer noch fest in die Augen. Dieses Spiel würde er nicht gewinnen.
„ Warum denn jetzt schon? Wir haben doch noch genügend Zeit.“
Jeremys Mundwinkel zuckten leicht als mein Bruder antwortete.
Ich zog nur eine Augenbraue hoch. „ Du kannst auch gerne laufen.“
„Bells, lass ihn doch noch kurz. Wann haben wir schon mal so eine Göttin auf dem Parkplatz.“ Dennis alias Edward mit der Fußphobie, zwinkerte mir zu. Ich rollte nur mit den Augen. Jetzt hatte Jeremy auch noch gewonnen und ich musste weg sehen. „ Ok. Fünf Minuten. Ich muss noch mit Jenn reden bevor sie zum arbeiten geht.“ Dominik nickte mir zu und widmete sich wieder seiner Göttin. „Das mit heut Abend geht doch klar oder, Tanja?“ fragte ich.
„Um acht Uhr im Daileys. Als würde ich unsere Tradition vergessen.“ Sie lächelte mich an. Jeden Montagabend trafen sich unsere Clique im Daileys, einer der wenigen Bars in Metaline Falls. Das machten wir schon seit Monaten so. Ich sah in Susan´s Augen ein aufblitzen und sie sah sofort wieder zu Jeremy. „Hey, wenn du willst kannst du doch mit uns kommen. Dann siehst du schon ein wenig von Metaline Falls.“ Sofort verfluchte ich mich dafür, dass ich grad jetzt nach heut Abend gefragt hatte.
Jeremy zog leicht seine perfekt geformten Augenbrauen zusammen.
„ Mal schauen, vielleicht.“ Arroganter Idiot, dachte ich mir.
„Ich würde mich auf jeden fall freuen. Die anderen hätten bestimmt nichts dagegen.“ Susan blickte in die Runde, als niemand irgendetwas dagegen einzuwenden hatte, nickte sie Jeremy zu. „Es ist ganz leicht zu finden. Es ist nur eine Straße vom Bahnhof entfernt.“


Als mein Bruder und ich zu Hause ankamen, war Jennifer schon beim Arbeiten. Sie hatte uns das Mittagessen im Ofen gestellt und ein Zettel hinterlassen.


Musste schon früher anfangen. Essen ist im Ofen. Bis heute Abend…
Küsse, Jennifer.

P.s. Nessa komm heute Abend nicht zu spät nach Hause, morgen ist Schule =)



„Du machst das Essen warm.“ Meinte mein Bruder als er neben mich trat.
„Was würdest du nur ohne uns Frauen machen.“ Sagte ich ihm und zerstrubbelte seine Haare.
Als das Essen warm war, setzten Dome und ich uns ins Wohnzimmer und schalteten den Fernseher ein. Wie immer um diese Uhrzeit liefen fast nur Talkshows. Dome nahm mir die Fernbedienung weg und schaltete auf einen Musiksender. Während Dome mit vollem Mund mit summte, dachte ich noch mal an den heutigen Schultag und blieb bei Jeremy hängen. Ich konnte ihn sehr schwer einschätzen, zuerst diese Desinteresse und später dieser Intensive Blick den er mir gab. Diese wunderschönen Augen die sich in meine brannten und von denen ich nicht weg schauen konnte. Jetzt fing ich schon langsam an so wie Tanja zu reden. Wunderschöne Augen…aber die hatte er nun mal. Ein Franzose der einfach so aus Laune nach Amerika zog. Er hatte bestimmt einen Grund warum er das tat. Und ein kleiner Teil von mir wollte diesen Grund unbedingt wissen. Er hatte so etwas Geheimnisvolles an sich.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen als eine Nudel gegen meinen Kopf geworfen wurde. Erschrocken sah ich zu meinen Bruder der sich vor lachen krümmte.
„Was ist denn mit dir los?“
Dominik der immer noch lachte versuchte zu antworten. „Dein Gesicht gerade, du sahst aus als würdest du mit offenen Augen schlafen. Haha, zu geil.“
Ich sah ihn nur fassungslos an. „Und dann muss man gleich mit Essen nach mir werfen du Spinner?“ Ich musste grinsen und warf die Nudel wieder zurück. Heut war wohl mein persönlicher “ Essen nach Vanessa werfen“ Tag. „Ach ja, damit ichs nicht vergesse. Ein paar Freunde kommen heute Abend noch vorbei.“
„Gut, solang ihr alles ganz lässt und mein Zimmer in ruhe, ist es mir egal. Ich bin eh mit den anderen im Daileys.“
„Oh stimmt. Der Neue wird ja auch kommen.“
„Er sagte vielleicht. Und wenn schon. Susan hat ihn eingeladen. Nicht ich“
„Das hat ihm aber nicht wirklich Interessiert. Angestarrt hat er trotzdem nur dich.“
„Woher willst du das wissen? Du und Dennis wart doch mit eurer Königin beschäftigt.“
„Göttin.“ Jungs, dachte ich mir nur. Ich wollte darüber nicht mehr reden und stand auf um in die Küche zu laufen. Als ich fertig war mit abspülen ging ich hoch in mein Zimmer um an meinen Laptop zu gehen. Mein Zimmer war im Dachgeschoss und nicht sehr groß. Da war nur mein Bett unter dem Dachfenster hinten an der Wand. Ein kleines Sofa gegenüber, einen kleinen weißen Schrank, wo ich bestmöglich versuchte meine Kleidung zu verstauen, mit einem großen Spiegel daneben und meinen Schreibtisch mit Laptop. Als ich meinen Laptop hochgefahren hatte, loggte ich mich gleich bei MSN ein. Solang es versuchte sich einzuloggen, ging ich zu meinen Kleiderschrank um mir ein paar bequemere Sachen raus zu suchen. Ich zog mir meine graue Jogging Hose und ein flattriges weißes Tshirt über. Als ich gerade meinen Kopf durch das Shirt ziehen wollte, kam der alte bekannte MSN Ton, der bedeutete, dass ich eine Nachricht erhalten hatte.
Halb stolpernd setzte ich mich auf meinen Schreibtischstuhl. Tanja hatte mir geschrieben.


Tanja: Hellooooo
Vanessa: Wohoooo…was machst?
Tanja: Nix mich langweilen und überlegen was ich heute Abend anziehen soll xD und du?
Vanessa: haha du depp =) nix hab grad gegessen und jetzt Internet halt…
Tanja: Hai Susan schreibt mir grad so das sie Jeremy in Facebook gefunden hat. Die hat dem Knallhart glei ne Anfrage geschickt…
Vanessa: Ach was ^^ Konnte die sich sein Nachnamen merken???
Tanja: Ja anscheinend schon =).. ey du musst ihn dir ma anschauen…der hat Bilder von sich drinne…ich sag nur : WOW!!!
Vanessa: Oh gott jetzt hab ich Angst haha sag ma Name
Tanja: Du musst ihm aba n Antrag schicken…der hats Profil auf Privat gesetzt…Jeremy van Blazen
Vanessa: ja toll…dann hast du ihm ja au eine geschickt^^
Tanja: Susan hat mich gezwungen…sie will das ich ganz unauffällig gut über sie rede XD
Vanessa: ach gott…ok moment ich geh schnell schauen^^
Tanja: mach das^^



Jetzt war ich aber wirklich gespannt. Ich schlug die Seite auf und loggte mich ein. Ich hatte nichts Neues außer einem Freundschaftsantrag. Mir stockte der Atem. Jeremy hatte mir einen Antrag geschickt.


Vanessa: Tanja???
Tanja: ja? Was los findest ihn nich???
Vanessa: brauch ich gar nich…er hat mir n Fa geschickt…
Tanja: Hööö? Ja dann nehm an Hopp Hopp
Vanessa: lol ok…



Ich wurde auf einen Schlag nervös. Das kleine Profilbild was ich sah, sah so unglaublich gut aus. Es sah aus als wäre es ein Modebild von Calvin Klein. Ich hatte Angst auf “annehmen“ zu drücken. Fragt mich nicht warum. Ich wusste es selbst nicht. Als ich jedoch angenommen hatte schlug mein Herz wie verrückt. Das Profil öffnete sich nun groß auf meinen Bildschirm. In groß war dieses Bild noch Atemberaubender. Wenn ich an mein Profilbild dachte, einen Schnappschuss von Dennis mir und Tanja mit einer Grimasse, kam ich mir dagegen sehr dumm vor.
Ich sah mir seine Bilder an und musste staunen. Da waren mehrere professionelle Bilder die in Frankreich geschossen wurden. Als ich auf “private Bilder“ drückte, sah ich ein paar seiner Freunde oder Familie und…seinen Zwillingsbruder. Sie sahen sich zum verwechseln ähnlich. Nur die Haare von seinen Bruder waren kürzer. Da waren auch mehrere Bilder mit ihm und einen Mädchen. Sie war blond und als Bildbeschreibung stand da “Ashley und ich“. Sie war wirklich hübsch…und wenn ich raten dürfte, würde ich sagen sie wären ein Paar. Auf ein paar Bilder sahen sie auf jeden fall verliebt aus.


Vanessa: Hey Tanja, hast du die Bilder mit dem Mädchen gesehn?
Tanja: ja voll, glaubst du das is seine Freundin???
Vanessa: Ich weiss auch nich…es schaut schon auf paar Bildern so aus…das wird Susan bestimmt freuen^^
Tanja: haha sie sagt es ist bestimmt nur eine Freundin xD aber hast du seine Model Bilder gesehen? Sooooo woooow!!!!!
Vanessa: haha ja schaun schon gut aus…
Tanja: Jetzt tu nich so…dir gefallen sie auch ;)
Vanessa: jaaa ok sie schauen wirklich gut aus…oh wart ma ich hab ne Nachricht in Facebook bekommen…
Tanja: Ok



Als ich wieder auf die Seite wechselte flog mir die Kinnlade runter. Dort stand tatsächlich “neue Nachricht von Jeremy van Blazen“. Mein Gesicht glühte plötzlich wie verrückt.


Vanessa: Oh gott Tanja, er hat mir geschrieben…
Tanja: oooh und was????
Vanessa: Jeremy van Blazen sagt:
Hey :)
Tanja: Lol toll XD
Vanessa: haha lach nich…was soll ich machen????
Tanja: Hmm..ich würd ma sagen antworten =)
Vanessa: Oh gott ok XD
Tanja: oh gott :Dhalt mich am laufenden hihi
Vanessa:^^mach ich



Ich wechselte wieder auf Facebook und antwortete ihm.


Jeremy van Blazen: Hey :)
Jeremy van Blazen: bist du da???
Vanessa Darson: Ehm ja, hi :D sry war nich da…



Toller Anfang indem ich ihn anlog, dachte ich mir.


Jeremy van Blazen: Kein problem…ehm ich hab mir grad deine Bilder angeschaut….du warst mal blond????



Na toll. Jetzt hat er auch noch meine Bilder gesehen die Steinalt waren. Ich war damals blond und hatte sie mir vor ca. einen Jahr, als Dennis kam, schwarz gefärbt. Nun trug ich schwarze Haare mit einem Pony.
Dennis sagte so kommen meine grünen Augen viel besser zur Geltung. OK ich gebe es zu, ich war am Anfang ein klein wenig in Dennis verliebt. Aber nur ein klein wenig.


Vanessa Darson: Ehm ja :D hab sie mir vor n Jahr ungefähr gefärbt.
Jeremy van Blazen: Nix gegen dich aber blond stand dir sehr gut. Erinnerst mich ein bisschen an jemanden so.



Mir fielen wieder die Bilder von Jeremy mit dem Mädchen ein. Na toll, tolles Kompliment, wenn er dieses Mädchen meinte.


Vanessa Darson: aha, und an wen???
Jeremy van Blazen: ich glaub nicht das du sie kennst. Ist ne Französische Schauspieler.
Jeremy van Blazen: Schauspielerin meinte ich :)
Vanessa Darson: Ah ok hehe…
Jeremy van Blazen: Naja, auf jeden fall wars nicht bös oder schlecht gemeint. Mit schwarzen Haaren schaust du natürlich genauso gut aus ;)



Und was sollte das jetzt werden? Versuchte er etwa gerade eben wirklich mir Komplimente zu machen?


Vanessa Darson: hmm ja danke hehe :D
Jeremy van Blazen: haha kein Problem…was ich eigentlich sagen wollte ist das ich heut abend schon mit komme…wenn du nix dagegen hast
Vanessa Darson: Warum sollte ich???
Jeremy van Blazen: keine ahnung…scheinst nicht so gut auf mich zu sprechen zu sein ;) kam heute nur so rüber



Das verstand ich jetzt noch weniger. Er hatte doch mich ignoriert. Oder nicht?


Vanessa Darson: Nein eigentlich nicht…es kam mir eher so vor, als würdest du auf mich nicht gut zu sprechen zu sein :D
Jeremy van Blazen: Nicht wirklich :D deine Freundin hatte mich nur ein wenig abgelenkt…aber hey ich muss abhauen. Wir sehen uns heute Abend ok? Bis dann…
Jeremy van Blazen ist offline



Hmm ok, das ging jetzt schnell. Ich wusste gerade eben nicht, was ich denken sollte. Als ich wieder einigermaßen zu mir kam, schrieb ich Tanja alles und sie konnte sich auch nicht erklären warum er so sei.
Als ich den Laptop runter fuhr ging ich ins Badezimmer im ersten Stock um in der Badewanne das Wasser einzulassen. Ich streute noch ein wenig von meinen Lieblingsbadezusatz, dass nach Kirschen roch, dazu.
Als die Wanne halbvoll war, machte ich das Wasser aus und entkleidete mich um mich hinein zu setzen. Meine Muskeln entspannten sich sofort. Der Tag war ohne großen Aufwand ein wenig anstrengend gewesen.
Mir ging Jeremy einfach nicht aus den Kopf und ich hatte auch ein bisschen Angst was uns, oder besser mir, heute Abend erwarten würde.

Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn als es an der Tür klopfte, waren meine Hände schon ganz schrumpelig vom warmen Wasser. Als ich mich ein wenig aufrichtete, merkte ich, dass das Wasser schon lauwarm geworden war. Ich war wirklich eingeschlafen.
„Hey du Wasserratte. Ich muss aufs Klo.“ Dominik stand vor der Tür.
„Ehm, ja sofort. Ich muss mir noch schnell die Haare waschen.“
„BEEIL DICH!!!“ er musste wohl sehr dringend. Als er die Treppen runter lief hörte ich noch wie er <<Weiber>> vor sich hin murmelte. Ich wusch mir schnell die Haare und stieg dann aus der Wanne aus. Ich zog mir frische Kleidung an und ging wieder hoch in meinen Zimmer. Dort föhnte ich mir die Haare glatt und cremte mich ein. Es war schon sechs Uhr abends. Ich hatte wohl fast eine Stunde in der Badewanne geschlafen. Ich ging zu meinen großen Spiegel neben dem Schrank und wollte mich ein wenig hübsch machen. Nein, nicht weil ich wusste, dass Jeremy heute Abend kommen würde. Ich schminke mich eigentlich so gut wie immer. Ich machte mir ein wenig Make Up, schwarze Wimperntusche ein wenig Kajal und zum Schluss ein hauch von rosé Lip Gloss drauf. Meine Haare würde ich glatt lassen. Fertig mit dem Gesicht, ging ich rüber zu meinen Schrank und öffnete ihn. Ich bräuchte echt bald einen neuen, denn dort quoll schon alles raus. Ich kniete mich hin und durchsuchte den Haufen. Ich entschied mich für ein schwarz-weißes Tanktop, einer schwarzen Strickjacke und einer blauen Röhrenjeans. Dazu würde ich meine schwarzen Pumps, die aber einen nicht zu hohen Absatz hatten, an ziehen. Auf Schmuck verzichtete ich. Ich trug so gut wie fast nie Schmuck.
Als ich auf die Uhr sah war es fast sieben Uhr. Ich hatte also noch ein wenig Zeit um ein bisschen Musik an zuhören um in Stimmung zu kommen. Oder vielleicht auch um nicht permanent an Jeremy denken zu müssen. Es war wirklich verrückt. Ich kannte diesen Typen gar nicht. Doch er hatte irgendetwas was auf mich sehr Interessant wirkte. Nicht nur wegen seinen guten Aussehen.
Ich machte gerade eines meiner Lieblingslieder an <<Lets get Lost-Beck and Bat for Lashes>> und setzte mich auf mein Bett. Wie es der Zufall wollte, musste ich mal wieder an Jeremy denken. Er sah auf seinen Bildern mit seinen Bruder…und diesem Mädchen, glücklich aus. Sein Gesichtsausdruck war anders als der von heut morgen. Als wäre er ein anderer Mensch. Jetzt interessierte es mich noch mehr, warum er wohl nach Metaline Falls gekommen war. Ich musste wieder an Susans Worte denken, „Es sah so aus als würde er sich hier schon auskennen, als ich ihm die Schule zeigte.“, hatte sie gesagt. Vielleicht war er ja schon einmal da, weil Verwandte oder so hier wohnten. Warum sonst, zieht man grad nach Metaline Falls? Hier gibt es nichts Besonderes und groß ist es hier auch nicht. Dann wohnte er auch noch allein in dem alten Anwesen im Wald, das seitdem ich geboren wurde, leer stand. Es musste also garantiert Renovierungsbedürftig gewesen sein.
Ich schaute auf meine Uhr und die zeigte 07.33 an. Ich schnaufte und stand auf, machte mein CD Player aus und ging nach unten. Ich sagte noch, während ich meine Lederjacke anzog, Dome bescheid, dass ich nun gehen würde, und ging nach draußen.
Ich stieg in mein Auto legte meine Tasche auf den Beifahrersitz und schaltete den Motor ein. Als ich in den Rückspiegel meines Autos sah, lief mir ein Schauer über den Rücken. Hinter mir auf einer breiten Mauer, saß ein pechschwarzer Hund, mit zwei hellblauen Augen die direkt in meine sahen. Ich blinzelte ein paar Mal und drehte mich zu ihm um. Ich dachte ich sehe nicht richtig. Als ich die Tür meines Autos aufmachte, rannte er davon. Heute war eindeutig ein sehr merkwürdiger Tag.
Ich fuhr aus der Ausfahrt raus und machte mich dann auf den Weg Richtung Bahnhof. Als ich am Daileys ankam und parkte, sah ich schon Jeremys Motorrad an der Straßeseite stehen. Automatisch kribbelte es in meinen Bauch. Was ist bloß mit dir los?, dachte ich mir. Du kennst diesen Jungen nicht, also hör gefälligst damit auf.
Ich schaltete den Motor aus und schnappte mir meine Tasche vom Beifahrersitz. Stolpernd stieg ich aus meinen Wagen und war froh, dass niemand diesen komischen Versuch, mit betont kleinen Absätzen, auszusteigen, gesehen hatte.
Am Eingang stand ein Türsteher der mir zunickte und somit Eintritt erlaubte, also ging ich vorbei und durch die Tür hinein. Erstaunlicherweise waren heute viele Leute da. Ich musste mehrmals über alle Leute schauen, bis ich ein Mädchen mit Locken in der hinteren Ecke sitzen sah, die mir stürmisch und grinsend entgegen winkte. Ich musste erleichtert grinsen als ich Tanja sah. Als ich ihnen entgegen lief musste ich mich durch die Mengen drängeln und sah gespannt auf den Boden damit ich nicht irgendwo rüber stolperte. Bei dem ganzen Glück das ich heute hatte, rannte ich gegen einen Mann, so sah es zumindest aus wenn man nach unten sah. Ich blickte nach oben und fing schon an ein „Entschuld…“ zu sagen als es mir die Sprache verschlug.
Vor mir stand ein Mann oder Junge so ca. 24 Jahre, wie ich geraten hatte. Er trug schwarze Jeans, schwarze Schuhe, schwarzes Shirt und eine Schwarze Lederjacke. Seine Haare waren braun und er hatte die hellsten blauen Augen die ich je gesehen hatte. Ich musste Schlucken, als er mir ein 1000 Dollar lächeln entgegen warf. Dieser Junge/ Mann war mit Abstand der schönste Junge/ Mann, den ich je gesehen hatte. Natürlich abgesehen von Jeremy.
„Kein Problem.“ Sagte er zu mir. Ihm entging wohl mein erstaunen über ihn nicht, denn er lächelte nun mehr. Er war es wohl schon gewohnt, dass die Frauen so auf ihn reagierten.
„ Ich hab nicht aufgepasst wo ich hin lauf.“ Im inneren Schlug ich mir auf den Kopf bei dieser Aussage.
„Habe ich bei meinen Glück gemerkt.“
Ich lächelte ihn an als plötzlich jemand an meinen Ärmel zog. „Vanessa, wo blei…“ Tanja kam zu uns und ihr blieb auch die Sprache weg, als sie sah wer mir gegenüber stand. „Oh tut mir leid, ich hab nicht gesehen, dass...“
„Kein Problem, Vanessa...“ der Junge zwinkerte mir zu. „Hat mich nur aus versehen angerempelt…und als Entschuldigung wollte ich sie gerade fragen, ob sie mit mir was trinken will.“ Ich machte große Augen und sah ihn verständnislos an. Tanja machte genauso große Augen und der Junge schenkte uns wieder eines der schönsten Lächeln, die ich je gesehen hatte.
„Lucas…was machst du hier?“ Der Junge drehte sich um und hinter ihm stand Jeremy. Er sah ihn mit hasserfüllten Augen an. Lucas war also sein Name. Ab diesen Zeitpunkt wusste ich hundert Prozentig, dass dies ein merkwürdiger Tag war.
„Jeremy mein alter Freund. Du auch hier? Ich hatte dich gar nicht gesehen.“ Ein ironisches lächeln machte sich auf Lucas Gesicht breit. Jeremy jedoch schaute ihn umso hasserfüllter an.
„Ich habe gefragt was du hier suchst.“
„Das gleiche kann ich dich auch fragen. Hattest du Heimweh?“ ein spöttisches lachen breitete sich auf Lucas Gesicht aus.
„Sei lieber Still.“ Jeremy machte einen Schritt auf Lucas zu, der nur gelassen stehen blieb. Tanja räusperte sich und stellte sich zwischen den beiden.
„Ich würde sagen wir setzen uns jetzt einfach wieder an unseren Tisch, da Vanessa ja jetzt da ist.“ Sagte Tanja an Jeremy gerichtet. Einen Augenblick lang schaute Jeremy noch in Lucas Gesicht, dann wandte er den Blick ab und nickte. Er drehte sich um und Tanja wollte ihm gerade hinter her laufen als sie sich zu mir umdrehte. Ich nickte ihr zu, um zu zeigen, dass ich gleich nachkommen würde.
„So schade ich es auch finde, Vanessa, übrigens ein sehr schöner Name. Und nun...“ er kam näher an mich heran und sah mir tief in die Augen. Ich nahm seinen Duft war, der nach Wald und Nachtluft roch. Irgendetwas in mir zwang mich, ihn anzustarren. Als er weiter sprach, bewegte aber nicht seinen Mund. Die Worte hallten eher in meinem Kopf. „…muss ich dir sagen, dass du mich jetzt mit nach draußen begleiten willst.“ In meinen Kopf wurde alles nebelig und verwirrt. Die Worte wiederholten sich immer öfter in meinen Kopf und von allein hörte ich mich sagen: „ Ich komme mit dir nach draußen.“ Lucas schenkte mir wieder sein wunderschönes lächeln und nahm meine Hand um mich nach draußen zu führen. Ich ging mit.
Kurz bevor wir an der Tür ankamen legte jemand eine Hand auf meine Schulter. Ich hörte wie Lucas genervt stöhnte und ich drehte mich um. Jeremy war da und sah Lucas an.
„Du wirst jetzt nicht mit ihr rausgehen, Lucas.“ Lucas musste lachen. Ich verstand überhaupt nichts mehr. „Ich warne dich, Lucas. Nicht heute Nacht und erst recht nicht mit ihr.“ Verständnislos sah ich Jeremy an, der mich aber nur an der anderen Hand nahm und von Lucas wegzog. „Heute hast du gewonnen, mein Freund. Aber ich komme wieder…keine Angst. Hat mich sehr gefreut, mon age.“ Lucas war also auch ein Franzose. Ich hörte wie Jeremy ein Geräusch von sich gab, das eindeutig nicht nach einem normalen Menschenlaut klang.
„Lass die Pfoten von ihr. Weiß Gérard überhaupt, dass du hier bist?“
Nun verstand ich gar nichts mehr.
„Gérard schwebt in Paris auf Wolke sieben. Der kriegt gar nichts mehr mit, seitdem er seine geliebte Luisa getroffen hat.“
Paris. Dort wollte ich schon immer mal hin.
„Und was ist mit dir? Deine schlimmere Hälfte Steve…hat er dich nicht begleitet? Oder Ashley?“ Ein zucken lief über Lucas Mundwinkel und Jeremys Kiefer spannten sich an. „Lass Ashley aus dem Spiel.“ Lucas sah auf mich herab. „Ach, ich verstehe. Dieses wunderschöne Geschöpf, dass uns Mutter Natur geschenkt hat, weiß nichts von Ashley. Tz tz tz. Keine Manieren der Herr. Hast wohl doch etwas von deinen Bruder.“ Ashley…so hieß doch das Mädchen auf Jeremys Bildern.
„Lucas, ich sag es dir jetzt ein letztes Mal. Lass Vanessa in Ruhe. Und lass Ashley aus dem Spiel. Es ist jetzt fast Jahrzehnte her, also lass dir etwas neues Einfallen.“ In meinen Kopf drehte sich nur noch alles.
„Jahrzehnte?“ ich sah Jeremy verwirrt an. Lucas musste anfangen zu lachen. „Ich hau ab. Viel Spaß beim erklären, Missgeburt. Wir sehen uns Schöne.“ Lucas zwinkerte mir zu, drehte sich um und war aus der Tür verschwunden. Ein paar Sekunden schaute ich noch auf die Tür, in der Lucas vor einen Moment raus gegangen war. Jeremy ließ meine Hand los und sah ebenfalls auf die Tür. Ich sah ihm in die Augen.
„Was war das eben, Jeremy?“
„Vergiss es.“ Was? Das war alles? Bei dem ganzen Dingen die gerade passiert waren, dachte er mit einem <<Vergiss es >>, sei es abgehakt?
„Wie Bitte?“ Jeremy sah nun auf mich runter. Der hasserfüllte blick war von einer Sekunde auf der anderen verschwunden.
„Lucas…ist ein alter bekannter. Und zwar keiner den ich als Freund bezeichnen würde. Das muss als Erklärung reichen.“
Ich schupste ihn leicht zur Seite und wollte an ihn vorbei gehen.
„Wenn das so ist, kann ich ja zu den anderen gehen. Und spreche mich heute Abend lieber nicht mehr an.“
Ich ging rüber zu meinen Freunden, ohne noch einmal einen Blick nach hinten zu werfen. Tanja und die anderen sahen mich fragend an.
„Fragt nicht. Ich weiß selbst nicht was da gerade eben geschehen ist.“
Ich setzte mich neben Dennis auf einer Bank und starrte vor mich hin. Ich blickte nicht auf als sich jemand gegenüber von mir hin saß. Ich wusste auch ohne hin zuschauen, dass es Jeremy war.
„Wir haben dir ne Cola bestellt.“ Sagte Dennis an mich gerichtet.
„Danke.“ Ich versuchte Dennis anzulächeln, aber es gelang mir nicht.
Ich blickte nach oben und sah, dass Jeremy mich traurig ansah. Schön, reue konnte er wenigstens zeigen. Ich wand meinen Blick ab und sah nun zu Tanja. „Kommst du schnell mit auf Toilette?“
Tanja wusste, dass ich mit ihr reden wollte. Sie nickte mir zu und wir standen auf. Jeremy würdigte ich keinen Blick mehr.
Als wir auf der Toilette ankamen, drehte sich Tanja gleich um, um mir in die Augen zu schauen.
„Was war denn da grad eben los?“ Tja, das würde ich selbst gern wissen, dachte ich mir.
„Ich hab keine Ahnung, Tanja. Deswegen wollt ich auch mit dir reden. Irgendetwas stimmt nicht mit Jeremy. Wie dieser Lucas und er sich angeschaut haben. Das war purer Hass. Und die beiden haben die ganze Zeit in Rätseln gesprochen. Über Jeremys Bruder, irgendjemand von Lucas und diese Ashley…“
„Du meinst das Mädchen auf Jeremys Bildern?“
Ich nickte. „ Lucas fragte ihn, ob Steve und Ashley nicht mit gekommen wären. Und Jeremy antwortete nur, dass er Ashley daraus halten solle…und es ist Jahrzehnte her.“ Eine Frau kam auf die Toilette und Tanja kam näher an mich heran. „Jahrzehnte? Wie meinst du das Vanessa?“ flüsterte sie mir zu. Ich sprach nun auch leiser. „Das ist ja das, was ich so merkwürdig finde. Weißt du noch, als Susan heute Morgen sagte, dass es so aussah als würde sich Jeremy hier schon auskennen?“ Tanja nickte mir zu. „Ja, aber das hatte ich gar nicht wirklich wahr genommen.“
„Ich eben auch nicht, es ist mir nur zu hause alles noch einmal eingefallen. Ich kam zu dem Entschluss, dass vielleicht Verwandte von ihm hier wohnen würden, aber dann würde er ja nicht alleine im alten Anwesen im Wald wohnen. Das passt alles nicht zusammen. Und dann kommt auch noch dieser komische alte Freund von ihm. Das können doch nicht alles Zufälle sein.“
Tanja überlegte kurz bis sie schließlich nickte. „Ich weiß was du meinst, warum sollte jemand, der anscheinend so viel Geld hat, grad nach Metaline Falls ziehen. Und dann auch noch zufälliger weiße einen alten bekannten treffen.“ Da fiel mir plötzlich noch etwas ein. „Lucas ist auch Franzose.“ Tanja sah mich an. „Was für ein Zufall müsste das bitte sein? Die zwei hassen sich und kommen beide aus Frankreich. Und plötzlich sind beide in Metaline Falls?“
„Also, das ist wirklich gruselig.“ Die Frau kam aus ihrer Toilette und musterte uns skeptisch. „Reden wir später weiter.“ Tanja nickte mir zu und wir gingen wieder zu unseren Freunden.
„Wo wart ihr denn so lange?“ fragte uns Susan. „Mädchengespräche“ meinte Dennis lachend. „Hey wo ist denn Jeremy?“ fragte Tanja die auf den leeren Stuhl schaute, wo vor paar Minuten Jeremy noch saß.
„Er meinte, er müsste mal kurz raus gehen. Er kommt aber gleich wieder.“
Tanja und ich schauten uns stumm an. Er ist Lucas hinter her gelaufen, dachte ich mir. Tanja und ich nickten uns zu und standen auf. „Ehm wir kommen gleich wieder.“ Mit einem Satz gingen wir los, hinein in die Menge. „Aber…Hey was ist denn los?“ schrie uns Dennis hinterher.
„Erklären wir euch später.“ Schrie ich über meine Schulter in deren Richtung.
„Also jetzt ist mir langsam komisch zu Mute.“ Flüsterte Tanja in mein Ohr. Das ist es mir schon längst, dachte ich mir und nickte Tanja zu.
Als wir draußen ankamen, standen nur ein paar betrunkene Leute vor der Tür. Jeremys Motorrad stand noch genauso an der Stelle, als ich vorhin ankam. Er müsste also in der Nähe sein.
„Kannst du sie irgendwo sehen?“ fragte mich Tanja. Ich sah über die Menge und konnte keinen von beiden entdecken. Wir liefen ein bisschen die Straße entlang und hörten von weiter entfernt, wie zwei Männer sich unterhielten. Tanja und ich sahen uns an und liefen schneller. Als wir an einer Gasse ankamen, blinzelten wir leicht um die Ecke. Jeremy stand dort Tatsächlich mit Lucas. Beide sahen verärgert aus. Sie stritten.
„…und da kommst du auf die Idee hier her zu kommen?“ hörte ich Jeremy wutentbrannt.
„ Nicht nur du hast anrecht auf hübsche Frauen. Und wenn du mal überlegen würdest, dann würde dir auch auffallen, dass wir beide sehr viel gemeinsam haben.“ Das war Lucas Stimme.
Jeremy schnaubte. Er war wirklich wütend.
„Ich und du, etwas gemeinsam? Da würde ich mich ja lieber der Sonne aussetzen.“ Tanja und ich sahen uns fragend an. Solche Redewendungen kannte ich noch nicht. War wohl eine aus Frankreich.
„ Vergesse nicht wem du es zu Verdanken hast dich wieder der Öffentlichkeit zu zeigen. Ohne mich wärst du immer noch in Versailles in einem kleinen Loch und würdest dich immer noch von Rattenblut ernähren.“ Was? Waren die beide auf Drogen?
„Ich habe es Gérard zu verdanken nicht dir. Von dir würde ich nie im Leben Hilfe annehmen. Das würde eher zu Steve passen.“
„Was würde wohl Vanessa dazu sagen, wenn ich ihr den wahren Grund nennen würde, warum du wieder in Metaline Falls bist?“
„Ich warne dich, Lucas. Ein Wort und ich bringe dich um! Sie darf davon nie…“
„Was geht hier vor sich?“ fragte mich Tanja mit zitternder Stimme. Ich zuckte nur mit den Schultern. Ich konnte keinen vernünftigen Gedanken mehr zusammen bringen.
Die beiden Jungs verstummten sofort. Sie hätten uns nicht hören können so leise wie wir sprachen. Jeremy sah sich um und seine Augen trafen meine. Ich holte erschrocken Luft und verschwand um die Ecke.
„Lauf!“ flüsterte ich Tanja zu die mich ängstlich ansah. Sie nickte mir zu und wir beide rannten los. Wir wurden auf frischer Tat ertappt. Vielleicht waren die beiden ja in einer Sekte oder so etwas.
„Vanessa bleib stehen.“ Hörte ich Jeremy hinter mir rufen. Ich dachte jedoch nicht daran und verschwand mit Tanja wieder im Daileys.
Schwer Luft holend, setzten wir uns wieder auf unseren Platz bei Susan und Dennis. Die beiden sahen uns an. Mir lief der Schweiß von der Stirn.
„Was zur Hölle ist passiert?“ Dennis packte mein Arm und zwang mich in seine Augen zu schauen.
Ich konnte nichts sagen und schüttelte nur meinen Kopf. Susan sah ängstlich von mir zu Tanja. „Tanja, sag doch bitte was passiert ist. Hat es…Hat es was mit Jer…“
„NEIN!“ schrie Tanja plötzlich. Ein paar Leute drehten sich zu uns um. Tanja räusperte sich. „Nein, es hat nichts mit…Jeremy zu tun.“
Warum verteidigte sie ihn? Ich verstand überhaut nichts mehr. Fragend sah ich Tanja an, die nur mit dem Kopf schüttelte. Sie würde es mir später erklären.
„Soll ich euch nach hause fahren?“ fragte mich Dennis. Ich wäre am liebsten gleich in mein Bett gefallen und hätte mir gewünscht, dass alles nur ein Traum gewesen wäre. Ich schüttelte den Kopf.
„Nein schon gut, ich bin mit meinem Auto da. Ich fahr allein.“
„Bist du dir sicher?“ Dennis kannte mich er wusste das er mir vertrauen konnte. „Ja bin ich. Wirklich.“ Dennis glaubte mir. Er nickte und wir standen auf. Dennis ging noch schnell zur Bar um zu bezahlen und kam dann zu uns an die Tür. Als wir raus gingen, war Jeremys Motorrad nicht mehr da.
Tanja kam, bevor wir uns trennten, noch einmal nah zu mir und flüsterte mir in Ohr: „ Komm noch ins Internet.“
„Okay“

Als ich mit meinen Wagen nach Hause fuhr, konnte ich mich kaum konzentrieren. Ich bin sogar über eine rote Ampel gefahren.
Mir gingen die ganzen Wörter durch den Kopf. …Wahren Grund warum du nach Metaline Falls…, Rattenblut…, Ashley gibt es nicht mehr…wieder in der Öffentlichkeit zeigen. Es ergab für mich alles keinen Sinn. Erleichtert atmete ich aus als ich in unsere Einfahrt einbog. Ich fühlte mich wieder sicher. Als ich den Schlüssel in das Haustürschloss steckte, hörte ich ein tapsen hinter mir. Ich erschrak und drehte mich um. Der Hund saß wieder auf der Mauer. Diese blauen Augen. So etwas hatte ich noch nie bei einem Hund, der kein Husky war, gesehen. Und wie er mir direkt in die Augen sah. Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich ging in das Haus und Schlug die Türe hinter mir zu. Ich wollte nur noch Schlafen. Ich ging in mein Zimmer zog mir mein Schlafanzug an und nahm mein Handy, um Tanja eine SMS zu schreiben, dass ich heute nicht mehr on kommen würde. Als ich mich hinlegte schlief ich sofort ein….

Ich war im Wald mit meinen Schlafanzug und lief in der Kälte umher. Ich wusste nicht wie ich dort hin gekommen war. Ich lief immer weiter einem blauen Licht hinterher. Als ich hinter mir ein Geräusch hörte, drehte ich mich sofort um. Dort saß ein schwarzer Hund auf dem Boden. Er hatte blaue Augen und sah mir Intensiv in die Augen. „Geh weiter.“ Hörte ich eine bekannte Stimme in meinem Kopf sprechen. Ich drehte mich um, doch dort war nichts als leere und Kälte. Als ich mich wieder den Hund zuwenden wollte blieb ich stockend stehen. Dort war kein Hund mehr. Dort stand…Lucas. Mit seinen wunderschönen Lächeln. Er winkte mich mit seiner Hand zu sich heran. Ich machte ängstlich einen Schritt auf ihn zu.
„Du brauchst keine Angst vor mir haben, Liebste. ER...“ Lucas zeigte mit dem Finger auf etwas hinter mir. „…ist der, wovor du Angst haben solltest.“ Ich drehte mich um und musste aufschreien. Vor mir stand Jeremy. Aber nicht der Jeremy, den ich kannte. Dort stand ein Junge mit hungrigem Gesicht und…Blut an seinem Mundwinkel. Aber er sah nicht mich hungrig an sondern Lucas. Hände legten sich von hinten um meine Taille. Ich spürte einen kalten Atem in meinen Nacken. Lucas flüsterte mir ins Ohr: „ Du gehörst zu mir, meine geliebte der Verdammnis. Er wird dich nicht bekommen.“ Jeremy machte große Augen und sprang in unsere Richtung. Kurz bevor er uns erreicht hatte schrie ich auf…

Ich öffnete die Augen und bäumte mich in meinem Bett auf. Schwer atmend strich ich mir mit der Hand über die nass verschwitzte Stirn. Ich hatte geträumt. Was zum Teufel passierte hier? Ich ließ mich wieder in meinem Bett zurück sinken. Das war doch alles nicht wahr. Die ganze Sache heute nahm mich wirklich sehr mit.


Nach dem Traum konnte ich kein Auge mehr zu machen, also stand ich schon eine Stunde früher als sonst auf. Ich nahm ein Bad um mich ein wenig zu Entspannen, was sich aber als Erfolglos herausstellte. Abgetrocknet und angekleidet ging ich runter in die Küche und bereitete für Dominik und Jennifer ein kleines Frühstück vor. Doch Konzentrieren konnte ich mich nicht. Der ganze Abend gestern und der Traum in der Nacht, raubten mir den Verstand. Ich kam mir vor wie in einen schlechten Film und vor der Schule hatte ich am meisten Angst. Wie sollte ich den Tag normal in der Schule verbringen, wenn ich Jeremy die ganze Zeit über den Weg laufen könnte? Und was passiert wenn ich ihm über dem Weg laufe? Soll ich schreiend weglaufen oder so tun als wäre nichts passiert? Ich musste unbedingt mit Tanja als erstes sprechen. Ihr ging es bestimmt nicht viel besser als mir. Also würde ich auch diesmal früher zur Schule gehen müssen. Jennifer würde Dominik bestimmt fahren. Also schrieb ich ihnen schnell einen Zettel, ging leise in mein Zimmer um meine Schulsachen und mein Handy zu holen, ging wieder nach unten, zog meine schwarzen Chucks und meine Lederjacke an und ging nach draußen. Die kühle Morgenluft fühlte sich sehr gut an meiner erhitzen Haut an. Ich ging zu meinem Ford und schloss die Türe auf. Bevor ich einstieg schaute ich mich noch ein Mal in der Gegend um. Kein Hund war in Sicht. Erleichtert stieg ich ein und machte den Motor an. Ich schaltete den CD Player ein und suchte ein Lied was ich jetzt hören musste. Nach ca. einer halben Minute hatte ich, <<The Dead Wather-Rolling In on a Burning Tire>>, endlich gefunden. Der Tag konnte also beginnen.

Ich war fast die erste auf dem Parkplatz der Schule. Das Motorrad war zum Glück noch nicht da. Als ich geparkt hatte, nahm ich mein Handy in die Hand um Tanja eine SMS zu schreiben.


Hey Tanja, ich bin schon in der Schule. Könntest du auch ein bisschen früher kommen? Wir müssen reden.

Knutsch, Nessa



Mit zitternden Händen legte ich das Handy zurück auf den Beifahrersitz. In einer halben Stunde würden die meisten schon auf dem Parkplatz sein also müsste Tanja sich beeilen. Ich sank in meinen Sitz zurück und schloss die Augen. Fünf Minuten später klingelte mein Handy. SMS von Tanja erhalten, stand auf meinem Display.


Bin gleich da, Tanja



Erleichtert atmete ich aus. Es war ein großer Trost nicht alleine in dieser Situation sein zu müssen. Immer wieder stiegen diese blauen Augen in meine Gedanken auf. Nicht nur die des Hundes, sondern auch die von Lucas. Warum hassten die beiden sich nur so? Jeremy kannte Metaline Falls wirklich schon. Susan hatte sich nicht geirrt. Aber warum machte Jeremy nur so ein Geheimnis daraus? Ich würde mich bei Jennifer mal Informieren was sie von dem alten Anwesen im Wald alles wusste. Wenn sie auch nichts darüber wüsste, würde ich zur Bibliothek gehen und das Stadtbuch suchen. Irgendwo müsste es eine Antwort geben. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen als jemand an meiner Fensterscheibe klopfte. Tanja stand vor meinem Auto. Ich kurbelte das Fenster runter.
„Komm steig ein, draußen ist es noch so kalt.“ Sie nickte und ging zur Beifahrerseite. „Konntest du auch nicht schlafen?“ fragte sie mich als sie die Tür zu schlug.
„Kaum. Ich hatte einen Alptraum und danach konnte ich kein Auge mehr zu machen.“
„Mir erging es ähnlich. Ich hatte zwar kein Traum, aber mich hat etwas in der Nacht geweckt. Irgendetwas hatte vor meinem Haus Geräusche gemacht und als ich nachsehen wollte, war da ein schwarzer Hund in meinem Garten. Gott, da hab ich vielleicht einen Schreck gekriegt.“
Ich sah sie mit großen Augen an.
„Was...was ist denn?“ fragte mich Tanja erschrocken.
„Ein Hund?“ Tanja nickte. „Ja, ein wirklich großer sogar.“
„Hatte er…blaue Augen?“ Tanja zog eine Augenbraue hoch.
„Ich weiß es nicht mehr. Ich war noch so verschlafen und es war dunkel. Außerdem ist mein Zimmer im ersten Stock, von dieser Entfernung könnte ich blindes Huhn eh nichts erkennen.“
„Ich habe auch einen schwarzen Hund gestern gesehen, zweimal.“ Diese blauen Augen würden mich bestimmt noch lange verfolgen.
„Im Ernst?“
Ich erzählte ihr die ganze Geschichte mit dem Hund, den blauen Augen und den Traum. Tanja hatte am Ende einen sehr ängstlichen Gesichtsausdruck.
„Vanessa, was geschieht hier bloß auf einmal? Ich hatte mir heute Morgen so sehr gewünscht, dass das alles nur ein dummer Traum gewesen ist. Aber…aber das war es nicht.“
Ich schüttelte den Kopf. „Glaube mir, ich würde mich genauso freuen wenn es nur ein Traum gewesen wäre.“
„Was war das bloß mit Jeremy und den anderen gestern?“
„Lucas. Ich hab keine Ahnung. Ich weiß nur nicht, wie ich heute Jeremy gegenüber treten soll. Ich mein, er weiß das wir das Gespräch zwischen den beiden mitbekommen haben.“
„Oh Gott, das ist alles so schrecklich…hörst du das?“
Gespannt hörten wir wie ein Motorengeräusch immer näher kam. Oh nein. Bitte lieber Gott, lass es kein Motorrad sein.
„Ich hab Angst.“ Tanja ergriff meine Hand. Wie froh ich war sie jetzt an meiner Seite zu haben. „Glaube mir, mir geht es nicht besser.“ Entgegnete ich ihr. Wir stöhnten erleichtert auf als wir sahen, dass es nur ein Mofa, mit einem kleinen, schlaksigen Jungen darauf, war. So etwas kann auch nur einen Mädchen passieren, ein Motorradgeräusch mit einem Mofa zu verwechseln. Besonders noch, wenn es sich um ein sehr teures Motorrad handelte. Wir beiden fingen an zu kichern.
„Wir zwei werden noch verrückt. Wir malen uns die schlimmsten Dinge aus und am Ende war alles nur ein Missverständnis.“ Oh ja, wie ich mir wünschte, dass es so wäre. Aber im Inneren wusste ich, dass es nicht so war.
Der Parkplatz füllte sich immer mehr und bei jedem Motorengeräusch, das wir hörten, stieg unsere Spannung.
„Schau mal da kommt Dennis.“ Tanja zeigte mit dem Finger auf seinen kleinen, schwarzen VW Golf. „Aber kuck mal, da sitzt noch jemand neben ihm.“ Ich schaute genauer hin und sah, dass wirklich noch jemand im Auto saß. Je näher sie kamen, desto mehr konnte ich den Beifahrer erkennen. Dort saß ein Junge, mit Motorradjacke, braunen Augen, wunderschöne Augenbrauen, eine Haarfarbe die man nicht definieren konnte…Jeremy.
„Warum fährt er bei Dennis mit?“ fragte mich Tanja.
„Frag mich was Leichteres. Was machen wir jetzt? Wir können schlecht neben Dennis zeigen, dass wir vermuten, Jeremy sei in einer Sekte oder so etwas.“
„Dann bleibt uns wohl nur noch eines. So tun als wäre nichts passiert.“
Das Auto von Dennis parkte ein paar Plätze neben uns. Dennis hatte uns schon gesehen und grinste uns entgegen. Als die beiden ausstiegen, schauten sie uns erwartend an. Tanja und ich warfen uns noch einen Blick zu. „Los geht’s.“ Ich nickte ihr zu, schnappte meinen Rucksack und stieg aus.
„Hey ihr zwei.“ Begrüßte uns Dennis mit einer Umarmung. Ich sah Jeremy an und nickte ihm zu. „Hi“, mehr konnte ich nicht sagen. Er nickte Tanja und mir ebenfalls zu.
„Jeremys Göttin hatte unterwegs kein Benzin mehr, deswegen hab ich ihn mitgenommen. Warum schaut ihr beiden denn so als hättet ihr einen Gespenst gesehen?“ fragte Dennis an uns beiden gerichtet.
„Tun wir doch gar nicht.“ Log ich.
„Bells, ich kenne dich. Und mit dir oder euch beiden ist Definitiv etwas los. Ist es wegen gestern Abend? Darüber wollt ich eh noch mit euch sprechen. Was ist denn passiert?“ Dennis sah uns erwartend an.
Keiner von uns begann zu sprechen, als Jeremy das Wort übernahm.
„Sie haben eine Auseinandersetzung zwischen mir und dem Jungen aus dem Daileys mit bekommen.“
Ach eine Auseinandersetzung nennt man heut zu Tage so was. Okay, haben wir etwas dazu gelernt.
Ich zog eine Augenbraue hoch als Jeremy mich ansah.
„Und da müsst ihr gleich ohne eine Erklärung verschwinden? Susan und Ich haben uns weiß Gott was zusammengereimt.“
„Naja, reden wir später weiter? Vanessa und Ich wollten eigentlich noch kurz in die Schulbibliothek bevor der Unterricht beginnt.“ Sagte Tanja in die Runde.
„Ihr und eine Schulbibliothek? Ihr sagt mir jetzt sofort was hier los ist.“ Dennis nahm uns kein Wort ab. Was ich gut verstehen konnte. Die Geschichte klang auch sehr unglaubwürdig.
Jeremy räusperte sich. „Dennis, wäre es möglich wenn ich mit den beiden Mal kurz allein sprechen könnte?“. Dennis sah zuerst Jeremy skeptisch an, danach uns. Tanja schüttelte leicht den Kopf.
„Es ist nichts Schlimmes. Ich will nur etwas klären. Bitte.“ Jeremy sah Dennis bittend an. Einen Moment zögerte der noch und nickte schließlich. Ich würde ihm später noch dafür einen Klaps geben.
„Ist in Ordnung. Ich warte dann drinnen auf euch. Bis dann.“
Na super. Verärgert schaute ich Jeremy an der den Anfang machte.
„Hört mal, dass was ihr da gestern mit bekommen habt. Das war nur ein Missverständnis.“
Aha und ich bin Queen Latifa Höchstpersönlich, dachte ich spöttisch,
„Ach wenn das so ist“. Erleichtert atmete ich gespielt die Luft aus. „Na dann, wir hatten schon Angst, das wir Dinge hörten, Rattenblut trinken, Heimweh nach Metaline Falls…man wir sollten echt mal zum Ohrenarzt gehen, Tanja. Oder vielleicht doch gleich zum Seelenklempner“ Sagte ich ironisch und klopfte Tanja auf die Schulter. „Und dieser Lucas war in Wahrheit bestimmt nur ein Kontaktlinsen Verkäufer, der mit seinen blauen Augen für seine Marke wirbt.“ Tanja schüttelte sich erleichtert aus. Jeremy musterte uns finster.
„Lasst den Quatsch. Ich finde das kein bisschen witzig.“
„Tja, wir auch nicht. Deswegen würde ich mal Vorschlagen mit der Wahrheit raus zu rücken.“ Ich sah Jeremy fordernd an.
„Sehe ich ebenso.“ Stimmte mir Tanja zu. Jeremy wartete ein paar Atemzüge bis er sprach. Für einen Moment sah es wirklich so aus, als würde er uns die Wahrheit erzählen wollen.
„ Ich kenne Lucas einfach von früher und wir hatten damals eine Auseinandersetzung. Mehr nicht.“ Langsam wurde ich wirklich wütend. Wollte er uns für dumm verkaufen? Wenn er so weiter macht, rede ich kein einziges Wort mehr mit ihm, dachte ich fest entschlossen.
„Weißt du was, ich gebe dir jetzt die letzte Chance alles aufzuklären. Wenn du sie nicht nutzt, nun ja, so leid es mir tut, scheiden sich hier unsere Wege.“ So hart die Worte auch waren, sie waren für mich der letzte richtige Weg, um hinter seine Mauer zu blicken. Tanja sah mich unsicher an. Ich dagegen sah ihm fest entschlossen in die Augen.
„ Vanessa, bitte… ich kann nicht…“. Ich ließ ihn nicht aussprechen. Ich packte Tanja am Arm und zog sie zur Tür. Er konnte solche Spiele mit anderen machen, aber nicht mit uns. Ich muss zugeben, es fiel mir schwer und ich hatte auch ein sehr schlechtes Gewissen, ihn dort alleine stehen zu lassen, aber er musste sehen, dass nicht alles nach seiner Pfeife laufen kann. Er würde schon irgendwann kommen wenn er danach verlangte. Und wenn nicht, dann hätte er eh nicht zu uns gepasst.

Als Tanja und ich in der ersten Stunde im Unterricht saßen, schob Tanja mir einen Zettel zu.


Meinst du es war richtig Jeremy so stehen zu lassen?



Ich schaute nach oben um zu kucken, ob Mr. Brown in meine Richtung sah. Als er sich gerade der anderen Hälfte des Klassenraums zuwandte, schrieb ich zurück.


Nein das war es nicht. Aber er hätte uns die Wahrheit nicht erzählt.
So kann er wenigsten sehen, dass er sowas mit UNS nicht machen kann!!!!



Ich schob den Zettel zu Tanja zurück. Patrick, ein Junge aus unseren Kurs war gerade aufgerufen worden, eine Matheaufgabe auf der Tafel zu lösen. Ich versuchte unauffällig einen Blick auf Jeremy zu werfen. Er schrieb etwas mit dem Gesicht zur Wand gerichtet. Bestimmt war er stinksauer. Tanja schob mir wieder einen Zettel zu.


Vielleicht solltest du mal versuchen alleine mit ihm zu reden?



Ich musste mich räuspern. Allein die Vorstellung, ihm alleine gegenüber zu treten, machte mich nervös. Aber vielleicht würde es ja etwas bringen. Ich wusste, wenn ich es nicht heraus finden würde, würde es so lang an mir nagen, bis ich verrückt geworden wäre. Ein Versuch würde ich noch
Wagen. Hastig schrieb ich Tanja zurück.


Ok. Ich werde es versuchen….sollte das aber nichts mehr bringen, dann geb ich auf!!!



Tanja las den Zettel und nickte mir dann kaum merkbar zu. Ich würde Jeremy in der Pause ansprechen. Ob er noch wollte oder nicht. Ich nahm mir ein Blatt und riss ein Stück davon ab. Nachdenkend, ob ich es wirklich tun sollte, fing ich an zu schreiben.


Vier Augen Gespräch in der Pause???
Vanessa



Ich versuchte den Zettel so klein wie möglich in ein Viereck zu falten. Ich sah mich im Klassenraum um und sah, dass Mr. Brown gerade beschäftigt war, eine neue Aufgabe auf der Tafel zu schreiben. Damit ich meine Meinung nicht wieder ändern würde, drehte ich mich schnell in die Richtung von Jeremy und warf. Nervös, mit den Fingern auf dem Tisch klopfend, wartete ich darauf eine Antwort zu bekommen.
Heute war wohl einer meiner Glückstage, denn als ich einen Zettel zurück geworfen bekam, stand darin:


Nichts lieber als das=)
Küsschen, Henry



Mit großen Augen laß ich den Zettel und die röte schoss mir ins Gesicht. Als ich mich umdrehte und in die Augen, von Henry Charlson sah. Seine dicken, strubbigen Augenbrauen gingen wackelnd auf und ab. Er schenkte mir ein verschmitztes lächeln und entblößte seine Zähne. Bei ihm gab es zum Frühstück wohl Salat. Als Tanja sich neben mir das Lachen nicht mehr verkneifen konnte und plötzlich los prustete, schossen alle Blicke zu uns rüber. Auch Mr. Brown entging dies nicht. Er drehte sich um und seine Augen huschten zu unseren Tisch. Tanja hielt sich lachend die Hand vor dem Mund und wischte sich eine Träne aus dem Auge.
„Auch wenn ich es sehr schätze, Mrs. Ottingham, dass sie an dem Unterricht so konzentriert und voller Elan teilnehmen, möchte ich sie jedoch darauf hinweisen, ihren Gesprächsstoff, der nichts mit Mathematik zu tun hat, auf die Pause zu verlegen.“ Die Klasse fing an zu kichern. Tanja musste sich räuspern. „Ehem.“ Sie musste erneut grunzen. „Es tut mir leid, Mr. Brown. Mir ist nur etwas ins Auge gefallen.“ Der Lehrer zog eine Augenbraue bei dieser sinnlosen Erklärung nach oben. „Dann hoffe ich doch, das dieses Problem nun behebt ist. Ansonsten schicke ich sie vor die Tür.“ Tanja nickte ihm zu und Mr. Brown widmete sich wieder der Aufgabe an der Tafel zu.
Da Jeremy meine Nachricht nicht erhalten hatte, musste ich mein Glück nun in der Pause versuchen. Noch zwei Stunden trennten mich davor und ich wurde sichtlich nervös. Mit einem Magen der mich, je näher die Pause kam, terrorisierte, standen wir alle auf, als es zur nächsten Stunde klingelte. Ich hatte jetzt zwei Stunden Sport und war Ausnahmsweise mal froh darüber, da ich meine Anspannung so vielleicht abbauen konnte. Zum Glück hatte Jeremy jetzt nicht das gleiche Fach wie ich. Das hätte ich nicht ausgehalten. Als wir in der Mädchenumkleide ankamen, konnte Tanja sich nicht mehr zurückhalten.
„Der arme Henry, der wird sich bestimmt freuen wenn er in der Pause keine Vanessa zu sehen bekommt.“ Auch wenn ich immer noch leicht vernebelt wegen dem Vorfall war, musste ich grinsen.
„Werfen war noch nie meine Stärke. Und was ließt du auch einfach meine Zettel die ich bekomme?“ fragte ich sie. Sie zuckte die Schultern.
„Na, hör mal. Ich muss ja am laufenden bleiben. War halt neugierig.“ Sie lachte mich entschuldigend an. Ich schüttelte nur kichernd den Kopf.

In Sport haben wir fast die ganzen zwei Stunden Volleyball gespielt. Viel zu anstrengend meiner Meinung nach. Ich machte mir noch nie viel aus Sport. Und grad heut, als ich es besonders brauchte, mussten wir permanent Volleyball spielen. Als unser Sportlehrer pfiff und somit meinte, dass wir uns umziehen gehen dürften, legte ich erschöpft die Arme auf die Knie. Als ich den Kopf hob und auf die Fenster der Turnhalle sah, blieb mir der Atem stockend stehen. Mit hängendem Kopf, saß der mysteriöse Hund mit den blauen Augen auf dem flachen Dach und sah direkt auf mich herab. Panik stieg in mir auf. Ich wischte mir mit der Hand über die verschwitze Stirn und sah mich nach Tanja um, die aber schon in der Umkleide verschwunden war. Mit Gänsehaut auf den Armen, fiel mir wieder der Traum von letzter Nacht ein. Wie der Hund mich anstarrte und statt dem Hund, Lucas plötzlich dort stand. Und dann noch, wie sich seine Hände um meiner Taille anfühlten. Wie sein kalter Atem, langsam über meinen Nacken strich. Seine Stimme hörte sich wie Musik in meinen Ohren an…
Gedankenverloren merkte ich, dass mich jemand anstupste. Mit einem Schreck machte ich einen Sprung und sah, wie Susan mich mit gerunzelter Stirn anstarrte.
„Ist alles in Ordnung?“ fragte sie mich, als sie eine Hand auf meine Schulter legte. Als ich einen schnellen Blick auf das Fenster warf, kein Hund mehr in Sicht, nickte ich ihr lächelnd zu und meinte nur, dass alles in Ordnung sei.

Als wir im Pausenhof ankamen, suchte ich, mit pochendem Herz, Jeremy in der Menge. Tanja entging es nicht.
„Vielleicht ist er ja in der Cafeteria.“
„Ja, vielleicht.“ Nervös spielte ich mit meiner Tasche. Ich konnte Jeremy nicht finden. Also gingen wir in die Cafeteria. Ich stöhnte, als ich sah wie viele Schüler sich dort schon versammelt hatten. Bis ich ihn hier finden würde, wäre die Pause schon vorbei.
„Schau mal, da vorne ist Dennis. Vielleicht weiß er ja wo Jeremy ist.“
Tanja zeigte zu der Menschenschlange, die bei der Essensausgabe standen. Dennis stand mit einen seiner Laborpartner in der Mitte der Menge.
„Warte du einfach schnell hier und such die Masse ab, während ich zu ihm rüber gehe und frage.“
Ich nickte ihr zu und Tanja machte sich auf den Weg.
„Wartest du auf etwas?“ fragte mich Susan die dazukam.
„Ehm, ja. Hast du Jeremy gesehen?“ fragend sah ich in Susans blauen Augen. Ein grinsen husch über ihr Gesicht. „ Was willst du denn von meiner Reservierung?“ Ich hatte ganz vergessen, dass Susan ein Auge auf ihn geworfen hatte.
„Muss was wegen Mathe fragen.“ Log ich sie an. Ich entschuldigte mich innerlich dafür. Manchmal musste man eben mal Notlügen.
Sie sah mich skeptisch an. „Und warum fragst du da nicht Tanja? Sie ist doch auch bei dir in Mathe.“ Sie glaubte mir nicht, dass sah ich in ihren Blick. Sie hatte Angst jemand könnte ihn ihr wegschnappen.
„Susan, hör zu. Ich will nichts von Jeremy, keine Angst. Es ist wirklich wichtig. Also, weißt du wo er ist?“
„Ich mach mir eigentlich weniger Sorgen darum ob du ihn magst, sondern ob er dich mag.“ Grinste sie. „Aber ja ich weiß wo er ist.“ Erleichtert sah ich sie an. „ Er ist im kleinen Gemeinschaftsraum und hört Musik.“
Fragend hob ich eine Augenbraue. „Er hört Musik? Allein?“
„Jap, er meint er macht sowas öfter. Gibt anscheinend nichts besseres zum Ablenken.“
„Okay, dann geh ich jetzt. Kannst du Tanja sagen, dass es sich erledigt hat und wir uns nach der Pause sehen?“ Ich wollte schon los laufen als Susan mich am Arm zurückhielt.
„Mathe?“
„Susan, bitte. Es ist echt wichtig.“ Sie ließ mich los und nickte mir zu.
„Okay, ich gebe Tanja bescheid.“
„Danke.“ Hastig lief ich los und rempelte ein paar Schüler an, die an mir vorbei wollten. Ich wusste nicht wie ich das Gespräch anfangen sollte. Was ich überhaupt sagen sollte. Die Nervosität stieg immer mehr, je näher ich dem Gemeinschaftsraum kam. Als ich im Schulgebäude ankam, nahm ich immer zwei Stufen während ich die Treppen hoch rannte, da nicht mehr viel Zeit blieb. Vor dem Gemeinschaftsraum angekommen, blieb ich tief ein- und ausatmend, vor der Türe stehen und sammelte mich noch einmal. Ich fuhr mir durch die Haare und öffnete die Türe. Jeremy saß mit dem Rücken zu mir und hing lässig auf seinem Stuhl. Er hatte einen Ohrstöpsel im Ohr. Mit zitternder Hand schloss ich die Tür hinter mir.
„Jeremy?“ Er drehte sich leicht um und als er mich erblickte, wurden seine Augen größer. Seine Schönheit machte mich mal wieder sprachlos. Er war einfach zu perfekt. Als ich nichts antwortete, hob er fragend eine seiner perfekt geformten Augenbraue.
„Was gibt’s?“ Peinlich berührt darüber, wie ich mal wieder Gedankenverloren ihn musterte, kratzte ich mich am Kopf und räusperte mich. „ Können wir reden? Es tut mir leid, dass wir dich einfach so stehen gelassen haben. Ich war einfach sauer, weil ich nichts mehr verstand und…ach keine Ahnung.“ Ich wippte auf meinen Sohlen hin und her und knapperte an meiner Unterlippe. Jeremy richtete sich auf und drehte sich zu mir. Ein leichtes grinsen huschte über seinen Mundwinkel.
„Nervös?“
Warum musste diese Situation auch wieder so peinlich werden?
„Ich? Ähm…warum sollte ich nervös sein.“ Ich versuchte locker rüber zu kommen und machte eine schwingende Geste mit meiner Hand. Nun musste Jeremy wirklich Grinsen, was mich nicht sehr aufbaute.
„Du machst nur ganz leicht den Eindruck, als wärst du es.“ Man konnte die Ironie deutlich heraus hören.
„Jeremy, mach es mir bitte nicht noch schwerer als es eh schon ist.“ Er sah mich entschuldigend an.
„Okay, reden wir.“ Er zeigte mit der Hand auf den Stuhl ihm gegenüber. Als ich verstand, ging ich auf ihm zu und setzte mich hin. Ein paar Sekunden sah ich ihn an um mir meine Worte durch den Kopf gehen zu lassen.
„Ich verstehe, wenn es Dinge gibt, über die du nicht Reden willst. Ich meine, du kennst uns ja so gut wie gar nicht. Aber ich will auch nicht, dass du uns, oder mich für Dumm verkaufst sondern einfach sagen würdest, wenn du etwas nicht sagen kannst.“ Ich war froh darüber, dass meine Stimme fest klang als ich die Worte aussprach. Jeremy schloss für einen kurzen Moment die Augen als würde auch er nach den richtigen Worten suchen.
Als er sie wieder öffnete sah er mich mit ernstem Gesicht an.
„ Ich weiß, dass das alles sehr verwirrend für dich sein muss, seitdem ich hier aufgetaucht bin. Aber ja du hast recht, es gibt Dinge über die ich nicht mit dir reden kann.“ Auch er betonte deutlich das Wort <<kann>>. Ich wollte gerade etwas erwidern, als er weiter sprach.
„Und es tut mir wirklich Leid, dass du dieses Gespräch zwischen Lucas und mir, mitbekommen hast. Nein nicht nur das Gespräch sondern alles was zwischen ihm und mir war“ Bei den letzten Worten, blickte er nach unten. Ich konnte ihm ansehen, dass es ihm wirklich leid tat.
Jetzt wo ich ihm allein gegenüber saß, war es definitiv schwer, böse auf ihn zu sein. Man konnte die Trauer in seinen Augen erkennen. Nein nicht nur Trauer, es war auch Schmerz. Was auch immer in der Vergangenheit mit ihm passiert war, es machte ihn heute noch fertig.
Eine innere Stimme in mir hatte das Bedürfnis, ihm die Hand auf seine zu legen. Aber ich zwang mich diesen Drang zu vergessen. Ein paar Atemzüge vergingen, als ich anfing zu sprechen.
„ Auch wenn wir uns nicht gut kennen, ich will, dass du weißt, dass du mir vertrauen kannst. Und du nicht allein bist.“ Er sah auf und man konnte in seinen Augen sehen, dass er damit nicht gerechnet hatte. Wenn ich ehrlich bin, war ich selbst über meine Worte überrascht. Ich kannte diesen Jungen nicht. Ich hatte Sachen mit gekriegt, die ich nicht verstand und mir Angst einjagten. Trotzdem konnte ich im Nachhinein, nicht böse auf ihn sein. Ich hatte sogar Verständnis für ihn. Es musste schwer sein, so einen Start in einer neuen Stadt zu haben. Mir fielen plötzlich die Wörter von gestern wieder ein und musste daran denken, dass er wahrscheinlich gar nicht so neu in dieser Stadt war. Ich durfte auf jeden fall nicht vergessen noch in die Bibliothek zu gehen.
Jeremy sah mich immer noch an. Er hatte mitgekriegt, dass ich in meinen Gedanken mal wieder verloren war.
„Über was denkst du nach?“ Unterbrach er die Stille. Ich sah in seine braunen Augen und konnte mich mal wieder darin verlieren. Mein Verstand erinnerte mich zu antworten.
„ Kannst du dir das nicht denken?“ Jeremy nahm eines seiner Ohrenstöpsel in die Hand und ließ sie zwischen seinen Händen hin und her gleiten.
„Naja, ich weiß ja nicht was du alles mit bekommen hast.“ Er sah nicht auf als er das sagte. Anstatt darauf zu antworten, versuchte ich einfach mein Glück und probierte wieder etwas heraus zu kriegen.
„Du warst nicht das erste mal in Metaline Falls, hab ich recht?“
Jeremys Mundwinkel zuckten leicht als ob er in Erinnerungen schweben würde.
„Nein, ich bin nicht das erste Mal hier gewesen.“ Ich machte große Augen. Ich hatte nicht gerechnet eine Antwort zu bekommen. Ich erwartete eher wieder Ablehnungen und Ausreden.
Jeremy blickte wieder zu mir auf. Ich konnte seinen Blick nicht deuten.
„ Warum?“ flüsterte ich.
„Warum was?“ Jeremys Stimme wurde nun auch leiser.
Ja, hmm. Warum? Ich würde auch gern wissen, was ich damit gemeint hatte. Ich überlegte und wollte gerade anfangen zu reden, als die Glocke bimmelte. Die Pause war vorbei. Ich stöhnte auf und Jeremy zog laut die Luft ein. Fragend sah er mich an. Es war sehr verlockend die nächste Stunde zu schwänzen. Jeremy murmelte etwas vor sich hin, als vor der Tür der Lärm der Schüler durchdrang, dass klang wie, “warum muss sich das alles wiederholen“. Das gab mir den Rest. Ich musste einfach wissen was los war.
„Was hast du in der nächsten Stunde?“ fragte ich ihn. Er ließ sein Ohrenstöpsel wieder hängen.
„ Literatur. Und du?“
„ Englisch.“ Als keiner danach mehr etwas sagte rutsche Jeremy leicht auf seinen Stuhl umher und sah zu Seite.
„ Du willst blau machen?“ fragte er mich als er wieder zu mir sah.
Als ich nichts antwortete, fuhr er fort.
„Nur um etwas aus mir heraus zu bekommen? Wir können auch später weiter reden. Du sollst wegen mir keinen Stress in der Schule bekommen.“ Und das war ja das große Problem. Er würde später nicht mehr so offen darüber sprechen. Das wusste ich. Ich schüttelte den Kopf.
„Ist mir egal. Es gibt wichtigeres als eine Stunde Englisch zu verpassen. Mir wird schon eine Ausrede einfallen. Vielleicht wurde ich ja von dir erschlagen, weil ich versucht hatte, diesen dämlichen Ohrenstöpsel aus dein Ohr zu reisen.“ Jeremy zog eine Augenbraue hoch, zog ihn sich raus und musste lachen.
„Okay, aber sag mir später nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“
Ich lehnte mich zurück und stellte meine Frage erneut.
„Also, du warst vorher schon einmal in Metaline Falls. Warum?“
Jeremy machte es mir nach und streckte sich ebenfalls aus.
„Alte bekannte, haben hier früher mal gewohnt.“ Also hatte ich doch recht mit meinen Vermutungen.
„Verwandte? Wer denn? Vielleicht kenne ich sie ja. Ich bin hier geboren und kenne eigentlich viele von hier.“
Als Jeremy nicht gleich antwortete fuhr ich fort.
„Was denn? Gehört das jetzt auch zur Kategorie in der du es mir nicht sagen kannst?“ Jeremy nickte mit dem Kopf.
„Vanessa…es ist alles viel zu kompliziert.“
Ich wollte nicht, dass er sich wieder verschloss und versuchte es mit einer anderen Frage.
„Okay, und woher kennst du Lucas?“ Ich würde nicht locker lassen. Nicht jetzt. Die Stimmen der Schüler im Haus wurden immer leiser. Der Unterricht würde in den nächsten fünf Minuten beginnen.
„ Naja, wie ich gestern schon sagte ein alter bekannter, den ich nicht als Freund bezeichnen würde. Ich hab ihn durch seinen Bruder kennen gelernt mit dem ich mich gut verstehe. Was man von Lucas nicht behaupten kann. Lucas war eher der Freund meines Bruders.“
Als Jeremy anfing von seinen Bruder zu sprechen, musste ich sofort an das Bild denken, wo die beiden zusammen drauf waren. Sie sahen sich zum verwechseln ähnlich.
„Lucas ist also auch Franzose? Und er ist mit deinen…Zwillingsbruder befreundet?“
„Ja und jein. Er kommt aus Paris und wir haben uns durch unsere Eltern, die sich schon lange gekannt haben, kennen gelernt. Früher war Steve, also mein Bruder, und Lucas gut befreundet, ja, aber heute hassen sich die beide genauso wie Lucas und ich es nun tun.“ Als er den Satz beendete, merkte ich, dass es alles sein würde, was er dazu sagen würde. Ich überlegte mir etwas anderes. Mir fiel etwas ein aber ich wusste nicht, ob ich wirklich mit diesem Thema anfangen sollte.
„Und was ist mit dieser…Ashley?“ Als ich ihren Namen aussprach huschte einen Moment Schmerz über sein Gesicht.
„Da gibt es nicht viel zu sagen.“ Sagte er kurz und knapp.
„Du sagtest gestern zu Lucas es sei Jahrzehnte her?“
Plötzlich stand Jeremy auf und sah mich an.
„Vanessa, ich kann einfach nicht mit dir darüber reden. Versteh mich doch, es geht einfach nicht. Es tut mir leid.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand aus dem Raum. Schwer atmend sah ich auf die Tür, in der Jeremy vor ein paar Sekunden raus marschierte.

Ich saß noch in dem Gemeinschaftsraum als es zur letzten Stunde klingelte. Ein paar Minuten noch, dachte ich mir.
Das Gespräch machte mir ganz schön zu schaffen. Was würde Tanja dazu sagen? Wird mir Jeremy überhaupt noch Antworten geben?
Tausend Fragen gingen mir durch den Kopf und keine davon, brachte mich weiter. Ich musste mich zwingen aufzustehen um in Richtung Klassenzimmer zu laufen. Dennis würde Jeremy bestimmt heim fahren. Vielleicht sehen wir ihn ja noch einmal nach der Schule. Vor dem Klassenzimmer angekommen, musste ich mir noch schnell eine Ausrede einfallen lassen. Mir ist Schwindelig geworden, nein, dann würde sie mich zur Schulschwester schicken. Ich wurde im Gemeinschaftsraum eingesperrt, niemals. Ich wollte einfach mit einem schönen Jungen alleine sein, ja sicherlich. Ich drückte die Türklinge nach unten und öffnete die Türe. Es lief gerade ein Film und die Schüler bemerkten mich nicht mal richtig. Schleichend ging ich rüber zu dem Platz neben Tanja. Als ich zum Lehrerpult schaute, nickte mir Mrs. Fanning zu. „Ich hab gesagt dir ist plötzlich schlecht geworden und du musstest an die frische Luft.“ Flüsterte mir Tanja zu. Dankend lachte ich sie an. Dann müsste ich mir wenigstens keine Ausrede mehr einfallen lassen.
Es war fünf Minuten vor Schluss und Mrs. Fanning stand auf, um den Film auszuschalten. „Wir schauen ihn uns das nächste Mal fertig an. Mrs. Darson geht es ihnen wieder besser oder möchten sie zur Schulkrankenschwester?“ Sie sah mich prüfend an. Oh, nein. Nicht die Krankenschwester.
„Ehm, ja. Mir geht es wieder besser. Danke.“
„Gut. Mrs. Ottingham wird sie Informieren was bisher im Film geschah, damit sie am laufenden sind. Ihr könnt eure Sachen packen.“
Alle Schüler packten hastig ihre Sachen in den Rucksack um so schnell wie möglichst nach draußen zu kommen.
Als wir auf dem Schulflur kamen, waren schon viele Schüler und hatten es eilig, nach draußen zu kommen. Tanja schlengelte sich zu mir.
„Und was ist passiert? Ihr müsst ja viel miteinander geredet haben, wenn du schon schwänzen tust.“ Schön wärs gewesen, dachte ich mir.
„Nichts war. Wir haben nicht lange geredet und ich habe auch kaum Antworten bekommen. Ich habe ihn gesagt das es für mich okay ist, wenn es Dinge gibt die er mir nicht sagen kann. Aber uns das auch so sagen soll.“ Tanja sah enttäuscht aus. „Na toll. Das heißt wir werden es nie erfahren. Idiot dieser Jeremy.“
Auf dem Parkplatz war kein Jeremy in Sicht. Ich musste Tanja noch jede Kleinigkeit unseres Gespräches erzählen und sie kam zu dem Entschluss, dass sie mich zur Bibliothek später begleiten würde. Wir verabschiedeten uns noch und ich stieg in mein Auto.

Als ich daheim ankam und durch die Tür ging, kam mir schon der leckere Duft des Mittagsessen entgegen. Ich legte mein Rucksack ab, zog meine schwarzen Chucks aus und hängte meine Lederjacke auf einen Kleiderbügel. In der Küche sah ich wie Jennifer am Herd stand und Dominik den Tisch deckte. Er war noch im Schlafanzug. Erst da fiel mir auf, dass ich Dominik heute gar nicht in der Schule getroffen hatte.
„Na ihr, tut mir leid wegen heute früh. Ich hatte gestern total vergessen bescheid zu geben. Warst du heute gar nicht in der Schule, Dome?“ Ich setzte mich auf den Tresen der in der Mitte der Küche stand. Dome schaute auf und ich sah, dass er wirklich fertig war. Sein Kopf war ganz rot. Der hatte vielleicht ein Glück schon am zweiten Schultag Krank zu werden, dachte ich mir bei dem Anblick. „ Als ich heut früh aufgewacht war, dröhnte mir so der Schädel und mir war Kotzschlecht.“ Jennifer drehte sich vom Herd um. „Der arme Junge hing den ganzen Morgen nur an der Kloschüssel. Ich fahr mit ihm nach dem Essen gleich zum Arzt. Er hat sich wohl was eingefangen.“ Tröstend sah ich Dominik an und er versuchte mir ein lächeln zu schenken. Ich sprang von der Anrichte und ging zu ihm. „Komm setz dich hin ich decke den Tisch fertig.“ Ich nahm ihm den Teller aus der Hand und drückte ihn auf den Stuhl.
Als der Tisch fertig gedeckt war und Jennifer die Spagetti Bolognese auf den Tisch stellte, setzten wir uns hin. Ich nahm mir eine große Portion und klatschte sie auf meinen Teller. Jennifer sah mich stirnrunzelnd an.
„ Hast du in der Schule nichts gegessen?“
„ Doch. Aber nicht viel.“ Log ich. Ich war ja auch die ganze Pause damit beschäftigt Jeremy zu suchen und ihn auszufragen. Jennifer sah wieder auf ihren Teller und nahm sich einen Löffel.
„Ich gehe später noch mit Tanja raus.“ Unterbrach ich die Stille. Jennifer sah zuerst zu Dome, der sich die Nudeln in den Mund zwang und danach zu mir. „ Könntest du das nicht auf Morgen verschieben? Ich muss später arbeiten und würde Dome nicht gern alleine in diesen Zustand lassen.“ Mist, dass hatte ich ganz vergessen. Warum musste er auch grad heute Krank werden? Ich nickte ihr verständnisvoll zu und nahm wieder einen Löffel.

„ Wie lang denkst du, braucht ihr beim Arzt?“ fragte ich Jennifer und reichte ihr einen Teller damit sie ihn in die Spülmaschine schieben konnte. Sie überlegte kurz. „ Ich denke, mit Wartezeit, vielleicht eine Stunde. Warum? Weil du raus gehen willst?“
„Hmmh. Aber eine Stunde reicht denke ich eh nicht.“
„Tut mir leid. Ich würde meine Schicht ja gerne verschieben, aber das geht die Woche nicht.“
Als alles abgeräumt war und Jennifer mit Dome zum Arzt ging, nahm ich das Telefon und wählte Tanjas Nummer. Nach dem dritten Freizeichen ging sie ran.

„ Schönen guten Tag die Dame. Vermissen sie mich schon?“ Ich musste grinsen.
„Nein, ich wollte Sie nur anrufen, um zu sagen, dass wir unser Date auf morgen verschieben müssen. Mein Bruder ist Krank geworden und ich muss daheim bleiben. Aber wenn sie Lust hätten, dann könnten sie zu mir kommen und wir könnten zusammen das Internet durchstöbern.“
Auch Tanja musste lachen.
„Aber sicher doch. Ich verstehe das natürlich, wenn es familiäre Probleme gibt. Ich werde dann um ca. drei Uhr, mit einen Blumenstrauß und einer Schachtel Pralinen, vor ihrer hübschen Haustür stehen. Zieh dich Schick an.“
„Es wäre mir eine Freude. Dann bis später Mrs. Ottingham.“
„Sei gesegnet, Mrs. Darson. Ich werde auch die Affinität zur Erde mitnehmen.“ Ich musste laut lachen. Manche Leute schauten uns immer komisch an, wenn Tanja und ich, Sätze aus unseren Lieblingsbüchern aussprachen. Die dachten dann bestimmt, wir hätten einen Dachschaden.
„ Ok, ich und Eric Night werden auf sie warten. Sei gesegnet.“
„Der Esel nennt sich immer zuerst.“
Grinsend legte ich den Hörer ab und ging hoch in mein Zimmer.

Oben angekommen ging ich gleich zu meinem Laptop um ihn einzuschalten. Tanja würde in einer Stunde kommen, bis dahin könnte ich ja noch ein wenig im Internet surfen. Ich machte meine Musik an um den ganzen Stress des letzten und heutigen Tages wenigstens für eine Stunde zu vergessen. Als ich die Verbindung hergestellt hatte, loggte ich mich wie immer zuerst in MSN ein. Dennis war online aber auf beschäftigt gedrückt, also ging auf Facebook um mich dort einzuloggen. Ich hatte eine neue Freundschaftsanfrage. Doch als ich sah, wer es war, wollten meine Finger schon auf ablehnen drücken. Es war Henry. Der Typ aus Mathe, den ich, unglücklicherweise, meinen Zettel an Jeremy zu geworfen habe.
Da ich nicht gemein sein wollte, nahm ich die Anfrage an. Ich suchte meine Chatliste durch, um zu schauen ob Jeremy online war. Aber er war es natürlich nicht. Ich drückte auf sein Profil um zu schauen, ob dort irgendetwas Hilfreiches zu finden wäre. Über die Verwandten die hier in Metaline Falls gelebt haben sollen, oder sonstiges. Ja ich gebe zu, ich wollte mir auch sehr gern die Fotos wieder anschauen. Davon konnte ich definitiv NICHT genug kriegen. Ja ich weiß, ich kenne diesen Typen nicht und fang an von ihm zu schwärmen. Aber ich bin auf jeden fall nicht so eine, die nach einer Woche schon mit jemanden zusammen ist und schon unendlich verliebt ist. Ich finde ihn lediglich Attraktiv. Als ich den Ordner mit den privaten Fotos öffnen wollte, merkte ich, dass die Fotos von Ashley gar nicht mehr da waren. Er hatte sie wohl gelöscht. Aber bei ihm wundert mich gar nichts mehr. Der Typ ist voller Geheimnisse. Auf seiner Pinnwand waren auch nicht viele Hilfreiche Dinge. Keine Personen die auffällig waren. Wäre ja auch etwas unlogisch gewesen, wenn Jeremy diese Dinge im Internet ausplaudern würde. Aber ich komme immer auf solche sinnlosen Gedanken.
Unten klingelte die Türe. Ich schaute aus dem Fenster um zu kucken ob Tanjas Wagen dort stand, aber es waren nur Jennifer und Dome zurück. Ich ging die Treppen hinunter und öffnete die Türe. „Das ging ja schnell.“ Begrüßte ich die beiden. „Ja es war zum Glück nicht so viel los. Dominik ist für die Woche krank geschrieben.“ Dome lächelte mir zu. Man konnte seine Schadenfreude nicht übersehen. Eine Woche hatte er also länger Ferien. Dome ging gleich hoch in sein Zimmer, weil Jennifer ihn Bettruhe angeordnet hat. „Jenn, Tanja kommt dann jetzt noch vorbei.“ Sie ging in die Küche und schaute über die Schulter. „Kein Problem, solang du heute zuhause bleibst. Ab Morgen darfst du aber selbstverständlich wieder raus. Es ist ja nicht so, als wäre Dominik Todkrank. Ich muss mich jetzt aber schnell fertig machen und alles für die Arbeit packen.“
„Okay“ Ich ging wieder hoch in mein Zimmer und setzte mich wieder vor dem Laptop. Ich hatte einen neuen Pinnwandeintrag. Innerlich verdrehte ich die Augen als ich sah, dass er von Henry war. Ich hoffte nur, dass er mich jetzt nicht die ganze Zeit belästigen würde. Er hatte sich bedankt fürs annehmen. Ich wollte schon, lass es mich nicht bereuen, schreiben, aber habe dann doch nur ein Kein Problem =), hinterlassen. Als die Tür klopfte, schaute Jennifer rein und verabschiedete sich und hatte extra noch mal betont, heute daheim zu bleiben. Ob sie nicht wusste, dass dies dann doch meistens eintreten würde? Eine Mischung aus Jugendliche und Verbote ging meistens nie gut. Von unten kamen Stimmen und ich hörte wie Jennifer, Vanessa, Tanja ist da, nach oben rief. Ich hörte sie schon die Stufen rauf trampeln. Die Tür öffnete sich und ich drehte mich um.
„Punkt drei Uhr. Ich bin erstaunt.“ Okay, eigentlich waren es genau zwei Minuten vor um drei, aber das zählte ich nicht.
„Ich komme doch zu unserer Verabredung nicht zu spät. Kann unser Detektivspiel beginnen?“ Sie setzte sich auf den Stuhl neben mich.
„Aber sicher doch. Auch wenn ich nicht wirklich weiß, was wir genau suchen sollen.“ Wir schlugen Google auf und saßen erst einmal ein paar Sekunden davor. Darüber hatte ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Was sollte schon im Internet stehen was uns helfen würde?
„Hmm, ich weiß es eigentlich auch nicht. Hier wird bestimmt nichts Großartiges über Metaline Falls, geschweige denn die Einwohner, drinnen stehen.“ Tanja legte das Kinn auf die Hand. Ich versuchte es trotzdem und gab Metaline Falls in das Suchfeld ein. Wie angenommen standen dort nur Einwohnerzahlen, Stadtpläne oder schöne Sehenswürdigkeiten für Touristen. „Was haben wir hier schon für Sehenswürdigkeiten?“ fragte mich Tanja. Ich zuckte die Schultern.
„Versuchs mal mit Jeremys Namen.“ Meinte Tanja. Darauf hätte ich eigentlich auch kommen können. Ich gab seinen Namen ein und Tanja musste lachen. Fragend sah ich sie an.
„Was ist denn? Habe ich ihn falsch geschrieben?“ Tanja schüttelte lachend den Kopf.
„Nein, eben nicht. Du kannst seinen Namen schon auswendig. Also den Nachnamen meinte ich. Ich konnte den mir noch nicht merken.“
Sie würde bestimmt gleich anfangen zu sagen, dass er mir bestimmt sehr gut gefiel. Aber sie sagte nichts mehr. Wir durchsuchten die Einträge, aber außer Seiten von Facebook, Leute aus früheren Zeiten oder Namen die ähnlich klangen, gab es nichts.
„Das führt doch zu nichts.“ Sagte ich zu Tanja und legte den Kopf in die Hände. „Du bist mir vielleicht ein guter Detektiv. Gibst schon nach den zweiten Versuch auf. Lass mich ma ran.“ Sie schob den Laptop zu sich rüber und begann zu Überlegen. Ich stand auf und legte mich in mein Bett. Warum musste ich auch grad heute zuhause bleiben. Jeremy würde ich morgen auf jeden fall nicht darauf ansprechen. Außer natürlich er würde es tun. Aber das passiert eh nicht.
Als ich zu Tanja rüber sah, machte sie immer noch ein grüblerisches Gesicht.
„Und schon auf etwas gestoßen?“ fragte ich sie. Tanja warf mir ein finsteren Blick entgegen bei dem ich lachen musste. „Habe Geduld, Vanessa. Habe Geduld.“
Nach fünf Minuten stille, stand ich auf und ging rüber zur Tür.
„Willst du auch was zum Trinken?“ fragte ich Tanja.
„Jap, Cola light. Das wäre alles. Danke.“ Als ich die Treppen runter laufen wollte, spähte ich noch kurz in Dome´s Zimmer hinein. Er lag im Bett und schlief. Ich ging runter in die Küche und nahm zwei Cola light Dosen aus dem Kühlschrank. Von oben hörte ich Tanja laut rufen. „Das gibt es doch nicht. Vaaaneeesssa? VANEEEESSSAAAA?“ Was war denn jetzt los. Ich antwortete mit einem „Taaanja? TAAANJAAAA?“ und ging schnell die Treppen rauf. Im Zimmer hüpfte Tanja ungeduldig auf dem Stuhl herum. Ich stürmte zu dem Schreibtisch und mir fielen beinahe die Cola Dosen aus der Hand. „Was ist los?“ fragte ich schwer atmend. Treppen steigen war nicht meine Stärke.
„Nichts, mir war grad danach. Ich finde auch nichts. Kannste Knicken. Nichts. GAR NICHTS. Null.“ Ich sah Tanja böse an und rollte die Augen.
„Was bist denn du für ein schlechter Detektiv, ha? Du bist echt fies. Ich hab mich schon gefreut gehabt.“ Tanja nahm mir eine Dose aus der Hand und lächelte mich an. „Danke. Tja, was will man machen. Müssen wir halt auf morgen warten.“ Stöhnend setzte ich mich auf den Stuhl neben Tanja. Ich wollte nicht den ganzen Tag daheim sitzen und nichts tun. „Dominik schläft gerade.“ Sagte ich und machte meine Cola Dose auf. Tanja sah mich an. Überlegte eins, zwei Sekunden. Und Antwortete dann. „Worauf warten wir dann noch?“ Wir standen auf und gingen nach unten. Ich hatte wirklich ein sehr schlechtes Gewissen. Aber ich würde heut Nacht, kein Auge zu bekommen. Ich schrieb Dominik noch schnell einen Zettel, falls er aufwachen würde, wobei es mich sehr wunderte, dass er nicht durch unser Geschrei von grad eben, aufgewacht war.
Ich zog mir meine Lederjacke an und wir gingen nach draußen.

Wir sind mit Tanjas Wagen gefahren damit es nicht so auffallen würde, dass ich nicht da bin. „Oh man, ich hab echt ein schlechtes Gewissen. Jennifer wird mich umbringen, wenn sie das erfährt.“ Schrie ich gegen die laute Musik an. Tanja und ich hatten manchmal einen sehr komischen Musikgeschmack. Und bei den peinlichsten Liedern, drehten wir meistens die Musik am lautesten auf.
„Dominik ist fünfzehn. Der wird schon allein auf sich aufpassen können. Und wenn wir wirklich etwas finden, was uns weiterhelfen könnte, dann ist es wenigstens für einen guten Zweck gewesen.“
Wir parkten vor der Bibliothek Tanjas dunkelblauen Fiat Punto und stiegen aus. Es war jetzt vier Uhr, was bedeutete, die Bibliothek wäre mit mehreren Leuten gefüllt. Ich hoffte nur, dass niemand mich erkannte. Wir gingen durch die Tür und steuerten auf die Stadtbücher zu. „Wie sollen wir bei so vielen Büchern etwas finden?“ fragte mich Tanja die gerade die ganzen Bücher musterte. „Geduld, Tanja. Habe Geduld.“ Zwinkerte ich ihr zu. Sie warf mir wieder ihren gespielten bösen Blick zu. Wir nahmen uns verschiedene Bücher über die Stadt und gingen zu einem leeren Tisch am Ende des Raums. Dort waren wir ungestörter. Nach dem fünften Buch hatte ich schon keine Lust mehr. Ich wusste ja nicht mal, was ich wirklich darin suchte. Tanja reichte mir ein Buch ohne von ihres aufzublicken. „ Wir geben nicht auf. Los. Lesen.“ Stöhnend nahm ich das Buch entgegen und blätterte es auf. Es waren verschiedene Zeitungsartikel, die sich seit Jahren angehäuft hatten. Ich blätterte es durch und sah Artikel über den Bürgermeister, Projekte der Stadt und viele uninteressantere Dinge. Bei einem Artikel blieb ich hängen. Als Überschrift stand groß und fettgedruckt


Haus In METALINE falls abgebrannt
Mehrere verletzte



Auf dem Bild was dazu abgedruckt wurde, konnte ich nicht erkennen, wo es gewesen sein sollte. Es war ein sehr großes Haus und die Flammen gingen bis weit hoch in den Himmel. Unter dem Bild war noch ein kleineres, es sah aus wie ein Familienfoto. Es war ein älterer Mann im Anzug, bestimmt der Vater, eine nette Hausfrau, ein blonder Junge und ein blondes Mädchen. Das blonde Mädchen war vielleicht in meinem Alter. Unter dem Bild stand, dass es die Familie gewesen sei, die in dem Haus lebte. Ich stupste Tanja an.
„Schau dir mal das an. Ein Haus hat…“ ich schaute auf das Datum des Artikels. „…1952 hier gebrannt. Die Brandursache ist unbekannt steht dort. Kannst du erkennen wo das Haus gestanden hat?“ Tanja zog das Buch näher zu sich heran. Sie sah es genau an und schüttelte den Kopf.
„Nein kommt mir nicht bekannt vor. Ich hab davon auch noch nie gehört. Ich könnte meine Mum ja mal fragen.“ Sie wollte mir das Buch gerade wieder zuschieben, als sie es plötzlich wieder hastig zu sich zog. Sie machte große Augen.
„ Das gibt’s doch nicht.“ Flüsterte sie leise in das Buch hinein. Ich sah sie fragend an. „Was ist los?“ fragte ich sie. Sie sah mich an und ihr Blick sah wirklich beängstigend aus. Meistens machte sie so ein Gesicht wenn wir zusammen Horrorfilme anschauten. Sie schob das Buch ein bisschen in meine Richtung so dass wir beide rein schauen konnten.
Ich schaute den Artikel an und erkannte nichts was ich nicht schon gesehen hatte. Ich sah zu Tanja auf. „Was ist jetzt da? Ich sehe nichts Ungewöhnliches.“ Tanja schob das Buch näher in meine Richtung.
„Schau genauer hin. Das kleinere Bild.“ Ich nickte und zog das Buch zu mir rüber. Ich schaute die Familie an und erkannte nicht was sie meinte. Kopf schüttelnd sah ich Tanja an. Sie schlug sich die Hand vor den Kopf.
„Mensch, das blonde Mädel da.“ Ich schaute wieder auf das Bild und auf das Mädchen was Tanja meinte. Mir blieb der Atem stehen. Geschockt sah ich Tanja an. Sie nickte mir nur stumm zu.
„Das ist nicht das was ich gerade denke.“ Sagte ich leise zu Tanja.
„Oh doch, ich glaube schon, dass es das ist was ich denke, was du denkst.“
„Das ist unmöglich. Das Bild ist von 1952!“
„Hattest du nicht gesagt, dass Jeremy etwas von <<Es ist schon Jahrzehnte her>> gefaselt hatte?“
Geschockt sah ich wieder auf das Bild herab. Das blonde Mädchen. Lächelnd. Das Mädchen auf dem Foto war definitiv Ashley. Die Ashley von Jeremys Bildern. Mir lief es kalt den Rücken runter. So etwas ist unmöglich.
„Das Mädchen wäre jetzt fast sechzig, wenn es Ashley wäre. Jeremy ist nicht viel älter als wir. Und die Ashley auf seinen Bildern ist genauso Alt.“
Meinte ich und sah Tanja ungläubig an.
„Irgendetwas Merkwürdiges geht hier vor sich, Vanessa. Jetzt habe ich wirklich Angst. Ohne Flachs und Krümel.“ Auch wenn ich gerade sehr geschockt war, musste ich leicht grinsen. Ich liebte Tanja, denn in jeder Situation konnte sie noch Späße machen.
„Wir kopieren das jetzt.“ Meinte Tanja und stand auf. Wir nahmen auch die anderen Bücher um sie wieder zurück zu stellen. Wir legten das Buch auf den Kopierer und drückten den Startknopf. Während wir warteten, schaute ich rechts durch das Schaufenster. Es waren mehrere Leute auf der Straße. Mütter mit ihren Kindern, ein älteres Paar, eine Gruppe Jugendlicher, ein Obdachloser auf einer Bank und…Lucas. Ich blinzelte und schaute noch einmal genauer hin. Ja es war zu hundert Prozent Lucas. Er trug wieder eine dunkle Jeans, dunkles Shirt und seine schwarze Lederjacke. Er sah uns direkt an. Ich konnte seine hellblauen Augen von hier aus erkennen. Ich tippte Tanja auf die Schulter. „Tanja, dort drüben steht Lucas.“
Tanja sah vom Kopiergerät auf und erstarrte. „Warum schaut er uns so an?“ Diese Augen….dieser Mund…dieses böse an ihm….sein wunderschönes Lächeln. Jemand rüttelte an meinem Arm.
„Vanessa? Was tust du da?“ Ich sah auf und stand schon fast vor der Eingangstür. Wie bin ich hier her gekommen?, dachte ich mir.
„Ich hohl schnell die Kopierten Blätter, bring das Buch wieder zurück und dann gehen wir schnell zum Auto, Ok?“ Ich nickte Tanja zu und sie ging los. Als ich aus der Glastüre schaute, stand Lucas immer noch auf der Gegenüberliegenden Straßenseite und sah mich an. Ein schiefes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. Ich weiß nicht was, aber irgendetwas zog mich nach draußen. Ich konnte an nichts anderes mehr denken. Ich wollte nur zu ihm. In sein Gesicht schauen. In seine Augen. Von allein machte ich mich auf den Weg. Raus aus der Bibliothek. Über die Straße. Bis ich vor ihm stand. Ich blinzelte ein paar Mal und Lucas lachte mich an. „ Was für eine Ehre, so ein schönes Geschöpf zwei Tage hintereinander treffen zu dürfen.“ Ohne zu denken musste ich leicht grinsen. „Was war das eben?“ fragte ich ihn. Er zog fragend eine Augenbraue hoch. „Was war was?“
„Na, das. Mit dieser Stimme. Ich konnte an nichts mehr denken, außer an eine Stimme die mich in Gedanken nach draußen brachte. Deine Stimme.“ Lucas Lächeln wurde breiter. Meins dagegen verschwand und ich wurde rot. Was denkt denn er jetzt von mir. Wie so ein krankes Groupiemädchen.
„Danke für dein Kompliment.“ Als ich nach rechts schaute, sah ich, wie Tanja über die Straße auf uns zu lief. Sie sah ein wenig wütend aus.
„Warum bist du einfach abgehauen?“ fragte sie als sie bei uns ankam.
„Ich weiß es nicht.“ Mir fiel nicht mehr dazu ein. Ich wusste es wirklich nicht. Es war aber nicht mal so schlecht, dass wir Lucas getroffen hatten. Auch wenn Jeremy sagte, dass er ihn nicht ausstehen konnte. Okay, dass war untertrieben. Er hasste ihn. Aber vielleicht würde er uns ja antworten geben. Ich wollte nicht um den heißen Brei herum reden und begann Klartext zu reden.
„Lucas hör zu. Da Jeremy nicht mit mir oder uns reden will, wirst du das jetzt übernehmen.“ Er sah zuerst Tanja und dann mich an. Seine Augen funkelten so wunderschön. Okay nicht ablenken lassen.
„ Wenn du meinen Namen immer so erotisch aussprechen wirst, dann, wann immer du willst. Ich erfülle dir jeden Wunsch, Liebling.“ Ich sah ihn leicht genervt an. Er wusste wie er bei Mädchen oder Frauen ankam und nutzte es total aus.
„Es geht um gestern.“ Sagte Tanja als ich nichts erwiderte.
„Ach wirklich.“ Er schenkte ihr ein Ironisches Lächeln.
„Ja wirklich und du wirst uns jetzt alles erklären, von vorne bis hinten.“
„Sicher werde ich es erklären. Ihr.“ Er zeigt auf mich.
„Allein. Jetzt. Dort drüben.“ Nun zeigte er auf ein Cafe an der hinteren Straßenecke gegenüber. Unglaubwürdig sah ich ihn an. „Vergiss es.“ Sagte ich.
„Entweder wir gehen jetzt alleine einen Kaffee trinken und ich erzähle dir alles, wirklich ALLES was du wissen willst oder du wirst es nie Erfahren. Die Zeit läuft. Tik Tok, Tik Tok. 3..2..1… Okay, machts gut.“ Er lief weg und wir schauten ihn mit offenen Mündern hinter her. Ich kann doch nicht alleine mit ihm ein Kaffee trinken, dachte ich mir. Jeremy würde mich hassen. Er hat mich vor ihm gewarnt.
„Okay, ich machs.“ Schrie ich ihm hinterher. Ich glaubte selbst nicht was ich gerade gesagt hatte. Tanja sah mich geschockt an. „Das ist doch nicht dein Ernst.“ Ich ging zu ihr und umfasste ihre Schultern. Ich begann leise zu sprechen. „Hör zu Tanja, dass ist vielleicht unsere einzigste Chance etwas über die Dinge zu erfahren. Wir müssen sie nutzen. Ich bleib auch nicht lange. Hier hast du mein Hausschlüssel. Geh zu mir und such im Internet ob du etwas über den Brand oder Ashley rausbekommst. Ich komme dann mit dem Taxi nach. Bitte.“ Ich sah sie flehend an. Tanja überlegte kurz und nickte dann. „Ja okay. Aber pass auf dich auf. Lass dein Handy an. Ich hab bei dem Typen, auch wenn er wirklich sowas von heiß ausschaut, gar kein gutes Gefühl.“
Lucas stand nun wieder neben uns. Ich sah Tanja noch einmal dankend an und gab ihr meinen Schlüssel. „Bis später dann.“ Sagte Tanja und ging über die Straße zu ihren Auto. Ich drehte mich zu Lucas. „Also, wollen wir?“ Er schenkte mir wieder eins seiner 1000$ lächeln und nickte mir zu. „Nichts lieber als das.“

Im Cafe setzten wir uns, in einer der hintersten von den hintersten Ecken. Also ganz weit hinten wo kaum Menschen saßen. Es war Lucas Wunsch. Die Kellnerin kam und lächelte Lucas verführerisch an.
„Was darf es sein?“ fragte sie. Lucas sah mich fragend an.
„ Einen Latte, bitte.“ Sagte ich zu der Kellnerin sie nickte und schrieb es sich auf ihren kleinen Block auf. Als ich wieder zu Lucas schaute, grinste er mich merkwürdig an. Die Kellnerin wandte sich nun Lucas zu. „Und Sie?“ Lucas blickte nicht zu ihr. „Wasser.“ Mehr sagte er nicht. Die Kellnerin schrieb es auf und ging davon. Als Lucas mich immer noch angrinste, wurde ich leicht genervt. „Was ist?“ fragte ich ihn.
„ Wir hätten nicht ins Cafe gehen müssen, damit du das bekommst.“ Fragend sah ich ihn an. Und dann fiel mir ein was er meinte. Typisch Männer, dachte ich mir.
„Also beantwortest du mir nun meine Fragen?“ Er nickte mir zu.
„Woher kennst du Jeremy?“
„Muss es denn gleich um Jeremy gehen? Ich bin enttäuscht, Liebling.“
„Nun, gestern war ja auch etwas zwischen dir und…Jeremy. Also?“
Ich hoffte wirklich, dass ich nun die ganzen Fragen beantwortet bekommen würde.
„Ich glaube wir müssen anders mit der Geschichte anfangen. Ich spreche. Du hörst zu. Verstanden?“ Ich nickte ihm still zu. Die Bedienung kam und brachte uns unsere Getränke. Dann ging sie wieder. Schweigend nahm ich einen Schluck.
„Also. Da ich nicht so viele Probleme wie Jeremy damit habe, es Menschen zu erzählen, mache ich es kurz und schmerzlos.“ Also er hatte wirklich eine komische Art sich auszudrücken. „Okay.“ Sagte ich ihm.
„Ich rede. Du hörst zu. Schon vergessen, Liebling?“ Ich schob genervt eine Augenbraue hoch. Lucas hatte wieder ein schiefes Lächeln drauf.
„Ich mag es wenn du das tust. Wir beide würden prima zusammen passen. Aber egal anderes Thema. Nun…wie fang ich am besten damit an. Ich will ja nicht das du schreiend weg läufst.“ Ich verschluckte mich fast an meinem Getränk. Schreiend weg laufen? Lucas sprach weiter.
„Es gibt da Dinge auf dieser Welt die Menschen nicht verstehen. Andere Lebewesen die wie Menschen…“ Die Eingangstür wurde heftig aufgerissen und Jeremy kam durch die Tür. Er brauchte gar nicht suchen, er fand uns direkt. Er kam auf uns zu gelaufen und Lucas gab ein „Oh, Oh“ von sich. Jeremy blieb vor unseren Tisch stehen. Er sah mich böse an und ich nahm unschuldig einen Schluck von meinem Getränk. „Was ist verdammt noch mal los mit dir? Nur weil ich dir nicht sofort Antworten gebe, musst du gleich zu Lucas rennen? Ausgerechnet Lucas?“
Lucas stand von seinem Stuhl auf und stellte sich vor Jeremy. Er sah ihm fest in die Augen. „Van Blazen, du wirst langsam lästig. Ich kann ihr alles erzählen was ich will und daran kannst du mich nicht hindern.“
Lucas wusste wohl wie man Jeremy auf 180 bringen konnte. Lucas sah Jeremy spöttisch ins Gesicht. Danach zu mir, denn ihm ist die Sorgenfalte auf meiner Stirn nicht entgangen. Er begann zu sprechen. „Wusstest du eigentlich, dass Jeremy noch an Ashley hängt?“ Es reichte für ihn als Antwort, da ich nichts sagen konnte.
„Dachte ich mir doch. Er heult ihr seit Jahren hinter her. Aber in meinem Herzen hast nur du Platz, Liebling.“ Er zwinkerte mir zu. Julien schäumte vor Wut. Er sah in meine Richtung.
„Vanessa, tu mir bitte ein Gefallen und geh mit mir jetzt hier raus. Ich verspreche dir, ich erzähl dir alles was du willst, aber rede nicht mit diesem Abschaum.“ Ich schaute von einen zum anderen. Ich war ganz verwirrt und wusste nicht mehr was ich tun sollte. Zu mir war Lucas bis jetzt immer ganz nett gewesen. Auch wenn er eine leicht Ironische und Arrogante Art an sich hatte. Aber für mich gehörte das zu ihm und ich muss zugeben, es hatte auch etwas Anziehendes an sich. Jeremy dagegen hatte mich belogen, mich für dumm verkauft und einfach sitzen lassen. Und jetzt sollte er mir auf einmal alles beantworten was ich will? Das glaubte ich nicht.
„Du willst doch nur, dass ich nicht mit Lucas spreche. Heute Morgen wolltest du doch auch nicht mit mir reden. Warum also plötzlich jetzt?“
Jeremy suchte nach Worten. „Weil Lucas ein hinterhältiges Arschloch ist, der nur an sich denkt. Sonst an niemanden. Ich weiß nicht was er von dir will, aber irgendetwas braucht er von dir.“ Lucas begann zu lachen, schaute auf mein Getränk und dann zwinkernd zu mir. „Nein Scherz.“ Sagte er zu mir, ich wurde rot und Lucas richtete sich wieder an Jeremy. „Du leidest doch unter Wahnvorstellungen, van Blazen. Du weißt ganz genau was ich von ihr will. Und dass es nichts ist womit ich ihr Schaden würde, also hör auf so eine Scheiße zu reden.“ Mir platzte bald der Schädel.
„Hört endlich auf. Ihr seid doch beide verrückt. Lasst mich beide in Ruhe.“ Ich ging an ihnen vorbei in Richtung Türe. Ich sagte noch zu der Bedienung, dass der Herr dort hinten, und zeigte auf Lucas, bezahlen würde. Sie nickte mir zu und ich verschwand draußen. „Das ist doch alles kranke Kacke. Psychopathen. Mehr nicht.“ Murmelte ich vor mich hin. Ich holte mein Handy aus der Jackentasche und suchte in meinen Kontakten eine Taxi Nummer. Jeremys Motorrad stand direkt vor mir am Straßenrand. Ich war wirklich versucht, ihm seinen schönen Lack mit irgendetwas zu ruinieren. Aber wie gesagt es waren nur Gedanken. Ich fand eine Nummer und drückte auf anrufen. Hinter mir öffnete sich die Türe. Ich wollte mich nicht umdrehen falls es einer von den beiden war. Ich spürte wie jemand näher an mich ran trat. Ein kalter Atem strich mir über den Nacken. „Wir sehen uns wieder, meine geliebte der Verdammnis.“ Ich atmete flach aus. War nicht in der Lage zu sprechen. Als sich Lucas von mir entfernte drehte ich mich zu Seite und sah wie er um die nächste Ecke verschwand. „Meine geliebte der Verdammnis.“ Murmelte ich leise vor mich hin. Genau das hatte Lucas auch in meinem Traum gesagt. Wie konnte er das wissen? Als ich rechts zur Tür schaute stand dort Jeremy im Türrahmen angelehnt. An meinem Handy hörte ich nur weit entfernt ein „Hallo Taxi Mayer. Hallo? Haaaalllo?“ und danach ein Tut… tut… tut. Jeremy sah mich wieder mit diesen Blick von heute Morgen an. Mit leichten Schmerz in den Augen.
„Es tut mir leid.“ Begann er zu sprechen.
„Was hat das alles zu Bedeuten, Jeremy?“ fragte ich ihn leise.
„Fahren wir wo hin, wo wir ungestörter sind und ich erzähl es dir. Und diesmal wirklich alles. In Ordnung?“ Ich nickte ihm still zu und er ging zu seinem Motorrad. Er stieg auf und reichte mir einen zweiten Helm. „Ich soll mit dir auf diesem Ding mitfahren?“ kreischte ich schon fast. Jeremys Mundwinkel zuckten leicht nach oben. „Nun ja, ich habe kein Auto. Zumindest nicht hier. Vertrau mir. Ich bin ein guter Fahrer.“ Ich nahm ihm den Helm ab und setzte ihn mir auf. Stolpernd ging ich auf das Motorrad zu und betete im Inneren, dass Jeremy meine Unruhe nicht anmerkte.
Wackelig setzte ich mich hinter ihm und versuchte, etwas zu finden wo ich mich festhalten konnte. Jeremy lachte vor mir, nahm meine Hände und zog sie sich um seine Taille. Hitze stieg in mir auf und ich war sehr froh, dass ich diesen Helm trug. Er startete den Motor und schoss davon. Ich musste mir einen lauten Schrei unterdrücken und legte meine Hände stärker um ihn. Noch nie war ich mit einem Motorrad gefahren und meine Befürchtungen, wie es sich wohl anfühlte, wurden war. Ich dachte ich würde jeden Augenblick runter geschleudert werden. Aber Jeremy war sehr sicher auf dem Motorrad. Er steuerte auf den Weg zu, der außerhalb Metaline Falls führte. Am Ende der Straße fuhr er links einen Berg runter. Diesmal zum Glück aber langsamer da der Boden voller Kies war. Erst jetzt wusste ich wo er hin wollte. Zu dem alten Park, wo kaum mehr Menschen waren. Ich war dort damals öfter mit Dominik an den kleinen Teich zum spielen gewesen. Jeremy brachte das Motorrad genau an diesen Teich zum stehen und ich stieg mit Beinen, die sich wie Wackelpudding anfühlten, ab. Ich nahm den Helm ab und betete, dass meine Haare nicht so aussahen, wie sie sich anfühlten. Jeremy zog sich ebenfalls den Helm ab und sah genauso perfekt aus wie zuvor. Er stellte sich vor mich hin. „Warst du hier schon mal?“ fragte er mich. Ich nickte.
„Ja früher war ich mit meinem Bruder öfters hier spielen.“ Jeremy schaute nach unten und drehte sich dem Teich zu. Einen Moment standen wir so da. Auf dem Teich herabblickend. Ein paar Enten schwammen darin .Jeremy begann als erster zu sprechen.
„Ich war hier früher auch öfters.“ Ich sah ihn an. „Früher? Wo du noch klein warst?“ Jeremys Mundwinkel gingen nach oben, doch sie erreichten seine Augen nicht. „Nein. Klein war ich nicht.“ Ich sah ihn erwartend an.
„Ich sah damals schon so aus wie jetzt.“
„Wie meinst du das?“ fragte ich ihn.
„Ich weiß gar nicht wie ich das erklären soll.“ Er sah wieder auf dem Boden und strich sich mit den Händen übers Gesicht.
„ Ich bin damals wirklich nach Metaline Falls gekommen, weil Verwandte von uns hier wohnten. Und dann lernte ich ein Mädchen kennen.“ Mir stieg Ashleys Gesicht im Kopf auf.
„Ashley?“ fragte ich ihn leise. Jeremy sah mich an und nickte schließlich.
„Aber wie ist das Möglich?“
Jeremy atmete ein paar Mal ein und aus bevor er weiter sprach.
„Es war 1952 als ich nach Metaline Falls kam. Ich ging wie ein ganz normaler Junge auf die High School in der wir jetzt auch sind“ Meine Knie wurden weich und ich setze mich auf die Bank die hinter mir stand. Jeremy sah mich wieder an um meine Reaktion abzuwarten.
„Sprich weiter.“ Entgegnete ich ihn. Er sah wieder auf den Teich.
„Sie ging auch auf diese Schule.“
„Aber das geht doch gar nicht. Die Schule hat doch alle Akten von damaligen Schülern und müssten deinen Namen kennen.“
„Das haben sie, ja. Aber ich hab es sie vergessen lassen. Vanessa, hör zu. Das was ich dir jetzt sage wird ein großer Schock für dich sein.“
Er sah mich eindringlich an. Ich konnte keine Reaktion zeigen also sprach er wieder weiter.
„Du und Dennis, ihr gibt euch Spitznamen, hm?“
„Ja, aber was hat das damit jetzt zu tun?“ Fragend schaute ich ihn an.
„Was für Namen sind das?“
„Bella Swan und Edward Cullen, aber ich versteh nicht…“
Jeremy unterbrach mich. „Und was ist dieser Cullen?“
„Ein Schauspieler.“ Jeremy rollte die Augen. Auf was wollte er hinaus?
„In dem Film. Was ist er?“
„Ein, ein Vampir.“ Sagte ich trocken. „Aber was hat das mit der ganzen Sache zu tun?“
„Vanessa, solche Dinge…gibt es, in Wirklichkeit auch.“
Ich konnte nicht anders. Ich brach in großes Gelächter aus. Jetzt war ich ziemlich sicher, dass Jeremy Drogen nahm. „Jeremy, du solltest mal in eine Entziehungskur gehen.“ Ich stand auf und wollte in die Richtung zum Berg laufen. Jeremy sprach diesmal lauter und eindringlicher.
„Glaube mir. Lucas, ich, mein Bruder, sein Bruder auch Ashley, wir alle sind Vampire. Naja, Ashley nicht mehr. Sie ist vor dreißig Jahren gestorben aber das erklär ich dir später.“ Ich blieb stehen und drehte mich um. Jeremy stand noch immer dort und starrte auf den Teich.
„Jeremy, das ist doch Krank.“
„Wie erklärst du dir dann bitte schön, dass ich immer noch so ausschaue wie vor fünfzig Jahren?“
„Ich habe dich vor fünfzig Jahren nicht gesehen.“
„Aber Ashley.“ Was? Woher wusste er das jetzt schon wieder.
„Ich hab euch gesehen in der Bibliothek.“ Erklärte er. Jetzt drehte er sich um.
„Und warum ist deine geliebte Ashley gestorben wenn sie doch auch ein Vampir war?“ fragte ich sauer. Bald konnte ich den Namen nicht mehr hören.
„Sie ist umgebracht worden.“ Der Schmerz kam wieder in seine Augen zurück.
„Wie sie wurde umgebracht? Wenn du sagst ihr seit “Vampire“, dann dürfte sie nicht tot sein.“ Ich war kurz davor zu platzen. Er verkaufte mich schon wieder für blöd.
„Sie ist vor dreißig Jahren von jemand umgebracht worden.“
„Aha und von wem? Und vor allem wie?“ Man merkte, dass es ihm schwer fiel darüber zu sprechen.
„Ihr wurde der Kopf abgehackt. Du willst wissen wer es war? Überleg mal. Blaue Augen, Schwarz wie die Nacht. Kalt. Arrogant.“
Ich machte große Augen. „Lucas?“ Jeremy nickte. Das glaubte ich nicht. Klar hatte Lucas etwas Mysteriöses an sich. Aber einer Frau den Kopf abhacken? „Und warum?“ fragte ich nach ein paar Sekunden stille.
„ Aus Rache. Steve, Lucas, Gérard und ich waren damals beste Freunde. Wir haben zusammen die ganze Welt erkundet. Gefeiert, Spaß gehabt…einfach gelebt.“ Ich musste an Mädchengeschichten denken, als Jeremy das sagte. Ich war wirklich ein wenig Eifersüchtig.
„Eines Tages sind wir nach Australien gewandert und Lucas lernte dort ein Mädchen kennen. Sie hieß Vanessa.“ Ich musste schlucken. „ Keine Angst, außer dem Namen habt ihr nichts gemeinsam. Die beiden verliebten sich in einander. Naja, wohl eher sie sich in Lucas. Lucas war schon immer einer der größten Aufreißer die ich je kennen gelernt hatte.“ Jeremy warf mir einen Seitenblick zu. Ich wusste auf was er hinaus wollte. Er wollte mich warnen. „ Aber das einzigste, was er wirklich an ihr liebte, war ihr Blut. Er konnte nicht genug davon bekommen. Er wurde richtig süchtig danach. Irgendwann ging es für uns restlichen drei, schließlich zu weit. Er brachte Vanessa immer mehr in Richtung Tod. Wir wollten sie dazu bringen, Lucas zu vergessen. Sie jedoch wollte es nicht. Also mussten wir zu anderen Mitteln greifen.“ Jeremy machte eine kurze Pause damit ich alles verarbeiten konnte. „Zu anderen Mitteln?“ fragte ich schließlich. „Nicht das was du jetzt denkst. Wir, oder besser ich, haben sie Lucas vergessen lassen. Ihn aus ihrer Erinnerung ausgelöscht. Wir Vampire haben da so verschiedene Kräfte die wir nutzen können. Nicht alles aus deinen tollen Twilight Cullen Zeugs, ist Unsinn.“ Er grinste mich leicht an.
„Nun, als ich fertig war drehten wir uns alle um und sahen Lucas hinter uns stehen. Bis heute hatte ich noch nie so viel Hass in seinen Augen gesehen gehabt. Er kam auf mich zu, bis wir nur wenige Zentimeter von einander Entfernt waren. Er schwor mir, irgendwann mal, das was ich über alles liebte auszulöschen. Und bei Lucas reichen da nicht nur ein paar Erinnerungen auszulöschen. Bei ihn heißt das töten.“
Mein Herz zog sich zusammen. Es fiel Jeremy so schwer darüber zu sprechen.
„Und er hat sich gerächt.“ Sagte ich. Jeremy merkte, dass es keine Frage, sondern eine Feststellung war und nickte.
„Vielleicht hatte er Vanessa doch mehr geliebt als er zeigte. Ich weiß es nicht. Seitdem herrschte Krieg zwischen uns. Er seilte sich sogar von seinem Bruder Gérard ab. Nachdem ich ihn Jahrelang nicht mehr gesehen hatte, dachte ich, er hatte es sich vielleicht anders überlegt. Aber er kam wieder, hatte Ashley aufgespürt. Und ich war nicht da. Ich fand sie in meiner Wohnung in Versailles. Ohne Kopf. Den habe ich bis heute nicht gefunden.“ Jeremys Kiefer spannten sich an. Es waren so viele verschiedene Emotionen in seinem Gesicht. Schmerz, Wut sogar ein hauch von Rache. Ich stand auf und legte ihm meine Hand auf den Arm.
„Dann war Ashley also auch schon immer ein Vampir?“ Ich fasste es selbst nicht wie leicht ich das Wort “ Vampir“ aussprach, ich konnte es bis jetzt nicht richtig glauben. Aber Jeremy würde mich nicht anlügen, wenn es um Ashley ginge.
Jeremy schüttelte den Kopf. „Du erinnerst dich an den Artikel? Über dem Brand im Metaline Falls, 1952?“ Ich nahm meine Hand wieder runter und nickte. „Ja.“
„Als es passierte war ich auf der Jagd. Ashley war mit ihrer ganzen Familie schon zu Hause. Als ich Sirenen in der Nähe hörte, hatte ich sofort ein ungutes Gefühl. Ich wusste es ging um Ashley. Ich spürte es einfach. Ich bin so schnell wie möglich zu ihren Haus gerannt und die Flammen standen schon bis weit oben zum Himmel hinauf. Hunderte Polizisten, Sanitäter und Feuerwehrmänner standen davor. Ich bin hinein gerannt ohne zu wissen was mich erwartet. Ob ich Ashley oder ihre Familie lebend oder Tot finden würde. Im Wohnzimmer fand ich ihre Eltern. Sie waren schon Tot.“
Jeremys Stimme war eiskalt. Ohne Emotionen.
Mein Magen zog sich zusammen. Erinnerungen wurden in mir wach.
Jeremy sprach weiter.
„Ich bin die Treppen hoch gerannt und auf dem Flur, vor Ashleys Türe, lag ihr Bruder. Er wollte bestimmt in Ashleys Zimmer um ihr zu helfen. Ich trat ihre Türe ein und da lag sie, zusammengekrümmt, schwer Atmend und nicht mehr bei Bewusstsein. Ich schnappte sie mir und bin aus dem Fenster gesprungen. Es war mir egal ob uns jemand sehen würde. Ich wollte sie nur retten. Ich bin so schnell wie möglich in den Wald gerannt und legte sie auf den Boden. Sie würde sterben, wenn ich sie nicht verwandeln würde. Das wusste ich. Ich dachte nicht lange nach und biss sie.“
Ich merkte nicht wie ich mich wieder auf die Bank gesetzt hatte. Als er fertig war, saß ich jedoch wieder. Mich nahm diese Geschichte so sehr mit. Es war Schrecklich hören zu müssen, wie Jeremy litt. Heute noch.
„Ihr wärt für immer zusammen gewesen.“ Sagte ich ihm. Jeremy sah mich an. „Ja, dass wären wir. Ich glaube bis heute noch, dass das Feuer der erste Versuch von Lucas war, Ashley zu töten. Aber ich kam ihn in die Quere. Also versuchte er es Jahre später. Mit Erfolg. Nachdem Ashley weg war, hatte ich mich von allem zurück gezogen. Lebte in einer Bruchbude und hauste mit den Ratten. Jahre lang. Bis vor kurzem noch.“
Mir kamen Lucas Wörter wieder in den Kopf. „ohne mich würdest du dich immer noch von Rattenblut ernähren“ hallte es in meinem Kopf wieder.
Ich sah ihn an. „Lucas sagte, ohne ihn würdest du immer noch dort leben?“
Jeremy schüttelte den Kopf. „Ohne seinen Bruder, Gérard, würde ich immer noch dort leben. Lucas und Gérard reden zwar wieder mit einander und helfen sich gegenseitig, aber es ist immer noch dieses Feindliche zwischen ihnen. Gérard kam eines Tages zu mir und wollte dem ein Ende setzten. Er konnte nicht mehr mit ansehen, wie ich mich selbst fertig machte. Er hatte von Lucas ein Elixier bekommen, das mir wieder die Lebensfreude geben würde. Blut einer Göttin. Da ich dachte es wäre von Gérard, vertraute ich ihm und nahm es. Bis ich erfahren hatte, dass es von Lucas war. Ich weiß nicht warum Lucas es getan hat. Aber ich weiß, dass es etwas mit Metaline Falls zu tun hat. Mit dem, das er wieder hier aufgetaucht ist. Mit dir.“
Angst stieg in mir auf. Ob Lucas mir die ganze Zeit nur etwas vor gemacht hatte, um Jeremy erneut eins auszuwischen?
„Er wird glaube ich, nie damit Leben können, wenn ich jemanden wieder toll finden würde.“ Sagte Jeremy als hätte er meine Gedanken gehört.
„Du meinst, er will nicht, dass wir uns mögen? Oder vielleicht irgendwann mehr?“
Jeremy nickte mir zustimmend zu. Mein Magen rebellierte.
„Aber.“ Setze ich an. „das ist doch Schwachsinn, jeder blinde Mensch sieht, dass du über Ashley nicht hinweg bist. Das der Schmerz noch viel zu frisch ist.“ Jeremy schnaubte.
„Klar tut es noch weh, aber es ist jetzt dreißig Jahre her, Vanessa. Ich bin zwar kein Mensch, aber in solchen Dingen, unterscheiden wir uns nicht großartig. Sie wird immer in meinem Herzen bleiben, ja. Aber sie würde nicht wollen, dass ich für den Rest meiner Existenz, allein bleibe. Und wenn ich ehrlich bin, ich auch nicht.“
Aus einem rebellieren wurde ein Bombenanschlag und eine Achterbahnfahrt, die permanent über Kopf fährt, zusammen.
„Was soll ich bloß Tanja sagen?“ Mir fiel wieder ein, dass sie allein in unseren Haus war und auf mich wartete. Ich war schon viel zu lange weg.
„Du vertraust ihr, Vanessa. Also vertraue ich ihr auch. Wenn ich eines gelernt habe seit Ashleys Tot, dann ist es, dass man Freunde zum reden braucht. Und ich verbiete es dir nicht.“ Erleichtert atmete ich aus. Ich war wirklich froh darüber mit Tanja reden zu können. Sie würde mir bestimmt kein Wort glauben, so verrückt klingt die ganze Sache.
„Komm ich fahr dich nach Hause.“ Jeremy ging zu seinem Motorrad.
„Moment, und was ist mit deinem Bruder Steve? Er kam in dieser Geschichte kaum vor.“ Jeremy versuchte zu grinsen. „Das nächste Mal, Okay? Tanja wartet auf dich.“ Ich wollte schon fragen, woher er das wusste, aber nach der ganzen Geschichte, wunderte mich nichts mehr.

Die ganze Heimfahrt über, wiederholte sich Jeremys Geschichte, mehrmals in meinem Kopf. Ich konnte, oder wollte nicht glauben, dass so etwas existiert. Das ist doch Schwachsinn.
Als wir vor meinem Haus ankamen, stand Tanjas Fiat punto neben meinem Wagen. Sie war also zum Glück noch da. Ich stieg vom Motorrad ab und reichte Jeremy seinen Helm.
„Danke“ sagte ich mit ernster Stimme. Er merkte, dass ich nicht nur das meinte, mit der Heimfahrt. Sondern für die Wahrheit. Und sein Vertrauen.
Er nickte mir zu und schob sein Helm ein wenig nach oben.
„Und Vanessa. Halt dich in Acht vor Hunden. Am besten vor große, schwarze mit blauen Augen.“ Mein Herz fing an zu pochen. Er meinte den Hund der in letzter Zeit immer wieder auftauchte. Er musste mir nicht erklären warum. Ich konnte es mir langsam selbst zusammen reimen. Der Hund war Lucas. Das hätte mir schon nach meinem Traum klar werden sollen. Aber wer, würde schon solche Dinge überhaupt in Erwägung ziehen? Ich nicht. Ich winkte ihm noch zu und drehte mich um, um zu der Eingangstüre zu laufen. Bevor ich aufschloss, atmete ich noch ein paar Mal ein und aus.

Ich ging hinein und hörte Stimmen aus dem Wohnzimmer. Ich zog meine Lederjacke und meine Schuhe aus und ging zu den Stimmen. Ich zog die Augenbrauen nach oben, als ich dort Tanja und Dominik auf dem Sofa sitzen sah. Die beiden hatten gerade einen Lachanfall und bewarfen sich mit Popcorn. Okay, irgendetwas habe ich verpasst, dachte ich mir.
„Ehm, dürfte ich wissen was hier los ist?“ fragte ich in die Runde.
„Ich möchte echt gern wissen, wo dein Bruder krank ist, Vanessa. Er tobt wie ein verrückter umher. Heute hat er echt einen lustigen Tag erwischt.“
Dome sah mich grinsend an. „Ich weiß auch nicht, nach dem schlafen ging es mir auf einmal, wirklich sehr gut.“ Ich schüttelte grinsend den Kopf. Wenigstens geht es ihm gut und muss sich nicht mit solchen Problemen wie ich es hatte herum schlagen.
„Und hast du was wir brauchen?“ fragte mich Tanja mit einem unauffällig ernsten Blick. Wir dürften so wenig wie möglich Auffallen vor Dominik. Das wäre das letzte was ich will. Dominik mit Vampirgeschichten beunruhigen.
Ich nickte ihr zu und Tanja machte große Augen.
„Wirklich?“ fragte sie mich unglaubwürdig. Ich nickte erneut. Sie stand auf und Dome sah uns an als wären wir nicht mehr ganz sauber.
„Mädchengespräche Dome, der neue Mascara ist grad auf den Markt gekommen.“ Innerlich musste ich über Tanjas Ausrede grinsen. Wie ich schon sagte. Die Welt könnte untergehen und Tanja hätte als Verabschiedung noch ein Witz parat. Dome verzog das Gesicht und meinte mit einer Handbewegung, dass wir endlich verschwinden sollten.

Wir gingen hoch in mein Zimmer und Tanja setzte sich auf mein Bett. Sie klopfte hektisch auf den Platz neben sich. Ich wusste gar nicht wie ich Anfangen sollte.
„Du weißt also wirklich, was mit Jeremy los ist?“ aufgeregt sah sie mich an. Ich setzte mich auf das Bett, suchte nach Worten.
„Du wirst mich jetzt für Geisteskrank halten, wenn ich es dir erzähle.“
Sie machte ein ängstliches Gesicht. „Es ist schlimmer als wir erwartet haben, stimmts?“ Ich machte nur einen zustimmenden Blick. Tanja pustete Luft aus. „ Halleluja, wo sind wir nur hineingeraten? Okay, fang an, ich mache mich schon mal für einen Ohnmachtsanfall bereit.“
Widerwillig musste ich anfangen zu grinsen und fing an ihr die Geschichte zu erzählen.
„Okay, also…das Mädchen auf dem Artikel ist tatsächlich Ashley.“
„ Ach Gott…“ Tanja hielt sich die Hand vor dem Mund.
„Ja, das dachte ich mir am Anfang auch. Und Jeremy hat damals auch in Metaline Falls gewohnt. 1952…!“
Tanja nahm die Hand von ihrem Mund der schon weit offen stand.
„Der hat sich aber sehr gut gehalten.“ Meinte sie als ich eine Reaktion abgewartet hatte. Ich rollte mit den Augen.
„Tanja, verstehst du nicht? Er müsste schon ein alter Opa sein und nicht mit uns auf die High School gehen.“
Sie nickte. „ Er war bestimmt ein Experiment von Forschern. Sie haben Mittel probiert für längeres Leben.“
Ich sah sie stirnrunzelnd an. „Ja, das klingt gut. Aber entspricht nicht der Realität. Er, sein Bruder und Lucas…sie sind Vampire.“
Tanja sah mich einige Sekunden starr an. Bis eine Regung zu sehen war, die einen lächeln glich. Sie prustete los. Ausdruckslos sah ich ihr zu, wie sie sich, den Bauch haltend, über das amüsierte, was ich ihr versucht hatte, zu erzählen. Tanja sah mich mit Tränen in den Augen an.
„I-ich kann ni-icht mehr…das ist die Ra-ache von dir, weil i-ich dich heute-e am Lapto-op verarscht habe. Ha, du lernst von mir. Ich bin stolz auf dich.“ Ich sah sie grimmig an. Okay, es würde schwerer werden als erwartet.
„Tanja, Herrgott. Ich verarsche dich nicht. Jeremy ist ein Vampir. Und Lucas hat Ashley umgebracht.“ Sie hörte abrupt auf zu lachen.
„Was hast du da gerade gesagt?“ sie sah mich entsetzt an.
„Lucas hat Ashley umgebracht. Vor dreißig Jahren.“
Ich begann ihr die ganze Geschichte von vorne bis hinten zu erzählen. Über die vier Freunde die Vampire waren, die Reise nach Australien, Lucas sucht nach Vanessas Blut, Lucas hass in den Augen nachdem Jeremy Vanessas Erinnerungen an ihm nahm, wie Jeremy nach Metaline Falls kam und Ashley kennen lernte, das brennende Haus, die Verwandlung von Ashley, der Mord an Ashley und zum Schluss Jeremys Verdacht Lucas hätte wieder etwas vor, dass mit mir zu tun haben könnte.
Die ganze Zeit sah mich Tanja mit unterschiedlichen Blicken an. Ungläubig, Entsetzt, Mitleidig, Ängstlich und kein Hauch mehr von einem Lachen. Sie glaubte mir, dass merkte ich. Am Schluss nahm mich Tanja in den Arm. Sie zitterte genauso wie ich und hatte genauso Angst wie ich es hatte.
„Und wie geht es jetzt weiter?“ fragte sie mich als sie sich wieder normal hinsetzte. Ich zuckte mit den Schultern. Ich wusste es selbst nicht.
„Ich hab keine Ahnung. Wir werden Morgen zusammen mit Jeremy sprechen. Ich weiß gar nicht, wie ich den Unterricht ertragen soll.“
„ Es wäre auch zu schön gewesen. Lucas ein Mörder. Das macht alles zunichte.“ Sie sah verträumt auf die Decke. Sprachlos sah ich sie an.
„Wie kannst du jetzt über so etwas nachdenken. Wir haben gerade erfahren, dass es Traummänner wie Edward oder Emmett wirklich gibt.“
Sie sah mich mit einen schiefen grinsen an. Okay, erwischt, meine Gedanken klangen grad nicht viel besser.
Bis fast spät Abends saßen Tanja und ich noch auf meinem Bett und unterhielten uns über die ganze Geschichte, die wir heute erfahren hatten. Natürlich konnten wir nicht vermeiden, uns Fragen zu stellen ob diese “echten Vampire“ etwas mit den “Twilight-Vampiren“, gemeinsam hatten. Die Versuchung war zu groß. Tanja war großer Hoffnung einen Emmett Cullen zu finden. Sie grübelte auch darüber nach ob es wohl Werwölfe, gefallene Engel oder Elfen in Wirklichkeit gab.
„Vielleicht gibt es ja auch das House of Night und Eric wartet wirklich auf dich.“ Neckte sie mich. Ich antwortete nur mit einem „Sei gesegnet“ und wir beide mussten lachen. Es tat gut nach dem ganzen Tag einmal richtig zu lachen und den ganzen Stress zu vergessen. Oder wenigstens das Positive daraus zu ziehen.

Als Tanja weg war ging ich noch ins Badezimmer und machte mich Bettbereit. Dominik schaute noch kurz durch die Tür und wünschte mir eine gute Nacht. Fertig gewaschen und angekleidet, ging ich in mein Zimmer und legte mich ins Bett. Wenn ich ehrlich war, konnte ich an Schlaf noch gar nicht denken. Was Jeremy wohl gerade machte? Ist er grad auf der Jagd und trinkt…Blut? Und was macht…Lucas? Ist er wirklich so ein böser Mensch? Frauen fanden etwas Böses an Männern ja schon immer interessant. Aber eigentlich war Jeremy ja auch “Böse“. Er trank genauso wie Lucas, Blut eines unschuldigen Menschen. Ich drehte mich zur Seite, schloss die Augen und fiel in einen traumlosen Schlaf.

Am nächsten Morgen wachte ich mit einem brummenden Kopf auf. Meine Glieder schmerzten als ich aufstand und ins Bad ging. Ich stand vor dem Spiegel und sah ein Mädchen mit tiefen Augenringen, blassem Gesicht und strubbeligen Haaren. Ich nahm mir meine Zahnbürste füllte lauwarmes Wasser in meinem Becher und putzte mir die Zähne. Mit frischem Atem wusch ich mir mein Gesicht und kämmte mir die Mähne glatt. Mein Pony machte heute selbstständig Party und ich musste ihn mit einer Spange nach hinten stecken. Um meine Augenringe zu verdecken machte ich ein wenig Make-Up auf mein Gesicht und verschönerte meine Augen mit Kajal und Mascara.
Zurück in meinem Zimmer ging ich zu meinen Schrank und holte mir ein hellblaues Kapuzensweatshirt und eine hellblaue Röhrenjeans raus. Dominik hatte es gut, er konnte noch viele schöne Stunden schlafen. Mit grimmigem Gesicht ging ich runter in die Küche und wünschte Jennifer, die mit Zeitung und einer Tasse Kaffee am Esstisch saß, einen schönen guten Morgen.
Sie zeigte auf einer Box die auf der Küchenanrichte stand.
„Ich hab dir dein Frühstück gemacht, für Dominik musste ich es ja heute nicht machen.“ Ich sah sie dankend an. „Dankeschön, dass ist lieb von dir.“
„Ach übrigens.“ Jennifer stand auf und ging zu einer Schublade. „Da war heut Morgen ein Zettel für dich vor den Tür.“ Sie nahm ihn heraus und reichte ihn mir. Es war ein roter Zettel auf dem mein Name drauf stand und gefaltet war. Ich nickte Jennifer zu und ging ins Wohnzimmer um mich auf dem Fernsehsessel hinzusetzten. Ich faltete den Zettel auf und begann zu lesen.


Guten Morgen meine Geliebte,

Na schön von deinem Zukünftigen geträumt?
Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass wir uns heute Abend treffen.
Um acht Uhr bei der alten Kirche!!!

p.s. Ich rate dir zu kommen.

Ich freue mich, L.



Na toll. Lucas wollte sich mit mir treffen. Und das, nachdem Jeremy mir alles über ihn erzählt hatte. Aber vielleicht wollte Lucas mir nur seine Sicht der Dinge erklären. Ich meine, ich kannte Jeremy seit zwei Tagen. Vielleicht war er ja der böse der mir nur Lügen erzählte. Woher sollte ich das wissen? Aber im Inneren wusste ich, dass ich gerade Müll redete. Jeremy war ehrlich. Das spürte ich. Ich würde Tanja den Zettel zeigen und sie fragen, was sie davon hielt. Auch wenn ich jetzt schon wusste, das sie mir strickt verbieten würde, mich mit Lucas zu treffen.

Ich parkte gerade mein Auto auf dem Schulparkplatz als ich von weitem, in einem Gebüsch, einen schwarzen Hund sitzen saß. Er sah in meine Richtung. Ich konnte nicht anders und zeigte ihm den Mittelfinger. Ich kam mir richtig kindisch vor aber Lucas sollte sehen, dass nicht immer seine Masche erfolgreich war. Nun ja, zumindest musste ich es mir ja nicht anmerken lassen. Denn irgendetwas hatte er an sich, was ich toll fand. Nur was es ist kann ich selbst nicht erklären. Ich fühlte mich peinlich berührt, als ich sah wie eine Frau den Hund an einer Leine nahm. Es war nicht der Hund mit den blauen Augen. Jetzt litt ich auch noch an Paranoia.
Ich nahm mir wie immer meinen Rucksack vom Beifahrersitz und stieg aus.
Tanja war noch nicht da. Ich lehnte mich an mein Auto und nahm meinen MP3 Player aus der Hosentasche um mir die Zeit ein wenig mit Musik zu vertreiben. Aus meiner anderen Hosentasche fischte ich noch mein Handy raus, wie so viele es machten damit sie sich nicht blöd vorkamen, und drückte Sinnlos darin herum. Ich spielte gerade ein Spiel auf meinem Handy, als jemand mir auf die Schulter tippte. Ich machte einen Sprung und gab einen lauten, doch sehr peinlichen laut von mir. Erschrocken zog ich mir meine Ohrstöpsel aus den Ohren und drehte mich zu Jeremy, der sich ein lachen verkniff. „Bist du verrückt, du hast mich zu Tode erschreckt.“
Jeremy der immer noch versuchte nicht los zu lachen, erhob entschuldigend die Hände. „Tut mir leid, das war nicht meine Absicht. Wie geht’s dir?“. Auch ich musste unwillkürlich grinsen. „Ich bin jetzt auf jeden fall hell wach. Naja, mir geht’s…sagen wir mal den umständen entsprechend.“ Jeremy nickte mir verständnisvoll zu. „Muss ein großer Schock für dich sein, die ganze Sache, hm?“
„Ja, das ist es wirklich. Jeremy ich will ehrlich zu dir sein. Deswegen erzähle ich es dir.“ Ich wollte ihm nichts verheimlichen, weil ich es unfair finden würde ihn anzulügen, deswegen streckte ich ihm den Zettel von Lucas entgegen. „Was ist das?“ fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf. „Les einfach.“ Jeremy nickte mir zu und öffnete den Zettel. Als er anfing zu lesen, veränderten sich seine Gesichtszüge sofort. Seine Hände zitterten. Er faltete den Zettel wieder zusammen und reichte ihn mir.
„Dieser Bastard. Und? Wirst du hin gehen?“ Jeremy wäre sehr wütend, wenn ich gehen würde, das erkannte ich an seinen Blick.
„Ich…ich weiß es nicht.“ Ich fühlte mich schrecklich. Jeremy war so ehrlich gestern zu mir gewesen und hat mir seine Geschichte anvertraut. Und was mache ich? Ich überlegte tatsächlich, mich mit dem Mörder seiner Ex Freundin zu treffen. Ich schluckte. Jeremy wandte den Blick ab.
„Jeremy, es tut mir leid. Ich treffe mich nicht mit ihm. Es war total unsinnig es überhaupt in Erwägung zu ziehen.“ Er blickte mich wieder an. „Vanessa, auf mich musst du keine Rücksicht nehmen. Ich hab keinen Anspruch darauf dir irgendetwas übel zu nehmen geschweige denn zu bestimmen“. Irgendetwas zog sich in mir zusammen, als er den letzten Satz aussprach. „Es geht mir nur um dich. Ich weiß was für eine Wirkung Lucas auf andere Frauen haben kann, ja, aber ich kenn eben auch den echten Lucas. Den egoistischen, arroganten Lucas, dem, dem es egal ist wenn jemand anderes zu Schaden kommt. Für ihn zählen nur drei Dinge im Leben. Er selbst, Geld und Macht. Er nutzt Frauen aus um sie als Getränkeautomat zu benutzen. Lässt seinen eigenen Bruder im Stich. Bringt unschuldige Frauen um.“ Er schüttelte angewidert den Kopf. Ich legte die Hand auf seine Schulter und sah ihm fest in die Augen.
„Ich werde nicht gehen. Ich verspreche es dir.“
„Tu`s lieber nicht. Etwas Versprechen, meinte ich. Egal wie sehr ich ihn hasse. Vielleicht solltest du doch gehen.“ Ich blickte ihn verwirrt an. Ich sollte auf einmal doch gehen?
„ Ich werde dich begleiten.“ Ich wollte schon protestieren, dass es keine gute Idee wäre, aber Jeremy sprach weiter. „Natürlich nicht so, dass er es bemerken würde. Ich kenne Lucas Sinne und könnte ihn irgendwie täuschen, so, dass er wirklich annimmt, du wärst alleine mit ihm. So könnten wir vielleicht heraus kriegen, was er im Schilde führt.“ Nun bekam ich es mit der Angst zu tun. Sich mit Lucas anzulegen, wäre eine Einladung dazu, sich schon einmal seinen eigenen Grabstein auszusuchen. Auf Deutsch, keine sehr schlaue Idee. Ich konnte es nicht riskieren, dass Lucas etwas mitbekäme und dann zeigte was für ein Mensch er wirklich ist. Ich würde nie zulassen, dass er meiner Familie, Tanja oder meinen anderen Freunden etwas antun würde.
„Ich gehe allein.“ Sprach ich meine Gedanken aus. Jeremy sah mich geschockt an.
„Wir können es nicht riskieren, dass er etwas mit bekommt. Dafür ist es noch zu früh. Und ich glaube auch nicht, dass Lucas jetzt schon, falls er wirklich etwas vorhat, damit anfängt. Denn wenn es so ist, müsste er erst einmal mein Vertrauen verdienen. Und das geht nicht nach drei Tagen.“
Jeremy überlegte und es sah fast so aus, als würde er mir recht geben.
„Vergiss es.“ Sagte Jeremy Felsenfest.
Ich stöhnte genervt auf. „Jeremy, wenn es dich beruhigt, dann gibst du mir deine Nummer, und falls er mir an die Kehle, oder an die Wäsche, nein Spaß…“ Jeremy fand meinen Witz wohl überhaupt nicht lustig. Denn er sah nur noch wütender aus. Ich sprach einfach weiter.
„..will, dann ruf ich dich sofort an oder lass nur anklingeln oder sonst was.“ Jeremys Blick war kritisch. „Und du glaubst du hast noch Zeit dafür, wenn er dir an die Kehle oder an die Wäsche…geht, mich anzurufen? Wie willst du das dann machen? Die Hand erheben und sagen <<Warte mal bitte einen Moment, ich muss Jeremy anrufen, damit er mich rettet>>?“ Ich boxte ihm spielerisch auf die Schulter, als er meine Stimme versuchte nachzumachen. Aber er hatte Recht. Zeit für einen Anruf blieb da bestimmt nicht mehr. Aber trotzdem konnte Jeremy nicht mit. Lucas würde heute nichts machen, da war ich mir ziemlich Sicher.
„Vertrau einfach darauf, dass nichts passieren wird.“ Hinter uns erklang eine weibliche, piepsende Stimme. „Was soll wann und wo passieren?“ Ich drehte mich um und Tanja stand, mit der Hand in der Hüfte gestemmt, vor uns. Es war schwer Jeremy zu überzeugen. Aber eine Tanja zu überzeugen, war ein Kampf. Den man auch meistens verlor.
Unruhig tritt ich von einen Bein zum anderen und schaute Jeremy helfend an. Der zuckte nur leichthin die Schulter.
„ Mrs. Übermütig, will sich heute Abend mit dem Traum von einem Schwiegersohn, Lucas, treffen.“ Ich sah Jeremy wutentbrannt an.
Der aber, zeigte keine Regung von Reue. „Was denn? Wenn ich dich nicht davon abhalten kann, dann muss es eben deine beste Freundin machen.“ Verteidigte er sich.
„Das sehe ich aber sowas von genauso. Bist du von allen guten Geistern verlassen, Vanessa? Ich würde meine Freundin gerne lebend erhalten und nicht unter der Erde liegend.“
„ Warum denn? Du hast doch die Erdaffinität, also müsste es dir doch gefallen, dann sind wir uns viel näher.“ Heut hatte ich wohl meinen eigenen Humor, denn auch Tanja fand keinen Grund zum lachen.
„Überlass es lieber mir in solchen Situationen, Witze zu reißen. Sowas muss man können. Und du kannst es nicht.“
Jeremy musste lachen. Na toll. Bei Tanja fing er an zu lachen.
Jeremy übernahm das Wort. „Ich hatte ihr schon angeboten mit zu gehen. So, dass Lucas mich nicht bemerken würde, aber das schien ihr zu riskant zu sein .“
„Das ist es auch.“ protestierte ich. „Wenn Lucas etwas bemerkt, dann wäre das nicht wirklich Hilfreich. Ich habe Jeremy auch angeboten ihn anzurufen falls etwas passieren sollte. Aber Mr. Hulk, lehnte dieses Angebot ab.“ Ich warf ihm einen spöttischen Blick zu. Jeremy dagegen zog eine Augenbraue hoch. Tanja stand mit gerunzelnder Stirn vor uns.
„Ihr müsstet euch mal zuhören. Ihr klingt wie ein altes Ehepaar, das sich ums Fernsehprogramm streitet. Und nun zu dir, Vanessa. Du glaubst ja wohl selbst nicht, dass du für ein Telefonat noch Zeit hast, wenn Lucas dich in Anspruch nimmt.“ Jeremy klatschte triumphierend in die Hände.
„Genau das, habe ich ihr auch gesagt. Aber sie scheint Superwoman zu sein und kann den bösen hinterlistigen Lucas, hintergehen.“ Ich tritt Jeremy ins Schienbein. Der aber, schien kein Schmerz gespürt zu haben.
„Autsch.“ Sagte Jeremy ironisch.
„Jetzt hört doch mal auf, euch wie zwei schwerverliebte Menschen, die es sich nicht eingestehen wollen, zu verhalten. Das ist ja schon eine Augen-, Ohr- und Hirnverletzung was ihr da macht. Also habt bitte Verständnis für eure Mitmenschen. Und ich sage, ich werde mit gehen.“
Ich dachte ich höre nicht richtig.
„Du?“ fragte ich ungläubig. Jeremy schien aber nicht abgeneigt von Tanjas Idee.
„Ja ich. Ich verstecke mich so weit wie möglich. Wenn etwas passiert, werde ich Jeremy anrufen. Ich denke nicht das Lucas mich schon am…Geruch, oder wie ihr Wesen das macht, erkennen wird. Er hat mich erst zweimal gesehen. Und das einmal mit hunderten von Menschen, und einmal nur kurz. Und da war er bestimmt eher auf dich Konzentriert, weil er sich dein Geruch einprägen wollte.“
Je länger ich über ihren Vorschlag nachdachte, umso mehr gefiel er mir. Vielleicht könnte es wirklich klappen.
„Diese Frau ist wirklich schlau.“ entgegnete Jeremy. Er lächelte Tanja an. Ein kleiner hauch von Eifersucht machte sich in meinem Körper breit.
„Ich weiß, ich weiß. Autogramme gibt es später. Ich bin halt eher für das Theoretische Zeugs zuständig, und Vanessa für die Praxis.“
Mir fiel plötzlich wieder etwas ein.
„Der Hund, Tanja. Er war vorletzte Nacht in deinem Garten. Vielleicht hat er so dein Geruch auf genommen.“
Tanja sah Jeremy fragend an, der jedoch schüttelte den Kopf.
„Das glaube ich nicht, ich denke eher, dass er ihren Kopf im Traum ausspioniert hat, um Informationen über Vanessa zu bekommen.“
Ein Schauer lief mir über den Rücken. Im Traum?
„Er kann in ihren Traum schauen?“ fragte ich Jeremy.
Er nickte. „Jap, nicht nur schauen sondern sie auch beeinflussen. Aber, das ist nichts Großartiges. Also nichts zum befürchten.“
Mir wurde schlecht. Ich musste an meinem Alptraum denken. An Tanjas Gesicht erkannte ich, dass sie wohl auch gerade daran dachte.
„Vanessa hatte da so einen Traum, vorletzte Nacht.“ Jeremy wurde aufmerksamer und sah mich an. „Ja, da war was. Ich hab von dem Hund geträumt der dann Lucas wurde. Und du warst vor uns gestanden und sahst anders aus. Hungrig und mit Blut am Mund. Nichts Besonderes.“
Jeremy überlegte. „Er wollte dir wohl schon einen Hinweis geben. Das sieht ihm gar nicht ähnlich. Eigentlich prahlen wir nicht so schnell damit, was wir sind. Bei euch war es auch nur eine Ausnahme, weil ihr uns erwischt habt. Und mehr war da nicht?“
Mir schoss die röte ins Gesicht. Von den Händen um meiner Taille und meine Reaktion darauf, wollte ich eigentlich nicht sprechen.
„Nei…“ Wollte ich gerade Ansetzten, aber Tanja sprach mir schnell dazwischen. Dafür würde sie später noch was zu hören bekommen.
„ Er hat sie von hinten umarmt und sie konnte ihn…riechen. Er sagte irgendetwas von << wir gehören zusammen, meine Liebe>>.“
Jeremys Augen wurden schmaler.
„Du gehörst zu mir, meine Geliebte der Verdammnis. Das war es was er sagte.“
Jeremy nickte. „Okay.“ Mehr sagte er nicht dazu.
„Wir sollten jetzt reingehen. Wir sind fast die letzten auf dem Parkplatz. Wir sehen und in der Pause oder nach der Schule.“
Tatsächlich war der Parkplatz fast leer. Ich hatte total die Zeit vergessen.
Hastig gingen wir in das Schulhaus. Jeremy nahm einen anderen Weg als wir, da er jetzt einen anderen Kurs hatte als ich und Tanja. Jetzt würde Tanja wieder sagen “Der Esel nennt sich immer zuerst“, dachte ich mir und musste innerlich lachen.

Die Stunden kamen mir vor wie eine Ewigkeit. Alle paar Sekunden starrte ich auf die Uhr, als könnte ich damit bezwecken, dass sie sich schneller bewegen würde. Wir saßen hinten in der letzten Reihe. Tanja neben mir lag schon halb auf dem Tisch und war kurz davor einzuschlafen. Wir hatten Geschichte und unser Lehrer Mr. Greenwood las und gerade etwas aus einem Buch vor. Die Stimmung war schrecklich. Ich schaute Tanja rechts neben mir an, nahm einen roten Stift und malte ihr einen Punkt auf die Nasenspitze. Sie schoss die Augen auf. Das war mal ein richtiger Killerblick, dachte ich mir. Ich schaute sie mit dem liebsten Lächeln an und klimperte mit den Augen. Sie setzte sich aufrecht hin, sah mich herausfordernd an und nahm einen schwarzen Edding.
„Das wagst du nicht.“ Flüsterte ich ihr mit erhobener Hand zu.
Sie machte nur einen schadenfrohen Blick und holte aus.
„Haaa! Du afrikanisches Ferkel!“ quietschte ich. Tanja fing an zu lachen.
Sie hatte mir quer übers Gesicht einen Strich gezogen. Die Schüler drehten sich zu uns um. Sie sahen uns an, als wären wir nicht mehr ganz richtig in der Birne. „Was denn? Noch nichts von Selbstversuchen gehört, die einen schöner machen?“ Sagte Tanja gespielt enttäuscht.
Unser Lehrer sah uns mit knallrotem Kopf an.
„Ihr beide. Nach der Schule. Nachsitzen.“ Oh nein, dachte ich mir.
Nicht heute. Warum muss jeden Tag etwas dazwischen kommen?
Wir müssten Jeremy unbedingt in der Pause treffen, damit er sich nichts denken würde, wenn wir nach der Schule nicht auf ihn warteten.
„Oki, doki.“ Sagte Tanja an Mr. Greenwood gewandt.
„Sie können auch gerne zwei Stunden nachsitzen, Mrs. Ottingham.“
Unser Lehrer hatte heute wohl keinen guten Tag.
„Nein, ist schon in Ordnung. Tut mir leid.“
Mr. Greenwood schüttelte nur genervt den Kopf und las weiter.
Tanja sah mich grinsend an. Auch wenn wir nachsitzen mussten, wenigstens ist sie jetzt wieder wach.
„Das war meine Rache für vorhin.“ Flüsterte ich ihr zu.
„Paah!“ bewegte sie ihre Hand nur leicht tuntig.
„Würden Sie beide jetzt bitte den Mund halten und zuhören?“
Unser Lehrer sah uns wieder an. Tanja und Ich hoben nur entschuldigend die Hände.
Tanja nahm sich ein Zettel und fing an zu schreiben.


Na, du und Jeremy, ha ?;) ;) ;)



Ich schaute geschockt von dem Blatt auf und Tanjas Augenbrauen machten einen Tanz. Gespielt wütend schrieb ich ihr zurück.


Mein Herz schlägt nur für Henry!!!



Tanja sah mich fragend an und ich zeigte auf den Jungen mit strubbeligen Haaren in der ersten Reihe. Tanja stöhnte leise und schrieb zurück.


Spatzenhirn!!!
Ich seh doch dass er dir gefällt. Und du ihm auch. Bin doch nich blöd!!! Außerdem gibt ihr euch schon Kosenamen…und das gleich mehrere, hihihihi



Ich musste mir ein lachen verkneifen als ich ihre Sätze las. Ich schaute sie an und gab ihr einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. Tanja dagegen formte aus ihren Fingern ein Herz und hielt es sich pochend vor ihre Brust. Ich konnte nicht mehr anders und prustete leise los. Tanja hielt ihre Hand vor meinen Mund und legte sich mit ernstem Blick ihren Finger auf den Mund. Dabei schüttelte sie den Kopf. Mir stiegen schon still lachend die Tränen in die Augen. Tanja war so ein verrücktes Mädchen und durch ihren Humor, den nur wir beide wirklich lustig fanden, waren die langweiligsten Stunden einfach zum totlachen.
Ich nahm wieder den Stift in die Hand und begann zu schreiben.


Nein im Ernst jetzt. Gefallen tut er mir schon. Aber es ist jetzt nicht so, das ich ihn verliebt bin oder so. Sowas geht doch gar nich nach so kurzer Zeit. Ich mag halt. Mehr nich.
Scheiße ich schreib voll die undeutsche Kacke hier zusammen. xD
Ich find ihn einfach nett. Fertig. Themawechsel!!!!!!!!



Tanja las angestrengt den Zettel. Als sie fertig war flüsterte sie mir, „Du bist so blöd“, kichernd zu. Ich zuckte nur unschuldig die Schultern.


Wann habt ihr endlich euer erstes Date? Und damit meine ich ein richtiges Date, mit knutschen und so. Nicht ein treffen um über Superhelden zu sprechen!!!!????!!!!



Als ich fertig war mit lesen, nahm ich den Zettel, zerknüllte ihn und warf ihn Tanja vors Gesicht. Tanja machte erschrocken den Mund auf nahm einen ihrer Radiergummi und knallte ihn mir ebenfalls ins Gesicht.
„Aua“
„JETZT REICHTS!!! VOR DIE TÜR!!!BEIDEEE!“
Erschrocken schauten Tanja und ich nach vorne zu unseren Lehrer. Er kochte vor Wut. Als ich und Tanja ihn nur erschrocken ansahen, machte er eine Geste mit der Hand, die deutlich zeigte, dass wir lieber sofort verschwinden sollten.
Wir standen auf und liefen stumm zur Tür. Ich konnte von der Seite sehen, dass Tanja kurz davor war, vor dem Lehrer lachend zusammen zu brechen. Sie machte schnellere Schritte und wir verschwanden nach draußen. Als wir die Türe hinter uns zu machten, hörten wir unseren Lehrer noch „Unhöfliche Gören“ vor sich rummurmeln.
Wir lehnten uns an den Fenstersims, gegenüber der Tür, sahen uns an und brachen in Gelächter aus. Ich musste mir die Hand auf den Bauch legen, so sehr schmerzte mein Bauch vor lachen. Tanja liefen schon mehrere Tränen über die Wange.
„Wir kriegen so einen Ärger“ presste ich hervor.
„Scheiß drauf. Der Spaß war es Wert. Und was ist schon Schulstress, wenn man Vampire um sich hat.“ Ich nickte Tanja zu und wir beide mussten noch mehr lachen. „Ich glaube wir sollten mal unsere Gesichter waschen.“

Nach der Stunde kam unser Geschichtslehrer zu uns und schickte uns zum Direktor. Der fand die ganze Geschichte nicht lustig und verdonnerte uns am nächsten Tag den Pausenhof zu säubern.
Als es zur Pause läutete, gingen Tanja und ich schnell auf dem Pausenhof um Jeremy zu suchen. Dennis stand dort mit Susan und Benny. Seitdem Jeremy bei uns auf der Schule war, vernachlässigten Tanja und ich unsere anderen Freunde ein wenig. Aber sie dürften von der Geschichte nichts erfahren. Susan war ein wenig sauer auf mich. Sie ahnte wohl genauso wie Tanja, dass ich Jeremy ein wenig mehr mochte. Für mich war das Schwachsinn. Ich musste zwar wirklich oft an ihn denken. Und wir verbrachten auch viel Zeit auf einmal miteinander. Aber für mich war es so, dass wir eine Mission zu erfüllen hatten. Okay, dass war jetzt sehr übertrieben. Vielleicht wollte ich es mir selbst ausreden, dass ich ihn doch ein wenig mehr mögen konnte. Aber immer wieder drang auch Lucas in meinen Hintergedanken auf.
Wir gingen zu Dennis und den anderen und umarmten sie zur Begrüßung.
„Findet ihr auch mal den Weg zu uns?“ fragte uns Susan.
„ Wir haben halt ein wenig was zu tun. Hat ja nichts mit euch zu tun.“ Entgegnete ihr Tanja. Dennis aber, vermisste ich wirklich. Neben Tanja war auch er immer der jenige, der mich zum lachen brachte. Ich ging zu ihm und hakte mich bei ihm ein.
„Edward-Hase, bitte sei nicht böse. Meine Fußmassage darfst du bald machen. Ich will nicht, dass du denkst, dass wir euch ausschließen. Aber es geht halt nur mich und Tanja etwas an.“ Ich könnte es nicht ertragen, wenn jetzt auch noch Dennis auf mich Sauer wäre.
Er sah auf mich herab. Ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen.
„Ist schon okay. Ich find es halt nur ungewohnt nicht mehr bei euren Sachen dabei zu sein. Es kommt schon fast so rüber als wäre Jeremy starke Konkurrenz für mich.“ Er drückte mir leicht die Schulter.
Susan warf mir einen giftigen Blick zu. Sie schien mich immer weniger zu mögen.
Tanja zog an meinen Jackenärmel. „Da ist Jeremy.“ Ich schaute in die Richtung wo auch Tanja hinsah und erblickte einen Jungen, bei dem es mir bei diesem Anblick die Sprache verschlug, an der Wand der Cafeteria lehnen. Er sah zu uns rüber. Dennis entzog sich meiner eingehakten Hand und blickte zu Susan. „Sei nicht sauer, okay?“ flüsterte ich ihm zu und sah ihm bittend in die Augen. Er versuchte zu grinsen aber es erreichte nicht seine Augen. Ich wollte am liebsten ihn in die Arme nehmen, aber es blieb keine Zeit. Ich müsste ein andermal das mit ihm klären. Jetzt mussten wir zu Jeremy.
„Bis dann.“ Sagten Tanja und ich an unseren Freunden gewandt und winkten ihnen zu. Susan machte nur eine Kopfbewegung und sah weg. Benny schüttelte den Kopf. Dennis aber, lachte uns an und ich wusste, dass es echt war.
Jeremy blickte zuerst mich und dann Tanja an als wir bei ihm ankamen.
„Schönen guten Tag die Damen. Lange nicht gesehen.“
„Wir beide müssen heute Nachsitzen.“ Sagte ich ohne ihn zu Antworten.
„Ich weiß.“ Entgegnete er uns. „ Aber das sollte dich jetzt nicht mehr wundern. Und morgen schön den Hof sauber machen. Ha, herrlich.“
Er lehnte sich lässiger an die Wand. Er war nicht nur ein Klugscheißer, sondern Schadenfroh war er auch noch.
„Nein, bitte. Tut mir dieses Geknister zwischen euch, nicht noch einmal an. Habt ein Date und macht dort weiter.“ Sagte Tanja mit erhobener Hand. Jeremy musste lachen. „Mein Bruder wird bald kommen. Ich denke bis spätestens Morgen Abend ist er da.“ Sagte uns Jeremy leichthin.
Tanjas Miene veränderte sich. „Frischfleisch.“ Sagte sie erfreut.
„Das ist Pervers.“ Sagte ich trocken. Die beiden sahen mich fragend an.
„Ja, wenn Tanja sich Steve schnappen würde. Er schaut genauso aus wie du und…“ die röte schoss mir ins Gesicht. Mir fiel erst jetzt auf, was ich da eigentlich von mir geben wollte. Jeremys Mundwinkel zuckten und er schob eine Augenbraue nach oben. Tanja sah mich ertappt an.
„Und?“ fragte Jeremy erwartend.
„Vergisst es…ich habs vergessen.“ Wow, konnte ich gut Lügen. Dafür hätte ich die goldene Himbeere verdient.
Jeremy beendete meinen Satz. „Du meintest, es wäre pervers, wenn Tanja den Jungen mag der genauso ausschaut wie der Junge, den du magst? Weil sie ja dann eigentlich auch vom aussehen her auf mich stehen würde? War es das was du meintest?“
Mein Kopf wurde knallrot und er glühte nur so vor sich hin. Tanja fing an zu kichern. Ich konnte in Gedanken schon sehen, wie sie am liebsten, hüpfend aufgesprungen wäre und mit dem Finger auf mich gezeigt hätte.
„Also, wie sollen wir es jetzt heute Abend machen?“ versuchte ich Abzulenken. Tanja und Jeremy sahen mich grinsend an und brachen dann in Gelächter aus. Wütend sah ich sie an.
„Jaaaa, es ist okay. Vanessa hat sich blamiert. Huuuuu, Achtung Achtung, alle zuhören, Vanessa findet Jeremy attraktiv.“
Warum musste man sich nochmal blamieren, wenn ein Junge vor einem steht den man mag? Sagt mir bitte bescheid wenn ihr eine Antwort darauf habt.
Jeremys lachen wurde leiser. „Das hast du gesagt.“
„Ja ist ja schon gut. Also die Pause ist bald aus. Wie machen wir es heute? Und warum kommt dein Bruder?“ Das hatte ich vor lauter Scham schon ganz vergessen.
„ Er will helfen. Er kennt Lucas genauso gut wie ich. Und er will nicht, dass noch einmal so etwas wie damals mit Ashley passiert. Er fährt heute noch los. Also denke ich mal, dass er Morgen da sein wird. Vielleicht auch schneller. Wie schon gesagt, wir haben da verschiedene Vorteile im Gegensatz zu euch Menschen.“
Ich war echt gespannt wie sein Bruder war. Ob er eher so war wie Jeremy oder eher so einer wie Lucas.
„Vergleiche meinen Bruder bitte nicht mit Lucas. So eklig wie Lucas es ist, kann gar kein anderer sein. Aber Steve hat mehr Arschlochverhalten drauf als ich.“
Ich sah ihn geschockt an. „ Du kannst meine Gedanken lesen?“
Tanja unterbrach mich. „Du hast gerade Lucas mit seinen Bruder verglichen?“ sie schob eine Augenbraue nach oben.
Okay, den “Essen nach Vanessa werfen“ Tag, durchstreichen und durch “Tag der Peinlickeit“, verbessern.
„Konntest du das vielleicht mal früher sagen?“ maulte ich ihn an.
„Keine Angst, ich mache das eigentlich ziemlich selten. Normal nur wenn es sein muss.“
„Wow, vielleicht finde ich wirklich bald meinen persönlichen Emmett Cullen.“ Flüsterte Tanja mit großen glitzernden Augen.
Wütend funkelte ich ihn an. „Du…du...du...du verkrampfte Wildsau.“
Jeremy schob die Hände schützend vor seinen Körper.
„Oh, wie einfallsreich. Superwoman ist auch noch Wortgewandt.“ Er zwinkerte mir zu. Warts nur ab, dachte ich mir mit der Hoffnung er würde es hören. Jeremy grinste dreckig. „Ich freu mich schon drauf.“ flüsterte er. Ich wollte es nicht aber konnte mir ein grinsen nicht verkneifen. Ich sah ihm tief in die Augen. Er machte das gleiche. Es kam mir vor wie Minuten. Wenn Ichs nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass wir wirklich miteinander flirteten. Plötzlich erschien Tanjas Gesicht zwischen mir und Jeremy vor meinen Augen. Sie machte eine lustige Bewegung mit ihrem Gesicht und sprach die Wörter in Zeitlupe. „Haaaallloooooo, Erdddeee annnn Plaaaneeet dddeeer Gesstööörteeen.“ Sie bewegte sich so, als wäre sie ein Astronaut auf dem Mond. Als ich lachen musste und Jeremy nur den Kopf schüttelte, blieb Tanja stehen und machte ihren typischen erfolgreichen Blick. „Was ist das zwischen euch, hmm? Langsam bekomme ich schon Stresspickel bei den ganzen Funken die hier rumfliegen. Schrecklich.“ Sie zupfte an ihrer Kleidung, als würde sie angewidert Käfer davon werfen wollen.
„Da ist...gar nichts. Tanja, du halluzinierst.“ Sagte ich.
Jeremy sah mich unverwandt an. „Ach tut sie das? Für mich sieht es so aus als würdest du versuchen mit mir zu flirten.“
Meine Kinnlade flog nach unten. „ICH? Mit DIR? Ehem, Entschuldigung,
Du.“ Ich zeigte mit dem Finger auf ihn. „flirtest MICH an, nicht andersrum.“ Ich machte eine ungläubige Handbewegung.
„Aber wie es ausschaut, gefällt es dir. Also du scheinst mir nicht abgeneigt.“ Sein dreckiges Lachen erschien wieder auf sein Gesicht.
Die Glocke ertönte auf dem Hinweis, dass die Pause zu Ende war.
„Na super. Das habt ihr Turteltauben davon. Jetzt ist die Pause aus und wir haben rein gar nichts ausgemacht.“ Tanja stemmte die Hand in die Hüfte.
„Ich lass mir was einfallen.“ Sagte Jeremy und schob uns Richtung Türe.
„Aber…“ wollte ich gerade ansetzen doch Jeremy unterbrach mich.
„Keine Angst, Mr. Hulk wird sich darum kümmern.“
Als wir im Schulgebäude waren ging Jeremy wie immer einen anderen Weg. Wir hatten nicht viele Kurse zusammen. Tanja lehnte sich zu mir und flüsterte in mein Ohr. „Und jetzt sag du mir, du bist nicht in diesen Jungen verliebt.“ Ich boxte ihr leicht in die Schulter und Tanja äffte mich hysterisch nach. „ ICH flirte nicht mir DIR. Huuuu, Achtung, Achtung, Vanessa findet Jeremy attraktiv.“
„Jaaaa, ist ja okay. Ruhe jetzt.“ Entgegnete ich ihr.
Tanja schüttelte nur lachend den Kopf.

Tanja und ich hatten jetzt noch zwei Stunden Literatur bis wir zum Nachsitzen mussten. Ich hatte wirklich keine Lust mehr und wollte nur noch aus dieser Schule raus. Tanja malte neben mir Strichmännchen auf ihren Block. Ich zuckte erschrocken zusammen als es in meiner Hosentasche vibrierte. Ich sah mich um ob jemand etwas bemerkte und zog mein Handy raus. Ich hatte eine SMS von einer fremden Nummer bekommen. Tanja sah mich von der Seite an. Sie formte mit den Lippen den Namen Lucas? Ich zuckte fragend die Schultern. Als ich die Nachricht öffnete, atmete ich erleichtert aus. Die SMS war von Jeremy.
„Jeremy“ flüsterte ich Tanja zu. Sie nickte.


Komm schnell raus in den Schulflur. Ich steh dort.
Und wunder dich nicht, woher ich deine Nr. habe ;)

Jeremy



Automatisch wurde ich aufgeregt. Ich riss ein Stück von meinem Zettel ab und begann Tanja etwas zu schreiben.


Bin kurz vor der Tür. Jeremy wartet dort.



Tanja las den Zettel und formte als sie fertig war, küsse auf ihrem Mund.
Ich zeigte ihr den Mittelfinger und meldete mich.
„…weiß jemand, warum…ehem ja, Mrs. Darson?“ fragte mich Mrs. Moon.
„ Dürfte ich schnell auf die Toilette?“ fragte ich sie.
„Geht es Ihnen nicht gut?“ fragte sie mich. Ich schüttelte den Kopf.
„Ehm, nein ich habe…meinen Monatlichen Besuch.“ Mir schoss die röte ins Gesicht. Tanja kicherte neben mir. „Du Depp.“ Flüsterte sie. Die Schüler begannen zu kichern.
Mrs. Moon nickte. „Okay, gehen sie.“ Ich stand auf und ging nach draußen. Vor der Tür sah ich den Flur entlang aber Jeremy war nicht zu sehen. Ich drehte mich um und unterdrückte einen Schrei. Jeremy stand direkt hinter mir.
„Schau ich so Scheiße aus?“ fragte er mich. Ich schüttelte schnell den Kopf. „Nein, du schaust gut aus.“ Ich Ohrfeigte mich innerlich. Warum plapperte ich auch immer drauf los ohne davor zu überlegen?
Jeremy grinste leicht. „Danke.“ Sagte er. Er zeigte fragend mit dem Finger den Flur entlang und ich nickte. Wir gingen bis zum Ende des Flurs wo es dunkler war und kein Klassenzimmer in der Nähe war.
„Also was ist los?“ fragte ich ihn und lehnte mich an die Wand. Jeremy stellte sich mir gegenüber. „Wegen heute Abend. Also wir machen es so. Tanja geht in den Wald neben der Kirche, dort wird Lucas nicht so schnell ihr Blut wittern, da auch viele Tiere im Wald sind. Ich bin auch in der Nähe aber so weit weg, dass er niemals etwas bemerken könnte. Du wirst mit ihm nicht in ein Gebäude gehen wo ihr fast alleine seid. Du darfst ihm auch nicht zeigen, dass seine Masche bei dir wirkt.“ Ich unterbrach ihn. „Warum denn? Schadet das ihm?“ Jeremy stöhnte genervt. „Nein, aber…so wird er…ach keine Ahnung, vergiss den letzten Satz.“ Ich musste grinsen. Jeremy fuhr sich durch die Haare.
„ Aufjedenfall, schau ihm nie länger in die Augen, er kann so in deine Gedanken sprechen und es könnte bewirken, dass du das machst was er will. Und…pass einfach auf dich auf. Ich will nicht dazwischen gehen müssen.“ Er machte sich Sorgen um mich. Ohne zu wollen musste ich ihn an lachen. Er grinste verschämt zurück.
„Ja, das wollte ich nur gesagt haben. Wir reden aber später noch einmal wenn Tanja dabei ist. Sie soll auch nichts falsch machen.“
„Okay“ entgegnete ich ihm. Er nickte. „Okay.“
Als sich keiner auf den Weg zurück machte mussten wir lachen. Eine typische peinliche Situation entstand gerade zwischen uns.
„Du findest mich also…Attraktiv?“ unterbrach Jeremy die Stille.
Meine Wangen wurden wieder heiß und ich war froh, dass wir in dieser dunkleren Ecke standen.
„Ach, dass hab ich doch nur so gesagt, weil es zur Situation gepasst hat.“
Jeremy sah skeptisch drein. Ich hob fragend eine Augenbraue.
„Was denn? Ich finde dich eigentlich total nervig und rede nur mit dir, weil ich nicht will das Lucas, Tanja oder sonst wem, etwas antut.“
Jeremy musste grinsen. „Sicher, dass glaube ich dir sofort.“
„Ja es ist so.“
Jeremy kam langsam ein Schritt auf mich zu. Mein Herz fing an schneller zu pochen. „Aha. Okay. Warum wirst du dann immer aufgeregter, je näher ich an dich ran komme?“ Warum machte er das mit mir?
Ich fing an zu stottern. „Da-as we-werde ich doch ga-gar nicht.“
Jeremy lachte leise und kam noch ein Schritt auf mich zu. Jetzt waren wir noch eine Armlänge voneinander entfernt.
„ Vanessa, was ist denn los mit dir? Die Wortgewandte Superwoman fängt an zu stottern?“ Er soll sofort damit aufhören, dachte ich mir.
„Womit aufhören?“ Er kam noch ein Schritt näher und ich schlug mir innerlich die Hand auf den Kopf. Ich vergessliche dumme Kuh.
Nun waren wir nur noch ein paar Zentimeter voneinander entfernt. Ich konnte schon leicht seinen Atem auf meinem Gesicht spüren.
„Jeremy, bitte.“ Mein Herz klopfte jetzt wie wild. Ich hoffte nur, dass er das nicht hören würde.
„ Soll ich wieder ins Klassenzimmer gehen?“ flüsterte er und sah auf mich herab. Die ganze Zeit schaute ich auf seine Brust die sich vor mir langsam auf und ab bewegte. Ich traute mich nicht ihm in die Augen zu sehen. Die Situation war so schon peinlich genug. Als ich nichts erwiderte kam er mit seinem Gesicht leicht weiter nach unten. Das Atmen fiel mir immer schwerer. Ich konnte meinen jetzigen Zustand eigentlich gar nicht mehr wirklich beschreiben.
„Hmm?“ fragte er mich leise neben meinem Ohr. Sein Gesicht war nun direkt neben meinem und seine Wange streifte meine. Ich grub die Fingernägel in die Handfläche und Hitze schoss durch meinen ganzen Körper. Ich konnte nicht mehr sprechen also schüttelte ich nur den Kopf.
Er drehte seinen Kopf leicht zu meinem Gesicht und seine Lippen waren nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt. Er atmete nun auch schwerer. Jetzt erst traute ich mich, ihm in die Augen zu schauen. Er fuhr mit seinen Lippen leicht meinen Kiefer entlang und machte kurz vor meinem Mund halt. Seine Mundwinkel zuckten und die Kiefer spannten sich an. Er schluckte schwer. Mir dagegen wurde schon schwindelig vor Hitze. Er stemmte eine Hand links neben mir um Halt zu finden. Er kam näher und seine Lippen berührten leicht meine. Nun musste auch ich trocken schlucken. Unser Atem ging stoßweise. Jetzt drückte er seine Lippen fester auf meine und er stöhnte leise dabei auf. Er vergrub seine andere Hand in meine Haare und drückte sich leicht gegen mich. Seine Lippen lösten sich von meinen und ich sah ihm in die Augen. Ich konnte pures Verlangen darin erkennen. Ich nahm meine Hand und legte sie ihm in den Nacken, um ihn wieder an mich heran zu ziehen. Er leistete keinen widerstand und seine Lippen berührten wieder meine. Er öffnete leicht seinen Mund und ich machte es ihm nach. Ich atmete schwer aus und er drückte sich noch näher an mich heran.
„RIIIIIIIIIIIIIIIING“ wir fuhren zusammen als die Schulglocke ertönte. Jeremy ging schwer atmend einen Schritt zurück und sah mich an. Ich musste mich an der Wand festhalten um nicht umzukippen. Als links von uns aus dem Gang eine Tür geöffnet wurde, schauten wir beide gleichzeitig in die Richtung. Tanjas Kopf schaute um die Ecke und sie machte große Augen. Sie sprang raus und tapselte schnell auf uns zu. Jeremy und ich liefen ihr entgegen.
„Es tut mir ja echt leid. Aber ich sollte dich suchen. Du warst schon etwas zu lange draußen.“ Ich nickte ihr zu und sah Jeremy noch einmal an.
Sein Atem ging immer noch nicht ganz normal. „Okay, wir, wir sehen uns dann später.“ Sagte er an uns gerichtet. Tanja zog an meiner Hand denn sie merkte wohl, dass ich von alleine keinen Schritt gemacht hätte.
Im Unterricht entschuldigte ich mich noch schnell bei Mrs. Moon und setzte mich wieder meinen Platz. Tanja musterte mich mit großen funkelnden Augen.
„Was ist passiert?“ flüsterte sie mir zu.
„Gar nichts, wir haben nur wegen heut Abend geredet.“
Sie blickte mich kritisch an. „So lange?“
„Es war eben viel zu bereden.“ Ich konnte noch gar nicht verarbeiten was gerade passiert war. Noch nie in meinem Leben, hatte ich einen Jungen so geküsst nach drei Tagen.

Beim Nachsitzen ging mir der Kuss mit Jeremy einfach nicht aus dem Kopf. Ich war wahrscheinlich die erste, die Jeremy seit Ashleys Tod, geküsst hatte. Tanja glaubte mir immer noch nicht, dass wir nur besprochen hatten, wie es heute Abend ablief. Sie kannte mich eben zu gut.
Als die Schule aus war, standen kaum noch Autos auf dem Schulparkplatz, doch ein hübsches Motorrad war noch da. Jeremy stand lässig an seiner Göttin gelehnt und telefonierte mit jemandem. Tanja zog an meinem Ärmel um mich zum stehen zu bringen. Ernst sah sie mich an.
„Vanessa, wenn du mir weiterhin etwas vormachen willst, dann drehe ich dir den Hals um.“ Sie gab wohl nie auf. Ich verdrehte die Augen und sah beschämt zu Boden. „Ja okay, wir haben uns geküsst. Reicht das?“
Ich hörte sie kichern und schaute in ihr Gesicht. Sie schüttelte den Kopf.
„Na hör mal. Du tust grad so als ob ich dich noch nie knutschen gesehn hab. Ich weiß gar nich was du für n Drama daraus machst.“
An die Szene wollte ich nicht mehr denken, als ich volltrunken, neben Tanja mit einem Jungen aus unseren Jahrgang rum gemacht hatte. Sie hatte es mir Wochen danach noch unter die Nase gerieben. Und wie es aussah, bis heute noch.
„Ja ich weiß auch nicht. Ich find es schon ein wenig früh. Aber naja, jetzt weißt dus wenigstens.“
Sie hakte sich bei mir ein und wir liefen gemeinsam zu Jeremy. Er telefonierte immer noch und so viel wie ich verstand, war es auf Französisch. Gott, klang das erotisch. Eigentlich fand ich fremde Sprachen bis jetzt nicht grad sexy. Aber bei ihm machte ich eine große Ausnahme. Ich traute mich nicht ihm in die Augen zu schauen, als er auflegte. Ein Baum rechts neben Jeremy, musste herhalten.
„Tut mir leid, mein Bruder hat angerufen. Und viel Spaß gehabt beim Nachsitzen?“ Ich weiß nicht warum, aber ich schämte mich so sehr, Jeremy wieder in die Augen zu schauen. Tanja übernahm zum glück die Antwort. „Ja und wie. Ich konnte unseren netten älteren Lehrer, Mr. Cock, gelegentlich auf den Hintern starren.“ Ja ich weiß. Denkt euch nichts. Es gibt wirklich einen Lehrer auf unserer Schule, der Mr. Cock hieß. Er war für sein Leben bestraft.
Jeremy lachte leise vor sich hin. „ Interessant. Ich durfte für eine halbe Stunde die Zeit mit Susan verbringen. Die kann nach einer Weile wirklich, ein wenig, auf die Nerven gehen.“ Jetzt musste ich doch zu Jeremy schauen. Der dagegen, sah mich mit einem leichten Grinsen im Gesicht an. „Mit Susan? Oh Gott du Armer. Wenn sie sich wen reserviert hat, dann kann es schon mal schwer für einen werden.“ Meinte Tanja an Jeremy gerichtet. Jeremy nickte ihr zustimmend zu.
„Jap, das habe ich bemerkt. Sie hat die meiste Zeit von sich geredet und davon, wie cool es wäre, mal eine Party bei mir zu schmeißen.“
Tanja musste kichern. „Ja, das klingt zu hundert Prozent nach Susan.“
Als keiner mehr danach etwas sagte räusperte sich Jeremy.
„Warum bist du so still? Du hast seitdem du hier stehst, noch kein Wort gesagt.“ Ich drehte mich mit dem Gesicht zu Tanja, die mich erwartend ansah. Als ich merkte, dass Jeremy gar nicht sie meinte, sah ich ihn an.
„Ähm, keine Ahnung. Mir gehen nur die ganze Zeit so Sachen durch den Kopf.“ Entschuldigte ich mich. Jeremy zog eine Augenbraue nach oben.
„ We- Wegen heut Abend. Meint...ich. Was Lucas machen will oder zu sagen hat. Keine Ahnung.“ Jeremy nickte verständnisvoll.
„Du musst nicht hingehen, Vanessa. Ich werde auch so heraus bekommen was Lucas vor hat.“
Ich schüttelte heftig den Kopf. „Nein, nein ich gehe. Es ist besser so.“
Wir beredeten noch gemeinsam, wann wir uns heute Abend treffen würden, wo genau sich Tanja verstecken sollte und wie ich am besten mit Lucas reden sollte. Als wir soweit fertig waren stieg Jeremy auf sein Motorrad, Tanja in ihr Fiat Punto und ich in mein Wagen um nach Hause zu fahren.
Es waren noch fünf Stunden Zeit, bis wir uns wieder treffen würden und ich fing jetzt schon damit an Jeremy ein wenig zu vermissen. Ich musste ja davor schon ständig an ihn denken, aber der Kuss hat es viel schlimmer gemacht. Ich hatte Schmetterlinge im Bauch als ich daheim ankam, als ich das Mittagessen warm gemacht hatte, da es schon kalt war wegen dem Nachsitzen, als ich danach das Geschirr in die Spülmaschine geräumt hatte...einfach die ganze Zeit über.
Ich ging ins Badezimmer um mich für heute Abend frisch zu machen. Auf ein Bad hatte ich keine Lust, also stieg ich nur unter die Dusche. Als ich fertig geduscht war ging ich, in meinem wuscheligen Pistaziengrünen Bademantel gehüllt, in mein Zimmer. Ich schaltete aus Gewohnheit meinen Laptop ein und suchte mir ein paar bequeme Sachen aus meinem Kleiderschrank raus. Um in bessere Stimmung zu kommen, ging ich zu meinem CD Player und legte eine von Tanjas CDs ein. Sie hatte immer gute Laune Lieder für mich gebrannt. Ich machte bei <<Jupiter Rising- Falling away>> halt und drehte die Musik lauter. Selbst bei diesem Lied musste ich an Jeremy denken. Doch diesmal zwang ich mich, ihn für ein paar Minuten aus meinen Gedanken zu verbannen. Als ein paar Sekunden von dem Lied liefen, musste ich anfangen idiotisch in meinem Zimmer zu tanzen. Ich tänzelte zu meinem Laptop, der schon hochgefahren war, und meldete mich bei MSN an. Lust zu schauen wer Online war, hatte ich nicht, also machte ich ein paar tanzende Schritte weiter zu meinem Kleiderhaufen der in der Ecke neben meinem Bett lag. Irgendwann musste ich mein Zimmer ja auch mal aufräumen und heute war der perfekte Tag dafür, da dadurch die Zeit schneller verging. Ich fand Teile von meiner Kleidung die ich schon ganz vergessen hatte.
Durch die laute Musik, hörte ich ganz leise meinen Laptop ertönen. Jemand hatte mir geschrieben. Ich war froh, dass Jeremy meine MSN Adresse nicht hatte, also konnte ich ihn schon einmal ausschließen.
Ich sprang auf meinen Schreibtischstuhl und flog fast runter. Kichernd über mich selbst, machte ich das Chatfenster auf. Tanja hatte mir geschrieben.


Tanja: Wohooooooooo
Vanessa: Wohoooooooooooooooooo!!!!
Tanja: Na Vanessa van Blazen, was machen sie gerade?



Ich musste über darüber lachen wie sie mich nannte.


Vanessa: Ich höre mir soeben, einer ihrer netten Cds an, die sie mir geschenkt haben und tanze wie eine verrückte in meinem Zimmer umher um aufzuräumen. Und sie? Vielleicht kann ich dich ja au bald van Blazen nennen, wenn du dir Steve schnappst haha
Tanja: Ach gott, das würde ich gerne ma sehen haha welches tolle Lied hören sie denn gerade?
Tanja: Des wär ja lustig wenn wir die beiden Heiraten ,haben wir den gleichen Namen haha mei
Vanessa: Oh like it like it, ill do it like a truck…
Tanja: oooooh mach deine Cam an aba mit Ton…LOS



Ich verdrehte die Augen und musste wie sonst auch anfangen zu lachen. Wenn Tanja und ich zusammen eine Video Unterhaltung führten, führte das meistens nur zu Lachanfällen und Idiotischer Gesichtsakrobatik. Ich drückte auf Videounterhaltung und wartete darauf, dass Tanja annahm. Solang es noch laden würde, ging ich zu meiner Musikanlage und drehte die Musik noch ein wenig lauter. Jennifer würde schon nichts dagegen haben. Im Hintergrund hörte ich schon Tanja rufen.
„Ohhhhhhhh, wie sexy du dich wieder für mich angezogen hast. Ist es Zufall, das wir beide Duschen waren?“
Ich drehte mich zu meinem Laptop um und sah wie Tanja mit einer Schüssel Chips und einem Handtuch auf dem Kopf vor der Kamera saß. Ich ging grinsend wieder zu meinem Schreibtisch und setzte mich.
„Ja aber ich habe mich für die “Nasse-Haare-ohne-Handtuch“ Variante entschieden.“
Tanja hob gespielt sexy eine Augenbraue nach oben.
„Oh, das würde Herrn van Blazen, sicher gefallen. Los und jetzt tanz ein wenig vor der Kamera. Oh like it like it, ill do it like a truck…onceee
agaaain.“
„Aber nur wenn sie mit machen, Mrs. Van Blazen die zweite.“
Tanja nickte mir zu und wir fingen an wie idioten zu unseren Lied zu tanzen. Mit schiefen Tönen begleiteten wir das Lied.
„Und jetzt kommt die Wasseraerobic.“ Schrie Tanja in die Kamera und wir fingen an unseren Tanz, den wir mal im Urlaub gelernt hatten, aufzuführen. Ja so konnte man sich die Zeit auch vertreiben um nicht permanent an einen Jungen, der vom Alter her, der eigene Opa sein könnte, zu denken.
Plötzlich hörte Tanja auf zu Tanzen und blieb still vor der Kamera stehen. Ich sah sie mit gerunzelter Stirn an und sie zeigte auf mich. Als ich verstand was sie meinte, drehte ich mich um und erblickte Dominik. Ich hörte sofort auf zu tanzen und drehte die Musik leiser.
Dominik sah mich verstört an. „Was soll das denn werden?“ fragte er mich. „Ähem, ich und Tanja vertreiben uns die Zeit.“ Im Hintergrund schrie Tanja in die Kamera, „DER ESEL NENNT SICH IMMER ZUERST!“ und ich musste lachen.
„Aha. Na dann seit mal bitte etwas leiser. Daniel ist vorbei gekommen und ich würde mich ungern blamieren wegen einer hyperaktiven Schwester.“
Ich nickte ihm verschämt zu und Dominik schloss wieder die Tür. Als ich mich umdrehte hatte Tanja schon einen knallroten Kopf und fing an zu lachen. Ich setzte mich wieder vor dem Laptop.
„Gott, war das peinlich.“ Ich legte den Kopf in die Hände.
„Haha, ach was. Ist doch nur Dome. Solang Jeremy sowas nicht sieht. So konnten wir unsere Anspannung auf heut Abend abschütteln.“
Tanjas Handtuch hing nur noch halb auf ihren Kopf nach unseren Anstrengungen. Die Zeit war aber wirklich vergangen. Nun waren es nur noch drei Stunden bis wir uns mit Jeremy treffen würden. Ohne es zu wollen, wurde ich wieder aufgeregt, nachdem ich daran dachte.
Tanja und ich verabschiedeten uns wieder, da sie für ihre Lockenpracht länger im Bad brauchte, als ich.
Als nur noch eine Stunde Zeit war, nachdem ich mir die Zeit vor dem Fernseher vertrieben hatte, ging ich ins Badezimmer um mich fertig zu machen. Ich glättete meine Haare und kämmte mir meinen Pony ins Gesicht. Danach legte ich mir Make-Up, Kajal, ein wenig smokey Eyes, Wimperntusche und zum Schluss hellen Lip Gloss drauf. Nein, für Lucas machte ich mich nicht hübsch. Eher für Jeremy. Auch wenn das Idiotisch war, aber so sind nun mal Mädels. In meinem Zimmer zurück, ging ich zu meinem aufgeräumten Kleiderschrank und schnappte mir ein enganliegendes schwarzes Top und eine ebenso enganliegende dunkle Röhrenjeans. Als ich das Top in der Hand hielt, überlegte ich noch einmal, ob es nicht zu sexy für diesen Abend wäre und tauschte es gegen ein breiteres schwarzes Rolling Stones Tshirt aus. Ich packte meine kleine Handtasche mit meinem Handy, Lip Gloss und meinem Geldbeutel und schaute auf die Uhr. Ich hatte noch zwanzig Minuten zeit um zu unseren Treffpunkt, in der nähe der alten Kirche, zu kommen und ging nach unten in den Flur. Dort angekommen, sagte ich noch zu Dominik und Daniel, dass ich gehe und zog mir meine geliebte Lederjacke und meine schwarzen Chucks an.
Draußen war die Luft ein wenig kühler geworden und ich zog meine Jacke, auf den Weg zu meinem Auto, enger um mich. In meinem Auto machte ich den Motor an um ein wenig wärme zu bekommen. Ich parkte aus der Ausfahrt aus, und fuhr los. Ich war so aufgeregt, dass es sich in meinem Bauch anfühlte, als würden tausende von Menschen dort Pogen.

Als ich auf den Parkplatz neben unserer Festhalle in Metaline Falls fuhr, sah ich schon Jeremy neben sein Motorrad stehen. Tanja war noch nicht da und mir wurde übel. Ich wusste nicht wie ich mich jetzt allein, Jeremy gegenüber, verhalten sollte. Ich parkte neben dem Motorrad und ließ mir ein wenig Zeit um auszusteigen. Ich tat so als würde ich etwas in meinem Auto suchen, in der Hoffnung, Tanja würde in der Zeit auftauchen. Als es aber etwas zu lange dauerte, und Tanja immer noch nicht da war, nahm ich einmal tief Luft und stieg aus.
Jeremy betrachtete mich von oben bis unten. Ich knapperte nervös auf meiner Unterlippe herum.
„ Ich hoffe doch du hast dich für mich so hübsch gemacht und nicht für Lucas?“
Ich sah an mich herab und fragte mich was er meinte. Das Tshirt hatte ich extra umgezogen und die Chucks hatte ich immer an. Fragend sah ich ihn an. Jeremy schüttelte grinsend den Kopf.
„Du schaust aufjedenfall gut aus. Egal für wen du es gemacht hast.“
Meine Wangen wurden rot und ich lächelte ihm schüchtern entgegen.
„Danke.“ Mehr fiel mir dazu nicht ein. Jeremys grinsen wurde breiter.
„Bist du Nervös?“ Er kam mir entgegen und nahm mich in den Arm. Schüchtern erwiderte ich die Umarmung und mein Herz klopfte wie verrückt.
„Ein wenig.“ In Gedanken klopfte ich mir mal wieder auf den Kopf.
„Ich meine, wegen Lucas.“ Der Schlag auf dem Kopf wurde stärker.
„Nein, halt…wegen…weil ich nicht weiß was passieren wird.“
Jeremy umarmte mich fester und legte sein Kinn auf meinen Kopf. Er lachte leicht und seine Brust vibrierte dabei ein wenig.
„Ich weiß schon was du meinst. Du weißt nicht ob er dir an die Kehle gehen wird. Oder an die Wäsche…hmm, da wäre ich auch ein wenig Nervös.“
Ich klopfte ihm leicht gegen die Brust. „Du Idiot. Ich kenne ihn halt nicht und wenn ich höre, dass er ein Mörder ist, dann ist es ja wohl normal, wenn man bedenken hat.“ Ich spürte ein Nicken auf meinen Kopf. Ich zog die Luft ein und meine Mundwinkel gingen leicht nach oben. Jeremy roch so gut. Wenn ich auf eins bei Männern stehe, dann darauf, wenn sie gut riechen. Es war kein übertriebener Duft von Parfum, eher eine Mischung aus Parfum, Freiheit und ihm selbst. Wie ich seinen eigenen Duft definieren sollte, wusste ich nicht.
„Du riechst gut.“ Murmelte ich in seinen Pulli hinein. Jeremy nahm sein Kinn von meinem Kopf und sah auf mich herab. Ein schiefes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. „Ebenfalls Danke.“ Sagte er und kam mit seinem Gesicht näher. Als sein Mund kurz vor meinem war, machte er eine kurze Pause, um meine Reaktion abzuwarten. Als ich mich nicht wehrte, küsste er sanft meine Lippen. Mir wurde sofort warm im Bauch und ich wollte dieses Gefühl nie wieder missen. Hinter uns erklang ein Motorengeräusch und als ich mich aus Jeremys Umarmung befreite, drehte ich mich um. Tanjas Fiat parkte gerade neben meinem und sie grinste uns entgegen. Sie hatte es also gesehen. Verschämt fuhr ich mir über den Kopf und blinzelte leicht in Jeremys Richtung.
„Du bist so schlimm.“ Flüsterte er mir zu. Ich fing nur an zu kichern. „Ich weiß.“
Tanja stieg aus ihrem Auto aus und kam zu uns gelaufen. „Tut mir leid für die Verspätung. Fiatschy hatte einen kleinen Zickigen Anfall.“
Jeremy sah Tanja fragend an. „Fiatschy?“
Tanja und ich fingen an zu lachen. „Mein Auto. Ich nenne ihn Fiatschy. Fiat…Fiatschy…Verstehst.“ Sie machte eine vorwurfsvolle Handbewegung. „ Musst du nicht verstehen. Ist wieder eine Vanessa-Tanja Macke.“ Sagte ich und legte Jeremy tröstend die Hand klopfend auf die Schulter. Ich schaute auf meine Armbanduhr und stöhnte. In einer halben Stunde würde ich mich mit Lucas treffen. Langsam wurde meine Aufregung zur Angst. Ich wollte nicht von Jeremy weg und mich mit einen anderen Jungen treffen. Je mehr ich Jeremy mochte, umso unsympathischer wurde mir Lucas.
„Wie lange haben wir noch?“ fragte mich Jeremy.
„Eine halbe Stunde.“ Antwortete ich ihm. Jeremy nickte.
„Okay, dann würde ich raten das Tanja langsam rüber zur Kirche läuft damit sie sich so früh wie möglich verstecken kann. Lucas wird noch nicht da sein. Ich werde mein Motorrad hinter die Festhalle schieben und dort dann warten. Tanja, wenn die beiden irgendwo hingehen, schreibst du mir so schnell wie möglich eine SMS oder rufst an. Aber schreiben wäre besser, da wir sehr gute Gehöre haben. Versuch so viel wie möglich von den beiden zu verstehen.“ Mir wurde schlecht. Bis jetzt kam es mir noch alles so unwirklich vor, aber die Worte aus Jeremys Mund jetzt zu hören, machten es mir ziemlich schwer. Tanja wirkte auch nervös und nickte Jeremy nur zu. Jeremy wandte sich jetzt zu mir.
„Und du vergiss nicht, so unauffällig wie möglich zu sein. Der kleinste Hinweis könnte Lucas auf die Idee bringen, dass etwas nicht stimmt. Zeig ihm das du ihn vertraust und nicht mir. Rede am besten schlecht von mir. Aber bitte bring es so ehrlich rüber wie du kannst.“
Ich hatte das Gefühl ich müsste mich gleich übergeben.
„Ja, ja okay.“ Auch nur daran zu denken, schlecht über Jeremy zu sprechen, war scheußlich für mich.
Jeremy ging ein Schritt auf sein Motorrad zu und legte beide Hände an den Lenker. „Also, hoffen wir, dass alles klappt.“ Tanja und ich nickten ihm zu und er machte sich auf den Weg hinter die Festhalle. Ich drehte mich zu Tanja um und die sah mich ängstlich an.
„Ich hab so Angst, Vanessa.“ Ich ging zu ihr und nahm sie in den Arm.
„Ich auch. Das kannst du mir glauben.“ Bevor Tanja sich auf den Weg machte, schauten wir uns noch einmal an und nickten uns zu.
Ich hatte jetzt noch fünfzehn Minuten bis ich loslaufen würde. Wenn ich ein paar Minuten zu spät kommen würde, wäre es mir egal. Lucas würde ich auch eine Stunde im Regen warten lassen. Damit die Zeit schneller vorbei ging, setzte ich mich in mein Auto. Ich schaltete den Motor an um noch ein wenig Musik zu hören. Im Inneren schlug ich mich dafür, aber ich musste jetzt etwas machen, was ich nur im Notfall normal tat. Ich lehnte mich rüber und machte das Handschuhfach auf. Wie gesagt nur in Notfällen, wie dieser hier war, machte ich so etwas. Ich nahm die Zigarettenschachtel und ein Feuerzeug raus, schaltete bei meiner Musikanlage auf <<Faydee- Drunk of youre Love>>, zog mir eine Zigarette raus und zündete sie an. In schlimmen Stresssituationen brauchte ich das einfach. Ich hoffte Jeremy würde mich jetzt so nicht sehen. Aber ich brauchte immer wenn ich Nervös war, entweder ein gutes Lied oder eine Notfallszigarette. Außerdem würde es nicht Schaden wenn ich nach Aschenbecher roch. Lucas würde es sicherlich total sexy finden. Innerlich lachte ich Schadenfroh und nahm noch einen Zug. Leise trommelte ich auf dem Lenkrad rum und sang mit. Ich schaute auf die Uhr. Noch zehn Minuten. Meine Hände waren eiskalt und mein Magen bewegte sich zum Bass der Musik. Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Nahm noch ein tiefen Zug. Ich möchte Zigaretten nicht verherrlichen, aber es beruhigte wirklich sehr. In Gedanken dachte ich an Szenen von dem gemeinsamen Urlaub, mit Tanja. Das Lied hörten wir dort ständig an wenn wir uns fertig machten, vorglühten für die Party am Abend, sogar nächsten Tag wenn wir verkatert aufstanden. Es war einfach ein Lied, das uns niemals nervte. Schwer ausatmend machte ich meine Augen auf und drückte die Zigarette aus. Ich öffnete die Tür meines Wagens um ein wenig frische Luft rein zulassen. Nach ca. einer Minute, konnte ich nicht mehr abwarten und stieg aus. Ich schloss den Wagen ab, sah mich noch mal auf jeder Seite um und lief los.

Ich sah die Spitze der alten Kirche schon vor mir und ich war fünf Minuten zu früh. Würde wohl nichts damit werden, Lucas warten zu lassen. Ich fragte mich ob Tanja mich schon sehen konnte. Aber ich vermied es, mich auffällig umzuschauen. Auch wenn es typisch für mich wäre, gleich am Anfang entlarvt zu werden. Die Kirche wurde immer größer und ich biss mir nervös auf die Lippen. Die Hände hatte ich in den Jackentasche gesteckt, so sehr zitterten sie. Als ich direkt vor der Kirche stand schaute ich mich um. Lucas war noch nicht da, oder ich hatte ihn noch nicht bemerkt. Nervös schwankte ich hin und her. Als ich plötzlich hinter mir ein räuspern hörte, drehte ich mich erschrocken um. Lucas stand lässig an der Mauer, am Eingang der Kirche, gelehnt. Ich lächelte ihn aufgeregt an. Er erwiderte es mit einem seiner 1000$ Lächeln. Plötzlich kam mir Lucas gar nicht mehr so böse rüber. Aber das änderte meine Meinung bestimmt nicht. Jeremy sagte, dass Lucas genau wusste wie er mit Frauen umgehen musste, und ich stimmte ihm stumm zu. Plötzlich fiel mir ein, dass Jeremy meine Gedanken lesen konnte und ich nicht wusste, ob es bei Lucas auch so war. Immerhin sprach er mit mir in meinen Gedanken und schlich sich in meine Träume. Ich versuchte so gut wie möglich also nicht mehr nachzudenken. Aber Jeremy würde so etwas wichtiges doch nicht vergessen, oder?
Lucas kam auf mich zu und hielt mir seine Hand hin. Langsam ergriff ich sie und schaute ihm in die Augen. “Schau ihm nicht lange in die Augen“ hallte es von allein in meinem Kopf wider. Das hatte Jeremy mir im Schulflur gesagt. Also suchte ich mir einen anderen Punkt von seinem Gesicht aus und zwar zwischen seine Augen. Ich hoffte, dass es nicht so aussah als würde ich schielen.
„Es ist mir eine Ehre dich empfangen zu dürfen, Liebste.“ Er hob meine Hand an seinen Mund und küsste sie sanft. Er ließ sie wieder los und meine Hand kribbelte leicht danach. Ich lächelte ihn an.
„ Warum wolltest du dich mit mir treffen?“ War das eine kluge Frage?
Lucas sah mich mit funkelnden Augen an. „Warum treffen sich denn Mann und Frau? Keine Ahnung, ich find dich einfach…sagen wir, interessant. Ich hoffe doch ich muss nicht wieder Angst haben, dass Jeremy uns dazwischenfunkt?“ Mein Magen kribbelte wieder stärker. Ahnte er etwas?
Unschuldig schüttelte ich den Kopf. „Nein, nein. Jeremy weiß nichts davon. Er muss ja auch nicht alles wissen. Ist ja schließlich nicht mein Aufpasser.“ Ich fand es sehr komisch, wie leicht es mir fiel, so über Jeremy zu sprechen, aber im Inneren Entschuldigte ich mich bei ihm dafür.
Lucas lächelte erfolgreich. „Weißt du was, Vanessa? Du gefällst mir wirklich. Wenn ich dich so reden höre, erinnert es mich sehr an mich selbst. Ich habe mir auch noch nie was sagen lassen und ging immer Risikos ein.“ Ob er das wohl ernst meinte, oder es einer seiner typischen Maschen war? Punkten würde er trotzdem nicht bei mir.
„Findest du? Nun ja, ich kenne dich noch nicht wirklich, also kann ich dazu noch nicht viel sagen. Warum wolltest du dich eigentlich grad hier mit mir treffen?“ Ich machte eine Armbewegung die den ganzen Platz umrahmen sollte. Lucas zuckte die Schultern.
„Keine Ahnung, fiel mir so spontan ein. Ist doch romantisch. Vielleicht heiraten wir hier ja mal.“ Er grinste mich schief an. Mir wurde aber bei dem Gedanken ein wenig übel.
„Die Kirche wird doch gar nicht mehr benutzt.“ Sagte ich lässig. Lucas kam einen Schritt näher und blieb dann wieder stehen.
„Das ist mir wirklich herzlich egal. Ich heirate dich überall. Hat dir der gute Jeremy schon erzählt, von seiner Vergangenheit? Es würde mich ja blendend Interessieren ob er wieder Müll geredet hat.“
Ich sah ihn unverwandt an. „Er hat mir alles erzählt, ja. Und du hattest recht. Er hängt noch an Ashley. Lächerlich meiner Meinung nach.“
Jeremy es tut mir so leid.
Lucas grinste nun breiter.
„Ich glaube ja, er will aus dir eine neue Ashley machen. Was er jedoch niemals schaffen würde. Du bist so viel…besser, als sie. Viel klüger, viel viel Schöner und vor allem sehr viel Temperamentvoller.“ Er zwinkerte mir zu. Komplimente konnte er machen, dass musste ich zugeben.
„Und das, erkennst du schon nach so kurzer Zeit?“ fragte ich ihm.
Er nickte fest. „Ja. Das tue ich. Das kannst du mir glauben. Und ich liege so gut wie nie daneben. Hat dir Jeremy auch erzählt, wie Ashley gestorben ist?“ Ich fing an zu schwitzen. Ob er mir die Masche, der Gefühlslosen, abnahm?
„Ja. Hat er. Aber…ich verstehe dich. Wirklich. Ich weiß nicht wie ich an deiner Stelle gehandelt hätte.“
Lucas zog fragend eine Augenbraue nach oben.
„Moment mal. Habe ich richtig Verstanden…du…verstehst…mich?“ Er zeigte mit dem Finger auf sich. Unsicher nickte ich. Lucas fing leise an zu lachen. „Ich verstehe. Der tolle Jeremy, hat dir die Version der Geschichte erzählt, indem ich, der böse Lucas, der Mörder der kleinen Ashley, war. Hätte ich mir ja gleich denken können. So könnte er dich leicht von mir fern halten.“
Ich verstand gar nichts mehr. Was meinte Lucas damit?
Er zeigte mit der Hand auf die Richtung der Treppenstufen, die in die Kirche führten. Ich nickte und machte mich zusammen mit ihm auf den Weg dahin. Wir setzten uns nebeneinander und mir fiel das Atmen wieder leichter, da ich so meine wackeligen Beine ausruhen lassen konnte. Seine Lederjacke streifte leicht meine und ich zog mich ein paar Zentimeter weiter nach rechts. Lucas sah mich von der Seite an.
„Ist dir kalt?“ fragte er mich und ich musste schlucken. Das passte gar nicht zu ihm. Ich schüttelte stumm den Kopf.
„Sag bescheid, wenn es so sein sollte.“
Ich lächelte ihn leicht an. „Danke.“
„Jeremy hat dir also Tatsächlich erzählt, dass ich Ashley umgebracht hab?“ Er wirkte wirklich leicht gekränkt. Aber ich sagte mir immer wieder, dass es seine Masche sei.
Ich nickte. „Ja. Du hast ihr den Kopf abgehackt.“ Ich hoffte ich durfte mit ihm darüber sprechen.
Lucas machte große Augen und seine Kiefer spannten sich an.
„ Ich gebe zwar zu, dass ich ein wirklich großes Arschloch sein kann. Aber so würde ich garantiert keinen weiblichen Vampir töten.“
Fragend sah ich ihn an. „Würdest du nicht?“ Lucas schüttelte den Kopf.
„Nein. Bestimmt nicht. Es war aber wirklich sehr schlau dir diese Geschichte zu erzählen. Nur hat sie ihm nichts gebracht. Du sitzt trotzdem hier allein mit mir. Warum überhaupt? Normale Mädchen hätten einen klaren Verstand, der sagen würde, treffe dich NIEMALS mit Lucas.“
Ich war auf wirklich vieles vorbereitet. Aber auf das nicht. Ich wusste nicht mehr was ich sagen sollte. Lucas klang auf einmal so…normal. Nicht mehr arrogant und mit keinem hauch Ironie. Nein, er wundert sich sogar wie ich mich mit ihm treffen konnte.
„Ich…Ich weiß es nicht. Du warst ja nett zu mir, also dachte ich nicht, dass du mir was antun würdest.“ Jetzt stand ich auch noch als Naives, kleines Mädchen da. Lucas schüttelte nur nicht glaubend den Kopf.
„ Du würdest zu den Kindern gehören, die zu fremden Männern gehen würden, weil sie Schokolade in der Hand haben.“ Mit dieser Aussage, bestätigte er mir, meine Gedanken.
„Soll ich lieber wieder gehen?“
„Nein. Um Himmelswillen. Ich wollte damit nicht sagen, dass ich vorhatte dir was anzutun. Ich wollte dir damit nur sagen, nicht immer mit jeden Fremden gleich zu reden.“ Peinlich berührt drehte ich mein Gesicht ein wenig weg von ihm.
„Welche Version ist denn dann richtig?“ fragte ich nach ein paar Sekunden.
„ Also ich war es aufjedenfall nicht. Ich weiß zwar, dass Jeremy immer dachte, dass ich es war. Aber ich habe ihm schon öfters die wahre Geschichte erzählt. Aber anscheinend hat er mir nicht geglaubt.
Hat Jeremy dir alles von Vampiren erzählt oder nur das nötigste?“
Ich sah ihn wieder an. „Nur das nötigste…denk ich.“
Lucas nickte zustimmend. „ Es gibt verschiedene Arten von Vampiren. Du musst es so sehen wie bei euch Menschen. Da gibt es Asiaten, Farbige, weiße wie du und ich, Indianer und so weiter. Verschiedene Rassen halt. Und so ist es bei uns Vampiren auch.“
Das machte mich wirklich stutzig. „ Aber wenn jetzt ein Asiate ein Vampir wird, dann schaut er ja automatisch anders aus, als du.“
Lucas schüttelte den Kopf. „Nein. So meinte ich das nicht. Ich schau für dich jetzt wie ein normaler Mensch aus. Wenn ich nicht grad hungrig bin. Und glaub mir bei deinem Blut neben mir, fällt mir das sehr schwer.“
Ängstlich sah ich ihn an. „Keine Angst. Ich würde dir nie etwas tun, Liebste. Außer ich würde dich zu meiner Geliebten der Verdammnis machen. Aber das dauert noch.“
Mein Magen zog sich zusammen. Lucas sprach weiter.
„Aufjedenfall, schau ich normal aus. Ich bin ein Europäischer Vampir. Der Vampir, der aber Ashley getötet hat, war ein Amerikanischer Vampir. Du kannst die dir so vorstellen, sehr blasse Haut, schwarze Augenringe und je nachdem was sie trinken, goldene oder rote Augen.“
Sofort kam mir das Bild von Edward vor die Augen. Lucas sah wohl mein verträumtes Gesicht. „Oh nein, Ich bitte dich. Fang jetzt nicht mit diesen Vampirfilmen, die da grad Mode sind, an. Diese Schwuchtelvampire dort. Bhaa. Die stellen uns in so ein schlechtes Licht. Ah, einfach nur widerlich.“ Ich musste anfangen zu lachen. Es fiel mir aufeinmal so leicht, ganz normal mit Lucas zu sprechen. „Tut mir leid. Aber die Beschreibung passte perfekt zu ihnen.“
Lucas verdrehte seine blauen Augen. „Vom Aussehen, schauen sie eigentlich so aus. Aber vom Verhalten her, naja. Nicht mal Jeremy ist so Tuntenhaft wie dieser…Eduard.“ Ich lachte lauter. „Edward.“ Korrigierte ich ihn. „Ist mir auch egal. So jetzt zurück zum Thema, sonst sitzen wir noch Morgen hier und ich habe heute besseres mit dir vor.“
Ich hoffte nur, dass es nichts mit Blut zu tun hatte.
„ Dann gibt es noch die Asiatischen Vampire, die schauen eigentlich eher wie ne billige Version von Dracula aus. Die haben auch nicht so spitze Zähne wie wir Europäer.“ Lucas sah mich an und zog leicht seine Oberlippe nach oben. Er entblößte einen großen, spitzen Eckzahn. Gänsehaut breitete sich auf meinem Arm aus.
„Aufjedenfall, hassen sich die Amerikanischen und die Europäischen Vampire. Damals vor hunderten von Jahren herrschte Krieg zwischen uns. Und er ist bis heute noch nicht fertig. Ashley war Amerikanerin. Jeremy ein Franzose. Er hat sie zu einem Europäischen Vampir gemacht. Damit hat er Ashleys Todesurteil nur herausgezögert. Die amerikanischen Vampire haben davon Wind bekommen und Jeremy musste mit Ashley nach Versailles ziehen oder besser fliehen. Ashley fand es nicht schlimm, sie hatte ihre Familie eh bei dem Brand verloren. Den muss ich mir aber wirklich zuschreiben. Ich wusste aber, dass Jeremy sie retten würde und sie verwandelt.“
Mir wurde so einiges klar. „Also bist du indirekt Schuld, an Ashleys Tod?“
Fragte ich Lucas.
„ Naja, ich wusste ja nicht, dass die Amis Wind davon bekommen. Ich wollte lediglich, dass Jeremy, Ashley verwandelt, weil ich wusste, dass es das schlimmste für ihn wäre, ihr das anzutun. Ein Leben als Vampir. Mehr nicht. Also bin ich vielleicht zu…hmm, sagen wir einen Prozent schuldig.“ Das hörte sich für mich alles logisch an. Aber ob es der Wahrheit entsprechen würde, musste ich Jeremy fragen. Vielleicht wollte er nicht wahr haben, dass es vielleicht doch die anderen Vampire waren.
„Und woher weißt du, dass es einer der amerikanischen Vampire war?“
Er zog eine Augenbraue nach oben. „Also ich bitte dich. Ich kann eins und eins zusammen zählen. Wenn ich es nicht war, können es nur die Amis gewesen sein.“ Wenn das stimmte. Dann war vielleicht alles nur ein großes, trauriges Missverständnis.
„Aber ihr seit jetzt wieder in Amerika. Warum, wenn ihr euch hassen tut?“
Lucas schloss für einen Moment die Augen.
„Vielleicht will er sich ja rächen und ein wirklich wertvolles Mädchen für die Amerikaner, vernichten. Töten.“ Ein Schauer lief mir über den Rücken. Jeremy würde niemals ein unschuldiges Mädchen töten.
„Und wen?“ fragte ich ihm.
Lucas stupste mir mit seinem Zeigefinger auf die Stirn. „DU, Dummerchen. Er will meine Geliebte der Verdammnis auslöschen. Du wärst ein wirklich hübscher Vampir. Auch wenn du ein Amerikanischer wirst.“ Ich verstand nur noch Bahnhof. Jeremy…mich töten?
Ich lachte gespielt auf. „Du bist lustig.“ Sagte ich.
„Ich mache keine Späße, ich….“ Von weitem hörte ich ein Motorrad aufheulen. Ich sah wie es um die Ecke schoss und direkt auf uns zu fuhr. Mein Magen rebellierte. Warum kam Jeremy jetzt? Ist er verrückt. Es war alles umsonst.
„Na super. Was macht der schon wieder hier.“ Lucas stand auf und kam in seine Richtung. Jeremy bremste kurz bevor er Lucas erreichte. Die Reifen quietschten so laut, dass ich mir die Ohren zuhalten musste.
Er zog sich den Helm ab und sprang vom Motorrad runter. Und dann ging alles ganz schnell. Jeremy schlug Lucas so fest mit der Faust ins Gesicht, das der leicht zurück baumelte. Ich schrie auf und sah wie Tanja von weitem her gerannt kam. „Jeremy was soll das?“ Schrie ich ihn an. Der aber schenkte mir keinen einzigen Blick.
„Du kleiner Hundesohn. Wie kannst du ihr so eine scheiße erzählen?“ schrie Jeremy, Lucas an. Der aber nur setzte sein ironisches Lächeln wieder auf. Von einer Sekunde auf der anderen, war Lucas wieder der alte. Er ging einen Schritt auf Jeremy zu und schubste ihn. „Was für ne Scheiße? Du kleiner Feigling, lügst sie an.“ Er schubste ihn noch einmal. Tanja erreichte uns und kam sofort zu mir. Ich nahm ihre Hand.
„Ich würde Sie niemals anlügen.“ Diesmal schubste Jeremy, Lucas.
Der aber nur auflachte. „ Achso, dann stimmt es also nicht, dass Vanessa und Tanja, dazu verdammt sind, Amerikanische Vampire zu werden?“ Tanja und ich sahen uns fragend an. Jeremy packte Lucas an der Kehle und sah ihn hasserfüllt in die Augen.
„Ich warne dich, Lucas. Noch ein Wort und ich bring dich um.“
Lucas schlug Jeremys Hand weg. „Hört auf damit.“ Schrie ich die beiden erneut an. Jeremy schaute mich für eine Sekunde an und dann wieder zu Lucas. „ So wie ich anscheinend, deine Ashley umgebracht haben soll? Du weißt ganz genau, dass ich noch nie so billig getötet habe.“
„Bei dir wundert mich gar nichts mehr, Lucas. Steve hat gesagt, dass du es warst. Und er würde mich nicht anlügen.“ Lucas fing wieder an zu lachen. „Sei dir mal da nicht so sicher, Freundchen.“
„AAAAUFHÖÖÖÖREEEEEEEN, HERRGOTT!“. Ich machte einen Sprung als ich Tanja neben mir brüllen hörte. So hatte ich sie noch nie schreien hören. Ich griff mir ans Herz. Anscheinend zeigten Tanjas schreie, mehr Wirkung als meine, denn die beiden drehten sich zu uns.
„UUh, was für ein Organ. Du wärst eine gute Chefin unter den Vampiren.“ Meinte Lucas an Tanja gewandt. „Maul halten“. Sagte nur Tanja. Lucas wurde sofort still. „Ihr hört jetzt auf euch wie zwei Gorillas zu hauen und erzählt uns jetzt sofort was damit gemeint war, Vanessa und ich wären verdammt.“ Ich wünschte mir, ich könnte genauso gut durch greifen wie Tanja. „Das geht nicht.“ Meinte Jeremy. Na, toll. Jetzt fängt er also schon wieder damit an. Langsam frage ich mich, ob nicht doch er der böse von den beiden war. „Geht nicht, gibt’s nicht. Ich will Antworten. Und zwar sofort.“ Tanja griff knall hart durch.
Lucas übernahm das Wort. „ Ich würde nicht so mit einem Vampir reden, kleine“ Meinte er leicht gereizt.
„Denkst du, ich fühle mich jetzt eingeschüchtert, weil ein Mann mit zwei längeren Zähnen vor mir steht?“
Ich musste mir, so wenig es auch zu der Situation passte, ein lachen verkneifen. Lucas wurde aber langsam sauer. „ Reg mich jetzt besser nicht auf, Mädchen.“
Ich zog Tanja leicht am Jackenärmel. Auf einer Auseinandersetzung zwischen den beiden hatte ich jetzt keine Lust. Da reicht es schon das Jeremy und Lucas sich prügelten. Ich sah Jeremy an und sprach mit fester Stimme.
„Ist da was dran, was Lucas sagt?“
Jeremy schaute von mir, zum Boden, danach zu Lucas und schließlich wieder zu mir. Seine Kiefer spannten sich alle zwei Sekunden an.
Er war wohl voller Adrenalin.
„Ja. Ist es.“ Gab er schließlich zu. Fassungslos sah ich ihn an.
„Wie bitte? Und das hältst du nicht für wichtig, uns zu erzählen?“ ich schrie schon fast. Ich war so enttäuscht von ihm.
„Vanessa, bitte. Ich konnte es noch nicht erzählen.“ Heftig schüttelte ich den Kopf und sah zu Lucas. Der aber, sah mich herabwertend an.
„Find ich wirklich nicht nett von dir, Liebste. Mich zu verarschen. Mein Ego hat nun einen leichten Knicks.“ Ich sah ihn genauso herablassend an. Oder versuchte es so gut wie möglich. „Tu doch nicht so. Mit deiner arroganten Art. Pfff, grad eben warst du doch auch nicht so.“
Er lachte mich ironisch an. Jeremy aber übernahm das Wort. „Ich hatte dir doch gesagt, dass er versteht wie er Frauen rumbekommt.“
Ich konnte es aber wirklich nicht glauben, dass es eine Masche war. Dafür kam es zu echt rüber. Lucas schien wirklich verletzt darüber zu sein, dass ich ihn hintergangen habe. „Über solche Sachen können wir uns später streiten. Ich will jetzt wissen was los ist.“ Mischte sich Tanja ein. Sie schäumte vor Wut. Jeremy wollte gerade anfangen zu reden, aber Lucas schnitt ihm das Wort. „ Lass mich lieber, van Blazen. Du erzählst eh wieder nur Müll. Ihr beide.“ Er zeigte zuerst auf Tanja und dann auf mich. „ Ihr seit dazu verdammt, so zu werden wie wir es sind. Nur ihr werdet nicht die gleichen Vampire, wie wir. Ich glaube du, Anja.“
Er zeigte auf Tanja.
„Tanja.“ Sprach sie dazwischen. Lucas huschte ein grinsen über die Lippen.
„Tut mir Leid. Ich hab es nicht so mit Namen. Du Tanja, hast meine Geschichte über die Rassen von Vampiren, wohl mitbekommen, also muss ich das wohl nicht mehr erklären. Ihr werdet also Amerikanische Vampire.“ Er zog angewidert die Nase hoch. „Eine Schande wirklich. Aber ich würde natürlich die Regeln für dich Brechen, Liebste.“ Er sah wieder mich an. „Und dich beißen, damit du eine von uns wirst.“ Jeremy zog scharf die Luft ein. „Einen Dreck wirst du tun.“ Sagte Jeremy wütend. Lucas zuckte nur mit den Schultern. „Hindere mich daran.“ Sagte Lucas spöttisch.
„Warum sind wir beide dazu verdammt?“ fragte Tanja. Diesmal war es Jeremy der sprach.
„ Den oberen Vampiren ist es sehr wichtig, dass ihre Rasse nicht ausrottet. Zuerst suchen sie Leute aus deren Stammbaum aus und wenn das nicht reicht, dann unschuldige Bürger. Tanja ist eine davon. Aber du Vanessa…“, Jeremy sah mich eindringlich an. „…du gehörst zu dem Stammbaum, eines mächtigen Vampirs.“
Fassungslos starrte ich die beiden an. „Was meinst du damit?“
Jeremy kam ein Schritt auf mich zu. „ Wo sind deine Eltern, Vanessa?“
Ich verstand gar nichts mehr. Was hatte diese Geschichte mit meinen Eltern zu tun?
„ Meine Mutter ist gestorben. Und mein Vater ist nach Dominiks Geburt abgehauen. Aber was haben die beiden damit zu tun?“
Er kam noch ein Schritt näher, so, dass wir nur noch ein paar Zentimeter von einander entfernt waren. „ Hast du noch Kontakt zu ihm, oder weißt du wo er ist?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich weiß nicht wo er ist und Kontakt haben wir auch nicht mehr. Aber sag mir jetzt endlich was du weißt, verdammt.“ Ich sprach nicht gern über meine Eltern. Immer wenn jemand anfing, über die beiden zu sprechen, rissen die alten Wunden wieder auf. „ Dein Vater, oh man. Dein Vater ist ein Vampir, Vanessa. Dein Opa, also sein Vater, gehört zu den oberen Vampiren und er machte seinen Sohn ebenfalls zu einen. Nun wollen sie bei dir weiter machen. Und ich weiß nicht wann, aber ich schätze es dauert nicht mehr lange.“
Es lief mir eiskalt den Rücken runter. Mein Vater sollte ein Vampir sein? Das könnte unmöglich wahr sein. Er hätte nicht zugelassen, dass meine Mutter stirbt. Oder doch?
„ Das wird ja immer besser. Scheiße, verdammt. Warum hast du das nicht gleich gesagt? Ich glaube langsam, dass alles, was du mir erzählt hast, nicht mal ein drittel der wahren Geschichte ist.“ brüllte ich ihn an.
Jeremys Gesicht wurde traurig. „ Es tut mir leid.“ Flüsterte er mir zu.
Doch für eine Entschuldigung war es zu spät. Wie konnte sich mein Leben innerhalb von drei Tagen, so dramatisch Verändern? Doch dann fiel mir plötzlich etwas ein. „Was ist mit Dominik? Soll er auch einer von euch werden?“ Mit allem könnte ich Leben, aber nicht mit das. Ich musste Dominik beschützen. Das war ich ihm, nach dem Tod unserer Mutter, schuldig. Jeremy senkte den Kopf. „Über ihn weiß ich noch nichts. Aber es könnte sehr wahrscheinlich sein. In zwei, drei Jahren vielleicht.“
Tanja schnaubte neben mir wütend die Luft aus. „ Ich glaube das alles nicht.“ Sprach sie. „ Warum bin ich erwählt? Einfach so aus guter Laune? Das ist doch alles Vogelkacke.“ Tanja und ich ein Vampir? Und dann noch einer, den solche Vampire, wie es Jeremy ist, hassen?
Lucas lachte spöttisch. „ Also jetzt bin ich aber enttäuscht, Wanda.“
„TANJA“ schrieen wir beide im Chor. Lucas machte eine wegwerfende Bewegung. „ Ist ja schon gut. Also, sonst bist du doch auch so schlau. Dann überleg doch mal gut, warum grade du erwählt bist.“ Er legte den Kopf schief. Ich hatte schon einen leichten Verdacht, warum sie erwählt wurde. „ Weil sie meine beste Freundin ist.“ Es klang eher wie eine Frage als eine Aussage. Lucas jedoch, nickte zustimmend.
„Bingo. Aber keine Angst, Liebling. Bevor diese Ratten dich verwandeln, habe ich es schon getan. DU wirst sicher keiner von denen.“ Er betrachtete mich von oben bis unten, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, dass lass ich sicher nicht zu.“
In meinem Kopf konnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich wollte nur noch weg von den beiden und nichts mehr von diesen Vampirgeschichten hören.
„Wir gehen jetzt besser.“ Sagte ich an Tanja gerichtet.
„Jap, gleiche Meinung. Bevor ich noch ganz austicke.“ Antwortete sie mir.
Jeremy sah Lucas hasserfüllt an. Wie gern würde ich jetzt wissen, was in ihm vor geht, dachte ich mir. Aber ich brauchte Abstand.
Wir wollten gerade los laufen, doch Jeremy legte leicht die Hand um meinem Arm um uns aufzuhalten. Ich versuchte mich zu befreien, doch ich hatte keine Chance. Sauer blickte ich ihn an.
„Was soll das? Lass uns gehen, Jeremy. Ich habe genug von deinen Lügen oder Verheimlichungen.“
Sein Griff wurde leichter, jedoch nicht leicht genug, um mich zu befreien.
„Es tut mir wirklich Leid, Vanessa. Ich habe es wirklich nur Verheimlicht um euch zu Schützen.“
Ich zischte die Luft aus. „Ach, so ist das. Nun, es ist mir aber wirklich egal. Ich muss erst einmal einen klaren Kopf bekommen. Das war einfach zu viel in den letzten Tagen.“ Warum konnte Jeremy nicht nur ein ganz normaler Junge sein. Nur einmal Glück haben, mehr wollte ich doch nicht. Lucas räusperte sich. „ Davon laufen, bringt euch auch nicht weit. Ihr wisst, dass wir recht haben. Und wenn ihr jetzt einen auf beleidigte Leberwurst macht, können wir euch nicht beschützen. Ihr wisst gar nicht wie schnell die oberen Vampire euch Verwandeln können.“
Es wunderte mich, dass Lucas von “Wir“ sprachen. Er bezog Jeremy tatsächlich mit ein. Jeremy entging es nicht und er sah Lucas mit hochgezogenen Augenbrauen an. „ Wir sollen sie beschützen? Hab ich etwas verpasst oder bist du Schizophren?“ Das fragte ich mich allerdings auch. Tanja stöhnte neben mir. Sie wollte so schnell wie möglich weg.
Lucas setzte sein arrogantes Gesicht ab und fing an zu sprechen.
„ Auch wenn wir zwei nicht grad die besten Freunde sind…jedoch können wir die beiden, zu zweit, besser beschützen. Dir liegt doch auch was an Vanessa und du weißt, dass du alleine, gegen die oberen Vampire, keine Chance hast.“ Lucas überraschte mich immer wieder.
Jeremy schüttelte nur den Kopf. „ Vergiss es. Bevor ich mit dir gemeinsame Sache mache, verwandle ich die beiden lieber selbst. Außerdem kommt Steve Morgen.“ Jeremy war wirklich genau so ein Sturkopf, wie ich. Lucas Augen wurden größer. „Umso besser, zu dritt haben wir noch bessere Chancen.“
Ich mischte mich ein. „Lucas, warum willst du das auf einmal?“ fragte ich ihn. Er schenkte mir mal wieder, ein wunderschönes Lächeln. „Na wegen dir, Liebling. Ich kann dich zwar beschützen, aber dich und Anna gleichzeitig, dass wird ein wenig schwer.“
Ich wollte ihn gar nicht mehr verbessern, dass ihr Name Tanja war. Er würde ihn eh wieder vergessen.
„Wie gesagt mein Bruder kommt Morgen.“ Antwortete Jeremy für mich.
Lucas stöhnte genervt. „Van Blazen, überleg doch mal. Früher haben wir es auch immer hin gekriegt. Nicht, dass du jetzt denkst, ich möchte das wieder, aber, dass ihr zwei identisch ausschaut war schon immer Hilfreich. Und wenn dann ich noch mit helfe, ist es noch Hilfreicher. Danach können wir uns auch gerne wieder hassen, aber ich werde auf gar keinen Fall zulassen, dass die beiden diese Art von Vampire werden.“
Jeremy überlegte und sah mich auf eine Weise an, dass ich am liebsten in seine Arme gesprungen wäre.
„Die beiden müssen jetzt nach Hause. Wir reden Morgen weiter. Ob ihr es Morgen immer noch so sieht…“ Er sah Tanja und mich an. „…sehen wir ja dann. Aber ich will, dass du wirklich weißt, dass es mir leid tut, Vanessa.“ Warum müssen seine Augen mich so schwach machen? Ich konnte nicht mal fünf Minuten auf ihn sauer sein.
„ Von mir aus. Aber denk ja nicht, dass du und dein Bruder, mich verarschen könnt. Ich werde auf die beiden aufpassen. Ob es dir passt oder nicht.“ Meinte Lucas trocken. „Ja, ja. Ist ja schon gut. Ich meld mich. Oder so. Sehen wir ja dann.“ Sagte er an Lucas gerichtet, der zustimmend nickte. Er blickte bevor er ging, mich an. „Wir sehen uns, Darling. Träum schön von mir.“ Er zwinkerte mir zu und sah dann zu Tanja. „Und du natürlich auch, Tanja.“
Tanja verschränkte die Arme. „Geht doch.“ Meinte sie nur. Lucas nickte und drehte sich um, um in den Wald zu gehen. Wir blickten ihm hinterher, bis er nicht mehr zu sehen war.

Auf dem Parkplatz umarmten Tanja und ich uns noch und wünschten uns eine gute Nacht. Tanja stieg in ihr Auto und fuhr davon. Ich drehte mich um und sah Jeremy ausdruckslos an. Er hatte sein Motorrad geholt, als ich und Tanja uns verabschiedet hatten. Jeremy lehnte sich leicht an seiner Göttin und ich an meinem Auto. Stumm blickten wir uns an. Wir wussten wohl beide nicht, was wir sagen sollten. Nach ein paar Sekunden der Stille, fing Jeremy an zu sprechen.
„Du hasst mich, was?“ fragte er mich leise. Ich hätte es vielleicht sollen, aber ich konnte es nicht. Nach der ganzen Geschichte, war er trotzdem ein Junge, der mich verrückt machte. Jeremy vernahm mein Schweigen, als ein zustimmen. „ Ich kann´s verstehen.“ Murmelte er leise.
„Nein, nein…ich…ich hasse dich nicht. Im Gegenteil. Ich kann dich gar nicht hassen. Ich kann mich nur nicht in dich hinein versetzen. Warum du mir das nicht gleich erzählt hast.“ Antwortete ich ihm ebenso leise.
„Was hätte ich denn machen sollen? Gleich zu dir kommen und sagen <<Hey ich bin Jeremy, aber nur zur Info ich bin ein Vampir, kenne deinen Vater oder seine Geschichte, dich wollen Amerikanische Vampire verwandeln, mit denen unsere Vampire im Krieg stehen, aber sonst bin ich eigentlich ein netter Typ>>?“
„Ich weiß doch auch nicht.“ Ich blickte auf den Boden, denn wenn ich ihm länger in die Augen geschaut hätte, wäre ich zu ihm hingerannt und hätte ihn umschlungen.
„Vanessa, du musst auch mich verstehen. Weißt du wie schwer es ist, jahrelang rum zulaufen und du musst jedem etwas vorspielen, was du nicht bist? Hätte ich es dir gleich erzählt, dann hättest du mich für geisteskrank erklärt und ich hätte dich niemals kennen gelernt.“
Mir wurde bei den letzten Worten warm ums Herz. Warum musste er auch so unwiderstehlich sein?
„Jeremy ich habe es am ersten Tag schon indirekt erfahren. Und ich habe dich trotzdem geküsst. Lieber denke ich du bist ein Freak, als das ich von dir denke, dass du ein Lügner bist.“
Diesmal schaute Jeremy auf den Boden. Er wusste, dass ich Recht hatte. Ich konnte nicht mehr anders und ging ein Schritt auf ihn zu.
„Lucas hatte Recht.“ Sagte er immer noch auf dem Boden schauend.
„ Ich wollte mich wirklich Rächen. Aber als ich dich zum ersten Mal gesehen hatte, wusste ich, dass ich es nicht könnte. Und ich musste dich trotzdem kennen lernen. Mich vom Gegenteil überzeugen, dass es nach Ashley, keine Frau mehr für mich geben würde. Doch je öfter ich dich beobachtet hatte, desto mehr wollte ich dich.“ Bei seinen letzten Satz blickte er mich an. Mein Magen überraschte mich immer wieder, denn diesmal war das Gefühl so, als würde ein Vulkan darin explodieren. Ich konnte mich nicht mehr zurück halten. Ich ging zu ihm, legte meine Arme um seinen Nacken, zog ihn an mein Gesicht und küsste ihn. Er erwiderte den Kuss voller Verzweiflung und ich merkte, wie ihm ein Stein vom Herzen fiel. Er legte seine Arme um meine Taille und zog mich fest an sich. Als sich unsere Münder entfernten schaute Jeremy mich über glücklich an. „ Danke.“ Flüsterte er mir ins Gesicht.


Ich habe die Nacht kaum ein Auge zubekommen. Meine Gedanken schweiften ununterbrochen um die ganze Sache und ich konnte nicht verstehen, warum gerade Tanja und mir so etwas passieren musste. Es reicht ja nicht, dass wir jemanden kennen lernen und es stellt sich heraus das sie Vampire sind, nein jetzt mussten Tanja und ich auch noch welche werden? Das konnte und wollte ich nicht verstehen. Egal was es kosten würde, ich würde niemals einer von ihnen werden wollen. Als ich auf den Wecker schaute, war es schon kurz nach sechs und ich hätte schon bald aufstehen müssen. Da ich eh nicht schlafen konnte, stand ich schon auf und ging gleich unter die Dusche. Wenigstens konnte ich mich für einen kurzen Augenblick entspannen, doch vergessen konnte ich die ganze Sache trotzdem nicht. Ich stieg aus der Dusche aus als ich fertig war und machte meine tägliche Morgenhygiene. Fertig gewaschen ging ich hoch in mein Zimmer und föhnte mir die Haare. Danach holte ich mir noch Kleidung aus meinen überfüllten Schrank und zog mich an. Schminken wollte ich mich nicht großartig also trug ich nur Mascara auf. Als meine Schulsachen fertig gepackt waren und ich gehbereit war, machte ich mich noch auf den Weg zur Küche um Jenn noch einen schönen Morgen zu wünschen und dann direkt gleich nach draußen zu gehen. Die frische Morgenluft tat mir gut und mein Kopf wurde ein wenig klarer. Ich stieg in mein Auto ein und fuhr dann gleich los.
Auf dem Schulparkplatz angekommen, sah ich schon Tanja in ihrem Auto sitzen und ich parkte mein Ford direkt neben ihrem Fiatschy. Als Tanja mich erblickte, sah ich wie erleichtert sie war und stieg auch gleich aus. Ich holte noch meinen Rucksack vom Rücksitz und stieg dann ebenfalls aus. Ich schloss noch das Auto ab und ging dann zu ihr um sie zu umarmen. Als sie mich ansah hob sie eine Augenbraue. „Wie ich sehe hast du genauso gut geschlafen wie ich.“, meinte sie leicht lachend und als ich sie anschaute, sah man das sie ebenfalls sehr fertig aussah. Ich nickte zustimmend. „Oh ja…ich habe kein Auge zu bekommen. Die ganze Sache macht mich echt fertig.“ Tanja nickte ebenfalls. „Wen sagst du das…das alles ist noch so unwirklich für mich und ich frage mich manchmal echt, ob das nicht alles nur versteckte Kamera ist.“ Ich grinste, denn es ging ihr genauso wie mir. Es standen noch so viele Fragen offen und ich hoffte, dass Jeremy sie uns bald wie möglich erklären würde. „Dennis und die anderen scheinen wohl nicht mehr so gut auf uns zu sprechen zu sein.“, meinte dann Tanja und ich blickte sie verständnislos an. „Was meinst du?“, fragte ich sie dann und als Tanja in eine Richtung blickte, machte ich es ihr gleich. Dennis stand mit Susan und Benny und einem anderen Mädchen was ich noch nie wirklich gesehen hatte weiter drüben am Auto und unterhielten sich. Sie beachteten uns kein bisschen. „Na super..“, meinte ich trocken als ich mich umdrehte und Tanja nickte mir zustimmen zu. Sie zuckte dann die Schultern. „Naja…vielleicht auch gut so. So ziehen wir sie nicht unnötig in die Sache rein und ihnen geschieht auch nichts.“ Da hatte sie recht. So würden keine anderen Vampire auf ihnen aufmerksam werden. Ich hoffte Jeremy würde bald auftauchen, denn ich musste zugeben das ich mir ziemlich unsicher war wenn er nicht da war. Und er hatte uns wirklich noch viel zu erklären denn wir wussten alles nur knapp erzählt und das war nicht sehr hilfreich.
Jeremy tauchte nicht auf als es auch schon klingelte. Unruhig schaute ich mich um und Tanja zog an meinen Ärmel. „Komm schon…er wird schon seine Gründe haben warum er nicht kommt. Aber wir müssen rein…wir haben eh schon unsere Strafarbeit heute zu erledigen…Pausenhof aufräumen.“ Sie verdrehte die Augen und ich nickte schließlich. „Ja..okay.“

Die Stunden gingen einfach nicht vorbei. Mein Blick war nur auf der Uhr geheftet und ich fragte mich die ganze Zeit ob Jeremy wohl schon aufgetaucht war. Tanja malte wie immer Strichmännchen auf ihren Block nur diesmal hatten alle Vampirzähne. Ich musste grinsen und hob eine Augenbraue. „Malst du unsere Zukunft?“, scherzte ich und Tanja schnaubte nur auf. „Keine Ahnung…ich krieg es nicht mehr aus meinem Kopf.“, flüsterte sie dann leise und ich nickte nur. „Geht mir genauso..“, sagte ich ebenso leise und stützte dann meinen Kopf auf meiner Hand ab. Irgendwann wurden wir erlöst und es klingelte zur Pause. Tanja und ich atmeten erleichtert auf und holten dann unsere Arbeitsausrüstung beim Hausmeister ab. „Wie ich mich drauf freue..“, nuschelte ich müde und Tanja gähnte herzhaft neben mir. „Ich glaub ich schlaf bald im stehen ein..“, antwortete Tanja und grinste sie an. Auf dem Pausenhof angekommen, schaute ich mich direkt um. Doch konnte ich Jeremy nirgends sehen. Die anderen Schüler schauten uns lachend zu und Tanja lächelte sie nur gespielt an. „Hmmm, lecker. Ein zerschmolzener Schokoriegel.“, meinte Tanja neben mir und versuchte verzweifelt mit ihrer Zange den Riegel aufzuheben. Irgendwann als sie es dann nach mehreren Anläufen geschafft hatte, musste ich lachen. „Wenn du mit deinen Freunden auch so umgehst werden sie sich sicher freuen..“, meinte ich nur grinsend und hob eine Bananenschale auf. Böse grinsend schaute sie mich an. „Nein so gehe ich nur mit meinen Feinden um.“ Ich musste wieder lachen und atmete dann erleichtert auf als ich Jeremy auf uns zu kommen sah. Tanja stellte sich neben mich und schaute ihn ebenso erwartend an wie ich es tat. Doch irgendwas sah anders aus an ihm. „War er beim Friseur?“, fragte mich Tanja und ich schaute sie mit gerunzelter Stirn an. „Vielleicht hatte er einen Wutausbruch gestern noch und seine Haare mussten drunter leiden.“, scherzte ich und grinste ihn an als er uns gegenüber stand. Doch irgendwas war anders an ihm. „Hey..“, meinte er knapp und Tanja und ich schauten uns kurz an. „Hey..wo warst du heute früh?“, fragte ich ihn und Jeremy hob eine Augenbraue. „Also damit ihrs gleich wisst, ich bin nicht Jeremy…“, er grinste uns an und da sah ich es auch. Sein Lachen war anders. Tanja machte große Augen. „Du bist Steve..“, meinte sie nur und ich konnte schon sehen wie sie im inneren galoppierte. Er nickte. „Jap, das bin ich…Jeremy hatte keine Zeit…er meinte ich soll kommen und euch holen. Ich bin seit ner Stunde erst hier.“ Okay, von der Art wie er sprach war er auch anders. Doch warum Jeremy ihn schickte um uns zu holen, verstand ich nicht. „Warum kann Jeremy nicht?“, fragte ich dann mit gerunzelter Stirn. „Er trifft sich mit Lucas…aber wir haben auch nicht viel Zeit und ihr solltet lieber gleich mit gehen.“ Ich und Tanja wechselten einen Blick. „Aber wir haben Schule.“, entgegnete ich ihm und Tanja nickte nur zustimmend. Entschuldigend schaute er abwechselnd uns an. „Ich weiß, aber ich glaube die Sache, soviel wie Jere mir mitgeteilt hat, wichtiger ist im Moment.“
Wieder schaute ich zu Tanja. „Lass uns gehen.“, meinte sie knapp und ich schaute sie mit großen Augen an. „Ja hallo, er hat recht. Ich glaube mein Leben ist mir wichtiger als Mr. Cock.“ Steve hob eine Augenbraue. „Mr. Cock?“, fragte er grinsend und Tanja nickte grinsend. „Ja unser Lehrer.“ Steve nickte nur. „Verstehe..also?“, fragend schaute er uns an. „Also?“, fragte dann auch Tanja an mich gerichtet. Ich wusste nicht ob es eine gute Idee war, doch hatten wir wirklich nichts zu verlieren. Schließlich nickte ich. „Ja okay…ist gut. Aber wir müssen unsere Sachen noch holen.“, meinte ich dann und Steve nickte. „Gut ich warte auf dem Parkplatz auf euch. Mein Wagen ist groß und schwarz…ihr wird ihn nicht verfehlen denke ich.“, meinte er grinsend und wir beide nickten ihm zu. „Okay dann bi gleich.“, meinte ich noch und dann machten wir uns gleich auf den Weg zum Klassenzimmer. Ich hoffte nur das uns kein Lehrer sehen würde. Gott, Jenn wird mich umbringen wenn sie das erfährt, dachte ich mir auf dem Weg zum Klassenzimmer. „Woher wusste Steve gleich wer wir sind?“, fragte mich Tanja als wir im Gang ankamen der zu unseren Zimmer führte. Ich zuckte die Schultern. „Jeremy hat ihn sicher unsere Bilder gezeigt….von Facebook.“ Tanja stöhnte auf. „Oh gott…unser peinliches Schnappschussfoto…toller erster Eindruck.“, meinte sie grinsend.

Wir wurden zum Glück von keinen der Lehrer erwischt und kamen dann am Parkplatz an. Steve hatte recht. Man konnte sein Auto wirklich nicht verfehlen. Ein fetter schwarzer Dodge Nitro stand dort und Steve stand davor. Er grinste uns entgegen und man hätte wirklich meinen können, dass es Jeremy wäre. „Gott er ist so scharf…“, meinte Tanja nur leise grinsend und ich schüttelte nur grinsend den Kopf. „Dieses Auto und dieser Mann davor…da kann das Motorrad von deinem Schatz nicht mithalten.“ Ich boxte ihr leicht in die Schulter. „Er ist nicht mein Schatz..“, meinte ich grinsend und Tanja verdrehte nur die Augen. „Achja stimmt…ihr könnt euch ja nicht leiden..gut dann nehme ich beide.“ Ich sagte dazu nichts mehr denn sonst hätte es Steve gehört denn wir waren schon zu nah bei ihm dran. Er parkte direkt bei unseren Autos und ich wusste nicht, wie er sie finden konnte denn in Facebook waren keine Bilder von unseren Autos dort. Steve nickte uns zu als wir endlich bei ihm ankamen. „Und wurdet ihr erwischt?“, fragte er uns und Tanja schüttelte den Kopf. „Nein zum Glück nicht..“, antwortete sie zuckersüß und ich wusste das sie nun ihren Traumemmett gefunden hatte. Ich ging dann zu meinen Auto und wollte gerade mein Rucksack verstauen als Steve schnell etwas rief. „Ihr fährt bei mir mit. Anordnung von Jere.“ Ich drehte mich zu ihm und schaute ihn fragend an. „Warum denn das?“, fragte ich ihn dann und schaute zu Tanja die aber gar nicht abgeneigt aussah. Ich konnte schon riechen wie sie sich vorstellte neben ihn vorne zu sitzen. Steve zuckte die Schultern. „Ist nur eine reine Sicherheitsmaßnahme.“ Er grinste uns an und machte dann die Beifahrer- und die Hintertür auf. Mit seinen Arm deutete er uns einzusteigen. Ohne zu fragen hopste Tanja vorne ein und verdrehte nur grinsend die Augen. Ich machte meine Autotür wieder zu und nickte dann schließlich. „Na gut..“, meinte ich und ging dann an ihm vorbei. Kurz musste ich trotzdem zu ihm schauen. Auch wenn seine Haare kürzer waren, doch man könnte wirklich meinen es wäre Jeremy. Okay, sie sind Zwillinge, aber bei den meisten kann man sie trotzdem noch irgendwie auseinanderhalten. Steve schaute mich fragend an. „Ist was?“, fragte er mich und schaute ihn schnell entschuldigend an. Schnell schüttelte ich den Kopf. „Nein…nein tut mir leid. Du bist nur…ihr schaut euch so ähnlich.“ Steve grinste mich an. „Du bist dann denke ich Vanessa…ich wusste wie ihr ausschaut aber nicht wer wer ist…mein Bruder scheint dich sehr zu mögen.“ Ich lächelte ihn verlegen an und er nickte nur grinsend und schloss dann auch meine Tür. Er stieg dann vorne ein und startete den Motor. Gott, mussten die Beiden viel Geld haben bei den ganzen teuren Autos und Motorrädern. Mit schlechtem Gewissen fuhren wir dann los.

Impressum

Texte: Copyright by Sina1988
Tag der Veröffentlichung: 01.02.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch meiner besten Freundin, die mir sehr viel Inspiration für diese Geschichte gegeben hat :)

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