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apitel 6

Damian konnte sein Glück kaum fassen. Er saß gerade in einem Menschenclub, wohlgemerkt der erste auf seiner Liste, und beobachtete einen Vampir – vermutlich seine Zielperson – der versuchte, eine menschliche Frau gegen ihren Willen in seinen Bann zu ziehen.
Er hatte beobachten können, dass sie gerade im Begriff gewesen war sich umzudrehen und weg zu gehen, als der Vampir sie plötzlich am Handgelenk gepackt und gezwungen hatte, ihm in die Augen zu sehen.
Seine Uhr zeigte kurz nach 23Uhr, es war also gerade mal etwas über 4 Stunden her, dass er diesen Job angenommen hatte.
Er war erst vor wenigen Minuten hier angekommen, da er gezwungenermaßen einen kurzen Zwischenstopp im `Fusion Blood´ hatte einlegen müssen um zu trinken, und war eine Runde durch diesen ziemlich unübersichtlichen – weil durch unzählige Raumteiler und billige Plastikpflanzen abgeteilten – und miefigen Club gewandert, um sich einen Überblick zu verschaffen. Und hier tanzte ihm nun ganz offensichtlich der Typ vor der Nase rum, der in mindestens 26 Fällen Menschen ohne Einverständnis gewandelt hatte. Super. Er würde seinen Auftrag noch heute Nacht erledigen, und Morgen in 1,5 Millionen US Dollar schwimmen.
Was würde er mit so viel Geld nur anfangen? Vermutlich als erstes eine neue Wohnung nehmen. Auf jeden Fall. Und neue Möbel kaufen. Vielleicht würde er sogar Nathan ein bisschen was abgeben ...
Doch zuerst musste er den Typen erledigen. Und, was noch viel wichtiger war, er musste erst mal absolut sicher sein, dass dieser Vampir seine Zielperson war, und nicht nur irgend ein kranker Typ, der es mochte, wenn seine Nahrung sich ihm nicht freiwillig anbot.
Manche waren da total scharf drauf, und behaupteten, das Blut hätte ein viel besseres Aroma, wenn man die Angst darin schmecken würde. Damian fand das nicht.
Aber es konnten ja schließlich nicht alle so zivilisiert sein, und ausschließlich in Etablissements wie dem `Fusion Blood´ speisen, in dem sich ausgewählte Menschen nur zu einem Zweck versammelten – nämlich um freiwilliges Futter für Vampire zu sein.
Ihm war es ein Rätsel, warum sich diese Menschen freiwillig beißen ließen. Er verstand nicht, was die Leute daran faszinierte, einem Monster ausgeliefert zu sein, und darauf zu hoffen, dass sie die Begegnung überleben würden. Vielleicht gab es ihnen eine Art Kick, einen Adrenalinschub aller erster Sahne, ähnlich wie beim Bunjee-Jumping. Oder sie legten es sogar darauf an, ausgesaugt zu werden, weil sie hofften, dass ihnen auf diese Weise ein unsterbliches Leben geschenkt würde. Er wusste es nicht.
Dennoch war er froh darüber, dass es solche Läden gab. Nicht auszudenken, wie viel Zeit es ihn sonst kosten würde, sich jedes mal, wenn er trinken musste, einen neuen Freiwilligen zu suchen.
Damian beobachtete gerade, wie die Frau mehr oder weniger schlaff in den Armen des Vampirs hing. Er hatte sie also erfolgreich in seinen Bann gezogen. Nun legte er sich einen ihrer Arme um seine Schultern und umfasste mit der anderen Hand ihre Taille. Super. Er hatte sie in eine Art Schlaf versetzt. Für die Menschen würde es so aussehen, als brächte der Mann seine allzu betrunkene Freundin nach Hause. Niemand würde Verdacht schöpfen.
Der Vampir schob sich zwischen den tanzenden Menschen hindurch, und bewegte sich zielstrebig auf einen Hinterausgang zu. Damian beschloss, ihm zu folgen, und zu beobachten, was draußen passieren würde.
An der Tür angekommen, spähte er vorsichtig durch einen schmalen Spalt nach draußen. Er sah, dass der Vampir und sein Opfer gerade um die nächste Hausecke verschwanden, darum schlüpfte er schnell durch die Tür hinaus in die Nacht.
Draußen atmete er erst einmal tief durch. Sein sensibler Geruchssinn nahm die Mischung von menschlichem Schweiß, abgestandenem Zigarettenrauch und Alkohol, der in diesen überfüllten Läden herrschte, jedes mal viel zu intensiv wahr.
Geschmeidig und leise, wie es seine Art war, schlich er dann um die Hausecke, hinter der der Vampir gerade verschwunden war, und nahm die Verfolgung auf.

Alec war ziemlich zufrieden mit seinem Fang Heute Abend. Als er die Straße hinunter ging, musterte er die kleine Menschenfrau, die er im Arm hatte, ausgiebig. Sie war sehr hübsch. Zierlich, mit langen braunen Haaren, wunderbaren braunen Augen, und Kurven an den richtigen Stellen. Und ihr Duft war betörend. Er war froh, dass er erst Gestern seinen Durst ausreichend gestillt hatte, sonst währe er womöglich der Versuchung erlegen, und hätte sie auf offener Straße angefallen. Aber der wichtigste Grund, warum er ausgerechnet sie gewählt hatte, und keine andere, war, dass sie einen unbeugsamen, starken Willen besaß. Genau das, was sein Meister wollte. Er war sich sicher, dass der mit seiner Wahl äußerst zufrieden sein würde.
Er lächelte, während er darüber nachdachte, wie Widerborstig sie gewesen war, als sie seine Einladung auf einen Drink ausgeschlagen hatte. Sie hatte sich seinem Bannblick lange widersetzt, und es hatte ihn einige Anstrengung gekostet, ihren Willen zu brechen. Aber letztenendes hatte er sie doch bekommen, so wie all die anderen auch. Schließlich war er ein alter, starker Vampir. Schade nur, dass sie diesen herrlichen Duft verlieren würde, währe sie erst einmal gewandelt. Er konnte sich vorstellen, wie berauschend erst der Genuss ihres Blutes sein musste, und beneidete seinen Meister dafür, dass ihm das alleinige Recht zustand, es zu kosten.
Die Frau hing schlaff in seiner Umarmung, und bekam von ihrer Umgebung nichts mit. Er hatte sie sicherheitshalber in eine tiefe Trance versetzt, da er nicht wusste, wie stark ihr Wille wirklich war. Er wollte ja nicht, dass sie mitten in der Stadt plötzlich aufwachte, und mit ihrem Geschrei die anderen Passanten auf sich aufmerksam machen würde.
Er setzte seinen Weg unbeirrt fort, als er plötzlich die Anwesenheit eines anderen Vampirs zu spüren glaubte. Abrupt blieb er stehen und schaute sich um. Sein Blick sondierte die gesamte Umgebung, nahm jede noch so kleine Bewegung um sich herum wahr. Doch er konnte nichts entdecken. Schließlich nahm er seinen Weg wieder auf, und lief – etwas schneller als vorher – in Richtung Osten davon.




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apitel 7

Damian wurde langsam ungeduldig. Er verfolgte diesen Typen jetzt schon eine ganze Weile. Mittlerweile hatten sie das Gebiet, welches sein Auftraggeber als sein Territorium beanspruchte, längst verlassen. Die Gebäude um ihn herum veränderten sich allmählich, wurden niedriger, kleiner, und sauberer. Offenbar verkehrte seine Zielperson in den besseren Kreisen.
Damian war sich mittlerweile absolut sicher, dass dieser Typ der von ihm Gesuchte war. Hätte er sich nur nähren wollen, würde er die Frau nicht Kilometerweit durch die Gegend schleifen, immer Gefahr laufend, von irgendjemandem entdeckt zu werden, der ihn auf seine Bewusstlose Begleitung ansprechen könnte.
Außerdem hätte er ihrem wunderbaren Duft – er hatte ihn wahrgenommen, als er vorhin zu nahe an den Vampir heran gekommen war, und dieser ihn fast entdeckt hätte – gar nicht so lange widerstehen können, währe er wirklich durstig gewesen. Selbst in Damians Magen hatte sich Verlangen breit gemacht, als er ihren Geruch erhaschte, und das obwohl er sich vor gerade mal einer starken Stunde genährt hatte.
Endlich schien der Vampir am Ziel zu sein. Er war vor dem Eingang eines unscheinbar wirkenden, dunkelgrau gestrichenen Gebäudes stehen geblieben, und klopfte eine bestimmte Kombination auf die Holztür. Damian prägte sie sich gut ein: zwei kurze Schläge, gefolgt von einer Pause, dann zwei Schläge in größerem Abstand, nochmal Pause, und zuletzt nochmal drei kurze Schläge.
Sofort ging die Tür auf, und Damian, der sich derweil hinter einem geparkten Wagen versteckt hatte, erkannte sofort, dass der, der hinter der Tür stand, ebenfalls ein Vampir war.
Auf seinem Gesicht machte sich eine übles Grinsen breit, als er die Frau im Arm des Vampirs erblickte. Er hörte nur, wie er irgendwas von „Frischfleisch“ faselte, dann ließ er den Mann ein, und sogleich schloss sich die Tür wieder.
Damian überlegte, was er jetzt tun sollte. Er stellte sich die Frage, was in diesem Haus wohl vor sich ging. Von außen sah das dreistöckige Haus völlig unspektakulär aus. Wie ein Bürogebäude. Doch er war sich sicher, dass sich drinnen mindestens 30 – 40 Vampire aufhielten. Die meisten waren noch jung, aber er konnte deutlich spüren, wie die gewaltige Energie der vielen Untoten die Umgebung erfüllte.
Er schlich einmal schnell um das Haus herum und stellte fest, dass es noch über einen – leider verschlossenen – Hintereingang verfügte. Mist. Wie sollte er jetzt da hinein kommen? Wenn er noch weitere kostbare Zeit verlor, würde er nicht sehen, was da drinnen mit der Frau geschah. Er musste unbedingt den Grund dafür finden, warum sich so viele Vampire an diesem Ort aufhielten, und was in diesem Gebäude vor sich ging.
Das Schicksal meinte es Heute gut mit ihm, denn als er gerade erneut eine Runde um das Haus drehte, in der Hoffnung, irgendeinen Zugang zum inneren des Gebäudes zu finden, öffnete sich die Hintertür, und ein junger, männlicher Vampir wurde mehr oder weniger unsanft ins Freie geschoben.
Er schien sich über irgendwas aufzuregen, denn seine Schultern bebten, und sein Atem kam stoßweise. Aus seinem Versteck heraus konnte Damian den Vampir hören, wie er mit dem anderen sprach, der ihn offensichtlich hinaus bugsiert hatte. Er war drinnen, hinter der Tür, stehen geblieben, so dass Damian ihn nicht sehen konnte.
„Ich muss sie haben!“ keuchte er. An seinen unverständlich gezischten Worten konnte Damian erkennen, dass sich seine Fangzähne deutlich ausgefahren hatten.
„Beruhige dich, mann!“ versuchte der unsichtbare, ihn zu beschwichtigen. „Die ist für den Meister, und das weißt du!“
Den Meister? Damian fragte sich erneut, was hinter diesen Wänden wohl vor sich ging.
Von dem sichtlich erregten war ein lautes Knurren zu hören. „Aber sie riecht so gut! Ich kann an nichts anderes denken, als an den Geschmack ihres Blutes!“
Damian war sich sicher, dass sie über die Frau sprachen, die der Vampir mitgebracht hatte. Er hatte ihren starken, wunderbaren Duft ebenfalls nicht vergessen, und allein der Gedanke daran ließ ihm buchstäblich das Wasser im Munde zusammen laufen. Klar, die älteren Vampire konnten sich beherrschen, einen Menschen auch dann nicht einfach anzufallen, wenn er einen besonders intensiven und verlockenden Geruch absonderte, aber er konnte sich gut vorstellen, dass ein junger da leichter aus dem Gleichgewicht kommen konnte. Der Vampir hinter der Tür schien derselben Ansicht zu sein. Er klang leise und bestimmt, als er wieder sprach.
„Ich weiß, sie riecht gut. Aber du bekommst sie nicht, und basta. Du bist noch neu, für dich ist es schwieriger. Aber du musst dich zusammen reißen, sonst ziehst du den Zorn des Meisters auf dich! Möchtest du das?“
Der angesprochene zuckte merklich zusammen. „Nein, mann, das möchte ich nicht.“
Er atmete ein paar mal tief durch, wartete, bis das Zittern langsam verschwand, und wandte sich dann wieder zu dem Vampir um, der nach wie vor im inneren des Hauses stand. Er sprach ruhig, die Worte waren klar verständlich. Seine Fänge hatten sich also wieder zurück gezogen. „Ok, ich glaub, ich schaff das jetzt. Ich geb mir Mühe.“
Damian beobachtete, wie der Vampir durch die Tür ging, und schlich schnell aus seinem Versteck heraus. Er sah, dass sich die beiden einen langen Flur hinunter bewegten. Jetzt oder nie

, dachte er. Kurz bevor die Tür ins Schloss fiel, hielt er sie an, indem er seinen Finger dazwischen steckte. Er wartete noch ein paar Sekunden, um sicher zu sein, dass die beiden auch wirklich weg waren, dann schlüpfte er schnell hindurch, in das innere des Gebäudes. Mit einem sanften klick fiel die Tür hinter Damian zu.

Alec war auf dem Weg nach oben. Der Zwischenfall unten im Foyer hätte böse ausgehen können. Allein währe er gegen diesen dummen Frischling wohl nicht angekommen, der sich wie ein wildes Tier auf seine Frau hatte stürzen wollen. Aber Greg war ihm zu Hilfe geeilt, und hat diesen Idioten weggezogen, bevor er seine Zähne in ihren zarten Hals hatte schlagen können.
Manchmal fragte er sich schon, was sein Meister nur für einen Plan verfolgte, dass er so viele neue Vampire auf einmal brauchte. Es war wirklich unheimlich anstrengend, die ganzen neu gewandelten Vampire unter Kontrolle zu halten, auch wenn diejenigen die sie auswählten, sich schneller in ihrer Welt zurechtfanden. Sein Meister bevorzugte nicht ohne Grund Menschen mit einem besonders starken Willen. Er hatte nämlich herausgefunden, dass dieser den gewandelten sehr zum Vorteil war, wenn es darum ging, seinen Blutdurst möglichst schnell unter Kontrolle zu bringen.
Trotzdem verstand er nicht, warum er sie erst wandelte – und das gleich dutzendweise, so kam es ihm vor – um sie nach einer kurzen Eingewöhnungszeit zurück auf die Straße zu schicken, wo sie dann offensichtlich sich selbst überlassen blieben.
Der Meister hielt sich mit Erklärungen über sein Vorgehen stets zurück. Er erzählte ihnen von einem großen Plan, den er dank ihrer Hilfe verwirklichen würde, von einem neuen Zeitalter, in dem Vampire nicht mehr im Verborgenen existieren müssten. Er wollte sie führen, wenn die Zeit gekommen war, sich aus dem Schatten zu erheben, und der Menschheit endlich ihren wahren Herrscher zu offenbaren.
Alec stand nun vor der Tür, die zu den Privaträumen des Meisters führte. Drinnen war es totenstill. Leise klopfte er an.
Die Tür öffnete sich wie von Geisterhand. Dahinter stand niemand. Für Alec war es immer wieder faszinierend, zu sehen wie sein Meister die Technik der Telekinese anwandte. Dies beherrschten nur die ganz alten, und es bedarf Jahrhunderte langer Übung, es derart perfekt anzuwenden, wie er es tat. Aus dem spärlich beleuchteten Raum, der lediglich von ein paar Kerzen erhellt wurde, drang die Stimme des Meisters. „Alec, tritt ein. Wie ich sehe, hast du mir Heute etwas ganz besonderes mitgebracht!“
„Ja, Meister.“ verkündete Alec stolz. „Etwas besonderes ist sie wirklich.“
Er trat über die Schwelle in das Zimmer, und stand im gemütlichen, wenn auch etwas altmodisch eingerichteten Wohnzimmer des Meisters. Wuchtige Möbel aus rötlichem, dunklen Kirschholz, ein großes, einladendes Sofa mit Karmesinrotem Stoffbezug, und die schweren Brokatvorhänge dominierten den Raum. Der Meister stand im hinteren Teil des Raumes, und hatte sich offenbar gerade von seinem Stuhl erhoben, der vor einem Sekretär stand. Er nickte Alec freundlich zu, und deutete ihm mit einer Handbewegung, ihm mit der Frau in eins der hinteren Zimmer, die vom Hauptraum abgingen, zu folgen.
Alec durchquerte rasch das Wohnzimmer, und trat hinter seinem Meister in den Raum ein. Auch hier gab es kein künstliches Licht. Nur ein paar Kerzen, die in Halterungen an der Wand befestigt waren, flackerten ruhig. Er stellte fest, dass es sich um ein Schlafzimmer handelte, denn an der langen Wand links von ihm befand sich ein riesiges Himmelbett. Es war altmodisch, mit massiven Pfosten aus Holz, und am Kopfende waren aufwendige Schnitzereien eingearbeitet worden. Unzählige Kissen waren darin aufgestapelt. Sämtliche Kissen- und Deckenbezüge, sowie die Vorhänge und der Himmel des Bettes, waren in Scharlachrot gehalten, und bildeten einen fabelhaften Kontrast zu dem dunklen, fast schwarzen Holz des Bettes und des Kleiderschrankes, der mit seinen gigantischen Ausmaßen die gesamte rechte Wand einnahm. Fenster gab es in diesem Raum keine. Verständlich, wenn der Meister hier am Tage schlief. Alec nahm an, dass sich die Fenster einst hinter dem Schrank befunden hatten, bevor sie durch die überdimensionale Konstruktion verdeckt wurden.
Der Meister war unterdessen zum Bett gegangen. Mit einer einladenden Handbewegung deutete er ihm, näher zu kommen.
„Leg sie bitte hier hin, Alec. Dann möchte ich mir sie einmal näher ansehen.“ sagte er dann, während er die oberste Decke auf die Seite schlug.
Alec tat wie befohlen, und trat dann einen Schritt zurück, damit der Meister sein Geschenk ausgiebig betrachten konnte. Dieser ging näher an die Frau heran, beugte sich halb über sie, und sog gierig ihren Duft ein.
„Ahhh, sie riecht herrlich!“ Er nahm ihren Arm, und fuhr mit der Nase direkt über die zarten Wehnen ihres Handgelenks. „Wirklich, herrlich!“ bestätigte er nochmal.
Alec war sichtlich stolz. „Oh ja, Meister, ihr Duft ist betörend! Doch Ihr solltet auch wissen, dass sie zudem einen extrem starken Willen hat! Sie hat sich mir derart widersetzt, dass ich Mühe hatte, sie in Trance zu versetzen.“
Er trat wieder einen kleinen Schritt auf seinen Meister zu, und verbeugte sich unterwürfig, bevor er fortfuhr: „Sie ist einfach perfekt für eure Zwecke!“
„Ja, das könnte sie sein, Alec.“ stimmte der Meister zu.
„Aber nun möchte ich, dass du mich allein lässt. Geh hinunter und sag den anderen, ich möchte Heute Nacht nicht mehr gestört werden!“
„Natürlich Meister, wie Ihr wünscht!“ Alec verbeugte sich noch einmal tief, und ging dann langsam rückwärts. Er konnte an der gespannten Mine des Meisters erkennen, dass dieser sich nicht mehr lange würde zurückhalten können. Zu verlockend fand auch er ihren Duft.
Als er durch die Tür zurück ins Wohnzimmer trat, bekam er plötzlich ein seltsames Gefühl. Ein ähnliches Gefühl, wie er es vorhin gehabt hatte, als er auf dem Weg hierher einen anderen Vampir zu spüren glaubte.
Gerade als sich in seinem Kopf der Verdacht formte, er könnte verfolgt worden sein, sprang auch schon ein dunkler Schatten auf ihn zu, und bevor er überhaupt realisierte, was geschah, hatte er einen dicken braunen Pflock im Herzen stecken. Sein panischer Blick fiel zuerst auf seine Brust, aus der der Pflock ragte, dann auf die Hand, die ihn hielt, und zuletzt auf das Gesicht, welches zu dem Angreifer gehörte. Zwei smaragdgrüne Augen starrten ihn nur kalt an, und ein fieses Grinsen verzerrte die Züge des ansonsten ebenmäßigen Gesichtes.
„Warum?“ war das letzte Wort, das er hauchte, bevor der Pflock seine Wirkung zeigte, und er tot zusammenbrach.




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apitel 8

Damian ließ den toten Körper des Vampirs langsam zu Boden sinken. Vorsichtig, damit er kein Geräusch verursachte, zog er den Pflock aus dem toten Körper und steckte ihn zurück in seine Tasche. Er hoffte, dass der alte, der nebenan im Schlafzimmer war, ihn nicht gehört hatte.
Bisher war alles glatt verlaufen. Nachdem er ins Haus eingedrungen war, hatte er schnell die intensive Duftspur der Frau aufgeschnappt, und war ihr vorsichtig bis vor die Tür dieses Zimmers gefolgt. Geschickt war er den Vampiren, die sich vereinzelt auf den Fluren des Hauses bewegt hatten, ausgewichen, und war dann vorsichtig durch die Tür geschlüpft. In dem altmodisch eingerichteten, protzigen Wohnzimmer hatte er sich dann versteckt, und dem Gespräch gelauscht, dass der Verfolgte mit dem Alten, den er Meister nannte, geführt hatte.
Damian war sich mittlerweile sicher, dass er hier in eine ganz große Sache gestolpert war, und dass der Vampir den er gerade umgebracht hatte, nur Mittel zum Zweck gewesen war. Ganz offensichtlich betrieb der, den sie Meister nannten, diese Wandlungssache im großen Stil, und verfolgte vermutlich irgendeinen verrückten Plan. Womöglich einen, der ihre ganze Rasse gefährden könnte.
Damian starrte zu der Tür, durch die der andere gekommen war, und überlegte was er nun tun sollte. Ohne zweifel war der Vampir in diesem Zimmer weit über 600 Jahre alt, wenn nicht sogar älter. Seine Energie wabberte durch den Raum wie dichter Nebel. Solch alte Exemplare seiner Art hatten verschiedene Fähigkeiten, mit denen nicht zu spaßen war. Er wollte eigentlich lieber nicht herausfinden, mit welchen dieser Vampir gesegnet war, ohne Verstärkung im Rücken, doch ihm blieb keine andere Wahl. Schließlich würde er satte 1,5 Millionen Dollar kassieren, wenn er ihn tötete, und dank des Überraschungseffektes standen die Chancen für ihn gar nicht so schlecht, dass er es schaffte. Außerdem war da noch diese unschuldige, und zudem äußerst verlockend duftende Frau, die er unbedingt retten wollte. Damian würde nicht kneifen.
Leise bewegte er sich auf die Tür zu. Sie war halb geöffnet, und als er näher kam, konnte Damian erkennen, dass es sich bei dem Zimmer um ein Schlafzimmer handelte.
Er konnte sich denken, was der Vampir darin mit der Frau vor hatte.
Vorsichtig spähte er durch die Tür, den Pflock erneut gezogen und vor sich haltend, damit er ihn bei einem eventuellen Angriff gleich einsetzen könnte. Auf einem Bett, das ebenso protzig und deplatziert in dieser Zeit wirkte, wie die Einrichtung im Wohnzimmer, lag die Bewusstlose Frau. Ihr Duft drang bis zu ihm herüber. Kaum vorstellbar, aber aus der Nähe war ihr Geruch sogar noch besser als im Hausflur, fast überwältigend. Sein Magen schlug Purzelbäume, doch er ignorierte es eisern. Er musste sich konzentrieren. Von dem Alten war nichts zu sehen.
Damian hatte ein ungutes Gefühl, als er nun über die Schwelle trat, und sich in geduckter Haltung dem Bett näherte. Kurz bevor er das Bett erreichte, packte ihn plötzlich etwas am Kragen, schleuderte ihn durch die Luft und gegen die Wand neben der Tür. Er schlug hart mit dem Kopf auf, doch als er sich aufrappeln wollte, merkte er dass er sich nicht bewegen konnte. Eine unsichtbare Macht hielt ihn fest, zog ihn an der glatten Wand hoch, in eine Aufrechte Position.
„Dachtest du, du könntest mich überraschen?“ die Stimme kam aus der hinteren, dunklen Ecke des Raumes.
Verdammt. Ja, das hatte er sich erhofft. Aber er hatte den Alten offensichtlich unterschätzt. Und als ihm nun klar wurde, dass er mithilfe von Telekinese an der Wand festgenagelt war, fragte er sich einen Moment, ob er dieses Haus jemals wieder lebendig – pardon, untot - verlassen würde.
Er unternahm einen hilflosen Versuch, sich gegen die Mentale Fesselung zu wehren, doch aus der Dunkelheit konnte er die stechenden Blicke seines Feindes auf sich spüren, die seinen Muskeln keinen Millimeter Spielraum ließen. Er spürte, wie sich gegen seinen Willen die Hand öffnete, die den Pflock hielt, und hörte wie dieser zu Boden fiel.
„Gib es auf!“ forderte die Stimme barsch. „Du hast keine Chance! Sag mir lieber, wer du bist, und wer dich geschickt hat!“
Damian würde einen Teufel tun, und diesem Bastard irgend etwas sagen.
„Fick dich!“ knurrte er stattdessen. Wieder versuchte er, sich zu bewegen.
Plötzlich wurde er wieder durch die Luft geschleudert, und krachte mit einem dumpfen Knall, der ihm den Atem raubte, an die gegenüberliegende Wand. Als er keuchend versuchte Luft zu holen, sprach der Alte wieder. Seine Stimme war nun ganz nah.
„Was glaubst du, wer du bist?“ donnerte er, sichtlich aufgebracht. „Ich lebe bereits seit 843 Jahren auf dieser Welt. Meinst du, du könntest mir entkommen?“ dann trat er aus seinem Versteck heraus auf Damian zu, den Blick starr auf ihn gerichtet. Im schwachen Licht der Kerzen konnte er den Vampir jetzt erkennen. Trotz seines beachtlichen Alters sah er nicht älter aus als 30, und er war mehr als einen Kopf kleiner als er. Sein langes, hellbraunes Haar hatte er hinter dem Kopf zusammengebunden, und der stoppelige Dreitagebart wirkte in dem feinen Gesicht irgendwie fehl am Platz. Die Augen, mit denen er ihn ununterbrochen anstarrte, um die Wirkung der Telekinese aufrecht zu erhalten, zeigten dieselbe schwarze Färbung, wie alle Vampire sie hatten, wenn sie versuchten, eine ihrer mentalen Fähigkeiten anzuwenden.
Der Vampir war nun so nah gekommen, dass nur noch eine Handbreit Platz zwischen den beiden Körpern war. Sein Blick bohrte sich unerbittlich in Damians Augen, und seine Stimme hallte in seinem Kopf, als er wieder sprach.
„Glaubst du, du könntest dich mir widersetzen?“
Damian versuchte krampfhaft, seinem Blick auszuweichen, den Kopf zu drehen und wegzusehen. Doch die Macht des Vampirs war unfassbar stark, und je länger er ihn mit seinem Blick fesselte, desto schwächer wurde Damians Wille, sich überhaupt dagegen zu wehren. In seinem Kopf dröhnte es, und in ihm formte sich der Gedanke, dass er diesem Vampir vor ihm unbedingt erzählen MUSSTE, wer er war und warum er geschickt wurde.
Damian wollte gerade den Mund öffnen, um ihm alles zu erzählen was er wusste, als eine Bewegung auf dem Bett die Aufmerksamkeit des Vampirs kurz von Damian weg lenkte. Anscheinend war die Frau kurz davor, aus ihrer Trance aufzuwachen, und wälzte sich geräuschvoll über die Matratze. Eine Sekunde schaute der Alte hinüber zu ihr, und dieser kurze Augenblick genügte Damian, um seine Gedanken zu ordnen, und sich schnell von der mentalen Fessel zu befreien.
Er rammte dem Alten seine Fäuste in die Eingeweide, so dass dieser ächzend zu Boden ging, und hastete schnell zum Bett. Er zerrte die Frau, die immer noch darum kämpfte, endlich an die Oberfläche ihres Bewusstseins zu gelangen, es aber nicht so recht schaffte, aus den Kissen, und wollte gerade durch die Schlafzimmertür nach draußen fliehen, als diese ihm mit einem lauten Knall genau vor der Nase zu fiel.
Verdammt! Der Alte hatte sich aufgerappelt, und dachte offensichtlich nicht im Traum daran, seine Opfer einfach gehen zu lassen.
Eine ungeheure Macht riss Damian die Frau aus den Händen, und verpasste ihm dabei einen Schlag in die Rippen, der sich gewaschen hatte. Erneut rang er keuchend nach Luft, als er auf die Knie fiel.
„Die Frau gehört mir!“ hörte er den Alten sagen.
Damian sah, dass der Vampir gerade dabei war, die Frau zurück aufs Bett schweben zu lassen. Er kroch von der Tür weg, entschlossen, nicht ohne die Frau zu gehen, als seine Hand plötzlich auf etwas hartes stieß, das vor ihm auf dem Boden lag. Schnell griff er danach. Er konnte sein Glück kaum fassen, als er feststellte dass es sein Pflock war, den er vorhin hatte fallen lassen.
Schnell richtete er sich auf, und sah, dass die Frau bereits über der Matratze schwebte. Gleich würde der Alte sie abgelegt haben, und seine Aufmerksamkeit wieder ihm zuwenden. Darauf würde er nicht warten.
Zielsicher warf er den Pflock auf den Vampir. Doch dieser bemerkte die Gefahr in letzter Sekunde, und versuchte auszuweichen. Der Pflock traf ihn, verfehlte jedoch sein Ziel – das Herz – um einige Zentimeter.
Der Vampir kippte zur Seite, röchelte, und versuchte den Pflock aus seiner Brust zu ziehen. Damian hatte ihm offensichtlich einen Lungenflügel durchbohrt. Nun musste er schleunigst hier raus, bevor der Alte wieder zu Kräften kommen konnte. Er rannte zum Bett, und nahm die Frau wieder auf die Arme. Auf dem Weg nach draußen hörte er den Alten, wie er ihm gurgelnd eine Drohung nachrief:
„Das wirst du bereuen, hörst du? Bitter bereuen … Du kannst dich nicht verstecken … Ich werde dich finden … dich ... und sie auch! … Sie gehört mir! … Hörst du? … Sie gehört MIR ...“ dann hörte Damian nichts mehr, denn er hatte bereits das Wohnzimmer durchquert, war auf den Flur getreten, und hatte die Tür hinter sich geschlossen.
Erleichtert atmete er auf. Jetzt musste er nur noch unbemerkt aus diesem Gebäude verschwinden, zusammen mit einer Frau, deren Geruch die Vampire anzog wie ein Magnet. Aber er war sich sicher, dass er dieses Problem irgendwie meistern würde, nach dem was er gerade dort drinnen mitgemacht hatte.
In seinen Armen regte sich jetzt etwas. Vielleicht aber auch nicht

, dachte er, als sie plötzlich die Augen aufschlug.
Na toll, warum musste sie auch unbedingt jetzt aus der Trance erwachen? Hätte sie nicht warten können, bis er sie hier raus gebracht hatte?
Verdutzt sah sie sich um, und als ihr klar wurde, dass sie sich im Arm eines ihr unbekannten Mannes, in einer ihr unbekannten Umgebung befand, wollte sie schreien.
Damian legte ihr schnell eine Hand auf den Mund, und sah ihr tief in die Augen. Sie hatte wundervolle, braune Augen, mit einem Stich ins Oliv. Die Panik darin zu sehen, als sie erkannte was er vorhatte, brach ihm fast das Herz, aber er hatte keine andere Wahl. Er musste sie erneut in die Bewusstlosigkeit zwingen, oder sie würde sie beide verraten. Er wollte es schnell hinter sich bringen, also konzentrierte er sich, und hoffte dass die Mauer in ihrem Kopf kein Problem für ihn darstellen würde. Schließlich hatte er den getöteten Alec darüber reden hören, wie sehr sie sich der Bannung widersetzt hatte.
Aber glücklicherweise ging es leicht. Schnell flatterten ihre Augenlider, und sie sank zurück in ihre Traumwelt. Vermutlich war sie von der vorangegangenen Bewusstlosigkeit noch so geschwächt gewesen, dass sie keinen Widerstand hatte leisten können.
Damian hielt sie vorsichtig in seinen Armen, als er nun den Flur entlang lief, und die Stufen hinunter trabte, die ihn ins Erdgeschoss führten. Alles war ruhig, es gab keine Geräusche auf den Fluren. Schnell hatte er den Weg zurück bis zu Hintertür geschafft, und drückte sie auf. Er warf einen letzten Blick in das innere des Hauses, und schwor sich, bald zurück zu kommen, um seinen Job zu Ende zu bringen.
Aber zuerst musste er sich um die Frau kümmern. Sie war zwar nicht verletzt – zumindest äußerlich nicht – aber sie schwebte in großer Gefahr. Sobald sich der Alte wieder erholt hätte, würde er nach ihr suchen. Er musste sie also irgendwo verstecken, zumindest so lange, bis er ihn erledigt hätte.
Und er wusste auch schon, wo er sie hinbringen würde.




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apitel 9

Kaum hatte sie ihre Augen aufgeschlagen, fürchtete sich Ashley auch schon wieder. Sie war gerade aus einem seltsamen Albtraum aufgeschreckt, und zitterte unkontrolliert am ganzen Körper. Schweiß rann ihr den Rücken hinunter. Sie erinnerte sich verschwommen daran, dass sie von Augen geträumt hatte, die sie anstarrten, und deren schwarze Färbung ihr Angst gemacht hatten. Ihr war es so vorgekommen, als würde sie von diesen Augen, die aussahen wie schwarze Löcher, unaufhaltsam in die Dunkelheit gezogen werden. Sie hatte noch versucht sich zu wehren, aber dann hatte sie den Halt verloren, und war geradewegs in die bodenlose Tiefe dieser Augen gestürzt. Genau in diesem Moment war sie aufgewacht.
Und die Tatsache, dass sie sich hier in absoluter Dunkelheit wiederfand, half ihr auch nicht gerade dabei, die Angst aus ihrem Traum abzuschütteln.
Verdutzt schaute sie sich um, versuchte, irgend etwas zu erkennen. Doch sie sah nur Schwärze um sich herum. Ihr Schädel dröhnte, und ihr müdes Gehirn kam nur langsam auf Touren.
Gott, wie betrunken war sie bloß gewesen? Sie würde definitiv ein ernstes Wörtchen mit Carol reden müssen. Was hatte sie ihr Gestern Abend nur alles eingeflößt? Sie vertrug doch überhaupt keinen Alkohol! Angestrengt versuchte sie, sich an die Geschehnisse des Vorabends zu erinnern. Sie wusste noch, dass sie mit Carols Wahl, den Club betreffend, sehr zufrieden gewesen war. Ihre Freundin hatte ihnen dann irgendwelche Drinks bestellt, die nach einer Zeitschrift benannt worden waren. Schemenhafte Bilder von ihr, wie sie zusammen mit Carol auf der Tanzfläche gestanden hatte, verschwanden dann irgendwie in dichtem Nebel. Sie konnte sich noch nicht mal mehr daran erinnern, wie sie dann in ihr Bett gekommen war. Hatte Carol sie nach Hause gebracht?
Angestrengt versuchte sie, die aufsteigende Panik zu ignorieren, die sie ergriff, weil sich ihre Augen einfach nicht an die Nachtschwarze Umgebung gewöhnen wollten, und sie noch immer absolut nichts erkennen konnte. Irgend etwas stimmte hier nicht, aber sie wusste nicht genau, was. Warum war das hier nur so schrecklich dunkel? Warum brannte ihr Flurlicht nicht? War der Strom ausgefallen? Zumindest die Leuchtzahlen des Digital-Weckers, der auf ihrem Nachttisch stand, müssten doch ein wenig Licht abgeben, der lief ja schließlich mit Batterien! Doch da war nichts. Es gab keinen einzigen Funken Licht in diesem Raum.
Plötzlich schoss ihr wie ein Blitz die Erkenntnis in den Kopf, welche die ganze Zeit in ihrem Unterbewusstsein darauf gelauert hatte, an die Oberfläche zu kommen. Sie war überhaupt nicht bei sich Zuhause!
In Windeseile registrierte ihr Gehirn nun all die Dinge, die nicht zu ihrem eigenen Schlafzimmer passten. Hier gab es zum Beispiel keinen Rollladen, durch dessen oberste Schlitze immer ein wenig Licht fiel, weil er sich nicht vollständig schließen ließ, und die Decke, mit der sie bedeckt war, war viel dünner war als ihre eigene. Unnötig zu erwähnen, dass sie in dem Versteck unter ihrem Kissen – welches sich ebenfalls nicht wie ihr eigenes anfühlte – leider auch keine Waffe fand!
Ashley war jetzt kurz davor, endgültig durchzudrehen. Ihre Phobie machte sie wahnsinnig, und ließ sie keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ihr Herz schlug wie wild gegen ihre Brust, und ihr beschleunigter Atem klang in ihren Ohren schon fast wie das Hecheln eines Hundes.
Außer sich vor Angst tastete sie wild durch die Luft um sich herum, auf der Suche nach einer Wand, einem Lichtschalter, damit sie wenigstens etwas sehen konnte. Licht, sie brauchte Licht, musste unbedingt etwas sehen ...
„Hey, hab keine Angst! Es ist alles gut. Du bist jetzt in Sicherheit!“ eine sanfte, männliche Stimme drang plötzlich an ihr Ohr. Und obwohl sie die genaue Bedeutung der Worte in ihrer Panik nicht verstand, hatten sie doch eine beruhigende Wirkung auf sie. Da sie nun wusste, dass sie nicht allein war, schaffte sie es wenigstens, sich zu artikulieren, ihre Angst in Worte zu fassen.
„Licht! Bitte mach Licht! Ich muss etwas sehen!“ flehte sie keuchend.
Sogleich vernahm sie ein leises klicken, und dann wurde der Raum endlich von einen Feuerzeug erhellt. Spärlich nur, aber es war tausendmal besser als diese absolute Dunkelheit, die sie noch vor wenigen Sekunden fast um den Verstand gebracht hatte.
Erleichtert atmete sie auf. Langsam beruhigte sich ihre Atmung, und auch ihr Herz schien zu einem normalen Rhythmus zurück zu finden.
Um sie herum wurde es nun langsam heller. Sie schaute sich um und stellte erstaunt fest, dass der Mann der zu ihr gesprochen hatte, gerade dabei war, einige Kerzen in altmodischen Wandhalterungen anzuzünden. Hatte er seine letzte Stromrechnung nicht bezahlt? Er drehte ihr den Rücken zu, während er von einer Halterung zur nächsten wanderte und leise mit ihr sprach.
„Es tut mir Leid. Ich wusste nicht, dass du Nachtangst hast. Ich dachte dass du bestimmt besser schläfst, wenn ich die Kerzen lösche.“
Endlich drehte sich der fremde Mann zu ihr herum. Er war groß und schlank, aber nicht schmächtig, und hatte blondes, halblanges Haar. Seinem Aussehen nach zu urteilen schätzte sie, dass er etwa in ihrem Alter war. Er hatte jungenhafte Gesichtszüge, und mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen schaute er sie aus seinen blauen Augen interessiert an.
Ashley brauchte einen kleinen Augenblick, bis sie ihre Gedanken sortiert hatte, dann stellte sie ihm endlich die Frage, die ihr am meisten auf der Zunge brannte:
„Wo bin ich hier?“ sie machte eine raumgreifende Handbewegung, die das ganze Zimmer einschloss, bemerkte nebenbei die ganzen Geräte und Utensilien im Zimmer, die ziemlich medizinisch aussahen, und fügte dann noch hinzu: „Und wie bin ich hierher gekommen?“
Der Mann kam langsam auf sie zu, setzte sich neben sie aufs Bett, und schaute sie mitfühlend an. Dann begann er zu erklären:
„Ein Freund von mir hat dich hergebracht. Er hatte zufällig mitbekommen, wie einer versucht hat dich zu überfallen, und hat dich beschützt. Da du ziemlich betrunken warst, und ihm nicht sagen konntest, wo du wohnst, hat er dich zu mir gebracht. Ich bin für solche Fälle - ...“ er stockte kurz und deutete mit seiner Hand ebenfalls auf die medizinischen Geräte „... - äh, ausgerüstet. Hier konntest du dich erst mal erholen und ausschlafen.“
Er streckte ihr die Hand hin. „Ich bin übrigens Nathan. Aber nenn mich ruhig Nate.“
Ashley ergriff die dargebotene Hand. Sie war weich und warm. „Ashley, oder einfach Ash.“ stellte sie sich ebenfalls vor. Seine Erklärung klang ja ziemlich plausibel, und doch hatte sie irgendwie das Gefühl, dass er ihr nicht die ganze Wahrheit sagte. Sie schaute sich die Einrichtung noch einmal genauer an, und stellte fest, dass es hier wirklich alles gab, was man für die Versorgung von schwer Verletzten Personen brauchte. In der Ecke neben dem Bett stand ein Apparat, von dem sie wusste, dass er zur Überwachung von Puls und Atmung diente, daneben stand ein Gestell, an dem man diverse Infusionsflaschen aufhängen konnte. Auf der anderen Seite standen ein Defibrilator, ein Ultraschallgerät, und noch einige andere Geräte, von denen sie nicht wusste, wozu man sie verwendete. Gegenüber des Bettes, in der Ecke hinter der Tür, stand ein großer Kühlschrank. Ashley fragte sich, was Nathan darin wohl aufbewahrte. Auf der anderen Seite der Tür reihten sich einige Schränke an der Wand auf. Zweifelsohne waren darin sterile Tupfer, Nadeln, Verbandszeug und andere Utensilien verstaut.
Sie blickte wieder zurück zu dem Mann, der neben ihr saß, und sie noch immer freundlich anlächelte.
„Was bedeutet `ausgerüstet´? Sind Sie Arzt? Was für Leute behandeln Sie hier?“ sprudelten die Fragen nun aus Ashley heraus. Mittlerweile hatten sich ihre Ermittler-Instinkte eingeschaltet, und wollten mit sämtlichen verfügbaren Informationen über diesen Mann – Nathan – und diesen Ort gefüttert werden.
Er winkte ab. „Nein, ich bin kein Arzt. Nicht richtig jedenfalls. Aber ich habe einige Erfahrung auf dem Gebiet.“ dann legte er ihr seine Hand auf den Arm, tröstend, und fügte hinzu: „Bitte, ruh dich doch noch ein wenig aus, schlaf ein bisschen. Es ist noch dunkel draußen. Mein Freund, der der dich hergebracht hat, kommt später zurück. Er wird dir alles erzählen was du wissen musst.“
Dann erhob er sich, offensichtlich um aus dem Zimmer zu gehen. Was sollte das denn heißen „was sie wissen musste“? Er sprach in Rätseln. Außerdem fühlte sie sich fit. Sie sah keinen Grund, noch weiter bei diesem fremden Mann, in diesem fremden Bett zu bleiben. Sie wollte nach Hause. Und sie musste Carol anrufen. Was war mit ihr geschehen? Ashley konnte sich nicht vorstellen, dass Carol sie hätte allein nach Hause gehen lassen, so dermaßen betrunken wie sie gewesen sein sollte. Sie machte sich ernsthafte Sorgen um ihre Freundin. Und sie wollte endlich wissen, was in der Nacht geschehen war.
Entschlossen stand sie vom Bett auf, und ging ihm hinterher während sie sprach. „Ich fühle mich gut, Nathan, und ich möchte nicht mehr schlafen! Ich möchte auch nicht auf Ihren Freund warten. Ehrlich, ich bedanke mich für Ihre Hilfe, aber ich möchte jetzt bitte nach Hause gehen. Wenn Sie also so nett währen, mich gehen zu lassen?“
Ashley stand jetzt genau hinter ihm. Er war vor der Tür stehen geblieben, und hatte die Klinke in der Hand. Langsam ließ er sie wieder los, und drehte sich zu ihr herum.
„Ashley, du wirst nicht gehen! Es ist nicht sicher für dich da draußen. Du wirst hier bleiben.“ in seiner Stimme schwang plötzlich ein seltsamer Unterton mit, der ihr eine Gänsehaut verursachte. „Du bist müde, sehr müde! Und du möchtest schlafen!“
Während er sprach, drängten sich Erinnerungsfetzen in ihr Bewusstsein. Der Club. Sie stand auf der Tanzfläche. Ein Mann war da. Ein fremder Mann. Und schwarze Augen. ER hatte schwarze Augen gehabt. Etwas war geschehen, sie wusste nicht mehr was, aber es hatte mit diesen schwarzen Augen zu tun gehabt. Sie war sich ganz sicher.
Als hätte Nathan bemerkt, was sie gerade dachte, griff er nach ihrem Arm, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, weg von den wirren Bildern in ihrem Kopf. Sie blickte in sein Gesicht, in seine Augen. Oh Gott! Waren da nicht gerade schwarze Flecken in seinen blauen Augen gewesen? Ashley war sich nicht sicher. Was war denn hier nur los? Wurde sie langsam verrückt? Sie versuchte sich aus Nathans Griff zu lösen, doch er hielt sie fest. Erneut blickte sie in seine Augen, und da sah sie es wieder. Diesmal war sie sich absolut sicher, schwarze Schatten in seinen Augen gesehen zu haben.
Weitere Bruchstücke ihrer Erinnerung drängten an die Oberfläche. Ihr Traum. Oh Gott! Es war kein Traum gewesen! Der Mann hatte irgend etwas mit ihr gemacht, mit seinen Augen. Er hatte sie beeinflusst, sie irgendwie hypnotisiert. Und dieser Nathan versuchte jetzt gerade, genau dasselbe mit ihr zu tun! Ashley war außer sich vor Angst. Sie starrte in Nathan´s Augen, die jetzt völlig schwarz waren. Noch immer hielt er ihren Arm in seinem stahlhartenen Griff fest umklammert. Er zog sie noch näher zu sich heran, hielt sie mit seinem Blick gefangen.
„Bitte, Nathan! Oh Gott! Bitte, tun Sie mir nichts!“ wimmerte sie leise, den Tränen nahe. Sie wollte nicht sterben.
Nathan schüttelte leicht den Kopf. „Ashley! Beruhige dich! Hörst du? Du musst mir vertrauen! Ich werde dir nichts tun, aber du musst dich jetzt beruhigen! Bitte, vertrau mir!“ seine letzten Worte waren nur noch ein Flüstern.
Ashley fühlte, wie er ihren Arm langsam losließ, und genau wie vorhin, als seine sanften Worte sie durch ihre Panik hindurch getröstet hatten, bewirkten sie auch jetzt, dass sie sich beruhigte. Ihre Angst löste sich langsam auf.
„Schlaf jetzt!“ diese Worte hallten in ihrem Kopf, und wie aus heiterem Himmel überfiel sie nun eine bleierne Müdigkeit. Ohne weiter auf Nathan zu achten, drehte sie sich um, ging zurück zum Bett, und legte sich hinein. Kaum hatte sie die Decke über sich gezogen, schlief sie auch schon tief und fest.




K

apitel 10

Leise schloss Nathan die Tür hinter sich. Damian würde ja sowas von nicht begeistert sein, wenn er erfuhr, was sich gerade in diesem Zimmer abgespielt hatte.
Wenn er erfahren würde, wie Nate in seiner Abwesenheit mit seiner Frau umgesprungen war. Nicht gerade sanft hatte er sie anfassen müssen, um seinen Willen zu bekommen.
Aber was hätte er denn bitteschön auch anderes tun sollen? Sie gehen lassen? Damit währe Damian vermutlich noch viel weniger einverstanden gewesen.
Diese kleine Menschenfrau dort drinnen war aber auch ein wahnsinnig harter Brocken gewesen! Grundgütiger, er hatte bisher noch niemanden kennengelernt, der über eine derartig starke Willenskraft verfügte, wie die zierliche Ashley. Und er hatte wahrlich schon mit vielen Menschen zu tun gehabt in seinen knapp 200 Jahren, die er jetzt bereits ein Vampir war.
Noch jetzt tat es ihm Leid, dass er sie so grob hatte anpacken müssen, und dass sie in seiner Gegenwart Angst empfunden hatte. Das war nicht beabsichtigt gewesen. Sie hätte ja in der Zeit, in der Damian fort war, gar nicht aufwachen sollen. Aber sie war urplötzlich aufgeschreckt, und hatte ihn mit ihrer unerklärlichen Angst vor der Dunkelheit völlig aus dem Konzept gebracht. Natürlich hatte sie ihm seine Geschichte von dem Überfall nicht abgenommen, und als sie dann angefangen hatte, ihn auszufragen, war ihm keine andere Möglichkeit geblieben, als sie ruhigzustellen. Aber sie hatte sich von seinen kläglichen Versuchen, sie nur mithilfe der Stimme in leichte Trance zu versetzen, überhaupt nicht beeinflussen lassen. Im Gegenteil! Sie hatte ihn total abgeblockt. Und nachdem sie in seinen Augen die Schwarzfärbung erkannt hatte, die durch die Anstrengung verursacht wurde, ihre innere Mauer zu durchbrechen, hatte sie es sogar geschafft, einen Teil der Ereignisse der Nacht wieder auszugraben, die Damian versucht hatte aus ihrem Gedächtnis zu löschen. Sie hätte sich vermutlich wieder an jede Kleinigkeit erinnert, wenn es ihm nicht gelungen währe, sie aus ihren Erinnerungen zu reißen, und ihre Aufmerksamkeit voll und ganz zurück auf sich zu lenken. Es hatte ihn all seine Konzentration gekostet, sie wenigstens diese Müdigkeit empfinden zu lassen, damit sie sich wieder hinlegte, und nicht schreiend davon lief.
Nathan hoffte, dass Damian bald zurückkommen würde. Er wollte sich lieber auf kein weiteres mentales Gefecht mehr mit Ashley einlassen. Er war sich nämlich nicht sicher, ob er es nochmal schaffen würde, sie zu beeinflussen.
Nathan musste sich ein kleines Grinsen verkneifen, als er daran dachte, wie Damian vorhin in seiner Tür gestanden hatte, auf dem Arm diese Menschenfrau. Im ersten Moment war er ziemlich verblüfft gewesen. Bisher hatte Damian noch keines der Opfer von Vampirangriffen jemals persönlich zu ihm gebracht. Und er konnte sich auch nicht daran erinnern, dass ihm das Wohlergehen eines Menschen jemals so am Herzen gelegen hatte, wie ihres.
Allein sein Blick, als er sie auf das Bett im provisorischen Krankenzimmer gelegt hatte; Nathan würde fast behaupten, er war liebevoll gewesen. Peinlich genau hatte er darauf geachtet, jede noch so kleine Erinnerung an die furchtbaren Geschehnisse der Nacht aus ihrem Kopf zu putzen. Damian hatte definitiv irgend einen Narren an dieser Frau gefressen, auch wenn er das nicht zugab.
Er hatte ja nicht mal von ihrer Seite weichen wollen, um sich im `Fusion Blood´ nochmals einen kleinen Schluck zu genehmigen. Aber nachdem er Heute Abend kräftig hatte einstecken müssen, als er von dem Alten Vampir durch die Mangel gedreht worden war, musste er auf jeden Fall auf Nummer sicher gehen, und genügend Blut intus haben, damit er in der Gegenwart der Frau auf keinen Fall in Versuchung geraten würde. Schließlich würde er mit ihr und ihrem verlockenden Duft eine gewisse Zeit verbringen. Zumindest so lange, bis der Alte beseitigt wäre.
Nathan musste sich eingestehen, dass ihr Geruch tatsächlich verlockend war. Würde er sich nicht schon so lange nur von Konserven ernähren, er wüsste nicht, ob er schwach werden würde. Aber er hielt sich streng an seinen eigenen Kodex, und trank nur Blut, welches ihm ein Freund beschaffte, der im Städtischen Krankenhaus arbeitete. Blut aus Konserven, freiwillig und ohne Angst gespendet, war das einzige Nahrungsmittel, welches er sich zu verzehren gestattete. Nichts ekelte ihn mehr an als der Gedanke, einen Menschen als Nahrungsquelle zu benutzen, während dieser Furcht empfand.
Dennoch versuchte Damian immer wieder, ihm frisches Blut schmackhaft zu machen. Er behauptete, Nathan sei nicht muskulös und stark genug für einen Vampir, und das läge nur daran, dass er abgestandenes, halb totes Blut trinken würde. Einmal hatte er sich sogar überreden lassen, und war mit Damian ins `Fusion Blood´ gegangen, um sich umzusehen. Doch schon nach wenigen Minuten hatte er den Geruch von menschlicher Angst aufgeschnappt, und war Hals über Kopf geflüchtet.
Nathan fuhr zusammen, als er plötzlich ein Klopfen an der Wohnungstür vernahm. Er war so in seine Gedanken vertieft gewesen, dass er die Ankunft des Vampirs gar nicht bemerkt hatte. Langsam ging er zur Tür. Nein, Damian währe mit absoluter Sicherheit nicht begeistert über die Neuigkeiten, die er ihm über die Frau zu berichten hatte!

Damian war bester Laune, als Nathan ihm die Tür öffnete. Soweit war die Nacht doch ganz gut verlaufen! Was den Job betraf, hatte er ja eigentlich bereits einen guten Teil erledigt. Er hatte einen Handlanger des Alten Vampirs getötet, und er wusste, wo der seinen Unterschlupf hatte. In ein oder zwei Tagen, wenn er ein paar seiner Freunde mobilisiert hätte, würde er dessen Haus dem Erdboden gleich machen.
Bis dahin würde er die Frau beschützen, die er dort wenige Stunden zuvor heraus geholt hatte. Ja, es war ihm gelungen, sie unverletzt aus den Klauen des Alten zu befreien. Damian war froh, dass ihr während dieser Odyssee keine ernsthaften offenen Wunden zugefügt worden waren. Nicht auszudenken was hätte passieren können, wenn sie ihr herrliches Blut überall verteilt hätte. Damian drängte die Erinnerung an ihren Duft zurück, als er merkte, dass sich seine Fangzähne langsam verlängerten.
Nathans bedrückter Gesichtsausdruck holte Damian in die Wirklichkeit zurück. Sofort war er alarmiert. „Was ist passiert, Nate?“ wollte er wissen, als er sich schnell an Nathan vorbei durch die Tür in die Wohnung drängte. Er rannte fast den Flur entlang, und erst als er vor der geschlossenen Zimmertür stand, hinter der er ihre gleichmäßige Atmung ausmachen konnte, beruhigte er sich ein wenig.
Er drehte sich zu Nathan um, der langsam hinter ihm her getrottet war, und jetzt mit gesenktem Kopf hinter ihm stand.
„Nate! Ich hab gefragt was passiert ist! Sag mir verdammt nochmal, was vorgefallen ist, während ich nicht da war!“ Damian wurde langsam ungeduldig.
Endlich hob Nathan den Blick, und sah ihn an. „Sie ist aufgewacht, D! Vorhin.“ flüsterte er ihm leise zu. Offensichtlich hatte er Angst, sie würde wieder aufwachen, wenn er zu laut sprach.
„Was heißt aufgewacht? Wie konnte das passieren?“ gab er überrascht zurück. Er hatte sie doch extra so tief in Trance versetzt, dass sie unmöglich von selbst hätte aufwachen dürfen!
Plötzlich beschlich ihn ein beklemmendes Gefühl. Nathan war allein mit ihr gewesen. Und ihr Geruch war verlockend. Er hatte doch nicht …
Damian fuhr herum und packte den Vampir am Kragen. „Was hast du mit ihr gemacht? Hast du von ihr getrunken?“ Mit vor Schreck geweiteten Augen starrte Nathan ihn an.
„Grundgütiger, D! Natürlich nicht!“ stotterte er.
Damian zog ihn ganz nah zu sich heran, und schnüffelte sein Gesicht ab. Tatsächlich konnte er keine Spur ihres Duftes an ihm ausmachen. Er ließ ihn los.
„Tut mir Leid, Nate! Ich weiß nicht, was gerade in mich gefahren ist.“ versuchte er sich zu entschuldigen. Einen Moment lang herrschte betretenes Schweigen, doch dann entspannten sich Nathans Gesichtszüge wieder.
„Ist schon okay, D! Du machst dir eben Sorgen um sie. Das ist in Ordnung.“ sagte er. Dann drehte er sich um, und deutete ihm mit einer Handbewegung, ihm ins Wohnzimmer zu folgen.

Kurze Zeit später saß er mit Nathan zusammen in dessen Wohnzimmer, immer noch perplex von dessen Schilderungen. Er hatte ihm erzählt was geschehen war. Damian wurde langsam klar, dass ihm diese Menschenfrau – dank Nathan wusste er nun, dass sie Ashley hieß – ganz offensichtlich noch eine Menge Probleme bereiten würde.
„Tut mir Leid.“ Nathan entschuldigte sich jetzt schon mindestens zum X-ten mal. Er hatte ein unheimlich schlechtes Gewissen wegen dieser Sache. Damian winkte ab.
„Schon in Ordnung! Du kannst ja nichts dafür.“ Nathan konnte wirklich nichts dafür. Er hatte absolut richtig gehandelt. Dass sie von allein aufgewacht war, und sich trotz seiner Bemühungen, ihr Gedächtnis zu löschen, an die Nacht erinnert hatte, lag nur an ihrer unglaublichen Stärke, sich gegen jegliche Art von Vampirischer Beeinflussung zu wehren. Letztendlich konnte er ja froh sein, dass es Nathan überhaupt gelungen war, ihre Barriere zu überwinden. Nicht auszudenken, was hätte passieren können, wenn sie mit all diesen Erinnerungen geflüchtet währe.
Allerdings hieß das für Damian, dass er ihr die Wahrheit über sich und seine Welt würde sagen müssen. Ihr erklären, in was für einen Schlamassel sie da geraten war. Dabei hatte er genau DAS eigentlich unbedingt verhindern wollen.
Er hatte vorgehabt, sie ohne Erinnerung in ihre Welt zurück zu schicken, wenn sein Auftrag erledigt wäre, aber das war unter diesen Umständen wohl unmöglich. Er fragte sich, wie sie wohl reagieren würde? Damian war sich fast sicher, dass sie ihn für absolut Verrückt halten würde. Aber ihm blieb nichts anderes übrig. Schwarzäugige Männer und rätselhafte Ohnmachtsanfälle waren eben leider nicht ganz so einfach zu erklären!
„Nun gut. Ich denke, sie hat jetzt lange genug geschlafen!“ sagte er zu Nathan.
Entschlossen, diese Sache schnell hinter sich zu bringen, erhob er sich aus dem Sessel, und stapfte in Richtung Ashleys Zimmer.

Impressum

Texte: Copyright: Sandra M.
Tag der Veröffentlichung: 03.02.2010

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