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Prolog

25.Oktober 2006
Estelle rannte so schnell sie konnte, zum Krankenhaus gleich nachdem sie die Nachricht von seinen Eltern bekam. Ihr Freund Corey hatte einen schweren Autounfall. Er war mit seinem besten Freund unterwegs. Sie hatten nicht aufgepasst. Sein Freund Leon konnte nicht mehr bremsen, er starb schon am Unfallort. Corey wurde mit lebensbedrohlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Als Coreys Mutter bei Estelle anrief brach für sie eine Welt zusammen. Sie bekam kaum Luft. Sie wollte es einfach nicht glauben. Niemals hätte sie gedacht, dass so etwas passieren würde. So etwas kennt man doch nur aus dem Fernsehen, aber doch nicht aus dem eigenen Leben. Ihr Vater brachte sie so schnell er konnte zum Krankenhaus. Als Estelle im Krankenhaus ankam, waren seine Eltern schon da. Sie kamen auf sie zu und umarmten sie. Sie war in den 5 Monaten die sie und Corey zusammen waren, zu einem Familienmitglied geworden. Der Arzt kam aus dem Zimmer und gab ihnen Bescheid, dass sie nun zu ihm konnten. Weinend betrat Estelle das Zimmer. Überall waren Schläuche und Geräte. Sie setzte sich auf Coreys Bett und nahm liebevoll seine Hand. „Estelle…“ flüsterte er kaum hörbar. „Ich bin jetzt da, Corey. Es wird alles wieder gut. Ich verspreche es dir.“ Schluchzte sie. Eine Träne fiel auf seine Hand. „Estelle, ich muss dir noch etwas sagen. Ich liebe dich über alles. Nie war ich so glücklich gewesen, wie ich es mit dir war. Vergiss mich bitte nicht.“ ER schloss die Augen und aus seinen Augen tropften Tränen der Verzweiflung. „Niemals werde ich dich vergessen. Ich liebe dich auch.“ Flüsterte sie und küsste ihn vorsichtig. Sie wusste, dass er es nicht überleben wird. Aber sie wollte die letzten Minuten noch ausnutzen. Sie wollte nicht, dass er geht. Sie schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Ihr blieb nur noch eine Nacht bevor sie ihn für immer verlor.
Seine Eltern waren wieder nach Hause gefahren, weil es für seine Mutter sehr schmerzvoll war im Krankenhaus immer daran erinnert zu werden, dass sie ihren einzigen Sohn verlieren würde. Für Estelle war es auch nicht leicht, aber sie wollte nicht zu Hause rumsitzen und darauf zu warten, dass der Arzt anrufen würde um ihr zu sagen, dass er tot ist. Lieber saß sie neben ihm auf dem Bett und erzählte ihm von ihrer schönen Zeit, die sie gemeinsam hatten. Sie wollte, dass er sie nie vergessen würde. Sie wollte ihm bis zum letzten Atemzug beistehen und ihm sagen wollen, dass sie sich irgendwann wieder sehen würden. Sie wollte nicht, dass er alleine starb. Sie selbst hätte das auch nicht zugelassen. Sie wollte jede Sekunde die ihnen noch zusammen blieb genießen.
Es wurde langsam ruhig im Krankenhaus. Die letzten Besucher verabschiedeten sich und schließlich war nur noch das monotone Piepen der Geräte zu hören. Estelle sah auf die Uhr. Es war erst sechs Uhr. Sie wusste nicht wie viel Zeit ihr noch genau blieb. Inzwischen hatte sie sich einen Stuhl vor sein Bett gezogen und hielt seine Hand ganz fest.

1. Das erste Treffen

Es war ein heißer Sommertag. Estelle war mit ihrer besten Freundin Yasmina im Park. Heute fanden die Meisterschaften der verschiedenen Volleyballmannschaften statt. Beide wollten es sich einfach nur ansehen ohne irgendwelche Hintergedanken zu haben. Doch Estelle wusste nicht, dass dieser Tag für sie etwas ganz besonderes werden sollte. Bevor es begann, spazierten die beiden Freundinnen noch ein bisschen im Park herum und gönnten sich ein Eis. Plötzlich rannte ein Junge an ihnen vorbei und rempelte Yasmina versehentlich an. „Hey! Kannst du nicht aufpassen?“ rief sie ihm hinterher.
„Tut mir Leid!!“ er drehte sich noch einmal um und rempelte auch schon den nächsten Spaziergänger an. Estelle musste lachen, weil sich Yasmina ihr Eis über ihr Top geschüttet hatte. Diese blickte sie böse an, doch schon nach Sekunden musste auch sie lachen und beide gingen fröhlich zum Spiel.
Estelle musste die ganze Zeit an diesen einen Jungen denken, der sie kurz zuvor angerempelt hatte. Und auf einmal kam dieser Junge aufs Spielfeld und Estelle konnte sich gar nicht mehr richtig auf das Spiel konzentrieren. Sie war so fasziniert von ihrem Körper. Er war so durchtrainiert und braun gebrannt. Ihr schien, als ob er die ganze Zeit in ihre Richtung sehen würde. Jedoch war das auch nichts besonderes, denn sie saßen genau in seinem Blickfeld. Sie nahm sich vor, ihn später anzusprechen, doch sie wusste, dass sie es nicht tun würde, da sie dazu viel zu schüchtern war. Die Mannschaft in der er mitgespielt hatte, hatte gewonnen und beide Mädchen waren total begeistert. „Hey, Estelle. Da ist doch wieder der Junge von vorhin, oder?“ Yasmina stupste sie an und nickte mit dem Kopf in seine Richtung. Estelle nickte nur und starrte weiter in seine Richtung. Als sich ihre Blicke trafen, sah sie verlegen zu Boden. „Der ist wirklich süß, oder? Was würde ich nur für so einen Jungen geben.“ Seufzte Yasmina. Als alle Spieler den Platz verlassen hatten gingen auch Yasmina und Estelle langsam nach Hause. Doch vorher musste Yasmina noch auf die Toilette und Estelle wartete vor der Tür auf sie. Plötzlich kam dieser Junge auf sie zu. „Hi, wartest du auf jemanden?“ fragte er und kratze sich verlegen am Kopf. „Ja, meine Freundin ist noch auf der Toilette. „antwortete Estelle. „Ich bin Corey. Tut mir leid wegen vorhin.“ Sagte er und sah sie an. Er hatte smaragdgrüne Augen. Solche wundervollen Augen hatte Estelle noch nie gesehen. „Ach, das ist nicht schlimm. Ich bin Estelle.“ „Estelle… Hübscher Name.“ Er lächelte sie an. Sein Lächeln war so bezaubernd. Estelle wünschte sich, Yasmina würde ewig auf der Toilette bleiben. „wir könnten uns mal treffen wenn du willst.“ Fragte er unsicher. „Ja gerne! Hier ist meine Handynummer. Ruf mich an.“ Sagte sie glücklich und lächelte ihn an. Beide waren total hingerissen von dem anderen. Sie würden sich wiedersehen. Ihr gemeinsamer Wunsch wurde erfüllt. Sie hätten gerne noch mehr Zeit miteinander gehabt, doch da kam Yasmina auch schon aus der Toilette. Sie blieb wie angewurzelt stehen als sie Corey sah. Sofort lächelte sie ihn an. „Hi, ich bin Yasmina.“ „Hi. Ich bin Corey. Ich muss leider gehen.“ Sagte er und lächelte Estelle noch einmal an. „Ich ruf dich an. Tschüss!“ und schon lief er davon. Sein Grinsen konnte man förmlich durch seinen Hinterkopf hindurch sehen. „Tschüss!“ riefen beide ihm nach. „Was? Du hast ihm deine Nummer gegeben? OH mein Gott! Das ist ja fantastisch!!“ rief Yasmina und hüpfte mit Estelle vor der Toilette herum. Alle, die an ihnen vorbei gingen sahen sie komisch an, aber das war ihnen egal. Estelle war glücklich, aber sie wusste auch, dass Yasmina tierisch eifersüchtig war.
Ein paar Tage später trafen sich Estelle und Corey dann in einem Eiscafé und zwischen ihnen funkte es sofort. Sie telefonierten fast jeden Abend und verabredeten sich immer wieder. Nach zwei Wochen waren sie dann ein Paar. Estelle war so glücklich. Aber sie musste auch miterleben wie sich Yasmina immer mehr von ihr entfernte. Doch Gott sei Dank veränderte sich ihre Einstellung gegenüber Corey sehr schnell und sie wurden wieder die besten Freundinnen. Estelle war der glücklichste Mensch auf der ganzen Welt. Sie hatte den besten Freund der Welt und sie hatte ihre beste Freundin wieder zurück. Doch dieses Glück sollte nicht sehr lange gewährt bleiben.

Kapitel 2

Estelle hielt seine Hand immer noch und sah ihn an. Corey lächelte, als er an ihr erstes Treffen dachte. „Es war so wundervoll. Du sahst so toll aus in deinem süßen bunten Streifentop, dass du dir zusammen mit Yasmina gekauft hast. Wie oft ich an diesen Tag gedacht habe. An diesem Tag habe ich zum ersten Mal ein Tagebuch angefangen. Ich war so glücklich Stell dir mal vor, ich hätte dich nicht angesprochen! Hättest du es getan?“ erinnerte sich Corey. „Oh Gott, nein. Ich wäre viel zu schüchtern gewesen dich anzusprechen. Ich dachte, du wärst unerreichbar für mich. Warum solltest du dich ausgerechnet für mich interessieren?“ antwortete sie lächelnd. „Und warum solltest du dich für mich interessieren?“ fragt Corey mit dünner Stimme. „Naja, also du bist hübsch. Gut gebaut. Hast ne tolle Ausstrahlung. Bist nett. Alles zusammen halt.“ Lachte sie. „Ja, also du bist nett. Bist supersüß. Siehst gut aus und warst nicht wie die anderen Mädchen. So eingebildet und nur auf ihr Äußeres fixiert.“ Antwortete er und seine Stimme zitterte, als er leise lachte. Beide lächelten sich an. „Danke, Corey. Ich liebe dich auch.“ Flüsterte sie und küsste ihn vorsichtig auf die Wange.
Corey lächelte und sah sie aus traurigen Augen an. Auch er wusste, dass diese Nacht nicht ewig sein würde. Das machte ihm Angst. Nicht weil er Angst hatte zu sterben, sondern er hatte Angst, was aus Estelle werden würde. Er hoffte so sehr, dass sie noch genügend Zeit hatten, um sich angemessen voneinander zu verabschieden. Corey konnte sich nicht vorstellen, was Estelle ohne ihn machen würde. Er war sich zwar sicher, dass Estelle irgendwann wieder ein normales Leben führen konnte, doch er konnte nicht genau sagen, wann das sein würde. Er wusste selbst, wie es war, wenn man jemand geliebten verliert. ‚Estelle‘ sagte er ‚ ich habe dir etwas verschwiegen. Ich habe eine Schwester.‘ Estelle sah ihn verwirrt an. ‚Ich habe dir nie von ihr erzählt, weil ich es nicht verkraften konnte, dass sie damals einfach so mit ihrem Freund fortgegangen war. ‘ Traurig sah er Estelle in die Augen. Er wollte wissen, wie sie darauf reagieren würde. ‚Das kann ich verstehen, Corey. Es ist schrecklich, wenn so etwas passiert.‘ antwortete Estelle und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er fühlt sich ganz warm an. ‚Wir haben uns seit einiger Zeit Briefe geschrieben. Meine Eltern wissen nichts davon. Bitte, erfülle mir meinen letzten Wunsch und erzähle meinen Eltern, wo sie ist. Ihre Briefe sind in meiner Schreibtischschublade. Dort steht auch die Adresse drauf. ‘ Estelle nickte und flüsterte ‚Versprochen. ‘ Es klopfte an der Tür. Eine Krankenschwester kam herein um Corey seine Medikamente zu geben. Estelle sollte solange draußen warten. Wiederwillig verließ sie den Raum und setzte sich auf einen der Plastikstühle vor der Tür. Es schienen Stunden zu vergehen, bis die Krankenschwester wieder herauskam. Sie wurde immer ungeduldiger und schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Estelle wollte gerade die Tür öffnen, als ihr die Krankenschwester zuvorkam. Traurig sah diese Estelle an. Sie wusste, was jetzt kommen würde. Aber das war doch unmöglich! Eben ging es ihm doch noch verhältnismäßig gut. Estelle schloss verzweifelt die Augen und sank auf einen Stuhl. Die Krankenschwester setzte sich neben sie und nah sie in den Arm. ‚Es ist wirklich schrecklich was du hier durchmachen musst. Ich nehme an, du bist seine Freundin. Wir versuchen alles, um ihm zu helfen. ‘ Erst jetzt bemerkte Estelle, dass Corey noch lebte, da die Schwester nicht sagte, dass er tot war. Mühsam brachte sie ein Lächeln hervor, stand auf und ging wieder zurück in Coreys Zimmer. Bevor sie jedoch die Tür hinter sich schloss, drehte sie sich noch einmal um und formte lautlos ein ‚Danke‘. Draußen auf dem Flur sank die Krankenschwester in sich zusammen und dachte an das Mädchen, dass gerade um die letzten Stunden oder sogar Minuten des Lebens ihres Freundes bangte.
Als Estelle wieder den Raum betrat, lag Corey ruhig atmend in seinem Bett mit dem Blick auf das Fenster gerichtet. ‚Woran denkst du? ‘ fragte Estelle vorsichtig. Erst antwortete er ihr nicht, doch dann sagte er mit so leiser Stimme, dass sie ihn kaum noch verstehen konnte ‚Ich müsste auch ihn diesem verdammten Auto gestorben sein. ‘ Estelle erschrak. Sie setzte sich neben ihn auf sein Bett und nahm wieder seine Hand. "Bitte sag das nicht. So haben wir wenigstens noch ein bisschen Zeit." sagte sie und eine Träne trat aus ihrem Gesicht, als sie daran dachte, dass Leon in diesem Auto verbrannt wurde, als es explodierte. Er war bewusstlos. Corey konnte sich aber Gott sei Dank noch mit letzter Kraft aus dem Auto ziehen, bevor er sah, wie sein bester Freund seit Kindertagen verbrannte.
Niemals hätte sie gedacht, dass es so enden würde. Sie und Leon hatten sich immer gut verstanden. Corey, Leon, Yasmina und Estelle waren immer zusammen unterwegs. Sie waren einfach unzertrennlich. Und jetzt hatte sie innerhalb kürzester Zeit ihren besten Freund und auch bald noch ihren Freund verloren. Es war schrecklich.

Kapitel 3
Es klopfte leise an der Tür. Estelles Kopf schnellte in die Höhe. Sie sah auf die Uhr. Sie musste eingenickt sein, denn es war jetzt neun Uhr. Auch Corey legte seinen Kopf in Richtung Tür. Ein brauner Lockenkopf kam zum Vorschein. Es war Yasmina. Estelle stand auf und umarmte sie. „Schön, dass du da bist.“ flüsterte Estelle und verbarg ihr Gesicht in Yasminas Locken. „Ist doch klar, Süße.“ Antwortete sie und schob Estelle sanft von sich weg. „Hey , Yasmina.“ Sagte Corey und lächelte. Yasmina ging zu seinem Bett und beugte sich zu ihm herunter um ihn zu begutachten. „Was machst du denn immer, Corey?“ fragte sie und lächelte gequält. Corey schloss die Augen und lies den Kopf zur Seite sinken. „Tut mir Leid.“ Flüsterte Yasmina und legte eine Hand auf Coreys Arm. Hilflos sah sie zu Estelle hinüber. Diese formte ein lautloses „ Ist nicht schlimm“ Doch Yasmina wusste, dass sie das nicht hätte tun dürfen. Sie ging zu Estelle und zog einen Stuhl neben ihren. „Wie geht es Leon?“ fragte sie leise. An ihrer Stimme konnte man hören, dass sie Angst hatte und sie diese Frage ernst gemeint hatte. Estelle war sprachlos. Sie wusste es noch nicht. Yasmina und Leon waren sich in der letzten Zeit sehr nahe gekommen. Wenn sie ihr jetzt sagen musste, dass Leon schon im Auto gestorben war, würde sie wahrscheinlich zusammenbrechen, genau wie sie selbst später. „Leon…“ Estelle konnte es nicht. Hilfesuchend sah sie in Richtung Corey. Er lag immer noch mit dem Gesicht von ihr abgewandt. „Leon ist tot. Er ist im Auto verbrannt.“ Flüsterte er. Estelle sah Yasmina an. Sie stand unter Schock, das konnte man sehen. „Ist alles okay bei dir?“ fragte sie vorsichtig. Yasmina antwortete nicht. Sie starrte auf einen unsichtbaren Punkt auf Coreys Bett. Eine Träne kullerte ihr über die Wange. Still und leise. Sie saß auf ihrem Stuhl und gab keinen einzigen Laut von sich. Auf einmal fing sie an zu zittern, am ganzen Körper. Estelle nahm sie in den Arm und Yasmina begann zu weinen. Estelle dachte selbst daran, wie sie wohl reagieren würde, wenn sie merken würde, dass Corey von ihr gegangen ist. Corey drehte sich um. Auch er hatte Tränen in den Augen. Estelle schloss die Augen und lies ihren Kopf langsam auf Yasminas Schulter sinken. Ihr ganzer Körper bebte vor Angst, vor der Zukunft. „Warum musste euch das passieren?“ schluchzte Yasmina und hob leicht den Kopf um Corey ansehen zu können. „Warum hätte es nicht jemand anderen treffen können? Das Leben ist so ungerecht. Warum hatten wir nur so wenig Zeit? Es ist doch nicht zu viel verlangt, junge Menschen weiterleben zu lassen, oder?“ verzweifelt schloss sie die Augen und wartete auf eine Träne rann ihre Wange herunter. „Ich weiß es auch nicht, Yasmina. Glaub mir, wenn ich wüsste wieso das alles passiert ist, hätte ich es verhindert. Weißt du, ich will auch nicht hier bleiben und noch ein paar Stunden mein Leben weiterleben, während ich weiß, dass Leon dazu keine Zeit mehr hatte. Er hätte es verdient, sich richtig von dir verabschieden zu können. Ich mache mir solche Vorwürfe. Ich hätte mit ihm in dem Auto sterben sollen.“ Sagte Corey mit dünner Stimme. Da war es schon wieder. Dieser Vorwurf, dass er noch lebte und Leon nicht. „Aber ich muss dir noch etwas sagen, Yasmina.“ Erwartungsvoll sah sie ihn an. „Er hat dich geliebt. Sehr sogar.“ Leon lächelte sie an und Yasmina weinte noch mehr als zuvor. Er wusste, dass es jetzt sowieso bedeutungslos war, aber er war es Leon einfach schuldig, dass Yasmina über seine Gefühle Bescheid wusste. Estelle wusste nicht, was sie jetzt machen sollte. Sie selbst hatte Angst um ihren Freund und Yasmina hatte Leon schon längst verloren. Plötzlich hatte auch sie Schuldgefühle und wusste jetzt genau, wie Corey sich fühlte. Sie selbst, hatte noch Zeit sich von ihrem Freund zu verabschieden. Yasmina nicht. Wer weiß, wie sie das letzte Mal auseinander gingen. Vielleicht im Streit oder doch mit dem starken Gefühl, dass sie ihre Liebe nicht länger geheim halten mussten. Yasmina und Leon hatten sich auch oft alleine getroffen. Sie wusste, dass die Zeit nach Coreys Tod für beide schrecklich sein würde. Doch für Yasmina war es jetzt schon die Hölle. „Ich gehe besser wieder. Ich brauche jetzt meine Ruhe.“ Sagte Yasmina erschöpft und ging zur Tür. „Yasmina, ich hab dich lieb. Ich ruf dich an.“ Rief ihr Estelle noch nach, aber sie hatte schon die Tür hinter sich geschlossen. Traurig sah Estelle hinter ihr her. Yasminas Schritte waren jetzt verhallt. „Denkst du sie wird es verkraften können?“ fragte Estelle leise. „Ich weiß es nicht.“ Sie zog ihren Stuhl wieder näher an sein Bett heran. Estelle hätte nie gedacht, dass alles was ihr lieb war, nur durch einen Anruf zerstört werden konnte. Vorher war doch noch alles in Ordnung. Sie wollte schreien, Sachen durch die Gegend werfen und weinen. Aber sie durfte nicht. Sie musste jetzt stark sein. Sie durfte ihm nicht zeigen, dass sie total verstört war. Sie musste ihm Gewissheit geben, dass sie es schaffen würde. Damit er in Frieden für immer einschlief.
"Versprich mir, dass du mich nicht vergisst." flüsterte Corey. "Wie könnte ich dich vergessen, Corey. Ich verspreche es dir." sagte Estelle und setzte sich zu Corey aufs Bett.
"Weißt du noch, was wir alles für unser Leben geplant hatten?" fragte Corey mit einem Lächeln. Natürlich wusste Estelle es noch. Sie würde es nie vergessen. Sie hatten sich Kinder gewünscht. Am Liebsten ganz viele. Ein Haus am Strand mit Balkon, von dem man weit sehen konnte. Sie wollten verreisen. Nach China, in die USA, nach Irland, Bora Bora, Hawaii. Sie wollten den bedürftigen Menschen in Afrika helfen. Corey wollte ein berühmter Architekt wohnen und ihr gemeinsames Haus am Strand entwerfen. Ihre Zukunft war so perfekt.
Anscheinend zu perfekt. Estelle wusste, dass sie sich nie wieder auf Zukunftspläne verlassen könte. Sie wusste, dass sie dabei immer an die Zukunft mit Corey denken würde. Sie wusste, dass ihr Leben nicht perfekt werden könnte. Nie wieder. So wie es in den letzten Monaten gewesen war. "Wir hatten noch so viel vor..." sagte Corey bedrückt und ollte sich aufrichten. Doch Estelle drückte ihn sanft zurück in die Kissen, um ih nicht zu überanstrengen. "Ich weiß."
Estelle wurde müde und legte sich neben Corey aufs Bett. Ihre Lider wurden immerschwerer. Sie wusste, dass dies vielleicht derletzte gemeinsame Augenblick war. Aber sie wollte nicht mit ansehen, wie er starb wen sie noch mit sprach. "Ich liebe dich, Corey." flüsterte sie und schloss de Augen. "Ich liebe dich auch, Estelle." flüsterte auch er und gab ihr einen letzten zärtlichen Kuss auf den Kopf. Außer dem schon bald einetzenden gleichmäßigen Atmen von Estelle , war es still. Er war jetzt ganz allein. Doch er wusste, dass Estelle ihn begleiten würde, bei seinem letzten Weg. Seit er ins Krankenhaus eingeliefert worden war, fühlte er sich von Stunde zu Stunde schwächer. Es war ein Zeichen dafür, dass ihm die Zeit davonrannte. Es war jetzt drei Uhr morgens und er konnte sich kaum noch bewegen. Sein Kopf fiel sanft neben Estelles Kopf und er schloss die Augen. "Es tut mir Leid." flüsterte er ncoh und schlif dann ein.

Kapitel 4

26. Oktober 2006
Am ächsten Morgen wurde sie von einem lauten Gespräch geweckt. Dinge wurden umher geschoben, Menschen versucten, ihre Gefühle in Zaum zu halten. Langsam hob Estelle ihren Kopf und sah überall Krankenschwesern und Ärzte in dem kleinen Zimmer. Zuerst musste sie sich noch einmal daran erinnern, warum sie überhauptdort war. Ruckartig drehte siesich um und suchte nach Corey. Doch er war nicht mehr da. Estelle wusste, was passiert war. Aber sie wollte es nciht wahrhaben. Sie wollte weinen, doch es ging nicht. Sie sah wie sich Coreys Eltern durch die kleien Tür in das überfüllte Zimmer quetschten. Coreys Mutter war völlig aufgelöst und sein Vater versuchte vergeblich seine Trauer zu verbergen. Beide kamen auf Estelle zu und nahmen sie in den Arm. Erst jetzt konnte sie weinen. Sie konnte es gar nich fassen, dass es wirklich so geschehen war. oreys Mutter half ihr beim Aufstehen und gemiensam verließen sie das kleine Zimmer. Seine Eltern brachten estelle nach Hause wo sie sich sofort in ihrem Zimmer eingeschlossen hatte und zwei Tage lang nicht mehr raus kam. Sie wollte weder Essen noch zur Schule gehen. Estelles Eltern machten sich Sorgen um sie, aber ie konnten ihr nciht helfen. Yasmiana war die Einzigste, die Estelle sehen wollte. Estelle fühlte sich leer und in Stücke gerissen. man hatte ihr alles genommen, was ihr etwas bedeutet hatte. So fühlte es sich zumindest an. Sie wollte sich nicht von ihm verabschieden, doch sie knnte auch nicht seine Beerdigung verpassen. Es hätte ihm zu sehr wehgetan. Und das wollte sie nicht. Yasmina war auch dabei, um sich von Leon zu verabschieden, mit dem sie keine Zeit mehr hatte, um ihm zu sagen wie sehr sie ihn liebte.
Es war ein schwüler und stürmischer Tag. Der HImmel wusste, dass zwei wunderbare Menschen gegangen waren und ließ am Tag ihrer Beerdigung das schlimmste Sommergewitter der letzten Jahre wüten.Traurig standen Estelle und Yasmina am Grab ihrer verstorbenen Freunde. Estelle hatte einen Strauß Lilien in der Hand. Es waren Coreys Lieblingsblumen. Er hatte immer gesagt sie wären eigentlich ja schwul aber er mochte die innere Entfaltung der Blüte und die verschiedenen Farben. Als Estelle die Blumen auf seinen Sarg legte musste sie an ihn denken. Eine Träne lief ihr das Gesicht hinunter, aber sie ließ sie unbeachtet. Yasmina drehte sich zu ihr um und schloss die Augen. Auch sie weinte, ihre Augen waren schon ganz rot und glasig.
Am liebsten wäre sie jetzt auch bei Corey und Leon und sie wusste, sie war nicht allein mit diesem Wunsch. Es wurde stürmischer und ein Blatt fiel von einem Baum herunter, direkt auf Coreys Grab. Es sah so aus, als ob es dort hingehörte und nicht mehr weg wollte. Die Gräber wurden einzeln zugeschüttet und Estelle musste jetzt endlich begreifen, dass er weg war. Sie wollte ihn nicht loslassen. Noch nicht. Als die Menschen sich so langsam entfernten blieb Estelle noch eine ganze Weile vor dem Grab stehen und sah still auf das zugeschüttete Grab. Langsam ging sie in die Hocke und begann leise zu weinen. "Corey? Bist du noch da? Ich kann dich nicht mehr spüren. Versprich mir, dass du immer bei mir bleibst. Ich werde dich nie verleugnen, das weißt du. Und bitte hilf mir. Ich weiß nciht, ob ich das schaffen kann. Ich würde gerne zu dir kommen, aber meine Zeit ist noch nicht da. Ich werde erst später zu dir kommen. Warte auf mich, ja? Ich liebe dich." flüsterte sie, stand auf und ging zurück zu den anderen.
Sie musste eine kleine Rede für ihn halten. Mit klopfendem Herzen stand sie vor der versammelten Trauergemeinde. Von dort konnte sie jeden sehen, der anwesend war. Auch Tareena, Coreys Schwester war da. Ihre Eltern haben sie gleich nach Coreys Tod angerufen und sie gebeten zu kommen. Natürlich hatte sie gleich den nächsten Flieger genommen und ist zurück gekommen. Er hatte ihr so ähnlich gesehen. "Hallo, mein Name ist Estelle Kant und ich bin...war Coreys Freundin." begann sie und musste heftig schlucken. Alle sahen sie erwartungsvoll an. Sie holte tief Luft und sprach dann weiter. " Er war der wundervollste Mensch, den man sich nur vorstellen konnte. Er und Leon hatten das Leben immer völlig ausgelebt. Sie verpassten nie eine Chance neue Erfahrungen zu sammeln. Ihnen war nie ein Risiko zu hoch. Es gab viele Möglichkeiten, bei denen ihnen etwas passieren konnte. Aber sie mussten bei einem Autounfall sterben, wie ganz normale Menschen. Aber jeder der hier ist, weiß, dass dies nicht wahr ist. Sie waren zu besonders, um so von uns zu gehen. In den letzten Stunden die ich mit Corey verbringen durfte, wurde mir klar, dass er das beste war, dass mir passiert ist. Natürlich bin ich noch jung und werde noch viele andere Menschen treffe mit denen ich vielleicht zusammenkommen werde, aber niemand könnte jemals so wundervoll sein, wie Corey es war. Und ich danke Gott für jede noch so kleinste Minute mit ihm. Leon blieb diese Zeit leider nicht mehr. Er starb noch am Unfallort. Als ein guter Freund und Helfer,der seinem besten Freund in letzter Sekunde noch aus dem Auto geholfen hatte, bei dem jeder andere Mensch zuerst sein Leben gerettet hätte. Aber er hatte es nicht getan, was ihm schließlich zum Verhängnis wurde." Estelle unterdrückte den Schluchzer, der sich in ihrer Kehle zusammentat. "Ich bin so froh, dass Corey damals Yasmina über den Haufen gerannt hatte, weil er sonst zu spät zu seinem Volleyballspiel gekommen wäre. Anders hätten wir uns nie kennengelernt. Und wir hätten nicht diese wunderbare Zeit miteinander verbringen können, die ich niemals vergessen werde.Egal wem ich noch begegnen werde, auf meinem langen Weg durchs Leben, niemand kann Corey ersetzen, niemand." beendete sie ihre Rede und setzte sich wieder neben Yasmina auf ihren Stuhl.
Es gab ein Buffet und alle machten sich schweigend über das Essen her. Estelle und Yasmina zogen sich leise zurück. Ihnen war das alles zu viel. Es ging den meisten Leuten doch nur ums Essen. Plötzlich bemerkten sie, dass ihnen jemand gefolgt war und Estelle erkannte sie sofort. Es war Tareena. "Das war eine berührende Rede vorhin. Er hat mir sehr viel von dir erzählt. ER hat dich wirklich geliebt." sagte sie und kam näher. Da klingelte ihr Handy, sie entschuldigte sich und hob ab. Estelle und Yasmina verabschiedeten sich von ihr und sie versprach sich bei Gelegenheit bei Estelle zu melden. Beide gingen müde und erschöpft nach Hause. Es war ein grauenhafter Tag für sie.
Leon und Corey hatten den Sinn des Lebens mit sich ins Grab genommen.

Kapitel 5

24.Dezember 2010

Liebster Corey,
ich will dir schöne Weihnachten wünschen und auch einen guten Start ins neue Jahr.
Ich hoffe du hast mich nicht vergessen.
In diesem Jahr ist sehr viel passiert, das du verpasst hast.
Aber ich will mal nicht so sein und dir davon erzählen.
Das Wichtigste ist erstmal die Geburt meines Sohnes am 16. November.
Er heißt Corey.
Nick, sein Vater findet den Namen, genauso wie ich auch, wunderschön.
Wir sind so glücklich zusammen.
Aber wie du dich vielleicht erinnern kannst, habe ich an deiner Beerdigung gesagt, dass dich niemand ersetzen könnte, und das tut er auch nicht. Obwohl er so liebevoll und nett ist, kann und will er es auch nicht.
Er kennt meine Geschichte und er akzeptiert es, dass du immer noch ein Teil meines Lebens bist.
Dann wäre da noch etwas, dass dich sicher auch freuen wird.
Ich war mit Tareena im Januar in Schottland. Seit sie mich an eurer Beerdigung angesprochen hatte, blieben wir in stetigem Kontakt. Ich muss sagen, sie ist dir sehr ähnlich. Und wir verstehen uns auch super. Immer wieder kann ich ihr von unseren schönen gemeinsamen Erlebnissen erzählen. Sie hört mir so gerne zu. Wir beide haben dann immer das Gefühl, du wärst noch da; Bei uns. Wir vermissen dich schrecklich.
Was aber eher unerfreulich ist,Tareena hat sich von ihrem Freund getrennt. Sie sagte zu mir, sie würden nicht mehr zusammenpassen.
Ich fand die beiden ein tolles Paar.
Aber Tareena hat schnell wieder einen Ersatz, sag ich jetzt einfach mal, gefunden. In Schottland hat sie einen wirklich gut aussehenden jungen Mann kennengelernt. Er heißt Phil und kommt eigentlich aus Kanada. Aber er hat ihr fest versprochen, sie zu besuchen.
Ist das nicht süß?
Ich wünschte, ich könnte dir all das persönlich erzählen.
Ich vermisse dich so sehr!
Aber sei mir nicht böse, wenn ich dir jetzt sage, dass Nick sich wirklich gut um mich kümmert und ein liebevoller Freund und Vater ist.
Manchmal, wenn Nick nicht da ist, erzähle ich Corey von dir, obwohl er es noch nicht begreifen kann, was du für ein wundervoller Mensch warst. Aber immerhin gibt es mir das Gefühl, dass du in ihm weiterleben kannst.
Vielleicht interessiert es dich auch zu hören, dass Yasmina verlobt ist. Sie ist so glücklich, obwohl auch sie immer noch an Leon denken muss. Sie kann ihn nicht vergessen und will es auch nicht. Aber du musst verstehen, dass sie es auch nicht leichter hatte als ich, sie konnte Leon nicht einmal sagen, dass sie ihn liebt. Leon wusste es doch bestimmt oder? Da bin ich mir sicher.
Auf jeden Fall wart ihr ein riesiger Verlust für uns und hat uns erst gezeigt, wie schön das Leben mit einem anderen Menschen sein kann.
Durch euch haben wir gelernt zu leben.
Jetzt muss ich aber aufhören, es gibt Essen und Corey schreit.
Bis nächstes Jahr an Weihnachten.
Ich liebe dich.
Auch liebe Grüße an Leon.

Estelle

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 01.11.2010

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