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Ich und mein Leben




Ich bin Kira Wilson. Um es von vorne herein zu sagen: Ich bin eine Hexe.
Noch dazu habe ich feuerrote Haare. Jedoch nicht so struppig, wie man sich Hexen gleich vorstellt, nein. Sie sind ganz glatt und fallen mir sanft über die Schultern. Meine grünen Augen stechen aus meinem Gesicht hervor und fangen an wild zu funkeln, wenn ich besonders aufgeregt oder wütend bin.

Das ich eine Hexe bin, weiß ich seit ich 14 Jahre alt bin. Jetzt bin ich 17 und noch immer lerne ich auf der „Witchcraft“ Akademie für Hexen und Zauberer. Ich versuche auf eine ´normale´ Schule und eine Zauberschule zu gehen. Zu meinem Glück habe ich nicht jeden Tag Zauberunterricht, muss aber jeden Tag in die Schule gehen. Eigentlich hätte ich den normalen Schulalltag, wie ich ihn kannte mit 14 hinter mir lassen können, was ich aber nicht tat. Ich lerne alles was ich dort gelernt hätte auch in meinem Zauberunterricht. Die meisten von euch werden jetzt sicher denken: „Was?! Die konnte aufhören mit der Schule, macht aber weiter!“

Und das hat seinen Grund! Wenn ich mit der Schule aufgehört hätte, könnte ich nie ein ´normales´ Leben führen. Doch genau das möchte ich unbedingt. Ich möchte NORMAL sein. Fast jeder würde sein Leben dafür geben um irgendetwas ´besonderes´ zu sein. Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht? Darüber wie es wäre ein Vampir, eine Elfe oder eben eine Hexe zu sein?
Ich dagegen würde fast alles tun um so normal zu sein, wie ihr es seid.
Ja klar, es hat seine Vorteile eine Hexe zu sein! Ein kurzer Hexspruch und du kannst sonst was anstellen.
Meine Eltern sind beide normale Menschen. Wie es dazu kam, dass ich Zaubern kann und sie nicht, weiß niemand so genau.
Manche Hexen und Zauberer betrachte mich deshalb, als etwas Minderwertiges. Sie sind alle der Meinung in einer Weise besser als ich zu sein. „Schlammblut“ das ist das Wort mit dem sie mich verhöhnen. Jeden Tag höre ich es von irgendeiner Seite um mich damit zu beschimpfen. Es kann nur ich damit gemeint sein, denn ein ´Schlammblut´ ist sehr selten. Ich bin die einzige auf unserer Schule und ich weiß auch sonst von Niemandem.
Der einzige, der mir in der ersten Zeit geholfen und mich nicht verspottet hat, ist mein bester Freund Jason. Jason ist ein Werwolf, was ihn, wie ich finde, nur noch süßer macht. Sein Beschützerinstinkt ist stark ausgeprägt. Möglich, dass er sich deswegen damals um mich gekümmert hat.

Jason ist ein paar Jahre älter als ich. Um es genau zu sagen ist er 19Jahre alt. Aber um ehrlich zu sein: Er ist unglaublich attraktiv. Mit seinen blonden verstrubbelten Haaren und den blauen Augen. Aber auch weil er ein Werwolf ist und unglaublich viel Trainiert, hat er natürlich auch Muskeln wie… ein Werwolf eben. Die Muskelshirts, die er jeden Tag trägt betonen das nur noch. Mich würde es nicht wundern, wenn jedes Mädchen an meiner Schule auf ihn stehen würde, wenn noch zur Schule gehen würde.

Damals an der für mich neuen Schule hatte Ich wirklich Hilfe gebraucht, doch er hat sie mir angeboten und ich habe sie Dankbar angenommen. Jetzt ist das anders. Das Blatt hat sich gewendet und ich bin Selbstbewusster geworden. Egal in welcher Schule, ich stehe nun über dem was sie mir an den Kopf werfen.
Auch meine beste Freundin Ally, die jedoch nichts von mir als Hexe weiß, steht zu mir. Wir können alles zusammen machen und werden niemals auseinander gehen. Sie weiß wirklich alles von mir, abgesehen von der Hexensache.
Es tut gut eine ganz menschliche Freundin zu haben, die mich mag wie ich bin.
Ally ist das typische Model Girl. Benimmt sich aber keines Wegs hochnäsig oder zickig. Sie ist blond und ihre Haare gehen ihr fast bis auf den Bauchnabel. Fast jeden Tag steckt sie sich ihre Haare kunstvoll nach oben oder macht sich einen süßen Seitenzopf, bei dem sie jedoch keinen Haargummi benutzt sondern ihre Haare. Ihre blauen Augen funkeln wie Saphire und ich kann es einfach nicht glauben, dass sie noch keinen Freund hat.


Und dann ist da noch:

Mein größtes Problem, und auch der Hauptgrund, warum ich normal sein möchte ist, dass ich mich in einen ´normalen´ Menschen verliebt habe.
Doch genau das könnte unser

Verhängnis werden…

Schule




„Hey Kira“ begrüßt mich meine beste Freundin Ally. Ich umarme sie und gemeinsam laufen wir in unsere Klasse.
Und dort sitzt ER. Zed. Dieser Typ ist der dem ich jeden Tag in der Schule begegne (ihr müsst wissen, das genau dieser Typ, derjenige ist von dem ich erzählt habe).
Wir kennen uns gut…
Schnell laufe ich auf ihn zu, umarme ihn kurz und setze mich an den Tisch neben ihn. Ally setzt sich an meinen Tisch.
Zed ist mein bester Freund und wir werden niemals mehr sein als das.
Wir treffen uns oft gemeinsam nach der Schule zusammen mit Ally und anderen Freunden, allein mit Büchern zum Lernen oder einfach so zum Abhängen.
„Na wie geht´s euch beiden?“ fragt er zur Begrüßung.
„Gut.“ Erwiedert Ally gut gelaunt.
In diesem Moment fällt mir ein das ich meine Mathe Hausaufgaben nicht gemacht habe.
„Mist!“ fluche ich lautstark und meine Freunde sehen mich fragend an. „Ich hab die Mathe Hausi nicht gemacht. Wie soll ich das Mr. Wittecker erklären?!“
In Mathe bin ich der totale Loser. Unser Mathelehrer kann mich nicht leiden. Sei es wegen meinen schlechten Mathe Kenntnissen oder aus einem (mir unbekannten) anderem Grund. Leider haben wir in der ersten Stunde Mathe.
„Hier, du kannst bei mir abschreiben. Vielleicht schaffst du es bis er kommt.“ Zed reicht mir sein Heft.
„Oh, danke! Das ist total lieb.“
Schnell mache ich mich daran die Aufgaben ab zu schreiben, doch weit komme ich nicht. Mr. Wittecker steht pünktlich zum Gong der ersten Stunde in der Tür. Sofort schließe ich mein Heft und schiebe das von Zed möglichst unauffällig zu.
„Guten Morgen Klasse. Sagt er kurz angebunden. Beginnen wir auch gleich mit dem Unterricht. In der letzten Stunde habe ich euch ein paar Aufgaben zum Rechnen mit gegeben, fangen wir an sie zu kontrollieren.“ Das waren ziemlich viele Aufgaben, das mit den ´paar Aufgaben´ kann doch nicht ernst gemeint sein!?
Ich ziehe mein Heft zu mir heran und schlage es auf. Gerade mal zwei Aufgaben stehen dort gelöst vor mir.
Für mich ist hohe Mathematik wie eine Hexe und ein Zombie. Beides stößt sich ab. Wir können nicht miteinander und wollen uns einfach nur aus dem Weg gehen.
Zed dagegen ist in Mathe ein richtiges Ass. Meistens lässt er mich bei sich abschreiben oder geht mit mir die Aufgaben nochmal durch. Auch wenn er mich ziemlich ablenken kann, verstehe ich bei ihm alles besser.
„Nun Miss Wilson. Können sie uns diese Aufgabe an der Tafel rechnen?“ fragt Mr. Wittecker mich.
Oh oh… „Ähh…“ stoße ich hervor. Ich weiß nicht einmal bei welcher Aufgabe wir bereits sind.
„Kommen sie vor, meine Liebe“ sagt er zu mir.
Ich will aber nicht!
Steifbeinig stehe ich von meinen Stuhl auf und gehe zur Tafel. Die Aufgabe steht zu meinem Glück schon an der Tafel, aber ich habe keine Ahnung wie ich sie lösen muss. Hilfesuchend werfe ich einen Blick in Richtung Zed. Der Versucht mir sofort mit Handzeichen zu verstehen zu geben, was ich tun soll.
Ich nehme die Kreide in die Hand.
Ein weiterer Blick zu ihm. Zed versucht möglichst unauffällig ein Blatt mit der Lösung hoch zu halten. Ally versucht unseren Lehrer von dem ganzen Abzulenken. Sie verwickelt den Lehrer geschickt in ein Gespräch und deutet immer wieder auf ihr Heft.
Gerade als ich anfange, den Zettel von Zed abzuschreiben, dreht er sich wieder um und lässt mir keine Möglichkeit mehr abzuschreiben.
„Diese Aufgabe hattest du auch in deinen Hausaufgaben, Kira Wilson. Hast du sie etwa nicht gemacht?“
Ich wette er hat das Absichtlich gemacht um mir eins auszuwischen.
Da es jetzt auch nichts mehr bringt es zu leugnen, gestehe ich es schließlich.
Er gibt mir einen weiteren Strich auf meiner `Hausaufgaben-vergessen` -Liste und eine 6, die wie ein Test zählt für mangelnde Kenntnisse.
Wie um mich noch mehr zu demütigen ruft er Zed nach vorne, die Aufgabe zu lösen. Er löst sie problemlos. Danach wirft er mir die ganze Zeit entschuldigende Blicke zu.
Ich versuche ihm zu erklären, dass es nicht seine Schuld ist, er alles getan hat um mich da raus zu holen und es einfach an mir liegt.
Ich bin ja diejenige die Mathe einfach nicht checkt.
„Soll ich dir vielleicht ein bisschen in Mathe helfen? Nachhilfe klingt nicht so toll, einfach damit du es besser verstehst. Wir könnten uns nach der Schule treffen…“ schlägt er mir in der Mittagspause vor.
„Das wäre total lieb von dir“ freue ich mich über sein Angebot.
Meine Chance ihn etwas mehr zu sehen…

Abends muss ich zur `Witchcraft` meinen Abendkurs absolvieren. Ich mag die Schule nicht besonders. Alle schauen mich schief von der Seite an (was ich mittlerweile gekonnt ignorieren kann) und ich lerne Zeug, das ich nicht wissen will. Manche Sachen sind allerdings schon interessant, muss ich zugeben. Es kann toll sein etwas herbei zu zaubern oder einfach nur zu verzaubern.
Aber ich habe nicht das Gefühl, das es richtig ist. Ich möchte das nicht können, wenn ich einfach normal sein könnte. Ich würde fast alles dafür aufgeben.
Wenn ich normal bin könnte ich mit Zed zusammen sein.
Gut. Ich muss zugeben, dass er wahrscheinlich auch wenn es gehen würde, nicht mit mir zusammen sein möchte. Wir sind eben NUR Freunde… *seufz*
Ich bin schon spät dran und eile über den immer leerer werdenden Fluren. Vor der Klasse wartet Jason auf mich. Der Einzige der sich mit mir abgibt…
Er umarmt mich, wie ich es auch mit meinen anderen Freunden mache, aber bei ihm kommt es mir immer so vor als würde er mich für einen Moment von allem bösen Abschirmen.

Der Unterricht verläuft normal für eine Zauberschule. Ein bisschen Theorie und dann wird alles in der Praxis geübt.
Was soll ich nur mit dem Zeug?! Später werde ich es nicht mehr brauchen, denke ich mir, als der erste Versuch die Ratte in einen Papagei zu verwandeln nicht funktioniert.
Am Ende dieses Jahres wollen wir uns selbst in andere Menschen oder in ein Tier zu verwandeln. Dafür lernen wir erst einmal andere kleinere Tiere zu verwandeln.

Jason ist nicht in diesem Kurs (wie auch, er kann ja nicht zaubern). Zur selben Zeit hat er im neben Raum Unterricht. Wir haben allerdings Geschichte und ähnliche Fächer gemeinsam.
Nach dem Unterricht gehen wir auf den großen Vorhof der Schule. Wir setzen uns gemeinsam auf eine der Bänke und reden ein bisschen. Ich ziehe die Beine auf die Bank und um schlinge sie mit meinen Armen. Ein bisschen erzähle ich ihm von unserem blöden Mathe Lehrer, der mich andauernd mit seinen Aktionen ärgert.
„Vielleicht musst du ihn einfach mal überraschen und nicht das tun was er denkt das du tust…“ schlägt er mir vor „war dieser Satz gerade sinnvoll?“ fragt er mich.
„Naja… sagen wir, ich habe verstanden was du meinst.“ Keine schlechte Idee.
Ich habe auch über Zed geredet ein bisschen über Ally und das wir vorhaben eine Pyjama Party zu feiern.
Niemand weiß das von Zed. Es gehört zu den obersten Regeln, unsere Welt nicht zu verraten. Außerdem kann es immer vorkommen, dass wir angegriffen werden. Es gibt viele Monster da draußen, die es nicht einsehen weniger zu können oder einfach mehr Macht haben wollen. Mit allen Mitteln versuchen sie an uns heran zu kommen und zu besiegen.
Es war eine Ausnahme das ich auf eine normale Schule gehen kann. Ich hätte nicht einmal weiter mit jemandem befreundet sein dürfen, aber Freunde geben eine wirkliche Freundschaft nicht auf.
Es darf eben nur nicht mehr werden…

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 27.07.2012

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