Für all diejenigen, denen ein Kopfnicken auf dem Bahnsteig zu wenig war.
Memories of my life
by Silvereyes
Es war vorbei.
Meine Gedanken waren noch nicht fähig diesen Umstand vollständig zu erfassen. Mir war als würde ich durch endlosen Nebel wandern, unmöglich, etwas zu sehen, oder zu hören. Meine Ohren summten und ich meinte noch immer das Dämonenfeuer brausen, alles verschlingen zu hören. Doch hier saß ich. Zwischen meiner Mutter und meinem Vater in der Großen Halle von Hogwarts, in der eine merkwürdige Stimmung herrschte. Was kein Wunder war, wenn man genauer darüber nachdachte. Trotz der Toten, die dieser letzte Tag des Regimes des Dunklen Lords gebracht hatte, regt sich doch die Hoffnung in den Herzen und Köpfen der Menschen. Eine Hoffnung auf Frieden. Eine Hoffnung, ohne Furcht leben zu können. Sie regte sich auch in mir.
Lange hatte ich mit der Furcht leben müssen und wusste noch nicht, ob es mir möglich sein würde, ein normales, friedliches Leben aufzubauen. Ob es mir erlaubt werden würde. Nach dem, was ich getan hatte, wohl eher nicht.
Meine Kindheit hätte schöner nicht sein können. Das weiß ich und ich bin meinen Eltern mehr als dankbar dafür, denn auch wenn sie in der Öffentlichkeit als kalte, unnahbare Menschen gesehen werden, waren sie doch zu Hause völlig anders. Liebevoll und warmherzig, wenn auch in manchen Ansichten fehlgeleitet. Doch ich musste niemals, nicht einen einzigen Moment in meinem Leben, daran zweifeln geliebt zu werden. Ich lebte behütet und im Überfluss; etwas was ein Junge sich nur wünschen kann, auch wenn es für die Charakterbildung sicher nicht das beste ist. Dessen bin ich mir bewusst. Was soll ich sagen? Ich bin arrogant, ich bin verwöhnt, ich bin eitel. Kurz gesagt - ich bin Draco Malfoy.
Ich bin kein guter Mensch. Zumindest nicht, was man allgemein als gut bezeichnen würde. Es kümmert mich einen Dreck, ob irgendwo in Zentralafrika Menschen verhungern, oder ob jeden Tag Muggel umgebracht werden, oder bei irgendwelchen Unfällen drauf gehen. Macht mich das zu einem schlechten Menschen? Ich weiß es nicht, das müssen wohl andere beurteilen. Ich würde sagen, nein. Denn für das, was mir wichtig ist, würde ich mein Leben geben und habe es beinahe getan. Aber vielleicht sollte ich von vorne beginnen.
Wie gesagt, meine Kindheit hätte besser nicht sein können. Meine Eltern waren wunderbar, mein zu Hause hatte alles, was sich ein Junge erträumt, inklusive Quidditchfeld und einem riesigen Abenteuerspielplatz, als ich klein war. Privatlehrer gingen bei uns ein und aus, brachten mir alles bei, was meine Eltern als wünschenswert sahen und noch mehr. Auch als ich nach Hogwarts kam, hörte mein privilegiertes Leben keineswegs auf. Allein mein Name öffnete mir Türen, die anderen wohl ewig vor der Nase zugeschlagen werden würden. Ich spielte meine Rolle und hatte Spaß dabei. Ja, ich war - bin - der Eisprinz von Slytherin und das mit Leib und Seele. Es war eine Rolle, ein Spiel... ein Spiel, aus dem nur allzu bald bitterer Ernst wurde. Damals, nach der dritten Runde im Trimagischen Turnier, wurde alles anders.
Furcht regierte ab diesem Zeitpunkt unser Dasein. Meine Eltern versuchten es zu verstecken, doch auch sie hatten sich an ihr Leben gewöhnt und wer etwas anderes sagt, der täuscht sich ganz gewaltig. Oh Himmel, ja, ich weiß, dass mein Vater nicht in der Top Ten im Ranking der beliebtesten Zauberer landen wird. Er ist ein Malfoy, zum Teufel. Aber selbst er mochte das mehr oder weniger ruhige und vor allem privilegierte Leben, welches wir in den dreizehn Jahren, in denen der Dunkle Lord nur ein Schatten seiner Selbst war, gelebt hatten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Vater, an diesem bewussten Abend, an dem ich in den Rängen des zum Irrgarten verwandelten Quidditchstadions saß und darauf wartete, dass einer der Champions mit diesem Pokal wieder auftauchen würde, lauthals geflucht hat, als er das Brennen an seinem Arm spürte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Vater einen winzigen Moment, den Bruchteil einer Sekunde vielleicht nur, gezögert hat. Überlegt hat, ob seine Weigerung vor einem Monster zu kriechen, es wert wäre, seine gesamte Familie in Gefahr zu bringen. Wie mittlerweile alle wissen ist er gegangen, ist gekrochen und hat so unser Leben gerettet - zumindest für eine Weile.
Potter an diesem Abend zu sehen, als er zurück kam, mit Diggory im Arm - tot - hat mir klar gemacht, dass unsere Kindheit und unsere sorglose Jugend auf einen Schlag vorbei war. Die Welt hatte für einen Moment angehalten und sich dann in der anderen Richtung weiter gedreht, zurück zu den Wurzeln allen Übels. Zurück in die dunklen Tage des ersten Krieges.
Ganz entgegen meinem Auftreten, das nur die Erwartungen aller erfüllen sollte, fürchtete ich mich davor, was mich in meinem zu Hause erwarten würde, wenn ich in die Ferien kommen würde. Und es war offensichtlich, dass sich etwas verändert hatte. Für Aussenstehende wären die Hinweise zu subtil gewesen, um sie zu bemerken, doch nicht für mich, nicht für mich, der ich doch mein ganzes Leben in diesem Haus, mit meinen Eltern verbracht hatte. Meine Mutter - eine kühle Schönheit, die ihresgleichen suchte - sonst immer fröhlich, liebevoll, immer ein Lächeln um die sanft geschwungenen Lippen, hatte einen bitteren Zug um den Mund bekommen und ihre klaren blauen Augen schienen ihre Furcht um das Leben derer, die die sie liebte, geradezu heraus zu schreien. Es tat mir im Herzen weh, sie so zu sehen.
Mein Vater dagegen, vorher schon ein eher introvertierter Mann, der seine Gedanken so lange für sich behielt, wie er es als nötig erachtete, wurde noch ruhiger, kapselte sich von uns ab und schloss sich stundenlang in seinem Studierzimmer ein, wo er nichts anderes tat, als sich an seinem Brandy festzuhalten, ins Feuer zu starren und auf das Unvermeidliche zu warten - das Brennen auf seinem linken Arm. Es war offensichtlich, dass unsere Familie in diesem Sumpf des Bösen versinken würde und keiner von uns konnte etwas dagegen tun, wenn wir nicht riskieren wollten, umgebracht zu werden aufgrund von Verrat. Das Abwenden vom Dunklen Lord war nicht gesund für Leib und Leben, das hatte die Vergangenheit gezeigt und auch in der Gegenwart ließ sich diese Tatsache nicht leugnen. Karkaroff war das beste Beispiel und es war ein deutliches für alle, die sich überlegten, ob es nicht besser wäre, die andere Seite zu unterstützen oder sich gar ganz herauszuhalten. Es gab kein egal - nur ein entweder oder.
Das folgende Schuljahr wurde überschattet von der Starrsinnigkeit des Ministeriums, die die Wahrheit einfach nicht sehen wollten und dem Versuch, Hogwarts in eine Schule zu verwandeln, in der jede Individualität im Keim erstickt wurde. Wäre es geglückt, würden wir jetzt vermutlich alle in rosa Strickjacken herumlaufen. Ja, ich weiß, ich habe begeistert beim Inquisitionskommando mitgemischt, habe Potters kleine Rebellengruppe auffliegen lassen und doch... es war das einzige, was ich tun konnte. Der Abend, als wir Potter und seine Freunde geschnappt hatten und die Rede von einer Waffe war - es war das erste Mal, dass sowas wie Hoffnung in mir aufkeimte. Der Gedanke, dass es etwas geben könnte, etwas wie eine geheime Wunderwaffe, die den Dunklen Lord für immer auslöschen würde, war überwältigend. Mein Verlangen dieses Ding zu sehen, stieg ins Unermessliche, doch Umbridge in ihrer Verblendung, sah nicht, dass es nur eine Finte war. Genauso wenig, wie ich. Als sie mit Potter und Granger im Wald verschwand, Weasley und die anderen uns kampfunfähig machten und daraufhin türmten - das war der Zeitpunkt, an dem mein Leben den Bach runter ging, so schnell und gründlich, dass der Weg zurück wie eine unüberwindbare Felswand anmutete.
Oh ja, ich war wütend nach dieser Nacht, als ich die Nachricht bekam, dass mein Vater in Askaban inhaftiert wurde. Ich war wütend, zornig und es machte mich wahnsinnig, meinen Vater dort zu wissen, auf dieser kargen Insel der Nordsee. Und alleine der Gedanke daran, nach Hause zu fahren, in die Ferien, ließ mich innerlich vor Angst zittern und Beben. Eine Sekunde lang, ach was, nicht mal ein Bruchteil davon, dachte ich wirklich und wahrhaftig daran, in Dumbledores Büro zu stürmen und ihn zu bitten, mich zu verstecken, am besten unter seinen Roben, auch wenn dieser Gedanke mehr als verstörend war. Doch wie der gute Sohn, der ich war, fuhr ich mit dem Zug nach London und ging hocherhobenen Hauptes meinem Schicksal entgegen. Was hätte ich sonst tun sollen? Meine Mutter diesem Irren alleine aussetzen?
Die ersten zwei Wochen der Ferien gingen vorbei in einem endlosen Schleier aus Rastlosigkeit, bei dem meine Mutter und ich, selbst die Hauselfen, bei dem kleinsten Tappen einer Eule am Fenster zusammen zuckten. Meine Tante Bellatrix, ging ein und aus, brachte mir Okklumentik bei und sah mich mit einem Stolz in den Augen an, dass es mir eiskalt den Rücken herunter lief.
Dann kam der Brief. Schwarz gefärbtes Pergament mit grünem Siegel, von dem mir das Dunkle Mal entgegen starrte und mich dazu aufforderte, den Platz meines Vaters einzunehmen. Meine Mutter brach in Tränen aus, als ich ihr das Pergament überreichte und ich schloss mich die nächsten zwei Tage in meinem Zimmer ein. Zwei Tage, in denen ich mein Zimmer völlig verwüstete, meinen Vater verfluchte, mich mit seinem teuren Brandy betrank, nur um dann in völliger Apathie zwischen den Trümmern meines Zimmers zu hocken.
Ich war kaum nüchtern, als ich mit meiner Mutter zu meinem ersten Todessertreffen aufbrach. Es war besser so gewesen, sonst hätte ich wohl vor Schmerz geschrien, als dieser Psychopath mich mit diesem hässlichen Ding brandmarkte, das mich für immer als Verbrecher kennzeichnen würde. Völlig egal ob ich etwas getan hatte, oder nicht. Die Aufgabe, die ich gestellt bekam, ließ mir fast die Augen aus dem Kopf fallen, doch ein gut gezielter Crucio, unter dem meine Mutter kreischender schrie als ein Dutzend Todesfeen, ließ mich meinem Mund halten.
Es war lächerlich, das wusste ich in dem Moment, als der Dunkle Lord den Mund schloss, nachdem er mir seinen Wunsch mitgeteilt hatte. Natürlich war allen klar, dass es weniger ein Wunsch, sondern eher ein Befehl gewesen war und ich ging an diesem Abend in einem Zustand nach Hause, der sich zwischen hemmungslosem Schluchzen und hysterischem Gelächter befand. Wie zum Teufel sollte ich jemanden umbringen, den selbst Voldemort selbst nicht besiegen konnte? Es war ein Himmelfahrtskommando, das wusste ich, doch wenn ich meine Familie und mich am Leben halten wollte, hatte ich keine Wahl.
Wie mein sechstes Schuljahr verlief, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Ich wurde mit jedem Tag verzweifelter, ich aß kaum, schlief nur wenig und mit meinen schulischen Leistungen in dieser Zeit werde ich wohl kaum in die Annalen der fleißigsten Hogwartsstudenten eingehen. Ich stolperte vom Unterricht zum Raum der Wünsche und von dort aus, wenn ich einen Grad völliger Erschöpfung erreicht hatte, in mein Bett. Ich sah bald so schlecht aus, dass mir die Maulende Myrthe einen Platz in ihrer Toilette anbot, wenn ich das Zeitliche segnete. Offenbar sah ich wirklich nicht gut aus, ich wusste es nicht, denn ich schaute kaum in den Spiegel. Ich wollte die Verzweiflung in meinen Augen nicht sehen, es reichte, wenn ich sie spürte. Wie ein ätzender Feuerball, der sich in meinem Magen formte und je weiter das Jahr voran schritt, immer mehr von mir auffraß, bis nichts mehr übrig bleiben würde.
Der Vorfall mit Potter auf der Toilette... ich wusste nicht, was ich dachte, als ich den Crucio sprach, ich wusste nur, dass mich eine grenzenlose Panik erfasst hatte. Zwei Sekunden später lag ich auf dem nassen Fliesenboden und konnte regelrecht spüren, wie das Leben aus mir heraus floss. Potters panisches Gesicht war das ganze fast schon wieder wert und beinahe hätte ich mich bei ihm bedankt, dass er meinem Elend mit diesem Fluch ein Ende machte. Doch so viel Glück hatte ich nicht. Woher auch? Seit ich diesen kleinen, schmächtigen Jungen mit den verstrubbelten, schwarzen Haaren und diesen unglaublich großen grünen Augen damals bei Madam Malkins getroffen hatte, schien er es gepachtet zu haben. Vermutlich würde er das anders sehen, doch aus meiner Sicht war es genauso und keiner hätte mir was anderes einreden können.
In der Nacht als ich auf dem Astronomieturm stand, Dumbledore so wehrlos vor mir liegend, musste ich es mir selbst eingestehen. Ich hatte furchtbare Angst und ich war kein Feigling. Nun, vielleicht doch... ein wenig, aber das Wichtigste war, ich war kein Mörder.
Nach meiner Flucht dauerte es nicht lange, bis mein Vater wieder zu Hause eintraf und es schien so, als wäre er in diesem einen Jahr in Askaban um zwanzig Jahre gealtert. Der Einzug des Dunklen Lords trug nicht gerade dazu bei, dass er sich erholen konnte, doch mein Versagen dabei, Dumbledore zu töten, brachte unserer ganzen Familie keinen Frieden. Wir hatten Angst in unserem eigenen zu Hause und hofften nur, nicht weiter aufzufallen, zumindest äußerlich und Voldemort sprichwörtlich gesehen, den Arsch zu lecken.
Fast war ich froh, am ersten September wieder nach Hogwarts zu können. Fast, denn andererseits war ich entsetzt, was mit denen geschehen würde, die wieder zurück in die Schule kamen, nachdem die Schule von Todessern übernommen worden war. Professor Snape auf dem Direktorenstuhl zu sehen, war ein Bild, das merkwürdiger nicht sein konnte, wenn man seit sechs Jahren an einen alten Mann mit Rauschebart und Brille gewöhnt war. Doch im Nachhinein konnte es wohl nichts besseres geben, denn wie ich irgendwann, nach langem beobachten, heraus fand, hielt Snape die Carrows im Zaum und hielt vor allem Greyback von der Schule fern.
Und doch war es ein seltsames Gefühl in Hogwarts die Unverzeihlichen beigebracht zu bekommen, auch wenn ich ernsthaft bezweifelte sie jemals ausführen zu können, so wie es unsere 'Professoren' wollten. McGonagall sah dem zähneknirschend zu und ich muss sie dafür respektieren, dass sie nicht einfach gegangen ist, als sie die Gelegenheit hatte. Doch sie lebte, genauso wie Dumbledore vor ihr, für diese Schule, für ihre Schüler und sie erinnerte mich mehr als einmal an eine wütende Löwin, die ihre Jungen beschützte, was sie, im weitesten Sinne, wohl auch war.
Ich pendelte in diesem Jahr zwischen Hogwarts und dem Manor hin und her. Eigentlich war ich ein besserer Bote, denn ich trug ständig Nachrichten hin und her. Als bei einer dieser Gelgenheiten plötzlich ein zum fürchten aussehender Potter, mitsamt Weasley und Granger in unserem Salon standen und ich gefragt wurde, ob ich sie identifizieren könnte, überrollte mich die Panik, dass, sollte ich bestätigen, dass hier tatsächlich Harry Potter stand, alles vorbei war. Dass die Dunkelheit sich im ganzen Land ausbreiten würde und mich mit in die Tiefe reißen würde. Ich konnte es nicht... schon wieder. Ich leugnete was das Zeug hielt, gab vor, mir nicht sicher zu sein, wobei eigentlich jedem Idioten hätte klar sein müssen, wer hier genau stand.
Vielleicht habe ich es mir mit dieser Lüge verdient, aus dem Dämonenfeuer gerettet zu werden, ich weiß es nicht, doch nach dieser Nacht, bekamen meine Alpträume neue Nahrung. Das Schreien von Granger unter dem Cruciatus meiner Tante hallte in meinem Träumen nach und ließ mich in kaltem Schweiß ausbrechen. Es war eine Sache, irgendwelche Schüler damit bestraft zu sehen; eine völlig andere war es, wenn es jemanden traf, den man kannte und vor dem man, auf eine völlig verdrehte Weise, einen unglaublichen Respekt hatte. Aber wann war meine Beziehung zu einem der Drei schon unkompliziert gewesen? Richtig, noch nie.
Nun sitze ich hier in der Großen Halle, sehe das hoffnungsvolle Lächeln, aber auch die Tränen derer, die jemanden verloren haben. Meine Eltern sitzen still neben mir und halten meine Hände, als würden sie mich niemals wieder loslassen wollen. Im Moment ist das ein schönes Gefühl, aber ich vermute mal, dass mir das zukünftig ein paar Schwierigkeiten bereiten wird. Was soll's, damit werde ich mich befassen, wenn es soweit ist. Jetzt ist nur Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, wie unser Leben in Zukunft aussehen wird, ob wir leben dürfen, oder ob wir uns in Askaban wiederfinden werden.
Ich weiß nicht, was geschehen wird, aber ich weiß, dass ich noch etwas erledigen muss, bevor er aus der Halle verschwindet. Ich muss mich bei Potter bedanken. Zur Hölle noch mal, er hat mir zwei Mal das Leben gerettet und hätte es wirklich nicht tun müssen. Das wenigste was ich tun kann, ist ihm zu danken. Ich weiß, dass er niemals mein Freund sein wird und es noch viel weniger sein will, aber das muss ich tun. Soviel Ehre und Anstand habe selbst ich im Leib.
Meine Eltern sehen mich erstaunt an, als ich aufstehe und auf den Ausgang zu renne, doch im Augenblick könnte ich mich nicht weniger darum kümmern. Potter verschwindet gerade aus der Halle und ich erwische ihn gerade noch, als er im Begriff ist, die Marmortreppen hochzusteigen.
Überrascht dreht er sich um, als ich ihn rufe und mir fällt auf, wie unglaublich müde und erschöpft er aussieht. Die grünen Augen hinter der Brille schreien geradezu nach Schlaf und sehen aus, als würden sie jeden Moment zufallen. Er sieht aus, als könnte er im stehen schlafen, was wohl auch der Fall ist. Trotzdem muss ich es tun, bevor mich das bisschen Mut verlässt, oder ich keine Gelegenheit mehr dazu bekomme. Schluckend trete ich auf ihn zu, stehe eine Stufe unter ihm und noch niemals hat sich das so richtig angefühlt, wie gerade jetzt. Er war immer ein bisschen besser, schneller oder hatte einfach mehr Glück und ich habe mich maßlos darüber geärgert. Aber jetzt, nach dem, was er getan hat, ist es einfach die richtige Position.
Trotzdem ich unter ihm stehe, kann ich ihm fast in die Augen sehen, ohne aufsehen zu müssen und beuge mich vor. Ich kann nicht glauben, dass ich hier, mitten in der Eingangshalle von Hogwarts, stehe und ihn umarme! Das war nicht geplant und ich könnte meinen Körper verfluchen, dafür, dass er mich so sehr verrät. Es ist ein schönes Gefühl, so hier mit ihm zu stehen. Leise flüstere ich ihm meinen Dank ins Ohr, danke ihm für mein Leben und spreche zum ersten Mal laut aus, dass ich es bedauere, dass wir niemals Freunde sein konnten, oder sein werden. Mein Körper verrät mich ein weiteres Mal, als ich ihm einen sanften Kuss auf die Wange gebe und mein Herz flattert in meiner Brust wie ein aufgeregter Kolibri. Verlegen löse ich mich und drehe mich um. Ich will ihm keine Gelegenheit geben, über mich zu lachen, auch wenn mir wohl bewusst ist, dass er das vermutlich nie tun würde. Er ist nicht der Mensch, der jemanden mit Absicht demütigt. Das ist weit unter seinem Niveau und er würde wohl nicht ausgerechnet jetzt damit anfangen.
Mein Schritt stockt, als ich seine Stimme höre, die klar und deutlich hinter mir sagt:
„Gern geschehen... Draco“
Das war es auch schon. Im Moment ist es noch ein OS, aber wer weiß, vielleicht geht es ja damit noch weiter, wenn mich die Muse dafür küsst. Zuerst einmal ist es abgeschlossen, aber das Ende... nun ja, es lässt Raum für Neues.
Bis wir uns irgendwo wiedersehen...
Eure Silvereyes
Tag der Veröffentlichung: 17.12.2009
Alle Rechte vorbehalten