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Tagebuch der Melancholie<</font>

Ich bin Stubborn.
Gerade frage ich mich selbst wozu ich eigentlich Tagebuch führe.
Es ist Irrsinn und gleichfalls umsonst. Schließlich ist mir durchaus klar, dass mir die Peinlichkeit der Worte geradezu verbietet dies jemanden zum lesen zu überlassen. Auch weiß mein Bewusstsein, dass nach meinen Ableben zwar jenes Problem behoben ist, sich dafür aber dann keiner mehr dafür interessieren wird.

Wer würde dann noch versuchen zu entziffern was Kinderhände und später die eines Teenagers dort hingekrackelt haben? Selbst die Handschrift einer heranwachsenden Frau würde nicht zum lesen animieren bei dergleichen Inhalten, wie sie bei mir vorzufinden sind.
Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, dann ist mein Tagebuch nicht nur sehr Lücken behaftet, schlimmer noch; Es ist ein aus heulen und angeben im Wechsel.
Dies und das bekam ich dann und wann von dem und jenen.
Der oder die haben dies und das getan oder eben nicht und nun sitze ich hier und ergebe mich meinen negativen Gefühlen.
Sicher, es ist meine Geschichte die dort geschrieben steht und doch sind die Briefe, welche ich nie abgeschickt habe, sicher interessanter als das kleine blaue Tagebuch in der Schublade.
Manch einen Brief habe ich einfach in das Buch hinein gebastelt. So wie das ein oder andere, was mittlerweile auch verloren gegangen ist. Eine Haarsträhne zum Bleistift. Wozu? Ich wollte zeigen (oder angeben?) wie mutig ich war mir solch ein ganz langes Stück meiner Haarpracht abschneiden zu lassen.
Heute ist es eher unsinnig.
So wie der Wandel der sich in mir vollzogen hat. Gut er hat auch seine Vorteile mit sich gebracht und doch höre ich hier und da; früher war ich anders, nicht so.....besser?!
Nein, wohl eher nicht. Heute bin ich, ICH. Früher war ich eine Puppe, eine Marionette die tanzte wenn man an den Fäden zog. Heute zieh ich lieber selber daran.

Trotzdem bleibe ich oft genug melancholisch. Tiefsinnig und verträumt gebe ich mich anderen Welten hin. Vor allem jedoch bin ich eines. Ich bin Stubborn!
Verzeihung. Sie können kein Englisch? Kein Problem!
Stubborn heißt soviel wie „eigensinnig“, „stur“ oder „hartnäckig“. Also bin ich ein Sturkopf.
Jemand der mit den Kopf durch die Wand geht und dabei neben blauen Flecken Hörner bekommt. Aber ich bestehe einfach darauf, dass damit auch schwarze Flügel erscheinen. Punkt!
Selbst wenn ein mir nahe stehender Mensch, der mir viel bedeutet, oft ein „B“ vorsetzt.
Also vor dem „Engelchen“, versteht sich von alleine.

Ich habe nicht nachgesehen wie lange mein letzter Eintrag schon zurück liegt. Denn ein oder anderen habe ich jedoch überflogen. Es fehlt viel. Eigentlich die letzten drei Jahre. Die Zeit meines Lebens?
Darüber lache ich eher, dass es für mich stimmig erscheint. Es waren wohl eher die zerstochensten Zeitphasen meines Lebens, diese 3 Lenze.
Vieles traf mich hart. Verluste die mich heute noch quälen und zum Wasserfall befördern. Doch auch Wunder die sich ergaben. Welten die mir eröffnet wurden und Abschlüsse die ich endlich erreicht habe.
Endlich bin ich etwas, anstatt nur zu sein.

Wer kennt das nicht, man blickt zurück und denkt sich; Wie im Fluge.
Ich bin jung! So ist es nicht, aber trotzdem habe ich eine Geschichte, schreibe ich Geschichte. Doch zur Zeit macht mir mehr meine Zukunft sorgen.
Das eine Jahr, welches ich wie eine Brücke nutzen wollte, wird schnell vergehen und dann?
Dann brauch ich einen Job. Einen gut bezahlten Beruf in den ich mein Potenzial zeigen, ausleben und aufbauen kann. Wie schön wäre es doch, wenn all dies so einfach erscheinen würde, wie in meinen getippten Zeilen.
Dem ist leider nicht so.
Auch wenn ich nicht klagen kann, was die Unterstützung angeht, so komme ich einfach nicht voran. Was mir sonst spielend einfach gelang wird nun zum Horrortrip.
Einen Hörer abnehmen, eine Nummer wählen und;
„Guten Tag, mein Name ist....., haben sie gerade Stellen frei?“
Selbst die Formulierung der schriftlichen Form verlangte mir Kräfte ab, die ich im tiefsten Inneren verborgen hielt.
Dabei liegt mir das Schreiben. Auch bin ich kontaktfreudig, gehe auf andere zu und trau mich manchmal mehr, als nötig ist. Aber Stubborn wäre nicht Stubborn, wenn sie nicht etwas hartnäckig wäre. Eben eine Nuss die erst geknackt werden muss, damit sie sich öffnet.
Doch wer spielt Nussknacker für mich bei solch einer Sache?
Ich zweifle an, dass meine Worte von jeden auch so verstanden werden, wie ich sie niederschreibe. Im Gegenteil, wird sich der ein oder andere wohl gerade lustig machen, den Kopf schütteln, nichts verstehen oder was vollkommen falsches.
Also, um es klar zu stellen;
Was ich suche ist eine Art Auslöser, der mich dazu bewegt meine eigenen Grenzen zu überwinden, um erfolgreich in meine Zukunft gehen zu können. Nicht mehr und auch nicht weniger.

Es erscheint mir jedoch in grauen Herbsttagen beinahe Hoffnungslos. Dabei sah es vor kurzem noch ganz anders aus. Doch dann bekam ich frei – hatte somit Zeit mich darum zu kümmern - wurde krank und wieder gesund und das Wetter wurde von warm und sonnig zu grau und trüb und ach egal. Schaut selbst aus den Fenster.
Mit jedem Tag, so kommt es mir vor, an dem ich meiner Pflicht näher kam, wurde weniger Elan daraus. Geradezu Lustlos würde ich mich am liebsten schlafen legen und wenn ich es dann tat, wachte ich auf und fühlte mich nur noch schlechter. Das ist meine Melancholie.
Tiefschlag.
Langsam verstehe ich oder vielmehr muss ich mir eingestehen, dass ich an einen Punkt angelangt bin, an dem ich schon einmal war. Vor drei Jahren, als mir bewusst wurde, dass ich ausgenutzt werde und keinen Ausbildungsplatz erhalten würde. Die Monate danach waren der Horror, wenn gleich im Nachhinein die Jahre davor sicherlich niederschmetternder waren.
Egal. Letztendlich muss ich mir darüber klar werden was ich wirklich bin und meinen Arsch bewegen.
Grob gesagt, aber nur so kommt es bei einen Stubborn an.

Wer weiß, vielleicht bin ich gut beraten daran den Worten zu Folgen, die mir helfend Beiseite stehen. Oder aber ich tue gut daran genau das erst einmal zu unterlassen und meinen Instinkten zu folgen. Die sagen nämlich gerade; Mach, mach das was du denkst!
Hauptsache ist doch, dass ich mir eine Zukunft aufbaue – oder?

Gez.
Stubborn
Der Sturkopf

Impressum

Texte: Copyright liegt in Wort, Schrift und Bild bei Silizia Albrecht
Tag der Veröffentlichung: 05.10.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Allen Sturköpfen da draußen

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