Die Traumreise
Es ist angenehm warm und der Wind streift meine Haut, als ich meine Augen wieder öffne. Ich höre das Rauschen von Wasser, Wellen, die an entfernte Klippe klatschen. Ein Rhythmus, den ich nicht kontrollieren kann und doch habe ich das Gefühl, dass diese Geräusche, jene Melodie nur für mich sind.
Die Versuchung
Ich rieche etwas Salz, doch ist es nur das Meer, welches sich in meine Sinne schleicht, mich alles vergessen lässt und meine Erinnerungen scheinbar auslöscht.
Völlige Hingabe.
Die Sonne senkt sich schon und bald wird sie hinter dem Horizont verschwinden. Aber bisher reicht ihr Licht noch aus, damit man das Meer sehen kann. Der rötlich gefärbte Himmel und die Möwen, welche über all dem kreisen. Ihre Laute dringen an mein Ohr und klingen doch wie schöne Stimmen, die zum Klang der Wellen, ihre Lieder singen.
Der Verfall
Es wird frisch. Ich merke, wie der Wind stärker wird und ich höre die Wellen, lauter und näher, als vorher. Mich beschleicht ein ungutes Gefühl und schon kurze Zeit später, hat eine Gänsehaut von meinem Körper Besitz ergriffen.
Noch ehe ich merke, was geschieht, richtet sich eine riesige Welle vor mir auf und kommt direkt auf mich zu.
Ich schaffe es gerade noch rechtzeitig meine Hände schützend vors Gesicht zu halten, als die unbändige Kraft des Wassers mich mit sich nimmt, mir meine Kraft raubt und meinen Körper davon spült.
Alles um mich herum versinkt in Dunkelheit und benommen schließe ich meine Augen und gebe mich geschlagen, noch bevor mir meine Luft versagt bleibt.
Herzlos
Es vergehen Sekunden, Minuten, doch es kommt mir vor, als währen es Stunden oder gar Tage, an denen ich ziellos durch die Finsternis streife, mir darüber im Klaren, dass ich tot sein muss. Eine andere Erklärung gibt es für mich nicht und so breitet sich der schreckliche Gedanke in mir aus, nimmt meinen Geist ein und schwächt meinen Körper.
Das ich mich noch spüre, obwohl ich keinen Herzschlag fühle, halte ich für eine Strafe. Vielleicht bin ich auf den Weg zur Hölle und die Kälte, die meine Glieder langsam erstarren lässt, wird mich bald zu Eis gefrieren lassen. Da ich mir jedoch nicht gewiss sein kann, hoffe ich im Innersten noch immer darauf, endlich zu erwachen. Ein letzter Funke Hoffnung.
Ein Traum?
Ein Alptraum?
Die Gedanken sprudeln plötzlich aus mir hervor und ich nehme all meine Kraft zusammen, um meine Stimme zu gebrauchen.
„Wach auf! Weckt mich auf!“, schreie ich ins Nichts.
Das Licht
Und plötzlich erscheint etwas vor mir. Klein, unbedeutend und fast nicht zu erkennen; ein einziger Punkt, irgendwo vor mir.
Es ist Licht und Hoffnung keimt in mir auf.
In jedem Teil meines Ichs, suche ich nach Energie, finde sie, wenn auch nur in Bruchstücken und nutze es aus, um meine Füße zu bewegen.
Schritt für Schritt, schneller immer schneller, bis das Licht vor mir immer größer wird und endlich, nach schier unendlicher Zeit, spüre ich wieder so etwas wie Wärme.
Tränen bilden sich, ohne dass ich es verhindern kann und selbst das Schließen meiner Augen, lässt sie nicht verschwinden.
So wende ich meinen Blick weiterhin dem Ziel vor mir zu und ich kann gar nicht begreifen, was dadurch mit mir passiert.
Diese unbeschreibliche Kraft nimmt mich ein, durchzieht meinen Körper und lässt ihn, von innen heraus, strahlen. Unbekanntes und kaum zu bändigendes Glück übernimmt meinen Körper und lässt ihn, fast von ganz alleine laufen, immer weiter auf das Licht zu, welches meine Augen kaum noch aushalten können.
So schließe ich sie notgedrungen und höre nur noch meine Schritte, die Klingen als würden sie, in einem leeren Raum, vom Schall davon getragen werden.
Das Erwachen
Ich muss ohnmächtig gewesen sein, denn als ich meine Augen wieder öffne, liege ich auf einer Wiese. Ich rieche den Duft von hunderten Blüten, höre den leisen und beinahe sanft wiegenden Vogelgesang und das Brummen von Hummeln und anderen Insekten.
Es kommt mir vor, als wäre ich im Paradies gelandet. Alles ist in schillernden und fast leuchtenden Farben gehüllt. Der Wind bringt das Blattwerk des Baumes hinter mir zum rauschen. Beinahe so, wie vorher am Meer.
Langsam stehe ich auf und betrachte meine Umgebung dabei ausgiebig. Ein süßer Duft dringt an meine Nase, der gemischt nach Blumen und Honig duftet. Die Sonne steht hoch am Himmel und ihre Strahlen kitzeln mich.
Ein schmaler Pfad, nicht weit entfernt von mir, weckt meine Aufmerksamkeit und ich schreite darauf zu, um ihn folgen zu können.
Herzschlag
Jeder Schritt, den ich dabei mache, kommt mir unbekannt leicht vor, beinahe so, als würde ich fliegen oder schweben. Nur so kann ich mir erklären, wie ich über den kleinen Teich geschritten bin, ohne auch nur eine Welle auszulösen oder gar einen von den Libellen oder Fröschen zu stören.
Es kommt mir so vor, als würde mich etwas anziehen, dem ich nicht widerstehen kann und so folge ich meinem Herzen, das immer lauter schlägt.
Poch.
Poch Poch.
Poch.
Poch Poch.
Es dauert eine Weile, bis ich endlich stehen bleib.
Vor mir, ein riesiges Tor, welches die Form eines Herzens hat. Es glitzert, leuchtet und funkelt und darin scheint sich die Umgebung verzerrt zu spiegeln.
Nur ein einziger Fleck in der Mitte, welches nach einem Schlüsselloch aussieht, ist völlig weiß.
Poch.
Poch. Poch.
Die Schlüssel
Ich fühle mich damit verbunden, kann es nicht erklären und doch scheint meine Seele schon einmal hier gewesen zu sein.
Ein Gedanke und die Kraft, welche ich im Licht verspürt hatte, kehrt zurück, bündelt sich in meinen Händen und erscheint dort, in Gestalt von zwei langen, wunderschön verzierten Schlüsseln, die eher wie Schwerter wirken.
Ohne zu zögern, wie von Geisterhand, führe ich die Enden zusammen und bilde ein Dreieck, deren Spitze, zum Tor zeigt. Es bildet sich ein Lichtstrahl der direkt ins Schlüsselloch trifft.
Ein Klick, die Spieglung verschwindet und ich blicke in ein Meer aus Sternen, Planeten und Kometen.
Vor mir liegt das Universum.
Ein neues Ziel
Keine Angst, keine Furcht und kein Schrecken in mir drin, als ich durch den Torbogen schreite, ins ungewisse und unbekannte, während hinter und über mir, hunderte weiße Tauben fliegen.
Eine Stimme flüstert und erreicht mich schwach.
„Sora. Wach auf!“
- Ende ? -
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Tag der Veröffentlichung: 06.07.2011
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Widmung:
Allen Kingdom Hearts Fans die sich fragen wie es wohl ist, ein Herzloser zu sein