Cover

Ein Bild von dir




In Gelb und Schwarz ein Bild von dir,
ein Stückchen nackte Haut.
Versprechen, Zeichen, Souvenir,
so fremd und so vertraut.

In Gelb und Schwarz ein Bild von dir -
ein Bild von irgendher.
Es weckt Verlangen und Begier
nach Nahesein, nach mehr.

In Gelb und Schwarz ein Bild von dir
verhüllt mehr als es zeigt.
Wann werden du und ich ein Wir?
Es lacht das Bild, und schweigtt werdent.

Wir





ich
ich liebe
ich liebe dich

du
du liebst
du liebst mich

wir lieben einander
wir lieben
wir

Du bist ...




Du bist das Lied, das ich am Morgen singe,
wenn Nacht allmählich übergeht in Licht,
wenn Träume sich genau wie Dinge
verwandeln von allein in ein Gedicht.

Du bist der Duft erwachter Rosenblüten,
die sich verzehr´n in Pracht und Herrlichkeit,
das Echo von Erzählungen und Mythen
von Tod und Liebe, Leidenschaft und Leid.

Du bist der Schatz, nach dem die Narren graben,
die nichts besitzen, weil nichts wichtig ist,
nur eines, nämlich diesen Schatz zu haben,
so dass man alles andere vergisst.

Du bist der Halt, wenn jene Säulen wanken,
worauf die Selbstverständlichkeiten ruhn;
Wegweiser für die irrenden Gedanken,
der Mut, mehr als das Übliche zu tun.

Du bist der Anfang, der, wenn alles endet
und meine Seele sich mit Zweifeln plagt,
wenn nichts mehr Trost und Hoffnung spendet,
erneut zu hoffen und zu lieben wagt.

Du bist die Neugier, Wunder zu entdecken
erwartungsvoll gleich einem kleinen Kind,
das rings im Alltag und in allen Ecken
Geheimnisse entdeckt, wo keine sind.

Du bist der Quell, an dem ich niederkniee,
wenn mittags irgendwo am Wegesrand
ich in den Schatten dichter Bäume fliehe,
worüber sich ein blauer Himmel spannt.

Du bist das Haus, nach dem ich abends spähe,
wenn ich erschöpft vom Kampf des Tages bin
auf Suche nach Geborgenheit und Nähe.
Dann kehr ich heim, und ich weiß stets, wohin.


Schritte




Hoffnung
Wunsch
Erfüllung
Wirklichkeit

Wir sehen uns an und lachen
wir trennen uns und es tut weh
wir sind ein paar Stunden getrennt und denken an einander
wir sehen uns lange nicht und sehnen uns nach einander
wir entscheiden etwas und fragen: wie würdest du entscheiden
wir sind traurig und wissen, wir können darüber sprechen
wir freuen uns und werden unsere Freude teilen
wir wissen nicht weiter, aber werden gemeinsam einen Weg finden
wir hätten so viel zu sagen, aber wir hören zu
wir gehen unsere eigenen Weg, aber gehören zusammen
wir sind verschieden, aber können uns einigen
wir sind zwei und wir sind eins

Du lockst




Du lockst mit dem, was du mir zeigst.
Du lockst mit dem, was du verschweigst.
Mich lockt dein Außen und dein Innen.
Ich kann und will dir nicht entrinnen.

Du lockst bei Tag und in der Nacht.
Du lockst mich zärtlich und mit Macht.
Du lockst mit vielen bunten Gaben.
Du bist tief in mir eingegraben.

Du lockst mich wie ein Edelstein.
Du lockst mich einfach durch dein Sein.
Es lockt mich, was ich nicht versteh.
Du tust mir gut und tust mir weh.

Von einer Fee geküsst




Es war ein Traum, wie Träume eben sind,
ein Schmetterling im lauen Frühlingswind,
in allen Farben, gelb und rot und blau,
Farbtupfer in dem allgemeinen Grau.

Ich öffnete die Augen, schwer von Wirklichkeit,
für diese Schönheit, diesen Glanz noch nicht bereit.
Ein kurzes Zögern, aber dann begann
Verzauberung und Staunen irgendwann.

So zart, so leicht. so unbeschwert und froh,
ein Zauberwesen aus dem Nirgendwo,
von aller Schwerkraft, aller Last befreit,
beinahe taumelnd vor Glückseligkeit.

Obwohl er plötzlich meinem Blick entschwand
und ich ihn suchte, doch nicht fand,
blieb etwas von dem Traum in mir zurück,
ein Hoffnungsstrahl, ein Hauch von Glück.

Ich fühlte mich verwandelt und berührt,
in eine andre, höhre, schöne Welt entführt.
Die Wirklichkeit war schwer und grau und trist.
Mich aber hatte eine Fee geküsst.

Trotzdem



Du siehtst etwas aber nicht alles
ich sehe etwas aber nicht alles
zusammen sehen wir mehr

Du hörst etwas aber nicht alles
ich höre etwas aber nicht alles
zusammen hören wir mehr

Du weißt etwas aber nicht alles
ich weiß etwas aber nicht alles
zusammen wissen wir mehr

Du bist einsam
ich bin einsam
zusammen endet die Einsamkeit

Du hast deine Erfahrungen gemacht
ich habe meine Erfahrungen gemacht
zusammen machen wir deine, meine, unsere Erfahrungen

Du bist du
ich bin ich
du bleibst du
ich bleibe ich

trotzdem werden du und ich – wir

Schatten




Ein Schatten bin ich, abgewandt dem Licht,
ein letzter Seufzer vor dem Sterben;
ein nie vollendetes Gedicht,
ein Tongefäß in tausend Scherben.

Ein Schatten bin ich, ohne Fleisch und Blut,
versteinert in Erinnerungen;
verwelkter Glanz, verloschne Glut;
Musik, für alle Zeit verklungen.

Ein Schatten bin ich, abgewandt dem Licht,
das Tor der Hoffnung zugeschlagen.
Was trägt? Was bleibt? Was hat Gewicht?
Nur Fragen, Fragen, Fragen, Fragen …

Fragezeichen




Liebe ? Fragezeichen
Liebe ! Ausrufezeichen
Liebe im Mondenschein
Liebe mit Pauken und Trompeten

Liebe zu Dingen
Liebe zu Menschen
Liebe zu sich selbst
Liebe zu dir

Einfach nur
Liebe

Loreley




Brigitte, wie dein Name klingt,
wie alles springt und schwingt und singt
mit Geigen, Flöten und Schalmei
so wie bei Heines Loreley.
Du gleichst der Nymphe dort am Rhein:
Verführerisch, doch so gemein.
Du kannst mich stets verzaubert machen
wie jene auf dem Fels des Drachen,
die, wie so viele Frauen fies,
verliebte Männer scheitern ließ,
die sehnsuchtsvoll nach oben kucken -
und zwar ganz ohne Wimpernzucken.
Ihr Kahn, ihr Halt, ihr Sein zerschellen,
und sie versinken in den Wellen
von Liebessehnsucht überrollt.
Das Weib da oben hat´s gewollt.
Sie reibt sich schadenfroh die Hände,
und traurig geht die Mär zu Ende
gemäß dem Loreleygedicht.
Er wollte gern, sie wollte nicht.
Soweit das Fazit aus dem leben,
es sollte dir zu denken geben.

Einsames Erwachen


Du hast mich plötzlich ohne Warnung überfallen,
als ich nichts ahnte und nicht vorbereitet war.
Zwei Menschen, die frontal zusammenprallen,
die sich begegnen, rätselhaft und wunderbar.

Ich habe mich dir ohne Zögern hingegeben,
du schienst ein Traum zu sein, der sich erfüllen kann.
Der ewig neue Traum von Liebe und von Leben,
der lebenslange Traum des Glücks von Frau und Mann.

Du schienst so überschwänglich, strahlend, überlegen,
im Grunde unerreichbar, doch begehrenswert.
Gerade deshalb wollt ich tatendurstig und verwegen
für immer halten, was das Schicksal mir beschert.

Für dich hätt ich gekämpft mit grimmen Drachen,
für dich hätt ich ein unbekanntes Land entdeckt.
Dich hätte ich voll Trotz befreit aus Todes Rachen,
für unser Glück wär ich vor nichts zurückgeschreckt.

Dir wollte ich die ganze Welt zu Füßen legen,
sogar den Himmel hatte ich für uns bereit.
Dich wollte ich wie eine rote Rose hegen,
dir nahe sein in Gegenwart und Ewigkeit.

Doch diese bunte Gegenwart war bald zu Ende,
die Blütenpracht erstarb in einer kalten Nacht.
Leer ist mein Blick, und leer sind meine Hände,
denn einsam und verloren bin ich aufgewacht.

Herbst der Liebe


Ein Sommer voller Glut - nun wird er schwächer.
Sturm tobt durch leere Straßen, heult um Dächer -
Vernichtung, Ohnmacht, Trauer und Gewalt.
Die Nächte werden länger, es wird kalt.

Zugvögel auf dem langen Weg nach Süden.
Sie haben sich zu Flug und Flucht entschieden,
denn wenn sie bleiben, werden sie bedroht
von Schnee und Frost, von Hunger und von Tod.

Ahorn und Birken sind bereit zu sterben.
Ihr Alltagsgrün beginnt sich zu verfärben
in golden-gelbe, feuerrote Pracht
der Tod als Rausch im Angesicht der Nacht.

Ich selber, soll ich fliegen oder bleiben?
Verharren oder auch gen Süden treiben,
wo Wärme wartet, Leben und Gefühl,
wo alles Licht ist, Leichtigkeit und Spiel?

Ich bin ein Kranich mit gebrochnen Schwingen,
kann nicht mehr fliegen, kann vielleicht noch singen
den letzten sehnsuchtsvollen Sterbesang.
Dann wird es Winter, unerbittlich lang.

Dann wird mich Äußeres nicht mehr berühren,
dann werd ich weder Schmerz noch Liebe spüren.
Ich werde tot sein für die Welt und dich,
und du wirst frei sein, unabänderlich.

Noch einmal flammt mein Lied in tausend Farben.
Schon rinnt mein Blut aus unverheilten Narben.
Ein rauher Herbstwind klagt erschauernd hohl.
Geliebte, dir ein letztes Lebewohl.

Karussel



Ein Mensch, genau gesagt, ein Mann,
gerät durch Zufall in den Bann
von einem anderen, genau,
der Leser rät es, einer Frau.
Er liebt sie, sie ihn aber nicht,
und während ihm das Herze bricht,
weil er sie nicht erobern kann,
liebt sie längst einen andern Mann.
Sie liebt ihn schwärmerisch und heiß,
doch jener Kerl, obwohl er´s weiß,
verehrt, so die Bestandsaufnahme,
der Leser rät es, eine Dame,
die, wenn man sie moralisch misst,
wahrscheinlich keine Dame ist,
so eine echte Modepuppe,
doch das ist ihm zur Zeit ganz schnuppe.
Er liebt sie heiß und schwärmerisch,
sowie der Angler einen Fisch.
Doch sie, obwohl sie alles weiß,
bleibt tiefgekühlt wie Himbereis,
indem sie ihn beiseiteschiebt
und einen andern Schnösel liebt.
Der wiederum, der Leser rät es,
verzichtet darauf und verschmäht es.

Und weiter dreht sich rasend schnell
das Lebensliebeskarussel,
und alle lieben in die Leere,
obwohl es gar nicht nötig wäre.

Für jeden, den Verwirrung packt,
sei eingeräumt, es ist vertrackt,
wenn Menschen, wie vom Wahn getrieben,
gezielt am Ziel vorüberlieben,
statt dass man dem den Vorzug gibt,
der einen heiß und innig liebt.
Unfassbar ist´s und tut oft weh
vom Scheitel bis zum großen Zeh.

Moral? Sie findet hier nicht statt,
weil die Geschichte keine hat.
Der enge Wirklichkeitsbezug
ist ärgerlich und trist genug.

Gegenseitig




Manchmal bin ich müde, verschlossen, traurig, undankbar, verbittert, vorwurfsvoll, blind. Es überkommt mich irgendwie. Ich möchte es nicht sein. Ich wehre mich dagegen. Aber ich schaffe es nicht, über meinen Schatten zu springen.

Bist du anders? Bist du stärker? Kannst du dich besser beherrschen? Hast du weniger Fehler? Nach menschlichem Ermessen wohl nicht.

Aber eines kannst du, was ich bei mir selbst nicht schaffe: Du kannst mich verwandeln. Weil es dich gibt, wenn du nahe bist, selbst wenn du woanders bist, geht eine Wirkung von dir aus. Du machst es spannend. Du bringst mich zum Lachen. Du beflügelst meine Phantasie. Du öffnest meine Augen. Du holst mich aus meinem Gefängnis. Du verleihst mir unerklärliche Kräfte.

So einfach ist das: Du kannst für mich tun, was ich nicht tun kann.

Frage: Wäre es nicht möglich, dass auch ich etwas für dich tun kann, was du selbst nicht kannst?

Gestern



gestern
habe ich mich in meinem Schneckenhaus verkrochen
habe ich ins Leere gestarrt
bin ich geflohen vor mir selbst
war der Tod mein ständiger Begleiter

heute
komme ich ab und zu nach draußen
entdecke ich Farben, Formen, Düfte
wage ich Widerspruch
suche ich Zeichen des Lebens

morgen
werde ich neugierig nach vorn schauen
will ich neue Welten schaffen
werde ich selbstbewusst ja zu mir sagen
will ich leben

gestern
ich

heute
du

morgen
wir

Sehnsucht


Unheimlich scheint´s, beinah verhext,
die Sehnsucht in mir wächst und wächst.
und zieht mich ständig zu dir hin
mit allem, was ich fühl und bin.

Was ich auch tu, dir zu entfliehn,
stets sind da neue Phantasien.
Du schleichst dich unaufhörlich ein,
Ich kann mich nicht von dir befrein.

Es geht nicht, flüstert der Verstand,
das, was du willst, ist überspannt,
teils Dummheit, teils Vermessenheit.
Du willst zu viel und gehst zu weit.

Doch hilft kein Trick, kein Argument,
die Sehnsucht tobt und wühlt und brennt
Ich bin zutiefst von dir besessen
und kann dich einfach nicht vergessen.

Ich weiß, du kannst mir alles geben,
Erfüllung, Zukunft, Stärke, Leben.
Du bist die Frau, du, Linda, du.
Du regst mich an, du gibst mir Ruh.

Folg deinem eignen inn´ren Trieb:
Vergiss mich nicht, behalt mich lieb.
Wohin uns auch die Winde treiben,
komm, lass uns beieinander bleiben!

Freude




Freude

über dich mit dir durch dich

dein Lachen lockt
deine Nähe wärmt
dein Vertrauen stärkt

Freude

meine Seele jubelt
meine Füße tanzen
mein Blick leuchtet

Freude

über dich mit dir durch dich

Freude

Jeder Tropfen Blut


Lukrezia, wo immer ich auch bin,
du bist in meinem Blut, in meinem Sinn,
in meinem Innersten und unter meiner Haut,
bist tief in mir, schon wenn der Morgen graut,
du bist in mir am Abend, in der Nacht,
wenn sich der Wunsch nach dir vertausendfacht,
in mir, wenn träge die Minuten rinnen,
wenn immer neue Stunden Raum gewinnen.
Du bist in mir, wenn die Gedanken schweifen,
wenn neue Pläne und Entschlüsse reifen.
Selbst wenn ich nicht mehr denke, bist du da,
bist irgendwie und unerklärbar nah.
Du hast mein Denken überwältigt und besetzt,
in mein Gefühl hast du dich eingeätzt.
Doch wenig später greife ich ins Leere,
als ob da lediglich ein Schatten wäre,
ein Hirngespinst, ein Nebelhauch, ein Nichts.
Wenn jemals etwas existierte, dann zerbricht`s.
Es schwankt der Boden unter meinen Füßen,
Gewissheiten und Hoffnungen zerfließen.
Du öffnest dich, verschließt dich, öffnest dich,
du lachst, kommst nah, lässt mich im Stich.
Ich ruf nach dir, ich schreie laut, ich weine,
fühl mich mit dir vereint, darauf alleine,
spür deine weiche Haut mit meinen Händen
und deine Wärme sich in mir verschwenden,
wenn du ganz eng an meiner Seite liegst,
und dich voll Lust und Sehnsucht an mich schmiegst.
Du singst und tanzt, du schwingst und schwebst in mir,
so dass ich fast das Gleichgewicht verlier.
Du tönst in mir in tausend Melodien.
Ich kann, Lukrezia, dir nicht entfliehn.

Herz




Das Herz,
- nichts als ein Muskel,
der das Blut im Körper verteilt?
Nein, Mittelpunkt des Lebens,
Ursprung der Bewegung,
Brunnen der Liebe.

Dein Herz,
- nichts als ein Stein?
Eine verfallene Ruine? Ein dunkles Loch?
Spürst Du eigentlich, dass es klopft?
Hörst Du, dass es manchmal schneller schlägt,
vor Erwartung und Sehnsucht,
weil jemand zu Dir sagt:
Ich liebe Dich?

Mein Herz,
- stummes Inferno,
durch das ewig die Schatten irren?
Grab der Erinnerungen?
Labyrinth von Albträumen?
Gefängnis ohne Türen und Fenster?

Unsere Herzen,
- lass sie werden,
wozu sie geschaffen sind:
Brücke zwischen uns beiden.
Garten der Träume,
Paradies der Hoffnung.

Treue



Wie schön, dass es die Liebe gibt.
Ich liebe, und ich werd´ geliebt.
Als alles stand in Saft und Kraft,
da liebten wir voll Leidenschaft,
und daraus wurde mit der Zeit
Zuneigung, Achtung, Zärtlichkeit.
Wir liebten anders nun und reifer,
doch stets noch mit demselben Eifer,
nicht mehr so heiß und überschwänglich,
mehr für den anderen empfänglich,
darauf bedacht, ihm gut zu tun
und gegen Eitelkeit immun.

Ich dank dir; Herr, für diese Gabe,
dass ich solch einen Partner habe,
auf den ich mich verlassen kann,
seit unsre Partnerschaft begann,
und der selbst keinen Zweifel lässt,
dass er mich liebt hat, treu und fest.

Lass du uns noch ein Weilchen leben
und dann als Engel weiterschweben.

Liebe im Alter



Wer älter wird, wie alt auch immer,
ob Mannsbild oder Frauenzimmer,
ist dadurch, wie alt er auch sei,
nicht automatisch fehlerfrei.
Egal, wie alt, egal, wie klug,
nie wird er wirklich klug genug.
Es bleibt ein Rest von Unverstand,
ihm selbst oft peinlich und genant.
Er scheint nicht weiser als vorher –
zum Lachen, wenn´s nicht traurig wär.
Das gilt für dies und gilt für das,
im Zweifelsfall besonders krass,
oft in Verbindung mit Gefühlen.
Dann sitzt er zwischen allen Stühlen.
Die Analyse lautet schlicht:
Das Alter schützt vor Liebe nicht.
Zwar schützt es auch vor anderm nicht,
was über ihm zusammenbricht,
wie Glatze, Enkeln, Hämorhoiden,
Jähzorn, Vergesslichkeit, Ermüden,
vor Freuden-, Wut- und Schmerzenstränen,
Gewissensbissen, Weisheitszähnen -
obwohl es ganz besonders zischt,
wird er von Amors Pfeil erwischt.
Wer jung ist und der Liebe fröhnt,
wird meist beneidet, nicht verhöhnt.
Wer sich im Alter noch verliebt,
hört leider, dass es bei ihm piept.
Er sei plemplem und hirnverbrannt,
meschugge, wohl nicht bei Verstand,
im Oberstübchen nicht ganz richtig,
ein geiler Bock, vergnügungssüchtig,
bei dem die inn´re Uhr falsch tickt,
der geisteskrank sei und verrückt,
mit andern Worten nicht normal,
reif für das Psychohospital.
Die Rederei gefällt ihm nicht.
Sie ärgert, wurmt und kränkt ihn schlicht.
Was kümmert´s irgendwelche Leute,
dazu in einer Zeit wie heute,
wen er verehrt, wann oder wie,
die oder den, ihn oder sie?
Sie soll´n doch, statt sich aufzuregen,
vor ihrer eignen Haustür fegen,
wo jeder fast im Schmutz versinkt,
der meilenweit gen Himmel stinkt.
Wer alt ist und noch nicht gestorben,
hat andrerseits vielleicht erworben,
was junge Leute gar nicht haben,
die sorglos durch das Leben traben:
Er übt und zeigt Gelassenheit,
die ihn von Menschenfurcht befreit,
schaut lächelnd andern ins Gesicht:
Was ihr auch denkt, mich kümmert´s nicht.
Mir ist´s egal, bleib froh und munter.
Rutscht mir den Puckel rauf und runter!
Beschwert euch laut, empört euch still –
Ich liebe, wen und wann ich will.

Trist und leer




Es ist ein gern geübter Brauch,
der früher galt und heute auch,
dass viele Männer sich beweiben,
damit sie nicht alleine bleiben.
Wer nämlich eine Frau vermisst,
fühlt sich verlassen, leer und trist;
er gammelt ohne Lebenssinn
und ohne Freude vor sich hin.
Er ist wie Frühling ohne Flieder,
ein Vogel ohne sein Gefieder,
wie Schinken ohne leckren Duft,
ein Kriminalfilm ohne Schuft,
ein Imker ohne Honigbienen,
ein Eisenbahnzug ohne Schienen;
wie eine Rose ohne Stiel,
der Filmstar ohne Sex-Appeal;
Mallorca ohne seine Sonne,
Diogenes ganz ohne Tonne,
mit andern Worten, ohne Frau
ist alles traurig, grau und flau.
Der Mann ist einfach unvollständig;
Es fehlt, was unbedingt notwendig:
Dem Wiener Schnitzel die Gewürze,
dem Meisterkoch die weiße Schürze,
dem Haifisch seine scharfen Zähne,
dem Lehnstuhl die bequeme Lehne,
dem Bauern Pferde, Kühe, Schweine,
dem Millionär die großen Scheine,
dem Neugebor´nen die Mama
und Romeo die Julia.
Sie ist das Segel, das ihn treibt,
die Karte, die den Kurs beschreibt,
der Heimathafen für sein Boot,
der Rettungsring, wenn Scheitern droht,
der Funkkontakt, wenn alles schweigt,
der Leuchtturm, der die Richtung zeigt,
der Seemannssack mit allem drin,
was ihn begleitet sonst wohin,
die Koje, wo er sicher ruht
umgeben von der Meeresflut.
Nun aber ist es, wie es ist:
Eintönig, öde, leer und trist.

Für Brigitte



Brigitte, mir bekannt und unbekannt,
als du mich anriefst, habe ich gebrannt.
Du hast den leeren Raum in mir entdeckt,
hast mich zu Lust und Leidenschaft erweckt.

Brigitte, mir bekannt und unbekannt,
wer oder was hat dich zu mir gesandt?
Du kamst zu mir aus einer fernen Welt
und hast, was dunkel war in mir, erhellt.

Brigitte, mir bekannt und unbekannt,
mit Leichtigkeit hast du mich überrannt.
Mein Zögern, meine Zweifel war´n vorbei.
Ich fühlte mich so ungehemmt und frei.

Brigitte, mir bekannt und unbekannt,
wir sind verschieden, doch wir sind verwandt.
Ich spüre meinen Puls, der schneller schlägt
und wie sich längst Erstarrtes neu bewegt.

Brigitte, mir bekannt und unbekannt,
ich bin so froh, dass ich dich endlich fand.
Noch kann ich das Gescheh´ne nicht verstehn.
Was bleibt zurück? Wie soll es weitergehn?

Liebe und Leben





Liebe will Leben
Liebe schafft Leben
Liebe ist Leben

Liebe
ist Anfang, Mitte, Ziel des Lebens

Ohne Liebe
ist Leben - tot

Für L





Wer bist du, Linda, sag mir, wer?
Du machst mich leicht, du machst mich schwer;
du machst mich groß, du machst mich klein,
du bist mein Sehnen und mein Sein.
Du bist tief unter meiner Haut,
sobald ein neuer Morgen graut.
Du tust mir gut und tust mir weh,
bis ich am Abend schlafen geh.
Du strömst durch mich so wie mein Blut,
verbrennst mein Herz mit Feuersglut,
bist gegenwärtig wie die Luft,
umfächelst mich wie Rosenduft,
bist Blitz und Donner im Gewitter,
schmeckst honigsüß und gallenbitter,
bist wie der Bach, der plätschernd rinnt,
wehst lockend wie der Frühlingswind.
Du bist voll Energie und Kraft,
dann manchmal auch so launenhaft;
deutlich geprägt im Wesentlichen,
und doch bestimmt von Widersprüchen.
Du reizt und peitscht all meine Sinne,
ich bin dein Sklave, ich gewinne,
bin voller Trauer, voll von Glück,
beschwingt für einen Augenblick,
dann möchte ich fliehen, fluchen, weinen.
Mein Herz beginnt, sich zu versteinen.
Ich fühl mich schwankend, nutzlos, leer.
Wer bist du, Linda, sag mir wer?

Vergiss mich nicht





Brigitte, du hast mich gefangen,
ich bin dir auf den Leim gegangen.
Obwohl du ´s sicher nicht gewollt,
hast du mich einfach überrollt,
hast mich durch deinen Charm gewonnen.
Du strahlst noch mehr als tausend Sonnen,
du leuchtest sanft wie Mondenschein,
dringst so in meine Seele ein.
Du rührst mich an im tiefsten Kern,
du bist mir nah, bist du auch fern.
Dein Reiz erregt mich, und zugleich
entspannst du mich und machst mich weich.
Du bist wie milder Frühlingshauch,
doch wie Gewitter bist du auch.
Bist wie die Rose, blutig rot,
wie Feuer, das im Dunkel loht,
bist wie ein endlos weites Meer
und wie die Luft rings um mich her.
Wie Sekt durchflutest du mein Blut.
Du tust mir weh und tust mir gut.
Ich bin der Ton in deinen Händen,
du kannst mich formen und vollenden.
Du fesselst mich, und du befreist
mehr, als du ahnen kannst und weißt.
Drum, Biggi, schrieb ich dies Gedicht –
Vergiss mich heut und morgen nicht!

Wirklichkeit - Möglichkeit





Wirklichkeit
Du und ich weit voneinander getrennt
du dort
ich hier
du allein
ich allein
du und ich jeder für sich

Möglichleit
Du möchtest sein, wo ich bin
ich möchte sein, wo du bist
du bist dort, ich bin dort
ich bin hier, du bist hier
du bist, wo ich bin
ich bin, wo du bist

Ehemenü



für ein frisch verheiratetes Paar

Der Ehealltag, der (leider) irgendwann nach den Flitterwochen das Leben zu beherrschen und oft zu ersticken droht, braucht wie der Körper regelmäßige und gesunde Nahrung, damit die Familienrelation wachsen, blühen und gedeihen kann. Auch hier gilt: Von nichts kommt nichts. Und wie auch sonst gilt: Es gibt einige Grundnahrungsmittel, die notwendig sind, auch wenn sie nicht besonders schmecken, und es gibt jene leckeren Delikatessen für die Höhepunkte, aus denen Erneuerung, Mut, Farbe, Hoffnungen, schöne Erinnerungen, vielleicht sogar Leidenschaft erwachsen.

Grundbestandteile:
Vertrauen, Respekt, Großzügigkeit, Kompromissbereitschaft, Treue, Geduld, Toleranz, Deutlichkeit, Verzeihenkönnen, Offenheit, Neugier, Phantasie.

Wichtige Vitamine, leckere Gewürze
Ein Blumenstrauß, ein Anruf zwischendurch, eine Einladung zu einem Glas Wein, lächeln, laut zusammen lachen, Zärtlichkeit.
Ganz einfache Sätze wie: Ich liebe dich (auch mehrmals hintereinander oder häufiger am Tag), bitte, danke, guten Morgen, gute Nacht, das hast du gut gemacht, ich habe eine Überraschung für dich ..., wir wollen uns den ganzen Sonntag Zeit füreinander nehmen, es tut mit leid, dass ..., was sagst du denn dazu?, ich werde heute Staub saugen, wollen wir nicht mal ..., rate, was ich dir mitgebracht habe.


Diese Mischung, appetitlich und abwechslungsreich serviert, schmeckt 24 Stunden am Tag und nährt 365 Tage im Jahr und hat außerdem zwei riesige Vorteile: Die Zutaten sind sozusagen gratis und die besten Voraussetzungen, um mindestens die goldene Hochzeit zu erreichen, so dass es dann wie im Märchen mit dem Happy End heißt: Wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute – zusammen.

Lieben - geliebt werden



Ein Gedicht möchte ich dir schreiben
in leuchtenden Bildern und vollendeter Sprache,
ein Gedicht, das erklärt, das singt, das jubelt –
aber mir fehlen die Worte.

Ein Gedicht möchte ich dir schreiben,
inspiriert von den größten Dichtern der Welt,
von Bildhauern, Malern, Philosophen –
aber mir fehlen die Worte.

Ein Gedicht möchte ich dir schreiben
von meinen Gedanken, Gefühlen, Erlebnissen,
von Erschütterung, Taumel, Ekstase -
aber mir fehlen die Worte.

Ein Gedicht möchte ich dir schreiben
von deiner Schönheit und deiner Tiefe,
deiner Hingabe, Zärtlichkeit und Glut -
aber mir fehlen die Worte.

Ein Gedicht möchte ich dir schreiben –
Nein, kein Gedicht, keine Information, keine Analyse.
Lieben will ich dich einfach -
und geliebt werden von dir.


Zusammen




Zusammen sein mit dir in der Sonne,
zusammen sein mit dir bei Regen,
zusammen sein am Morgen,
zusammen in der Nacht.

Zusammen sein mit dir im Glück,
zusammen sein mit dir im Leid,
zusammen sein in Harmonie,
zusammen im Streit.

Allein sein und doch nicht allein,
dir fern sein und trotzdem nah,
wissen, das du mich liebst,
deine Liebe spüren mit allen Sinnen.

Die Abstände überwinden zwischen uns,
Vertrauen und Nähe lernen,
Getrenntes vereinen,
Renata und Christoph.

Von dir Abschied nehmen voll Schmerz,
mit dir sich vereinen voll Lust,
sich suchen und finden -
ich dich und du mich.

Impressum

Texte: Christoph Hartlieb
Tag der Veröffentlichung: 15.05.2012

Alle Rechte vorbehalten

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